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IT-MANAGEMENT EAM Frameworks

EA-Frameworks – Teil 2: 55 Frameworks im Vergleich von

Eldar Sultanow, Levent Sözer und Marvin Zielaskowski

Im ersten Teil dieser Artikelserie wurde ein Ordnungssystem für die Klassifizierung und den Vergleich von Enterprise Architecture (EA)-Frameworks vorgestellt. Auf der Grundlage dieses Ordnungssystems bewertet der vorliegende zweite Teil 55 verschiedene Framework-Vertreter. Ausgangspunkt der Grundgesamtheit ist die EAF-Auflistung von Matthes (2011) in seinem Buch „Enterprise Architecture Frameworks Kompendium“. Das Ordnungssystem besteht aus sechs Dimensionen: die Abdeckungsweite von Organisationen, der EA-Domänenumfang, die Wandlungsfähigkeit, die Ausrichtungsdimensionen, die intentionale und die zeitliche Dimension. Das Ziel besteht darin, anhand eines integrierten und komprimierten Überblicks, leichter Entscheidungen bei der Framework-Auswahl treffen zu können. Die Betrachtung der einzelnen Dimensionen bietet eine geeignete Sicht auf die Charakteristiken der Frameworks. Der Vergleich setzt eine integrierte Betrachtung der Dimensionen voraus. Deren Ergebnis ist, dass die Einsatzgebiete und der Funktionsumfang von EAFs sich unabhängig von der intentionalen Dimension stark ähneln. Während der Datenerhebung hat sich herausgestellt, dass die von Matthes vorgeschlagene Differenzierung in eigenständige und Add-on-Frameworks angebracht ist, weil letztere sich auf einer anderen funktionellen Ebene befinden. Tabelle 1 listet die untersuchten Frameworks auf. Die Zuordnung der Frameworks ­entlang der intentionalen Dimension wird nicht von Matthes 12

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direkt übernommen, sondern für die bevorstehende Untersuchung angepasst. Beispielsweise klassifiziert Matthes C4IF, e-GIF, EIF und SAGA als Interoperabilitätsframework. Erstgenanntes lässt sich ebenfalls als ­ Add-on-Framework und die drei letztgenannten als Government-Framework (Regierungsstellen und Behörden) auffassen. Die nur aus vier ­Elementen NEWSolutions

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Tabelle 1: Grundgesamtheit an betrachteten EAM Frameworks.

Name

Abkürzung

Intentionale Dimension

Architecture Description Standard von IBM

ADS

Wirtschaft

Atelier de Gestion de l’Architecture

AGATE

Militär

ArchiMate von The Open Group

ArchiMate

Wirtschaft

Architektur integrierter Informationssysteme

ARIS

Wirtschaft

Australian Defence Architecture Framework

AusDAF

Militär

Connection, Communication, Consolidation, Collaboration ­Interoperability Framework

C4IF

Add-on (Fertigung)

C4ISR Architecture Framework

C4ISR

Militär

Casewise Framework

Casewise

Add-on (ZEAF)

CIM Open System Architecture

CIMOSA

Wirtschaft (Produktion)

Comprehensive, Landscaped, Enterprise Architecture ­Representation Framework

CLEAR

Wirtschaft

Department of National Defence and the Canadian Forces ­Architecture Framework

DNDAF

Militär

DoD Joint Technical Architecture

DoD JTA

Add-on (DoDAF)

DoD Technical Reference Model

DoD TRM

Add-on (DoDAF)

Department of Defense Architecture Framework

DoDAF

Militär

Extended Enterprise Architecture Framework

E2AF

Wirtschaft

OMB Enterprise Architecture Assessment Framework

EAAF

Add-on (Regierungsstellen und Behörden)

Enterprise Architecture Framework von Gartner

EAF

Wirtschaft

GAO Enterprise Architecture Management Maturity F ­ ramework

EAMMF

Add-on

Spewak’s Enterprise Architecture Planning

EAPF

Wirtschaft

UK e-Government Interoperability Framework

e-GIF

Regierungsstellen und Behörden

European Interoperability Framework des IDABC-Programms

EIF

Regierungsstellen und Behörden

Federal Enterprise Architecture

FEA

Add-on

Federal Enterprise Architecture Framework

FEAF

Regierungsstellen und Behörden

Generalised Enterprise Reference Architecture and Methodology

GERAM

Wirtschaft

GRAI Integrated Methodology

GIM

Wirtschaft (Fertigung)

Healthcare Information Framework (DIN V ENV 12443)

HIF

Wirtschaft (Healthcare)

Integrated Architecture Framework von Capgemini

IAF

Wirtschaft

Information FrameWork

IFW

Wirtschaft

IEEE Recommended Practice for Architectural Description

ISO/IEC 42010

Add-on

IT City Planning Architecture Framework von Gartner

ITCPAF

Wirtschaft

Method for an Integrated Knowledge Environment

MIKE2.0

Add-on

UK Ministry of Defence Architectural Framework

MoDAF

Militär

NATO Architectural Framework

NAF

Militär

NIH (U.S. National Institutes of Health) Enterprise Architecture Framework

NIH EAF

Regierungsstellen und Behörden (Healthcare)

NIST (U.S. National Institute of Standards and Technology) Enterprise Architecture

NIST EA

Regierungsstellen und Behörden

OBASHI Framework

OBASHI

Wirtschaft

OMG-Standards zur Architekturentwicklung (OMA, CORBA, MDA-Guide)

OMG

Wirtschaft

Purdue Enterprise Reference Architecture

PERA

Wirtschaft (Fertigung)

POSIX OSE RM (ISO/IEC TR 14252, IEEE Std 1003.0 & ISO/IEC 9945)

POSIX OSE RM

Wirtschaft

Quasar Enterprise

Quasar

Wirtschaft

Queensland Government Enterprise Architecture Framework

QGEAF

Regierungsstellen und Behörden

Reference Model for Open Distributed Processing (ISO/IEC 10746-1 bis 4)

RM-ODP

Wirtschaft

Sherwood Applied Business Security Architecture

SABSA

Wirtschaft

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Tabelle 1: Grundgesamtheit an betrachteten EAM Frameworks.

Name

Abkürzung

Intentionale Dimension

Standards and Architectures for eGovernment Applications

SAGA

Regierungsstellen und Behörden

SAP Enterprise Architecture Framework

SAP EAF

Add-on (TOGAF)

Technical Architectural Framework for Information Management

TAFIM

Militär

Treasury Enterprise Architecture Framework

TEAF

Regierungsstellen und Behörden

toolbox for enterprise architecture management

t-eam

Wirtschaft

Treasury Information Architecture Framework

TISAF

Regierungsstellen und Behörden

The Open Group Architecture Framework

TOGAF

Wirtschaft

The Rail Architecture Framework

TRAK

Regierungsstellen und Behörden

Virtual Enterprise Reference Architecture and Methodology

VERAM

Wirtschaft

Extensible Architecture Framework

xAF

Add-on

eXtreme Enterprise Architecture

XAF

Wirtschaft

Zachman EA Framework

ZEAF

Wirtschaft

b­estehende Klasse der Interoperabilitätsframeworks wird damit obsolet, zumal Interoperabilität eine grundsätzliche Anforderung innerhalb von Unternehmensarchitekturen ist, die mit jedem EA-Framework verfolgt werden kann – oder besser gesagt – sollte. Des Weiteren

wird entlang der intentionalen Dimension auf die Differenzierung in technisch-orientierte Frameworks verzichtet, da diese Unterscheidung entlang der Dimension des Architekturdomänenumfangs (Abdeckung von Schichten/Ebenen der EA-Pyramide) erfolgt.

Abbildung 1: Versionsverlauf der eigenständigen EAFs

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Chronologische Betrachtung Um eine zeitliche Einordung zu gewähren, erfolgt zunächst ein Blick auf die Veröffentlichungsjahre der Frameworks. Dieser trägt außerdem zu einem technischen Verständnis und zu einer Ersteinschätzung vom Umfang eines Frameworks bei, sofern der Betrachter sich die betriebswirtschaftlichen, technologischen und managementbezogenen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte vor Augen führt. Abbildung 1 zeigt den Versionsverlauf der e­ igenständigen und Abbildung 2 jenen der Add-OnFrameworks. Aus den beiden Diagrammen geht hervor, dass die ersten Add-on-Frameworks knapp zehn Jahre später erschienen sind. Diese zu erwartende Tatsache ist trivialerweise darauf zurückzuführen, dass Add-onFrameworks ohne das Vorhandensein eigenständiger Frameworks keine Existenzgrundlage besitzen. Weiterhin erschienen über 60% der eigenständigen Frameworks innerhalb der Jahre 1995 und 2004, was angesichts der technologischen Entwicklungen und weitreichenden Verbreitung der Internet-Technologien (Kollmann & Häsel, 2007) sowie der steigenden ­Dynamik verwendeter IT- und Softwarearchitekturen (Heuser, Lacher, & Perlmann, 2007) nachvollziehbar

und als Reaktion auf diese Entwicklungen anzusehen ist. In dem Zeitraum vor und nach diesen Jahren ist die Anzahl der Framework-Neuveröffentlichung eher ­unauffällig. Auffällig ist der Versionsverlauf von TOGAF mit einem jährlichen Versionsrelease zwischen den Jahren 1995 und 2003.

Untersuchung der eigenständigen EA-Frameworks Die intentionale Dimension dient der thematischen ­inordnung der Frameworks und beschreibt dessen E ­ursprünglich vorgesehenes Haupteinsatzgebiet. Es zeigt sich, dass über die Hälfte der Frameworks ihren Ursprung in der Wirtschaft haben (Abbildung 3). Mit einem weitaus geringeren Anteil folgen die Frameworks aus den Bereichen Regierungsstellen und Behörden und dem Militär, welche jeweils ca. 20% der Verteilung ausmachen. Die Klassifizierung entlang der Dimension Abdeckungsweite dient zur Beantwortung der Frage, auf welche Organisationsgröße ein jeweiliges Framework zugeschnitten und entsprechend für diese geeignet ist. Dabei fällt auf, dass die Frameworks mehrheitlich den Zusammenschluss lokaler Geschäftseinhei-

Abbildung 2: Versionsverlauf der Add-on EAFs

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ten und die räumlich verteilten Organisationen unterstützen (Abbildung 4). Lokale Geschäftseinheiten werden von weniger als 12% der betrachteten Frameworks berücksichtigt. Dies lässt sich darin begründen, dass die Sinnhaftigkeit von EA-Frameworks auch stark abhängig von der Größe einer IT-Landschaft ist. Bei sehr kleinen ­Anwendungsfällen entspricht das Mittel „EA-Framework“ s­chlichtweg nicht dem ­gewünschten Zweck, was die geringe ­Unterstützung lokaler ­Geschäftseinheiten nachvollziehbar macht. Dass nur knapp 7% der Frameworks globale Unternehmensnetzwerke als ­ Anwendungsfälle nennen, scheint eher verwunderlich. Möglicherweise lassen sich einige Frameworks (­zumindest nach g­ eringfügiger Anpassung – sogenanntem „Tailoring“) für organisationsgrenzübergreifende ­Architekturen ­globaler Unternehmensnetzwerke ­anwenden, auch wenn die Autoren dieser Frameworks den Anwendungsfall einfach nur nicht namentlich erwähnen. Der Domänenumfang befasst sich mit dem u­nternehmensinternen und inhaltlichen Umfang der Frameworks. Es wird die Frage beantwortet, welche ­dieser Domänen, von der Infrastruktur bis hin zu der Strategie, ein jeweiliges Framework berücksichtigt. Die Verteilung des Domänenumfangs zeigt eindeutig, dass um die 90% aller eigenständigen EA-Frameworks die Domänen Infrastruktur, Informationssysteme und ­Geschäftsprozesse beinhalten und somit diese Bereiche ­direkt in ihrer Verwendung einbeziehen (Abbildung 5).

Abbildung 3: Verteilung der eigenständigen EAFs entlang der intentionalen Dimension

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Auch diese Verteilung ist so zu erwarten, da sich Unternehmensarchitekturmanagement im Kern auf diese ­Ebenen konzentriert. Die Infrastruktur stellt die Hardwareressourcen bereit, die Informationssysteme entsprechen den einzelnen Anwendungen in einem ­Unternehmen und diese ermöglichen, unterstützen und repräsentieren die Geschäftsprozesse – all jene ­Bereiche, die fast standardmäßig von einem jedem EA-Framework adressiert werden. In der Strategie-Domäne zeigt sich ein anderes Bild. Strategische Aspekte werden im Vergleich zu den anderen drei Ausp­rägungen von nur knapp 57% der Frameworks ­integriert. Aus dieser Tatsache lässt sich schlussfolgern, dass die ­Berücksichtigung der StrategieDomäne durch ein EA-Framework nicht zwingend notwendig ist und als ein Unterscheidungsmerkmal gesehen und genutzt werden kann. Die Ausrichtungsdimension beschreibt, i­ nwieweit sich die Ausrichtung eines Frameworks an den ­konstitutionellen Teilen eines Unternehmens orientiert und diese berücksichtigt. In der Verteilung lässt sich erkennen, dass über 85% der Frameworks eine funktionelle Ausrichtung vorgeben (Abbildung 6). Da die funktionelle Ausrichtung den positiven Effekt von Software/ Informationssystem auf die Geschäftsprozesse darstellt und ein Schwerpunkt von Unternehmensarchitekturmanagement in der effektiven Verbindung und Nutzung beider Bereiche liegt, ist diese hohe Anzahl zu ­erwarten. An zweiter Stelle ist die soziokulturelle Ausrichtung zu

Abbildung 4: Verteilung der eigenständigen EAFs auf die Abdeckungsweite

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finden, die prinzipiell das Einbeziehen der Stakeholder meint. Mit etwa 55% ist diese Ausrichtung noch nicht in allen Frameworks verbreitet. Die drei weiteren ­ Ausrichtungen nehmen in ihrer Verbreitung innerhalb der Frameworks kontinuierlich ab (strukturell 48%, infologisch 34% und kontextuell 20%). Dies kann dadurch erklärt werden, dass es sich bei diesen drei Ausrichtungen um spezifische Bereiche und somit nicht mehr unbedingt um Kernaufgaben von EA-Frameworks handelt. Die strukturelle, infologische und kontextuelle Ausrichtung können eher als ergänzende Aspekte betrachtet werden. Die Wandlungsfähigkeit bewertet ein Framework dahingehend, ob sie nur einmalig geschaffen wird und somit von statischer N ­ atur ist oder ob das Framework eine Form der Dynamik (zum Beispiel einen Zyklus) nutzt. Gerade im Hinblick auf die sich stetig ändernden internen und externen Bedingungen, mit ­denen Unternehmen umgehen müssen, sind dynamische EA-Frameworks vorteilhaft. Von den betrachteten nutzen g­ enau 30% eine dynamische Komponente und erhalten somit ihre Wandlungsfähigkeit aufrecht. Etwa die ­gleiche Anzahl (31%) verfügen über ­keine solche Dynamik. Für die ­verbleibenden 39% der Frameworks ­geben die vorliegenden ­Daten ­keinen Aufschluss darüber, ob d­ iese dynamisch sind. Da es sich bei der Wandlungsfähigkeit jedoch um ­einen sehr positiven E ­ ffekt handelt, wird impliziert – da dies sonst hervorgehoben werden ­ würde – dass diese Frameworks mit großer Wahrscheinlichkeit nicht dynamisch sind. Die Dynamik von ­EA-Frameworks ist somit ein Aspekt, der nicht sehr stark verbreitet ist.

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Abbildung 5: Verteilung der eigenständigen EAFs auf den Domänenumfang

Abbildung 6: Verteilung der eigenständigen EAFs entlang der Ausrichtungsdimension

Untersuchung der Add-on-Frameworks

ihrer Ausprägungen innerhalb der einzelnen Dimensionen untersucht.

Die Add-on-Frameworks bilden, wie eingangs schon erwähnt, einen eigenen Bereich, da sich diese auf einer anderen funktionalen Ebene befinden. Nachfolgend werden die Add-on-Frameworks hinsichtlich

Wie auch bei der Verteilung der Abdeckungsweite der eigenständigen EA-Frameworks, konzentriert sich die große Mehrheit von ­ Add-on-Frameworks auf die mittleren Organisationsgrößen,

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sie berücksichtigen damit den Zusammenschluss lokaler Geschäftseinheiten und räumlich verteilte Organisationen. Nur ein Add-Framework, nämlich das von ISO/IEC 42010 vorgeschlagene Vorgehen, ist auch für ­lokale ­Geschäftseinheiten geeignet. Das ebengenannte und lediglich ein zweites Framework, die Method for an ­Integrated Knowledge Environment (MIKE2.0), ­eignen sich für den Einsatz in globalen Unternehmensnetzwerken. Diese zu den eigenständigen Frameworks sehr ähnliche Verteilung ist einerseits zu erwarten und logisch, da Add-on-Frameworks die eigenständigen erweitern und daher im Mittel deren Anwendungskontexten entsprechen sollten. Andererseits könnten die Add-on-Frameworks auch einen spezifischen Bereich unterstützen und ergänzen. Der inhaltliche Domänenumfang von Add-on-Frameworks ist für keine der vier Ausprägungen sehr ­prägnant. Die Verteilung ist für die beiden stärksten Bereiche Infrastruktur und Informationssysteme bei jeweils 45% der Frameworks. Die Geschäftsprozessdomäne folgt mit 36% und schließlich die Strategie mit 18%. Im Hinblick auf die Ausrichtungsdimension ist die soziokulturelle Ausrichtung der Add-on-Frameworks mit 55% mit Abstand am stärksten ausgeprägt. Dieses Einbeziehen der Stakeholder ist hinsichtlich der Funktion von ergänzenden Frameworks nachvollziehbar, da die meisten anderen Ausrichtungen bereits integraler Bestandteil des Aufgabengebiets der eigenständigen Frameworks sind. Die Wandlungsfähigkeit wird von vier Add-onFrameworks berücksichtigt, von zwei nicht und für fünf Frameworks liegt keine Angabe vor, wobei anzunehmen ist, dass sie sehr wahrscheinlich keine Wandlungsfähigkeit ermöglichen. Die anhand der Wandlungsfähigkeit ­definierte Dynamik ist bei Add-on-Frameworks somit ein Aspekt, der ähnlich wie bei den eigenständigen Frameworks, keine sehr hohe Berücksichtigung findet.

Integrative Betrachtung der Dimensionen Die integrative Analyse betrachtet die Dimensionen Abdeckungsweite, Domänenumfang, Wandlungsfähigkeit und Ausrichtungsdimension in Abhängigkeit der intentionalen Dimension. So kann untersucht werden, ob die Frameworks mit gleicher Intention ähnliche Ausprägungen aufweisen und dadurch bestenfalls ein Rück18

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schluss auf die Intention eines gegebenen Frameworks, anhand potenziell gefundener Indikatoren, möglich ist. Für diese bevorstehende Untersuchung wird (außer bei der Wandlungsfähigkeit) nicht mehr zwischen k.A. und Nein differenziert, da beide ­Ausprägungen in dieser Betrachtung die gleiche Bedeutung haben. Mit anderen Worten sind nur die Ja–Aussagen relevant. Das Maximum der jeweiligen Achsen e­ ntspricht jeweils der Gesamtmenge der EA-Frameworks einer bestimmten Intention. Abbildung 7 stellt die Frameworks vom Typ Government, Militär und Wirtschaft gegenüber. Der ­Diagrammmaßstab gibt die Menge der Frameworks in einer jeweiligen Dimension und Ausprägung an, so dass ein Bezug zur Anzahl an Frameworks je Intention vorhanden bleibt. Bei Government-Frameworks zeigt die Verteilung der Abdeckungsweite ganz präzise, dass diese Frameworks räumlich verteilte Organisationen und den ­Zusammenschluss lokaler Geschäftseinheiten unterstützen, aber dafür keine lokalen Geschäftseinheiten und auch keine globalen Unternehmensnetzwerke. Frameworks vom Typ Militär zeigen dasselbe ­klare Bild. Ähnlich trifft dies für Frameworks vom Typ Wirtschaft zu, wobei sehr wenige Vertreter für den ­ Einsatz in lokalen Geschäftseinheiten oder globalen ­Unternehmensnetzwerken geeignet sind. Bei dem Blick auf den Domänenumfang ist ein ähnliches Muster auszumachen, da auch hier kein Frameworktyp-spezifisches Unterscheidungsmerkmal gegeben ist. Wie in Abbildung 8 ersichtlich, lässt sich lediglich innerhalb der Verteilung der Militär-Frameworks eine etwas stärkere Tendenz zur Strategie ­Ausprägung im Vergleich zu den übrigen Typen ­feststellen. Im Fall von Government-Frameworks werden zwar die Infrastruktur, Informationssysteme und die ­Geschäftsprozesse von fast jedem Vertreter unterstützt, jedoch lässt sich kein klares Muster hinsichtlich des Einbeziehens der Strategie erkennen. Eine Hälfte der Government-Frameworks berücksichtigt strategische Aspekte und die andere Hälfte nicht, was j­edoch kein eindeutiger Hinweis auf diesen Frameworktyp ­darstellt. Nur knapp über 50% der Frameworks vom Typ Wirtschaft verwenden die Strategie als Teil ­ihres Domänenumfangs. Nahezu gleichmäßig verteilt sich bei den Militär-Frameworks der Domänenumfang auf alle 4 NEWSolutions

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Ausprägungen Strategie, Infrastruktur, ­Informationssysteme und Geschäftsprozesse. Die Verteilung der Wandlungsfähigkeit scheint gemäß Abbildung 9 auf den ersten Blick im Zusammenhang mit der intentionalen Dimension interpretierbar zu sein. Die Militär-Frameworks zeigen eine klare Ausprägung zu keiner Angabe und unterscheiden sich dahingehend von den anderen Framework-Typen. Dieser Umstand ist mit Vorsicht zu betrachten, da detaillierte Informationen von Militär-Frameworks oft nicht zugänglich sind. Die GovernmentFrameworks tendieren dazu, keine Dynamik in puncto Wandlungsfähigkeit aufzuweisen. Obwohl die Frameworks vom Typ Wirtschaft innerhalb ihrer Verteilung am wenigsten prägnant sind und dadurch kein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal hergeben, ist eine Tendenz zur Dynamik vorhanden. Alle drei Framework-Typen z­ eigen eine starke funktionelle Ausrichtung und weisen eine sehr ­ähnliche Verteilung der strukturellen und soziokulturellen Ausrichtung auf (Abbildung 10). Jedoch sind die Wirtschafts-Frameworks im Gegensatz zu den Governmentund M ­ilitär-Frameworks zusätzlich durch eine stark infologische Ausrichtung gekennzeichnet. Die ­beiden anderen Typen unterstützen erkennbar gering die kontextuelle und infologische Ausrichtung. Die Verteilung der Ausrichtungsdimension zeigt für die Governement-Frameworks eine funktionelle und soziokulturelle Tendenz. Die kontextuelle Ausrichtung verhält sich für alle Framework-Typen ­unauffällig.

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Abbildung 7: Gemeinsame Betrachtung der Abdeckungsweite der ­Frameworks vom Typ Government, Militär und Wirtschaft

Abbildung 8: Gemeinsame Betrachtung des Domänenumfangs

Limitationen An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass nur zu sehr wenigen Frameworks ­ komplette Versionsverläufe vorliegen. Für den ­ Domänenumfang von

­dd-on-Frameworks liegt in alA len vier Bereichen der Anteil ohne Angabe bei ca. 50%, was eine genauere Interpretation schwierig ­ werden lässt. Ein Grund für diesen hohen Anteil kann dadurch erklärt werden, März 2016

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dass sich der Umfang nach dem eigenständigen Framework richtet, welches durch das Add-on ergänzt wird. Ein weiterer Punkt besteht darin, dass sich ausschließlich auf Frameworks bezogen wurde, die bereits vor dem Jahr 2010 auf dem Markt waren. Dies ist in der Verwendung von Matthes’ Untersuchungsergebnissen begründet. Es bietet sich an, die Klassifizierung mittels des ­Ordnungssystems regelmäßig fortzuführen und aktuell zu halten.

Fazit Die vorgestellte Klassifizierung nach dem in Teil 1 vorgestellten ­Ordnungssystem erlaubt eine umfangreiche Betrachtung der ­einzelnen Frameworks. Somit kann das Ergebnis dieses Artikels dabei helfen, leichter zu Entscheidungen bei der FrameworkAuswahl zu gelangen. Gerade in dem ­Hinblick auf die sehr unübersichtliche EA-Framework-Landschaft ist eine ­ Klassifizierung von Nutzen. Liefert Matthes’ Arbeit sehr detailreiche Beschreibungen der Funktionsumfänge der Frameworks, kann hier durch die Nutzung eines einheitlichen Ordnungssystems, in das ein jedes Framework einsortiert wurde, ein integrierter und ­komprimierter Überblick ermöglicht werden. ­Dieser Überblick ist insbesondere zu Beginn des Entscheidungsprozesses ein sehr sinnvoller Einstieg, da zeitsparend möglichst viele ­Informationen zugänglich ­gemacht ­werden. Als Ergebnis der ­integrierten ­Betrachtung lässt sich feststellen, dass unabhängig von der Intention, die Aufgabenbereiche und Funktionsum­ fänge von E ­ A-Frameworks sehr ähnlich sind. Ein möglicher nächster Schritt ­besteht in einem darauf ­aufbauenden Beitrag, der die einzelnen Frameworks in praktischen ­Einsatzszenarien untersucht. t 20

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Abbildung 9: Gemeinsame Betrachtung der Wandlungsfähigkeit

Abbildung 10: Gemeinsame Betrachtung der Ausrichtungsdimension

Literatur

Heuser, L., Lacher, S., & Perlmann, S. (2007). Flexible Prozessgestaltung als Basis innovativer Geschätsmodelle - von der Service-Orientierten Architektur zur Vision des Business Webs. Wirtschaftsinformatik Proceedings 2007, Paper 4. Kollmann, T., & Häsel, M. (2007). Web 2.0 - Trends und Technologien im Kontext der Net Economy (1 Ausg.). Wiesbaden. Magoulas, T., Hadzic, A., Saarikko, T., & Pessi, K. (2012). Alignment in Enterprise Architecture: A Comparative Analysis of Four Architectural Approaches. Electronic Journal Information Systems Evaluation , 15 (1), S. 88-101. Matthes, D. (2011). Enterprise Architecture Frameworks Kompendium. Springer Verlag.

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