Fragen Sie Ihren Arzt

EDITORIAL Dr. med. Antonius Pollmann Präsident des ZÄN Fragen Sie Ihren Arzt Ich hatte kürzlich ein interessantes Erlebnis in einer Apotheke. Beiläuf...
Author: Erika Schräder
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EDITORIAL Dr. med. Antonius Pollmann Präsident des ZÄN

Fragen Sie Ihren Arzt Ich hatte kürzlich ein interessantes Erlebnis in einer Apotheke. Beiläufig sah und hörte ich, wie eine mollige junge Frau ein, wie sie berichtete, eindrucksvoll ihr über Nacht geschwollenes Bein präsentierte und bei der jungen PTA („Fragen Sie Ihren Apotheker!“) Rat suchte. Ob es denn etwas Schlimmes sein könne? Sicher nicht, lautete die überzeugte Antwort der jungen Frau (dem Reinen ist alles rein) nach einem kurzen Blick über den Tresen. Aber da hätten wir etwas für Sie … Mit meiner Einmischung “Wissen Sie, zufällig bin ich Arzt, das könnte auch eine Thrombose sein. Gehen Sie doch bitte mal zu dem Venenspezialisten im zweiten Stock“, habe ich mir prompt den gerechten Zorn der PTA zugezogen, die um ein Haar zwei Kühlgels und eine Packung Salbe verkauft hätte. Was mich das denn anginge? Sie habe immerhin eine Allergie-Beratungs-Schulung gemacht, und das sei doch wohl klar ein Insektenstich gewesen! Nun, auch die Stiftung Warentest machte im August 2004 überwiegend mäßige bis schlechte Erfahrungen bei den Beratungen in ihrem Apothekentest, und mein kleines Erlebnis trug nicht dazu bei, diesen Eindruck zu entkräften. Blutdruckmessung, Blutzuckerbestimmung, Cholesterintest, Knochendichtemessung und umweltmedizinische Analysen – gibt es alles in der Apotheke, Reiseberatung, Impfberatung und Sauerstofftherapie ebenso. Apotheker können mit offiziellen Zusatzbezeichnungen werben, wie zum Beispiel Gesundheitsberatung, Ernährungsberatung, Pflegeversorgung, Lehrtätigkeit, onkologische Pharmazie, Homöopathie und Naturheilkunde. Sie sind erstaunt? Waren nicht Blutanalysen und medizinische Beratungen einst ureigenste Tätigkeitsfelder des Arztes? Doch schon seit langem dringen Apotheker in den Bereich ärztlicher Leistungen vor. Jetzt ist „eine neue Dimension apothekerlicher Versorgung eröffnet“, indem zwischen dem Deutschen Apothekerverband und der Barmer eine bundesweite Kooperationsvereinbarung beschlossen wurde: die „Barmer Service Apotheke“. Sie bietet Arznei-Ser-

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vice, Bonus-Service, Check-up-Service, Home-Service etc. Der Arznei-Service verbessert für den Apotheker, EDV-gestützt, die Beratung über die gesamte Medikation des Patienten, insbesondere über Wechsel- und Nebenwirkungen. Nur, wie kann ein Apotheker beurteilen, welche Medikamente der Patient braucht, wie er sie dosiert und welche Arzneimittel entbehrlich sind, ohne die Befunde zu kennen? Wird damit nicht die hausarztzentrierte Versorgung ad absurdum geführt? Mit dem Bonus-Service erhalten Barmerversicherte übrigens dann einen Rabatt u.a. für apothekenübliche Waren wie etwa medizinische Tees, Bäder und Pflegemittel (ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt). Und im Check-up-Service bekommen Barmerversicherte sogar Messungen (z.B. Blutzucker- und Cholesterinbestimmung) preisgünstig angeboten. Heißt das Motto der Zukunft: Meide den Arzt und geh besser gleich zum Apotheker? Es scheint die aktuelle Tendenz in der Gesundheitspolitik zu sein, die Honorierung ärztlicher Leistungen in der Patientenversorgung immer weiter zu budgetieren und zu reglementieren, ohne jedoch dabei den profitablen Konsum von Arzneimitteln zu gefährden. Auch die Industrie setzt auf den Handverkauf in den Apotheken, wie es der Blick in die abendlichen Werbeblöcke deutlich zeigt. Den Politikern scheint alles Recht zu sein, was keine unmittelbaren Kosten in den GKVen verursacht. Dabei wird außer acht gelassen, dass die Götter eigentlich vor die Therapie eine Diagnose gestellt haben, und der Apotheker von seiner Ausbildung her weder qualifiziert noch juristisch befugt ist, eine solche zu stellen. Müssen wir jetzt schon so sparen, dass der medizinische Fortschritt die Wegrationalisierung des nicht operativ tätigen Arztes beinhaltet? Wer denkt an die Risken, wo bleibt die vielberufene Qualitätssicherung? Wenn Apotheker immer mehr ärztliche Leistungen anbieten, muss man natürlich die ketzerische Frage stellen: Warum dürfen Ärzte nicht auch Medikamente verkaufen, wie es in anderen Ländern gang und gebe

EDITORIAL

ist? Die Apothekenpflicht für OTC-Präparate entbehrt mittlerweile jeglicher Grundlage, seitdem diese Präparate auch über das Internet und ohne Beratung von jedem Patienten erworben werden können. Mit und ohne Beratung gibt es Phytotherapeutika, die nicht als Arzneimittel zugelassen sind, allenthalben in Drogerien, Reformhäusern, Bioläden und Supermärkten. Auch hier wäre eigentlich eine verantwortungsvolle Beratung sinnvoll, zur Indikationsstellung, zur Beachtung von Wechselund Nebenwirkungen, zu Fragen der Dosierung und Therapiedauer und vor allem, zum Verlauf und eventuellen Kontrollmaßnahmen. Da ist der Patient in der Arztpraxis doch immer noch besser aufgehoben als in der Apotheke, im Internet oder im Supermarkt. Wäre es nicht an der Zeit, konsequent die Kompetenz des Arztes anzuerkennen und angesichts der Öffnung des Gesundheitsmarktes, dem Arzt das Dispersionsrecht für nichtverschreibungspflichtige Arzneimittel zuzugestehen? Rund 50 Prozent der in Apotheken verkauften Arzneimittel sind nicht verschreibungspflichtig; damit steht ein OTC-Markt mit einem Volumen von 6,6 Mrd. Euro zur Disposition. Auch die Apotheken haben durch die Gesundheitsreform Nachteile in Kauf nehmen müssen und suchen nun nach kreativen Lösungen, allerdings beschränken sie sich nicht allein auf die Erweiterung ihres Verkaufsangebotes und zeigen dabei oft keinerlei Zurückhaltung, in den ärztlichen Tätigkeitsbereich einzudringen und fragwürdige Kooperationsvereinbarungen mit Krankenkassen zu schließen. Ein Interessenkonflikt zwischen Arzt und Apotheker scheint bei dem stetigen Vordringen der Apotheker in den ärztlichen Bereich unvermeidlich. Bisher verhielten sich die Ärzte eher defensiv, wäre nicht endlich ein offensiveres Standesbewusstsein angebracht? Auf politischer Ebene wäre die Aufhebung der Apothekenpflicht für Phytopharmaka und das Dispersionsrecht für Ärzte sicherlich noch nicht durchsetzbar, auch wenn es in anderen Ländern keine Apothekenpflicht für Arzneimittel gibt und Ärzte das Dispersionsrecht haben. Auf juristischer Ebene über das Bundesverfassungs-

gericht oder den Europäischen Gerichtshof wäre es vermutlich leichter möglich, den freien Warenverkehr nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel auch für die Arztpraxis zuzulassen. Der einfachste Weg wäre jedoch, wenn die Industrie dem Arzt freiverkäufliche Medikamente zur Verfügung stellen würde, die nicht der Apothekenpflicht unterliegen. Wenn sie nach wissenschaftlichen Standards hergestellt werden, könnten sie als hochwertige, rezeptfreie Arzneimittel auch vom Arzt abgegeben werden. Schon jetzt ist die Existenz einiger Arztpraxen nur durch schlecht- und unbezahlte Mehrleistung, Privatpatienten und IGLAngeboten gesichert. Ein Arzt, der vorwiegend Naturarzneimittel einsetzt, verordnet ja überwiegend nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel. In einigen Arztpraxen werden schon durch eine separierte GmbH oder ähnliche Modelle so genannte Lebensmittelergänzungsprodukte und Wellnessprodukte angeboten. Warum nicht auch echte Medizin? Tierärzte verfügen schon immer über das Dispersionsrecht und auch die Zahnärzte verkaufen den Patienten den Zahnersatz selbst. Naturheilverfahren und Regulationsmedizin, Phytotherapie, Homöopathie und weitere Naturarzneimittel würden dann in den Arztpraxen wieder mehr Bedeutung erlangen. Wertvolle, im Apothekenhandverkauf wenig gebräuchliche Arzneimittel könnten für die ärztliche Behandlung erhalten bleiben. Die Beratung des Arztes ist sicherlich die qualifizierteste, denn der Arzt hat schließlich eine Anamnese erhoben, den Patienten untersucht und eine Diagnose gestellt. Die hier vorgestellten Gedanken können eine neue Dimension ärztlicher Versorgung eröffnen. Derzeit verwischen allenthalben die Grenzen der Marktsegmente, der Busfahrer verkauft auch Tageszeitungen, der Bäcker hat auch Wein, Aldi bietet Computer an, Tschibo vertreibt alles Mögliche und der Apotheker führt die medizinische Reiseberatung durch. Insofern ist die Medikamentenabgabe in der Arztpraxis durchaus einen Gedanken wert. Dr. Antonius Pollmann

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Inhalt

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Praxis

10 Jahre Arbeitskreis Homöopathie

Wüstenpflanze gegen Krebs 556

Das Wissen über Homöopathie bzw. homöopathische Arzneimittel wird schon seit vielen Jahren im ZÄN gelehrt und an interessierte Ärzte weitergegeben. Vor 10 Jahren übernahmen Dr. Olaf Richter und Dr. Michael Hadulla die Leitung des Arbeitskreises Homöopathie – mit großer Begeisterung und großem Erfolg. Wir sprachen mit Dr. Richter über seine persönlichen Erfahrungen, Wünsche und Ziele in Zusammenhang mit der Fortbildung Homöopathie in Freudenstadt.

Magnesium senkt das Risiko einer diabetischen Retinopathie 556 Interview mit Dr. med. Olaf Richter: 10 Jahre Homöopathischer Arbeitskreis im ZÄN 558

Leitlinien Ganzheitsmedizinische Leitlinie für Diabetes mellitus Typ 2 562

Titelthema

562 Leitlinien plus* Leitlinien gehören schon seit Jahren zum medizinischen Alltag. Sie werden als Entscheidungshilfen verstanden, die dem Arzt einen individuellen, therapeutischen Spielraum lassen. Allerdings stellt der sog. „Handlungskorridor“, in dem in bestimmten Einzelfällen von den Leitlinien abgewichen werden kann, nicht selten auch eine bedenkliche Einschränkung des ärztlichen Handelns dar; insbesondere dann, wenn es um naturheilkundliche Methoden geht. Aus diesem Grund hat der ZÄN jetzt die vorliegende Leitlinie Diabetes mellitus Typ 2 mit den diagnostischen und therapeutischen Methoden der Naturheilverfahren und Regulationsmedizin ergänzt.

M. Schreiber und U. Peters: Von der Tradition zur Innovation 50 Jahre Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologische Therapie im ZÄN 577

Originalarbeiten M. Adler: Magnetfeldtherapie in der Praxis – die Quantenresonanztherapie als reale und effektive Therapiechance 588 R. M. Ricciardi: Assessment of the Diagnostic Possibilities of Computer-Aided Segment Electrography 594 M. S. Giorgi, T. A. Passet, A. Hinsberger, J. C. T. Carvalho, C. Valentim: In-vitro-Akivität der homöopathischen Arznei Sanguinaria canadensis auf Streptococcus mutans 598 M. O. Nwosu: Herbal Medicine – The Need for Conservation of Biodiversity 602

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Inhalt

Aus dem ZÄN

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Naturheilärzte in ihrer Existenz bedroht 606

50 Jahre Arbeitskreis Mikrobiologische Therapie

In memoriam Dr. med. Otto Bergsmann 607

Die ersten Anfänge der Mikrobiologischen Therapie gehen auf die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurück. Bereits 1922 begann der Bakteriologe Dr. Arthur Becker Tuberkulosekranke mit einer Mischvaccine aus Sputumkeimen zu behandeln. 1948 stieß der Frauenarzt Dr. Hans Peter Rusch dazu. 1954 entstand daraus schließlich der Arbeitskreis für Mikrobiologische Therapie e.V. (AMT) und die Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologische Therapie im Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren (AGMT). Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums haben Dr. M. Schreiber und Dr. Uwe Peters für die Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren einen sehr persönlichen und umfassenden Rückblick verfasst.

13. Bad Meinberger Woche (Programm) 608 EAV – Termine, Kurse, Kongresse 610

Kongressberichte Homöopathisch gegen Schwindel 611

Ernährungstherapie Wie setze ich eine gesunde Ernährung in die Praxis um? 612

Varia ISAF-Einsatz in Afghansitan 617

602 Schutz der Artenvielfalt

BUCHBESPRECHUNGEN KLEINANZEIGEN IMPRESSUM

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Der ZÄN vertritt die Methoden der Naturheilverfahren und die Verfahren seiner angeschlossenen Gesellschaften. In der Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren stellt er darüber hinaus neue Verfahren vor bzw. Anschauungen und Meinungen zur Diskussion.

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Viele Pflanzenarten, die zur Gewinnung bzw. Herstellung von pflanzlichen Arzneimitteln genutzt werden, werden leider nicht sofort wieder aufgestockt und gepflegt. Der Schutz der Artenvielfalt und Verbesserungen der traditionellen Pflanzenmedizin könnten dabei behilflich sein, die Abforstung zu stoppen und den Pflanzenschutz durch Aufforstung und Biotechnologie (z.B. Gewebekultur) zu fördern, so die Überzeugung von Frau Dr. M. Nwosu aus Nigeria.

Praxis

Leserbriefe Ärztezeitschrift 6/2004

Ausnahmeliste – „Feigenblatt der Politik“ Sehr geehrter, lieber Herr Prof. Schilcher, Ihren Beitrag „Feigenblatt der Politik oder Überforderung der Sachkompetenz …“ in der Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren vom Juni dieses Jahres (S. 418-419) habe ich mit großem Interesse gelesen; mit Ihrem Kommentar haben Sie einige der vielen Schwachstellen aufgezeigt, die derzeit im Zusammenhang mit der so genannten Ausnahmeliste diskutiert werden! Leider sind auch viele jener Regelungen, die Sie in Ihrem Beitrag als akzeptabel eingestuft haben, durch eine entsprechende Deutung von Begriffen ausgehebelt worden. Dies lässt sich ganz konkret am Beispiel der palliativen Therapie von malignen Tumoren mit auf Mistellektin standardisierten Viscum-Präparaten zeigen. Durch eine einseitige Deutung des Begriffes „palliativ“ wird vielen Krebspatientinnen und -patienten die Erstattung verweigert. Man betrachtet Palliativtherapie nicht mehr als eine ergänzende Betreuung zur kurativen Behandlung, sondern engt sie auf die unmittelbar präfinale Therapie ein. Damit wird es möglich, vielen Betroffenen, z.B. der großen Gruppe von Frauen im Zustand nach Mammakarzinom, die Erstattung der Misteltherapie zu verweigern, denn sie seien ja nun tumorfrei, die Indikation für eine Palliativtherapie somit nicht gegeben. Woran könnte das liegen? In § 16.4 der Arzneimittelrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (GemBA) sind u.a. als erstattungsfähig aufgeführt „Mistel-Präparate, parenteral, auf Mistellektin standardisiert, nur in der palliativen Therapie von malignen Tumoren zur Verbesserung der Lebensqualität“. Als ältestes der phytotherapeutischen Mistelpräparate ist Eurixor® auf den Gehalt an ML-1 standardisiert und es wird parenteral

verabreicht. Nun gibt es ja bekanntlich zwei Gruppen von Mistelpräparaten, die anthroposophischen und die phytotherapeutischen. In der Roten Liste findet man bei den anthroposophischen Mistelextrakten unter der Rubrik Anwendung den Eintrag „Gemäß der anthroposophischen Therapierichtung“, bei den phytotherapeutischen dagegen „Zur Palliativtherapie im Sinne einer unspezifischen Reiztherapie bei malignen Tumoren“ – man kann also davon ausgehen, dass bei der Erstellung der Ausnahmeliste die Autoren an die phytotherapeutischen Präparate dachten, denn hier wurde der Zulassungstext zitiert und sogar ergänzend die Lebensqualität ins Zentrum gestellt. Anthroposophische und homöopathische Präparate werden davon getrennt in § 16.5 angesprochen. Leider interpretieren manche nun den Begriff „Palliativtherapie“ sehr eng und grenzen ihn auf die Behandlung von Tumorpatienten im Endstadium ein! Das wird jedoch dem Begriff nicht gerecht, auch wenn er oft in dieser eingeschränkten Form gebraucht wird. Der Begriff „Palliation“ kommt von dem lateinischen Verb „palliare“ = mit einem Mantel bedecken, im übertragenen Sinne also Geborgenheit, Schutz und Hilfe geben, im Sinne einer umfassenden Versorgung schwer kranker und sterbender Patienten. Die Betonung liegt in diesem Fall auf „und“! Denn dass ein Tumorpatient schwer krank ist, dürfte wohl niemand bestreiten. Die European Association for Palliative Care (EAPC) als zuständige Fachgesellschaft definiert (Zitat nach Hiddemann, W., Huber, H., Bartram, C.: Die Onkologie, Springer, Berlin 2004) Palliativmedizin als die angemessene medizinische Versorgung von Patienten mit fortgeschrittenen und progredienten Erkrankungen, bei denen die Behandlung auf die Lebensqualität zentriert ist und die eine begrenzte Lebenserwartung haben (obwohl die Lebenserwartung gelegentlich mehrere Jahre betragen kann). Selbstverständlich sind also Tumorpatienten im Endstadium auch eingeschlossen, und dies völlig zu Recht, aber die Definition der Palliativtherapie ist nicht auf sie beschränkt. Im Vademecum Onkologie 2004 (N. Schleucher et al., Hrsg.) findet sich der Satz: „Das Ziel einer palliativen Therapie (lat. pallidum = Mantel) ist die Verlänge-

rung der Überlebenszeit bei nicht heilbaren Patienten sowie die Linderung tumorbedingter Symptome bzw. der Erhalt der Lebensqualität“ (Hervorhebung von mir). Das liest sich nun geradezu wie eine Zusammenfassung der Wirkungen einer Misteltherapie mit Eurixor®, wie sie etwa in der Studie von Schumacher et al. 2002 (Deutsche Z. Onkol. 34: 106-114, 2002) beschrieben sind! Der Medizin-Duden definiert endlich Palliativum als „die Krankheitsbeschwerden linderndes, nicht die Krankheit selbst beseitigendes Arzneimittel (z.B. schmerzstillendes Mittel)“. Somit wurde jeder schon einmal palliativ behandelt! Eurixor® ist somit eigentlich bei Patienten in der onkologischen Nachsorge erstattungsfähig und in vollem Umfang anwendbar. Die tägliche Praxis ist jedoch eine andere: 1. Viele Ärzte wollen sich – begreiflicherweise – die Auseinandersetzung um die Erstattung ersparen und verschreiben die Misteltherapie nur auf dem grünen Rezept. 2. Vielen Patientinnen und Patienten wird die Erstattung der Misteltherapie verweigert, und zwar umfassend. Nun haben wir zwar entsprechendes Argumentationsmaterial für Ärzte bereitgestellt, das man bei uns anfordern kann. Dennoch ist der derzeitige Zustand nicht nur aus der Sicht der Hersteller (Wettbewerbsrecht!), sondern vor allem aus der Sicht der Patienten untragbar, denn bei der derzeitigen Beliebigkeit in der Umsetzung der GemBA-Richtlinien, die so sicher nicht beabsichtigt war, ist m.E. auch der Grundsatz der Gleichbehandlung der Patienten verletzt! Mit freundlichen Grüßen biosyn Arzneimittel GmbH Dr. Günther Stoll, Projektleitung

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.

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Praxis

Wüstenpflanze gegen Krebs US-Expertin: Kreosotbusch könnte Patienten helfen ine seit Jahrhunderten verwendete traditionelle Heilpflanze könnte einen neuen Durchbruch in der Krebsmedizin schaffen. Zu diesem Schluss kommt der Krebsexperte TERRY DAY von der Medical University of South Carolina http://www.musc.edu. Der

E

© Ulrich Katz, Botanischer Garten, Ruhr-Universität Bochum

Kreosotbusch (Larrea divaricata), ein immergrünes Gewächs aus den trockenen Regionen der südwestlichen

USA und Mexikos, verfügt über eine Reihe von interessanten Wirkstoffen. Chaparral, so der lokale Name des Strauches, ist in der traditionellen mexikanischen Heilkunde als Antibiotikum gegen Bakterien, Viren und Parasiten, aber auch gegen Rheuma, Urethritis, Magenbeschwerden, Magengeschwür, Bluthochdruck und Bronchitis in Verwendung. „ChaparralTee wurde als alternatives Krebsmedikament von den späten 50er- bis zu den 70er-Jahren verwendet“, teilt die American Cancer Society mit. Allerdings steht der Tee in Verdacht, zu Leberschäden und sogar zu Hepatitis zu führen. Die American Cancer Society argumentierte, dass das Präparat gegen keine Krankheit wirklich wirksam sei. DAYs Ansatz war allerdings ein neuer: Sein Forschungsteam hat aus dem Pflanzen-Inhaltsstoff Nordihydroguarjaretsäure den Extrakt M4N verwendet und in den Tumor von

Magnesium senkt das Risiko einer diabetischen Retinopathie Metaanalyse belegt inverse Beziehung agnesium ist eines der bedeutendsten Mineralien im menschlichen Organismus. Das zweiwertige Kation Mg2+ ist für die Aktivierung von etwa 300 verschiedenen Enzymen verantwortlich. Auf zellulärer Ebene fördert Magnesium die Quervernetzung zwischen Phospholipid-Molekülen und bewirkt damit eine Stabilisierung von Zellmembranen. Darüber hinaus verhindert Magnesium besonders beim Herzmuskel einen überschießenden Calciumeinstrom in die Zelle. Dieser calciumantagonistische Effekt des Magnesiums schützt die Herzmuskelzelle vor Stress, senkt den kardialen Sauerstoffverbrauch

M

und beugt Herzrhythmusstörungen vor. Weitere wichtige Funktionen von Magnesium sind: die Stimulation der Insulinrezeptoren der Muskelzellen und die Steigerung der Enzymaktivität der Pyruvat-Kinase, eines Enzyms, das u.a. den Abbau der Glukose zu Pyruvat reguliert. Der Gesamtbestand an Magnesium eines Erwachsenen beträgt etwa 24 bis 28 g. Mehr als die Hälfte dieses Magnesiums (etwa 14-17 g) liegen in den Knochen vor. Etwa 60 % des Knochenmagnesiums dienen als kurzfristige Magnesiumspeicher und sind für das Blut und das Gewebe rasch verfügbar. Nur 1 % des Gesamtmagne-

Patienten injiziert. Die Ergebnisse waren insofern viel versprechend, als die lebertoxische Wirkung ausgeschaltet werden konnte. Die Experten konnten bei den Testpersonen, die an unheilbaren, nicht operativ entfernbaren Kopf- und Halskrebs litten, feststellen, dass die Tumore durch den Wirkstoff kleiner wurden. Die Testergebisse, die der Mediziner als viel versprechend tituliert, machen aber weitere und vor allem größer angelegte Studien notwendig, erklärte DAY bei der 6th International Conference on Head and Neck Cancer, die derzeit in Washington stattfindet. Kopf- und Halstumore zählen zu den häufigsten Krebsarten in den USA. Nur 55 Prozent der Patienten überleben die ersten fünf Jahre, da die meisten erst zu spät von ihrer Erkrankung merken. Die Heilpflanze Larrea, zur Familie der Jochblatt-Gewächse gehörig, zählt zu den ältesten Lebewesen der Erde. Erst vor zwei Jahren wurde in der Nähe von Palm Springs ein Kreosot-Strauch gefunden, der auf mindestens 11.000 Jahre geschätzt wurde. pte

siums befindet sich im Plasma. Die verbleibenden 10 bis 11 g liegen im Zellinneren der Muskeln, Weichteilgewebe, der Leber und der Erythrozyten vor. Trotz der relativ großen Mengen an Magnesium, die wir in der Regel mit der täglichen Nahrung zu uns nehmen, ist ein Magnesiummangel durchaus keine Seltenheit. Stress, Schwangerschaft, Leistungssport, aber auch erhöhter Alkoholkonsum und verschiedene Arzneimittel führen zu vermehrter Magnesiumaussscheidung bzw. zu einem erhöhten Bedarf, der mitunter nicht sofort kompensiert werden kann. Auf der Grundlage dieser und ähnlicher Erkenntnisse stellten MCNAIR und seine Mitarbeiter 1978 erstmals die Hypothese auf, dass ein Mangel an Magnesium auch das Risiko der Entwicklung und Progression einer diabe-

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1,0 0,9 -

0,87

0,84 0,79

0,8 -

0,72

-

-

0,6 -

-

0,7 -

Mg-Konzentration [mmol/l]

tischen Retinopathie erhöhen könnte. Diese inverse Beziehung zwischen dem Auftreten bzw. dem Schweregrad einer Retinopathie und der Magnesiumkonzentration im Serum bzw. Plasma war in den darauf folgenden Jahren Gegenstand mehrerer epidemiologischer Studien. Jetzt wurden die Ergebnisse dieser Studien (10 Stu-

0

1 2 Gruppe

3

Zusammenhang zwischen SerumMg (gemittelt über alle Studien) und Auftreten bzw. Schweregrad einer Retinopathie. Gruppen: 0 = gesunde Probanden; 1 = Diabetiker ohne Retinopathie; 2 = Diabetiker mit ausgeprägter Retinopathie; 3 = Diabetiker mit stark ausgeprägter Retinopathie. Die Punkte stellen die Mittelwerte, die Balken die 95%-Konfidenz-Intervalle dar.

Müller/Göppingen

dien mit insgesamt 1.141 Personen) von B. VON EHRLICH und M. WADEPUHL in einer Metaanalyse zusammengefasst und miteinander verglichen. Mit dem Ergebnis: „In 8 der 10 untersuchten Studien konnte diese Beziehung nachgewiesen werden.“ Die Wissenschaftler kommen daher zu dem Schluss: „Ein niedriges SerumMg sollte als prognostisch ungünstig für das Auftreten und Fortschreiten einer diabetischen Retinopathie registriert werden.“ Ein Beweis für eine Retinopathie-präventive Therapie kann jedoch aus den Ergebnissen nicht abgeleitet werden. MW B. von Ehrlich und M. Wadepuhl: Erhöhtes Risiko einer diabetischen Retinopathie bei niedrigem Serum-Magnesium. Diabetes und Stoffwechsel 12, 2003, 285-289

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INTERVIEW

Praxis

Dr. med. Olaf Richter Facharzt für Kinderheilkunde, Kinderneurologie, Homöopathie, Leiter des Arbeitskreises Homöopathie im ZÄN Wetzlarer Straße 25 35510 Butzbach

Sehr geehrter Herr Dr. Richter, seit 10 Jahren leiten Sie und Herr Dr. Hadulla den Arbeitskreis für Homöopathie im ZÄN und geben Kurse in Freudenstadt. Ein Grund zum Feiern und eine günstige Gelegenheit für einen kleinen Rückblick. Auf den Freudenstädter ZÄN-Kongressen wurde die Weiterbildung in Homöopathie ja immer schon angeboten. Wie kam es dazu, dass Sie diese Kurse übernommen haben?

?

angeboten, da dem damaligen ZÄNVorstand unser Wirken und unsere Einstellung als sinnvolle Ergänzung zur bisherigen Arbeitsgruppe im ZÄN unter Frau KRÜGER-WINTER erschien. Leider kam diese Zusammenarbeit der Arbeitsgruppen nie zustande. Frau KRÜGER-WINTER ging nach Ettlingen und wir mussten plötzlich alle sechs Kurse anbieten und durchführen. Unser damaliger homöopathischer Arbeitskreis in Wetzlar hatte aber in RAINER APPELL einen allseits, auch in der Lehre, erfahrenen Kollegen, der

10 Jahre Homöopathischer Arbeitskreis im ZÄN Ja, das war gar nicht geplant, kam völlig überraschend und hat uns anfänglich ganz schön gefordert und manchmal auch etwas überfordert. MICHAEL [HADULLA] und ich haben die verschiedensten homöopathischen Schulen und Arbeitskreise in Deutschland besucht. Und so kamen wir 1984 auch nach Freudenstadt. Die Atmosphäre des Ortes, die Vielfalt der Angebote, persönliche Begegnungen ließen uns immer wieder kommen. Wir engagierten uns in Workshops, begannen mit unserem kinderärztlichen Tagesseminar und traten immer stärker für das Miteinander von Schulmedizin und Homöopathie ein. Dieser Aspekt des Miteinanders war damals keineswegs selbstverständlich. Immer wieder wurden in homöopathischen Kreisen – auch in Freudenstadt – die Gegensätze, das Unvereinbare, die Vorteile und die Überlegenheit der Homöopathie dargestellt. Und gegen dieses Denken des „Entweder – Oder“ haben wir uns zu Wort gemeldet und für das „Sowohl – Als auch“ gekämpft. Als dann die D-E-F-Kurse eingeführt wurden, hat man MICHAEL und mir die Durchführung dieser Kurse

am Anfang mit uns zu dritt die Freudenstädter Kurse leitete. RAINER APPELL war der homöopathische Kopf, außerordentlich belesen in der homöopathischen Therapie und Literatur. Ich übernahm den Bereich Organisation, Schulmedizin, Alltagspraxis, Vereinbarkeit von universitärer Medizin mit homöopathischem Denken. MICHAEL brachte die vernetzenden Aspekte mit Akupunktur, Psychotherapie, Naturheilkunde, Umweltmedizin. Ja, so haben wir dann gearbeitet, Tag und Nacht bis zum ersten Mal.

?

Und wie hat sich das Team gefunden?

Die Zelle unseres Teams war der homöopathische Arbeitskreis Wetzlar, anfänglich geleitet von RAINER APPELL und nach Erhalt der Zusatzbezeichnung blieben wir zusammen, haben uns regelmäßig getroffen, diskutiert, gearbeitet, begonnen zu schreiben, Kasuistiken zu veröffentlichen. In dieser Arbeitsgruppe waren schon ANNE SPARENBORG, BRANKA TISCHBERGER und LOTHAR MICHELS.

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Praxis

ANNE brachte mehrjährige homöopathische Erfahrung aus Indien ein, hatte schon früher mit Homöopathie begonnen als MICHAEL und ich. BRANKA war bereits eine hervorragende Akupunkteurin, hatte mehrere Jahre in einer naturheilkundlichen Praxis mitgearbeitet und so vernetzendes Denken und Therapieren gelernt. LOTHAR hatte schon Vortragserfahrung, war auch schon vor MICHAEL und mir mit der Homöopathie befasst und war mit seiner Gradlinigkeit und Beharrlichkeit ein wichtiges Gruppenmitglied. KARIN ALMASAN kam in unser Dozententeam als homöopathische Kinderärztin und EDGAR STAHL übernahm seinen ersten Kurs, nachdem SIEGHARD WILHELMER die Klinikleitung in Friesach übernahm und daher nicht mehr regelmäßig kommen konnte. Schließlich brachte STEFAN KOHLRAUSCH die Veterinärhomöopathie ein und erhielt die ATF-Anerkennung und ROLAND SCHULE engagierte sich sehr intensiv für die Homöopathie im Rahmen der Zahnheilkunde und erlangte die volle Anerkennung der GZM.

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Mit welchen Absichten und Zielsetzungen sind Sie dann „ins Rennen“ gegangen?

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Gab es auch Momente des Zweifels?

Unsere Zielsetzung war und ist bis heute die Homöopathie als seriöse Ergänzung zur Schulmedizin zu lehren. Homöopathie kann die universitäre Medizin nie ersetzen, ja ist sogar auf sie angewiesen, aber die Homöopathie ist die notwendige, unverzichtbare Ergänzung durch die Einführung der Individualität und des Regulationsprinzips. Oft kann die wirkliche Heilung nur auf homöopathischem Weg erreicht werden, durch Regulation und Harmonisierung, Optimierung der konstitutionellen Selbstheilung.

Ja, bei der ersten Durchführung der Kurse unter unserer Leitung waren die Gruppen auf verschiedene Räume im Kurzentrum eingeteilt. Der Wechsel der Dozenten und Gruppen klappte überhaupt nicht; viele irrten zwischen den Ständen und Räumen umher, permanent kamen Teilnehmer zu spät, andere fühlten sich gestört. So wollten wir keinesfalls weitermachen. MICHAEL und ich haben noch während der Freudenstädter Tage andere, passendere Räumlichkeiten gesucht und schließlich im Hotel Waldeslust gefunden. Hier hatten wir nun unser homöopathisches Zentrum, wo alle Kurse stattfanden, man sich in den Pausen treffen konnte. Wir hatten einen Gesellschaftsraum für gemeinsame Abende. Filmvorführungen und Großveranstaltungen waren im Kongresshaus. – Von nun an ging’s bergauf.

?

Aber alles in allem gab es doch mehr „Hochs“ als „Tiefs“. Was waren die Höhepunkte?

?

Und – mal ganz ehrlich – von welchen Homöopathen waren Sie am meisten beeindruckt?

Gott sein Dank gab es mehr „Hochs“. Ja es geht seit einiger Zeit kontinuierlich nach oben. Wir sind glücklich, dass die Teilnehmerzahlen zunehmen, während andere homöopathische Zentren rückläufige Zahlen aufweisen. Wir glauben, dass unser Konzept, der Aufbau der Kurse, das Rahmenprogramm und die von uns gewünschte persönliche Atmosphäre Anklang gefunden haben. Hinzu kommt, dass Freudenstadt der einzige Ort in Deutschland ist, wo Teilnehmer während ihrer Ausbildungszeit den berühmtesten lebenden Homöopathen begegnen können. G. VITHOULKAS, A. GEUKENS, F. VERMEULEN, M. SINGH JUS, H. J. HEE, M. RIGHETTI, A. ROHRER, S. WILHELMER, W. GAWLIK, R. VAN ZANDVOORT, sie alle sind nach Freudenstadt gekommen und haben unsere Kurse bereichert.

VITHOULKAS und GEUKENS sind wohl die derzeit bekanntesten, die „Stars“, aber wirklich beeindruckt haben uns doch mehr die „bodenständigeren, authentischen homöopathischen Ärzte“, wie unsere homöopathischen Freunde S. WILHELMER, A. ROHRER, H. TAUER aus Österreich, die uns immer wieder über all die Jahre unterstützt haben, mit ihrem profunden Wissen und einer geradezu treuen und freundschaftlichen Hilfsbereitschaft, weiterhin M. RIGHETTI und H. J. HEE. Aber auch M. SINGH JUS, der eine großartige Kenntnis der Materia Medica zeigte. Und dann ist für uns natürlich W. GAWLIK unvergessen, er war einer der ersten – neben M. DORCSI – der uns beeindruckt und geprägt hat.

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Zu einer Geburtstagsfeier gehören natürlich auch festliche Veranstaltungen. Was ist geplant?

Wir wollen dieses 10-jährige Jubiläum feiern, in Dankbarkeit für alle Unterstützung und dass es bisher gut gelaufen ist, in Freude darüber, dass wir viel Spaß hatten, interessante, fruchtbare Begegnungen und Erlebnisse haben durften, in der Besinnung auf all die Dinge, die uns beschäftigt haben, die Probleme, Höhepunkte, Erfolge, Misserfolge, Glück und Unglück, in der Hoffnung, dass wir noch weiter lernen, uns entwickeln, dass wir auch in Zukunft unsere Teilnehmer erfreuen und „packen“ können, dass wir auch weiterhin „etwas zu sagen haben“, die Homöopathie voranbringen. Am 3. Oktober 2004 werden wir alle Teilnehmer der Kurse einladen, Geschichten erzählen, Musik machen, Ausblicke auf die Zukunft geben; wir wollen uns freuen und hoffen, dass möglichst viele kommen, und vielleicht hat ja die eine oder der andere auch etwas zu erzählen. Die Weiterbildung Homöopathie ist eine Bereicherung der ZÄN-Kongresse. – Haben Sie vielen Dank für dieses Gespräch.

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Leitlinien

Erste ganzheitsmedizinische Leitlinie zum Diabetes mellitus Typ 2

Leitlinien

Die Einführung der Leitlinien gestützten Disease-Management-Programme war Anlass für uns, Leitlinien im Sinne einer ganzheitsmedizinischen ärztlichen Sicht zu überarbeiten und zu ergänzen. Die Leitlinie Diabeste mellitus Typ 2 ist mittlerweile in der Rechtsverordnung niedergeschrieben und in die vertragsärztliche Medizin integriert. Leitlinien werden als Entscheidungshilfen verstanden, die dem Arzt einen Entscheidungsspielraum lassen. Allerdings stellt der Begriff „Handlungskorridor“, in dem in bestimmten Einzelfällen abgewichen werden kann, eine bedenkliche Einschränkung des ärztlichen Handelns dar. Wir sind der Meinung, dass unsere Ergänzungen nicht die Begründung des Einzelfalles bedürfen, sondern zur relevanten Therapie gehören. Leitlinien im Rahmen des DMP sind als Mindestanforderung zu verstehen, von denen der Arzt im Einzelfall begründet abweichen kann. Wir haben die vorliegende Leitlinie mit den diagnostischen und therapeutischen Methoden der Naturheilverfahren und Regulationsmedizin ergänzt. Die Textstellen mit vertragsärztlichem Bezug haben wir ausgelassen, da unsere Verfahren nicht unbedingt Bestandteil der vertragsärztlichen Versorgung sind. Dennoch könnte diese Leitlinie auch für die privatärztliche Versorgung relevant werden und damit die Ergänzungen auch in der privatärztlichen Behandlung Bedeutung zukommen. Im Problemfall kann sich der Arzt auf die hier dargelegte Empfehlung des ärztlichen Fachverbandes berufen. Die hier veröffentlichte Leitlinie ist in der Kommission des ZÄN mit seinen angeschlossenen Fachgesellschaften und in der Zusammenarbeit mit der Hufelandgesellschaft für Ganzheitsmedizin / Ärztegesellschaft für Erfahrungsheilkunde erarbeitet worden. Natürlich können im Bereich der Naturheilverfahren und Regulationsmedizin nicht alle Angaben mit der Evidenzstufe 1a (Evidenz aufgrund von Metaanalysen randomisierter, kontrollierter Studien) belegt werden. Außerhalb industriefinanzierter Auftragsforschung kann oft nur die Evidenzstufe 3 (Vergleichsstudien, Fall-Kontrollstudien) und 4 (Evidenz aufgrund von Expertenaussagen, Konsensuskonferenzen, klinischen Erfahrungen) zugrunde gelegt werden. Wir sehen die Ergänzung der Leitlinie als eine Komplettierung mit sinnvollen, relevanten Verfahren.Wir alle haben die Aufgabe, die Pluralität in der Medizin zu erhalten und uns vor Einschränkungen in unserer Therapiefreiheit zu verwahren. Das Wohl des Patienten ist das Maß unserer Entscheidungen, wobei auch Naturheilverfahren und Regulationsmedizin ihren wertvollen Beitrag leisten. Dr. Antonius Pollmann Präsident des ZÄN

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Ganzheitsmedizinische Leitlinie für Diabetes mellitus Typ 2 Präambel

1.

Tabelle 1

Behandlung nach evidenzbasierten Leitlinien unter Berücksichtigung einer additiven naturheilkundlichen-regulationsmedizinischen Diagnostik und Therapie, deren Wirksamkeit durch wissenschaftliche Nachweise und durch langjährige dokumentierte ärztliche Empirie belegt ist.

1.1 Definition des Diabetes mellitus Typ 2 Als Diabetes mellitus Typ 2 wird die Form des Diabetes bezeichnet, die durch relativen Insulinmangel auf Grund einer Störung der Insulinsekretion entsteht und in der Regel mit einer Insulinresistenz einhergeht. Nach naturheilkundlichenregulationsmedizinischen Gesichtspunkten wird der Diabetes mellitus als eine Regulationsstörung definiert, bei der die endogene Pankreasfunktion und der Glukosestoffwechsel im Kontext der biokybernetischen Gesamtregulation beurteilt werden. 1.2.1 Diagnostik (Eingangsdiagnose) Die Diagnose eines Diabetes mellitus gilt als gestellt, wenn die folgenden Kriterien erfüllt sind: – Nachweis typischer Symptome des Diabetes mellitus (z.B. Polyurie, Polydipsie, ansonsten unerklärlicher Gewichtsverlust) und – Nüchtern-Glukose im Plasma (i.P.) (bzw. im Serum) > 7,0 mmol/l (> 126 mg/dl) oder Nicht-Nüchtern-Glukose i. P. > 11,1 mmol/l (> 200 mg/dl). Bei Abwesenheit diabetischer Symptome:

Interpretation eines Nüchtern-BZ-Wertes sowie Zwei-Stunden-BZ-Wertes nach oralem Glukosetoleranztest (75 g oGTT)

nüchtern 2 Std. nach oGTT

Plasmaglukose venös kapillär mmol/l mg/dl mmol/l mg/dl > 7,0 > 126 > 7,0 > 126 > 11,0 > 200 > 12,2 > 220

nüchtern 2 Std. nach oGTT

Vollblutglukose venös kapillär mmol/l mg/dl mmol/l mg/dl > 6,1 > 110 > 6,1 > 110 > 10,0 > 180 > 11,0 > 200

Bei verdächtigem klinischen Bild und widersprüchlichen Messergebnissen ist zusätzlich die Diagnosestellung mittels oralem Glukosetoleranztest möglich. Die Messungen dürfen nicht während akuter Erkrankungen (z.B. Infektionen) oder während der Einnahme das Ergebnis verfälschender Medikamente (z.B. Glukokortikoide) durchgeführt werden, es sei denn, die Einnahme dieser Medikamente ist wegen einer chronischen Erkrankung langfristig erforderlich. Die Unterscheidung zwischen Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 erfolgt anhand der Anamnese und des klinischen Bildes. 1.2.2 Weiterführende naturheilkundliche-regulationsmedizinische Diagnostik Über die Feststellung des gestörten Glukosestoffwechsels hinaus sind weiterführende Untersuchungen erforderlich. Insbesondere unter den Aspekt der dem zugrunde liegenden multikausalen Pathogenese und gestörter biokybernetischer

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In Ergänzung zur konventionellen Hochschulmedizin hat die ärztlich-naturheilkundliche Medizin und Regulationsmedizin eine ganzheitliche Sichtweise des Menschen, die die Einheit von Körper, Seele und Geist mit den jeweils individuellen Besonderheiten hinsichtlich Konstitution, Lebens- und Umweltfaktoren sieht. Bezüglich Diagnostik und Therapie besteht der Mensch nach ganzheitsmedizinischem Verständnis aus einer Vielzahl von ineinander greifenden Regelkreisen. Krankheit wird nach dieser kybernetischen Sichtweise definiert als Kompensationsversuch der Selbstregulation. Therapeutisch wird neben der ärztlichen Behandlung die eigenverantwortliche Mitarbeit des Patienten betont. Prinzipielle Therapieansätze sind Substitution und Supplementierung, spezifische und unspezifische Stimulation, Direktion, Detoxifikation und Ausleitung, Störfeldbeseitigung und Funktionsoptimierung.

Die Diagnose eines Diabetes mellitus wird unabhängig von Alter und Geschlecht durch Messung mehrfach erhöhter Nüchtern-Blutzuckerwerte an mindestens zwei verschiedenen Tagen gestellt: – mindestens zweimaliger Nachweis von NüchternGlukose i.P. > 7,0 mmol/l (> 126 mg/dl), – mindestens zweimaliger Nachweis von Nicht-Nüchtern-Glukose i.P. > 11,1 mmol/l (>200 mg/dl) oder – Nachweis von Glukose i.P. > 11,1 mmol/l (> 200 mg/dl) 2 Stunden nach oraler Glukosebelastung (75 g Glukose). Die Werte für venöses und kapilläres Vollblut ergeben sich aus der nachfolgenden Tabelle 1.

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Regelmechanismen sinnvoll, beispielhaft gehören dazu: ernährungsphysiologische Diagnostik, Diagnostik bezüglich Bewegungsverhalten und psychosozialen Stressfaktoren, Diagnostik nach der chinesischen Medizin, Neuraltherapie, Elektroakupunktur nach Voll, Regulationsthermografie etc. Aus den weiterführenden diagnostischen Resultaten ergeben sich ganzheitsmedizinische, multimodale Therapieansätze, die dazu dienen können, autoregulatorische Ressourcen zu fördern und zu verbessern.

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1.3

Die Durchführung der diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen erfolgt in Abstimmung mit dem Patienten nach ausführlicher Aufklärung über Nutzen, Risiken und Kosten. Auf der Basis der individuellen Risikoabschätzung und der allgemeinen Therapieziele sind gemeinsam mit dem Patienten individuelle Therapieziele festzulegen. Dazu dient die Kontrolle des Säure-Basen-Haushaltes und die pO2-Messung insbesondere bei Verdacht auf diabetische Angiopathie.

Therapie des Diabetes mellitus

1.3.1 Ganzheits- und regulationsmedizinische Therapieziele Die ganzheits- und regulationsmedizinische Therapie dient a.) der Erhöhung der Lebenserwartung, b.) der Erhaltung oder der Verbesserung der von einem Diabetes mellitus beeinträchtigten Lebensqualität, c.) der Wiederherstellung gestörter Regulationsfähigkeit. Dabei nutzt sie die körpereigenen Resourcen oder stellt sie wieder her. Hierbei sind in Abhängigkeit z.B. von Alter, Begleiterkrankungen und gestörter Regulation des Patienten unterschiedliche, individuelle Therapieziele anzustreben: 1. Vermeidung von Symptomen der Erkrankung (z.B. Polyurie, Polydipsie, Abgeschlagenheit) einschließlich der Vermeidung neuropathischer Symptome, Vermeidung von Nebenwirkungen der Therapie sowie schwerer Stoffwechselentgleisungen, 2. Reduktion des erhöhten Risikos für kardiale, zerebrovaskuläre und sonstige makroangiopathische Morbidität und Mortalität einschließlich Amputationen, 3. Vermeidung der mikrovaskulären Folgekomplikationen mit schwerer Sehbehinderung oder Erblindung, Niereninsuffizienz mit der Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie (z.B. Dialyse, Transplantation), 4. Vermeidung des diabetischen Fußsyndroms mit neuro-, angio- und/oder osteopathischen Läsionen, 5. Vermeidung weiterer Symptome infolge gestörter individueller biokybernetischer Regelkreise (z.B. emotionale Störungen, vegetative Störungen), 6. Verbesserung der Lebensqualität und des psychovegetativen Gleichgewichts durch Reduktion von fehlgeleiteten Bewältigungsstrategien (z.B. Angst, Depression, Suchtverhalten), 7. Verbesserung der Motivation des Patienten und Steigerung der Eigenverantwortlichkeit. 1.3.2 Differenzierte Therapieplanung Gemeinsam mit dem Patienten ist eine differenzierte Therapieplanung auf der Basis einer individuellen Risikoabschätzung vorzunehmen. Im Sinne einer ganzheitlichen Therapie ist der Patienten über Sinn und Möglichkeit einer unterstützenden, adjuvanten Therapie kurativer und präventiver Art aufzuklären und zu beraten.

Andere als hier erwähnte Verfahren und Medikamente sollten den Kriterien der evidenzbasierten Medizin entsprechen. 1.4

Basistherapie

1.4.1 Ernährungstherapie Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 erhalten im Rahmen des strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogramms eine qualifizierte krankheitsspezifische Ernährungsberatung nach naturheilkundlichen-regulationsmedizinischen Gesichtspunkten. Dazu gehört eine patientenspezifische Ernährungstherapie auf Basis der Vollwerternährung und Grunddiät-Behandlung mit einer individuellen modulartigen Ergänzung sowie eine Ernährungsberatung nach den Grundsätzen der chinesischen Medizin. Die individuelle Ernährungseinstellung richtet sich nach den Bedürfnissen des Patienten zur Optimierung seiner aktuellen Stoffwechselsituation. Dazu gehört insbesondere der Austausch von raffinierten Kohlenhydraten aus sogen. Fertignahrungsmitteln gegen vollwertige Ernährungsstoffe mit hohem Ballaststoffanteil und hoher Dichte essenzieller Nährstoffe, ebenso die sinnvolle Limitierung der Eiweißaufnahme. Ziel ist es, ein schnelles Anfluten von Glukose zu vermeiden und den Stoffwechsel zu optimieren. Nach ernährungsphysiologischen Grundlagen der chinesischen Medizin sind Nahrungsmittel nach dem stoffwechselassozierten Funktionskreisen (Funktionskomplexen) zu wählen. Ärztlich begleitetes Fasten ist zu empfehlen, zumal es den Glukostoffwechsel entlastet und die Funktion der peripheren Insulinrezeptoren verbessert. Es ist besonders indiziert bei Verdacht auf „Insulinresistenz“, metabolisches Syndrom, Dekompensation des Diabetes mellitus, Nichtausreichen einer oralen Indikation vor Umstellung auf Insulingaben, Prävention und Therapie des diabetischen Spätsyndroms. 1.4.2 Raucherentwöhnung Im Rahmen des Schulungs- und Behandlungsprogramms sollen die Patienten über die besonderen Risiken des Rauchens für Diabetiker informiert werden, insbesondere im Hinblick auf makro- und mikroangiopathische Komplikationen, verbunden mit der dringenden Empfehlung das Rauchen aufzugeben und dem Angebot von unterstützenden Maßnahmen. Dazu gehören Methoden wie z.B. Akupunktur,

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klassische Homöopathie und Komplexmittelhomöopathie und Kurzpsychotherapie mit anzuwenden. 1.4.3 Körperliche Aktivitäten Der Arzt überprüft in angemessenen Abständen, ob der Patient von einer Steigerung der körperlichen Aktivität profitiert und Compliance gegeben ist. Mögliche Interventionen müssen darauf ausgerichtet sein, den Patienten zu motivieren, das erwünschte positive Bewegungsverhalten eigenverantwortlich und nachhaltig in seinen Lebensstil zu integrieren. Diese sind so zu gestalten, dass sie die biokybernetischen Regelmechanismen unterstützen. Die Bewegungstherapie erfordert ein individuelles Aufbauprogramm.

Diabetes mellitus. Hier sind regulationsmedizinische Therapieverfahren sinnvoll, wie z.B. Akupunktur, Anthroposophische Medizin, Entspannungsverfahren, Homöopathie, künstlerische Therapie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Qigong, Tai Qi, sowie durch den Aufbau einer positiven Lebenseinstellung. 1.4.8 Optimierung der Selbstregulation Vermeiden und Therapieren von Belastungsfaktoren gemäß der Regulationsdiagnostik und der Umweltmedizin, z.B. Noxen verschiedener Art, auch subtoxischer Belastung und der Regulationsstörungen durch Herde und Störfelder. 1.5

1.4.4 Stoffwechselselbstkontrolle Im Rahmen des strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogramms sollen die Patienten mit der Durchführung sowie der Interpretation der Ergebnisse der Stoffwechselselbstkontrolle vertraut gemacht werden. Die Kontrolle des SäureBasen-Haushaltes im Sinne der Grundregulation ist erklärtes Ziel in der Selbstkontrolle durch den Patienten. Bei Optimierung der Säure-Basen-Kapizität können ausgeprägte metabolische Syndrome vorgebeugt werden.

1.4.6 Physikalische Maßnahmen Im Rahmen des strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogramms sollen Patienten mit der Durchführung von balneophysikalischen Maßnahmen vertraut gemacht werden. Diese können zu einer Steigerung des Energieverbrauches und damit zu einer Verbesserung der Glukoseutilisation beitragen. Weiterhin haben sie einen antihypertensiven Effekt, verbessern die periphere Vasodilation und sind dadurch auch für die Folgekrankheiten des Diabetes mellitus Typ 2 sinnvoll. 1.4.7 Selbstmenagement und Stressreduktion Da alle Stresshormone blutzuckererhöhend wirken und damit den Insulinbedarf erhöhen und die diabetische Stoffwechsellage verschlechtern, soll der Patient mit der Durchführung von Stressbewältigung vertraut gemacht werden. Das Ziel der Stressbewältigung ist die Verbesserung des Gleichgewichts der autonomen Regulationssysteme und damit eine Abnahme der vaskulären Folgeerkrankungen des

1.5.1 Medikamentöse Maßnahmen zur Senkung des Blutzuckers Zur Erreichung der individuellen Therapieziele soll nach Möglichkeit zunächst die Basistherapie nach 1.4 ausgeschöpft werden. Vorrangig sollen unter Berücksichtigung der Kontraindikationen und der Patientenpräferenzen Medikamente zur Blutzuckersenkung verwendet werden, deren positiver Effekt und deren Sicherheit im Hinblick auf die Erreichung der unter Ziffer 1.3.1 genannten Therapieziele in prospektiven, randomisierten, kontrollierten Langzeit-Studien nachgewiesen wurden. Es handelt sich in Monotherapie hierbei um folgende Wirkstoffgruppen zur Blutzucker senkenden Behandlung: – Insulin, – Sulfonylharnstoffe, – Biguanide. Nutzen und Sicherheit folgender Medikamente sind in prospektiven, randomisierten, kontrollierten Langzeit-Studien nachgewiesen: Human- oder Schweine-Insulin, Glibenclamid (als Monotherapie) und Metformin (beim adipösen Patienten; als Monotherapie). 1.5.2 Medikamentöse Maßnahmen zur Optimierung des Stoffwechsels und der Selbstregulation Weiter therapeutische Ergänzungen sind sinnvoll: z.B. Anthroposophische Medizin, Ayurvedische Medizin, Chinesische Medizin, Homöopathie, Isopathie, Komplexmittelhomöopathie, Medikamente entsprechend elektromedizinischer Mess- und Testverfahren (EAV), Nosodentherapie, Orthomolekulare Medizin (Zink), Phytotherapie (Tobinambur), Sauerstoff-, Ozon-, HOT- und UVB-Therapien und Zelltherapie. Die Medikamente sind nach individueller Anamnese, spezifischer Diagnostik oder Austestung zu verordnen. Diese diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen dienen der Optimierung des Insulinstoffwechsels und der Vermeidung von Folgererkrankungen, insbesondere, wenn

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1.4.5 Normalisierung des Körpergewichtes Die Normalisierung des Körpergewichts durch eine quantitativ und qualitativ angemessene Ernährung und konsequenten Bewegungstherapie ist sowohl als prophylaktische als auch therapeutische Maßnahme mit Priorität anzustreben. Bei geeigneter Konstitution kann dies durch eine Kost mit hohem Rohkostanteil zweckmäßig unterstützt werden. Im Sinne der chinesischen Medizin sind Nahrungsmittel zu meiden, die den Funktionskreis belasten, wie z.B. vom Temperaturverhalten feucht-kalte Nahrungsmittel.

Medikamentöse Maßnahmen

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die Therapie unter 1.5.1. allein keine zufrieden stellende Ergebnisse zeigt.

1.7

1.5.3 Nichtmedikamentöse Maßnahmen zur Optimierung des Stoffwechsels und der Selbstregulation Sinnvoll ist eine Ernährungsberatung auch nach qualitativen Gesichtspunkten der Ayurvedischen Medizin, der Chinesischen Medizin und der Naturheilverfahren. Ordnungstherapeutische und psychosoziale Aspekte sollen in ihren Auswirkungen auf die Stoffwechselleistung und Selbstregulation Beachtung finden ebenso wie balneophysikalische Maßnahmen. Gegebenenfalls sind Akupunktur und Neuraltherapie nach Huneke bezüglich ihrer regulationsmedizinischen Wirkung einzusetzen. Ebenso wie die Beachtung des Säure-Basen-Haushaltes sind die Beseitigung von Störfeldern und toxischen/subtoxischen Belastungen zur Optimierung physiologischer Vorgänge, z.B. mit Neuraltherapie nach Huneke, elektromedizinische Mess- und Testverfahren (EAV), sinnvoll. Die Eigenmotivation und die Eigenverantwortung des Patienten gilt es zu aktivieren und zu unterstützen.

1.7.1 Makroangiopathie Die Makroangiopathie stellt das Hautproblem des Diabetikers Typ 2 dar. Zusätzlich zu einer Blutzucker senkenden Therapie reduziert eine eiweißbegrenzte Ernährung bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 die Morbidität und Mortalität. Vor der Einleitung einer Therapie sollte eine quantifzierte, individuelle Risikoabschätzung erfolgen.

1.6

Behandlung hyper- und hypoglykämischer Stoffwechselentgleisungen Bei typischen Symptomen der Hyperglykämie (z.B. Gewichtsverlust, Durst, Polyurie, Mykosen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit) ist eine Verbesserung der Blutzucker-Einstellung anzustreben.* Vorrangig sollen zur Blutzuckersenkung Medikamente verwendet werden, deren positiver Effekt und deren Sicherheit im Hinblick auf die Erreichung der unter Ziffer 1.3.1 genannten Therapieziele in prospektiven, randomisierten, kontrollierten Langzeit-Studien nachgewiesen wurden. Das Auftreten von symptomatischen Hypoglykämien erfordert eine entsprechende Therapiean-passung. Naturheilkundliche-regulationsmedizinische Strategien können zu einer Optimierung eines normoglykämischen Stoffwechselverhaltens führen, wenn sie stadiengerecht eingesetzt werden.

Begleit- und Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus

Primär sollen zur Beeinflussung makroangiopatischer Begleit- und Folgeerkrankungen Interventionen durchgeführt werden, deren positiver Effekt auf Mortalität und Morbidität, wie sie in den Therapiezielen formuliert wurden, nachgewiesen ist. Insbesondere folgende Maßnahmen sind neben der Basistherapie und der unter Ziffer 1.5 genannten Therapie anzubieten: – Antihypertensive Therapie, – Lipidmodifizierende Therapie, – Optimierung der biokybernetischen Regelmechanismen, z.B. mit Akupunktur, Anthroposophischer Medizin, elektromedizinischen Mess- und Testverfahren, Homöopathie, Naturheilverfahren (Ernährungstherapie, Balneo-, Bewegungs-Therapie), Neuraltherapie, Sauerstoff-, Ozon-, HOT-, UVB-Therapien. 1.7.1.1 Antihypertensive Therapie Arterielle Hypertonie bei Diabetes mellitus Typ 2: Definition und Diagnosestellung Wenn nicht bereits eine Hypertonie bekannt ist, kann die Diagnose wie folgt gestellt werden: Eine Hypertonie liegt vor, wenn bei mindestens zwei Gelegenheitsblutdruckmessungen an zwei unterschiedlichen Tagen Blutdruckwerte von > 140 mmHg systolisch und/oder > 90 mmHg diastolisch vorliegen. Diese Definition bezieht sich auf manuelle auskultatorische Messungen im klinischen Umfeld, die durch einen Arzt oder geschultes medizinisches Personal durchgeführt werden, und gilt unabhängig von Alter oder vorliegenden Begleiterkrankungen. Tabelle 2: Normotone vs. hypertone Blutdruckwerte Definition

* Vgl. hierzu 1.) Testa MA, Simonson DC. Health Economic Benefits and Quality of Life During Improved Glycemic Control in Patients With Type 2 Diabetes Mellitus. A Randomized, Controlled, Double-Blind Trial. JAMA 1998; 280: 1490-96. 2.) U.K. Prospective Diabetes Study Group. Quality of Life in Type 2 Diabetic Patients is affected by Complications but not by intesive Policies to improbe Blood Glucose or Blood Pressure Control (UKPDS 37). Diabetes Care 1999; 22: 1125-36.

normoton hyperton systolisch hyperton

Blutdruck systolisch (mmHg) < 140 ≥ 140 ≥ 140

und und/oder und

Blutdruck diastolisch (mmHg) < 90 ≥ 90 < 90

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Die Blutdruckmessung ist methodisch standardisiert durchzuführen. Es sind entsprechende Qualitätssicherungsmaßnahmen der Blutdruckmessung vorzusehen, die gewährleisten, dass die Durchführung der Blutdruckmessung gemäß der nationalen und internationalen Leitlinien erfolgt. Sekundäre Hypertonie Bei Hinweisen auf das Vorliegen einer sekundären Hypertonie ist eine sorgfältige Abklärung erforderlich. Der Arzt soll die Notwendigkeit der gezielten Weiterleitung des Patienten an einen in der Hypertoniediagnostik besonders qualifizierten Arzt prüfen.

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Therapeutische Maßnahmen Therapieziele Durch die antihypertensive Therapie soll die Erreichung der unter Ziffer 1.3.1 genannten Therapieziele (insbesondere Punkt 2 und 3) angestrebt werden. Hierfür ist eine Senkung des Blutdruckes auf Werte systolisch unter 140 mmHg und diastolisch unter 90 mmHg anzustreben. Basistherapie Die Basistherapie stellt die Grundlage der antihypertensiven Behandlung in Prophylaxe und Therapie dar. Die unter 1.5.2 und 1.5.3 genannten Maßnahmen sind auch bei der Behandlung der arteriellen Hypertonie zu beachten und frühzeitig anzuwenden. Bei der Ernährungsberatung sollten dem Patienten praktikable Hinweise zur Reduktion einer übermäßigen Kochsalzaufnahme gegeben werden. Strukturiertes Hypertonie-Behandlungs- und Schulungsprogramm Jeder Patient mit Diabetes mellitus und arterieller Hypertonie soll Zugang zu einem Schulungs- und Behandlungsprogramm erhalten. Im Übrigen gelten die unter Ziffer 4.2 genannten Zugangs- und Qualitätssicherungskriterien. Im Vordergrund der strukturierten Hypertoniebehandlung stehen die Grundlagen einer individuellen Ordnungstherapie. Dabei kommt zum Tragen, dass eine Krankheitsbewusstseinsbildung einen Paradigmenwechsel der Lebensführung beinhaltet. Hier werden helfende therapeutische Methode wie Stressanalyse und -bewältigung, loslösende Verfahren, Lebensgestaltung und andere orientierende Therapien angewandt. Medikamentöse Maßnahmen Vorrangig sollen unter Berücksichtigung der Kontraindikationen und der Patientenpräferenzen Medikamente zur Blutdrucksenkung verwendet werden, deren positiver Effekt und deren Sicherheit im Hinblick auf die Erreichung der unter Ziffer 1.3.1 genannten Therapieziele (insbesondere Punkt 2 und 3) in prospektiven, randomisierten, kontrollierten Langzeit-Studien nachgewiesen wurden.

Dabei handelt es sich, in Monotherapie oder in Kombination, um folgende Wirkstoffgruppen: – Thiaziddiuretika, – β1-Rezeptor-selektive Betablocker: Metoprolol, Atenolol, Bisoprolol, – Angiotensin-Conversions-Enzym-Hemmer (ACEHemmer): Captopril, Enalapril, Ramipril. Entsprechend des naturheilkundlichen-regulationsmedizinischen Krankheitsbefundes und der individuellen Beurteilung sind Medikamente der klassischen und chinesischen Phytotherapie, der Anthroposophischen und Ayurvedischen Medizin, der Homöopathie und der elektrischen Mess- und Testverfahren, der Sauerstoff-, Ozon-, Hot- und UVB-Therapien sowie auch Aderlass, Akupunktur und Neuraltherapie einzusetzen. 1.7.1.2 Lipidmodifizierende Therapie Vorrangig sollen unter Berücksichtigung der Kontraindikationen und der Patientenpräferenzen Medikamente zur lipidmodifizierenden Therapie verwendet werden, deren positiver Effekt und deren Sicherheit im Hinblick auf die Erreichung der unter Ziffer 1.3.1 genannten Therapieziele (insbesondere Punkt 2 und 3) in prospektiven, randomisierten, kontrollierten Langzeit-Studien nachgewiesen wurden, nachdem die Basistherapie ausgereizt wurde. Dabei handelt es sich in Monotherapie oder in Kombination um folgende Wirkstoffgruppen: HMG-CoA-Reduktase-Hemmer (Statine). Nutzen und Sicherheit folgender Wirkstoffe sind in prospektiven, randomisierten Langzeit-Studien nachgewiesen: – Pravastatin, – Simvastatin. Als Therapie mit moderater Wirkung bei guter Verträglichkeit können Medikamente der Phytotherapie und der Orthomolekularen Medizin eingesetzt werden.

1.7.2 Mikrovaskuläre Komplikationen – Diagnostik und Therapie 1.7.2.1 Allgemeinmaßnahmen Beim Vorliegen von mikrovaskulären Komplikationen sollte der Arzt überprüfen, ob der Patient zu einer Untergruppe gehört, die von einer normnahen Blutzucker-Einstellung profitiert. 1.7.2.2 Diabetische Nephropathie Bei etwa 10 % der Typ-2-Diabetiker entsteht im Verlauf der Erkrankung innerhalb von zehn Jahren eine diabetische Nephropathie, die bei ca. 10 % der Patienten mit Nephropathie zum terminalen Nierenversagen führt.

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Der Patient mit einer diabetischen Nephropathie bedarf daher einer spezialisierten und strukturierten Behandlung. Diese erfordert die enge Kooperation zwischen Hausarzt, diabetologisch qualifiziertem Arzt und nephrologisch qualifiziertem Arzt unter Beteiligung diabetesrelevanter Fachberufe im Gesundheitswesen.

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Bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 kann der dringende Verdacht auf eine diabetische Nephropathie insbesondere dann geäußert werden, wenn eine diabetische Retinopathie und eine pathologisch erhöhte Eiweiß-Ausscheidungsrate im Urin festgestellt werden. Patienten mit einer diabetischen Retinopathie erhalten daher einmal jährlich eine Untersuchung auf das Vorliegen einer pathologisch erhöhten EiweißAusscheidungsrate im Urin bis zur Diagnose einer manifesten diabetischen Nephropathie. Darüber hinaus entscheidet der Arzt, ob im Einzelfall die Bestimmung der EiweißAusscheidungsrate indiziert ist. Entsprechend des naturheilkundlichen-regulationsmedizinischen Krankheitsbefundes und der individuellen Beurteilung sind frühzeitig eine vorwiegend naturheilkundlich ausgerichtete Ernährungstherapie sowie Verfahren wie in der Basistherapie (1.5.2 und 1.5.3) einzusetzen. 1.7.2.3 Diabetische Retinopathie Diabetiker können im Erkrankungsverlauf diabetesassoziierte Augenkomplikationen (z.B. diabetisch bedingte Retinopathie und Makulopathie) erleiden. Zur Früherkennung ist für alle in strukturierten Behandlungsprogrammen eingeschriebenen Versicherten mindestens einmal im Jahr eine ophthalmologische Netzhaut-Untersuchung in Mydriasis oder eine Netzhaut-Fotografie (Fundus-Fotografie) durchzuführen. Wenn eine diabetesassoziierte Augenkomplikation diagnostiziert wurde, sind Interventionen vorzusehen, für die ein positiver Nutzennachweis im Hinblick auf die Vermeidung der Erblindung erbracht ist. Dazu zählt insbesondere die retinale Laser-Fotokoagulation. Auch hier ist der frühzeitige Einsatz der naturheilkundlichregulationsmedizinischen Basistherapie wie unter 1.5.2 und 1.5.3 zu berücksichtigen. 1.7.2.4 Diabetische Neuropathie Sofern keine Kontraindikationen vorliegen, sind für die Behandlung der symptomatischen diabetischen Neuropathie vorrangig Maßnahmen vorzusehen, für die ein positiver Nutzennachweis erbracht ist: – Optimierung der Stoffwechseleinstellung, – Amitriptylin (jeweils entsprechend dem arzneimittelrechtlichen Zulassungsstatus), – Carbamazepin, Gabapentin.

Bei Hinweisen auf eine autonome diabetische Neuropathie (z.B. Blasenentleerungsstörungen, erektile Dysfunktion, Magenentleerungsstörungen, stummer Herzinfarkt) ist eine spezialisierte weiterführende Diagnostik und ggf. Therapie einzuleiten. Entsprechend des naturheilkundlichen-regulationsmedizinischen Krankheitsbefundes und der individuellen Beurteilung sind die Therapien wie unter 1.5.2 und 1.5.3 einzusetzen. 1.7.2.5 Das diabetische Fußsyndrom Ein Teil von Patienten mit Typ-2-Diabetes ist durch die Entwicklung eines diabetischen Fußsyndroms mit einem erhöhten Amputationsrisiko gefährdet. Es ist bei allen Patienten eine routinemäßige Inspektion der Füße einschließlich Prüfung auf Neuropathie, Prüfung des Pulsstatus und Prüfung der Schuhversorgung mindestens einmal jährlich durchzuführen. Bei Hinweisen auf das Vorliegen eines diabetischen Fußsyndroms oder eines Hochrisikofußes ist die Überweisung an eine auf die Behandlung des diabetischen Fußsyndroms spezialisierte Einrichtung erforderlich. Entsprechend des naturheilkundlichen-regulationsmedizinischen Krankheitsbefundes und der individuellen Beurteilung sind Therapien wie unter 1.5.2 und 1.5.3 einzusetzen. 1.8

Kooperation in der ganzheitsmedizinischen Versorgung

1.8.1 Ganzheitsmedizinische Versorgung Über die konventionelle medizinische Versorgung hinaus hat der Arzt die ganzheitsmedizinische Diagnostik und Therapie zu berücksichtigen. Ziel der Behandlung ist neben der Therapie nach Symptomen und Laborbefunden eine Nachhaltigkeit durch die Behandlung zu erzielen. Bei chronischen Erkrankungen ist in der Regel von einer multikausalen Genese auszugehen, sodass multifaktorielle Therapiekonzepte angemessen und sinnvoll sind. Hierbei sind die Möglichkeiten der naturheilkundlichen und regulationsmedizinischen Verfahren auszuschöpfen, deren Therapieprinzipien auf Substitution, Stimulation, Funktionssteigerung, Detoxikation, Ausleitung, Störfeldbeseitigung und Direktion beruhen. Die Möglichkeiten der körpereigenen Regulation, der Kompensation von Störungen und der Regeneration sind medizinisch zu initiieren und zu fördern. Dabei ist das doch erstaunlich große Potenzial des Organismus zur Kompensation und Regeneration zu beachten und zu nutzen. 1.8.2 Motivation und Befindlichkeit des Patienten Um die genannten Therapieziele erfolgreich umsetzen zu können, ist eine optimale Mitarbeit und Compliance des Pa-

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tienten erforderlich. Zu den Maßnahmen, die für eine evidenzbasierte Behandlung des Diabetikers erforderlich sind, gehören u.U. auch solche, die geeignet sind, die Motivation zur Mitarbeit und Eigenverantwortlichkeit zu erhöhen. Dies können, wenn entsprechende Präferenzen des Patienten vorliegen, auch Maßnahmen der naturheilkundlichen und regulationsmedizinischen Verfahren sein. 1.8.3 Indikation für die Durchführung psychotherapeutischer Maßnahmen Aufgrund des komplexen Zusammenwirkens von pathologischen, psychosozialen und sozialen Faktoren bei Diabetes mellitus ist durch den Arzt zu prüfen, inwieweit Patienten von psychologisch-psychotherapeutischen, verhaltensmedizinischen Maßnahmen profitieren können. Dabei ist zu beachten, dass auch Verfahren wie Akupunktur, Anthroposophische Medizin, Homöopathie u.a. eine vegetative, psychovegetative und psychische Wirkung haben können. Stress, emotionale Belastungen und psychovegetative Störungen sind beim Diabetiker wesentliche Faktoren, die die Krankheitsmanifestation und die Prognose beeinflussen können. Insofern ist in der zeitgemäßen Versorgung des Diabetikers der Einsatz von Maßnahmen sinnvoll, die u.a. Angst, Depressivität und fehlgeleitete Bewältigungsstrategien reduzieren und zum Aufbau eines gestärkteren Selbstbewusstseins auch im Umgang mit der Krankheit beitragen können. 1.8.4 Kooperation mit spezialisierten Ärzten Um den Patienten ein hohes Maß an notwendiger Diagnostik, Effektivität in der Behandlung und ganzheitsmedizinischer Behandlung zugute kommen zu lassen, sind ggf. Ärzte mit Spezialisierung in bestimmten Verfahren (z.B. Facharzt oder diabetologische Schwerpunktpraxis, Zusatzbezeichnung Homöopathie, Naturheilverfahren, Psychotherapie oder Qualifikation in Anthroposophischer Medizin, Chinesischer Medizin, Neuraltherapie nach Huneke etc.) in die Behandlung mit einzubeziehen. Insbesondere ist die Mitbehandlung erforderlich bei: – jährlichen augenärztlichen Kontrolluntersuchungen (insb. Funduskopie) oder jährlicher Netzhautuntersuchung mittels Netzhautfotografie, – Patienten mit Retinopathie und erhöhter Eiweißausscheidungsrate im Urin, – Nicht-Erreichen des individuell vereinbarten ZielBlutzuckerwertes innerhalb eines Zeitraums von höchstens sechs Monaten, – Nicht-Erreichen des individuellen HBA1c-Zielwertes (nach spätestens sechs Monaten), – bei geplanter oder bestehender Schwangerschaft, – bei Nicht-Qualifikation in einem bestimmten naturheilkundlich-regulationsmedizinischen Verfahren. Im Übrigen entscheidet der Arzt nach pflichtgemäßem Ermessen über die Mitbehandlung.

1.8.5 Einweisung in ein Krankenhaus Bei Vorliegen folgender Indikationen muss eine Einweisung des Patienten in ein geeignetes Krankenhaus erfolgen: – bei Notfallindikationen (in jedes Krankenhaus), – bei schweren speziellen Stoffwechselentgleisungen (z.B. häufigen nächtlichen Hypoglykämien, Hypoglykämiewahrnehmungsstörungen), – bei infiziertem diabetischem Fuß neuropathischer oder angiopathischer Genese oder akuter neuroosteopathischer Fußkomplikationen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Krankenhaus eine ganzheitsmedizinische Behandlung zulässt und fortführt und ggf. über naturheilkundlich-regulationsmedizinische Methoden verfügt. 1.8.6 Indikation für die Durchführung einer Rehabilitationsmaßnahme Im Rahmen des strukturierten Behandlungsprogramms ist zu prüfen, ob der Patient mit Diabetes mellitus Typ 2 von einer Rehabilitationsmaßnahme profitieren kann. Insbesondere hier ist eine zusätzlich naturheilkundlich-regulationsmedizinische Ausrichtung unverzichtbar.

2. Qualitätssichernde Maßnahmen Der Facharzt sollte zu den üblichen Qualifikationen eine Zusatzbezeichnung (z.B. Naturheilverfahren, Homöopathie) führen, Qualitätsstandards entsprechender ärztlicher Fachgesellschaften (z.B. Chinesische Medizin, Neuraltherapie nach Huneke, EAV) in Lehre und Anwendung erfüllen und er sollte sich auch in den naturheilkundlich-regulationsmedizinischen Verfahren nachweislich kontinuierlich fortbilden.

3. Dokumentation Ziel aller ärztlichen Bemühungen ist die Verbesserung der Lebensqualität, das Vermeiden von Komplikationen, das von Folgekrankheiten und die Steigerung der Lebenserwartung des Patienten. Die Versicherungsstruktur des Patienten ist zu berücksichtigen. Darüber hinaus ist er über ganzheitsmedizinische Maßnahmen und deren Nutzen zu informieren und zu beraten. Die ökonomische Effizienz ist auf die gesamte Zeit der Erkrankung und den Nutzen der ärztlichen Maßnahmen bezogen zu beurteilen, wobei die Nachhaltigkeit durch die Vermeidung von Komplikationen und Verhinderung von Folgekrankheiten und dadurch bedingte Einsparung von Folgekosten zu berücksichtigen sind. Die Dokumentation erstreckt sich sowohl auf die Befunde und den Behandlungsverlauf als auch auf die Willensäußerungen des Patienten.

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Titelthema

Von der Tradition zur Innovation 50 Jahre Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologische Therapie im ZÄN

Wie alles anfing Die ersten Anfänge der Mikrobiologischen Therapie gehen auf die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg zurück. Der Bakteriologe Dr. ARTHUR BECKER begann bereits seit 1922, Tuberkulosekranke mit einer Mischvaccine aus Sputumkeimen zu behandeln. Im zweiten Weltkrieg konnte er unter der beschützenden Hand von ERNST LEITZ diese Ideen weiterentwickeln, zusammen mit dem Allgemeinarzt Dr. HANS KOLB. 1948 stieß der Frauenarzt Dr. HANS PETER RUSCH dazu, fasziniert von der Behandlung von Krankheiten mit lebenden Bakterien.

Dr. med. Michael Schreiber Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologische Therapie im Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren Hauptstraße 45 b 86482 Aystetten [email protected]

Dr. Hans Kolb

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1954 entstand daraus schließlich der Arbeitskreis für Mikrobiologische Therapie e.V. (AMT) und die Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologische Therapie im Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren (AGMT). Der Begriff der Probiotika wurde geboren, möglicherweise erstmals von Prof. Dr. WERNER KOLLATH zitiert, der damit sehr weit gefasst „alle lebenswichtigen Substanzen“ als probiotisch mit einschloss, im Gegensatz zu „den lebensschädlichen, den Antibiotika“. Im AMT und der AGMT sprach man bald von „Symbiontenkulturen“ und von „Bakterienpräparaten“ sowie vom „Heilen mit Bakterien“.

Dr. Hans Peter Rusch

Titelthema

Erste eigene Erfahrungen mit der Mikrobiologischen Therapie Als ich Mitte der 80er-Jahre erstmals mit der Mikrobiologischen Therapie (MTh) Kontakt hatte in Freudenstadt, wusste ich von all dem nichts. Es war dies im Rahmen von Kursen für Naturheilverfahren und durch das Lehrbuch von SCHIMMEL. Die MTh war eines von vielen Verfahren, die mich faszinierten als „Neuer“ in Freudenstadt. Ein junger Kollege von mir hatte mich zum Kongress für Naturheilverfahren nach Freudenstadt gebracht. Ich war damals PrivatAssistent meines Chefs an der Uniklinik Homburg Saar und meinte, wie man sich das manchmal so einbildet, wenn man jung ist, schon eine ganze Menge zu wissen. Wissen der Schulmedizin wohlgemerkt. Wir hatten eine Patientin mit nicht heilendem Ulcus cruris bei Diabetes, Hypertonie und Adipositas auf unserer Station, mit der ich trotz Einsatz aller modernen konventionellen Heilverfahren und verschiedener konsiliarisch tätiger Kollegen nicht weiterkam. Er zeigte mir durch den gezielten Einsatz von Blutegeln, Maden und schließlich Probiotika einen natürlichen Weg der Wundreinigung und Heilung für diese Patientin auf. So kam ich zu den NHV.

Attraktion der Mikrobiologischen Therapie für mich Zur Mikrobiologischen Therapie (MTh) fühlte ich mich damals hingezogen, weil sie für mich eine Möglichkeit darzustellen schien, Patienten, die zum Teil sehr mit Nebenwirkungen der Antibiotika-Therapie belastet waren, eine Alternative anzubieten durch die Behandlung mit freundlichen Bakterien. Wenig wusste ich zu dieser Zeit, dass die MTh wesentlich tiefer geht; dass der Darm nicht nur Eintrittspforte und Wirkungsort der physiologischen Darmbakterien ist, sondern Zentrum der Gesundheit für den Menschen überhaupt und Ansatzpunkt der ganzheitlichen Medizin. Sprichwörter lehren uns da viel überlieferte Volksweisheit, die ja meist einen ganz tiefen Sinn hat. „Die Liebe geht durch den Magen“ – heute wissen wir, dass im so genannten Bauchhirn mehr Nervenzellen sitzen als in unserem Zentralnervensystem des Schädels. Auch andere Kulturen kennen Sprichwörter um den Bauch: „Der Tod sitzt im Darm“ besagt ein altes arabisches Sprichwort. Interessanterweise heißt es bei den Chinesen: „Das Leben beginnt im Darm.“ In der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin ist der Darm

Der jetzige Vorsitzende Dr. Schreiber mit dem Ehren-Vorsitzenden Dr. Kolb und Frau aus Anlass der 50-Jahr-Feier ZÄN und AGMT

Dr. Hans Kolb am Rednerpult beim ZÄN-Kongress

eines von den 5 Elementen. Vor Tausenden von Jahren, in den ersten Schriften, in denen diese Elementelehre erwähnt wird, war allerdings immer von 4 Elementen die Rede, während der Darm im Zentrum stand!

Aufbau der Moderne auf Tradition So kommt auch hier wieder die moderne und modernste Forschung auf Konzepte zurück, die aus der Tradition kommen, uralt sind, die wir nur häufig vergessen haben. Wir lernen heute, dass ein freundliches Bakterium wie beispielsweise der ColiKeim in der Lage ist, über seine feinsten Härchen an der Außenhülle mit den Darmzellen Kontakt aufzunehmen und mit ihnen ein „CrossTalk“ zu führen, ein „Gespräch zu beginnen“. Dies führt über viele Zwischenstufen, die wir zum Teil inzwischen kennen, zu einer Immunmodulation, die weit über den „Ersatz von Antibiotika durch Probiotika“ hinausgeht, wie es KOLLATH einst postulierte. Eine ganze Kaskade von Zytokinen wird durch verschiedene Bakterien-

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Titelthema

MTh versus DMP

Immunstimulation

Es ist dies eine faszinierende Welt, in der die Mikrobiologische TheRuhende B-Zelle rapie im Jahr 2004 überall Aktivierung in der Lage ist, zur Heilung des Menschen beiInterleukin-1 T-Helfer zutragen. Heilung nämlich von der Wurzel her, über ganz grundlegende MeMonozyt Interleukin-1 Interleukin-4 chanismen der Körpervorgänge. Interleukin-6 Die Rede ist, wohlgeProliferationsKaskade merkt, nicht von der „Verwaltung der Krankheit“ oder neudeutsch „Disease B-Zelle mit IL-6 Management“, was wir auf Rezeptor allen Ebenen derzeit als das „höchste Ziel der Medizin“ eingeflößt bekomEpithel men. Die ärztliche Kunst, s-IgA die naturbedingt als Kunst nicht standardisierbar ist, Plasmazelle soll dem seit 1. Januar 2004 in allen Praxen vom Gesetzgeber vorgeschrieImmunglobulin A benen internen PraxisQualitäts-Management untergeordnet werden. Wohltuend kommt hier eine indiarten wie E. coli oder auch Enterokokken moduliert, was unter anderem viduelle Therapie wie die Autovaccine für die mukosale Immunität und Aufwieder zum Tragen, die Behandlung rechterhaltung der Barrierefunktion mit Wandbestandteilen von körperwichtig ist. eigenen Bakterien. Ein IndividualarzDie Darmschleimhaut stellt eine neimittel wird hergestellt auf Grund Grenze zwischen Innen- und Außendes eigenen individuellen Stuhlbewelt dar, denn über die Nahrung findet fundes. Nicht pro Kilogramm Körperim Körperinneren permanent ein gewicht für Anna und Otto NormalKontakt mit den Antigenen, Allerverbraucher, sondern ganz kostbar genen und Toxinen der Außenwelt und nicht übertragbar als Behandlung statt. Diese Grenzfläche wird durch für ein Individuum, das wir Menschen den engen Kontakt mit Bakterien glücklicherweise sind. wesentlich stabilisiert. Die Grenzfläche des Darmes zwischen unserer Außenwelt der Nahrung und der vieAnti- und Probiotika len Allergene und Toxine einerseits und der Innenwelt des Körpers andeSo habe ich angefangen. Ich bin auf rerseits wird hierdurch maßgeblich die MTh gestoßen, als ich nach Ergänstabilisiert. zungen und Alternativen zur Antibiotika- (AB) Therapie suchte. Wie alle Kollegen, die an unseren Universitäten ausgebildet worden sind, weiß ich die Antibiotika wie auch die Enterokokken

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Homviora

Titelthema

Lamina propria

MUKOSA-IMMUNSYSTEM MIS

Antigen IgA-Plasmazellen

sIgA

Oro-Naso-Pharynx NALT

sIgA

Auge, Ohr

sIgA

Respirationstrakt BALT

sIgA

Milchdrüsen

sIgA

Gastrointestinaltrakt GALT

sIgA

Urogenitaltrakt

IgA Peyer'sches Plaque sIgA Darmlumen Lymphoblast

Mesenteriale Lymphknoten

IgA-Plasmazellen Ductus thoracicus

Blutkreislauf

Medizin, die heute noch an unseren Unis gelehrt wird, auf ihrem Platz zu schätzen. Die Antibiotika sind sicher sinnvoll für die schweren und schwersten Infektionen. Die Mehrzahl der Ärzte, v.a. die älteren, haben den Segen der Antibiotika in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, teilweise sehr dramatisch, erfahren. Beispielsweise hatte mein Vater nach dem Krieg, 1949, an der Uniklinik Leipzig eine Tbc-Station zu betreuen und war extrem dankbar für die lebensrettende Wirkung der ersten StreptomycinPräparate. Heute aber werden sie oft zu schnell und zu kritiklos eingesetzt für banale und unkomplizierte Infekte. Nach einer offiziellen Statistik der KV Hessen vor ein paar Jahren sind ca 70 % der verschriebenen AB heute nicht indiziert! Wir müssen wieder hin zum wirklich indizierten Einsatz der AB für schwere und schwerste Infektionen. MTh für die „einfachen“ Infekte und auch als wichtiger Bestandteil der Therapie für die Vielzahl der chronischen Krankheiten, bei denen unsere Basisfunktionen im Körper gestört sind, beispielsweise Autoimmunkrankheiten, rheumatische Krankheiten, Allergien und viele andere.

Ausblick ins 21. Jahrhundert Hier sehe ich auch die Zukunft der MTh in den nächsten 50 Jahren. Die AB-Medizin als ein Teil der chemisch dominierten Medizin war die Medizin der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ich glaube, dass die MTh als Teil der Naturheilverfahren einen ganz wesentlichen Teil der Medizin des 21. Jahrhunderts ausmachen wird, da sie Lösungen anbietet für viele chronische Krankheiten, für die die heutige

Medizin der Universitäten keine Antwort hat. Und da sie uns zurückführt zu den Grundregelmechanismen der Grenzflächen des menschlichen Körpers. Wir haben neu wieder gelernt, dass Bindegewebe nicht nur „nutzlos“ Zellen verbindet, sondern als Grundsubstanz jeden menschlichen Lebens alle lebenswichtigen Vorgänge im Körper reguliert. Diese Regulationsmechanismen zu verstehen und mit ihnen umzugehen zur Heilung unserer Mitmenschen ist unsere Aufgabe, wie sie in dem Ausbildungsgang Regulationsmedizin des ZÄN ja auch zum Ausdruck kommt. Das Neben- und Miteinander von Schulmedizin und NHV kommt für mich zum Ausdruck in dem Bild des früheren World Trade Centre. Zwei Türme, fast gleich groß, man musste schon genau hinsehen, um zu unterscheiden, ob einer größer war als der andere. Beide haben ihre Berechtigung. Damit vergleichbar ist auch das Miteinander der Vielzahl von freundlichen Mikroben der Darmflora – 10bis 100-mal mehr, als wir Körperzellen haben! – und den Körperzellen, vor allem den Zellen des Immunsystems. In ihrem Zusammenspiel ermöglichen sie ein harmonisches Ganzes: einen gesunden Menschen!

Therapiewege in der Medizin Antibiotika

Akute Infektionen Ultima ratio

Probiotika

Akute und chronische Infektionen Ultima ratio

Lebensbedrohliche Infektion Schwere Komplikationen Maximieren positiver Antibiotika-Effekte Minimieren negativer Immun-Effekte

Abgrenzen lebensbedrohlicher Infektionen und schwerer Komplikationen Minimieren negativer Antibiotika-Effekte Maximieren positiver Immun-Effekte

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Titelthema

Auch die konventionelle und die so genannte alternative Medizin, besser komplementäre Medizin, ergeben gemeinsam ein Ganzes – nämlich eine auf den Menschen ausgerichtete, ganzheitliche Medizin. Das ist der Ausblick der Medizin in dieses 21. Jahrhundert. Es lebe die Symbiose!

Autovaccinen – Individualarznei mit vielen Möglichkeiten

Die Therapie mit Autovaccinen geht auf Grundlagen zurück, die Anfang des 20. Jahrhunderts geschaffen wurden. Diese Erkenntnisse bilden das Fundament sowohl für die klassischen Schutzimpfungen als auch für die später in ihrer Bedeutung zurückgedrängten Heilimpfungen. Autovaccinen aus physiologischen Bakterien haben dabei eine ganz besondere Stellung. Ihre Wirkung beruht auf der Förderung der Regulationsfähigkeit der körpereigenen Krankheitsabwehr und führt so zu einem nachhaltigen und langfristigen Effekt.

Dr. Uwe Peters, Herborn Schon lange wissen wir, dass wir nicht eine Leitlinienmedizin benötigen, sondern ganz im Gegenteil eine individuelle Therapie. Wichtig dabei: Der Einsatz von Arzneimitteln, die auf den jeweiligen Patienten abgestimmt sind, denn dass die übliche „2x-täglicheine-Tablette-Medizin“ weit hinter dem Optimum zurückbleibt, ist unstreitig. Die Naturheilkunde hat hier wesentlich mehr zu bieten. Besonders hervorzuheben sind Individualarzneimittel wie Nosoden, Eigenblutzubereitungen und Autovaccinen in unterschiedlichen Darreichungsformen.

Autovaccinen – (k)eine Ultima ratio Der Einsatz der Autovaccinen war bisher ein Bestandteil der Mikrobiologischen Therapie. Die Anwendung war eingebunden in ein Phasenschema, das auf den 50-jährigen Erfahrungen des Arbeitskreises für Mikrobiologische Therapie e.V. (www.AMTHerborn.de) und der Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologische Therapie im ZÄN (AGMT) beruhte. Die Indikationen dabei sind vor allem Atopien und chronische Infekte aller Schleimhäute. Angesichts der gesundheits-

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Retterspitz

Titelthema

Autovaccine – eigenständiges Behandlungskonzept

politischen Situation wurde die Anwendung in den letzten Jahren auf die komplizierten und hartnäckigen Fälle eingeschränkt. Die Autovaccine wurde zur Ultima ratio der naturheilkundlichen Behandlung. Damit wurden viele Chancen auf eine deutliche und langfristige Verbesserung des Gesundheitszustandes des Patienten vertan. Da nun alle naturheilkundlichen Medikamente selbst zu zahlen sind, sollte die Chance genutzt werden, die Patienten auf die optimale Behandlungsmöglichkeiten unter Einbeziehung der Autovaccinen hinzuweisen. Autovaccinen sind wichtiger und vitaler Bestandteil einer Mikrobiologischen Therapie.

Ein Blick zurück in die Vergangenheit zeigt, dass vor allem in den Anfangszeiten der Mikrobiologischen Therapie die Autovaccine aus physiologischen Coli-Bakterien auch als alleiniges Behandlungsprinzip eingesetzt wurde. Nahezu vollständig in Vergessenheit geraten ist das Schema zur Heuschnupfenbehandlung. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein Grund ist sicherlich, dass der Medizinbetrieb der letzten 20 Jahre auf die schnell wirkenden symptomatischen Arzneimittel abgestellt wurde. Ebenso wie im Bereich der Antibiotika mit den drastisch zunehmenden Resistenzpro-

Gegenregulation Autovaccine dil Autovaccine dil Allergen

INF-g

Tgd

Th0

Th1

Th2

INF-g

IL-4

Tc

NK

B Eo

Mastzelle

Makrophage

Zelluläre Immunität

Humorale Immunität

Dr. Volker Rusch

blemen wird nun in der Allergiebehandlung nach Alternativen gesucht, vor allem seit das Problem der Asthmaentwicklung bei Allergikern bekannt ist. Lange wurde das ganzheitliche Modell vom Etagenwechsel belächelt. Die Pathomechanismen der Entwicklung des allergischen Asthmas sind nun allerdings teilweise aufgeklärt. Dass der Anstoß und die grundlegenden Modelle dazu aus der Naturheilkunde kamen, findet in der universitären Allergologie keine Erwähnung mehr. Ebenso müssen wir uns in der biologischen Medizin auch wieder des Wissens erinnern, wie wir durchaus erfolgreich die allergischen Erkrankungen angegangen sind. Das Heuschnupfenschema mit Autovaccinen ist ein Ansatz, den wir wieder aufleben lassen sollten. Mittlerweile gibt es für die Wirkung der Therapie auch ein wissenschaftliches Modell, welches maßgeblich von Dr. VOLKER RUSCH mitentwickelt wurde. Mastzellaktivitäten und damit die Histaminfreisetzung können durch die physiologische Mikroflora beeinflusst werden. Die neueren Daten rechtfertigen sogar die Aussage, dass dies zu den physiologischen Funktionen unserer Darmflora zählt. Autovaccinen aus ColiBakterien können u.a. über diesen Mechanismus wirken. (Quellen: siehe Ende der Arbeit)

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Titelthema

Einsatzmöglichkeiten von Autovaccinen Im Rahmen der Mikrobiologischen Therapie bei chronischen Infekten und Mykosen Als Akuttherapie bei Heuschnupfen (cave: rechtzeitig anfordern!) Als Monotherapie bei allen Erkrankungen, bei denen die T-Helferzellbalance eine Rolle spielt (eingeschränkt bei schweren Autoimmunerkrankungen) Zur Verbesserung der Eigenregulationsfähigkeit (in Kombination mit homöopathischen Therapieprinzipien, in Kombination mit Eigenblut und Ozon-Therapien und in Kombination mit Akupunktur) In der Prävention viraler Infekte

Auffrischungsbehandlungen

Mehr und mehr zeigen Berichte von Kollegen aus der Praxis, dass die Autovaccine aus physiologischen Coli-Bakterien eine gute und wirkungsvolle Möglichkeit darstellt, bei Patienten mit chronischen Infekten die erreichten Behandlungsziele zu stabilisieren. Der relativ kurze Zeitraum von 4 – 6 Wochen ist dabei förderlich für die Compliance. Injektionsvaccinen werden 2 x wöchentlich angewendet und haben den zusätzlichen Vorteil eines engen Arzt-PatientenKontaktes. Die gesamte Spritzenkur dauert dann 6 Wochen. Perkutane und orale Darreichungsformen können in der Auffrischungsbehandlung sogar jeden zweiten Tag angewendet werden, was die Behandlung auf 4 Wochen verkürzt.

Bedingungen für die Eigenregulation schaffen Schaut man sich die Modelle der naturheilkundlichen bzw. ganzheitlichen Behandlungsprinzipien an, so steht die Wiederherstellung der Eigenregulation ganz oben. Alles, was dem entgegensteht, wird als Therapieblockade angesehen. Die Behandlung mit Autovaccinen hat dabei einen doppelten Effekt: Die immunologische Barrierefunktion der Schleimhaut wird gestärkt und die Translokation von mikrobiellen Antigenen verringert; darüber hinaus wird die Adhäsion von pathogenen Keimen erschwert. So ist der Schutz vor Atemwegsinfekten zu erklären. Die Zusammensetzung der physiologischen Flora stabilisiert sich unter

Cefak

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der Therapie, wie Leitkeimuntersuchungen (KyberStatus®) zeigen. Die Grenzfunktionen der Schleimhaut werden gestärkt. Dadurch wird insgesamt die krankheitsbedingte Symptomatik verbessert. Autovaccinen sind in der Lage, fehlgesteuerte Immunreaktionen wieder ins Lot zu bringen. Vor allem das TH1- und TH2-Zellverhältnis wird moduliert. Entzündungsreaktionen werden vermindert und können unter einer mikrobiologischen Langzeittherapie ausheilen. Die durch die Autovaccine ausgelösten Regulationsmechanismen (Immunsystem, Mastzellen, Histamin, sIgA-Produktion) sind für die positiven Veränderungen des klinischen Bildes verantwortlich.

Autovaccine – sinnvolle Kombinationen a) Autovaccine und Homöopathie

Viele homöopathisch tätige Ärzte wissen die positiven Auswirkungen der Mikrobiologischen Therapie zu schätzen. Mit der Wiederherstellung der natürlichen Schleimhautfunktionen und der Aktivierung der Regulationsfähigkeit des Immunsystems geht eine deutliche Verbesserung der Wirkung von homöopathischen Arzneimitteln einher. Die Anwendung einer Autovaccine im Vorfeld oder begleitend zur

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homöopathischen Behandlung kann als optimale Kombination der Regulationsmedizin angesehen werden. b) Autovaccine und Eigenblut-/ Ozon-Eigenblut-Therapie

Da eine Autovaccineherstellung etwa 4 Wochen benötigt, kann diese Zeit gut durch eine Eigenblutbehandlung oder Ozontherapie überbrückt werden. Es gibt zwar wenig Untersuchungen über die Wirkungsmechanismen der Eigenblut-Therapie, die praktischen Erfahrungen sprechen jedoch für diese Therapie. Eine Eigenblutbehandlung allein ist oft nicht ausreichend und weniger nachhaltig als die zusätzliche Autovaccine-Therapie. Zudem ist bekannt, dass es relativ schnell zu einer Gewöhnung kommt. Die zellulären Strukturen des Blutes sind offensichtlich ein schwächerer Stimulus als die körpereigenen physiologischen Bakterien. Eine Gewöhnung – auch nach zahlreichen Autovaccine-Serien – wurde bisher nicht beobachtet. c) Autovaccine und Akupunktur

Für viele Erkrankungen, die mit Akupunktur behandelt werden können, bis hin zu den klassischen Schmerzbehandlungen, lassen sich Zusammenhänge mit dem Geschehen an der Darmschleimhaut aufzeigen. Dies belegt allein die Häufigkeit der Verwen-

dung von Akupunkturpunkten, die mit dem Darm zusammenhängen (z.B. Dickdarm 4). Die klassische Anwendung der Autovaccine ist die intrakutane Injektion im 2. ICR. Hier verläuft ebenfalls der Immunzustimmungspunkt Lunge 1. Die gesetzte Quaddel vermag möglicherweise diesen Akupunkturbereich zu stimulieren. Für den Akupunkteur ist die Anwendung der Injektionsvaccine auch leicht in die Praxis zu integrieren. Die Patienten müssen mehrfach für die Behandlung in die Praxis kommen. Aus der Erfahrung gibt es bisher keine Berichte über negative Auswirkungen der gleichzeitigen Anwendung von Akupunktur und Autovaccine. Es gibt jedoch zahlreiche Berichte über deutliche Wirkungssteigerungen.

Autovaccinen – nicht nur physiologische ColiBakterien sind geeignet Was in der Veterinärmedizin nun als Alternative zur Antibiotikabehandlung gesehen wird, ist seit einem halben Jahrhundert im Herborner Institut für Mikroökologie Routine. Aus Urin, Eiter oder Abstrichmaterial werden geeignete Keime isoliert und eine Autovaccine daraus hergestellt.

Hierbei handelt es sich um eine echte Heilimpfung. Die Wirkung einer solchen Vaccine wird damit erklärt, dass es sich hierbei um eine Präsentation der Zelloberflächen der Erreger an der Schleimhaut handelt. Es ist bekannt, dass das Immunsystem unterschiedlich reagiert, wenn lebende oder tote Erreger in Kontakt mit den Zellen der unspezifischen Abwehr kommen. Lebende Keime haben die Fähigkeit, mit dem Immunsystem zu interagieren und es zum Teil in ihrem Sinne zu beeinflussen. Werden nun hohe Konzentrationen von Oberflächenstrukturen der Erreger in Form von Autovaccinen präsentiert, kann das Immunsystem sich systematisch damit auseinander setzen und entsprechend verbesserte Abwehrstrategien entwickeln. Bewährt hat sich die Kombination dieser Vaccinen mit den klassischen Autovaccinen, bestehend aus patienteneigenen physiologischen E. coli. Seit über zwei Jahren werden in Herborn auch Candida-Vaccinen hergestellt. Die bisherigen Erfahrungen, die sich auf die Nosodentherapie mit Candidahefen stützen, sind sehr viel versprechend. Hierbei werden die Candida-Hefen aus dem Stuhl gewonnen.

Autovaccine – Chancen in der Prävention nutzen Vor allem Patienten mit chronischen Infekten sind durch das krankheitsbedingt belastete Immunsystem normalerweise besonders infektanfällig. Dagegen berichten immer wieder Patienten nach einer Autovaccinebehandlung, dass sie besonders widerstandsfähig gegen Erkältungskrankheiten sind. Zunächst wurde dieser Effekt darauf zurückgeführt, dass unter der Behandlung das Immunsystem entlastet wird und so eine höhere Abwehrbereitschaft gegen Viren besteht. Die immunologischen Daten, die im Rahmen von wissenschaftlichen Studien zur Wirkung der

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Titelthema

Schutzimpfung und Heilimpfung

Autovaccinen – das Interesse wächst

Schutzimpfung Unspezifisch Monozyten

Makrophagen

T-Zellen

Spezifisch B-Zellen

Passive Aktive Immunisierung Immunisierung Heterovaccine

Heilimpfung Hyposensibilisierung

Autovaccine

Spezifische Immuntherapie

AutoColiVaccine

Autovaccine gewonnen wurden, legen nahe, dass die Autovaccine das Schleimhaut-Immunsystem vor allem im Bereich der Virusabwehr stärkt. Dieser Aspekt kann künftig stärker in das Präventionsangebot der Praxis integriert werden. Die Autovaccine kann für viele Patienten eine echte Alternative zur Grippeschutzimpfung werden. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, die Autovaccine ist kein Ersatz für die spezifische Impfung gegen das Grippevirus! Aber wer sollte eine Grippeschutzimpfung erhalten? Die Entscheidung liefert die Empfehlung der STIKO (Ständige Impfkommission am Ro-

Für alle Patienten, die nicht unter die STIKO-Richtlinien fallen oder die Bedenken gegen die traditionelle Grippeschutzimpfung haben, und alle diejenigen, die fit durch Winter und Frühjahr kommen wollen, ist die Autovaccine eine echte Alternative.

bert-Koch-Institut). Sinnvoll ist danach ein Grippeschutz für Personen, deren Abwehr alters- oder krankheitsbedingt reduziert ist, sowie für Menschen, die in Heimen und Gemeinschaftseinrichtungen untergebracht sind und die ein erhöhtes Krankheitsrisiko haben. Insgesamt geht es um relativ kleine Risikogruppen. In der engeren Auslegung sind damit nicht gemeint: Lehrer, Busfahrer, Kaufhauspersonal usw. Zudem ist vielen Menschen nicht klar, dass die so genannten „grippalen Infekte“, besser Erkältungskrankheiten, nicht unter den Schutz der „Grippeimpfung“ fallen!

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Das Interesse der Schulmedizin an der Autovaccine wächst. Zum einen sind es die validen Daten und Erfolge dieses Therapieprinzips in der Veterinärmedizin. Zum anderen kommen mit der Osterweiterung der EU zahlreiche neue Impulse über die Möglichkeiten der Individualmedizin mit Autovaccinen. Was vielfach als Notlösung in Osteuropa aufgrund mangelnder Ressourcen angewendet wurde, könnte sich bald als echte Alternative zur antibiotischen Behandlung leichter und mittelschwerer Infekte entpuppen. Aus der naturheilkundlichen Sicht sollten wir uns das Privileg der umfangreichen Erfahrung mit dieser Methode seit mehr als einem halben Jahrhundert sichern. Sie kann den Patienten schon heute das bieten, was morgen erst „neu“ entdeckt wird. Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte der Naturheilkunde.

*

D. Beyer, U. Peters: Mikrobiologische Therapie – Von der Naturheilkunde zur Wissenschaft. Forum Medizin 2003, ISBN 3910075-46-0 Kerstin Rusch und Volker Rusch: Mikrobiologische Therapie – Grundlagen und Praxis. Haug Verlag 2001, ISBN 3-83047121-1 Zu erhalten auch über den Arbeitskreis für Mikrobiologische Therapie e.V. www.AMT-Herborn.de

Originalarbeiten

Magnetfeldtherapie in der Praxis – die Quantenresonanztherapie als reale und effektive Therapiechance

Resumen

Summary

Zusammenfassung

M. Adler

QRS magnetic field therapy (QRS = quanten resonance system) functions on the basis of artificial magnetic therapeutic fields modelled on the natural electromagnetic signals in our environment. A medical practice study has demonstrated that this special magnetic field therapy can be applied successfully in cases of cardiovascular disease as well as for osteoporosis and arthrosis. Following a thorough workup of medical history and diagnosis, the pulsed magnetic field is adapted to the individual patient. Treatment can be carried out either in the medical practice or at home.

Die Medizin auf ihrem Sprung in das nächste Jahrtausend wird schnellere und intensivere Veränderungen erleben als in den letzten 300 Jahren. Das basiert auf der Tatsache, dass medizinische Forscher durch präzisere und genauere Nachweismethoden immer neue Detailinformationen über Körperregulationsmechanismen erhalten werden. Damit können potenzielle spekulative wissenschaftliche Annahmen hinterfragt und in ihren Aussagen auf ihre Wertigkeit geprüft werden. Dazu gehört auch die Magnetfeldtherapie in der medizinischen Praxis, die in den letzten dreißig Jahren in ihrer Forschung auf biokybernetischer Ebene mit therapeutischen Ergebnissen und durch optimierte Technik einen „quantenartigen Anstieg“ vorgelegt hat.

Key words: QRS magnetic field therapy, osteoporosis, cardiovascular diseases

Allgemeines

Die QRS-Magnetfeldtherapie (QRS steht für „Quanten-Resonanz-System“), arbeitet mit künstlichen magnetischen Therapiefeldern, die den natürlichen elektromagnetischen Signalen in unser Umwelt nachgebildet sind. Wie in einer Praxisstudie gezeigt werden konnte, lässt sich diese spezielle Magnetfeldtherapie sowohl bei Erkrankungen des Herzkreislaufsystems als auch bei Osteoporose und Arthrose mit Erfolg zum Einsatz bringen. Nach eingehender Anamnese und Diagnosestellung wird das pulsierende Magnetfeld individuell an den Patienten angepasst. Die Behandlung kann in der Praxis oder zuhause durchgeführt werden. Schlüsselwörter: QRS-Magnetfeldtherapie, Osteoporose, Herz-/KreislaufErkrankungen

La terápia con campos magnéticos QRS (QRS significa „Sistema de Resonancia Quanten“) aplica campos magnéticos artificiales terapeuticamente los cuales corresponden a una réplica de las señales electromagnéticas naturales emitidas por el medioambiente. Como pudo demostrarse através de un estudio práctico, la aplicación terapéutica de esta terápia especial dio excelentes resultados tanto en las enfermedades del sistema cardiovascular así como en cuanto a la osteoporosis y la artrosis. Luego de la anamnésis y el diagnóstico de tales enfermedades, el pulso del campo magnético se adaptará según las necesidades individuales del paciente. Este tratamiento puede llevarse a cabo en casa o en un consultorio médico. Palabras clave: Terápia con campos magnéticos QRS, osteoporosis, enfermedades cardiovasculares

Patienten in der naturheilkundlichen Praxis der Gegenwart sind intensiv aufgeklärt und haben ein ganz besonderes Gesundheitsbewusstsein. Diese naturkundliche Lifestyle-Gesellschaft zeichnet sich neben einer guten Detailkenntnis von naturheilkundlichen, medizinischen Fakten vor allem dadurch aus, dass diese Patienten einen Großteil ihrer Risikofaktoren selbstständig reduzieren und nicht bekannte gefährdende Faktoren durch den Arzt erkannt und eliminiert wissen wollen. Die moderne Mediengesellschaft unterstützt diese Intention und stellt

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somit hohe Anforderungen an einen naturheilkundlich arbeitenden Arzt, der sowohl die traditionellen Verfahren der Naturheilkunde als auch deren Einbindung in biokybernetische Regelkreise des menschlichen Körpers kennen muss. Für die Praxis gilt, dass durch eine Vielzahl von umweltmedizinischen Fehlbelastungen der Arzt vor ernst zu nehmende therapeutische Probleme gestellt wird. Dazu gehören hauptsächlich: Bewegungsmangel Fehl- und Überernährung als Grundlage für eine gestörte Regulation mit der Folge einer chronischen Übersäuerung Mangel an Wechselreizen und damit der Verlust einer regulativen Anpassung von Körperablaufvorgängen chronische Vergiftungen durch Umweltfaktoren und Genussgifte Der Körper hat somit verlernt, auf verschiedene Reize zu reagieren und entsprechende Abwehrstrukturen zu bilden oder zu erneuern. Das menschliche Biosystem verliert zunehmend seine Regelungen zur eigenen Ener-

gieversorgung und eigenen Energieerneuerung. Der Mensch benötigt zu seiner Aufrechterhaltung der Körperfunktionen etwa 50 bis 70 % des gesamten Energieverbrauches, 10 % für seine Nahrungsverwertung und – je nach Körpertyp – 20 bis 40 % der verfügbaren Energie aus der Ernährung. Somit verliert jeder Mensch wertvolle Energie im Laufe seines Lebens, die er nicht regeneriert und er benutzt auch keine physikalischen Methoden, um diese zu regenerieren. Aus der Geschichte der Medizin wissen wir, dass aufbauende physikalische Phänomene (Magnetfelder) an bestimmten geologischen Punkten vorkommen. Es gab schon immer Menschen, die diese Punkte aufgesucht haben, um hier „Energie aufzutanken“. Das war schon im Altertum bekannt und häufig den Priestern vorbehalten. Im „Papyrus Eber“ heilten die ägyptischen Priester ihre Patienten mit Magnetfeldbehandlung. Und auch bei HIPPOKRATES wird von magnetischen Kräften in der Heilkunde berichtet. PARACELSUS setzte eine Art Magnetfeldtherapie bei der Wundheilung ein.

Der Einfluss verschiedener Schwingungen auf den menschlichen Organismus

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Für den Arzt ergibt sich damit als Grundlage und wissenschaftlicher Ausgangspunkt zuerst einmal nur die Erkenntnis, dass die Entwicklung unseres Lebens auf dieser Erde eng mit elektrischen und magnetischen Vorgängen verbunden ist. Diese Phänomene sind häufig direkt mit der menschlichen Sensibilität verquickt und haben Einfluss auf verschiedene Stoffwechselvorgänge im Körper. Der Physiker KÖNIG schreibt 1986 in seinem Buch „Unsichtbare Welt, der Mensch im Spielfeld elektromagnetischer Kräfte“, dass gerade diese elektrischen und magnetischen Vorgänge für die Ausbildung gewisser Steuerungs- und Regulationsvorgänge im Sinne einer fortschreitenden Evolution wichtig und richtungsweisend gewesen sind.

Grundlagen der Therapie Hier setzt die Magnetfeldtherapie nach dem QRS-Prinzip an. Unter QRS versteht man eine „Quantron-Resonanz-System-Therapie“, die künstliche magnetische Therapiefelder erzeugt, die den natürlichen elektromagnetischen Signalen in unserer Umwelt (siehe Abb. links) nachgebildet sind. Im Prinzip eine logische und effektive Therapie, da sie magnetische Felder erzeugt, die wir täglich um uns finden und über deren Nutzen für die ärztliche Praxis wenig bekannt ist. Wir alle kennen jenes Phänomen an schönen Sommertagen in den Bergen, wenn die klimatischen Verhältnisse und Bedingungen ein absolutes Wohlergehen signalisieren. Das schätzen wir in jedem Urlaub und nur dann fühlen wir uns eigentlich so richtig erholt. Bei diesen Phänomenen in der Ionosphäre handelt es sich um sog. „Schumann-Resonanz“-Schwingungen von etwa 7,8 bis 35 Hz, die ein dosiertes, schwaches und sich zeitlich änderndes – aber pulsierendes – Magnetfeld erzeugen. Biophysikalisch zeigen

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Natürliche elektromagnetische Vorgänge in der Natur stimulieren verschiedene Zentren des Gehirns und erzeugen bestimmte vegetative und emotionelle Effekte

sich hier spezifische Kippschwingungen mit einer Art Sägezahnamplitude. Diese Schwingungen zeigen spezifische Effekte auf das Herz-KreislaufSystem und aktivieren dort eine Stickstoffmonoxyd-Verbindung und modulieren somit das Herz-Kreislauf-System. Außerdem zeigen sie verschiedene Effekte auf den Stoffwechsel der Gefäßzellen und des Muskelsystems. Die Entdeckung des Pharmakologen FURCHGOTT Ende der Achtzigerjahre konnte zum ersten Mal eine vaskulär wirkende Stickstoffmonoxyd-Verbindung nachweisen. Diese ist wirksam für viele Effekte innerhalb und an den Gefäßen. Erst jetzt war man in der Lage – anhand dieser gefundenen Substanz –, auch Effekte einer Magnetfeldtherapie z.B. mit der QRS-Methodik nachzuweisen. Dieses wissenschaftliche Phänomen ist nicht ungewöhnlich, dass erst mit kürzlich gefundenen Substanzen alte naturkundliche Therapien, die bereits durch ihre Erfahrungswerte überzeugt haben, wie z.B. die Magnetfeldtherapie, beweisbar werden. Ähnliche Ergebnisse konnten auch

im Bereich der Homöopathie mit Hochpotenzen nachgewiesen werden. Die Arroganz des Nichtwissens ist somit häufig gepaart mit Ignoranz der Annahme von neuen – aber nun wissenschaftlich bewiesenen – Fakten.

Für die Therapie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie z.B. koronare Herzerkrankung, periphere Durchblutungsstörungen, Hypertonie, Thrombose, cerebrovaskuläre Insulte (Schlaganfälle), kommt es zeitweise zu einem Stickstoffmonoxyd-Mangel und gleichzeitig zu einem Anstieg von freien Radikalen mit entsprechenden Destruktionen an den Zellen der Gefäße (Endothel). Bei einem Stickstoffmonoxyd (NO)-Mangel kommt es zu einer Thrombozytenaggregation (Anhäufung von Blutplättchen) und einer verstärkten Thrombozytenadhäsion (Anhaften von Blutplättchen an den Gefäßen). Dies sind unerwünschte Ereignisse, da sie sowohl eine koronare Herzerkrankung, bestehende periphere Durchblutungsstörungen verschlechtern, als auch bei Thrombosen (Vorschüsse von Blutvenen) für weitere negative Effekte verantwortlich sind. Es bilden sich die gefürchteten Gerinnsel (Thromben), die die Strombahnen verschließen.

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Ein therapeutisches Prinzip muss deshalb sein, die NO-Produktion zu reaktivieren, zu verbessern und die auftretenden Radikale mit entsprechenden Spurenelementen, wie z.B. Natriumselenit, zu reduzieren. Der Anstieg von NO kann durch eine gezielte Magnetfeldtherapie mit QRS erfolgen und ist somit für viele Erkrankungen des Herz-KreislaufSystems als elementare Basismaßnahme wichtig. Auch bei der arteriellen Hypertonie kann durch vitalisierende Frequenzen eine deutliche Senkung erzielt werden. Für die Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind somit pulsierende Magnetfelder nach der QRS-Methode in der Prophylaxe wie auch in der Therapie von essenzieller Bedeutung. Bilder wie diese Praxisstudie zeigen, dass eine Magnetfeldtherapie mit der QRS-Methode rasch wirkt, indem sie unmittelbar eine bessere Durchblutung in den Unterarmen und in den kalten Fingerspitzen bewirkt. Diese Therapie ist besonders interessant bei Patienten, die an Morbus Raynaud erkrankt sind. Unter dem Morbus Raynaud versteht man ein anfallartiges Absterben der Finger, was häufig sehr schmerzhaft ist. Es gibt eine Vielzahl von Ursachen mit unterschiedlichen Behandlungsergebnissen. Hier zeigt die QRS-Magnetfeldtherapie besonders gute Ergebnisse.

Die QRS-Magnetfeldtherapie bei Erkrankung des Bewegungsapparates findet als alleinige Anwendung Verwendung oder kann ganz effektiv zur Unterstützung einer medikamentösen Therapie beitragen. Folgende Indikationen sind auf diesen Gebieten zu nennen: Verbesserung der Knochenheilung Reduktion der Osteoporose Offensichtlich werden die knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten) durch spezifische QRS-Magnetfeldfrequenzen positiv stimuliert und der Knochenaufbau gefördert. Sinnvolle Kombinationstherapien sind die Gabe

von Vitamin D, Calcium und Biphosphonaten. Die Behandlung der Osteoporose ist eine echte Herausforderung für die Praxis. Derzeit ist der Behandlungsstandard in der gesetzlichen Krankenkasse der, dass eine Erstattung mit hoch wirksamen Medikamenten erst ab einer nachgewiesenen Fraktur erfolgt. Mit modernen Diagnoseeinheiten kann in jeder Praxis eine beginnende Osteopenie (Reduktion funktionsfähiger Knochensubstanzen) bei entsprechendem Risikoprofil (Geschlecht, Alter, körperlicher Bewegungsumfang etc.) mit der QRSMagnetfeldtherapie wirksam verhindert werden.

Meckel-Spenglersan

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Reduktion in der Arthrose mit Verbesserung der Gehstrecke (Abb. siehe oben). Aus der täglichen Praxis kann berichtet werden, dass die QRS-Magnetfeldtherapie schon etwa nach vier Wochen mit dem Basisprogramm die Schmerzskala der Arthrosepatienten signifikant reduziert und auch die Gehstrecke deutlich verlängert. Besonders sinnvoll kann in der naturheilkundlichen Therapie auch die Gabe von hoch dosierter Teufelskralle sein, die das therapeutische Ergebnis mit der QRS-Magnetfeldtherapie deutlich optimiert. PELKA konnte sogar in einer Doppelblindstudie nachweisen, dass bei Arthrosepatienten ein

hoch signifikantes, positives Ergebnis in der Verumgruppe sowohl bei blutchemischen als auch subjektiven Parametern erzielt werden konnte. Der therapeutische Aufwand kann verschiedenartig gekoppelt werden. Dabei ist der Zeitaufwand für den Patienten gering und die Effektivität überproportional hoch. Die folgende Grafik verdeutlicht, dass eine Therapie mit der QRS-Methode dem Patienten sehr viele Vorteile bringt. Zunehmende Erkrankungsphasen stellen Therapeuten immer wieder vor Probleme, die Rekonvaleszenzphase, auch nach einer Rehabilitationsmaßnahme, für den Patienten so zu gestalten, dass der Patient rechtzeitig wieder

in den Arbeitsprozess eingegliedert werden kann. Da die QRS-Magnetfeldtherapie über Aktivierung von Tunnelproteinen Energieträger direkt intrazellulär an die Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) weiterleitet, kann dieser Effekt synergistisch in die Therapie eingebaut werden. Das verkürzt wesentlich die Krankheitsphase. Weitere Kosten in der Rehabilitation werden vermieden. Die krankheitsbedingte Nachsorgephase wird wirtschaftlich berechenbarer. Auch in der Sportmedizin ist der QRS sinnvoll und kann zur Optimierung der Trainingseinheiten eingesetzt werden. Die Arbeit am Patienten kann wie folgt gestaltet werden. Mit der QRSMagnetfeldtherapie lässt sich ärztliche Diagnostik ideal mit Patientenanwendung kombinieren. Der Arzt erbringt die klassische Anamnese, führt eine entsprechende Diagnostik durch und programmiert auf einer Chipkarte den individuellen Therapieplan für eine QRS-Magnetfeldtherapie für den Patienten. Mit dieser Chipkarte kann der Patient entweder zu Hause auf einem Leihgerät oder auf einem entsprechenden Therapiegerät in der Arztpraxis eigenständig die QRS-Magnetfeldtherapie durchführen. Der Arzt kontrolliert in entsprechenden Abständen das Therapieergebnis. Diese Therapie ist effektiv, optimal in die Gestaltung einer Arztpraxis zu integrieren und beinhaltet ein großes Maß an individueller Patientenführung. Durch einen Feedbacksensor ist ein großes Maß an Therapiekontrolle möglich. Mit diesem Feedbacksensor kann das optimale Amplitudenfenster für die Therapie bestimmt werden. Dieses kann für Therapieplanung und Therapiekontrolle genutzt werden. Diese Daten können in einem Speicher hinterlegt werden und individuell für den einzelnen Patienten zur Verfügung stehen.

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Zusammenfassung Die QRS-Magnetfeldtherapie hat viele therapeutische Vorteile, die entweder in der alleinigen Anwendung der QRS-Magnetfeldtherapie oder in einer Kombinationstherapie mit entsprechenden Medikamenten genutzt werden kann. Mit dem Feedbacksensor ist die Therapie individuell programmierbar. Der Arzt bestimmt die therapeutischen Frequenzen und garantiert nach ärztlichem Können eine wissenschaftliche Therapiekontrolle innerhalb dieser Methode. Neue Ergebnisse im Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigen, dass die QRS-Magnetfeldtherapie über einen biochemischen Ansatz „vaskuläres Stickstoffmonoxyd“ wesentliche therapeutische Einflüsse hat und weitere Ergebnisse zu erwarten sind. Gerade die prophylaktische Therapie und die Therapie nach akuter Erkrankung zeigen der Praxis viele therapeutische Ansätze, die sinnvoll genutzt werden können.

Erkrankungen des Knochen- und Bewegungsapparates profitieren optimal von der QRS-Magnetfeldtherapie. Neben subjektiven Parametern können vor allem objektive Parameter wie z.B. laborchemische Entzündungszeichen, Knochenabbauprodukte (Cross links) reduziert werden. Diese Ergebnisse können als alleinige Therapiemaßnahme durch die QRSMagnetfeldtherapie erzielt werden. Auch das Knochenwachstum nach komplizierten Frakturen kann durch die QRS-Magnetfeldtherapie angeregt werden und die postoperativen bzw. die postfrakturellen Zeiten durch diese Therapie deutlich reduziert werden. Selbst bei besonderer Belastung der Muskulatur wie z.B. nach ausgedehnten Langstreckenläufen kann die Durchblutung der Muskulatur durch die QRS-Magnetfeldtherapie verbessert werden. Das reduziert die Laktatbildung und die Muskelschmerzen. Dies zeigt die Einsatzmöglichkeiten auch für den Hochleistungssport.

hypo-A

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Damit ist die QRS-Magnetfeldtherapie über ihre vielfältige Stoffwechsel- und Mitochondrienaktivierung vielseitig einsetzbar und weitere therapeutische Ergebnisse sind zu erwarten.

Dr. med. Martin Adler Facharzt für Allgemeinmedizin Naturheilverfahren, Homöopathie Umwelt- und Ernährungsmedizin Sohlbacher Straße 20 57078 Siegen

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Assessment of the Diagnostic Possibilities of Computer-Aided Segment Electrography

Summary

Zusammenfassung

P. M. Ricciardi Introduction Einsatz eines elektrophysiologischen Gerätes im Rahmen der funktionellen Medizin, um mögliche negative Entwicklungen, hervorgerufen durch veränderte Umwelteinflüsse, rechtzeitig aufzudecken und damit vorbeugend behandeln zu können. Die Feststellung einer Krankheit erfolgt mittels elektronischer Dermographie mit computerisierter Entschlüsselung in Form eines Elektrosegmentogramms (Decoder), basierend auf den Grundkenntnissen der funktionellen Medizin und dem Wissen über das Grundsystem nach Pischinger. Aufspüren der Ursache chronischer Pathologien unter Berücksichtigung der Regulationsfähigkeiten. Reiz-Reaktions-Schema. Umweltmedizin – Präventivmedizin. Schlüsselwörter: elektronische Dermographie, Einfluss von Umweltstressimpulsen auf das bioelektrische Körperverhalten, Entschlüsselung von exogenen oder endogenen Stressfaktoren, Elektrosegmentogramm Use of an electrophysiological device within the framework of functional medicine with the aim of timely discovery of potentially negative developments caused by changed environmental influences so they can be subjected to preventive treatment. A pathological state is determined by means of electronic dermography with computerized decoding in the form of an electrosegmentogram (decoder) based on the principle tenets of functional medicine and Pischinger's basal regulation system. Determination of the causes of chronic pathologies, taking regulatory capacities into account. Stimulusreaction scheme. Environmental medicine – preventive medicine.

Resumen

Key words: Electronic dermography, influence of environmental stress impulses on bioelectrical physical behaviour, decoding of exogenous or endogenous stress factors, electrosegmentogram Aplicación de un aparato electrofisiológico en la medicina funcional, para la detección precoz de posibles desarrollos negativos, causados por una variación en las condiciones ambientales a fin de permitir su tratamiento preventivo. Las enfermedades se detectan mediante una dermografía electrónica con descodificación computerizada en forma de un electrosegmentograma (descodificador) basado en los conocimientos fundamentales de la medicina funcional y en el conocimiento del sistema básico de Pischinger. Se averigua el motivo de las patologías crónicas teniéndose en cuenta las capacidades de regulación. Esquema estímulo-reacción. Medicina ambiental – medicina preventiva. Palabras clave: Dermografía electrónica, Influencia de los impulsos de estrés sobre el comportamiento corporal bioeléctrico, Descodificación de factores de estrés endógenos o exógenos, Electro-segmentograma

The WHO defines health as physical, mental and social well-being, and not just the absence of disease. A human being is an open system, directly influenced by the environment (food, water, air); accordingly, every change in the ecosystem entails a stimulus-stressor with its own intensity, frequency and duration, capable of altering psychophysical equilibrium. All creatures generate an electromagnetic field, detectable at brain level, with an intensity of 10-15 µA (i.e. a million times weaker than a cellular phone or television set). Disease is detected by means of electronic dermography with computerized decoding and the bioresonance principle, whereby the disturbed organ (by exogenous or endogenous stress factors) is in a state of energetic congestion that is highlighted by the VEGACHECK device in real time. This device eliminates the subjectivity of kinesiological and other test procedures, since the results are reproducible and can be printed out. Current stressful stimuli include: food intolerances, dental fillings, dental devitalization, bacteria, viruses, fungi, spores, chemical and electromagnetic pollution, dyes, preservatives, pork products, alcohol (except for youngish red wines), coffee, tea, chocolate – all of which stress the immune system, final victim of Seyl’s Reaction to non-physiological stress. Postural disturbances (malocclusion, scoliosis, crooked spine, para-

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morphism, flat or hollow foot, knockkneed or bowlegged) also lead to disturbed electromagnetic signs that, over time, attack the immune system and act like genuine stress factors. Recall that posture is characteristic for each type of creature. In man, it is the erect posture, controlled by the cerebral cortex, thalamus, limbic system (emotions) and the reticular formation, by the system affected by endogenous stimuli (Gamma tonicity), by the labyrinths, by the receptors of the ligaments of the upper cervical spine, by the photo- and phono-receptors (eyes and ears), as well as by mechanic receptors and tactile (touch) receptors. Posture can be thought of as the interplay of relationships between different parts of the body and the organism as a whole with respect to the environment.

A person’s self-image and body perception represent the kinetic melody whose topographical representation is reflected in the cerebral cortex (PENFIELD’s homunculus), and in the interplay in the structure of the body plan consisting of respiration, balance, sensory motor coordination, muscle tone, environment, dietary and sports habits with the corresponding specific artificial postures. MAGNUS believed that the tone of each muscle influenced all the other muscles. Over time, muscular tension gives rise to serious postural disturbances with consequences for individual organs and target structures (that are genetically weaker). Ascertaining functional blocks and possible pathologies can be done in a few minutes with the VEGACHECK device, thanks to the bioresonance principle, which highlights that the

organ in question is not in a state of electromagnetic harmony with the open system that all creatures are. Every magnetic field reacts mutually with the electrical cellular field. In tumor cells, the stress distribution mechanism is altered, and with it the electromagnetic field itself (WERNER HEISENBERG, Nobel laureate). The limitation of vibrational medicine was the non-reproducibility of the kinesiological tests. The BER technology makes it possible to check, monitor, reproduce and save test data generated without any direct or indirect influence from the operator. (By general agreement, bioresonance techniques that use electronics are referred to as bioelectronics or BER technology.) The model MAN has its own

VEGA Grieshaber

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morphological functional biochemical standard, but also a specific electromagnetic frequency standard for each organ or structure, i.e. it has its own vibrational identity that is projected onto specific brain regions associated with the respective organs (PENFIELD). One can now measure the SEP (skin electrical parameters) with various devices, including VOLL’s EAV, SCHIMMEL’s VEGATEST, SCHMIDT’s Theratest, as well as Segment Electrography and finally, the latest generation: the VEGACHECK device – an evolution in the presentation, ease of reading and precision of the (double-blind checked) data. The first bioelectrical measurements go back to BOYD in 1922, perfected in the 50s by VOLL and VILL, in the 60s by SCHMIDT, arriving then at HELMUT SCHIMMEL and others. BER technology (bioenergetic regulation) includes VOLL’s Electroacupuncture, SCHMIDT’s Biofunctional Diagnostics (very popular in Australia), SCHIMMEL’s VEGATEST, the Decoder, the Russian Amsat and the VEGACHECK device. The values measured by the named BER technologies are objectifiable and reproducible. As BOSE stated, every disease corresponds to a diseased frequency composition, and the diseased cell is the consequence of electromagnetic changes in the connective tissue of PISCHINGER’s Basal System (regulatory system). The causal chains are based on the energetic concept of meridians, in which pathogenetic models can be compared to the large branches of a tree, and the causal chains with the smaller branches. The most important pathogenetic models are five in all, and all are dependent on constitution, environment and nutrition. The canals called meridians in traditional Chinese medicine can be imagined as highways where the acupuncture points can be localized, and which are interlinked such that the terminal points of one meridian are the initial points of the next. We have

12 main meridians in all, 8 “curious” ones and a network of smaller meridians linking up the entire body. The causal chains are based on Chi (energy); they can be elucidated via meridians and Chakras, i.e. with the points where meridians intersect, or control centers. According to S. ZOLL, it would be cyanotypes that explain disease patterns (cause-effect relationship) – i.e. all disease results from an extremely stressed organ, usually located in the abdominal or pelvic region.

Materials and methods From January to March 2003, 60 patients (65% female, mean age 35; 35% male, mean age 39) underwent computer-aided segment electrography with the VEGACHECK device. The clinical cases examined by use belonged to the following categories: arthritis and arthrosis in cervical and lumbar spine regions; toxic headaches; dental foci and disturbance fields of the mucosa; sinusitis; joint ailments; trigeminus caused by dysbiosis and candida. We have documented and evaluated the known pathologies with laboratory investigations, radiography, ultrasound etc. Table 1: Diagnosed Pathologies

Type of pathology arthritis and arthrosis of cervical and lumbar spine toxic headaches dental foci and disturbance fields of the mucosa sinusitis joint ailments

Results The VEGACHECK device correctly highlighted the patients’ disturbances in 90 % of the cases. During the therapy, each individual case was evaluated a number of times, and this device was also very useful in modifying therapy during the course of treatment. I would like to draw attention to two particular cases: 1st CASE: Multiple sclerosis, 33-year-old female patient from Potenza, showed up at our investigation on 1 Oct., 02, could no longer move about, treatment with interferon, cortisone and non-steroidal anti-inflammatories. Severe dysbiosis and heavy metal burden (dental amalgam), disturbance fields right side of head with scar, high energy consumption and tired easily. On 12 Nov., 02, after bioresonance therapy, AUDIOCOLOR, MRT, dietary modification, homeopathic therapy and deacidification, still had dental disturbance field (amalgam); right side of body predominantly Yang, psychological stress and liver overload, previous parameters improved and blood count normalized. Followed by dental treatment: removal of all dental fillings after treatment with Lymphdiaral, apg 1, apg gel posturale and Mercurius solubilis. On 28 Jan., 03, situation improved, only urogenital and a liver disturbance field determined. At any rate, able to move about with the aid of prosthetic device. 2nd CASE: Rheumatoid arthritis, 50-year-old female patient from Florence with PCR 3.9, large wrist malformations, spinal pain. Daily treatment with nonsteroidal anti-inflammatories and cortisone, on 28 Jan., 03 exhibited dysbiosis, joints with alteration of acid-base balance, disturbances headjaw, disturbance fields in kidney, liver, pancreas, blood, circulation, psychological stress. Weekly treatment with

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AUDIOCOLOR, bioresonance therapy, MRT, step wave, chromatic emotional music, dietary modification, homeopathic drainage, acuscope for pains and myopulse. Checkup on 6 Feb., 03 showed significant reduction of PCR and pain. Patient had considerably reduced cortisone therapy and discontinued non-steroidal antiinflammatories. Checkup showed clear increase in energy (75 versus initial 20). Liver and kidney disturbance still present, as was psychological stress, the rest normalized.

Conclusions The VEGACHECK device makes it possible to capture any blocks in the quadrants under investigation; in this manner, disturbance fields, pH values, emotional disorientation can be highlighted with indication of stress, inflammatory or degenerative processes, and specified as significant indications of the right abdominal cavity = liver and bile ducts, left abdominal cavity = pancreas, pelvic region = intestinal dysbiosis, left upper body = heart and diaphragm, right upper body = diaphragm, head = sinus and mucosal irritation, tonsils, cranial blood flow, dental foci, thyroid and scar disturbance fields. The data presented confirms the diagnostic effectiveness of computeraided segment electrography (VEGACHECK®) in highlighting specific bioelectrical changes of various pathological forms, with correspondingly high standardization and objectification for the physician.

At any rate, this study should be viewed as a preliminary investigation to further scientific studies.

Bibliography Dumitrescu, I. F.: Electrographing imaging in medicine and biology: electrographic methods in medicine and biology. Ed. Julian Kenyon, Sudbury 1983 Glassmann, Ch./ H. J. Rocholl: Vademecum der Bio-Elektronischen Regulationsdiagnostik und Therapie mit VEGATEST-Geräten. Eigenverlag VEGA Grieshaber KG 1980. [Vade Mecum of Bioelectronic Regulation Diagnostics and Therapy with VEGATEST Devices] Grieshaber, B./ H. W. Schimmel: Das Segmentelektrogramm (SEG). Eigenverlag VEGA Grieshaber KG 1979. [The Segment Electrogram (SEG)] Heine, H.: Übergeordnete Regulationsprinzipien der extrazellulären Grundsubstanz (Matrix) für Prophylaxe und Regeneration, Schweiz. Zeitschrift für Ganzheitsmedizin 2/89, pp. 77–83. [Superordinate Regulatory Principles of the Extracellular Basal Substance (Matrix) for Prophylaxis and Regeneration] Köhler, B.: Il manuale pratico della Terapia Biofisica dell’informazione (BIT). [Practical Handbook of Biophysical Information Therapy] Köhler, B.: Terapia di informazione biofisica Ed. Named. [Biophysical Information Therapy] Ludwig, W.: SIT – Terapia di informazione del Sistema. Ed. Simf – Spitta. [SIT – Systems Information Therapy] Pischinger, A.: Matrice e regolazione della matrice – base per una teoria olistica della medicina. Ed. Simf – Haug. [Matrix and Matrix Regulation – Basis for a Holistic Theory of Medicine] Rademacher, P.G. / L. Wesener: Diagnostic Systems for functional medicine VEGA DFM. Eigenverlag VEGA Grieshaber KG 1997 Rademacher, P.G. / P. Mölleney: GesundheitsCheck in neuen Dimensionen. Eigenverlag VEGA Grieshaber KG 2003. [New Dimensions in Health Checkups]

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Ricciardi, M.: Musica e’... Ed. Someco 1997 (contiene CD di musiche antistress e delle pillole musicali di 60 secondi specifiche per alcune patologie). [Music is… (Contains CDs with anti-stress music and 60second music pills attuned to specific pathologies)] Ricciardi, M.: Ortopedia e Traumatologia dello Sport. Ed. Soc Stampa Sportiva 2001 [Sports Orthopedia and Traumatology] Ricciardi, M.: Posturologia Olistica. Ed. Marrapese 1997. [Holistic Posturology] Schimmel, H. W. / J. Zoll: Il ponte tra l’agopuntura e la moderna medicina bioenergetica. Ed. Named. [The Bridge between Acupuncture and Modern Bioenergetic Medicine] Schimmel, H. W.: La medicina Funzionale. Ed. Named. [Functional Medicine] Various authors: Manuale del metodo VEGATEST. Ed. Named di J. Kenyon. [Handbook of the VEGATEST Method]

Prof. Pasquale Maurizio Ricciardi Chief of O(Operating).U(unit) Interdistrictual Sport’s Medicine Via Camillo Sabatini I-00144 Rome [email protected]

Originalarbeiten

In-vitro-Aktivität der homöopathischen Arznei Sanguinaria canadensis auf Streptococcus mutans M.S. Giorgi, T. Aguiar Passet, A. Hinsberger, J.C. Tavares Carvalho, C. Valentim

Resumen

Summary

Zusammenfassung

Einführung Diese Studie bewertet die Wirkung der homöopathischen Arznei Sanguinaria canadensis in den Potenzen C6, C12 und C30 bei Dosierung mit 3, 5, 7 und 10 Tropfen, sowie seine In-vitro-Interferenz auf das Wachstum von Streptococcus mutans. Bei der Analyse der Ergebnisse konnten wir feststellen, dass die homöopathische Arznei Sanguinaria canadensis hinsichtlich ihrer Wirkung auf das Wachstum von Streptococcus mutans statistisch signifikante Resultate zeigte. Schlüsselwörter: Sanguinaria canadensis, Arznei, Homöopathikum, Streptococcus mutans

This study evaluated the action of the homeopathic medicine Sanguinaria canadensis in dinamizations 6cH, 12cH and 30cH, in doses 3, 5, 7 and 10 drops and interference in vitro in the growing of Streptococcus mutans. By the analysis aftermath, we can confirm that the homeopathic medicine Sanguinaria canadensis shows a statisticly significant action, interfering in the growing of Streptococcus mutans. Key words: Sanguinaria canadensis, Medicament, Homeopathics, Streptococcus mutans

Este estudio avaliou la acion del lo medicamento homeopático Sanguinaria canadensis en las dinamizações 6cH, 12cH y 30cH en doses de 3, 5, 7 e 10 gotas y su interferência in vitro en lo crescimiento do Streptococcus mutans. Através de la análise de los resultados, se puede constactar que lo medicamento homeopático Sanguinaria canadensis, apresenta resultados estatisticamente significativos, interferindo en lo crescimiento do Streptococcus mutans. Palabras clave: Sanguinaria canadensis, Medicamento, Homeopático, Streptococcus mutans

Eine große Herausforderung der Zahnheilkunde bleibt die Diagnose und Kontrolle der Zahnkaries und der Wurzel(haut)erkrankungen. Diese Erkrankungen resultieren aus einer Oberflächenbesiedlung der periodontialen und dentalen Gewebe durch eine bakterielle Plaque, die sich aus verschiedenen Mikroorganismen zusammensetzt. Darunter finden wir als einen Haupt-Mikroorganismus Streptococcus mutans, sowohl aufgrund seiner Adhäsionsfähigkeit an die Zahnschmelzoberfläche als auch seiner Azidogenesekraft und Harnsäureproduktion. Die bakterielle Plaque ist erwiesenermaßen ein ätiologischer Hauptfaktor von Wurzel(haut)erkrankungen und der Streptococcus mutans der Gruppe viridans herrscht in dem Biofilm auf dem Zahn vor mit einer hohen Inzidenz in der Mundhöhle. Folglich sucht man am Anfang alle verfügbaren Mittel, die zu einer Gesundheit der Zähne beitragen, wobei der Erhalt der Gesundheit der Mundhöhle es verlangt, präventive Methoden anzuwenden und eine Kontrolle des Zahnbiofilms durchzuführen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Zubereitungen aus der Pflanze Sanguinaria canadensis therapeutische Aktivität auch im Hinblick auf eine Kontrolle der Mundhöhlengesundheit ausüben. So wird die Sanguinaria als Hilfsmittel bei der Behandlung und Kontrolle der bakteriellen Plaque sowie der Gingivitis beschrieben – ein-

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gesetzt als Einreibung und Gurgelwasser, wie in der Literatur (bibliografische Revisionsarbeit von FERRARI [1]) dargestellt. Die Sanguinaria canadensis wurde von HARPER et al. [2] eingeführt als eine mögliche Alternative und ein gutes Hilfsmittel in frühen Stadien der Plaque-Kontrolltherapie, zum einen als effektives Antiplaquemittel und zum anderen wegen der antimikrobiellen Aktivität auf Mikroorganismen in vitro, ohne die Nebenwirkungen etwa des Clorexidin, die trotz Reversibilität präsent sind. Aus diesem Grund untersucht diese Arbeit die In-vitro-Aktivität der Sanguinaria canadensis in Form einer homöopathischen Arznei auf Streptococcus mutans in verschiedenen Dosierungen und Potenzierungen.

Material und Methoden Homöopathisches Medikament

Benutzt wurde die homöopathische Arznei Sanguinaria canadensis in einer 30%igen hydroalkoholischen Lösung, in den Potenzen C6, C12 und C30, bereitgestellt von der Apotheke „Farmácia Homeopática Argentum Ltda“ und bearbeitet von dem Apotheker und Homöopathen Dr. EDSON LONGHI DE GODOY, CRF - SP 7.334, gemäß den Vorschriften der brasilianischen Pharmakopöe für Homöopathie [3]. Die Tinktur der Sanguinaria canadensis kam aus dem Labor „Laboratório Schraibmann Ltda“, Analysenzertifikat Lote: 3282-963, mit Herstellungsdatum vom 23.08.1999. Dieselbe wurde benutzt, um die notwendigen Matrizen für die verschiedenen Potenzierungen zu erhalten. Sterilisierung der Medikamente

Die Arzneien in den Potenzen C6, C12 und C30 und die 30%ige hydroalkoholische Lösung wurden per Filterung in den sterilen Einweg-Filtereinheiten Millipore® sterilisiert, welche über

eine Membran mit Poren von 0,22 mm verfügen. Danach wurden die Arzneien in sterilen Bernsteinflaschen verwahrt. Mikroorganismus

Es wurde eine Kultur des Bakteriums Streptococcus mutans der American Type Culture Collection (ATCC 25175) benutzt, bereitgestellt von der Abteilung für Mikrobiologie des Instituts für Biomedizinische Wissenschaften an der Universität von São Paulo – USP. Kulturmedium

Im Experiment wurden die Bakterien in einem flüssigen Bakteriennährboden (Agarlösung) kultiviert, dem Brain-Heart-Infusionsagar (BHI) mit folgender Zusammensetzung: Kälberhirn 200,0 g; Peptonproteose 10,0 g; Dextrose 2,0 g; Natriumchlorid 5,0 g; Di-Natrium-phosphat 2,5 g. Für die Aufbereitung des Kulturmediums wurden 37,0 g des Pulvers abgewogen und unter einen Liter destilliertes Wasser gemischt. Die Mischung blieb für 20 Minuten unter dem Feuer bis zu einer vollständigen Auflösung des Pulvers. Der gemessene pH-Wert der Lösung lag bei 7,4 ± 0,2. Im Anschluss wurde ein Aliquot von 3 ml der Nährflüssigkeit in jeden Untersuchungstubus eingeführt und ordentlich mit einer sterilen Gaze verschlossen. Danach ging die Nährlösung zur Sterilisierung bei 121 oC für 15 Minuten in den Autoklav. Kultivierung der Bakterien

Ein Teil des Bakterienmusters, welches in 10 % entrahmter Milch gefroren war, wurde auf eine BlutagarLösung überimpft und bei 37 oC und 5% CO2-Spannung für 48 Stunden in Bebrütung belassen. Nach dieser ersten Aussaat wurde ein erneutes Überimpfen auf das BHI-Medium durchgeführt, wo für weitere 24 Stunden gemäß den oben angeführten Konditionen kultiviert wurde.

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Versuchsprotokoll

Die experimentelle Vorgehensweise wurde im Mikrobiologie- und Immunologielabor der Städtischen Universität zu São Paulo („Laboratório de Microbiologia e Imunologia da Universidade Cidade de São Paulo“) entwickelt. Diese Arbeit befolgte rigoros das unten beschriebene Protokoll, mit aller technisch notwendigen Sorgfalt im Umgang mit den Bakterienkulturen. Das Versuchsprotokoll wurde gemäß der Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration (MHK, minimale inhibitorische Konzentration) durchgeführt, ein Verfahren, das es zulässt, den Einfluss von Medikamenten auf das bakterielle Wachstum festzustellen [4]. Es wurde eine sterile PasteurPipette benutzt, mit der in die Versuchstuben mit dem BHI-Medium jeweils folgende Sequenzen überimpft wurden: 3, 5, 7 und 10 Tropfen der Arznei Sanguinaria canadensis in den Potenzierungen C6, C12 und C30. Nach der Homogenisierung der Arzneien im Nährmedium wurde in jede Versuchstube ein Aliquot der Bakteriensuspension überimpft. Nach der Kultivierung der Bakterien im BHI-Agar für 24 Stunden wurde diese Suspension in der Proportion 1/10 im BHI-Nährboden diluiert und 10 ml dieser neuen Suspension wurden in jeden Analysetubus eingeführt und im Anschluss für 24 Stunden bei 37 oC bebrütet – bei einer CO2-Spannung von 5 %. Das Bakterienwachstum jedes Tubus wurde untersucht mittels der Trübung des Nährbodens. Diese Trübung wurde per Spektrofotometrie gemessen, Spektrum 210, mit einer Wellenlänge von 600 nm [5]. Die Methode wurde für jedes Medikament in den verschiedenen Potenzen und Dosierungen fünffach wiederholt. Es wurden Kontrolltests gemacht, um die Untersuchung zu vervollständigen: Positiv-Kontrolle: Die PositivKontrolle wurde mit dem Bakterium

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in der BHI-Bouillon gemacht, unter den gleichen Umständen, die für die Medikamente benutzt wurden. Negativ-Kontrolle: Um die Sterilität der Medikamente zu überprüfen, wurden diese in ein Nährmedium ohne Bakterien geimpft. Kontrolle der Nährlösung: Für jeden neuen Teil, der in der BHI-Lösung zubereitet wurde, wurde ein Sterilitätstest durchgeführt, indem man sie in die Versuchstuben einführte und den gleichen Zeiten und Bedingungen der Inkubation unterzog. Kontrolle der hydroalkoholischen Lösung: Die 30%ige hydroalkoholische Lösung wurde filtriert und in der Reihenfolge von 3, 5, 7 und 10 Tropfen in Versuchstuben mit Kulturmedium überimpft, in die nach der Homogenisierung das Bakterium gemäß dem oben genannten Protokoll eingeführt wurde. Die Reaktionstuben wurden bei 37 oC in einer Kammer mit 5 % CO2-Spannung für 48 Stunden bebrütet.

Tab.: Die Mittelwert-Verteilung der Absorptionen aus der Spektrofotometrie der Kontrolle (30%ige hydroalkoholische Lösung) und dem Experiment mit der Arznei Sanguinaria canadensis in den angewandten Potenzierungen und Dosierungen. Anzahl der Tropfen

Kontrolle Hydroalk. Lösung

Sanguinaria canadensis C6

3

0,90

0,88

0,88

0,82

5

1,03

0,89

0,92

0,80 ***

7

0,96

0,87

0,87

0,85

10

0,99

0,75 **

0,84

0,88

Sanguinaria canadensis C30

** p< 0,01; *** p< 0,001 (in Bezug auf die gleiche Anzahl Tropfen der Kontrolle in 30%iger hydroalkoholischer Lösung)

Kontrolle (30%ige hydroalkoholische Lösung). Es wurde beobachtet, dass die Arznei größere Hemmung des Bakterienwachstums zeigte als die Kontrolle, und zwar in allen Potenzierungen und Dosierungen. Bemerkt sei, dass die Potenzierung und die Dosierung auf die Ergebnisse Einfluss zeigten, was bei der Kontrolle (30%ige hydroalkoholische Lösung) nicht beobachtet werden konnte.

Ergebnisse Zur Analyse der Ergebnisse wurden folgende statistische Tests angewandt. Zu Anfang zeigten sich unter Verwendung des Bartlett-Tests die Varianzen der verschiedenen Gruppen homoskedastisch. Im Anschluss wurde eine Varianzanalyse für parametrische Daten durchgeführt, dessen Wert folgender war: F = 9,251 (df 80/19; p < 0,05). Zur Vervollständigung der statistischen Analyse wurde der Nachtest für multiple Vergleiche von TukeyKramer p < 0,05 angewandt. Neben stehende Tabelle zeigt die Mittelwert-Verteilung der Absorptionen aus der Spektrofotometrie. Die in der Tabelle dargestellten Ergebnisse für die Potenzierungen C6 bei einer Dosierung von 10 Tropfen und in der Potenzierung C30 bei einer Dosierung von 5 Tropfen waren statistisch signifikant in Bezug auf die

Sanguinaria canadensis C12

Diskussion der Ergebnisse POITEVIN [6] zeigte in seinem Bericht, dass trotz existierender Unterschiede zwischen der homöopathischen und klassischen Medizin die eine sich der anderen bedienen kann, um ihre Ziele zu erreichen, und beide der Wissenschaft zuträglich sind. Er zeigte auch, dass minimale und potenzierte Dosierungen mit ihren unterschiedlichen Antworten einen interessanten Weg der Forschung in der Homöopathie darstellen. Diese Berichte verstärkten das Interesse und die Motivation, diese Arbeiten auszuführen. Die Sanguinaria canadensis hat eine anerkannte, große Affinität zur bakteriellen Plaque gezeigt, wobei sie gleichzeitig eine antibakterielle Aktivität ausübt, ohne Nebenwirkungen zu Ungunsten der Mundhöhlenflora her-

vorzurufen. Dies demonstrieren die Arbeiten von HARPER et al. [2], SOUTHARD et al. [7] und WALKER [8]. Wenngleich die antibakterielle Aktivität der Sanguinaria canadensis nicht spezifisch untersucht wurde, bewies diese Arbeit die Hemmung des Wachstums von Streptococcus mutans unter Einsatz der homöopathischen Arznei Sanguinaria canadensis. Die Ergebnisse dieser Arbeit stimmen überein mit denen von MORETTI [9], der eine statistisch signifikante Verringerung der UFC-Nummer von Streptococcus mutans nachwies, wobei er die Aktivität des SanguinariaExtraktes in Kaugummiform untersuchte. Aufgrund ihrer großen Affinität zur bakteriellen Plaque kann die Sanguinaria canadensis auf die Adhäsion einwirken, genauer auf spezifische Rezeptorstrukturen am Zahn oder auf dem Bakterium. Obwohl der Wirkmechanismus nicht ausreichend geklärt ist, halten WALKER [8] und MORETTI [9] es für möglich, dass die Sanguinaria in die Synthese der Bakterienwand auf Zellulärebene eingreifen kann, während der Phase der Septendivision. Die Ergebnisse dieses In-vitroExperimentes mit der homöopathischen Arznei Sanguinaria canadensis zeigten, dass dieses Mittel eine Möglichkeit darstellt für einen Wirkstoff mit antimikrobieller Aktivität, denn es

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lässt sich eine Aktivität auf das Bakterienwachstum des hauptsächlichen kariogenen Mikroorganismus feststellen. POITEVIN [6] bestätigte: Die Homöopathie benutzte schon immer die Erforschung und Identifizierung der Wirkstoffe in Medizinalpflanzen, um sie im Anschluss in die homöopathische Pharmakopöe zu integrieren. Aufgrund der Analyseergebnisse können wir Folgendes vorschlagen: Die homöopathische Arznei Sanguinaria canadensis in den untersuchten Potenzierungen wirkte auf das Bakterienwachstum ein. Die Potenz und Dosis im Hinblick auf die Anzahl der Tropfen interferieren in das bakterielle Wachstum, produzieren aber keine Dosis-Antwort-Wirkung. Die statistisch signifikantsten Ergebnisse wurden mit der Arznei in der Potenzierung C6 bei 10 Tropfen und C30 bei 5 Tropfen erhalten.

Literatur

a) Giorgi: Faculdade de Ciências da Saúde de São Paulo, Instituto Brasileiro de Estudos Homeopáticos, R. Bartolomeu de Gusmão, 86, CEP 04111, São Paulo, SP, Brazil b) Passet: Laboratório de Microbiologia e Imunologia da UNICID, Universidade da Cidade de São Paulo c) Hinsberger: Institut für Phytotherapie Berlin, Berlin, Germany

d) Tavares Carvalho: a) und d) Laboratório de Fitofármacos, UNIFENAS, Rod. MG 179, km o CP 23, CEP 37130-000, Alfenas, Minas Gerais, Brazil e) Valentim: Departamento de Pediatria, Faculdade de Odontologia, USP, São Paulo

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Ferrari AP, Peçanha EM, Koerber JAO, Leitão M, Nelson Q, Jahn RS: Sanguinarina como agente antiplaca, Revista da Associação Paulista de Cirurgiões Dentistas 1993; 47(1): 977-979. Harper DS, Mueller LJ, Fine JB, Gordon J, Laster LL: Clinical efficacy of a dentifrice and oral rinse containing sanguinaria extract and zinc chloride during six months use. J Periodontol 1990; 61: 352-358. Ministério da Saúde. Farmacopéia Homeopática Brasileira: Segunda edição, Parte I, Métodos Gerais, Ateneu Editora SP. Ltda., 1997. Tortora G, Funke BR, Case CL: Microbiologia, 6ª ed., Artmed Editora, Rio de Janeiro, 2000. Levy NCJ: Atividade Antimicrobiana de Méis e Própolis de Apis mellifera e meliponiacea Brasileiras. Dissertação de Mestrado - UNESP - Rio Claro - São Paulo, 94 f, 1997. Poitevin B: Stratégie de recherche adaptée à l’Homéopathie in Le devenir de l’Homéopathie; cap. VII, Doin Éditeurs, Paris, 47 – 63, 1987.

Die Korrespondenzadresse ist d) Carvalho [email protected]

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Southard GL, Parsons LG, Thomas Jr LG, Boulware RT, Woodall IR, Jones BJB: The relationship of sanguinaria extracts concentration and zinc ion to plaque and gingivitis. J Clin Periodontol 1987; 14: 315-319. Walker C: Effects of sanguinarine and sanguinaria extract on the microbiota associated with the oral cavity. J Can Dent Assoc 1990; 56(7): 13-17. Moretti ABS: Análise clínica e microbiológica (in vitro) do efeito da tintura de Sanguinaria canadensis associada à goma de mascar sobre a placa dental. Tese (mestrado em Ciências com ênfase em saúde) –å Universidade de Alfenas; Minas Gerais, 95, 2001.

Mario S. Giorgi Faculdade de Ciências da Saúde de São Paulo, Instituto Brasileiro de Estudos Homeopáticos, R. Bartolomeu de Gusmão, 86, CEP 04111, São Paulo, SP, Brazil

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Herbal Medicine – The Need for Conservation of Biodiversity

Resumen

Summary

Zusammenfassung

M. Nwosu

Introduction In allen Fällen, wo Pflanzenarten pflanzliche Arzneimittel liefern, werden erstere nicht sofort wieder aufgestockt. Der Schutz der Artenvielfalt und Verbesserungen der traditionellen Pflanzenmedizin könnten dabei behilflich sein, die Abforstung zu stoppen und den Pflanzenschutz durch Aufforstung und Biotechnologie (z. B. Gewebekultur) zu fördern. Schlüsselwörter: Pflanzenmedizin, Pflanzen, Artenvielfalt, Artenschutz

In all instances, where plants species provide herbal remedies, the former are not readily replenished. Conservation of biodiversity and improvements to traditional herbal medicine might help to halt deforestation and promote plant conservation by reforestation and biotechnology (e.g. tissue culture). Key words: Herbal medicine; plants; biodiversity; conservation

El uso medicinal de las diferentes especies de plantas para medicamentos no implica al mismo tiempo que estas plantas sean reemplazadas inmediatamente. Para poner un fin al problema de la deforestación y desarrollar la protección de la biodiversidad mediante nuevas plantaciones y la biotecnología (p.ej. cultura de tejidos) podría ser de gran utilitad tener en cuenta la protección de la biodiversidad e introducir mejoras en la fitoterápia tradicionalmente empleada. Palabras clave: Fitoterápia, plantas, biodiversidad

In recent times, herbal medicine has received a lot of attention in the scientific world, particularly in the developing countries, but more so in western media. But when one takes a global view at what is happening in most parts of the developing countries, one will no doubt observe massive soil degradation and erosion, deforestation and man-induced climate change and its impact on food production, and ecosystem in general. Many observers feel that the totality of world ecosystem has overstepped the limits of the balance in nature and the acceptable. According to the Earth Council, a body of observers based in Costa Rica, we are using the law of averages, depleting more biological resources than we are replenishing and are using more space than we have (ANON, 2002). Agriculture in the Netherlands, for example, uses seven times more land outside its borders than inside, principally in Latin America, Africa and Asia, to grow flowers, tomatoes and animal feedstuffs. There are much such ecological footprints (ANON, 2002). There is therefore, the urgent need for conservation of biodiversity, especially plants, which are utilised as herbal medicines by the rural communities. We can feel what we know: diseases such as malaria have a direct and negative impact on many aspects of our lives including agricultural production. According to the World Health Organisation, the single dis-

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Abb. 1: Ocimum gratissimum (Lamiaceae)

ease of malaria reduces the gross national product of countries in subSaharan Africa by more than 1 %, rising to as much as 2-6 % in Kenya or 1-5 % in Nigeria. Premature death and spells of illness from infectious diseases cut down tomorrow’s and today’s labour force. There are signs of frightening levels of expansion of diseases that seemed to be getting under control (ANON, 2002). For instance, diarrheal diseases and acute respiratory diseases are today treated by the herbalists or traditional healers (Diviners) using plants collected from their homestead gardens or nearby forests. Leaves collected from such plants as Ocimum gratissimum (Lamiaceae), Aspilia africana (Asteraceae), Moringa oleifera (Moringaceae), Psidum guajava (Myrtaceae), Carica papaya (Caricaceae), Mangifera indica (Anacardiaceae), Cymbopogon citratus (Poaceae) are found in most herbal clinics. An infusion of combination of all these plants (leaves and flowers) is

Abb. 2: Cymbopogon citratus (Poaceae)

used in the treatment of malaria. A steam bath usually follows this therapy. Dosage varies according to the age of the patient from one teaspoonful to two tablespoonfuls for adult. Much of the savannaland and rain forests have today been reduced to “semi-deserts”. Heavy rainfalls further aggravate soil erosion particularly where massive deforestation is overtaking afforestation. Here the familiar list of desirable measures immediately rushes into the foreground: land tenure issues, property rights, ecotourism, paying royalties to local communities for genetic materials collected in a specific area, or maintaining natural ‘corridors’ within and between agricultural areas to allow movement of plant and wildlife. The second step is to focus more attention to alien species of plants which invade ecosystems and displace the previous occupants (ANON, 2002). The uses of herbal remedies in the treatment of psychiatric disorders in different parts of the world, including tropical West Africa, have been re-

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viewed (NWOSU, 1990; NWOSU and OKAFOR, 1995; OLIVER-BEVER, 1986). Reports on the application of herbal medicines for mental ailments have also been treated. These include schizophrenia and other psychosomatic disorders (congenital or acquired), “normal or moon-madness”, and spiritual madness believed to be caused by sorcery (NWOSU, 1998). On the other hand, the use of plants as medicines in the treatment of veterinary diseases holds an important position in developing countries. Household animals e.g. goats, sheep, chicken, pigs, rabbits, etc., which are found in many houses in rural communities, are also prone to many diseases which are often transmitted through feeding or drinking from contaminated water especially, where canalization of water is non-existent. Other common veterinary ailments are generally transmitted through some insect vectors e.g. tse-tse flies (Glosina sp.), mosquitoes etc. resulting in sleeping sickness in man or cattle, or filariasis.

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Discussion Domestication and mass propagation of some of these plants used as herbal medicines are therefore recommended, since most of them are still collected from the wild. But often more than not, domestication and mass propagation are impracticable or impaired because of problems associated with that of breaking dormancy of the seeds (for seed plants) and enhancing its germination potentials. Further studies using biotechnology methods (e.g. tissue culture using explants in vitro experiments, cytological work etc.) could enhance the chances of conservation of these plants – before most of them become extinct or endangered. Perhaps, because of the availability of some families of plants such as Asteraceae, some weeds such as Ageratum conozoides (antiduretic) Aspilia africana (exudate is used to stop bleeding; anti-inflammatory effect); they are generally applied as first aid against common household accidents. Plant species with strong odours e.g. Hyptis suaveolens (Lamiaceae), Ocimum gratissimum (Lamiaceae), Dennetia tripetalla (Annonaceae), Gongronema latifolia (Asclepiadaceae), besides their normal medicinal application – against fever, common cold, anti-inflammatory, ulcers etc., provide

protection against evil and sorcery (NWOSU, 1998). Garcina kola (Guttiferae) is used as an antidote for snake bites; while exudate of Aloe vera (Liliaceae) mixed with fats from Vittelaria paradoxa (Burseraceae) is used against rheumatic pains, fractured bones, or applied by morticians to cadaver as a preservative; and to ward off evil spirits and hexes from the dead. Leaves of Cymbopogon citratus (Lemon grass) (Poaceae) are hung over doors or placed under the bed of a child suffering from convulsion. Lemon grass has a strong aromatic odour that is believed to chase off evil spirits that cause these maladies.

Nwosu, Maria O., Josephine Okafor, 1995. Preliminary Studies of Antifungal Effects of Some Medicinal Plants on Basidiobolus spp. and other Pathogenic Fungi. Mycoses 38(5-6): 191-195 Nwosu, Maria O., 1998. “Herbs for Mental Disorders” Fitoterapia 23, Elseviei Science Publishers Shanon Nwosu, Maria, O., 1998. Aspects of Ethnobotanical Medicine in Southeast Nigeria. The Journal of Alternative and Complementary Medicine, 4(3): 305-310 Oliver-Bever B. 1986. Medicinal Plants in Tropical West Africa. London: Cambridge University Press, p. 375 Trease, G. E. and W. C. Evans, 1996. Pharmacognosy (14. ed). W. B. Saunder Company Limited, London, p. 612 World Resources Institute, 1992. Global Biodiversity Strategy. World Resources Institute (WRI), World Conservation Union (IUCN), United Nations Environment Programme (UNEP), New York

References Akerele, Olayiwola, 1985. The WHO Traditional Medicine Programme: Policy and Implementation. International Traditional Health Newsletter, 1(1)+ W.H.O. Geneva Akerele, Olayiwola, Vermon Heywood and Hugh Synge, eds. 1991. The Conservation of Medicinal Plants. Cambridge University Press, Cambridge Anon, Spore, 2002, CTA, No. 97 Farnsworth, Norman, and Djaja Soejarto, 1991. Global Importance of Medicinal Plants, pages 25-52 in O. Akerele, ed.: The Conservation of Medicinal Plants. Cambridge University Press, Cambridge. Nwosu, Maria O., 1990. An Ethnobotanical Study of Plant in Igboland (Nigeria) Baessler. Archiv Von Dietrich Reimer Verlag., Berlin, Bd; 38: 127-302

Maria Nwosu, Ph.D. Department of Botany University of Nigeria, Nsukka P. O. Box 3142, Enugu State E-mail: [email protected]

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Aus dem ZÄN

Naturheilärzte in ihrer Existenz bedroht Verfassungsbeschwerde gegen den Wegfall nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel Am 1. Januar 2004 trat das Gesetz zur Modernisierung des Gesundheitssystems (GMG) in Kraft. Neben vielen anderen Neuerungen wurde der § 34 Abs. 1 SGB V wie folgt geändert. (Dem Satz 1 werden folgende Sätze vorangestellt:) „Nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel sind von der Versorgung nach § 31 ausgeschlossen. Satz 1 gilt nicht für versicherte Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr und nicht für homöopathische und anthroposophische Arzneimittel ohne zugelassenes Anwendungsgebiet. Der Vertragsarzt kann Arzneimittel, die nach Satz 1 von der Versorgung ausgeschlossen sind, ausnahmsweise im Einzelfall mit Begründung im Rahmen der Arzneimittel-Richtlinien verordnen, sofern dies in den Richtlinien vorgesehen ist.“

Dr. Martin Adler, Vizepräsident des ZÄN, und Dr. Mark Seidscheck, Hauptgeschäftsführer des BAH

Seitdem hat sich die kassenärztliche, medikamentöse Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland grundlegend geändert. Fast alle pflanzliche, homöopathische und anthroposophische Medikamente können jetzt nicht mehr bei gesetzlich versicherten Patienten auf Kassenrezept verordnet werden. Viele Ärztinnen und Ärzte des ZÄN empfinden dies, wie der Vizepräsident des ZÄN, Dr. MARTIN ADLER auf der jüngsten ZÄN-Pressekonferenz in Bonn betonte und an einigen plakativen Beispielen deutlich machte, als direkte Benachteiligung ihrer Pharmakotherapie, ja sogar als Existenzbe-

drohung. Daran hat auch die neue Arzneimittelrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses vom 16. März 2004 nichts geändert. Aus diesem Grund haben am 28.07.2004 vier Ärzte für Naturheilverfahren, Homöopathie und Anthroposophische Medizin mit Unterstützung vom Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin (ZÄN) und des Bundesfachverbandes Arzneimittelherstellender Firmen, BAH, Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingelegt: gegen den Wegfall der Erstattungsfähigkeit nicht verschreibungsfähiger Arzneimittel aus den bereichen Phytotherapie, Homöopathie und Anthroposophische Medizin. Nach Aussage von RA ULF DOEPNER machen sie ihrer Klageschrift geltend, dass durch die prinzipielle Herausnahme rezeptfreier Arzneimittel aus der Erstattung durch die GKV eine beschwerdeadäquate medikamentöse Therapie leichter bis mittelschwerer Beschwerden bzw. Erkrankungen zu Lasten der GKV durch den Arzt nicht mehr möglich sei und dass diese Ausgrenzung für sie RA Ulf Doepner als Ärzte der besonderen Therapierichtungen in verfassungswidriger Weise in ihre grundrechtlich verbürgte Berufsfreiheit eingreife. Dies gelte insbesondere für die Ärzte für Naturheilverfahren, Homöopathie und Anthroposophische Medizin, weil durch das GMG die Arzneimittel dieser Therapierichtungen besonders betroffen sind, denn diese Präparate sind fast ausschließlich rezeptfrei. Zudem sei der Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes verletzt, da die Vertragsärzte der besonderen Therapierichtungen im Vergleich zu „normalen“ Kassenärzten ohne eine sachliche Rechtfertigung nachhaltig belastet werden. Ihre Forderung: die Zurücknahme der Änderung des § 34 Abs. 1 SGB V. MW

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In memoriam

Univ.-Doz. Dr. med. Otto Bergsmann 1922 – 2004 OTTO BERGSMANN wurde am 28. Oktober 1922 in Linz/ Donau (Österreich) geboren. Nach einer Kriegsverletzung nahm er 1943 das Medizinstudium an der Universität Wien auf. Er promovierte 1948. Als Arzt für Allgemeinmedizin und Facharzt für Pulmologie übernahm er 1957 die Leitung der Lungenheilstätte Gröbming. Dort wurde er 1958 zum Primarius ernannt. 1970 erfolgte die Habilitation für Innere Medizin an der Universität Wien. 1978 wurde OTTO BERGSMANN die Leitung des Rehabilitationszentrums für Erkrankungen des Bewegungsapparates in Gröbming übertragen. 1984 trat er in den Ruhestand. Um sich dem ungewöhnlichen medizinischen Talent OTTO BERGSMANNs zu nähern, sind drei von ihm gewählte Zitate von Bedeutung, vorangestellt seinem Werk „Bioelektrische Phänomene und Regulation in der Komplementärmedizin“ (Wien: Facultas Universitätsverlag 1994): Lesen Sie mehr, meine Herren, Sie müssen dann nicht so viel erfinden. A. PISCHINGER (ca. 1950) Immer mehr lernen, ohne zu verstehen. Immer mehr Wissen, aber keine Weisheit. Immer mehr Forschung ... die nicht weiß, wohin sie führt. F. VESTER 1980 Aber: Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie, daher muss man seine theoretischen Grundlagen von Zeit zu Zeit revidieren und an neue Erkenntnisse anpassen. O. BERGSMANN 1994 OTTO BERGSMANN hat bereits im „Wiener Team“ um PISCHINGER in den 50er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts Erkenntnisse über Regulationsmechanismen und deren Beeinflussung zur Besserung von Krankheiten erforscht, ehe die Wienersche Kybernetik ihren Siegeszug im deutschen Sprachraum antrat. Diese Thematik beschäftigte ihn bis zuletzt intensiv im Rahmen der Herd- und Störfeldtherapie, der pathophysiologischen und bioelektrischen Regulations- und Reaktionsphänomene, des segmental regulatorischen Komplexes und dessen Projektionssymptomatik, der Funktion der Akupunkturpunkte u.v.a.m. Hierbei war er stets in die ganzheitsmedizinische Denkweise des „Wiener Teams“ eingebunden, wobei ihm als Leitlinie die Erforschung unspezifischer Regulationsmechanismen auf der Basis des Systems der Grundregulation

nach PISCHINGER galt. Er hat dies in zahlreichen Publikationen, Seminaren und Kursen im In- und Ausland höchst erfolgreich weitergegeben. Es war die große Leistung von OTTO BERGSMANN, die regulatorische Desintegration als Folge eines allgemeinen oder lokalen Adaptationssyndroms nach SELYE erkannt zu haben. Dabei gelang ihm das Kunststück, supramolekulare, molekulare und elektromagnetische Vernetzungen plausibel zu machen. Seine wissenschaftlichen Ideen bezog er stets aus der Praxis, wie es u.a. seine Darstellungen zu Herdgeschehen, Projektionssymptomatik und Risikofaktor Standort zeigen: „Bei unvoreingenommener Analyse der Wirkmodalitäten komplementärer Behandlungsmethoden stößt man immer wieder auf gleiche physiologische Wurzeln: Die Entgleisung von Regelvorgängen durch chronische Belastungen verschiedener Genese und Normalisierung der Regelvorgänge durch außerklinische Therapieverfahren.“ (Bergsmann O., Bergsmann R. Chronische Belastungen. Unspezifische Basis klinischer Syndrome. Wien: Facultas Universitätsverlag 1998) Das wissenschaftliche Leben des „Wiener Teams“ gipfelte in der Gründung der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin, an deren Entstehung und Entwicklung BERGSMANN großen Anteil hatte. Die Akademie hat er zusammen mit seinem Freund Prof. Dr. Dr. h.c. ALOIS STACHER, dem ersten Präsidenten der Akademie, unterstützt von bedeutenden in- und ausländischen Fachkollegen, rasch in eine internationale Führungsposition im Dialog zwischen Komplementärmethoden und Universitätsmedizin bringen können. (Einzelheiten zum wissenschaftlichen Werk BERGSMANNs sind über die Akademie zu erfahren.) Wie die oben zitierte Arbeit zeigt, wurde BERGSMANN in seinen zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten intensiv von seiner Frau Dr. med. ROSWITHA BERGSMANN unterstützt. Diese Arbeit ist umso höher zu werten, da sie sich unermüdlich ihren zwei hoch begabten Kindern widmet, selbst als Ärztin und Dozentin tätig ist und ein großes Haus zu führen hat. Der regulationsmedizinische Aufbruch mit „Ganzheitsmedizin als Signal“ wird dank des wissenschaftlichen Erbes von OTTO BERGSMANN von uns weiter energisch fortgeführt werden können. Wir sind Dir, lieber OTTO, zu bleibendem Dank verpflichtet! Hartmut Heine

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Fortbildung in Neuraltherapie nach Huneke 13. Bad Meinberger Woche vom 17. bis 20. November 2004 Unser neues Tagungshotel, das „Waldhotel Bärenstein“ ist von allen Teilnehmern der letzten Bad Meinberger Woche sehr gelobt worden. Ganz besonders fiel die familiäre, persönliche Betreuung von Fam. MESCH und ihren Mitarbeiter auf. Neben der ruhigen Waldlage und der Nähe zur alten lippischen Residenzstadt Detmold waren auch das große Hallenbad und die Saunalandschaft mit Wellnessbereich besonders bei den mitreisenden Partnern beliebt. Das Konzept – alles unter einem Dach – hat sich wieder bewährt. Im Vordergrund stehen wieder neben der Vermittlung der Grundlagen das individuelle Erlernen der schwierigen Injektionen. Die große Zahl erfahrener Kollegen macht es möglich, vor allem die Ganglieninjektionen in kleinen Gruppen unter Anleitung selbst durchzuführen. Die gemeinsamen Abende dienen dem Erfahrungsaustausch und der persönlichen Kontaktpflege. Ein herzliches Willkommen in Bad Meinberg. Jürgen Huneke

Drs.med.: Hans Barop, Bernd Belles, Gerd Belles, Erwin Berger, Barbara Doll, Gerd Droß, Lorenz Fischer, Norbert Frühmann, Rudolf Hausammann, Hagen Huneke, Holger Huneke, Volkhart Kieper, Imke Plischko, Renate Pohlen, Armin Reimers, Rolando Sosa, Michael Wildner, Jürgen Huneke.

Donnerstag, 18.11.2004, 15:00 bis 18:00 Uhr Dr. Holger Huneke – Anamnese und Diagnostik in der Neuraltherapie nach Huneke Dr. Norbert Frühmann, Österreich – Kinderheilkunde aus der Perspektive des neuraltherapeutisch tätigen Praktikers Pause Praktische Übungen

Mittwoch, 17.11.2004, 20:00 Uhr

Freitag, 19.11.2004, 9:00 bis 13:00 Uhr

Begrüßungsabend im Tagungshotel „Waldhotel Bärenstein“

Dr. Hans Barop – Die Nozizeption in der Neuraltherapie nach Huneke

Donnerstag, 18.11.2004, 9:00 bis 13:00 Uhr

Maik Huneke – Die Anatomie des Plexus cocliacus und die aktuellen Neuraltherapeutischen Injektionen

Dr. Jürgen Huneke – Begrüßung und Einführung Prof.Dr. Lorenz Fischer, Schweiz – Grundlagen der Neuraltherapie nach Huneke am Beispiel der schmerzhaften Schulter

Dr. Rudolf Hausammann, Schweiz – Der neuraltherapeutische Umgang mit psychiatrischen Patienten

Dr.habil.rer.nat. Jürgen Giebel, Universität Greifswald Fascien, Gefäßnervenstraßen und der Plexus brachialis und ihre Bedeutung für Schmerzphänomen der Schulter

Dr. Hagen Huneke – Wertung der bisher vorliegenden Dissertationen über die Neuraltherapie nach Huneke

Dr. Bernd Belles – Wirkmechanismen der Neuraltherapie Dr. Armin Reimers, Mexico – Weitere Objektivierungsmöglichkeiten der Neuraltherapie

Praktische Übungen

Pause

Freitag, 19.11.2004, 15:00 bis 18:00 Uhr Dr. Gerd Belles – Polyneuropathie und Neuraltherapie

Pause Praktische Übungen mit erfahrenen Referenten in kleinen Gruppen mit schwierigen Injektionen, Darstellung und Behandlung

Dr. Michael Wildner, Österreich – Erfahrungen mit der Injektion an das Ganglion supremum mit Fallbeispielen

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Dr. Renate Pohlen – Ergebnisse einer kleinen Studie mit 8 Patienten nach Injektion an das Ganglion supremum Pause Praktische Übungen

Samstag, 20.11.2004, 9:00 Uhr Dr. Rolando Sosa, Mexico – Eine alternative Injektionstechnik an das Ganglion sphenopalatinum Dr. Erwin Berger, Österreich – Die Angst und das Störfeld Dr. Gerd Droß – Restless legs Syndrom und Neuraltherapie Dr. Volkhart Kieper – Neuraltherapie nach Huneke – ordne das Chaos Diskussion mit den Referenten

Gebühren: Mitglieder 245 E, Nichtmitglieder 295 E Anmeldung: Internationale medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke – Regulationstherapie e.V. Promenadenplatz 1 72250 Freudenstadt, Telefon 07441 / 91 858-0, Fax 07441 / 91 858-22 Zimmerreservierung: Tagungshotel „Waldhotel Bärenstein“ Am Bärenstein 44 32805 Horn-Bad Meinberg (Holzhausen) Telefon 05234 / 20 90, Fax 05234 / 20 92 69 E-Mail: [email protected] Internet: www.hotel-baerenstein.de Die Bad Meinberger Woche beinhaltet zwei Kurse in Neuraltherapie nach Huneke. Für die letzte Bad Meinberger Woche wurden im Rahmen der „Zertifizierung der ärztlichen Fortbildung“ 21 Punkte vergeben. Leitung: Dr.med. Jürgen Huneke, Bad Meinberg

3. Seminar „Neuraltherapie nach Huneke“ vom 5. bis 7. Mai 2005 in Greifswald Anatomisches Institut der Ernst-Moritz-Arndz-Universität Die Tagung wird als Kurs 1, 2 oder 3 oder 7 und als 1 Kongressbesuch innerhalb der Weiterbildung zur Neuraltherapie nach Huneke anerkannt. Tagungsort:

Institut für Anatomie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Friedrich-Loeffler-Str. 23c, D-17489 Greifswald

Veranstalter:

Internationale medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e.V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Anatomie, Greifswald Örtliche Organisation: PD Dr. habil. rer. nat. J. Giebel, Institut für Anatomie

Anmeldung:

Internationale medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e.V. Am Promenadenplatz 1, 72250 Freudenstadt Tel. 0 74 41/ 91 858 – 0; Fax 0 74 41/ 91 858 – 22 Für die vergangene Veranstaltung wurden im Rahmen der „Zertifizierung der ärztlichen Fortbildung“ 12 Punkten vergeben.

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ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen

Aus dem ZÄN

Tel. (07441) 92 48 50

PostScript Bild EAVlogo.eps

Internationale Medizinische Gesellschaft für Elektroakupunktur nach Voll e.V.

EAV-Sekretariat und Ausbildungsorganisation: Gabi Möhrle Am Promenadenplatz 1 72250 Freudenstadt

EAV

E-Mail: [email protected]

72250 Freudenstadt

Internet: http://www.eav.org

Am Promenadenplatz 1

Fax (07441) 92 48 52

EAV 2004 (vgl. Heft 2/04)

Tel. (07441) 92 48 50 Fax (07441) 92 48 52 Internet: http://www.eav.org E-Mail: [email protected]

EAV-Seminare 2004 EAV-Schnupperkurs

1.10.2004

EAV-Seminar I 1.-3.10.2004 Die Elektroakupunktur nach Voll – Werkzeug für den Umgang mit vernetzten biologischen Systemen

Freudenstadt Freudenstadt

EAV-Seminar VI 15./16.10.2004 Bad Dürkheim Hoch komplexe Krankheitsbilder unter systemtheoretischen Aspekten Diplomprüfung B

17.10.2004

Bad Dürkheim

Sonderseminar der IMGEAV für Mitglieder

6./7.11.2004

Frankfurt/M.

Hospitationskurse in Bad Dürkheim, München und Hamburg auf Anfrage Programm und Unterlagen beim EAV-Sekretariat

Praxiskurse 2004 Samstag, 09.10.2004 Samstag, 18.12.2004 Dr. med. Heinrich Rossmann, Dr. rer. nat. Norbert Mayer Cimbernstr. 4, 81377 München Tel.: 089 / 714 28 34

Arbeitskreise der Internationalen Medizinischen Gesellschaft für EIektroakupunktur nach Voll e.V.

Arbeitskreis Nord

Arbeitskreis Hamburg

Arbeitskreis Westdeutschland

Arbeitskreis Süd/West

6./7. November 2004 Anmeldung erfolgt bei: S. Lambrecht Heidstückenkehre 55 22179 Hamburg T: (040) 251 81 76 F: (040) 251 81 17 E: susanne.b.lambrecht @t-online.de

22. September 2004 27. Oktober 2004 24. November 2004 Anmeldung erfolgt bei: Dr.med.dent. T. Heinrici Dammtorstraße 32/33 20354 Hamburg T: (040) 34 68 88 F: (040) 35 27 10

29. September 2004 1. Dezember 2004 Anmeldung erfolgt bei: Dr.med.dent. J. Mauksch Kaiserstraße 1 51643 Gummersbach T: (0 22 61) 664 66 F: (022 61) 286 00 E: j.mauksch @t-online.de

13. November 2004 Anmeldung erfolgt bei: Dr.med. M. Thyson Kaiserslautererstraße 16 67098 Bad Dürkheim T: (0 63 22) 660 44 F: (0 63 22) 622 45 E: [email protected]

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Kongressbericht

HOMÖOPATHIE

Homöopathisch gegen Schwindel Viele ältere Menschen leiden unter Schwindelattacken. Die Angst vor Stürzen fesselt Betroffene oft ans Haus und führt so zum Verlust sozialer Kontakte. Eine verträgliche und zuverlässige Therapieoption ist deshalb gerade für diese Altersgruppe von großer Bedeutung für ihre Lebensqualität. Auf einem Pressegespräch wurden jetzt aktuelle Studienergebnisse zur Wirksamkeit und zu den Wirkmechanismen vorgestellt. er HNO-Arzt Dr. WOLFGANG J. ISSING vom Freeman Hospital in Newcastle upon Tyne in England betonte auf der Veranstaltung, dass der Schwindel älterer Menschen oft durch viele Faktoren bedingt ist. Sklerotische Prozesse in den Gefäßen und im Innenohr zählen ebenso dazu wie Herz-/Kreislaufprobleme. Selbst durch eingenommene Arzneimittel bedingter Schwindel ist bei älteren Menschen nicht selten. Obwohl der Begriff „Altersschwindel“ nicht genau definiert ist, kennt jeder Arzt die Symptomatik und die Notwendigkeit, genau hier ein effektives und verträgliches Therapieregime, wie z.B. mit dem

D

Homöopathikum Vertigoheel, zur Verfügung zu haben, so ISSING. Seine Wirksamkeit im Vergleich zu den schulmedizinischen Präparaten Betahistin und Dimenhydrinat konnte das homöopathische Arzneimittel bereits in klinischen Studien belegen. Eine aktuelle Untersuchung mit 170 Patienten zeigt , dass Vertigoheel auch

dem phytotherapeutischen Ginkgobiloba-Wirkstoff in der Behandlung von Altersschwindel gleichwertig ist. Anzahl, Intensität und Dauer der täglichen Schwindelepisoden ließen sich in beiden Therapiearmen gleichermaßen deutlich reduzieren.

Durchblutung sichtbar verbessert Neben den Studien zur Wirksamkeit gibt es auch neue Erkenntnisse zur Wirkweise des homöopathischen Komplexmittels, das sich aus den Wirkstoffen Cocculus (Kokkelskör-

ner), Conium (Schierling), Petroleum und Ambra zusammensetzt. Dr. RAINER KLOPP vom Institut für Mikrozirkulation in Berlin gelang der Nachweis, dass die Behandlung mit Vertigoheel bei älteren Patienten, die unter Schwindel litten, zu einer deutlichen Verbesserung der Mikrozirkulation führte.

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Insgesamt 32 Patienten mit Schwindelsymptomatik wurden dabei einer 12-wöchigen Behandlung mit dem Komplexmittel unterzogen. Neben der Besserung der klinischen Parameter konnte in den kleinsten Gefäßen eine signifikante Zunahme des Durchmessers und der Strömungsgeschwindigkeit der Blutzellen nachgewiesen werden. Dies führt, so KLOPP, zur Verbesserung der Verteilung der Erythrozyten und zur Erweiterung der lokalen Regelbreite im Versorgungsgebiet. Als klinisch bedeutsames Ergebnis werden Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Zellen verbessert und die Anpassungsfähigkeit der Mikrozirkulation an sich ändernde Stoffwechselbedürfnisse und Kreislaufregulation erhöht. Die Erkenntnisse KLOPPs sind Resultat einer bemerkenswerten Messtechnik, die „Realzeit-Filme“ aus dem Gewebe der Probanden entstehen lässt. Der Mediziner und Physiker KLOPP benutzt dazu Mikrosonden, die mittels verbundener Kamera die gewünschten Szenen aus jeweils definierten Gebieten zum Beispiel in der Unterhaut liefern. Die Einbringung bzw. Aufnahmen erfolgten zu Beginn, in der Mitte und am Ende des Zeitraums der Beobachtung. Die Kamera macht 1.000 Bilder pro Sekunde. Für KLOPP ist das Ergebnis gleichermaßen erstaunlich wie unerwartet. Denn der „bekennende Wissenschaftler“ hätte dieses Resultat einem Homöopathikum nicht ohne weiteres zugetraut. Jenseits der Wissenschaft und schon über Jahrzehnte hinweg bewegen sich die Erfahrungen von Dr. GÜNTHER BAUER. Der niedergelassene Hausarzt warnte vor dem Umstieg auf ein rezeptflichtiges Präparat. Damit entstünde nicht nur ein vermeidbares Nebenwirkungspotenzial für die Patienten. Für den Arzt schlägt der jetzt erhobene Apothekenaufschlag von 8,10 E als deutliche Belastung seines Arzneimittelbudgets zu Buche. EB Pressegespräch zu Vertigoheel-Wirksamkeitsstudie, 4. Juni 2004, Bremen

Ernährungstherapie

Aktuelles aus der ReformhausFachakademie

Wie setze ich eine gesunde Ernährung in die Praxis um? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung verdeutlicht in ihrem „Ernährungskreis“ die Mengenvorschläge für Lebensmittel mit dem Ziel, alle wichtigen Vitalstoffe durch die Nahrung aufzunehmen. ls Orientierungshilfe werden folgende Mengen angegeben: Getreide (-erzeugnisse), Kartoffeln: 200-300 g Brot (4-6 Scheiben) oder 150-250 g Brot und 50-60 g Getreideflocken; 200-250 g Kartoffeln oder 200-250 gegarte Teigwaren oder 150-180 g gegarter Reis Gemüse, Salat: insgesamt 400 g Gemüse und mehr, entweder als Rohkost oder gegart Obst: 250 g Obst (2-3 Portionen) Milch (-produkte): 200-250 g Milch/Jogurt und 50-60 g Käse. Dabei sollten fettarme Produkte bevorzugt werden.

A

Fette und Öle: 15-30 g Butter oder Margarine und 10-15 ml Öl (z.B. Walnuss-, Raps-, Sojaöl) Getränke: insgesamt mindestens 1,5 Liter Fleisch, Fisch, Ei, Wurst: 300-600 g Fleisch und Wurst (fettarme Produkte bevorzugen) und 80-150 g fettarmer Seefisch und 70 g fettreicher Seefisch und bis zu 3 Eier

LEBENSMITTELKUNDE

Glutamat in Gewürzzubereitungen Die Zusammensetzung von „Gewürzmischungen“ ist im deutschen Lebens-

mittelgesetz genau definiert. Es dürfen darin nur Kräuter und Gewürze enthalten sein. Geschmacksverstärker wie Glutamat sind dafür nicht erlaubt. Etwas anders ist es z.B. bei den so genannten „Gewürzzubereitungen“. Hier handelt es sich um Mischungen von einem oder mehreren Gewürzen mit anderen geschmacksgebenden Zutaten. In konventionellen Produkten ist häufig Glutamat enthalten. Bei Bio-Produkten ist Glutamat als Zusatzstoff hingegen untersagt. Unter dem Begriff „Würzmittel“ versteht man eine ganze Reihe von Produkten, die sich durch einen intensiven, würzigen Geschmack auszeichnen. Dies sind z.B. Hefewürze, Brühpasten oder Trinkbrühen. In konventionellen Produkten ist in der Regel Glutamat enthalten. Bei Bio-Produkten ist der Zusatzstoff wiederum nicht zugelassen. Inwieweit Glutamat zu möglichen Unverträglichkeitsreaktionen führt, ist noch immer nicht endgültig geklärt. Tatsache ist, dass einzelne Personen sensibel auf Glutamat reagieren können und es spezielle Empfindlichkeiten dafür gibt. Die genauen Zusammenhänge konnten in wissenschaftlichen Studien allerdings noch nicht nachgewiesen werden.

NAHRUNGSERGÄNZUNG

Fisch statt Sonne – Woher kommt das Vitamin D? Zur Deckung des Vitamin-D-Bedarfs gibt es zwei Möglichkeiten. Die Bildung in der Haut durch UVB-Strahlen des Sonnenlichtes und/oder über Lebensmittel. Von Mitte Oktober bis Mitte April kann kein Vitamin D in der Haut gebildet werden, da die dafür notwendige UVB-Strahlung im Sonnenlicht nicht enthalten ist. Seltener Aufenthalt im Freien im Sommerhalbjahr sowie nachlassende Fähigkeit der Haut zur Vitamin-D-Synthese bei Senioren führen zusätzlich dazu, über eine Vitamin-D-Versorgung durch die

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Ernährungstherapie

Rezepte Polenta-Pizza (4 Portionen)

ReformhausInformation / C.P. Fischer/ M. Auer

Das brauche ich: 220 g Maisgrieß (Reformhaus), 850 ml Gemüsebrühe aus Extrakt, 1 Ei, 50 g geriebener Hartkäse, 2 Fenchelknollen, 4-6 mittelgroße Tomaten, Thymian, Majoran, Hefestreuwürze (Reformhaus), 100 g Schafskäse

Das mache ich: Maisgrieß in die kochende Gemüsebrühe einstreuen, unter mehrmaligem Umrühren ca. 25 Min. bei geringer Energiezufuhr ausquellen lassen, bis ein dicker Brei entsteht. Etwas abkühlen. Ei und Käse unterziehen, auf einem gefetteten Backblech ausstreichen (bedeckt ca. 2/3 der Fläche). Fenchelknollen halbieren, Strunk entfernen und in dünne Scheiben schneiden. Ca. 1 Min. in heißem Wasser blanchieren. Tomaten halbieren, Kerne weit gehend entfernen und in Scheiben schneiden. Die Polenta mit Fenchel- und Tomatenscheiben belegen, mit Thymian, Majoran und Hefestreuwürze abschmecken. Mit zerkrümeltem Schafskäse bestreuen. Im vorgeheizten Backofen auf mittlerer Schiene bei 180-200 oC ca. 15 Min. überbacken. Pro Person: 18 g Eiweiß, 10 g Fett, 45 g Kohlenhydrate, 340 kcal / 1.420 kJ

Nahrung bzw. Nahrungsergänzung nachzudenken. Der tägliche Bedarf wird derzeit mit 5 Mikrogramm für Erwachsene im Alter von 19 bis 65 Jahre und 10 Mikrogramm für über 65-Jährige angegeben. In einer amerikanischen Studie wurde überprüft, ob die Mengen ausreichen, um die Serumspiegel an 25Hydroxyvitamin D3 zu erhalten. Laut Studie benötigen gesunde Männer offensichtlich 75 bis 125 Mikrogramm Vitamin D/Tag, um adäquate Serumspiegel zu erzielen. Daher wird die derzeitige Empfehlung für die Vitamin-D-Zufuhr als nicht ausreichend eingestuft. Eine Intoxikation von Vitamin D wurde selbst bei Dosen von über 250 Mikrogramm nicht beobachtet. Dabei ist Vitamin D nur bedingt als Nährstoff zu betrachten. Die entscheidende Quelle ist und bleibt die Synthese in der Haut. Eine Ganzkörperbestrahlung mit einer UVBDosis, die eine schwache Hautrötung zur Folge hat, führt bereits zur Bildung von 250 Mikrogramm Vitamin D. Um bei fehlender Vitamin-D-Bildung in der Haut eine adäquate Vitamin-D-Versorgung sicher zu gewährleisten, müssten der Studie zufolge wöchentlich theoretisch zwischen 2,73,5 kg Fisch (Aal, Hering, Lachs) gegessen werden.

NAHRUNGSERGÄNZUNG

Oxidationsschutz durch Trockenpflaumen Eine neu entwickelte Methode zur Analyse des Gehaltes an Antioxidanzien in Lebensmitteln ist ORAC. ORAC steht für Oxygen Radical Absorbance Capacity und ist eine Maßzahl für die Fähigkeit eines Lebensmittels zur Abwehr von freien Radikalen. Lebensmittel wie Trockenpflaumen (5.770) und Weinbeeren (2.830) haben danach einen sehr hohen ORAC-Wert, da sie viele sekundäre Pflanzenstoffe wie phenolische Säuren und Flavonoide enthalten. Diese Inhaltsstoffe sind enthalten in den Randschichten reifer Gemüse und Obstsorten. Von den über 5.000 Flavonoiden ist Quercetin (rote Trauben, Rotwein) wohl mit am bekanntesten. Aber auch Schokolade und Kakao enthalten eine Reihe von bioaktiven Polyphenolen. 80 g Schokolade enthalten den gleicher Polyphenolgehalt wie ein Aufguss Tee.

Seminare für gesundes Leben an der Reformhaus-Fachakademie NEU! „Ernährungsberater/in für Kinder“ Kindgerechte Rezepte, Kurskonzept für übergewichtige Kinder, Bewegungs- und Entspannungstraining 4-teilige Ausbildung!

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Therapiereport

Artischockenextrakt steigert Cholerese und senkt Blutfette Hoch dosierte ArtischockenblattExtrakte bessern dyspeptische Beschwerden, die aufgrund einer erhöhten Fettbelastung, aber mangelhafter Fettverdauung auftreten und zu Verdauungsstörungen mit unangenehmen Begleitsymptomen führen. Nach mehrwöchiger Behandlung sind typische Symptome wie krampfartige Bauchschmerzen, Blähsucht (Meteorismus), Völlegefühl, Übelkeit, Verstopfungsbeschwerden deutlich verbessert. usätzlich greifen Artischockenblattextrakte auf drei Wegen in die Pathogenese der Atherosklerose ein: Die Cholesterinneubildung in der Leber wird gehemmt, das Cholesterin choleretisch verstärkt eliminiert und die LDL-Oxidation vermindert. Deshalb eignen sich besonders hoch dosierte Extrakte, das Entstehen einer Atherosklerose zu minimieren und damit das Herz-Kreislauf-System positiv zu beeinflussen.

Z

Abnahme dyspeptischer Beschwerden Zahlreiche Studien dokumentieren den Rückgang der verschiedensten dyspeptischen Symptome. Im Mittel bildeten sich diese nach ca. sechswöchiger Therapie um 70 % zurück,

wobei eine Wirkung bereits nach 10 bis 14 Tagen eintrat. Beschwerden wie Erbrechen, Übelkeit und krampfartige Bauchschmerzen besserten sich am stärksten (um 76 bis 88 %, Abb. 1). Die Wirksamkeit blieb auch bei einer Dauertherapie über 6 Monate bestehen.

Steigerung der Cholerese Im Vordergrund der Behandlung dyspeptischer Beschwerden steht die Steigerung der Sekretion von Gallenflüssigkeit (Cholerese). Die erhöhte Gallensäureproduktion verbessert die Verdauungsaktivität und nimmt positiven Einfluss auf die Motilität des Darms. In randomisierten, placebokontrollierten Doppelblind-Studien kam es unter Artischockenblätter-Extrakt bereits nach 30 Minuten zu einer ausgeprägten Steigerung der Cholerese, unter Placebo wurde der Gallenfluss dagegen nur leicht gesteigert. Die signifikanten und klinisch relevanten Unterschiede waren auch nach 3 Stunden noch messbar (Abb. 2).

Positiver Einfluss auf Lipidmuster Aufgrund lipidsenkender Eigenschaften sind Artischockenextrakte zur Behandlung erhöhter Cholesterinspiegel geeignet und können dazu beitragen, der Entstehung einer Atherosklerose und den damit verbundenen koronaren Risiken entgegenzuwirken. In verschiedenen Studien wurde der positive Einfluss auf die Blutfette belegt: Der Anstieg der Gallensekretion gegenüber Ausgangswert (%)

Rückgang dyspeptischer Beschwerden 160

6 Monate

140 120 100

6 Wochen

80 60

2 Wochen

40 20

-90

-70

-50

Prozent

-30

-10

10

Abb. 1: Deutliche Reduktion dyspeptischer Beschwerden

0 Placebo

Artischockenextrakt

Abb. 2: Steigerung der Cholerese durch Artischockenextrakt

Cholesterinspiegel sank um bis zu 18,5 % gegenüber Placebo, die LDLWerte sogar um bis zu 23 %. Triglycerid-Werte konnten um 1113 % bei gleichzeitigem Anstieg von protektiv wirksamen HDL (2,3 bis 2,6 %) reduziert werden. Die Cholesterinsenkung erfolgt über zwei sich ergänzende Mechanismen: Zum einen wird überschüssiges Cholesterin über die Galle aufgrund einer gesteigerten Cholerese vermehrt ausgeschieden und zum anderen wird die Cholesterinsynthese gehemmt.

Schutz vor Lipidperoxidation und reduzierte Bildung freier Radikale Die Oxidation von LDL ist ebenfalls bei der Entstehung atherosklerotischer Veränderungen von entscheidender Bedeutung. Artischocken-Extrakte vermindern durch antioxidativ wirksame Substanzen diesen Oxidationsprozess. Die Entstehung atherosklerotischer Plaques wird somit gehemmt und einer Arterienverkalkung vorgebeugt. In neueren Untersuchungen konnte eine Hemmung der Bildung von reaktiven Sauerstoffprodukten (ROS) durch ArtischockenblätterExtrakt um bis zu 76 % nachgewiesen werden. Dyspeptische Beschwerden können durch hoch dosierte Artischockenblatt-Extrakte (z.B. in Natu·hepa® 600 mg, Rodisma-Med, Köln) wirkungsvoll und dabei nebenwirkungsarm behandelt werden. Die Inhaltsstoffe entfalten ihre positive Wirkung bei Verdauungsschwäche, Reizmagen sowie Störungen der Leber-Galle-Funktion, insbesondere auch bei gestörter Fettverdauung. Die choleretischen, anticholestatischen, cholesterinsenkenden und antioxidativen Eigenschaften von Extrakten aus Artischockenblättern sind inzwischen durch zahlreiche Studien belegt. Literatur beim Verfasser

Dr. Dorothea Springer

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Aus Industrie und Forschung Kurznachrichten Das unter dieser Rubrik zur Veröffentlichung kommende Material wird von den Firmen zur Verfügung gestellt. Deshalb erscheinen diese Meldungen außerhalb der Verantwortung der Schriftleitung.

Gesunder Darm im Gleichgewicht Für Omniflora® N gibt es jetzt eine neue Broschüre zur Patienten-Beratung. Themen wie „Die Darmflora als Ökosystem“ sowie „Was bringt den Darm aus dem Gleichgewicht?“ werden angesprochen und helfen den Patienten über Verdauungsprobleme aufzuklären. Omniflora® N mit dem wertvollen Probio2-Komplex ist das traditionell angewendete Arzneimittel zur Unterstützung der Darmfunktion. Es versorgt den Darm in ausreichender Menge mit den lebensund vermehrungsfähigen Milchsäurebakterien Lactobacillus gasseri und Bifidobacterium longum. Das darmspezifische Probiotikum unterstützt die physiologische Darmflora und Verdauungsprobleme werden normalisiert. Weitere Fachinformationen einschließlich der Omniflora® N Patienten-Broschüre „Gesunder Darm im Gleichgewicht“ und ein Empfehlungsblock können kostenlos angefordert werden bei Novartis Consumer Health München Zielstattstraße 40, 81366 München Tel.: 089 / 78 77 234, Fax: 089 / 78 77 250 [email protected]

Gut durch die Wechseljahre mit climafem In Asien, wo aufgrund der traditionell anderen Ernährungsgewohnheiten ein wesentlich höherer Anteil an pflanzlicher Kost, hauptsächlich Soja-Produkte, zu sich genommen wird, sind Wechseljahrsbeschwerden so gut wie unbekannt. Zudem sind die Krebsarten, vor allem die der Östrogen-abhängigen Tumoren wie Brust- und Prostatakrebs, niedriger als bei uns (Brustkrebs tritt in Europa/USA fünfmal häufiger auf). Der Gesamtcholesterinspiegel ist niedriger und Osteoporose tritt seltener auf. Woran liegt das? In asiatischen Ländern werden bis zu 50 mg Phyto-Östrogene täglich konsumiert, in Europa dagegen nur 1-30 mg. Eine tägliche Nahrungsergänzung mit 40 mg ist daher ratsam. Die Hauptvertreter der Phyto-Östrogene sind die Isoflavonoide, deren Struktur den Östrogenen ähnelt. Eine gute Quelle für Isoflavonoide ist Rotklee, der je nach Anbaugebiet und Erntezeitpunkt Sojabohnen um ein Vielfaches übertrifft. Rotklee ist demnach eine wirkungsvolle Nahrungsergänzung, die dem weiblichen Organismus hilft, in den Wechseljahren das hormonelle Gleichgewicht zu

bewahren. Die neue Nahrungsergänzung climafem enthält Rotklee-Extrakt in der empfohlenen Tagesdosis. climafem mit Rotklee-Extrakt, Perilla-Öl, Hopfen, Vitaminen und Spurenelementen – alles Gute für die Wechseljahre! vitOrgan Arzneimittel GmbH Postfach 4240, 73745 Ostfildern Tel.: 07 11 / 44 812-19/30 oder [email protected]

Neu: Telcor® Arginin plus Immer mehr Herz-Kreislauf-Patienten suchen zusätzlich zur Standardtherapie nach wirksamen, gut verträglichen Behandlungsmaßnahmen, um ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Mit der Neueinführung der patentrechtlich geschützten Vitalkombination Telcor® Arginin plus stellt die QUIRIS Healthcare der Apotheke für die Kundenberatung eine weltweit einmalige natürliche diätetische Therapie der Gefäßverkalkung zur Verfügung. Die Wirksamkeit der Kombination aus der körpereigenen Aminosäure L-Arginin und dem B-Vitamin Folsäure ist wissenschaftlich ausgezeichnet belegt. Aus L-Arginin wird der natürliche Botenstoff Stickstoffmonoxid (NO) gebildet, welcher für die Gefäßweitung und damit zur Verbesserung des Blutflusses benötigt wird. Zudem ist NO für eine optimale Funktion der Gefäßinnenwand erforderlich. Entdeckt hat diese Zusammenhänge Professor Dr. J. LOUIS IGNARRO (UCLA School of Medicine; Los Angeles/USA), der dafür 1998 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Auf seinen Erkenntnissen basiert die Entwicklung der Vitalkombination Telcor® Arginin plus. Die enthaltene Folsäure wirkt in hoher Dosierung darüber hinaus erhöhten Homocysteinwerten – einem weiteren Risikofaktor für Gefäßablagerungen – entgegen. Als ergänzende bilanzierte Diät wird Telcor® Arginin plus zur diätetischen Behandlung von Arteriosklerose, Bluthochdruck, erhöhtem Homocysteinspiegel sowie gestörter Gefäßfunktion bei Diabetes mellitus eingesetzt. Weitere Produktinformationen zu Telcor® Arginin plus (sowie ein attraktives Einführungsangebot) sind erhältlich bei QUIRIS Healthcare GmbH & Co. KG Stadtring Nordhorn 113, 33334 Gütersloh Tel.: 0 52 41 / 403 43-0, Fax: 0 52 41 / 403 43-11 E-Mail: [email protected]

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Buchbesprechungen

Stressmanagement Über Stress ist sicher schon viel geschrieben worden. Kein Wunder, scheint dieses Syndrom („Stress“) – zumindest in den westlichen Industrienationen – doch zum Markenzeichen unseres Jahrhunderts avanciert zu sein. Dabei ist Stress eigentlich ein natürlicher neurovegetativer Vorgang, mehr nicht; Probleme mit Stress entstehen erst, wenn die Verarbeitung misslingt. Und das ist offenbar heute bei sehr vielen Menschen der Fall – Ärzte nicht ausgeschlossen! Aus diesem Grund hat sich Frau Dr. SABINE GAPP-BAUS in ihrem Buch auch ganz bewusst auf den Abbau von Stress, das Stressmanagement, konzentriert. Neben einem sehr praxisnahen Stress-Not-Programm offeriert sie dem Leser gut verständliche und nachvollziehbare und Maßnahmen zur Stressvorsorge. Frau Dr. GAPP-BAUSS, die seit Jahren als Ärztin für Naturheilverfahren in Lilienthal tätig ist, schöpft dabei aus ihren Erfahrungen im Umgang mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Ihre Sprache ist erfrischend einfach, persönlich, ja herzlich, so dass es dem Leser nicht schwer fallen dürfte, schon während der Lektüre ein wenig Druck abzubauen, zu entspannen, um gleichzeitig wichtige Informationen für den besseren Umgang mit den „Tücken des Alltags“ aufzunehmen. Mit einem Wort, das Buch verdient das Prädikat: besonders lesenswert! MW Sabine, Gapp-Bauss: Stressmanagement. Zu sich kommen, statt außer sich geraten. 242 S., brosch., Aschenbeck & Isensee Universitätsverlag, Bremen/Oldenburg 2003. ISBN 3-89995-070-4

Die Seelendimension des Yoga Dieses in sechs Auflagen im HugendubelVerlag erschienene Werk wurde vom Autor komplett überarbeitet und neu herausgegeben. HEINZ GRILL stellt in diesem Werk auf beeindruckende Weise einen Yoga vor, der zur Entfaltung unseres Seelenlebens dienen kann. Es ist ein Buch, das sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet ist. Das Buch wird mit den Kapiteln „Die verschiedenen Regionen des Seelenlebens“, „Die Entwicklung von Aufmerksamkeit und Beziehungsfähigkeit“ und „Die verschiedenen Energien bei Yoga, drei verschiedene Ausstrahlungen der Aura“ eingeleitet. Sehr überzeugend ist die Art und Weise, wie der Leser zu einem tieferen und umfassenderen Verständnis der Übungen herangeführt wird. Jedes Kapitel beginnt mit einer Darstellung eines der sieben Energiezentren, der so genannten Chakren. Der Leser erhält zu Beginn erst einmal ein anschauliches Bild über die Funktion, die seelische Bedeutung und den körperlichen Sitz eines jeden Energiezentrums, er

erfährt, wie sich ein gut oder weniger gut entfaltetes Energiezentrum im Leben zeigen kann und welche Möglichkeiten es für uns zur Entwicklung gibt. Dann folgen die zu jedem Energiezentrum gehörigen Grund- und Fortgeschrittenen-Stellungen (Asana). Diese werden teilweise mit Vorübungen und leichteren sowie anspruchsvolleren Variationen der Ausführung dargestellt. Insgesamt sind es rund 80 Farbaufnahmen, die dem Leser helfen können, einen näheren Zugang zu den Übungen zu finden. Am Schluss des Buches stellt HEINZ GRILL eine methodische Reihe zum Übungsaufbau vor und regt noch einmal zu einem interessierten Erforschen der Körperübungen und der Energiezentren. Heinz Grill: Die Seelendimension des Yoga. Praktische Übungen zu einem spirituellen Übungsweg. 200 S., Hardcover, 70 Fotos, 10 Zeichnungen, E (D) 18,00, LammersKoll-Verlag, Niefern, 1. Aufl. 2003. ISBN 3-935925-60-3

Lexikon der Medizin-Irrtümer In seinem „Lexikon der Medizin-Irrtümer“ räumt der Mediziner und Wissenschaftsjournalist WERNER BARTENS mit weit verbreiteten Vorurteilen auf und verbannt Behauptungen wie „Essen am Abend macht dick, weil der Stoffwechsel über Nacht ruht“, „Schwimmen direkt nach dem Essen ist gefährlich“ u.v.a. ins Reich der Legende. Der Autor hat die populärsten Medizin-Irrtümer zusammengetragen – von Mode- und Zivilisationskrankheiten über eingebildete Kranke und verkannte Pioniere bis zu unbequemen Wahrheiten über Cholesterin, Krebs und das ewige Leben – und zu kurzweiligen wie auch informativen Texthäppchen verarbeitet. Das Lexikon der Medizin-Irrtümer ist eine lehrreiche, gruselige, amüsante und faktenreiche Sammlung der häufigsten, hartnäckigsten oder folgenschwersten Vor- und Fehlurteile der Patienten und der Halbgötter in Weiß. Für den Leser ist es mal verblüffend, mal erschreckend, stets amüsant und manchmal auch lehrreich, welche Legenden sich trotz des wissenschaftlichen Fortschritts und der wachsenden Zahl an Informationsquellen beständig halten. Ein Buch nicht nur zur Aufklärung, sondern auch zum Vergnügen des Patienten, aus dem sowohl medizinische Laien als auch Experten gleichermaßen lernen können. Wer seine Patienten unterhalten möchte, sollte das Buch als Wartezimmerlektüre zur Verfügung stellen. MH Werner Bartens: Lexikon der Medizin-Irrtümer – Vorurteile, Halbwahrheiten, fragwürdige Behandlungen. 350 S., geb., E 22,90. Eichborn Verlag, Frankfurt a.M. 2004. ISBN 3-8218-3922-8

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Varia

ISAF-Einsatz in Afghanistan Besuch im deutschen Camp Warehouse in Kabul er in den letzten Wochen/ Monaten in den Medien die Lage verfolgt hat, was sich in dem von Krieg geplagten mittelasiatischen Land Afghanistan abspielt, kann seine Augen nicht einfach verschließen. Trotz eines sehr hohen Risikos, welches mir bewusst war, hatte ich die Reise zum Hindu Kusch angetreten. Dieses tat ich aber nur in dem Vertrauen, dass mir unter Führung unserer Bundeswehr wohl nichts passieren könne. Als ehemaliger Flottenarzt (Oberst) nahm ich bereits aktiv an den BW-UN Einsätzen in z.B. Kambodscha, Somalia teil. Ein weiterer Vorteil für mich bedeutete, dass ich im Hochsicherheitstrakt Camp Warehouse als einziger Journalist mit Sondergenehmigung wohnen konnte. Die Aufforderung zum Besuch erfolgte kurzfristig. Vom Militärflughafen Köln-Wahn ging es mit dem Airbus 310 direkt in knapp sechs Stunden nach Termez (Usbekistan), wo die Bundeswehr einen Flugstützpunkt an der Grenze zu Afghanistan unterhält. Es ist ein strategisch wichtiger Punkt im Viereck Turkmenistan, Tadschikistan und den anderen beiden genannten Ländern. Nach einem kurzen nächtlichen Aufenthalt in Zelten am Airport ging es mit TransallMaschinen in knapp 90 Minuten über das so gefährliche Gebirge. Immer mal wieder werden Flugzeuge beschossen. Die Sonne schielt sich über die Bergspitzen des Hindu-kusch. Noch ist es relativ ruhig auf dem Kabul Intern Airport (KAIA). Bald jedoch setzt ein hektisches Treiben von Militärs aus fast sämtlichen Nationen ein. So wird man von Deutschen empfangen, weitergereicht an Franzosen, Amerikaner, Dänen, Rumänen usw. Im Hintergrund liegt das Zentrum der Hauptstadt stets dunst-

W

verhangen. Es ist aber schon recht heiss zu dieser Tageszeit. Die Szene wirkt fast friedlich. Plötzlich zerreißt ein Brüllen von vielen Motoren die Stille des Morgens. Da ist z.B. eine riesige Antonow, die zur Landung aufsetzt. Die Spannweite der 70 meterlangen Flügel machten uns zu Zwergen. Sie rollt in Parkposition, dreckig weißer Staub liegt in der Luft, es riecht nach Kerosin. In einer Halle werden wir auf verschiedene gepanzerte Fahrzeuge der BW verteilt. Wir bekommen Schusswesten und Stahlhelme angelegt. In den Fuchspanzern ist es eng, heiß und total finster. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl für diejenigen, welche noch nie vorher darin gefahren sind. Man erfährt einige kurze militärische Instruktionen. Die Fahrtroute ist, wie so vieles hier, geheim. Als Soldat muss man warten lernen. Nach gut zwei Stunden geht es los. Die Fahrt zum Camp dauert knapp 90 Minuten. Kabul liegt in 1800 Metern Höhe. Es ist dort bekanntlich eine dünne Luft, extreme Temperaturen und oft Sandstaub. Alles zusammen macht etwas müde und man hat das Gefühl, sich ständig duschen zu wollen – was natürlich nicht immer geht. Das Camp ist äußerst gut gesichert.

Im Stabsgebäude Ich werde von Flottenarzt Dr. NEIDHARDT, dem leitenden San Offizier und stellvertretenden Kommandeur, begrüßt. Gleichzeitig nehme ich Kontakt zum Oberstleutnant GEIER, dem Leiter der Presse und Infozentrums (PIZ) auf. Beide Stellen sind meine Gastgeber und Informationsquellen zugleich. Das Zimmer ist voll klimatisiert, Festgebände mit modernen

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Wasch und Duschräumen. Es dauert nicht lange und schon bin ich auf einem Rundgang durch dieses riesige multinationale Gelände der ISAF (International security assistance force). Hier arbeiten unter deutscher Leitung Truppen aus Kanada, Schweden, Ungarn, Finnland, Rumänien, Griechenland, Dänemark usw. Mit allen Angehörigen hat man irgendwie Kontakte. Das merkt man nicht nur im STAB, sondern auch in den Santitäts-

einrichtungen. Die medizinische Versorgung ist in verschiedene Bereiche gegliedert. So gibt es Truppen- (Allgemein) und Fachärzte, ein hochmodernes Hospital mit allen nur möglichen Spezifitäten. Dieses ist gleichzeitig das beste von Afghanistan. Hier werden auch Minister, Diplomaten ect. behandelt. Für die Notfallversorgung sind die MED EVAC und BAT verantwortlich. Die zahlreichen Speziallabors z.B. Analyse des Trinkwassers, Untersuchungen von Lebensmitteln bzw. Überwachung aller hygienischen und seuchenmedizinischen Vorschriften arbeiten präzise wie in der Heimat. Das erfordert eine enorm exakte Organisation (Oberfeldarzt Dr. HILLEBRAND), welcher sich in der Stabsstelle angesiedelt hat. Ich führte zahlreiche Gespräche und Interviews.

Varia

Ganz wichtig sei zu erwähnen, dass die Bundeswehr in punkto Hygiene vorbildliche Leistung zeigt. So sah ich keinen Soldaten, der sich nicht vor den Mahlzeiten im Vorzelt der großen, geräumigen Kantine, die Hände wusch und desinfizierte. Auf Körperhygiene wird ganz großen Wert gelegt. Im Einsatz bei besonderen Belastungen und extremen Witterungs-/ Umweltbedingungen ist es besonders wichtig, sich mehrmals täglich zu duschen, Kleider zu wechseln, die Zähne zu putzen, Sonnen- und Hautschutz zu betreiben. Überall standen Wasserflaschen Container zur Erinnerung und Gebrauch. Schließlich benötigt man dort ca. 6-8 Liter Flüssigkeit pro Tag zum Leben. Wenig Kaffee und Alkohol sind förderlich. Alle Soldaten hielten sich an die Weisungen. Zum Thema Rauchen möchte ich lieber schweigen.

Eine große „Familie“ Auffallend ist der außerordentlich freundliche Ton. Ständig ein „Hello“, „Guten Morgen“, „Guten Abend“ ect. Es ist halt eine große „Familie“, welche als „verschworene“ Gemeinschaft zusammenhalten will und muss. Die Verpflegung ist hervorragend. Ständig abwechslungsreiche Mahlzeiten mit viel Gemüse und Obst, trotzdem alles aus Deutschland eingeflogen werden muss. Hier spart der Staat nicht – es ist

gut so. Die Bewohner des Camps haben es sich teilweise gemütlich gemacht, so sieht man an allen Ecken kleine Kneipen, Biergärten, Discos, Freizeitheime mit Sportgeräten, TV (deutsches Programm). Zur Unterhaltung ist ein eigener Rundfunksender (Radio „Andernach“) auf dem Gelände, welchem ich ein Interview gab. Aber es bleibt nicht so viel Zeit für Erholung bzw. Entspannung. Auslandseinsätze bei diesem Gefahrenmoment erfordern ständige Wachsamkeit und Verantwortung. Dazu gehören häufige Patrouillenfahrten im Camp, Stadt und Land. Sicherheitsdienste für 24 Stunden usw. Ganz wichtig ist der gute Kontakt zur Bevölkerung. Dafür ist die „CIMIC“ zuständig. Diese zivilmilitärische Einrichtung stellt die Bedürfnisse der Menschen in einem Ort (z.B. Dorf/Kindergarten, Schule ect.) fest, und versucht zu helfen. Das geht in Zusammenarbeit mit Mullah (Scheichs) oder Nichtregierungsorganisationen (NGO).

Wie die Bevölkerung lebt Ich begab mich in meiner fast einwöchigen Reise nach Afghanistan einen Tag auf diese Patrouillenfahrt bzw. Fußstreife. „Die Menschen haben die Schnauze voll vom Krieg. Sie wollen vor allem, dass es ihren Kindern später einmal besser geht, als es

während der langen Kriegszeit der Fall war“, sagte mir ein Dolmetscher nach dem Kontakt mit Einheimischen. Das Bestreben der Maliks (Dorfältesten) ist, dass ihre Gemeinde vorangebracht wird. Dazu tragen natürlich auch die deutschen Hilfsorganisationen (z.B. „Kinderberg“ etc.) bei. Die sog. Beweglichen Arzt Trupps (BAT) leisten sehr häufig gute medizinische Hilfe. Oft kommen zum Haupteingang des Camps Fahrzeuge mit Menschen, die Hilfe suchen. Manchmal werden einfach Kinder oder Alte abgesetzt, welche schwer verletzt sind (z.B. Unfälle, Verbrennungen ect.) So sah ich, dass der BAT ans Camptor fuhr und feststellte, ob die Patienten in die Hände des afghanischen Gesundheitssystem (welches sehr schlecht ist), gegeben werden können, oder im Notfall im Camp Hospital sofort behandelt werden müssen. Nach Genesung kommen sie entweder nach Hause oder in ein Kabul Hospital. Diese Behandlungen sind kostenlos. Aber man muss aufpassen, so die verantwortlichen Ärzte, dass dies nicht die Regel wird. Vorrangig ist die Aufgabe der SAN Truppe Versorgung der eigenen Soldaten bzw. der verbündeten ISAF und diese Therapien sind einzigartig. Es mangelt an nichts. Dies gilt sowohl für die Diagnostik als auch Therapie (z.B. Medikamente, Operationen, fachärztliche Leistungen). Die Zahlen können sich sehen lassen. Monatliche ambulante Behandlungen weit über 1000, Hunderte Röntgenaufnahmen bzw. Laborleistungen, über 100 Operationen, Computertomogramme und weit mehr Zahnarztleistungen. Ich habe in dem einwöchigen Besuch der BW-ISAF-Truppen die Erkenntnis mitgebracht, dass in Afghanistan hervorragende Hilfe, nicht nur medizinisch gesehen, geleistet wird. Jeder tut sein Bestes. Wir sollten auch in Zukunft bei ähnlichen Ereignissen in anderen Ländern uns angagieren, wenn wir der Bevölkerung und dem Frieden dabei helfen können. Dr. med. H.-P. Legal

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 45, 9 (2004)

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