FACTSHEET ISRAEL Teil I Exportinitiative Energieeffizienz Die Exportinitiative Energieeffizienz unterstützt deutsche Anbieter von Technologien, Produkten und Dienstleistungen im Kontext Energieeffizienz bei Ihren Exportaktivitäten durch zahlreiche Angebote. Ein Angebot daraus sind Geschäftsreisen ins Ausland. Durch individuelle Kooperationsgespräche mit potenziellen Partnerunternehmen und Entscheidern im Zielland wird der erste Schritt eines erfolgreichen Markteinstiegs vorbereitet. Deutsche Unternehmen profitieren dabei vom weltweiten Netzwerk der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs), die in mehr als 80 Ländern mit Geschäftsstellen vertreten sind. Die AHK wird passende Geschäftspartner identifizieren und die richtigen Kontakte herstellen. Teil II Basisinformationen Das Streben nach einer höheren Energieeffizienz ist in Israel eine dringende Notwendigkeit: Der Energie1 konsum des Landes hat sich im letzten Jahrzehnt, wie im Energy Master Plan der Regierung prognostiziert, verdoppelt und wird sich voraussichtlich bis 2023 nahezu erneut verdoppeln. Gründe für den Verbrauchsanstieg sind unter anderem das Wirtschaftswachstum (mittelfristige Prognose: etwas über 3% pro Jahr) sowie der zunehmende Lebensstandard der Menschen, der mit steigender Energienachfrage einhergeht. Israel ist eine Energieinsel, d.h. es unterhält keinen Energieverbund mit Anrainerstaaten und ist somit gänzlich auf die Eigenerzeugung von Energie angewiesen. Dazu sollen die neuentdeckten Erdgasvorkommen vor der Küste Israels dienen, welche Prognosen zufolge den maßgeblichen Anteil an der Stromerzeugung ausmachen sollen (im Jahr 2040 71%). Daneben setzen die nationalen Programme zum einen auf erneuerbare Energiequellen, zum anderen stark auf Effizienzverbesserung, da Versorgungsengpässe und die drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen, zu der sich Israel mit dem Beitritt zur OECD in 2010 international verpflichtet hat, eine Kapazitätssteigerung ohne erhöhte Umweltbelastung dringend erforderlich machen. Laut der nationalen Stromaufsichtsbehörde (Public Utilities Authority) schrumpft die Spanne zwischen Bedarf und Angebot während der Hochlastzeit an besonders heißen Sommer- oder kalten Wintertagen auf nur 2%, womit Israel Jahr für Jahr in einen akuten Energieengpass gerät. Dieser Umstand resultiert daraus, dass mehr als 60% des Energieverbrauchs in Israel zu Lasten von Gebäuden geht. Die größten Stromkonsumenten sind die Bürger; Gebäude bergen somit auch das bedeutendste Energieeinsparpotenzial.

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http://energy.gov.il/GxmsMniPublications/energy.pdf Der nationale Plan für Energieeffizienz – Drosselung des Elektritätskonsums 2010 – 2020, Herausgeber: Ministry of National Infrastructure, Juli 2010

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Entwicklung der Strom- und Wärmekosten der letzten Jahre Die Strompreisentwicklung der letzten Jahre hing wesentlich von der Erdgasversorgung aus Ägypten ab, die jedoch im Zuge der politischen Umwälzungen zunächst unterbrochen und schließlich ganz eingestellt wurde und das Zurückgreifen auf die wesentlich teureren herkömmlichen fossilen Brennstoffe erforderlich machte. Die Erschließung der bedeutenden Erdgasvorkommen vor Israels Küste werden die Importabhängigkeit des Landes erheblich mindern und die Regulierung der Strompreise erleichtern.

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Tabelle 1: Strompreisentwicklung * 1 Agora geteilt durch 4,6 entspricht dem Wechselkurs – Stand: August 2014 Klimatisierung erfolgt zu über 75% durch elektrisch betriebene Klimaanlagen und Heizgeräte. Da Israel ein Land mit vorwiegend subtropischem Klima ist, geht es in der Raumklimatisierung in der Hauptsache um Kühlung. Nach Angaben des Zentralen Statistikbüros besitzen lediglich 4% der Haushalte eine Zentralheizung und 5,6% eine Wohnungsheizung. Fokus der Geschäftsreise: Ein hochinteressanter Gebäudebestand ist das UNESCO-Weltkulturerbe "Weiße Stadt Tel Aviv" mit insgesamt ca. 4.000 Gebäuden, überwiegend Wohnhäusern, im Internationalen Stil (auch Bauhaus genannt). Diese konzentrieren sich vorwiegend auf drei Zonen in der Tel Aviver Innenstadt, nämlich in der Umgebung der Dizengoff Straße, des Rothschild Boulevards sowie des Bialik-Platzes. Die Häuser sind in der Mehrheit zwischen 1934 und 1940 entstanden, als viele deutsche Juden ins heutige Israel immigrierten und die Ideen, Techniken und z.T. auch Baustoffe des Staatlichen Bauhauses in Weimar mitbrachten. Die Architekten und Bauherren passten die nachhaltigen Ideen des deutschen Bauhaus‘ an die klimatischen Bedingungen in Israel an. Die Gebäudehülle, Verschattung und Belüftung spielten beim Bau eine maßgebliche Rolle, um ein optimiertes Raumklima zu gewährleisten. Die Häuser mit umliegender Begrünung sind möglichst auch hinsichtlich ihrer Windrichtung so ausgerichtet, dass eine Belüftung aller Räume nach mindestens zwei Seiten 2

Gegenwärtig befindet sich der Stromerzeugungsmarkt in einer Umstellungssituation, da vermehrt private Stromerzeuger das vormalige Monopol der staatlichen Israel Electric Corporation im Zuge einer erhöhten Privatisierung aufbrechen. Daher gibt es keine aktuellen Veröffentlichungen bezüglich der Aufteilung der Stromkonsumenten in die unterschiedlichen Segmente, nämlich industriell, gewerblich, privat etc. Die der AHK vorliegenden Angaben enden mit dem Geschäftsjahr 2012. 3

Anfrage bei der Stromaufsichtsbehörde (Public Utilities Authority vom 3.8.2014) sowie aktuelle Strompreis für den Privatsektor http://www.pua.gov.il/Sip_storage/FILES/2/3362.pdf (Veröffentlichung der Stromtarife, April 2014, S.25 Public Utilities Authority)

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möglich ist. Die entstandenen Bauhaus-Gebäude waren damit schon bei ihrer Fertigstellung revolutionär fortschrittlich in Fragen der Energieeffizienz. Viele dieser Häuser sind heute stark sanierungsbedürftig. Sie machen einen Großteil der insgesamt 2.000 unter Denkmalschutz stehenden Bauten in Tel Aviv-Jaffa aus. Die zuständige Denkmalschutzbehörde der Stadt Tel Aviv integriert derzeit die energetischen Aspekte in die Vorgaben zur Sanierung/Restaurierung von Gebäuden, die zukünftig zu befolgen sind. Insbesondere die Standards 5281 und 5282, die derzeit empfehlenden Charakter haben, sollen allgemein verbindlich werden. Energetische und erhaltende Aspekte der Sanierung stehen einander jedoch beim Einsatz herkömmlicher Techniken und Materialien oftmals entgegen, insbesondere bei denkmalgeschützten Häusern. Hier sind innovative Lösungen gefragt, mit denen deutsche Firmen dank ihrer Erfahrung in der Denkmalpflege aufwarten können. Die Stadt Tel Aviv-Jaffa ist aus zwei Gründen besonders an der Sanierung interessiert. Zum einen ist diese unerlässlich, um das Label des UNESCO-Weltkulturerbes nicht zu verlieren. Dieser Status etabliert die Stadt als Anziehungspunkt für Architekturinteressierte und hat sich zum erklärten Markenzeichen im Tourismus allgemein entwickelt. Zum anderen schafft eine Sanierung und zugleich Modernisierung dringend notwendigen modernen Wohnraum in der Innenstadt. Ca. 93% der Bauhaus-Gebäude in Tel Aviv-Jaffa sind in privater Hand. Finanzielle Anreize zur Sanierung dieser Häuser zu geben, kann sich die Stadt nicht leisten. Daher vergibt sie besondere Baurechte, die an eine stilgerechte und energieeffiziente Restaurierung und Modernisierung der Bauhaus-Gebäude verknüpft sind. Neben Rechten zum Bau von Tiefgaragen und dem Anbau von Wohnfläche im Erdgeschoss bilden insbesondere Genehmigungen zur Aufstockung der Gebäude um bis zu zwei Stockwerke den Hauptanreiz für Bauherren zur Projektrealisierung. Diese Rechte können gegebenenfalls auch an andere Objekte verkauft oder transferiert werden. Sowohl die Aufstockung um in der Regel luxuriöse Dachgeschosswohnungen als auch der Verkauf der Baurechte sind für die Eigentümer finanziell hochinteressant und treten allmählich eine Sanierungswelle los. Baubestand im Zielland Derzeit gibt es in Israel rund 2 Mio. Gebäude und rund 2,25 Mio. Haushalte, wobei der kommunale Wohnungsbau etwa 17% des gesamten Wohnungsbaus ausmacht. Die Häuser im Bauhaus-Stil, die im Fokus dieses Antrages stehen, sind ganz überwiegend aus Silikatbausteinen gefertigt und drei bis vier Stockwerke hoch, mit flachem Dach, das in vielen Fällen ursprünglich als Gemeinschaftsfläche für alle Hausbewohner diente. Die einzelnen Wohnungen in den Häusern gehören fast ausnahmslos unterschiedlichen Eigentümern, die diese entweder selbst bewohnen oder vermieten. Förderpolitik für Energieeffizienzmaßnahmen Die israelische Regierung hat zwei strategische Entscheidungen gefällt, die den israelischen Energiemarkt und somit auch den Bereich Energieeffizienz nachhaltig beeinflussen: 1. Erneuerbare Energien: Ein Regierungsentscheid vom Januar 2009 legt fest, dass bis 2020 10% des Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Als Zwischenziel wurden 5% bis 2014 festgelegt. De facto hofft man, bis zum Jahresende rd. 3% installiert zu haben. 2. Energieeffizienz: Ein Regierungsentscheid vom September 2008 bestimmt die Reduzierung des Strombedarfs insgesamt um 20% bis 2020.

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Zur Verringerung der Treibhausgasemissionen wurde im November 2010 ein „Nationales Aktionsprogramm“ bis 2020 von der Regierung mit einem Gesamtbudget von 2,117 Mrd. ILS (rund 460 Mio. €) verabschiedet. Dieser Regierungsentscheid Nr. 2508 beinhaltet unter anderem die Bereiche Energieeffizienz, Grünes Bauen, das Transportwesen sowie Aufklärungs- und Bildungskampagnen zur Förderung des Umweltbewusstseins in der Bevölkerung und die Unterstützung sauberer Technologien. Als Teil des Aktionsplanes wurde das „Nationale Programm für Energieeffizienz“ genehmigt, zu dessen Umsetzung für die Jahre 2011 und 2012 315 Mio. ILS (68 Mio. €) zur Verfügung gestellt wurden. Das im Juli 2010 vom Ministerium für Nationale Infrastruktur, Energie & Wasser (vormals MNI – Infrastrukturministerium) veröffentlichte Programm beinhaltet eine umfangreiche Potenzialanalyse der möglichen Stromkonsumreduzierung in verschiedenen Sektoren und der benötigten konkreten Maßnahmen für deren Umsetzung. Mit Hilfe des Nationalprogramms soll der Energiebedarf bis 2020 um 20% reduziert und mehr als 16,345 Mrd. kWh jährlich eingespart werden. Auch die Kommunen erarbeiteten im Rahmen der Regierungsentscheidungen verschiedene Programme zur Förderung der Energieeffizienz. Die 18 bedeutendsten Städte und Gemeinden unterzeichneten bereits 2008 die „Climate Convention of the Forum 15“, die israelische Version der globalen Klimaschutzkonvention des Internationalen Rates für Kommunale Umweltinitiativen (ICLEI), um mit einer messbaren Zielsetzung zur Treibhausgasemissionsminderung und einem Aktionsplan die Regierungszielsetzung auf kommunaler Ebene umzusetzen. Erklärtes Ziel der Konvention ist die Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 20% bis 4 2020 im Vergleich zum Jahr 2000 in ihrem Einflussbereich. Im Jahr 2010 haben sich die Kommunalverwaltungen mit dem Plan „Environment Tag“, dem UmweltetikettPlan zur Ressourceneffizienz, zu einem verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen verpflichtet. Der von 70 Gemeinden und Kommunen mit dem Umweltschutzministerium geschlossene Vertrag wurde gemeinsam vom Städtetag (ULAI) und dem Ministerium ausgearbeitet. Normen, Standards und Bauvorschriften SI 1045 Norm zur Isolierung von Gebäuden Diese Norm ist bis dato die einzig rechtlich bindende Norm im Baubereich. Sie ist in den Richtlinien des Bauund Planungsgesetzes verankert. Der 1976 veröffentlichte Standard definiert die Mindestauflagen für die Isolierung der Gebäudehülle nach Regionen in den verschiedenen Bereichen. SI 5281 „Gebäude mit verringerter Umweltbelastung (Grünes Bauen)“ Die Veröffentlichung der revidierten Fassung dieser freiwilligen Norm im Juli 2011 hat einen wesentlichen Teil zur Bewusstseinsentwicklung beigetragen, was sich in einem sprunghaften Anstieg der Zertifizierungsanträge niederschlägt. Sie soll in Kürze bei der Sanierung denkmalgeschützer Gebäude verbindlich vorgeschrieben werden. SI 5282 Diese Norm ist Teil von SI 5281, welche die Kriterien festlegt, nach denen Gebäude hinsichtlich ihres Energiebedarfs klassifiziert werden. Dieser Standard bildet die Grundlage für den Energieausweis von Gebäuden, der in Zukunft zunächst für öffentliche Gebäude eingerichtet werden soll.

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http://www.forum15.org.il/art_images/en/files/159/Air%20Pollution%20Reduction%20and%20Climate%20Protection %20in%20Israel%D7%92%E2%82%AC%E2%84%A2s%20largest%20cities.pdf

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Weitere Vorschriften zur denkmalgerechten Sanierung von Bauhaus-Häusern werden für jedes Objekt von der zuständigen Behörde individuell festgelegt. Bei der Antragstellung zur Sanierung fordert das Amt für Bauwesen der Stadt Tel Aviv-Jaffa jeweils ein Gebäudebuch, eine genaue Dokumentation des Hauses, die nicht nur die architektonische und bauplanerische Geschichte einschließt, sondern auch die Verwendung der Baumaterialien, vorgenommene Veränderung sowie die historischen Aspekte des Hauses erfasst. Auf dieser Grundlage wird die weitere Bauplanung verabschiedet. Zielgruppen Zielgruppe der deutschen Unternehmen Hersteller/Anbieter von Produkten und/oder Dienstleistungen aus den folgenden Bereichen, die für die energieeffiziente Sanierung des Gebäudebestandes der Bauhaus-Objekte relevant sind: 

Denkmalpflege und Restauratoren



Baustoffe: spezielle Baustoffe mit energieeffizienten Eigenschaften



Bautechnik (Wärmedämmung, Fenster/Türen, Fassaden, Niedrigenergie etc.)



Gebäudewirtschaft/Gebäudetechnik (Wärme und Kälteverteilung und -übergabe, Beleuchtungstechnik, I&K Technologien, Mess- , Steuerungs-, und Regeltechnik etc.)



Energieeffiziente Klimatechnik (Lüftungs- und Kühlsysteme etc.)



Gartenarchitekten

Zielgruppe geeigneter ausländischer Kooperationspartner 

Generalunternehmer, Bauträger



Architekten, Planungs- und Ingenieurbüros



Stadt Tel Aviv-Jaffa, doch auch andere Kommunen in Israel mit Bauhaus-Häusern, beispielsweise Jerusalem, Haifa, Ramat Gan, Petach Tikva und auch Kibbuzim



spezialisierte Bau- und Baustoff-Firmen



Einschlägige Importeure und Distributoren

Marktchancen für deutsche Unternehmen Israel liegt wirtschaftlich größtenteils auf westlichem Niveau und auch darüber, hat jedoch im Bereich Energieeffizienz noch erheblichen Aufholbedarf. Der Gebäudesektor macht einen wesentlichen Teil des Energiekonsums aus, weshalb Sanierung und Modernisierung in den Blickpunkt rücken. Die Regierung hat sich durch internationale Abkommen verpflichtet und ist angesichts der energiepolitischen Lage dazu gezwungen, Energieeffizienz zu fördern. Das Ministerium für Nationale Infrastrukturen wurde in Ministerium für Nationale Infrastruktur, Energie und Wasser umbenannt und widmet eine gesamte Abteilung der Energieeffizienz im privaten Sektor. Dieser Schritt dokumentiert eindrucksvoll, dass diesem Bereich in der Tat nationale Priorität eingeräumt wird.

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Projektträger und Bauherren wiederum haben die Lukrativität der denkmalgerechten Modernisierung des Bauhaus-Bestandes erkannt, und in 2015 rechnen Experten mit einer hohen Zahl von Sanierungsanträgen. Besonderer Bedarf besteht an Wärme-/Kältedämmung, Beleuchtung und Gebäudemanagement, doch sämtliche Aspekte einer historisch sensiblen Sanierung unter Einbeziehung innovativer Technologien sind interessant. Deutsche Anbieter von Produkten, Know-How und Technologien genießen dank ihrer verbürgten Qualität und technologischen Expertise hohes Ansehen auf dem israelischen Markt. Die ursprünglich verwendeten Techniken und z.T. auch Materialien der Bauhaus-Gebäude stammen aus Deutschland, wodurch deren Sanierung mit dem Prädikat „Made in Germany“ besonders gefragt ist. Auch die oben erwähnten Herausforderungen bei der energieeffizienten Sanierung und gleichzeitigen Erhaltung des Baubestandes bieten innovativen deutschen Unternehmen wertvolle Geschäftschancen.

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