2008

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Ausgezeichnet! Fünf „e” für Virgen e5-Programm Energieeffizienz und Klimaschutz Passivhäuser Gemeinden als Vorreiter

Energie Perspektiven Tirol Die Zeitung von Energie Tirol

Liebe Leserinnen und Leser! Die neue Ausgabe der „Energie Perspektiven Tirol“ erscheint diesmal zu einem sehr erfreulichen Ereignis: Die Osttiroler Gemeinde Virgen wurde Ende April mit der österreichweit höchsten Auszeichnung für vorbildliche kommunale Energiepolitik gewürdigt. Bisher wurden erst drei Gemeinden, allesamt aus Vorarlberg, mit fünf „e“ ausgezeichnet. Beeindruckend an den Virger Aktivitäten ist die Vielfalt und Intensität mit der das Energieteam seit Jahren konsequent seinen Weg geht. Das Beispiel Virgen zeigt aber auch, dass vorbildliche Energiepolitik weniger von der Größe und der Finanzkraft einer Gemeinde abhängt, als vom Einfallsreichtum und vom Engagement der handelnden Personen. Den Gemeinden kommt in Fragen der Energiepolitik und des Klimaschutzes eine zentrale Rolle zu. Neben der Vorbildwirkung der Gemeinde wird durch den unmittelbaren Kontakt mit den BürgerInnen eine intensive Kommunikation und Überzeugungsarbeit ermöglicht. Alles zusammen macht die Gemeindeebene zu einem zentralen energiepolitischen Handlungsfeld mit großen Potenzialen. Als Beratungseinrichtung des Landes will Energie Tirol mit dem e5-Landesprogramm dazu beitragen, dass es in Zukunft viele „Virgen“ in Tirol gibt. Virgen hat vorgezeigt, wie es geht – wir gratulieren der Gemeinde und dem Energieteam!

Ihr Bruno Oberhuber Geschäftsführer Energie Tirol

Tag der Sonne Sonnenlehrpfad, Sonnencocktails und Sonnengesänge: Am Absamer Tag der Sonne überraschten Volksschulkinder die BesucherInnen mit ihren Ideen zum Thema Sonne und Energie. Auch in 65 weiteren Tiroler Gemeinden war am österreichweiten Aktionstag viel los. Zahlreiche Gemeinden veranstalteten Vorträge und Exkursionen, verschiedene Solarunternehmen boten außerdem einen Tag der offenen Tür an. Rund 58.000 Haushalte wurden mit einem Gemeinde-Postwurf über die Vorteile von Solaranlagen und das bestehende Förder- und Beratungsangebot von Land und Gemeinden informiert. Fotorechte: VS-Absam-Eichat

Strom sparen im Büro Hohe Stromkosten im Büro müssen nicht sein. Das Informationsportal www.topprodukte.at, ein Programm von klima:aktiv, bietet Informationen und Tipps rund um energieeffiziente IT-Geräte, Beleuchtung und Haushaltsgeräte. Auf der Homepage findet man beispielsweise energiesparende Laserdrucker – übersichtlich und benutzerfreundlich auf einen Klick. Außerdem gibt es grundlegende Informa-

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tionen und Serviceblätter zum Thema Ausschreibungen. Effiziente Geräte brauchen bis zu 70 Prozent weniger Strom und sind in der Anschaffung meist nicht teurer als herkömmliche Geräte. Zusammen mit einem stromsparenden Verhalten bringt das viel Geld.

Förderaktion Holzheizungen Bund und Land fördern die Umstellung auf moderne Holzkessel: Der Klima- und Energie­­fonds der Bundesregierung gewährt privaten Antragstellern noch bis Ende ­November einen Zuschuss in der Höhe von 800 Euro für Pelletskessel und 400 Euro für Stückholz- und Hackgutkessel. Nähere Informationen und Antragsformulare sind unter www.public-consulting.at zu finden. Das Land Tirol fördert die Errichtung von Biomasseheizungen in privaten Haushalten, sowohl im Neubau als auch in der Wohn­haus­sanierung. Mindestanforderungen hinsichtlich Wirkungsgrad und Emissionsgrenzen sind einzuhalten. Details hierzu gibt es in der Wohnbaufibel 2008 unter www.tirol.gv.at/wohnbauförderung

Energie Perspektiven Tirol | 02 / 2008

Erfolgreiche e5-Gemeinden freuen sich über ihre Auszeichnung: (vlnr) Bürgermeister Franz Hauser, Gemeinde Schwendau, DI Bruno Oberhuber, Energie Tirol, Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler, Gemeinde Virgen, LAbg. Anton Pertl.

e5-Programm: Höchste Auszeichnung für Virgen Mit der Zuerkennung von fünf „e” für ihre zukunftsweisende Energiepolitik sorgte die Osttiroler Gemeinde Virgen erst kürzlich für eine absolute Überraschung. Bisher gab es österreichweit drei Gemeinden, die auf die höchste Bewertung des e5-Programms verweisen konnten.

Die Auszeichnung wurde Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler und dem Virger Energieteam Ende April im Rahmen einer Veranstaltung zum „e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden” im Innsbrucker Rathaus verliehen. Solaranlagen-Quote im Spitzenfeld Wohlverdient, wie die breite Palette von Maßnahmen zeigt, mit der die Nationalparkgemeinde dem hohen Energieverbrauch den Kampf ansagt und die Nutzung erneuerbarer Energieträger fördert. So verfügt Virgen über eine Solaranlagenfläche von 3.700 m2 und liegt mit einer Quote von 1,7 m2 pro EinwohnerIn österreichweit an der Spitze. Inzwischen setzt die Gemeinde intensiv auf Fotovoltaik: Vor zwei Jahren wurde auf dem Dach der Hauptschule eine 50 m2 große Kollektor­fläche errichtet. Eine weitere 2.000 m2 große Anlage befindet sich derzeit in Planung. Verdreifachung der Holznutzung Bemerkenswert ist die Verdreifachung der lokalen Holzaufbringung und -nutzung im vergangenen Jahrzehnt von 2.000 auf 5.700 Festmeter. Diese Steigerung konnte nur durch eine umfassende Herangehensweise, wie der Errichtung einer Nahwärmeanlage zur Versorgung öffentlicher Gebäude oder der Förderung privater Holzheizungen erreicht werden.

Virgen setzt besondere Maßstäbe Vorbildliche Sanierungen von eigenen Gebäuden gehören in Virgen ebenso zum Standard wie Energiesparförderungen für GemeindebürgerInnen. Neuerdings gibt es Förderungen für die Errichtung von Passivhäusern und Fotovoltaikanlagen. Im Rahmen eines Stromspar-Programms wurden innerhalb von zwei Jahren 200 Kühlschränke gegen effiziente Geräte ausgetauscht. Hinzu kommen Verkehrsinitiativen wie die Mobilitätsauskunft am Gemeindeamt oder der Rufbus „Virger Mobil”. Entscheidend für die unabhängige e5-Jury waren nicht nur der Umfang der Aktivitäten, sondern auch die besonderen Maßstäbe, die dabei gesetzt wurden. 1.100 Tonnen Kohlendioxid eingespart Der Erfolg für den Klimaschutz kann sich sehen lassen: Ausgehend von Erhebungsdaten aus dem Jahre 1998 reduzierte die Gemeinde mit den gesetzten Maßnahmen den Kohlendioxidausstoß um etwa ein Drittel. In absoluten Zahlen spart Virgen damit im Jahr geschätzte 1.100 Tonnen CO2 sowie 400.000 Liter Heizöl im Bereich Raumwärme und Warmwasser ein. Nicht berücksichtigt sind in dieser Rechnung die Bereiche Strom und Mobilität.

Intensive Einbindung der Bevölkerung Nicht nur die umfassenden Aktivitäten im gemeindeeigenen Bereich, sondern auch die intensive Einbindung und Beteiligung der Bevölkerung zeichnet Virgen aus. Anreize, wie hohe Energiesparförderungen, vielfältige Maßnahmen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit sowie das Engagement des Energieteams Virgen zeigen Wirkung.

e5-Gemeinde Schwendau punktet durch Contracting Als eine von ganz wenigen Tiroler Gemeinden hat Schwendau zahlreiche Energiesparmaßnahmen über ein EinsparContracting umgesetzt. Dafür wurde die Zillertaler Gemeinde mit zwei „e” gewürdigt. Akzente wurden vor allem im Bereich erneuerbare Energieträger gesetzt. Bürgermeister Franz Hauser ist besonders stolz auf die 100 m2 Solaranlage und die Pelletsanlage des neuen Schulzentrums. Außerdem wurde die Straßenbeleuchtung in Schwendau zur Gänze mit energiesparenden Leuchtmitteln und mit einer Teilnachtschaltung ausgestattet. Mit der Teilnahme am Landesprogramm „Tiroler Gemeinden mobil” setzt die Gemeinde seit vergangenem Jahr auch Aktivitäten im Mobilitätsbereich.

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e5-Gemeinde Virgen: „Wir sind breit aufgestellt!” Es wird viel Energie gespart werden müssen, um ein Auskommen zu finden. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass es trotzdem noch zu wenig sein wird. Meint einer, der es wissen muss: Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler im Gespräch mit den Energie Perspektiven Tirol zum Thema kommunale Energiepolitik. Seit wann ist Energieeffizienz in Ihrer Gemeinde ein Thema?

Sie haben gesagt, ein wichtiger Punkt sei es, Anreize zu setzen?

Dietmar Ruggenthaler: Wir haben Anfang der 90er Jahre begonnen – zu einer Zeit, in der die Themen Energie und Klima noch nicht wirklich unter den Nägeln brannten. Das ist am Anfang gar nicht so gut angekommen. Die Bereitschaft und Akzeptanz der Bevölkerung ist viel größer geworden. Ich würde sagen, das Thema ist jetzt ein Automatikzünder.

Genau. Dafür haben wir eine breite Palette von Förderungen eingeführt – von Solaranlagen, über Holzheizungen, bis hin zur Passivhausbauweise und neuerdings auch für Fotovoltaik. Wichtig ist immer, den Nutzen und die Vorteile für jeden Einzelnen im Auge zu behalten. Das ist nicht nur in materiellem Sinn zu verstehen. Beim Rufbus „Virger Mobil” geht es bei den freiwilligen Fahrern beispielsweise um persönliche Wertschätzung oder auch um die Möglichkeit, Mitbürger kennen zu lernen.

Was ist das Virger Erfolgsrezept? Das wichtigste ist der persönliche Kontakt. Man muss die Bevölkerung aktiv in die Gemeindeentwicklung miteinbeziehen, sie bei Projekten mitnehmen und mit Kommunikation und Motivation überzeugen. Außerdem geht es darum, Umwelt- und Klimaschutz greifbar zu machen. Selbstverständlich braucht es auch Anreize. Können Sie ein Beispiel für „greifbaren Klimaschutz” nennen? Beim Stromspar-Programm sind wir mit Messgeräten in die Haushalte gegangen und haben den Nutzen effizienter Geräte plakativ vorgezeigt. Außerdem konnten wir Gemeindebürger, die positive Erfahrungen gemacht haben, dazu motivieren, Hausbesuche zu machen. Durch den Schneeballeffekt haben die Virger Haushalte innerhalb von zwei Jahren 200 Kühlschränke ausgetauscht. Das alles ohne Förderung! Ähnliches passiert in Sachen Solarenergie: Da haben wir am Tag der Sonne die Möglichkeit geboten, bei Hausbesuchen Erfahrungen auszutauschen. So was hat eine ganz andere Wirkung, als nur Solarplatten auszustellen.

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Wie schaut es mit dem Rückhalt im Gemeinderat aus? Ein offenes Klima ist unbedingt erforderlich. Außerdem braucht es den Mut, Dinge auszuprobierenund gegebenenfalls nachzujustieren. Das funktioniert nur mit einem Gemeinderat, der bereit ist, bestimmte Risiken einzugehen.

Der Virger Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler präsentierte auf der Veranstaltung zum e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden zahlreiche Maßnahmen der Gemeinde Virgen – unter anderem die Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Hauptschule.

Wer tut sich mit dem Klimaschutz leichter – große oder kleine Gemeinden?

Was ist Ihr größter Erfolg, worauf sind Sie am meisten stolz?

Ich denke, es ist sowohl für große als auch für kleine Gemeinden nicht dramatisch schwer – es hängt davon ab, welcher Stellenwert dem Klimaschutz in der Gemeinde gegeben wird. Da geht es um das politische Wollen. Finanziell und auch von der personellen Ausstattung her haben es große Gemeinden aber sicher leichter.

Mir taugt besonders, dass wir nicht auf einem Bein stehen, sondern breit aufgestellt sind. So viele Leute tun und denken mit – das ist nichts Kurzfristiges. Von den Projekten her hat es mir das „Virger Mobil“ angetan, weil es dauerhaft funktioniert, eine hohe soziale Komponente hat und sehr viel Kommunikation in die Gemeinde bringt.

Was ist ihr neuestes Projekt? Wir wollen eine 2.000 m2 große FotovoltaikAnlage errichten. Die Fotovoltaik-Anlage wird als Gemeinschaftsprojekt mit Agrargemeinschaften und Privatpersonen ausgeführt.

Energie Perspektiven Tirol | 02 / 2008

e5: Gemeinde-Programm für Energieeffizienz und Klimaschutz Der effiziente Umgang mit Energie und die nachhaltige Nutzung von Ressourcen stehen ganz oben auf der Aufgabenliste der e5-Gemeinden. Zur Zielerreichung bietet das e5-Programm eine Reihe von Hilfestellungen an.

Profis wissen aus Erfahrung: Das beste Vorhaben kann nichts werden, wenn es keine klaren Zuständigkeiten gibt. Wesentliche Voraussetzung für die Teilnahme am e5-Programm ist deswegen die Bestimmung von Verantwortlichen in der Gemeinde. Als Steuerungsgruppe wird dafür ein e5-Team mit VertreterInnen aus Politik und Verwaltung, ExpertInnen sowie engagierten BürgerInnen eingerichtet. Von Seiten der Gemeindevertretung wird außerdem ein/e EnergiereferentIn ernannt, die/der von der Gemeindeverwaltung unterstützt wird. Intensive Begleitung Speziell in der Startphase können e5-Gemeinden auf professionelles Projektmanagement zurückgreifen. Vorerst geht es dabei um die Gründung des Energieteams. Dann wird mit externer Unterstützung von EnergieexpertInnen eine erste Erhebung des Ist-Zustands durchgeführt, Sparpotenziale abgeschätzt und erste mögliche Maßnahmen diskutiert. Als Ergebnis wird ein Aktivitätenplan erstellt, der die energiepolitischen Zielsetzungen der Gemeinde enthält, einen Umsetzungszeitraum festlegt und die geplante Finanzierung beschreibt. Vernetzung und Weiterbildung Eine wichtige Rolle im e5-Prozess spielt die Vernetzung und die Weiterbildung der Energie­referentInnen. Dazu werden regelmäßig Treffen der teilnehmenden Gemeinden organisiert, die dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch und dem Know-how-Transfer dienen. Außerdem steht ein spezielles Weiterbildungs­angebot in Form von Exkursionen und Fachtagungen zur Verfügung.

Erfolg sicherstellen Durch eine regelmäßige Erfolgskontrolle soll die Umsetzung der geplanten Maßnahmen sichergestellt werden. Diese erfolgt jährlich durch ein internes Audit. Bei der offiziellen Auditierung, die in dreijährigem Abstand (ab dem dritten „e“ kann die Auditierung alle vier Jahre erfolgen) stattfindet, werden die gesetzten Maßnahmen durch eine unabhängige Kommission bewertet. Grundlage für die Bewertung ist der e5-Maßnahmenkatalog. Dieser bietet gleichzeitig eine wichtige Orientierungshilfe zur eigenen Positionierung der Gemeinde. Höhepunkt: Auszeichnung Höhepunkt der Auditierung ist die Auszeichnung der Gemeinden. Bis zu fünf „e” können von der Kommission vergeben werden. Die Auszeichnung ist angelehnt an die Idee der Haubenauszeichnungen in der Gastronomie und belohnt Gemeinden für herausragende Leistungen in der Energiepolitik.

reichischen Bundesländern Vorarlberg, Tirol und Salzburg. 2004 wurde der Dachverband „e5-Österreich” gegründet. e5-Österreich ist inzwischen ein Programm im Rahmen der Klimaschutzinitiative klima:aktiv des Lebensministeriums und wird auf nationaler Ebene von der Österreichischen Energieagentur, in Tirol von Energie Tirol betreut. Österreichweit nehmen derzeit 57 Gemeinden am Programm teil. Folgende Tiroler Gemeinden beteiligen sich am e5-Programm: Angerberg, Dölsach, Kirchbichl, Kufstein, Prägraten, Schwaz, Schwendau, Virgen, Volders, Wörgl.

Das energiepolitische Profil der Gemeinde Virgen Entwicklungsplanung, Raumordnung

10 Kommunikation, Kooperation

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Das e5-Landesprogramm für energieeffiziente Gemeinden nahm seinen Ausgangspunkt bereits im Jahr 1999 in den westöster-

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Interne Organisation

Versorgung, Entsorgung

Mobilität

Bewertungsstufen Umsetzungsgrad e5-Maßnahmenkatalog 0%

Kommunale Gebäude, Anlagen

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Passivhäuser: Gemeinden als Vorreiter Das Passivhaus hält in den Tiroler Gemeinden Einzug: Gleich drei Vorbildprojekte aus Karrösten, Kramsach und Landeck wurden Ende April auf einer Tagung von Energie Tirol und der IG-Passivhaus im Innsbrucker Rathaus präsentiert.

Mit mehr als 130 BesucherInnen konnten sich die Veranstalter über ein reges Interesse freuen. Den Einstiegsvortrag hielt Passivhaus-Pionier Professor Wolfgang Feist, der seit kurzem auf der Universität Innsbruck lehrt. Mit zahlreichen Publikationen und Forschungsarbeiten hat Wolfgang Feist der Passivhausbauweise zum Durchbruch verholfen.

len. Besonders stolz ist Bürgermeister Oswald Krabacher auf den Beitrag zum Klimaschutz: Durch die Sanierung senkt die Gemeinde den Kohlendioxidausstoß jährlich um 65 Tonnen! Das erst im Februar dieses Jahres fertig gestellte Gemeindehaus Karrösten ist nicht nur tirolweit, sondern auch österreichweit ein Vorzeigeprojekt.

Weniger Energiekosten – mehr Klimaschutz Zentrale Motivationsfaktoren für die Bürgermeister, auf Passivhausbauweise zu setzen, sind die steigenden Energiepreise, Klimaschutzziele sowie die Vorbildwirkung der Gemeinden. Die im Anschluss an das Impulsreferat vorgestellten Gemeindeprojekte beeindruckten dann auch durch ihre Verbrauchsberechnungen sowie durch die Einsparungen von Treibhausgas-Emissionen.

Kindergarten Kramsach Genauso wie Sanierungen erfordern auch Neubauten in Passivhaus-Standard eine hohe Professionalität der planenden und ausführenden Unternehmen. Grundvoraussetzung dafür ist eine integrierte Planung. Das bedeutet, dass Bau- und Haustechnikkomponenten bereits in der Planungsphase aufeinander abgestimmt werden. Beim Kindergarten Kramsach wurden bereits zu Planungsbeginn genaue Klimaberechnungen durchgeführt. Der prognostizierte Heizwärmebedarf von 13 kWh/m2 liegt etwa bei einem Fünftel eines vergleichbaren Neubaus und beeindruckte nicht nur Bürgermeister Manfred Stöger. Besonderen Wert hat die Gemeinde auf den Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gelegt. Neben dem Energiespareffekt garantiert diese den Kindern ständig hohe Raumluftqualität ohne Fensterlüftung. Die Fertigstellung des Kindergartens ist für August 2008 geplant.

Sanierung Gemeindehaus Karrösten So reduziert sich der Heizenergieverbrauch des Karröstener Gemeindehauses durch die Sanierung mit Passivhaus-Komponenten um etwa 85 Prozent. Das Gemeindehaus beherbergt neben dem Gemeindeamt einen Veranstaltungssaal, ein Vereinslokal, den Kindergarten sowie sieben Wohnungen. Aufgrund der Größe des Objektes werden die Heizkosteneinsparungen entsprechend hoch ausfal-

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Polytechnische Schule Landeck Zu Schulbeginn dieses Jahres soll der Passivhaus-Neubau des Schulverbands „Polytechnische Schule Landeck” fertig gestellt werden. Die Schule mit einer Nutzfläche von 3.000 m2 wird in Holz- und Massivbauweise errichtet. Dämmstärken von bis zu 40 cm, Dreischeibenverglasung sowie eine Klassenzimmerlüftung mit Wärmerückgewinnung erfordern nur mehr einen 110 kW Pelletskessel. Zuvor lag der Ölverbrauch bei 65.000 Liter im Jahr. Bürgermeister Engelbert Stenico, Obmann des Schulverbandes, ist stolz darauf, dass beim Neubau besonderes Augenmerk auf die Bauökologie gelegt wird: So werden Chemikalien weitgehend vermieden und umweltfreundliche Baumaterialien eingesetzt. Der Neubau soll sowohl nach dem EQ-Gütesiegel von Energie Tirol als auch nach dem klima:aktiv-Gütesiegel zertifiziert werden. Gleichzeitig mit dem Neubau hat sich die Gemeinde Landeck für eine Sanierung der angrenzenden Volksschule Bruggen mit Passivhaus-Komponenten entschieden.

Energie Perspektiven Tirol | 02 / 2008

Energiesparoffensive Neue Landesförderung für Gemeinden Mit April ist eine neue Richtlinie des Landes zur Steigerung der Energieeffizienz in Kindergärten, Schulen, Altenheimen und Verwaltungsgebäuden von Gemeinden in Kraft getreten. Für umfassende Sanierungen, die Sanierung von Bauteilen und Haustechnikanlagen sowie für die Ausstellung von Energieausweisen sind eigene Fördersätze vorgesehen. Die Ausstellung von Energieausweisen wird mit 500 Euro je Gebäude gefördert. Pro Gemeinde bzw. Gemeindeverband können jedoch höchstens drei Energieausweise gefördert werden. Dem Energieausweis sind Verbesserungsvorschläge zu Dämmmaßnahmen, Haustechnik, Nutzung erneuerbarer Energieträger, etc. beizulegen. Sanierung von Bauteilen und Haustechnik Auch die Dämmung einzelner Bauteile sowie ein Fenstertausch werden bei Einhaltung bestimmter U-Werte mit 15 Prozent der anrechenbaren Ausgaben unterstützt (siehe Kasten „Erforderliche U-Werte“). Bei finanzschwachen Gemeinden kann der Fördersatz verdoppelt werden. In gleicher Höhe werden die Erneuerung von Haustechnikanlagen wie beispielsweise der Einbau einer Holzheizung, einer Wärmepumpe, einer Solaranlage, etc. gefördert. Gesamtsanierungen Gesamtsanierungen werden mit 25 Prozent der anrechenbaren Kosten, bei finanzschwachen Gemeinden mit bis zu 50 Prozent gefördert. Als Gesamtsanierung gilt eine zeit­­lich zusammenhängende Sanierung, die drei der folgenden Bereiche umfasst: Die Sanierung von Fassade, Dach bzw. oberste Geschoßdecke, die Erneuerung und Instandsetzung von Fenstern sowie Erneuerungsmaßnahmen bei der Haustechnik (Heizkessel, Lüftung, Solaranlagen). Gemeinden sollten sich am besten bereits bei Planungsbeginn mit der zuständigen Landesabteilung für Gemeindeangelegenheiten in Verbindung setzen. Eine Förderung ist nur möglich, wenn vor Sanierungsbeginn eine Zusicherung gegeben wurde. Förderanträge können über das Portal Tirol eingebracht werden.

Fördervoraussetzungen Erforderliche U-Werte der sanierten Bauteile Nachweis der Einhaltung der Grenzwerte (Mindest-U-Werte) Bauteil Außenwand Fenster Oberste Geschoßdecke/Dach Decke zu Außenluft (Flachdach, Auskragungen) Bauteil zu Erdreich Bauteil zu unbeheizten/ungedämmten Räumen

TBV Förder-Mindestanforderung Zielwerte 0,27 W/m²K 0,20 W/m²K 0,15 W/m²K 1,70 W/m²K 1,00 W/m²K* 0,80 W/m²K 0,20 W/m²K 0,15 W/m²K 0,13 W/m²K 0,20 W/m²K 0,15 W/m²K 0,13 W/m²K 0,40 W/m²K 0,25 W/m²K 0,20 W/m²K 0,40 W/m²K 0,25 W/m²K 0,20 W/m²K * Dreischeibenverglasung

Energieausweis

Haustechnikanlagen

Für die Berechnung des Energieausweises sind die Bauteilflächen, das Volumen und die Bauteilaufbauten genau zu ermitteln (ein vereinfachtes Verfahren ist nicht ausreichend). Dem Energieausweis sind Verbesserungsvorschläge beizulegen, die folgende Punkte zu enthalten haben:

n Holzheizung n Wärmepumpe (Jahresarbeitszahl von mind. 4) n Solaranlagen (Wärmemengenzähler) n Kesseltausch (Brennwerttechnik) n Nah- und Fernwärmeanschluss n Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung n Fotovoltaikanlagen (entfällt bei Möglichkeit einer anderen Förderung)

n Maßnahmen zur Verbesserung der thermischen Qualität der Gebäudehülle n Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Effizienz der haus technischen Anlagen n Maßnahmen zur verstärkten Nutzung erneuerbarer Energieträger n Maßnahmen zur Verbesserung organisatorischer Maßnahmen (Energiebuchhaltung, Wärme mengenerfassung, ...) n Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen n Maßnahmen, die erforderlich sind, um die Anfor­derungen (Mindest-U-Werte) der Förderung energetischer Sanierungen für Kommunalgebäude zu erfüllen

Sofern technisch möglich, sind die Anforderungen aus der OIB Richtlinie 6 an Haustechnikkomponenten einzuhalten, z. B. die Dämmung der Verteilleitungen.

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Weiterbildungskurse Energieausweis

VCÖ-Mobilitätspreis 2008

Energie Tirol bietet in Zusammenarbeit mit den Bildungseinrichtungen WIFI und BFI Energieausweis-Kurse in ganz Tirol an. In acht Modulen werden die Methoden, Normen und Grundlagen des neuen Regelwerkes vermittelt. Die Inhalte reichen von den rechtlichen Rahmenbedingungen, über die Ermittlung des Heizwärmeund Heizenergiebedarfs, bis hin zum Energiebedarf für Kühlung, Lüftung, Befeuchtung und Beleuchtung eines Gebäudes.

Wie umweltfreundlich und nachhaltig sich Verkehr und Mobilität künftig entwickeln, hängt davon ab, welche Maßnahmen heute gesetzt werden. Der VCÖ-Mobilitätspreis prämiert innovative Vorbildprojekte, die schon heute zeigen, wie ein ökologisch vertretbares Verkehrsverhalten im Jahr 2020 aussehen kann. Nähere Informationen auf www.vcoe.at

Kompaktkurse

Kosten: 1.200 Euro



BFI WIFI BFI WIFI BFI

Innsbruck Innsbruck Innsbruck Landeck Innsbruck

CIPRA-Wettbewerb

BFI WIFI BFI

Innsbruck Innsbruck Innsbruck

1. - 12. 9. 2008 18.30 - 22.00 Uhr 15. - 19. 9. 2008 9.00 - 17.00 Uhr 6. - 10. 10. 2008 9.00 - 17.00 Uhr 27. - 31. 10. 2008 9.00 - 17.00 Uhr 1. - 5. 12. 2008 9.00 - 17.00 Uhr

Aufbaukurse Nicht-Wohngebäude

20. - 22. 10. 2008 3. - 5. 11. 2008 9. - 11. 12. 2008

9.00 - 17.00 Uhr 9.00 - 17.00 Uhr 9.00 - 17.00 Uhr

Einzelne Module Berechnungs-Software 14. 10. 2008 9.00 - 17.00 Uhr

WIFI

Innsbruck

Beleuchtung 10. 11. 2008

WIFI

Innsbruck

9.00 - 17.00 Uhr

Preise im Gesamtwert von 100.000 Euro winken den besten Klimaschutzmaßnahmen im Alpenraum. Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA hat diesen Wettbewerb soeben im Rahmen ihres Projekts „cc.alps“ lanciert. Teilnehmen können Privatpersonen, Firmen, Vereine, Verwaltungen, Institutionen und sonstige Organisationen, die Klima-Maßnahmen umsetzen. Einreichtermin ist der 31. Juli 2008. Detaillierte Informationen sowie das Teilnahmeformular stehen unter www.cipra.org/cc.alps zur Verfügung.

Ökostaffel 2008

Nähere Informationen auf ­­www.energie-tirol.at

Mit dem Rad unterwegs für Klimaschutz und fairen Handel: Die Ökostaffel tourt heuer bereits zum achten Mal durch Österreich. Tausende Menschen bringen auf Fahrrädern den „Ökostaffel-Rucksack“ von Station zu Station. Der Startschuss für die klimafreundliche Tour durch Tirol fällt am Sonntag, den 6. Juli. Mehr Information zur Ökostaffel und den Stationen gibt es unter www.oekostaffel.at

Energieberater-Kurs 2008 A-Kurs nach ARGE EBA Im Herbst 2008 startet Energie Tirol mit einem Ausbildungskurs zur/m EnergieberaterIn. Vermittelt werden Grundlagen zu den Themen Bautechnik, Haustechnik, Energieausweis, Gebäudesanierung, Ökologie, Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen sowie Kommunikation. Der Kurs gliedert sich in zwei Teile: Am 1. September 2008 startet der achtwöchige Online-Workshop, bei dem Grundlagen mittels E-Learning erarbeitet werden. Der anschließende Intensivkurs findet an mehreren Terminen im Oktober und November 2008 in Innsbruck statt. Die Kurskosten betragen 1.200 Euro (Förderung möglich). Ihre schriftliche Anmeldung schicken Sie bitte bis 25. Juli 2008 an Energie Tirol. Der Kurs richtet sich speziell an Personen mit bautechnischen Vorkenntnissen.

Impressum

Energie Tirol Südtiroler Platz 4 | A - 6020 Innsbruck Tel. +43 / (0) 512 /58 9913 - 0 | Fax DW 30 E-Mail: [email protected] www.energie-tirol.at

Medieninhaber und Herausgeber: ENERGIE TIROL, Südtiroler Platz 4/3, 6020 Innsbruck Tel. 0 512 / 58 99 13 - 0, Fax DW 30, E-Mail: [email protected] Für den Inhalt verantwor tlich: DI Bruno Oberhuber Redaktion: ENERGIE TIROL, Innsbruck Beratung: context, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Hall i. T. Gestaltung: Christian Waha + Elke Puchleitner, Innsbruck Titelfoto: Gemeinde Virgen Druck: Fa. Aschenbrenner, Kufstein Juni 2008 Sponsoring-Post | Verlagspostamt: 6020 Innsbruck | GZ 02Z031602 S