ESCHICHTE. Ernst Klett Schulbuchverlage UND. Stuttgart Leipzig

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ESCHICHTE ESCHEHEN UND

Ernst Klett Schulbuchverlage Stuttgart · Leipzig

Umschlagbild 1: Lotos Film, Kaufbeuren; 2: Scala, Antella (Firenze); S. 1, Q1: AKG, Berlin; S. 2, Q2: AKG, Berlin; S. 2, Q3: MEV (LF), Augsburg; S. 2, Q4: AKG, Berlin; S. 3, Q5: AKG, Berlin; S. 3, Q6: AKG, Berlin; S. 3, Q7: Picture-Alliance (ZB/Jan-Peter Kasper), Frankfurt; S. 5, Q1: AKG, Berlin; S. 5, u.: Picture-Alliance (KPA/Jürgen Hörstel), Frankfurt; S. 6, Q2: Picture-Alliance (ZB/Martin Schutt), Frankfurt; S. 7, Q1: AKG, Berlin; S. 8, Q2: Picture-Alliance (ZB), Frankfurt; S. 8, Q3: Picture-Alliance (ZB/Jan-Peter Kasper), Frankfurt;

1. Auflage

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2010

2009

2008

2007 2006

Alle Drucke dieser Auflage sind unverändert und können im Unterricht nebeneinander verwendet werden. Die letzten Zahlen bezeichnen jeweils die Auflage und das Jahr des Druckes. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlags. Hinweis zu § 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Fotomechanische oder andere Wiedergabeverfahren nur mit Genehmigung des Verlags. © Ernst Klett Schulbuchverlage Leipzig GmbH, Leipzig 2006 Alle Rechte vorbehalten Internetadresse: www.klett.de

Redaktion: Gabriele Möhring Reproduktion: Meyle + Müller, Medien-Management, Pforzheim Druck: Druckerei Hennig, Leipzig Printed in Germany W 310208

Stadtansicht von Eisenach mit der Wartburg. Kupferstich von Matthäus d. Ä. um 1650, koloriert 1

1. Werkstatt: Mein Ort hat Geschichte Die Zeit, die vergeht, hinterlässt nicht nur Spuren an uns Menschen, sondern auch in den Orten, in denen wir leben. Wenn du Bücher der Stadt- und Heimatgeschichte deines Wohnortes betrachtest oder ein Museum in deiner Nähe besuchst, wirst du deutlich erkennen können, dass sich das Erscheinungsbild deines Wohnortes über die Jahrzehnte und Jahrhunderte stark gewandelt hat. Gehst du gezielt auf Spurensuche, wirst du interessante Spuren der Geschichte sogar im ganz normalen Alltag deines Heimatortes entdecken. So kannst du herausfinden, dass jeder Ort seine eigene Geschichte hat und sein Erscheinungsbild fortwährend ändert.

Orte verändern ihr Gesicht

In beinahe jedem Ort stehen Denkmäler, die uns an berühmte Frauen und Männer oder an die Opfer von Kriegen, Unfällen und Naturkatastrophen erinnern sollen. Häufig ist die Geschichte, die ein Denkmal zu erzählen hat, hochinteressant. Du kannst herausfinden, an wen ein bestimmtes Denkmal erinnern soll und welche Gründe es gibt, gerade dieser Person bzw. dieser Personen zu gedenken. Manchmal lohnt es sich auch der Frage nachzugehen, warum ein Denkmal in einer bestimmten Art und Weise gestaltet ist und wer überhaupt dafür gesorgt hat, dass es errichtet wurde. So eignen sich Denkmäler gut als Ausgangspunkt für eine geschichtliche Spurensuche in deinem Wohn- oder Schulort.

Denkmäler sind Stätten des Erinnerns

PROJEKT Tipps für die Spurensuche in eurem Ort • Fragt bei der Gemeindeverwaltung nach Personen, die sich mit der Geschichte eures Ortes auskennen. Nehmt Kontakt auf und fragt sie, wo man interessante Spuren finden kann. • Haltet wichtige Entdeckungen mit der Fotokamera fest und notiert sie in Stichworten.

• Fragt die Mitarbeiter im Museum eures Ortes nach Ausstellungsstücken zu eurem Thema. • Sucht im Internet nach Bildern und Texten. • Fragt die Mitarbeiter in der Bibliothek nach passenden Büchern zur Geschichte eures Ortes. • Bittet Mitarbeiter eurer Tageszeitung um Berichte über die Geschichte eures Ortes.

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MEIN WERKSTATT ORT HAT GESCHICHTE Ein Stadtrundgang durch Eisenach Zu den ältesten Städten Thüringens gehört Eisenach. Wer heute durch Eisenach geht, trifft auf viele Zeugnisse ihrer langen Geschichte. Ganz eng verbunden ist sie mit der berühmten Wartburg hoch oben über der Stadt. Graf Ludwig der Springer soll die Burg 1067 gegründet haben, um die „via regia“ – eine alte Königsstraße – zu schützen. Im Schutz der Burg

entstanden in der Mitte des 12. Jahrhunderts drei Marktsiedlungen, die allmählich zur Stadt wurden. 1180 wird Eisenach erstmals urkundlich genannt. Auf dieser Doppelseite kannst du in Gedanken einen Rundgang durch Eisenach unternehmen und herausfinden, wodurch es im Laufe ihres langen Bestehens geprägt wurde.

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Nikolaikirche und Nikolaitor. Um 1200 erhielt Eisenach eine Stadtmauer und 1283 das Stadtrecht. Von der Stadtbefestigung ist nur wenig erhalten. Das Nikolaitor gehört dazu. Die Nikolaikirche war die Kirche eines Nonnenklosters und stammt aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts.

3 Lutherhaus, erbaut um 1480. 1498 wird der 15-jährige Martin Luther von seinen Eltern auf die Lateinschule des Eisenacher Franziskanerstifts geschickt und bleibt dort bis 1501. In dieser Zeit lebt er im Haus des Ratsherren Konrad Cotta.

Lutherstube auf der Wartburg. 1521 wird Martin Luther zum Schein gefangen genommen, um ihn vor Verfolgung zu schützen. In diesem Raum hat Luther während seiner Gefangenschaft das Neue Testament der Bibel ins Deutsche übersetzt. 4

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WERKSTATT

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Bachhaus am Frauenplan, Gartenansicht. Johann Sebastian Bach kam am 21. März 1685 in Eisenach zur Welt. Ob es genau in diesem Haus war, ist nicht gesichert. Lange Zeit galt es aber als sein Geburtshaus und deshalb wurde hier 1906 eine Bach-Gedenkstätte eingerichtet. Es ist die älteste Bach-Gedenkstätte der Welt.

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Instrumentensaal im Bachhaus. In der Bach-Gedenkstätte kann man nicht nur sehen, wie bürgerliche Familien zu Bachs Lebzeiten wohnten, man kann auch Musikinstrumente jener Zeit sehen und hören.

7 Museum Automobile Welt Eisenach. Eisenach wurde auch frühzeitig zur Industriestadt. Bereits Am 3. Dezember 1896 gründete der Industrielle Heinrich Ehrhardt die Fahrzeugfabrik Eisenach (FFE). Zwei Jahre später wurde erstmals der Motorwagen „Wartburg“ gebaut. Zu dieser Zeit war das Werk mit 1300 Beschäftigten einer der größten Betriebe Thüringens.

Fragen und Anregungen 1 Stelle alle Informationen zur Stadtgeschichte Eisenachs zusammen, die du Q2–7 entnehmen kannst.

4 Findet heraus, wann euer Ort gegründet wurde.

2 Ergänze die Informationen mithilfe von Nachschlagewerken oder dem Internet. Du brauchst nur einer Suchmaschine den Begriff „Eisenach“ eingeben, dann bekommst zahlreiche Angebote.

6 Sammelt Straßennamen und Inschriften, die auf Schildern, an Häusern oder Denkmälern angebracht sind. Bringt Wissenswertes darüber in Erfahrung.

3 Stell dir vor, du möchtest einem Besucher Eisenach zeigen, wohin würdest du ihn führen? Begebt euch in Kleingruppen auf eine geschichtliche Spurensuche in eurem Ort:

7 Gestaltet mit euren Ergebnissen eine Wandzeitung und präsentiert sie der Klasse.

5 Bringt in Erfahrung, wann das älteste Gebäude (z. B. eures Ortes gebaut worden ist.

8 Bereitet eine Führung durch euren Ort vor.

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2. Wir leben in Regionen Typisch thüringisch?

Thüringen ist weithin bekannt als ein Gebiet, in dem es sich gut Urlaub machen lässt. Die meisten denken dabei an Wanderungen oder Wintersport im Thüringer Wald. Vielen fallen sofort die Thüringer Rostbratwurst oder die Thüringer Klöße ein, wenn sie Thüringen hören. Einige können vielleicht auch das Rennsteiglied „Ich wand’re ja so gerne …“ mitsingen und die Städte Erfurt, Weimar, Eisenach und Jena sind weit über Deutschland hinaus bekannt. All das gehört zu Thüringen und darauf sind die Thüringer zu Recht stolz und das verbindet sie auch miteinander. Doch Thüringen ist mehr als der Thüringer Wald und Rostbratwurst. Es zeichnet sich vielmehr durch ganz unterschiedliche Landschaften aus. Nicht einmal die Sprache ist überall gleich. Nördlich des Rennsteigs werden thüringische Mundarten gesprochen, südlich herrschen fränkische vor. An der Grenze zu Bayern spricht man anders als im Norden Thüringens, wo ein ostfälischer Dialekt gesprochen wird.

Regionen haben Traditionen

Die verschiedenen Landschaften Thüringens und ihre unterschiedliche Geschichte haben auch ganz unterschiedliche Traditionen hervorgebracht. Die Bewohner in den Regionen fühlen sich dadurch verbunden und pflegen sie. So ist zum Beispiel seit dem 12. Jahrhundert die Glasherstellung im Thüringer Wald zu Hause. Dort fand man alles, was man dafür benötigte: Holz zum Heizen der Schmelzöfen, Quarzsand, Kalkstein, Pottasche zur Glasherstellung. So sind heute noch Glaswaren aus Lauscha oder Fehrenbach in vielen Ländern bekannt, z.B. als Weihnachtsbaumschmuck. Im Thüringer Becken baute man dagegen viele Jahrhunderte den Waid an, der wunderschönen blauen Farbstoff liefert. Damit wurde in ganz Europa Handel getrieben und brachte viel Geld nach Thüringen. Prächtige alte Häuser zeugen z.B. in Erfurt oder Gotha noch heute davon. Auch unterschiedliche Feste und Bräuche haben sich in den Regionen erhalten. So feiert man beispielsweise in Weimar alljährlich das Zwiebelfest und in dem katholisch geprägten Eichsfeld kommen seit über 400 Jahren viele Gläubige zur Pferdewallfahrt nach Etzelsbach.

Landschaften in Thüringen

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Thüringer Werkstatt für die Herstellung von Weihnachtsschmuck. Die Rekonstruktion im Erfurter Museum für Thüringer Völkerkunde zeigt eine Wohnküche mit Werkstatt. In solchen Werkstätten arbeiteten um 1900 Heimarbeiter. Oft musste die ganze Familie mithelfen, um das Nötigste zum Leben zu verdienen. 1

Tradition (von lat. „Übergabe“). Gewohnheiten, Sitten oder Ereignisse, die bis heute lebendig geblieben sind, nennt man Traditionen. Sie wirken aus der Vergangenheit in unser Leben hinein, sodass wir unser Handeln heute noch danach ausrichten. Weil die Menschen einer Ge-

gend gleiche Gebräuche kennen, sorgen Traditionen oft für ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn Menschen Bräuche nicht mehr sinnvoll finden, sich nicht mehr nach ihnen richten und sie nicht an ihre Kinder weitergeben, können Traditionen aussterben.

PROJEKT Ein Reiseführer über die eigene Region Die Region, in der ihr lebt, hat sicherlich einiges zu bieten. In Reiseführern lässt sich nachlesen, was typisch ist für einzelne Regionen, was es dort zu sehen gibt, und wie die Menschen dort leben. Schreibt selbst einen Reiseführer, in dem ihr Wissenswertes über eure Region vorstellt. Am besten bildet ihr kleine Gruppen. Jede Gruppe bearbeitet ein vorher festgelegtes Thema. Stimmt ab, welches Format euer Reisführer erhalten soll. Legt auch fest, wie viele Seiten jede Gruppe für ihr Thema zur Verfügung hat. Denkt daran, Platz für Texte und Bilder einzuplanen. Hier erhaltet ihr Informationen zur Erledigung eurer Gruppenaufgaben: – Gemeindeverwaltung/Touristeninformation – Bücher zu eurem Thema aus der Bücherei – Internetauftritt des Landes Thüringen: www.thueringen.de Fasst alle Informationen in einem Text zusammen. Gestaltet dann die Seiten. Achtet darauf, Texte und Bilder übersichtlich anzuordnen. Am Schluss werden die Beiträge aller Gruppen zu einem kleinen „Buch“ zusammengeheftet.

Gruppe 1: Daten über die Region sammeln: Name der Region, wichtige Orte, Fläche (Größe), Einwohnerzahl Gruppe 2: Informationen und Bilder zur Landschaft und Natur in der Region zusammenstellen: z.B. Meer, Flüsse oder Seen, größere Wald- und Heidegebiete, Hügel und Gebirge Ihr könnt dazu auch euren Erdkundelehrer fragen.

Das Eichsfeld unsere Region

Ein Reiseführer für

geschrieben von Schü

Kinder

lerinnen und Schüler n der Klasse 5b

Gruppe 3: Kultur und Traditionen vorstellen, die in der Region wichtig sind: Sprache und Dialekte, Religionen, Bräuche und Feste, Trachten. Gruppe 4: Geschichtliche Entwicklung darstellen: Geschichtliche Anfänge, Leben und Arbeiten in der Region früher und heute.

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Eisenacher Sommergewinn, Festwagen mit Frau Sunna. Jedes Jahr wird in Eisenach drei Wochen vor Ostern dieses Fest gefeiert. Es ist eines der größten Frühlingsfeste in Deutschland. Der Höhepunkt ist ein großer Festumzug in deren Mittelpunkt Frau Sunna – das Sinnbild für die Sonne – steht. Mitgeführt werden Symbole des Sommergewinns: die Brezel als Zeichen für die immer wiederkehrenden Jahreszeiten, das Ei als Zeichen der Fruchtbarkeit und der Hahn als Symbol für den frühen Tagesanbruch im Sommer. Zum Abschluss des Umzuges führen Frau Sunna und der Winter auf dem Marktplatz ein immer gleiches Streitgespräch, das Frau Sunna stets gewinnt. Danach wird eine Strohpuppe, die den Winter darstellt verbrannt. 2

Die Sage von den Thüringer Klößen Im August 1522 kam die heidnische Göttin Holle in die Meininger Wirtschaft „Schlundhaus“. Der Wein, den man ihr zu trinken gab, war so sauer, dass sie beschloss, die stolzen Meininger zu bestrafen. So vernichtete sie am 28. August mit einem Unwetter alle Weinreben. Danach hatte sie aber Mitleid mit den Menschen und zum Ausgleich schenkte sie ihnen die Kartoffel. Mit der Kartoffel übergab sie dem Meininger Bürgermeis3

ter auch das Kloßrezept. Dazu sprach sie die Worte: „Du Sohn uralten Stadtgeblütes, hier hast du das Receptum. Hüt’ es!“ Deswegen heißen die Thüringer Klöße in manchen Gegenden auch Hütes. Das Unwetter am 28. August 1522 gab es tatsächlich, die Kartoffel wurde allerdings erst viel später angebaut. Und auch das Restaurant „Schlundhaus“ gibt es heute noch in Meiningen. Jedes Jahr wird Anfang Juli dort das Hütesfest mit einem großen Festumzug, der Übergabe des Kloßrezeptes und vielen Kloßgerichten gefeiert.

Fragen und Anregungen 1 Suche die Landschaft bzw. die Region, in der dein Wohnort liegt (D1). 2 Trage zusammen, wodurch sich deine Region auszeichnet. 3 Pflegen die Menschen in deiner Region alte Bräuche wie die Pferdewallfahrt oder den Sommergewinn (Q2)? Erkunde, seit wann es diesen Brauch gibt und was die Menschen früher damit verbunden haben. 4 Vielleicht gibt es in deiner Region auch alte Lieder, Gedichte oder Sagen wie Q3. Befrage hierzu ältere Menschen in deiner Umgebung und schrei-

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be deine Ergebnisse auf. Finde heraus, welchen wahren Hintergrund solche Sagen oder Geschichten haben könnten. 5 Erkundige dich, nach welchem Rezept in deiner Familie Kartoffelklöße zubereitet werden. Vergleicht die Rezepte in der Klasse untereinander. Könnt ihr Unterschiede erkennen? 6 Unternehmt eine Exkursion in ein Heimatmuseum in eurer Nähe. Was erzählt es euch über die Geschichte eurer Region? Macht euch Notizen und Fotos. Danach könnt ihr die Ergebnisse im Klassenzimmer ausstellen.

5. Unser Bundesland heißt Thüringen Die Frage, seit wann es das Land Thüringen gibt, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Der Name Thüringen ist uralt. In alten Schriften tauchen schon vor über 1500 Jahren die Toringi auf. Ungefähr um diese Zeit gab es auch schon ein Königreich Thüringen, auch wenn man darüber nicht sehr viel weiß. Im Laufe der Jahrhunderte gehörten die thüringischen Regionen den unterschiedlichsten Herrschaftsgebieten an. Sie wurden wurden von Fürsten, Grafen, Landgrafen, Herzögen regiert, sie wurden erobert und gingen wieder verloren, sie wurden aufgespalten und wieder vereinigt. Das war damals nichts Ungewöhnliches. Und so findet man auf alten Landkarten und in alten Urkunden solche Ländernamen wie SachsenWeimar-Eisenach oder Sachsen-Coburg-Gotha. Ein geeintes Land Thüringen wurde erst 1920 gegründet, seine Hauptstadt war Weimar. Es hatte ungefähr die heutigen Grenzen, auch wenn diese im Laufe der Zeit an manchen Stellen verändert wurden. Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, verloren die Länder in Deutschland an Bedeutung. 1945 bekam das Land Thüringen wieder eine eigene Verwaltung. Von 1949 bis 1952 gehörte das Land Thüringen zur DDR, dann wurden dort die Länder aufgelöst. Nach dem Ende der DDR wurden 1990 die Länder im Osten Deutschlands neu gegründet. Der Freistaat Thüringen ist eines davon, seine Landeshauptstadt ist Erfurt.

Seit wann gibt es das Land Thüringen

In der Geschichte Thüringens hat die heilige Elisabeth einen festen Platz. Im Jahr 1211 kommt die erst vierjährige ungarische Königstochter auf die Wartburg, den Sitz der Landgrafen von Thüringen. Dort soll sie deutsch erzogen werden und später den Sohn des Landgrafen heiraten. 1221 wird die Hochzeit gefeiert und in den folgenden Jahren bekommt Elisabeth drei Kinder. Die junge Landgräfin ist sehr fromm gütig. Sie besucht die Armenviertel in und um Eisenach, kümmert sich um die Armen und Bedürftigen. Das passt der Familie ihres Mannes aber gar nicht, für sie ist Elisabeth eine Verschwenderin. Als der junge Landgraf 1227 stirbt, bleibt sie nicht länger auf der Wartburg. Ob sie vertrieben wurde oder freiwillig ging, ist nicht klar. Jedenfalls geht sie schließlich nach Marburg. Dort gründet sie mit ihrem Witwenerbe ein Hospital und pflegt selbst Kranke. Vermutlich hat sie sich dabei mit einer Krankheit angesteckt, denn sie stirbt 1231, gerade mal 27 Jahre alt. Vier Jahre später wird sie vom Papst heiliggesprochen. Von den Menschen wird die gütige Frau und Heilige verehrt und geliebt. Ihr zu Ehren bekommen viele Kirchen, Klöster und Krankenhäuser den Namen Elisabeth.

Die heilige Elisabeth von Thüringen

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Die Heilige Elisabeth von Thüringen. Szene aus dem Leben der Heiligen, kolorierte Holzschnitt von Michael Wolgemut, um 1470

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Thüringer Landeswappen. Im Wappen spiegelt sich auch die Geschichte des Landes wider: Der viermal rot-silbern gestreifte Löwe mit der Krone ist der „Bunte Löwe“ der Landgrafen von Thüringen. Er war schon im 13. Jahrhundert das Wappentier der Thüringer Landgrafen. Sieben der acht silbernen Sterne stehen für die thüringischen Kleinstaaten, die sich 1920 zum ersten Freistaat Thüringen zusammengeschlossen hatten. Der achte Stern steht für die später angeschlossenen Gebiete um Erfurt, Mühlhausen, Nordhausen und Suhl, die ursprünglich zu Preußen gehörten. 2

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Die Legende vom Rosenwunder Über die heilige Elisabeth erzählt man sich die folgende Begebenheit: Als Elisabeth sich wieder einmal mit mehreren frischen Broten von der Wartburg aus auf den Weg machte, um den Armen etwas zu essen zu bringen, wurde sie unterwegs von ihrem Mann aufgehalten. Er fragte sie, was sie denn unter dem Tuch in ihrem Korb hätte. Elisabeth wusste genau, dass es nicht gern gesehen war, Brote zu nehmen und zu verschenken. Deswegen sagte sie, in dem Korb wären Rosen. Als ihr Mann unter dem Tuch nachschaute, lagen dort tatsächlich frische duftende Rosen. Seitdem ließ ihr Mann sie gehen und Almosen verteilen. Elisabeth wird wegen dieser Sage oft mit einem Korb frischer Rosen dargestellt und seit 1934 gibt es auch eine Rosensorte mit dem Namen „Landgräfin Elisabeth“

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Festumzug zum Thüringentag 1999 in Saalfeld. Der Heimatverein Heldrungen präsentiert sich mit einer riesigen Zwiebelkrone. Seit 1996 findet jedes Jahr Anfang Oktober in einer Stadt Thüringens der Thüringentag statt. Ausstellungen, Workshops, Kulturveranstaltungen, sportliche Wettkämpfe, Kinderfeste und vieles mehr bringen die Menschen aus allen Regionen Thüringens zusammen und zeigen so allen Gästen, die Vielfalt und die Leistungen des Freistaates. Außerdem machen die Veranstaltungen nicht nur die Gastgeberstadt, sondern auch das Land über sein Grenzen hinaus bekannter.

Fragen und Anregungen 1 Finde heraus, zu welchem Herrschaftsgebiet dein Wohnort vor 1920 gehörte. Geschichtsatlanten, Nachschlagewerke, Heimatmuseen oder das Internet können dir Auskunft geben. 2 Überlege, warum sich die Menschen in Thüringen gern an die Landgräfin Elisabeth erinnern und sich viele Geschichten über sie erzählen (VT, Q1,4).

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3 Beobachte aufmerksam deine Umwelt und merke dir, wo du überall das Landeswappen Thüringens entdecken kannst. 4 Wann und wo findet in diesem Jahr der Thüringentag statt. Erkunde, was dort alles stattfindet. Was interessiert dich am meisten und warum? Vielleicht kannst du mit deiner Familie dorthin fahren.

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