Der andere Blick auf die regionale Wirtschaft. Schwerpunkt: Marketing

14 Der andere Blick auf die regionale Wirtschaft Schwerpunkt: Marketing 1 werkstadt 14 Wachsen ist einfach. Wenn man für Investitionen einen Part...
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Der andere Blick auf die regionale Wirtschaft Schwerpunkt: Marketing

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Wachsen ist einfach. Wenn man für Investitionen einen Partner hat, der Ideen von Anfang an unterstützt.

www.ksk-anhalt-bitterfeld.de

s Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld

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Editorial Liebe Leserinnen und Leser, wie schnell doch die Zeit vergeht. 2011 sind wir mit dem ersten werk·stadtMagazin und dem Ziel gestartet, Sie über das Wirtschaftsleben in AnhaltBitterfeld, Dessau-Roßlau und Wittenberg zu informieren und die regionalen Erfolgsgeschichten nach dem unglaublichen Strukturwandel des letzten Vierteljahrhunderts zu kommunizieren. Den Mix aus Firmenporträts, Jubiläen, innovativen Trends sowie Themen zur Geschichte und zu regionalen Ereignissen haben wir beibehalten und die werk·stadt dabei zu einer Publikation mit Wiedererkennungswert gemacht. Womit wir auch schon beim Thema der vorliegenden Ausgabe angekommen sind: dem »Marketing«. Freuen Sie sich auf interessante Gesprächspartner und spannende Beiträge. Für das Experteninterview konnten wir Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch gewinnen. Der Direktor des Instituts für Marken- und Kommunikationsforschung (IMK) an der EBS Business School in Oestrich-Winkel, der lange Jahre Vize-Präsident des Deutschen Marketing-Verbandes war, gilt in Deutschland als »Markenpapst«. Wie er dazu kam und welche Bedeutung starke Marken haben, hat unser Redakteur Steffen Wilbrandt für Sie herausgefunden. Worauf zukünftig der Fokus beim Regionalmarketing liegt, erzählte uns Harald Wetzel von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld | Dessau | Wittenberg mbH. Von Manfred Piotrowsky, dem Geschäftsführer der IHK-Geschäftsstelle Dessau, erhielten wir Auskunft zu den größten Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor in der Region. Des Weiteren erfahren Sie, was ein p-idealist ist und wie die Unicepta GmbH Ihnen hilft, in einer Krisensituation personell, technisch und inhaltlich gut vorbereitet zu sein.

Impressum: Herausgeber: Unicepta Abels & Partner Gesellschaft für Marktkommunikation mbH Zörbiger Straße 22 · 06749 Bitterfeld-Wolfen Telefon: 0 34 93 · 7 22 56 E-Mail: [email protected] www.werkstadt-magazin.de Redaktionsschluss: 10. September 2016 Redaktion: Andreas Behling, Ute Hirsch, Stefanie Hommers, Grit Lichtblau, Uwe Rempe, Steffen Wilbrandt Autoren dieser Ausgabe: AnnaKatharina Gruner, Dr. Angela Kolb-Janssen, Dr. Alexander Meetz, Dr. Heinzgeorg Oette Mediaberatung: Birgit Brockmann, Tel.: 03493 72561 Entwurf: Steffen Wilbrandt, Berlin Titelfoto: Corinna Kroll (Rechte Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH) Druck: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG

Ein großes Ereignis im nächsten Jahr wird schon mit Spannung erwartet – das Reformationsjubiläum 2017. Wir sprachen mit Christof Vetter vom Organisationsteam des Reformationsjubiläum 2017 e.V., mit Franka List von der Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH und Maren SpringerHoffmann vom Anhaltische Landschaft e.V. Außerdem besuchten wir das Luther-Hotel und sahen uns bei Carola Hiller von der ABISZET-Werbung um, bei der es schon gewaltig luthert. Auf starke Frauen trafen wir bei der Unternehmerinnenkonferenz REGIA//16, die Ende September im NH Hotel Dessau stattfand. Was Unternehmerinnen anders machen als Ihr männliches Pendant und ob es eine Fortsetzung der Konferenz 2017 geben wird, lesen Sie ebenfalls in dieser werk·stadt. Ein herzliches Dankeschön an alle, die uns Einblicke in Ihre tägliche Arbeit gewährt und damit zur Entstehung der neuen Ausgabe beigetragen haben. Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit der Lektüre! Ihr werk·stadt-Team

Die im werk·stadt-Magazin erschienenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Ein Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung, Quellenangabe und bei Zusendung von zwei Belegexemplaren gestattet. Für den Inhalt der Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich.

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»Eine starke Marke hat etwas mit kontinuierlicher Arbeit und konsequentem Aufbau zu tun.« Ein Gespräch mit dem Marken- und Kommunikationsexperten Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch über die Bedeutung von starken Marken 06

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Die Bauhausstadt mit Zukunft Dessau-Roßlau ist Wirtschafts- und Dienst­ leistungsmittelpunkt einer einzigartigen und identitätsprägenden Impulsregion 11 Besser als gedacht Die Region Anhalt-Bitterfeld, Dessau-Roßlau, Wittenberg hat mehr zu bieten, als ihre 12 Bewohner wahrnehmen wollen. Die beschäftigungsstärksten Unternehmen Größte Arbeitgeber in AnhaltBitterfeld-Wittenberg-Bernburg

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Inlingua hat auch im Jubiläumsjahr viel zu tun Inhaber Paul Wolpert spricht im Interview über aktuelle Aufgaben. 16 Professionalität und Perfektion Die p|idea Werbeagentur bietet den Kunden ein breites Portfolio.

Glaubwürdige Krisenkommunikation gehört zu einem erfolgreichen Marketing Die Agentur Unicepta trainiert in Industrieunternehmen effiziente Notfall­kommunikation. 20 »Mit Herzblut und Lokalpatriotismus« Carola Hiller von der Werbeagentur »ABISZET« hat sich beizeiten auf das Reformationsjubiläum vorbereitet.

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Druckjuwel® - ein Rohdiamant wird zum Strahlen gebracht Devise bei neuem Print-Online-Shop: Online muss Online generieren.

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Entdecke den Luther in dir! Wittenberg will mit einer starken Stadtmarke emotional begeistern. Der Mann, mit dem alles begann Wer war also Martin Luther eigentlich? Wie war er und was wollte er? Reformation und Organisation Der Verein Reformationsjubiläum 2017 hält die Planungsfäden für das kommende Jahr in der Hand Anhalt auf dem Weg 800 Jahre alte Region erweist einem 500 Jahre alten Ereignis seine Reverenz

Regional, weiblich, erfolgreich IHK-Unternehmerinnenkonferenz geht nach gelungenem Start 2015 in die zweite Runde Die Arbeitsagentur hilft auch Arbeitgebern Arbeitsagenturen sind moderne Dienstleister geworden, die gerade mittelständischen Unternehmern eine Menge zu bieten haben.

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Mit »Luther-Burger« und »Käthe-Nuggets« 26 Im Luther-Hotel Wittenberg stehen alle Zeichen auf 2017 Schwärmen für einen Vorgarten 28 mit Anziehungskraft Der Naturpark Dübener Heide wirbt auf besondere Art um Unterstützer und positioniert sich als Wohn-, Gesundheitsund Outdoor-Region mit Qualität. 30 Termine und Wirtschaftssplitter

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»Eine starke Marke hat etwas mit kontinuierlicher Arbeit und konsequentem Aufbau zu tun.« Ein Gespräch mit dem Marken- und Kommunikationsexperten Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch über die Bedeutung von starken Marken

Herr Prof. Esch – Sie beschäftigen sich seit über 25 Jahren mit Marken und Kommunikation und gelten in Deutschland als »Markenpapst«. Wie sind Sie dazu gekommen? Das müssen Sie jene fragen, die den Begriff geschöpft haben, nicht mich. Ich habe allerdings sehr intensiv in diesem Bereich geforscht und beraten, vieles neu gedacht und entsprechend auch viele Denkanstöße zur Markenführung gegeben. Da liegt es nahe, dass man irgendwann für einen bestimmten Bereich als Autorität gesehen wird. Haben Sie Marken schon immer interessiert oder wie sind Sie ursprünglich in diese Richtung gekommen? Mein Habilitationsvater Werner KroeberRiel war in Deutschland der Konsumenten- und Werbepapst. Durch ihn habe ich gelernt, dass man alle Maßnahmen durch die Brille der Kunden betrachten sollte. Manager brauchen ein gutes Verständnis dafür, wie Kunden auf Marketing-Maßnahmen reagieren, diese wahrnehmen und verarbeiten und wie sie darauf emotional reagieren. Mit einem tieferen Kundenverständnis können wir die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden besser adressieren. Das ist mein Ursprung. Aber ich habe auch sehr früh gespürt, dass Marken für Kunden eine besonders wichtige Rolle spielen, weil sie ihnen Orientierung geben und Vertrauen stiften. Dadurch erleichtern Marken die Kaufentscheidungen der Kunden und prägen sehr 6

stark deren Präferenzen. Das war für mich der Grund, die Konsumentenperspektive mit der Markenperspektive zusammenzubringen und zu überlegen, wie man Bedürfnisse und Wünsche der Kunden durch Marken noch besser bedienen kann. Sie sprechen stets von Markenführung oder Markenmanagement. Das ist etwas anderes als Marketing. Können Sie uns helfen, die Begriffe auseinanderzuhalten? Mein hoch geschätzter Kollege Heribert Meffert hat Marketing immer im Sinne der marktorientierten Unternehmensführung verstanden. Damit ist die konsequente Ausrichtung des Unternehmens an den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden gemeint. Diese Perspektive teile ich. Allerdings wird dies in den Unternehmen anders gelebt. Das Marketing wird meist darauf beschränkt, die Marketinginstrumente verkaufswirksam zu gestalten. Das Marketing wird damit zum Handlanger des Vertriebs degradiert und zur Vertriebsunterstützung eingesetzt, um mit geeigneten Maßnahmen die Produkte, die produziert werden, an den Mann zu bringen. Das ist Old School, aber leider die Regel und nicht die Ausnahme. Es ist aber zu kurz gesprungen, so zu handeln. Deswegen ist für mich Markenführung mehr als nur Marketing. Markenführung ist eine Denkhaltung in einem Unternehmen, bei der die Top-Manager wissen, dass die Marke ihr wichtigstes immaterielles Gut ist

und der wichtigste Wertschöpfer für das Unternehmen. 50 Prozent des Unternehmenswerts lässt sich auf die Marke zurückführen. Wirksame Markenführung richtet sich nicht nur nach außen an Kunden und sonstige Anspruchsgruppen, sondern auch nach innen, also an die Mitarbeiter. Im Unternehmen geht es darum, die Mitarbeiter und Manager so zu entwickeln, dass sie im Sinne der Marke denken, fühlen und handeln. Wenn BMW ein neues Automodell entwickelt, müssen die Ingenieure immer im Hinterkopf haben, wie sie Dynamik, Sportlichkeit und Fahrfreude in dem neuen Modell zum Ausdruck bringen. Wenn Nivea eine neue Creme auf den Markt bringt, müssen die Mitarbeiter überlegen, wie sie die typischen Nivea-Kennzeichen – also die Farben Blau und Weiß, den Nivea-Duft oder den Pflegeaspekt vermitteln können. Und wenn Provinzial als zuverlässiger Versicherer agieren möchte, der seinen Kunden nah ist und sich kümmert, dann müssen sich auch die Versicherungsvertreter entsprechend verhalten, damit Kunden dies auch spüren. Erst wenn die Mitarbeiter die Marke leben, kann der Kunden die Marke ganzheitlich an jedem Berührungspunkt mit der Marke erleben, so wie dies bei Nike, Nivea oder bei Miele der Fall ist. Insofern ist Markenführung für mich mehr als das Gesicht der Unternehmensstrategie. Vielmehr gibt die Markenstrategie die Leitplanken für die Strategie eines

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Unternehmens vor. Und das ist, glaube ich, ein riesiger Unterschied zu dem, wie man in vielen Unternehmen Marketing denkt. Markenführung setzt eine Marke voraus. Kann ein Unternehmen, zum Beispiel in der Zulieferindustrie, nicht auch mit No-Name-Produkten erfolgreich sein ohne eine Markenpersönlichkeit herauszustellen? Bei B2B-Unternehmen ist es oft weniger die Produktmarke als die Unternehmensmarke selbst, die den Unterschied macht. Wenn Sie als Unternehmen beispielsweise im B2BBusiness verlässlich gute und günstige Produkte liefern, dann bauen Sie bei Ihren B2BKunden entsprechende Vorstellungsbilder auf. Auch das ist eine Form der Markenbildung. Mit allen Handlungen, die Unternehmen bewusst oder unbewusst durchführen, bauen sie mehr oder weniger klare Vorstellungsbilder bei ihren Kunden oder Anspruchsgruppen auf. Bei der Markenführung geht es darum, solche Vorstellungsbilder gezielt aufzubauen, indem man auf die wesentlichen Stärken eines Unternehmens zielt und die Identität – also die wesensprägenden Merkmale der Marke – klar herausarbeitet und dadurch erfolgreicher ist. Und das kann unterschiedliche Stoßrichtungen haben. Wir wissen beispielsweise, dass die BASF als verlässlicher Partner ihrer Kunden gesehen wird, weil sie einen konkreten Beitrag zum Erfolg der Kunden leistet.

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Dies ist für Kunden wichtig ot oli a.c om und grenzt die BASF von Wettbewerbern ab. Über viele Jahre hinweg hat man bestritten, dass Handelsmarken Marken sind oder dass Unternehmen wie Aldi oder Lidl zur Marke werden können. Mittlerweile sind – wenn man sich die Markenrankings in Deutschland anschaut – Lidl und Aldi on top der Listen, so dass man sagen kann: Die Markenbildung und Markenführung funktioniert grundsätzlich in jedem Bereich. Es ist wichtig, dass man wirklich etwas strategisch geplant macht und entwickelt, weil man dadurch die Kräfte und Investitionen viel zielgerichteter bündeln kann, als wenn man die Dinge einfach so tut.

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Das bedeutet, dass man grundsätzlich jede Marke aufbauen, entwickeln und stärker machen kann? Ja natürlich. Allerdings sollte man sich vor Rezeptbüchern hüten, in denen einfache Anleitungen gegeben werden. Einige rufen beispielsweise dazu auf, das höchste Ziel in der Markenliebe zu sehen. Dabei gibt es wahrscheinlich wenige Menschen, die Aspirin lieben, aber dennoch gerne nutzen, weil die Tabletten wirken. Je nach Markt, Kunden, Produkten und Wettbewerbern variiert das Vorgehen. Aber es gibt Erfolgsmuster für starke Marken. Und sofern man diese Erfolgsmuster kennt, wird es einem sicher-

lich gelingen, eine starke Marke schneller aufzubauen und erfolgreicher auf dem Weg zu sein. Und wenn Unternehmen scheitern, liegt das immer daran, dass sie keine vernünftige Strategie haben oder nicht mit dem nötigen Eifer dabei sind? Ich glaube, dass es ganz unterschiedliche Ursachen gibt, die dazu führen können, das Unternehmen scheitern. Häufige Managerwechsel und dadurch bedingt häufige Strategiewechsel sind zum Beispiel der Markenführung abträglich. Es kann aber auch sein, dass es etwas mit Gier zu tun hat. Manche Unternehmen wollen immer mehr und schneller wachsen, verfolgen die falschen Ziele und wachsen dann zu Lasten der Marke. Man kann die Markenstärke im wahrsten Sinne des Wortes ›melken‹, indem man Produkte oder Dienstleistungen unter der Marke einführt, die nicht mehr zum Markenbild passen und dadurch die Marke auf lange Sicht verwässern. Harley-DavidsonProdukte für Kinder in Hellblau und Rosa sind ein solches Beispiel. Auch wenn man versucht ausschließlich über Preisaktionen mehr Marktanteile zu gewinnen, schädigt dies auf lange Sicht die Marke. Schließlich sind häufige Wechsel des Markenauftritts meist Grund für die Verwässerung des Markenbildes. Erfolgreiche Marken wie BMW oder Nivea stehen für hohe Kontinuität. 7

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»Marken brauchen eine klare Strategie, die konsequent umgesetzt wird. Umsetzung ist Strategie! Nur das, was die Kunden sehen und erleben, leistet wirklich einen Beitrag für ihren Erfolg«

All das sind interne Entwicklungen, die nicht förderlich für die Markenentwicklung sind. Und es gibt natürlich auch externe Effekte, die man beobachten muss, weil sich die Märkte und der Kundenbedarf stetig weiterentwickeln, so dass auch bei der Markenführung eine notwendige Anpassung geboten ist. Es ist im Kern wie bei den Menschen, die mit 15 oder 30 auch nicht so sind, wie mit 50 oder 60. Sie entwickeln sich weiter und nehmen Einflüsse aus ihrer Umwelt auf – aber trotzdem bleibt der Kern von ihnen immer gleich. Ein Prinzip der Markenführung ist, dass man sich durchaus anpassen muss, ohne aktionistisch zu werden. Nehmen junge Leute Marken anders wahr als alte? Es gibt sicherlich andere Präferenzen. Das ist völlig klar, weil bestimmte Marken auch bestimmte Zielgruppen adressieren und andere nicht. Mit Sicherheit ist beispielsweise Dallmayr eine Marke, die sich nicht auf ganz junge Zielgruppen fokussiert. Oft ist in einer Marke inhärent, welche Zielgruppen sie ein- oder ausschließt. Das merkt man am stärksten bei Luxusmarken. Da gilt das Motto: ›Je größer der Spagat zwischen Begehrlich­keit und Erreichbarkeit, umso höher ist der Luxus‹. Das bedeutet, dass man bewusst bestimmte Menschen ausschließt, um für andere noch wertvoller zu werden, weil die Nutzung der Marke natürlich auch ein soziales Statement ist. Ein- und Aus­grenzung macht den Kern von Luxus­marken aus. Das geht natürlich auch in jedem anderen Bereich. Manche Menschen schwören 8

auf BMW, andere auf Mercedes-Benz. Diese Effekte gibt es immer. Auf der anderen Seite wissen wir aber auch aus der Forschung, dass viele Marken bereits von Kindern und Jugendlichen durch Sozialisation erworben werden. Will heißen: Wenn die Eltern beispielsweise Nivea genutzt haben, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die Kinder irgendwann Nivea nutzen, wenn sie damit gute Erfahrungen gemacht haben. Eine Marke wie Nivea lebt sehr stark durch die Sozialisationseffekte und profitiert davon.

Das ist der eine Effekt. Der andere Effekt wirkt nach innen. Mit starken Marken können sich die Mitarbeiter wesentlich besser identifizieren. Sie sind stolzer, für eine solche Marke zu arbeiten. Das schafft auch eine andere Bindung. Eine Marke wie 3M hat eine Fluktuation unter einem Prozent. Je mehr die Marke nach innen gelebt wird und je mehr die Marke in dem Selbstverständnis der Mitarbeiter verankert ist, umso positiver sind dann wiederum die Effekte gegenüber externen Anspruchsgruppen. Als Kunde von Dienstleistungs- oder Das ist dann der Geruch der Kindheit? … B2B-Unternehmen können Sie spüren, Ja – wenn ich an meine Jugend denke, wenn die Marke von den Mitarbeitern geerinnere ich mich noch genau, wie mich lebt wird, wodurch das Markenbild stärker meine Mutter vor dem Kindergarten mit Ni- verankert und gestützt werden kann. vea eingecremt hat. Ich rieche förmlich die Creme und spüre ihre fette Konsistenz auf Vieles von dem, was Sie gesagt haben, der Haut. Das sind multisensuale Eindrücke beschreiben Sie ausführlich in Ihrem neuen wie bei einem Nutella-Glas. Wenn Sie das Buch »Identität – Das Rückgrat starker MarGlas öffnen, knackt es und wenn sie spä- ken«. Was hat die Marke mit der Identität ter mit einem Löffel oder den Fingern ver- zu tun? suchen, die letzten Reste aus dem Glas zu Bei Unternehmensmarken – also Corporatekratzen, dann ist es wie eine Belohung. Brands – ist es wichtig, dass sie eine Identität haben und man wesensprägende MerkDas klingt sehr nach gelebter Marke. male bestimmen kann, wie beispielsweise Was bedeuten starke Marken für bei BMW oder der BASF. Es gibt aber auch die Mitarbeiter in den Unternehmen? Unternehmen, die viele Produkt- oder FaWir können feststellen, dass starke Marken milienmarken haben, wie das beispielsweise gute Mitarbeiter anziehen. Acht der zehn bei Nestlé, Procter&Gamble oder Unilever beliebtesten Arbeitgeber für Betriebswirt- der Fall ist. Da muss man dann etwas diffeschaftsabsolventen gehören zu den 100 renzieren, weil es auch um die Identität der stärksten Marken der Welt. Es gibt hier Produkt- oder Familienmarken geht, wie eine starke Anziehungskraft und einen sich beispielsweise bei Maggi als ›Helfer in der selbst verstärkenden Effekt dadurch, dass Küche‹ von Nestlé. die stärksten Marken die High Potentials Hier muss man Systeme entwickeln, die anziehen. Deshalb wollen heute auch viele Synergien erlauben. Das würde bedeuten, junge Leute beispielsweise zu Google gehen. dass man sowohl in dem Unternehmen ein

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> Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch

gemeinsames Wertegerüst hat – man zum Beispiel weiß, warum es das Unternehmen an sich gibt und was dessen Vision ist – man aber in gleichem Maße klare Identitäten und Positionierungen bei den Produktund Familienmarken schafft. Man muss sagen können, wer wir eigentlich sind und warum man unsere Marken kaufen soll und nicht die der Wettbewerber. Es ist, glaube ich, ganz wesentlich, dass auch diese Marken eine einzigartige Position in den Köpfen der Kunden für sich in Anspruch nehmen können. Sie vergleichen in dem Buch große Persönlichkeiten wie Gandhi, Mandela und Mutter Teresa mit starken Marken. Was haben Personen und Marken gemein? Sie haben eine klare Haltung. Ich glaube, das ist ganz wichtig. Im Kern kann man für starke Marken und starke Persönlichkeiten immer die gleichen grundlegenden Fragen stellen, die entscheidend dafür sind, wie profiliert eine Persönlichkeit oder eine Marke wahrgenommen wird. Das ist genau das, worauf ich in meinem Buch eingehe. Die grundlegenden Fragen sind immer die einfachsten. Das sind sehr wenige. Man kann fragen: Warum gibt es mich? Was treibt

mich an? Bei Mutter Teresa war es beispielsweise der Kampf gegen die Armut. Dann: Wofür stehen wir ein? Also die Frage nach Grundsätzen und Werten. Bei Mahatma Gandhi waren das zum Beispiel Wahrheit, Selbstbestimmung und Gewaltlosigkeit. Weitere Fragen können sein: Welches Ziel wollen wir erreichen? Welche Vision haben wir? Das ist im Kern der Entwicklungspfad. So wie Reinhold Messner alle Achtausender besteigen wollte, und das auch gemacht hat, gibt es auch für Marken klare Vorstellungen, wo man hin möchte. Und die helfen einem dann natürlich auch auf dem Weg dahin, weil man an ihnen die Ziele und Strategien ausrichten kann. Darüber hinaus sind noch zwei weitere Fragen wichtig: Wer bin ich? – die Frage nach der Markenidentität – und die Frage nach der Positionierung: Warum sollen die Kunden mich kaufen? All das gilt im Kern sowohl für starke Marken als auch für große Persönlichkeiten.

56, ist Gründer von ESCH. The Brand Consultants in Saarlouis und Köln sowie Direktor des Instituts für Marken- und Kommunikationsforschung an der EBS Business School in Oestrich-Winkel/Wiesbaden. Er studierte, promovierte und habilitierte in Saarbrücken bei Prof. Werner Kroeber-Riel. Er lehrte als Professor an der Universität Trier, der Universität St. Gallen, der Universität Innsbruck und der Universität Gießen. Esch war lange Jahre Vizepräsident des Deutschen Marketing-Verbandes und wurde im Jahr 2005 zum Saarland-Botschafter ernannt. Neben verschiedenen Beiratstätigkeiten in Unternehmen wirkte er in angesehenen Manager­weiterbildungsprogrammen in Deutschland, der Schweiz und Frankreich mit. Wichtigste Buchveröffentlichungen: »Strategie und Technik der Markenführung«, »Strategie und Technik der Werbung« (zus. mit W. Kroeber-Riel), »Marketing — eine managementorientierte Perspektive« (zus. mit A. Herrmann und H. Sattler).

einer Dienstleistung überlebt, sondern dass Marken sich weiterentwickeln und einen Eigenwert für den Kunden darstellen. Maggi könnte heute alleine von der Würze nicht mehr leben, Nivea nicht von der Creme. Vielmehr wurden diese Marken systematisch durch neue Produkte und DienstleisIm letzten Kapitel schreiben Sie: tungen erweitert und blieben dadurch für »Große Persönlichkeiten sterben – Kunden attraktiv. Das ist eine Möglichkeit starke Marken nicht«. Menschen sind sterblich. Das ist so. Starke für die Marken länger im Markt zu bleiben. Marken können aber überleben. Oft ist es Das heißt nicht, dass Marken nicht auch so, dass man nicht mit einem Produkt oder verschwinden können, wenn ihre Leistung 9

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Wie bin ich? Persönlichkeit, Beziehungsmerkmale, Erlebnisse

Was biete ich? funktionaler Nutzen, psychosozialer Nutzen

MarkenKompetenz Wer bin ich? Historie, Herkunft, Dauer +  Rolle im Markt, Zentrale Assets

Welche Eigenschaften habe ich? Eigenschaften der Angebote und des Unternehmens



Wie trete ich auf? visuelle, haptische, geschmackliche, olfaktorische Eindrücke

Das Markensteuerrad zur ganzheitlichen Erfassung der Markenidentität nach Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch

> Buchempfehlung plötzlich nicht mehr relevant ist, sie erstarren oder sie aus internen Gründen, die ich vorhin genannte habe, runtergewirtschaftet werden. Nokia, Nixdorf und Kreidler sind Beispiele dafür. Aber generell ist die Möglichkeit bei Marken gegeben, dass sie dauerhaft überleben können. Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen und auch viele Unternehmen Identität mit ihrem visuellen Erscheinungsbild verwechseln. Ist Design nicht viel mehr ein kleiner Bestandteil der Corporate Identity? Da haben Sie völlig Recht. Es gibt immer eine formale Schiene – das wäre dann das Corporate Design. Mit einem guten Design kann ich eine Marke erlebbar machen. Aber es gibt auch immer eine inhaltliche Schiene. In dieser geht es um Werte, die für die Kunden oder andere Anspruchsgruppen tatsächlich relevant sind. Und das ist mit Sicherheit ein sehr, sehr wichtiger Teil der Marke, weil letztlich die Passung der Markenwerte zu den eigenen Vorstellungen entscheidet, ob der Kunde eine Marke wählt oder nicht. Das ist auch der Punkt, den ich meine, wenn ich sage: »Menschen sind Sinnsucher – Marken sind Sinnstifter«. Sinn stiften können Marken nur, wenn sie eine bestimmte Haltung haben und für bestimmte Inhalte stehen. Und das ist zunächst einmal unabhängig vom Corporate Design. Das Design kann vielleicht ihre Haltung oder

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ihre Inhalte sichtbar machen und unterstützen und dadurch den Zugriff auf die Marke erleichtern, aber es ist natürlich nur ein kleiner Teil der Marke. Wenn also viele Unternehmen meinen, sie hätten ihre Markenarbeit getan, sobald sie im Bereich des Corporate Designs gut arbeiten, ist dies ein Fehlschluss.

Franz-Rudolf Esch »Identität – Das Rückgrat starker Marken« Campus Verlag, Frankfurt/Main 309 Seiten, gebunden, 39,95 Euro ISBN 978-3-593-50576-3

Was können wir dagegen tun? Steter Tropfen höhlt den Stein! Das klingt nach einem Schlusswort. Ist es das, was Sie den Unternehmern mit auf den Weg geben würden? Was wirklich wichtig ist: Sie brauchen eine klare Strategie, der Sie konsequent folgen. Sie brauchen aber auch die Willenskraft, das Ganze durchzusetzen. Umsetzung ist Strategie. Nur das, was die Kunden sehen und erleben, leistet wirklich einen Beitrag für ihren Erfolg. Das ist, glaube ich, wesentlich. Eine Marke wird nicht über Nacht geschaffen. Eine starke Marke hat etwas mit kontinuierlicher Arbeit und konsequentem Aufbau zu tun. Wir wissen leider, dass daran viele Unternehmen scheitern. Herr Prof. Esch – ich fand Ihre Ausführungen sehr aufschlussreich und danke Ihnen sehr für die Zeit, die Sie sich für unser Gespräch genommen haben. Steffen Wilbrandt

Der Autor zeigt in seinem Buch die zentralen Bausteine für den Aufbau und die Stärkung erfolgreicher Marken. Er formuliert die zentralen Gesetzmäßigkeiten starker Marken, schildert fundierte Konzepte der Markenführung und zeigt, dass die Umsetzung ein elementarer Teil der Markenstrategie sein muss. Das Buch liefert kein Regel-, sondern ein Feuerwerk eindrücklicher Beispiele für gelungene Markenarbeit. Es ist inspirierend, lehrreich und unterhaltsam. Man erfährt, dass eine erfolgreiche Marke kein Projekt, sondern Teil der täglichen Arbeit ist – ganz gleich, ob es um die Abstimmung moderner Kommunikationsmaßnahmen oder um zeitlose Prinzipien der Markenarbeit geht. Marken schaffen Werte für Kunden und Unternehmen. Eine starke Marke ist zum einen Emotion pur, zum anderen schafft sie Stabilität und Kontinuität für das Unternehmen.

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Die Bauhausstadt mit Zukunft

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essau-Roßlau ist eines der drei Oberzentren Sachsen-Anhalts und fester Bestandteil der aufstrebenden Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland. Die Stadt ist Wirtschafts- und Dienstleistungsmittelpunkt einer einzigartigen und identitätsprägenden Impulsregion. Diese ist nicht nur der Ausgangspunkt der Reformationsbewegung um Martin Luther und Wirkungsstätte von Prof. Hugo Junkers, der hier das erste Ganzmetallflugzeug und weitere bahnbrechende Erfindungen entwickelte, sondern ein gewachsenes Wirtschaftsareal mit ausgeprägten Leitund Zukunftsbranchen - vom klassischen Metallbau bis hin zur modernen biopharmazeutischen Produktion. Unter dem Motto »Faszination Wandel« will Dessau-Roßlau positive Wirtschaftsentwicklung und zukunftsträchtige Innovationen mit kreativen Stadtgestaltungsprozessen verbinden, die von der Bauhausstadt aus erneut die Welt verändern sollen.

Forschungsnetzwerke und Raum für Ideen Als Verwaltungszentrum ist Dessau-Roßlau Sitz zahlreicher Behörden und Institutionen des Landes sowie des Umweltbundesamtes. Ein innovatives Netzwerk von Forschungs-, Entwicklungs- und Bildungseinrichtungen, die ansiedlungsfreundliche Förderpolitik, ein professioneller Wirtschaftsservice, aktive Wirtschaftsverbände sowie die »Willkommenskultur« für unternehmerische Ideen machen die Bauhausstadt zu einem ausgezeichneten Investitionsstandort. In Dessau-Roßlau stehen eine Vielzahl von Industrie- und Gewerbegebieten mit optimalen Bedingungen und teilweise außergewöhnlichen Eigenschaften zur Verfügung, die Unternehmen in der gewünschten Größe zu günstigen Konditionen bereitgestellt werden. Die Wirtschaftsförderung Dessau-Roßlau als Full-Service-Agentur begleitet kompetent von der ersten Anfrage bis hin zur Standorteröffnung und Unternehmenserweiterung.

Leben und Arbeiten mit Welterbebonus Ein hochwertiges Wohnraumangebot, optimale Kinderbetreuungsmöglichkeiten und der einmalige Freizeitwert machen DessauRoßlau zu einem besonderen Arbeits- und Lebensmittelpunkt. An keinem anderen Ort in Europa kann man so viele Kultur-Highlights genießen und auf so kurzen Wegen im UNESCO-Erbe wandeln – sei es auf den Spuren der architektonischen Meister, Reformatoren und der Fürsten zu Anhalt oder in den idyllischen Elbe- und Muldeauen. Unternehmen, Investoren und Fachkräfte sind daher herzlich eingeladen zum Anhalt(en) in Dessau-Roßlau und diesen außergewöhnlichen Wirtschaftsstandort mit zu gestalten: Kommen Sie in die Bauhausstadt. Weitere Informationen unter: www.dessau-rosslau-wirtschaft.de Stadt Dessau-Roßlau Amt für Wirtschaftsförderung Zerbster Straße 4 · 06844 Dessau-Roßlau Tel.: 0340/204 20 80 E-Mail: [email protected]

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Besser als gedacht Die Region Anhalt-Bitterfeld, Dessau-Roßlau, Wittenberg hat mehr zu bieten, als ihre Bewohner wahrnehmen wollen

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er den Blick über die Region schweifen lässt, Anhalt-Bitterfeld, Dessau-Roßlau und Wittenberg unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten etwas genauer unter die Lupe nimmt, braucht derzeit keine rosarote Brille, um durchaus gute Aussichten auszumachen. Die Unternehmen vor Ort sind nach dem jüngsten Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau zufriedener als noch vor einem Jahr; die Außenwahrnehmung kann sich, einer Studie der Wirtschaftsförderungsgesellschaft AnhaltBitterfeld | Dessau | Wittenberg zufolge, durchaus sehen lassen. Und anders als in den 1990er Jahren habe das Bundesland Sachsen-Anhalt zudem in diversen Bereichen die rote Laterne längst abgegeben, unterstreicht der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Harald Wetzel. In den Köpfen vieler Menschen leuchte sie indes immer noch. »Wir haben ein grundsätzliches Problem mit dem Innenmarketing in der Region«, findet Wetzel. Es sei bislang nur

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unzureichend gelungen, zu vermitteln, »dass wir andere längst hinter uns gelassen haben und auf eine Vielzahl von Erfolgen verweisen können«. Ein fertiges Rezept gegen diesen Pessimismus in den Köpfen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung noch nicht. »Aber wir brauchen eins«, bekräftigt ihr Geschäfts­führer. Die Region auch intern in ein besseres Licht zu stellen, das Selbstwertgefühl zu stärken und Leistungen anzuerkennen, diene schließlich nicht allein einer Stimmungsaufhellung. Die Aufgabe stelle sich ganz konkret, damit erzielte Erfolge gesichert und ausgebaut werden können. Es gehe nicht zuletzt darum, mittels eines positiveren Images Nachwuchskräfte in der Region zu halten und darüber hinaus den einen oder anderen zur Rückkehr in die alte Heimat zu bewegen. Letztlich fehlten zwei Generationen, die der Heimat in den vergangenen 25 Jahren der Arbeit wegen den Rücken zukehrten – besonders jetzt, da die Führungskräfte aus der Wendezeit ins

Fotos S.12: links: Unicepta · Mitte: Wiegand Sturm · rechts: PUNCTUM/Bertram Kober S.13: oben: IMG Sachsen-Anhalt · unten links: Jürgen Kunstmann · rechts: Johannes Winkelmann

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Rentenalter kämen. »Man kann hier super investieren, man kann hier super arbeiten und das Besondere der Region ist: Man kann hier relativ schnell Karriere machen«, zählt Wetzel jene Vorteile auf, die es zu vermitteln gilt – nach innen, wie nach außen. Die demografische Entwicklung ist eindeutig; die klare Botschaft lautet: Die eigene Bevölkerung wird künftig nicht reichen, um den Bedarf an Arbeits- und vor allem an Fachkräften zu sichern. »Zuzug ist also wichtig«, urteilt Harald Wetzel. Um dies zu erreichen, müsse ein Image entwickelt werden, das zum Kommen und Bleiben einlädt und die Erfolge in den Köpfen der Menschen verankert. »Wir müssen schauen, auf welchen Kanälen wir vor allem junge Leute erreichen können.« Bis zum Jahresende wolle man bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus den beiden Landkreisen und der Stadt Dessau-Roßlau Kampagnen-Ideen entwickeln. Im Fokus sollte dabei nach Ansicht Wetzels vor allem der Wandel der Region

innerhalb des letzten Vierteljahrhunderts stehen. Vorstellbar sei ein Imagefilm, der die Entwicklungen aufzeige. Die Veränderungen der industriellen Produktion etwa in Bitterfeld gelte es ebenso darzustellen wie die Veränderung der Landschaft am Beispiel der Goitzsche, um so das entstandene Plus an Lebensqualität zu dokumentieren. »Gäste, die den Weg zu uns finden, sind oft erstaunt, wie schön es hier ist«, weiß Wetzel aus Erfahrung. Dass im kommenden Jahr zum Reformationsjubiläum zahlreiche Besucherinnen und Besucher nicht allein die Lutherstadt Wittenberg, sondern auch die Umgebung in Augenschein nehmen werden, sieht der Geschäftsführer denn auch als Chance – für die ganze Region. Auch eine Postkartenaktion mit Slogans wie »Investieren oder Arbeiten in Luthers Land« sei in diesem Zusammenhang vorstellbar. Einen Faktor dürfe man bei allen Aktivitäten indes nicht außer Acht lassen, das ist die Geschlossenheit. Die ist für Harald Wetzel entscheidend beim Marketing. Angesichts der eher nachgeordneten Größe der

einzelnen Akteure sei es »wichtig als Region aufzutreten, um überhaupt wahrgenommen zu werden und sich behaupten zu können.« Letztlich sieht man bei der Wirtschaftsförderung Kooperation bei aller gleichwohl vorhandenen internen Konkurrenz als unentbehrlich an, nicht zuletzt unter finanziellen Gesichtspunkten. »Marketing kostet«, so Wetzel. Mit großen Städten wie Leipzig oder Halle könne man zwar nicht mithalten, die spielten einfach in einer anderen Liga, »aber gemeinsam können wir auch mit unseren geringeren Mitteln etwas erreichen«, gibt sich der Wirtschaftsförderer zuversichtlich – bei den Gästen aus nah und fern genauso wie bei den Einheimischen. Stefanie Hommers WFG Anhalt-Bitterfeld | Dessau | Wittenberg mbH Albrechtstraße 127 · 06844 Dessau-Roßlau Telefon: +49 340 230120 · Fax: +49 340 230 1212 E-Mail: [email protected]

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· Anhalt-Bitterfeld · Dessau-Roßlau · Wittenberg

Die beschäftigungsstärksten Unternehmen

Foto: Wolf-Erik Widdel

Foto: Heidi Kunze

Größte Arbeitgeber in Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg-Bernburg

Die Klinik Bosse Wittenberg ist Teil der Alexianer Sachsen-Anhalt GmbH

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ie IDT Biologika GmbH ist mit 1.444 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in der Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg-Bernburg. Dies geht aus einer aktuellen Erhebung der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) hervor. Demnach rangiert der Pharmahersteller aus Dessau-Roßlau im verarbeitenden Gewerbe knapp vor der dortigen DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH mit 1.218 Arbeitnehmern. Größter Dienstleister ist die Kaufland Dienstleistung GmbH & Co. KG. In den verschiedenen Niederlassungen der Region sind insgesamt 1.100 Personen tätig. Rang zwei nimmt mit 1.047 Mitarbeitern die Sitel GmbH mit dem Call-Center in DessauRoßlau ein. Am Standort Wittenberg arbeiten noch einmal 658 Beschäftigte. »Beschäftigungswachstum ist nicht der einzige Erfolgsfaktor in der Wirtschaft« erklärt Manfred Piotrowsky, Geschäftsführer der IHK-Geschäftsstelle Dessau. Dennoch lasse die Größe der Unternehmen bisweilen erkennen, wie erfolgreich sie in der Vergangenheit waren. »Einige unserer Top 10 zählen zu den größten Firmen im gesamten Land Sachsen-Anhalt.« Allein im verarbeitenden Gewerbe gehören 23 Prozent der 224 Unternehmen ausländischen Investoren. 417 Unternehmen mit jeweils mehr als 50 Mitarbeitern haben sich an der Umfrage beteiligt. Sie waren Ende 2015 Arbeitgeber für rund 63.000 der insgesamt über 150.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region. Die IHK will mit der Erhebung belegen, wie zukunftsfähig der Standort ist. Insbesondere Jugendliche sollen die guten Perspek­ tiven hier erkennen. Zugleich erhalten die Unter­ nehmen die Möglichkeit, ihre wirtschaftliche Bedeutung für heimische Wirtschaft nachzuweisen. Die vollständigen Ergebnisse sind unter www.halle.ihk.de veröffentlicht.

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Verwaltungsgebäude der Werkzeugmaschinenfabrik Zerbst GmbH (EMAG) mit den dahinterliegenden Werkhallen

> Die zehn größten Unternehmen … im verarbeitenden Gewerbe 01 IDT Biologika GmbH Dessau-Roßlau · 1.444 Mitarbeiter 02 DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH Dessau-Roßlau · 1.218 Mitarbeiter 03 Ihr Bäcker GmbH · Bernburg 1.062 Mitarbeiter 04 SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH Lutherstadt Wittenberg · 918 Mitarbeiter 05 POLIFILM EXTRUSION GmbH Weißandt-Gölzau · 839 Mitarbeiter 06 SOEX Textil-Sortierbetriebsgesellschaft mbH Wolfen · Bitterfeld-Wolfen 738 Mitarbeiter 07 Werkzeugmaschinenfabrik Zerbst GmbH Zerbst · 500 Mitarbeiter 08 Mibe GmbH Arzneimittel Sandersdorf-Brehna · 488 Mitarbeiter 09 Hanwha Q CELLS GmbH Bitterfeld-Wolfen · 475 Mitarbeiter 10 esco european salt company GmbH & Co. KG Bernburg · 463 Mitarbeiter

… im Dienstleistungssektor 01 Kaufland Dienstleistung GmbH & Co. KG gesamte Region · 1.100 Mitarbeiter 02 Sitel GmbH · Dessau-Roßlau 1.047 Mitarbeiter 03 Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen gGmbH Bitterfeld-Wolfen · 899 Mitarbeiter 04 Vetter Gruppe · Zörbig · 800 Mitarbeiter 05 Sitel GmbH · Lutherstadt Wittenberg 658 Mitarbeiter 06 AMEOS Klinikum Bernburg GmbH Bernburg · 524 Mitarbeiter 07 Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg-Kur GmbH Bad Schmiedeberg · 470 Mitarbeiter 08 Salus gGmbH · Bernburg · 468 Mitarbeiter 09 Randstad Deutschland GmbH & Co. KG Dessau-Roßlau · 390 Mitarbeiter 10 Alexianer Sachsen-Anhalt GmbH Lutherstadt Wittenberg · 379 Mitarbeiter

Quelle: IHK Halle-Dessau

Foto: Kay Herschelmann

Anhalt-Bitterfeld · Dessau-Roßlau · Wittenberg · werkstadt 14

Die Ammoniak-Anlage der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH bei Nacht

> Auswertung der Zusatzfragen* im verarbeitenden Gewerbe

… im Dienstleistungssektor

Trend:

Rückmeldungen (Vorjahr)

>

Die rückblickende Bewertung des Geschäfts­verlaufs 2015 erfolgte mehrheitlich mit »gut« und damit leicht verbessert zum Vorjahr.

gut . . . . . . . . . . . . 40 (33) befriedigend . . . 14 (25) schlecht . . . . . . . . . 4 (5)

>

Die rückblickende Bewertung des Geschäfts­verlaufs 2015 erfolgte mehrheitlich mit »gut« und damit leicht verbessert zum Vorjahr.

günstiger . . . . . . 28 (28) gleich . . . . . . . . . 52 (56) ungünstiger . . . . 15 (14)

>

Die Geschäftserwartungen bleiben konstant mehrheitlich »gut«.

günstiger . . . . . . 15 (14) gleich . . . . . . . . . 37 (31) ungünstiger . . . . . 7 (16)

>

Erwartung für das laufende Jahr ist nicht schlechter als im Vorjahr.

03. Änderung Beschäftigtenzahl in 2016

steigend . . . . . . . 28 (19) gleichbleibend . 55 (63) sinkend . . . . . . . . 12 (12)

>

Höhere Einstellungsabsichten als im Vorjahr in Folge von Investitionen und einer geringeren Unsicherheit nach Einführung des Mindestlohnes.

steigend . . . . . . . 22 (14) gleichbleibend . 29 (40) sinkend . . . . . . . . . . 6 (7)

>

Höhere Einstellungsabsichten als im Vorjahr in Folge von Investitionen und einer geringeren Unsicherheit nach Einführung des Mindestlohnes.

04. Investitionsabsichten in 2016

ja . . . . . . . . . . . . . 77 (83) nein . . . . . . . . . . . 15 (12)

>

Nur geringer Rückgang zum Vorjahr, aber nach wie vor erfreulich hohes Niveau.

ja . . . . . . . . . . . . . 38 (34) nein . . . . . . . . . . . 17 (22)

>

Die Investitionsneigung hat sich zum Vorjahr leicht verbessert.

>

Kostensteigerung für Infrastruktur Energie und Umweltschutz, fehlende Fachkräfte, Preisverfall in einigen Branchen, bürokratische Auflagen.

>

Anhaltender Preisdruck, erhöhte Personalkosten und Personalmangel.

Frage nach:

Rückmeldungen (Vorjahr)

01. Einschätzung Geschäftsverlauf in 2015

gut . . . . . . . . . . . . 59 (55) befriedigend . . . 25 (30) schlecht . . . . . . . 13 (14)

02. Einschätzung der Geschäftserwartung in 2016

05. Investitions- und Wachstumshemmnisse





Trend:

06. Wettbewerbsfähigkeit eingeschränkt

ja . . . . . . . . . . . . . 26 (27) nein . . . . . . . . . . . 57 (65)

>

Fachkräftemangel, fehlende Auszubildende, Überregulierungen, Kostendruck gestiegen, zu häufige Verschärfungen gesetzlicher Regelungen.

ja . . . . . . . . . . . . . 19 (20) nein . . . . . . . . . . . 37 (36)

>

Preisverfall durch weiter zunehmenden Online-Handel, Auswirkungen des Mindestlohnes**.

07. Deckung Fachkräftebedarf 2016

normal . . . . . . . . 25 (28) schwieriger . . . . 51 (56) Engpässe . . . . . . 18 (11) kein Bedarf . . . . . . 4 (4)

>

Personalengpässe haben sich verschärft.

normal . . . . . . . . 14 (13) schwieriger . . . . 37 (27) Engpässe . . . . . . . 9 (22) kein Bedarf . . . . . . 1 (2)

>

Schwieriger als im Vorjahr, Personalengpässe haben sich nicht verschärft.

08. Weiterbildungsbedarf in 2016

ja . . . . . . . . . . . . . 59 (64) nein . . . . . . . . . . . 29 (34)

>

Der Weiterbildungsbedarf in Unter­ nehmen ist weiter auf hohem Niveau.

ja . . . . . . . . . . . . . 33 (29) nein . . . . . . . . . . . 27 (28)

>

Der Weiterbildungsbedarf in Unternehmen ist erneut angestiegen.

09. Belegschaftsanteil über 55 Jahre in 2016

mehrheitlich zwischen 15 - 25 (15 - 25 %)

>

Insgesamt hat sich der Anteil Ü55 nicht verringert.

mehrheitlich zwischen 15 - 25 (15 - 25 %)

>

Insgesamt hat sich der Anteil Ü55 nicht verringert.

10. Nachbesetzungsbedarf für Altersabgänge in 2016

ja . . . . . . . . . . . . . 62 (73) nein . . . . . . . . . . . 33 (24)

>

Die Gewinnung von Nachwuchs bleibt als eine große Herausforderung bestehen.

ja . . . . . . . . . . . . . 36 (22) nein . . . . . . . . . . . 36 (27)

>

Die Gewinnung von Nachwuchs bleibt als eine große Herausforderung bestehen.

*Hinweis: Nicht jede Frage wurde in allen Rücksendungen 2016 bzw. im Vorjahr beantwortet

**verkürzte Arbeitszeiten und damit Öffnungszeiten, z. T. eingeschränkter Service, gestiegene Arbeitskosten, gestiegene Preise

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· Halle | Dessau-Roßlau

alle Fotos: inlingua

Inlingua hat auch im Jubiläumsjahr viel zu tun

Der 3. März 2016 ist ein besonderes Datum für die inlingua-Sprachschule Halle/Saale. An diesem Tag ist das neue, moderne Center am Markt 7 offiziell in Betrieb genommen worden. Die komplette 3. Etage im ehemaligen Kaufhaus Wöhrl im Zentrum Halles wird für diesen Zweck genutzt. Mit dem Umzug feierte die private Sprachschule, die zudem in Stendal, Dessau-Roßlau und Leipzig aktiv ist, auch ihr 25-jähriges Bestehen. Inhaber Paul Wolpert spricht im Interview über aktuelle Aufgaben, das Kerngeschäft und wünscht sich mehr Kommunikation mit Behörden.

Haben Sie das 25-jährige Jubiläum im April groß gefeiert? Nein, wir sind im Dezember 15 umgezogen und der Umzug in das wunderschöne, zentral gelegene Gebäude in Halle war der adäquate Ersatz für eine Jubiläumsfeier. Allerdings haben wir am 3. März 2016 eine kleine Eröffnungsfeier für Kunden, Freunde und Mitarbeiter gehabt. Die Bedingungen für Sprachschüler und Unterricht in den neuen Räumen sind phantastisch. Abgesehen davon haben wir ausreichend zu tun. Arbeit geht vor. Wie sehr hat sich das Geschäft in den vergangenen Jahren geändert? Im Grunde ist es unsere Aufgabe, den Einheimischen Fremdsprachen zu vermitteln. Englisch steht in der Wirtschaft weit vorn, Spanisch und Italienisch sind relevant, auch Russisch wird gewünscht, weitere Sprachen können wir ebenfalls bedienen. Und natürlich unterstützen wir Unternehmen, wenn sie auf ausländische Märkte drängen und sprachliche Kompetenz benötigen.

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In den letzten drei, vier Jahren hat sich freilich Deutsch für Ausländer zur Aufgabe Nummer 1 entwickelt – mit erheblichem Abstand. Das rührt daher, dass viele Firmen Fachkräfte aus dem europäischen Ausland einstellen und es liegt daran, dass Asylsuchende in erheblichem Ausmaß gekommen sind. Wir sind mittlerweile in Sachsen-Anhalt einer der großen Integrationskursträger, lehren bis zu 400 Menschen auf einmal die deutsche Sprache. Kommt dabei das Kerngeschäft nicht zu kurz? Nein, natürlich nicht. Wir verstehen uns vorrangig als Dienstleister für die Wirtschaft, und weil wir unsere Aufgabe gut erledigen, sind wir auch nach 25 Jahren noch am Markt. Unser Erfolg ist dem Festhalten an Prinzipien geschuldet: Wir arbeiten in kleinen Gruppen, betreuen die Lernenden intensiv, unsere Dozenten sind Muttersprachler, geredet wird ausschließlich in der Fremdsprache. Und wir schauen auf homogene Gruppen: Die Leute werden eingestuft, damit wir ihren Level kennen. Letztlich füllen wir in den inlingua-Schulen die Lücke vom vorhandenen Wissen bis zur vereinbarten Zielstellung.

Halle | Dessau-Roßlau · werkstadt 14

Wie vermittelt man Deutsch als Fremdsprache? Das Vorgehen ist adäquat: Wir beginnen mit Einstufungstests, stellen die Sprachkompetenz der Kunden fest, takten sie in leistungsgleiche Gruppen ein, es folgen die Beschulung und die Prüfung. Allerdings zeigt sich auch, dass die Sprachkundigenstufe B1 nicht ausreicht, um Asylsuchende ins Arbeitsleben zu integrieren. Die Politik plant nun, weiterführende Kurse zum berufsbezogenen Deutsch anzubieten. Aber das wird noch etwas dauern. Gibt es eigentlich ausreichend Dozenten für diese Aufgabe? Zwischen Flensburg und Füssen ist es dasselbe Problem: Zertifizierte Deutschlehrer sind mittlerweile Mangelware, zumal einige nötige Zusatzqualifikationen nur an bestimmten Instituten abgelegt werden dürfen. Wir sind ein wenig die Ausnahme von der Regel, wir haben ausreichend Fachleute. Das liegt an unserer guten Personalpolitik. Als attraktiver Arbeitgeber kommen wir wegen Lehrermangel nicht in Existenznot. Das haben wir uns über Jahrzehnte erarbeitet.

Wenn Sie zurückschauen: Was hat sich am meisten in der Branche verändert? Mit der Verschiebung des Geschäfts auf Deutsch als Fremdsprache durch die vielen Asylbewerber ist ein erheblicher Aufwuchs an Bürokratie entstanden. Man könnte viel mehr machen und viel besser arbeiten, wenn es diese oftmals auch widersinnigen Beeinträchtigungen nicht gäbe. Wir müssen mittlerweile Vollzeitkräfte einsetzen, die die bürokratischen Anforderungen erledigen. Ließe sich das ändern? Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre das eine große Runde zwischen den staatlichen Institutionen, die die Aufträge vergeben und den Unternehmen, die sie umsetzen. Durch aufrichtige Kommunikation miteinander ließen sich etliche Hürden, die ein reibungsloses Arbeiten im Moment erschweren, abbauen. Man könnte auch im Vorfeld miteinander reden, um Ausführungsformalitäten so zu gestalten, dass sie die Arbeit unterstützen und nicht behindern. Das wäre schön.

Macht unter diesen Umständen die Arbeit noch Spaß? Uns macht die Arbeit grundsätzlich Spaß. Wir tun ja etwas für Menschen, was ihnen hilft. Wenn man diese Erfolge sieht, dann weiß man, dass man gut und richtig arbeitet. Die Dinge, die man nicht ändern kann, muss man eben annehmen und damit umgehen lernen. Wolpert Schulungszentrum inlingua Sprachschule Halle GmbH Marktplatz 7 · 06108 Halle Telefon: +49 345 6 78 98 53 Fax: +49 345 6 78 98 54 E-Mail: [email protected] www.inlingua-halle.de Wolpert Schulungszentrum inlingua Sprachschule Halle · Zweigstelle Dessau Franzstr. 85 · 06842 Dessau-Roßlau Telefon: +49 340 260 2612 Fax: +49 340 260 2624 E-Mail: [email protected] www.inlingua-dessau.de

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· Dessau-Roßlau

Professionalität und Perfektion

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as P in der p|idea Werbeagentur GmbH Dessau steht heute prägnanter denn je für die besondere Perspektive, aus der sich das Team um Geschäftsführer Nick Schumann den Wünschen der Kunden nähert. Jede Aufgabe aus allen Himmelsrichtungen angehen, das hat sich der Ansprechpartner für Printwerbung, Corporate Design, Logoentwicklung, Branding, PR, Web-Seiten, Events, Guerilla-Marketing und vieles mehr auf die Fahnen geschrieben. So bleibt kein Winkel ausgespart, kein Sektor unbeachtet. Wer gemeinsam alles im Blick behält, sieht am Ende mehr und kann von sich behaupten, Kommunikationslösungen zu entwickeln, die 360 Grad umfassen. 1989 entwickelte der gebürtige Dessauer während des BWL-Studiums ein starkes Interesse für den Vertrieb. Die Lektüre des Verkaufs-Klassikers »Die Magie des PowerSelling« von Mario Ohoven wurde für ihn zum Schlüsselerlebnis. Als er dann 1999 in die Werbebranche einstieg, wurde weit mehr als ein Test daraus. Inzwischen ist die p|idea Werbeagentur GmbH unter dem Dach der FEXCOM GmbH aktiv. Seit dem 1. Juli 2014 nutzen beide

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die vielfältigen Synergien. Aus dem Marketing, das für FEXCOM vom Leipziger Büro aus betrieben wird, erschließen sich für die p-idealisten, so nennen sich die Mitarbeiter, neue Kundenkreise. »Die strategische Partnerschaft zahlt sich für jede Seite aus. Die Kunden profitieren von der hohen Leistungsfähigkeit«, erklärt Schumann »Fullservice« bei p|idea leisten Designer, Illustratoren, Programmierer, Verkäufer, Manager, Zahlenjongleure und Texter. Zusammen mit einem deutschlandweiten Netzwerk aus Freelancern und Partnern wird jede Herausforderung gemeistert. Die Agentur bedient die Kommunikation auf den verschiedenen Ebenen für mehr als 1.000 Kunden in der Region. Ihr Credo ist, sich intensiv damit zu beschäftigen, was einen Firmenauftritt herausragend machen kann. Um welche Art von Geschäft geht es? Wofür steht das Unternehmen? Wo sieht es seine Zukunft? Um auf diese und andere Fragen die treffendsten Antworten zu finden, verbinden die kreativen Köpfe von p|idea ihre Recherchen mit Workshops, Befragungen und intensiven Analysen. Ziel ist es, eine Marke zu schaffen und eine Kommunikationsstrategie

Fotos: pIidea Werbeagentur

Dessau-Roßlau · werkstadt 14

Das Team der p|idea Werbeagentur

zu entwickeln, die beim Kunden ankommt und somit hilft, das eigene Unternehmen stärker im Markt aufzustellen. Egal ob Sie ein gestandenes Unternehmen führen oder ganz neu starten wollen: Die p-idealisten stehen Ihnen beratend und branchengerecht zur Seite. Seit mehr als 15 Jahren profitieren Unternehmen, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Körperschaften von den Erfahrung mit Kunden, Produkten, Unternehmen und Dienstleistungen. Schon Walter Gropius benannte den »Künstler als Steigerung des Handwerkers« in seinem Bauhaus-Manifest. Damals und in Zukunft ist und bleibt die Bauhausstadt Dessau auch für die p-idealisten ein Zuhause für kreatives Handwerk. In Dessau treffen Sie auf Traditionen, Inspiration und auf die p|idea Werbeagentur. Eine exklusive Partnerschaft verbindet p|idea mit dem Dessau-Roßlauer Handballverein. Nach dessen Aufstieg in die 2. Bundesliga ist der gesamte Auftritt vom Logo bis zur Internet-Seite dezent professionalisiert worden. Nick Schumann sieht darin auch ein Bekenntnis zur Region. Untermauert wird diese Verbundenheit durch die Mitgliedschaft bei den Wirtschaftsjunioren

Dessau, dem Wirtschafts- und Industrieclub Anhalt und der Welterbe-Region AnhaltDessau-Wittenberg. Eine Herzensangelegenheit ist der Agentur die partnerschaftliche Unterstützung des Mukoviszidose Selbsthilfe e. V. »Uns ist wichtig, dem Vorsitzenden Daniel Kemp zu helfen, dass die Pharmaindustrie ihre Forschungen zu dieser Stoffwechselerkrankung, die mit dramatischen Einschränkungen verbunden ist, spürbar intensiviert«, erzählt der Geschäftsführer. In der täglichen Arbeit spielt bei p|idea der Teamgeist eine überragende Rolle. »Es macht nur Sinn, auf Augenhöhe zu agieren«, ist Schumann überzeugt. Nur gemeinsam sei man in vielen Disziplinen richtig gut. Es gebe nicht nur die eine Lösung, sondern unendliche viele Möglichkeiten für erfolgreiche, frische und wahrhaft gute Kommunikation. Und so steht das P auch für Professionalität und Perfektion. Andreas Behling p|idea WERBEAGENTUR GmbH Industriestraße 1 · 06847 Dessau-Roßlau Telefon: 03 40 - 5 02 54 50 Fax: 03 40 - 5 02 54 51 E-Mail: [email protected] www.p-idea.de

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· Bitterfeld-Wolfen

Glaubwürdige Krisenkommunikation gehört zum erfolgreichen Marketing

06.58 Uhr: Krisenstabsleiter Rudolf S. erreicht mit seinem Auto das Gelände seines Arbeitgebers, eines Chemie­unternehmens. Und was er sieht, lässt ihn erbleichen: Eine Vielzahl von Personen liegt über mehrere hundert Meter verteilt blutüberströmt auf dem Boden des Geländes. Werksfeuerwehr und Rettungswagen kümmern sich um Schwerst­ verletzte, ja möglicherweise sogar um Tote. Keine halbe Stunde zuvor ist Rudolf S. durch das zentrale Alarmierungssystem seiner Firma unterrichtet worden. Er verharrt nur kurz und muss weiterfahren. Sein Ziel ist der zentrale Krisenstabsraum des Unternehmens, wo sich bereits weitere Kollegen und Krisenstabsmitglieder befinden. Es folgt eine erste Lagebesprechung. Die Telefone des Stabes und der einge­richteten Hotline klingen pausenlos. Weitere Krisenstabsmitglieder treffen nach und nach ein.

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Fotos: rangizzz (Mikrofon), Guido Grochowski (Feuerlöscher) | fotolia.com

Die Agentur Unicepta trainiert in Industrieunternehmen effiziente Notfallkommunikation.

Foto: chaoss / fotolia.com

Bitterfeld-Wolfen · werkstadt 14

S

o oder so ähnlich könnte ein akutes Ereignis in einem Industrieunternehmen aussehen, doch Rudolf S. hat Glück: es handelt sich nur um den Beginn einer dramaturgisch ausgefeilten Krisenübung. Sensible Industriezweige mit hochkomplexen Fertigungs- bzw. Produktionsprozessen oder Technologieanlagen sind besonders anfällig und verletzlich für akute Ereignisse. Dies betrifft vor allem Chemieunternehmen, Raffinerien, Betreiber von Gasnetzen oder Kraftwerken. Um auf verschiedenste Ereignisse und Szenarien personell, technisch und inhaltlich gut vorbereitet zu sein, sind Trainings und Übungen oder Simulationen mittlerweile unerlässlich. Grundlage dieser Übungen sind unter anderem gesetzliche Vorgaben, wie man sie beispielsweise in den Technischen Regeln für Betriebssicherheit, der Störfallverordnung oder in der EURichtlinie 89/391/EWG finden kann. Dabei wird je nach Umfang und Ausrichtung zwischen einer Stabsübung mit Überprüfung des Krisenmanagementsystems im Zusammenhang mit einer Großübung oder einer reinen Desktop-Übung unterschieden. Während einer Übung, die als ein wesentliches Element der Prävention

anzusehen ist, steht die schnelle und umfassende Bewältigung des krisenhaften Ereignisses durch das Notfallmanagement im Fokus der Beobachtung. Im Mittelpunkt steht der Krisenstab, dessen Mitglieder jeweils eine bestimmte Rolle ausfüllen, die im Vorfeld bereits aufgrund eines fest definierten Rollenplans im Notfallhandbuch definiert wurde, um so die Handlungs- und Leistungsfähigkeit zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang kommt gerade der Ereigniskommunikation im Hinblick auf eine mögliche Außenwirkung eine besondere Rolle zu. So bedeutet beispielsweise der Erhalt der Meinungsführerschaft gerade im Zeitalter von Social Media eine besondere Herausforderung für die Unternehmenskommunikation. Generell kann es durch ein falsches Krisenmanagement und eine unzulängliche Kommunikation zu langfristigen, ja sogar irreparablen Schäden in der Öffentlichkeit und der öffentlichen Meinung kommen. Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverluste sind die Folgen, von den finanziellen Konsequenzen ganz zu schweigen. Grundlage einer Übung ist ein detailliert ausgearbeitetes (Szenario-)Drehbuch, in dem alle Einspielungen und Prozessschritte aufgeführt werden. Da eine Übung in der

Regel über mehrere Stunden geht, sollte darauf geachtet werden, dass ein dramaturgischer Spannungsbogen erhalten bleibt. Übergeordnetes Ziel einer Simulation oder Krisenübung ist es, aus den gemachten Erfahrungen Konsequenzen für einen richtigen Krisenfall zu ziehen und Abläufe und Reaktionen zu optimieren. Unicepta führt seit vielen Jahren verschiedene Arten von Krisenübungen erfolgreich durch. Dabei werden konsequent die unternehmensspezifischen Anforderungen berücksichtigt und individuelle Szenarien für eine Simulation entwickelt. Gerade bei langjährigen Kunden zeigt sich deutlich, dass eine regelmäßige Einübung der Abläufe im Ereignisfall die Organisation, die Entscheidungsprozesse und die Verinnerlichung der Rolle die Herausforderungen während einer Übung wesentlich erleichtern und professionalisieren. Dr. Alexander Meetz Unicepta Abels & Partner Gesellschaft für Marktkommunikation mbH Zörbiger Straße 22 06749 Bitterfeld-Wolfen Telefon: 03493 72256 Fax: 03493 72670 [email protected] www.unicepta.net

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· Kemberg

»Mit Herzblut und Lokalpatriotismus«

Foto: Tom Thiele

Carola Hiller von der Werbeagentur »ABISZET« hat sich beizeiten auf das Reformationsjubiläum vorbereitet

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Kemberg · werkstadt 14

»

Am Anfang haben sie uns ausgelacht«, erinnert sich Carola Hiller – und kann heute selbst darüber schmunzeln. 2009 hatte die Chefin der Werbeagentur »ABISZET« beim Wittenberger Stadtfest »Luthers Hochzeit« erstmals einen Stand aufgebaut und mit flotten Sprüchen – gedruckt auf T-Shirts und Taschen – auf ein kommendes Ereignis hingewiesen. »95 Mal hat Martin den Nagel auf den Kopf getroffen«, konnte man da lesen – und manch einer tippte sich damals eher an denselben. Zwar war die Lutherdekade bereits ausgerufen, das Reformationsjubiläum dennoch für viele noch kein Thema, 2017 schien in weiter Ferne. »Jetzt kommen die Leute langsam aus den Löchern«, sagt Carola Hiller mit Blick auf andere Anbieter, »und wir sind schon da.« Über diesen Vorsprung ist die Unternehmerin heilfroh, die Phase der Aufbauarbeit zahle sich langsam aus. In der Lutherstadt Wittenberg kann man ihre T-Shirts bereits seit Langem in der Tourist-Information finden, im Luther-Hotel und demnächst auch in den Läden der Lebensmittelkette Edeka – und zwar in ganz Sachsen-Anhalt. Qualitativ hochwertige Materialien, originelle Ideen, modernes Design: Mit dieser Mischung haben Hiller und ihre Mitarbeiter den Nagel offensichtlich auf den Kopf und beim Kunden einen Nerv getroffen. Das Sortiment wurde stetig erweitert und die Produkte

können mittlerweile auch im eigenen Onlineshop bestellt werden: Er trägt den Namen »Luther kommt«. Im Angebot sind hier Bleistifte, Magnete, Pins, aber auch Socken, die mit dem Luther zugeschriebenen Zitat »Hier stehe ich« oder mit der schlichten Feststellung »Mein Standpunkt« dekoriert sind. Für das Jubiläumsjahr hat sich das sechs Mitarbeiter umfassende, in Kemberg bei Wittenberg ansässige Unternehmen natürlich noch einige kreative Besonderheiten einfallen lassen. Bei der kleinen Kaffeerösterei »Brennpunkt« bezieht Carola Hiller zwei ganz spezielle Mischungen. Die eine zeichnet sich durch Würze, Frucht und Fülle aus und trägt den Namen »Katharina von Bora«, die Mischung für den Gatten ist geprägt durch »eine mächtige Geschmacksdichte mit Bitterschokolade-Noten, die, wie der Reformator selbst, polarisieren wird«. Hillers Firma packt den Kaffee zusammen mit den passenden Kaffeebechern und Keksen oder Lutherbrodt vom Wittenberger Hersteller Wikana in ein ganz besonderes Behältnis. Der Geschenkkarton hat die Form einer Bibel und enthüllt im Inneren nicht nur Kulinarisches, sondern auch Informationen zu Martin Luthers Leben. Daneben wird es eine geistreiche Variante mit dem Kräuterlikör »Herzblut« (Martin) und dem Rumtopflikör »Morgenstern« (Katharina) geben sowie eine herzhafte

Füllung mit Salzsäckchen (handgesiedet aus Halle) plus Gewürzdöschen inklusive dem dazu passenden Rezept und einer Einkaufsliste für die übrigen Zutaten. Auch wer eine individuelle Mischung für sein Päckchen zusammengestellt haben will, ist bei »ABISZET« an der richtigen Adresse; selbst ohne Inhalt ist die schmucke Buchschatulle zu haben. Inzwischen interessieren sich auch Unternehmen für das Angebot, die für ihre Kunden Weihnachts- oder Jubiläumspräsente der etwas anderen Art suchten, so Carola Hiller. Die 48-Jährige ausgebildete Mediengestalterin ist Unternehmerin mit Leib und Seele, seit 2003 mit »ABISZET« selbstständig, »mit Herzblut und Lokalpatriotismus« bei der Sache und freut sich auf 2017. Was vor 500 Jahren in Wittenberg seinen Anfang nahm, sei ein Ereignis von Weltrang, habe vielfältige Veränderungen in und außerhalb der Kirche eingeleitet »und wir sind die Generation, die das Glück hat, dieses Reformationsjubiläum mit begehen zu können«, sagt sie, strahlt dabei und ist froh, beizeiten Flagge gezeigt zu haben – in der Region, für die Region und darüber hinaus. Stefanie Hommers ABISZET Werbung Neue Str. 12 a · 06901 Kemberg Telefon 034921 60999 · Fax 034921 60997 E-Mail: [email protected] Homepage: www.abiszet-werbung.de Onlineshop: www.luther-kommt.de

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· Calbe

Druckjuwel® - ein Rohdiamant wird zum Strahlen gebracht Devise bei neuem Print-Online-Shop: Online muss Online generieren

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eit Anfang Juli 2016 hat sich – ganz bewusst ohne großen publizistischen Trommelwirbel – ein neuer OnlineShop für Printprodukte am Markt etabliert, der schon im Namen die Messlatte für die Qualität seines Angebots hoch legt: Druckjuwel®. Neuartig, digital, brillant sind die Keywords im Header-Bereich der Website (www.druckjuwel.de) und die Macher hinter dem Shop wollen es nicht kleiner, um deutlich zu machen, dass sie »dem Kunden etwas bieten, was er nicht überall findet«. Der das sagt, ist Steffen Cuno, Geschäftsführer der WEBPRINTCONCFEPT GmbH aus Calbe/Saale, Kopf eines Teams von Spezialisten, das Druckjuwel® binnen eines guten Jahres auf den Weg gebracht hat. Dabei gingen sie von einer Binsenweisheit erfolgreichen Unternehmertums aus, die darin besteht, präzise und nüchtern die eigenen Möglichkeiten an sich neu entwickelnden Märkten zu messen und die schon vorhandene Wertschöpfungskette weiter zu schmieden. Denn WEBPRINTCONCEPT ist eine Tochter des Grafischen Centrums Cuno (GCC), einem der leistungsfähigsten komplexen Dienstleister der Druckbranche, der allerdings bislang nur »offline« unterwegs war und dies – mit Blick auf seine High-Level-Kunden –  auch

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weiter sein wird. Dennoch stecken in dem in den vergangenen Jahren entwickelten Potenzial des GCC – von der besten Technik für die Datenverarbeitung und das Color Management im Pre-Press-Bereich über modernste Offset- und Digitaldruckmaschinen, die leistungsfähigste Buchstraße Europas mit der adäquaten peripheren Technik für das Finishing bis zur logistischen Bearbeitung jedes Auftrags per Lettershop und Warehousing und der Lieferung an jeden beliebigen Punkt der Erde – bis dato nicht genutzte Chancen auch für einen OnlineShop wie Druckjuwel®. Massenfertigung trifft Individualisierung »Individualisierung ist ja ein sich immer weiter ausprägender Mega-Trend«, sagt Steffen Cuno, »über den Marketingexperten schon vor Jahren orakelt haben. Und hier wiederum setzen wir auf das, was Experten ‚Mass Customisation‘ nennen.« Gemeint ist das Konzept einer individualisierten Massenfertigung, in dem die Vorzüge der Massenproduktion mit dem wachsenden Wunsch des Kunden nach Individualisierung seines Produkts verbunden werden. In diesem Sinne will Druckjuwel® ein Webshop sein, wie ihn jeder Online-Kunde

Calbe · werkstadt 14

sucht, ein Dienstleister, der zugleich wirklicher Partner ist. Zuerst natürlich mit seinem komplexen Angebot: Der Shop gestaltet, produziert und liefert Geschäftsausstattungen – von der Visitenkarte bis zur edlen Versandtasche – Plakate in jedem gewünschten Format, Flyer in der wirkungsvollsten Konfiguration, maßgeschneiderte Broschüren für jeden Verwendungszweck, Bücher vom oft genutzten Softcover für die Betriebsanleitung eines Produkts bis zum Hardcover für den repräsentativen Bildband. Für alle Druckprodukte finden sich perfekte LayoutVorlagen als sofort nutzbares Angebot für den schnellen Zugriff. Der Download-Service bietet für den PDF-Export vorbereitete Einstellungen, offeriert alle denkbaren Farbprofile und stellt darüber hinaus als Mehrwert wichtige und nützliche Infomaterialien im »Drupedia« genannten Lexikon zur Verfügung. Darüber hinaus ist höchste Flexibilität möglich: Wer eine eigene Idee für ein ganz besonderes Printprodukt mit ausgeprägter Individualität umsetzen will – vielleicht als überraschendes Geschenk – ist bei Druckjuwel® genau richtig. »Hinzu kommt ein Bonus«, so Cuno, »der bei uns inklusive ist: Höchste Druckqualität im bislang weltweit einzigartigen Juwera®-Print.«

Online-Marketing im Mittelpunkt Natürlich hat sich das Druckjuwel®-Team auch intensiv Gedanken über die effektivsten Wege zur Vermarktung des neuen Shops gemacht und setzt hier einen eindeutigen Schwerpunkt. Neben einigen wenigen, gezielt eingesetzten Print-Anzeigen steht das Online-Marketing im Mittelpunkt. »Online muss Online generieren«, kommentiert Steffen Cuno diese Entscheidung, »wobei wir auch hier sehr gezielt vorgehen.« Das zum Beispiel heißt, nicht zuerst die in den letzten Jahren so beliebten GoogleAdword-Kampagnen »zu fahren«, sondern vor allem in den wichtigen Social-MediaKanälen unterwegs zu sein. Bestärkt hat die Druckjuwel®-Mannschaft darin die neueste Studie der Aufgesang Inbound Marketing GmbH, die seit sechs Jahren kontinuierlich die Online-Marketing-Strategien von 197 der umsatzstärksten deutschen OnlineShops untersucht. Dort setzt sich der Bedeutungsverlust von Google-Adwords als Traffic-Lieferant für die Shops schon beinahe dramatisch fort – er sinkt um ein Drittel auf nunmehr nur noch 5,03 Prozent. Der Traffic über Facebook dagegen wird indessen mit 68.70 Prozent und der über YouTube mit 15,66 Prozent vermessen.

Natürlich ist den Machern von Druckjuwel® klar, dass der Weg zum wirtschaftlichen Erfolg des neuen Shops durchaus steinig ist. Doch, um im Bilde zu bleiben: Einen Rohdiamanten so zu schleifen, dass aus ihm ein wirkliches Juwel wird, braucht halt seine Zeit. »Und die nehmen wir uns«, sagt Steffen Cuno. Dr. Heinzgeorg Oette

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· Wittenberg

Entdecke den Luther in dir!

Foto: Corinna Kroll (Rechte Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH)

Wittenberg will mit einer starken Stadtmarke emotional begeistern

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it Blick auf das Medieninteresse zum 500-jährigen Reformationsjubiläum entwickelt die Lutherstadt Wittenberg eine einzigartige und wiedererkennbare Stadtmarke. »Es ging um den Aufbau einer übergeordneten Stadtidentität, die Bürger, Unternehmen und Touristen gleichermaßen trägt«, so Franka List, Marketing Managerin der Stadt. »Damit die Markenpositionierung Erfolg hat, ist eine ganzheitliche strategische Sicht aller relevanten Facetten der Lutherstadt Wittenberg notwendig. Wir möchten die Lutherstadt Wittenberg nicht nur zum Reformationsjubiläum 2017, sondern langfristig ins richtige Licht setzen und damit die Attraktivität für Bürger, Unternehmen und Gäste maßgeblich steigern. Städte mit starken Marken können Menschen emotional begeistern!« Wittenberg nennt sich seit 1938 offiziell »Lutherstadt Wittenberg« und auch im Kern der neuen Stadtmarke steckt Martin Luther – in abgewandelter Form. So soll das

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Besondere der Stadt betont werden: Wittenberg blickt auf eine weltgeschichtliche Bedeutung zurück, die bis in die Gegenwart wirkt. List erläutert »Die Ideen, die aus der Reformation hervorgingen, sind genau das, worauf die Stadt heute noch stolz ist. Deshalb steht bei der Markenpositionierung nicht die Person Luther, sondern seine Ideen im Vordergrund.« Johannes Winkelmann, Chef der Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH erklärt, dass im Markenkern die »Kulturstadt mit Weltgeschichte« steht. Er betont »Wittenberg mit seinen rund 49.000 Einwohnern bietet außerordentlich viele Kulturangebote, die die Reformation erlebbar machen. Die Stadt war und ist kulturprägend. So hatte die Reformation großen Einfluss auf Gesellschaft, Sprache, Schrift, Literatur, Musik und vieles mehr. Und Wittenberg steht auch heute für eine Gesellschaftskultur, die sich an Gleichberechtigung, Transparenz und Offenheit orientiert.«

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sere klassischen Marketinginstrumente ein, wie Websites, Apps, Imagebroschüren und Imagefilme, aber auch in die verschiedenen Kulturveranstaltungen, wie zum Beispiel ›Luthers Hochzeit‹, die ›Erlebnisnacht‹ oder das Reformationsfest in unserer Stadt.« Zudem soll das neue Corporate Design auch für das Tagungs- und Kongressmarketing der neuen Veranstaltungshäuser Stadthaus und Exerzierhalle genutzt werden. Aktuell beschäftigen sich die Mitarbeiter der Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH mit vielen organisatorischen Fragen rund um das Reformationsjubiläum im nächsten Jahr. »Wir sind quasi die Schnittstelle zwischen Stadt und den vielen kirchlichen und staatlichen Institutionen, die ganz verschiedene Veranstaltungen 2017 planen«, so Winkelmann. »Aber kommen Sie nach Wittenberg … sehen und staunen Sie selbst!« Sieben »Tore der Freiheit« können bei der Weltausstellung der Reformation vom 20. Mai bis 10. September 2017 entdeckt werden – umrahmt von einem vielfältigen Programm auf mehreren Bühnen in der Stadt. Der Abschluss des Deutschen Evangelischen Kirchentags mit dem Festwochenende am 27. und 28. Mai 2017 wird vor den

Mit der Markenpositionierung »Entdecke den Luther in dir!« und einem frischen Corporate Design bereitet sich die Stadt der Reformation auf das 500-jährige Jubiläum im nächsten Jahr vor – und will sich damit auch nachhaltig ins richtige Licht setzen

Als neues Zeichen der Stadt wurde das weltbekannte Porträt Luthers, angefertigt 1528 von Lucas Cranach dem Älteren, herangezogen - als Bild stark vereinfacht und als Symbol gestaltet.

Toren Wittenbergs groß gefeiert. Eine Begegnung zwischen zeitgenössischer Kunst und Impulsen derer, die vor 500 Jahren Avantgardisten des Denkens und Glaubens waren, bietet eine Ausstellung im Alten Gefängnis. Auch Yadegar Asisi bringt sich ein. Sein Werk »LUTHER 1517« macht im 360° Panometer die Reformation sinnlich erlebbar. Aber wie gesagt, schauen Sie selbst! Weitere Infos finden Sie unter www.r2017.org www.marketing-wittenberg.de www.wittenberg.de Tammo Bruns (Agentur kleiner und bold), Franka List und Johannes Winkelmann (Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH) Foto: Alexander Baumbach

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uther wird ohne Gesicht dargestellt und ist dennoch sofort erkennbar. »Eine Stadt hat viele Gesichter. Die Marke kann nicht alle abbilden. Es gilt, das Einzigartige zu benennen«, erklärt Franka List die Idee hinter dem »gesichtslosen« Luther. Das zusammen mit der Agentur kleiner und bold entwickelte neue Markenzeichen der Stadt wurde am 26. Februar 2016 mit dem iF Design Award ausgezeichnet. Die Auszeichnung des Industrie Forum Design (iF) gilt als »eine der renommiertesten Europas«, quasi der »Design-Oscar«, so Oberbürgermeister Torsten Zugehör. Jedes Jahr lobt die iF International Forum Design GmbH, hervorgegangen aus dem 1953 unter Philip Rosenthal gegründeten ›Die gute Industrieform e.V.‹ den iF Design Award aus. Als einer der weltweit ältesten und bekanntesten Design Awards erhält er jährlich über 5.000 Einreichungen aus 70 Ländern. Wittenberg ist damit gut vorbereitet, um das mediale Interesse im Jahr 2017 als langfristige, Schubkraft zu nutzen, meint Johannes Winkelmann. »Der Markenaufbau ist aber nur ein Teil unserer Strategie«. Die Kernbotschaften der Marke und das neue Corporate Design fließen in un-

Foto: Rechte Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH

> Hintergrund Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther die 95 Thesen gegen den Ablasshandel der Kirche an die Schlosskirche zu Wittenberg. Ausgelöst wurde dadurch die Entstehung der evangelisch-lutherischen Konfession. Aber die Reformation hatte nicht nur religiöse und konfessionelle Folgen: Mit ihr einher ging auch das Recht auf Bildung, Freiheit und Selbst­ bestimmung jedes Menschen.

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Historische Persönlichkeit

Der Mann, mit dem alles begann

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s luthert gewaltig in Wittenberg. Die Vorbereitungen zum großen Reformationsjubiläum 2017 laufen auf Hochtouren. Veranstaltungen, Feste und Gäste wird es in dem Jahr, in dem sich der Thesenanschlag Martin Luthers zum 500sten Mal jährt, zuhauf geben. Die Produktion von Merchandising-Artikeln hat Konjunktur und treibt zuweilen skurrile Blüten. Vom Plastik-Luther von Playmobil über LutherSocken mit dem Aufdruck »Hier stehe ich…« bis hin zu Luthernudeln, die als Porträt des Reformators geformt sind, ist alles im Angebot, was das Touristen-Herz begehrt (oder auch nicht). Person und Persönlichkeit des 1483 in Eisleben geborenen und 1508 erstmals nach Wittenberg gekommenen Mannes, werden manchmal fast ein wenig verschüttet vom Wunsch, ihn auf alle nur erdenklichen Arten zu würdigen. Wer war also Martin Luther eigentlich? Wie war er und was wollte er? Als Luther in Wittenberg eintrifft, um mit weiteren Brüdern seines Ordens der Augustiner Emeriten jenes Kloster zu beziehen, das heute unter dem Namen »Lutherhaus« als größtes reformationsgeschichtliches Museum der Welt gilt, ist das wenig spektakulär. Ein weithin unbekannter junger Mönch bezieht sein Quartier in einer weithin unbekannten »kleinen Stadt am Rande der Zivilisation«, so Luthers erster Eindruck. Doch ein paar Jahre später schon ist der Name des Mannes in aller Munde, der hier im Kloster lebt und an der - von Kurfürst Friedrich dem Weisen in seiner

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Residenzstadt - 1502 gegründeten Universität Theologie lehrt. Viele wollten mehr erfahren über jenen Mann von eher schmächtiger Statur, der den Mut hat, mit der Kraft des Wortes die mächtige römisch- katholische Kirche anzugreifen. Seine Thesen gegen den im 16. Jahrhundert weit verbreiteten Ablasshandel sorgen für Zündstoff, seine Predigten und Schriften - nicht zuletzt die Übersetzung der Bibel ins Deutsche - verändern die Gesellschaft, seine Ehe mit den entlaufenen Nonne Katharina von Bora ist ein Skandal. Es ist ein dramatischer Konflikt, der sich hier Bahn bricht, er bietet auf vielen Ebenen Stoff für Geschichte und Geschichten, für Mythen und Legenden - und führt letztlich zur Kirchenspaltung. Die Absicht Luthers war das freilich nicht. Der Theologe wollte vielmehr Auswüchse in seiner Kirche zurückdrängen, sie zu ihren biblischen Wurzeln zurückführen, kurz: sie reformieren. Nach seinem Glaubensverständnis ist Gottes Gerechtigkeit ein reines Gnadengeschenk, das dem Mensch allein durch den Glauben an Jesus Christus gegeben wird. Die Erkenntnis vom barmherzigen Gott erfüllt den Theologen mit Zuversicht und befreit ihn von Ängsten: Für ihn ist Gott fortan »ein glühender Backofen voller Liebe«. Und diese Liebe kann nicht durch gute Taten erlangt oder gar durch Ablassbriefe erkauft werden. Sie wirkt ganz unmittelbar und bedarf nach Luthers Verständnis auch nicht der Vermittlung durch Priester und Mönche.

Rom reagiert umgehend. Denn nicht nur theologisch, auch institutionell und vor allem finanziell sind die Thesen Luthers eine Gefahr; stellt der Handel mit Ablassbriefen doch eine lukrative Einkommensquelle dar. Die Angst der Menschen vor dem Fegefeuer ist groß, sich davon freizukaufen ein verlockendes Angebot. »Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.« Mit diesem Slogan werben durch die Lande reisende Ablasshändler wie Johann Tetzel für den Kauf der Ablassbriefe, und sie finden reichlich Kundschaft. Der Papst lässt also Schriften des Wittenberger Mönchs verbrennen und droht, Luther zu exkommunizieren, sollte er seine Thesen nicht widerrufen. Luther reagiert ähnlich scharf indem er seinerseits päpstliche Schriften mitsamt der Bannandrohungsbulle verbrennt. Und zwar öffentlich. Am 10. Dezember 1520 lodert das Feuer vor dem Wittenberger Elstertor, die dort gepflanzte Luthereiche erinnert heute noch an den rebellischen Akt. Zum endgültigen Bruch kommt es 1521 auf dem Reichstag zu Worms: »…ich kann und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.« Der berühmte Satz »Hier stehe ich, ich kann nicht anders«, ist zwar historisch nicht verbürgt und wurde erst später eingefügt, inhaltlich trifft er indes den Kern der Sache. So oder so gilt: Luthers Schicksal ist besiegelt. Er ist jetzt vogelfrei, sein Leben in Gefahr. Er versteckt sich auf der Wartburg, lebt

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Lutherbibel, Titelholzschnitt der Ausgabe Wittenberg 1541 von Lucas Cranach dem Jüngeren

die reformatorischen Ideen Luthers, nicht zuletzt gemeinsam mit seinem Sohn bei der Gestaltung des berühmten Altarbildes in der Stadtkirche. Kein unwichtiger Beitrag, ist doch die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung des Lesens und Schreibens nicht mächtig. Für Katharina von Bora gilt das nicht. Die Tochter aus einer verarmten Adelsfamilie wächst im Kloster auf, erhält dort eine umfassende Bildung, kommt so in Kontakt mit den Ideen Luthers und beschließt, zusammen mit acht weiteren Nonnen nach Wittenberg zu fliehen. Den Klostermauern entkommt sie freilich nicht, wird doch das Gebäude der Augustiner Emeriten ihr neues Zuhause – als Wohnhaus der Familie Luther. Nach der Skandalhochzeit 1525 – die inzwischen alljährlich beim Wittenberger Stadtfest gefeiert wird – schenkt der Kurfürst dem Paar ’das im Zuge der Reformation verwaiste Kloster. Katharina führt einen großen Haushalt. Neben sechs eigenen Kindern leben hier

Pflegekinder, Verwandte, Angestellte und nicht zuletzt zahlreiche Studenten. »Herr Käthe« wie Luther seine Frau nennt, behält resolut den Überblick, bewirtschaftet Gärten, hält Vieh, braut Bier, verdient ihr eigenes Geld, hält es zusammen und findet trotz alledem die Zeit, Luthers Bibelübersetzung zu lesen. Allerdings muss der Reformator, dem offensichtlich am Urteil seiner Gattin liegt, ein wenig Überzeugungsarbeit leisten. »Ich bin zu beschäftigt«, soll Katharina zunächst abgewehrt haben. Erst als Luther ihr schließlich 50 Gulden für die Lektüre bietet – immerhin rund ein Viertel seines Jahresgehaltes als Universitätsprofessor – willigt sie ein und liest die Lutherbibel. Das Buch ist nicht allein theologisch ein gewichtiges Erbe, das der Reformator hinterlassen hat. Mit der Übersetzung gelingt es dem Theologen, unterschiedliche Dialekte zu einer einheitlichen deutschen Sprache zusammenzuführen und eine Basis für das heutige Hochdeutsch zu legen. Auch all jene, die mit Gott nichts am Hut haben, führen Luther immer noch im Munde. Er hat vor 500 Jahren Begriffe geprägt, die uns bis heute begleiten. Wann immer wir »Hummeln im Arsch« haben, »Perlen vor die Säue« werfen oder »im Dunkeln tappen«, ob wir mit »Herzenslust« und »Feuereifer« bei der Sache sind oder »ein Herz und eine Seele« sind wir Martin Luther noch im 21. Jahrhundert ganz alltäglich nah. Und auch dafür, dass wir dies nicht nur sagen, sondern auch lesen und schreiben können, hat er sich bereits vor 500 Jahren eingesetzt. Stefanie Hommers

Foto: Martin Jehn

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hier inkognito als Junker Jörg und beginnt mit der Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche. Während seiner Abwesenheit wird in der Wittenberger Stadtkirche der erste protestantische Gottesdient gefeiert – mit einem Abendmahl in beiderlei Gestalt, mit einer singenden Gemeinde und in Deutsch. Im Neuen wie später auch im Alten Testament bemüht sich Luther um eine möglichst direkte Übersetzung der griechischen bzw. hebräischen Urtexte ins Deutsche. Dabei hat er keine Wort-für-Wort Übertragung im Sinn, sondern zielt darauf, den Wortsinn wiederzugeben. Mit seiner kräftigen, bilderreichen und allgemein verständlichen Ausdrucksweise will er »dem Volk aufs Maul schauen« und ihm so direkten Zugang zur Heiligen Schrift und ein eigenes Urteil ermöglichen. Unterstützung erhält Luther in den kommenden Jahren nicht nur von seinem Universitätskollegen, dem GriechischProfessor Philipp Melanchthon, sondern auch vom Maler Lucas Cranach. Mit seinen Bildern setzt der Hofmaler Friedrichs des Weisen biblische Geschichten in Szene und illustriert darüber hinaus

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Reformation und Organisation

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s kommt allerhand zu auf Wittenberg im kommenden Jahr. Wenn sich Martin Luthers berühmter Thesenanschlag 2017 zum 500. Mal jährt, wird allerorten gefeiert in der Lutherstadt. Das historische Zentrum wird zur Bühne und einen ganzen Sommer lang zum Schauplatz vielfältiger Aktivitäten – im Freien genauso wie in einer ganzen Reihe von Gebäuden, mit Einwohnern genauso wie mit Gästen aus aller Welt, mit staatlichen wie kirchlichen Akteuren und nicht zuletzt mit jeder Menge Engagement. Wittenberg werde dann, so beschreibt es Oberbürgermeister Torsten Zugehör, gern »zur kleinsten Großstadt der Welt«.

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Das nötige Know-how zur Koordinierung der von kirchlicher Seite geplanten Events hat der Verein Reformationsjubiläum 2017. Viele Fäden laufen bei der seit Januar 2016 in der Lutherstadt ansässigen Geschäftsstelle des Vereins zusammen, den der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eigens gegründet und mit der Organisation betraut haben. 70 Mitarbeiter sind bereits jetzt aktiv, bis zum Frühjahr 2017 werden zusätzlich noch etwa 200 Volunteers dazukommen. »Davon brauchen wir jeden« unterstreicht Marketingchef Christof Vetter. Das erste Großprojekt geht bereits im November 2016 an den Start, wenn auch nicht in Wittenberg, sondern in Genf, jener Stadt in der 1536 die Reformation und die unabhängige Republik Genf ausgerufen wurden, und wo heute der Ökumenische Rat der Kirchen seinen Sitz hat. Von hier aus macht sich ein Truck auf den »Europäischen Stationenweg«, fährt Städte in Skandinavien, den Niederlanden, Ungarn, Slowenien und Irland an, macht Halt in London, Prag, Wien, Rom und Venedig, in Christof Vetter  Foto: Joseph Wolfgang Ohlert

Foto: Martin Jehnichen

Der Verein Reformationsjubiläum 2017 hält die Planungsfäden für das kommende Jahr in der Hand

Grafik: ALEKS & SHANTU

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Augsburg, Worms und auf der Wartburg. 36 Stunden bleibt das Fahrzeug an jedem der Orte, sammelt Geschichten zu Geschichte wie Gegenwart ein und lädt schließlich alles in Wittenberg ab – nach einer Tour de Force durch 67 Städte in 19 Ländern erreicht das Geschichtenmobil pünktlich zur Eröffnung der Weltausstellung Reformation »Tore der Freiheit« am 20. Mai 2017 die Lutherstadt. 16 Wochen lang bietet diese Exposition jeweils von Mittwoch bis Montag ein Programm, das zu überraschen und zu informieren verspricht; jede Woche steht unter einem eigenen Thema. Der Blick richte sich dabei nicht auf die Vergangenheit, so Christof Vetter, »denn wir verstehen Reformation weniger als historisches Ereignis, denn als einen Prozess, der vor 500 Jahren begonnen und die Welt verändert hat«. Sieben »Tore der Freiheit«, die während der Weltausstellung Reformation in den Wallanlagen rund um das historische Stadtzentrum stehen, sollen denn auch den Blick in die Gegenwart lenken und in die Zukunft öffnen. Ein bunter, aber keineswegs beliebiger Strauß an Angeboten macht nicht zuletzt klar: »Reformation hat immer schon eine gesellschaftliche Dimension gehabt«, so Vetter. Das gilt im Positiven, wie im Negativen: Was damals begann, hat zu Kriegen geführt und zur Identitätsbildung beigetragen, es hat die konfessionelle Spaltung begründet und die Herausbildung einer gemeinsamen Sprache (nicht nur in Deutschland) befördert, einen Epochenwandel eingeleitet, Machtverhältnisse verändert, dem Individuum in der Gesellschaft einen neuen Platz eingeräumt.

Folgerichtig werden im Rahmen der Ausstellung nicht allein Kirchen aus aller Welt, sondern auch internationale Institutionen, Organisationen, Initiativen und viele Kulturschaffende aktuelle Anstöße geben, darüber nachzudenken, was Reformation heute bedeutet, welche Reformen im Hier und Jetzt nötig sind. »Luther und die Avantgarde« ist etwa jene Ausstellung überschrieben, die Werke rund 40 internationaler Künstler zeigt, die sich mit dem Thema Freiheit beschäftigt haben. Das Ergebnis kann im Alten Gefängnis in Augenschein genommen werden. »Wir sammeln Höhepunkte«, bekräftigt Christof Vetter angesichts eines opulenten Angebotes, doch man lege das Augenmerk mit der gleichen Sorgfalt auf die Vielzahl kleiner Veranstaltungen. »Auch Kleines und Feines muss man ordentlich machen.« Logistisch dürfte indes die größte Einzelveranstaltung auch die größte Herausforderung sein. Zu dem auf den Wittenberger Elbwiesen am 28. Mai 2017 stattfindenden großen Festgottesdienst, dem zentralen Gottesdienst des Reformationsjubiläums, werden immerhin rund 200.000 Gäste erwartet. Sie kommen vom Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin, aber auch von den »Kirchentagen auf dem Weg« aus acht mitteldeutschen Städten – für sie alle gottesdienst. ist er gleichzeitig Abschluss­ Mit der Deutschen Bahn wurden Sonderfahrpläne erarbeitet, Parkplätze für 2.500 Busse werden eingerichtet und die Elbbrücke wird am letzten Maiwochenende eineinhalb Tage lang nur für Fußgänger und Sonderfahrzeuge nutzbar sein; Park and

Ride Plätze samt Shuttleservice sollen dafür sorgen, dass Arbeitnehmer trotzdem an ihren Arbeitsplatz kommen können. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist allerdings nur eine grobe Schätzung. Sollten es mehr werden, ist man beim Verein vorbereitet, denn die Planungen sind auf höhere Zahlen ausgelegt – vorsichtshalber, wie Geschäftsführer Hartwig Bodmann sagt. Sollten viele der Gottesdienstteilnehmer im Anschluss an den Festgottesdienst gen Innenstadt strömen, wird es mehr als voll. Mit einem ausgeklügelten Konzept zur Besucherstromlenkung sollen Komplikationen vermieden werden. Die Organisation und Koordination all dieser Aufgaben läuft auf Hochtouren. In den Räumen der Geschäftsstelle im ehemaligen Melanchthon-Gymnasium herrscht eine arbeitsame, aber keineswegs hektische Stimmung, Computerbildschirme leuchten, Tastaturen klappern, Telefone klingeln. Nur in der alten Aula ist es derzeit noch still. In dem holzgetäfelten Raum ist ein farbenfrohes Fresko zu sehen, das Luther auf dem Reichstag zu Worms darstellt, darunter ein Zitat. Als Martin Luther im Jahre 1521 den Verhandlungssaal in Worms verließ, soll er erleichtert zu seinem Freund Philipp Melanchthon gesagt haben: »Ich bin hindurch.« Soweit ist es jetzt noch nicht, und die Arbeit auch eher Bereicherung als Bürde. Das Ganze sei, findet Christof Vetter »ein ungemein spannender, Begeisterung auslösender Prozess«. Stefanie Hommers Reformationsjubiläum 2017 e.V. Neustraße 10b · 06886 Lutherstadt Wittenberg Telefon: +49 3491 6434-600 · Fax +49 3491 6434-800 E-Mail: [email protected] · Internet: r2017.org

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· Anhalt-Bitterfeld · Dessau-Roßlau · Wittenberg

Anhalt auf dem Weg 800 Jahre alte Region erweist einem 500 Jahre alten Ereignis seine Reverenz

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enn 2017 das Reformationsjubiläum an dem Ort gefeiert wird, an dem alles seinen Anfang nahm, dann ist auch Anhalt mit von der Partie - auf vielfältige Art und Weise. »Wir beteiligen uns an fast allen Projekten«, unterstreicht Maren Springer-Hoffmann von der »Anhaltischen Landschaft«. Der Verein, während der Feierlichkeiten zum 800-jährigen Jubiläum Anhalts gegründet, versteht sich als eine nachhaltige Interessenvertretung der so geschichtsträchtigen wie innovativen Region. In enger Kooperation mit der Evangelischen Landeskirche Anhalt und der Stadt als Partner werden in Dessau-Roßlau am Himmelfahrtswochenende rund 5.000 Besucher zu einem »Kirchentag auf dem Weg« begrüßt und bewirtet. Unter der Überschrift »Forschen. Lieben. Wollen. Tun.« präsentieren sich Stadt und Region mit einem bunten Programm, das dazu einlädt, Kultur zu erleben und der aufgeklärten Tradition Anhalts nachzuspüren, nimmt das Motto doch Bezug auf ein Wort

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des bedeutenden jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn. »Nach Wahrheit forschen, Schönheit lieben, Gutes wollen, das Beste tun.« Der in Dessau geborene (Mendelssohn) gilt als einer der Wegbereiter der Aufklärung und setzte sich für Glaubensfreiheit und Emanzipation der Juden in Deutschland ein. Am Abend des 25. Mai 2017 läutet ein Ökumenischer Himmelfahrtsgottesdienst auf dem Marktplatz das Festwochenende ein; im Anschluss wird eingeladen zum »Anhaltmahl«. Die Zerbster Straße im Zentrum der Stadt von der evangelischen Marienkirche bis zur Katholischen Kirche St. Peter und Paul verwandelt sich dann in eine mehr als 500 Meter lange Tafel der Gastlichkeit mit Platz für über 3.000 Menschen aus Nah und Fern. Anhaltische Vereine, Gemeinden, Unternehmen, Initiativen und Privatpersonen werden als Tischpaten zu Gastgebern für die Kirchentagsbesucher; geboten wird neben Speis und Trank ein stimmungsvolles Kulturprogramm.

An den folgenden zwei Tagen öffnet das »Anhaltdorf« auf dem Schlossplatz seine Pforten. Kirche, Stadt und Umland zeigen Flagge und Vielfalt. Unter Pagodenzelten stellen sich städtische Vereine und Gemeinden vor. Ein Regionalmarkt bietet heimische Produkte und Handwerkskunst. Die Vielfalt Anhalts präsentiert sich von A wie Aschersleben bis Z wie Zerbst. Die Besucher können hier zudem historischen Persönlichkeiten begegnen oder bei den Gottesdiensten und Bibelarbeiten die Bekanntschaft heutiger Promis machen, an Diskussionen über Gott und die Welt, respektive Religion, Politik und Umwelt teilnehmen. Besondere Schwerpunkte setzt dabei auch das in Dessau-Roßlau ansässige Umweltbundesamt. Musik spielt beim Dessau-Roßlauer Kirchentag auf dem Weg neben den zahlreichen Angeboten an Theater, Tanz und Kleinkunst ebenfalls eine wesentliche Rolle: Zu den Höhepunkten zählen dabei ein großes Festkonzert der Anhaltischen

Fotos: Anhaltische Landschaft e. V.

Anhalt-Bitterfeld · Dessau-Roßlau · Wittenberg · werkstadt 14

Philharmonie und Chören aus der Region am 27. Mai auf dem Marktplatz sowie ein bewegendes Trinitatis-Oratorium des anhaltischen Kirchenmusikers Sebastian Sass am 26. Mai und nicht zu Letzt die Auftritte der Posaunenbläser aus Anhalt und der Pfälzer Partnerkirche. »Die Musik«, urteilte schon Luther »ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes; sie vertreibt den Teufel und macht die Menschen fröhlich«. Auch beim Extra-Programm in Wörlitz wird es bei Konzerten in der PetriKirche Fröhlichkeit nach Noten geben, im Park richtet sich der Blick Richtung Toleranz. Für den Weg ins Gartenreich bietet die Dessau-Wörlitzer Eisenbahn ihre Dienste an. Zum Abschlussgottesdienst des Deutschen Evangelischen Kirchentages am Sonntag auf den Wittenberger Elbwiesen kann man sich – ganz umweltfreundlich und Stau frei – auf das Rad schwingen. Man plane Leihräder sowie einen Reparaturservice, sagt Maren Springer-Hoffmann. Wenn der Kirchentag auf dem Weg in der

Lutherstadt ankommt, ist Anhalt schon da. Vom 20. Mai an präsentiert sich die Region bis September kompakt, vielseitig und leuchtendblau auch auf der »Weltausstellung Reformation«. Unter dem Titel »Anhalt kompakt – Das Containerprojekt« werden drei blaue Überseecontainer gegenüber der Schlosskirche dazu einladen, Anhalt von A-Z kennenzulernen, in die Kirchengeschichte der Region einzutauchen und mit Anhaltern sowie Gästen etwa aus den Partnerkirchen der Pfalz und Baden oder der Partnergemeinde in Tschechien bei einer Tasse Kaffee Made-in-Anhalt ins Gespräch zu kommen. Auch beim Projekt des »Europäischen Stationenweges kommt die Region zum Zuge, ist doch Bernburg (Saale) die vorletzte von insgesamt 68 Stationen in 19 Ländern, die mit einem Truck angesteuert werden und die internationale Dimension des 500 Jahre alten Ereignisses verdeutlichen. Organisatorisch sei das Ganze eine respektable Herausforderung, sagt Maren

Springer-Hoffmann und verweist darauf, dass allein für die Kirchentagsbesucher in Dessau zwei Schulen (das Philanthropinum und das Berufsschulzentrum Hugo Junkers) für die Unterbringung von Besuchern hergerichtet werden. Kirchengemeindemitglieder sorgen dafür, dass die Gäste mit einem ordentlichen Frühstück in den Tag starten können. Der immense Aufwand lohne sich indes, ist die Frau von der Anhaltischen Landschaft und gleichzeitig beim Reformationsjubiläum 2017 e.V. Verantwortliche für den Kirchentag auf dem Weg in DessauRoßlau überzeugt, biete sich doch die Chance, »die Region Anhalt einem internationalen Publikum näher und sich ins Gespräch zu bringen« – 2017 und darüber hinaus. Stefanie Hommers Anhaltische Landschaft e.V. Geschäftsstelle · Poststraße 14 · 06844 Dessau-Roßlau Telefon: 03 40 - 25 26 14 02 Fax: 03 40 - 25 26 14 99 E-Mail: [email protected] www.anhaltische-landschaft.de

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· Anhalt-Bitterfeld · Dessau-Roßlau · Wittenberg

Regional, weiblich, erfolgreich IHK-Unternehmerinnenkonferenz geht nach gelungenem Start 2015 in die zweite Runde

Teilnehmerinnen der REGIA //15 in Wittenberg

REGIA lautet der prägnante Name der Unternehmerinnenkonferenz, die am 23. und 24. September weibliche Führungskräfte aus den unterschiedlichsten Branchen zu einem Erfahrungsaustausch nach Dessau einlud. Was die so unter­ schiedlichen Teilnehmerinnen eint, ist zunächst einmal eine Verankerung vor Ort, steht das Kürzel doch für Region in Anhalt. Auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen schwingt in den fünf Buchstaben mit, die an das lateinische Wort regius für königlich erinnern - natürlich in der weiblichen Endung auf a.

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ie Idee, eine Plattform speziell für Unternehmerinnen im direkten wirtschaftlichen Umfeld zu schaffen, die Fachvorträge und Workshops mit einem zwanglosen Austausch verbindet, Gelegenheit bietet, branchenübergreifend Kontakte zu knüpfen und Netzwerke in der Region zu bilden, entstand 2014; die Vorbereitungen nahmen ein ganzes Jahr in Anspruch. Birgit Enkerts hatte es in die Hand genommen, das so anspruchsvolle, wie ansprechende Wochenend-Programm gemeinsam mit Netzwerkpartnern aus Handwerk, Landwirtschaft und freien Berufen zusammenzustellen. Die Idee sei es gewesen, Raum und Zeit zu schaffen für den Blick über den eigenen Tellerrand, die Physiotherapeutin mit dem Unternehmen zusammenzuführen oder die Bäuerin mit dem Bioladen und auch diejenigen Frauen einzubeziehen, die als mithelfende Ehefrauen in Familienunternehmen eine tragende Rolle spielen, so Enkerts. »Frauen gründen anders, haben eine andere Redekultur und tauschen ihre Erfahrungen eher aus«, so die Erfahrung der stellvertretenden IHK-Geschäftsstellenleiterin. Dem habe man mit dem Konferenz-Angebot Rechnung tragen wollen.

Von der Resonanz war die stellvertretende Geschäftsstellenleiterin der IHKschäftsstelle Dessau indes selbst überGe­ rascht. »Rund 100 Teilnehmerinnen beim Auftakt 2015 in Wittenberg waren ein wahnsinniger Erfolg, den keiner aus dem Netzwerk erwartet hatte«, so ihr Urteil. Birgit Enkerts, die selbst lange Jahre selbstständig tätig war, war auch in diesem Jahr wieder mit von der Partie. Die Organisation der von den Teilnehmerinnen ausdrücklich gewünschten Fortsetzung 2016 in Dessau hatte sie jedoch in andere Hände gegeben. Federführend war diesmal Dr. Ute Hirsch, als Vorsitzende des Unternehmerinnenstammtisches UNS e.V. zuständig. Frauen mit Garantie zum Erfolg – so lautete das Thema der Unternehmerinnenkonferenz REGIA//16 am 23. und 24. September 2016 im Hotel NH Dessau, für die als Schirmherrin Frau Prof. Dr. Angela KolbJanssen, Landtagsabgeordnete des Landes Sachsen-Anhalt, gewonnen werden konnte. Die REGIA//16 bot den Teilnehmerinnen aus der Stadt Dessau-Roßlau, den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg und dem Salzlandkreis auch in diesem Jahr mit einem vielfältigen Programm »inspirierende Impulse«. Stefanie Hommers

Anhalt-Bitterfeld · Dessau-Roßlau · Wittenberg · werkstadt 14

Frauen machen Wirtschaft in Sachsen-Anhalt

55 %

Frauenanteil an allen Gründerpersonen in Deutschland 50 %

50 % 45 %

46 % 41 %

40 % 35 % 30 %

37 %

41 % 36  %

34 %

31 % 31 %

42 %

38 %

45 % 42 % 40 % Gesamt

36 %

36 % 33 %

30 %

30 %

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Nebenerwerb 45 % 45 %

44 %

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44 % 38 %

49 %

38 % 38 %

43 %

32 %

43 % 42 %

39 %

31 %

44 %

33 %

Quelle: KfW Statista 2016

Frauen prägen in Sachsen-Anhalt die Unternehmenslandschaft und die Arbeitswelt. Sie sind schon heute eine tragende Säule der wirtschaftlichen Entwicklung. Gerade Frauen haben in Sachsen-Anhalt in den letzten 25 Jahren ihre gute Position auf dem Arbeitsmarkt ausgebaut.

Frauen in Sachsen-Anhalt: 28 % 28 % Vollerwerb 25 % 26 % haben hervorragende Bildungs– 20 % abschlüsse 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 stellen die Hälfte der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten haben mit einer Erwerbsquote von 77 Prozent eine im Bundesvergleich Frauen gründen in Sachsen-Anhalt Frauenberufe bieten nur wenig Chancen für ür das Jahr 2014 weist der KfW- eine wirtschaftlich auskömmliche Selbst(71 Prozent) überdurchschnittliche Gründungsmonitor 43 Prozent Un- ständigkeit. Auch die ländliche Struktur Erwerbsneigung führen jedes dritte Unternehmen und ternehmensgründungen von Frauen bedeutet tendenziell weniger Gründungen. stellen fast jede vierte Führungskraft in Deutschland insgesamt aus. Das zeigt ei- Da 68 Prozent der ostdeutschen Regionen im Land. nen kontinuierlichen Aufwärtstrend, belegt ländlich geprägt sind, muss hier im Hinaber, dass Frauen nach wie vor weniger oft blick auf Förderkonzepte ein besonderer Damit ist Sachsen-Anhalt auch im Hinblick gründen als Männer. Berücksichtigt werden Schwerpunkt liegen. Immer wieder wird auf die absehbaren Herausforderungen des muss auch, dass Frauen öfter im Nebener- fest­ gestellt, dass Frauen wegen der Verdemografischen Wandels gut gerüstet für werb gründen. einbarkeit von Beruf und Familie bei Aufdie Zukunft! Trotzdem ist die Förderung der In Sachsen-Anhalt lag die Gründungs- nahme einer selbstständigen Tätigkeit eher unternehmerischen Selbstständigkeit von quote 2015 bei 33,2 Prozent. Im Jahr 2014 zurückhaltend sind. Auf der anderen Seite Frauen nach wie vor ein aktuelles Thema wurde mit 34,4 Prozent der bisherige Spit- entscheiden sich viele Frauen gerade weund ein Schwerpunkt der Wirtschaftspoli- zenwert erreicht. Mit diesen Zahlen liegt gen der höheren Flexibilität und Selbstbetik. Sachsen-Anhalt aber nach wie vor unter stimmtheit für die unternehmerische Selbstdem Bundesdurchschnitt. ständigkeit. Das Bundesministerium für Bildung und Männer reagieren mit ihren GründunForschung hat 2015 das Projekt »grOW!« gen sehr viel stärker auf die aktuelle Koninitiiert um das Gründungsverhalten von junktur und die Arbeitsmarktlage, während Frauen in Ost und West 25 Jahre nach der sich Frauen hiervon relativ unbeeindruckt Wiedervereinigung zu untersuchen. Auch zeigen. Ihre Gründungsquote ist so in den hier wird festgestellt, dass die Selbststän- letzten Jahren auch relativ stabil geblieben. digenquote von Frauen in Ostdeutschland Man könnte meinen, dass Frauen gründlangsamer wächst als in Westdeutschland. licher abwägen und ihren Schritt in die Als Ursache wird auf nach wie vor existie- Selbstständigkeit mit allen Für und Wider rende Rollenstereotype verwiesen. Typische gut durchdenken.

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· Anhalt-Bitterfeld · Dessau-Roßlau · Wittenberg

Frauen fangen häufiger »klein« an Gründungen im 28 % BetriebsNebenerwerb gründungen mit wirtschaftlicher Substanz 37 % 14 % 51 %

35 % Frauen Männer

Schließlich spielt auch die Darstellung von Unternehmerinnen in der Öffentlichkeit und in den Medien eine große Rolle. Obwohl sich die Präsenz von Frauen in der medialen Darstellung in den letzten Jahren verbessert hat und mittlerweile eine Unternehmerin als selbstverständlich wahrgenommen wird, fehlt es nach wie vor an Vorbildern und weiblichen Role Models. Frauen machen Zukunft Frauen werden immer wichtiger für den Innovationsund Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt. Gründerinnen sind häufig Trendsetterinnen im Bereich der nachhaltigen Unternehmensführung (Social Entrepreneurship) und haben deshalb eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Es gilt demnach die richtigen Erfolgsstrategien, Förderkonzepte und Perspektiven zu entwickeln, damit die Rahmenbedingungen in Zukunft so gestaltet werden können, dass sie den

Anteil der Unternehmerinnen in Deutschland Männer

70 % 30 % mit Beschäftigten

59 % 31 %

32 % mit Beschäftigten

33 %

34 %

gesamt

70 %

29 % gesamt

ohne Beschäftigte

ohne Beschäftigte

72 %

23 % mit Beschäftigten

66 %

77 %

34 %

66 %

29 % gesamt

ohne Beschäftigte

71 %

36

Ost

67 %

Frauen

Deutschland West

wachsenden Ansprüchen von Frauen an das Umfeld ihrer Berufstätigkeit gerecht werden. Das bedeutet auch, die unternehmerische Selbstständigkeit von Frauen als Karrieremodell stärker in den Fokus zu rücken. Die Landesregierung Sachsen-Anhalt hat die Bedeutung dieses Themas erkannt und nach Möglichkeiten gesucht, die Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen zu verbessern. Seit November 2014 wird das »Landesprogramm für ein geschlechtergerechtes Sachsen-Anhalt« umgesetzt. Dieses Programm beschreibt zunächst die Ausgangssituation, stellt Stärken und Schwächen heraus und definiert den gleichstellungspolitischen Handlungsbedarf für fünf Politikfelder. Darunter auch für den Bereich »Existenzsichernde Beschäftigung«. Hier kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die nach wie vor unterschiedlich verlaufenden Erwerbsbiografien von Frauen und Männern dazu führen, dass Frauen trotz Erwerbstätigkeit häufiger auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen sind und geringere Rentenansprüche haben. Obwohl die berufliche Selbstständigkeit angesichts dieser Ausgangslage eine mögliche Erwerbsperspektive darstellt, sind Frauen in Sachsen-Anhalt auch in diesem Bereich deutlich unterrepräsentiert. Mehr als zwei Drittel der Existenzgründungen erfolgen durch Männer. So lag die Selbstständigenquote 2014 bei Männern bei 13,3 und bei Frauen 7,5 Prozent (gesamt 10,5 Prozent). Aus diesem Grunde müssen Existenzgründungen von Frauen besonders in den Blick genommen werden. Welche Faktoren und Rahmenbedingungen ermöglichen die Erhöhung bzw. Verbesserung der Anzahl sowie Wachstum und Nachhaltigkeit der Gründungen von Frauen?

35 %

Kleingründungen

Gründungsinteresse sinkt Die DIHK stellt in ihrem jährlichen Gründerreport 2016 erneut ein Sinken des Gründungsinteresses fest. So ist 2015 bundesweit die Zahl der Gespräche mit gründungsinteressierten Personen deutlich um 10 Prozent zurückgegangen. Seit 2004 hat sich damit das Gründungsinteresse praktisch halbiert. Als wesentlicher Faktor für diese Entwicklung wird die gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt genannt. In Deutschland führt Erwerbslosigkeit öfter als in anderen Ländern zu der Entscheidung, ein Unternehmen zu gründen. So ist auch die Anzahl derjenigen, die in erster Linie aus unternehmerischem Antrieb ein Unternehmen gründen wollen, leicht gesunken. Besonderes Augenmerk widmet der DIHK-Gründerreport auch dem Gründungsverhalten von Frauen und kommt zu dem Schluss: »Viele Frauen sind gründungsinteressiert, doch längst nicht alle gründen«. Von den 85.000 Beratungsgesprächen, die 2015 bundesweit geführt wurden, betrafen 42 Prozent Frauen, aber nur 28 Prozent haben sich tatsächlich für eine Unternehmensgründung entschieden. Im Vergleich zu den Männern trauen sich viele Frauen dann doch den Schritt in die Selbstständigkeit nicht zu. Es gibt also gerade bei der Unternehmensgründung oder der Unternehmensnachfolge durch Frauen ein großes noch nicht ausgeschöpftes Potenzial, um die Zahl der Unternehmensgründungen in Zukunft zu erhöhen. Die entscheidende Frage ist: Was muss sich ändern, damit Frauen auf dem Weg von der Idee, sich selbstständig zu machen, bis zur Unternehmensgründung nicht aufgeben? Wie gelingt es, ihnen Mut zu machen, sie beim Akquirieren von Fördermitteln und dem notwendigen Kapital zu unterstützen?

Prof. Dr. Angela Kolb-Janssen

Was hilft Frauen bei der erfolgreichen Unternehmensgründung? Das Projekt »grOW« kommt zu dem Ergebnis, dass die Entscheidung zu einer Unternehmensgründung und Unternehmerinnentum 25 Jahre nach der Wende nicht mehr entscheidend von Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschland beeinflusst wird. Sie spielen bei der Wahrnehmung von Gründerinnen und Unternehmerinnen keine zentrale Rolle für die Aufnahme einer unternehmerischen Tätigkeit und werden auch nicht als ausschlaggebend für die Qualität oder Nachhaltigkeit der von Frauen gegründeten Unternehmen angesehen. Die geringere Gründungsneigung von Frauen in Ostdeutschland, wie auch in Sachsen-Anhalt hat eher strukturelle Ursachen. Diese gilt es zu analysieren und bei der Entwicklung gründungsfördernder Maßnahmen Regionen übergreifend zu berücksichtigen. Neben themenabhängigen Faktoren und regional unterschiedlichen Rahmenbedingungen gibt es immer wieder von Gründerinnen und Unternehmerinnen vorgetragene Schwerpunkte und Wünsche. Diese gilt es in jedem Fall bei der Entscheidung über zukünftige Förderstrategien zu berücksichtigen! Frühe Sensibilisierung für das Thema Gründung und Selbstständigkeit aber auch die Bedeutung und Wirkung von Rollenbildern. Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch flexible KITA-Öffnungszeiten und Unterstützung während der Zeiten von Mutterschutz und Erziehungsurlaub. Unterstützung von Frauen in allen Phasen der Existenzgründung bis zu fünf Jahre nach dem Start. In Sachsen-Anhalt wurde 2015 das »Servicezentrum für

Grün­ derinnen und Unternehmerinnen« mit zwei Anlaufstellen in Halle und Magdeburg und einer rollenden Servicestation eingerichtet. Damit sollen vor allem gründungsinteressierte Frauen in ländlichen Gebieten erreicht werden. Netzwerke müssen unterstützt und gefördert werden. Die Praxis hat gezeigt, dass vor allem Netzwerke von Gründerinnen und Unternehmerinnen gut funktionieren. Aber auch Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen und regionale Netzwerke von Frauen, die sich gegenseitig unterstützen, sind wichtig. Information und Beratung wie z. B. die Plattform des BMWI www.existenzgruenderinnen.de Mehr Unternehmergeist in die Schule bringen durch eine frühzeitige Kooperation von Schulen und Unternehmen, die z. B. Praktika ermöglicht und die Aktivitäten von Schülerfirmen unterstützt. Auch an den Universitäten und Hochschulen muss mehr Unternehmergeist verbreitet werden. Sachsen-Anhalt macht das z. B. mit dem Projekt FEM-Power und der Einrichtung einer Koordinierungsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung www.kffg-sachsen-anhalt.ovgu. de Gründerinnen müssen sichtbarer werden. Ansätze dafür gibt es in dem Projekt »FRAUENunternehmen« des BMWI. Im Rahmen dieses Projektes sind bundesweit 180 - für Sachsen-Anhalt sind es neun – Vorbildunternehmerinnen berufen worden, die als »Role Model« gerade für junge Frauen wirken sollen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es sich um »Vorbilder auf Augenhöhe« handelt, die auch als Mentorinnen und Referentinnen in den unterschiedlichen Netzwerken wirken.

Viele Frauen wünschen sich eine größere Wertschätzung der volkswirtschaftlichen Leistungen von Gründerinnen. Dies kann insbesondere dadurch erreicht werden, dass Wirtschaftsdaten gendersensibel dargestellt werden. Die meisten der für die Erarbeitung dieser Broschüre ausgewerteten Statistiken lassen eine Aussage, in welchen Ausmaß Frauen an der wirtschaftlichen Entwicklung Anteil haben, bisher leider nicht zu. Gründerinnen sollten in die Fortentwicklung von Beratungsansätzen und -methoden einbezogen werden, denn sie wissen aus eigener Erfahrung, an welchen Stellen Schwierigkeiten entstehen und Frauen ohne Unterstützung aufgeben. Junge Gründerinnen erreicht man im Multimediazeitalter nur über moderne Kommunikationsformen am besten über die Social-Media-Kanäle Facebook, Twitter, WhatsApp, Google+, etc. und über besondere Locations. Es geht also um die Verankerung einer Gründerkultur in Deutschland insgesamt und besonders in den Regionen, die bisher eine unterdurchschnittliche Gründerquote aufweisen. Dies erfordert auch von staatlicher Seite Mut und Engagement, um die Startbedingungen für Gründerinnen und Gründer, Unternehmerinnen und Unternehmer durch weniger Bürokratie und mehr Flexibilität leichter zu machen. Das bedeutet, dass auch der Gründer- bzw. Unternehmerbegriff wieder an Attraktivität gewinnen muss und eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema »Gründung und Unternehmertum«, damit die spätere Berufswahl noch beeinflusst werden kann. Prof. Dr. Angela Kolb-Janssen

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Frauen in der Unternehmensnachfolge

Frauen wollen übernehmen

25 % 21 %

20 % 21 %

20 % 22 %

Anteil der Frauen an allen Übernahmeinteressierten Anteil der Übergeberinnen

15 % 20 %



2010 2011 2012 2013

38

Nachfolge: IHK-Beratungen von …

0,70

0,61

0,58

0,63

1,18

5.943 4.214

0,97

5.555 4.703

Quotient

5.357 5.522

4.693 6.441

4.048 6.452

4.871 8.417

4.800 7.900

Seniorunternehmen potenziellen Nachfolgern

4.500 6.400

E

ine der wichtigsten strategischen Aufgaben der langfristigen Unternehmenssicherung ist die geordnete Regelung der Unternehmensnachfolge. Kaum eine andere Phase im Leben eines Unternehmens ist derart komplex und mit so vielen Emotionen verbunden wie diese. Um den Generationswechsel im Unternehmen bewältigen zu können, müssen rechtzeitig die Weichen gestellt werden: zahlreiche betriebswirtschaftliche und rechtliche Fragen sind zu klären, und vor allem muss eine geeignete Nachfolgerin bzw. ein geeigneter Nachfolger gefunden werden – entweder ein Familienmitglied, eine Mitarbeiterin/ein Mitarbeiter im Betrieb oder ein/e externe/r Nachfolger/in. Leider klafft im Verhältnis Übergeber/ innen zu potenziellen Nachfolger/innen eine zunehmende Lücke: laut Nachfolgereport des Deutschen Industrie- und Handelskammertages suchten im Jahr 2014 rund 6.000 Senior-Unternehmer/innen bei den Industrie- und Handelskammern Rat und Unterstützung im Nachfolgeprozess. Dem gegenüber standen rund 4.200 Gründer/ innen, die sich für eine Unternehmensnachfolge interessierten. Im Vergleich: drei Jahre zuvor war dieses Verhältnis noch nahezu umgekehrt – ca. 4.700 Senior-Unternehmer/ innen und ca. 6.500 potenzielle Nachfolger/ innen wurden seinerzeit beraten.

1,39

0,73

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Blickt man speziell auf die Anteile der Frauen auf beiden Seiten, zeigt sich – erfreulicherweise – ein gegenläufiger Trend: während der Anteil von Übergeberinnen in der IHK-Nachfolgeberatung seit einigen Jahren konstant im Bereich 20 bis 22 Prozent verharrt, ist der Anteil potenzieller Übernehmerinnen an allen Übernahmeinteressierten von 15 Prozent im Jahr 2010 bereits auf 25 Prozent im Jahr 2013 angewachsen – Tendenz weiter steigend! Diese Entwicklung wird nicht zuletzt durch Aktionen wie »Nachfolge ist weiblich« der bundesweiten Gründerinnenagentur (BGA) nachhaltig positiv befördert. Generell gilt der Themenbereich »Frauen in der Unternehmensnachfolge« noch als wenig erforscht, es liegen hierzu kaum aktuelle Daten vor – weder quantitativ noch qualitativ, zum Beispiel zur Motivation und zu den Beweggründen von Übergeberinnen und Nachfolgerinnen. Eine erste größere Untersuchung in dieser Hinsicht unternahm das IW Köln im Auftrag des Bundesfamilienministeriums im Jahr 2010, unter anderem mit folgenden Ergebnissen:

1. Sowohl Übergeberinnen als auch Gründerinnen räu men bei einer Unternehmensnachfolge der Sicherung vorhandener Arbeitsplätze die höchste Priorität ein – Ausdruck eines besonders hohen Verantwortungsbewusstseins für die Beschäftigten im Unternehmen. Andere Motive wie Absicherung der eigenen Altersvorsorge oder Fortführung der Unternehmenstradition stehen hier zurück. 2. Beide Seiten legen ebenso großen Wert auf ein gutes persönliches Verhältnis zwischen Übergeberin und Nachfolgerin. Dies ist insofern von Bedeutung, dass rund zwei Drittel der Senior-Unternehmerinnen angeben, auch nach der Übergabe eine gewisse Zeit noch eine klar definierte Rolle im Unternehmen spielen zu wollen – in aller Regel in einer beratenden/begleitenden Funktion. 3. Bei der Auswahl des Nachfolgers bzw. der Nachfolgerin geben 75 Prozent der Senior-Unternehmerinnen an, keine geschlechtsspezifische Präferenz zu haben, 20 Prozent bevorzugen eine Frau als Nachfolgerin. Von den Gründerinnen selbst gibt rund ein Drittel an, das Unternehmen dann später selbst wieder an eine Frau übergeben zu wollen. Dies deckt sich mit dem Ergebnis, dass Gründerinnen bzw. Nachfolgerinnen tendenziell einen höheren Anteil an Mitarbeiterinnen allgemein und speziell auch in der Führungsebene des Unternehmens beschäftigen (wollen). Fazit: Nachfolge wird zunehmend weiblicher – sowohl klassisch im Rahmen der familieninternen Betriebsübergabe als auch bei Nachfolgen durch Externe. Generell geht jedoch die Schere zwischen der Zahl übergabebereiter Unternehmen und der Zahl potenzieller Nachfolger/innen immer weiter auseinander – der Sensibilisierungsund Informationsbedarf bleibt unverändert hoch. IHK Halle-Dessau

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Teilnahme ist eine exzellente Möglichkeit Wittenberger Abteilung der regionalen Wirtschaftsförderung präsentierte sich auf der REGIA//16

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rauen mit Garantie zum Erfolg? Natürlich unterstützte Kersten Zauner das Thema in der REGIA sehr gerne. Schließlich ist der Erfolg von Unternehmen das wichtigste Ziel für die Mitarbeiterin der Wittenberger Abteilung in der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld | Dessau | Wittenberg mbH. Erfolg ist zudem immer auch ein Maßstab für ihre Arbeit; dafür also, wie gut sie Frauen und Männer, die Firmen gründen und Mitarbeiter beschäftigen werden oder dies schon seit Jahren tun, mit dem Instrumentarium der Wirtschaftsförderung unterstützen kann. »Hier bestand die exzellente Möglichkeit, direkt vor Ort bei den Interessentinnen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten wir im Portfolio haben«, sagt Kersten Zauner. Gerade die Unterstützung bei der Inanspruchnahme von Finanzierungshilfen sei zurzeit ein Schwerpunkt, oder auch die Hilfe beim Beantragen von Zuschüssen für Qualifizierungen. Dafür herrschten aktuell gute Bedingungen im Land Sachsen-Anhalt. Zudem hatte die Spezialistin für Wirtschaftsförderung Gelegenheit, den Unternehmerinnen die neue Struktur ihres Hauses nahezubringen, die nach anderthalb Jahren noch nicht überall bekannt ist.

Gründen Frauen anders als Männer? »Frauen überlegen im Allgemeinen länger, machen sich vorab detailliertere Gedanken über ihre Gründungsidee und haben oft auch den längeren Atem, um ein einmal angeschobenes Projekt zu einem guten Ende zu bringen«, berichtet Kersten Zauner aus ihrem Erfahrungsschatz. Natürlich hofft sie auch auf viel Interesse in Sachen Existenzgründung. Derzeit sei das Klima dafür leider nicht sehr ausgeprägt, obwohl in manchen Bereichen, der Pflege etwa oder der Physiotherapie, durchaus gute Chancen bestehen, erfolgreich neue Unternehmen zu gründen. Ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor in allen Fällen, so Kersten Zauner, sei die NetzwerkBildung, auch über Branchen hinaus. Die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten über ähnliche Problemlagen auszutauschen bzw. zu informieren, sei Gold wert. Der auf freiwilliger Basis organisierte Wittenberger Unternehmerinnen-Stammtisch beispielsweise biete aller vier Wochen allgemein interessierende Fachvorträge und sie als mittlerweile regelmäßige Teilnehmerin sei immer wieder über die große Resonanz beeindruckt. Selbst eine Smartphone-App verbindet die Wittenberger Unternehmerinnen, die im Fall der Fälle auch für schnelle Hilfe untereinander sorgen kann. Uwe Rempe

Kersten Zauner

Kontakt: Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld I Dessau I Wittenberg mbH Abteilung Wittenberg Telefon: 03491 462252

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Ein Netzwerk für aktive Frauen UNS Unternehmerinnenstammtisch e.V. organisierte die Unternehmerinnenkonferenz REGIA//16 und bietet seinen Mitgliedern das ganze Jahr über ein Netzwerk

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ünf verschiedene Workshops, interessante Vorträge, die Stadtbesichtigung von Dessau-Roßlau und viele Gelegenheiten zum Netzwerken: Das Programm der zweitägigen Unternehmerinnenkonferenz der REGIA//16 im NH Dessau war ansprechend und auch anspruchsvoll. »Das war unser bislang größtes Projekt«, sagt Ute Hirsch, Vereinsvorsitzende vom UNS Unternehmerinnenstammtisch e. V. BitterfeldWolfen und auch mit der Organisation der REGIA//16 betraut. Rückblickend stellt sie fest, dass alle Teilnehmerinnen nach den zwei Konferenz-Tagen mit neuen Erkenntnissen und neuen Kontakten nach Hause gefahren sind.

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REGIA//17 im Landkreis Anhalt-Bitterfeld Den erfolgreichen Vorläufer in der Lutherstadt Wittenberg organisierte im vergangenen Jahr Birgit Enkerts, stellvertretende Geschäftsstellenleiterin der IHK Halle-Dessau. »Wir haben uns beim Programm und der Organisation an der REGIA//15 orientiert«, erklärt Ute Hirsch. Die Anzahl der Teilnehmerinnen war beachtlich – was natürlich für das Programm und ihre Organisatorinnen spricht. Für die nächste REGIA//17 avisiert Ute Hirsch aber schon einige Änderungen an, ohne Details zu verraten. Dass es auch 2017 wieder eine erfolgreiche und interessante Unternehmerinnenkonferenz werden wird, ist schon in der eigentlichen Arbeit des Unternehmerinnenstammtischs angelegt. 1998 wurde UNS als lockere Zusammenkunft von Unternehmerinnen und leitenden Angestellten gegründet. »Die Idee war einfach, eine Plattform

zu bekommen, auf der aktive Frauen aus der Wirtschaft ihre Erfahrungen austauschen können«, erinnert sich Ute Hirsch. Das funktionierte bestens, so dass im November 2002 die Gründungsveranstaltung für einen eingetragenen Verein stattfinden konnte. Vielseitig aktiv Heute erfüllen 39 Unternehmerinnen und leitende Angestellte aus den unterschiedlichsten Branchen den Verein mit Leben. Jeden dritten Mittwoch im Monat treffen sich die Frauen, die in der Bitterfelder Region, aber auch darüber hinaus in DessauRoßlau, Kemberg und Potsdam zu Hause sind. Oft werden zu diesen Treffen Referenten zu Workshops eingeladen. Aktuell fand im September ein Seminar zum betrieblichen Gesundheitsmanagement statt. »Natürlich sind die Treffen auch dafür da, sich zu aktuellen Themen auszutauschen

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oder gemeinsame Projekte anzuschieben«, berichtet Ute Hirsch. Und nicht zuletzt gehe es darum, immer wieder etwas für die Chancengleichheit von Frauen im beruflichen und öffentlichen Leben zu tun. Das zeigt sich auch in den Veranstaltungen, die über die monatlichen Treffen hinausgehen. War die Sommereise 2016 nach Prag vorrangig touristisch angelegt, hatte die Reise im März nach Berlin ein anderes Ziel: die »WeiberWirtschaft – Standort für Chefinnen« nur wenige U-Bahnstationen vom Alexanderplatz entfernt. Die 1989 gegründete Genossenschaft mit heute 1.800 Mitgliedern bietet Frauen Platz und Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Gründerideen. »Sehr beeindruckend«, zeigt sich Ute Hirsch und ist heute immer noch vom Besuch in Berlin angetan. Ein besonderes Anliegen des UNS e.V. ist die gesunde Ernährung von Kindern. Seit Jahren engagiert sich das

Unternehmerinnennetzwerk für die Durchführung von Kinderprojekten zur gesunden Ernährung. Dabei kochen Kinder mit ehrenamtlichen Kochpatinnen gesunde Gerichte, die auch gemeinsam gegessen werden. Dieses kostenfreie Angebot richtet sich vor allem an Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren aus Bitterfeld-Wolfen. Die Rezepte werden je nach Jahreszeit von den Kochpatinnen des UNS e.V. ausgewählt und aus frischen Bioprodukten zubereitet. Die Veranstaltungen sind öffentlich und finden viermal jährlich im Mehrgenerationenhaus BitterfeldWolfen statt. Messe-Erfahrung hat der UNS e.V. bereits mit der Messe »LebensArt« seit einigen Jahren gesammelt. Die »LebensArt« findet immer am ersten Samstag im November in Wolfen statt und bietet vielseitige Angebote zum Wohlfühlen, für die Gesundheit, zur Erleichterung des Alltags sowie zur gesunden Lebensweise. Sie dient vor allem den

Unternehmerinnen als Plattform, um ihre Produkte und Leistungen in der Region vorzustellen. Neue Netzwerk-Partnerinnen gesucht Na klar, die 39 Frauen des Unternehmerinnenstammtischs freuen sich jederzeit über neue Mitstreiterinnen. Vorschläge und neue Ideen sind immer gefragt - besonders, wenn am Jahresende über die Aktivitäten für das neue Jahr oder Reiseziele diskutiert wird. Oder wenn nach der Planung Verantwortliche für die Umsetzung und Organisation von Terminen gesucht werden. »Wir verteilen die Arbeit natürlich so, dass niemand überlastet wird«, berichtet Ute Hirsch und versichert auch, dass bei allem Engagement im Verein der Spaß niemals zu kurz komme. Uwe Rempe Mehr erfahren Sie unter: www.uns-unternehmerinnen.de

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»Wir sind Teil dieser Region« Die Volksbank Dessau war bei der REGIA schon zum zweiten Mal mit von der Partie

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ls die Teilnehmerinnen der diesjährigen REGIA in Dessau zum fachlich persönlichen Austausch zusammenkamen, war auch die Volksbank Dessau wieder mit von der Partie. »Dass wir als Kreditinstitut bei diesem bunt gemischten Netzwerk von Unternehmerinnen und weiblichen Führungskräften dabei sein konnten, ist für mich persönlich sehr interessant und es rundet das Ganze auch ein bisschen ab«, freut sich Bärbel Heuschkel. Die Bankkauffrau aus Bitterfeld ist im Beraterkreis der Kreditabteilung der Volksbank tätig. Zu deren 23.000 Bankkunden zählen rund 2.000 Unternehmer, wie viele davon weiblich sind, darüber führe man keine Statistik, so der Vorstandschef Manfred Bähr, er sehe »Geschäft eher geschlechtsneutral«. Allerdings stehe bei Männern wie Frauen der Kunden- respektive Kundinnen-Wunsch an erster Stelle. Wer von wem beraten werden will, ist denn auch in erster Linie Kundensache. »Wir versuchen jedem den passenden Ansprechpartner zu vermitteln«, unterstreicht Bärbel Heuschkel. Passende Ansprechpartnerinnen zusammenzuführen und ihnen eine Plattform zum Austausch und zum Netzwerken zu bieten, das ist auch das Anliegen der Unternehmerinnenkonferenz, die

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im vergangenen Jahr erstmals stattfand. Aus dem Stand gelang es, rund 100 Frauen aus der ganzen Region und aus den verschiedensten Branchen zu interessieren, die mehrheitlich an einer Fortsetzung interessiert waren. 2015 war eine Kollegin von Bärbel Heuschkel dabei; in diesem Jahr hatte sie selbst Gelegenheit zu einem regen Informationsaustausch, »der auch für unsere tägliche Arbeit interessant war«. Als Unternehmen im Dienstleistungssektor habe man täglich mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun. »Der Mensch ist unser größtes Kapital«, sagt die Kreditfachfrau, »jeder ist anders und auf jeden muss man sich neu einstellen.« In der Regel fänden Kundengespräche ja in der Bank statt, aber es sei auch ungemein wichtig, den Geschäftspartner einmal aufzusuchen, sein Unternehmen kennenzulernen oder ihn in einer gänzlich anderen Gesprächssituation zu erleben. Zahlen und Fakten seien zwar eine wichtige Grundlage, aber neben Plänen und Projekten spiele immer auch die Person eine wichtige Rolle. Im ganzen Geschäftsleben laufe doch auch vieles über Sympathien und Vertrauen – »dazu muss man Gelegenheiten schaffen«, findet Bärbel Heuschkel.

Die REGIA war für sie zweifelsohne eine solche Gelegenheit. Dass über die Konferenz ein regionales Netzwerk geknüpft werden kann, ist für die Volksbankangestellte wichtig. Nach mehrjähriger Arbeit bei einem anderen Kreditinstitut in einer Großstadt, ist Bärbel Heuschkel wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt und schätzt die überschaubaren Strukturen vor Ort und bei ihrem Arbeitgeber. Sie sei es gar nicht mehr gewohnt gewesen, ihrem Vorstand bei der Arbeit täglich zu begegnen, auch zufällige Begegnungen mit Kunden außerhalb der Geschäftszeiten gab es quasi nicht. Hier erlebt und schätzt sie nun kurze Wege, flache Hierarchien, ein enges Miteinander im Haus – und trifft ihre Geschäftspartner auch schon einmal auf der Straße. Der persönliche Kontakt schaffe die Basis für ein vertrauensvolles Miteinander, helfe bei Einschätzungen wie Entscheidungen und mache deutlich »Wir sind Teil dieser Region«, so Heuschkel. Stefanie Hommers Kontakt: Volksbank Dessau-Anhalt eG Ratsgasse 1 · 06844 Dessau-Roßlau Telefon: 0340 26018-0 www.vbdessau.de

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Motivierte Fachkräfte gesucht? Rückkehrer-Jobbörse im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen

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iele junge Menschen sind vor Jahren in die alten Bundesländer abgewandert, um einen interessanten und gut bezahlten Job anzunehmen. In der Regel sind dies motivierte und gut qualifizierte Fachkräfte, die heute der Wirtschaft in unserer Region fehlen. Durch die demografische Entwicklung werden diese Fachkräfte hier gebraucht, denn in den nächsten zehn Jahren wird jeder dritte Mitarbeiter der ansässigen Unternehmen in den Ruhestand gehen. Darum ist es wichtig, Fachkräfte in die Region zurückzuholen. Die Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld mbH (EWG) und die Agentur für Arbeit Bitterfeld planen erstmalig in diesem Jahr einen Rückkehrer-Tag am Dienstag, 27. Dezember 2016, zwischen 10:00 bis 13:00 Uhr im Kongresscenter des Chemieparks BitterfeldWolfen. »Dieser Termin wurde bewusst nach den Weihnachtsfeiertagen gewählt, weil viele der »Weggezogenen« gerade Weihnachten in der Heimat bei ihren Eltern oder Verwandten verbringen«, erklärt Elena Herzel, Prokuristin der EWG. Um auch ein breites Angebot an interessanten Arbeitsstellen zu offerieren, sind die Unternehmen aus der Region Bitterfeld-Wolfen und Köthen aufgefordert, sich an der Jobbörse für Rückkehrer zu beteiligen. Die Firmen haben die Möglichkeit, freie Stellen und/ oder Arbeitsplätze, die in nächster Zeit zu besetzen sind, online und mit einem Stand im Kongresscenter der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH zur Jobbörse zu präsentieren. Ihren Stand können die Unternehmen bereits vor den Weihnachtsfeiertagen aufbauen, so dass am 27. Dezember 2016 lediglich ein kompetenter Ansprechpartner

für die potenziellen Bewerber vor Ort sein muss. Mit interessanten Zukunftschancen können die »Weggezogenen« zur Rückkehr in die Region überzeugt werden. »Melden Sie Ihr Unternehmen kostenfrei für den Rückkehrer-Tag mit konkreten, attraktiven Stellenangeboten bei der EWG Anhalt-Bitterfeld mbH bis zum 30. Oktober 2016 an. Wir werben für diesen Tag und stellen die Angebote auf der Internetseite ab Oktober

für die Rückkehrer online«, erläutert Elena Herzel. Die Prokuristin der EWG ist davon überzeugt, dass mit attraktiven Arbeitsplätzen motivierte Fachkräfte in die Region zurückgeholt werden können. Ute Hirsch Kontakt: Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld mbH (EWG) Telefon: 03494 638366 · Mail: [email protected] www.abi-rückkehrer.de

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Minimierung von Haftungsrisiken ist sinnvoll Persönlichkeitsrechte sind derzeit groß in der öffentlichen Diskussion. Worauf müssen Unternehmen beim Thema besonders achten, um rechtliche Konflikte zu vermeiden? ie aktuelle öffentliche Debatte befasst sich vor allem mit dem Äußerungsrecht, also dem Konflikt zwischen der grundgesetzlich gewährten Meinungsfreiheit einerseits und der Beachtung des Persönlichkeitsrechts von Menschen, die durch bestimmte Äußerungen betroffen sind. Dies hat im Unternehmensbereich vor allem in Bezug auf Bewertungsportale eine besondere Bedeutung, wie sich in vielen Unternehmensbranchen (Hotel- und Gaststättengewerbe, ärztliche Betreuung und andere Dienstleistungen) etabliert haben. Hier müssen Unternehmen nicht immer Kundenbewertungen hinnehmen, sondern können sich nach neuer Rechtsprechung des BGH an den Betreiber des betreffenden Bewertungsportals wenden und im Einzelfall auch die Löschung negativer (unsachlicher) Bewertungen durchsetzen. Doch auch die Unternehmen müssen ihrerseits das Persönlichkeitsrecht in all seinen Ausprägungen beachten. Dies betrifft etwa das Bildnisrecht. Beim Einsatz von Medieninhalten, auf denen Personen erkennbar werden, muss in der Regel die Einwilligung der Betroffenen für eine Veröffentlichung vorliegen. Weitere Anforderungen für Werbemaßnahmen können sich aus dem Wettbewerbsrecht oder Spezialgesetzen ergeben.

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»Marketing 2.0 – Werben im digitalen Zeitalter« lautete das Motto des 9. Unter­nehmens­ forums Anhalt-Bitterfeld | Dessau-Roßlau | Wittenberg, dem Treffen der regionalen Wirtschaft am 20. September 2016 im Technikmuseum »Hugo Junkers« in Dessau-Roßlau. In diesem Zusammenhang spielt natürlich auch das Thema »Medienund Urheberrecht« eine große Rolle. Referent Prof. Dr. jur. Marc Liesching von der Fakultät für Medien der HTWK Leipzig lädt Interessenten ein, seine Expertise über das Forum hinaus in Anspruch zu nehmen.

> Prof. Dr. jur. Marc Liesching Dr. Liesching ist Professor für Medienrecht und Medientheorie an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. Er war von 2002 bis 2013 Rechtsanwalt in München und gründete die Medienrechtskanzlei TECHNOLEX ANWÄLTE. Er ist Herausgeber und Autor mehrerer Gesetzeskommentare im Bereich Medienrecht.

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Gerade kleine und mittelständische Unternehmen tun sich sehr schwer in Sachen Mediennutzung für eigene Belange wie PR und Marketing. Können solche Unternehmen durch ein adäquates Engagement überhaupt positive Effekte für sich erzielen? Marketing im Internet ist auch für kleine und mittelständische Unternehmen von enormer Bedeutung für die breite Nutzung und Erschließung von Absatzchancen. Gerade das Web 2.0 bietet zahlreiche Möglichkeiten für den effektiven Einsatz moderner Marketinginstrumente wie social proof (Kundenbewertungen) und Persuasionsstrategien. Im digitalen Zeitalter können kleine und mittelständische Unternehmen meines Erachtens nicht mehr auf gute Internet-PR verzichten. Auch von den juristischen Anforderungen an eine rechtskonforme Umsetzung sollte man sich nicht abschrecken lassen. Oftmals sind Unternehmer Multifunktionäre, kümmern sich um alles, auch um Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit. Halten Sie es unter rechtlichen Gesichtspunkten für sinnvoll, für diesen Bereich einen eigenen Spezialisten einzustellen bzw. einen Dienstleister zu beauftragen? Grundsätzlich ist es natürlich möglich, als Unternehmer auf die eigenen PR-Fähigkeiten zu vertrauen. Oftmals erscheint dies gerade im B2B Marketing sinnvoll, da der Unternehmer über Fachkenntnisse verfügt, welche externe Marketingberater nicht haben. Umgekehrt können gute und auf den jeweiligen Markt abgestimmte PR-Strategien in der Regel nur durch Fachleute entwickelt und optimiert werden.

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Eine Allrounderin, die weiß, was sie tut Bärbel M. Schärff, Amtsleiterin der Wirtschaftsförderung der Stadt Dessau-Roßlau

Viele externe Marketingberater bieten über die Beratung hinaus auch die Umsetzung des Medienmarketings an. Spezialisierte PR-Medienunternehmen verwenden hierbei in der Regel eigene oder lizenzierte Materialien (Lichtbilder, Personenbildnisse, Texte) und wissen, welche sonstigen rechtlichen Anforderungen (Informationspflichten, Verbraucherschutz, Datenschutz) zu beachten sind. Insofern erscheint in vielen Fällen die Betrauung externer Fachleute schon zur Minimierung von rechtlichen Haftungsrisiken sinnvoll. Für mittlere und größere Unternehmen, welche sich im Bereich Marketing professionalisieren wollen, kommt auch der Aufbau einer eigenen PR-Abteilung in Betracht. Wer als Kleinunternehmer auf eigenkreierte Medieninhalte setzt, sollte vor deren Veröffentlichung überprüfen, ob alle rechtlichen Anforderungen eingehalten werden. Dies sind beim Einsatz von Fremdmedien vor allem das Urheber-, Marken- und Bildnisrecht. Im Hinblick auf die Gestaltung eines eigenen Internetauftritts sind Informationspflichten und das Verbraucherschutzrecht zu beachten, im Falle der Verwendung von Nutzerdaten oder die Verwendung von Cookies darüber hinaus das Datenschutzrecht. Schließlich ist gerade im Bereich Marketing auch das Wettbewerbsrecht zu beachten, welches unter anderem Beschränkungen von Werbemaßnahmen in Bezug auf Wettbewerber normiert.

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ie ersten Monate im Rathaus als neue Amtsleiterin der Wirtschaftsförderung der Stadt Dessau-Roßlau sind gemeistert. Zahlreichen Unternehmen in Dessau-Roßlau hat die Großkühnauerin in ihrer neuen Position bereits einen Besuch abgestattet und dabei alte Bekannte getroffen. Bärbel M. Schärff wollte eigentlich nie in den öffentlichen Dienst. »Aber die Perspektive, in der Führungsebene der Wirtschaftsförderung in meiner Heimatstadt etwas bewegen zu können, reizte mich«, gibt sie zu. Bewegt hat sie schon so einiges. Als langjährige Geschäftsführerin der IHK Bildungszentrum Halle-Dessau GmbH und durch ihre Führungserfahrung auf verschiedenen Ebenen in unterschiedlichen Branchen hat sie sich ein breites Spektrum an Fähigkeiten und Fertigkeiten angeeignet. Ihr Credo: »Über den Tellerrand schauen!« Damit spielt sie nicht nur auf das Werfen eines Blickes über Regionen und Branchen hinaus an, sondern schwärmt auch von ihren Bildungsreisen und Weiterbildungsaufenthalten, die sie zum Beispiel nach Wien, England und Indien führten. Auch den Schritt in die Selbstständigkeit hatte sie vor einem Jahr als Unternehmensberaterin gewagt. Die Frau mit den Diplomen für Betriebswirtschaft/Maschinenbau und praktische Psychologie ist nicht nur sehr gut ausgebildet, vielseitig interessiert und mutig, sondern auch stets engagiert und bestrebt, involviert zu sein.

Neben der »Mitteldeutschen Führungskräfte-Akademie« wurde zudem auch die 2014 gegründete Arbeitgeberinitiative »Familienfreundliches Dessau« durch ihre Initiative ins Leben gerufen. Die Möglichkeit, den Beruf und die Familie vereinbaren zu können, liegt ihr sehr am Herzen. Auch das Projekt »Zukunft Pharma« sowie das bereits zwar abgeschlossene, aber sehr erfolgreiche Projekt »Nachwuchssicherung aus eigener Kraft« stammen aus ihrem Ideenpool. In dem Projekt über Nachwuchskräfte stand die Auswahl und systematische Entwicklung eigener MitarbeiterInnen als Nachwuchskräfte im Mittelpunkt, um diese gezielt auf neue Aufgaben und die Übernahme von Führungsverantwortung bzw. den Antritt der Unternehmensnachfolge vorzubereiten. Ihr umfassendes Wissen und ihre Kreativität möchte sie nun auch bei ihrer neuen Aufgabe – Wirtschaft fördern – einsetzen. »Besonders wichtig ist für mich eine gute Vernetzung untereinander und eine funktionierende Wirtschaft«, hebt sie hervor. Auch Kommunikation ist für die Expertin für Macht-Analytik ein ´Schlachtwort´. Bärbel M. Schärff schätzt eine zielsichere Unternehmenskultur mit einem geschärften Profil. »Nur wenn man genau weiß, wer man ist und was man machen will, kann man das der Öffentlichkeit transportieren«, weiß die einstige Unternehmerin und hofft, dies unter dem Einbeziehen der Ideen all ihrer Mitarbeiter auf die Wirtschaftsförderung der Stadt Dessau-Roßlau adaptieren zu können. Anna-Katharina Gruner

Bärbel M. Schärff

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Die Arbeitsagentur hilft – auch Arbeitgebern

Zur Arbeitsagentur geht man, weil man seinen Job verloren hat, einen neuen braucht und bis dahin von dort das Arbeitslosengeld bezieht. Oder weil der Unternehmer einen neuen Mitarbeiter benötigt. Ein bisschen Wahrheit steckt zwar immer in Vorurteilen, aber heute sind die Arbeitsagenturen moderne Dienstleister geworden, die gerade mittelständischen Unternehmern (KMU) eine Menge zu bieten haben. »Vom Arbeitgeberservice muss man wissen und ihn nutzen«, sagt Sabine Edner, Agenturchefin für den Bereich Dessau-Roßlau-Wittenberg.

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enn gestandene wettergegerbte Männer – mit und ohne Bauch, mit und ohne Hemd – in ihrer Mittagspause auf der Baustelle einige Minuten mit dem Theraband üben, ist das schon ein Ereignis. Und dass sie es überhaupt tun und die spöttischen Blicke der Umstehenden ignorieren, ist fast eine Sensation. Die relativiert sich ein wenig, wenn man auf die Ergebnisse der Mittagsgymnastik schaut: Diese Bauarbeiter haben viel weniger Probleme mit dem Rücken, in den Knien oder Schultern als ihre Kollegen. Und die Ausfalltage sind rapide gesunken. Beeindruckt von der Geschichte aus einer mittelständischen Baufirma Mecklenburgs zeigt sich Sabine Edner, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dessau-Roßlau-Wittenberg. Natürlich haben die Männer zunächst über das Ansinnen ihres Chefs gemurrt, von freiwilligem

Üben konnte anfangs keine Rede sein. Erst die Ergebnisse, die schmerzfreien Gelenke und Rücken, haben sie überzeugt. »Bei uns im Agenturbezirk gibt es ähnliche Beispiele«, berichtet Sabine Edner. Ein Unternehmer etwa, der sich über Angebote zur Qualifizierung von Mitarbeitern erkundigte und letztlich Angebote aus den Bereichen Prävention, Gesundheitsmanagement und andere bekam sowie die jeweils passende Unterstützung vom Arbeitgeberservice der Agentur annahm. Unternehmer benötigen Unterstützung »Gerade für kleine und mittelständische Firmen haben wir vieles in petto«, sagt die Agenturchefin, die derzeit 9.980 Unternehmen im Bestand hat, vor allem aus den sechs Schwerpunktbranchen Lager und Logistik, Pharma und Chemie, Pflege und Gesundheit, Metall und Elektro, Landwirt-

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schaft und Ernährung, Hotel und Gaststätten. 95 Prozent von ihnen haben weniger als 50 Beschäftigte. Das Problem der Kleinen: Der Unternehmer macht oft alles selbst. Er ist der Einkäufer, macht den Vertrieb, leitet die Produktion, hat die Verwaltung und die Buchhaltung im Blick, kümmert sich im Fall der Fälle sogar um Forschung und Entwicklung. Und die in größeren Firmen übliche – und meist üppige – Personalabteilung ersetzt er ebenfalls. »An diesem Punkt setzen wir an: Unsere Dienstleistung soll den Unternehmer unterstützen, entlasten, gerade im Bereich Personal«, so Sabine Edner. »Mit unserer Hilfe lässt sich in dem Bereich seine Arbeit professionalisieren.« Das diese Aufgaben guter Lösungen bedürfen, liegt auf der Hand: Die Belegschaften altern, die Zahl der Schulabgänger hat sich halbiert, die jungen Leute studieren lieber statt eine Lehre zu beginnen, gute neue Fachkräfte sind auf dem Arbeitsmarkt rar gesät, die Menschen werden anspruchsvoller, wollen ein auskömmliches Einkommen und Beruf und Familie weitgehend reibungslos unter einen Hut bringen. Also, was tun? Mensch und Arbeit zusammenbringen Zum Beispiel den Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur anrufen. Seit zwölf Jahren stehen deren Mitarbeiter ausschließlich den Unternehmen der Region zu Diensten, hier laufen alle Kontakte, das Wissen um die Besonderheiten der Region, ihres Arbeitsmarkts, der Fördermöglichkeiten, um rechtliche Voraussetzungen, kurz: alle Kompetenzen in Sachen Vermittlung und Qualifizierung von Personal zusammen. Idealvorstellungen der Unternehmer darüber, welches Wissen, welche Kompetenzen neue Mitarbeiter haben sollten, passten selten zu den Menschen, die in der Region ohne Arbeit sind, erläutert die Agenturchefin. Die

Lösung, die für den Arbeitgeber und für den Arbeitnehmer die beste ist: »Den oder die Bewerber auswählen, die einige wichtige Voraussetzungen erfüllen und die noch fehlenden Kompetenzlücken schließen wir in der Folge gemeinsam mit dem Unternehmen durch unsere vielfältigen arbeitsmarktpolitischen Instrumente.« Der Instrumentenkasten ist groß, das Instrumentarium breit gefächert. Nur einige wichtige Beispiele: Da sind etwa Qualifizierungen, die vor der Einstellung ermöglicht werden können. Es gibt Qualifizierungen für Mitarbeiter über das bewährte Programm WeGebAU, die Weiterbildung für geringqualifizierte Beschäftigte im Unternehmen. »Gering qualifiziert heißt, dass der Arbeitnehmer innerhalb der letzten vier Jahre nicht mehr im erlernten Beruf arbeitet«, erläutert Sabine Edner. Ein mehr als großzügiges Angebot, die Qualifizierungsmaßnahme bei einem zertifizierten Bildungsträger umfasst insgesamt 160 Stunden und die Kostenbeteiligung durch die Agentur ist hoch.

fehlender Ausbildungsfähigkeit junger Leute: die assistierte Ausbildung für jugendliche Auszubildende. Arbeitgeber und der Jugendliche einigen sich im Vorhinein darauf, dass bei eventuellen Konflikten ein Coach vermittelt und beiden Seiten im Umgang miteinander neue Wege aufzeigt. Ein Modellprojekt, das im Salzlandkreis und in Dessau-Roßlau-Wittenberg läuft, nennt sich Beschäftigungscheckup. Ziel ist es, über 55-Jährige in der alternden Belegschaft so zu qualifizieren, dass auch die Eingeschränkten im Unternehmen weiter arbeiten können, aber an einem neuen, adäquaten Arbeitsplatz. Zudem haben die Mitarbeiter im Arbeitgeberservice einen heißen Draht zu darüber hinausgehenden Angeboten vom Land, etwa dem Projekt »Fachkraft im Fokus«. »Unternehmer müssen sich das alles nicht merken. Sie müssen nur die Telefonnummer von unserem Arbeitgeberservice kennen«, fasst Sabine Edner zusammen »einfach anrufen und dann finden wir gemeinsam die passende Lösung«. Uwe Rempe

Einfach mal anrufen… Die Agentur zahlt auch Eingliederungszuschüsse, die dem neuen Beschäftigten Zeit geben, sich ans geforderte Niveau heranzuarbeiten. Der Arbeitgeber profitiert, weil er diese Anpassungskosten nicht alleine tragen muss. Es sind auch von der Agentur bezahlte Praktika möglich. Relativ neu ist das sogenannte »Talentorientierte Marketing«, bei dem der Arbeitgeber Infos bekommt, welche Talente der Bewerber neben seiner formellen Qualifikation hat, an die sich aber beruflich anknüpfen lässt. Beispielsweise der Transportarbeiter, der viel Zeit an der Drechselbank im heimischen Keller verbringt. Oder der passionierte Hobbykoch…. Ebenfalls neu und als Instrument geschaffen vor dem Hintergrund vermeintlich

Kontakt können Unternehmer über ihren persönlichen Ansprechpartner aufnehmen oder über die kostenlose Arbeitgeber-Hotline 0800 4 5555 20.

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Anhalten zum Schlemmen

Mit »Luther-Burger« und »Käthe-Nuggets«

alle Fotos: Luther-Hotel Wittenberg

Im Luther-Hotel Wittenberg stehen alle Zeichen auf 2017

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chon der Name verpflichtet: »Luther Hotel«. Wenn sich die Herberge dann auch noch in christlicher Trägerschaft und darüber hinaus im Herzen von Wittenberg befindet, setzen die Hotel-Mitarbeiter selbstverständlich darauf, ihr Haus 2017 zum Reformationsjubiläum gebührend zu präsentieren. Den Gästen unterwegs ein Zuhause zu bieten ist Motto und Anspruch. Ihnen mit fundierten Informationen und Tipps die Orientierung zu erleichtern, ist ein Service, der angesichts eines vielfältigen Festprogramms mit Sicherheit gern in Anspruch genommen werden wird. Das Besucherinteresse ist bereits jetzt deutlich spürbar. Zahlreiche der insgesamt 159 Zimmer in dem persönlich geführten 3-Sterne-Haus wurden von Institutionen des Reformationsjubiläums 2017 geblockt – und das zum Teil schon vor Jahren. Für andere liegt bereits eine ganze Reihe von Reservierungen vor. Das gelte besonders für den Zeitraum von Mai bis September, wenn die »Weltausstellung Reformation«

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ihre Pforten im Stadtzentrum öffne, unterstreicht die für das Marketing des Hauses verantwortliche Direktionsassistentin Selina Schlacht. »Wir sind schließlich mittendrin im Geschehen.« Die zentrale Lage des Hauses in der historischen Altstadt sei »ein Super-Ausgangspunkt« für Erkundungen und Entdeckungen. Für größere Gruppen werde es in diesem Zeitraum allerdings schon sehr schwierig, ein Zimmer zu bekommen, Individualreisende hätten hingegen durchaus noch Chancen. »Auch Hochzeiten kann man bei uns weiterhin feiern, die Tagungs- und Festräume stehen zur Verfügung«, unterstreicht die junge Frau, die ihre Stelle im Luther-Hotel gerade erst angetreten hat. Das nötige Know-how bringt die gelernte Hotelkauffrau nicht nur in beruflicher Hinsicht mit. Sie ist gebürtige Wittenbergerin und freut sich nach Studien- sowie Arbeitsjahren in Halle, München, Leipzig und Berlin »endlich wieder zu Hause« zu sein. Wittenberg sei »soo schön« geworden,

findet sie und ist überzeugt, dass 2017 ein spannendes Jahr wird. Ein arbeitsreiches wohl auch, denn obschon man im Luther-Hotel das Reformationsjubiläum schon lange im Blick hat, bleiben noch zahlreiche Vorbereitungen zu treffen. Es gilt, sich auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der internationalen Gästeschar einzustellen. Neben US-Amerikanern werden auch größere Gruppen von Südkoreanern in Wittenberg erwartet. In dem asiatischen Land liegt der Anteil evangelischer Christen immerhin bei knapp 24 Prozent. Schon in den vergangenen Jahren konnten bei dieser Klientel Zuwächse verzeichnet werden. Momentan sind die Mitarbeiter des Hotels damit beschäftigt, die gesamte Beschilderung im Haus konsequent zweisprachig (deutsch und englisch) zu gestalten. Auch das bereits vorhandene Angebot an Souvenirs wird noch einmal überprüft und erweitert. Selbst in der Restaurant-Küche steht das Angebot für 2017 mit eigens kreierten »Käthe-Nuggets« und einem »Luther-Burger«

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im Zeichen des Jubiläums. Und für alle, die fleischlose Kost vorziehen, soll es den »Luther-Burger« übrigens auch in einer vegetarischen Variante geben. Wie beim gesamten Speisenangebot setzt Küchenchef Christian Hirsch auch beim »Fast-Food der gehobenen Ebene« ganz auf Frische und Regionalität. Die Lieferanten für den gastronomischen Bereich stammen aus der Umgebung. Käse vom Ziegenhof aus dem Wittenberger Ortsteil Pratau steht ebenso auf der Lieferantenliste wie Fisch vom Forellenhof in Thießen, Fleisch von der Metzgerei Wildgrube in Gohrau oder ein guter Tropfen vom Weingut Hanke in Jessen. Die im letzten Jahr umgebaute und erweiterte Küche sieht sich technisch wie kulinarisch gut gerüstet für alles, was kommt und alle, die kommen. Von der schnellen schmackhaften Zwischenmahlzeit bis zum mehr­ gängigen Menu werden hier alle Gästewünsche erfüllt. Ausgewählte Informationshappen sorgen zudem dafür, dass Wittenberg-Touristen ein Ausflugs- und Besichtigungsmenu

ganz nach ihrem Geschmack kredenzt wird. Eine spezielle Schulung der Mitarbeiter steht ebenfalls noch auf der to-do-Liste für 2017. Angesichts einer Fülle von Veranstaltungen im Sommer der Reformation sei es absolut notwendig, den Gästen Tipps geben zu können. Dazu müsse man allerdings erst einmal selbst den Überblick gewinnen, unterstreicht Selina Schlacht. Mit Hilfe eines Mitarbeiters vom Verein Reformationsjubiläums 2017 soll das Team denn auch noch einmal ausführlich über alle Aktivitäten im Festjahr informiert werden. Darüber hinaus gelte es, die übrigen Selina Schlacht Highlights der Region nicht zu vernachlässigen und daran zu denken, wie es 2018 weitergehen wird. Vorerst steht eindeutig 2017 im Fokus – und auch wenn man im Luther-Hotel, was die Buchungen

angeht, klare Kalkulationsgrundlagen hat, bleibt das Jubiläumsjahr eine Gleichung mit vielen Unbekannten. »Wir wissen, wann, was stattfindet, aber nicht genau was jeweils konkret auf uns zukommt«, so Selina Schlachts Einschätzung. Die Herausforderung schreckt sie indes nicht. Die Direktionsassistentin weiß, dass sie sich auf ein engagiertes Team von Mitarbeitern im Luther-Hotel verlassen kann, das präzise, flexibel und freundlich mit den vielfältigen Anforderungen umzugehen weiß – 2017 und darüber hinaus. Stefanie Hommers Luther-Hotel Wittenberg Neustraße 7-10 06886 Lutherstadt Wittenberg Telefon: +49 (0) 3491/ 458 - 0 Fax: +49 (0) 3491/ 458 - 100 E-Mail: [email protected] www.luther-hotel-wittenberg.de

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Schwärmen für einen Vorgarten mit Anziehungskraft Der Naturpark Dübener Heide wirbt auf besondere Art um Unterstützer und positioniert sich als Wohn-, Gesundheits- und Outdoor-Region mit Qualität.

Heidemagneten

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xel Mitzka strahlt große Zufriedenheit aus. »Natürlich haben wir uns sehr gefreut, dass das Crowdfunding (Schwarmfinanzierung) für den ganztätigen Thementag »Wolf & Mensch« erfolgreich realisiert und sogar überbucht wurde. Über 9.100 Euro haben Unterstützer aus der Region und aus Leipzig dafür über die InternetPlattform »Regiocrowd« gespendet. Damit reiht sich das Projekt in die Erfolgskette mit vorausgegangenen Natur- und Kulturprojekten. Wir bewerten dieses hohe finanzielle Engagement als deutliches Bekenntnis zur Region«, so der Vorsitzende des Naturparkvereins Dübener Heide. Die regionalisierte Internetplattform »Regiocrowd.de« wird vom Naturparkverein betrieben und steht jedem regionalen Projektträger zur Verfügung. Sie ist in dieser Form bundesweit beispielhaft, da sie Zeit- und Geldspenden für regionale Anliegen offensiv einwirbt. Doch zurück zur bundesländerübergreifenden Veranstaltung »Wolf & Mensch« unter der Regie des Vereins Dübener Heide am Sonnabend, dem 8. Oktober, auf dem Gelände des NaturparkHauses in Bad Düben. Die unstrittige Erwartung, dass der Wolf auch in der Dübener Heide nach 100-jähriger Abwesenheit eine spürbare Rolle spielen wird, begründete die Themenwahl. Sie setzt bewusst einen Reizpunkt. Denn kann der Wolf überhaupt erwünschter Teil der (Kultur-) Landschaft, der Natur sein? Wer hat darüber mit welchen Gründen zu entscheiden?

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Isegrim ruft bei den Menschen so starke wie unterschiedliche Reaktionen und Meinungen hervor. Der Thementag, das erhoffen sich die Verantwortlichen des Naturparks Dübener Heide, soll eine Plattform sein, auf der die differierenden und sich widersprechenden Ansichten über das streng geschützte Tier in einen offenen Dialog treten können. »Bevor ein Konsens erzielt wird«, formuliert Naturparkleiter Thomas Klepel, »braucht es Streit.« In den sich bei »Wolf & Mensch« die breite Öffentlichkeit gern einmischen darf. »Wir bieten dafür einen entspannten Rahmen zu einem spannenden Thema«. Er rechnet mit knapp 300 Besuchern aus der Region und dem städtischen Umland (Leipzig, Halle, Wittenberg, Dessau-Roßlau, Bitterfeld-Wolfen). Das Publikum erwartet dann eine breite Mischung an Angeboten. Umrahmt von kulturellen Darbietungen und kulinarischer Versorgung sind Vorträge, Info-Stände, Diskussionen und Exkursionen geplant. Erklärtes Ziel ist, nicht für oder gegen den Wolf Partei zu ergreifen. Der Thementag möchte einen Beitrag leisten, die unterschiedlichen Positionen sichtbar und verhandelbar zu machen. Beide Männer sprechen gern von der Dübener Heide als dem »Vorgarten der Leipziger«. Dort möchte eine wachsende Zahl an Menschen wohnen, was die positive Entwicklung auf dem Immobilienmarkt beweist. Zum Verkauf angebotene Häuser finden schnell einen neuen Besitzer. »Junge

Paare können bei der Sanierung Unterstützung von der Lokalen Leader-Aktionsgruppe erhalten«, so Monika Marie Weber, die neben Anne-Marie Hiller im LeaderManagement tätig ist. Letztere verweist auf das zentrale Anliegen der Lokalen Aktionsgruppe, die sich bis 2020 dem Leitziel »Dübener Heide - Wohn-, Gesundheits- und Outdoor-Region mit Qualität« verpflichtet hat. Das Arbeitsprogramm dafür findet sich im regionalen Entwicklungskonzept (www. leader-duebener-heide.de). »Die Macher/ innen dafür sind die Bürger/innen, Unternehmer/innen und die willkommenen Zuwanderer aus den umliegenden Städten oder darüber hinaus«, so Monika Weber. »Als Regionalmanagement beraten wir Projektträger und koordinieren regionale Entwicklungsthemen«. Auf die zertifizierte Heide-Biber-Tour verweisend, erklärt Anne-Marie Hiller, dass es darauf ankommt, die Dübener Heide noch stärker als qualitativ hochwertige Wanderregion in den Fokus zu rücken. Dafür arbeitet die Region für die Zertifizierung als vierte Qualitätswanderregion in Deutschland. Und sie möchte, wie es jüngst eine Zeitung (LVZ) kommentiert haben, es dem RB Leipzig nachmachen und in die Bundesliga aufsteigen. »Unter den Modellregionen in Deutschland ist sie der einzige flache Landstrich. Doch das Fehlen eines Mittelgebirges, in dem zu laufen anstrengend sein kann, ist nur auf den ersten Blick

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Anne-Marie Hiller (li.) und Monika Maria Weber an einer Info-Tafel vor der Gutsscheune in Schwemsal.

Thementag »Wolf und Mensch in der Dübener Heide« am 8. Oktober in Bad Düben

einer Laufzeit von 1 bis 2 Stunden sowie ein Angebot sich kulinarisch zu stärken. Ein guter Tipp ist inzwischen auch wieder die Köhlerei am Eisenhammer. Thomas Klepel ist froh, dass sie in gute Hände und an ideenreiche Köpfe geriet. Das Ehepaar Norma und Jörn Austinat kaufte unlängst das Betriebsgelände von Köhler Hans-Joachim Lindner. Und die Leipziger verfolgen viele Pläne mitten in der Natur. Ein Ort der Begegnung schwebt ihnen vor. Nicht nur für die Ausflügler an den Wochenenden, sondern auch für Schulklassen im Rahmen von Projekten. In Gang gebracht worden ist schon der Imbiss, auch wird wieder beste Grillkohle produziert. Zudem begannen die Vorbereitungen für ein kleines, sich der Geschichte der Köhlerei widmendes Museum. »Das zeichnet die Menschen hier aus: Dass sie auf eigene Gestaltungskraft setzen, um ihre Heimat stark zu machen«, freut sich Klepel. Zumal ihm Norma Austinat wohl aus dem Herzen sprach, als sie in einem Interview verriet, dass man - trotz aller harten Arbeit - in der traumhaften Gegend der Dübener Heide wunderbar entschleunigen kann. Die Region hat die Neuankömmlinge gleich ins Herz geschlossen. Norma Austinat wurde jüngst zur »Köhlerliesel«, der traditionellen Botschafterin der Dübener Heide, gewählt: Authentischer geht es nicht.

> Danke Der Naturpark Dübener Heide e.V. dankt der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH für das große Engagement

Foto: Axel Mitzka

ein Nachteil. Die Heide ist landschaftlich reizvoll genug, sie zu Fuß zu erkunden. Und dass dies mit einem geringeren körperlichen Aufwand möglich ist, gereicht ihr zum Vorteil«, betont sie. Die Dübener Heide verfügt über ein enormes Potenzial für alle, die wandernd etwas für ihre Gesundheit tun möchten. »Wenn wir von rund 500 Kilometern Wanderwegen sprechen, ist das nicht falsch«, meint Axel Mitzka. Allein der Heidekammweg, der den Naturpark von Ost (Dommitzsch) nach West (Burgkemnitz) durchquert, erstreckt sich ja fast über 40 Kilometer. »Da kann man stundenlang unterwegs sein, ohne einem anderen Menschen zu begegnen. Ein wahnsinnig guter Ort, um zu sich selbst zu kommen«, weiß Thomas Klepel. Natürlich kann sich ein Wanderer zumindest in seinen Gedanken verlieren; wirklich verloren gehen wird er im Naturpark indes nicht. Das garantiert nicht nur die gute Ausschilderung sondern auch die Anziehungskraft solcher Heidemagneten wie das Naturparkhaus in Bad Düben, das Wasserschloss Reinharz, die Lausiger Teiche und die ab 2017 wieder geöffnete Schöne Aussicht. Auch die Gutsscheune Schwemsal gehört zu den prominenten Ausflugszielen. Mittelfristig stehen dort freilich Veränderungen bevor. Die Gemeinde Muldestausee sucht ab 2018 einen neuen Pächter. An allen Heidemagneten finden sich naturnahe und abwechslungsreiche Rundwege mit

»Die Menschen aus Bitterfeld-Wolfen sind traditionell sehr eng mit der Dübener Heide verbunden. Sie war und ist bis heute für viele ein beliebtes Ausflugsziel und gleichzeitig ein Ort der Erholung und Entspannung vom Arbeitsalltag. Die starke Industrialisierung der Region hat über mehr als 100 Jahre prägenden Einfluss auf die Naturlandschaft Dübener Heide gehabt. Was wir heute vorfinden, verdanken wir engagierten Menschen, die auch in schwierigen Zeiten versucht haben, einen Ausgleich zwischen den Extremen zu vermitteln. Auch beim Thema »Rückkehr des Wolfes« in die Heide bedarf es eines solchen, vermittelnden Engagements. Deshalb unterstützen wir den Aktionstag des Bürgervereins Dübener Heide e.V.!« Patrice Heine, Geschäftsführer der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH

Andreas Behling www.naturpark-duebener-heide.com www.regiocrowd.de, www.leader-duebener-heide.de

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5. Varietéspektakel in Köthen

Buchtipp

Hugo Junkers Wirken in Sachsen-Anhalt

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uftfahrtexperte Klaus Breiler beschreibt als Zeitzeuge die Entwicklung der Luftfahrttechnik in Dessau und Köthen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Schaffen Hugo Junkers. Bisher unveröffentlichte Fotos und die Berichte Breilers sowie weiterer Zeitzeugen legen dar, wie umfangreich Junkers in Dessau und Köthen tätig war. Im Nachbau der Junkers F13, den Breiler fotografisch dokumentiert hat, findet der Bildband seinen krönenden Abschluss.

La Cour – Le monde de la musique – Die Welt der Musik!

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um mittlerweile 5. Mal heißt es vom 14. bis 23. Oktober 2016 im JohannSebastian-Bach-Saal des Veranstaltungszentrums Schloss Köthen »Bühne frei!« für das Varietéspektakel »La Cour«. Und dieses kleine Jubiläum wird einmal mehr mit einem komplett neuen, exklusiven Stück und natürlich auch einem eigens dafür zusammengestellten Ensemble internationaler Spitzenartisten begangen. In den vergangenen Jahren sowohl vom Publikum als auch von der Presse stürmisch gefeiert, ziehen die Aufführungen eine breite Palette an Besuchern an. Es eignet sich ebenso für die ganze Familie wie für Reisegruppen oder den geselligen Abend mit der ganzen Firmenbelegschaft, zumal man von den im Köthener Schloss und der historischen Innenstadt vorhandenen Möglichkeiten für ein individuell zusammengestelltes Rahmenprogramm

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fitieren kann. »Le monde de la mupro­ sique« – die Welt der Musik, so lautet der Titel. Musik, das ist Leidenschaft und Lebenselixier für einen großen Teil der Menschheit. Sie zieht sich einem roten Faden gleich durch den Abend, verwebt dabei nicht nur die einzelnen Bestandteile des Stücks miteinander, sondern ist auch integraler Bestandteil so mancher Nummer der aus der ganzen Welt kommenden Artisten selbst. Herz und Seele des Varietéspektakels wird dabei wieder Stephan Masur sein, der nicht nur das Spektakel konzipieren und leiten, sondern in seiner Paraderolle als Monsieur Le Comte brillieren wird. Karten sind in der Köthen-Information im Schloss, Tel.: 03496 70099260, und in der Veranstaltungskasse im Halleschen Turm, Tel.: 03496 405775, für 21 Euro im Vorverkauf und 24 Euro an der Abendkasse erhältlich. Kartenreservierung auch online unter www.bachstadt-koethen.de

Klaus Breiler »Junkers in Sachsen-Anhalt« Luftfahrtgeschichte in alten Fotografien 128 Seiten, ca. 160 Abbildungen, Format 17,0 x 24,0 cm, Hardcover ISBN 978-3-95400-742-4 19,99 Euro

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Am Computer kreiert, am Laser realisiert

Landrat Uwe Schulze informiert sich bei Dr. Jürgen Kästner über die Umsetzung des neuen Verfahrens.

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lles begann mit einem Baumarktbesuch. Jürgen Kästner, Entwicklungsleiter der Köthener Spezialdichtungen, sollte für seine Frau Farbe besorgen, eine ganz Spezielle. Zum Glück hatte der Baumarkt gerade einen Farbmischcomputer aufgestellt. So konnte die Farbe exakt gemischt werden. »Meine Frau war zufrieden«, erzählt der promovierte Ingenieur. Zugleich war damit eine Idee geboren. »Wenn man Farbe auf diese Weise exakt zusammensetzen kann, muss dies doch auch für Werkstoffe möglich sein.« Der Grundstein für ein neuartiges Verfahren war gelegt. (R:LM²) steht für Rapid Laser Materials Manufacting Technologie. Das Grundprinzip: Man simuliert am Computer den gewünschten Werkstoff, nimmt für die berechnete Zusammensetzung die erforderlichen Komponenten in Form von Metallpulvern und vermischt diese. Ein Laser sorgt dafür, dass die einzelnen Elemente miteinander verschmelzen und mit Hilfe eines speziellen Handlingssystems wird der neue Werkstoff in die gewünscht Geometrie gebracht.

Was zunächst recht einfach klingt ist eine hochkomplexe Technologie, an deren Umsetzung die KSD als Technologieführer zusammen mit 16 mittelständischen Unternehmen, Instituten und Universitäten arbeitet. In einem ersten Schritt muss zunächst am Computer die Zusammensetzung des neuen Werkstoffes simuliert werden. Dazu war es notwenig eine spezielle Software zu entwickeln, in dem die erforderlichen thermodynamischen Elementeigenschaften erfasst sind. Dabei spielt die Gibbs´sche Modelvorstellung eine ganz besondere Rolle, die unter anderem besagt, dass sich die Elemente mit dem größten Unterschied an Gibbs´scher Energie zum Equilibrium am meisten zueinander hingezogen fühlen, man könnte also sagen »Gegensätze ziehen sich an«. »Manchmal ist das Verhalten der Elemente mit dem menschlichen Verhalten durchaus vergleichbar«, sagt Jürgen Kästner. Es gibt einige, die sich besonders anziehen, eben eine sehr enge Verbindung eingehen, andere stoßen sich ab, wieder andere stören. Die Materialsimulation am Computer sei daher die größte Hürde, die es unter Berücksichtigung der Spezifik des Laserschmelzens zu nehmen galt.

In einem zweiten Schritt ist ein spezieller Laserarbeitskopf notwendig. Der wird zu einem Minischmelzofen, in dem sich die einzelnen Elemente miteinander verbinden. Auch hier sind besondere Lösungen erforderlich, die in der 2012 errichteten neuen Fertigungshalle erarbeitet werden. In einem dritten Schritt muss der neuartige Werkstoff in die geforderte Form gebracht werden. Dank dieser neuartigen Technologie können künftig Sonderwerkstoffe kostengünstig hergestellt werden die ganz besonderen Belastungen standhalten müssen. »Armaturen mit Sitzdichtungen beispielsweise müssen bis zu 100.000 Hübe pro Jahr und extrem hohe oder niedrige Temperaturen aushalten«, erklärt Jürgen Kästner. Daher bestehen diese Sitzdichtungen aus hochwertigen Werkstofflegierungen, wie z. B. aus Nickelbasis- oder Kobaltlegierungen mit speziellen Eigenschaften. Dank der neuen RLM²-Technologie können diese teuren Legierungen durch vergleichbare Alternativen wesentlich preiswerter hergestellt werden. Das spart nicht nur Kosten sondern zusätzlich auch Ressourcen, schließlich sind bestimmte Rohstoffe nur endlich vorhanden. Seit der Jahrtausendwende beschäftigen sich Jürgen Kästner und sein Team mit den Möglichkeiten der Lasertechnik, seit 10 Jahren setzen sie die Idee der R:LM² Technologie Schritt für Schritt um. Ende nächsten Jahres rechnen sie mit der Markteinführung. Doch schon jetzt fanden diese neuartigen Ideen Anerkennung. So bekam die Köthener Spezialdichtungen GmbH 2014 für ihre innovative Technologie den Reiner Lemoine Innovationspreis des Landkreises Anhalt-Bitterfeld und auch den 2. Preis beim landesweiten Hugo Junkers Wettbewerb in der Kategorie »Projekte der angewandten Forschung«. Grit Lichtblau

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Die Landschaft kennenlernen, pflegen und erleben Engagement der Chemiepark-Mitarbeiter in der Dübener Heide

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er Duft von frischem Heu lag in der Luft, der Himmel strahlte in schönstem Blau und die Sonne hatte bereits Kraft als 12 Mitarbeiter der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH am frühen Morgen in Tornau in der Anhalter Geschäftsstelle des Vereins Dübener Heide e.V. ankamen. Statt im Büro am Computer zu arbeiten, hatte die Personalabteilung zu einem EngagementTag in die Dübener Heide gerufen und so viele folgten dem Ruf, dass eine Woche später noch eine weitere Mitarbeitergruppe eingeplant werden musste. Axel Mitzka, Vorsitzender des Vereins Dübener Heide e.V., konnte es nur Recht sein, hatte er doch eine der großen Feuchtwiesen im Hammerbachtal als Objekt für das Engagement der Chemieparker ausgesucht. Es galt durch die Mahd von Segge, Schilf und aufkommenden Bäumen, den ökologisch besonders wertvollen Pflanzen der Feuchtwiese wieder eine Chance zu geben, sich in ihrem angestammten Lebensraum zu behaupten. Nach einem zünftigen Frühstück informierte zuerst Botaniker Andreas Korschefsky vom NABU-Kreisverband Wittenberg die Anwesenden über den Wandel der Feuchtwiesen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte. Während im 19. Jahrhundert die Wiesen noch artenreich, buntblühend und Lebensraum für viele Insekten und Pflanzen waren, veränderte der Mensch durch Entwässerung, Düngung und Wechsel der Bewirtschaftungsweise die Artenzusammensetzung so rasend, dass heute Monotonie und Artensterben die Folge sind. Die wenigen

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ursprünglichen Feuchtwiesen, die überlebt haben, stehen heute unter Naturschutz und müssen nach Plan gepflegt werden. So auch die Feuchtwiese im Hammerbachtal, die lange Zeit kaum bewirtschaftet wurde und nunmehr komplett »zu verkrauten« drohte. Nach kurzer Einweisung durch Axel Mitzka ging es an die Arbeit. Mit Sense und Freischneider wurde der allgegenwärtigen Segge und dem hohen Schilfgras zu Leibe gerückt. Während die Frauen mit Harken und Heugabeln das bereits getrocknete Gras zusammentrugen. Bei den sommerlichen Temperaturen und der ungewohnten Arbeit blieb kein Hemd lange trocken. Als die Sonne im Zenit stand, wurde deshalb auch eine Mittagspause in der Köhlerei Eisenhammer bei Norma und Jörn Austinat eingelegt. In der Idylle mitten im Wald erklärte Köhler Austinat den Chemiepark-Mitarbeitern das alte Handwerk der Herstellung von Holzkohle, welches er von der Pike auf von seinem Vorgänger gelernt hat. Ein aussterbender Beruf, der heute nicht mehr ausgebildet wird, da es nur noch eine Handvoll Köhlereien in Deutschland gibt. Stolz zeigte

er den Helfern aus Bitterfeld-Wolfen die Grillkohle und wies auf die schimmernde bläuliche Farbe hin. »Das ist das untrügliche Zeichen dafür, dass die Grillkohle eine hohe Qualität hat und garantiert gut brennt«, so der Köhler. Anschließend ließen sich alle die regionalen Grillgerichte schmecken. Nach der Pause ging es zurück zum Hammerbachtal, denn das Heu sollte noch vor dem angekündigten Regen von der Wiese. »Der Einsatz war zwar anstrengend, aber es hat auch großen Spaß gemacht, einen Arbeitstag in der Natur zu verbringen«, so lautete das Resümee von Berit Matary. Sie ist Assistentin der Geschäftsführung. Zufrieden war auch Geschäftsführer Patrice Heine: »Hier lassen sich mehrere Dinge sehr gut miteinander verbinden. Einerseits trägt der Tag zum Teambuilding im Unternehmen bei, andererseits ist der Einsatz ein nachhaltiges Engagement für die Region und den Naturschutz.« Mehr Informationen zum Dübener Heide e.V. und zu Möglichkeiten für bürgerschaftliches Engagement im Umweltschutzbereich finden Sie unter: www.regiocrowd.com

       Geschäftsstelle Dessau |   ­  €



  

 

  

 

  

  Kontaktbüro Bitterfeld | ‚ƒ„… † ‡ˆ †‰  ­ ‡‡



  

 

  

 

  

 

Kontaktbüro Bernburg | …   ˆ  ­ ‡     €

  

 

Kontaktbüro Wittenberg |    †‰  ­   ‡ €  

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www.halle.ihk.de

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Durchstarten ist einfach. Wenn man einen kompetenten Partner hat, der einem bei der Planung und der Finanzierung der eigenen Firma gerne zur Seite steht.

sparkasse-dessau.de

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Freiräume für neue Ideen

Suchen Sie einen neuen Standort mit Wachstumspotenzial? Auf der Suche nach einem Standort mit guten Wachstumschancen sind Sie im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen genau richtig. Eine breite Chemiekompetenz, wettbewerbsfähige Standortbedingungen, eine produktionsgerechte Infrastruktur sowie qualifizierte Fachleute finden Sie hier. Das 1.200 Hektar große Areal mit über 360 Produktions- und Gewerbebetrieben ist der älteste Chemiestandort in Mitteldeutschland. Hier können Sie sich auf Ihre Kernkompetenz konzentrieren und die Angebote der Ver- und Entsorgung sowie Dienstleistungen nach Bedarf nutzen. Zudem sichert der interne Stoffverbund im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen Ihrem Unternehmen optimale Produktionsbedingungen mit Effizienz, Synergien und hoher Versorgungs- und Transportsicherheit von technischen Gasen und Chemikalien. Ob Büro-, Produktions-, Lager-, Schulungs- oder auch Werkstattgebäude – Sie können das passende Objekt für sich auswählen. Wir bieten Ihnen maßgeschneiderte Lösungen für Ihre Projekte. Kontakt Dr. Michael Polk, Patrice Heine Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH Zörbiger Straße 22 · 06749 Bitterfeld-Wolfen Telefon: 03493 72488 www.chemiepark.de