Damit Kirche und Laden im Dorf bleiben Donnerstag, den 01. Dezember 2011, im Haus der Begegnung, Ulm Leitung: Dr. Irmgard Ehlers, Evangelische Akademie Bad Boll Johannes Stingl, Beigeordneter, Gemeindetag Baden-Württemberg Gabriele Wulz, Prälatur Ulm Martin Schwarz, Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (KdA), Büro Ulm Anwesend: 130 Teilnehmende (siehe Anmeldeliste) Weitere Informationen und Referate können Sie nachlesen unter: http://www.ev-akademie-boll.de/publikationen/webdokuservice/-login.html Username: 451411-tn Passwort: demografie

Programmablauf Begrüßung durch Dr. Irmgard Ehlers Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, in dem es keine wesentlichen Unterschiede im Lebensstandard zwischen Stadt und Land gibt. Wir müssen uns anstrengen, dass dies so bleibt und dass der ländliche Raum auch weiterhin zukunftsfähig ist. Herzlichen Dank an das Haus der Begegnung in Ulm, das die Räume zur Verfügung stellt, sowie an die Sparkasse Ulm, die den Fachtag Demografie finanziell unterstützt.

Einführung ins Thema Hartmut Alker, Ministerialdirigent, Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Stuttgart Das große Thema ist die Zukunftssicherung des ländlichen Raumes. Die guten Strukturen des ländlichen Raumes in Baden-Württemberg und der weitgehende Gleichklang mit den Verdichtungsräumen ist ein Alleinstellungsmerkmal unter den 16 Bundesländern in Deutschland. Der ländliche Raum ist dort besonders attraktiv, wo es gute Strukturen gibt. Diese sind ein gut ausgebautes Nahverkehrsnetz und eine gute Breitbandanbindung (DSL). Allerdings sind die guten Strukturen keine Selbst- und Dauerläufer. Viele Jugendliche ziehen zur Ausbildung und zum Studium in die Ballungsräume und kehren danach nicht mehr in den ländlichen Raum zurück. So droht in manchen Regionen Bevölkerungsschwund, Fachkräftemangel und Überalterung. Die Landesregierung möchte mit vier Schritten dagegen arbeiten: 1. Erhaltung und Neuschaffung attraktiver Arbeitsplätze im ländlichen Raum 2. Ausbau der Infrastruktur: Durch dezentrale Hochschulstandorte bleibt die Jugend im ländlichen Raum

3. Dezentrale Daseinsvorsorge: Ärzte und Nahverkehr müssen auf dem Land vorhanden sein 4. Interkommunale und regionale Zusammenarbeit: Gemeinden müssen sich zusammenschließen, damit sie auch in der Zukunft handlungsfähig bleiben. Menschen wohnen dort, wo es attraktive Lebensmöglichkeiten gibt: Arztpraxen, Geschäfte, Internet, Freizeitangebote.

Warum ländliche Gemeinden ihre Zukunft sichern müssen. Gabriele Wulz, Prälatin in Ulm Prälatin Gabriele Wulz sieht für die Zukunft vor allem fünf Aufgabenfelder. 1. Als Kirchengemeinde den Eigensinn des Dorfes übersteigen. Mentalitäten können nicht einfach ausgelöscht werden, aber das gemeinsame Schaffen von neuem verbindet die Menschen und schweißt sie zusammen. Auch das Evangelium übersteigt uns und weißt über uns hinaus. 2. Die Leerräume der Zentralisierung füllen. Durch die Zentralisierung entsteht Vakuum. Es braucht neue Angebote und neue Strukturen, um die entstandene Leere aufzufüllen, denn die dörflichen Strukturen funktionieren nicht mehr aus sich selbst heraus. 3. Was passiert, wenn wir weniger werden? Die Geschichte zeigt, dass es immer wieder Zeiten mit massivem Bevölkerungsschwund gab (besonders in Zeiten von Kriegen, Krisen und Epidemien. 4. Ressourcen sind mehr als Geld. Im ländlichen Raum werden Pfarrstellen abgebaut und kirchliche Immobilien abgestoßen. Damit wird der demographischen Entwicklung Rechnung getragen. Gleichzeitig steigen aber die Ansprüche an die kirchliche (Kinder- und Jugend-) Arbeit. 5. Es muss nicht nur aufgebaut, sondern auch abgerissen werden. Der Auftrag der Kirche ist das Evangelium zu verkünden und den Dienst am Nächsten zu tun. Es muss nach neuen Formen und Strukturen gesucht werden, damit dies geschehen kann. Es ist dazu manchmal notwendig Liebgewordenes, aber Überholtes aufzugeben. Johannes Stingl, Beigeordneter, Gemeindetag Baden-Württemberg: Im Städte- und Gemeindetag sind mehr als die Hälfte aller Kommunen aus dem ländlichen Raum. Bisher sind diese noch sehr gut aufgestellt. Es geht daher nicht um eine Gefahrenabwehr, sondern um ein frühzeitiges Gegensteuern gegenüber unvorteilhaften Entwicklungen. Die Hauptaufgabe der Kommunen ist das Schaffen von Einrichtungen, die für das Wohl der Menschen notwendig sind. Vor allem gute Bildungsangebote müssen geschaffen werden. Eine große Herausforderung ist der demographische Wandel. Seit 2005 gibt es im ländlichen Raum einen Bevölkerungsrückgang. Vor allem die Gruppe der 18-25 Jährigen wandert in die Verdichtungsräume ab. Besonders betroffen sind der Schwarzwald, die Schwäbische Alb, der NeckarOdenwald-Kreis und der Main-Tauber-Kreis. Dieser Wandel ist nicht abwendbar, aber in seinen Folgen gestaltbar. Es braucht vermehrt Bildungs- und Hochschulstandorte im ländlichen Raum, sowie ein „buntes Attraktivitätsprogramm“, wie eine flächendeckende Breitbandversorgung, Landärzte, mehr Bürgerbeteiligung, Senioren- und Pflegeinfrastruktur und verbesserte Bildung und Betreuung.

Zukunftssicherung konkret – beste Praxisbeispiele: Grundversorgung garantiert – das Dorfgemeinschaftshaus Ringingen/Alb-Donau-Kreis: Die kreative Kooperation von Kommune, katholischer Kirche und privaten Investoren. Georg Mack, Ortsvorsteher Erbach-Ringingen Ringingen ist ein Dorf mit 1500 Einwohnern und liegt 15 km westlich von Ulm. Das meiste Dorf- und Vereinsleben fand in entweder sehr beengten Räumen der Feuerwehr oder in der oftmals zu großen Mehrzweckhalle statt. Es fehlten zentrale Gemeinschaftsräume mittlerer Größe. 2007 wurde ein Gasthaus in der Dorfmitte zum Verkauf angeboten. Neben der Stadt Erbach hatte auch die katholische Kirchengemeinde Interesse, da sie bisher keine eigenen Räume hatte. Bald wurden weitere private Investoren gefunden: die Sparkasse Ulm, eine regionale Bäckerei und eine örtliche Metzgerei. 2009 konnten die Baupläne in die Tat umgesetzt werden. Während der gesamten Bauphase herrschte eine vertrauensvolle Atmosphäre. Die Stadt Erbach ist Grundstückseigentümerin und Hausherrin. Die Kirchengemeinde steuerte 400 000 Euro bei und erhielt dadurch ein zeitlich unbegrenztes mietfreies Nutzungsrecht. Die Verwaltung, einschließlich Belegung des Hauses, übernimmt die Ortsverwaltung. Die Folgekosten (Nebenkosten und künftige Renovierungen) werden halb von der Stadt, halb von der Kirchengemeinde getragen. Die privaten Investoren haben sich in das Gebäude eingekauft. So entstand ein modernes Gebäude, das sich gut in das gesamte Ortsbild einfügt und das für eine gute Grundversorgung, sowie eine gute Infrastruktur im Ort sorgt. Für die Gewerbetreibenden hat sich der Umsatz positiv entwickelt. Der Schlüssel zum Erfolg, so Ortsvorsteher Mack: 1. 2. 3. 4.

Erkenne die Chancen des Dorfes Suche die passenden Partner Entfache Begeisterung Gehe unbeirrt deinen Weg, dann bleiben Kirche, Laden und vor allem die Menschen im Dorf!

Beruhigt alt werden – ein ganzes Dorf hilft zusammen! Lenninger NETZ / unser NETZ – Verein zur Koordinierung sozialer Aufgaben e.V. Werner Schulmeyer, Geschäftsführer Lenninger NETZ e.V., Gabriele Rieker, Koordinierungsstelle „Betreutes Wohnen zu Hause“, Lenningen Die Gemeinde Lenningen ist eine Flächengemeinde mit weiten Wegen am Rande der Schwäbischen Alb (Teilorte liegen auf der Alb, andere am Fuße der Alb). 2003 gab es in Lenningen weder betreutes Wohnen, noch eine altersgerechte Wohnanlage, noch ein Pflege- und Altenheim. Dies hat erhebliche Nachteile für die Bevölkerung, denn wenn Menschen pflegebedürftig werden, mussten sie ihren angestammten Wohnort verlassen und die Angehörigen mussten oft weite Wege auf sich nehmen. Der erste Schritt war eine Bedarfs- und Angebotserhebung sowie Foren zum Austausch. Als Resultat wurde 2005 ein neuer Verein gegründet: Lenninger NETZ e.V. Mitglieder dieses Vereins sind u.a. Kirchengemeinden, Krankenpflegevereine, Diakoniestationen und das Rote Kreuz. So konnten 25 ehrenamtliche Mitarbeitende für das Projekt „Betreutes Wohnen zu Hause“ gewonnen werden. Diese Mitarbeitenden besuchen einmal pro Woche die pflegebedürftigen Menschen und vereinbaren, was während der Besuchszeit geschehen soll. Dabei geht es um soziale Kontakte und

um praktische Hilfen im und ums Haus. 2007 wurde eine betreute Wohnanlage eröffnet, 2008 wurde nach nur 13 Monaten Planungs- und Bauzeit ein neues Pflegeheim eröffnet. Das Grund- und Kernangebot sind das Betreute Wohnen: Das Ziel ist der Verbleib im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung, der Erhalt, die Förderung und Wiederherstellung einer selbständigen Lebensführung, das Entlasten der Angehörigen und die Verbesserung der Lebensqualität. Hinzu kommt die Anlauf- und Beratungsstelle. Sie hilft, den Menschen aus dem Dschungel der Möglichkeiten die richtigen Angebote auszuwählen, sie hilft bei Anträgen und berät, wo Widerspruch gegen die Bescheide der Behörden und Krankenkassen sinnvoll sein können. Die Stütze des Vereins sind die bürgerschaftlich engagierten Mitarbeiter (16-20 Menschen, vor allem im dritten Lebensabschnitt). Diese werden versichert, erhalten eine persönliche Begleitung, sowie Aus- und Weiterbildungen. Das Modell ist so erfolgreich, dass mittlerweile andere Kommunen anfragen. Das MehrGenerationenHaus-Langenau: Mittelpunkt zahlreicher Dienstleitungen von Kommune, Diakonie und Bürgerschaft Georg Auweder, Hausleiter Das MehrGenerationenHaus Langenau ist eines der 500 MehrGenerationenHäuser Deutschlands. Bei ihnen geht es um die Verknüpfung und Begegnung zwischen den Generationen. Unter dem Motto „Starke Leistung für jedes Alter“ finden dort die Krabbelgruppe, der Babysitterkurs, die Hausaufgabenbetreuung, ein Handykurs, Hausaufgabenbetreuung für Kinder mit Migrationshintergrund, Deutschkurse für Migranten, der Kajakkurs für Eltern und Kind, sowie Computerkurse für Senioren, ein Tagescafe, und ein Mittagessenangebot statt. 2006 wurden die MehrGenerationenHäuser von der Bundesregierung initiiert. In Langenau hatten sich die allgemeine Sozialberatung, der Migrationsdienst der Diakonie, die Bruderhaus Diakonie und die sozialpsychologische Betreuung gemeinsam beworben. Ihr Anliegen war es, die bereits bestehende kommunale Sozialstruktur zu ergänzen und aufzuwerten. Ergänzungsangebote in den Bereichen Bildungssektor, Pflege, Kinderbetreuung, Unterstützung von pflegenden Angehörigen sowie ein Treffpunkt für Jung und Alt wurden geschaffen. Die vorherige Einrichtung der Diakonie wurde eingebunden und als Partner gesehen. Im April 2008 wurde das Mehrgenerationenhaus gestartet. Die ersten Fördermittel wurden in einen PC-Schulungsraum investiert. Hier konnten Alt und Jung miteinander lernen. Dabei gab es einen Rollentausch: Junge werden zu Lehrern und die Älteren zu Schülern. Seitdem gibt es zwei Kurse pro Jahr. Dann erfolgten Schritte in die ländlichen Gemeinden: Das MehrGenerationenHaus Langenau will Menschen ermuntern mit gesellschaftlichen Entwicklungen Schritt zu halten. Eine wichtige Aufgabe ist das Gewinnen und Begleiten von ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Das Schlagwort lautet „Passgenauigkeit“. Die Aufträge Ehrenamtlicher müssen individuell zugeschnitten, gute Rahmenbedingungen geschaffen und die Ansprüche an die Mitarbeitenden reduziert werden. Wer Freiwillige gewinnen und behalten willen, der muss sich ständig engagieren und auf die Menschen zugehen.

Ganztägige Kinderbetreuung in Neenstetten: Dank lokaler und regionaler Kooperation von Kommune, Kirchengemeinde und Diakonieverband Otto Frey, Geschäftsführer, Diakonieverband Ulm/Alb-Donau Früher waren Kinder im Dorf einfach da und die Frage nach institutioneller Kinderbetreuung wurde nicht gestellt. Heute wiederum wird diese Frage nach der Notwendigkeit nicht mehr gestellt. Der gesellschaftliche Wandel ist auch in ländlichen Gebieten der Schwäbischen Alb längst akzeptiert. 1. Krippen im Dorf sind voll akzeptiert. Die familienpolitische Zeitenwende hat auch auf dem Dorf stattgefunden. 2. Die heutige Frage ist: Wie machen wir es? Die Bildung von ganz klein auf ist heut ein Hauptpunkt in der Dorfentwicklung. Familien brauchen unterstützende Netzwerke. Krippen sind wichtig, aber daneben werden auch Tagesmütter und weitere Ergänzungsangebote benötigt. 3. Kleinkindbetreuung geht nicht nebenher. Für die Kleinsten nur das Beste und die Besten. Eine hohe pädagogische Qualität muss gegeben sein. Wer Familien anziehen und Bauplätze verkaufen will, der muss neben dem Breitbandkabel auch Krippenplätze anbieten. Im Alb-Donau-Kreis wurden daher in den letzten 10 Jahren die Krippenplätze massiv ausgebaut. Gab es 2000 nur zehn Krippenplätze, so sind es 2011 bereits über 300. Neenstetten ist eine kleine Gemeinde im Veraltungsverband Langenau. Dort haben fünf kleine Gemeinden (mit insgesamt 2700 Einwohnern) eine Kinderbetreuung ausgebaut und sich an diesen Standort konzentriert. Das Angebot ist flexibel. Es gibt tägliche Betreuungszeiten bis 5 Stunden, 5-7 Stunden und mehr als sieben Stunden. Die Preise sind dementsprechend gestaffelt. Wenn Kirchengemeinden und kleine Dörfer „im Geschäft“ bleiben wollen, müssen sie Kooperationspartner finden. Derzeit gibt es viel Geld für den Ausbau von Kinderkrippen. Das Motto lautet: Entweder jetzt, oder erst in vielen Jahren wieder. Die Zukunft des ländlichen Raumes entscheidet sich auch daran, ob Kinderbetreuung gelingt und ob Bildungschancen auch für die Kleinesten von Anfang an gegeben sind. Gemeinsam Heizen in Kirchheim/Teck: Kommune, Kirche und Wohnungseigentümer schalten um auf regionale, regenerative Wärmeversorgung Günther Riehmer, Bürgermeister, Stadt Kirchheim/Teck „Wo Menschen zusammentreffen, da kommen Dinge in Bewegung.“ Das Wohngebiet Schafhof wurde in den 70er Jahren erschlossen. Dort wohnen heute 3500 Menschen in 1300 Wohneinheiten. Der Schafhof wurde „emissionsfrei“ gebaut, es gibt also keine Verbrennungsheizungen, sondern ausschließlich Nachtspeicheröfen. Die Energiewende der Bundesregierung sieht vor, dass Elektroheizungen mittelfristig stillgelegt werden sollen. Zudem kündigte die ENBW an, die Preise für Nachtstrom um 30% anzuheben. Eine Wohnanlage mit 140 Wohneinheiten wollte ein Heizwerk bauen. Die Stadt Kirchheim Teck sprang auf und wollte an dieses Heizwerk ein regionales Wärmenetz anschließen. Durch eine Bedarfsermittlung fand man viele Interessenten in der Nachbarschaft, da auch sie ihre Nachtspeicheröfen erneuern mussten. Regenerative Energien sollten bevorzugt behandelt werden und man entschied sich für eine Hackschnitzelheizung. Diese wird von einem privaten Investor betrieben und mit Holz von der Schwäbischen Alb befeuert.

Es gab Widerstände, da Anwohner Feinstaub und mehr Verkehr befürchteten und damit eine Wertminderung ihrer Immobilie einhergehen sahen. Diese Bedenken konnten jedoch allesamt ausgeräumt werden. Einer der Schlüssel zum Erfolg ist die Bürgerinformation. Es muss das Gefühl entstehen, dass Menschen mitarbeiten, die nicht das Wohl der Betreiber favorisieren, sondern das Wohl aller vorantreiben. Veränderungsprozesse haben nicht mehr viel mit Technologie zu tun, sondern damit, ob man die Menschen an diesem Prozess beteiligen kann. Der „Zukunftscheck Ortskernentwicklung“: Kreative und leicht umsetzbare Instrumente aus der Tool-Box für eine gelingende Ortskernentwicklung Arndt Hauschild, Baudirektor, Fachdienstleiter Planen und Bauen, Landkreis Osnabrück These: Ohne einen attraktiven Ortskern läuft gar nichts. Dieser ist die Visitenkarte einer jeden Gemeinde und eines jeden Orts. Doch oft ist unklar, wer für den Ortskern zuständig ist. Der Bürgermeister, der Bund der Selbständigen oder die Immobilienbesitzer? Beim „Zukunftscheck Ortskernentwicklung“ braucht es Menschen, die dazu Lust haben. Zuerst treffen sich einige Verantwortliche um den Bestand aufzunehmen, vor allem, wo der Schuh drückt und was bereits gut läuft. Es werden Ideen gesammelt und die Menschen müssen dazu gebracht werden, dass sie sich für ihren Ortskern verantwortlich fühlen. Instrumente: • • • • • •



Altersleerstandskarte: Wie lange wird dieses Geschäft noch geführt werden, bzw. wann wird es einen Leerstand geben? Meistens sind die leeren Geschäfte in den Ortskernen. Den Ortskern wie ein großes zusammenhängendes Kaufhaus / Einkaufszentrum vermarkten „Bewegung ins Spiel bringen“. Welche Gebäude müssen weichen, damit Neues entstehen kann. Die Stärken der kleinen Geschäfte und des Ortskernes ausbauen: Service, Sauberkeit und Parkmöglichkeiten. Niemand kann etwas für den Ortskern tun, außer den Menschen vor Ort. Das Geld muss direkt vor Ort verbaut werden und die Menschen müssen wissen, wohin ihr Geld geht. Wenn begonnen wird, Geld zu investieren, dann kommt oft Schwung in die Sache und Menschen springen auf den fahrenden Zug auf. Als Lobby der Geschäftsbetreiber gegenüber dem Bürgermeister auftreten

Bei der Ortskernentwicklung geht es darum besser zu bleiben als die Konkurrenz der Einkaufszentren.

Themenvertiefung der vorausgegangenen Präsentationen mit den Referenten in sechs Arbeitsgruppen -Impulse aus den Arbeitsgruppen für die Entwicklung von Projekten und Kooperationen Dorfgemeinschaftshaus Ringingen – Moderation: Veronika Bohnet Ein Riesenprojekt wie das Dorfgemeinschaftshaus könnte abschreckend wirken. Aber solche Projekte können heruntergebrochen werden und auf kleineren Räumen verwirklicht werden. Es ist schön wenn sich solche ein Projekt finanziell alleine trägt, das Wesentliche ist jedoch die Stärkung der Gemeinschaft und ein Gewinn auf der sozialen Ebene. Nur dann wird solch ein Projekt vom Dorf

getragen. Kommunikation und Vertrauensbildung ist dabei das Ein- und Alles, daher müssen alle mit ins Boot geholt werden (Negativbeispiel: Stuttgart 21) Solche Projekte müssen zukunftsoffen sein (in Ringingen wurden bereits Rohre für ein Solardach und Anschlüsse für eine Fernwärmeleitung gelegt). Solche Ideen und Projekte laufen nicht von alleine, es müssen die Menschen sein, welche die Dinge vorantreiben und umsetzen. Lenninger NETZ – Moderation: Anne Schreyer-Schubert Das Lenninger NETZ ist immer in Bewegung. Um die Menschen unter einen Hut zu bekommen und sie dauerhaft zu motivieren, müssen alle eingeladen werden. Nur durch gemeinsames Handeln kann man gemeinsame Erfolge erzielen, die dann auch gefeiert werden müssen. Lange Prozesse können nur durchgehalten werden, wenn alle Geduld mitbringen, denn der Bau von Gebäuden und das Finanzieren von Stellen dauern mitunter mehrere Jahre. Um tolle Ideen zu sammeln, bedarf es des Blickes über den Tellerrand (Kreisseniorenrat, Kongresse, Messen, etc.). Strukturen, Regeln und Standards müssen von allen eingehalten werden, damit man sich nicht gegenseitig ins Gehege kommt. Eine Vereinsstruktur mit einer klaren Aufgabenverteilung ist dabei von Vorteil. Das Lenninger Netz deckt seine Kosten über eine Mischfinanzierung. Es muss sich immer wieder neu um Zuschüsse bewerben. Anfrage: Müsst es nicht einen dauerhaften Landeszuschuss geben, damit solch eine Einrichtung gut bestehen kann? Gemeinsam heizen in Kirchheim/Teck – Moderation: Friedericke Winsauer Die gemeinsame Nutzung von Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen ist eine überlebenswichtige Zukunftsaufgabe. Dabei können und müssen Kommune, Kirchengemeinde und Wohnungseigentümer zusammenarbeiten. Kirchliche und kommunale Strukturen können besser vernetzt werden. Nur so können Themen wie die Klimabilanz, Senkung des CO2 Ausstoßes und Reduzierung der Nebenkosten effektiv angegangen werden. Kinderbetreuung in Neenstetten – Moderation: Gunter Wruck 1. Menschen haben hingesehen, und gesehen, dass es anders werden muss 2. Menschen haben miteinander gesprochen, denn nicht jeder kann die Betreuung haben – so wurde ein Kompromiss gefunden. 3. Menschen haben klar gesprochen und einen klaren Vertrag hinbekommen. 4. Menschen haben gehandelt. Man hat es nicht beim Reden belassen, sondern sich auf den Weg gemacht. Bericht aus der Gruppe: Die Gruppe war bunt gemischt und bestand aus meist ländlich geprägten, evangelischen, katholischen oder kommunalen Kindergartenträgern. Auf kirchlicher Seite gibt es noch die eine oder andere ideologische Diskussion zu führen, ob man die Kleinkinderbetreuung überhaupt möchte. Klarheit in dieser Frage zahlt sich aus, denn nur bis 2013 wird der Ausbau der Kindertagestätten durch das Land Baden-Württemberg gefördert. Die Gruppe war sich einig, dass Neenstetten als ein besprochenes, wahrgenommenes, verhandeltes und umgesetztes Projekt wahrgenommen werden sollte, denn künftig kann es nicht in jedem Dorf eine Kleinkinderbetreuung geben. Zukunftscheck Ortskernentwicklung –Moderation: Dr. Irmgard Ehlers Es braucht die Grundlage des Vertrauens und die Vision, ein klares Ziel zu verfolgen. In der Gruppe gab es sechs Bürgermeister aus dem Raum Ulm, teils städtisch, teils ländlich geprägt.

Leider darf aus der Gruppe wenig berichtet werden, da die Bürgermeister um Stillschweigen gebeten haben. Aber sie wollen am Ball bleiben, so dass die Tagung sich für sie gelohnt hat. MehrGenerationenHaus-Langenau – Moderation: Martin Schwarz Der Workshop mahnte an, dass die MehrGenerationenHäuser sich auf Orte konzentrieren, in denen es viele Angebote gibt. Die Frage dort lautet, wie das Bestehende erhalten werden kann. Leider gibt es auf der Schwäbischen-Alb bereits Orte, in denen es fast keine Angebote mehr gibt. Was heißt dies auf Dauer? Werden diese Wohngebiete einmal aufgegeben? Einerseits soll Neues ausprobiert werden, andererseits machte sich in diesem Workshop eine große Nüchternheit breit. Es ist entlastend, wenn man sich eingesteht, dass man sich nicht gegen das stemmen muss, das eh nicht aufgehalten werden kann.

Anregungen und Rückmeldungen zur Tagung: Stimmen aus dem Plenum: • • •

Diese Tagung war wichtig und sollte bald mit ähnlichen Themen wiederholt werden. Gibt es staatliche Initiativen, sich mit demographischen Wandel auseinanderzusetzen? Es war ein sehr dichter Tag mit vielen Ideen und Aktivitäten.

Dokumentation: Thomas Breitkreuz