1 Bibelleitfaden April 2015

Wieviel brauche ich?

Vorbereitung: Mitte mit Tüchern gestalten, eine Kerze

1. Begrüßen und Ankommen/ Einstieg Lied: Wir spinnen, knüpfen weben (SM 115) Text: 1. ǁ: Wir spinnen, knüpfen, weben, wir säen neues Leben. :ǁ ǁ: Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt. :ǁ 2. Wir spinnen, träumen, schauen, wir fangen an zu bauen. ǁ: Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt. :ǁ 3. ǁ: Wir teilen, was wir haben; wir bringen unsre Gaben. :ǁ ǁ: Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt. :ǁ 4. ǁ: Kleine Gabe, gute Hand sättigt Tausende im Land. :ǁ Das Lied miteinander singen und dann kann jede und jeder einen Gedanken zu einem Vers des Liedes mitteilen. „Dieser Liedvers bedeutet für mich als Christin / als Christ….“

2. Begegnung mit dem Bibeltext: Apg 4,32-35 (1. Lesung 2. So in der Osterzeit, 12.04.2015)

4,32Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. 33Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu, des Herrn, und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen. 34Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös 35und legten ihn den Aposteln zu Füßen. Jedem wurde davon so viel zugeteilt, wie er nötig hatte.

Lesen (das Wort Gottes verkünden und hören) Wir schlagen in der Bibel die Apostelgeschichte auf, Kapitel 4 Wenn alle aufgeschlagen haben… Wer möchte die Verse von 32-35 langsam und laut vorlesen?

Sich ansprechen lassen (den verborgenen Schatz heben) Wir sprechen nun Worte oder kurze Satzteile, die uns berührt haben, laut aus – zwei oder dreimal – wie im Gebet. Zwischen den Wiederholungen und den Worten lassen wir eine kurze Stille.

noch einmal lesen Wer möchte noch einmal ganz vorlesen?

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miteinander schweigen und so die Gegenwart Gottes wahrnehmen Wir halten jetzt einige Minuten Stille und versuchen zu hören, was Gott uns sagen will.

mitteilen und Austausch , denn wir wollen durch die andern Gott begegnen Jede/jeder teilt in einer ersten Runde mit, wo er/sie hängen geblieben ist, was ihn/sie berührt hat oder wo Fragen entstanden sind – ohne auf die Aussagen der Anderen zu antworten. Im zweiten Schritt kommen wir miteinander ins Gespräch. Wir tauschen uns darüber aus, was uns im Herzen berührt hat. Welches Wort hat uns persönlich angesprochen?

4. Impulse - Wem würde das Herz nicht höher schlagen, wenn er solche Worte liest? So müsste es in einer idealen Gemeinde aussehen: Es gibt nicht mehr Arm und Reich, weil die Reicheren mit den Ärmeren teilen; die Kirchen wären voll, weil alle Gläubigen täglich zum Gebet gingen; die Familien wären christlich geprägt, weil der eigentliche Gottesdienst dort stattfindet, weil dort das Brot gebrochen wird. Die Attraktivität des Christentums wäre so groß, dass die Kirche wachsen würde und nicht täglich Mitglieder verlieren wie in unseren Tagen in Europa. ››Das wäre schön«, ist man versucht zu sagen. Und manche würden vielleicht hinzufügen, dass früher eben alles anders, ja besser gewesen sei, aber heute … - Spätestens hier ist allerdings Einspruch angesagt. Was Lukas in der Apostelgeschichte beschreibt, war schon zu seiner Zeit eher Ideal als Wirklichkeit. Schon zu Zeiten des Lukas hat niemand selbstverständlich von dem abgegeben, was er oder sie hatte. - Der Reichtum als Gefahr für den Glauben bzw. für das Hineingelangen in das Reich Gottes (Lk 18,25par) ist nicht zufällig eines der großen Themen des Lukasevangeliums. Der »Evangelist der Armen«, wie er oft genannt wurde, dürfte historisch gesehen eher ein Evangelist der Reichen gewesen sein, das heißt, er hat in seinen Gemeinden, für die er zuerst sein Evangelium und dann die Apostelgeschichte schrieb, eher mit dem Problem des Reichtums als dem der Armut zu kämpfen gehabt. Fast zwei Generationen nach dem Pfingstereignis - Lukas schreibt seine Apostelgeschichte gegen Ende der 80er-]ahren des 1. Jh. - hatte sich viel verändert. Und: ››Die Anfänge eines Unternehmens werden dann idealisiert, wenn es mit dem Unternehmen zu hapern beginnt« (HJ. Venetz) (Dieter Bauer in. Entdecken: Apostelgeschichte, kath bibelwerk, Stuttgart 2004, 44ff) - Fokus: sie waren ein Herz und eine Seele Wann sind wir „ein Herz und eine Seele“ – sind das Attribute unseres Christ-Seins? Meines Christ-Seins? Was heißt für mich „Einheit“? „Geschwisterlichkeit“? in der Familie, in der Gemeinde, in der Kirche? - Fokus: jede/r hatte das, was er/sie nötig hatte

3 Was brauche ich? Was ist wirklich nötig zum Leben? Wie kann ich den Kern des Lebens spüren, wie ihn finden? Was versperrt mir den Zugang zur Quelle? - Fokus: niemand nannte etwas sein Eigentum Alles ist geliehen. Uns gehört weder die Luft die wir atmen, noch die Erde auf der wir stehen. Alles ist geschenkt, nicht verdient. Denn was habe ich dazugetan, hier zu leben und nicht in einem anderen Land, an einem anderen Ort? Welche Verantwortung, Liebe, Fürsorge kann daraus wachsen?

5. Fürbitten (oder freie Fürbitten) Gott, du hast uns so viel gegeben – und doch fühlen wir uns manchmal leer und bedürftig. Wir bitten dich… (freie Fürbitten) Um all das bitten wir dich durch Jesus unsern Bruder und Freund. Amen.

6.

Vater unser

7.

Segensgebet

Es ist nur ein Hauch von Wohlwollen zwischen uns zu spüren und doch lässt er Gottes Liebe erahnen. Es ist nur eine Prise von Verzeihung zwischen uns zu spüren und doch lässt sie Gottes Großherzigkeit erahnen. Es ist nur ein Moment von Akzeptanz zwischen uns zu spüren und doch lässt er Gottes Verständnis erahnen. Es ist nur ein Tropfen Mitgefühl zwischen uns zu spüren und doch lässt er Gottes Trost erahnen. Es ist nur eine Spur Menschlichkeit zwischen uns zu spüren und doch lässt sie Gottes Mensch-Sein in der Welt erahnen. Es ist nur ein Funke Solidarität zwischen uns zu spüren und doch lässt er Gottes Wirken durch uns erahnen. So segne uns Gott, +der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. Misereor, Material zur Fastenaktion 2010, Liturgische Bausteine, S. 73

4

8. Organisatorisches Nächstes Treffen: Wo/ wann ist das nächste Treffen? Wer hat die Leitung?

9. Lied als Abschluss: Atem des Lebens (SM 282)

11.

Alternativen

1. Hoffnung Wenn ich könnte, gäbe ich jedem Kind eine Weltkarte. Und wenn möglich einen Leuchtglobus, in der Hoffnung; den Blick des Kindes auf´s Äußerste zu weiten und in ihm Interesse und Zuneigung zu wecken für alle Völker, alle Klassen, alle Sprachen, alle Religionen. Dom Helder Camara, in: misereor Materialien zur Fastenaktion 2010, Liturgische Hilfen, S.6

2. .Lieder Gott gab uns Atem, damit wir leben (Sing Mit 389) Miteinander gehen (SM 169) Hier und jetzt (SM 1)

Herr, wenn es stimmt (SM 397) Wir sind Kinder einer Erde (SM 347) Nada te turbe /Nichts soll dich ängsten

(Taizé)

3. Den Blick auf das Wesentliche lenken Jede/r hat ein Blatt und einen Stift - 10 Dinge, die mir sehr wertvoll sind, die ich nicht missen möchte, die ich mitnehmen würde, wenn ich weggehen müsste - Zeit lassen - die Liste betrachten. - 5 Punkte auswählen, die vorrangig sind, die nachrangig sind noch wichtiger sind als die anderen 5 - Zeit lassen - die Liste betrachten - nochmal fokusieren – nur 3 Punkte stehen lassen…

5 Punkte, die mir

5 - könnte ich dann noch glücklich sein? - auf der Rückseite des Blattes eine zweite Liste erstellen: Für was brauche ich die meiste Zeit in meinem Leben? Anschließend beide Listen vergleichen. 4. In uns selbst In uns selbst strömen die Quellen des heiles und der Heilung. Gott ist als ein Brunnen in uns, zu dem wir zu Gast und Einkehr geladen sind. Diese inneren Quellen müssen wir finden und immer wieder strömen lassen in das Land unseres Lebens. Dann sind wir keine Wüste. Ich will euch erquicken: Das alte Herrenwort wird vom strömenden Geist Gottes eingelöst. Von innen her wird uns die Kraft und die geistige Sicherheit und Überlegenheit kommen. Wie oft habe ich dies erfahren in der Hetze und Gejagtheit dieser Monate, unter der Last und Übermacht: dass auf einmal die Frische und Kraft von innen her aufgehen als morgendliche Sonne. Wenn wir die inneren Quellen nicht finden, helfen uns keine Anpassung und keine äußere Ruhe. Wo aber der Geist Gottes den Menschen anrührt, da gerät er über seine Maße hinaus, und es ist immer etwas von der heiligen Stille und der erholsamen Ruhe der Gottesnähe. Alfred Delp in: Michael Fischer, Gemeindeentwicklung konkret, kösel Stuttgart 2002, S.46

5. Christ wird man durch andere Christ bin ich geworden und geblieben durch andere Menschen, in deren Freundschaft mir die Menschenfreundlichkeit Gottes begegnet ist. Christ bin ich geworden und geblieben durch andere Menschen, deren entschiedenes Engagement mir die Augen geöffnet hat für das Engagement Jesu. Christ bin ich geworden und geblieben durch meine Frau, deren Liebe ich erfahre als Spiegelung des göttlichen Schalom, in dem Eros und Agape zwei Seiten derselben Wirklichkeit sind. Christ bin ich geworden und geblieben durch Männer, durch Frauen, die mir Mut zu mir selber machten.

6 Christ bin ich geworden und geblieben, weil ich unter Christen die offensten, mutigsten, anregendsten Menschen gefunden habe. Christ bin ich geblieben, weil ich in der Kirche die heftigsten Konflikte mit anderen Menschen erlebt habe, was einerseits Beziehungsabbrüche und Feindschaften, andererseits Freundschaften mit Menschen zur Folge hatte, mit denen ich Pferde stehlen, Kirchenbonzen stürzen oder unheiligen Schabernack treiben kann. Christ bin ich - um in meiner Aufzählung einzuhalten durch andere, dank anderen. Ich weiß nicht, ob ich als Eremit oder allein auf einer Insel Christ sein könnte. Mein Christsein ist dadurch bestimmt, dass es eine Gemeinde Christi gibt, die freilich nicht einfach identisch ist mit kirchlichen Institutionen. Gemeinde Christi, das sind für mich lebendige Menschen und Gruppen im oben erwähnten Sinn. Unter diesen Menschen, in Gruppen engagierter Christen also, erlebe ich, was Solidarität ist, was es bedeutet, bejaht zu sein und andere zu bejahen, für sie einstehen zu dürfen. Ich, der Furchtsame, lernte es, Furcht abzulegen, frei zu werden vor anderen und für andere, lernte es auch, weltweit oder kirchlich Mächtigen, weltlichen oder kirchlichen Mehrheiten entgegenzutreten. Ich lernte das, weil ich mich getragen und gestützt weiß von jener kleinen Schar unerschrockener, ja fröhlich frecher und heilig respektloser Christen und Christinnen, die für mich Gemeinde Christi sind und unter denen der johanneische Satz aufleuchtet, einleuchtet: ›Gott ist Liebe.< (1 Joh 4,8.16) Für mich der Kron- und Zentralsatz der neutestamentlichen Botschaft, der sich in Begegnungen, Aktionen, Konflikten, in Lust und Zorn, in Verzweiflung und Zärtlichkeit, in Niederlagen und Festen, in Enttäuschung und Hoffnung, in erbitterten Fehden und stillen Gottesdiensten immer reicher entfaltet! Kurt Marti in: Michael Fischer, Gemeindeentwicklung konkret, kösel Stuttgart 2002, S.65/66

Leitfaden zusammengestellt von Utta Hahn