Der Arbeitsmarkt in der Region Donautal

EUROPÄISCHE UNION Europäischer Sozialfonds Innovative Maßnahmen nach Artikel 6 Alternsgerechtes Arbeiten in innovativen Regionen Arbeitspapier 2: D...
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EUROPÄISCHE UNION Europäischer Sozialfonds Innovative Maßnahmen nach Artikel 6

Alternsgerechtes Arbeiten in innovativen Regionen

Arbeitspapier 2:

Der Arbeitsmarkt in der Region Donautal Dr. Ralph Conrads Andreas Ebert Dr. Andreas Huber Dipl.-Geogr. Bernhard Kräußlich Jochen Kundinger Donau-Ries

INIFES Stadtbergen, 2006

Dillingen a.d.Donau

Günzburg

Die vorliegende Ausarbeitung entstammt dem am INIFES-Institut in Stadtbergen bei Augsburg bearbeiteten Projekt „Smart Region – Alternsgerechtes Arbeiten in innovativen Regionen“. Das Projekt wird von der EU gefördert (Innovative Maßnahmen gemäß Artikel 6 ESF) und von der Hans Böckler Stiftung kofinanziert. Die Projektkoordination liegt bei der Deutschen Rentenversicherung Bund. Neben INIFES sind an dem Projektverbund auch CEDEP, Universidade Autonoma Lisboa, die ÖSB Consulting, Wien sowie das Institut SÖSTRA in Berlin beteiligt. Jedes Institut konzentriert sich dabei auf zwei Regionen. Für INIFES sind dies in Bayern der Arbeitsagenturbezirk Weilheim (Kreise WM-SOG, GAP, LL) sowie der nordschwäbische Donauraum (Kreise GZ, DLG, DON). Weitere Informationen zu diesem Gestaltungs- und Forschungsprojekt finden sich unter www.smartregion.net. Das Projektteam von INIFES freut sich über die Kooperation mit den Akteuren im Agenturbezirk Weilheim bei diesem Arbeitspapier. Die Verfasser bedanken sich bei der Hans Böckler Stiftung, dass Zwischenergebnisse aus ihrem Kofinanzierungsprojekt für diese Veröffentlichung genutzt und so in laufende Diskussionsprozesse eingespeist werden können. Die demographischen Herausforderungen sind so vielfältig und komplex und betreffen alle Akteure in der Gesellschaft, dass die wissenschaftlichen Befunde nicht „im stillen Kämmerlein“ verbleiben dürfen. In diesem Sinne gehören Transferaktivitäten wie das vorliegende Papier zu den zentralen Aufgaben des Projekts Smart Region. Nur auf der Basis eines breiten gesellschaftlichen Dialogs und fundierter Informationen können die Risiken beherrscht und die Chancen genutzt werden, die in den demographischen Veränderungen liegen. Im Verlaufe des Jahres 2006 sind noch mehrere Arbeitspapiere geplant, die sich mit verschiedenen Aspekten des Themas „Alternsgerechtes Arbeiten“ in der Region Donautal beschäftigen. Für Rückfragen: Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie, INIFES gGmbH Haldenweg 23, 86391 Stadtbergen Tel.: 0821-431053; Fax: 0821-432531 Mail: [email protected]; Internet: www.inifes.de

1. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung 1.1 Beschäftigungsentwicklung in der Region Die Landkreise der Region Donautal weisen in der ersten Hälfte der 90er Jahre ein überdurchschnittliches Beschäftigtenwachstum auf. Während die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bayern zwischen 1992 und 1997 kontinuierlich zurückging, betrug der Zuwachs in den Landkreisen Dillingen und Günzburg bis 1996 etwa 5 Prozent. Im Kreis Donau-Ries blieb die Beschäftigtenzahl zwischen 1991 und 1998 relativ konstant. Auch in den folgenden Jahren zeigt die Beschäftigungsentwicklung in der Region einige Besonderheiten. Die beiden Landkreise Donau-Ries und Günzburg folgten zwischen 1998 und 2002 dem bayerischen Trend eines deutlichen Beschäftigungszuwachses. Dillingen weist dagegen eine eher untypische Entwicklung auf: Nach einem kurzen schwachen Aufschwung in den Jahren 1997 bis 1999 stagnierte die Beschäftigtenzahl und nahm ab 2001 stark ab (vgl. Darstellung 1). Darstellung 1: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 1991 bis 2004 (1991=100) 110

105

100

Donau-Ries Günzburg

95

Dillingen Bayern

90

85

80 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit

Für die drei Landkreise der Region Donautal gilt somit wie auch für den Regierungsbezirk Schwaben insgesamt, dass die Beschäftigungsentwicklung in der ersten Hälfte 1

der 90er Jahre deutlich über dem bayerischen Durchschnitt lag (vgl. Jung, Weber 2002). In der zweiten Hälfte der 90er Jahre ließ die Beschäftigungsdynamik nach und verlief im Vergleich zu Bayern unterdurchschnittlich; dies gilt in besonderem Maße für den Kreis Dillingen.

1.2 Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen Im Landkreis Dillingen konnten die Beschäftigungsverluste des Produzierenden Gewerbes – abgesehen von der kleinen Wachstumsdelle 1996/97 – von den Zugewinnen des Dienstleistungssektors mehr als kompensiert werden. Nach 2001 führte jedoch die stagnierende Dienstleistungsbeschäftigung in Verbindung mit der Beschleunigung des Beschäftigungsabbaus im sekundären Sektor zu einem Einbruch der Zahl der Beschäftigten: innerhalb der Jahre zwischen 2001 und 2004 nahm die Beschäftigung um etwa 1.300 Personen (-5 Prozent) ab. In Günzburg war ebenso eine Abnahme der Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter zu beobachten, allerdings verlief die Abnahme weniger stark als im bayerischen Durchschnitt. Anlass zu Sorge gibt hier allerdings, dass sich der Beschäftigtenabbau im Produzierenden Gewerbe im Kreis Günzburg in den letzten beiden Jahren dramatisch beschleunigt hat (vgl. Darstellung 2). Der Kreis Donau-Ries zeigt eine auffällige, im bayerischen Vergleich untypische Entwicklung der Beschäftigtenzahl im Produzierenden Gewerbe. Abgesehen von kleineren konjunkturellen Schwankungen blieb die Beschäftigung im sekundären Sektor im Zeitraum 1991 bis 2004 konstant.

2

Darstellung 2: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe 1991 bis 2004 (1991=100) 110 105 100 95

Donau-Ries

90

Günzburg

85

Dillingen

80

Bayern

75 70 65 60 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Gemeindedaten, versch. Jg.

Alle drei Landkreise der Region weisen zwischen 1991 und 2004 eine steigende Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung im Dienstleistungssektor auf. Die stärkste Zunahme ist im Kreis Dillingen zu beobachten (+42 Prozent), auch in Günzburg verläuft die Entwicklung deutlich überdurchschnittlich (+31 Prozent), Donau-Ries liegt dagegen mit einer Zunahme von +24 Prozent nur leicht über dem bayerischen Durchschnitt von +21 Prozent (vgl. Darstellung 3). Darstellung 3: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Dienstleistungssektor 1991 bis 2004 (1991=100) 150 140 130 120

Dillingen

110

Günzburg

100

Donau-Ries Bayern

90 80 70 60 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Gemeindedaten, versch. Jg.

3

Aufgrund der Beschäftigungsentwicklung in den Wirtschaftssektoren haben sich – wie in Deutschland insgesamt – die Anteile an der Gesamtbeschäftigung verändert. Dabei verlief die Entwicklung in den Landkreisen der Region auf unterschiedlichem Niveau und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Alle drei Kreise wiesen im Jahr 2004 einen überdurchschnittlichen Anteil sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung im Produzierenden Gewerbe auf. Am stärksten ist dieser Wirtschaftszweig mit 53,5 Prozent im Landkreis Donau-Ries ausgeprägt, aber auch in Dillingen (48,2 Prozent) und Günzburg (42,3 Prozent) liegt der Anteil über dem bayerischen Durchschnitt von 37,9 Prozent. Dabei nahm der Anteil des Produzierenden Gewerbes in der Region zwischen 1991 und 2004 ab. In Günzburg und Dillingen verlief dieser wirtschaftsstrukturelle Wandel schneller als in Bayern, so dass man von einer „nachholenden Entwicklung“ sprechen kann. Dagegen nahm der Anteil des Produzierenden Sektors im Kreis Donau-Ries (-4 Prozentpunkte) weniger stark ab, was darauf zurückzuführen ist, dass die Zahl der Beschäftigten im Produzierenden Sektor im Zeitraum 1991 bis 2004 relativ konstant blieb. Auffällig ist weiterhin der im Jahr 1991 noch vergleichsweise hohe Anteil der Landwirtschaft an der Beschäftigung in den beiden Kreisen Donau-Ries (3,9 Prozent) und Dillingen (2,4 Prozent). Bis 2004 nahm der Beschäftigtenanteil dieses Wirtschaftszweiges insbesondere im Kreis Donau-Ries stark ab. Auch wenn die absolute Zahl der Beschäftigten im primären Sektor weit weniger ins Gewicht fällt als im Produktions- oder im Dienstleistungssektor, so sind hier doch zwischen 1991 und 2004 deutlich Beschäftigungsverluste zu verzeichnen.

4

Darstellung 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren 1991 und 2004 (Angaben in Prozent) Bayern 1991

2004

1,0 50,4

0,8

48,6

37,9 61,3

Donau-Ries 1991

2004

1,1

3,9 38,5

45,4

53,5

57,6

Günzburg 1991

2004

1,2 43,8

0,8 55,0

42,3

54,6

Dillingen a.d. Donau 2004

1991

35,8

2,4

1,7 61,8

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

50,1

Produzierendes Gewerbe

48,2

Dienstleistungen

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Gemeindedaten, versch. Jg.

5

Darstellung 5 zeigt die Beschäftigtenanteile differenziert nach Wirtschaftszweigen. Das Verarbeitende Gewerbe weist vor allem in Donau-Ries, aber auch in Dillingen einen hohen Anteil an der Gesamtbeschäftigung auf. In Günzburg liegt dieser Anteil mit 33 Prozent nur leicht über dem bayerischen Durchschnitt, dagegen sind hier vergleichsweise viele Beschäftigte im Baugewerbe tätig. Dienstleistungsbranchen sind, wie gezeigt wurde, in allen drei Landkreisen unterdurchschnittlich vertreten. Auffällig ist vor allem der niedrige Beschäftigtenanteil des Grundstücks- und Wohnungswesens, das charakteristisch hohe Anteile eher in Großstädten und Ballungsräumen aufweist. In ähnlichem Maße gilt dies auch für das Kredit- und Versicherungsgewerbe. Aber auch das Gastgewerbe und die Branche Verkehr/Nachrichtenübermittlung sind in den Landkreisen der Region im Vergleich zu Bayern unterrepräsentiert (vgl. Darstellung

5).

Der

Beschäftigtenanteil

des

Bereichs

Erziehung,

Unter-

richt/Gesundheits- und Sozialwesen fällt in den drei Landkreisen sehr unterschiedlich aus, was in erster Linie auf das Gesundheitswesen zurückzuführen ist: Mit 17 Prozent weist der Landkreis Günzburg in dieser Branche aufgrund der zahlreichen Krankenhäuser und Gesundheitsbildungseinrichtungen (vgl. Hilpert u.a. 2005) den höchsten Wert in der Region auf. Im Landkreis Donau-Ries liegt der Anteil dagegen deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt. Darstellung 5: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen am 30.06.2004 (Angaben in Prozent) 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0

Bayern Dillingen a.d.Donau (Lkr) Günzburg (Lkr)

Erzieh.u.Unterr., Ges.-,Vet.-u.Soz.wes.

Öff.Verwalt.,Verteid.u. Sozialvers.,Exterr.

Grundst.- u.Wohnungswes., Verm.u.Erbr.v.Dstl.

Kreditinstitute und Versicherungsgewerbe

Verkehr und Nachrichtenübermittlung

Gastgewerbe

Handel, Inst.setz. u.Rep.v.KFZ u.Gebrauchsguet.

Baugewerbe

Verarbeitendes Gewerbe

Donau-Ries (Lkr)

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

6

Die größten Industriezweige im Agenturbezirk Donauwörth1 sind der Maschinenbau (6.161 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte), das Ernährungsgewerbe (3.952) und der Sonstige Fahrzeugbau (4.483 Beschäftigte). Der letztgenannte Wirtschaftszweig, der den Bereich des Luftfahrzeugbaus einschließt, zeigt dabei eine besondere Spezialisierung. Zum 30.6.2004 waren im Agenturbezirk Donauwörth 6,3 Prozent aller Beschäftigten in dieser Branche tätig, während dieser Anteil in Bayern nur 0,6 Prozent betrug. Überdurchschnittlich vertreten sind auch das Holzgewerbe (247)2, die Druckindustrie (244), die Textil- und Bekleidungsindustrie (218), die Metallindustrie (187), das Ernährungsgewerbe (182) sowie der Maschinenbau (181). Eine deutliche Zunahme der Beschäftigten zeigt sich insbesondere in der Branche des Luftfahrzeugbaus (+63 Prozent, von 2.757 auf 4.483 Beschäftigte).

1.3 Betriebsgrößen Der Verteilung der Beschäftigten auf die Betriebsgrößen zeigt in den drei Landkreisen ein sehr unterschiedliches Bild. Der Landkreis Dillingen weist eine eher kleinund mittelbetriebliche Struktur auf: Der Anteil der Beschäftigten in Betrieben mit 100 und mehr Beschäftigten ist mit etwa 40 Prozent niedriger als im bayerischen Durchschnitt (47 Prozent). Im Landkreis Günzburg liegt die Verteilung der Betriebsgrößen in etwa im bayerischen Durchschnitt, wobei allerdings Großbetriebe mit 500 und mehr Beschäftigten unterrepräsentiert sind und der Schwerpunkt unter den größeren Betrieben bei denjenigen mit zwischen 200 und 499 Beschäftigten liegt. Im Landkreis Donau-Ries sticht dagegen vor allem der hohe Anteil der Großbetriebe heraus. Dies ist in erster Linie auf das Werk des Luftfahrzeugherstellers Eurocopter im Landkreis zurückzuführen, das mit – je nach Angabe – zwischen 4.000 und 5.000 Beschäftigten mehr als 10 Prozent der Beschäftigung im Landkreis Donau-Ries ausmacht.

1

2

Der Agenturbezirk Donauwörth umfasst die beiden Landkreise Donau-Ries und Dillingen und schließt somit nicht die komplette hier untersuchte Region ein. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit können jedoch einige Ergebnisse nur auf der Ebene des Agenturbezirks dargestellt werden. Die Maßzahl gibt die Bedeutung der jeweiligen Branche im Vergleich zum bayerischen Durchschnitt an. Ein dem bayerischen Durchschnitt entsprechender Anteil an der Gesamtbeschäftigung ergibt den Wert 100, ein doppelt so hoher Anteil den Wert 200 usw.

7

Darstellung 6: Betriebsgrößenstruktur in den Landkreisen der Region Donautal und in Bayern nach Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Angaben in Prozent), 30.6.2004 100,0 90,0 80,0

14,6

16,5

70,0

17,0

25,4

500 und mehr

18,5 14,4

9,3 60,0 50,0 40,0 30,0

23,8

12,9

10,4

12,8

12,9 10,6

10,7

9,0

11,2

13,1

13,6

13,3

9,8

9,9

9,8

10,1

8,3

9,1

9,0

10,5

9,8

8,1

9,5

Lkr Dillingen a.d.Donau

Lkr Günzburg

Lkr Donau-Ries

Bayern

15,1 11,1

20,0 10,0 0,0

200-499 B. 100-199 B. 50 - 99 B. 20 - 49 B. 10 - 19 B. 5-9 B. 1-4 B.

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

1.4 Qualifikation der Beschäftigten Die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen nach Qualifikationsgruppen zeigt – wie auch in Deutschland insgesamt – in der Region einen Trend zur Höherqualifizierung. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung nahm zwischen 1994 und 2004 in allen drei Landkreisen ab. Dabei verlief die Entwicklung in den drei Landkreisen und in Bayern sehr ähnlich: In Dillingen und in Donau-Ries ging die Beschäftigtenzahl der gering Qualifizierten wie in Bayern um 22 Prozent zurück, im Kreis Günzburg war die Abnahme etwas weniger stark (-19 Prozent). Die Zahl der Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung entwickelte sich dagegen in den drei Landkreisen unterschiedlich. Im Landkreis Dillingen sank die Zahl der Beschäftigten mit Berufsausbildung nach einem zwischenzeitlichen Anstieg im Zeitraum 1996 bis 1999 (+2 Prozent) in den folgenden Jahren wieder und lag, wie in Bayern, im Jahr 2004 niedriger als noch 1994. Dagegen weisen Donau-Ries und Günzburg zwischen 1994 und 2004 eine Zunahme der Zahl der Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung auf. 8

Darstellung 7: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Qualifikationsgruppen (1994=100) ohne abgeschlossene Berufsausbildung 110 105 100 95

Günzburg Dillingen a.d. Donau

90

Bayern

85

Donau-Ries

80 75 70 1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

mit abgeschlossener Berufsausbildung 120 115 110

Donau-Ries Günzburg

105

Dillingen a.d. Donau Bayern

100 95 90 1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

mit Abschluss einer höheren Fachschule/FH/Hochschule 220 200 180 Donau-Ries

160

Bayern Dillingen a.d. Donau

140

Günzburg

120 100 80 1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

9

Bei den Beschäftigten mit Fachschul- oder (Fach-)Hochschulabschluss fällt vor allem die starke Zunahme im Landkreis Donau-Ries auf. Im Gegensatz zu Günzburg und Dillingen, in denen eine mit jeweils etwa +30 Prozent im Vergleich zu Bayern (+40 Prozent) unterdurchschnittliche Zunahme in dieser Qualifikationsgruppe zu beobachten war, hat sich die Zahl der höherqualifizierten Beschäftigten in Donau-Ries zwischen 1994 und 2004 von 1.292 auf 2.647 Personen mehr als verdoppelt (+105 Prozent). Dabei liegt die Vermutung nahe, dass sich diese Entwicklung vor allem durch die Beschäftigungsentwicklung bei Eurocopter erklären lässt. Denn die Beschäftigtenzahlen für den Agenturbezirk Donauwörth zeigen zwischen 1999 und 2004 eine starke Zunahme in der Branche des Luftfahrzeugbaus (+63 Prozent, von 2.757 auf 4.483 Beschäftigte), wovon wohl ein Großteil im Bereich der höherqualifizierten Beschäftigten stattgefunden hat. Im Jahr 2004 lag der Anteil der Beschäftigten mit (Fach-)Hochschulabschluss in der Region unter dem bayerischen Durchschnitt. Trotz des starken Beschäftigungswachstums dieser Qualifikationsgruppe gilt dies auch für den Landkreis Donau-Ries. Vor allem Uni-Absolventen sind in Dillingen (2,2 Prozent), Günzburg (2,7 Prozent) und Donau-Ries (3,0 Prozent) im Vergleich zu Bayern (6,5 Prozent) deutlich unterrepräsentiert (vgl. Darstellung 8). Darstellung 8: Qualifikationsstruktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am 30.6.2004 in Prozent 80 70 60 50

Dillingen a. d. Donau Günzburg

40

Donau-Ries Bayern

30 20 10 0 ohne abgeschlossene Berufsausbildung

mit betriebl./schul. Berufsausbildung

mit FH-Abschluss

mit UNI-Abschluss

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

10

Alle drei Landkreise weisen einen Anteil der Beschäftigten mit betrieblicher/schulischer Berufsausbildung auf, der über dem bayerischen Durchschnitt liegt. Die höheren Werte von Dillingen, Günzburg und besonders Donau-Ries im Vergleich zu Bayern resultieren vor allem aus der stärker durch den Produzierenden Sektor geprägten Wirtschaftsstruktur der Region. Auch die Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung machen in der Region einen höheren Anteil an der Gesamtbeschäftigung aus als in Bayern. Deutlich überdurchschnittliche Anteile sind dabei in Dillingen und in Günzburg zu beobachten, während Donau-Ries mit 16,2 Prozent nur leicht über dem bayerischen Durchschnitt (15,6 Prozent) liegt. Darstellung 9 zeigt – bezogen auf den Agenturbezirk Donauwörth – dass der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung in den höheren Altersgruppen über dem bayerischen Durchschnitt liegt. Vor allem unter den über 50Jährigen sind die Geringqualifizierten im Agenturbezirk Donauwörth stärker vertreten als in Bayern. Bei den jüngeren Altersgruppen liegen die Anteile dagegen etwa im bayerischen Durchschnitt (vgl. Darstellung 9). Darstellung 9: Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung nach Altersgruppen am 30.6.2003 (in Prozent der jeweiligen Altersgruppe) 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0

Agenturbezirk Donauwörth

in sg es am t

4 üb er 6

60 -6 4

55 -5 9

50 -5 4

45 -4 9

40 -4 4

35 -3 9

30 -3 4

25 -2 9

20 -2 4

15 -1 9

0,0

Bayern

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit

11

Dabei ist die Qualifikationssituation bei den jüngeren Beschäftigten vor allem auch auf die relativ bessere Situation am Ausbildungsmarkt in der Region Donautal in den Jahren 2000 bis 2002 zurückzuführen: In diesem Zeitraum lag die AngebotsNachfrage-Relation3 am Ausbildungsmarkt im Agenturbezirk Donauwörth zwischen 106,2 und 107,0. Allerdings war in den folgenden Jahren eine deutliche Verschlechterung der Ausbildungssituation festzustellen, so dass sich die Angebots-NachfrageRelation sich zum Ende des Ausbildungsjahres 2003/2004 im Agenturbezirk Donauwörth mit 91,0 (im Vorjahr noch 100,2) schlechter darstellte als in Bayern (97,7) und in Deutschland (95,0). Darstellung 10: Angebots-Nachfrage-Relation am Ausbildungsmarkt im Agenturbezirk Donauwörth und Bayern 1994 bis 2004 120,0 115,0 110,0 105,0

AA Donauwörth Bayern

100,0 95,0 90,0 85,0 1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit.

Entgegen der Entwicklung in den beiden anderen Landkreisen der Region und in Bayern insgesamt, war im Landkreis Donau-Ries zwischen 1994 und 2004 eine Zunahme des Anteils der Männer an den Beschäftigten zu beobachten. Mit 58,4 Prozent ist er in Donau-Ries höher als im bayerischen Durchschnitt, was eine Folge der großen Bedeutung des Produzierenden Gewerbes ist. Zwar nahm zwischen 1994 und 2004 in Donau-Ries auch die Zahl der beschäftigten Frauen zu (um 5 Prozent), jedoch fiel die Beschäftigtenzunahme der Männer in diesem Zeitraum höher aus (+9 Prozent).

3

Die Angebots-Nachfrage-Relation ist das Verhältnis zwischen Gesamtangebot an Ausbildungsplätzen (Ausbildungsverträge und unbesetzte Stellen) und der Gesamtnachfrage (Ausbildungsverträge und nicht vermittelte Bewerber)

12

Dagegen stieg in den Landkreisen Dillingen und Günzburg zwischen 1999 und 2004 der Anteil der Frauen an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Dies ist zum einen auf die zunehmende Erwerbsbeteiligung der Frauen zurückzuführen, zum anderen ist dies auch eine Folge des Beschäftigungsabbaus im Produzierenden Gewerbe, von dem überwiegend Männer betroffen waren. Zudem ging der zunehmende Anteil der weiblichen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu einem großen Teil mit einer Zunahme der Teilzeitbeschäftigung einher. Darstellung 11: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Geschlecht (Angaben in Prozent) 100 90 80

43,3

42,9

45,8

43,1

43,1

43,6

42,5

41,9

41,6

43,7

43,7

44,6

56,7

57,1

54,2

56,9

56,9

56,4

57,5

58,1

58,4

56,3

56,3

55,4

1994

1999

2004

1994

1999

2004

1994

1999

2004

1994

1999

2004

70 60 50 40 30 20 10 0 Lkr Dillingen

Lkr Günzburg

männlich

Lkr Donau-Ries

Bayern

weiblich

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

Mit der Zunahme der Beschäftigung im Dienstleistungssektor in den letzten Jahren war in der Region auch ein Anstieg der Teilzeitbeschäftigung verbunden. Zwischen 1995 und 2004 stieg der Anteil der in Teilzeit Beschäftigten an der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Damit liegt der Anteil an Teilzeitbeschäftigung im Landkreis Dillingen a.d. Donau (18,2 Prozent) sowie im Landkreis Günzburg (17,3 Prozent) heute über dem bayerischen Durchschnitt (16,3 Prozent). Aufgrund seiner produktionsorientierten Berufsstruktur verbleibt der Landkreis Donau-Ries mit 14,4 Prozent im Jahr 2004 auf einem niedrigen Niveau der Teilzeitbeschäftigung. Nach Geschlechtern differenziert stellt sich der Teilzeitanteil sehr unterschiedlich dar: Nach wie vor ist Teilzeitarbeit in erster Linie Beschäftigung von Frauen. Zwar nahm die 13

Zahl der Männer in Teilzeitbeschäftigung im letzten Jahrzehnt zu, jedoch ist der Teilzeitanteil unter den beschäftigten Männern immer noch gering; in der Region liegt er zudem noch unter dem bayerischen Durchschnitt (4,2 Prozent). Darstellung 12: Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Geschlecht, jeweils 30.6. (Angaben in Prozent)

Bayern Schwaben

1995 Insgesamt männlich weiblich 12,9 2,0 26,9

2004 Insgesamt männlich weiblich 16,3 4,2 31,2

13,6

1,6

29,0

16,9

3,7

33,5

Dillingen a.d.Donau

12,9

1,6

27,7

18,1

3,1

36,0

Günzburg

14,0

1,3

30,8

17,3

2,9

36,0

Donau-Ries

12,0

1,3

26,6

14,4

2,2

31,5

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

Der besonders starke Anstieg des Teilzeitanteils im Landkreis Dillingen resultiert aus der Entwicklung, dass einerseits besonders viele Vollzeitarbeitsplätze verloren gingen (-10 Prozent) und zum anderen eine überdurchschnittliche Zunahme der Teilzeitbeschäftigung stattgefunden hat. Auch dies ist in erster Linie eine Folge des sektoralen Strukturwandels, wodurch mit der sinkenden Beschäftigtenzahl im Produzierenden Gewerbe auch die Zahl der Vollzeitbeschäftigten sinkt. Auf der anderen Seite war mit dem Anstieg der Beschäftigung im Dienstleistungssektor im Kreis Dillingen eine starke Zunahme der Teilzeitbeschäftigung verbunden. Dieser Trend zeigt sich in deutlich geringerem Umfang auch im Landkreis Günzburg, wo die Entwicklung etwa im bayerischen Durchschnitt liegt. Der Landkreis Donau-Ries weist dagegen aufgrund seiner Besonderheiten der Wirtschaftsstruktur eine im bayerischen Vergleich eher untypische Entwicklung auf: da hier die Beschäftigung im Produzierenden Gewerbe zwischen 1995 und 2004 nur leicht sank, nahm die Zahl der Vollzeitbeschäftigten in diesem Zeitraum sogar um 1 Prozent zu. Die Teilzeitbeschäftigung nahm auch im Landkreis Donau-Ries zu, mit etwa 24 Prozent blieb der Anstieg aber hinter dem bayerischen Durchschnitt von 27 Prozent zurück. Dadurch fiel auch der Anstieg der Teilzeitquote in Donau-Ries – von 12,0 Prozent (1995) auf 14,4 Prozent (2004) – nur gering aus.

14

Darstellung 13: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Arbeitszeit und Geschlecht 1995 bis 2004 (Angaben in Prozent) Insgesamt

vollzeitbeschäftigt

teilzeitbeschäftigt

Insge- männ- weib- Insge- männ- weib- Insge- männ- weibsamt lich lich samt lich lich samt lich lich Dillingen a.d.Donau

-4,7

-8,6

0,4

-10,4

-10,1

-11,1

33,8

80,5

30,4

Günzburg

1,7

0,6

3,1

-2,2

-0,9

-4,6

25,5

115,5

20,4

Donau-Ries

3,8

5,0

2,3

1,0

4,1

-4,5

24,2

72,1

20,9

0,8

-0,9

3,0

-3,1

-3,1

-3,2

27,2

104,4

19,7

Bayern

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

15

2. Pendler Während die Landkreise Günzburg und Dillingen einen negativen Pendlersaldo aufweisen, übersteigt in Donau-Ries seit dem Jahr 2001 die Zahl der Einpendler die der Auspendler. Seitdem liegt der Pendlersaldo in Donau-Ries bei durchschnittlich etwa 500 Personen pro Jahr (vgl. Darstellung 14). In den beiden anderen Landkreisen der Region ist der Pendlersaldo negativ: in Günzburg überstieg die Zahl der Auspendler die der Einpendler im Jahr 2004 um 3.360 Personen, in Dillingen um 8.019 Personen. Darstellung 14: Entwicklung des Pendlersaldos im Schwäbischen Donautal 1999 bis 2004 2000 1000 0 -1000

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

-2000 -3000 -4000

Landkreis Donau-Ries Landkreis Günzburg Landkreis Dillingen a.d.Donau

-5000 -6000 -7000 -8000 -9000

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

Die drei Landkreise der Region weisen im Jahr 2004 einen etwa vergleichbaren Anteil an Einpendlern auf. In Dillingen liegt die Einpendlerquote (19 Prozent) dabei etwas unter der von den beiden anderen Landkreisen Günzburg (21,5 Prozent) und Donau-Ries (21,7 Prozent). Der Hauptunterschied der Pendlerverflechtungen in den drei Kreisen ist dagegen der Anteil der Auspendler. Den höchsten Auspendleranteil an den Beschäftigten mit Wohnort in den Landkreisen weist Dillingen mit 38,4 Prozent auf, gefolgt von Günzburg (27,6 Prozent) und Donau-Ries (21,0 Prozent). Wie andere ländlich geprägte Regionen in Bayern weisen somit auch die Landkreise im Donautal relativ geringe Pendlerverflechtungen auf. Diese Struktur der Pendlerverflechtungen zwischen ländlichen Regionen und Ballungszentren ist auch im Vergleich der anderen bayerischen Kreise zu beobachten. Kreisfreie Städte wie Mün16

chen, Nürnberg, Augsburg und Ingolstadt weisen Pendlergewinne auf; die Kreise in ihrem Umland verzeichnen hohe Auspendlerzahlen (vgl. Darstellung 15). Einen Sonderfall bilden die Kreise im Nordosten Bayerns – vor allem die kreisfreien Städte Coburg und Hof –, die eine hohe Anzahl an Einpendlern aus den angrenzenden Regionen Thüringens und Sachsens aufweisen. Die Grenzregionen im Alpenvorland sowie an der tschechischen Grenzen zeigen dagegen nur geringe Pendlerbewegungen. Darstellung 15: Anteile der Aus- und Einpendler (Angaben in Prozent) sowie Pendlersaldo

(je

1.000

sozialversicherungspflichtig

Beschäftigte),

30.6.2004

Pendlersaldo je 1.000 SV Beschäftigte am Arbeitsort 2004