DAS BIENENGIFT IM DIENSTE DER HOMOEOPATHIE

DAS BIENENGIFT IM DIENSTE DER HOMOEOPATHIE Eine monographisch-therapeutische Abhandlung zu Ehren und auf Veranlassung des nach Philadelphia berufenen ...
Author: Wilhelm Becke
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DAS BIENENGIFT IM DIENSTE DER HOMOEOPATHIE Eine monographisch-therapeutische Abhandlung zu Ehren und auf Veranlassung des nach Philadelphia berufenen homöopathischen Weltcongresses redigirt von

DR. H. GOULLON prakt. Arzt in Weimar, Redakteur der homöopathischen Rundschau, des ADg. ärztl. Vereins für Thüringen, des Centralvereins homöopathischer Aerzte Deutschlands, Mitglied der Hahnemann-Sociedad zu Madrid und des American Institute of Homoeopathy correspondirendem Mitglied.

Leipzig, Dr. Willmar Schwabe. 1880

Herrn

PROFESSOR DR. CONSTANTIN HERING in Philadelphia widmet diese Blätter mit dem Ausdruck aufrichtiger Hochachtung und Verehrung der

VERFASSER.

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Chaque mèdicament est au fond un véritable polynôme, et quand on s`est moqué de la multitude des symptomes dans les pathogénésies des Hahnemann, on a fait acte de sa propre ignorance et prouvé qu´on n´a jamais sérieusement étudié un seul médicament ».1 Imbert-Gourbeyre.

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Jedes Arzneimittel ist im Grunde ein echtes Polynom, und wenn man sich über die Menge der Symptome in den Pathogenesen Hahnemanns lustig macht, zeigt das die eigenen Unwissenheit und beweist, dass man nie ernsthaft auch nur ein Arzneimittel studiert hat.

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Inhalt

Vorwort ....................................................................................................................................................... 5 Erstes Capitel. ..................................................................................................................................................... 7 Verschiedene Bereitungsweisen der Apis mellifica................................................................................ 7 zu therapeutischen Zwecken. .................................................................................................................... 7 Zweites Capitel................................................................................................................................................. 10 Prüfungen. .................................................................................................................................................... 10 A. Durch den Stich der Biene. .............................................................................................................. 10 B. Prüfungs-Ergebnisse nach innerer Darreichung des Präparates. ............................................. 14 Drittes Capitel................................................................................................................................................... 17 Systematische Zusammenstellung der durch den Stich der Biene bewirkten Symptome in topographisch-anatomischer Gruppirung. .......................................................................................... 17 Viertes Capitel.................................................................................................................................................. 20 Allgemeiner Ueberblick über die klinische Ausbeute. ......................................................................... 20 Fünftes Capitel. ................................................................................................................................................ 23 Apis verglichen mit analog wirkenden Mitteln...................................................................................... 23 Sechstes Capitel. ............................................................................................................................................. 24 Casuistik. ....................................................................................................................................................... 24 A. Krankheiten des Nervensystems. .................................................................................................... 24 Catechismus..................................................................................................................................................... 71 Anhang.............................................................................................................................................................. 74 Dr. J. Kafka´s therapeutische Erfahrungen über das Bienengift. .................................................. 74 Uebersichtliche Zusammenstellung.............................................................................................................. 79 der durch das Bienengift bewirkten Heilungen mit Angabe der Dosis und des Präparates... 79

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Vorwort Nachdem durch den designirten Präsidenten des zu Philadelphia im Jahre 1876 tagenden homöopathischen Weltcongresses, Herrn D r . C a r o l l D u n h a m an mich die ehrenvolle Aufforderung ergangen war, eine Abhandlung einzureichen, welche einen Gegenstand unserer Arzneimittellehre betreffen sollte, entschied ich mich um so lieber für den vorliegenden, als mir bereits zweimal die freudige Genugthuung zu Theil geworden war, für eine derartige Monographie von competenter Seite anerkennendes Lob zu ernten: ich meine die Abhandlung über Graphit („Was verspricht und was leistet Graphit in der homöopathischen Praxis?“), die 1871 vom homöopathischen Centralverein Deutschlands preisgekrönt wurde, und die über Thuja occidentalis, welche 1875 das Glück hatte, dieselbe Auszeichnung zu erfahren. War nun damit aus dem Mineralreich und aus dem Pflanzenreich je ein Repräsentant monographisch bearbeitet worden, so erübrigte jetzt, mich dem Thierreich zuzuwenden und etwa unter Cantharis, Lachesis, Aranea diadema u. s. w. eine Auswahl zu treffen. Weshalb ich schließlich Apis mellifica den Vorzug gab, wird aus dem Folgenden ersichtlich werden. A l t s c h u l nennt Apis (in seinem 1864 erschienenen Reallexicon) „ein neues, von H e r i n g in Nordamerika mit vieler Umsicht geprüftes Mittel“, und M a r t i n y in seinen sehr beachtenswerthen pathogenetischen Aufsätzen der Revue homoeopath. Belge sagt, dass die Prüfung von Apis eine der besten seit H a h n e m a n n sei. Also der Nestor der Homöopathie im neuen Welttheil, der ebenso unermüdliche als gründliche Forscher D r . C o n s t a n t i n H e r i n g ist es, dem wir die Einführung von Apis in die homöopathische Praxis verdanken. Es hat aber nun seit dem Zustandekommen der Apis-Pathogenese das Mittel eine so verschiedenartige Würdigung unter den Praktikern gefunden, dass es dringend geboten erscheint, die Spreu von dem Weizen zu sondern. Beinah ergeht es Apis, wie der Homöopathie selbst; auf der einen Seite glühende Verehrer und Enthusiasten des Bienengiftes, auf der anderen Seite Skeptiker, Ungläubige, ja Spötter. Und schlägt man D r . C . W . W o l f ´ s „homöopathische Erfahrungen“ auf, mit dem Motto: „Die Biene hilft alle deine innerlichen und äusserlichen Krankheiten heilen und ist der beste kleine Freund, den der Mensch hat in dieser Welt“, so möchte man in der That sich auf die Seite der Ungläubigen stellen und ausrufen: Difficile est satira …2 scribere! G r e n z k e in Lützow veröffentlicht in der Neuen Zeitschrift f. Hom. Klinik - 1. Dec. 1860 u. f. No. - eine sehr beherzigenswerthe Abhandlung über das Bienengift. Auch er verurtheilt zunächst die Voreingenommenheit W o l f ´s und misstraut dessen unnatürlichen Lobpreisungen. Dann fährt er fort: „Dies Misstrauen ist jedoch nur relativ, und ich unterscheide hier sehr genau. Ob Mittheilungen der Art von Männern herrühren, welche mit der nöthigen Ruhe und Besonnenheit ihre Prüfungen angestellt haben oder von phantastischen Ultras, welche mehr im Traumleben, als in der Wirklichkeit ihr Dasein vollbringen und deshalb immer geneigt sind, ihre Hirngespinnste der staunenden Welt für wirkliche Erfahrungen aufzutischen“. Diese Ultras haben, beiläufig bemerkt, der rationellen Homöopathie unendlichen Schaden gethan, mehr als es ein B o c k , J ü r g e n s e n u. a. vermochten. Deshalb verzichten wir aber auch in unserer Monographie auf v o l l s t ä n d i g e Wiedergabe der angeblich durch den innern Gebrauch von Apis und Apisin in Gott weiss welchen Potenzen erlangten Symptome und betonen vielmehr die unantastbaren 2

nicht lesbar

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Folgeerscheinungen des Bienenstichs, welche durch die Acuität ihres Auftretens unwillkürlich an den Effekt des B e r n a r d ´schen Versuchs erinnern. Ja, bei der eminent physiologisch-therapeutischen Beziehung von Apis zum Gehirn und zu den Nieren liegt sogar die Möglichkeit vor, dass beide „Piquûres“ von chemischen Alterationen des Urins begleitet sind. Bemerkenswerth ist überdies die wiederholte Heilung solcher nach traumatischen Einwirkungen entstandenen Urin-Anomalien (Morbus Brightii) durch Apis. Jedenfalls braucht man nur, wie angedeutet, die mehr wie einmal den Tod nach sich ziehende acute Wirkung eines Bienenstichs an sich oder Anderen zu beobachten, um a priori zu der Ueberzeugung zu gelangen, es müssen specifische und differente, selbst heroische (arzneiliche) Kräfte diesem Insekt eigenthümlich sein. Aber erst an der Hand vorurtheilsloser Prüfung sind wir im Stande, die reine und wahre Wirkungssphäre von Apis kennen zu lernen. Und die Bedeutung und Aufgabe einer monographisch-therapeutischen Bearbeitung besteht eben darin, das alte und das inzwischen neu hinzugetretene klinische Material zu sichten und auf Grund und mit Hilfe des letzteren früher aufgestellte Hypothesen zu corrigiren oder zu bestätigen. Dadurch soll sie die Handhabung der Waffe, wie sie jede Arznei darstellt, sichern und erleichtern. So erst treiben wir wissenschaftliche Homöopathie. Es liegt mir nun nur noch ob, an dieser Stelle Herrn Collegen D r . K a f k a senior in Prag für die Bereitwilligkeit zu danken, mit welcher derselbe meinem Wunsche entsprochen hat, diese Monographie durch Mittheilung von einschlägigen Erfahrungen und Beobachtungen aus seiner langjährigen Praxis zu sichern. Der Leser findet dieselben gewissermaassen als Dessert am Schluss der Abhandlung in einem besonderen Anhang deponirt. Weimar, am 20. August 1879. H. Goullon

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Erstes Capitel. Verschiedene Bereitungsweisen der Apis mellifica zu therapeutischen Zwecken. D r . W . S c h w a b e beschreibt in seiner polyglotten Pharmakopöe folgende Art der Zubereitung (nach Humphrey): L e b e n d e Bienen werden in eine Flasche gebracht, durch Schütteln derselben zornig gemacht und mit der fünffachen Gewichtsmenge starkem Weingeist übergossen. Durch acht Tage mit zweimaligem, täglichem Umschütteln macerirt, wird diese Tinktur, indem man den oben stehenden klaren Theil abgiesst (nach § 4) potenzirt. - Gehalt 1/10. D r . H a l e nahm (zur Beseitigung einer Eierstocksgeschwulst) 10 - 12 lebende Bienen, warf sie in eine Tasse und übergoss sie mit heissem Wasser. Von diesem Infusum liess er vierstündlich einen Esslöffel voll nehmen. D r . M a r c y betrachtet die Infusion als die ursprüngliche Form gegen Wassersucht. D r . H a l e schlägt noch zwei Ersatzmethoden vor für den Fall, dass lebendige Bienen und daher auch die Infusion nicht zu haben wäre. 1) Eine Verreibung der ganzen lebenden Biene oder nur des von derselben abgeschnittenen unterm Drittel des Leibes mit feinem Milchzucker. Zehn Bienen zu 90 Gran Zucker als erste Verreibung. 2) Die lebende Biene in heissem Wasser als Urtinctur. Zehn Bienen auf 9 Drachmen heisses destillirtes Wasser. Die drei ersten Verdünnungen sind mit destillirtem Wasser anzufertigen, nach der ersten Dilution nimmt man kaltes Wasser. Um die Präparate in gutem Zustande zu erhalten, kann man 1/10 Alkohol zusetzen. Von der vierten Verdünnung an nimmt man reinen Alkohol. D r . H a l e glaubt, dass der wirksame Bestandtheil sehr flüchtig ist und daher die Gefässe hermetisch verschlossen sein müssen. Er ist auch der Ansicht, d a s s d e r A l k o h o l d a s u n v e r d ü n n t e G i f t z e r s t ö r t , wie er überhaupt alle thierischen Gifte vernichtet. - Aus diesem Grunde könnte man D r . S c h w a b e ´s Verfahren angreifen, welcher gleich von Anfang an die fünffache Menge s t a r k e m Weingeist zusetzt; und aus demselben Grunde würde College M a y l ä n d e r ´s therapeutisches Verfahren gegen Coxitis nicht kritiklos hinzunehmen sein. M. verbindet nämlich dort die Darreichung von allerdings nicht unverdünnter Apis mit Reizmitteln „in Form reichlicher Alkoholgaben“ (Wein, Champagner, gewässerter Cognac). Andererseits ist der Herausgeber der polyglotten homöopathischen Pharmakopoe D r . S c h w a b e dadurch gerechtfertigt, dass er grundsätzlich nur diejenigen Präparate namhaft macht und nur an diejenige Bereitungsweise sich hält, welche für die P r ü f e r maassgebend waren. Die meisten Apis-Symptome aber verdanken wir H u m p h r e y ´s resp. S c h w a b e ´s Präparat. Die klinischen Erfolge müssen den Ausschlag geben, in wie weit und ob überhaupt eine Neutralisation durch den Alkohol geschieht oder nicht. D r . A l t s c h u l sagt in einer Anmerkung zu Apis (in seinem Reallexicon S. 30): gegen die Hydropsieen und Blasenleiden wird meistens d a s P u l v e r der gedörrten Bienen angewendet. Und die Bereitungsweise der Apis-Dilution beschreibt derselbe also: Es wird das ganze Insekt lebend in Stücke zerschnitten und mit Weingeist

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übergossen. Da aber anzunehmen ist, dass in dem Inhalt der kleinen Giftblase hinter dem Stachel, die sich beim Stich mit entleert, der wirksame Theil des Insekts zu suchen ist, so ist vorzugsweise der Hinterkörper hierzu zu verwenden, doch nur mit g e w ä s s e r t e m Weingeist auszuziehen, weil das Bienengift in starkem Weingeist unlöslich ist, indem es damit gerinnt. Einsammlung und Zubereitung soll um die Zeit des Schwärmens geschehen, weil da die Bienen am zornigsten, also das Gift am intensivsten sei. Die originellste Art das Bienengift zu incorporiren, hat gewiss D r . L u k o w s k i (Courier médical 1864 S. 278). Derselbe heilte 1858 5 Kranke mittelst B i e n e n s t i c h e : zwei Wechselfieber (Tertianae), eine Quotidiana und eine quotidian intermittirende Gastralgie. In einer hartnäckigen Gastrodynie bei einem Landmann bemerkte er bedeutende Besserung. 1861 heilte er wieder ein Quotidianfieber; 1862 eine intermittirende Tertiana (duplicata) - eine remittirende Tertiana (triplex) und eine Cardialgie. (Ein Tumor am Os sacrum fing an sich zu bessern nach Wespenstichen und heilte das Jahr darauf durch Bienenstiche). D r . A l b in Wien schildert (in der am 29. Okt. 1875 abgehaltenen Sitzung des Vereins der homöopathischen Aerzte Oesterreichs) sein Verfahren also: Die Bienen werden in einem mit Tüll verschlossenen Glase gehalten aus dem sie mit einer Pincette am Nacken gefasst, herausgeholt werden; sogleich wird mit einer andern Pincette der Stachel ergriffen, die gefüllte Giftblase herausgezogen und verrieben. Damit die durch das Erfassen gereizte Biene das Gift nicht herausspritze, muss man sofort den Stachel sammt der Giftblase herausziehen. M a y l ä n d e r ´s Methode fasst die vorher gereizte Biene mit der Pincette und taucht das am Stachel hervortretende Gifttröpfchen sofort in 60grädigen Weingeist. Von diesem Präparat werden dann die weiteren Dilutionen angefertigt. D r . S o r g e ´s Verfahren kritisirt D r . H a r t l a u b folgendermaassen: „Es wurde viel Sorgfalt darauf verwendet, eine Tinctur der ganzen Biene, so wie eine zweite der alleinigen Giftblase zu gewinnen. Bei ersterer wird die Biene zu einem Brei verrieben, und College S o r g e meinte, die Bereitung nach H u m p h r e y , welcher die Bienen nicht zerstösst, könnte schwerlich viel Bienengift enthalten. Dagegen möchte - fährt H a r t l a u b fort - m e i n Präparat sprechen, welches sich mir öfter in unzweideutiger und kräftiger Wirkung (6. …. potenz 3) erwiesen hat, bei Diphtheritis, Hydrops etc. - Ich begab mich mit Bienenhaube etc. versehen (an einem sehr warmen Tage des Monats April) vor einen Bienenstock, in der linken Hand ein Gläschen mit engem Hals, in der rechten eine Pincette, ergriff von den aus dem Bienenstock kriechenden Bienen so viele als möglich sogleich mit der Pincette, und steckte jede lebendig in´s Glas. Die Arbeit machte keine Schwierigkeit; nur wurden die Bienen bald so unruhig, dass ich mich entfernen musste. Dadurch dass ich nur aus dem Stocke kommende Bienen nahm, vermied ich die Verunreinigung des Präparats mit Blumenstaub, welchen die zufliegenden Bienen (ihre sog. Höschen) tragen. Die Bienen wurden dann im Glase geschüttelt, Weingeist darauf gegossen, und wieder geschüttelt, so wie auch in der nächsten Woche regelmässig. Die dann abgegossene T i n c t u r a e s s e n t i a l i s zeigte eine klare, wasserhelle Flüssigkeit mit einem gelben Scheine. 4 Auch muss hier noch der Benutzung des Bienengiftes in Form der sogenannten Wachstrester gedacht werden. Ein an acuter Gelenkgicht Leidender liess sich 3 4

nicht lesbar Allg. H. Z. vom 1. Mai 1877.

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die meist aus Nymphenhäutchen und einzelnen zurückgebliebenen Bienen bestehenden Trester zerstossen, rösten und in Säckchen gefüllt warm auflegen und zwar mit bestem Erfolge. (S. den Fall unter Affectionen des Muskelsystems und der Gelenke.) Apisinum s. Apium virus. Man zieht von frisch getödteten Bienen den Stachel sammt der Giftblase heraus, fasst die Blase, steckt die Spitze des Stachels in ein Glasröhrchen und presst das Gift hinein. Das Gift zur Verreibung nach § 8 der D r . W . S c h w a b e ´schen Pharmacopoea homoeopathica polyglotta 2. Aufl. - Nach C . H e r i n g verhält sich Apisin (also die Verreibung des reinen Bienengiftes mit Milchzucker) zur Tinctur, wie das Alkaloid zum rohen Arzneistoff. Anmerkung. Mehr der Merkwürdigkeit und der Vollständigkeit wegen sei hier noch des Giftes der Bienenkönigin gedacht, welches sich in der Wirkung vom Gift der gemeinen Biene unterscheiden soll. In der stattlichen Versammlung der homöopathischen Aerzte Rheinlands und Westphalens zu Dortmund am 26. Juli 1860 machte D r . G r a f z u r L i p p e die Bemerkung, „dass das Gift der B i e n e n k ö n i g i n erfahrungsmässig als das wirksamste Mittel gegen Eifersucht erwiesen habe, vielleicht aus dem Grunde, weil diese das eifersüchtigste Thier auf der Welt sei und keine Nebenbuhlerin dulde.“ - Relata refero! So unerwiesen ja die Behauptung für die Meisten erscheinen mag, so gewiss ist dagegen ein anderes Phänomen, das wir indessen nirgends erwähnt fanden und welches darin besteht, dass die Apis-Tinctur eine klebrige Masse ausschwitzt oder emanirt, was sich schon beim Anfassen eines solchen Flacons leicht constatiren lässt. Wenn man will, kann man sogar d e n H o n i g , von dem ja das Insekt den Namen hat, als „Apis-Präparat“ auffassen. Denn kommt hierbei auch das eigentlich wirksame Princip: Apisin nicht mehr in Frage, so müssen wir doch zugeben, dass charakteristische Apis-Symptome auch auf die zur Prüfung benutzten ungiftigen Theile des Thieres kommen. Aus meiner Praxis kann ich mich erinnern, dass Honig zuweilen einen die Schleimhaut der V e r d a u u n g s w e r k z e u g e reizenden, die Verdauung selbst unverkennbar anregenden Effekt hatte, also etwa im Sinne eines s. g. Stomachicum´s der alten Schule wirkte; so am Schluss eines gastrischen, bis dahin mit gänzlicher Appetitlosigkeit verbundenen Fiebers.5 Solche Patienten pflegen dann instinctiv von selbst auf Honig zu verfallen, (wie Andere wiederum nach Sauerkraut oder saurer Gurke - Milchsäure - lechzen, und darin weniger das Verlangen eines launischen Gaumenkitzels als vielmehr das nach einer specifisch-arzneilichen Kraft zu erblicken ist.)

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Auf die R e s p i r a t i o n s o r g a n e hat ja Honig ebenfalls einen heilsamen Einfluss der nicht nur auf Rechnung des Zuckers per se kommen dürfte.

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Zweites Capitel. Prüfungen. A. Durch den Stich der Biene. 1. Alexander S., Farmer, 25 Jahre alt, robuster Constitution, war immer gewöhnt unter Bienen zu arbeiten, wurde öfters von ihnen gestochen, aber stets ohne anderen Nachtheil, als dass die H a u t l e i c h t s c h w o l l , was jedoch nach einigen Stunden wieder verging. Im August 1858 wurde er auf der Nasenspitze gestochen. Sofort hatte er eine Empfindung w i e e i n e n e l e k t r i s c h e n S c h l a g d u r c h d e n g a n z e n K ö r p e r , der zu den Spitzen der Finger und Zehen wieder herausfuhr. Er ging gleich in das etwa 3 Ruthen entferne Haus, das er aber, da er kaum zu gehen vermochte, und immer wankte, nur mit Anstrengung erreichen konnte. G e d a n k e n v e r w o r r e n , Kopf schwer, eingenommen. Als er nach Hause gekommen, hatte er so starkes Herzklopfen, dass er selbst und die Uebrigen im Zimmer das Herz schlagen hörten. O h n m a c h t und todtenähnliche Hinfälligkeit, die eine halbe Stunde anhielt und von g r o s s e r A n g s t und einem unangenehmen Gefühl in der Magengegend, Oppressionen auf der Brust, Dyspnoe, kurzem schnellem Athem, schnellem Puls, Uebelkeit und Erbrechen gelber und bitterer Massen (45 Minuten nach dem Stich) begleitet war. Zu dieser Zeit hatte er auch Kälteüberlaufen und Schauer mit einem erschrecklich peinigenden Schmerz durch den Kopf; noch stärkere Hinfälligkeit: kein Puls der Radialis; das Blut unter den Fingern und Zehennägeln stockend; Ohren purpurroth; Muskelhüpfen (jactation of the muscles); vollständige Bewusstlosigkeit, der nach einer halben Stunde Hitzeüberlaufen abwechselnd mit Schauer folgte. D i e H a u t g e g e n B e r ü h r u n g s e h r e m p f i n d l i c h , bei der leichtesten Berührung schmerzhaft, er konnte das Betttuch nicht auf sich leiden; rothe und weisse Flatschen auf dem Körper und den Extremitäten, w i e N e s s e l . Nach drei Stunden kam die Besinnung wieder, auch der Kopfschmerz verschwand allmählich, aber schwach blieb er noch einige Wochen; er durfte seinen Geist nicht anstrengen, der Kopf ward benommen, wenn er studirte oder las, auch kommen noch Anfälle von Schwindel und B l i n d h e i t vor. Sept. 1859 wurde er auf derselben Stelle abermals von einer Biene gestochen. Es zeigten sich folgende Symptome: Plötzliche Hinfälligkeit mit Kälte; 20 Minuten lang a n d e r R a d i a l i s p u l s l o s ; schneller schwacher Herzschlag; starke Dyspnoe; dann folgte Hitzeüberlaufen, Uebelkeit, Erbrechen und s t a r k e w ä s s r i g e D i a r r h o e , Muskelzucken (twitching); rothe Flatschen mit grosser Empfindlichkeit der Haut gegen Berührung. Zersprengungs- und Dehnungsschmerz im Kopf mit Schwindel und GedankenVerwirrung; er konnte weder klar denken, noch sich klar aussprechen. Er trank als Antidot ungefähr ½ Pint verdünnten Alkohol, ohne im Geringsten berauscht zu werden. Die hauptsächlichsten Symptome verschwanden nach 3 - 4 Stunden, es blieb aber noch lange Zeit Schwäche zurück. Er konnte seit jener Zeit keine schwere Arbeit verrichten; sobald er sich anstrengt, kommen der Dehnungsschmerz im Kopfe, Schwindel und Herzklopfen wieder. (Transactions of the Hom. Society of the State of N. G. 1865. Dr. Morgan in Syrakus)

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2. Ein Mann wurde, als er in seinem Garten arbeitete, 2 Zoll über dem äusseren Augenwinkel von einer Biene gestochen. Kurz nachher schien sein ganzer Körper w i e v o n n e r v ö s e m Z i t t e r n b e w e g t , worauf eine unbedeutende S t e i f i g k e i t d e s N a c k e n s eintrat, während der nur m i t S c h w i e r i g k e i t e n s p r e c h e n konnte und unten am Sternum eine s c h m e r z h a f t e Z u s a m m e n z i e h u n g empfand. Darauf folgten k r a m p f h a f t e C o n t r a c t i o n e n d e r S t r e c k m u s k e l n d e r S c h e n k e l und W a d e n und u n w i l l k ü r l i c h e Z u c k u n g e n d e r m e i s t e n M u s k e l n d e r o b e r n u n d u n t e r e n G l i e d e r . Das Gesicht und die oberen Extremitäten waren von einem kalten, zähen Schweisse bedeckt. Plötzlich e r b r a c h e r s i c h unter einer heftigen Anstrengung, worauf alle gefährlichen Symptome verschwanden. Die Zufälle dauerten im Ganzen nur eine halbe Stunde. (The med. Record. 1827, Jan.)

3. Ein 34 Jahre alter, robuster Mann ging Abends in seinem Garten in Hemdärmeln spazieren, als man ihn benachrichtigte; einer seiner Bienenkörbe sei vom Winde umgestossen. Er läuft hinzu und will ihn schnell wieder auf den Stein rücken, wird aber während dessen von einer Menge Bienen angefallen, die sich ihm auf die Brust und auf das Gesicht setzen und heftige Schmerzen verursachen. Er ruft um Hilfe, entflieht eilig und verlangt einen Mantel. Allein trotz der Bemühungen eines Mannes, der die Bienen abzuwehren versucht, verfolgen sie ihn bis in sein Haus. Dort erst konnte man ihn davon befreien. Er rief jedoch aus, er sei verloren und fühle, dass er sterbe. Wirklich fiel er ohnmächtig hin. Der schnell herbeigerufene Arzt fand ihn auf einem Polster ausgestreckt, bleich, ununterbrochen schwache Seufzer ausstossend, sein Puls war kaum fühlbar, die Haut schon kalt. In der Meinung, eine Biene sei ihm in die Luftröhre gekrochen, schritt er sofort zur Tracheotomie (!). Doch starb der Unglückliche fast unmittelbar nachher in seinen Armen. Zwischen dem Anfall der Bienen und dem Tode waren 10 Minuten, höchstens eine Viertelstunde verflossen. (Froriep´s Notizen. Bd. 19. No. 413.)

4. Ende Juni 1869 wurde der Bürgermeister von Habsthal in Hohenzollern von einer Biene in die Arterie des Handgelenks gestochen. Während einer Feldarbeit wurde er vom Regen durchnässt und unterliess den Wechsel der Kleider. Bald darauf traten bedenkliche Krankheitserscheinungen ein, an denen er, wie die öffentlichen Blätter berichteten, unter den Anzeichen der Tollwuth starb. Die Symptome der Wasserscheu sollen indess nach anderen Wahrnehmungen nicht ganz zweifellos zu Tage getreten sein. Der Kranke litt an Athmungsnoth und sprang, von unsäglicher Qual gefoltert, wiederholt von seinem Lager auf. Das Bewusstsein verliess ihn erst etwa 8 Stunden vor seinem Tod. Die Obduction ergab keine Anhaltspunkte zu der einen oder anderen Annahme. Man glaubt, dass der Tod durch Bienengift erfolgt sei. (A. H. Z. Bd. 81. Nr. 24.)

5. Eine 30jährige Frau wurde von mehreren Bienen gestochen und bald darauf wurden die Stacheln entfernt. Die gestochenen Stellen schwollen nicht, wie dies früher bei ihr geschah, und sie fühlte sich die nächsten fünf Tage ganz wohl. Dann trat Lähmung der Oberglieder, hierauf der Unterglieder auf; zwei Tage später starb sie. Der Hals war aussen und in-

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nen sehr geschwollen, die Venen am Hals auch geschwollen und missfarbig (Monthly Nom. Rev. 17. 569. Strong.) (Auszüge aus amerikanischen Journalen; v. Dr. G. Oehme, Staten Island, N. Z.)

6. Der Chausseeeinnehmer Hansen in Sylstedt in Schleswig ward im Juli 1828 von einer Biene sehr schmerzhaft in´s Knie gestochen. „Es fing gleich an zu k r a b b e l n ü b e r d e n g a n z e n K ö r p e r , so dass er nicht wusste, wie es ihm zu Muthe war. Er sah nach, was die Ursache wäre und entdeckte nun, dass er am ganzen Körper aufgeschwollen war, und unmittelbar darauf waren die Blasen (wohl richtiger Quaddeln) da. Er bemerkte, mit welch` unbeschreiblicher Schnelligkeit sich dieser Zustand nach allen Theilen des Körpers verbreitete; selbst Arme, Hände und Finger waren ganz angeschwollen, e s b l i e b k e i n e S t e l l e v e r s c h o n t , dabei gingen schauderhafte Gefühle durch alle Nerven und im G e h i r n f ü h l t e e r e i n e s o n d e r b a r e V e r w i r r u n g , es fing an, ihm dunkel vor den Augen zu werden, so dass er frug, ob denn an seinen Augen etwas zu sehen wäre, worauf man ihm sagte, d a s s d a s W e i s s e m i t B l u t u n t e r l a u f e n u n d g a n z r o t h s e i . Jetzt fing die Z u n g e an ihren Dienst zu versagen, s c h w o l l s o d i c k a n , dass er nicht mehr sprechen konnte. Das Gesicht verlor sich gänzlich; es trat ein bewusstloser Zustand ein - und alles das kaum 20 Minuten nach dem Stich, der sehr kräftig war, an einem vortrefflichen Honigtag gegen 11 Uhr Vormittags. Der mehr oder minder bewusstlose Zustand dauerte über eine Stunde, trotzdem dass Körper und Kopf fortwährend mit kaltem Wasser gekühlt wurden. Und auch nachher noch war eine Mattigkeit und Schlaffheit im Körper und Gehirn, die ihm eine höchst unangenehme Empfindung verursachten und fast den ganzen Nachmittag ununterbrochen anhielten. Erst am zweiten Tage verloren sich Geschwulst und Blasen. (Bienen - Zeitung 19. Jahrg. 1863. Nr. 16 u. 17.)

7. Herr R., ein Mann von 48 Jahren, mittlerer Grösse, vortrefflicher Gesundheit und fern von übertriebener Sensibilität, begab sich kurz nach dem Frühstück, bestehend aus Butterbrod und Käse, wozu er eine Flasche Kitzinger Bier getrunken hatte, in das Bienenhaus, um in einem Bienenstocke etwas zu besichtigen. Bei der Eröffnung des Deckels schwärmen die Bienen ganz wider ihre sonstige Gewohnheit wüthend auf den Mann los und treiben ihn zum Bienenhaus hinaus; drei davon stechen ihn, eine auf die Stirn, eine andere auf den linken Zeigefinger, die dritte auf den Rücken der linken Hand. Sofort nach der Verwundung befällt den Mann eine fürchterliche Angst, eine wahre T o d e s a n g s t , wie er sich ausdrückte; er läuft in seine ganz in der Nähe befindliche Wohnung und verlangt zum Schrecken seiner Angehörigen so schnell als möglich ärztliche Hilfe, weil er sich dem Ende nahe fühle. Das Gesicht war angeblich roth und geschwollen, ebenso der Hals, am ganzen Körper fühlte der Gestochene ein heftiges Jucken und Brennen, so dass er nicht fertig wurde mit Kratzen. Wo er sich ansah, da standen auf der lebhaft gerötheten Haut grosse blasse Quaddeln (Urticaria). In seiner Angst legte er sich zu Bette, blieb aber nicht lange darin; er sprang wieder heraus, lief unbekümmert um seine Umgebung im Hemd in der Stube herum und sprach lauter unsinnige unzusammenhängende Worte. Das Delirium dauerte angeblich 5 Minuten, dann kehrte der Verstand wieder, der Kranke legte sich zu Bette, bekam aber bald sehr starkes Erbrechen, Anfangs der genossenen Speisen, dann dünner grünlicher Massen; auf das Erbrechen stellte sich eine kurze Ohnmacht ein und auf diese eine Ausleerung vieler dünner grünlich schillernder Brühe. Die Quantität der so auf einmal ausgeleerten Massen betrug etwa zwei Pfund. Das Alles geschah in einer Zeit von etwa ¾ Stunden dann verlor sich die Röthe und Anschwellung des Gesichts, am Hals, sowie der ganzen Haut, die Urticaria-Quaddeln verschwanden, nur die

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drei Stichstellen blieben roth und ein wenig geschwollen. Der Puls machte noch 100 Schläge; in den Gesichtszügen war noch der Ausdruck von Angst vorhanden, diese bestand auch noch ganze Stunden und verlor sich erst allmälig. Gegen Abend, also 8 Stunden nach der Verletzung war vollständiges Wohlbefinden vorhanden. Der Berichterstatter dieses Falles (Geh. Medicinalrath Dr. Goullon sen. in Weimar - Allg. Hom. Z. Bd. 69. Nr. 8. -) bemerkt hierzu noch: dass Herr R. schon mehrere Male von Bienen gestochen worden ist, aber noch niemals Folgen, wie die aufgezählten, davon getragen hat.

8. Den 4. Aug. 1863 Abends 6 Uhr wurde eine Verwandte von Dr. Rückert in Herrnhut, der den Fall referirte, eine grosse starke Frau, die schon so manchen Bienenstich erhalten hatte, ohne auffallend davon belästigt worden zu sein, durch das Haar auf den Kopf gestochen. Nach einer Viertelstunde bekam sie am ganzen Körper ein h e f t i g e s J u c k e n , das sich von Augenblick zu Augenblick bis z u m h e f t i g s t e n S t e c h e n steigerte, nach ihrer Beschreibung, als wenn Millionen Nadeln in den Körper gestochen würden. Dabei überzog sich der ganze Körper mit einer starken Entzündung und bildeten sich N e s s e l n , die endlich in grosse Blasen von der Grösse eines Zweigroschenstückes zusammenschwammen, so dass keine gesunde Stelle, auch nicht einmal wie ein Stecknadelkopf am ganzen Körper zu finden war. Der Zustand war der eines heftig Fieberkranken. Eine weniger nervenstarke Person würde unbedingt Nervenzufälle bekommen haben. Nach einigen Stunden lies die Heftigkeit nach und am andern Tag war Alles verschwunden. (Böttner, Bienenzeitung, 20. Jahrg. Nr. 12. S. 137.)

9. Der Landwirth G., etwa 50 Jahre alt, bis dahin ein grosser Bienenfeind, der denselben überall ängstlich aus dem Wege ging, befand sich an einem nicht sehr heissen Juni-Tage in der Nähe des Bienenstandes mit Gartenarbeit beschäftigt, ohne sich weiter um die Bienenvölker zu bekümmern. Letztere flogen in regem Fleisse aus und ein. Plötzlich bekam er zwei Stiche am Kopfe. Sofort wandte er sich zur Flucht, so gut als möglich abwehrend. Trotzdem aber erhielt er noch etwa 10 weitere Stiche am Kopfe, welche recht fühlbar schmerzten. Obgleich nun kühlende Essigumschläge die Wirkung des Giftes abschwächen sollten und wohl tatsächlich auch abschwächten, so trat nicht nur Schwellung an jeder Stich-Stelle ein, sondern im Laufe des Tages schwoll der ganze Körper, selbst die Zunge, sowie die Hände und Füsse, wo gar kein Stich hingekommen war. Dazu gesellte sich ein Jucken und Brennen am ganzen Körper, wenn auch vorzugsweise an den Händen und Fusszehen, und war Patient genöthigt, sich in´s Bett zu begeben. Appetit war verschwunden, es stellte sich Kopfweh und furchtbare Hitze am ganzen Körper ein. Dieser Zustand währte einen Tag, sodass den folgenden Tag Patient das Bett wieder verlassen konnte. Bemerkenswerth ist noch „die Unruhe und ärgerliche Aufregung“, welche denselben erfasst hatte; und konnte er sich diese „Gemüths-Aufwallung“ nicht anders als durch die Wirkung der Bienenstiche erklären. Uebrigens scheint jene Wirkung in dem Maasse abgeschwächt werden zu können, als ein Individuum öfters gestochen wird. So war es auch hier. Und drückt der Mann sein Befremden aus, dass er jetzt von den Bienen nicht mehr verfolgt und nur selten gestochen werde, trotzdem die Verhältnisse es mit sich brachten, dass er ein eifriger Bienenzüchter werden musste; oder wie er sich ausdrückte, aus einem Saulus ein Paulus geworden war. Erhält er aber jetzt einmal einen Stich, so schwillt und schmerzt die Stelle nicht mehr wie vormals, welche Thatsache auch andern Bienenkundigen nicht neu ist. Der Bienenstich hat mit einem Wort zuweilen die Bedeutung einer prophylaktischen Impfung. Endlich erfahre ich aus dem Munde des intelligenten Landwirthes, eines umsichtigen und aufmerksamen Beobachters der Natur, dass ein intensives rheumatisches Leiden, wor-

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an er mit kleineren und grösseren Unterbrechungen vor der Bienen-Attacke zu laboriren hatte, verschwand, somit das Gift auch in dieser Richtung seine den homöopathischen Aerzten längst bekannte curative Wirkung äusserte. G.

10. Dr. B. bekam Donnerstag 17. Juli in beide Hände eine ziemliche Anzahl Bienenstiche durch vorsichtshalber angezogene Handschuhe hindurch, ausserdem mehrere andere in der Gegend des Handgelenkes und höher hinauf. Die Stiche, welche am meisten schmerzten, wurden mit ein wenig Salmiak, der gleich zur Stelle war, befeuchtet, und reiste Herr B. noch von 4 - 7 ½ Uhr nach H., o h n e i n n e n n e n s w e r t h e r W e i s e s i c h i r g e n d w i e w e i t e r b e l ä s t i g t z u f ü h l e n . Erst in der Nacht stellte sich lebhaftes Jucken ein, das am Schlafen hinderte und andern Tages (18. Juli) war die linke Hand und der rechte Unterarm sehr geschwollen. Im Laufe des Tages nahm die Anschwellung zu und ergriff auch den halben rechten Oberarm. Unleidiges Brennen und Jucken dauerte fort, auch die Nacht vom Freitag zum Sonnabend hindurch, doch waren dies die einzigen Beschwerden, die „der angehende Bienenvater“ durchzumachen hatte. Sonnabend Abend ging die Anschwellung zurück und war Sonntag Abend fast ganz verschwunden. Im Laufe des Sonntages fühlte er ein bereits stärkeres Jucken auf dem R ü c k e n , das er von einem sogenannten Blüthchen herrührend sah. Dies entwickelte sich aber unerwartet weiter und von Mittwoch an blieb er zu Hause. Die Nutzlosigkeit warmer Aufschläge erkennend, wurde nun den folgenden Sonntag, also den 8. Tag darauf, der Beistand des Dr. T. in B. erboten, der den vorgefundenen u n g e w ö h n l i c h g r o s s e n C a r b u n k e l durch 3 - 4 Zoll lange Querschnitte sofort spaltete, diese auch am Dienstag verlängerte oder sonst vervollständigte. Nachdem endlich am Freitag starke Eiterung eingetreten, nahm die Sache regelmässig-günstigen Verlauf. Die Wunde ward mit in verdünnte Carbolsäure getauchter Charpie resp. Watte verbunden. Herr. Dr. T. selbst erklärte, einen Zusammenhang zwischen Bienenstich und Bildung des Carbunkels für möglich; der Hausarzt aber des Herrn B. glaubt einen solchen Zusammenhang sicher annehmen zu müssen, nachdem er selbst zwei eigenthümlich-heftige Wirkungen des Bienenstichs beobachtet hat.

B. Prüfungs-Ergebnisse nach innerer Darreichung des Präparates. Genzke´s Thier-Prüfung mit Bienengift. D r . G e n z k e gab seinem fünfjährigen Wachtelhund den ersten Tag zwei Tropfen Apis-Tinktur, 4mal; die folgenden Tage jedes Mal einen Tropfen mehr und setzte dies fort bis zum 14. Tage, so dass der Hund am letzten Tage 4x15 Tropfen erhielt. In den ersten Tagen wurde keine Veränderung im Befinden bemerkt, das Thier war lebhaft, wie seither, und seine Fresslust unvermindert. Am fünften Tag zeigte sich eine geringe Abweichung des Pulses vom normalen Verhalten. Während die Cruralarterie bis dahin 90 Schläge gehabt hatte in der Minuten (synchronisch mit dem Herzschlag), hat dieselbe eine Stunde nach der Gabe eine Frequenz von 96 Schlägen erreicht; am andern Morgen beträgt aber der Puls wieder 90. Dasselbe Verhalten grösserer Pulsfrequenz liess sich die folgenden Tage stetig wahrnehmen, und zwar nahm dieselbe in dem Maasse zu, je grösser die gradatim gesteigerte Dosis war. Am 8. Tage, an welchem 9 Tropfen in den bestimmten Zeitfristen verabreicht wurden, nahm der Puls nach der zweiten Gabe eine Frequenz von 104 und nach der dritten Gabe von 106 Schlägen an, war dagegen am

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neunten Tage Morgens vor dem Eingeben auf 84 gesunken. Am vierzehnten Tage, dem letzten des Versuches, erreichte der Puls die bedeutenden Frequenz von 124 Schlägen, also 34 über die Normal-Höhe; der Herzschlag, zwar synchronisch mit dem Pulse, trat pochend hervor; am andern Tag war der Puls auf 74 retardirt, also 16 Schläge vom Normalen, 50 von der am vorhergehenden Tage gesteigerten Frequenz abweichend. In den folgenden Tagen nach dem letzten Versuche hatte der Puls wiederum seine ursprüngliche Geschwindigkeit von 90 Schlägen erreicht. Durch einen Nachversuch mit Weingeist (16 Tropfen viermal des Tages) erhielt D r . G e n z k e Gewissheit darüber, dass die weiter oben beobachtete Pulsfrequenz nicht a l l e i n auf die Rechnung des in der Apis-Tinktur enthaltenen Alkohols gesetzt werden durfte. Denn der Puls erreichte bei diesem Nachversuch nur die Zahl 100. Das Allgemeinbefinden des Hundes schien während der Prüfung intact zu bleiben. Er hatte kaum von seiner Lebhaftigkeit, vielleicht etwas an Appetit verloren, Seund Excretionen waren aber normal. Dagegen zeigte das A u g e interessante Befindens-Veränderungen, indem am neunten Tage des Versuchs sich von der C o n j u n c t i v a der Augenlider und der Membrana nictitans deutliche G e f ä s s i n j e c t i o n e n wahrnehmen liessen, wobei die C o r n e a ein umflortes Aussehen erhielt und des Morgens die A u g e n l i d e r durch abgesonderten Schleim v e r k l e b t waren. Auch erwiesen angestellte Versuche eine A b s c h w ä c h u n g des S e h v e r m ö g e n s . Nach Beendigung des Arzneiversuchs verschwanden diese Erscheinungen. Anhang. Wespengift. 1. D r . F l i n t von Norwich hat an einem Knaben, der von einer Wespe in den linken Daumen gestochen worden war, folgende Erscheinungen beobachtet: Innerhalb 10 Minuten nach dem Stich schwoll der Daumen beträchtlich an, darauf trat G e s c h w u l s t und Auftreibung des g a n z e n G e s i c h t e s und besonders der A u g e n l i d e r ein, das Gesicht und die Ohren wurden roth, als ob sie mit einem S c h a r l a c h a u s s c h l a g bedeckt seien. In der darauf folgenden Nacht war das Kind sehr unruhig und klagte über h e f t i g e s J u c k e n . Wo es sich kratzte, entstanden kleine Flecke, ähnlich wie ein N e s s e l a u s s c h l a g . 2. Die Redaction der M. H. R. führt aus Anlass eines ähnlichen Falls aus der Medical Press and Circular noch folgende Symptome an:

„Ich taumelte, wie ein Trunkener nach dem Hause und setzte mich in einen Stuhl, aber einen Augenblick darauf sank ich herab auf meine Knie und wurde o h n m ä c h t i g . Sie spritzten mir Wasser in´s Gesicht und endlich war ich im Stande, mich in´s Bett zu begeben. Gleich darauf stellte sich r e i c h l i c h e s E r b r e c h e n ein und meine Hände, Füsse und Brust wurden roth, a l s o b i c h S c h a r l a c h h ä t t e . Ein furchtbares Jucken verbreitete sich über den ganzen Körper, dann zitterte ich, und meine Zähne klapperten, als

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ob ich Wechselfieber hätte. Keine Ruhe die ganze Nacht. Ein oder zweimal war es mir, als ob ich sterben müsste. 6 (A. H. Z. Bd. 81. Nr. 24.)

Anmerkung. Nachdem von den Folgen des Bienen- und Wespengiftes die Rede war, ist hier wohl die geeignete Stelle des Bienen- und Wespen-G e g e n g i f t e s zu gedenken. Ein solches ist der Liquor Amonii vinosus (1 Theil ätzende Ammoniumflüssigkeit und 2 Theile Weingeist). Besonders wenn empfindliche Theile, z. B. die Zunge getroffen worden sind, eignet sich das genannte Präparat, in welches man ein Stück Leinwand taucht, um solches um den afficirten Theil zu schlagen. - Andere Male nützt der äussere Gebrauch von Arnica oder Kampher in geeigneten Verdünnungen.

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Im Annual Record of hom. Literature 1870 heisst es bei Apis: „Gefühl als ob jeder Athemzug der letzte wäre“, ein Phänomen, dem man im Typhus begegnet, so dass selbst die Angehörigen solcher Kranken wiederholt zu dem Irrthum veranlasst wurden, es sei der letzte Moment gekommen, der Tod sitze schon auf der Zunge u. s. w. - Du die „Apis-Peritonitis“ ist ausser von scharfen und plötzlichen Schmerzen von grosser Prostration und Erwartung eines plötzlichen Todes begleitet.

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Drittes Capitel. Systematische Zusammenstellung der durch den Stich der Biene bewirkten Symptome in topographisch-anatomischer Gruppirung. 7 A l l g e m e i n e s : (Fall 1): O h n m a c h t und todtenähnliche Hinfälligkeit (eine halbe Stunde während), von grosser Angst und einem unangenehmen Gefühl in der Magengegend und von Oppressionen der Brust (Dyspnoe), kurzem schnellem Athem, schnellem Puls, Uebelkeit und Erbrechen gelber bitterer Massen begleitet. 45 Minuten nach dem Stich. Empfindung eines elektrischen Schlages, der durch die Finger- und ZehenSpitzen wieder herauszufahren scheint (nach einem Stich in die Nase). Plötzliche Hinfälligkeit mit Kälte - starke Dyspnoe; dann folgt Hitzeüberlaufen, Uebelkeit, Erbrechen und starke wässerige Diarrhoe. (Fall 2): Der ganze Körper scheint wie von n e r v ö s e m Z i t t e r n bewegt, worauf eine unbedeutende Steifigkeit des Nackens eintritt. Schmerzhafte Zusammenziehung am Sternum unten. - Plötzliches anstrengendes Erbrechen, worauf aber alle gefährlichen Zufälle verschwanden. (Fall 3): Gefühl, dass er sterben müsse. Ohnmächtiges Zusammenstürzen, Blässe; ununterbrochen seufzend; kalte Haut. (Tod.) (Fall 4): Stirbt unter den Anzeichen von T o l l w u t h . Springt, von unsäglicher Qual gefoltert, wiederholt von seinem Lager auf (Dyspnoe). (Fall 6): Nach einem Stich in´s Knie: K r a b b e l n ü b e r d e n g a n z e n K ö r p e r , so dass er nicht wusste, wie ihm zu Muthe war. Ein schauderhaftes Gefühl durch alle Nerven. (Fall 7): Fürchterliche Angst. Todesangst. Fühlt sich dem Ende nahe. Am ganzen Körper heftiges Jucken und Brennen, so dass er nicht fertig wurde mit Kratzen. Springt aus dem Bett, das er erst aufgesucht, heraus und läuft in der Stube umher (unbekümmert um seine Umgebung), Erbrechen (erst der genossenen Speisen) dann grünlicher Massen - darnach kurze Ohnmacht, schliesslich gallichte Diarrhoe. Ausdruck von Angst in den Gesichtszügen (verliert sich zuletzt). (Fall 8): Heftiges Jucken am ganzen Körper sich steigernd bis zum heftigsten Stechen (Millionen Nadeln). Der Zustand war der einer heftigen Fiebererkrankung. (Fall 9): Unruhe und ärgerliche Aufregung („Gemüths-Aufwallung“). Sensorium. (Fall 1): Gedankenverwirrung. Kopf schwer und eingenommen. Vollständige Bewusstlosigkeit, der nach einer halben Stunde Hitzeüberlaufen abwechselnd mit Schauer folgt. - Nach drei Stunden kam die Besinnung wieder; auch der Kopfschmerz verschwand allmälig, aber schwach blieb er noch einige Wochen; er durfte seinen Geist nicht anstrengen, der Kopf war benommen; wenn er studirte 7

Bei der Vollgiltigkeit, welche diese rein toxicologischen, nicht von voreingenommenen Prüfern gesammelten Symptome beanspruchen, wird man unvermeidliche Wiederholungen des bereits weiter oben Gebrachten mir gewiss gern nachsehen.

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oder las, auch kamen noch Anfälle von Schwindel und Blindheit vor. - Er konnte weder klar denken, noch sich klar aussprechen. (Fall 2): Konnte nur mit Schwierigkeit sprechen. (Fall 4): Das Bewusstsein verlässt ihn erst 8 Stunden vor seinem Tod. (Fall 6): Im Gehirn eine sonderbare Verwirrung. - Es trat ein bewusstloser Zustand ein. (Fall 7): Sprach lauter unsinnige und unzusammenhängende Worte. Das Delirium dauerte 5 Minuten, worauf der Vverstand wiederkehrte. Haut. (Fall 1): Leichte Schwellung der Haut (was jedoch nach einigen Stunden wieder verging). - Die Haut gegen Berührung sehr empfindlich, bei der leisesten Berührung schmerzhaft; er konnte das Betttuch nicht auf sich leiden; rothe und weisse Flatschen auf dem Körper und den Extremitäten, wie N e s s e l n . (Fall 5): Während sonst bei einer Frau die Stellen anschwollen wo sie gestochen wurde, geschah dies das letzte mit tödtlichem Ausgang verbundene Mal nicht. (Fall 6): Am ganzen Körper geschwollen und unmittelbar darauf Blasen (Quaddel?-) Exanthem. Dieser Zustand geht mit unglaublicher Schnelligkeit vor sich. Es bleibt keine Stelle unverschont. (Fall 7): Gesicht roth und geschwollen. - Wo er sich ansah, da standen auf der lebhaft gerötheten Haut grosse blasse Quaddeln (Urticaria.) (Fall 8): Der ganze Körper (Haut) überzieht sich nach heftigem Jucken und Stechen mit einer starken Entzündung und bilden sich Nesseln, die endlich in Blasen von der Grösse eines 50Pfennigstückes übergehen, so dass keine gesunde Stelle zu finden ist. (Fall 9): Trotz kühlender Essigaufschläge, Schwellung an jeder Stichstelle und im Laufe des Tages des ganzen Körpers - selbst der Zunge - der Hände und Füsse. Jucken und Brennen am ganzen Körper. (Fall 10): Carbunkelbildung auf dem Rücken. Vorausgeht: Lebhaftes Jucken, das am Schlafen hinderte. Unleidiges Jucken und Brennen. Kopf. (Fall 1): Erschrecklich peinigender Schmerz durch den Kopf. Kopf schwer und eingenommen. (Fall 2): Zersprengungs- und D e h n u n g s s c h m e r z im Kopf (mit Schwindel). Kopfschmerz beim Lesen und Studiren. - Sobald er sich seitdem anstrengt, kommt der Dehnungsschmerz im Kopf (Schwindel und Herzklopfen) wieder. (Fall 9): Kopfweh (und furchtbare Hitze am ganzen Körper). Hals. (Fall 5): Der Hals war aussen und innen sehr geschwollen; auch die Venen am Hals geschwollen. (Fall 7): Hals geschwollen.

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Herz und Gefässsystem. (Fall 1): Herzklopfen so stark, dass er selbst und die Umgebung im Zimmer es hört. - Kein Puls der Radialis; das Blut unter den Fingern und Zehennägeln stockend; Ohren purpurroth. - Bei späterer Vergiftung: Zwanzig Minuten lang an der Radialis pulslos. - Schneller schwacher Herzschlag. (Fall 3): Kaum fühlbarer Puls. Augen. (Fall 1): Anfälle von Schwindel und B l i n d h e i t . (Fall 6): Es fing an, ihm dunkel vor den Augen zu werden, so dass er frug, ob denn an seinen Augen etwas zu sehen wäre, worauf man ihm sagte, dass das Weisse mit Blut unterlaufen und ganz roth sei. Zunge. (Fall 6): Die Zunge versagte ihren Dienst und schwoll so dick an, dass er nicht mehr sprechen konnte. - Dies geschah nach einem Stich in´s Knie. (Fall 9): Schwellung der Zunge. Obere und untere Extremitäten. (Fall 1): Krampfhafte Contractionen der Streckmuskeln der Schenkel und Waden und unwillkürliche Zuckungen der meisten Muskeln der oberen und unteren Glieder. - Das Gesicht und d i e o b e r e n E x t r e m i t ä t e n waren von einem kalten zähen Schleim bedeckt. (Fall 5): Lähmung der Oberglieder (nach 5 Tagen). Hierauf der Unterglieder. (Fall 9): Jucken und Brennen (aussen am ganzen Körper) vorzugsweise an den Händen und Fusszehen. (Fall 20): Linke Hand und rechter Vorderarm sehr geschwollen. Anmerkung. Um unsere kleine pathogenetische Sammlung rein zu erhalten, haben wir die Symptome des Wespengiftes hier unberücksichtigt gelassen. Der Leser weiss aber schon aus dem obigen Mitgetheilten, dass die Wirkung eine nahezu identische ist. Hier wie dort dieselben unverhältnissmässig intensiven Depressionserscheinungen bis zur Ohnmacht, dieselben Phänomene der Haut (Schwellung, Röthe, Jucken, Quaddel-Ausschlag) ja sogar eine Vorliebe für die Augenl i d e r , die Apis therapeutisch so unzweideutig beeinflusst, und hier wie dort dasselbe (kritische) biliöse Erbrechen. Aus den mangelhaften Beobachtungen könnte allein etwa noch der Schluss gezogen werden, dass das Wespengift noch mehr als das Bienengift auf der Haut ein scharlachrothes Exanthem zu erzeugen vermag, also mehr Hilfe im (glatten) Scharlach verspricht.

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Viertes Capitel. Allgemeiner Ueberblick über die klinische Ausbeute. Die klinische Ausbeute, welche die Homöopathie auf Grund der gesammelten physiologischen Prüfungsergebnisse von Apis gemacht hat, bezieht sich, wie aus den tagtäglich vorkommenden u n f r e i w i l l i g e n Prüfungen, dem empfindlichen Stich durch das kleine und nützliche Insekt zu erwarten stand, besonders auf das H a u t s y s t e m oder wissenschaftlicher und das Wesen der Sache bezeichnender muss man sagen: es fanden solche (innere) Krankheitszustände Heilung, die sich auf der Haut r e f l e c t i r e n . Denn z. B. ein mit b r e n n e n d e n und w u n d s c h r ü n d e n d e n oder mit j u c k e n d e n Schmerzen verbundenes Exanthem, ein N e s s e l a u s s c h l a g mit rothen oder weissen (rothumhoften) Flecken oder Quaddeln, ein B l ü t h c h e n - A u s s c h l a g mit bläulich-rothem, hartem, heissen Grunde; eine ödematöse oder erysipelatöse A n s c h w e l l u n g (mit rothen Streifen) oder endlich gar gewisse G e s c h w ü r s -Arten - stellen sämmtlich nur die ä u s s e r l i c h wahrnehmbare Physiognomie bestimmter pathologischer Vorgänge im Innern unseres Organismus dar. Wir kommen auf diese zurück, nachdem wir die übrigen anatomischen Apis-Gebiete aufgezählt haben werden. Schon hier aber möge die Bemerkung Platz finden, dass wiederholt mit dem Akt des Heilens durch Apis, und zwar betraf die Heilung schwere Affectionen des Auges oder des Gehirns, gleichzeitig auf der Haut ein krätzartiger Ausschlag erschien, respective wiedererschien. Und J a h r nennt Apis eins der vorzüglichsten Mittel gegen u n t e r d r ü c k t e E x a n t h e m e (Scharlach, Masern und hauptsächlich N e s s e l f r i e s e l ). Ausser der Haut erfreut sich also das A u g e und seine Umgebung (die L i d e r ) (und hier wieder mehr die oberen) des heilenden Einflusses des Bienengiftes. Dasselbe heilt somit E n t z ü n d u n g e n der A u g e n und L i d e r , mit drückenden, juckenden, brennenden Schmerzen, Röthung der Lidränder, viel Thränen und Schleimabsonderung; H o r n h a u t g e s c h w ü r e , V e r d u n k e l u n g e n und narbige Flecke, S t a p h y l o m mit Entzündung, Gerstenkörner. Oedem des Augapfels, T h r ä n e n f i s t e l n . Dass auch auf das Leben und Gedeihen der H a a r e Apis wirken werde, liess sich aus ihrer Beziehung zur Haut erwarten. Und so wurde Apis (meist Bienenpulver mit Honig) wirklich vortheilhaft benutzt gegen Kahlheit und Ausfallen der Haare. Ausser dem Hautsystem gebührt dem S c h l e i m h a u t -System eine hervorragende Stelle. Schleimhautentzündung des M u n d e s , G a u m e n s , R a c h e n s und H a l s e s (Mandeln, Uvula); Anginen, wenn solche zu Vereiterungen neigen, Diphtheritis, aber gewiss auch die platte, rothlaufartige, mit flammender Röthe verbundene Entzündung der Fauces gehört hierher, gegen die sonst Belladonna, Rhus und Causticum gerühmt werden. Die Fortsetzung der Rachenhöhle: der M a g e n - D a r m k a n a l ist nicht minder ein grosses Heilgebiet unseres Mittels. Besonders aber wurden solche k a t a r r h a l i s c h e R e i z z u s t ä n d e daselbst mit Apis gehoben, welche einen mehr chronischen Verlauf zeigten, mit trockener, wie lackirter, leicht belegter Zunge, (rissigen Lippen), Brennen und Aufsteigen aus dem Magen, Soodbrennen, Empfindlichkeit, Vollheitsgefühl, Brennen im Magen, galligem Erbrechen, schleimigwässerigen, grünlich-gelblichen (biliösen, erysipelatösen) Durchfällen, von beson-

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derer Hartnäckigkeit, vergesellschaftet waren. Wie bei Nux vom. wollte man FrühVerschlimmerung beobachten, daher Diarrhöe des Morgens; Hände blau und kalt; häufige, blutige, schmerzlose und schmerzhafte Stühle. Gewisse g a s t r i s c h e oder S c h l e i m f i e b e r bieten offenbar das hier angedeutete Krankheitsbild, und es ist recht gut denkbar, dass gleichzeitig so frappante andersartige ApisSymptome (z. B. auf der äusseren Haut, wassersüchtige, ödematöse oder erysipelatöse Zustände) in die Erscheinung treten, dass in Apis für den einzelnen Fall oder für eine Reihe von Fällen das helfende Simile zur Geltung kommt. (Epidemisches Heilmittel!) Ein hochwichtiges specifisches Apis-Correlat ist ferner, wie schon oben gesagt wurde, der functionell gewissermassen zwischen Haut- und Schleimhautsystem stehende u r o p o e t i s c h e Apparat, Blase und Nieren. Strangurie, Harnverhaltung von Blasenentzündung, auch von Canthariden-Missbrauch, ist ebenso wohl, wie Morbus Brightii, von Apis beseitigt worden. Das Pulver der gedörrten Bienen benutzte man bei Blasenleiden. Im Annual record of homoeop. Literature 1870 wird: das Unvermögen, den Urin zu halten mit grosser Reizbarkeit der Theile; schlimmer des Nachts und beim Husten - R. Gardiner - als Indication genannt. Wir zweifeln ferner nicht, dass nach Analogie der beim weiblichen Geschlecht beobachteten Thatsachen auch das männliche G e n i t a l s y s t e m mit hereingezogen werden darf in den Bereich jener Correlate. Beim Weib heilte Apis O v a r i e n - L e i d e n (Eierstockwassersucht, wobei die Haut ungewöhnlich weiss und fast durchsichtig war; Eierstockwassersucht auf der linken Seite mit stechenden Schmerzen, allgemeinem Anasarka und wachsartigem Aussehen der Haut), drohenden Abortus, Schamlippengeschwulst, Amenorrhöe, unterdrückte Regel, Dysmenorrhöe mit spärlichem, schleimigem Blutabgang, mit scharfen, stechenden Schmerzen im Uterus, zuweilen von Convulsionen gefolgt. Für kein Mittel aber scheint, abgesehen von dem anatomischen Sitz des Leidens, das Symptom der S c h w e l l u n g und w ä s s e r i g e n A n s a m m l u n g so bestimmend auf die Wahl oder richtiger auf die Zulässigkeit desselben zu sein, als für Apis, mögen diese hydropischen Erscheinungen acut oder chronisch verlaufen; ja das plötzliche (höchstens vom Witterungswechsel - Regen - nachweisbar abhängige) Kommen und Gehen der wässerigen Edukte, das Recidiviren der Oedeme und Anschwellungen (ohne Durst) an den verschiedenen Körperstellen (zumal aber im Gesicht) bildet offenbar einen charakteristischen Hinweis auf das BienenGift. Zu jenen ödematösen Anschwellungen der Haut gehörig und ganz an die Folgen des Bienenstichs erinnernd, ist noch speciell zu nennen: das blasse, livide Oedem des Gesichts (G e s i c h t s r o s e , aber auch Kopfrose) und die LidSchwellungen; ferner das K e h l k o p f - O e d e m , das A n a s a r k a nach Scharlach (so oft zusammenfallend mit der von Apis geheilten Eiweiss-Niere), die B r u s t - und B a u c h -Wassersucht, und die Hydropsieen mit Abgang blutigen Harns (ohne Durst-Zunahme). Ausser dem Haut- und Schleimhaut-System mit seinen Anhängen und Aequivalenten berührt Apis mächtig einzelne Abschnitte des N e r v e n s y s t e m s . Unverkennbar ist der Einfluss auf das Gehirn selbst: daher Mittel gegen Schwindel, der sich näher definiren lässt. Verschlimmerung beim Aufrichten, Besserung im Liegen, Gefühl von Schwanken des Gehirns, wie Wasser im Kopf. Unverkennbar ist der Einfluss auf s e n s i t i v e Nerven, daher Mittel gegen R h e u m a t a l g i e n . Selbst P s y c h o s e n (Manie, angeblich besonders Sexual-Manie, Apathie) verliefen günstig

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unter der Einwirkung von Apis. Aber auch K o p f s c h m e r z e n , nervöses Kopfweh, Migräne im Vorderkopf mit Verdauungsstörungen, vom Unterleibe der GanglienCentren ausgehend, auf der Basis biliös-gastrischer Constitution, eigneten sich weiterhin dafür. Jetzt ein Wort über das Verhalten des kranken G e f ä s s s y s t e m s . Da ist es denn besonders das abendlich exacerbirende Fieber mit schnellem hartem Pulse, welchem Apis entspricht, wenn auch die meisten der von ihr geheilten Leiden fieberfrei verlaufen sind. Daher auch die Abwesenheit von Durst (und spärlicher Urin) ceteris paribus auf Apis hinweisen. Häufig handelt es sich also nur noch um die A u s g ä n g e mit Fieber verlaufener Entzündung, z. B. bei der bereits erwähnten Bauchwassersucht (nach Unterleibsentzündung); ferner bei der Drüsen-Verhärtung und Abscedirung (nach vorangegangener diphtheritischer Halsentzündung) u. s. w. Dass auch in Herzleiden Apis geschickte Verwendung finden kann, lehrt uns Annual Record of hom. Literature 1870; hier wird unser Mittel empfohlen in Herzleiden, allerdings mit fieberhafter Aufregung, mit grosser Bekümmerniss, Angst und Unruhe; Lageveränderung bringt keine Erleichterung; durstig oder durstlos. Unter den grossen zum Blutleben in Beziehung stehenden Drüsen sei noch die Schilddrüse erwähnt, deren pathologische Vergrösserung Apis wiederholt beseitigt hat. Auch zu Milz und Leber besitzt Apis grosse therapeutische Affinität. Dies geht aus ihrer Heilkraft im Wechselfieber und gegen biliös-gastrische Affectionen hervor. Wir schliessen unser kleines Resumé unter Hinweis auf den für Kliniker nicht gleichgiltigen Erfahrungssatz, wonach Apis sich besonders Kindern und Frauen (und hier wiederum in specie Wittwen) dienlich gezeigt hat.

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Fünftes Capitel. Apis verglichen mit analog wirkenden Mitteln. Dieses Kapitel, welches eine vergleichende Gegenüberstellung von Apis mit: Belladonna, Arsenik, Cantharides, Graphit, Thuja enthält, findet sich bereits im IX. Bande der Intern. Homoeop. Presse, weshalb wir auf eine Wiedergabe hier glauben, verzichten zu sollen. 8 Dazu kommt noch eine weitere Parallele: Apis verglichen mit R h u s t o x i c o d e n d r o n , welche von uns Nr. 14 und 15 des 98. Bandes der Allgem. Hom. Zeitung einverleibt worden ist.

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Als selbständige Arbeit eingereicht, kam dieses Kapitel Dienstag den 27. Juni 1876 bei Gelegenheit der „Worlds homoeopathic Convention“ in Philadelphia zur öffentlichen Diskussion.

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Sechstes Capitel. Casuistik. A. Krankheiten des Nervensystems. I. Erkrankungen des Gehirns und seiner Häute. Allgemeines. Da das Wesen der hierher gehörigen Krankheitsform in einem s e r ö s e n E r g u s s in die Hirnventrikel besteht, solche Ergüsse aber sehr charakteristisch sind für die physiologisch-c u r a t i v e Wirkung des Bienengiftes, so liess sich a priori die erfolgreiche Verwendbarkeit desselben am Krankenbett M e n i n g i t i s c h e r annehmen. Und so gedenkt denn auch das Lehrbuch der homöopathischen Therapie nach dem im Anfangsstadium zu verabreichenden Kali hydrojodicum und Bryonia alba und nach Merc. solub. (als dem wichtigsten Mittel), sobald das Leiden wirklich ausgebrochen ist, der Apis, welche in 3. - 6. Potenz soll verabreicht werden. Apis würde vor Arnica, Helleborus niger, Cuprum met. u. Zincum met. den Vorzug verdienen, „wenn rothlaufartige Ausschläge vorausgingen oder dergleichen noch während der Krankheit bestehen, bei irregulärem, langsamem Pulse, schreckhaftem Zusammenfahren, Convulsionen, profusem Schweiss.“ Beispiele von Heilung mit Apis gegenüber dem erworbenen Wasserkopf (als abgelaufenem Krankheitsprocess) oder gegenüber dem angeborenen Wasserkopf sind uns nicht bekannt. Dagegen sind der Apis-Pathogenese die Symptome des in der Entstehung begriffenen H y d r o c e p h a l u s a c u t u s in unverkennbarer Weise enthalten: „Das Kind liegt in Starrsucht; p l ö t z l i c h e s c h r i l l e A u f s c h r e i e . Schielen. Zähneknirschen. Der Kopf wird in die Kissen gebohrt; die eine Hälfte des Körpers zuckend, die andere gelähmt. Kopf nass vom Schwitzen; wenig Urin.“ Auch ist die Hypothese gestattet, dass nach schweren Hirnstörungen (Meningiten) verbliebene Amaurose deshalb konnte durch Apis geheilt werden, weil dieses Mittel durch seine die Resorption kräftigst unterstützende Macht seröse (Druck und Lähmung bedingende) Ergüsse zur Aufsauchung schicklich machte. W e i l lehrt: „Bei Gesichtsrose mit d r o h e n d e m U e b e r g a n g a u f d i e H i r n h a u t wende man sofort Apis 2. - 3. Verd. an.“ Klinik. 1. Hydrocephalus acutus. (Meningitis granulosa) Von D r . F ö r s t e r in Görlitz .9 Bei der Seltenheit der Heilung des Hydrocephalus acutus verdient wohl die folgende Krankengeschichte ausführlicher mitgetheilt zu werden. Auch ist die bei dieser Gelegenheit beobachtete Hautkrisis von hohem klinischem Interesse.

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Allg. H. Z. Bd. 60. S. 4.

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Am 7. Sept. 1859 wird Dr. F. zu dem 2 Jahre alten Knaben H. gerufen, angeblich wegen Krämpfen. Das Kind, welches bereits alle 20 Zähne hat, war bis jetzt gesund, ist wohlgenährt, kräftig, aber blass, von skrophulösem Habitus; am Halse sind auch Drüsenanschwellungen, erbsengross und grösser zu fühlen. Es fiebert leicht, ist etwas wärmer als gewöhnlich, und man sieht dann und wann leichte Zuckungen um den Mund, die Mutter nennt sie innere Krämpfe. Acon. 13. in Wasser, zweistündlich einen Theelöffel. 8. Sept.: Status idem, nur dass früh das Fieber etwas vermindert war, welches sich indess Abends steigerte, wo auch die Zuckungen häufiger und die Pupillen etwas erweitert waren. Der Kranke schreit öfters, ohne dass der Schrei etwas Besonderes darbot. - Bellad. 13. 4 Tropfen in ½ Theetasse Wasser, dreistündlich einen Theelöffel. 9. Sept.: Die Gehirnaffection tritt immer deutlicher hervor. Das Kind ist mitunter etwas soporös, der Kopf dabei nicht heiss, das Fieber aber vermehrt. Nachmittags tritt plötzlich Lähmung der linken Extremitäten ein; während der Kranke sich umherwirft, werden Arm und Bein linkerseits nicht bewegt, sondern gehorchen nur den Gesetzen der Schwere. Gesicht und Zunge sind nicht verzogen. Die sehr weiten Pupillen reagiren fast gar nicht; Schielen wurde nicht bemerkt. Der etwas aufgetriebene Bauch ist weich. Seit dem 7. Sept. kein Stuhl, Klystiere sind auch heute ohne Erfolg. Bellad. wird fortgegeben. 10. Sept. Der Sopor ist vermehrt, die Augen halb offen mit nach oben gewendeter Pupille. Die d i c k g e l b l i c h b e l e g t e Z u n g e ist and er Spitze etwas roth, der Puls klein, sehr frequent, der Durst unersättlich, kein Stuhl. Aconit 13. und Apis 13. in Wasser; abwechselnd, 2stündlich 1 Theelöffel. 11. Sept. Das Kind ist kaum auf einen Augenblick aus dem Sopor zu erwecken. Der Puls fast unzählbar. Die Zunge an der Spitze mehr roth als gestern und trocken. D a g e g e n i s t d i e L ä h m u n g d e r u n t e r n E x t r e m i t ä t n i c h t m e h r d a . Der kleine Kranke hat seit gestern viel Harn gelassen, freilich stets unter sich, so dass derselbe nie untersucht werden konnte, und hat viel und anhaltend geschwitzt. Einmal ist festerer aber wenig Stuhl abgegangen. Abends wird der Kranke unruhiger, und man hört ihn oft eigenthümliche Schreie ausstossen (Coïndet´s hydrocephalischer Schrei) 12. Sept. Etwas Besserung. Das Kind schläft ruhiger, öfters eine Viertelstunde lang, ist nicht mehr so stark soporös und leichter zu erwecken, der Puls bedeutend langsamer und etwas kräftiger. Apis wird im Wechsel mit Aconit fortgegeben. 13. Sept. der Zustand ist wie gestern, eher schlechter. Das Kind soll zwar früh von 5 - 9 Uhr hintereinander ruhig geschlafen haben, doch war es gestern Abend und die Nacht bedeutend unruhiger, hatte seit dem 11. Sept. keinen Stuhl und wenig Harn. Apis 13. in Wasser, viertelstündlich 1 Theelöffel. Acon. bleibt weg. 14. Sept. Es geht schlechter als gestern, er ist unruhiger, dabei aber stets soporös, schwer zu erwecken, der Puls hat 172 Schläge in der Minute. Versuchsweise Atropin 4. in Wasser zweistündlich 1 Theelöffel. 15. Sept. Noch schlechter als gestern. Wieder Apis 13. in Wasser. 16. Sept. B e s s e r u n g . Der Puls ist auf 156 Schläge gesunken, das Kind sieht dann und wann auf und folgt mit den Augen den Bewegungen der Mutter, hat von selbst Stuhl gehabt und viel Urin gelassen, heute auch das erste Mal etwas mühsam gegessen. Seit mehreren Tagen sind im linken Arm und Bein Convulsionen eingetreten, es schleudert dieselben jetzt lange Zeit hindurch und meist synchronisch umher; die hydrocephalischen Schreie dauern noch fort. Mit Apis fortgefahren. In den folgenden Tagen besserte es sich constant. Am 17. Sept. zählte der Puls 152, den 18. Sept. nur 132 Schläge, die Convulsionen der linken Extremitäten werden selten. Das Kind kann der Reinigung wegen nicht oft von seinem Lager genommen werden, da jedes Mal beim Anfassen oder Bewegen besonders des Kopfes eine dem Tetanus ähnliche Steifheit des ganzen Körpers eintritt, wobei der Kleine sehr schreit, das Gesicht angstvoll verzerrt und sich schwer beruhigt, wie er überhaupt sehr empfindlich gegen jede Berührung ist. Unter dem Fortgebrauche von Apis besserte sich der Zustand immer mehr, die Pupillen verengern sich und reagiren immer lebhafter, der Sopor schwindet ganz. Das Kind magert rasch

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ab, entwickelt aber einen ausgezeichneten Appetit. Der Harn wurde noch lange, nachdem das Medicament ausgesetzt war, in grösseren Quantitäten und öfterer ausgeschieden, der Stuhl wurde regelmässig. Am 30. Sept. kamen die linksseitigen Convulsionen zum letzten Male und einige Tage später wich auch das Steifwerden des Körpers, weshalb auch von diesem Tage ab jede Medication ausgesetzt wurde. Am 18. Okt. fand Dr. F., d a s s s i c h e i n t r o c k e n e r s e h r j u c k e n d e r , k r ä t z ä h n l i c h e r A u s s c h l a g a u f d e r H a u t e i n g e f u n d e n h a t t e , gegen den Sulphur 13. in Wasser gegeben wurde. Das Kind hatte bis dahin ziemlich zugenommen und fing an zu sprechen, was es vor der Krankheit noch nicht gethan. „Dieser Fall“ - schliesst Dr. F. seine interessante Heilung - „bestätigt eine von W o l f f ´s Empfehlungen der Apis, und ich kann hinzufügen, dass ich sie in den meisten Fällen, wo er sie empfohlen, wie gegen Ruhr, Wassersucht, Rose, Scharlach u. s. w. mit sehr gutem Erfolge gegeben, weshalb wir sowohl ihm, als dem D r . H e r i n g den grössten Dank für diese Bereicherung unserer Arzneimittellehre mit einem Polychrest schuldig sind.“

2. Hydrocephalus D r . S c h ä d l e r theilte im Verein der schweizerischen homöopathischen Aerzte (21. Juni 1861) einen Fall von Hydrocephalus acutus bei einem dreijährigen Knaben mit, das er in einem schon ziemlich vorgerückten Stadium der Krankheit übernahm und welches mit Apis in Zeit von 8 Tagen gänzlich geheilt wurde. 10

3. Hirnhautentzündung. 11 Ein 16 Monate altes Kind hatte sich mit heisser Suppe aussen an der Wange, am Hals und an der Brust ziemlich intensiv verbrannt. Nach 24 Stunden traten Abends K r a m p f a n f ä l l e ein: Zuckungen, stieres verdrehtes Auge, schlaffes hängenlassen der Glieder, grosse Kopfhitze, mit Pulsationen an der grossen Fontanelle, dabei wiederholtes Erbrechen; Stuhl mehrmals des Tages. Apis 10., 2stündlich. Kühle Umschläge auf den Kopf. Den nächsten Tag Kopfhitze geringer, zeitweilig Starrwerden der Augen und noch manchmal Erbrechen von Milch, die das Kind sehr begierig an der Mutterbrust trinkt. Apis fortgesetzt, machte alle Gehirnsymptome verschwinden, sodass die rein eiternden Brandwunden der einfachen Behandlung mit Oellappen überlassen werden konnten.

4. Miliartuberculose. Eine sehr abgemagerte, kachektische aussehende, 32 Jahre alte Kranke wurde am 26. Juli 1860 in die homöopathische Heilanstalt zu Sechshaus in Wien aufgenommen. Der sie behandelnde D r . C a r l C h m e l berichtet nun hierüber, dass die Kranke öfter an Bluthusten gelitten habe, häufig von trockenem Kitzelhusten gequält wurde und einige Tage vor der Aufnahme wieder von Bluthusten befallen worden sei. Auch jetzt besteht fortwährend trockener Kitzelhusten; ferner sind vorhanden: mässig mit Blut gemengte Sputa, ähnlich wie bei der Tuberkelschmelzung, hohe Athemnoth, sehr schneller, kleiner Puls und Typhomanie mit ihren bekannten Erscheinungen. Aconit 3., 2stündlich. Die Athemnoth steigert sich an selbigem Tage noch mehr. Die Sputa sind noch mehr mit Blut tingirt, so dass noch am selben Abend jede dritte Stunde Phosphor gereicht wird. In der folgenden Nacht nimmt das Delirium so zu, dass die Kranke nicht kann im Bett erhalten werden. Dasselbe 10

Bei derselben Gelegenheit sprach D r . S c h e l l i n g über zwei Fälle von Hydrocephalus acutus, welche er beide mit Helleborus niger zur Heilung brachte, also werden auch beide Mittel vergleichbare therapeutische Eigenthümlichkeiten besitzen. 11 Dr. F. Sum Allg. Hom. Z. Bd. 80, Nr. 19.

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hielt auch noch am andern Morgen an. Die Athembeschwerden, die noch immer einen hohen Grad von Heftigkeit haben, exacerbiren immer d e s N a c h t s . Dieser Zustand wiederholte sich durch 6 Tage hindurch, ohne dass irgend welche Veränderung im Krankheitsbilde eingetreten wäre. Am 7. Tag trat starkes Schleimrasseln auf, weshalb Tart. stibiat. 3. jede vierte Stunde gereicht wurde. Indess erhielt sich der Zustand bis zum 12. Tage gleich, nun traten in den Delirien Intermissionen ein. Da sich der Zustand sonst sehr wenig veränderte, so wurde hauptsächlich der c e r e b r a l e n Erscheinungen wegen Apis 6. dreimal des Tages gegeben. Die Wirkung war auffallend, die Nächte wurden ruhig, die Delirien hörten auf, und am 16., Tage der Behandlung waren auch das Fieber und die Athembeschwerden geschwunden. D r . J . O . M ü l l e r (der Leiter jener Anstalt) ist überzeugt, dass der Ausgang ohne Apis ein lethaler gewesen wäre. Ganz sicher aber muss er das rasche Aufhören der cerebralen Erscheinungen der Apis zuschreiben. 12

5. Hydrocephalus acutus. Von D r . A . S . S i g m a n n in Pressburg. A. H. Z., Bd. 62, Nr. 12. Robert K., 5 Jahre alt, war, ein mehrmonatlicher Keuchhusten abgerechnet, stets gesund gewesen. Plötzlich und ohne nachweisbare Ursache fing er an über K o p f s c h m e r z e n zu klagen, indem er den Kopf nicht aufrecht zu halten vermochte. Sein Gang wurde unsicher, die Gemüthsstimmung eine andere. Bald hierauf stellte sich Fieber und Schmerzen in den Gliedern ein, die ihm die leiseste Bewegung erschwerten, A n s c h w e l l u n g d e r G e l e n k e der oberen und unteren Extremitäten, Heisshunger und Erbrechen der genossenen Speisen, mit G a l l e vermischt. Chinin, vom Hausarzt verordnet, verschlimmerte von Tag zu Tag, das Fieber nahm zu, es traten Delirien, u n w i l l k ü r l i c h e r S t u h l u n d H a r n a b g a n g ein, und wurde der Bauch stärker und schmerzhafter. Ein Kind soll den Eltern schon unter ähnlichen Erscheinungen gestorben sein. Dr. S. findet einen gut genährten, ziemlich kräftigen Knaben, der mit Unruhe im Bett liegt, heissen Kopf, injicirte Augen, Lichtscheu hat, bald roth, bald bleich aussieht, contrahirte Pupillen und verzerrte Gesichtszüge zeigt. Nase, Lippen und Zunge sind trocken; beim geringsten Geräusch Zusammenschrecken und Zittern des ganzen Körpers; er erkennt nicht mehr die ihm vorgestellten Gegenstände und Menschen; Puls langsam und ungleich. B e i a u f g e t r i e b e n e m B a u c h u n w i l l k ü r l i c h e H a r n - u n d S t u h l e n t l e e r u n g. Alle diese Erscheinungen sprachen deutlich für einen in den vorgerückten Stadien begriffenen Hydrocephalus acutus, gegen den indessen mehrere angewandte Arzneien: Acon., Bellad., Helleb. niger nichts Wesentliches auszurichten vermochten. Apis 3. (5 Tropfen in 1 Tasse Wasser, davon stündlich 1 Kaffeelöffel). Nach 24stündigem Gebrauche dieser Arznei trat (am 14. Tage seit dem Beginn der Krankheit) plötzlich ein allgemeiner, ruhiger, von keinen nervösen Erscheinungen mehr begleiteter S c h l a f mit einem darauf folgenden allgemeinen Schweissausbruch ein, worauf das Fieber mit den Gehirnerscheinungen nachliess und der Knabe in wenigen Tagen gänzlich genesen war.

Anmerkung. Sind wir auch nicht der Ansicht, dass hier das klinische Krankheitsbild eines Hydrocephalus acutus in optima forma vorliegt, so hebt sich doch nicht minder belehrend und deutlich genug die Indication für das Bienengift ab, und welches

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Aus der Vereinssitzung der Wiener homöop. Aerzte am 19. Nov. 1860.

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allopathische Mittel oder überhaupt andere Heilverfahren hätten hier Besseres geleistet? 6. Acute Gehirnzufälle: Parese des oberen Lides mit Lichtscheu und Schwindel. Von D r . H . G o u l l o n jr. Eine Dame, welche im 66. Lebensjahre steht, klagt, dass sie die Augen nicht öffnen könne, ohne stechende oder bohrende oder sonstige Schmerzempfindungen zu haben; sie ist unvermögend, die Augenlider nach oben zu bewegen (also besteht ein l ä h m u n g s a r t i g e r Z u s t a n d d e s A u g e n l i d h e b e r s ). Gelingt das Oeffnen nach grosser Anstrengung doch, so zeigt sie sich sehr empfindlich gegen Lichteindrücke. Zu dieser L i c h t s c h e u kommt nun noch eine effective Betheiligung d e s G e h i r n s . Sie hat bereits fünfmal gebrochen, das erste Mal kam „ein Strom Wasser“, die letzten Male Galle, keine Speisen. Das Erbrechen tritt ein, sobald sie die Rückenlage verlässt und sich aufrichten will. Diese Bewegung ist auch mit bedeutendem Kopfschwindel verbunden. Sie spricht zwar in logischem Zusammenhang, allein sie beschreibt ihren Zustand in Bezug auf das Denk- und Vorstellungsvermögen ähnlich, wie den der Fieber-Phantasien, ohne doch Fieber zu haben. Es geht ihr im Kopf wirr durcheinander und sie thut die charakteristische Aeusserung, so müsse es Jemand zu Muthe sein, der an Hirnerweichung leide; auch fürchtet sie, dass dies in der That bei ihr die Vorboten solch´ einer Krankheit sein möchten. Vielleicht das wichtigste Phänomen aber besteht in dem Gefühl, a l s o b W a s s e r i n d e r Schädelhöhle sei und als ob das Gehirn bei jeder Bewegung n a c h v o r n f a l l e , überhaupt sich etwa, wie ein im Wasser schwimmender Körper verhalte. Sie nennt es Schwappern oder „wässeriges Gefühl“. - Die Zunge ist mässig belegt. Frost ist nicht vorausgegangen, auch kein Schweiss dagewesen und Patientin liegt völlig angekleidet, ruhig und geduldig auf dem Rücken. Obgleich sie noch Tage vorher einen Spaziergang hatte machen können, so fühlte sie doch, dass es besser gewesen wäre, wenn sie zu Hause geblieben, und Viele hätten ihr es schon lange angesehen, dass sie nicht wohl sei. Die Prognose durfte etwas dubios gestellt werden, zumal Schlaganfälle und schwerere Nervenzufälle zu Zeit nicht zu den Seltenheiten gehörten. Apis hat: Schwindel, schlimmer beim Sitzen als beim Gehen, Blutandrang und Völle im Kopf, dumpfen schweren Druck im Kopf, besonders in Stirn und Schläfe veranlasst, und das Symptom der Lichtscheu fast ebenso prägnant, als Belladonna. - Für letztere fehlte das Symptom activer Congestion und der fieberhaft beschleunigte Puls. - Apis hat ferner nicht nur wassersüchtige Anschwellungen der Haut, Fussödem, Bauchwassersucht u. s. w. erzeugt, sondern es enthält auch gerade i n B e z u g a u f d a s G e h i r n und seine Umgebung die Pathogenese des Bienengiftes jene pathologischen Vorgänge von ihrem ersten Auftreten bis zur Stufe grösster Entwickelung. So befand sich denn auch Patientin auf 3stündliche Gaben von Apis 4. andern Tags schon so gut, wie wohl. Der Kopf war frei, jede Schwindelempfindung beseitigt, die Augen wurden willkürlich geöffnet und geschlossen, das Denkvermögen zeigt sich völlig intact und auch die Lichtscheu ist spurlos verschwunden. Erbrechen ist seit dem Einnehmen nicht wieder erfolgt.

II. Die Apis-Migräne. Allgemeines. Die Apis-Migräne beschreibt D r . M . E i d h e r r (Nr. 21. im 60. Bd. der A. H. Z. ) also: „Der Schmerz stellt sich dar als eine fortwährende dumpfe Empfindung, dicht

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über den Augen anfangend, nach dem Scheitel emporsteigend und zum Hinterhaupt herabfallend, mit Druck in den Augen, schwerer Beweglichkeit der Lider und Lichtscheu. Die Kranken sind weniger erregt, sie liegen vielmehr in einem Halbschlummer und deliriren nicht selten in der Nacht. Die Pupille ist verengert, das Auge der leidenden Seite zuweilen injicirt und die ganze Kopfhälfte heisser anzufühlen, gerötheter und mehr turgescirend, als jene von der Krankheit nicht afficirte Kopfseite. Der Puls zeigt nicht selten eine grössere Häufigkeit. So geartete Fälle finden am schnellsten im Bienengift den gewünschten Erfolg.“ In zwei Fällen, die mit genannten Erscheinungen auftraten, und wo Belladonna und Ignatia erfolglos blieben, trat nach der Anwendung von Apis Besserung und später gänzliches Aufhören sämmtlicher Erscheinungen auf. War man durch das Vorhandensein obiger Symptome auf die Wahl des Bienengiftes geführt und wurde dasselbe gleich von Anfang an gereicht, so liess sich das Leiden bedeutend abkürzen. Ehe wir zu einem einschlägigen klinischen Fall kommen, sei hier noch derjenigen pathogenetischen Symptome gedacht, welche überhaupt Praktiker bestimmen mussten, Apis gegen Migräne zu geben, welch´ letztere ohne Zweifel h ä u f i g e r mit Atropin. sulf., Bellad., Ignatia, Sepia, Calc. carb., Cyclamen, Coffea u. s. w. bekämpft werden kann. Im Allgemeinen kommt die Wirkung des Bienengiftes in vielen Beziehungen, so auch in seinen K o p f s y m p t o m e n d e r T o l l k i r s c h e ziemlich nahe. Dies wird um so auffallender, wenn man dieselben mit jenen von Belladonna vergleicht. Bei Apis aber finden wir: Murmeln und Delirien im Schlafe. - er wusste nichts mehr von den Dingen um sich her - versank in einen unempfindlichen Zustand - Schwere und Vollheit im Scheitel - dumpfes Wehtun im Hinterkopfe, vermehrt beim Kopfschütteln - Druck, Vollheit und Schwere im H i n t e r k o p f (fehlt beiläufig fast nie bei der Diphtheritis, zumal vor der Localisirung) - das ganze Gehirn ist ihr, wie müde, eingeschlafen und kriebelnd, zugleich fühlt sie dasselbe in beiden Armen, besonders im linken - als wäre der Kopf zu gross, Kopfgeschwulst - schreckhaftes Auffahren im Schlaf - auf der Stelle so schwach, dass er einschlafen musste und das Bewusstsein verlor. - G r o s s e s V e r l a n g e n n a c h S c h l a f b i s z u r ä u s s e r s ten Schläfrigkeit. Für das Krankheitsbild der Migräne sprechen auch die Augen-Symptome: Lichtempfindlichkeit bei Kopfweh - Röthe der Augen - hält die Augen stets geschlossen, Licht unerträglich - die Augen schmerzen und werden angegriffen, wenn er sie braucht. Schwäche im Sehen bei Vollheitsgefühl der Augen - fipperndes Zucken des linken Augapfels - Schweregefühl in den Augenlidern und in den Augen - d r ü c k e n d e , w e h t u e n d e , b r e n n e n d e S c h m e r z e n d a r i n u n d d a r u m u n d d a r ü b e r i n d e r S t i r n - Röthe der Augen und L i d e r . Klinik. Migräne. Von D r . A . S . S i g m a n n in Pressburg. A. H. Z. Bd. 62, No. 24. Frau D., 50 Jahre alt und seit einigen Jahren in der Klimaxis begriffen, litt seit ihrer Jugend an habitueller Verstopfung und seit einigen Jahren, besonders seit der Cession der

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Katamenien, an s e h r h e f t i g e n , s t e c h e n d e n , b o h r e n d e n K o p f s c h m e r z e n , welche gegen 12 Stunden andauerten und mit A u f s t o s s e n oder E r b r e c h e n der genossenen Speisen oder blossen Schleims verbunden waren und durch fette Kost leicht hervorgerufen wurden. Alle bisherigen Curen waren erfolglos. Patientin ist blond, von zarter Körperbeschaffenheit, schlaffer Muskulatur, die äussere Hautdecke, Lippen und Zahnfleisch auffallend blass. Die Zunge mit einer dünnen weissen Schicht belegt; Herztöne rein, Unterleib etwas empfindlich und zuviel Gase enthaltend. Der reichliche Urin sieht blass aus. Zu den erwähnten jetzt öfters auftretenden Kopfschmerzen gesellt sich zur Zeit Frostüberlaufen mit darauffolgender trockener Hitze, grosse Unruhe und Gemüthserregung, bedingt und erhöht durch einen ihre Wäsche braungelb färbenden, j u c k e n d e n und sehr lästigen Scheidenausfluss - Stuhl, erhalten. Nux vom., Puls., Sepia und andere Arzneien waren ganz erfolglos. A p i s hingegen in der dritten Potenz, 10 Tropfen in eine Tasse Wasser und davon 2stündlich 1 Esslöffel, bewirkte innerhalb einiger Tage eine vollständige Heilung der Migräne.

B. Affectionen des Muskelsystems und der Gelenke (Rheumatismen). Klinik. 1. Fliegende Gicht. Acuter Gelenkrheumatismus. Ein Lehrer hatte schon 3 Wochen b r e n n e n d e S c h m e r z e n (von Erkältung herrührend) in den Gelenken der rechten Schulter und der beiden Knie verspürt, als er eines Morgens nur mit grösster Mühe sich auf das rechte Bein stellen konnte. Den andern Tag gelang es ihm auch mit aller Anstrengung nicht mehr; er musste ärztliche Hilfe suchen. Am dritten Tage wurde das Gelenk des linken Knies ergriffen; am vierten das rechte Knie, am fünften die linke Hand, am sechsten endlich die Gelenke der Schulter und der Füsse. Sechzehn Stunden lag er an allen Gliedern steif da, ohne die mindeste Bewegung machen zu können, in Durst - und fieberhafter Aufregung bei Tag, in Phantasie bei Nacht, mit dem Gefühl von wenigstens ½ Centner in jedem Unterschenkel. Von einem Freund, der schon häufig davon Erfolg beobachtet, wurde ihm gerathen, W a c h s t r e s t e r , hauptsächlich bestehend aus Nymphenhäutchen und einzelnen zurückgebliebenen Bienen klein zu stossen, in einer Pfanne zu rösten, in längliche Säckchen zu füllen, erwärmt um die schmerzenden Gelenke zu legen und beim Erkalten neu zu erwärmen, bis Linderung bei eintretendem Schweiss erfolgt. Noch um 9 Uhr Vormittags mussten den Leidenden mehrere Männer in Leintüchern aus dem Bett und dahin zurücktragen; e r k o n n t e w e d e r H a n d n o c h F u s s b e w e g e n . Gegen 11 Uhr waren alle Gelenke mit Säckchen versehen und konnten regelmässig durch frisch geröstete ersetzt werden. Er hatte je eins um die Schultern, um die Hand- und Kniegelenke. In aller Ordnung liess er bis gegen 5 Uhr Abends fortfahren, bis er keinen Schmerz mehr verspürte. Nun liess er alle Säckchen abheben, zog die durchschwitze Wäsche selber aus, frische an, stieg aus dem Bett und setzte sich zur Verwunderung aller Anwesenden rasch auf einen Stuhl, ehe ihm Jemand zu Hülfe eilen konnte. Die folgende Nacht kehrte bereits erquickender Schlaf wieder, und er fühlte sich die nächsten Tage sehr behaglich im Ausruhen, wie nach einem gewaltigen Marsche. Nur in dem kleinen Finger, bis zum Handgelenk zurück, war die Gicht geblieben, wurde aber durch ein Paar Umschläge um das Handgelenk endlich doch auch vertrieben. Der Appetit gesellte sich zu dem Schlafe und Patient erstarkte rasch wieder. „Wer möchte bezweifeln“ - schliesst D r . R ü c k e r t , der in No. 2 des 20. Bandes der Allg. H. Z. den Fall mittheilt, „dass die wohlthätige Wirkung der Bienentrestern dem Bienengift zuzuschreiben waren, und wer denkt dabei nicht an W o l f ´s (2, 124) Empfehlung des-

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selben und i n a c u t e n G i c h t a n f ä l l e n , wo die leidenden Stellen rosenartig entzündet oder glänzend weiss geschwollen erscheinen?“

2. Rheumatismus Ein Mönch im Franziskanerkloster zu Laibach hatte an der rechten Hand ein so starkes Rheuma, dass er mit derselben keinen Gegenstand heben konnte; die gewöhnlichen Einreibungen hatten nur schwachen Erfolg. Eines Tages ging der Pater im Klostergarten, in welchem ein Bienenhaus stand, spaziren und wurde bei dieser Gelegenheit von einer Biene im Handgelenk auf eine Ader gestochen. Aus der Oeffnung des Stiches spritzte in der Figur einer Parabel Blut heraus. Der Pater, ein 70jähirgr Herr, w u r d e b e t ä u b t . Nachdem er zu sich gekommen war, nahm er Erde und verstopfte die Wunde, welche dann eine Kruste bildete. Nach über zwei Tagen war diese wieder weggegangen. Die Folge aber war, dass die Hand am andern Tag gut und völlig gesund war. 13

3. Gicht. „Zum Heil der Menschheit“ schreibt ein Gichtkranker in der „Augsburger Abendzeitung“. „Dass der Bienenstich den Podagra und Gichtleidenden augenblickliche Linderung der unsäglichen Schmerzen dieser Krankheit verschafft, wurde schon in mehreren Artikeln von solch´ rasch Genesenden frohlockend der Welt verkündet. Am 28. März d. J. als ich gerade an den heftigsten Gichtschmerzen am linken Fusse krank im Bette lag und den Fuss kaum mehr rühren konnte, kam mir ein solcher Artikel in die Hand, worin ein Herr Kollege humoristisch seine Heilung mittelst Bienenstich zum Besten gab. Ich, der ich schon Vieles, ja Alles, was mir offerirt wurde, diese Krankheit zu bewältigen, probirte - und Alles für Schwindel erkannte, entschloss mich sofort, den kranken Theil von Bienen stechen zu lassen. Schleunigst richtete ich ein Bienenschächtelchen zurecht, so eingerichtet, dass nur eine Biene herauskriechen konnte, worauf die Thür an der Bienenschachtel wieder geschlossen wurde. Die erste Biene wurde mit einem Stäbchen, welches vorn in Honig getaucht war, angepappt und an die leidende Stelle gebracht, worauf unter Zurücklassung des Stachels der Stich erfolgte. Eine zweite und dritte Biene wurde ebenso behandelt und ich hatte von ihnen dieselbe Behandlung zu erdulden. Nach mehreren Sekunden wurden die zurückgebliebenen Stacheln aus dem Fuss gezogen und als der Schmerz der Bienenstiche nachliess, war der Gichtschmerz total verschwunden. Noch am selben Tage verliess ich das Bett und schon des andern Tages konnte ich meinem Berufe (ich bin Forstmann) ungehindert wieder nachgehen. Längere Zeit hatte ich noch leichtes Brennen im Fuss, welches sich nach 4 - 5 Tage gänzlich verlor. Ich mache diese meine glückliche Kur meinen vielen Leidensgenossen mit dem Wunsche bekannt, dass sie nach Anwendung obigen Mittels so schnell Linderung und Heilung finden mögen, wie ich.

4. Rheumatismus articulorum. D r . A . S . S i g m a n n in A. H. Z. Bd. 62, Nr. 12. Mr. H., 35 Jahre alt, Uhrmacher, der in seiner Jugend öfter an Rothlauf gelitten und vor einigen Jahren andauerndes Quartanfieber überstanden haben will, das dem fortgesetzten Gebrauch von Chinin wich, bekam nach einer Abends vorher zugezogenen Erkältung heftiges Fieber, wobei er s e i n e r e c h t e H a n d und d e n r e c h t e n F u s s w i e g e l ä h m t f ü h l t e und wegen der heftigen Schmerzen in diesen Theilen die leisesten Bewegungen nicht zu machen vermochte. Bald gesellten sich hierzu Kopfschmerzen, Mattigkeit und g r o s s e A b g e s c h l a g e n h e i t . 13

Diese interessante Beobachtung ist Verf. direkt von einem in Laibach lebenden Apotheker mitgetheilt worden.

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Am 30. Nov. Ist die Hautwärme bedeutend erhöht, Puls 92, und zeigen sich vorwiegend gastrische Erscheinungen. H e f t i g r e i s s e n d e S c h m e r z e n in den rechten Hand- und Fussgelenken, mit dem Gefühl, als würde ihm das Fleisch gewaltsam von den Knochen gerissen, und besteht gänzliches Unvermögen, diese Organe zu bewegen, obgleich man ausser einer geringen Röthe keine sonstigen Veränderungen wahrnehmen konnte. Auf Apis 3. (5 Tropfen in 1 Tasse Wasser, stündlich 1 Kaffeelöffel) nahm dieser mehreren andern Mitteln trotzende Rheumatismus ab und hörte bei fortgesetztem Gebrauch von Apis ganz auf.

5. Rheumatismus des Arms und rheumatische Coccygodynie. Anna W., Wittwe, 42 Jahre alt, brünett und von guter Körperconstitution, Mutter zweier Kinder, hatte vor 15 Jahren, bald nach dem Tod ihres Mannes, an einer mit beträchtlicher L e b e r a u f t r e i b u n g complicirten Hepatitis gelitten, von der sie sich lange Zeit nicht erholen konnte, und in deren Folge mannigfache Magen- und Blähungsbeschwerden aufgetreten waren, welche zwei Jahre lang der allopathischen Behandlung trotzten, nach dieser Zeit aber verschwanden. 1855 musste sie wegen einer rheumatischen Affection des rechten Arms das Bad Deutsch-Altenburg besuchen und kehrte nach dem Gebrauche von 10 Bädern gebessert von dort zurück. Vier Jahre später, wo sie bei der Herrschaft in Horpáts als Kindsfrau diente und bei schlaflosen Nächten das Kind häufig auf dem Arm herumtragen musste, kam der Schmerz im Monat December wieder. Einreibungen mit Frantzbranntwein nützten wenig, vielmehr setzte sich im Februar des folgenden Jahres der Schmerz, der stechend war, im rechten M u s c u l u s d e l t o i d e u s fest, strahlte nach dem Schulterblatte und Ellbogengelenke aus und ward durch Heben und Bewegung vermehrt. 17. Febr. hatte sich nach einem Spaziergang noch ein stechender S c h m e r z an der rechten Brustseite in der Gegend der 5. Rippe hinzugesellt, der sich bei Bewegung des Arms und Körpers steigerte, bis in der obern Theil des Schwerdtknorpels erstreckte und die Respiration etwas beengte. Franz M i n n i c h r e i t e r (Hausarzt des Grafen Zichy in Nikits in Oedenburg) liess von Apis mellifica 3. 3 Tropfen in ½ Glas Wasser thun und davon 2stündlich 1 Theelöffel nehmen. Schon am andern Tage waren die Schmerzen in der Brust und die Athembeschwerden vollständig verschwunden. 19. Febr. setzte sie sich einer neuen Erkältung aus und empfand am Abend einen brennend drückenden Schmerz in der Gegend des O s c o c c y g i s , der das Sitzen nicht gestattete und sich bei jedem Versuch dazu ungemein steigerte. Am Morgen des 20. Febr. klagte sie noch über ein Steifheitsgefühl im Rücken, über stechende Schmerzen im Oberarm mit Lähmigkeit und erzählte, dass sie am Abend einen starken Frostschauer gehabt habe. Kein Fieber. Appetit wenig. Apis 15. 10 Tropfen in ½ Glas Wasser. Alle 2 Stunden einen Löffle. Am folgenden Tage waren die Kreuz- und Rückenschmerzen nicht gemindert, vielmehr fühlte sie in beiden unteren Extremitäten vom Oberschenkel bis zu den Knöcheln brennende Schmerzen, so dass sie die Füsse nicht mehr bewegen konnte, da die leiseste Bewegung, selbst die der Hände, den Schmerz steigerte. Den 22. Febr. traten Nachmittags noch Kopfschmerz und Schlaflosigkeit hinzu. Puls nicht fieberhaft, Hautwärme erhöht. Es wird mit Apis fortgefahren. Den 23. Febr. B e s s e r u n g u n t e r d e m A u s b r u c h e i n e s p r o f u s e n Schweisses. 1. März kann sie schmerzfrei wieder an ihre Arbeit gehen. Dem entsprechend wurde die Arznei immer seltener, zuletzt nur einmal täglich gegeben. „Zur Anwendung des Bienengiftes“ schliesst M i n n i c h r e i t e r diese klinische Beobachtung (Allg. H. Z. Bd. 63. No. 25.) „bestimmten mich die vielen auf Rheumatismus hindeutenden Symptome der physiologischen Prüfung von C o n s t . H e r i n g .“

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6. Coxarthrocace. 14 Herr V. - w., 35 Jahre alt, erkrankte im Nov. 1859 plötzlich an einem heftigen Schmerz im linken Beine und wandte sich nach einer siebenwöchigen erfolglosen allopathischen Behandlung der Homöopathie zu. Am ersten Tage wurde Aconit verordnet, dann hob Apis 3. im Laufe einer Woche die Entzündung; hierauf vollzog Silicea 18. allmälig die Heilung und mit Ausnahme einer unbedeutenden Verkürzung des Beins ist Herr K. z. Zeit vollkommen gesund.

7. Freiwilliges Hinken, Luxatio spontanea. Juli 1859 fing das Mädchen plötzlich an zu hinken, ohne über besondere Schmerzen zu klagen. Die Eltern bemerkten ein Hervortreten der linken Hüfte und suchten am 28. Juli Hilfe. Bei der Untersuchung fand D r . R ü c k e r t in Herrnhut den l i n k e n Schenkel um 1 ½ - 2 Zoll länger als den rechten. Das Gehen und Druck mit der Hand auf den Trochanter gegen das Hüftgelenk verursachte Schmerz; sie hinkte bedeutend. Das gleiche Ausstrecken des Schenkels erregte keinen Schmerz. Die linke Hüfte erschien aber viel dicker, der Körper bekam von hinten betrachtet ein ganz schiefes Aussehen, die Schenkelgrube links war grösser als rechts. D i e b e g i n n e n d e L u x a t i o f e m o r . s p o n t . war unverkennbar, wobei Patientin über nichts, als einzelne, zuweilen sich zeigende Stiche in der Hüfte klagte. 28. Juni. Eine Gabe Apis 3. 29. und 30. Kali c. 30. 6. Juli. Es geht in allen Stücken besser, die Deformität der Hüfte vermindert sich, der kranke Schenkel hat sich fast ganz verkürzt. Der Schmerz bei Druck gegen die Pfanne und die einzelnen Stiche in derselben noch nicht ganz geschwunden. 4. Aug. Sie geht ganz ohne Spur von Hinken, nur die erwähnten Schmerzen sind noch nicht ganz geschwunden, daher noch 2 Gaben Kali c. 30. 17. Aug. Bis auf noch einzelne Stiche im Hüftgelenk ist alles Krankhafte völlig geschwunden. Sie erhielt noch 3 Gaben Apis 6. und konnte am 28. Aug. als geheilt entlassen werden und blieb bisher in jeder Beziehung gesund.

Anmerkung. Speciell in der Coxitis verdienen die von M a y l ä n d e r veröffentlichten Erfahrungen über Apis volle Beachtung. Derselbe sagt (S. 108 der „Skizze chirurg. Erf.): „Die praktische Anzeige für Apis findet sich in dem p l ö t z l i c h e n A u f t r e t e n d e r e n t z ü n d l i c h e n S y m p t o m e ohne durch längere Zeit vorangegangene Vorboten und in dem plötzlichen Auftreten höherer, wenig differirender Temperaturen. deshalb ist Apis auch bei acuter O s t e o m y e l i t i s , deren furchtbarste Formen oft in wenigen Tagen zu kolossaler Schwere der Erscheinungen, constanten Temperaturen von 40 - 41˚C führen und mit den heftigsten Gehirnsymptomen (Typhus des membres) auftreten können, die geeignetste Arznei, mit der ich dann zugleich Reizmittel in Form reichlicher Alkoholgaben (Wein, Champagner, gewässerten Cognac) verbinde.“ Uebrigens hält es derselbe Autor für zweckmässig, bei der plötzlich auftretenden Synovitis A c o n i t mit Apis wechselweise zu reichen und betrachtet eine sofortige sachgemässe mechanische Behandlung als selbstverständlich. 14

Mit einem solchen Schweissausbruch fällt auch die Genesung eines Hydrocephalus acutus zusammen. (S. Fall 5 bei „Erkrankungen des Gehirns“.)

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Jedenfalls wird man, da, wo Apis bei Gelenk-Affectionen half, nicht selten die von M a y l ä n d e r sogenannte S y n o v i t i s s e r o s a oder c a t a r r h a l i s (auch primäre Synovitis) vor sich gehabt haben, für welche derselbe Apis als die „nächstliegende Arznei“ bezeichnet. Anhang. Apis in der Trichinosis. 15 Allgemeines. C. Hering ist wohl der erste, welcher auf Grund der von ihm gesammelten Pathogenese von Apis auf dieses Mittel die Aufmerksamkeit der Therapeuten lenkte gegenüber der T r i c h i n o s i s . Einen sehr lesenswerthen Artikel über diesen Gegenstand enthält der 69. Band der Allgem. Hom. Z. - 4. Juli 1864. - Wer nach Hahnemann´s Anweisung - sagt dort C . H e r i n g - die Zeichen des Trichinenleidens erst nur aneinander reiht, sodann aber nach ihrem Werthe in Rangordnung mit den Zeichen unseres Arzneischatzes vergleicht, wird vor allen anderen Mitteln Apis zu erwägen haben. Das durch B ö h l e r als charakteristisch erkannte O e d e m des Angesichts (vergl. Am. Arzpr. 260 u. folg.), besonders der Augenlider (293) bis zur Unkenntlichkeit, findet sich (A. A. 1255 u. f.) ohne Röthe und Schmerzhaftigkeit bei S i m o n ebenso, wie: gedunsenes und rothes Gesicht bei A n s t e r s e n . Die L i c h t s c h e u , die g e r ö t h e t e C o n j u n c t i v a dabei (A n s t e r s e n ), sowie die w ä s s e r i g e A b s o n d e r u n g des Auges (188, 230 u. f. 247 bis 260); ferner: der a u f g e t r i e b e n e s c h m e r z h a f t e U n t e r l e i b (Z e n k e r ) in 571 - 4, die Heiserkeit und Schmerzhaftigkeit beim Sprechen, (F r i e d r i c h ) in 730 u. f. 736, die grosse Schmerzhaftigkeit, besonders bei Berührung und leisestem Druck (F r i e d r i c h ), die S c h m e r z h a f t i g k e i t der H a u t b e i m g e r i n g s t e n D r u c k e , S i m o n 1766. 969 u. v. a. m.; auch die F u r u n k e l n F r i e d r i c h s und D r ü s e n e n t z ü n d u n g e n S i m o n s finden sich 1196, sogar S i m o n ´ s A u s f a l l e n d e r N ä g e l 916. 959; ebenso das allgemeine A n a s a r k a mit Oedem der Schenkel, 1240 - 60. Nur das dem Trichinenleiden eigentliche Verbreiten des Oedems von oben nach unten, während sonst (also ausser in der Trichinose) dessen Verbreitung von unten sich nach oben erstrecht, ist nicht Apis. Alle langwierigen Vergiftungen, wenn sie Oedem erzeugen, fangen ebenfalls unten an. Klinik. Der 29 Jahre alte Landmann G. in D. hatte am 20. Nov. zwei rohe Bratwürste gegessen, die von einem Trichinenschwein stammten 16. Die ersten acht Tage bemerkte er nichts krankhaftes in seinem Körper, in der zweiten Woche aber Schwindel, Appetitlosigkeit und eine ausserordentliche Müdigkeit in allen Muskeln und kam mit dem 21. Tage zum Liegen. Er bekam „e i n e n g a n z d i c k e n K o p f u n d k l e i n e w ä s s e r i g e A u g e n “, verlor allen Schlaf und das Genick war geschwollen und „w i e g e l ä h m t “. Er nahm allopa15

Wegen der in der Trichinose vorherrschenden rheumatischen Schmerzen glauben wir diese Erkrankung hier am geeignetsten folgen lassen zu dürfen. 16 Von dem Genusse der Würste bei einem und demselben Fleischer waren in zwei Dörfern zu gleicher Zeit 40 - 50 Personen erkrankt, und bei mehreren derselben die Thiere im Muskelfleische nachgewiesen worden.

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thische Mittel. Appetit und Schlaf fanden sich etwas wieder, allein seit zehn Tagen ist der r e c h t e A r m , die B e i n e und F ü s s e sehr a n g e s c h w o l l e n und die S c h w ä c h e i n d e n G l i e d e r n noch sehr gross. Der Stuhl wieder ziemlich in Ordnung, Urinabgang immer sehr unbedeutend. D r . R ü c k e r t - Herrnhut - schickt sechs Pulver, von denen 1. 3. und 5. Apis 3. enthalten; jedes mit 3 Esslöffeln Wasser zu lösen, davon Abends und früh ½ Esslöffel. 10. Jan. geht es in Allem besser, die Geschwulst des rechten Armes seit einigen Tagen geschwunden, nicht aber die am Unterschenkel. Bekommt den 10. Jan. 5 und den 23. Jan, 3 Gaben Arsen 30., jeden 3. Abend eine zu nehmen, worauf bald vollkommene Genesung erfolgte. 17

C. Wassersüchtige Leiden I. Brust- und Bauchwassersucht. 18 Klinik. 1. Brustwassersucht. L. Ch. erkrankte im April 1858 an Seitenstechen. Abführmittel, Schröpfköpfe, Brechmittel, Senfteige hatten höchst nachtheiligen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit, so dass derselbe des Abends um 5 Uhr bei regelmässig eintretendem Fieber noch das fürchterlichste Erbrechen auszuhalten hatte. Der behandelnde Arzt, der Anfangs die Sache für ungefährlich, dann aber für Nervenfieber hielt, pobirte drei Monate lang seine Arzneimittel an dem Kranken ohne Erfolg. Durch tägliches Trinken von frischer Milch kehrten die Kräfte wieder, und Patient hielt sich schliesslich doch für genesen. Allein im Monat December erkrankte er von Neuem. Dieses neue Uebel sollte durch Leberthran, Malzbäder, Schröpfköpfe auf den Rücken beseitigt werden. Da diese Mittel nicht anschlugen, erklärte der Arzt, es handelte sich um unheilbare Rückenmarksschwindsucht. 15. Febr. 1859 sucht Herr Ch. Hilfe bei H e r r n D r . K i r s c h sen. in Wiesbaden. Damals erscheint der Rücken gewölbt, die Wirbelsäule nach einer Seite gezogen und die eine Brustseite enthält Wasser. Schon nach kurzer Frist verspürte Patient die wohlthätige Einwirkung der gereichten hom. Mittel. Nach ¾ jähriger Behandlung war er vollständig hergestellt, der Rücken wieder gerade, die Ausschwitzung in der Brust sowie copiöse Diarrhöen und weiter erfolgte allgemeine Wassersucht ebenfalls durch homöopath. Arzneien beseitigt. „Arsenik und Apis in Hochpotenzen waren die letzten mit auffallender Einwirkung angewandten Medicamente.“ 19

2. Bauchwassersucht Ein Mann von 35 Jahren litt an Bauchwassersucht, die der Vermuthung nach in Folge einer verschmierten Krätze entstanden war. 20 Nicht nur der Leib, sondern auch Hände und Füsse und selbst das Gesicht waren geschwollen. Zehnmonatliche erfolglose allopathische 17

Allg. Hom. Z. Bd. 80, Nr. 22. „In mehreren Arten von Wassersucht“ - schreibt uns der erfahrene D r . F l o r i a n S i r s c h (in Mähren) „Brust- und Bauchwassersucht, habe ich von Apis die herrlichsten Erfolge gesehen, d o c h s e l t e n a l l e i n , denn entweder gingen andere Mittel voraus, wurden im Wechsel gegebene, oder sie folgten, wie z. B. oft Arsenik - aber die gute Apis-Wirkung war nie zu verkennen.“ 19 Bd. 85, Nr. 19 der Allg. H. Z. 20 D r . B o l l e heilte mit Apis eine auf Trübung der Cornea beruhende völlige Blindheit, Nach 6 Dosen (früh und Abends) bekam die 11jährige Patientin eine k ä r t z a r t i g e n Ausschlag im Nacken. Früher hatte dieselbe wirklich an Scabies gelitten. 18

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Behandlung. Die Abzapfung des Wassers wurde vorgeschlagen; aber der Kranke wurde so schwach, dass man die Operation nicht vorzunehmen wagte. Unter diesen Umständen gab D r . R o c k w i t h Apis mell. 1. Dec. In zwei Wochen waren alle Spuren der Wassersucht verschwunden, und nach zwei weiteren Wochen stand er Mann wieder an der Arbeit. Nach Verlauf von 2 Jahren kein Rückfall. (A. J. H. M. M.) - Auch in Bd. 83, No. 22 der Allg. Hom. Z. -

3. Hydrops abdominalis diffusus. Von D r . B a u m a n n in Buxheim „Der Kranke bot ein wahres Bild des Jammers, auf seinen Ellenbogen sich stützend, sass er im Bette, von oben bis unten hydropisch angeschwollen, eine unförmliche Masse; das bleigraue Gesicht vor Angst verzerrt; bis zum Ersticken grosse Athemnoth; kurzer quälender Husten mit blutig gefärbtem Auswurf; die Stimme heiser, fast erloschen. Aus der Nase tröpfelte schwarzes, pechartiges Blut. Das Zahnfleisch aufgelockert, weissfarbig, die Beine voll Petechien. Die Intercostalräume der rechten Thoraxseite stark vorgewölbt, die der linken Seite verstrichen. Der Brustkorb beim Athmen gänzlich unbeweglich. Das Athemgeräusch unhörbar, die Herzbewegung unbestimmt. Fast überall Schenkelschall. Der hochgradige Hydrops abdominalis diffusus liess keine Untersuchung zu. Vor 10 Jahren hatte Patient e i n e n N e s s e l a u s s c h l a g gehabt, welcher in Folge einer heftigen Erkältung plötzlich verschwunden sei; von dieser Zeit an habe sich eine Engbrüstigkeit eingestellt, sie sich besonders im Frühjahr und Herbste und später bei jedem Witterungswechsel mehr oder weniger stark bemerkbar gemacht habe. Vor sechs Wochen sei Patient nach Angabe der Aerzte an einer Lebernetzündung bedeutend erkrankt und vor drei Tagen sei im Consilium die Rettungslosigkeit des Patienten ausgesprochen worden. Die Prognose war in diesem Falle natürlich höchst ungünstig. „Um jedoch noch etwas zu versuchen“, verordnete Dr. B. Apis 30. Der ganze Vorrath von Streukügelchen (das Präparat war von Dr. B. selbst bereitet) wurde der Taschen-Apotheke entnommen und in ein Weinglas voll Wasser gethan, davon bekommt der Kranke alle 3 Stunden einen Kaffeelöffel. Nach 4 Tagen trifft die Nachricht ein, dass es auffallend besser gehe. Schon am zweiten Tage nach dem Einnehmen der Arznei seien zuerst am linken Arme, dann am ganzen Oberkörper kleinere und grössere Blasen aufgefahren, die nun ein unausstehliches Jucken und Beissen verursachten; seitdem sei aber das Athemholen viel leichter und die Geschwulst des Köpers schon um die Hälfte gefallen. Wieder Apis 30., aber nur Abends und Morgens. Nach 14 Tagen empfängt Patient Dr. B. selbst unter der Hausthür und begleitet ihn lachend und plaudernd die Treppe hinauf. D i e W a s s e r s u c h t w a r v o l l s t ä n d i g v e r s c h w u n d e n , ebenso der Blasenausschlag; das Allgemeinbefinden in jeder Beziehung sehr befriedigend. Es ergab aber die Untersuchung: I n s u f f i c i e n z d e r A o r t e n k l a p p e n (mit einem systolischen Geräusch im linken Ventrikel), äusserst schwachen Puls und hochgradige H y p e r t r o p h i e d e r L e b e r .21

21

Nach mehreren Wochen wird in der Nacht Dr. B. benachrichtigt, dass der Patient (der Wirth war) am Tage vorher beim Kartenspiel sehr ernstlich wieder erkrankt sei; und ehe folgenden Tags Dr. B. den gewünschten Besuch noch vollendet hat, erfährt er, dass sein Kranker unter der Behandlung der schleunigst herbeigerufenen Aerzte gestorben ist.

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II. Oedeme und Zellgewebshärten. Klinik. 1. Periodische Anfälle von acutem Oedem. Eigene Beobachtung. Der folgende Fall, den man unter der Aufschrift: „Eine frappante und belehrende Heilwirkung von Apis mellifica“ nachlesen wolle: Bd. 91, No. 22 der Allg. Hom. Z., scheint mehr als ein anderer die klinische Bedeutung des Bienengiftes zu charakterisiren. Und ohne die Kenntnis der eigenthümlichen therapeutischen Eigenschaften desselben ist man gar zu leicht in der Lage sagen zu müssen, es handele sich um ein unheilbares Leiden. So hatte man zu unserem Kranken auch gesprochen, bis er sich der erfolgreichen homöopathischen Kur unterzog. 1. Am 21. April erhält derselbe Apis 4., dessen Berechtigung aus folgender Zusammenstellung hervorging: Krankheitssymptome: Plötzlich auftretende Geschwulst an verschiedenen Theilen des Körpers, meistentheils aber im Gesicht. (6. April): das linke Auge ganz zu und der Mund so angeschwollen, dass er die Lippen kaum öffnen kann.

Ehe die Schwellung ihren Höhepunkt erreicht, besteht f u r c h t b a r e s J u c k e n . Möchte Alles herunterkratzen. Zur Zeit, als Apis verabreicht wurde: Schwellung am linken Fuss über der Spanne dermassen, dass er keinen Stiefel anziehen konnte. Die Geschwulst (im Gesicht und anderwärts) wird als hart beschrieben. D i e Haut erscheint dabei stets roth. Flechtenartiger Ausschlag an beiden Beinen. Fürchterliches Jucken sobald sich Krusten gebildet haben.

Apis-Symptome: Aufschwellen und eine der Rose ähnliche Röthe. Aufschwellen des Gesichts, so dass er kaum sehen konnte, nach Stichen in´s Gesicht. Gesichtsgeschwulst, b e s o n d e r s u m d i e A u g e n . Das rechte Auge völlig, das linke beinahe geschlossen. Bis zur Unkenntlichkeit geschwollenes Gesicht. Geschwulst der Lippen. Oberlippe so geschwollen, als wäre das Innere nach aussen gewendet worden. Lästiges Jucken.

Oedem der Füsse und Unterschenkel.

Grosse harte Erhöhung der Haut.

Harte livide purpurrothe Geschwülste oder kleine Erhebungen auf der Stirn, dem Gesicht und den Untergliedern. J u c k e n und Stechen an den Untergliedern. 22

22

Nachträglich und der Vollständigkeit wegen erwähnen wir noch, dass die für Apis nicht geeigneten Krankheitserscheinungen Mezereum (1. C.) heilte, welches überhaupt unter solchen Unständen gewissermassen als ein Adjuvans im Sinne der alten Schule Apis darf an die Seite gesetzt werden.

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Mit welchem Nutzen nun Apis verabreicht wurde, mag aus einer betreffenden Stelle des letzten Briefes des Kranken erhellen:

„Da mir“, schreibt derselbe, „die letzte Verordnung sehr gut that, hielt ich es nicht für nöthig, gleich nach Ablauf von 14 Tagen Nachricht zu geben, sondern ich fing damit wieder von vorn an, was mir auch sehr gut bekam. Zeitweise zeige sich zwar noch hier und da die Anfänge, doch ist dies nicht von Bedeutung, und ich l e b e i n d e r U e b e r z e u g u n g , d a s s s i c h d a s U e b e l j e t z t g e h o b e n h a t . Die Hitze bekommt mir sehr gut, und ich mache mir recht viel Bewegung, wobei ich oft tüchtig schwitze und nachdem mich zwar recht müde, aber doch auch wieder leicht fühle. Ich werde aus Vorsorge das letzte Mittel noch eine Zeit lang fortgebrauchen. Indem ich Ihnen für Ihre erfolgreichen Bemühungen meinen herzlichen Dank sage“ u. s. w.

2. Oedematöse Schwellung des submucösen Zellgewebes des Larynx und daher rührender Husten. J o s e p h M a n s in Brüssel sagt von Apis: Wirkt besonders auf die Schleimhaut des Larynx und scheint hier sich einer noch grösseren Specificität zu erfreuen, als Belladonna; zumal bei bestehender Infiltration des submucösen Gewebes. Der Apis-Husten ist s t i c k e n d , schmerzhaft und nicht so hart, als der Belladonna-Husten, aber gewöhnlich besteht mehr D y s p n o e ; weshalb man geneigt ist, eine ödematöse Schwellung der Mucosa zu diagnosticiren, welche eben Apis rasch beseitigt. Diese Indication wird noch verstärkt, wenn ödematöse Eruption der äusseren Haut bereits besteht. Die Wirkung von Apis auf den Larynx bietet grosse Analogien mit der von Belladonna auf dasselbe Organ; u n d d a , w o l e t z t e r e v e r s a g t e , t r o t z d e m s i e a n g e z e i g t e r s c h i e n , h e i l t e r s t e r e o f t s c h n e l l . 23 Endlich ist Apis von Nutzen gegen den rauhen, schmerzhaften von einer hellen fadenziehenden S a l i v a t i o n begleiteten Husten, wie solche Speichelung dem Mercur eigenthümlich ist. 3. Apis mellifica bei festen Exsudaten. (Zellgewebs-Verhärtung.) Unter dieser Aufschrift bringt die Pop. Z. f. H., S. 91 des 7. Jahrganges folgende Heilung:

Frau Sch., 30 J. alt, robust, nie krank gewesen, bekam über Nacht ein dickes Gesicht, das sie ganz unkenntlich machte, d i e A u g e n w a r e n f a s t g a n z v e r s c h w o l l e n . Der herbeigerufene (allop.) Arzt erklärte die Geschwulst für Folge eines Zahnleidens (trotzdem weder Zahnschmerzen noch Zahnfleischleiden vorhanden gewesen waren) und lässt den von ihm als Sündenbock bezeichneten Zahn ausziehen; die Geschwulst blieb aber dieselbe. Nun wurden Umschläge u. s. w. verordnet; alles vergebens. Nachdem die Geschwulst fast unverändert 8 Wochen bestanden hatte, waren die schmerzhaften Empfindungen noch dieselben, wie zu Anfang, es bestand dasselbe Spannen und leichte Brennen, sonst hatte Patientin über nichts zu klagen. Sie erhielt nun Apis 6. und wurde in 6 Tagen vollständig geheilt.

Silicea (12. Verd. oder 3. Verreibung) hat bekanntlich auf solche Z e l l g e w e b s - V e r h ä r t u n g e n nach Abscess ähnliche Wirkung.

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Kafka behauptet ein Gleiches von Atrop. sulph. gegenüber der Belladonna.

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4. Hodengeschwulst mit Röthe und juckendem Schmerz. N., 22 Jahre alt, Sohn eines Bäckers, bekam ohne wesentliche Anstrengung eine Hodengeschwulst, so dass der rechte Hoden so gross wurde, dass er kaum im Hodensack Platz fand. Heftiges Jucken des Hodensackes mit Röthe und Schmerz des Hodens bei Berührung. Apis 3. Alle 4 Stunden einen Tropfen. Nach 2 Tagen Genesung. 24

III. Erkrankungen im Bereich des uropoëtischen Apparates. Morbus Brightii. Allgemeines. „Gerade diese Krankheit ist vor Allem geeignet, die Heilkraft der Apis in ein helles Licht zu setzen, da man hier, mit dem Reagensglas in der Hand, die Abnahme des wesentlichen Krankheits-Symptoms nachweisen kann von dem Zeitpunkt an, wo das Mittel gereicht wurde.“ Mit diesen Worten schliesst D r . L o r b a c h e r die Mittheilung dreier Apis Heilungen (im 78. Bd. No. 11 der Allg. H. Z.), welche allein schon hinreichen sollten, die Aufmerksamkeit auf Apis zu lenken und die Geringschätzung, mit welcher diese Arznei noch von Manchem betrachtet wird, zu beseitigen. Wohl mag nicht jeder Fall von Morbus Brightii sich für das Bienengift eignen(s. w. u.), allein bei der Rathund Planlosigkeit der Allopathen ist es immerhin von der grössten Wichtigkeit für uns, dass wir im Besitz einer Art Specificum sind. Und sind überdies die p h y s i o l o g i s c h e n Beziehungen von Apis zur Haut und zu den gesammten Organen des Urogenitalapparates, in specie zu den Nieren, ferner zum pathologischen Vorgang der Schwellung oder des O e d e m s Bürgschaft genug, dass und weshalb gegenüber dem Krankheitsprocess der A l b u m i n u r i e bedeutende therapeutische Erwartungen an das Mittel geknüpft werden dürfen. Heilt aber Apis Morbus Brightii im Allgemeinen, so wird man jetzt auch wissen, was man gegenüber jener sogenannten R e t i n i t i s b r i g h t i c a zu thun hat. Ja, die Tragweite jener Erkenntnis lässt sich noch mehr ausdehnen, man wird nämlich Apis auch ohne weiteres da anwenden, wo ein der Retinitis brightica ähnliches Krankheits-Bild vorliegt. Dies kann der Fall werden bei Gelegenheiten gewisser perniciöser Intermittens-Formen, sowie bei der Wechselfieberkachexie, wo die Untersuchung mit dem Augenspiegel in der Netzhaut ein p e r i p a p i l l ä r e s O e d e m ergab (neben mässiger Neuritis mit grauschmutziger Nüancirung der Färbung der Papille und Netzhauthämorrhagieen). Noch mehr gewinnt hier die Wahrscheinlichkeit, dass Apis nicht im Stich lassen wird, weil in dieser von den Franzosen Rétino-choroïdite p a l u s t r e genannten gefährlichen Augenentzündung unter der Limitans interna der Retina e i n e F l ü s s i g k e i t von granulirtem Aussehen ausgebreitet, ferner ein i n t e r s t i t i e l l e s O e d e m der Papille vorhanden ist. 25 Wir denken, es ist dies zugleich ein schlagendes Beispiel, wie man an der Hand homöopathisch-pathologischer Erfahrungen Schritt für Schritt weiter gehen und für die Therapie werthvolle Schlüsse zu ziehen vermag. So ist hier das Oedem (bei gleichzeitiger Nieren-Erkrankung) der rationelle Wegweiser. 24 25

Allg. Hom. Z. Bd. 89, No. 24. S. No. 11 im 29. Jahrg. der Erlanger Mediz. Neuigkeiten.

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Doch wenden wir und nach diese kleinen Abschweifung dem realen Boden der exacten Beobachtung, bezüglich den concreten Heilungsfällen zu. Klinik. 1. Clara W., 4 ½ J. alt, Gutsbesitzers Tochter aus E., ein sonst gesundes Kind, bei dem vorher längere Zeit eine Impetigo im Gesicht bestanden, ohne dass sonstige Zeichen einer Skrophulose bei ihr vorhanden gewesen, erkrankte im Anfang Oktober ohne deutliche Veranlassung, vermuthlich in Folge einer Verkühlung durch Sitzen auf dem kühlen ErdBoden. Sie klagte zuerst abwechselnd über Leibschmerzen, wozu sich bald Erbrechen von Schleim gesellte, und auch zuweilen der genossenen Speisen, ohne dass ihr Appetit sich verminderte. Ein hinzu gerufener Arzt erklärte die Krankheit für Magenkatarrh und beharrte auch bei dieser Diagnose, trotzdem V e r m i n d e r u n g d e r U r i n s e c r e t i o n u n d H a u t w a s s e r s u c h t sich einstellten. Die sich ziemlich rasch über den ganzen Körper verbreitende Hautwassersucht veranlasste die Eltern, D r . L o r b a c h e r ´s Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bei der Untersuchung fand sich ein für sein Alter ziemlich kräftig entwickeltes Kind von anämischem Aussehen, mit über den ganzen Körper verbreitetem Oedem, einem bald in längeren, bald in kürzeren Zwischenräumen wiederkehrenden, zuweilen einige Minuten anhaltenden, ziemlich heftigen Schmerz im Bauche, dem Verlaufe der Ureteren entlang, plötzlich eintretend und ebenso verschwindend; Erbrechen von Schleim und zuweilen der genossenen Speisen, gewöhnlich bald nach dem Essen, mit den Schmerzen nicht zusammenhängend; Zunge und Geschmack rein, Appetit gut, Stuhl ziemlich normal; die Urinabsonderung vermindert, der Urin blutig. Schmerzhaftigkeit in beiden Nierengegenden bei der Untersuchung, eine in der linken Nierengegend bemerkliche Erhöhung und ziemlich weit verbreitete Dämpfung des Percussionstones. Die chemische Untersuchung zeigte das m a s s e n h a f t e V o r h a n d e n s e i n v o n E i w e i s s , und die mikroskopische eine Menge von Blutkörperchen neben den anderen in dieser Krankheit gewöhnlichen Bestandtheilen. Apis 4., vierstündlich 2 Tropfen, heisse Bäder und eine kräftige Diät. Nach fünf Tagen hat die Urinabsonderung bedeutend abgenommen, das Erbrechen und die Schmerzen sind seltener geworden. Der Urin sah viel heller aus, und die Untersuchung ergab schon eine Abnahme der Blutkörperchen und des Albumens. Der 8 Tage später erstattete Bericht lautete noch günstiger, das Erbrechen und die Schmerzen hatten beinah ganz aufgehört, die Abnahme des Köpervolumens war bei fortdauernd starker Diurese eine ganz auffallende, der Gehalt des Urins an Eiweiss und Blutkörperchen unbedeutend. Bei fortdauerndem, natürlich immer seltener werdendem Gebrauche von Apis war in circa 4 - 6 Wochen die Krankheit vollständig beseitigt. Die Untersuchung ergab keine Spur von Eiweiss mehr im Urin, die Anschwellung und Empfindlichkeit in der Nierengegend war nicht mehr zu finden, und das Kind erholte sich sichtlich und seine gewöhnliche Heiterkeit stellte sich wieder ein.

2. Anna K., 3 ½ Jahre alt, Thierarzt´s Tochter, ein sonst blühendes und munteres Kind, bis auf Disposition zu Katarrh gesund, bekam eine Art Keuchhusten leichteren Grades, wovon es jedoch nicht im Geringsten angegriffen wurde. Eines Abends fiel das Kind in seiner Ausgelassenheit vom Sopha, wobei es mit dem Kopf gegen ein Tischbein flog und wahrscheinlich auch einen Stoss in den Rücken bekam. Erst nach einigen Tagen wurde Dr. L. die schon in Eiterung begriffene, unbedeutende Stirnwunde gezeigt. Trotz der Unbedeutendheit der Wunde verlor das Kind seine gewöhnliche Munterkeit, wurde blass und appetitlos und klag-

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te zuweilen über einen scheinbar unbedeutenden K o p f s c h m e r z , was von den Angehörigen auf Rechnung von Würmern gesetzt wurde. Ungefähr am vierzehnten Tage nach der Verletzung zeigte sich das erste Mal eine Anschwellung des Gesichts, besonders an der Stirn und u m d i e A u g e n , welche Dr. L. der immer noch eiternden Wunde zuschreibt, ohne sich jedoch den Zusammenhang recht erklären zu können. Nach einigen Tagen verschwand diese Geschwulst wieder und das Kind wurde scheinbar wieder wohler. Diese scheinbare Besserung war nicht von Bestand, und die jetzt stärker als das erste Mal auftretende Gewichtsgeschwulst erregte den Verdacht auf Morbus Brightii, welcher denn auch durch die Untersuchung des Urins constatirt wurde. Letzterer war, wenn auch nicht so deutlich, wie im 1. Falle, blutig gefärbt und ergab beim Erhitzen ein ziemliches Quantum Eiweiss. Apis 4. und eine kräftige Diät. Schon am dritten Tage seit Beginn des Apisgebrauches veränderte sich die Farbe des Urins, die blutige Beschaffenheit desselben war sichtbar geringer und veränderte dich täglich. Die ungefähr alle 4 Tage vorgenommene chemische Untersuchung ergab eine stetige Abnahme des Albumens, und nach 14 Tagen schon war keine Spur mehr davon zu entdecken, und damit verschwanden auch alle übrigen Krankheitserscheinungen.

3. Der dritte Fall betraf den 5jährigen Sohn des Stellmachers B. zu C. Der an sich ziemlich kräftige und für sein Alter grosse Knabe war seinen Eltern schon einige Zeit wegen seines träumerischen und schlaffen Wesens, Mangels an Appetit und blassen Aussehens aufgefallen, hatte auch zuweilen über L e i b und F ü s s e g e k l a g t . Man hatte dies theils auf Rechnung von Würmern, theils auf das Wachsen geschoben. Doch hinzutretendes Frösteln, Neigung zu Schlaf und abwechselnde Gedunsenheit (Oedem) des Gesichts, welche nach einer mit seinem Vater auf offenem Leiterwagen bei kaltem Wetter gemachten kleinen Reise constant wurde, veranlassten die Consultation. Die sofort vorgenommene Untersuchung stellte das Vorhandensein von Morbus Brightii fest, wenn auch in geringerem Grade, als im Fall 1 und 2. Die Behandlung war dieselbe, wie im zweiten Falle, und Apis wirkte ebenso exact. In Zeit von noch nicht drei Wochen war der Knabe vollständig geheilt. Den Einwand, dass im ersten Falle die heissen Bäder den Ausschlag gegeben haben könnten, sucht L. dadurch zu entkräften, dass diese Bäder in den zwei anderen Heilungen nicht in Anwendung kamen. 26

4. Apis gegen Albuminurie. Von D r . B . F . J o s l i n in New-York. Ein New-Yorker Kaufmann, 35 Jahre alt, der stets eine exemplarisch regelmässige Lebensweise geführt hatte, zeigte zuerst im Nov. 57 die charakteristischen Zeichen von A l b u m i n u r i e . Am 13. des gen. Monats wurde der Urin vermittelst Kochens untersucht und s e h r v i e l E i w e i s s in demselben entdeckt. Vor einigen Monaten hatte er auf seinem Landsitze in einem Malariadistrict die Nächte zugebracht, und als er nach der Stadt zurückgekehrt war, wurde er v o n I n t e r m i t t e n s b e f a l l e n , von welcher er 4 Wochen vor der jetzigen Krankheit befreit worden war. Nur theilweise und vorübergehend wurde ein Monat lang mit Bellad., Sulph., Chin., Arsen, Bryon. und Pulsatilla Erfolg erzielt. Bereits waren 26

Eingang dieser drei Apis-Heilungen sagt Dr. L., dass er in einer früheren klinischen Mittheilung schon einen Fall von M. Brightii, dessen Heilung durch Apis bewerkstelligt wurde, veröffentlicht habe. „Es betraf“, wie Herr Dr. L. die Güte hatte, mir brieflich anzugeben, „dieser Fall einen Bäckerlehrling von circa 16 Jahren, welcher von seinem Meister mit einem Stocke einen Schlag über die Nierengegend bekommen hatte und bei dem sich in Zeit von 3 - 4 Tagen eine allgemeine H a u t w a s s e r s u c h t , und, wenn ich mich recht erinnere, auch ein geringer Ascites entwickelt hatte. In dem spärlichen Urin fand sich Eiweiss in Menge. Dazu Schmerzhaftigkeit und Anschwellung der Nierengegend. Leichtes Coma und einige Male Erbrechen. Apis 3. in 4stündlichen Pausen wirkte sehr prompt, und der Knabe war in Zeit von 3 Wochen hergestellt.“

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d i e u n t e r e n E x t r e m i t ä t e n s e h r g e s c h w o l l e n und A s c i t e s in so hohem Grade vorhanden, dass ihm alle Kleider zu eng geworden waren. Am 13. Nov. war das Gesicht des Pat. blass und g e l b l i c h , der Leib sehr ausgedehnt, d i e R e s p i r a t i o n b e e n g t , die Bauchdecken nicht ödematös, wohl aber die Unterglieder. Der röthlich braune Urin trübte sich bald nach der Entleerung - Husten am Morgen. D r . J o s l i n stützte sich bei der Wahl auf C . H e r i n g ´ s Prüfung der Apis: Blässe des Gesichts; Bauch voll und geschwollen, Füsse geschwollen und sparsamer Urin; seltener, hochgefärbter Urin, früh Husten, beschwerliches Athmen. 13. Nov. Apis mell. 3. 3 Glob. in zwei Drachmen Wasser, alle 4 Stunden. 14. Nov. Seit gestern ist der Leib um ¾ Zoll stärker. Pat. klagt über Kopfschmerz, an dem er nie gelitten (Erstwirkung von Apis?); Urin etwas vermehrt und nicht ganz so roth. Apis zweistündlich. 15. Nov. Patient fühlt sich behaglich; der Leibumfang hat um ½ Zoll abgenommen; Urin heller; beim Stehen nicht trüb. - Apis früh und Abends. 17. Nov. Wiederholte Abnahme der Bauchgeschwulst um ½ Zoll. - Apis 1/16 Gtt. 3. in Wasser, früh und Abends ein Viertel der Lösung. 19. Nov. Keine Besserung - Apis, wie oben. Die Untersuchung ergiebt bedeutende Abnahme des Albumen. Nach 5 Dosen Apis 1/16 war des Ascites bedeutend gebessert. 21. Nov. Apis 3. täglich dreimal. - Bis 28. Nov. war unter dem Fortgebrauch von Apis der Leib zur Norm zurückgekehrt und unter der weiteren Anwendung des Bienengiftes (12. und 30.) bis zum 28. Jan. 1856 auch das Oedem der unteren Extremitäten und überhaupt jede Spur der Albuminurie geschwunden, so dass Pat. nun schon 2 Jahre ganz gesund ist.

5. Am 19. Dec. 58 wurde D r . J o s l i n zu der 5jährigen Tochter eines Schiffscapitäns gerufen. Sie klagte über einen Schmerz um den Nabel, der sich früh verschlimmerte. D a s G e s i c h t w a r e t w a s g e s c h w o l l e n ; der Stuhl dunkelbraun und sehr stinkend; Urin roth und trübe; etwas Husten: Puls frequent: 112 Schläge. Nachts noch mehr Fieber. 24. Dec. G e s i c h t und F ü s s e ö d e m a t ö s ; Fliessschnupfen; Zunge an der Spitze roth; der Appetit, früher stark, fehlt. Erbrechen von Schleim. Der Leib von Flüssigkeit aufgetrieben, nicht ödematös. Urin nicht häufig, von üblem Geruch; Heiserkeit und übelriechender Athem.

Dr. J. erinnert an folgende A p i s - S y m p t o m e : Gesichtsgeschwulst; Zunge an der Spitze roth; Appetitmangel; Erbrechen, Leibschmerz; seltener Urin, Heiserkeit. Husten, welcher nach dem geringsten Auswurf wieder aufhört. Puls häufig. Bauch voll. F ü s s e g e s c h w o l l e n .

D e r u n t e r s u c h t e U r i n e n t h ä l t s e h r v i e l E i w e i s s . Apis 12. in Auflösung, 4stündlich. 27. Dec. Ascites und Oedem haben beträchtlich zugenommen; Geicht blass; Puls 120; A p p e t i t s e h r s t a r k ; Schläfrigkeit, besonders nach der Mahlzeit. Apis 0. einige Kügelchen in einer Viertelpint Wein, alle 2 Stunden 2 Drachmen, verschlimmerten den Zustand. Unter dem Gebrauch von Apis 3. hingegen verminderte sich die Geschwulst, und schon am 31. Dec. w a r d e r U r i n g a n z f r e i v o n E i w e i s s . Merkwürdig war die v i o l e t t - r o t h e Farbe des Urins nach seiner Befreiung von Albumen. Am 5. Jan. vollständige Heilung. Amer. Hom. Review, März 1860.

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Anmerkung. Wiederholt zeigt sich nach Apis anfängliche Verschlimmerung (so auch in einem der M a y l ä n d e r ´ s c h e n Fälle von Ovarialcyste); welche Verschlimmerung mit primären, die Heilung einleitenden Congestionszuständen in den interessirten Theilen ihren Grund zu haben scheint. 6. Anasarka der Nieren. Von D r . N a n k i v e l l . Ein zartes Mädchen von 19 Jahren hatte einen milden Anfall von S c h a r l a c h f i e b e r überstanden und durch eine darauf folgende Erkältung zog sie sich eine Krankheit zu, die alle Symptome eines scarlatinösen Anasarka an sich trug. Der Urin hatte das gewöhnliche rauchig-wolkige Aussehen und war sehr e i w e i s s h a l t i g . Sie nahm 14 Tage lang Apis mellific. 3., nachdem einige Dosen Aconit vorausgeschickt worden waren. Die Wirkung war eine vollkommen befriedigende.

Ich habe - fährt der N. fort - viele Ursachen zur Versicherung, dass Apis eine der besten Arzneien b e i m A u s b r u c h d e s E r u p t i v s t a d i u m s d e s S c h a r l a c h f i e b e r s i s t , und es ist höchst wahrscheinlich, dass, wenn es rechtzeitig in Anwendung gebracht wird, die g e f ä h r l i c h e C o n g e s t i o n d e r N i e r e n in weit selteneren Fällen folgen wird, als wenn seine Anwendung unterbleibt. 7. Hydropsieen im Scharlach. D r . T e l l e r in Prag beschreibt eine Scharlach-Epidemie mit verhältnissmässig mildem Charakter. Trotzdem blieben Sterbefälle nicht aus, und viele H y d r o p s i e e n schienen der Anwendung der kräftigsten Mittel trotzen zu wollen. In solch hartnäckigen Fällen, wo Bryonia, Cantharis, Digitalis, Helleborus und mehrere der in diesem Zustande als wirksam bekannten Mittel ohne Erfolg geblieben waren, wendete Dr. T. A p i s 2 . Verdünnung in Wasser, Anfangs stündlich, dann zweistündlich einen Kaffeelöffel voll mit dem besten Erfolge an. Die Diurese, hier das gewöhnliche Kriterium der Besserung, die nach einem oder mehreren der genannten Mittel nicht eintreten wollte, erschien gewöhnlich nach dem zweiten oder dritten Tage der fortgesetzten Anwendung, und mit ihr wurde das kranke Kind bei dem consequenten Fortbebrauch von Apis der Genesung zugeführt. Bei Morbus Brightii in F o l g e v o n K l a p p e n f e h l e r n konnte keine Linderung durch Apis erzielt werden, jedenfalls sah hier Dr. T. von Arsenik und Bryonia besser Wirkung. 27 Anmerkung 1. Es wurde weiter oben angedeutet, dass sich natürlich nicht jeder Fall von Morbus Brightii für Apis, resp. Apisin eigene; auf die Frage nun, wo soll das verheissende Mittel gegeben werden, scheint uns das P u h l m a n n ´ s c h e Lehrbuch der hom. Therapie die richtige und zugleich conciseste Antwort zu geben. Folgende Stelle des I. Bandes der e r s t e n Aufl. (S. 448) gehört hierher: 27

Allg. Hom. Z. Bd. 64, No. 8.

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„Der secundäre M o r b u s B r i g h t i i (also die p a r e n c h y m a t ö s e NierenEntzündung) wird bekanntlich am häufigsten nach Scharlach beobachtet und verläuft in diesem Falle, unter ziemlich hohen Temperaturen, sehr rapide. Der Process ist zunächst der eines e i n f a c h e n K a t a r r h s d e r H a r n k a n ä l c h e n , und gegen diesen giebt es kein besseres Mittel, als Apisinum 3. Der wesentlich verminderte Harn ist stark eiweisshaltig. Ganz besonders angezeigt ist dieses Mittel aber, wenn der Puls sehr voll und frequent ist, wenn klopfende, stechende und brennende Kopfschmerzen und so lange n u r O e d e m e a n d e n H ä n d e n s i n d , ü b e r h a u p t w e n n d a s L e i d e n s c h n e l l v e r l ä u f t 28. - Zieht es sich dagegen in die Länge, gehen die Temperaturen zwar herunter, aber der H y d r o p s vermehrt sich und der Harn bleibt bedeutend eiweisshaltig, so soll H e p a r s u l p h . c a l c . 3., täglich 2 - 3 Gaben verabfolgt werden; zumal wenn die Nierenschmerzen unbedeutend sind, und wenn wir keine Blutcylinder im Harn bemerken. (K a f k a , B ä h r .) Der primäre Morbus Brightii (also die i n t e r s t i t i e l l e Nierenentzündung) erfordert andere Mittel, als Apis und Apisin (nämlich besonders Phosphor, Arsen und Lycopodium).“ Anmerkung 2. Heilungen und Affectionen der H a r n b l a s e stehen uns zur Zeit nicht zu Gebote, doch hat Apis folgende auf Blasenleiden deutende Symptome: Brennen in der Harnröhre vor und nach dem Harnen. Unangenehmes Gefühl in der Blase mit Abwärtsdrängen in der Gegend des Sphincter und häufigem Harndrang. Unfähigkeit den Harn zu halten, mit grosser Irritation der Theile, schlimmer in der Nacht und beim Husten. Fast unaufhörlicher Harndrang. Harn hochroth und häufiger Abgang von kleinen Quantitäten. Urin strohfarbig mit ziegelrothem Bodensatz. 29 D. Krankheiten der Mund- und Rachenschleimhaut. I. Diphtheritis. Allgemeines. Professor L i l i e n t h a l fasst die Indicationen für Apis in der Diphtheritis, respective im Scharlach also zusammen: Trockne Nase, Trockenheit des Halses. Haut sehr roth, heiss und empfindlich, etwas gebessert durch kalte Abwaschung; grosse Unruhe und n e r v ö s e Aufregung; ö d e m a t ö s e s A u s s e h e n in der Umgebung der Halsgeschwüre, mit stechenden Schmerzen. H a r n u n t e r d r ü c k u n g öfterer, als häufiges und schmerzhaftes Harnen; Röthe, Hitze, Brennen und Trockenheit der Zunge; W a s s e r s u c h t n a c h S c h a r l a c h , besonders mit

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Die A c u i t ä t des Verlaufs sehen wir wiederholt indicatorischen Werth für Apis beanspruchen. (S. Diphtheritis, die Luxatio spontanea u. a. ) 29 Aus einem in der mediz. homöop. Gesellschaft zu Pennsylvanien gehaltenen Vortrag.

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h y d r o c e p h a l i s c h e n Erscheinungen; t y p h ö s e s Scharlach, wenn das g a n z e N e r v e n s y s t e m unter dem Einfluss des Scharlachgiftes steht. 30 Auch das P u h l m a n n ´ s c h e Lehrbuch betont die Scharlach-Diphtherie als die für das Bienengift (Apisinum 3.) geeignetste, „wenn hochgradiges Fieber vorhanden, wenn die Schlingbeschwerden sehr heftig sind, die H a r n a b s o n d e r u n g s e h r v e r m i n d e r t und der Harn eiweisshaltig ist; wenn heftige Kopfschmerzen im Hinterkopf und Genick vorhanden sind.“ Neben dem Bienengift, das Einige als Diphtheritis-Prophylacticum geben, hat sich in manchen Epidemien Lachesis bewährt. 31 D r . W e i l giebt Apis im Scharlach bei starker Halsaffection; heftigen Schmerzen und drohendem Uebergang in Diphtheritis. D r . H e y n e rühmt (in der Versammlung der homöop. Aerzte Rheinlands und Westphalens im Jahre 1862) die vortreffliche Wirkung des Apis mellifica selbst bei diphtheritischen M u n d - u n d R a c h e n g e s c h w ü r e n . Die eigentliche, wahre Angina diphtheritica war indessen bisher noch Keinem der Anwesenden vorgekommen. Es scheint fast, als ob die hier erwähnten diphtheritischen Mund- und Rachengeschwüre identisch wären mit den von D r . H i r s c h beschriebenen „primitiv an der Tonsillarschleimhaut sich bildenden Aphthen“, weshalb wir glaubten die H e y n e ´ s c h e Empfehlung hier einschalten zu sollen. Anmerkung. K a f k a theilte mir brieflich mit, dass er A p i s gegen die nach Diphtheritis zurückbleibende Drüsen-Verhärtung mit Nutzen anwende, während in seinem grossen Lehrbuch der Hom. Therapie Apis nur empfohlen wird (neben Belladonna) gegen Angina tonsillaris oder d i e p h l e g m o n ö s e E n t z ü n d u n g d e r T o n s i l l e n (Mandelbräune, A m y g d a l i t i s ): Bedeutender Schmerz beim Schlingen und bei Berührung der äusseren Halsgegend unterhalb der Unterkiefer, Trockenheit im Hals, grosser Durst; Schlaflosigkeit, heisser Kopf, Delirien, Ueberreizung der Gehörund Geruchsnerven, wobei die ganze Rachenparthie hochroth und dunkelroth erscheint, die Tonsillen hart, geschwollen und sehr schmerzhaft sind. Hier also concurriren Belladonna und Apis; „oder in schlimmen Fällen auch Kali hydrojod. 3.“ Klinik. 1. D r . B a u m a n n in Buxheim war wohl der Erste, welcher Apis gegen Diphtheritis benutze. Seine im Jahre 1861 gemachten Mittheilungen (S. Bd. 62, No. 9 der „Allg. H. Z.“) beanspruchen daher ein ganz besonderes pathologisches und therapeutisches, je selbst historisches Interesse. Er sagt dort: „Die von dem Arzt in Nimwegen gegebene Beschreibung ist ganz naturgetreu; die käse- oder rahmähnlichen Aftermembranen aber zeigten 30

H e r i n g hält Arum triphyllum für das Specificum gegen Diphtheritis. D r . H e y n e und D r . S c h ö n f e l d haben Apis in der Urtinctur bei mehreren Fällen von Angina tonsillaris mit Erfolg angewendet, während in den Fällen, w o n u r das L e e r - u n d S p e i c h e l s c h l i n g e n s c h m e r z h a f t war, L a c h e s i s (oft in einer einzigen Gabe der Hochpotenz) half (v . B ö n n i n g h a u s e n .)

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nach meinen Beobachtungen keine Neigung, sich nach den Seiten hin auszubreiten, sondern bildeten einzelne Inseln und thürmten sich traubenförmig übereinander auf, so dass man hätte glauben können, sie müssten sich durch die eigene Schwere von dem violetten Grunde abheben. Am meisten waren das Zäpfchen und die Gaumensegel afficirt. Am Anfange der Epidemie wurden nur Kinder zwischen dem 3. und 10. Lebensjahre befallen; später kamen auch Erwachsene an die Reihe. Die ersten 4 Kinder, welche erkrankten, wurden von einem allopathischen Arzte behandelt und s t a r b e n r a s c h a m 3 . u n d 4 . T a g . Die Höllensteinbetupfungen waren von sehr schlechter Wirkung. Mein erster Patient war ein Knabe von 10 Jahren, dessen jüngerer Bruder als Leiche noch im Haus lag. Die Symptome deuteten unzweifelhaft auf eine croupöse Entzündung der Rachenschleimhaut; die ganze Rachenhöhle sah aus, a l s o b s i e m i t k l e i n e r e n und grösseren Stückchen von Milchkäse besäet wäre. Hinsichtlich der Mittelwahl war mein erster Gedanke Apis, mein zweiter Lachesis. Aengstlich gemacht durch die vorausgegangenen Todesfälle unter allopathischer Behandlung und besorgt um die Ehre der Homöopathie, liess ich der Sicherheit oder noch besser der Unsicherheit wegen beide Mittel in zweistündigem Wechsel nehmen, von der 15. Verdünnung 1 Tropfen. Am 6. Tag entliess ich den Kranken als genesen aus der Behandlung. Unglücklicherweise wollte ich aber eine „reine Erfahrung“ machen und verordnete ich den nächsten zwei Fällen einem Knaben von 3 Jahren Apis und einem Mädchen von 9 Jahren Lachesis; der Knabe genas, das Mädchen starb am 5. Tage, nachdem es noch einige Stunden vorher selbst aus dem Bett gegangen war, um sich in der Nähe des Fensters in den Hals sehen zu lassen. V o n d a a n w a r A p i s d a s e i n z i g e M i t t e l , w e l c h e s ich bei weiteren 6 Fällen mit dem günstigsten Erfolg anwend e t e . (Nur in einem einzigen Falle hielt ich es für rathsam, von Arsen Gebrauch zu machen, da die Exsudate in faulige Zersetzung überzugehen drohten.) Der panische Schrecken, den diese Krankheit verursacht hatte, war nun gewichen. Sobald die Eltern bemerkten, dass ein Kind Schlingbeschwerden bekam und einen steifen Hals machte, wurde zu mir geschickt und auf einige Gaben Apis 15. ging jedesmal der drohende Krankheitsprocess abortiv zu Grunde; am 2. oder 4. Tag war keine Spur von Erkrankung mehr zu finden.“ D r . B a u m a n n schliesst seine belehrenden Beobachtungen mit der bemerkenswerthen Wahrnehmung, dass die allermeisten Fälle von Diphtheritis in ein und demselben Ort vorkamen, wo einige Wochen früher der sonst seltene Typhus ziemlich häufig aufgetreten war. Das Interesse aber, welches wir gerade für den vorliegenden Fall beanspruchen möchten, ist ein vielfaches. Einmal geht daraus hervor die Ueberlegenheit der homöopathischen Schule überhaupt. Diese sieht sich einem bis dahin unbekannten in seinem Auftreten furchtbaren KrankheitsElement gegenüber, aber an Hand ihres einheitlichen rationellen Heilungsprincips findet sie mit scharfem Blick aus dem reichen Arsenal ihrer Waffen sofort die schneidigste und wirksamste heraus. Zweitens lehrt uns die B a u m a n n ´ s c h e Mittheilung, dass trotz scheinbarer Concurrenz eben mit anderen Mitteln doch Apis die andern in specie Lachesis aus dem Felde schlug. Drittens sehen wird die phrophylactische Kraft von Apis sich bewähren, der wahre Prüfstein eines specifischen Heilmittels, wie wir denn auch bei anderer Gelegenheit das Bienengift als Prophylacticum schätzen lernten. Endlich erfreut uns mit innerer Genugthuung das gleich bei Beginn der Epidemie von dem bewährten Praktiker gefällte Urtheil, dass Aetzungen, Höllensteinbetupfungen u. s. w. ein Schlag in´s Wasser bedeuten; ja

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noch mehr, man muss heutzutage sagen, sie tragen zum tödtlichen Verlauf der Krankheit bei. 2. Nicht minder lehrreich ist die folgende Diphtheritis-Heilung von D r . N a s h (in Hahneman Monthly):

Ein Mädchen von 14 Jahren, mit hellem Haar, blauen Augen und nervösem Temperament, wurde zur Zeit einer mörderischen Epidemie von der Krankheit ergriffen. Als D r . N a s h ihr in den Hals sah, fand er die Mandeln und Zäpfchen heftig geschwollen, die Mandeln so sehr, dass der Schlund fast ganz verschlossen war, während das Zäpfchen wie ein langer „W a s s e r s a c k “ herunter hing. Der ganze Schlund bot ein entschieden ö d e m a t ö s e s Aussehen dar (wässerig und durchsichtig). Beide Mandeln waren mit einer g e l b l i c h e n Membran bedeckt, während eine solche zugleich einen Ring um das Zäpfchen bildete. G r o s s e V e r s t o p f u n g d e r N a s e (das Athmen konnte durch zwei Zimmer gehört werden). Schlingen fast unmöglich wegen Schmerz, der sich bis in die Ohren erstreckte, grosse Unruhe, Umherwerfen im Bett, Schlaflosigkeit, Puls 130, H a u t a b w e c h s e l n d h e i s s u n d t r o c k e n , d a n n w i e d e r r e i c h l i c h s c h w i t z e n d (sehr charakteristisch für Apis). „Hier lag ein Fall vor“ - schreibt Dr. N. - „in welchem ein Mittel klar und entschieden angezeigt war, und ich glaube, dass kein anderes den Fall geheilt hätte.“ Apis 6. wurde alle zwei Stunden gereicht mit dem Erfolg, dass nach sechs Stunden der Puls auf 100 reducirt war und dem Fortschritt der Krankheit sofort Einhalt geschah, während die Besserung ohne Unterbrechung bis zur vollständigen Genesung fortschritt.

„Dieses Mittel wurde später in mehreren Fällen mit Erfolg angewendet, und ich bin vollkommen überzeugt, dass Apis eines unserer besten Mittel in dieser schrecklichen Krankheit ist. Natürlich kann man sich aber nur dann darauf verlassen, wenn es, wie jedes andere Mittel, gehörig angezeigt ist. 32 3. D r . A r n u l p h y beschreibt einen Fall von bösartiger Scarlatina bei einem 16jährigen Mädchen, wo Aconit und Belldonna vollständig im Stich liessen. Prof. I m p e r t G o u r b e y r e , der sich gerade in Nizza befand, wurde zugezogen, schon vorher aber war Apis 3. gegeben worden, 2 Tropfen in 4 Unzen Wasser, 2stündlich 1 Kaffeelöffel, und beide Collegen hatten nun die Genugthuung, eine totale Umgestaltung des Krankheitsprocesses zu constatiren. Namentlich waren seit dem Gebrauch von Apis eigenthümliche pseudomembranartige Stücken von Mund- und Pharynxschleimhaut gelöst worden. Offenbar handelte es sich um Complication mit Diphtheritis. Trotzdem gelang es die Dauer dieser malignen Form auf acht Tage zu beschränken. 33

Anmerkung. D r . S y b e l in Aschersleben sagt in seinen praktischen Mittheilungen - Allgem. Hom.- Z. Bd. 74, No. 13 -, dass er bei der Diphtherie zu Anfang der Erkrankung 32

D r . D i t t r i c h in Dresden half Apis 3. bei den gutartigen Fällen, ungefähr sechs, sehr gut, während in den anderen Erkrankungen die günstige Wirkung von Apis nicht zu erkennen war, die diphtheritische Ablagerung stets überhand nahm, die ganze Rachenparthie ergriff, bis in die Nasenhöhlen sich erstreckte, aus denen sich massenhafter Ausfluss ergoss. In diesen Fällen half Merc. corros. 3. bei Kindern, und bei Erwachsenen Merc. corros. 2., zweistündlich 1 Gran (=0,06). Allg. H. Z. Bd. 85, No. 11. 33 Bibliothèque hom. 1868, 2.

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mit Apis in Tropfen sehr gut fahre; zeigt aber dieses Mittel ausnahmsweise binnen zwei Mal 24 Stunden keine deutliche Besserung, so giebt er Acid. nitri 2. Verd. (entweder allein oder, in zweifelhafter Wirkung der Apis, alternative). 4. Diphtheritis. Ein junger Mann erkrankte plötzlich, etwa 19 Tage vor seiner Hochzeit, mit starkem Fieber und Schüttelfrost. Am Tage nachher, Sonntag, findet D r . F i s c h e r - Berlin - den Patienten mit starkem Fieber, Trockenheit des Halses und starker Röthe der Gaumensegel. Belladonna. Montag: Ganzer Gaumen und Zäpfchen mit weissem d i p h t h e r i t i s c h e m Belag bedeckt. Apis 100. Glob. in Lösung (Verd. selbst bereitet). Dienstag besser. Mittwoch rechts noch ein wenig Belag. Donnerstag noch eine Spur. Am Dienstag darauf im besten Wohlsein Hochzeit. 34

II. Angina faucium phlegmonosa. Von D r . B a u m a n n in Buxheim. Klinik. F r i e d r i c h P r o b s t in Thonnheim, 23 Jahre alt, von kräftigem Körperbau, war, als ich gerufen wurde, seit fünf Tagen erkrankt. Krankheitsbild: Soporöser zustand (Coma vigil); auf heftiges Rütteln und lautes Aufschreien öffnete er für einige Augenblicke die Augen. Das Gesicht aufgetrieben, cyanotisch verfärbt; ringsum die Unterkieferdrüsen angeschwollen, Zunge zwischen den Zähnen eingekeilt, mit croupartigem Belage; die Schleimhaut der Lippen und der Backenwände mit käseähnlichen Exsudaten bedeckt, jedoch kein übler Geruch. Verlust der Sprache und des Schlingvermögens. Athemholen äusserst schwierig und pfeifend. In der Nacht heftige, periodisch exacerbirende Erstickungszufälle mit besonders behindertem Einathmen. Puls frequent, klein, im höchsten Grad unregelmässig. Es werden 8 - 10 Tropfen der ersten Apis-Verdünnung in die Mundhöhle geträufelt. Im Nacken Einreibungen mit demselben Mittel. Nachdem dasselbe Verfahren innerhalb 6 Stunden viermal wiederholt worden war, ging die Zunge hinter die Zähne zurück, die Erstickungsanfälle wiederholten sich zwar noch öfter aber schwächer und schwächer werdend, und schien der Kranke von der letzten Einträufelung etwas verschluckt zu haben. Das Verfahren wird bis zum andern Tag fortgesetzt, wo eine unverkennbare Besserung eingetreten ist. - Alle 3 Stunden ein Tropfen Apis 1. und nach 3 Tagen alle 6 Stunden eine Gabe. Am 10. Tage ist der Kranke Reconvalescent. 35

Anmerkung. Neun Fälle von Halsweh heilte Y e l d h a m . Schmerz und Beschwerde beim Schlingen, Röthe und Entzündung des Schlundes, der Mandeln und des Zäpfchens, mit starker Schleimabsonderung an den afficirten Theilen; dabei starkes Fieber mit Kopfweh und Gliederschmerzen sind die angegebenen Symptome. In einem Falle war Scharlach die Ursache der Hals- (wohl richtiger Rachen-)bräune. In allen Fällen soll Apis 3. vierstündlich oder zweistündlich, zuweilen auch im Wechsel mit Acon. wunderbar schell geholfen haben. 34 35

Bd. 92 der A. H. Z. S. 45. S. 20 im 61. Bd. d. Allg. H. Z.

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III: Stomatitis aphthosa. Aphthen. Aphthöse Halsentzündung. Eine junge vollsaftige kräftige Frau war von D r . H i r s c h - Prag - vier Tage an S t o m a t i t i s a p h t h o s a behandelt worden. Zahlreiche höchst schmerzhafte Aphthen hatten bei Beginn des Leidens theils die Innenseite der Lippen, theils die Schleimhaut der Wangen befallen. Bei dem anfänglichen Gebrauche von Merc. solubilis und dem nachfolgenden von Nitri. acidum war bis zum vierten Tage der grösste Theil der so zahlreichen Aphthen zur Heilung gebracht, doch fand sich bei Untersuchung der Rachenhöhle, wobei die Patientin über S c h l i n g b e s c h w e r d e n zu klagen begann, ein ähnlicher neu entstandener Vorgang von Aphthenbildung a u f d e r S c h l e i m h a u t b e i d e r M a n d e l n . D r . H i r s c h ´s Wahl fiel nun auf Apis, da es ihm schon öfter gelungen war, dergleichen, primitiv an der T o n s i l l a r s c h l e i m h a u t sich bildende Aphthen durch Apis rasch zu beseitigen. Zwei Tropfen der 6. Verdünnung wurden mit einem halben Glas Wasser gemischt und 2stündlich 2 Kaffeelöffel voll davon verabreicht. Am nächsten Tage bereits war die vortheilhafte Veränderung unverkennbar. Nicht blos an der Schleimhaut des Rachens, sondern auch an jener der Mundhöhle, die Tags zu vor noch immer stellenweise krankhaft afficirt war, zeigte sich das objective Krankheitsbild ganz ähnlich einem in den Momenten der Verschwindens begriffenen Nebelbilde und in demselben Maasse waren auch die subjectiven Symptome ihrem Erlöschen nahe, so dass am nächsten Tage die Patientin sich selbst als vollkommen geheilt erklärte. - 36

E: Affectionen der Darmschleimhaut. Klinik Apis gegen chronischen und acuten Durchfall. Ein grosser, kräftiger, 38jähriger Neger hat seit 20 Monaten Durchfall, gegen den alle Mittel erfolglos gewesen sind. Er hat 6 bis 8 Stühle den Tag über und 4 bis 5 Nachts; sie sind dunkel, stinkend, weich, mit dunkelbraunem Blute und glasigem Schleim gemengt und schwer zurückzuhalten; sogleich nach dem Essen heftiger Drang zum Stuhle. Beständiges Kollern im Bauche mit Kolik, schlimmer während des Stuhles. Appetit nur zuweilen hinreichend, sonst keinen. Geringer Kopfschmerz. Nicht viel Schlaf Nachts. Harn dunkelbraun, klar, mit geringem Bodensatz und von 1,0245 spec. Gewicht. Apis 12. 7 Tropfen auf ½ Maasskanne Wasser, täglich einen Schluck. Eie Woche später kann er den Stuhl zurückhalten, auch beim Abgang von Wind; weniger Blut, Kolik und Stühle. Nach 2 Wochen kein Stuhl mehr Nachts. Völlige Heilung in 2 Wochen. (North. Amer. Journ. Nr. 93, Aug. 1875, S. 112. Higgins.) 36

D r . H i r s c h , ein grosser Verehrer von Apis in den genannten Fällen, verhelt aber nicht, das zuweilen Apis sowohl, als Mercur sol., den er in 2. Verreibung dreimal täglich trocken auf die Zunge nehmen lässt, ebenso Acid. nitri, das er „nach vollkommen oder grösstentheils gewichenem rothen Hofe der Aphthe“ giebt, im Stiche lassen. In solchen perniciösen Fällen nun, wobei trotz der n i c h t gar intensiven Röthe der n i c h t bedeutend geschwollenen Schleimhaut eine hochgradige Schlingbeschwerde sich bemerkbar macht und gleichzeitig eine vermehrte Thätigkeit der benachbarten Schleimdrüsen sich zeigt (stets mühsames Ausspucken eines zähen Schleims), giebt derselbe A l a u n , einen Gran der ersten Decimalverreibung in einem Trinkglas Wasser. Von dieser Lösung jede zweite Stunde einen Theelöffel voll in den Mund zu nehmen, daselbst durch 1 - 2 Minuten in ganz ruhiger Rückenlage zu behalten und dann wieder ausfliessen zu lassen. (Allg. Hom. Z. Bd. 80, No. 13.)

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2. Ein 68jähriger Mann hat seit 2 Jahren Durchfall. Viele Mittel erfolglos. Den Tag über 2 3, Nachts 5 - 6 reichliche, aschfarbige, stinkende, halbflüssige, halbfeste Stühle; oft kann er nicht Urin lassen, ohne dass nicht auch zugleich Stuhl abgeht. Gebratene Speisen verschlimmern. Apis 12., täglich eine Gabe,. besserte sogleich und heilte in 3 Wochen. - Ebenda. -

3. Ein 40jähriges, unverheirathetes Dienstmädchen hat seit 5 Monaten Durchfall. Des Tages 5 - 6, Nachts 6 - 7 halbflüssige, blutige Stühle: viel Schmerz quer über den Bauch und beständiger Tenesmus; Bauch empfindlich gegen Druck. Schmerzhaftes Drängen nach unten links in der Brust. Viele Mittel erfolglos, auch Merc. viv. 6. Apis 12., 2stpündlich, besserte n 3 Tagen und heilte in 10 Tagen. - Ebenda. -

4. und 5. Ein 32jähriger, schwarzhaariger, blauäugiger Schmied hatte colliquativen Durchfall mit Erbrechen und heftiger Kolik, wahrscheinlich in Folge von Genuss verdorbener Austern. Kollern im Bauche. Apis 12., 3 Tropfen auf ein Glas Wasser, einen Löffel voll, zweistündlich; eine Gabe beseitigte in 15 Minuten alle Beschwerden. Ein anderer ähnlicher Fall in Folge derselben Gelegenheitsursache, aber mit heftigerer Kolik genas auf eine Gabe Apis 12. in 10 Minuten.

6. Eine 46jährige, grosse, kräftige Negerin hat seit 4 - 5 Tagen blutige Stühle mit Tenesmus. Beständiges Drängen nach unten mit Neigung zu Stuhl; alle Stunden eine geringe Ausleerung. Apis 12. in Wasser stündlich: Erleichterung nach der zweiten Gabe.

7. Eine 27jährige stillende Frau hat seit 4 Tagen blutigen Durchfall mit Blutabgang vom Uterus und hin und wieder mit geringen krampfhaften Schmerzen im Leibe. Apis 30. in Wasser, zweimal täglich, heilte in einem Tage.

Anmerkung. Diese ein und demselben Autor entlehnten Fälle von Heilung, oder, wie in Nr. 6. - von Besserung - geben uns interessanten Aufschluss über einige wichtige therapeutische Eigenschaften des Bienengiftes. Hierdurch reiht sich dasselbe unmittelbar an Ipecacuanha, Phosphor, besonders aber an Mercurius bichloratus corrosivus an (mit dem es, wie wir bereits sahen, auch die antidiphtheritische Eigenschaft theilt.) Der Sublimat hat offenbar häufigere Berechtigung, indessen lernt man aus den citirten Heilungen, dass da, wo derselbe etwa im Stich lässt, durchaus noch kein Grund vorhanden ist, die Hände in den Schooss zu legen. Denn blutige, diarrhoisch-schleimige Stühle mit Tenesmus heilt auch Apis.

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Ob Dr. H. in Bezug auf die Dosis immer den rechten Weg eingeschlagen hat, steht dahin. So könnte man Anstoss nehmen, dass in einem 5 Monate währenden Leiden (Fall 3) Apis z w e i s t ü n d l i c h , in dem acuten Auftreten des Darmkatarrhs aber (Fall 7) nur früh und Abends verabreicht wird. C h a r g é zählt Apis zu den in der C h o l e r a i n f a n t u m hilfreichen Mitteln. M o r t i n g betont das Eintreten der Apis-Diarrhoe f r ü h , schliesst aber seinen pathogenetischen Ueberblick über das Bienengift damit, dass er den Eintritt bez. die Verschlimmerung der Haupt-Symptome auf den A b e n d verlegt. Ganz in Uebereinstimmung mit dem eben ausgesprochene Hinweis auf die in therapeutischer Beziehung bestehende Aehnlichkeit des Bienengiftes mit dem an Intensität nicht nachstehenden Quecksilbergifte, speciell aber mit dem Sublimat, reihen wir die folgende Heilung an: 8. Ein 40jähriger Mann hatte sich im Frühjahr wahrscheinlich durch Erkältung der Füsse, einen h e f t i g e n D u r c h f a l l zugezogen, der anfangs weniger beachtet, nach 8 - 10 Tagen einen r u h r a r t i g e n C h a r a k t e r angenommen hatte. Der Stuhl erfolgte innerhalb 24 Stunden wohl 15 - 20 Mal; zuletzt war blos heftiger S t u h l z w a n g mit Entleerung einer sehr geringen, zähen, mit B l u t s t r e i f e n d u r c h z o g e n e n S c h l e i m m a s s e vorhanden. Mercur. corr. 3. beseitigte wohl nach einigen Tagen diesen Anfall, doch blieb die Neigung zur Diarrhöe zurück, die sich denn auch nach jeder unbedeutenden Erkältung oder nach dem geringsten Diätfehler wieder einstellte, ohne jedoch die Heftigkeit des ersten Anfalles zu erreichen. Namentlich konnte Patient Früchte, saure Speisen, Salate u. s. w., die er früher sehr liebte, durchaus nicht mehr vertragen; die geringste Menge davon genossen, brachte ein Recidiv zu Stande. Nachdem der Kranke ungefähr ein halbes Jahr an diesem Uebel, das ihn sehr herabbrachte, gelitten hatte und die gewöhnlich gegen derartige Fälle angewandten Mittel: Ipecacuanha, Dulcam., Acid. phosphoricum, Pulsatilla, Mercur, Arsenicum, Veratrum, Nux v., Sulphur sich mehr oder weniger unwirksam gezeigt hatten, gab D r . P e r u t z (Teplitz) dem Kranken Apis 2., wodurch nicht nur der letzte Anfall förmlich coupirt wurde, da hierauf nur noch eine einzige flüssige Ausleerung erfolgte, sondern es wurde auch durch den Fortgebrauch dieses Mittels die Disposition zu dem Leiden getilgt, so dass seit 8 Monaten sich kein Rückfall zeigte und Patient Früchte, Salate etc. ohne die geringste Unbequemlichkeit befürchten zu müssen, geniessen kann. 37

9. Mit Apis heilte D r . A . S . S i g m a n n , Pressburg, eine in der Sommerzeit mehrere Monate bestehende Diarrhöe b i l i ö s e r N a t u r bei einem 28jährgen, kräftigen, sonst gesunden Manne. Durch Missbrauch von Abführmitteln bei ohnehin gereiztem Zustande der Gallenapparate war diese Diarrhöe entstanden und trotz vieler angewandter Arzneien bis dahin nicht zum Stillstand oder zur Heilung gebracht wurde.

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Allg. H. Z. Bd. 62, Nr. 24. - Das obigen Mitteln (also auch Apis) gegen chronischen Durchfall, namentlich bei rheumatischer Diathese und bei bestehender hydrogenoider Körperconstitution reiht sich übrigens neuerdings noch die Salicylsäure, respective Natrum salicylicum an.

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F. Apis im Typhus und Wechselfieber. Allgemeines. Nachdem D r . W o l f aus der Pathogenese des Bienengiftes dessen vorzugsweise Einwirkung auf die Schleimhäute des g a n z e n A l i m e n t a r k a n a l s erkannte (und in der That wir sehen Apis ebenso gut die im Mastdarm sitzende Ruhr, wie die in der Mundhöhle auftretenden Aphthen heilen), vermuthete derselbe, dass auch der t y p h ö s e Process (Darm- oder Unterleibstyphus) ei geeignetes Heilobject für das Mitteil sei, nur erfordere dasselbe, je vollendeter der Typhus, eine um so längere fortgesetzte Einwirkung, um allmälig die so stark afficirte Schleimhaut des ganzen Verdauungskanals auszuheilen, die Durchfälle in normalen Stuhl umzuwandeln, einen ruhigen natürlichen Schlaf herzustellen u. s. w. Während daher im Anfange einige Tropfen der 3. Verdünnung in Wasserlösung überraschende Erleichterung bringen, genüge dies nicht mehr, sobald die Entwicklung des typhösen Charakters nicht abzuwenden, sobald apathisches, bewusstloses, soporöses Darniederliegen mit delierendem Murmeln bestehen; Schwerhörigkeit, Unfähigkeit die Zunge herauszustrecken, oder zum Sprechen zu bewegen, Trockenheit der Zunge mit Rissig--, Wund-, Blasig-, Geschwürigwerden derselben; erschwertes Schlingen, schmerzhafte, gegen Berührung und Druck empfindliche Spannung und Auftreibung des Bauches, lange fehlende Darmausleerung, oder in schlimmeren Fällen häufiger, schmerzhaftem, fauliger, unwillkürlicher Durchfall etc. etc. Klinik. 1. Typhus. N., 40jähriger Lohnkutscher, erkrankte an den gewöhnlichen Erscheinungen des Typhus. Der Durchfall gelblich wässerig, war sehr häufig und lange andauernd. Nachdem Bryonia und Rhus und beim Eintreten einer grösseren Stupidität Acid. muriat. erfolglos angewendet worden waren, führte D r . H . M u h r der dabei stattfindende trockene und mit Brechwürgen endigende, das Liegen auf der linken Seite nicht gestattende Husten auf Apis, wobei denn auch der Krake, nachdem er 4 Woche darniederlag, in einer Woche als Reconvalescent erklärt werden konnte. 38

2. Pustula maligna mit typhösen Erscheinungen. D r . M ü l l e r berichtete (in der am 29. Okt. zu Wien abgehaltenen Sitzung des Vereins homöopath. Aerzte Oesterreichs) über einen Fall, der an Rotz erinnerte. Ein Kutscher kam mit einer Pustula maligna am Mittelfinger der linken Hand in´s Spital; hierauf entwickelte sich eine chronische katarrhalische Ozaena, sodann eine Lymphangeitis am linken Arme mit knotenartigen Anschwellungen der Lymphdrüsen in der Tiefe; das Zellgewebe war infiltrirt, bretthart, es kam zu Eiterung, der Abscess öffnete sich spontan auf Merc. sol. und Silicea. Der Fall verlief mit bedrohlichen Allgemeinerscheinungen, mit t y p h ö s e n Symptomen, Delirien, Diarrhoe, und wurden deswegen von den oben erwähnten Mitteln A p i s , Arsen, Kampher gereicht.

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Allg. Hom. Z. Bd. 85, No. 19.

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Anmerkung. Was Apis als Fiebermittel betrifft, so rühmt M a y l ä n d e r die Heilkraft derselben gegenüber den Nachtheilen constant höherer Temperaturen z. B. in der (granulirenden) Coxitis und „zur Bekämpfung der beständigen phogogenen Rückwirkung der Eiterbildung auf die Gesammtconstitution“, während bei zu befürchtendem Auftreten septischer Processe Lachesis vorzugsweise angezeigt sei. - Und Professor L i l i e n t h a l hält, wie wir bereits sahen, Apis in den Scharlachformen für indicirt, in welchen das ganze Nervensystem unter dem Einflusse des Scharlachgiftes steht (t y p h ö s e s Scharlach“). Apis im Wechselfieber. 39 Allgemeines. Apis hat so zahlreiche therapeutische Berührungspunkte mit Arsenik, bekanntlich einem soveränen der China nicht nachstehenden Wechselfiebermittel gemein, dass es Niemand Wunder nehmen wird, auch von den wechselfieberwidrigen Arznei-Tugenden des Bienengiftes zu hören. Und die erwähnte constante Betheiligung von Milz und L e b e r an den Vorgängen der I n t e r m i t t e n s lässt uns vermuthen, weshalb dasselbe Mittel welches in den (auch mit Leber-Affection so häufig vergesellschafteten) erysipelatösen Processen grosse Specificität entfaltet, ebenfalls zur Malaria auffallende Heilbeziehungen unterhält. Das Verdienst diese letzteren in das rechte Licht gestellt und nach ihrer Bedeutung für die Praxis gewürdigt zu haben, gebührt D r . L e o p o l d S t e r n in Miskolcz. Derselbe stellte nach D r . W o l f ´ s Vorgang etwa um das Jahr 1860 Versuche an, die sehr günstig ausfielen. Damals bediente er sich der 3. Potenz, später griff er angeblich mit noch viel mehr Erfolg zu Hochpotenzen: Apis 100. So behandelte er 65 Wechselfieberkranke verschiedenen Alters und Geschlechts, darunter 19 Individuen, die bereits mehrere Monate vorher das Wechselfieber zu wiederholten Malen mittelst grosser Quantitäten Chinin, allein oder in Verbindung mit Eisen, Piperin etc. verscheucht hatten, und demzufolge meist die gewöhnlichen Krankheitserscheinungen des China-Siechthums darboten. In den meisten Fällen reichte zur gründlichen Heilung d a s B i e n e n g i f t a l l e i n a u s , jedoch obwaltender Plethora abdominalis mit Stuhlverhärtung, Magen-, Leberbeschwerden etc. und namentlich bei Individuen, die früher häufig Spirituosa als tägliches Getränk oder als Arznei mit verschiedenen Ingredienzen als Hausmittel gebrauchten, musste Nux vom. 100. interponirt werden. Zumeist war schon im nächsten Fieberanfalle die mächtige Heilwirkung des hoch potenzirten Bienengiftes nicht zu verkennen, da derselbe ex- und intensiv vermindert erschien; der nun folgende Paroxysmus konnte kaum noch als solcher bezeichnet werden. D r . S t e r n macht aber noch auf eine zweite störende Complication aufmerksam, die man mit Recht oder Unrecht „schlummernde oder latente Psora“ nennt. Nicht genug können man daher in hartnäckigen Wechselfieberfällen die Anwendung der sogen. Antipsorica und namentlich des S u l p h u r 39

Wir glauben keinen Fehlgriff zu thun, wenn wir die auf das Wechselfieber bezüglichen Mittheilungen hier anreihen. Schon die Betheiligung der Milz und Leber in beiden Erkrankungen im Verlauf des Typhus, wie der Malaria berechtigen hierzu.

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betonen (also des Mittels, welches doch auch die allopathische Schule in der zuerst genannten Complication von Plethora zu schätzen weis!) D r . S t e r n sah auf den Gebrauch einiger Gaben des hochpotenzirten Schwefels solche Wechselfieber sich mildern und in Kürze heilen, oft auch ohne ferneren Gebrauch anderer Arzneien und ohne Recidiv. In den meisten von ihm mit Apis glücklich behandelten Erkrankungen fehlte das Schweissstadium fast gänzlich oder war nur in unbedeutendem Grade vorhanden. Nicht minder charakteristisch erschien, dass diese Kranken w ä h r e n d d e s H i t z e s t a d i u m s , wobei über mehr oder weniger K o p f s c h m e r z geklagt wurde, meistens in einen a n h a l t e n d e n t i e f e n S c h l a f verfielen. Für die complicirten Fälle besonders legt D r . S t e r n noch grossen Werth auf den AconitGebrauch während des Paroxysmus (er giebt Aconit, in Hochpotenz, in 10 - 15 minütlicher Wiederholung, allein, oder bei sehr heftigem Kopfschmerz im Wechsel mit Atrop. oder Glonoin - auch hoch). Aconit, so verabreicht, coupirt sowohl das Kälte- als auch Hitzestadium, vermindert den Durst und erzeugt eine wohlthätige Ausdünstung oder einen förmlichen Schweiss, wo dieser früher sich noch nicht eingestellt hatte. 40 D r . P e r k i n s erzählt in einer Arbeit über das Wechselfieber einen durch Apis geheilten Fall, wo vorher Natrum mur. gegeben worden war, und D r . B a l k m e i s t e r bemerkte, dass dies ein constanter Erfolg sei und Apis in fast allen Fällen betrachtet werden könnte als Ergänzung von Natrum muriaticum, bekanntlich ein seinerseits ausgezeichnetes Intermittens-Mittel (in der Gestalt des Härings auch der Volks-Medizin bereits geläufig). Endlich sei hier der Wechselfieber-Charakteristik gedacht, welche für Apis in einem Vortrag am Hahnemann Medical College in Chicago vom Professor der Materia med. und Therapie, dem D o c t o r H o y n e gegeben wurde - The med. Invest., März 1870 - : „Frost gegen 4 Uhr Nachmittags; schlimmer im warmen Zimmer oder in der Nähe des Ofens. Frost tritt bei der kleinsten Bewegung wieder ein, mit Hitze des Gesichts und der Hände. - Verschleppte Fälle; k e i n S c h w e i s s ; v e r f a l l e n i n tiefen Schlaf.“ Klinik. 1. Kein Schweiss! Die Abwesenheit des Schweisses kennzeichnet auch die folgenden von dem genannten D r . L e o p . S t e r n in Miskolcz im Jahre 1862 geheilten Fälle von Wechselfieber. Dasselbe grassirte im Monat September und October in ziemlich hohem Grade dort und in der Umgebung. Durch quotidianen Typus sowie durch intensive Affectionen der Magenschleimhaut, der Leber und Milz zeichneten sich die Fälle aus. Nach geringer und kurzdauernder K ä l t e der Extremitäten stellte sich das H i t z e s t a d i u m ein, verbunden mit heftigem Brechreiz und häufigem Erbrechen der genossenen Speisen oder blossen Schleims mit und ohne Galle; das eigentliche 40

S. Allg. H. Z. Bd. 67, No. 1.

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Schweissstadium fehlte entweder ganz, oder zeigte sich nur im geringen Grade, dagegen aber blieben D u r s t und heftiger K o p f s c h m e r z während des ganzen Paroxysmus selten aus. Während der Apyrexie waren Mattigkeit, Gereiztheit des Gemüths und Appetitlosigkeit zu bemerken. Nachdem sich Ipecacuanha weder allein noch in Wechsel mit Nux vomica bewährt hatte, schritt D r . S t e r n zu dem „ihm noch in gutem Andenken gebliebenen, mächtigen Antipyreticum, Apis mellifica und versuchte sie hier in der 100. Potenz anzuwenden. In 11 Fällen reichte sie allein aus zur Beseitigung der Paroxysmen, die sich nach ihrer Anwendung höchstens noch 2 - 3 Mal, aber mit immer geringerer Intensität und Dauer zeigten. In den anderen 7 Fällen mit hartnäckiger Stuhlverstopfung und grosser Schmerzhaftigkeit in der Regio epigastrica vollendeten noch einige Gaben Nux vomica die gründliche Heilung. 41 2. Ein vierjähriger Knabe, einziges Kind, daher verweichlicht und zur Weihnachtszeit mit allerlei Leckereien überfüttert, war unter den Erscheinungen eines g a s t r i s c h e n F i e b e r s erkrankt, aus dem sich dann eine Art W e c h s e l f i e b e r entwickelt hatte. Dagegen ward ihm allopathischer Seite Chininum sulphuricum verordnet worden. Da dies aber dem Jungen nicht beizubringen war, so nahm man Zuflucht zur Homöopathie. D r . M o s s a fand den Jungen mit einem blassen Gesicht, die Hauttemperatur etwas erhöht, der Unterleib aufgetrieben, sehr empfindlich bei Druck, die Zunge weisslich, mit röthlichen Punkten. Das Fieber hat das Eigenthümliche, dass es erst Nachmittags um 2 Uhr mit Frösteln beginnt, worauf Hitze mit Kopfweh erscheint, die Nacht w e n i g S c h w e i s s ; am nächsten Vormittag ist der Knabe ziemlich munter und spielt sogar im Bett. Der Appetit war gering; der Stuhl bot nichts Krankhaftes; Urin wenig, geröthet. Bei der Menge der hier in die Wahl fallenden Mittel gab die Ueberempfindlichkeit der Bauchdecken und der Umstand, dass um jene Zeit Masern, Scharlach und Diphtheritis landläufig waren, die Entscheidung für A p i s , wovon 5 Körnchen der 30. Potenz in Wasser gelöst, dreistündlich ein Schlückchen gegeben wurden; und dies „Doctor-Wasser“, wie es der Knabe in seiner naiven Weise nannte, traf wirklich das Beste. Es kam, trotz dem ängstlichen Aufmerken der lieben Eltern, gar kein Fieberanfall mehr zum Vorschein; die Krankheit war gehoben und alle Functionen regelten sich in kurzer Zeit. „Derartige Fälle“, schliesst D r . M o s s a , „obwohl wir sie öfters erleben, haben für den Arzt, noch mehr aber für das Publicum, etwas Ueberraschendes, fast Zauberhaftes.“ 42

G. Krankheiten der weiblichen Geschlechts-Sphäre. Allgemeines. Apis mellifica übt eine specifische Wirkung auf die E i e r s t ö c k e aus, indem sie dieselben sehr reizt. Sie soll bei schwangeren Frauen oft Fehlgeburten verursacht haben, und heilte Amenorrhöe, Dysmenorrhöe und Menorrhagie, a l s F o l g e v o n a c t i v e r C o n g e s t i o n zu den Eierstöcken, und selbst chronische Affectionen der letzteren. -

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Allg. H. Z. Bd. 62, No. 7. Pop. Zeitschrift f. Homöop. 1. Juni 1875.

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Unter den pathogenetischen Symptomen finden wir: „Schmerzhaftigkeit der Ovarien bei Berührung, fortwährende Schmerzen in den Eierstöcken mit zeitweiligem Gefühl eines Druckes nach unten in den Ovarien und im Uterus; heftige, schneidende Schmerzen im linken Ovarium, zeitweilig schlimmer, sich nach abwärts bis in den Schenkel erstreckend, heftige Anfälle von Zusammenziehung und krampfhaftem Schmerz im rechten Eierstock, alle 15 - 20 Minuten, 1 - 3 Minuten anhaltend. Sechs Tage vor der Periode Gefühl von Schwere und Druck in den Ovarien; pressende Schmerzen im Os uteri; vorzeitiges Erscheinen der Menses, mit ungewöhnlich copiösem Ausfluss; grosse Empfindlichkeit über der Gegend der Gebärmutter, mit herabdrückenden Schmerzen, Leukorrhöe und schmerzhaftes Harnlassen nach vier Gaben der Tinctur; grüner und scharfer Weissfluss mit häufigem und schmerzhaftem Uriniren.“ Auf Grund der letzteren Symptome ist Apis auch angezeigt b e i C o n g e s t i o n d e s U t e r u s . 43 D r . B e t t s sagt über Apis: Apis und Lach. wirkten speciell auf die O v a r i e n , während Sepia und Murex mehr auf den Uterus einwirken. Letztere beiden Mittel stören die Regelmässigkeit des Monatsflusses mehr, als Apis und Lach. Apis und Lach. haben: Unterdrückung der Regel mit Congestion nach dem Gehirn. Sepia und Lach. können gute Resultat bei Ulceration des Muttermundes geben; nicht so Apis. Apis hat acute, tiefe, „wie mit einem Dolch“ durchbohrende Schmerzen in der Gebärmutter oder im collum uteri, welche zuweilen von Krämpfen und Schmerz im rechten Ovarium begleitet werden. 44 Reihen wir hieran die sehr beachtenswerthen Winke des erfahrenen Collegen M a y l ä n d e r , mit denen derselbe zwei in seiner vortrefflichen Skize chirurgischer Erfahrungen veröffentlichte Heilungen von O v a r i a l c y s t e n einleitet: „Das gegen Eierstockskrankheiten in genere empfohlene Bienengift ist unter Umständen ein mächtiges aber bisher ohne genügende Kritik angewandtes Mittel.“ M a y l ä n d e r verdient für diese Categorie von Geschwülsten den Namen eines Specialarztes, also haben seine diagnostischen Beurtheilungen mehr Werth, als die anderer Autoren; ausserdem ist derselbe so frei von Vorurtheilen und Selbsttäuschung in Bezug auf die Wirkung und Leistungsfähigkeit homöopathischer Arzneien, dass auch diese objektive Nüchternheit seinen Beobachtungen zu Gute kommt. Letztere haben in ihm die Ueberzeugung hervorgerufen, dass Apisin nur auf reine, nicht mit soliden Geschwülsten complicirte Eierstockscysten einwirkt und zwar durch Veranlassung eines zu einer Entzündung der Cystenwand führenden Congestionszustandes in derselben. In deren weiterem Verlauf kann eine Verlöthung des Bauchfellüberzuges der Cyste mit anliegenden anderweitigen Partien des Peritonäums, resp. der von diesem letzteren umkleideten Organe eingeleitet werden durch welche ein Durchbruch des eiterig gewordenen Cysteninhaltes in diese Organe oder auch durch die äusseren Bauchdecken erfolgen kann. Die Diagnose, ob im einzelnen Falle eine reine Cyste, ob Cyste mit s o l i d e r G e s c h w u l s t b i l d u n g , ob solide Ovarialgeschwulst (Cystoid, Sarkom, Dermoid43

S. Ueber Pathologie und Therapie der Frauenkrankheiten von D r . C a r f r a l , Frauenarzt im homöop. Spital zu London. S. 178 der Allg. H. Z. Bd. 95. 44 S. 252 im 4. Jahrgang der R. H. Belge; und vergl. Heilung 5.

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cyste), mit freier Bauchwassersucht complicirt, vorliege, könne überhaupt und besonders bei sehr ausgedehnter Anschwellung des Unterleibes recht schwierig sein und nicht ohne Explorativpunction festgestellt werden, wenn auch eine e n o r m e Anschwellung des Bauches meist zu der Annahme berechtige, dass man es mit c o m p l i c i r t e r Eierstockscyste zu thun habe. Eine Heilung complicirter und solider Ovarialgeschwülste ist nach Mayländer´s Beobachtung nur durch deren Exstirpation möglich. M a y l ä n d e r bediente sich, wie es scheint, stets der 3. bis 6. Verdünnung; eine sehr instructive Heilung wurde aber von anderer Seite mit dem Infus mehrerer ganzer Bienen erreicht; „die ursprüngliche Form der Darreichung des Bienengiftes gegen Wassersucht.“ Klinik. I. Die Ovarien betreffende Heilungen. 1. Tumor ovarii. Frau S. in Z., 47 J., litt seit beinahe 15 Jahren an einer allmälig zunehmenden Geschwulst in der linken Bauchseite, die von den verschiedensten Aerzten ohne Erfolg behandelt worden war. M. hat die Kranke 4 Jahre lang beobachtet, die Geschwulst als Ovarialcyste erkannt und mit den verschiedensten theilweise energetischen Mitteln behandelt ohne jeden anderen als vorübergehenden Erfolg hinsichtlich der zeitweiligen Besserung einzelner hervorstechender Symptome. Die Frau kam schliesslich herunter, bekam g e l b l i c h e n Teint, wurde immer schwächer und in der letzten Zeit so kraftlos, dass ihr das Steigen weniger Treppenstufen die grösste Mühe machte. Der Appetit verlor sich, die Urinabsonderung wurde spärlicher, die Haut war meist trocken, zeitweise trat Oedem der Füsse auf. Keine örtlichen Schmerzen. Periode sehr spärlich in den letzten Monaten und verspätet eintreten; weshalb sie 8 Tage lang Abends und früh Pulsatilla bekam. Nun aber erhält sie A p i s , auch früh und Abends. Nach ungefähr dreiwöchentlichem Gebrauch dieses Mittels trat eine b i s d a h i n n i c h t b e o b a c h t e t e zunehmende Schmerzhaftigkeit in der Geschwulst ein; sie wurde gegen Berührung und Druck immer empfindlicher. Diese Schmerzen steigerten sich unter hinzutretenden Fieberbewegungen und b e i e i g e n t h ü m l i c h e r D e p r e s s i o n d e r G e m ü t h s s t i m m u n g - (in welcher die Frau auf die geringste Veranlassung hin Ströme von Thränen vergoss) - binnen 10 Tagen so arg, dass die Kranke mit der dringenden Bitte um Hülfe Dr. M. kommen lässt, sie könne nicht leben und nicht sterben und sei nicht im Stande die Arznei länger einzunehmen, d a s i e i h r j e d e s m a l e i n e a u f f ä l l i g e V e r s c h l i m m e r u n g i h r e r S c h m e r z e n u n d e n o r m e G e m ü t h s a u f r e g u n g v e r u r s a c h e 45. Der Leib war stark gespannt, die Geschwulst sehr prall, sehr empfindlich bei mässigem Druck; die Kranke überhaupt in den letzten Jahren von häufiger Schlaflosigkeit geplagt, hatte in den letzten Nächten so gut wie gar nicht geschlafen. Apis wird für den Abend ausgesetzt und statt ihrer Bell. in stündlicher Gabe genommen, worauf sie von 1 Uhr ab 7 Stunden hintereinander schläft, v o r h e r s i n d z w e i g r o s s e N a c h t g e s c h i r r e U r i n a b g e g a n g e n . Die Bauchgeschwulst ist seit der 45

Dieser deprimirende Einfluss auf das Gemüthsleben erinnert stark an die von D r . B ä h r beobachtete ähnliche Primärwirkung des G o l d e s , mit welchem Apis noch viele andere interessante Berührungspunkte physiologischer sowie therapeutischer Art gemein hat.

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zeit vollständig verschwunden. Der Leib fühlt sich schlank an, ist schmerzfrei. Wahrscheinlich war in Folge der in der Cyste aufgetretenen Entzündung eine Verletzung derselben mit der Wand des Blasenscheitels erfolgt und hatte eine Ruptur der Cyste in die Blase stattgefunden. Der weitere Verlauf war sehr günstig. Patientin erholte sich bei zunehmendem Appetit zusehends. Bis dahin kaum mehr im Stande, ihr Zimmer zu verlassen, konnte sie nach 6 Wochen bereits eine nothwendige kleine Reise von 3 Meilen ohne Beschwerden unternehmen. Es trat kein Recidiv ein.

Die Natur hat es gethan! Die Kranke wäre auch so gesund geworden! Diese wohlfeile Redensart lässt man sich wohl einmal gefallen, wenn aber Beobachtungen, wie die oben beschriebenen in duplo vorkommen, dann hat es „die Natur zwar auch gethan“, d. h. es ist keine Hexerei dabei, allein die in der Absicht zu heilen und aus Gründen der Wissenschaft verabreichte Arznei beansprucht doch nicht gänzlich ignorirt zu werden. So schliesst denn auch M a y l ä n d e r ´ s Fall 1 mit den Worten: „der Erfolg könnte als rein zufälliger angesehen werden, wenn er sich nicht nach 2 Jahren in einem zweiten Falle auf ganz ähnliche Weise wiederholt hätte.“ 2. Tumor ovarii. Fr. H. in B., c. 38 J. alt. litt seit längerer Zeit an einer kindskopfgrossen Geschwulst der rechten Weichengegend, die als dem rechten Ovarium angehörend erkannt wurde. Die Wahrscheinlichkeits-Diagnose wurde auf einfache Ovarialcyste gestellt und dem zufolge Apis 6., 3mal täglich, gereicht. Das Präparat hatte M a y l ä n d e r selbst aus dem Gifte gereizter Bienen so bereitet, dass das Thier mit einer Pincette gefasst und das am Stachel befindliche Gifttröpfchen sofort in 60grädigen Weingeist getaucht wurde. Von diesem Präparat wurden dann die weiteren Dilutionen angefertigt. Nach ungefähr 4wöchiger Behandlung zeigten sich Erscheinungen lebhafter Congestion nach der Cyste, sie wurde schmerzhaft; nach ungefähr weiteren 14 Tagen röthete sich die überliegende Bauchwand, nachgerade zeigte sich an einer Stelle derselben etwas Fluctuation, welche eine künstliche Incision veranlasste. Es wurden durch dieselbe mehrere Tassenköpfe dünnen Eiters entleert. Die Sonde drang in eine ungefähr 4 Zoll lange Höhle. Die Heilung schritt von da an günstig vorwärts, es wurde für gehöriges Offenbleiben der Fistel Sorge getragen und bei roborirender Behandlung und Diät war die Frau nach 3 Monaten völlig hergestellt.

3. Tumor ovarii. D r . H e n d r i c h s sen. wird zu einer von den bisherigen Aerzten aufgegebenen Frau gerufen. Sie war 60 Jahre alt, der Bauch aufgetrieben und schmerzhaft bei Berührung. In der rechten Unterbauchseite fand sich eine kindskopfgrosse, glatte, schmerzhafte Geschwulst, die einen geringen Grad von Beweglichkeit besass. Die Kranke war schlaflos, hatte allen Appetit verloren und fühlte sich in einem verzweiflunsgvollen Zustand. H. erklärte die Geschwulst für einen Ovarialtumor, welcher Art konnte er nicht bestimmen. Die Kranke erhielt Apis 2. (3mal täglich) und in 4 Wochen war von der Geschwulst auch keine Spur mehr zu finden. Die Schmerzen waren und blieben verschwunden, und das Allgemeinbefinden ist gegenwärtig vollkommen gut.

4. Eierstocks-Wassersucht. 46 Frau Pastor M. aus B. bei H. in der Provinz Sachsen, ist 30 Jahre alt und klagt über eine Menge gastrischer Beschwerden; Leibweh mit Drängen nach unten, Schmerzen in der Un46

S. 131, Bd. 95 d. A. H. Z.

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terbauchgegend, Vollsein und Aufgetriebenheit des Bauches, Uebelkeit u. s. w. In der linken Weichgegend findet sich bei der Untersuchung eine citronenförmige harte Geschwulst, welche beim Rückwärtsbeugen und Hochlangen fühlbarer hervortritt, sich verschieben lässt und beim Liegen auf der rechten Seite sich fast bis zur Mitte des Bauches begiebt. Die Geschwulst ist nach Angabe der Patientin allmälig entstanden und im Laufe eines Jahre fühlbar, bis zur jetzigen Grösse gewachsen. Die Diagnose lässt sich hiernach mit ziemlicher Sicherheit auf einfache Eierstocks-Wassersucht (Ovarial-Cyste) stellen. Vom 17. Oktober an bekommt Patientin Apisinum 3. Centesimal-Verreibung, jeden Morgen eine kleine Messerspitze voll in etwas Wasser. Am 20. November ist unverkennbare Besserung eingetreten, weshalb das Mittel, von dem sie im Ganzen 10 Gramm genommen, repetirt wird. Am 9. Januar des folgenden Jahres schreibt Herr Pastor M.: „Schon längst hätte ich wieder berichtet, wenn der Verlauf der Krankheit meiner Frau nicht fortwährend günstiger gewesen wäre, und nicht ausserdem die grosse Arbeitslast der nun hinter mir liegenden Festzeit dazu gekommen wäre. Die Geschwulst ist nunmehr ganz verschwunden, und auch meine Frau kann keine Spur davon entdecken. Das Drängen nach unten hat ganz aufgehört, der Stuhlgang hat sich vollständig geregelt, nur selten ist noch eine Beschwerde von Blähungen beobachtet worden.“

5. Eierstocksgeschwulst. Eine Dame hatte eine Eierstocksgeschwulst, die so gross war, wie der Kopf eines neugeborenen Kindes. P r o f . B y f o r d bestätigte die Diagnose und wollte die Geschwulst in einigen Monaten exstirpiren. D r . H a l e wurde consultirt und verordnete Apis, aber in eigenthümlicher Weise. Er nahm 10 - 12 lebende Bienen, warf sie in eine Tasse und übergoss sie mit heissem Wasser. Von diesem Infusum liess er viertelstündlich einen Esslöffel voll nehmen. Schon nach 8 Tagen hatte die Geschwulst merklich abgenommen, und ehe noch die für die Operation festgesetzte Zeit kam, war sie fast ganz verschwunden. Nach D r . M a r c y war die Infusion die ursprüngliche Form gegen Wassersucht. Verf. hat öfters noch mit dem Infus Erfolg erzielt, nachdem Tinctur und Verreibung fehlgeschlagen hatten. - Medical Investig. und A. H. Z. Bd. 83, No. 11. -

II. Gebärmutterleiden. 1. In der am 28. und 29. Juli 1867 zu Luzern tagenden Versammlung homöopathischer Aerzte kam ein Fall von „Gebärmutterbrand“ zur Sprache, der unter allopathischer Behandlung mit Blutigeln u. s. w. tödtlich verlaufen war. D r . F e i e r a b e n d knüpfte daran die Geschichte eines ähnlichen Falles, mit Lungenentzündung und Kindbettfieber gepaart, welcher unter homöopathischer Behandlung genas. Es war dabei vorzüglich Apis angewandt worden. In der Besprechung dieser Fälle wurde noch auf Arnica, Secale, Arsenik und Lachesis aufmerksam gemacht. 2. In der Nachgeburts-Periode. Der Thierarzt B ö h m in Gr.-Surany in Ungarn wurde, wie er in einem Artikel der Pop. Z. f. H. S. 95 des 5. Jahrganges sagt, in seiner langjährigen Praxis noch nie in die Nothwendigkeit versetzt, bei Verzögerung der Nachgeburt bei Stuten, die ma-

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nuelle Lösung vorzunehmen, da der Abgang derselben nach einigen Gaben Apis oder Pulsatilla, bei genügender Bewegung, nach einigen Tagen stets erfolgte. S. 121 des 7. Jahrganges derselben Zeitung bespricht derselbe Autor einen concreten Fall, wo ein allopathischer Kollege die manuelle Lösung der Nachgeburt für unerlässlich erklärte, wo aber eben durch Apis 3. (ohne Pulsatilla) die Lösung auf natürlichem Wege bewirkt wird, und die Stute gesund bleibt. 3. Fehlerhafte Beschaffenheit der Wehen. Apis 3. empfiehlt das P u h l m a n n ´ s c h e Lehrbuch der Hom. Therapie: „Bei grosser Spannung des Unterleibs und Empfindlichkeit desselben gegen Berührung, sehr schmerzhaften und unwirksamen Wehen, bei ausserhalb der Wehen fortdauernden Schmerzen, Hitze, Trockenheit und Empfindlichkeit des Muttermundes und der Scheide. Fieber mit kleinem härtlichen, zusammengezogenem Pulse.“ 4. Blutige Milch. D r . G r a f z u r L i p p e theilt (in der Versammlung der homöop. Aerzte Rheinlands und Westphalens zu Dormund, am 28. Juli 1860) mit, dass b l u t i g e M i l c h in den Brüsten ebenfalls eine Anzeige für die Anwendung von Apis abgebe (v . B ö n n i n g h a u s e n nennt bei der Gelegenheit Ipec. und Phosphor). Apis 3. empfiehlt das Lehrbuch der Hom. Ther., wenn in den ersten Schwangerschaftsmonaten Abortus droht, sowie bei h e f t i g e m S t e c h e n und B r e n n e n in den B r ü s t e n . H. Pathologische Vorgänge auf der Haut. Allgemeines. In erster Linie kommt hier der erysipelatöse Process im Allgemeinen in Betracht. Die engeren Indicationen fasst: „Das Lehrbuch der homöopathischen Therapie“ dahin zusammen: „Bei mässigem Erscheinungen und bei glatter Rose reicht man mit dem Gebrauche von Belladonna (3.) vollkommen aus. Sind heftigere Symptome vorhanden: starkes Pulsiren der Schläfearterien, bedeutender Kopfschmerz, Ohrensausen u. s. w., so ist Atropinum sulphuricum 5. vorzuziehen. Gelingt es hierdurch nicht, den Sturm zu beschwichtigen, sondern treten sogar D e p r e s s i o n s e r s c h e i n u n g e n ein, Schlummersucht mit Aufschrecken und Aufschreien aus dem Schlafe, oder nehmen die S c h l e i m h ä u t e an dem Krankheitsvorgange Theil, also bei Hitze und Trockenheit der Mund- und Rachenschleimhaut, so passt A p i s i n u m 3 ., falls die Geschwulst p r a l l und r o t h ist; ist sie bläulich oder gelblichroth oder mit kleinen Bläschen besetzt: Rhus toxicodendron. Ganz appart, also specifisch erscheint der Einfluss des Bienengiftes in geeignetem Präparat auf das W u n d -Erysipel, wie wir im Verlauf der klinischen Mittheilungen sehen werden. Denn bald verdankt dort das Erysipel seine Entstehung einem Insektenstich, bald einer Verbrühung, bald einer Verletzung bei Gelegenheit einer Sektion, bald der Verletzung beim Impfen, bald der regelrecht vorgenommenen Circumcision des Penis u. s. w. - Und tritt in einigen der genannten Fälle von

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Neuem die der Arnika- und Kampherwirkung vergleichbare Schutzkraft hervor, deren im Verlauf unserer Abhandlung wiederholt gedacht wird. Endlich erinnern wir an die vielleicht auch durch T r a u m a veranlassten und ebenfalls durch Apis geheilten zwei Fälle, deren wir bei Gelegenheit des Morbus Brightii gedachten. „Den einfachen Venenentzündungen, w i e s i e n a c h A d e r l ä s s e n m i t u n t e r a u f t r e t e n , entspricht in den häufigsten Fällen Arnica. Stellt sich dagegen r o s e n a r t i g e E n t z ü n d u n g d e r U m g e b u n g ein, so ist Apis 3. angezeigt“ (Arsenicum album 3. bei teigiger Geschwulst.) Klinik. 1. Gesichtsrose. N., 14 Jahre alt, bekam ohne wesentliche Ursache eine Gesichtsrose. Im Verlauf von 2 Tagen war das ganze Gesicht dunkelroth angeschwollen. Das Fieber mittelmässig, Schlaf mit leichten Delirien. Kopf- und Gesichtsschmerz, der mehr spannend war, mässig. Apis 3., alle Stunden 1 Tropfen. Nach 3 Tagen Abschuppung und gänzliches Wohlbefinden. 47

2. Y e l d a m heilte mit Apis sieben Fälle von E r y s i p e l a s , welche fast alle Kopfund Gesichts-(Blasen-Rose) betreffen und sich durch keine besonderen Erscheinungen auszeichnen. Es wurde gewöhnlich ½ - 1 Tropfen Apis 3. viertelstündlich gegeben, wodurch binnen 2 - 3 Tage das Uebel gehoben war. In den meisten Fällen war vor Apis schon Aconit und Belladonna gegeben worden. 3. Erysipelas post circumcisionem. Die ausführliche von K a f k a sen. mitgetheilte Krankengeschichte wolle man einsehen S. 108, Bd. 90 der A. H. Z. Für unsere Zwecke reicht es wohl aus, die Schlussworte der Beobachtung wiederzugeben. Dieser Fall, heisst es dort, ist für die Practicer beachtenswerth, weil kein ähnlicher bis jetzt in der homöopathischen Literatur aufgezeichnet und weil die Wirkung des Bienengiftes im W u n d e r y s i p e l eine so auffallende ist, dass schon nach der zweiten Gabe die vehementen Schmerzen sich minderten und die Entzündung mit Riesenschritten zum Weichen gelangte. Ich habe bisher weder von Belladonna noch von Arnica eine so schnelle Abnahme der Erscheinungen wahrgenommen. K a f k a liess nasse kalte (Eis-)Aufschläge machen, alle 5 Minuten wechselnd, und tröpfelte 4 Tropfen Apis 3. Dec. auf ein feines Zuckerpulver, welches er mit dem eigenen vorher gereinigten Finger etwa eine Viertelstunde verrieb. Davon jede Viertelstunde eine feine Prise.

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Allg. H. Z. Bd. 85, No. 19.

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4. Wasserschwülstiger Rothlauf des Kopfes. Bei einem achtjährigen Zugochsen des Gräfl. Käroly´schen Wirthschaftshofes Cajosmüve heilte Thierarzt B ö h m in Surány durch Apis 3. in Wechsel mit Belladonna 3. 48 5. Apis gegen Verbrennung. (Die Homöopathie in England. S. Allg. H. Z. Bd. 81, No. 23.) D r . U s h e r erzählt einen Fall, in welchem ein dreijähriger Knabe aus einem Theekessel siedendes Wasser verschluckt hatte. Athemnoth, Angst und Sinken der Kräfte stellten sich ein. Belladonna und Apis wurden abwechselnd alle 2 Stunden gegeben, und das Kind genas.

6. Anschwellung der Hand mit Rothlauf. D r . M u h r verletzte sich bei einer Section an der innern Fläche der linken Hand. Ueber Nacht schwoll die Hand bis zur Ellenbogenbeuge mit bläulicher Röthe sehr an und verursachte brennende Schmerzen. Apis 3., äuserlich Opium apium. Nach 2 Tagen waren Geschwulst und Schmerzen beseitigt.

7. Ein 2 Jahre altes Kind eines Klein-Bauern bekam nach der Impfung eine heftige Entzündung um die Impfpusteln; der Arm, ein Theil der Brust und die Achseldrüsen waren geschwollen. Es zeigte sich eine dunkle Röthe und eine wässerige schmerzlose Diarrhöe. Rhus 3 Tage ohne Erfolg. Apis heilte schnell. Die dunkle Röthe und die begleitende Diarrhöe führte D r . M u h r zu dem Gebrauch von Apis, wobei nach Verlauf von 6 Tagen gänzliche Genesung erfolgte. Derselbe erwähnt nun noch, dass ihm in seiner Eigenschaft als Todtenbeschauer zwei sehr ähnliche aber eben tödtlich verlaufene Fälle vorgekommen seien, die äusserlich mit Salben und Pflaster, innerlich mit Laxanzen behandelt worden waren. 49

Uebrigens nennt L u d l a m Apis unter den Mitteln gegen die einfache V a r i c e l l a selbst und C h a r g é unter den Mitteln gegen V a r i o l a . Uebele Folgen eines Fliegenstiches. Eigene Beobachtung. Am 23. Juli, zur Zeit der grössten Sommerhitze, suchte Frau T. ärztliche Hülfe nach, weil sie Tags vorher von einer Fliege gestochen worden war. - Trotz der Bestreichung der etwas geschwollenen Hand mit Salmiakgeist und trotz Auflegens von Arnika-Bäuschchen, wurde die Frau in der dritten Nacht ernstlich krank. Sie hatte Abends einen Schüttelforst gehabt, war ohnmächtig geworden, bekam heftiges Herzklopfen und konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie in der nächsten Minute sterben müsse. Gerade letzteres Phänomen ist zu charakteristisch für die Folgen schädlicher giftiger Insekten, namentlich der Biene und Wespe, als dass ich das ganze gegenwärtige Krankheitsbild hätte auf etwas anderes schieben mögen. Die Angehörigen der Patientin behaupteten nämlich, sie könne sich auch durch den Genuss zu frischen Brodes verdorben haben. Dazu kam aber nun noch, dass die Geschwulst der Hand sich inzwischen nicht allein nicht gesetzt, sondern zugenommen hatte. Bei der Dringlichkeit des Falles 48 49

Pop. Z. f. H. 15. Juli 1875. Ibidem.

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liess ich Bäuschchen von Kampfer-Spiritus aufschlagen, legte aber auch Werth darauf, innerlich Apis zu geben, welche homöopathisch am indicirtesten erschien. Denn, wie gesagt, nichts ist so den intensiven Vergiftungen durch Bienengift eigen, a l s d a s p l ö t z l i c h e G e f ü h l g r ö s s t e r H i n f ä l l i g k e i t b i s z u r O h n m a c h t , Blässe und Kälte der Haut, Erbrechen, Frost und stürmische Herzaction. Patientin bekommt also Apis 4., einige Tropfen in ½ Weinglas Wasser. Davon sollte sie im Wechsel mit Aconit 3. - ebenso zubereitet - stündlich einen Kaffeelöffel nehmen. Schon nach einigen Stunden trat Ruhe und Schlaf ein unter reichlichem Schweiss. Andern Tags war die Geschwulst kleiner, und nun konnte man auch die Stelle sehen, wo das Insekt, über dessen Natur einige Zweifel erlaubt sind, gestochen hatte.

9. A l b hatte bei Bienen- und Wespenstichen von Apis die besten Erfolge. 50 10. D r . K r i e g e r erwähnt (in der Vers. hom. Aerzte Rheinlands und Westphalens zu Dortmund am 26. Juli 1860) zuerst die überaus schnell heilende Wirkung von Apis bei Wanzenstichen. 11. Pustula maligna. Zwei Fälle von Pustula maligna in Folge von Fliegenstich gaben Anlass zu einer Parallele zwischen Allopathie und Homöopathie. Der allopathisch behandelte Patient wurde am Arm gestochen. Es folgte heftiges Fieber und starke Armgeschwulst, in welche mehrfache Einschnitte gemacht wurden. Dabei natürlich die entsprechenden Arzneien. Der Stich erfolgte vor sieben Wochen, allein es ist noch heute nicht besser. Der homöopathisch behandelte Mann wurde in die Unterlippe gestochen. Die Stichstelle wurde sofort schwarz. Die Lippen hart und dick. D r . B r i s k e n aus Arnsberg, der den Fall in der Versammlung homöopathischer Aerzte von Rheinland und Westphalen (25. August 1864) referirt, gab Apis 3. Nach 12 Stunden hatte sich die Geschwulst bedeutend vermehrt, der Hals war afficirt und das Schlingen unmöglich. Trotzdem liess er Apis fortbrauchen, worauf denn auch bald Besserung eintrat. Patient hat längst kein Fieber mehr und die Stichstelle ist bei guter Eiterung und gesunder Granulation der Heilung nahe, der Patient auf den Beinen.

12. Furunkel. D r . F i s c h e r - Berlin - behandelte einen Kutscher, welcher am Vorderarm einen stark entzündlichen dem Durchbruch nahen Furunkel zeigte von der Grösse eines Zweithalerstückes mit vielfachen Pfropfen abgestorbenen Bindegewebes, die sich unter der noch nicht preforirten Haut markirten. Sonnabend erhielt derselbe Apis 100. einige Kügelchen in Lösung und davon stündlich 1 Theelöffell voll. Montag war alles ausgeeitert, und zeigten sich gute Granulationen. 50

Bei dieser Gelegenheit rühmt M ü l l e r - Wien - die gute Wirkung von Arnika gegen Insektenstiche überhaupt, innerlich und äusserlich. G e r s t e l macht auf die Furunkel erzeugende Eigenschaft der Arnika aufmerksam, P o r g e s auf die Resorption befördernde. - Sitzungsbericht des Vereins homöop. Aerzte Oesterreichs vom 13. Oct. 1876. - Apis wiederum halt Furunkel h e i l e n d e Eigenschaft. S. Sitzungsbericht des Vereins hom. Aerzte Berlin, vom 15. Dec. 1875.

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D r . S u l z e r erklärte bei derselben Gelegenheit - Sitzung des Vereins hom. Aerzte in Berlin, am 15. Dec. 1975 - Apis für das beste Mittel bei F u r u n k e l und K a r b u n k e l , mit denen er in verschiedenen Fällen auffallend günstige Erfolge erzielte; er gab 03 - 04, 2 3stündlich 2 Tropfen. (M a y l ä n d e r hält neben Apis den Wein in grossen Gaben für ein treffliches Mittel in septikämischen Zuständen.) Aus den F i s c h e r - S u l z e r ´ s c h e n Beobachtungen und ähnlichen geht hervor, dass Apis mit Silicea auf eine Rangstufe gestellt werden darf, was den heilenden Einfluss auf Suppurationsprocesse, zumal mit dem Charakter der Zellgewebs-Gangrän betrifft. (S. auch D r . B a u m a n n ´s Heilung einer Angina faucium phlegmonosa).

13. Zellgewebsentzündung. Von. D r . M . E i d h e r r . - Aus dem klinisch-statistischen Bericht der k. k. homöopathischen Heilanstalt in der Leopoldstadt zu Wien über die Monate Juli bis December 1860. - 51 I. Krankheiten der Augen und ihrer Umgebung. Allgemeines. D r . V . M e y e r beobachtete besonders in denjenigen Augenleiden von Apis sehr gut Erfolge, wo die H a a r d r ü s e n der C i l i e n mit ergriffen waren, wie dies bei dem Ectropium, der Tylosis, dem Trachom und der Madarosis ciliorum der Fall ist. D i e s e E r k r a n k u n g d e r H a a r d r ü s e n und H a a r z w i e b e l n finden sich auch in der Prüfung, wo vom Ausfallen des Kopfhaars die Rede ist, zutreffend angedeutet. M e y e r bestätigte ferner die Erfahrung der Schweizer Homöopathen, dass nämlich in gewissen Fällen skrophulöser Ophthalmie Apis die Entzündung so gestaltet, dass nachher Sulphur (und Calcarea) das ganze Leiden rasch heilt52. Namentlich kennzeichnet solche Ophthalmien ein O e d e m der Lider, wie denn jede Complication von Augenaffectionen mit Lid-Erkrankungen die Aufmerksamkeit auf das Bienengift lenken würde. Bei dunkelrothen, umgestülpten, oder sackartig geschwollenen Lidern und wulstig aufgetriebener, rother Conjunctiva, w i e r o h e s F l e i s c h , giebt C l o t a r M ü l l e r Apis. 53 D r . W e l l ´s homöopath. Handbuch nennt gegen sie skrophulöse Augenentzündung nur wenige Mittel, unter diesen aber Apis 3. - 5. bei „äusserst heftiger 51

S. Allgem. Hom. Z. - Wir recapituliren aus dieser klinischen Beobachtung der Kürze wegen: „Unter dem Einfluss der jetzt angezeigten Apis wurde die Kranke ruhiger und die Delirien hörten auf; das Fussödem verlor sich, und der Puls wurde normaler. 52 D r . K r i e g e r sah namentlich die Lichtscheu und die Reizungserscheinungen weichen, sobald er die Cur mit Apis einleitete, die er nur einige Tage zu geben rathet. - S. auch Fall 10: Amaurose! 53 In der gemeinen c h r o n i s c h e n Blepharitis sind nach demselben Autor Graphit und Sublimat die Haupotmittel. Besteht das Leiden noch nicht sehr lange: Sulphur; bei gleichzeitiger Affection der Knochen: Calcarea und Silicea. B e l l a d o n n a : bei bedeutender schmerzhafter rothlaufartiger Geschwulst der Augenlider; R h u s t o x i c .: bei ödematöser Schwellung der Lider mit copiöser scharfer seröser Secretion, die die benachbarten Theile wund und geschwürig macht; H e p a r s u l p h . bei Bildung von grösseren furunkelartigen Blüthen in der Nähe der Augen und besonders auf dem Haarkopfe, sowie überhaupt bei bestehender Complication mit Tinea; P u l s a t i l l a bei vorzugsweiser Affection der Thränendrüsen und deren Canal mit abscessartiger Eiterung; S t a p h i s a g r i a bei trockener Röthe der Augenlid-Ränder mit harten Knötchen und Zerstörung der Haarzwiebeln.

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L i c h t s c h e u , mit stechenden Schmerzen und weissen entzündeten A u g e n l i d e r n “. Klinik. 1. Conjunctivitis catarrhalis. Von D r . P e r u t z in Teplitz. 54 Ein 5jähriges Mädchen litt seit einiger Zeit an einer durch Erkältung entstandenen katarrhalischen Entzündung der Augenlidbindehaut, die mit s e h r c o p i ö s e r S c h l e i m a b s o n d e r u n g v e r b u n d e n war, so dass die Augenlider des Morgens durch Massen zähen Schleims geschlossen waren und erst nach Abwaschen mit lauem Wasser geöffnet werden konnten. Die Conjunctiva palpebrarum war etwas aufgelockert, stark geröthtet, die Augenwinkel, sowie die Augenlidränder und Meibomschen Drüsen s e h r g e s c h w e l l t und empfindlich. Das Kind ist l i c h t s c h e u und klagt über fortwährendes J u c k e n und B r e n n e n im Auge. Apis 3. 2stündlich 2 Tropfen in einem Theelöffel Wasser, brachte schon am nächsten Tage eine sehr bedeutende Besserung; das Jucken und Brennen hatte aufgehört, die Röthe der Bindehaut war blässer geworden und die Schleimsecretion auf geringe Spuren reducirt. Am nächsten Tag hatten die Augen ganz ihr natürliches Aussehen wieder gewonnen, es war auch nicht die leiseste Spur des vorhergegangenen Leidens mehr sichtbar.

2. Conjunctivitis catarrhalis. Von D r . A . , S . S i g m a n n in Pressburg. H. Z. Bd. 62, No. 12. Eine Arbeiterin hatte sich in Folge von Erkältung obige Entzündung zugezogen, welche trotz der angewandten Zugpflaster, Blutegel und verschiedener Augenwässer schon volle 14 Tage mit derselben Heftigkeit fortdauerte. Conjunctiva beider Augen l e b h a f t g e r ö t h e t und a n g e s c h w o l l e n , über gewöhnliches Niveau hervorragend, ausserdem ist ein schleimig-eiteriges Secret an beiden Augen sichtbar. Lichtscheu, brennend klopfende, bei Bewegung der Augen besonders vermehrte Schmerzen, gestörtes Sehvermögen. Apis äusserlich und innerlich (10 Tropfen von der 3. Dilution in ½ Seidel Wasser und darin Leinwandläppchen getränkt und auf´s Auge gelegt). Einige Tage später begegnet die Frau dem Dr. S. ohne Lichtschirm und, abgesehen von einer geringen Röthung mit ziemlich reinen Augen.

3. Chronische Conjunctivitis bulbi et palpebrarum. Kathinka Bl. aus Frankfurt a. M., 15 Jahre alt, noch nicht menstruirt, leidet schon seit 1½ Jahren an chronischer Conjunctivitis bulbi et palpebrarum, die in Folge einer Ophthalmia aegyptiaca zurückgeblieben war. Anfangs in Frankfurt behandelt, suchte sie dann in der Augenheilanstalt Wiesbaden Hilfe, wo sie mit den verschiedensten äusseren Mitteln, aber ohne allen Erfolg behandelt wurde. Bei der Untersuchung (durch D r . K i r s c h sen. in Wiesbaden) zeigten sich beide Augen l i c h t s c h e u und g e s c h w o l l e n ; R ö t h u n g des B u l b u s und der A u g e n l i d e r ; T h r ä n e n der A u g e n ; S t e c h e n und K l o p f e n in denselben. Den 23. August erhält sie Aconit 30. und Ais 30. (jedes Medicament in 8 Esslöffeln voll Wasser, in je einem besonderen Gefäss umgerührt, und davon 3stündlich abwech-

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selnd einen Esslöffel voll). Den 30. August hatten sich die Augen gebessert, sowohl in Bezug auf Röthe, als auf Schmerzen. Aconit 6. und Apis 6. (wie oben). Vierzehn Tage gehörten nur noch dazu, um verschwinden zu sehen, was in anderthalb Jahren jeder ärztlichen Behandlung Widerstand geleistet hatte.

4. Augen-Blennorrhoe. Unerwartete und schnelle Heilung durch einen Bienenstich. D r . d e l P o z o erzählt in der spanischen Zeitschrift „Es siglo Medico“, dass ein Mann von 32 Jahren, der schon im Winter 1857 eine 7 Monate währende A u g e n e n t z ü n d u n g durchgemacht hatte, im März 1860 wieder davon ergriffen wurde, nachdem er sich längere Zeit einem kalten Nordwind ausgesetzt hatte. Beide Augen waren der Sitz einer reichlichen S c h l e i m a b s o n d e r u n g . Verschiedene adstringirende Augenwässer, Salben, Fussbäder, Sinapismen, Abführmittel u. s. w. u. s. w. - alles war vergeblich, und der Kranke hatte sich schon ganz in die Unheilbarkeit seines Leidens gefunden, als er am 23. Juli von einer Biene an der äussern Seite der Augenbrauen (links) stark gestochen wurde, sofort schwoll die Stelle an. Allein andern Tags beim Aufstehen war der Kranke angenehm überrascht, dass es das linke Auge öffnen konnte, ohne durch das Licht incommodirt zu werden und ohne die purulente Absonderung zu fühlen. Von der Vermuthung ausgehend, dass er die Heilung dem Bienenstich zu verdanken habe, liess er sich nach? 55 Tagen noch einmal stechen und zwar in der unteren Partie der Stirn, rechts. Die Folge war ein ganz ähnliches Heilresultat, wie auf dem andern Auge. 56

5. Hornhaut-Entzündung. D r . J o u s s e t theilt in der Sitzung des homöopath. Vereins Frankreichs, vom 10. Oktober 1876, mit, dass er zahlreiche Keratiten mit Ipecac. in niederer Verreibung u n d A p i s behandelt habe. Das letzte Jahr aber sei es ihm zweimal vorgekommen, dass die Heilung nicht gelang. So bei einer Dame, die schon einmal geheilt worden war. Hier bildete sich ein Fleck und so noch zwei andere Fälle. Während nun Apis mellifica versagte, gelang die Cur mit A p i u m v i v u s , d. h. dem in Milchzucker verriebenen b l o s s e n Gift der Biene. (Also unser A p i s i n !) Auch aus dem P u h l m a n n ´schen Lehrbuch der hom. Therapie erhellt die specifische arzneiliche Einwirkung von Apisin oder Apis auf die H o r n h a u t . Und zwar ist es das s. g. H o r n h a u t e x a n t h e m , eine häufige Begleiterscheinung der Skrophulose, gegen welches das Mittel empfohlen wird, während die Keratitis vasculosa, ebenso wie die parenchymatöse Hornhautentzündung, andere Heilagentien erhei-

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Nicht lesbar D r . H e n r y A n g e l l , Professor der Ophthalmologe an der medicinischen Schule zu Boston, Augen Operateur des Homöopathischen Krankenhauses von Massachusetts, dessen klassischem (in vierter Auflage erschienenen) Werke über Augenkrankheiten wir obige Mittheilung entnehmen, bemerkt hierzu: „D r . J o u s s e t heilte ein junges skrophulöses Mädchen vollständig, welche von einer Hornhautentzündung mit Geschwürsbildung und ausgedehnter Infiltration der Cornea seit 3 Jahren befallen war und ohne Erfolg der Reihe nach von Liebreich, Wecker u. a. behandelt worden war. Dieses Kind, welches so weit gekommen war, dass es nur noch Tag und Nacht unterscheiden konnte, hat heute wieder ein ausgezeichnetes Sehvermögen, und seine Hornhaut ist vollständig von jedem weissen Fleck befreit; man muss sehr nahe hinsehen, um, die kleinen narbigen Facetten wahrzunehmen, die einzigen Zeichen des früheren schweren Uebels, w e l c h e s d u r c h a l l e i n i g e A n w e n d u n g v o n A i s m e l l i f i c a b e s e i t i g t w o r d e n ist.

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schen 57. Das Hirnhaut-Exanthem charakterisirt Verf. als eine Bläschenbildung, die in milderen Fällen mit Hinterlassung einer Trübung heilt, während im schwereren die Hornhaut perforirt werden kann. Neben Apis begegnen wir Hep. sulph. calc., was schon einmal der Fall war, nämlich beim parenchymatösen Morbus Brightii. (Der vasculären Hornhautentzündung sowie dem skrophulösen Gefässbändchen - Herpes conjunctiva bulbi - entspricht Acidum nitri und Hepar mehr, als Apis.) Auch unter den Mitteln gegen das A u g e n f e l l (Pannus, richtiger Pterygium) zählt das Lehrbuch Apis 3. auf (neben Sulphur, Hepar s. c., Calc. c., Baryt. c., Euphrasia, Cannab. und Conium). Endlich soll gegen S t a p h y l o m e (Narbenstaphylome) und H o r n h a u t f l e c k e Apis sich nützlich erweisen. Gegen H y p o p i o n und I r i t i s B r i g h t i c a wird derselben noch Erwähnung geschehen. 6. Acute ulcerirende Hornhautentzündung. Charles G., 7 J. alt, lymphatischer Constitution, mit Narben am Hals von einem früheren impetiginösen Ausschlage. Ophthalmie seit 8 Tagen; Geschwür mitten auf der Cornea, von dreieckigen, von der Conjunctiva ausgehenden Gefässsträngen umgeben; Lichtscheu; Thränen; brennender Schmerz. Am 29. Dec. 1878 Apis mellif. 6. Gtt. 1. - Am 5. Januar bedeutende Abnahme aller subjectiven Symptome; das Geschwür auf der Cornea noch von demselben Aussehen, Conjunctiva weniger injicirt. - Apis 30. 19. Januar vollständige Heilung. 58

Anmerkung. Gegen die gefürchtete Ophthalmia neonatorum haben wir Apis noch nicht benutzen sehen, zweifeln indessen keinen Augenblick, dass die innerliche und äusserliche Anwendung des Bienengiftes von Erfolg begleitet sein würde, schon wegen der in therapeutischer Beziehung grossen Aehnlichkeit des Mittels mit dem Quecksilber, speciell mit Merc. bichlor. corros.; so gegenüber der Diphtheritis, den dysenterischen Durchfällen, vielen skrophulösem Affectionen u. s. w. 7. Staphylom. Marie Häusler aus W., 13 Jahre alt, von skrophulösem Habitus, erscheint mit einem Hornhaut-Staphylom, welches so gross ist, dass es die Augenlider beim Schliessen nicht bedecken. Der Specialarzt Dr. St. hatte die Kranke volle 4 Monate allopathisch behandelt und jetzt für unheilbar erklärt. Die ganze Zeit (seit einem Jahre) hatte kein Mittel die Ausbildung der Krankheit zurückgehalten. Sie nimmt nun Apis mellif. 3., viermal täglich 4 Tropfen in Wasser. Nach 3 Wochen konnten die Lider das Staphylom bedecken, in 10 Wochen war vollkommene Heilung erreicht. Auch die seitdem sichtbar gewordenen zwei Hornhautflecke waren in ½ Jahre ganz verschwunden. Das Mädchen sieht vollkommen gut, hat seitdem nie wieder ein Augenleiden gehabt, obgleich 8 Jahre vergangen sind.

Seit jener Zeit hat derselbe Autor noch zwei Fälle, einen bei einer 32 Jahre alten Bäuerin und einen bei einem 9 Jahre alten Knaben vollständig geheilt. Beide 57

Nach G l . M ü l l e r ´ s Erfahrung ist M e r c u r . s o l u b . das Mittel, welches eine ganz entschiedene Wirkung auf die H o r n h a u t zeigt und deren Entzündungs-, Ulcerations- und Trübungsprocesse mehr, als irgend ein anderes Mittel, zur Heilung zu bringen vermag. 58 Klinische Fälle aus dem Dispensaire homoeop. d. Saint-Laurent in Paris.

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Fälle waren noch nicht so weit, als der erste Fall, entwickelt. Es kam auch hier Apis 3. und 6. verd. in Anwendung. 59 8. Gichtische Augenentzündung. Hypopion. N., 56 Jahre alt, Köchin, bekam eine g i c h t i s c h e Augenentzündung mit einem Hypopion rechts. Sehr grosse Lichtscheu, heftiges Stechen im Auge und der ganzen Umgebung des Auges, besonders Nachts. Spigelia durch drei Tage fruchtlos, freilich wurde die gehörige Ruhe nicht beobachtet. Apis 3., alle 4 Stunden 1 Gran. Heilte binnen 8 tagen das Auge ganz rein. 60

9. Apis gegen Augenentzündung. durch Einwirkung ungelöschten Kalks. Einem Knaben war ungelöschter Kalk in die Augen geworfen worden. Sie sind ausserordentlich schmerzhaft und geschwollen. Auswaschen der Augen mit verdünntem Essig. Apis innerlich und äusserlich heilte völlig bis zum nächsten Morgen. 61

Sechs Fälle von Conjunctivitis, von denen zwei Erwachsene betrafen, heilte Dr. Y e l d a m . Bald waren es mehr erysipelatöse Erscheinungen, bald mehr s k r o p h u l ö s e , welche diese Conjunctiva-Entzündungen charakterisiren. In allen wurde durch Apis 3., täglich 2 - 3 Mal - bei den chronischen Formen auch öfters in Kügelchen - das Uebel wundervoll gehoben. Y e l d a m ist der Ansicht, dass Apis bei Erysipelas und skrophulöser Ophthalmie noch Belladonna übertreffe. 10. Apis gegen Lupus des Augenlides. Den 18. Oktober 1860 erschien in der Leipziger Homöopathischen Berathungs-Anstalt der 37 Jahre alte Gottfried Lugenheim aus Wurzen wegen eines ziemlich 18 Monate bestehenden Augenleidens. Sein ganzes Aussehen bietet das Prototyp eines echt skrophulösen Individuums. In seinen Kinderjahren hat er häufig an Anschwellung der Halsdrüsen gelitten, ausserdem die Masern überstanden. Erst vor 5 Jahren wurde er von einer Intermittens quotid. duplex befallen, die trotz der starken und häufigen Gaben Chinin volle 22 Wochen andauerte. Seit dieser Zeit wurde er häufig von klopfenden Schmerzen im Kopf, Reissen in Brust und Rücken und rheumatischer Lähmigkeit der Extremitäten, besonders in den Schultergelenken geplagt. Diese Schmerzen verschwanden erst, als das Augenleiden begann. Im März 1859 nämlich bemerkte Patient zuerst am unteren Lide des linken Auges, nahe dem inneren Augenwinkel, eine kleine warzenartige Geschwulst, die, nach und nach sich vergrössernd, endlich in Eiterung überging und durch die abfliessende Flüssigkeit die umliegenden Theile stark corrodirte. Patient wendete sich nun an einen Batallions-arzt in Wurzen, unter dessen blos örtlicher Behandlung aber die Verschwärungen immer weiter um sich griffen. Da der Kranke dies bemerkte, begab er sich am 16. Mai in die Ruete´sche Augenheilanstalt, wo indessen ebenfalls trotz der angewendeten Augenwässer, Ueberschläge, Aetzungen und innerlichen Arzneien das Leiden bis zum 16. Januar, also nach 8 Monaten, nicht den geringsten Fortschritt zur Besserung gemacht hatte. Am genannten Tage wurde Patient in die chirurgische Abtheilung des Jacobshospitals transferirt. Nach einem achtwöchentlichen Aufenthalt daselbst verliess er zwar das Hospital etwas gebessert, er wurde aber zur nothwendigen Fortsetzung des Behandlung in die mit dem chirurgischen Spital 59

Florian S i r s c h . Schönberg i. Mähren Allgem. Hom. Z. Bd. 89, Nr. 19. 61 North. Amerik. Journal Nr. 86. 245. Deschère. Andere empfehlen in solchen Fällen, das Auge mit kaltem concentrirtem Zuckerwasser auszuwaschen. 60

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verbundene chirurgische Poliklinik beschieden, wo man ihn so wacker ätzte, dass das Leiden wieder seine frühere Ausdehnung gewann. Dieser Behandlung überdrüssig, kam denn Patient zur genannten Zeit in die homöopathische Poliklinik. D r . V . M e y e r fand nun das ganze untere linke Augenlid von der Epidermis entblösst, stark geschwollen und geröthet, theilweise nach aussen umgestülpt, mit jauchigem, übelriechendem Eiter bedeckt, an mehreren Stelen von der Eiterung so tief ergriffen, dass der Substanzverlust nicht unbedeutend war; hier und da kleine, breite, abgeplattete, mehr weich anzufühlende Tuberkeln, die mit kleinen festaufsitzenden Krusten bedeckt waren, unter denen etwas gelblicher, corrodirender Ichor hervorsickerte. Die Cilien, besonders des unteren Lides, waren ausgefallen; die Conjunctiva bulbi stark injicirt; die Cornea leicht getrübt, das Sehvermögen theils hierdurch, theils durch das viele Thränen und die vorhandene Lichtscheu etwas beeinträchtigt. Dabei klagt Patient über fressende Schmerzen in dem afficirten Lide, die den Nachtschlaf häufig stören. Gleichzeitig war der linke Nasenflügel etwas geschwollen und geröthet und aus der Nasenhöhle derselben Seite tröpfelte etwas jauchiger Eiter. Ebenso war Mundgestank vorhanden. Die Fauces waren ebenfalls wahrscheinlich in Folge des zeitweiligen Abfliessens des Ichors durch die hinteren Choanen, in einem entzündlichen Zustande, wodurch beim Trinken Schlingbeschwerden und häufiges Verschlucken entstanden. Im Allgemeinen war der Kranke sehr geschwächt, doch waren die übrigen Functionen normal. D r . M e y e r diagnosticiert einen L u p u s p a l p e b r a e i n f e r i o r i s s i n i s t r a e , wofür die Affection auch im Spital angesprochen worden war. Vor einer Verwechslung mit Epithelialkrebs schützte der Umstand, dass keinerlei wirkliche Verhärtungen des Zellgewebes sich darboten und die Zerstörungen verhältnissmässig langsam vorgeschritten waren. Unter den hier hauptsächlich in die Wahl fallenden Arzneien, wie Ars., Acid. nitri, Staphys., Posph., Silicea etc. entschied sich M. für A p i s m e l l i f i c a und verordnete dieselbe in der 4. Cent. Verd., früh und Abends 2 Tropfen zu nehmen. Aeusserlich empfahl er nur Waschungen mit lauem Wasser und Bedeckung des Lides mit feiner Charpie. Schon als Patient nach 5 Tagen wiederkam, wollte ihm das Aussehen des Auges etwas gebessert erscheinen, wie auch nach dem Referate des Kranken die Schmerzen im Lide etwas geringer geworden waren. Am 1. November sprach sich die Besserung schon weit entschiedener aus. Mehrere Stellen waren bereits vernarbt, der Eiter hatte eine bessere Farbe und Consistenz angenommen, die Lichtscheu war etwas geringer, die Schmerzen hatten ganz aufgehört, so dass Patient die letzten Nächte ungestört geschlafen hatte, die Schlingbeschwerden waren, obgleich die Rachenwand noch etwas geröthet war, vollständig geschwunden; der Mundgeruch weniger auffallend. Es wird mit Apis 4. fortgefahren. 26. November war Alles bis auf 2 kleine Stellen, die noch etwas Feuchtigkeit absonderten, vernarbt, sonst war das Lid trocken geworden, und hier und da begann bereits wieder die Epidermisbildung. Der früher stark nach aussen gewulstete Lidrand war wieder ziemlich zur Norm zurückgekehrt; die Conjunctiva war nur noch wenig injicirt, die Fauces gar nicht mehr geröthet, die Photophobie gänzlich geschwunden, nur schien der Thränenkanal etwas verstopft. Das Allgemeinbefinden und der Muth des Patienten hatten sich merklich gehoben. Apis 30., jeden dritten Tag einige Kügelchen. Am 18. Januar, also nach einer nur dreimonatlichen Behandlung, während welcher kein anderes Mittel als das Bienengift angewendet worden war., erschien das Auge vollständig geheilt, so dass ausser der etwas dunkleren Färbung der das Auge umgebenden Haut und einer unbedeutenden Verkleinerung des Auges selbst, kaum noch eine Spur des früheren Leidens zu bemerken war. Zwar brach etwas später der Lupus am linken Nasenflügel wieder aus, woran der Patient poliklinisch noch behandelt wurde, allein das Auge ist vollständig frei geblieben.

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11. Beginnende Catarakt. Eine Frau in vorgerückteren Jahren litt an den Augen, sah allerlei Phantome, so dass man beginnende Catarakt-Bildung diagnosticiren konnte. Zuweilen gesellte sich, namentlich Nachts, eine ungemeine S c h w e r e d e r L i d e r hinzu; Unvermögen, diese zu öffnen, mit sehr heftigen Schmerzen, die erst nachliessen, s o b a l d e i n S t r o m v o n T h r ä n e n d e n A g e n e n t q u o l l . Sie behauptet gegen diese Zufälle in Apis eine zuverlässige Hilfe zu haben, indem sich das Mittel nun schon wiederholt bewährt habe. 62

12. Amaurose. 63 Wenn auch in diesem Falle Apis allein den Heilungsakt nicht vollzog, sondern in Gemeinschaft mit Belladonna und Sulphur, so bewirkte sie doch unzweifelhaft den ersten Impuls zur Befindens-Aenderung. Es gehört der Fall ausserdem zu denjenigen, wo Apis die Krankheit unter deutlichen Haut-Krisen zu heilen bestrebt war. Im Verlaufe dieser Abhandlung wurden zwei andere Heilungen (die eine betraf auch das Auge, und war dort ebenfalls von gänzlicher Erblindung die Rede) zur Sprache gebracht, wobei krätzartige Exantheme der Besserung auf den Fuss folgten. Hautkrisen sind in solchen Fällen keine Seltenheiten. Es sei hier einer anderen Heilung von Amaurose auf homöopathischem Wege - und durch Phosphor - gedacht. (S. S. 188 des 92. Bandes der Allg. Hom. Z.) In jenem Falle war von Prof. Gräfe in Halle die bestehende Blindheit auf Veränderungen des Sehnerven selbst zurückgeführt und für schwerlich rückbildungsfähig erklärt worden. D a s A u f t r e ten von impetiginösen grindigen Exsudaten längs der Ciliarr ä n d e r b e i d e r A u g e n l i d e r l e i t e t e d i e H e i l u n g e i n . „Sobald diese Absonderungen bemerkbar wurden, hatte auch eine Aufhellung der Augen, eine Wiederkehr der Lichtempfindung stattgefunden.“ Anmerkung. Es unterliegt für mich keinem Zweifel, dass Apis, welche zu dem Auge so wichtige Heilbeziehungen aufzuweisen hat, auch Affectionen des G e h ö r - und G e s c h m a c k s o r g a n e (Zunge) zu heilen vermag. Es ist wiederholt im Verlaufe unserer Abhandlung hingewiesen worden auf den Einfluss des Bienengiftes auf das Haut-, Schleimhaut-, Nerven- und Muskelsystem im Allgemeinen. Trotzdem fehlt es fast gänzlich an klinischen Beiträgen und Beobachtungen auf dem angedeuteten Gebiete. Ich erinnere mich nur einer vagen Empfehlung von Apis gegen S c h w e r h ö r i g k e i t (in einer kurzen Bemerkung unter Text ein einem Schweizer Blatte)64. Noch auffälliger erscheint das Fehlen von Heilungen bei ZungenAffectionen, wo Apis entschieden mächtig concurrirt mit Silicea und Aurum und schon seine frappanten physiologischen Zungen-Symptome (Anschwellung der Zunge nach Stichen in a n d e r e n Theilen) fordern immer und immer wieder auf, diese Concurrenz eingedenk zu bleiben. Einen Heilungsfall von Geschwür der Zun-

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P. Z. f. H. 8. Jahrg. No. 1. Allg. Hom. Z. 64 „Als ein Naturheilmittel gegen T a u b h e i t wird von verschiedenen erfahrenen Bienenzüchtern der B i e n e n s t i c h angegeben.“ 63

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ge mittelst Apis habe ich zwar s. Z. gebracht65, allein es wurde noch Silicea verabreicht, handelte sich also nicht um eine völlig reine Beobachtung. Dagegen schreibt unser Herr College S i r s c h in einem vom 26. Juni 1879 datirenden Briefe: „Eine Verhärtung in der Zunge (Knoten, wie eine kleine Haselnuss) heilte ich allein mit Apis (von 6. Verdünnung bis herab zur 3.) in sechs Wochen vollkommen.“ Andere empfahlen Apis überhaupt gegen Geschwulst, Entzündung Eiterung und Krebs der Zunge. Und D r . C h a r g é heilte Angina mit G e s c h w u l s t d e r Z u n g e und brennenden stechenden Schmerzen im Hals.

Catechismus. Worin besteht eine specielle Eigenschaft des Bienengiftes? In den wiederholt beobachteten Ausschlag erzeugenden Wirkungen am Schluss einer Heilung. Welcher Art ist dieses Exanthem? Es wird als k r ä t z a r t i g beschrieben66. Es tritt als Urticaria oder als Ekzem, oder Impetigo auf. Beispiele: eine vollständige Trübung der Cornea vor der Pupille schwand nach 6 Pulvern Apis 1., worauf ein s c a b i ö s e r Nackenausschlag erfolgte (das 1jährige Mädchen hatte früher wirklich an Krätze gelitten). - D r . B o l l e . Ein trockener sehr juckender krätzähnlicher Ausschlag auf der Haut fand sich bei einem an Hydrocephalus acutus leidenden durch Apis genesenden Kinde ein. - D r . F ö r s t e r - Welche andere Eigenthümlichkeit hat das Bienengift? Man hat beobachtet, dass ein und dieselbe Person wiederholt ungestraft gestochen worden ist, andere Male die schwersten selbst tödtliche Zufälle erlitt. Welche pathologischen Processe beeinflusst das Bienengift ganz speciell? Die E r y s i p e l e . Und wiederum welche Rothlaufsformen mit Vorliebe? Die nach t r a u m a t i s c h e r Ursache. Beispiele: K a f k a ´s Heilung eines Erysipelas post circumcisionem, Heilung der Impf-Erysipele und anderer so genannter Wunderysipele. Verletzungen bei einer Section; durch giftige Insekten. Auch andere Krankheiten nach Verletzung (nicht nur Rothlauf) hat Apis geheilt, z. B. solchen Morbus Brightii u. s. w. Welchem Mittel gleicht Apis gerade durch seine Heilkraft gegen über den F o l g e z u s t ä n d e n von Verletzung? Der Arnica.

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L´Homoeopathie militante 1878 Féor. p. 60. „Des Ulcérations de la langue. » Der Fall betraf eine 56 Jahre alt sehr magere Dame von zäher Constitution und förmlicher Lallomanie. Seit Jahren leidet sie am Magen und nimmt zu kohlensaurem Natron Zuflucht. Nach einem 14tägigen Vorläuferstadium (Frost, psychische und geistige Abspannung, Appetitlosigkeit, Schmerzen des Zahnfleisches, belegte Zunge) erscheint plötzlich am linken Zungenrand e i n e u l c e r ö s e S t e l l e von verdächtigem Aussehen. Das rasche Umsichgreifen liess Schlimmes vermuthen. Frau. v. L. klagt über sehr heftige, stechende, lancinirende Stiche in dieser stelle der Zunge. Früh war es schlimmer und am s c h l i m m s t e n b e i m S p r e c h e n . Nach Verlauf einiger Tage war der Substanzverlust der Art, dass eine grosse Erbse das Geschwür kaum ausgefüllt hätte. Der Grund desselben zeigte sich speckig. - 13. October. Merc. sol. 3. dreimal täglich; vermochte weitere deutliche Verschlimmerung nicht aufzuhalten. - 15. October. Apium virus (Apisin) 4. C. 3 Tropfen in 12 Löffel Wasser, und Silicea 12. im Wechsel. - 16. October Das Geschwür bessert sich merklich. Cont. - 21. October. Grosse Besserung. Nimmt jetzt Silicea allein, alle 4 Stunden. - 25. October. findet man an Stelle des Geschwürs eine leichte Fissur kaum so gross, um den Kopf einer kleinen Stecknadel hineinzupassen. - 27. October. Vollkommene Heilung. Auch entsprechend gutes Allgemeinbefinden. 66 Von Bienen Gestochene empfinden heftiges Jucken und Brennen. Von einem solchen Patienten heisst es im Verlaufe unserer Abhandlung, dass er nicht fertig werden konnte mit Kratzen.

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Ausser dem Rothlaufprocess kommen besonders noch welche Krankheitsvorgänge in Betracht? Die w a s s e r s ü c h t i g e n (Hydrops). Beispiele: Apis heilte wiederholt Hydrocephalus acutus, Ascites, EierstocksWassersucht, Hydrothorax. Also überall, wo Erysipelas oder Oedem (zumal acut) auftritt, denke man an Apis. F u r u n k e l bildungen. Karbunkel. Die S k r o p h u l o s e . Beispiel: Die von Apis geheilten Augenkranken. Welche Mittel sehen wir die Apis - Wirkung ergänzen? Mercur, Silicea, Mezereum, Lachesis, Sulphur, Aurum, Kali carb., Rhus tox., Natrum muriaticum, Arsen, Acidum nitri, Belladonna. Oertlich specifisch zeigt sich das Bienengift wo? Bei Erkrankungen der L i d e r und H o r n h a u t (Staphylom), der Zunge, der E i e r s t ö c k e (einfache Ovarialcyste); der N i e r e n (Morb. Brightii). Welche a n a t o m i s c h e n S y s t e m e dürfen als specifische Apis - Correlate aufgefasst werden? Das H a u t - u n d S c h l e i m h a u t system. Das D r ü s e n - u n d M u s k e l system, fibröses und synoviales Gewebe (Mayländer´s „katarrhalische Synovitiden“); Knochengewebe (Osteomyelitis); endlich auch noch das N e r v e n s y s t e m . Von den D r ü s e n sind zu nennen? Die L e b e r , die N i e r e n , die H a a r d r ü s e n (der Cilien), die S c h i l d d r ü s e (Kropf), aber auch die M i l z , wie aus der Hilfe von Apis gegen Wechselfieber hervorgeht. Wodurch ist das Apis-Wechselfieber charakterisirt? Durch den f e h l e n d e n S c h w e i s s . Welches G e s c h l e c h t zeigt sich für die Heilwirkung de Bienengifts zugänglicher? Das w e i b l i c h e Geschlecht. Welches Alter? Das k i n d l i c h e Alter. Unter den Frauen? Die dem W i t t w e n t h u m Verfallenen. Ist zwischen Apis und Apisin ein Unterschied? Bei Hornhaut-Erkrankungen soll Apisin (das Präparat aus dem Gift allein) den Vorzug bedienen. Ist Apis s c h m e r z s t i l l e n d ? Abgesehen von den rheumatisch-gichtischen Schmerzen im acuten Gelenkrheumatismus, bei Coccygodynie, in Fällen von Gastralgie und von Migraine, von Tenesmus beim Blasen- und Harnröhrencatarrh, sind es besonders die Furunkel und Karbunkel begleitenden Schmerzen, welche Apis beschwichtigt67. (Aufhören rheumatischer Schmerzen nach dem Stich der Biene!) Welches therapeutische Symptom hat Apis mit Graphit gemein? Die ptosisartige Schwere der Lider. Welche Gabe verdient den Vorzug? Verschlimmerungszeit? Abends und Nachts, durch die Zimmerwärme. 67

Eine Verwundung durch stechende Bienen hatte das Auftreten eines aussergewöhnlich grossen Karbunkels auf dem Rücken zur Folge. (S. Fall 10 der Pathogenese.)

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Am häufigsten sehen wir niedere Gaben anwenden, also würde etwa die dritte oder vierte Verdünnung durchschnittlich die geeignetste sein.

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Anhang. Dr. J. Kafka´s therapeutische Erfahrungen über das Bienengift. Geehrteste Herr Collega! Ihrer geschätzten Aufforderung, Ihnen meine Selbsterfahrungen über Apis mellifica zum Behufe der Vervollkommnung Ihrer in der Herausgabe begriffenen Monographie über dieses Arzneimittel bekannt zu geben, komme ich hiermit bereitwilligst nach. Seit nahezu 20 Jahren, seitdem nämlich die klinischen Erfahrungen über das Bienengift von D r . C . W . W o l f , damaligem Kreisphysikus in Berlin, erschienen sind, habe ich zahlreiche und vielfältige Versuche mit Apis 3. - 6. Dec. sowohl am Krankenbette, als auch in der H a u s p r a x i s unternommen, habe sorgfältigst die von Anderen gemachten Beobachtungen geprüft, habe so viel wie möglich nachexperimentiert, und bin danach in der Lage, Ihnen das Résumé meiner Erfahrungen aphoristisch mitzutheilen. Ich habe diese Form gewählt, weil sie für den Praktiker am wenigsten zeitraubend ist, weil sie von vagen Theorien sich fern hält und eine leichte Uebersicht über die verschiedenen Wirkungen darbietet. Nach meiner Ueberzeugung ist Apis kein Polychrest! Es verändert die Constitutionsverhältnisse beinahe gar nicht, es alterirt die Cirkulations-, Respirations- und Verdauungsapparate nicht wesentlich, es afficirt das Sensorium, die Harn- und Geschlechtsorgane nur wenig, die Bewegungs-, Gelenks- und Bänderapparate nur mittelbar, d. h. durch Fortpflanzung der Entzündung von der äusseren Haut auf die von derselben bedeckten Organen. Hingegen ist die Einwirkung des Bienengiftes eine entschiedene auf die ä u s s e r e H a u t , auf d i e S c h l e i m h ä u t e , auf d i e s e r ö s e n G e b i l d e und auf die Drüsen. Unter den Krankheiten der äusseren Haut ist das glatte Erysipel in erster Reihe zu nennen, welches für die Einwirkung des in Rede stehenden Mittels besonders zugänglich ist. Ich kann jedoch die Bemerkung nicht unterdrücken, welche auch schon E i d h e r r vor 2 Jahren machte, dass der intensive, mehr ausgebreitete und mit heftigem Fieber und Gehirnerscheinungen auftretenden Rothlauf auf Belladonna schneller und sicherer weicht, und dass Apis mehr für leichtere oder auch für solche Rothlaufformen passt, welche in Folge von Verwundungen und Quetschungen entstehen. Bei bereits eingetretener Entzündung der Lymphgefässe milderen Grades habe ich Apis mit Erfolg angewendet; bei höheren Graden der Lymphangioïtis sind Bellad. und Merc. wirksamer. Bei wanderndem Erysipel sah ich von Apis keine so entschiedene Wirkung, wie von Hepar calc. oder Sulphur. Beim Blasenrothlauf wirkt Rhus toxic. viel sicherer. Beim chronischen Erysipel leistet Apis sehr wenig, hingegen bringt Hep. calc. eine schnelle und nachhaltige Heilung zu Stande. Beim sekundären Erysipel, insbesondere nach Eiteraufsaugung, wie z. B. bei sich senkenden oder bei nicht rechtzeitig geöffneten Abscessen hat mir Apis einmal gute Dienste geleistet. Das Erythem verliert sich auf die Anwendung des Bienengiftes, aber es verschwindet auch häufig von selbst, d. h. wenn gar nichts gebraucht wird. Die akuten Zellgewebsentzündungen, gleichviel ob sie subkutan oder submukös auftreten, wenn sie nicht mit sehr heftigen Fiebererscheinungen, intensiver Röthe und bedeutender Sklerose verbunden sind, sind für Apis zugänglich. Jene Zellgewebsentzündungen, welche die Ostitis und Periostitis begleiten, weichen

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auch häufig der Anwendung dieses Mittels, wenn sie nicht auf specifischer Basis beruhen, sondern in Folge von Erkältung oder Durchnässung entstanden sind. Auch die Zellgewebsinfiltration im Verlaufe der Furunkeln, ja selbst der Karbunkeln, selbst wenn sie tief in die Cutis sich einsenken, pflegen sich auf Apis zu bessern. Jedoch bei hohen, intensiven Graden der Zellgewebsentzündungen und Infiltrationen sind Belladonna, Mercur und Hep. calc. vorzuziehen. Im Verlaufe des Scharlachs, als Hautentzündung betrachtet, ist Apis im Stande, dieselbe einigermassen zu mildern, die Schlundbeschwerden zu mässigen und die gleichzeitige Erregung des Gehirns zu kalmirn. Die Erfolge bei Croup und Diphtheritis, so wie der Scharlachwassersucht werde ich weiter unten besprechen. Beim akuten Ekzem leistet stets Mercur bessere und verlässlichere Dienste, als Apis. Bei fieberhaften Zuständen in Folge von Durchnässung oder nass-kalter Luft ist stets Aconit dem Bienengifte vorzuziehen. Bei rheumatischen und katarrhalischen Affektionen in Folge der Einwirkung von Nässe sind Dulcamara und Rhus hilfreicher. Bei leichteren Graden der Gaumen-, Zahnfleisch- und Zungenentzündung war ich mit der Wirkung dieses Mittels zufrieden; bei höheren Graden derselben sind Belladonna und Mercur wichtiger. Die Entzündung der Rachenschleimhaut, solange auf derselben keine croupöse oder diphtheritische Ablagerung sichtbar wird, gehört in den Wirkungskreis von Apis, auch wenn die Schlingbeschwerden sehr gross sind, und die Röthe der Schleimhaut eine sehr intensive ist. Sind zugleich die Tonsillen entzündet, bedeutend angeschwollen und der Schlund verengt, so verdienen Belladonna und Mercur unbedingt den Vorzug. Sobald croupöse oder diphtheritische Exsudate bemerkbar sind, wie z. B. im Verlaufe des Scharlachs, oder nach der Einwirkung scharfer Winde oder nach der Aufnahme eines Contagums ist Apis allein nicht ausreichend, sondern es muss unverzüglich von Mercurpräparaten Gebrauch gemacht werden, unter welchen bei croupösen Auflagerungen Merc. solub. und Merc. bijoduret., bei diphtheritischen jedoch Merc. cyanat. oder Sublimat den Vorzug verdienen. Ich bin am Krankenbette ein entschiedener Gegner der Identificirung des croupösen und diphtheritischen Processes, indem ich vollkommen überzeugt bin, dass selbst am Leichentisch bedeutende Differenzen zwischen Croup und Diphtheritis des Rachens obwalten. Hält man, so wie ich, am Dualismus fest, worüber ich in meiner Therapie mich hinreichen ausgesprochen habe, so wird man nicht so leicht bei der Anwendung der einschlägigen Mittel in Verlegenheit gerathen. Nur die Identificirung des Croups mit der Diphtheritis ist daran schuld, dass von Einem ein Mittel als hilfreich proklamirt und angepriesen, von dem Anderen jedoch dasselbe als absolut unwirksam gefunden und verworfen wird. Ich bin fest überzeugt, dass der Rachencroup in der Mehrzahl der Fälle gar nicht gefährlich, ja sogar rasch zu beheben ist; dass jene Aerzte, welche das croupöse Exsudat für ein diphtheritisches halten und erklären, nie eine rechte Einsicht in der Wahl und Anwendung der Mittel haben, und dass die Angst und Besorgnis, die solche Aerzte über die betroffenen Familie bringen, sehr oft eine unnütze und übertriebene ist.

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Nur die wahre Diphtheritis ist oft ein gefährlicher, epidemisch auftretender und das Leben bedrohender Process, welcher jedoch unter der Hand des homöop. Arztes viel seltener tödtlich verläuft. Gestützt auf sehr zahlreiche Bobachtungen, behaupte ich, dass weder croupöse noch diphtheritische Entzündungen der Schlingorgane mit Apis allein schnell und dauernd zur Heilung gelangen, sondern dass zur Unterstützung dieses Mittels stets die Anwendung einer intensiver wirkenden Arznei, wie z. B. Mercur, oder Iod, oder Brom, oder Chin. arsenicos. nothwendig ist. Die Heiserkeit und der Schnupfen in Folge von Erkältung oder Durchnässung pflegen auf Apis rasch zu weichen, hingegen ist die Stimmlosigkeit in ihre höheren Graden diesem Mittel unzugänglich. Jene Schnupfenformen, welche mit häufiger Thränenabsonderung, Bronchial- oder Kehlkopfhusten, mit gastrischen Erscheinungen, Kopf- oder Gehirnsymptomen und mit allgemeiner Angegriffenheit (Grippe) auftreten, erfordern die Anwendung von Mercur, Pulsat., Nux vom., Bryon., Caust., etc. Auf die Augenschleimhaut hat Apis nur beim akuten Augenkatarrh eine günstige Einwirkung, wenn die Augenlider erysipelatös angeschwollen sind, die Temperatur sehr erhöht, die Conjunctiva palpebrarum oder auch des Bulbus hochroth, die Absonderung der Thränen und des eiterartigen Schleimes sehr vermehrt, die Augenspalte verkleinert und mehr oder weniger verklebt und die Einwirkung des Lichts unerträglich oder bis zur Lichtscheu entwickelt ist. Bei höheren Graden dieser Augenaffection, besonders, wenn die Entzündung auf den Bulbus oder auf die Cornea oder auf die Iris etc. sich erstreckt, sind Belladonna, Merc., Hep., Calc., Atrop. etc. vorzüglicher. Auch bei der skrophulösen Augenaffection ist Apis nur so lange wirksam, als keine Hornhautgeschwüre auftreten. Sobald diese sichtbar sind, ist Sulphur, Calc., Merc., Ars., Sil. etc. im Wechsel mit Apis anzuwenden. Beim Darmkatarrh, welcher mit heftigem Tenesmus auftritt und einer Erkältung oder Durchnässung zugeschrieben ist, leistet zuweilen Apis gute Dienste. Sobald jedoch die Leibschmerzen heftig werden, die Stühle sich sehr vermehren, der Stuhlgang unerträglich und die Absonderung blutig wird, ist Apis ungenügend, und die Anwendung von Bellad., Merc., Rhus., Pulsat. etc. erforderlich. Beim Blasen- und Harnröhrenkatarrh, wenn der Tenesmus ad mixtum gross ist, pflegt Apis die schmerzhaften Erscheinungen zu mildern. Bei der Gonorrhoe und beim Scheidenkatarrh hat mir dieses Mittel nichts geleistet. Unter den Krankheiten der serösen Gebilde sind es vorzüglich jene der Meningen und der Gehirnhöhlen, welche unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Sowohl die acute als auch die chronische Meningitis bessern sich auf Apis, solange die Erscheinungen mild sind und die Exsudation keinen bedeutenden Druck auf´s Gehirn ausübt. Sobald jedoch der Reizustand des Gehirns entweder in wilde und laute Delirien oder in Apathie oder in Sopor übergeht, das Bewusstsein immer mehr schwindet und auch die peripherischen Nerven unter der Form von Krämpfen verschiedener Art in den Vordergrund treten dann ist Apis zu schwach, und es ist nothwendig, dass zu anderen Mitteln, wie z. B. zu Bell., Atrop., Kali hydrojodic., Strammon., Hyoscyam., Ammon. carb., Opium etc, gegriffen wird. Bei der Pleuritis und Pericarditis, sowie beim Hydrothorax und beim Hydropericardium habe ich keine wesentliche Einwirkung von Apis beobachtet.

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Bei der Peritonitis verdient unstreitig Belladonna oder Opium den Vorzug eben so bei der Enteritis. Beim Erguss seröser Flüssigkeit in den Bauchfellraum in Folge von Erkältung oder Durchnässung wirkt Apis ziemlich günstig, jedoch nicht schneller, als Bryon., oder Rhus tox., oder Kali acetic. Bei der Ovariumcyste soll Apis gute Dienste leisten. Ich hatte bis jetzt keine Gelegenheit, mich hiervon zu überzeugen. Bei Hydrocele in Folge von Druck war ich mit der Wirkung dieses Mittels zufrieden. Auch die Drüsenkrankheiten gehören in den Wirkungskreis des Bienengiftes; namentlich die entzündlichen Affektionen der Tonsillen und der Lymphdrüsen, der Brust- oder Milchdrüsen der Ovarien, der Hoden und endlich der Nieren. In der einfachen, katarrhalischen Tonsillitis, auch wenn die Mandeln sehr angeschwollen, die Schlingbeschwerden sehr gross sind, der Isthmus faucium sehr verengt und die Schleimhaut des Schlundes sehr intensiv geröthet erscheint, ist die Apiswirkung ziemlich verlässlich. Sobald jedoch Kopfschmerzen und sogar Delirien eintreten und die Schlingbeschwerden so gross werden, dass die Schlundspalte wie geschlossen erscheint und die Flüssigkeiten durch die Nasenlöcher zurückfliessen, ist Bellad. oder Atropin. wichtiger und hilfreicher. Wenn in den entzündeten, sehr geschwellten und hart sich anfühlenden Halsmandeln klopfende Schmerzen entstehen und dieselben von Schüttelfrost oder Schauer begleitet sind, dann bildet sich ein Abscess, in welchem Falle Mercur oder He. calc. nebst warmen Fomentationen angezeigt sind. Es dauert oft 6 - 7 Tage, bis der Abscess zum Durchbruch gelangt; bei sehr beängstigten oder ungeduldigen Kranken kann man denselben künstlich eröffnen lassen. Zur Nachkur der verhärteten und vergrösserten Tonsillen kann man wieder von Apis mit Erfolg Gebrauch machen. Gegen die Anschwellung oder Verhärtung der Schilddrüse habe ich von diesem Mittel keinen Erfolg gesehen. Die strang- oder rosenkranzartig vergrösserten und verhärteten Hals- und Nackendrüsen weichen auf Apis nicht, sondern sie erfordern die Anwendung von Baryt. carb. oder von Calc. jodata. Die entzündete Brustdrüse während des Stillens ist im Entstehen der Apiswirkung zugänglich. Sobald jedoch Schüttelfröste oder klopfende Schmerzen in der gespannten, heissen und mehr oder weniger gerötheten Brust sich einstellen, ist ein Abscess im Entstehen, welcher, sobald Fluctuation sich zeigt, mit dem Messer geöffnet werden muss. Die Anschwellung der Brüste, der Brustdrüsen, zuweilen auch Achseldrüsen nach dem Abstillen weicht rascher auf Bellad. als auf Apis ohne dass hierbei öftere Stuhlentleerungen nothwendig sind. Es ist mir noch niemals gelungen, Entzündungen der Achsel- oder Leistendrüsen mittelst Apis so zum Rückgang zu bringen, dass der Uebergang in Eiterung verhütet werden konnte, was jedoch mit Bellad., Merc. oder Hep. calc. oder Kali. jod. häufig möglich ist. Schmerzhaftigkeit und Anschwellung der Hoden nach grosser geschlechtlicher Aufregung, oder nach anhaltendem Druck, oder nach Quetschung, selbst wenn bereits seröse Ansammlung in der Tunica vaginalis vorhanden ist, weichen leicht und oft sehr schnell auf die Anwendung von Apis. Jedoch bei der wahren Orchitis oder Epididymitis sind Bellad., Merc. und Jod verlässlicher.

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Jene Nierenetzündung, welche nach Erkältung oder Durchnässung entsteht, mit geringen Schmerzen in der Nierengegend, mit milden Fiebererscheinungen, mit trübem, oder schleimigem Urin und mit geringem Harndrang auftritt, bessert sich häufig auf Apis. Sobald die Symptome an Heftigkeit zunehmen, ist dieses Mittel nicht genügend. In der desquamativen Nephritis, nach Scharlach, oder nach Erkältung sind Hepar calc. oder Mercur viel verlässlicher, als Apis. Gegen die Scharlachwassersucht war dieses Mittel zu schwach. In der Pyelitis, beim Harnsand, so wie bei Blasensteinen sah ich von Apis gar keinen Erfolg. Bei der parenchymatösen Nierenentzündung nach Scharlach, welche durch bedeutende Vergrösserung der rechten Niere, und durch kontinuelles Blutharnen sich kundgab, wendete ich Apis erfolglos an; hingegen trat eine sehr rasche Besserung auf Jodkali ein. Soweit reichen meine Erfahrungen über das Bienengift, aus welchen deutlich zu ersehnen ist, dass dasselbe weder eine tiefgreifende, noch eine weit umfassende Einwirkung auf die verschiedenen Organe, Systeme und Apparate besitzt, und leicht durch Bellad., Merc., Hep. calc., Kali jod. etc. ersetzt wird. Seine Wirkung ist in vielen Fällen nicht ausreichend und muss durch andere Mittel verstärkt werden. Darum behalte ich meine Behauptung aufrecht, dass Apis kein Polychrest, sondern mehr ein symptomatisches oder Organmittel ist, welches wohl häufig zur Anwendung kommen, aber auf keinen grossen Wirkungskreis Anspruch machen kann. Ihr ergebener College Dr.- J. Kafka.

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Uebersichtliche Zusammenstellung der durch das Bienengift bewirkten Heilungen mit Angabe der Dosis und des Präparates. A. Krankheiten des Nervensystems. I. Erkrankungen des Gehirns und seiner Häute.

1. Hydrocephalus acutus (Meningitis tuberculosa) 2. Hydrocephalus acutus 3. Meningitis 4. Miliartuberculose 5. Hydrocephalus acutus

Dosis: Apis 13.

Dr. Förster - Görlitz

Dr. Schädler - Bern Dr. Sum Dr. S. Chmel - Wien Dr. Sigmann Pressburg 6. Acute Gehirnzufälle, Dr. Goullon - WeiParese des oberen Lides mar mit Lichtscheu und Schwindel

Apis 4. Apis 10. Apis 6. Apis 3, 5 Tropfen in eine Tasse Wasser, stündlich ein Kaffeelöffel Apis 4.

II. Die Apis-Migraine. - Dr. M. Eidherr - Wien

Migraine

Dosis: - Apis 3., 10 Tropfen in eine halbe Tasse Wasser, 2stündlich einen Esslöffel

Dr. Sigmann Pressburg

B. Affectionen des Muskelsystems und der Gelenke. (Rheumatismen)

1. Acuter matismus

Gelenkrheu-

Dosis: Geröstete Wachstrester (aus Nymphenhäutchen und einzelnen zurückgebliebenen Bienen bestehend, erwärmt auf die Gelenke gelegt) Stich durch die Biene Stich durch die Biene Dr. Sigmann Apis 3, 5 Tropfen in eine Tasse Wasser, stündlich ein Kaffeelöffel Franz Münnichrei- Apis 3, 3 Tropfen in ein halbes Glas ter Wasser, stündlich ein Theelöffel

2. Rheuma 3. Gicht 4. Rheumatismus articulorum 5. Rheumatismus des Armes und rheumatische Coccygodynie 6. Coxarthrocace 7. Luxatio spontanea Dr. Rückert

Apis 3. Apis 3.

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Anhang. Apis in der Trichinose - Dr. Rückert. Dosis: Apis 3.

Trichinosis

C. Wassersüchtige Leiden I. Brust- und Bauchwassersucht.

1. Brustwassersucht. 2. Bauchwassersucht 3. Hydrops abdominalis diffusa

Dosis: Dr. Kirsch sen. - Wiesba- Apis Hochpotenz. den Dr. Rockwith Apis 1., Dec. Dr. Baumann - Buxheim Apis 30. Glob. (Memmingen) II. Oedeme und Zellgewebshärten.

1. Periodische Anfälle von acu- Dr. Goullon - Weimar tem Oedem 2. Oedematöse Schwellung des Joseph Mans - Brüssel submucösen Zellgewebes des Larynx und daher rührender Husten 3. Apis bei festen Exsudaten Zellgewebsverhärtungen 4. Hodengeschwulst

Dosis: Apis 4.

Apis 6. Apis 3.

III. Erkrankungen im Bereich des uropoetischen Apparates.

1. Morbus Brightii 2. Morbus Brightii 3. Morbus Brightii 4. Apis gegen Albuminurie 5. Apis gegen Albuminurie 6. Anasarka der Nieren 7. Hydropsien im Scharlach

Dosis: Dr. Lorbacher Apis 4. - Leipzig Dr. Lorbacher Apis 4. - Leipzig Dr. Lorbacher Apis 4. - Leipzig Dr. Joslin - Apis 3. (Glob.) New York Apis 12., 4stündlich Dr. Nankivell Apis 3. Dr. Teller - Prag Apis 2., Anfangs stündlich, dann zweistündlich

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D. Krankheiten der Mund- und Rachenschleimhaut I. Diphtheritis.

1. Diphtheritis 2. Diphtheritis 3. Diphtheritis

Dr. Baumann Dr. Nash Dr. Arnulphy

4. Diphtheritis

Dr. Fischer - Berlin

Dosis: Apis 15., ein Tropfen Apis 6., 2stündlich Apis 3., 2 Tropfen in 120 Gramm Wasser, stündlich 1 Kaffeelöffel. Apis 100., Glob.

II. Angina faucium phlegmonosa

Phlegmonöse Angine

Dosis: 10 Tropfen Apis 1. in die krampfhaft verschlossene Mundhöhle geträufelt.

Dr. Baumann

III. Stomatitis aphthosa.

Aphthöse dung

Dosis: Apis 6., 2 Tropfen in einem halben Gas Wasser, zweistündlich 2 Kaffeelöffel.

Halsentzün- Dr. Hirsch - Prag

E. Affectionen der Darmschleimhaut. Chronischer und acuter Durchfall.

1. Catarrhus intenstinalis chron.

Dosis: Apis 12., 7 Tropfen auf eine halbe Maasskanne Wasser, täglich einen Schluck. Apis 12. Apis 12., 2stündlich. Apis 12., 3 Tropfen in einem Glas Wasser, 2stündlich 1 Löffel. Apis 12.

Higgins

2. Catarrhus intenstinalis chron. Higgins. 3. Catarrhus intenstinalis chron. Higgins. 4. Durchfall, Erbrechen, Kolik, Higgins chron. 5. acuter Darmkatarrh mit Te- Higgins nesmus 6. acuter Darmkatarrh 7. chronische Dysenterie 8. ruhrartiger Durchfall Dr. Perutz - Teplitz 9. Diarrhoe von biliösem Cha- Dr. Sigmann rakter

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Apis 12., in Wasser stündlich Apis 30., 2mal täglich Apis 2. Apis

F. Apis im Typhus und Wechselfieber I. Typhus.

1. Typhus Dr. Muhr 2. Pustula maligna mit Dr. Müller - Wien typhösen Erscheinungen

Dosis: Apis Apis.

II. Wechselfieber.

1. Malaria (11 Fälle) Dr. L. Stern - Miskolcz 2. Wechselfieber auf der Dr. Mossa - Bromberg Basis eines Schleimfiebers

Dosis: Apis 100. Apis 30., 5 Glob. in Wasser, 3stündlich ein Schlückchen.

G. Krankheiten der weiblichen Geschlechtssphäre. I. Die Ovarien betreffende Heilungen. Dosis: Apis Apis 6., 3mal täglich (aus dem Gifttröpfchen der gereizten Biene) 3. Tumor ovarii DR. Heinrichs sen. Apis 2., 3mal täglich 4. Eierstocks-Wassersucht Homöop. kl. Institut des Apisinum 3. Cent. Verreibung, jeden Dr. Schwabe in Leipzig Morgen eine kleine Messerspitze in Wasser 5. Entzündung des rech- Dr. Rückert Apis 5. ten Ovariums 6. Eierstocks-Geschwulst. Dr. Hale 10 - 12 lebende Bienen werden in eine Tasse geworfen und mit heissem Wasser übergossen; davon vierstündlich 1 Esslöffel 1. Tumor ovarii 2. Tumor ovarii

Dr. Mayländer - Berlin Dr. Mayländer - Berlin

II. Gebärmutterleiden. Dosis: 1. Gangrain des Uterus Dr. Feierabend 2. In der Nachgeburts- Thierarzt Böhm Periode 3. Fehlerhafte Beschaffenheit der Wehen 4. Blutige Milch 5. Beim Abortus

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H. Pathologische Vorgänge auf der Haut.

1. Gesichtsrose 2. Gesichts- und Kopfrose 3. Erysipelas post circumcisionem 4. Wasserschwülstiger Rothlauf des Kopfes 5. Verbrennung 6. Anschwellung der Hand mit Rothlauf 7. Impf-Erysipel u. s. w. 8. Uebele Folgen eines Fliegenstiches 9. Bienen- und Wespenstiche 10. Wanzenstiche 11. Pustula maligna 12. Furunkel 13. Zellgewebsentzündung

Dr. Muhr

Dosis: Apis 3., alle Stunden ein Tropfen. Apis 3., ½ - 1 Tropfen vierstündlich. Apis 3., Dec., 4 Tropfen auf Zucker verrieben, davon alle ¼ Stunde eine feine Prise. Apis 3.

Dr. Usher Dr. Muhr

Apis. Apis 3 und Oleum apium

Dr Muhr Dr. Goullon

Apis Apis 4.

Dr. Alb

Apis

Yeldam Kafka

Dr. Krieger

Apis. Apis 3 Dr. Fischer - Apis 100., Einige Glob. in Lösung; davon Berlin 3stündlich 1 Theelöffel. Dr. Eidherr

J. Krankheiten der Augen und ihrer Umgebung.

1. Conjunctivitis catarrhalis

Dosis: - Apis 3., 2stündlich 2 Tropfen

Dr. Perutz Teplitz 2. Conjunctivitis catarrhalis Dr. Sigmann - Hier auch äusserlich 10 Tropfen Apis 3. in Pressburg ½ Seidel Wasser; darin Läppchen getränkt und auf das Auge geleget. 3. Conjunctivitis bulbi et Apis 6. palpebrarum 4. Augen-Blennorrhoe Dr. El Pozo Stich der Biene 5. Hornhaut-Entzündung Dr. Jousset Apisin. 6. Acute ulcerirende HornApis 6., und Apis 30. haut-Entzündung 7. Staphylom Dr. F. Sirsch Apis 3., 4mal täglich 4 Tropfen in Wasser. 8. Gichtische AugenentApis 3., alle 4 Stunden ein Gran. zündung. Hypopion 9. Augenentzündung durch Apis innerlich und äusserlich Einwirkung ungelöschten Kalks 10. Lupus des Augenlides Dr. Veit Mey- Apis 4. C. verd., früh und Abends 2 Troper - Leipzig. fen, und Apis 30. Glob. jeden dritten Tag einige Kügelchen. 11. Beginnende Katarakt Dr. Goullon Apis 12. Amaurose Dr. Kirsch Apis 200.

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