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Neues Gymnasium Glienicke, /Dr. Eckermann, Sj.2015/16 Letztes Bühnenskript für „NATHAN der WEISE“ frei nach G:E:Lessing Aufführungen am 29.4./2.5./3.5.2016 Jüdische Operafolie EXPOSITION: (Pantomime aller): Auszug der Musik Video Kinder Israels aus Ägypten „Wasser“ + Chor (Standbilder auf den Proszenien): Also zogen Rauschen aus die Kinder Israels von Ramses. Darum wird diese Nacht dem Herrn gehalten, dass er sie aus Ägyptenland geführt hat. Da nun Moses seine Hand reckte über das Meer, ließ es der Herr hinweg fahren durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich voneinander. Und die Kinder Israel gingen hinein, mitten ins Meer auf dem Trockenen und das Wasser war ihnen für Mauern zur Rechten und zur Linken. Und der Herr zog vor ihnen her des Tages in einer Wolkensäule und des Ende Ende Nachts in einer Feuersäule. 1.SZENE: „DAS SCHACHSPIEL und die RINGPARABEL“ Personen: Nathan ,Saladin und Sittah ( Schach spielend) alle anderen( als Schachfiguren in Video/Foto: Gangarten über Felder laufend); CHOR (Wechsel „Jerusalem“ der Standbilder) Sultan: Da du nun so weise bist, Nathan, aber Islamische Musik aufrichtig, Jude. So sage mir doch einmal, was für ein Glaube hat dir am meisten eingeleuchtet? Nathan: Sultan, ich bin ein Jud. Saladin::Und ich ein Muselmann. Der Christ ist zwischen uns. Von diesen drei Religionen kann doch nur eine die wahre sein. Rede! Nathan (zu sich): Hm, wie ist mir denn? Was will der Sultan? Ich bin auf Geld gefasst und er will— WAHRHEIT! Alle Schachfiguren/Chor(freezen): WAHRHEIT! Nathan (spielt mit Münzen): Und will sie so, so bar und blank -als ob die Wahrheit Münze wäre! Wer

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ist denn hier er Jude? Ich oder er? Ob er die Wahrheit nur als Falle brauchte? Saladin: Nun, so rede! Es hört uns keine Seele. Nathan: Möchte die ganze Welt uns hören. Sultan, erlaubst du, Dir ein Geschichtchen zu erzählen? Saladin: So gewiss ist Nathan seiner Sache? Ich bin stets ein Freund gewesen von Geschichtchen. CHOR, 1. Teil der Ringparabel:(alle Schachfiguren mit Reifen): Vor grauen Jahren lebt ein Mann im Osten, der einen Ring von unschätzbarem Wert aus lieber Hand besaß. Der Stein war ein Opal, der hundert schöne Farben spielte und hatte die geheime Kraft, vor Gott und Menschen angenehm zu machen, wer in dieser Zuversicht ihn trug. Was Wunder, dass der Mann im Osten ihn darum nie vom Finger ließ und die Verfügung traf, auf ewig ihn in seinem Hause zu behalten. Nämlich so: Er ließ den Ring von seinen Söhnen dem geliebtesten und setzte fest, dass dieser wiederum den Ring von seinen Söhnen dem vermache, der ihm der liebste sei, ohne Anseh`n der Geburt, allein in Kraft des Rings, das Haupt, der Fürst des Hauses werde. Saladin: Sag, Nathan, war das der Jude oder ein Christ? Nathan, schau nur, Sultan! 2.SZENE: „MOSES“ Personen: Moses, Jochebed (Mutter), Zippora (Frau) ,Mirjam (Schwester), Aaron (Bruder), Widersacher (Pantomime: Hütte bauen) Widersacher:Jetzt sind wir schon 2 Monate in der Wüste, wir werden hungrig und durstig, unsere Geduld ist am Ende, Aaron: Hat der Herr euch nicht schon Brot und Wasser regnen lassen? Der Herr hört euer Murren. Zippora: Moses ist auf den Berg gegangen, um zu Gott zu sprechen, habt noch Geduld. Widersacher: Zippora, wollte Gott, wir wären gestorben in Ägyptenland, da wir bei den Fleischtöpfen saßen und die Fülle Brot zu essen hatten. Moses ist immer noch nicht vom Berg wiedergekehrt.

Ende

Ende

Trommeln Leise

Schwarz licht

Ende

Ende

Jüdische Musik

Video/Bild: „Wüste“

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Mirjam: Sammelt jetzt soviel Brot auf, wie ihr essen könnt, vielleicht speist der Herr Euch morgen nicht mehr. Widersacher: Ja, du hast recht, Mirjam! Moses hat uns ausgeführt in diese Wüste, dass er uns, unsre Kinder und unser Vieh Hungers sterben lässt. Aaron: Am Abend werdet ihr Fleisch zu essen haben! Widersacher: Aaron, gib uns Wasser zu trinken! Jochebed: Hier, trink! Widersacher: Wir wollen ein goldenes Kalb bauen und das anbeten! Zippora: Wir dürfen keine silbernen oder goldenen Götter machen, das wisst ihr! (Moses kommt herab und hält die Gesetzestafeln hoch. Alle –außer den Widersachern-knien nieder)

Endee

Saladin: Nathan, nein, es kann nicht sein, dass die Ringe den Juden gehören!

Chor, 2. Teil der Ringparabel (Schachfiguren mit Reifen): So kam nun dieser Ring von Sohn zu Sohn auf einen Vater endlich von drei Söhnen, die alle drei ihm gleich gehorsam waren, die alle drei er folglich gleich zu lieben sich nicht entbrechen konnte. Nur von Zeit zu Zeit schien ihm bald der, bald dieser, bald der dritte, sowie jeder sich mit ihm allein befand und sein ergießend Herz die andern zwei nicht teiltenwürdiger des Ringes, den er denn auch einem jeden die fromme Schwachheit hatte zu versprechen.

Saladin: Komm mit deinem Märchen nur bald zu Ende! Nathan: Bedenke das nächste Spiel!

Blitze, Donner Feuersbrunst

Ende Trommeln leise

Ende

chwarz licht

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3. SZENE: „DIE TEMPELREINIGUNG“

Personen: Schriftgelehrte, Jesus, Händler, Geldwechsler,Lahme, Blinde, Volk, 2 Kinder

5 (Standbild „HASS“ mit Masken) Personen: Schriftgelehrte ( alle anderen: laufen hin und her)

Jüdisch e Musik

Vom Dunkel zum Hellen, dann in mittler er Stärke

Ende

Black

1. Schriftgelehrter( Nikodemus): Jetzt ist das Osterfest

von uns Juden nahe, aber wir können nicht in Ruhe unser Passafest feiern, solange dieser Jesus aus Nazareth in Galiläa Ärger macht. Er soll jetzt schon wieder mit seinen Jüngern unterwegs sein und nach Jerusalem kommen. 2. Schriftgelehrter:

Ja, wir ärgern uns über Jesus. Nikodemus, du bist unser Ratsherr und bist Bevollmächtigter des Hohepriesters, du bist für die Einhaltung der Gesetze in Judäa verantwortlich und musst uns sagen, was wir mit diesem Jesus tun sollen; Jesus will sogar in unseren Tempel gehen, der von Salomo erbaut und nach der Zerstörung von uns 46 Jahre lang wieder aufgebaut worden ist, und will dort sprechen, so als sei er ein Lehrer Gottes..

3. Schriftgelehrter:

Jesus hat uns schon öfter mit unverständlichen, gefährlichen Auftritten erschreckt. Aus was für einer Macht tut er das? Und wer hat ihm die Macht gegeben, dass er solches tut?

4. Schriftgelehrter: Na, gar keiner, er soll sogar auf einem

Esel daherkommen. Er lässt sich öffentlich als Messias ausgerufen; wir werden ihn töten müssen. 5.

Schriftgelehrter: Ja, wir werden ihn töten müssen. Aber ich fürchte mich vor dem Volk, denn es hält ihn für einen Propheten. Alles Volk verwundert sich über seine Lehre.

6. Schriftgelehrter: Ja, es soll ja auch merkwürdige

Vorzeichen geben wie die Sache mit dem verdorrten Feigenbaum. Jesus hat es erklärt, aber niemand versteht, was er meint.

Schreie mittler 1. Schriftgelehrter (Nikodemus): Seid ruhig, vertraut auf n der es mich. Als Vorsitzender des Hohen Rates obliegt mir die Mensch Licht

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Rechtsprechung. Nur ich bin kundig im Gesetz des Mose, das der Gott Israels gegeben hat. Meine juristische Tätigkeit wird diesem Jesu das Handwerk legen, wenn er sich erdreistet, die Gesetzesbestimmungen der Torá auszulegen und die gesamte bestehende Ordnung herauszufordern.

en Blöken der Schafe, Gurren der Tauben, Lachen Hell

. Verwandlung: Standbild: „Gewalt“ Personen: Jesus, Händler, Geldwechsler, Volk Händler:Frische Tauben, frische Tauben, Leute! Kommt und kauft heute die Ochsen, die Schafe, um ein Opfer darzubringen! Kauft Opfertiere! Geldwechsler: Leute! Ausländische Münzen! Tauscht jetzt ausländische Münzen, damit ihr die Tempelsteuer entrichten könnt, Münzen, ausländische Münzen! Ganz preiswert, unter Wert! Tauscht die Münzen ein! Guter Kurs jetzt! (Alles wird wiederholt, pantomimischer Kauf durch das Volk –„Hallo! Hierher! Her damit! Gib mir was!“ ) Werfen Taler in die Gemeinde, lautes Lachen) Jesus (zu sich) Ich dachte immer, dass die Menschen Frieden wollen. Frieden in ihren Köpfen, Frieden in ihrer Familie, Frieden auf der Welt. Sie vergöttern mich, aber scheinen mich gleichzeitig zu verabscheuen, mich und meine Taten zu leugnen. Mein Kopf raucht vor Zorn, wenn ich sehe, wie all diese Leute, die in deinem Tempel, Vater, ihre Waren ablegen. Schafe, Tauben, Ochsen, ja all diese Tiere sind von Gott gemacht und stehen unter seiner Obhut. Das heißt jedoch nicht, dass man sie in meinem Gotteshaus feilbieten soll! Ich habe für jeden gebetet, mit ihnen geteilt, ihnen Obdach gegeben und was ist der Dank? Dass sie mit kleinen, schmutzigen Münzen innerhalb der göttlichen Mauern, das verkaufen, was ihnen der Herr gegeben hat?? Warum sind die Menschen so gierig, nach Geld und Ruhm. Ich sehe die Folgen kommen. Krieg. Krieg im Namen Gottes und der Kirche. Im Namen von...von...mir.

Ende christli che Musik

Licht wechse l

7 Die Hoffnung bleibt, dass die, die reinen Herzens sind sich meiner Worte erinnern und diese wohltuenden, vorurteilsfreien Gedanken weiter erzählen und die Welt besser wird. Am Ende wird der Tag leuchten unter Gottes Stärke.

Jesus: Traget das von dannen und machet nicht meines Vaters Haus zum Kaufhause! ( 1.Erschrecken) Ihr habt einen Ort gemacht, an dem man mit Gott handelt, ein Ort, an dem ihr Sicherheit gegen Sicherheit austauschen möchtet. ( 2.Erschrecken) Ihr wandelt göttliche Güte in kleine schmutzige Münzen um! Gott betrügt ihr, Gott belügt ihr, Gott beraubt ihr! ( 3. Erschrecken)

Ende, Stille 3 Sek.

Black

Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen unter allen Völkern, ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht,eine Mördergrube! Brechet diesen Tempel und am dritten Tag Tromm eln Schwar will ich ihn aufrichten! !(4. Erschrecken, FREEZE) leise z licht

Verwandlung, Standbild: „Heilung“

Ende Ende

(Personen: Jesus, Kinder, Lahme, Blinde) Erstes Kind: Hosianna dem Sohn Davids (Whlg viele Male) Erster Blinder: Jesus, mach, dass ich wieder sehen kann! (Pantomime: Jesus heilt) Zweites Kind: Hosianna dem Sohn Davids (Whlg. viele Male) Erster Lahmer, Jesus, mach, dass ich wieder gehen kann! (Pantomime: Jesus heilt) Erstes Kind: Hosianna dem Sohn Davids (Whlg. viele Male)

Opera Folie Muster

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Zweiter Blinder: Jesus, mach, dass ich wieder sehen kann! (Pantomime: Jesus heilt) Zweites Kind: Hosianna dem Sohn Davids (Whlg. viele Male) Zweiter Lahmer: Jesus, mach, dass ich wieder gehen kann! (Pantomime: Jesus heilt ) Jesus: Ja, habt ihr nie gelesen; Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet. Dies ist ein Tag, den der Herr gemacht, lasst uns freuen und fröhlich sein! Alle: Hosianna dem Sohn Davids, Hosianna in der Höhe! (Whlg. viele Male, immer leiser werdend)

Saladin: Nathan, ich versteh dich, weiter! CHOR, 3. Teil der Ringparabel (Schachfiguren mit Ringen): Das ging nun so, solang es ging. Allein es kam zum Sterben, und der gute Vater kommt in Verlegenheit. Es schmerz ihn, zwei von seinen Söhnen, die sich auf sein Wort verlassen, so zu kränken. Was tun? Er sendet insgeheim zu einem Künstler, bei dem er nach dem Muster seines Ringes zwei andere bestellt und weder Kosten noch Mühe sparen heißt, sie jenem gleich, vollkommen gleich zu machen. Das gelingt dem Künstler. Da er ihm die Ringe bringt, kann selbst der Vater seinen Musterring nicht unterscheiden.

Saladin: Wie, das soll die Antwort auf meine Frage sein? Die Ringe! Spiele nicht mit mir, Ich dachte, dass die Religionen, die ich dir genannt, doch wohl zu unterscheiden wären! Nathan: Wie kann ich meinen Vätern weniger glauben als du den Deinen glauben? Oder umgekehrt? Kann ich von dir verlangen, dass du deine Vorfahren Lügen strafst, um meinen

Islamis che Musik

Dito

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nicht zu widersprechen? Oder umgekehrt? Das nämliche gilt von den Christen Sultan: Bei dem Lebendigen, der Mann hat recht, ich muss verstummen. Weiter!

4. SZENE: “MOHAMMED der PROPHET”

Personen: Mohamed, Aischa, Tochter Fatima, Anhänger, Gegner, Engel

(Pantomime essen)Aischa: Lieber Muhammad, bitte erzähle deinen Gefolgsleuten und denen, die an dir zweifeln und dich bekämpfen wollen, wer du bist! Mohammed: Ja, du hast recht, liebe Aischa. Als Kind war ich in jungen Jahren in Mekka eine Waise und arbeitete als Schafhirte im Oströmischen Reich. Aber Gott hat mir Aufnahme gewährt, mich vom Irrweg abgebracht. Gegner: Muhammad, du hättest unserem alten Glauben nicht abschwören sollen! Fatima: Inwiefern warst du auf einem Irrweg, Vater? Mohammed: Meine Tochter, ich habe ein weißes Schaf geopfert, als ich den vorislamischen Bräuchen meines Volkes noch folgte, ein Schlachtopfer für alte Idole. Gegner: Diese Schlachtopfer sind die Urbräuche unserer alten arabischen Stammesgesetze! Mohammed: Aber Gott hat mich dann mit seiner Botschaft ausgezeichnet. Engel: Ja, du schliefst, als ich, der Erzengel Gabriel, mit einem seidenen Tuch zu dir kam und sprach: Trag vor! Mohammed: Ja, ich fragte: was soll ich vortragen? Denn ich konnte damals weder lesen noch schreiben. Engel: Ich sagte: trag vor im Namen deines Herrn, der erschaffen hat den Menschen, trag vor! Anhänger: Du solltest den Namen Gottes aussprechen? Mohammed: Also trug ich es vor. Der Engel ließ ab und verschwand, ich aber erwachte , und es war mir, als wären mir diese Worte fest in mein Herz geschrieben. Anhänger: Das war Dein erstes Offenbarungserlebnis!

Tromm eln Leise

Schwar zlicht

Ende Ende

Jüdisch e Musik

Feuers brunst,

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Gegner: Nein, das war dein Abfall von unserem alten Glauben! Du erdreistest dich, Gottes Stimme gehört zu haben. Aische: Du hattest noch weitere Offenbarungen, lieber Mann! Engel: Ja, es gab eine Menge von Zeichen, die dein Prophetentum belegt haben, die größte war die Spaltung des Mondes. Gegner: Aber du bist nicht Jesus, du kannst keine Wunder tun wie er, Muhammad! Mohammed: Nein, ich bin nur ein deutlicher Warner vor der Vielgötterei: ich bin der Prophet. Ich werde alle Götterstatuen aus der Kaaba vernichten und die Beduinen auffordern, dem Islam beizutreten. Selig sind, die im Gebet demütig sind, der Almosensteuer nachkommen und ihren Gattinnen treu sind. Lasst uns die große Pilgerfahrt nach Mekka antreten! Anhänger (sammeln sich um ihn): Wir glauben dir! Wir bleiben standhaft. Gegner: Verräter! Wir werden dich bis aufs Blut bekämpfen! Wir werden ihn töten müssen. Mohammed (flüchtet mit den Frauen und Anhängern ): Haltet eure Hände vom Kampf zurück! Aber denjenigen, die bekämpft werden, ist die Erlaubnis zum Kämpfen erteilt worden, weil ihnen Unrecht geschehen ist. Seid nicht traurig, Gott hat die Macht, uns zu helfen. Frauen: Mohammed ist der Gesandte Gottes! (Pantomime: Standbild „Kampf“)

Hilfeschreie

Ende Ende Tromm eln Leise

Schwar zlicht

Saladin: Ja, das gefällt mir gut,- bis auf den Kampf, den können wir weglassen. Denn es war nicht das Schwert, welches dem Islam in jenen Tagen einen Platz im Bauplan dieser Welt geschaffen hat. Es war die strikte Einfachheit, die Bescheidenheit des Propheten, sein absolutes Vertrauen in Ende Gott. Weiter! Christ Liche Musik

Ende Opera Folie

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CHOR, 4. Teil der Ringparabel: Froh und freudig ruft er seine Söhne, jeden insbesondere, gibt jedem insbesondere seinen Segen und seinen Ring – und stirbt. Kaum war der Vater tot, so kommt ein jeder mit seinem Ring, und jeder will der Fürst des Hauses sein. Man untersucht, man zankt, man klagt. Umsonst, der rechte Ring war nicht erweislich

Saladin: Fast so unerweislich als uns jetzt der rechte Glaube? Spiele nicht mit mir, ich dächte, dass die Religionen doch wohl zu unterscheiden wären- bis auf die Kleidung, bis auf Speis und Trank! Nathan: Sieh nur, was jetzt in meinem Haus geschieht, Sultan!

5. Szene:“Die RETTUNG RECHAS“

Personen: Nathan, Daja, Recha,Tempelherr, Volk (Pantomime: Hilfeschreie, Feuer! Feuersbrunst, Tempelherr rettet Recha, Nathan kommt mit schwerem Gepäck, teilt Geschenke aus; Daja und Recha eilen ihm entgegen, Tempelherr geht in Parallelführung hinten auf und ab, Volk läuft hin und her) Daja: Nathan, Gott sei ewig Dank, dass ihr wiederkommt! Recha: O, Vater, endlich bist du da! Nathan: Warum endlich? Was ist gescheh`n? Daja: Euer Haus, das brannte, und Recha wäre beinah mit verbrannt! Nathan: O, meine Recha!

Tromm eln, leise

Schwar z

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Recha: Vater, noch zittert mir der Schreck durch jeden Nerv. Daja: Er war es, der aus dem Feuer sie rettete! Nathan: Er? Wer rettete mir meine Recha? Wer? Daja: Ein junger Tempelherr, den wenig Tage zuvor man hier gefangen hielt und Saladin begnadigt hatte. Nathan: Wie? Ein Christ, dem Sultan Saladin das Leben ließ? Ende Durch ein geringeres Wunder war Recha nicht zu retten?

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Recha: Ja, Vater, ohne ihn wär`s aus mit mir. Er ist jetzt mein Tempelherr! Daja: Er kam, ging kühn durch Flamm und Rauch der Stimme nach, im starken Arm empor sie tragend, und niemand weiß, woher er ging und und niemand weiß, wohin.

Opera folie Muster

Nathan: Was redest du? Nicht auf immer, will ich hoffen, will ihm danken. Ist`s doch kein süßer Wahn, indem sich Jud und Christ und Muselmann zusammentun. Sprech Recha: Ich also, ich habe einen Engel von Angesicht zu gesang

Angesicht geseh`n, ich lieb` ihn ja (FREEZE).

Chor, Ringparabel 5. Teil (Schachfiguren mit Reifen): Wie gesagt, die Söhne verklagten sich, und jeder schwur dem Richter, unmittelbar aus seines Vaters Hand den Ring zu haben- wie auch wahr! Nachdem er von ihm lange das Versprechen schon gehabt, des Ringes Vorrecht einmal zu genießen,- wie nicht minder wahr! Der Vater beteuerte jeder, könne gegen ihn nicht falsch gewesen sein, und eh er dieses, von ihm, von einem solchen lieben Vater argwöhnen lass`,- eh` müsst` er seine Brüder, so gern er sonst von ihnen nur das Beste bereit zu glauben sei, des falschen Spiels bezeihen. Und Ende er wolle die Verräter schon auszufinden wissen, sich schon rächen. Tromm eln leise

Schwar

13 6. SZENE:“ SEELENVERWANDTSCHAFT“

z licht

(Bühne: Fenster hinten) Personen: Nathan, Tempelherr,(Pantomime: Saladin und Sittah vorne Schach spielend, Daja und Recha hinter dem Ende Fenster versteckt, alle anderen: rhythmisches Wandern, Metapher: BILD) Nathan (zu sich): Fast scheu ich mich des Sonderlings Dass ein Mensch doch einen Menschen so verlegen soll machen können! Bei Gott! Ein Jüngling wie ein Mann. Ich mag ihn wohl. Wo sah ich doch dergleichen? Verzeihung, edler Franke… Tempelherr: Was? Jude, was? Ihr seid… Nathan: Ich heiße Nathan, bin des Mädchens Vater, das eure Großmut aus dem Feuer gerettet und komme euch zu danken. Tempelherr: Lasst das! Ich ergriff die Gelegenheit, mein Leben für ein andres Leben in die Schanze zu schlagen: - und wenn`s auch nur das Leben einer Jüdin wäre. Nathan: Groß! Groß und abscheulich! Die bescheidene Größe flüchtet sich hinter das Abscheuliche. Tempelherr: Aber, Nathan, Ihr setzt Eure Worte sehr spitz. Ihr wisst, wie Tempelherren denken sollten. Nathan: Ich weiß, wie gute Menschen denken, weiß, dass alle Länder gute Menschen tragen. Tempelherr: Mit Unterschied doch hoffentlich? Nathan: Mit diesem Unterschied ist`s nicht weit her. Tempelherr: Sehr wohl gesagt. Doch kennt ihr auch das Volk, das diese Menschenmäkelei zuerst getrieben? Wisst Ihr, Nathan, welches Volk zuerst das auserwählte Volk sich nannte? Diesen Stolz vererbte es auf Christ und Muselmann, nur sein Gott sei der rechte Gott. Wann hat und wo die fromme Raserei den besseren Gott zu haben , diesen besten der ganzen Welt als besten aufzudrängen in ihrer schwärzesten Gestalt sich mehr

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gezeigt als hier, als jetzt? Nathan: Kommt, wir wollen Freunde sein, wir haben beide uns unser Volk nicht auserlesen. Sind Christ und Jude eher Christ und Jude als Mensch? Tempelherr: Ja, wir müssen Freunde werden! Eure Hand! Ich schäme mich, Euch einen Augenblick verkannt zu haben. Nathan: Und Euer Name? Tempelherr: Curd von Staufen. Nathan: von Staufen, von Staufen…Das erinnert mich…

CHOR, Ringparabel, 6. Teil: (alle Figuren mit Reifen)

Der Richter sprach: „Wenn ihr mir nun den Vater nicht bald zur Stelle schafft, so weis ich euch von meinem Stuhle. Denkt ihr, dass ich Rätsel zu lösen da bin? Oder harret ihr, bis dass der rechte Ring den Mund eröffne? Doch halt, ich höre ja, der rechte Ring besitzt die Wunderkraft, beliebt zu machen vor Gott und Menschen angenehm. Das muss entscheiden! Denn die falschen Ringe werden doch das nicht können! Nun, wen lieben zwei von euch am meisten?- Macht, sagt an! Ihr Chopin schweigt? Die Ringe wirken nur zurück und nicht nach außen? Prélude Jeder liebt sich selber nur am meisten?- Oh, so seid ihr alle drei betrogene Betrüger! Eure Ringe sind alle drei nicht echt. Der echte Ring vermutlich ging verloren. Den Verlust zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater die drei für einen machen.“!

Saladin: Herrlich, herrlich!

7.SZENE:„RECHA und CURD“

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Personen: Recha, Daja,Tempelherr (die anderen: Standbild „Gender-Ironie oder „Kampf der Geschlechter“ Vorspiel im Fenster (Daja flüstert Recha etwas zu,)

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Recha: Daja!Du sagst: „ Sein Gott! Sein Gott, für den er kämpft“! Wem gehört Gott? Was ist das für ein Gott, der einem Menschen gehört? der für sich muss kämpfen lassen? Recha: (fällt auf die Knie): Er ist`s ,mein Retter, ah! Tempelherr : Dies zu vermeiden erschien ich bloß so spät. Recha: Ich will zu den Füßen dieses stolzen Mannes nur Gott noch einmal danken, nicht dem Manne. Der Mann will keinen Dank, will ihn so wenig, als ihn der Wassereimer will, der beim Löschen half, der ließ sich füllen, ließ sich leeren, mir nichts, dir nichts, also auch der Mann. Auch der ward so in die Glut hineingestoßen Da fiel ich ungefähr ihm in den Arm, da blieb ich ungefähr so wie ein Funken auf seinem Mantel ihm in seinen Armen, bis er wiederum ich weiß nicht was, uns beide herausschmiss aus der Glut. Was gibt es da zu danken? Schwar Tempelherrn müssen nun mal so handeln, müssen wie etwas Tromm zlicht besser zugelernte Hunde sowohl aus Feuer als aus Wasser eln leise holen. Tempelherr: Gute Recha! Wie ist doch meine Seele zwischen Auge und Ohr geteilt. Nein, das war das Mädchen nicht, das ich aus dem Feuer holte! (läuft hinter die Operafolie, als Schattenbild im FREEZE) Recha: Er wird mir ewig werter als mein Leben bleiben.

CHOR. Ringparabel,7. Teil (Figuren mit Reifen) „Und also“, fuhr der Richter fort,, wenn ihr nicht meinen Rat Ende

statt meines Spruches wollt, geht nur! Mein Rat ist aber der: Ihr nehmt die Sache völlig, wie sie liegt. Hat von euch jeder seinen Ring von seinem Vater, so glaube sicher jeder seinen Ring den echten. Möglich, dass der Vater nun die Tyrannei des einen Rings nicht länger in seinem Hause dulden wollen. Und

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gewiss, dass er euch alle drei geliebt- und gleich geliebt, indem er zwei nicht drücken wollen, um einen zu begünstigen

8.SZENE: „AUFKLÄRUNG“ Personen:Saladin,Nathan, (Als Schattenbilder:Tempelherr, Recha, Daja, Sittah, Tempelherr, alle anderen, Prallelführung, Standbild: „Verwirrung“) Nathan: Ich spreche von dem einen Tempelherrn, dem du das Leben spartest. Saladin: Ah, woran erinnerst du mich! Du kennst ihn? Nathan: So weißt du nicht, wie viel von deiner Gnade durch ihn auf mich geflossen. Er hat meine Tochter aus dem Feuer gerettet. Saladin: Er? Hat er das? So sah er aus! Das hätte mein Bruder auch getan, dem er so ähnelt! Wo ist er? So bring ihn her! Nathan: Wie aus einer guten Tat doch so viele andere gute Taten fließen!(FREEZE) Tempelherr (auf dem Proszenium für sich): Sie sehen! Und das Gefühl, an sie verstrickt zu sein, war eins. Ist das nun Liebe? So liebt der Tempelritter, liebt der Christ das Judenmädchen . (laut) Oh, Nathan! Nathan: Sagt, ihr seid Curd ? Tempelherr: (Kniet nieder): O Nathan, lasst mich euer Sohn sein, wenn Erkenntlichkeit zum Herzen euer Tochter der Liebe schon den Weg gebahnt hat. Ihr schweigt? Nathan: Ihr überrascht mich, Ritter! Seid ihr der Sohn vom Ziehvater Curd, den ich gekannt? (eilt zu Saladin und flüstert ihm etwas ins Ohr) (Parallelführung: Daja nähert sich dem Tempelherrn) Tempelherr: was gibt`s? So geheimnisvoll? Die ganze Welt

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drängt sich ja hier zusammen. Daja: Kurz, gesteht es mir nur gleich, dass ihr die Recha liebt, liebt bis zum Unsinn. Ich sag euch was. Tempelherr: Zum Unsinn? Ihr versteht euch drauf. Daja: Nun denn: Recha ist keine Jüdin, ist eine Christin. Sie ist ein Christenkind, von Christeneltern geboren, ist getauft. Tempelherr: Und Nathan? Daja: Nicht ihr Vater!Und zog sie als seine Tochter auf. Tempelherr: Das Chistenkind als eine Jüdin sich erzogen? Wie? Der weise gute Nathan hätte sich erlaubt, die Stimme der Natur so zu verfälschen? !(FREEZE) (Parallelführung: Sittah, SaladinNathan) Sittah (mit Bild): Sieh doch, was ich hier gefunden! Saladin: ha, mein Bruder! Mein Bruder! Das ist er! War er, war er! Wackrer, lieber Junge, dass ich dich so früh verlor! Sittah:Ich muss das Bild doch mit dem jungen Tempelherrn vergleichen, muss doch sehn, wie viel sich meine Phantasie getäuscht (verhüllt sich mit einem Schleier). Tempelherr (kommt näher): Ich dein Gefangener, Sultan. Saladin:Mein Gefangener? Wem ich das Leben schenkte, dem schenk ich auch die Freiheit. Ich hab mich in Dir mit nichts betrogen: Du bist mit Leib und Seel mein Bruder. Bleibst du wohl bei mir? Als Christ? Als Muselmann? Gleichviel! Tempelherr: Sultan, du weißt von Nathans Tochter, Sultan. kennst den Nathan. Ich Tropf! Ich sprang zum zweiten mal ins Feuer, doch ward verschmäht. Und wenn er so ein Jude wär, der Christenkinder als Juden aufzieht? Saladin: wer sagt ihm sowas nach? Tempelherr: Das Mädchen, in das ich mich verliebt, ist seine Tochter nicht, ist ein Christenkind.

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Saladin: Das er dir doch nicht geben will? Sei ruhig, Christ! Tempelherr: Was ruhig, Christ? Wenn Jud und Muselmann auf Jud und Muselmann bestehen, soll allein der Christ den Christen nicht machen dürfen? Saladin: Sei keinem Juden, keinem Muselmann zum Trotz ein Christ!(FREEZE, Nathan und Daja kommen streitend heran) Daja: Der Tempelherr liebt Recha, gebt sie ihm! So kommt das Mädchen wieder unter Christen. Nathan: Nein, eine Heirat ist ausgeschlossen. Nun, hört denn: Der Reitknecht, der mir Recha als Säugling brachte, war ihr Onkel Curd von Stauffen, weil die Mutter gestorben war und der Vater in die Schlacht zog. So kam das Christentöchterchen zu mir. Und Kinder brauchen Liebe in solchen Jahren mehr als Christentum. Und ist denn nicht das ganze Christentum aufs Judentum gebaut? Ihr wisst wohl nicht, dass zuvor die Christen in Gath alle Juden mit Weib und Kind ermordet hatten, wisst nicht, dass unter diesen meine Frau mit sieben hoffnungsvollen Söhnen waren. Nathan: ich hatte drei Tage in Asch` und Staub vor Gott gelegen und geweint, mit Gott gezürnt, mich und die Welt verwünscht, der Christenheit den unversöhnlichsten Hass zugeschworn. Doch dann kam die Vernunft allmählich wieder. Sie sprach mit sanfter Stimme: „Und doch ist Gott“! Ich stand auf und rief zu Gott: „Ich will!Willst du nur, dass ich will!“ Da kam ein Reiter mit dem Kind, ich trugs ins Haus, küßt es, warf mich auf die Knie und schluchzte;“Gott! Auf sieben doch nun schon eines wieder!“ Saladin: Nathan! Nathan! Ihr seid ein Christ”! Ein bessrer Christ war nie . Tempelherr: Ach ja? Ich bin doch aber auch sehr ärgerlich, dass er die Recha mir nicht geben will. Gebt sie mir geschwind!

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Recha: Gott, Nathan ist nicht mein Vater! Nathan: Nein, du bist mein Pflegekind. Eure Mutter war eine Staufin, Euer Vater war kein Deutscher, war eurer Mutter nur nach Deutschland gefolgt, war Leu von Filnek. Recha und du, ihr seid Geschwister! (Reaktion aller) Saladin: Der Vater war kein geborner Abendländer? Nathan: Er sprach am liebsten Persisch, er war dein Bruder, Sultan! Saladin: O, unser Bruder, Sittah! Sie sind`s, sie sind`s! Euer Vater war unser Bruder! Ihr seid unser Neffe, unsre Nichte! (Umarmungen)

CHOR, Ringparabel, 8.Teil:(Figuren in Gangarten auf dem Schachbrett) Wohlan, es eifre jeder seiner unbestochnen, von Vorurteilen freien Liebe nach! Es strebe von euch jeder um die Wette, die Kraft des Steins an seinem Ring an Tag zu legen! Kommet dieser Kraft mit Sanftmut, mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, mit innigster Ergebenheit in Gott zu Hilf`! Und wenn sich dann der Steine Kräfte bei euren Kindes -Kinderkindern äußern: So lad ich über tausend tausend Jahre sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird ein weis`rer Mann auf diesem Stuhle sitzen als ich und sprechen. Geht!“, so sagte der bescheid`ne Richter.

Nathan: Saladin, wenn du dich fühltest, dieser weisre versprochene Mann zu sein… Saladin: Nathan, lieber Nathan, die tausend Jahre sind noch nicht um. Sein Richterstuhl ist nicht der meine! Sei mein Freund. --ENDE---