Erfahrungsbericht zum Bremsbelagwechsel an der VA eines R129 / 320 SL / EZ 1-94 Wichtig: Arbeiten an der Bremsanlage sollten in einer autorisierten Werkstatt und / oder von sachkundigen Personen durchgeführt werden. Die Bremsanlage ist das wichtigste Sicherheitsbauteil an ihrem Fahrzeug! Damit andere „Neulinge“ meine Fragen nach „Wie werden die Bremsbeläge der VA gewechselt“ nicht nochmal stellen müssen, hab ich die Gelegenheit genutzt und den Vorgang bei mir mit ein paar Bildern erfasst, die hier gerne mit Begleitkommentaren zur Verfügung stelle.

Vorgehen: Bremsflüssigkeitsstand im Behälter prüfen, er darf nicht zu voll sein, damit die Bremsflüssigkeit die beim Zurückdrücken der Bremskolben dahin verdrängt wird, nicht zum Überlaufen des Behälters führt. Der Füllstand sollte leicht unter der MAX-Markierung sein. Eventuell Bremsflüssigkeit mit einer sauberen Spritze absaugen.

Radschrauben der VA leicht lockern, ca. eine halbe Umdrehung, nicht mehr. Wagen mit Rangierheber(n) vorne anheben. Wenn möglich am besten gleich beidseitig hochheben, dann kann der Lenkeinschlag sehr leicht erfolgen, was die weiteren Arbeiten sehr erleichtert. Gegebenenfalls einen Stellbock verwenden, falls nur 1 Rangierheber vorhanden ist. Keinesfalls dazu den Wagenheber des Fahrzeugs verwenden, es besteht dann UNFALLGEFAHR! Eines der Hinterräder mit Unterlegkeilen nach vorne und hinten sichern! Vorderräder demontieren.

Bremsstaub mit fester Bürste vom Bremssattel entfernen, am besten gleich einen Staubsauger mitlaufen lassen und den Staub direkt einfangen. Mit einem breiten Schraubendreher (oder ähnlichem Instrument) zwischen Belagträgerplatte und Bremsscheibe ansetzen und den Belag von der Scheibe weg drücken. Dies auf beiden Seiten soweit durchführen, dass der Verschleißsensor vollständig frei liegt (wird bei verschlissenen Belägen durch die Federplatte teilweise überdeckt). So kann der Sensor eventuell ohne Beschädigung abgezogen werden (besser aber man hat 4 neue für die VA parat liegen). Gut zu sehen sind hier auch die 2 Splinte zur Belagsicherung, die Federplatte und die Verschleißsensoren, sowie die Druckbleche welche zwischen Bremskolben und Bremsbelag eingesetzt sind.

rechten Belag abdrücken

Sensoren abziehen (ganz vorsichtig, wenn der Pin abknickt ist er Schrott). Hier auch gut zu sehen die beiden Enden der Splinte zur Belagsicherung, die wie „Pickel“ aus dem Sattel nach außen hervorstehen. Diese Splinte müssen nachher nach innen hin ausgetrieben werden.

Die Splinte sind nach innen hin soweit ausgetrieben, dass die Rastköpfe frei liegen. Nun sind sie von Hand nach innen herauszuziehen. Dazu die Federplatte soweit eindrücken, dass der Splint frei geht.

Federplatte abnehmen und auch den unteren Splint nach innen herausziehen.

Die Druckbleche herausziehen und lagerichtig ablegen. Dann die Bremsbeläge selbst herausziehen. Dazu entweder einen Belagauszieher verwenden, oder wie ich, eine große „Grippzange“, mir der sich der Belag gut fassen lässt.

Danach mit einer Zahnbürste den Bremsstaub im Sattel entfernen so gut es geht auch rund um die Bremskolben. Staubsauger verwenden um den Staub aufzufangen.

Die Bremskolben mit einem Belagrückdrücker, oder wie ich, mit ein paar passenden Holzleisten vollständig in die Bremszange zurück drücken. Nur dann lassen sich die neuen Beläge und Druckbleche später gut einsetzen. Je Seite beide Kolben gleichzeitig eindrücken, damit nicht einer durch den Druck des anderen aus der Bremszange herausgedrückt wird. Am besten dabei den jeweils anderen Kolben durch eine Holzleiste gegen die Bremsscheibe blockieren.

Auf die gereinigten Gleitflächen für die Beläge unten und oben im Sattel dünn Kupferpaste auftragen. Die Splinte, die Federplatte und die Druckbleche mit Bremsteilereiniger säubern, die Splinte an den Rastköpfen und Spitzen leicht mit Kupferpaste einstreichen.

Neue Beläge einschieben, die Druckbleche zwischen Belagträgerplatte und Bremskolben einschieben, unteren Splint einsetzen, Federplatte einsetzen und oberen Splint einschieben. Dazu Federplatte nach vorne drücken. Splinte von der Innenseite her mit einem kleinem Hammer in die Endposition treiben. Der Rastkopf ist dann total versenkt und an der Außenseite des Sattels stehen die Splinte wieder leicht heraus. Nun noch die Verschleißsensoren vorsichtig mit den Pins in die Löcher im Belag einsetzen und in die Führungsnuten der Belagträgerplatte eindrücken und anstecken. Bremspedal mehrmals durchtreten, so dass sich die Beläge an die Scheibe anlegen. Sichtprüfung auf Dichtigkeit machen, Bremsflüssigkeitsstand prüfen / korrigieren …fertig! Rad wieder montieren und Fahrzeug ablassen. WICHTIG: Neue Beläge vorsichtig einbremsen, dazu mehrmals aus Tempo 50 – 60 kräftig abbremsen, zwischendurch die Bremse wieder abkühlen lassen. Radschrauben nach 500 Km. nochmals nachziehen. Wie man sieht, es ist kein Hexenwerk, aber wie Eingangs angemerkt, man sollte wissen was man tut! Viele Grüße, Rich (red-danger)

Vergleich Neu / Alt

Verwendete Werkzeuge: 2 Große Schraubendreher zum Belag von der Scheibe abdrücken Große Grippzange zum Belag rausziehen Kleiner Hammer zum Aus- und eintreiben der Splinte Imbusschlüssel als Ersatz für einen Austreiber Spitzzangen zum Abziehen der Sensoren Zahnbürste zur Bremsstaubentfernung 2 Drahtbürsten…weil die Griffe sich bestens als Holzlatten zum Zurückdrücken der Bremskolben eignen (Der geneigte Fachmann verzeiht mir bitte meine Improvisationen:-)