EINBLICKE AUSBLICKE. Von Mensch zu Mensch

41 → Dezember 2016 EINBLICKE AUSBLICKE Von Mensch zu Mensch → DIE MARIABERGER LANDWIRTSCHAFT → „DIE ARBEIT HIER IST MEIN TRAUM!“ → DER BAUERNHOF IST...
Author: Hilke Koenig
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41 → Dezember 2016

EINBLICKE AUSBLICKE Von Mensch zu Mensch

→ DIE MARIABERGER LANDWIRTSCHAFT → „DIE ARBEIT HIER IST MEIN TRAUM!“ → DER BAUERNHOF IST AUCH FÜR DIE SCHÜLER MIT DAS GRÖSSTE

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INHALT

04 Die Mariaberger Landwirtschaft

Dezember 2016



DIE MARIABERGER LANDWIRTSCHAFT ALS LERN- UND ERFAHRUNGSORT

04 Kassandra Nestor: „Die Arbeit hier ist mein Traum!“ 08 Landwirtschaft hautnah erleben



GEISTLICHES LEBEN UND DIAKONIE

10 Der Hirsch in der Bibel

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SPENDENPROJEKT: FÜR DER BAUERNHOF IST AUCH ÖSSTE DIE SCHÜLER MIT DAS GR AUS DEN GESCHÄFTSFELDERN

15 Judith Penning: „Die betriebswirtschaftliche mit der sozialen Welt zu verbinden, ist eine spannende Herausforderung!“ 16 Herzlichen Glückwunsch zu zehn Jahren Haus Arnaud! 17 Inklusives Projekt begeistert die Teilnehmer Ein Tag mit zwei Rettungshunden



KUNST & KULTUR

18 Mariaberger Kunstkeller feiert Jubiläum 20 Sommerkunstwoche 2016 22 Das sanfte Lächeln des Homo Universalis 24 Kreativität ist ansteckend 26

Stadtteil MARIABERG

30 ehrenamt 31

DER ANGEHÖRIGENBEIRAT BERICHTET

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der bewohnerbeirat

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DANKE FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG

36 VERANSTALTUNGSKALENDER

11 Spendenprojekt

mariaberg

Rüdiger Böhm (re.) Michael Sachs (li.)

Lernen und Natur erleben Zurzeit begegnen wir überall weihnachtlichen Bildern wie Ochse, Esel, Schafe und Stall. Das gehört in die Adventszeit und schafft ein heimeliges und besinnlich-ruhiges Gefühl der Vorfreude auf das Fest der Feste, auf Weihnachten.

20 sommerkunstwoche 2016

Die Tiere im Stall – und auf der Weide – sind aber auch das übrige Jahr ein ganz besonderes Erlebnis in Mariaberg. Auch wenn wir im Moment keinen Esel in der Landwirtschaft halten, Rinder, Schafe, Hühner und Schweine gibt es allemal zuhauf. Dazu kommt noch alles, was auf den Feldern rings um die Bioland-Landwirtschaft angebaut und in den Wäldern als Brennholz geschlagen wird. Natur hautnah, ganz intensiv, ist stets und bei jeder Begegnung ein spannendes Erlebnis. Schon der Gründer Mariabergs, der Uracher Arzt Dr. Carl Heinrich Rösch, hat vor 169 Jahren die Natur und das Arbeiten mit Tieren und Pflanzen als etwas Hilfreiches und Wichtiges im Leben von Menschen mit Behinderung angesehen. Damals wie heute konnten junge Menschen sich in der Landwirtschaft betätigen und ihre Horizonte erweitern. Seit Längerem schon gehen verschiedene Schülergruppen aus dem Mariaberger Bildungs- und Beratungszentrum (ehemals Sonderschulen) auf unseren Hof oben auf dem Riedäcker. Für ein paar Stunden jeweils helfen sie bei der Versorgung der Tiere, misten aus, säen und ernten oder gehen mit in den Wald zum Holzsägen. Und die Begeisterung ist groß, das Erleben der Natur und der unmittelbare Kontakt zu den Tieren und Pflanzen, die manchmal durchaus harte, unangenehme und anstrengende Arbeit prägt die Mädchen und Jungen nachhaltig. Sie lernen die Zusammenhänge vom kleinen Sämling über die erntereife Frucht bis hin zum Essen auf ihrem Teller kennen und erarbeiten sich ganz neue Perspektiven auf ihre Umwelt. Aber auch die anderen Mitarbeitenden in der Mariaberger Landwirtschaft profitieren von diesen Besuchen der Schüler. Zum einen sorgt die geleistete Arbeit der jungen Menschen für Entlastung, zum anderen bereichern die engen Kontakte der einzelnen Personen untereinander alle Beteiligten. Das macht die oft harte körperliche Arbeit leichter, da sie durch manchen gemeinsamen Spaß und das fröhliche Miteinander aufgelockert wird.

22 Ausstellung homo universalis

Vielleicht denken Sie in den kommenden Tagen, wenn Sie in der Stadt auf einem Weihnachtsmarkt oder in einer Kirche einen Stall mit Ochse, Esel und Schafen sehen, nun auch kurz an die jungen Menschen, die auf unserem Bauernhof so viel Schönes erleben können. Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein friedvolles und schönes Weihnachtsfest sowie für das Jahr 2017 Gottes Segen und Gesundheit.

Rüdiger Böhm, Vorstand

Michael Sachs, Vorstand

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mariaberg → die mariaberger landwirtschaft ALS LERN- UND ERFAHRUNGSORT

Text: Nanette Peithmann Fotos: Jörg Jäger

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„Die Arbeit hier isT mein Traum!“ Jeden Morgen um 7:30 Uhr macht sich Kassandra Nestor auf den Weg zur Arbeit. Zu FuSS geht sie in die gut einen Kilometer entfernte Mariaberger Landwirtschaft.

D

a einige Aufgaben, die dort erledigt werden müssen, vom Wetter abhängen, wird der Tagesablauf gegen 7:45 Uhr mit dem gesamten Team besprochen. Den Acker bepflanzen, Unkraut jäten und Gras mähen sind nur einige der vielen verschiedenen Tätigkeiten, die in der Mariaberger Landwirtschaft anfallen. Neben den Pflanzen gibt es dort auch noch 20 Schafe, 17 Hühner, 2 Hähne, 86 Schweine und gut 100 Angusrinder, die versorgt und gepflegt werden müssen. Kassandra Nestor ist für sämtliche Aufgaben zu haben, aber ihr Herz schlägt vor allem für die Tiere. „Mir geht es darum, dass sie alles haben und dass es ihnen gut geht“, sagt die 27-Jährige. Besonders intensiv kümmert sich Kassandra Nestor um die Kälber und zähmt sie. Im Winter geht die junge Frau jeden Mittag in den Stall. Die Jungtiere können sich dort in den sogenannten Kälberschlupf zurückziehen, wenn sie Ruhe brauchen. „Ich gehe dann einfach mal zu ihnen und beobachte, was sie gerade machen“, erzählt Kassandra Nestor. „Wenn ich zu den Kälbern komme, kann es sein, dass sie am Anfang scheu sind, aber wenn du das mehrmals machst, dann kommen sie zu dir. Du musst ihr Vertrauen gewinnen. Das ist schwierig und du brauchst Geduld“, weiß die junge Frau aus Erfahrung. Aber diese Geduld zahlt sich

aus, denn wenn die Tiere zahm sind, können die Mitarbeitenden der Mariaberger Landwirtschaft leichter mit ihnen umgehen und begeben sich nicht in Gefahr. Dass die Tiere dort nicht scheu oder gar aggressiv sind, ist auch deshalb so wichtig, weil in der Mariaberger Landwirtschaft viele Menschen mit Behinderung arbeiten. Erfolgsgeschichten Bei der braunen Anguskuh Lara beispielsweise war es ein wahrer Segen, dass Kassandra Nestor sie als Kalb gezähmt hatte, denn Lara wurde viel zu früh unbemerkt von einem Bullen gedeckt. „Die werden eigentlich erst mit 15 Monaten gedeckt, dann sind sie neuneinhalb Monate tragend, also bekommen sie das Kalb mit 24,5 Monaten“, weiß Hans Hübner, der Leiter der Mariaberger Landwirtschaft. „Als wir merkten, dass da was im Gange ist, war Lara noch nicht einmal 20 Monate alt“, erinnert sich der Landwirt, „und normalerweise sind diese jungen Muttertiere scheu. Aber dadurch, dass Kassandra Lara gezähmt hatte, hat die alles mit sich machen lassen.“ Sie mussten der jungen Kuh damals helfen, weil das Kalb zu groß und zu schwer für Lara war. Aber die Bilanz von Hans Hübner ist sehr positiv: „Es ist alles gut gelaufen, und heute ist Lara eine tolle Mutterkuh. Das ist dank Kassandra gewesen, weil sie dieses Tier gezähmt hatte. So fügen sich manchmal Dinge ineinander, die man vorher nicht ahnt.“

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Das Team

Aufgaben und miteinander lernen

Die Mariaberger Landwirtschaft gehört zu den Mariaberger Werkstätten. Zusammen mit Kassandra Nestor arbeiten dort acht weitere junge Menschen mit Behinderung, zwei Rentner, die das Team immer vormittags verstärken, drei Praktikanten aus dem Berufsbildungsbereich von Mariaberg sowie regelmäßig auch ein bis zwei Praktikanten aus dem Bildungs- und Beratungszentrum*1 Mariabergs. Sie werden von Hans Hübner, dem Leiter der Mariaberger Landwirtschaft, und zwei hauptamtlichen Kollegen angeleitet und begleitet. Ein FÖJler*2 und ein Bufdi*2 gehören ebenfalls zum Team.

Die Beschäftigten arbeiten aber nicht nur unter Anleitung, denn jeder Einzelne von ihnen hat eine oder mehrere Aufgaben, die er selbstständig erledigt – und darauf können sich Hans Hübner und die anderen Mitarbeiter verlassen. Egal, ob es beispielsweise das Zähmen der Tiere, das fachgerechte Kompostieren oder das Spalten von Holz ist. „Dann kennen die Beschäftigten keine Uhrzeit mehr, sondern sagen: Da gibt’s was zu erledigen, da muss ich was tun und helfen!“, weiß Hans Hübner. „Über dieses Pflichtbewusstsein rückt auch das Empfinden der eigenen Behinderung in den Hintergrund und die Sache in den Vordergrund“, sagt der Landwirt weiter. „Eine Behinderung oder eigene Einschränkungen sind immer da, aber durch die Arbeit hier rückt die Normalität in den Vordergrund, und die eigenen Einschränkungen verlieren an Bedeutung.“ Das erlebt Hans Hübner während der Arbeit mit den Beschäftigten in der Mariaberger Landwirtschaft immer wieder. Aber nicht nur für die Menschen mit Behinderung ist die Arbeit in der Mariaberger Landwirtschaft positiv, auch Hans Hübner lernt „Wir lernen hier mitviel von seinen Mitarbeitern, denn einander aneinander, er hat registriert, dass sie sehr emund dabei sind wir auf pathisch sind: „Wenn ich morgens hier auf den Hof komme und zum Augenhöhe, das ist mir Beispiel irgendwelche ungelösten ganz wichtig.“ Probleme mitbringe, dann merken meine Mitarbeiter sofort, dass etwas nicht stimmt, und das sagen sie mir dann auch. Das ist sehr beeindruckend für mich, weil ich merke: Ah, du wirst wahrgenommen. Das finde ich positiv.“ Im Laufe der Zeit hat ihn das sogar auch verändert, denn Hans Hübner ist dadurch selbst feinsinniger und offener geworden: „Das finde ich sehr gut. Wir lernen hier miteinander aneinander, und dabei sind wir auf Augenhöhe, das ist mir ganz wichtig“, betont der Landwirt.

Landwirtschaft als Leidenschaft „Sie müssen Überzeugungstäter sein und Spaß haben an der Sache, sonst können Sie diesen Beruf nicht machen“, sagt Hans Hübner. „Wenn Sie mit dem Lebendigen umgehen, dann können Sie nicht sagen: So, jetzt ist es 16 Uhr, jetzt höre ich auf. Das geht einfach nicht!“ Der 55-Jährige ist mit Leib und Seele Landwirt. Aber dass dies einmal sein Beruf sein würde, wurde ihm erst mit der Zeit klar. Als Hübner 23 war und auch schon angefangen hatte, Germanistik und Geschichte zu studieren, entschied er sich dafür, Landwirt zu werden. „Ich konnte mir nicht vorstellen, nur am Schreibtisch zu sitzen und irgendwas zu schreiben, das war mir nicht lebendig genug“, erinnert sich Hans Hübner an die Zeit damals. Es folgten eine Lehre und eine Ausbildung für ökologischen Landbau. Erfahrungen Auch Kassandra Nestor war nach der Schule nicht von Anfang an in der Mariaberger Landwirtschaft. Tiere haben der 27-Jährigen zwar schon immer viel bedeutet, aber nach dem Besuch eines Heilpädagogischen Zentrums sowie eines Bildungs- und Beratungszentrums*1 absolvierte die junge Frau zunächst auch Praktika in der freien Wirtschaft. In einem Wildpark, bei einem Zoofachhandel und in einem Hotel.

Hans Hübner schätzt das Team der Mariaberger Landwirtschaft. Sein Wissen und seine Erfahrungen gibt er gerne an Kassandra Nestor und die anderen weiter.

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Ob alleine oder zusammen, jede Tätigkeit in der Mariaberger Landwirtschaft ist wichtig und wird von den Beschäftigten gerne gemacht.

Gegenseitige Wertschätzung

*1

Bildungs- und Beratungszentrum ist die neue Bezeichnung der bisherigen Sonderschulen. *2

FÖJler, Bufdis und FSJler sind Menschen, die ein freiwilliges ökologisches Jahr, den Bundesfreiwilligendienst oder ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren.

Für Kassandra Nestor ist ihr Chef Hans Hübner „völlig korrekt“. „Der muss halt gucken, dass hier in der Landwirtschaft alles läuft!“ Außerdem findet sie, dass der Landwirt freundlich, zugewandt und hilfsbereit ist. Und auch Hans Hübner weiß seine Mitarbeiterin zu schätzen. Er mag es, dass die junge Frau klare Ziele hat, die sie auch konsequent verfolgt. Dass Kassandra Nestor Hobbys hat und unter anderem zweimal die Woche zum Reiten geht, findet Hübner auch gut: „Sie kennt noch andere Sachen neben der Arbeit und führt ein ganz normales Leben, und sie sagt auch ihre Meinung klar und deutlich. Das beeindruckt mich sehr.“ Zukunftsvisionen Für Kassandra Nestor ist die Mariaberger Landwirtschaft mehr als einfach nur der Ort, an dem sie arbeitet. Die junge Frau engagiert sich dafür, dass die Mariaberger

Landwirtschaft auch zum Lebensraum wird – für sie und für andere. Zusammen mit einem Kollegen hatte Kassandra Nestor die Idee, dafür das Obergeschoss über dem Essensbereich zu nutzen. Dort stehen insgesamt 210 Quadratmeter zur Verfügung, die von ganz unterschiedlichen Menschen bewohnt werden könnten. Nicht nur Kassandra Nestor und ihr Kollege finden diese Idee gut, auch Hans Hübner steht voll und ganz hinter den beiden, weil er ihre Vision teilt: „Ich als Landwirt habe mir da oben immer gemischtes Wohnen gewünscht. Also dass da Ambulant Betreutes Wohnen sein kann, Wohnraum für FÖJler*2, Praktikanten oder FSJler*2, die hier auf dem Hof mithelfen, und zwei Wohnungen oder größerer Wohnraum auch für Externe.“ Den Geschäftsführer der Mariaberger Werkstätten, Rainer Laske, und die beiden Mariaberger Vorstände haben Kassandra Nestor und ihr Kollege mit dieser Idee ebenfalls überzeugt, denn der Umbau wurde bereits genehmigt. Dass Kassandra Nestor dort wohnen möchte, weiß die junge Frau jetzt schon.

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Landwirtschaft hautnah erleben Wenn man dienstagmorgens um kurz nach acht Uhr durch das Foyer des Bildungs- und Beratungszentrums Mariaberg geht, könnte man meinen, sich im Gebäude geirrt zu haben.

D

ie drei Schüler Manuel, Maik und Daniel in ihrer Arbeitskleidung und in schweren Arbeitsschuhen passen nicht so recht ins Bild einer Schule für geistige und körperliche Entwicklung. Und doch hat

alles seine Richtigkeit. Die Jungen warten auf ihren Lehrer Willi Maichle. Seit nunmehr drei Jahren findet immer dienstags innerhalb der Berufsschulstufe der sogenannte „Praxistag“ statt. Eine Gruppe von Schülern geht an diesem Tag immer in die Mariaberger Landwirtschaft und erhält dort Einblicke in die verschiedenen Aufgabenbereiche. Die drei Jungs sind neugierig darauf, welche Tätigkeit sie heute erwartet. „Vielleicht dürfen wir wieder den Traktor putzen“, hofft Daniel. „Ich würde gerne schauen, was der große Bulle macht“, bringt Maik sich ein. Die Arbeiten, die die Schüler in der Mariaberger Landwirtschaft erledigen, sind sehr vielseitig und immer mit den jeweiligen Jahreszeiten verbunden. „In diesem Jahr haben wir über 150 Zucchini in den Acker gepflanzt“, berichtet Manuel stolz. Beim anschließenden Unkrautjäten fiel die Begeisterung etwas geringer aus. So kann ein Arbeitstag im Frühling oder Sommer aussehen. Aber auch in der kalten Jahreszeit gibt es Aufgaben, die erfüllt werden müssen. Die Schüler sind unter anderem immer wieder im Wald beschäftigt, um Holz für Weidepfähle zu richten.

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Oft ist es für die Schüler schwierig, abstrakte und theoretische Zusammenhänge zu verstehen. Durch das Erleben und Mitwirken bei den einzelnen Aufgaben können die Jugendlichen vieles besser nachvollziehen. Beispielsweise erfahren die Schüler, was Tiere fressen, wo das Futter herkommt und wie es hergestellt wird. Manchmal heißt es während des Praxistags in der Mariaberger Landwirtschaft auch: „Herr Maichle, ich brauche eine kurze Pause!“ Die Rückmeldung des eigenen Körpers nach körperlicher Arbeit ist auch immer wieder eine neue Erfahrung für die Schüler und hilft ihnen zugleich, bestimmte Körperregionen bewusst wahrzunehmen. Lehrer Willi Maichle begleitet dieses Projekt mittlerweile im 4. Schuljahr. Jedes Jahr nehmen andere Schüler daran teil, und jedes Mal gibt es mehr Schüler, die Interesse an der Mariaberger Landwirtschaft haben.

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Im Schuljahr 2014/2015 bildeten sechs Lehrkräfte der Schule eine Arbeitsgruppe mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen der Schule für geistige und körperliche Entwicklung und der Mariaberger Landwirtschaft zu vertiefen. Hans Hübner, der Leiter der Mariaberger Landwirtschaft, stand diesem Vorhaben von Anfang an offen und unterstützend gegenüber. Neben den regelmäßigen Praxistagen in der Mariaberger Landwirtschaft wurde in der Arbeitsgruppe auch die Idee zu einer Projektwoche für interessierte Schüler geboren. Und so fand die erste Projektwoche in der Mariaberger Landwirtschaft mit über 30 Schülern im Juni 2015 statt. Am Ende der Projektwoche waren die Schüler sehr stolz auf das, was sie erreicht und geschafft haben: ein Insektenhotel errichtet, Ställe ausgemistet, Traktoren geputzt, Hölzer für Weidezäune gerichtet und natürlich Gras für die Tiere gemäht. Mittlerweile ist auch die Projektwoche ein fester Bestandteil im Schuljahr. Lehrer und Schüler sind hier gleicher Meinung: Lernen macht viel Spaß!

Bild oben links: Die Teilnehmer der ersten Projektwoche in der Mariaberger Landwirtschaft (2015). Im selbstgebauten Insektenhotel können sich die Tierchen einnisten und überwintern.

Die Kinder und Jugendlichen haben Spaß am Umgang mit den Tieren und helfen gerne bei der Arbeit mit.

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mariaberg → Geistliches Leben und Diakonie

Hirsche können durchaus auch bunt sein, so wie auf den Zeichnungen von Christoph von Aichelburg.

Der Hirsch in der Bibel Gottesdienst mit dem Männerkreis in Schlaitdorf

V

ielleicht erinnern Sie sich – liebe Leserinnen und Leser – an frühere Berichte über das Projekt „Die Tiere der Bibel“, das vom Mariaberger Frauen- und Männerkreis seit nunmehr 15 Jahren verfolgt wird. Waren es in den ersten Jahren die Tiere der Bibel, die vielen Menschen bekannt sind, wie beispielsweise der Wal bei Jona oder der Esel beim Propheten Bileam, so kommen jetzt immer mehr die Tiere der Bibel in den Fokus, die als Tiere der Bibel weitgehend unbekannt sind. So auch der Hirsch. In Psalm 42 heißt es: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.“ Der Hirsch ist wohl ein allgemein bekanntes Tier, sicherlich auch aufgrund seines imposanten Geweihes. Aber was mag diese Bibelstelle bedeuten? Und der Vergleich des lechzenden Hirsches nach Wasser mit der menschlichen Seele? Der Mariaberger Männerkreis hat sich wieder sehr lange mit diesem Tier und dieser Bibelstelle befasst. Denn hier muss man weit ausholen. Die Lebensweisen von Hirsch, Hirsch-

kuh und -kalb müssen betrachtet werden. Hirsche sind nur in der Brunst – der Paarungszeit im Herbst – mit den Hirschkühen zusammen, in der übrigen Zeit des Jahres sind nur die Hirsche im Rudel unterwegs. Und obwohl Hirsche bei uns allgemein bekannt sind, haben sie doch in unserer modernen Zivilisation keinen Platz mehr und wurden im Laufe der Zeit ins Hochgebirge verdrängt. Das imposante Geweih hebt den Hirsch besonders hervor. Im Winter wirft der Hirsch sein Geweih ab, und mit dem Anstieg der Frühjahrssonne wächst ihm ein neues und größeres Exemplar. Dies legt eine ungewöhnliche Beziehung zur Sonne und zum transzendenten Bereich des Lebens nahe. Schon die Kelten hatten vielleicht deshalb eine Hirschgottheit, und auch bei Hubertus, dem Schutzpatron der Jäger, spielt der Hirsch in Verbindung mit dem Kreuz Christi eine zentrale Rolle. In manchen Wappen hat der Hirsch seinen Platz, um damit Macht und Potenz anzuzeigen. Der Mariaberger Männerkreis war nun schon das vierte Mal mit dem Thema „Die Tiere der Bibel“ in der evangelischen Kirchengemeinde Schlaitdorf, Dekanat Nürtingen, zu Gast. Diesmal, um die Gemeinde in die geistigen Geheimnisse des Hirsches, und insbesondere der Bibelstelle aus Psalm 42, „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.“, einzuweihen. Über 20 Männer waren am Gottesdienst durch Lesen oder mit Schautafeln beteiligt und trafen dabei auf eine überaus wache, neugierige und interessierte Gottesdienstgemeinde. Pfarrer Hans Heppenheimer, Pfarrstelle Mariaberg

sPenDenPRoJeKT ← mariaberg

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DER BAUERNHOF IST AUCH FÜR DIE SCHÜLER MIT DAS GRÖSSTE s Liebe Leserin, lieber Leser,

Robert Zolling Leiter Stabsabteilung Kommunikation

wir haben seit einigen Jahren auch unsere Landwirtschaft so weiterentwickelt, dass sie eine hochinteressante Plattform ist: Hier können Menschen so sein, wie sie sind – mit dem, was jeder Einzelne kann oder vielleicht auch nicht kann. Wichtig dabei ist, dass gerade unsere jungen Klienten in einem ganz natürlichen Umfeld sich selbst erleben, finden und im Zusammenspiel mit anderen entwickeln können. Dazu gehört das tolle Gefühl, am Ende des Tages etwas geleistet zu haben – und die so wertvolle Bestätigung „ich kann etwas“. Vor allem diese Bestätigung stabilisiert die Persönlichkeit, während natürliche Abläufe, die sich je nach Jahreszeit ändern, Zusammenhänge im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar und erlebbar machen. Unterstützen Sie deshalb bitte unsere Landwirtschaft, damit die Mitarbeiter unter anderem mit einem neuen zeitgemäßen Anhänger das Brennholz noch besser transportieren können. Die Erlöse daraus verwenden wir, um das Zusammenspiel zwischen den landwirtschaftlichen Aufgaben und den darin eingebetteten sozialen Projekten weiter zu verfeinern. Mit Ihrer Spende helfen Sie auch unseren Kindern und Jugendlichen, in der Mariaberger Landwirtschaft, dem außerschulischen Lern- und Erfahrungsort, neue Möglichkeiten und individuelle Lebensperspektiven zu entdecken. Ganz herzlichen Dank dafür und Ihnen eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit!

chwitzen, rackern, mitmachen und miterleben: Wenn „Natur pur“ angesagt ist, sind alle Kinder und Jugendlichen begeistert. Denn dann geht es auf den Mariaberger Bauernhof, und dort, in der hauseigenen Landwirtschaft, sind tolle Erlebnisse immer Programm. Im Sommer genauso wie im Winter sind leuchtende Augen garantiert, denn an die eigenen körperlichen Grenzen zu gehen und sich auszupowern, gehört dazu. Aber auch das Lernen kommt ganz anders daher als im alltäglichen Klassenzimmer. Fühlen, riechen, Zusammenhänge erkennen, das alles schafft bei den begeisterten Kindern und Jugendlichen dauerhafte Eindrücke und ist so nur hier möglich. Der zehnjährige Steven hört wenig und das Sprechen fällt ihm schwer. Doch seine Begeisterung berührt einen geradezu direkt, wenn er flink die Tasten seines Talkers drückt, der das ausspricht, was der Junge eingibt. Gras mähen, Kühe füttern, Eier sammeln, Schafe streicheln und Ferkel bewundern sind nur einige der vielen Möglichkeiten, die die Schüler in der Mariaberger Landwirtschaft haben. Stevens Favoriten sind ganz klar die großen Kühe mit ihren Kälbchen.

Pädagogisch wertvoll Die Idee für die Zusammenarbeit der Schulen von Mariaberg mit der Mariaberger Landwirtschaft entstand im Rahmen einer Arbeitsgruppe von sechs Lehrkräften. Neben regelmäßigen Praxistagen einmal pro Woche haben Mariaberger Schülerinnen und Schüler außerdem die Gelegenheit, einmal im Jahr an einer Projektwoche in der Mariaberger Landwirtschaft teilzunehmen. Während dieser Zeit und während der Praxistage wird die Maria-

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mariaberg → Spendenprojekt

Beobachten, ausprobieren, sich dabei selbst erfahren und gleichzeitig lernen – die Mariaberger Landwirtschaft ist für die Kinder und Jugendlichen ein positiver Erfahrungsraum, der die individuellen Handicaps in den Hintergrund rücken lässt.

berger Landwirtschaft für die Kinder und Jugendlichen unterschiedlichen Alters zum „außerschulischen Lernund Erfahrungsort Bauernhof“. „Wir können auf dem Bauernhof auch Zusammenhänge verständlich machen, die man ansonsten gar nicht so einfach und meist nur mit deutlich mehr Aufwand vermitteln kann. Hier werden Prozessketten vom Pflanzen über das Pflegen, Ernten und Einlagern ganz praktisch verständlich – selbst wo die frischen Eier für den Backunterricht herkommen, ist nachvollziehbar“, sagt Lehrer Willi Maichle. Auch die Kolleginnen stimmen zu: „Ob man auf den Bauernhof geht oder in den Wald – es entspannt die Kinder, und sie sind hinterher absolut positiv gestimmt und gut dabei“, ergänzt Stevens Lehrerin Christine Käge-Swierkot. Tatsächlich ist es einfach toll, wenn die Kinder Zeit haben, bei den Tieren zu sitzen, sie zu beobachten und zu sehen, was beim Füttern passiert. Gleichzeitig ist es spannend, die Begeisterung der Schüler in einem ganz anderen Umfeld zu erleben. „Den Unterricht so zu gestalten, dass alle etwas mitnehmen können, ist für uns Lehrer ja gerade die Herausforderung, und hier geht das praktisch fast von alleine“, rundet Karin Brunner das eindrucksvolle Statement für das Lernen rund um die Landwirtschaft ab.

Vom Einpflanzen bis zur Ernte „Wir haben nicht nur eine landwirtschaftliche Aufgabe, sondern auch eine soziale“, sagt Hans Hübner, Leiter der Mariaberger Landwirtschaft mit sozialtherapeutischer Zusatzausbildung, „und zusammen mit Willi Maichle und seinen Kolleginnen und Kollegen haben wir einen tollen Weg gefunden, beides miteinander zu verbinden. Es ist interessant zu sehen, was die Menschen mit der Landwirtschaft machen, und wie die Landwirtschaft mit ihren

vielfältigen Aufgaben andererseits auf die Menschen wirkt“, schildert der Landwirt seine Eindrücke. Was er sich für seine Landwirte, Mitarbeiter aus der Werkstatt, Rentner und Praktikanten aus dem Berufsbildungsbereich wünscht, die den produktiven und effizienten Hof am Laufen halten? Bisher wurden viele tausend Pflanzen von Hand gesetzt. Für den Feldgemüseanbau müssen deshalb dringend eine Pflanzmaschine und ein Hackgerät angeschafft werden. Hinzu kommen ein Waschtisch für das Gemüse sowie Lager- und Transportkisten. Das neue Hauptprojekt aber ist ein Anhänger für den Traktor, damit das aus dem eigenen Forst geschlagene und zwei Jahre gelagerte Brennholz ofenfertig schneller zu den Kunden transportiert werden kann. Zum Service gehört selbstverständlich auch, es an Ort und Stelle genau dort hinzusetzen, wo es der Kunde haben möchte. „Das Arbeiten in der Mariaberger Landwirtschaft bedeutet für die Klienten Normalität, weil die eigene Behinderung dadurch in den Hintergrund rücken kann. Deswegen ist es Mariaberg wichtig, dass es die Produkte und Dienstleistungen der Mariaberger Landwirtschaft und somit die Arbeitsplätze hier gibt“, betont Hans Hübner.

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EINEN ANHäNGER ALS (SERVICE-)AUFHäNGER …

… aber auch eine neue Pflanzmaschine, um die Effizienz und damit den Erfolg unserer Landwirtschaft zu steigern. Ihre Spende macht es möglich, dass wir mit einem neuen Anhänger (ca. 12.000 Euro) den zunehmenden Wunsch nach unserem selbstgeschlagenen und ofenfertig aufgestapelten Brennholz besser bedienen können, bei unserem Feldgemüseanbau nicht mehr viele tausend Zwiebeln, Kürbisse, Lauch oder Rote Beete von Hand setzen müssen, sondern für 8.000 Euro eine effizient unterstützende Maschine sowie ein Hackgerät anschaffen können und mit Ihrer Unterstützung für 2.000 Euro einen Waschtisch für die Gemüsereinigung sowie Lager-/ Transportkapazitäten wie Kisten etc. erwerben können.

M A R I A B E R G

Helfen Sie uns, diese Chancen zu nutzen – das schafft nicht nur weitere Erlösquellen, sondern auch optimierte Arbeitsbedingungen mit Spaß in freier Natur für unsere Klienten. Es zählt jeder Betrag, der uns über viele Jahre hinweg hilft, diese Projekte noch erfolgreicher am Markt auszubauen.

as mehr aben, noch etw h st Lu ie s n renund wen uns auf Ihre eh ir w en eu fr n rer vielzu tun, dan t in einem unse ei b ar it M e h ic amtl -72 82 che: 07124/923 seitigen Berei

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Wir garantieren, Ihre Spende wirksam für Menschen mit Behinderung in der Region einzusetzen. Sollten die eingehenden Spenden den Bedarf im beschriebenen Projekt übersteigen, werden wir damit gleichwertige Hilfen finanzieren. Wenn Sie eine andere Verwendung wünschen, vermerken Sie dies bitte auf dem Zahlschein.

IBAN: DE83 6009 0700 0605 0000 00

MARIABERG e.v. WM 1 6 B 1 0 9

BIC: SWBSDESS

hön für sie: unser Dankesc r zwei Karten zu ein Gutschein fü ren oder einer ande einem Konzert rg. be ia ar ltung in M Kulturveransta

so BeWeGen sIe noch MehR!

BESONDERE FREUNDINNEN UND FREUNDE GESUCHT

Möchten Sie unsere Arbeit regelmäßig unterstützen? Mit einem festen monatlichen oder jährlichen Betrag schenken Sie Menschen, die in ihrem Leben nicht allein zurechtkommen, eine verlässliche, kontinuierliche Assistenz. Sie bestimmen selbst, wie hoch der Betrag ist. Und wir geben Ihnen etwas zurück: Sie erhalten regelmäßig Informationen über die Arbeit in Mariaberg, Einladungen zu Veranstaltungen und selbstverständlich ab 25 € eine Spendenquittung.

Tragen Sie bitte hier Ihre Adresse, Spendenbetrag und Bankverbindung ein, kreuzen Sie die gewünschte Spendenfrequenz an – und freuen Sie sich auf Ihr Begrüßungsgeschenk! Bitte ausschneiden und einsenden an: Mariaberg e.V., Klosterhof 1, 72501 Gammertingen. Herzlichen Dank!

spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt Ihr Kontoauszug mit der Spendenüberweisung gilt bis 200 Euro als Spendenbescheinigung beim Finanzamt. Mariaberg e.V. ist Mitglied im Diakonischen Werk der evang. Kirche in Württemberg. Er ist vom Finanzamt Sigmaringen (St.-Nr. 85086/02272) mit Datum vom 02. Februar 2016 nach § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftsteuer befreit, weil er mildtätigen Zwecken dient.

Name, Vorname Straße, Hausnummer PLZ, Ort Ich bin einverstanden, dass meine Spende in Höhe von monatlich

vierteljährlich

halbjährlich

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jährlich per Lastschrift von meinem Konto abgebucht wird.

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Datum, Unterschrift jederzeit Diese Einzugsermächtigung können Sie selbstverständlich

kündigen.

aus den geschäftsfeldern ← mariaberg

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dem lebendigen Sozialen verbinden wollten? Im sozialen Bereich hat sich vieles geändert, sowohl rechtlich als auch die äußeren Rahmenbedingungen. Denken wir nur mal an Themen wie Inklusion, die Auswirkungen des demografischen Wandels im ländlichen Raum oder die Integration Asylsuchender. Deswegen habe ich auch nebenberuflich noch Sozialmanagement studiert und unter anderem viel darüber erfahren, wie man soziale Einrichtungen in die Zukunft führen kann. Durch die Stelle hier habe ich nun die Chance, wirtschaftliche Dienstleistungen mit sozialen Aufgaben zu verbinden.

eit dem 1. August dieses Jahres ist Judith Penning die neue Geschäftsführerin der Mariaberger Bildung & Service GmbH. Die 45-Jährige kann auf einen großen Erfahrungsschatz zugreifen. Sie ist gelernte Verlagskauffrau, Betriebswirtin des Handwerks und hat zudem ein Sozialmanagement-Studium absolviert. Als junge Frau engagierte sie sich in der katholischen Jugendarbeit. Unsere Redakteurin Nanette Peithmann hat mit Judith Penning über ihre berufliche Laufbahn und ihre Ideen für die Zukunft gesprochen. Was interessiert Sie grundsätzlich am sozialen Bereich? Meiner Meinung nach unterscheidet sich der soziale Bereich ganz maßgeblich von anderen Bereichen. Einfach weil man als verlängerter Arm des Staates soziale Aufgaben übernimmt – und manches nicht nur durch die betriebswirtschaftliche Brille anschauen kann. Dennoch ist man gefordert, auch wirtschaftlich gut zu handeln. Diesen Spagat hinzubekommen, finde ich eine große und sinnvolle Herausforderung. Grundsätzlich sind soziale Unternehmen für Menschen da. Mir gefällt, dass ich durch meine Arbeit für Mariaberg einen Teil dazu beitragen kann. Wie kam es dazu, dass Sie das nüchterne Wirtschaftliche im Laufe der Zeit mit

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Judith Penning, Geschäftsführerin der Mariaberger Bildung & Service GmbH

„Die betriebswirtschaftliche mit der sozialen Welt zu verbinden, ist eine spannende Herausforderung!“

Sie haben ja relativ neu angefangen, worauf freuen Si e s i c h b e s o n d e r s ? I c h denke, da gibt es viele Entwicklungsthemen. Hier in Mariaberg sind tolle Voraussetzungen, unter anderem durch die verschiedenen Handwerksbereiche, die in mein Ressort fallen. Die Leistungen des Speisenservices sind anzupassen. Es gilt, die Optimierungspotenziale zu analysieren und Verbesserungsmöglichkeiten auszuloten. Insgesamt ist die Weiterentwicklung einer optimalen, modernen und den unterschiedlichen Kundengruppen entsprechenden Versorgung sicherzustellen. Ich denke, dass ich meine bisherigen Erfahrungen mit in die Waagschale werfen kann. (pen)

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mariaberg → aus den geschäftsfeldern

Herzlichen Glückwunsch zu zehn Jahren Haus Arnaud! Bild oben: Geschäftsführer Walter Märkle und Renate Arnaud schneiden gemeinsam, umringt von Bewohnern, Angehörigen, aktuellen und ehemaligen Mitarbeitenden sowie im Beisein von der Regionalleitung Eva Radmüller (vorne, 1. v. li.), die Jubiläumstorte an.

Ende Juni dieses Jahres gab es etwas zu feiern: Das zehnjährige Jubiläum des von Mariaberg betriebenen Hauses Arnaud in Sigmaringen. Das Haus Arnaud wurde im Jahr 2006 eingeweiht, und zurzeit leben dort 23 Menschen mit ganz unterschiedlichen Beeinträchtigungen inmitten der Gemeinde. Ideale Bedingungen ermöglichten eine tolle Feier. Es war warm, die Sonne strahlte und es gab Kaffee und Kuchen sowie eine große Jubiläumstorte. Schon vor dem eigentlichen Beginn der Feier trafen zahlreiche Angehörige der Bewohner, aktuelle und ehemalige Mitarbeitende ein. Viele der dortigen Bewohner feierten ebenfalls mit – und Renate Arnaud auch. Sie ist die ehemalige Eigentümerin des Grundstückes und Mitinvestorin beim Neubau des Hauses Arnaud. Seit 2006 wohnt Renate Arnaud dort mit den Klienten unter einem Dach und kümmert sich, zusammen mit den Mitarbeitenden, ehrenamtlich um die Bewohner. Sie unternimmt vor allem mit Bewohner Stefan Franz viel und hat das Fest genossen: „Es ist schön, hier bei Kaffee und Kuchen zusammenzusitzen.“

Stefan Franz war damals einer der ersten Bewohner im Haus Arnaud – und auch ihm hat das Fest gefallen. Er hat viel bei den Vorbereitungen mitgeholfen. Während des Festes konnte er seiner großen Leidenschaft nachgehen: „Ich habe schön fotografiert hier!“ Das hat ihm an diesem Tag besonders gut gefallen. Walter Märkle, Geschäftsführer des Bereichs „Wohnen plus“ von Mariaberg, zu dem das Haus Arnaud gehört, fand das Fest ebenfalls gut: „Es war ein netter Austausch zwischen Bewohnern, deren Angehörigen und den Mitarbeitenden. Besonders erfreulich war, wie viele ehemalige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit dabei waren.“ Eva Radmüller, die für das Haus Arnaud zuständige Regionalleitung, war auch zufrieden: „Ich fand das Fest klasse – vor allem auch, dass so viele Bewohner mitgefeiert haben. Wir sind alle gut miteinander ins Gespräch gekommen, und es waren auch viele Angehörige da. Ich habe die Bewohner selten so locker und entspannt gesehen. Wir hatten einfach mal die Möglichkeit, in Ruhe zusammenzusitzen und uns auszutauschen.“ (pen)

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Inklusives Projekt begeistert die Teilnehmer

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in ganz besonderes Projekt fand kurz vor den Sommerferien in den Räumlichkeiten der Außenwohngruppe von Mariaberg in der Fidelisstraße in Burladingen statt. Im Rahmen der Projekttage des Progymnasiums Burladingen wurde das Thema „Filzen für Menschen mit und ohne Behinderung“ angeboten. An diesem Projekt nahmen 15 Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse des Progymnasiums Burladingen, drei Schülerinnen des Bildungs- und Beratungszentrums Mariaberg, jeweils mit ihren Lehrern, und fünf Bewohnerinnen und Bewohner der Außenwohngruppe in Burladingen teil. Unter der fachkundigen Anleitung der Expertin Doris Heinzelmann gestalteten die Teilnehmenden verschiedene Kunstwerke wie zum Beispiel Wandteppiche oder individuelle Handy- und Laptoptaschen. Alle hatten sichtlich Spaß an der Arbeit und ließen ihrer Kreativität freien Lauf. Als besonderes Highlight wurde ein großer Wandteppich hergestellt, für den jeder Teilnehmer ein Stück anfertigte. Dieser große Wandteppich wurde zunächst in der Außenwohngruppe in Burladingen aufgehängt. Im Herbst wurde der Wandteppich dann im Rahmen einer

kleinen Zusammenkunft aller Teilnehmer im Progymnasium Burladingen an die dortigen Schüler übergeben. Auch hier wird er ein halbes Jahr lang hängen. So soll in regelmäßigen Abständen ein Treffen aller Beteiligten organisiert werden, bei dem der Wandteppich jeweils den Besitzer wechselt. Dies soll den Kontakt zwischen jungen Menschen aus der Gemeinde zu Menschen mit Behinderung fördern. Das Projekt hat gezeigt, dass die Schüler keinerlei Berührungsängste hatten, und dass das gemeinsame Schaffen allen Teilnehmern Spaß gemacht hat. Die Aktion ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Inklusion, das gemeinschaftliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. Ihr werden hoffentlich noch viele weitere Aktionen folgen. Thomas Wittner

ei w z mit Ein Tag n e d n u h s g n u tt e R

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chulsozialarbeiterin Julja Kramer von der Mariaberger Ausbildung & Service gGmbH* hat im Sommer an der Grundschule in Leibertingen einen interessanten Projekttag zum Thema „Hund“ angeboten.

In Kooperation mit der Zugführerin Barbara Hintermeister vom Arbeiter-Samariter-Bund Tuttlingen haben die Kinder erfahren, was genau ein Rettungshund alles macht, und wie man sich im Zusammenleben mit Hunden verhält. Praktische Übungen, die Barbara Hintermeister mit den Hündinnen Arbesa und Halia umgesetzt hat, haben dafür gesorgt, dass die Theorie sehr anschaulich und spannend wurde. Die teilnehmenden Grundschüler hatten einen tollen Tag, den sie sicher lange in Erinnerung behalten werden. * Die Schulsozialarbeit Leibertingen gehört zur Offenen Jugendarbeit der Mariaberger Ausbildung & Service gGmbH.

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mariaberg → kunst & Kultur

Mariaberger Kunstkeller feiert Jubiläum Seit zehn Jahren können Schülerinnen und Schüler aus dem Bildungs- und Beratungszentrum Mariaberg (ehemals Sonderschulen Mariaberg) im Kunstkeller kreativ und schöpferisch tätig sein. Mit einer Ausstellung im Café fair & mehr am Trégueuxplatz 1 in Gammertingen wird dieses Jubiläum nun gewürdigt.

D

ie Vernissage war am 12. April dieses Jahres. In seinem Grußwort dankte Mariabergs Vorstand Michael Sachs zunächst den Künstlerinnen und Künstlern aus dem Mariaberger Kunstkeller sowie Birgit Scheel, ihrer Begleiterin und Lehrerin, und Axel Klöss-Fleischmann, künstlerischer Leiter des Mariaberger Atelier 5, für das Zustandekommen dieser Ausstellung. Der Titel „Ragtag – bunt gemischt“ weist darauf hin, was die Besucher dieser Ausstellung erwartet. „Farbe, Freude, Intensität, Experimente und jede Menge Kreativität“, stimmte Michael Sachs die Gäste in die Veranstaltung ein. Das Bläserensemble des Musikvereins Mägerkingen unter der Leitung von Ernst Zaia begeisterte das Publikum mit aufwendig arrangierten Stücken wie dem „Tiger Rag“ oder dem „Basle March“. Mit ihrer Laudatio konnte die Museumspädagogin Carmen Bitzer-Eppler aus Albstadt die Anwesenden dann ganz nah an die Künstler und deren Werke heranführen: „Können Worte das ausdrücken, was Sie hier zu sehen bekommen?

Wir werden sehen, SEHEN im wahrsten Sinne des Wortes. Doch was bekommen wir zu sehen? Und wie ist es entstanden?“, fragte Carmen Bitzer-Eppler zunächst. Mit einer Geschichte über ihren ersten Besuch im Mariaberger Kunstkeller zeigte sie auf, wie die ganz besondere Kunst dort vor ihren Augen ihre Wirkung entfaltete und sie bezauberte. „Dort wurde Raum geschaffen. Raum für Kreativität. Raum für Wertschätzung. Raum, etwas geschehen zu lassen. Raum, ‚sein‘ zu dürfen. Freiraum, das auszudrücken, was einen bewegt. Freiraum für die Gefühle. Dort wird jedes Bild mit Respekt betrachtet. Dort kann jeder sich trauen, das zu malen, was sein Herz ihm zeigt“, schilderte Carmen Bitzer-Eppler ihre Eindrücke. Lebendig und unter Einbeziehung der Gäste setzte sich die Museumspädagogin dann mit einigen Werken der Ausstellung konkret auseinander. „Was macht ein blaues Bild mit dem Titel ‚Haus in Alaska‘ mit mir, wenn ich es mit einer Wut im Bauch betrachte? Macht es mich noch wütender? Oder beruhigt es mich, wenn ich in die Tiefe der kräftigen und zugleich zarten blauen Farbe eintauche? Was geschieht, wenn ich das Werk ‚Herz im Sonnenschein‘ betrachte? Lässt das gelbe geflügelte Herz Wärme in mir aufsteigen wie im Bild? Was berührt uns, wenn wir die pinkfarbene Schnecke im Bild ‚Freundschaft‘ sehen? Sie trägt auf ihrem Haus eine Blume, und im Zentrum dieser Blume sitzt eine zweite Schnecke?“ Einige Gäste wurden bei ihrer Ankunft von einem kurzen Regenschauer überrascht und sogleich bei strahlendem Sonnenschein mit einem wunderschönen Regenbogen entschädigt – für die Künstlerinnen und Künstler des Mariaberger Kunstkellers ein faszinierendes Farbenspiel und für Carmen Bitzer-Eppler ein Zeichen der Engel, die auf zahlreichen Bildern in der Ausstellung abgebildet sind. (zr)

Traumblume

Die Portraitzeichnungen des jungen Künstlers entzücken die Gäste der Vernissage.

Ragtag – bunt gemischt

Die Ausstellung ist noch bis zum 31. März 2017 zu den Öffnungszeiten des Café fair & mehr in Gammertingen zu sehen. Montag bis Freitag 7:30 – 17:00 Uhr Samstag 7:30 – 11:00 Uhr

Schutzengel Benjamin

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mariaberg → KunsT & KuLTuR

Das eiskalte Wasser der Lauchert bescherte den Teilnehmern eine spürbare Erfrischung und ließ die selbstgebauten Wasserräder flott drehen!

„Der Wendelstein“ ist ein beliebtes Ausflugsziel im Workshop „Wandern und Zeichnen“. Roland Kappel brachte seine Eindrücke und Beobachtungen später im Atelier mit Kohle zu Papier.

Mit viel Gespür und Geschick wurden die Knetmännchen im Trickfilm-Workshop für jedes einzelne Foto weiterbewegt.

Im „Offenen Sommerkunstatelier“ im Kloster wurde mit Ton gearbeitet und Keilrahmen wurden gebaut und bemalt. Das Flechten, Weben und Binden mit heimischen Weiden stand im „Land Art“-Workshop an der „Alten Mühle“ auf dem Programm.

Der Workshop „Steinbildhauerei“ bot die Möglichkeit, aus Sandstein detaillierte Formen herauszuarbeiten. Im Kinderworkshop „Kunst querbeet“ wurde mit vielen Materialien künstlerisch experimentiert.

Das rechte Maß fanden die Holzbildhauer, bevor mit Stechbeitel und Kettensäge gearbeitet wurde.

Sommer

KunsT & KuLTuR ← mariaberg

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Kunst Woche

’16 Die Mariaberger sommerkunstwoche wurde unterstützt durch die Firma Würth, die Landesbank Kreissparkasse sigmaringen, die Kreissparkasse Reutlingen, das Architekten- und stadtplanerbüro Riehle + Assoziierte Reutlingen, die Aktion Mensch, Möbel Rogg Balingen, Alb-Gold Teigwaren Trochtelfingen, die Gammertinger Druckerei Acker, A. M. etikettendruck Gammertingen, die Reinhold-Beitlich-stiftung Tübingen, Piranha Grafik, Boesner Künstlerbedarf Leinfelden, den Rotary club sigmaringen und die Akademie Laucherttal.

EIN PULSIERENDES, BUNTES UND SCHÖPFERISCHES TREIBEN: DAS WAR DIE SIEBTE AUFLAGE DER MARIABERGER SOMMERKUNSTWOCHE. RUND 140 MENSCHEN MIT UND OHNE BEHINDERUNG ARBEITETEN IN 14 WORKSHOPS UND DEM „OFFENEN ATELIER“. DIE KREATIVEN KÖPFE WURDEN BEI BESTEM WETTER NACH MARIABERG GELOCKT UND NUTZTEN DEN FREIRAUM FÜR DAS KENNENLERNEN VON NEUEN TECHNIKEN UND DAS ExPERIMENTIEREN MIT DEN UNTERSCHIEDLICHSTEN KÜNSTLERISCHEN MATERIALIEN.

Aus Wachs wurde im Workshop „Bronzeguss“ eine Figur modelliert, die in einem aufwendigen Brennverfahren in Bronze gegossen wurde. Die flüssige Bronze ist im großen Bildausschnitt zu sehen.

Im Acryl-Malworkshop „Groß. Wild. Bunt.“ stand die Auseinandersetzung mit Farbe, Form und Inhalt im Vordergrund.

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mariaberg → kunst & Kultur

Das sanfte Lächeln des Homo Universalis Ein schwarzer Hintergrund, eine Lampe, ein Stuhl für das Fotomodell, das Prozedere ist immer gleich. Knapp 800 Personen – Menschen mit und ohne Behinderung, Frauen und Männer, Kinder und Senioren – hat Wolf Nkole Helzle auf diese Weise in Mariaberg abgelichtet.

Der Fotokünstler Wolf Nkole Helzle hat aus knapp 800 Einzelportraits am Computer das freundliche Gesicht Mariabergs geschaffen.

Wer spendet, gewinnt Im Januar verlosen wir unter unseren Spendern eine limitierte Kunstdruck-Auflage von „Das Gesicht Mariabergs“. Mit Ihrer großzügigen Unterstützung kommen Sie automatisch in den Lostopf. Das Bild schicken wir den Gewinnern per Post zu. Herzlichen Dank und viel Glück!

Kreissparkasse Reutlingen IBAN: DE82 6405 0000 0000 1125 03 BIC: SOLADES1REU

kunst & Kultur ← mariaberg

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us den Portraits all dieser Individuen gestaltete der Medienkünstler mit einer speziellen Bildbearbeitungs-Software ein Kollektiv-Gesicht: den „Homo Universalis“ – das Gesicht Mariabergs. „Ein smartes, faltenfreies, lächelndes Gesicht, man könnte geradezu meinen, es sei ein Engel aus unserer Klosterkirche“, zeigte sich Mariabergs Vorstand Rüdiger Böhm bei der Vernissage Ende September dieses Jahres beeindruckt vom Ergebnis der Fotokunst-Aktion. Die Auseinandersetzung mit diesem Kollektiv-Gesicht und den zugrundeliegenden Einzelportraits erzeuge ein besonderes Spannungsfeld und führe ihn immer wieder zurück zu den Menschen und ihren charakteristischen Persönlichkeiten, schilderte Böhm seine Eindrücke. Zur Eröffnung bei strahlendem Sonnenschein zeigte der „Homo Universalis“ im Klostergarten sein smartes Lächeln – im Großformat. Die Portraits wurden im ersten Stock präsentiert. Alle Fotografierten durften nach der Vernissage ihr Bild von der Wand pflücken und als Souvenir mit nach Hause nehmen. Der Berliner Musiker Gert Anklam sorgte für einen besonderen musikalischen Leckerbissen: Er ließ sein Sopran-Saxofon aus den geöffneten Fenstern im ersten Obergeschoss erklingen und zauberte, während er spielend durch die Gänge wandelte, einen faszinierenden Surround-Effekt für die Zuhörer im Innenhof. In den vergangenen 20 Jahren hat Wolf Nkole Helzle für verschiedene Projekte über 40.000 Menschen fotogra-

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fiert. „Das wahre Gesicht geht über die anatomische Wirklichkeit hinaus“, lautet seine Kernthese. „Wir sind miteinander existenziell verbunden – neben dem Ich entsteht ein Wir“. Seine künstlerische Arbeit basiert immer auf Fragen: „Wer sind wir?“, „Was ist unsere Natur?“ Antworten sucht Helzle, indem er den Menschen bei den Fotosessions in herzlicher Atmosphäre näher kommt. „Das ist der Moment, in dem meine Kunst entsteht“, erklärt der Künstler. Der Mariaberger Kurator und Kunsttherapeut Axel KlössFleischmann, der das Projekt und die Ausstellung organisiert hat, empfindet den künstlerischen Ansatz des Foto-Projektes für Mariaberg als ausgesprochen anregend. Helzle habe sich mit voller Kraft und Liebe der gestellten Aufgabe hingegeben und mit diesem „besonderen Spirit“ ein einzigartiges Werk geschaffen, betont er. „Das Gesicht des Homo Universalis wirkt persönlich und unpersönlich zugleich“, formulierte die Stuttgarter Kunsthistorikerin Betha Maier-Kraushaar bei ihrer Einführung in die Ausstellung. Weder das Alter noch das Geschlecht lasse sich aus dem Kollektiv-Gesicht erkennen, weil es diese Person gar nicht gebe. Je mehr Gesichter sich zum Gruppenportrait überlagern, desto mehr würden die individuellen Merkmale verschwinden. „Das Kollektiv-Portrait fordert den Betrachter zum Suchen heraus und lässt ihn doch zu sich selbst finden, ganz im Sinne des chinesischen Philosophen Lao-Tse: ‚Tiefe Ruhe ist Bewegung in sich selbst‘.“ Joachim Baier Großen Andrang gibt es bei der Ausstellungseröffnung im Mariaberger Klostergebäude, die kleinformatigen Einzelportraits dürfen die Fotografierten als Souvenir mitnehmen.

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mariaberg → KunsT & KuLTuR

Verspielt und romantisch, so gestaltet Cindy Bertram ihre farbenfrohen Bilder.

KReATIVITÄT IsT AnsTecKenD IM „OFFENEN ATELIER“ SIND DIE KÜNSTLER KONZENTRIERT AM WERK. NUR DAS SCHABEN DER STIFTE AUF PAPIER IST ZU HÖREN. SONJA BAND IST VERTIEFT IN IHR BLUMENBILD, DAS SIE NACH EINER FOTOVORLAGE GESTALTET. CINDy BERTRAM HAT EIN FAIBLE FÜR ROMANTIK, AUF IHRER LEINWAND PRANGEN ZWEI FORMATFÜLLENDE ROTE HERZEN.

z

wei Tische weiter präsentiert Bernd Hönninger stolz das neue knallbunte Türschild für seine Wohngruppe. Kreativität ist ansteckend und gemeinsam macht das Malen, Gestalten und Entwerfen reichlich Spaß. Seit dem Frühjahr 2015 gibt es in Mariaberg das „Offene Atelier“, und das inklusive Kunstprojekt kommt gut an. Mitmachen kann jeder: Unter den Teilnehmern sind sowohl Menschen mit Behinderung als auch Hobbykünstler aus der Region. „Zu Hause würde ich tausend andere Dinge machen, hier kann ich mich voll aufs Malen konzentrieren“, sagt die Gammertingerin Elfriede

Preisser, die seit Herbst 2015 regelmäßig kommt. Ab und zu „ein Schwätzle“ mit den anderen Hobbykünstlern ist für sie ebenfalls sehr inspirierend. Vor allem schätzt sie den fachkundigen Rat der beiden Künstlerinnen Ina-Maria Schindele und Sibylle Ritter, die das „Offene Atelier“ im Wechsel betreuen. „Jeder hier hat seinen ganz eigenen Stil“, erklärt die Kunsttherapeutin Ina-Maria Schindele. „Ich finde es als Künstlerin sehr anregend, die verschiedenen und durchaus ungewöhnlichen Formen von Kreativität zu erleben.“ „Eine Behinderung spielt beim Kunstmachen keine Rolle, defizitäre Sichtweisen verschwinden – hier herrscht

kunst & kultur ← mariaberg

ein sehr ungezwungenes Miteinander“, betont der Mariaberger Kunsttherapeut Axel Klöss-Fleischmann, der das Projekt initiierte. Entstanden ist die Idee zum „Offenen Atelier“ im Rahmen der Mariaberger Sommerkunstwoche. Das Projekt war zunächst im Atelier 5, dem ehemaligen Pförtnerhaus von Mariaberg, untergebracht. Aber dort wurde es bald zu eng für die vielen Kreativen. Mehr Platz bietet seit Kurzem die ehemalige Mariaberger Wäscherei im Klosterhof mit großer Fensterfront für reichlich Tageslicht. Buntstifte, Zeichenkohle, Pastellkreiden, verschiedene Papiersorten, Staffeleien, sogar Ton zum Töpfern ist

zur freien Verfügung vorhanden. „Viele der Materialien wurden gespendet“, erzählt Axel Klöss-Fleischmann, „kürzlich hat uns ein Künstlerehepaar sogar seine ganze Atelierausrüstung überlassen“. Finanziert wird das inklusive Projekt aus einer großen Einzelspende, die das Atelier 5 vor einiger Zeit erhielt. Das „Offene Atelier“ in Mariaberg in der ehemaligen Wäscherei im Klosterhof ist montags und donnerstags jeweils von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung für die Teilnahme ist nicht erforderlich. Weitere Informationen gibt es bei Axel Klöss-Fleischmann unter der Telefonnummer 07124/923-208. Joachim Baier

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TWG3 steht für Therapeutische Wohngruppe 3, wo Bernd Hönninger wohnt. Für die Gruppe hat er ein neues knallbuntes Türschild gestaltet.

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mariaberg → stadtteil mariaberg

Bundestagsabgeordneter in Mariaberg IN DER ERSTEN JAHRESHÄLFTE besuchte der Tübinger SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Martin Rosemann ein Angebot für Wohnen mit Assistenz von Mariaberg in Gammertingen.

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egleitet von Dr. Hans Rebmann, SPD-Kreisrat aus Tübingen und stellvertretender Vorsitzender des Mariaberger Angehörigenbeirats, sprach Martin Rosemann mit Bewohnerinnen und Bewohnern dieses speziellen Wohnangebotes. Mariabergs Vorstand Rüdiger Böhm und die Leiterin der Wohngruppe, Heidi Adaszynski, lieferten zusätzliche Informationen über das Angebot und die Assistenzleistungen in Mariaberg. „Warum wohnen Sie in Mariaberg und nicht in einer Großstadt?“, fragte Rosemann die Menschen mit Behinderung. Und die Antworten, die kamen, waren ein Beleg dafür, dass es auch im ländlichen Raum durchaus lebenswert ist.

Der Tübinger SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Martin Rosemann (Bildmitte re.) besuchte, begleitet vom Tübinger SPDKreisrat Dr. Hans Rebmann (3. v. re.) und Vorstand Rüdiger Böhm (Bildmitte li.), ein Wohnangebot mit Assistenz in Mariaberg.

„Hier in der Burghaldenstraße 14 leben 44 Menschen mit Behinderung in Einzelappartements und Wohnungen zusammen. Sie sind trotz ihrer Beeinträchtigungen dazu in der Lage, ein weitgehend selbstständiges Leben zu führen. Ganz nach Wunsch und Möglichkeiten kochen und putzen die Bewohner selbst, gehen einkaufen oder besuchen Veranstaltungen. Bei Behördengängen, dem Beantworten von Post oder wenn Fahrdienste benötigt werden und Begleitung bei Arztbesuchen gewünscht ist, kommen wir als Assistenten zum Einsatz. Ganz nach dem individuellen Bedarf“, erläuterte Adaszynski das Assistenzmodell. Grundsätzlich stehen Tag und Nacht Mitarbeiter im Haus zur Verfügung, um allgemeine Anforderungen der Bewohner zu erfüllen. Spezielle Assistenzleistungen werden dann individuell vereinbart, dafür steht jedem Bewohner ein bestimmtes Stun-

denkontingent pro Woche zur Verfügung. So ist es auch gut möglich, dass die Bewohner neben der Arbeit in den Mariaberger Werkstätten auch ihren Hobbys und Interessen nachkommen können. Rockkonzerte werden ebenso besucht wie die wöchentliche Reitstunde, ein eisenbahnbegeisterter Bewohner fährt regelmäßig nach Stuttgart, um am Hauptbahnhof zu „gucken“. Zudem werden jedes Jahr Ausflüge gemacht. Auch einwöchige Urlaube in der Türkei sind möglich. „Dafür sparen die Bewohner viel von ihrem Lohn aus den Werkstätten“, erklärt Böhm, denn Zuschüsse für diese Freizeitaktivitäten gebe es nicht. So bekam der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Martin Rosemann auch als deutlichsten Wunsch der Bewohner mit auf den Weg, dass das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs sich ganz dringend verbessern müsse, um die Freizeit flexibler nutzen zu können. Auch ein größeres Fahrzeug für die Bewohnerinnen und Bewohner wäre schön, damit mehr Personen gleichzeitig befördert werden können. „Ich bin ganz schön beeindruckt, wie selbstständig und abwechslungsreich sich das Leben der Menschen mit Behinderung in diesem Wohnangebot gestaltet und wie sie ihren jeweiligen Hobbys nachgehen“, sagte Rosemann beim Verabschieden. Gerne möchte er wieder einmal zu Besuch nach Mariaberg kommen. „Vielleicht bringe ich dann meine Fußballmannschaft mit, dann machen wir zusammen einen Kick“, kündigte Dr. Martin Rosemann den fußballbegeisterten Bewohnern an. (zr)

sTADTTeIL MARIABeRG ← mariaberg

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13.Mariaberger

Oldtimertreffen P

forzheim, Calw, Ravensburg, Friedrichshafen, Heilbronn – die Aufzählung ließe sich weiterführen: Aus insgesamt 15 Landkreisen in Baden-Württemberg kamen Mitte juli dieses jahres historische Fahrzeuge zum oldtimertreffen mit jazz-Büfett nach Mariaberg. Bereits zum 13. Mal veranstaltete Mariaberg dieses Event – und auch bei der diesjährigen Auflage gab es viel zu bestaunen. Selbst aus dem Elsass und aus der Hansestadt Bremen kamen Liebhaber des edlen blitzenden Blechs in ihren Oldtimern angefahren. In gewohnt unterhaltsamer Manier wurden die Gäste im Klosterhof von Mariabergs Mitarbeiter Winfried Maulbetsch begrüßt und ihre Fahrzeuge vorgestellt. Zum Auftakt der Veranstaltung gab es einen speziellen Gottesdienst in der Mariaberger Klosterkirche, bei dem Mariabergs Vereinsvorsitzender, Dekan i. R. Klaus Homann, die frühere Motorrad- und Automarke „Wanderer“ in den Mittelpunkt stellte. Das Mariaberger Oldtimertreffen war wieder ein Genuss für Auge, Ohr und Gaumen. Denn außer den historischen Fahrzeugen konnten die Besucher ein Jazzkonzert der Reutlinger Formation „Hardt Stompers“ im Kreuzgarten des Klosters sowie ein leckeres Büfett mit Albspezialitäten des Mariaberger Speisenservices genießen. „Hier in dem Klosterambiente ist so ein Oldtimertreffen eine ganz besondere Sache“, sagte Paul Schneider aus Calw, „da passen die Fahrzeuge und das Drumherum einfach super zusammen.“ Mariabergs Vorstand Rüdiger Böhm zeigte sich in seiner Begrüßungsrede wieder sehr angetan vom regen Zuspruch für die Veranstaltung und dankte den Gästen:

„Dass Sie wieder so zahlreich mit Ihren Oldtimern nach Mariaberg gekommen sind, ist für uns eine große Freude. Sie ermöglichen ein unbeschwertes und fröhliches Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung in Mariaberg. Ein herzliches Dankeschön auch an unseren Speisenservice, die Handwerker in Mariaberg und die Teams der Stabsabteilungen Stadtteilgestaltung, Kunst und Kultur sowie Kommunikation, ohne die dieses Oldtimertreffen nicht stattfinden könnte.“ Neben den Fahrzeugen gab es an diesem Tag ein weiteres Highlight: eine Modenschau von Absolventen und Schülern des zweiten Ausbildungsjahres der Modefachschule Sigmaringen. In einer knapp einstündigen Show wurden unter großem Applaus der Besucher mehrere Kollektionen der jungen Designer gezeigt. Der rote Teppich im Klosterhof, der den klassischen Catwalk ersetzte, war von den Gästen und den Einwohnern Mariabergs dicht umlagert. „Da sind ganz schön gewagte Sachen dabei gewesen. Mal sehen, ob es die irgendwann im Laden gibt“, meinte Karin Maurer aus Ludwigsburg (weitere Informationen zum diesjährigen Oldtimertreffen finden Sie auf S. 35). (zr)

Blitzendes Blech und fröhliche Menschen: Das Mariaberger Oldtimertreffen mit Jazz-Büfett war auch in der 13. Auflage ein spannendes Fest der Begegnungen.

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mariaberg → stadtteil mariaberg

Zahlreiche Unterstützer realisieren einen Sinnespark für Mariaberg Ein groSSes Gestell mit mehreren Triangeln, ein Streifenspiegel, eine Drehscheibe für Rieselbilder, Duftbeete, Bodenspiralen – ganz unterschiedliche Geräte, die gezielt die Sinne der Nutzer ansprechen, stehen seit Mitte Juli dieses Jahres im Mariaberger Klosterhof.

Die Spender zusammen mit den jungen Menschen des IBG-Workcamps und mit Mariabergs Vorstand Rüdiger Böhm (vorne, Mitte) im Mariaberger Klosterhof.

stadtteil MAriaberg ← mariaberg

M

it den Installationen möchte Mariaberg den dort lebenden Senioren, aber auch allen Gästen und Einwohnern des Stadtteils, die Möglichkeit bieten, ihre motorischen und sensorischen Sinne zu trainieren und zu erhalten. Riechen, Hören, Schauen und Bewegen stehen dabei im Vordergrund. „Dieser Sinnespark wird seinen Teil dazu beitragen, dass unsere Senioren im Alter aktiv bleiben“, lobte Mariabergs Vorstand Rüdiger Böhm das Projekt in seiner Eröffnungsansprache. „Zu etwas ganz Besonderem ist der Sinnespark aber jetzt schon geworden, weil er durch zahlreiche Spender und das ehrenamtliche Engagement von jungen Menschen aus der ganzen Welt realisiert werden konnte“, sagte Böhm weiter, „der Sinnespark ist jetzt schon ein toller Ort der Begegnung geworden. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten und Unterstützer.“ Durch einen Spendenaufruf Mariabergs im Herbst 2015 kam das benötigte Geld für den Sinnespark zusammen. Die Umsetzung erfolgte durch elf junge Menschen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren. Unter Anleitung von Mariabergs Mitarbeiter Winfried Maulbetsch arbeiteten die jungen Leute zwei Wochen lang ehrenamtlich in Mariaberg. Im Rahmen eines IBG-Workcamps (Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten) waren die Männer und Frauen aus Korea, Frankreich, Spanien, Großbritannien, Deutschland, Mexiko und Rumänien in Mariaberg zusammengekommen. Sie trugen alte Mauern und Steine ab, gruben Löcher, legten Fundamente und stellten die Objekte auf. Unterstützung bekamen sie dabei von der Landschaftsgartenbaufirma grün³ aus Mariaberg und vom Mariaberger Immobilienmanagement. Das Konzept für den Sinnespark hatte Mariabergs Wohnverbundleiterin Anita Käppeler erstellt.

Dank der ehrenamtlichen Arbeit von elf jungen Menschen aus der ganzen Welt konnte der neue Mariaberger Sinnespark im Rahmen eines IBG-Workcamps realisiert werden.

Der Verein IBG ist gemeinnützig und organisiert seit Jahrzehnten solche Workcamps. Ein Teil der entstehenden Kosten für Unterkunft und Verpflegung der Workcamp-Teilnehmer wird von der baden-württembergischen Landesregierung übernommen. Neben den Arbeiten am Sinnespark konnten die jungen Frauen und Männer zudem ein abwechslungsreiches Kultur- und Ausflugsangebot genießen. Als Dank an die Spender und die jungen Menschen des Workcamps gab es dann eine große Einweihungsfeier. Spender, Einwohner Mariabergs, die Seniorinnen und Senioren aus den umliegenden Wohngruppen, Mitarbeitende von Mariaberg und weitere Gäste feierten bei Livemusik und einem kleinen Imbiss. Und natürlich wurden die neuen Sinnesobjekte gleich ausgiebig getestet und bestaunt. Für die Zukunft wird bereits darüber nachgedacht, im Mariaberger Klosterhof weitere Objekte für den Sinnespark aufzustellen. (zr)

Mariabergs Mitarbeiter Winfried Maulbetsch präsentiert den Spendern den neuen Mariaberger Sinnespark.

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mariaberg → ehRenAMT

ehRenAMTLIches enGAGeMenT VoR oRT

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as Ehrenamt hat in Mariaberg eine lange Tradition, beispielsweise im Bereich der kirche, in der Mitarbeit am Mariaberger Tag und vor allem in der Begleitung der Menschen mit Behinderung an unseren verschiedenen Standorten in der Region. Bürgerschaftlich engagierte Mitmenschen übernehmen in Mariaberg Aufgaben, die zusätzlich zu den vorhandenen Angeboten entstehen. Die wichtige professionelle Arbeit unserer Fachkräfte kann und wird dadurch natürlich nicht ersetzt werden. Und: Das Engagement vor Ort ist ein freiwilliger Dienst, bei dem das „Zeit schenken“ im Vordergrund steht.

Wenn Sie sich angesprochen fühlen und ebenfalls mal ins Ehrenamt bei uns „schnuppern“ möchten, melden Sie sich bitte bei Martina Lovercic, Ehrenamtskoordinatorin, 07124/923-72 82, m.lovercic@ mariaberg.de

Mit rund 300 ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern in Mariaberg und an unseren weiteren Standorten haben wir eine stattliche Anzahl an Personen, die sich einbringen. Diesen Einsatz schätzen wir sehr und feiern das ehrenamtliche Engagement unserer Unterstützer seit 2013 jährlich am 05. Dezember, dem Internationalen Tag des Ehrenamtes, gemeinsam. Dazu haben wir auch in 2016 wieder in den Marktplatz nach Mariaberg eingeladen. Um den Ehrenamtlichen zusätzlich zu unserer verlässlichen Begleitung durch Ehrenamtsbeauftragte Unterstützung zu bieten, erhalten sie kostenlose Fortbildungen. Im Herbst 2016 konnten sich interessierte Engagierte für den Bereich Erste Hilfe sowie für eine Tagung zur Trauerkultur anmelden. Im September dieses Jahres haben wir uns vom 17. bis zum 25. an der Woche des bürgerschaftlichen Engagements mit einer Schnupperwoche im Ehrenamt beteiligt. Das Ziel ist, zu zeigen, wie groß

die Vielfalt und die gesellschaftliche Kraft des bürgerschaftlichen Engagements sind. Uns ist eine Beteiligung an solchen Aktionen wichtig, damit wir noch viele weitere engagierte Menschen für die Begleitung und Freizeitgestaltung unserer Bewohnerinnen und Bewohner gewinnen können.

h e R z L Ic h e n GLÜcKWunsch!

riaberger Jahres wurde die Ma Am 20. April dieses alt. Viele re Jah lbach stolze 90 Bewohnerin Emma Ba nach ren wa ft e Verwandtscha Gäste und ihre groß Ann ere nd so en, um diesen be Mariaberg gekomm ria Ma im ch r mit Emma Balba lass drei Tage späte an ht lig gh Hi ße feiern. Das gro berger Marktplatz zu chester das Kreisseniorenor ss da diesem Tag war, Barth ut lm He n der Leitung vo Sigmaringen unter tagsrts bu Ge s da amtlich für am Nachmittag ehren g für Ta r se die ss da zu beitrug, kind spielte und so da r. wa ön rgesslich sch Emma Balbach unve

der angehörigenbeirat berichtet ← mariaberg

Die Umsetzung des Mariaberger Aktionsplans A

nfang Juni dieses Jahres hatte die Assistentin des Mariaberger Vorstands und Projektleitung, Martina Lovercic, ins Kommunikationszentrum von Mariaberg eingeladen, um die Besucher über den aktuellen Stand bezüglich der im Aktionsplan festgehaltenen Maßnahmen zu informieren. Mariaberg hat einen eigenen Aktionsplan entwickelt und will dabei mithelfen, die Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention (UNBRK) umzusetzen und so die Situation von Menschen mit Behinderung zu verbessern. Es sind auch Menschen mit Behinderung aus den verschiedenen Einrichtungen von Mariaberg an der Realisierung des Mariaberger Aktionsplans beteiligt. Dies ist schon die erste Umsetzung der BRK. Die Schwerpunkte des Aktionsplans von Mariaberg sind: Wohnen, Freizeit, Gesundheit, Bildung, Arbeit (Werkstatt für Menschen mit Behinderung), Arbeitgeber Mariaberg, Barrierefreiheit sowie Teilhabe am Gemeindeleben. In Bezug auf das Wohnen entwickelt Mariaberg immer mehr eine große Vielfältigkeit mit seinen zahlreichen Wohnangeboten an verschiedenen Standorten. Ein Projekt im Rahmen des Mariaberger Aktionsplans hat das Ziel, dass es künftig Wohnberatungen für Menschen mit Behinderung in den Bürgerbüros der Städte und Gemeinden gibt, in denen Mariaberg Standorte hat. Außerdem lebt Mariaberg in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für ein Bauen von sozialem und barrierefreiem Wohnraum

vor. Zum Beispiel Wohnprojekte in Mariaberg selbst, aber auch in Gammertingen, mit barrierefreien Wohnungen sind schon sehr gut gelungen. Das Bonhoeffer-Haus in Biberach, in dem ebenfalls neuer Wohnraum entstanden ist, wurde Anfang Oktober dieses Jahres eröffnet. Eine andere spannende Geschichte ist die Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Mariaberg hat eine Bushaltestelle, leider ganz am Rande von Mariaberg, und es wurden Überlegungen angeregt, wie man dies ändern könnte. Mein Dank gilt den Mariaberger Vorständen, Rüdiger Böhm und Michael Sachs, sowie Martina Lovercic, die diese Evaluation des Aktionsplans ermöglicht haben. Durch ihren Weitblick konnten gemeinsame Projekte und Ideen entwickelt und umgesetzt werden, die allen von und in Mariaberg sowie allen Bürgern zugutekommen. Besonders die Menschen mit Behinderung sind an der Realisierung des Mariaberger Aktionsplans beteiligt, und das allein ist schon die erste gut genommene Hürde bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Marion Linder

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Anfang Juni dieses Jahres haben Vertreter der verschiedenen Projektgruppen zum Mariaberger Aktionsplan die bisherigen Ergebnisse präsentiert.

Marion Linder, Vorsitzende des Angehörigenbeirats

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mariaberg → DeR BeWohneRInnenBeIRAT unD BeWohneRBeIRAT

hallo, t s i e m a mein n y e l r e b Kim k c i e p s senge Seit 2014 bin ich aktiv im Bewohnerbeirat in Sigmaringen tätig. Ich wohne in einer Außenwohngruppe von Mariaberg in Sigmaringen. Mein Zuständigkeitsbereich für den Bewohnerbeirat umfasst Sigmaringen. Seit fünf Jahren lebe und arbeite ich in Sigmaringen. Ich wohne in einem schönen Haus mit Garten. Mit mir leben neun weitere Menschen in diesem Haus. Bei Bedarf werde ich von meinen Mitbewohnern, meiner Assistentin und den Mitarbeitern der Wohngruppe unterstützt. In meiner Freizeit treffe ich mich gerne mit Freunden, schaue meine Lieblingssendung „Berlin Tag und Nacht“, gehe gerne ins Kino, shoppen oder schwimmen.

DAS EINzIg WICHTIgE Im LEBEN SIND DIE SPUrEN VON LIEBE, DIE WIr HINTErLASSEN, WENN WIr UNgEfrAgT WEggEHEN UND ABSCHIED NEHmEN mÜSSEN. ALBErT SCHWEITzEr

helga Lemser Michael Kuntze ulrich Winkler Marlies schwarz hans-Dieter senß Anna Wolf ernst schroth Brigitte eckenstein

Zu meiner Aufgabe im Bewohnerbeirat: Zwei große Stärken von mir sind Reden und Zuhören. In regelmäßigen Sitzungen wird über Wünsche und Beschwerden der jeweiligen Wohngruppen gesprochen und nach Lösungen oder Veränderungen gesucht. Im Abstand von zwei bis drei Monaten finden die Sitzungen des Bewohnerbeirats statt. Mich erfüllt diese Arbeit, und ich möchte mich weiterhin engagiert für meine Mitbewohner einsetzen, bei kleinen und auch größeren Nöten. Eure/Ihre Kimberley Sengespeick

68 22 66 63 54 83 74 60

† 12.06.2016 † 21.07.2016 † 23.07.2016 † 26.07.2016 † 13.08.2016 † 09.09.2016 † 18.10.2016 † 27.10.2016

danke für Ihre Unterstützung ← mariaberg

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GroSSzügige Spende für neue Spielgeräte Marco Beck (2. v. re.), die glücklichen Kinder und Mariabergs Vorstand Michael Sachs (re.).

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eue Kettcars, Dreiräder, ein Trampolin – solche und ähnliche Spielgeräte standen ganz oben auf der Wunschliste der Mariaberger Kinderwohngruppe im Krätzenbergweg 8 in Gammertingen. Die Firma August Steinmeyer GmbH & Co. KG aus Albstadt hat die Erfüllung dieser Wünsche mit einer großzügigen Spende von 2.000 Euro ermöglicht. „Statt Weihnachtsgeschenke an Kunden zu verschicken, möchten wir mit dem Geld lieber soziale Einrichtungen in der Region unterstützen“, sagte Marco Beck, Leiter der Montage und

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Juniorchef von Steinmeyer. Im Beisein von Mariabergs Vorstand Michael Sachs konnte er sich Ende April dieses Jahres vor Ort davon überzeugen, wie viel Freude die Jungen und Mädchen mit Behinderung an den neuen Spielgeräten haben. Bei Kaffee und Kuchen berichteten sie ihm vom ersten Hüpfen auf dem Trampolin und den Kettcar-Fahrten rund ums Haus. Mit einem großen Dankeschön-Plakat verabschiedeten die Kinder Marco Beck, der ankündigte, gerne wieder einmal nach Mariaberg zu kommen. (zr)

Jugendliche bauen ihre eigenen Longboards

obin Friedlein, Mitarbeiter einer Mariaberger Wohngruppe, kommt hin und wieder mit dem Longboard zur Arbeit. Das hat die Jugendlichen neugierig gemacht – und ein Wunsch entstand: Der Wunsch nach einem eigenen Longboard. Die handwerklich begabten Fachbereichsleiter Cord Dette (Jugendarbeit) und Francesco Staibano (Fachbereichsleiter Jugendhilfe Wohnen) von der Mariaberger Ausbildung & Service gGmbH griffen diese Idee auf und boten den Jugendlichen kurzerhand an, sich in den diesjährigen Faschingsferien ihre eigenen Longboards zu bauen: „Wir möchten den jungen Menschen von verschiedenen Wohngruppen gerne auch in den Ferien die Möglichkeit geben, an etwas zu arbeiten und ihre Zeit mit einem größeren Projekt zu verbringen“, sagt Jugendsozialarbeiter Cord Dette. „Wir bieten dieses Projekt an, weil wir festgestellt haben, dass vor allem einige der in Mariaberg lebenden unbegleiteten minderjährigen Ausländer noch sehr viel Zeit unter sich verbringen. Über gemeinsame handwerkliche

Die Jugendlichen freuen sich über ihre selbstgebauten Longboards.

Arbeiten kommen die Jugendlichen leichter in Kontakt zu anderen und können so auch neue Freunde finden“, erläutert Cord Dette weiter. Das Holz für die Longboards wurde in der Mariaberger Schreinerei, unter anderem von Schülern der Förderberufsfachschule Mariabergs, gepresst und enthält eine Glasfaserschicht, die für mehr Stabilität sorgt. Der Reutlinger Streetwear- und Brettsportladen Himmelbrett hat einen Teil der benötigten Achsen und Rollen gespendet, denn Inhaber Tim Würz unterstützt gerne gute Projekte: „Wenn die Jugendlichen mal mit ihren Longboards zum Beispiel nach Reutlingen kommen und hier andere Fahrer sehen, findet so auch eine Form von Integration statt. Wir wollen junge Menschen aktivieren und etwas mit ihnen machen, was neu für sie ist.“ Die Jugendlichen, die unter anderem aus Afghanistan und Syrien kommen, waren mit viel Freude und Feuereifer bei der Sache – und am Ende natürlich stolz auf das Ergebnis. (pen)

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Bild oben: Stilles Staunen. Die Werke des Mariaberger Künstlers Roland Kappel versetzen die Besucher der Ausstellung in der Abt-Straubinger Stiftung in Stuttgart in eine andere Welt. Bild unten links: Alle waren dabei. Ein Hase als Dank an alle beteiligten Künstler aus dem Atelier 5. Bild unten rechts: Der Künstler Franz Stocker erläutert einem Besucher die Details seiner „Ampelanlage“.

Zwischen Erdbeereis und Baumaschinen Atelier 5 stellt in Stuttgart aus

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itten in der schönsten Jahreszeit präsentierten die Künstlerinnen und Künstler des Mariaberger Atelier 5 Ende Juli dieses Jahres – nicht ganz ohne Stolz – ihre sommerlichen, heiteren und beschwingenden Kunstwerke im Studio 57A der Abt-Straubinger Stiftung. Dank der Initiative von Karin Abt-Straubinger, Inhaberin der gleichnamigen Stiftung sowie der Galerie „ABTart“, gingen zahlreiche Werke auf die Reise und konnten in den hellen Räumlichkeiten der Stiftung die Stuttgarter Kunstfreunde beglücken. Zu Beginn der Vernissage bekamen die Gäste großartige und teilweise nie gehörte Erläuterungen der Künstler zu ihren Werken zu hören. Diese wurden dann in der Ausstellung in zahlreichen Unterredungen mit den Gästen aufgegriffen.

Besonders begeisterten die Baumaschinen von Roland Kappel das Publikum mit ihrer Präzision, Funktionalität und Detailfreude. Die Künstlerin Romina Bafaro war zeitgleich mit ihren grünen Pflanzenkunstwerken in der großen Galerieausstellung „Querbeet durchs Grün“ vertreten und Marco Schmitts Eis-Bild sorgte für etwas lindernde Abkühlung an diesem Sommerabend. Das Atelier 5 dankt Karin Abt-Straubinger und ihren tollen Mitarbeitern für die Initiative, Einladung, Unterstützung und Durchführung rund um diese Ausstellung – die langjährige Zusammenarbeit zwischen Mariaberg und der Karin Abt-Straubinger Stiftung trägt immer wieder neue Früchte! Axel Klöss-Fleischmann, künstlerischer Leiter des Atelier 5

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Preisträgerin Inge Weiß erläutert Ute Müller (li.) vom Autohaus KfzService Müller aus Nürtingen und den Gästen ihr Werk, mit dem sie beim Malwettbewerb des Autohauses gewonnen hat.

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IMPRESSUM Einblicke Ausblicke Mariaberger Magazin Nr. 41, Dezember 2016 Herausgeber: Rüdiger Böhm, Vorstand Michael Sachs, Vorstand Mariaberg e.V. Klosterhof 1 72501 Gammertingen Tel. 07124/923-218 Fax 07124/923-409 [email protected] www.mariaberg.de Redaktion: Leitung: Robert Zolling (zr) Nanette Peithmann (pen) Mitarbeiter dieser Ausgabe: Joachim Baier, Reinhard Buchwald, Pfarrer Hans Heppenheimer, Tamara Geiselhart, Axel Klöss-Fleischmann, Julja Kramer, Marion Linder, Martina Lovercic, Willi Maichle, Nanette Peithmann, Kimberley Sengespeick, Thomas Wittner, Robert Zolling

Das Oldtimertreffen im Juli hatte viele Unterstützer Unter anderem wurde an diesem Tag auch Kunst präsentiert. Die Gewinner eines Malwettbewerbs der Firma Kfz-Service Müller aus Nürtingen bekamen ihre Preise überreicht. Sie hatten im Vorfeld des Oldtimertreffens Bilder zum Thema „Ferienausfahrt mit dem Oldtimer“ in höchst kreativer Weise gefertigt und eingereicht. Insgesamt wurde das Oldtimertreffen durch die großzügige Unterstützung einiger Firmen und Vereine ermöglicht. Der Leo-Club Reutlingen verkaufte mit ehrenamtlichen Helfern Waffeln und Getränke. Mit

Sachspenden für die Tombola oder auch Geldspenden trugen die folgenden Firmen zum Gelingen bei: Möbel Rogg aus Balingen, Wiest + Schürmann aus Hechingen, MOTORWORLD aus Böblingen, Lieb Hochund Tiefbau aus Gammertingen, Reifen Göggel aus Gammertingen, Volksbank Ermstal-Alb eG, Fischer Fahrräder und Spielwaren aus Trochtelfingen, das Gammertinger Autohaus Herre, das Auto & Technik Museum Sinsheim, die Gammertinger Druckerei Acker, das Zeppelin Museum Friedrichshafen, die Kreissparkasse Trochtelfingen und KfzService Müller aus Nürtingen. (zr)

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Fotos: Joachim Baier, Tamara Geiselhart, Klaus Hintermeister, Jörg Jäger, Christine Käge-Swierkot, Susanne Knoll, Christina Ott, Nanette Peithmann, Benny Ulmer, Kathrin Weinspach, Mirja Wellmann, Thomas Wittner, Robert Zolling

Aus Vereinfachungsgründen werden bei Personenbezeichnungen innerhalb dieser Ausgabe vorwiegend Maskulina verwendet, wobei damit selbstverständlich immer auch das feminine Pendant gemeint ist.

Gestaltung und Satz: piranha grafik, Lichtenstein Erscheinungsweise: Dreimal jährlich für Freunde, Förderer, Mitarbeitende, Angehörige, Kunden und Klienten von Mariaberg.

Im Januar verlosen wir unter unseren Spendern eine limitierte Kunstdruck-Auflage von „Das Gesicht Mariabergs“ (siehe Seite 22/23). Mit Ihrer großzügigen Unterstützung kommen Sie automatisch in den Lostopf. Das Bild schicken wir den Gewinnern per Post zu. Herzlichen Dank und viel Glück! Kreissparkasse Reutlingen IBAN: DE82 6405 0000 0000 1125 03 BIC: SOLADES1REU

VeranstaltungsKalender januar 2017 SO 01.01. 17:00 Uhr Klosterkirche Neujahrskonzert Orgel (Ursula Herrmann-Lom) und Trompete (Michael Bühler), anschließend Empfang im Kommunikationszentrum Fr 27.01. 18:00 Uhr Sporthalle „Von Chor bis Hardcore“

märz 2017 Sa 18.03. 19:00 Uhr Kommunikationszentrum A TRIBUTE TO „SIMON & GARFUNKEL“ – Duo Graceland So 19.03. 14:00 Uhr Refektorium Kunst im Kloster – Vernissage: Душой и телом – Mit Leib und Seele Malerei und Skulpturen aus Russland Die Ausstellung läuft bis Sonntag, 28.05.2017 Sa 25.03. 18:30 Uhr Klosterkirche Salbungsgottesdienst

April 2017 SO 16.04. 05:30 Uhr Klosterkirche Osternachtsfeier SA 29.04. 15:00 Uhr Sporthalle Zirkus Maroni

Mai 2017 So 21.05. 14:30 Uhr Klosterkirche Kunsthistorische Kirchen- und Klosterführung mit Rüdiger Böhm

Juni 2017 SO 18.06. 14:30 Uhr Kommunikationszentrum Jahreszeitenfeier sO 25.06. 14:00 Uhr Refektorium Kunst im Kloster – Vernissage: Ralf Ehmann „Figur – Skulptur und Bild“ Die Ausstellung läuft bis Sonntag, 10.09.2017

So 26.03. 14:30 Uhr Kommunikationszentrum Jahreszeitenfeier FR 31.03. 19:00 Uhr Sporthalle „Neues aus dem Dohlengässle“ Kleinkunstreihe Mariaberg

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Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen und Anregungen: Tel. 07124/923-218 → [email protected]

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