Der ADAC im Wandel der Zeit Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club wurde 1903 von 25 be­geisterten Motorradfahrern in Stuttgart als Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung (D.M.V.) gegründet und 1911 zum ADAC umbenannt. 1907: Auf der dritten Hauptversammlung in Hannover wird mit Blick auf die wachsende Zahl der WagenfahrerMitglieder die Umbenennung des Vereins in „Deutsche Motorfahrer-Vereinigung“ beschlossen. Die Clubzeitschrift wurde bereits Mitte 1907 von „Deutscher Motorradfahrer“ in „Der Motorfahrer“ umbenannt. 1908: Die Deutsche Motorfahrer-Vereinigung /D.M.V.) fasst einen wegweisenden Beschluss: Mitglieder erhalten künftig kostenlose „Grenzkarten“ zum zollfreien Grenzübertritt von Kraftfahrzeugen. Für den Club ist die neue Mitgliederleistung trotz seiner internationalen Verbindungen mit dem Touristikverband LIAT mit großen finanziellen Belastungen verbunden. Auch die erwünschte Werbewirkung für die DMV stellt sich ein. Es kommt zu einem raschen Anwachsen der Mitgliederzahlen; insbesondere Wagenfahrer treten vermehrt ein. 1917/18: Im ersten Weltkrieg richtet der Club zur Unterstützung des Militärs „Freiwillige Automobilkolonnen“ (F.A.K.) ein, die als mobiler Hilfsdienst zwischen Depots, Lazaretten und Bahnhöfen verkehren. Die Mitglieder werden aufgerufen hierfür ihre privaten Kraftfahrzeuge zur Verfügung zu stellen. 8

1927: Nationales Großereignis ist die Eröffnung des Nürburgrings. Im Eröffnungsrennen am 18. Juni gehen mehr als 80 Motorradfahrer in vier Klassen an den Start. Am nächsten Tag treten sämtliche Klassen der Sport- und Rennwagen an. In der Sportwagenklasse siegt der legendäre Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz. 1928: Ausgehend von den angloamerikanischen Vorbildern (AA und AAA) gründet der ADAC im Jahr seines 25-jährigen Bestehens einen clubeigenen Straßenhilfsdienst. Neben einigen Beiwagenmotorrädern der Marke D-Rad werden auch bereits neun Fahrzeuge eingesetzt. 1937/38: Alle Automobilclubs werden 1933 unter dem DDAC (Der Deutsche Automobilclub) zusammengefasst und verlieren ihre Selbst­­­ständigkeit. Die Gaugeschäftsstellen werden aufgelöst und die Mitgliederzahl sinkt drastisch. Die Erfolgs­ge­schichte des ADAC wird zwangsläufig unterbrochen. 1947: Nachdem der Club 1946 in der Amerikanischen Besatzungszone wiedergegründet worden ist stimmt 1947 auch die Britische Militärregierung der Ausweitung des ADAC auf die Britische Besatzungszone zu. 1948: Hans Meyer-Seebohm wird zum neuen Präsidenten gewählt. Der ehemalige Autofabrikant August Horch wird erstes Ehrenmitglied.

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1957: Am Zonenübergang in Berlin Dreilinden wird die erste ADAC Straßenwachtstation eingerichtet. Weitere folgen in den nächsten Jahren. Die 80 qm großen Holzhäuschen verfügen über einen Auskunftsraum, Sanitätsraum und eine Garage für die Straßenwachtautos. Die Stationen dienen als feste Stützpunkte der Straßenwacht, bei denen auch an Wochenenden und nachts die Pannenhilfe angefordert werden kann. Zudem wird ortsfremden Autofahrern ein Lotsendienst angeboten: ADAC Mitarbeiter geleiten sie zu der gesuchten Straße in der Umgebung der jeweiligen Station. Nach der deutschen Wieder vereinigung werden die letzten Stationen geschlossen. 1958: Im Zuge der Liberalisierung des Reiseverkehrs in Europa erweitert der Club sein Angebot um den ADAC Schutzbrief für das Ausland. Mitglieder haben die Möglichkeit für eine Gebühr von 3DM den Schutzbrief für den Fall einer Panne oder eines Unfalls im Urlaub zu erwerben. In der Standardversion ist u.a ein Kreditbrief über 500 DM enthalten mi dem beispielsweise anfallende Reparaturen bezahlt werden können. Zudem wird kostenlose Rückholung des Fahrzeuges bei schweren Schäden garantiert. 1967: Die Pannenstatistik wird geboren. Aus den Erfahrungen der Pannenhelfer mit 5 Millionen Hilfeleistungen kann der ADAC systematisch Daten bewerten und als Pannenstatistik veröffentlichen. Damit hilft der Club sowohl Fahrern, sich auf typische Schwachstellen ihrer Autos einzustellen, als auch Herstellern, diese bei der Entwicklung und Produktion zu vermeiden. 1968: In der Hauptreisesaison startet der ADAC einen Modellversuch mit einem geliehenen Hubschrauber, der für Rettungseinsätze auf den Hauptverkehrsrouten eingesetzt wird. Auf Initiative des Vizepräsidenten Franz Stadler wird in München der gecharterte Hubschrauber zunächst an den verkehrsintensiven Wochenenden genutzt. Der Modellversuch erweitert sich als überaus erfolgreich und führt letztlich zur Gründung der ADAC Luftrettung in 1970. 1977: Der Club hat jetzt 5 Millionen Mitglieder. Um die Verkehrssicherheit von Fußgängern zu verbessern, fordert der ADAC speziell konstruierte Autos, die bei Zusammenstößen mit Fußgängern deren Überlebenschance erhöhen sollen. Vieles davon ist heute bereits verwirklicht, etwa die Verwendung von Kunststoff für Stoßfänger oder die versenkte Anbringung von früher abstehenden Fahrzeugteilen.

1978: Wegen des großen Anklangs des Sicherheitstrainings für Autofahrer beschließt der ADAC diesen Service auch Motorradfahrern anzubieten .Das Ziel des eintägigen Sicherheitstrainings ist genau wie bei dem für PKW-Fahrer die Vermittlung der Technik des vorrausschauenden Fahrens. 1987: Die Straßenwachtfahrer bekommen nach 17 Jahren eine neue Montur. Leuchtend gelbe Sicherheitskleidung ersetzt die seit 1970 verwendete orangefarbene Uniform. 1988: Mit der DDR wird ein Abkommen über Pannenhilfe für westdeutsche Fahrzeuge auf den Transitrouten geschlossen. Die Straßenwacht hilft in den ersten 10 Monaten 50.000 Kraftfahrern vor Ort. 1997: Um unabhängigen Verbraucherschutz zu gewährleisten, eröffnet der ADAC im oberbayerischen Landsberg am Lech ein eigenes Test- und Technik-Zentrum. Unter idealen Bedingungen werden jährlich 150 neue Autos und Zubehör wie Kindersitze oder Gepäckträger getestet und bewertet. 1998: Wegen der fortschreitenden europäischen Einigung wird auch die Luftrettung koordiniert. Der Helikopter „Christoph Europa 1“ fliegt auch zu Einsätzen nach Belgien und in die Niederlande. 2007: Angesichts drohender Fahrverbote veröffentlichte der ADAC bereits 2006 das zusammen mit VDA (Verband der Automobilindustrie) und ZDK (Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe) erstellte Positionspapier um Ausnahmen für historische Fahrzeuge für die drohenden Fahrverbote in den Umweltzonen der Innenstädte zu erwirken. Seit 2007 gilt in den Umweltzonen eine Ausnahmeregelung für Oldtimer. 2007: Die Oldtimer-Sektion des ADAC wird Mitglied im Oldtimer Weltverband FIVA. 2008: Die FIVA überträgt den ANF-Status (Autorité Nationale de la FIVA) für Deutschland der ADAC Oldtimer-Sektion. 2017: Der ADAC hat mittlerweile 19.619.227 Millionen Mitglieder und kümmert sich in diesem Jahr besonders um die Sicherheit der Schulkinder und das Thema des Datentransfers im Auto (connected car).

Die ADAC Bibliothek und Sammlungen Im Oktober 1954 hatte das ADAC Präsidium beschlossen, die in den Kriegswirren verlorengegangenen Bücher, Zeitschriften und ADAC-Dokumente in Form einer Vereinsbibliothek wieder aufzubauen. Betraut wurde damit der Automobilhistoriker Hans Christoph Graf von Seherr-Thoss. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1983 trug er eine umfassende Sammlung zur Geschichte des Straßenverkehrs, insbesondere des individuellen motorisierten Individualverkehrs zusammen. Die Bibliothek ist als wissenschaftliche Spezialbibliothek Informationsquelle für die Historie der gesamten Kraftfahrt geworden und dient dem Club bis heute auch als Archiv für seine Veröffentlichungen. Heute ist sie im Clubhaus neben der ADAC Zentrale in München unter-gebracht. Das ehemalige Kontor-Haus aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts wurde aufwändig unter strengen Bestimmungen des Denkmalschutzes saniert und im Dezember 2012 als ADAC-Clubhaus feierlich eröffnet. Die Bibliothek umfasst mittlerweile 50.000 Medieneinheiten und 12 Sammlungsbereiche zu ADAC Themen. Der größte Teil ist im gut klimatisierten Magazin durch eine moderne Sauerstoffreduktionsanlage brandgeschützt untergebracht. Die Literatur kann im Lesebereich des großzügig und hell gestalteten ersten Stocks im Clubhaus eingesehen werden. Im angeschlossenen Ausstellungsraum und in der Schatzkammer werden Einzelstücke aus den Sammlungen und Themenausstellungen gezeigt.

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Ein besonderer Sammlungsbereich umfasst rund 700 Plaketten und Anstecknadeln – die ältesten von 1906. Dazu gehören sowohl die unterschiedlichen Embleme und Anstecknadeln des Clubs, als auch Plaketten, die zu Automobil- und Motorrad- Fahrten, sowie Rennveranstaltungen der ADAC Regional- und Ortsclubs herausgegeben bzw. verliehen wurden. Mitgliedern und der interessierten Öffentlichkeit ist es nach Voranmeldung möglich im umfangreichen Fundus der Bibliothek zu recherchieren - sowohl in bereits digitalisierten Büchern, Zeitschriften und Bildern, als auch im Präsenzbestand. Insgesamt bietet der Monografien- und ebenso große Zeitschriftenbestand her vorragende Forschungsgrundlagen. Auch für die Fachleute des ADAC Klassik Ressorts ist der Bibliotheksbestand eine unverzichtbare Ressource, um automobilhistorische Anfragen der ADAC Mitglieder kompetent beantworten zu können.

ADAC Bibliothek und Sammlungen Hansastraße 19 80686 München Telefon: (089) 76 76 60 68 [email protected]

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Die Entwicklung des Club-Emblems

Die Entwicklung des Club-Emblems Wie der Club selbst, so hat auch sein Emblem im Laufe der Jahre eine Entwicklung durchgemacht:

1903-1911

1903, also bei der Gründung als Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung (DMV), sollte ein mit Flügeln versehener Motorblock symbolisieren, wie das Motorrad dem Fahrer gleichsam Schwingen verleiht.

1907-1910

Als die DMV ab 1905 auch Autofahrer als Mitglieder aufnahm, trat der Zylinderblock mehr in den Hintergrund, und aus den Flügeln wurde ein Adler. Sicher auch deswegen, weil der kaiserliche Konkurrenz-Club (KAC heute AvD) einen Adler im Wappen führte.

1911-1919 1919-1933 (ohne Krone)

1930-1933

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1911 wurde die Vereinigung in ADAC umbenannt. Das machte auch ein neues Wappen notwendig: Es war nun nur noch ein Adler, sogar mit einem zart gezeichneten Krönchen. Erst im Laufe der zwanziger Jahre, also einige Zeit nach der Revolution 1918 verschwand dies wieder. Offensichtlich erkannte man dann in den späten zwanziger Jahren die enorme Werbewirkung der Buchstabenfolge ADAC. Denn bei der nächsten Version trat diese beherrschend in den Mittelpunkt, und der Adler wirkte nur noch als Verzierung des an den Jugendstil erinnernden Wappens. Bei der nächsten Stufe gab es keinen Adler mehr. Diese Version wurde auch

ADAC Oldtimer-Ratgeber 2017/2018

nach dem Krieg wieder aufgenommen, jetzt sogar ganz ohne die zuvor umlaufende Erklärung der Abkürzung ADAC. 1948-1956

ab 1951

ab 1971

ab 1971

ab 1990

1951 jedoch erinnerte man sich des Adlers aus der früheren Zeit und nahm wieder das Wappen von 1911, in einer strengeren, abstrakteren Art gezeichnet. Da die Buchstaben ADAC in der altertümlichen Schrift allerdings nicht gut lesbar waren, wurde der Adler ab Mitte der sechziger Jahre mit einem Kasten »ADAC« kombiniert. Von diesem Zeitpunkt an begann die Entwicklung, das heraldische Wappen vor allem in festlichem und traditionellem Zusammenhang zu verwenden, im täglichen Gebrauch jedoch den stark umrahmten Markennamen ADAC zu benutzen. Das noch immer aktuelle Logo „Gelbes Quadrat mit ADAC Schriftzug oben“ findet ab 1990 Verwendung.

Dieser Text wurde mit wenigen Änderungen und Ergänzungen der Festschrift „75 Jahre ADAC 1903-1978) entnommen. Verfasser war der langjährige ADAC Archivar Hans-Christoph Graf von Seherr-Thoss.

Die Entwicklung des Club-Emblems

Da viele Oldtimer-Enthusiasten ihre historischen Fahrzeuge auch gerne mit authentischen Schildern/Logos versehen wollen, stellen wir in dieser Ausgabe des ADAC OldtimerRatgebers erstmals einen entsprechenden Aufkleber zur Verfügung. In dieser Ausgabe starten wir mit dem gebräuchlichsten historischen ADAC-Emblem, welches ideal zu den Fahrzeugen aus den 50er bis 60er Jahren passt.

ADAC Oldtimer-Ratgeber 2017/2018

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