Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft VUMV-Umfrage Mai 2015

Landespressekonferenz Mecklenburg-Vorpommern Schwerin, 23.06.2015 Ansprechpartner: Dr. Martin Sauer, VUMV [email protected] Tel.: 0385-6356-100

Allgemein  Online-Umfrage unter allen Mitgliedsverbänden der VUMV, um zu einem frühen Zeitpunkt Wirkungen des MiLoG prognostizieren zu können  Laufzeit: 21.04.2015 – 22.05.2015  Teilgenommen haben 502 Unternehmen, davon 402 (ca. 81 %) aus Mecklenburg-Vorpommern

VUMV-Umfrage Mai 2015: „Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft“ Dr. Martin Sauer

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Wie viele Arbeitnehmer in Ihrem Unternehmen sind von dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro direkt betroffen?

Betroffenheit

33,7%

38,3% 0 bis 10 % 11 bis 20 %

9,6%

21 bis 35 %

6,6%

10,8%

36 bis 50 % über 50 %



Geantwortet haben in der Regel betroffene Unternehmen.



Bei einem Drittel der antwortenden Unternehmen sind über 50 % der Mitarbeiter direkt vom Mindestlohn betroffen.



Bei knapp 40 % der antwortenden Unternehmen sind nur bis zu 10 % der Mitarbeiter direkt betroffen.

Unternehmen - insbesondere aus den Bereichen HOGA und Einzelhandel - müssen gering qualifizierten Mitarbeitern für einfache Tätigkeiten Löhne zahlen, die über deren Produktivität liegen. VUMV-Umfrage Mai 2015: „Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft“ Dr. Martin Sauer

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Sind durch den gesetzlichen Mindestlohn Ihre Arbeitskosten gestiegen? Wenn ja, um wieviel Prozent?

Arbeitskosten

Nein 26,3%

Ja 73,7%

34,8%

38,1%

2,0%

4,3% 20,8%

50,00% 40,00%

0 bis 10 % 11 bis 20 % 21 bis 35 % 36 bis 50 %

Welche Folgen wird der gesetzliche Mindestlohn für die Lohnstruktur in Ihrem Unternehmen haben? 39,0%

37,7%

30,00%

20,9%

20,00% 10,00% 0,00%

keine Folgen

Lohngitter wird komprimiert Lohngitter wird sich komplett nach oben verschieben

Die Schere zwischen Lohnkosten und Produktivität öffnet sich weiter! Fast 40 % der antwortenden Unternehmen erwarten eine Komprimierung des kompletten Lohngitters. Demnach wären auch höher qualifizierte Mitarbeiter negativ vom Mindestlohn betroffen. VUMV-Umfrage Mai 2015: „Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft“ Dr. Martin Sauer

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Wenn ja, konnten Sie diese über höhere Preise an Ihre Kunden weitergeben?

Weitergabe Arbeitskosten über höhere Preise

5,9 % 36,2 % ja, vollständig 57,9 %

nur zum Teil nein, gar nicht



Über ein Drittel der antwortenden Unternehmen konnten die gestiegenen Arbeitskosten nicht über höhere Preise an die Kunden weitergeben.



Gastronomie und Landwirtschaft haben höhere Preis bereits bestätigt.

Die Belastungen der Unternehmen nehmen zu – die Verbraucherpreise steigen.

VUMV-Umfrage Mai 2015: „Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft“ Dr. Martin Sauer

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Zusatzbelastungen

Welche Kosten verursacht der Mindestlohn (z.B. durch Dokumentationspflicht) für Sie? (mehrere Antworten möglich) 100% 72,3%

75% 50% 25% 0%

25,3%

18,7%

13,6%

keine höheren Kosten

Personal

5,2% Verwaltung

Sachausgaben

Andere



Die Unternehmen beklagen vor allem den gestiegenen Verwaltungsaufwand sowie höhere Sach- und Personalausgaben.



Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) Befragungsrecht, Einsichtnahme in Geschäftsunterlagen, Betretungsrecht; „Nebenpflicht“



Die Aufzeichnungspflicht ist weniger ein Problem, als permanentes Vorhalten der Dokumente. Die Belastungen der Unternehmen steigen weiter. Vor dem Hintergrund des allgemein intendierten Bürokratieabbaus, erscheint der mit dem MiLoG verbundene Verwaltungsaufwand grotesk.

VUMV-Umfrage Mai 2015: „Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft“ Dr. Martin Sauer

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Weitergabe Zusatzbelastungen

Auf welche andere Weise haben Sie versucht, die Kostensteigerungen durch den gesetzlichen Mindestlohn auszugleichen? (mehrere Antworten möglich) * 75% 59,4% 50% 22,1%

25% 8,4% 0%

gar nicht

5,0%

16,5%

6,8%

Verrechnung mit Umwandlung Umwandlung Steigerung der freiwilligen erfolgsabhängiger steuerbegünstigter Produktivität (z.B. Leistungen oder in feste Entgeltbestandteile durch Automation Sonderzahlungen Entgeltbestandteile (z.B. oder Tankgutscheine) in Arbeitsverdichtung) festes Entgelt

andere:



Die Mehrheit der Unternehmen sieht keine Möglichkeit, Kostensteigerungen auszugleichen.



Zunehmende Automatisierung und der Verlust von Arbeitsplätzen drohen.



AG Düsseldorf, Urteil vom 20.04.2015: „Mindestlohnwirksam sind alle Zahlungen, die als Gegenleistung für die erbrachte Arbeitsleistung mit Entgeltcharakter gezahlt werden.“

Die antwortenden Unternehmen befürchten zu Recht Wettbewerbsnachteile, wenn Sie Kosten an Ihre Kunden weitergeben. Die schon früh prognostizierte Entwicklung (Rationalisierung/Automatisierung) scheint einzutreten – Folgen wären Arbeitsplatzabbau und steigende Sozialkosten. VUMV-Umfrage Mai 2015: „Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft“ Dr. Martin Sauer

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Wie wirkt sich der gesetzliche Mindestlohn auf Ihr Angebot an Praktikumsplätzen aus?

Praktika 50%

29,9%

28,9%

24,7%

25%

0%

8,0%

2,0% wir bieten mehr Plätze an

wir bieten genauso viele Plätze an wie vorher

wir bieten weniger wir bieten gar Plätze an keine Plätze mehr an

wir bieten nur noch solche Plätze an, die nicht dem Mindestlohn unterliegen (Pflichtpraktika; unter 3 Monate)



Ca. 30 % der UN bieten gar keine Praktikumsplätze mehr an.



25 % der UN bieten nur noch Praktika an, die nicht unter das MiLoG fallen (< 3 Monate, Pflicht, Minderjährige).

Die Unternehmen verlieren potenziellen Fachkräftenachwuchs. Praktikanten entgeht die Chance, Erfahrungen zu sammeln und sich zu beweisen. Die Sogwirkung von Ballungszentren, wie Hamburg und Berlin, nimmt zu.

Im besten Fall steigt die Qualität der Praktika (Plätze und Praktikanten). VUMV-Umfrage Mai 2015: „Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft“ Dr. Martin Sauer

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Umsatz und Gewinn

Ist Ihr Umsatz durch Einführung des gesetzlichen Mindestlohns gesunken? 21,9% Ja 76,5%

Nein

Der Umsätze sind v.a. im wichtigen Gastgewerbe gesunken.

Ist Ihr Gewinn wegen Einführung des gesetzlichen Mindestlohns gesunken? 34,7% 62,8%

Ja Nein

Die mittelfristige betriebswirtschaftliche Reaktion der Unternehmen bleibt abzuwarten. Weiterhin besteht die Gefahr des Beschäftigungsabbaus für einfache Tätigkeiten. VUMV-Umfrage Mai 2015: „Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft“ Dr. Martin Sauer

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Hat der gesetzliche Mindestlohn Arbeitsplätze in Ihrem Unternehmen gekostet?

Arbeitsplätze

Wenn ja, welche Beschäftigungsgruppen waren besonders vom Stellenabbau betroffen

5,9% Nein 70,1%

Ja 29,9%

66,8%

27,3%

Geringqualifizierte (Angelernte, etc.) Hochqualifizierte (Facharbeiter, Sachbearbeiter, etc.) alle Qualifikationsgruppen gleichermaßen



Der Mindestlohn hat bei fast 30 % der antwortenden Unternehmen Arbeitsplätze gekostet!!



Helfertätigkeiten sind weggefallen.



Der Einzelhandel ist besonders betroffen.

Die Arbeitsmarktchancen Geringqualifizierter brechen weg. Das Feldexperiment „Mindestlohn“ hat ganz offensichtlich negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Politik muss sich nun die Frage gefallen lassen, ob das so gewollt war oder ob die Umsetzung schlecht ist. VUMV-Umfrage Mai 2015: „Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft“ Dr. Martin Sauer

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Schwarzarbeit

Durch den gesetzlichen Mindestlohn wird... 75% 62,0% 51,8%

50%

25% 11,0% 0%

...der Einstieg von Arbeitslosen ins Berufsleben erschwert.

...es zu mehr Schwarzarbeit ...es zu mehr Selbstständigkeit kommen. kommen.



62 % der UN sind der Überzeugung, dass der Mindestlohn den Wiedereinstieg Arbeitsloser ins Berufsleben erschwert.



Mehr als die Hälfte der UN befürchten einen Anstieg der Schwarzarbeit.

Der Mindestlohn konterkariert zum Teil die erfreuliche konjunkturelle SonderEntwicklung. Was kommt danach (bei anhaltender Euro-Schwäche, wieder steigenden Rohöl- und Energiepreisen)? Für Arbeitslose ist der Mindestlohn eine zusätzliche Hürde für Beschäftigung. Langzeitarbeitslose: Ausnahmeregelung wird unzureichend genutzt! VUMV-Umfrage Mai 2015: „Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft“ Dr. Martin Sauer

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Fazit

Bereits zum jetzigen, relativ frühen Zeitpunkt deutet sich an, dass mit Einführung des MiLoG... … Löhne und Produktivität von geringqualifizierten Arbeitnehmern nicht (mehr) übereinstimmen, … die Preise in bestimmten Branchen steigen, … Praktikumsplätze zu Lasten von Unternehmen und Fachkräftenachwuchs verloren gehen, … der Verwaltungsaufwand für die Unternehmen massiv steigt und

… der (Wieder-) Einstieg Arbeitsloser ins Berufsleben erschwert wird. Die Belastungen von Unternehmen und Verbrauchern nehmen zu. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird schwieriger, v.a. für Geringqualifizierte.

Die VUMV wird im Auftrag ihrer Mitgliedsverbände und deren Unternehmen die Umsetzung des MiLoG in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin kritisch begleiten.

Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Arbeitsministerium MV sollen die Gesetzeswirkungen durch ein mit der VUMV abgestimmtes Monitoringverfahren beobachtet werden. VUMV-Umfrage Mai 2015: „Einfluss des Mindestlohns auf die Betriebslandschaft“ Dr. Martin Sauer

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