FAQ zur Wasserschadensanierung

FAQ zur Wasserschadensanierung Fließend kaltes und warmes Wasser ist eine Selbstverständlichkeit, die täglich unzählige Male genutzt wird. Wer denkt...
Author: Christian Abel
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FAQ zur Wasserschadensanierung

Fließend kaltes und warmes Wasser ist eine Selbstverständlichkeit, die täglich unzählige Male genutzt wird. Wer denkt dabei daran, wie schnell Wasser in der Wohnung zur Katastrophe wird, wenn es sich unkontrolliert ausbreitet? Kommt es doch unerwartet zu einem Wasserschaden und steht Wasser auf dem Fußboden, kann das sehr unterschiedliche Ursachen haben, die meist auch unterschiedliche Maßnahmen erfordern - in jedem Fall sollte dann eine schnelle und sachgerechte Wasserschadensanierung durchgeführt werden, um das Ausmaß der Wasserschäden an Mobiliar und Bausubstanz zu begrenzen.

1. Sofort- und Erstmaßnahmen bei einer Wasserschadensanierung Steht plötzlich Wasser in der Wohnung und es ist unmittelbar zu erkennen, dass es aus einer bestimmten Leitung stammt, etwa weil die eigene Waschmaschine überläuft, dann sollte zuerst der entsprechende Zulauf abgesperrt werden. Absperrventile werden durch mehrfaches Drehen des Handrads im Uhrzeigersinn geschlossen, bis der Anschlag erreicht ist. Klappen und Kugelhähne besitzen einen Bedienhebel, der im geöffneten Zustand in Richtung der Leitung zeigt und quer steht, wenn das Absperrorgan geschlossen ist. Zum Öffnen und Schließen ist hier lediglich eine Vierteldrehung erforderlich. Kugelhähne sind besonders vorteilhaft, da sie sich nicht festsetzen. Sind Bereiche mit Elektrogeräten oder Elektroinstallationen (Steckdosen, Lichtschalter) betroffen, die entsprechenden Sicherungen ausschalten. In einer feuchten Umgebung ist das sicherer als das Ziehen der Netzstecker. Bei Dunkelheit Taschenlampen oder andere Notbeleuchtung bereithalten. Ist es nicht erkennbar, ob das Wasser aus der eigenen Wohnung stammt, sollten trotzdem zunächst alle erreichbaren Absperrventile geschlossen werden. Danach und auch, wenn ein Wasserschaden erkennbar von außen verursacht ist, sollten geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um den Schaden zu begrenzen. Vor allem sollte der Schadenverursacher ausfindig gemacht und auf den Schaden hingewiesen werden, da er sich sonst auf die Schadenminderungspflicht des Geschädigten berufen und den Schadenersatz mindern kann. Außerdem sollten Möbel und andere Gegenstände wenn möglich aus dem betroffenen Bereich entfernt werden. Anschließend ist das Wasser zu beseitigen, um die Schäden am Bauwerk zu minimieren.

2. Handwerker Notdienst im Rahmen der Wasserschadensanierung Ist ein Wasserschaden durch einen Rohrbruch verursacht, sollte baldmöglichst ein Fachbetrieb zu Rate gezogen werden, es sei denn, der Schaden liegt im Bereich vor der Wasseruhr die den Hausanschluss vom Verteilnetz trennt. Dann ist der örtliche Wasserversorger zuständig und muss informiert werden. Handwerksbetriebe können die Funktion der Wasserversorgung gegebenenfalls durch eine Notreparatur unter Einsatz von Dichtband und Dichtschellen auch provisorisch wieder herstellen. Weitere mögliche Sofortmaßnahmen zur Schadensminderung sind eine Nottrocknung und Absaugmaßnahmen. Bei großen Wassermengen, wie zum Beispiel einem durch Unwetter überfluteten Keller, hilft die Feuerwehr mit entsprechend leistungsfähigem Gerät. Die Kosten solcher Einsätze sind regional unterschiedlich.

3. Die Leckageortung Bei Rohrbrüchen ist die Stelle, an der sich das Leck befindet, oft nicht genau zu lokalisieren, da sich das Wasser bei unter Putz verlegten Leitungen zunächst in der Wand ausbreitet. Das früher übliche, großflächige Abschlagen von Putz und gegebenenfalls Fliesen, lässt sich in der Regel durch den Einsatz moderner Verfahren zur Leckageortung vermeiden. Geeignete Methoden sind: 1. eine Druckprüfung, 2. die CM-Messung, 3. Tracer- oder Markierungsverfahren, bei denen dem Wasser gasförmige Markerstoffe beigemischt werden, die an den Leckstellen mit geeigneten Messgeräten erfasst werden können. 4. Widerstandsmessverfahren nutzen die Erhöhung der Leitfähigkeit saugfähiger Materialien durch Wasser aus, 5. Kapazitive Messverfahren die Veränderung der Dielektrizitätskonstante, 6. Elektroakustische Verfahren die Änderung der Schallausbreitung. 7. Thermografie macht durch austretendes Wasser erzeugte, lokale Temperaturdifferenzen sichtbar. Besonders vorteilhaft einsetzbar bei defekten Fußbodenheizungen.

4. Die Reparatur im Rahmen der Wasserschadensanierung Bei Wasserschäden, die durch Lecks an Frisch- oder Abwasserleitungen verursacht wurden, sind Reparaturen notwendig, die von Fachbetrieben zur Wasserschadensanierung ausgeführt werden sollten. Die Reparaturarbeiten beschränken sich in der Regel nicht nur auf den Austausch der defekten Leitungen, sondern schließen auch Maßnahmen zur Trocknung der Bausubstanz ein, die zur Vermeidung von Schimmelbildung und anderen Bauschäden notwendig sind. In Altbauten sind zum Teil noch Bleirohre zu finden, die früher auch als Frischwasserleitung genutzt wurden. Diese sollten bei einem Leitungsdefekt komplett ausgetauscht werden, da der menschliche Körper Blei einlagert und dadurch auch eine geringfügige Bleibelastung dauerhafte Gesundheitsschäden verursachen kann. Der Austausch von Bleileitungen sollte in jedem Fall durch einen Fachbetrieb durchgeführt werden, der die Umweltbelastung durch die Sanierung minimiert.

5. Problem bei der Wasserschadensanierung: Schimmel! Bleiben Wände, Fußböden, Bodenbeläge, Möbel und dergleichen nach einem Wasserschaden über längere Zeit feucht, dann ist Schimmel praktisch unvermeidbar. Die Trocknung sollte daher so bald wie möglich und vor allem fachgerecht durchgeführt werden, damit alle betroffenen Bereiche erfasst werden und nicht unter der Oberfläche eine Restfeuchte verbleibt, die dann trotz Trocknung Schimmel verursacht. Feucht gewordene Gegenstände sollten außerhalb der vom Wasserschaden betroffenen Räume getrocknet werden, da dort die Luftfeuchtigkeit erhöht ist, was die Trocknung erschwert. Das gilt ganz besonders für Kellerräume, die aufgrund der typisch niedrigen Temperaturen allgemein nur schwer trocknen. Darüber hinaus ist eine gründliche Reinigung der Gegenstände zu empfehlen. Dabei können auch bereits spezielle Reinigungsmittel für die Schimmelbeseitigung eingesetzt werden, dabei ist aber zu beachten, dass sie Oberflächen angreifen und sichtbare Spuren hinterlassen können. Ihre Wirkung sollte daher vorab an einer unauffälligen Stelle getestet werden.

6. Demontage und Rückbau nicht sanierbarer Bauteile Wasserundurchlässige Baustoffe wie Fliesen oder einige, zur Wärmedämmung eingesetzte Stoffe können zwar das Ausmaß von Wasserschäden begrenzen, wenn sie das Eindringen von Wasser in Wände und Böden verhindern. Unter Umständen erschweren sie die Trocknung aber auch erheblich, wenn das Wasser an Rändern oder Fugen hinter die undurchlässige Schicht gelangt ist. Lässt sich die Feuchtigkeit auch mit Spezialverfahren nicht beseitigen, dann hilft nur ein Rückbau beziehungsweise eine Demontage der betroffenen Bausubstanz. Auch hier sind Fachbetriebe gefragt, die den Umfang der erforderlichen Sanierungsmaßnahmen genau genug ermitteln können. Um nach Wasserschäden Sanierungsmaßnahmen am Bauwerk durchführen zu können, ist es meist eine Auslagerung des Inventars erforderlich. Das gilt für technische Trocknungsmaßnahmen, aber erst recht für den Rückbau zerstörter Oberflächen.

7. Technische Trocknung in der Wasserschadensanierung Unter dem Begriff technische Trocknung sind Maßnahmen zu verstehen, die den Wassergehalt der Bausubstanz mit Hilfe geeigneter Geräte aktiv verringern. Die technische Trocknung unterscheidet sich daher insbesondere von Maßnahmen wie verstärktem Lüften und erreicht allgemein eine schnellere und bessere Durchtrocknung.

Für die technische Trocknung geeignete Verfahren: 1. Infrarottrocknug: Die durchfeuchteten Bauteile werden mit infrarotem Licht (Wärmestrahlung) direkt aufgeheizt. 2. Mikrowellentrocknung: Funktion ähnlich wie Infrarottrocknug, aber mit Mikrowellen. Hierbei wird das Wasser direkt und auch in größerer Tiefe in der Wand erhitzt. Nichtmetallische Baustoffe absorbieren die Mikrowellen im Allgemeinen nicht. 3. Kondensationstrocknung: Funktionsweise ähnlich einer Klimaanlage. Die Raumluft wird unter den Taupunkt abgekühlt, dabei kondensiert ein Teil des enthaltenen Wassers aus und wird gesammelt. Anschließend wird die Luft mit der am Eingang entnommenen Wärme wieder auf Raumtemperatur gebracht. 4. Adsorptionstrocknung: Die feuchte Luft wird angesaugt und über ein hygroskopisches Material geleitet, das die Luftfeuchtigkeit aufnimmt. Mit der Fugenkreuztechnik und der Estrich-Dämmschichttrocknung können zudem Bereiche unter Fliesen respektive Estrich ohne Rückbau, gezielt getrocknet werden.

8. Sanierung und Wiederherstellung des Wasserschadens Ja nach Ausmaß der Schäden betreffen nötige Sanierungsarbeiten mehrere Gewerke. Zu den anfallenden Arbeiten gehört zum Beispiel das Entfernen und Wiederherstellen von Wandbelägen, Bodenbelägen, elektrischen Installationen sowie Putz- und Mauerwerksarbeiten. Besonders im gewerblichen Umfeld können diese Arbeiten von einem Projektleiter koordiniert werden, der die Termine in geeigneter Abfolge vereinbart, den Arbeitsfortschritt und -erfolg kontrolliert sowie gegebenenfalls Nachbesserungen einfordert.

9. Wer zahlt eigentlich eine Wasserschadensanierung? Entscheidend für die Frage, wer die Kosten einer Wasserschadensanierung trägt, ist zunächst, wer den Schaden verursacht hat beziehungsweise wodurch und wo er entstanden ist. Durch Mieter verursachte Wasserschäden an fremden Wohnungen oder der Bausubstanz zahlt die Privathaftpflichtversicherung des Mieters. Die Schäden in der eigenen Wohnung eine Hausratversicherung. Ist der Schaden beispielsweise durch einen Rohrbruch im Verantwortungsbereich des Hauseigentümers entstanden, ist die Gebäudeversicherung oder gegebenenfalls eine Leitungswasserversicherung zuständig. Bei Schäden durch Unwetter haftet dagegen meist nur eine spezielle Elementarschadenversicherung oder entsprechende Klauseln in den genannten Versicherungsarten. Die Deckungszusage der Versicherungen beschränkt sich bei Wasserschäden allgemein meist auf die unmittelbaren Schäden und schließt Folgeschäden aus.

10. Mietminderung bei Wasserschäden Beseitigt ein Vermieter Wasserschäden oder deren Ursache nicht rechtzeitig nach einem entsprechenden Aufforderung durch den Mieter, die sinnvollerweise eine ausreichende Frist enthalten sollte (zum Beispiel zwei Wochen) kann dieser eine Mietminderung vornehmen. Um sich dadurch keine Nachteile einzuhandeln, wie etwa eine Kündigung wegen Mietrückständen, sollte die Mietminderung juristisch einwandfrei vorgenommen und am besten mit einem Mieterverband oder einer entsprechenden Rechtsschutzversicherung abgesprochen werden.