Die neue Patientenschulung Fibromyalgie‐Syndrom Ergebnisse eines multizentrischen RCT Gunda Musekamp & Andrea Reusch
Rehabilitationswissenschaftliches Seminar Würzburg, 26.10.2016
Fibromyalgie‐Syndrom (FMS) „Faser‐Muskel‐Schmerz“
ICD‐10 M79.9
Prävalenz: 1‐3 % DGRh 90 % Frauen Beginn Ende 20. LJ multiple Symptome
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Symptomhäufigkeiten Kopfschmerzen, Migräne Depressive Stimmung, Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, verminderte Leistungsfähigkeit Schlafstörungen Schmerzen 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90 100
Angaben nach DGRh
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1.803 Rehabilitandinnen (94% w.) Aufnahmestatus stat. Rehabilitation IRES‐Werte: 90% extrem auffällig
bei Entlassung starke Verbesserung (SRM = 1,07) aber immer noch 35% extrem auffällige Werte
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Leitlinien: multimodale Behandlung AWMF 2012; Burckhardt et al., 2005; Carville et al., 2008
Verhaltenstherapie Tiefenpsychologische PT Analytische PT
Krankheitsakzeptanz Schmerz‐ und Stressbewältigung Bewegung und Schlafhygiene Selbstmanagement Kommunikation mit Behandlern und Anderen
Psychotherapie
Entspannung
‐Schulung
Medikamente
PMR Autogenes Training
Antidepressiva ‐ Amitriptilin ‐ (ggf. andere Duloxetin, Pregabalin,…)
körperliches Training
Funktion, Ausdauer, Kraft, meditative Bewegungstherapien Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg
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Evidenz multimodale Therapie Metaanalyse: Häuser et al 2009 Effekte auf Symptome, Selbstwirksamkeitserwartung und Fitness
Effektivität einzelner Behandlungskomponenten unsicher Review & Metaanalyse: Busse et al 2013
Psychologische Behandlung, z. T. Patientenschulungen Metaanalyse: Glombiewski et al 2010 Reviews: Bernardy et al 2013, Lami et al 2013 kleine Effekte, weiterer Forschungsbedarf
Selbstmanagementprogramme und Schulungen zahlreiche Einzelstudien, heterogene Interventionen Effekte heterogen, Interpretation unklar
deutschsprachige Patientenschulung Wirksamkeitsstudie: Lange et al 2011 keine Effekte zwischen kognitiv‐behavioraler und informativer Schulung in stat. Rehabilitation Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg
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Leitlinie Fibromyalgie 2012 AWMF
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Schulungsprogramm Fibromyalgie
Projekt 2013‐2015 Reha‐Zentrum Bad Eilsen Schulungsprogramm für Patienten mit Fibromyalgie Arbeitskreis Patientenschulung der DGRh Deutsche Rheuma‐Liga Bundesverband e.V. Merck Pharma GmbH
1998, überarbeitet 2006 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg
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Überarbeitung und Weiterentwicklung FIRE‐NET Gruppe Vertreter von psychosomatischer und somatischer Versorgung Sichtung bisheriger Programme S3‐Leitlinie, AWMF 2012 Neues zu Diagnostik und Therapie
Bedarf der Betroffenen Fokusgruppen
patientenorientierte Didaktik Zentrum Patientenschulung
Selbstmanagementansatz
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Die neue Fibromyalgie‐Schulung
Aufbau multidisziplinäre Schulung in geschlossenen Kleingruppen (max. 12 TN) Patientenschulung, Module à 90 Min.
Leitung
Modul 0: Einführung und Vorbesprechung (optional)
Arzt / Psychologe
Modul 1: Das Fibromyalgie‐Syndrom – Was bedeutet das?
Arzt
Modul 2: Wie wird das Fibromyalgie‐Syndrom behandelt?
Arzt
Modul 3: Dem Schmerz begegnen!
Psychologe
Modul 4: Mir tut alles weh! – Warum also Bewegung?
Bewegungstherapeut
Modul 5: Mir wächst alles über den Kopf!
Psychologe
Modul 6: Gestärkt in den Alltag!
Psychologe
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Modul 1
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Modul 2
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Modul 3
Entspannungsübung
Zitronenübung Baum am Strand Progressive Muskel‐ Relaxation Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg
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Modul 4
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Handlungs‐ und Bewältigungsplan
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Modul 5
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Modul 5
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Modul 6
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Fakultative Bausteine
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FimS Evaluationsstudie Förderer: Deutsche Rentenversicherung Bund Laufzeit: Januar 2014 ‐ Juni 2017 Kooperationskliniken: Reha‐Zentrum Bad Eilsen (Dr. Ehlebracht‐König, Dr. Polnau) RehaKlinikum Bad Säckingen GmbH (Dr. Lühr, Dr. Schlittenhardt) Reha‐Zentrum Bad Aibling, Klinik Wendelstein (Dr. Höfter, Dr. Tomiak)
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Fragestellung Ist die neue Patientenschulung der Standardbehandlung überlegen? Primäre Outcomes: Wissen (Reha‐Ende) Selbstmanagementkompetenz (6 Monate)
Nebenfragen: Gibt es Moderatoren des Schulungserfolgs? Wie ist die Akzeptanz und Zufriedenheit der Schulungsleiter? Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg
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Design multizentrische clusterrandomisierte Studie in drei Reha‐Kliniken Reha‐Zentrum Bad Eilsen Dr. Inge Ehlebracht‐König
• Cluster = Gruppen von Patientinnen, die gemeinsam anreisen • geplant: n = 566 Teilnehmer IG: neue Patientenschulung
RehaKlinikum Bad Säckingen GmbH
KG: Standardbehandlung
Dr. Daniel Schlittenhardt
t1: Reha‐ Beginn
Reha‐Zentrum Bad Aibling, Klinik Wendelstein • Dr. Alex Höfter
t2: Reha‐ Ende
t3: nach 6 Monaten
t4: nach 12 Monaten
Rekrutierung: Okt. 2014 – Nov. 2015 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg
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Teilnehmer Einschluss: erwachsene PatientInnen mit Fibromyalgie‐Syndrom (ICD‐10: M79.9) Ausschluss unzureichende Deutschkenntnisse schwerwiegende psychiatrische Komorbidität kognitive Beeinträchtigung schwerwiegende Beeinträchtigung des Seh‐ oder Hörvermögens
Aufnahme im zweiwöchigen Rhythmus Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg
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Kontrollgruppe geplant
tatsächlich
• „Paket aus der bisherigen Standardbehandlung“ • Inhalt und Umfang ähnlich zur Interventionsgruppe • vor allem Frontalvorträge und schriftliches Material • abgestimmt zwischen den drei Kliniken
• „Standardbehandlung“ der jeweiligen Klinik, aber: • Inhalt, Umfang sowie Methoden je nach Klinik unterschiedlich
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Kontrollgruppe „Standardbehandlung“ der jeweiligen Klinik Klinik 1 • bisherige Patientenschulung mit 5 Modulen à 90 Min. • Inhalte: Krankheits‐ und Behandlungsinformation, Umgang mit Schmerzen und Stress, Bewegungstherapie
Klinik 2 • Schmerzgruppe mit 4 Modulen à 90 Min. • Inhalte: Informationen über Schmerz, Umgang mit Schmerz, Alltagstransfer • zusätzlich: Flyer mit Informationen über FMS
Klinik 3 • 3 ärztliche Vorträge je 60 Min. zu den Themen: chronische Schmerzen, FMS, Stress • ggf. Stressgruppe oder Schmerzgruppe (je 4 x 45 Min.) oder Autogenes Training
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Zielgrößen
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Entwicklungsbedarf in der Rheumatologie
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Neu entwickelte Fragebögen spezifischer Wissenstest
Krankheits‐ akzeptanz
Krankheits‐ kommunikation
Pretest an n = 91 Rehabilitanden (Reha‐Beginn)
Ausschluss zu „leichter“ (>.65) und missverständlicher Items 25 Items
Explorative Faktorenanalyse, Ausschluss von Items, die nicht erwartungskonform oder zu niedrig laden 4 Items
4 Items
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Wissenstest ‐ 25 Fragen
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Selbsteingeschätztes Wissen
entnommen aus PACED‐Studie (Reusch et al., 2016) Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg
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Krankheitskommunikation und ‐akzeptanz
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Übersicht verwendeter Instrumente Outcome Primäre proximale Outcomes Erkrankungs‐ und behandlungsbezogenes Wissen Subjektive Selbstmanagementkompetenz
Instrument
selbst entwickelter Fragebogen Health education impact Questionnaire heiQ, Skalen Erwerb von Fertigkeiten und Handlungsstrategien, Selbstüberwachung und Krankheitsverständnis
Sekundäre proximale Outcomes Behandlungszufriedenheit
Fragebogen zur Erfassung der Schulungszufriedenheit
schmerzbezogene Rheuma‐Kontroll‐Skala Kontrollüberzeugung Krankheitsakzeptanz und selbst entwickelter Fragebogen ‐kommunikation Verhaltensdeterminanten für HAPA‐Items körperliche Aktivität / Entspannung Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg
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Übersicht verwendeter Instrumente Outcome Sekundäre distale Outcomes
Instrument
Verhalten Godin‐Fragebogen zur Bewegung in der Freizeit Gesundheitsförderndes Verhalten, Aktiver Lebensstil
Interaktion im Gesundheitssystem
Entspannungsindex heiQ, Skalen Aktive Beteiligung am Leben, Gesundheitsfördernde Aktivitäten heiQ, Skala Kooperation und Zurechtfinden im Gesundheitswesen
Gesundheitliche Beeinträchtigung
Fibromyalgia Impact Questionnaire FIQ‐G
Psychische Belastung
Patient Health Questionnaire PHQ‐4
Teilhabe
Fibromyalgia Participation Questionnaire FPQ
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Auswertungsmethoden Vorbereitung Analyse fehlender Werte multiple Imputation Nonresponder‐ und Dropout‐Analysen Prüfung, ob Klinik = Moderator
Hierarchische lineare Modelle Mehrebenen‐Regressionsanalyse unter Einbezug der Ausgangswerte
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Rekrutierungsverlauf Eingeschlossene Patienten (n = 666) Kein Einverständnis: n = 55 Einverständnis – Zuweisung zu Cluster (n = 611, 92%) – Randomisierung Kontrollgruppe n = 295 / 40 Cluster
Interventionsgruppe n = 316 / 40 Cluster
n = 14
n = 14 t1: n = 583
t1: n = 281
Ausschluss: kein FB t1
t1: n = 302
Klinik 1: n = 302, Klinik 2: n = 137, Klinik 3: n = 144 n = 37
n = 29 t2: n = 252
t2: n = 517 (89%)
t2: n = 265 Dropout t3
n = 58
n = 57 t3: n = 224
Dropout t2
t3: n = 468 (80%)
t3: n = 244
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Stichprobe Gesamt
KG
IG
Teilnehmer n
583
281
302
Lebensalter M (SD)
51.6 (8.1)
51.7 (8.1)
51.5 (7.2)
Frauen %
94
95
93
In Partnerschaft lebend %
76
77
76
Angestellte %
71
72
71
Erwerbstätige %
73
72
74
Schwerbehindertenausweis %
30
27
33
AU‐Tage 6 Monate M (SD) *
33.3 (54.4)
31.8 (52.5)
34.7 (56.2)
ACR: Widespread Pain Index M (SD)
12.1 (3.9)
12.2 (3.8)
12.0 (3.9)
ACR: Symptom Severity M (SD)
8.6 (1.9)
8.6 (1.8)
8.6 (2.0)
Jahre seit Erstdiagnosestellung M (SD)
5.5 (6.2)
5.6 (6.0)
5.4 (6.3)
*
n = 425 Erwerbstätige Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg
40
Wirksamkeit Reha‐Ende
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41
25
Wissen
20
Summenwert Wissen d = .45*
15
10
5
Interventionsgruppe Kontrollgruppe
0
Reha-Beginn
Reha-Ende
n = 517; * p