BULLETIN OF THE AMERICAN SOCIETY OF PAPYROLOGISTS

THE BULLETIN OF THE AMERICAN SOCIETY OF PAPYROLOGISTS Volume 48 ISSN 0003-1186 2011 The current editorial address for the Bulletin of the Ameri...
Author: Jürgen Walter
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THE

BULLETIN OF THE

AMERICAN SOCIETY OF

PAPYROLOGISTS

Volume 48 ISSN 0003-1186

2011

The current editorial address for the Bulletin of the American Society of Papyrologists is: Peter van Minnen Department of Classics University of Cincinnati 410 Blegen Library Cincinnati, OH 45221-0226 USA [email protected] The editors invite submissions not only from North-American and other members of the Society but also from non-members throughout the world; contributions may be written in English, French, German, or Italian. Manuscripts submitted for publication should be sent to the editor at the address above. Submissions can be sent as an e-mail attachment (.doc and .pdf) with little or no formatting. We also ask contributors to provide a brief abstract of their article for inclusion in L’ Année philologique, and to secure permission for any illustration they submit for publication. The editors ask contributors to observe the stylesheet available at http://papyrology.org/index.php/guidelines. When reading proof, contributors should limit themselves to correcting typographical errors. Revisions and additions should be avoided; if necessary, they will be made at the author’s expense. The primary author(s) of contributions published in BASP will receive a copy of the pdf used for publication. Copies of books for review can be sent to: AnneMarie Luijdenijk Department of Religion Princeton University 1879 Hall, room 132 Washington Road Princeton, NJ 08544 John Wallrodt, Andrew Connor, and Kyle Helms provided assistance with the production of this volume.

Bulletin of the American Society of Papyrologists 48 (2011) 297-304 Jan Krzysztof Winnicki, Late Egypt and Her Neighbours: Foreign Population in Egypt in the First Millennium BC. Journal of Juristic Papyrology, Supplements 12. Warsaw: Faculty of Law and Administration and Institute of Archaeology, Warsaw University, and Fundacja im. Rafała Taubenschlaga, 2009. xxxi + 645 Seiten. ISBN 978-83-9259191-7. Das Thema dieses voluminösen Buches, die Fremden im Ägypten des ersten vorchristlichen Jahrtausends, hatte Jan Winnicki, wie er in dem auf Oktober 2008 datierten Vorwort mitteilt, seit vielen Jahren beschäftigt. In der kurzen Zeit, die ihm bis zu seinem Tode nach langer schwerer Krankheit im Februar 2009 noch verblieb, war es ihm noch möglich, die von seiner Kollegin Dorota Dzierzbicka erarbeitete englische Übersetzung der polnischen Originalversion durchzusehen, zur Erledigung der abschließenden Vorbereitungen für die Drucklegung sowie zum Lesen der Korrekturen hatte er keine Gelegenheit mehr. Man muß sowohl der Übersetzerin als auch den übrigen Kollegen des Verfassers von der Universität Warschau dafür dankbar sein, daß sie diese Aufgaben nach Kräften übernommen und, mit finanzieller Unterstützung durch staatliche Behörden, die Veröffentlichung ermöglicht haben. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste, kleinere, beschäftigt sich mit den Fremden in der Zeit zwischen ca. 1500 und 1000 v.Chr. Das erste Kapitel „Egypt and neighbouring territories during the New Kingdom“ (S. 11ff.) zeigt die historischen Grundlagen auf, während das zweite mit der Überschrift „Foreigners in Egypt during the New Kingdom and their later whereabouts“ Hethiter (S. 43ff.), Syrer (S. 46ff.), Schasu (S. 66ff.), Tjeku (S. 69ff.), Libyer (S. 73ff.), Seevölker (S. 79ff.), Nubier (S. 85ff.) und andere, ethnisch nicht immer klar definierbare Bevölkerungsgruppen wie z.B. die Apiru (S. 90ff.) behandelt. Besondere Hervorhebung verdient hier, wie Verf. auf Grundlage von T. Schneider, Asiatische Personennamen in ägyptischen Quellen des Neuen Reiches, 1992, in übersichtlichen Tabellen die Funktionen aufzeigt, die Personen mit hurritischen und semitischen Namen ausübten (S. 47ff.), darunter auch solche im Dienst ägyptischer Götter (S. 54) und außerdem viele Beispiele für ägyptisch-nichtägyptische Doppelnamen von Fremden (S. 57) sowie gemischt semitische und ägyptische Namengebung innerhalb von Familien zusammenstellt (S. 57ff.). Der zweite, naturgemäß weit umfangreichere Teil ist dem eigentlichen Thema der Untersuchung gewidmet, wobei besonders Gewicht auf Onomastik und Prosopographie gelegt wird. Einer Einleitung, in der die historische Entwicklung gezeichnet wird (Kapitel 3 „Egypt and neighbouring territories in the first millennium BC“ [S. 103ff.]), folgt eine umfangreiche, wertvolle Quel-

298 Reviews lendokumentation, in der sich die jahrelange Sammel­arbeit des Verf.s manifestiert. In vier Kapiteln mit der Überschrift „Foreign population in Egypt in the first millennium BC. Groups coming from the North“ bzw. „(...) from the East/ West/South“ wird das Material je nach Herkunft der Fremden in topographischer und onomastischer Anordnung katalogartig vorgestellt und ausgewertet. Kapitel 4 behandelt Syrer (S. 145ff.), Juden (S. 180ff.; vgl. Näheres hier unten zu S. 189ff.), Aramäer (S. 259ff.), Phöniker (S. 275ff.), Idumäer (S. 294ff.), Araber (S. 306ff.), Hagriter (S. 340ff.), Kedariter (S. 348ff.), Nabatäer (S. 353ff.) und die von Plinius erwähnten Autaei (S. 363ff.), Kapitel 5 die Trogodyten (S. 373ff.), Kapitel 6 die libyschen Stämme, und zwar Meschwesch/Ma (S. 380ff.), Libu (S. 396ff.), Put (S. 403ff.), Massylier (S. 415ff.), Samioi (S. 419ff.), Bakaler (S. 421ff.), die in den griechischen Papyri zahlreich erwähnten Kyrenäer (S. 426ff.) und „Libyer“ (S. 449ff.), die in der Onomastik eine Rolle spielenden Psylloi (S. 454ff.) sowie die erst in der Spätantike bezeugten Mastitai und Goniotai (S. 460f.), Kapitel 7 Nubier (S. 465ff.) und Blemmyer (S. 488ff.). Auf die kurzen „final remarks“ (S. 497ff.) folgen eine umfangreiche Bibliographie (S. 501ff.) sowie detaillierte, äußerst hilfreiche Namen- und Quellenindices (S. 557ff.), für deren Erstellung der Benutzer den Herausgebern großen Dank schuldet. Ob von vornherein geplant war, Perser, Karer, Zyprer und Griechen nicht mitzuberücksichtigen, da es sich bei den Heimatländern um keine unmittelbaren „Nachbarn“ Ägyptens handelt, oder ob dies aus anderen Gründen geschah, wird nicht mitgeteilt. Abgesehen davon, daß es im Falle der Griechen wohl zu umfangreichen Überschneidungen oder gar Duplizierungen mit C.A. La'da, Foreign Ethnics in Hellenistic Egypt, 2002, kommen würde, spielt möglicherweise auch der Umstand eine Rolle, daß man angesichts der vielen involvierten fremden Sprachen und Schriften leicht den Boden unter Füßen verlieren kann. Was dem Benutzer rasch auffallen dürfte und besonders von Papyrologen und Alt­historikern gewürdigt werden dürfte, sicher aber auch von vielen Demotisten und hoffentlich dem einen oder anderen Ägyptologen, ist die intensive Einbeziehung papyrologischer Quellen. Da Verf. seinem Werk aber ein völlig anderes Konzept zugrundelegte als der Rez. seinem Ägypten und die Fremden im ersten vorchristlichen Jahrtausend und im Unterschied zu letzterem die hellenistische Zeit in vollem Umfang mitberücksichtigte, ist dieses Vorgehen gerade auch in Anbetracht früherer Studien des Verf.s zur Fremdvölkeronomastik einerseits und zur ptolemäischen Militärgeschichte andererseits nicht überraschend, vielmehr durchaus konsequent und dem Gegenstand angemessen.



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Rez. bittet, die folgenden Detailbemerkungen nicht als pietätlose, unbillige Kritik an einer unter schwierigen Umständen (sicher auch, was die Literaturbeschaffung angeht) entstandenen anerkennenswerten Leistung mißzuverstehen, sondern als das, was sie sein sollen, nämlich als Hinweise im Dienste der Sache und des Benutzers. An versehentlich stehengebliebenen Konvertierungsfehlern, lapsus calami in der Transkription ägyptischer Wörter und Eigennamen und Ähnlichem (vgl. die captatio benevolentiae der Herausgeber in ihrem Vorwort S. XI-XII) sind mir aufgefallen: S. 69, Z. 1 Šw.t-Šr → Ḥ w.t-Ḥ r; S. 181, Z. 3 von unten YḤ WDY → YHWDY; S. 260, Z. 8 von unten crmy → ’rmy; S. 264 passim (in den Transkriptionen aus dem Aramäischen) J → Y; Z. 8, 9 und 10 in den Transkriptionen H → H; S. 270, 3. Absatz, Z. 3 ŠEMEŠNURI → ŠMŠNWRY; S. 284, 3. Absatz, Z. 7: Šmbrj → Šmrbı̉; S. 291, Z. 6 ’LMN → ’LNM; S. 314, Z. 7 von unten M-ı̉t-cṭṭn „foul, corrupted“ in dieser Wiedergabe nicht möglich, gemeint ist offenbar arab. mutacaṭtị n; S. 340-342 häufig Hkr → Hkr; S. 362, Z. 4 Tamudic → Thamudic; S. 413 ult. ı̉bḥ w → dbḥ w; S. 425, Z. 3 ’Ir.t-r.r=w → ’Ir.t-ḥ r-r.r=w bzw. ’Ir.t-ḥ r-r=w; S. 457, Z. 4 H  r-m-ḥ b → Ḥ r-m-ḥ b; S. 467, Z. 14 ̣ ̣ Sm3-hd.t → Sm3-bhd.t; S. 475, Z. 3 P3-r-n-p3-h  j3 → P3-šr-n-p3- hj3; S. 481, Z. 5 Πακσιος → Πακύσιος; S. 485, Z. 2 von unten Tḥ pnḥ ṭ → Tḥ pnḥ s. S. 49, letzter Absatz: Der Beleg für den „Hittite-Hurrian name Akiteshub (’Iktsb)“ im kursivhieratischen P. Louvre E 3128 B, I 8 erscheint mir inzwischen äußerst fraglich; paläographisch plausibler ist Tkrı̉t „Takelothis“. S. 68, Z. 6-5 von unten: Die Bedeutung „Hirte“ für kopt. ϣⲱⲥ findet sich auch schon beim demotischen Vorläufer šs; vgl. K.-Th. Zauzich, Enchoria 26, 2000, 187f. S. 81ff.: Zum „Seevolk“ der Schardana vgl. noch G. Cavillier, Aegyptus 82, 2002, 67ff.; ders., Gli Shardana nell’Egitto Ramesside, 2005. S. 104, Anm. 1: Zur Erzählung des Wenamun ergänze einen Hinweis auf B. U. Schipper, Die Erzählung des Wenamun. Ein Literaturwerk im Spannungsfeld von Politik, Geschichte und Religion, OBO 209, 2005. S. 115, Z. 7: Die vom Verf. schon früher (OLP 17, 1986, 25) vertretene Ansicht, cnh  (stets mit Pflanzendeterminativ) im P. Rylands 9 bedeute hier in Zusammenhang mit der Syrien-Expedition Psammetichs II „unit“, ist unhaltbar. Auch wenn es in militärischem Zusammenhang seltsam erscheinen mag, wird man bei der traditionellen Analyse als „Blumenstrauß“ (des Amun und anderer Götter) bleiben müssen, vgl. Rez., Der demotische Papyrus Rylands 9, ÄAT 38, 1998, 350ff. und zum historischen Zusammenhang jetzt D. Kahn, „Some remarks on the foreign policy of Psammetichus II in the Levant (595589)“, Journal of Egyptian History 1, 2008, 139-157, bes. 148ff. Ein Wort cnh  mit der vom Verf. angenommenen Bedeutung ist weder demotisch noch neuä-

300 Reviews gyptisch belegt; vgl. A.R. Schulman, Military Rank, Title, and Organization in c the Egyptian Middle Kingdom, MÄS 6, 1964, 33f. (zu cnh  n mš ). S. 147, Z. 4: H  r-lmnt bedeutet nicht „Servant of Lamintu“, sondern steht für *cnh -lmnt ̭ „Lamintu lebe“ (wobei „Lamintu“ für Nmrt steht); vgl. ausführ lich E. Lüddeckens et al., Demotisches Namenbuch, 1980-2000, Korrekturen und Nachträge zu S. 882. S. 175, Anm. 175: In der Quellenangabe ist „dem.“ zu streichen; es handelt es sich um keinen demotischen Papyrus. S. 178, Z. 8-9: Die sechs aufgezählten Namensformen (Καλεέλ, Κελέλ u.ä.) werden von den Handbüchern von Preisigke und Foraboschi je nachdem als koptisch bzw. als ins 7. und 8. Jh. datierend ausgewiesen, die Angabe „first millenium BC“ ist also offensichtlich ein Lapsus. Die Bedeutung der zitierten Namensformen ist unklar, die Gottesbezeichnung ēl (wie in biblischen Namen vom Typ „Michael“) steckt aber sicherlich nicht darin. S. 180ff.: Zu Juden in Ägypten vgl. D. von Recklinghausen, „Ägyptische Quellen zum Judentum“, ZÄS 132, 2005, 147-160 sowie hier unten zu S. 189ff. Zu Samaria im Fayum vgl. auch die Heidelberger Magisterarbeit von C. Kuhs, Das Dorf Samareia im Fayum. Eine papyrologische Untersuchung, 1996 (http:// archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/1999/479/pdf/samareia. pdf). S. 186: Der aramäisch überlieferte Frauenname TMT/TPMT ist richtig als Ta-mtr/Ta-p3-mtr, gesprochen [tamēt, tapmēt] „Die des (heiligen) Stabes“ zu erklären; vgl. Rez., Orientalia 58, 1989, 222. S. 187, Z. 5-6: Aram. haila (genauer ḥ ailā) ist der Status determinatus („die Garnison“), es sollte hier aber – in Analogie zu dem von Verf. ebenda zitierten degel – der Status absolutus ḥ ail gebraucht werden. S. 189ff.: Einer auf ProsPtol 10 basierenden Liste der Personen, die in den Quellen explizit als Juden bezeichnet werden, folgen Auflistungen von Personen, bei denen es sich sehr wahrscheinlich um Juden handelt, wobei hier wiederum der Reihe nach Personen aus Papyri (S. 207ff.), Ostraka (S. 221ff., ausschließlich griechischen nach CPJ 1 und 2) und Grabstelen (S. 233ff.) aufgeführt werden. Bei den Grabstelen ist ihrerseits eine Unterteilung nach Tell Yahudiye (Leontopolis), Alexandria und Demerdash getroffen worden. Hieran schließen sich Ausführungen über Städte mit jüdischen Bevölkerungsanteilen im Delta, in Unterägypten, im Fayum und in Oberägypten an, wobei aus den papyrologischen und epigraphischen Quellen fallweise einschlägige Personennamen zitiert werden. Daß Demotisches hier praktisch nicht berücksichtigt wird, obwohl der Verf. ja auch Demotist war und in anderen Teilen des Buches durchaus auch demotische Quellen heranzieht, hängt wohl mindestens zum Teil mit den in



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der Einleitung erwähnten Umständen zusammen. So erschien B. Porten und A. Yardeni, „Two Aramaic Salt-tax Receipts by the Scribe Joseph“, Enchoria 29, 2004/5 [2007], 55-59 sicherlich zu spät, um noch mitberücksichtigt werden zu können. Daß in den obengenannten Listen der auf Ostraka bezeugten Juden (S. 221ff.) die demotischen Belege, wie sie für Edfu und Theben ja mehrfach bezeugt und schon seit längerem publiziert sind, nicht mit aufgenommen wurden, obwohl sie dem Verf. natürlich bekannt waren, wie aus seinen Verweisen (S. 248 Anm. 534) auf W. Clarysse, JJP 32, 2002, 7ff. und S. Honigman, BASP 40, 2003, 63ff. klar hervorgeht, ist schade. Ähnliches gilt mutatis mutandis für das Ostrakon aus Leontopolis mit einer Ziegelabrechnung, das an versteckter Stelle (S. 206 Anm. 363; vgl. auch W. Brunsch, Orientalia 50, 1981, 246 Anm. 1) erwähnt wird, auch wenn die Onomastik (3brm, Šbtj) nichts Neues bringt. S. 207: Für den hier pauschal mit Anm. 367 zitierten, viele Namen von Juden enthaltenden umfangreichen aramäische Papyrus Cowley 81 vgl. B. Porten und A. Yardeni, Textbook of Aramaic Documents from Ancient Egypt 3, 1993, 258ff. (besonders Z. 79ff.). S. 290: Ein neues Zeugnis für die Präsenz von Phönikern in Mittelägypten stellt ein von E. Cruz-Uribe, Journal of the Society for the Study of Egyptian Antiquities 31, 2004, 23 Abb. 12 reproduziertes, bisher unidentifiziert und unbearbeitet gebliebenes Graffito dar.1 S. 293f.: Ein weiterer mit „Melqart“ gebildeter theophorer Personenname ist mir von einem unpublizierten phönikischen Graffito aus Theben-West bekannt, dessen Kenntnis ich Edyta Kopp verdanke (MLQRTYTN Milqartyatōn, „Melqart hat gegeben“). S. 317f.: Pthtêreus erinnert an das S. 492 besprochene Ptireus, doch dürfte die Ähnlichkeit auch in Anbetracht der riesigen geographischen Entfernung Zufall sein. Eine Ableitung von aram. Ṭ WR „Berg“ mit ägyptischem Artikel (S. 318) ist unwahrscheinlich. S. 320 und Anm. 860: Zur Stele Louvre C 127 vgl. auch N. Bosson und S. H. Aufrère, Égyptes ... L’Égyptien et le Copte, 1999, Nr. 10 mit Abbildung. S. 379ff.: Zum Thema „Libyer“, gerade auch im Hinblick auf die Onomastik, außerordentlich wichtig ist die noch größtenteils unpublizierte Dissertation von F. Colin, Les Libyens en Égypte (XVe siècle a.C. – IIe siècle p.C.). Onomastique et histoire, Bruxelles 1996. Da sie erst Ende 2006 vollständig ins Netz gestellt wurde (http://tel.archives-ouvertes.fr/tel-00120038/en/), ist dem Verf. des rezensierten Buches kein Vorwurf daraus zu machen, daß sie ihm nicht mehr rechtzeitig bekannt wurde. Für die hieroglyphischen Inschriften Vom Hrsg. in der Bildunterschrift als „unrecognized script“ und auf S. 7 als „possibly Aramaic oder Carian“ bezeichnet. Ich danke Eugene Cruz-Uribe für die Übersendung einer digitalen Farbaufnahme. 1

302 Reviews der Libyer- und Kuschitenzeit vgl. jetzt die Textwiedergaben (mit Namen- und Quellenindices) in K. Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit 1: Die 21. Dynastie, 2007; 2: Die 22.-24. Dynastie, 2007; 3: Die 25. Dynastie, 2009. S. 394, 2. Absatz, Z. 3-4: Qrf ist kein libyscher Name, sondern ägyptisch als Qr=f „Er hat Zuflucht genommen (o.ä.)“ zu verstehen; vgl. H. Ranke, Die ägyptischen Personennamen I, 1935, 335:25-29 und Demot. Nb. 979 (meist mit Nennung der Gottheit, z.B. Qr=f-r/Ø-ı̉mn „Er hat Zuflucht genommen zu Amun“; Qr=s-r-nt „Sie hat Zuflucht genommen zu Neith“, aber auch ohne Nennung der Gottheit: Qr=s). S. 398, Z. 11-12 und Anm. 83: Die maßgebliche Edition der Stele Brooklyn 67.119 ist K.A. Kitchen, JARCE 8, 1969/70, 64ff. und fig. 7; vgl. jetzt auch Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit 2, 274 (18). A.a.O. (17) findet sich eine weitere, von Jansen-Winkeln erstmals hieroglyphisch transkribierte Schenkungsstele desselben Mannes (BM 73965)2, wo der Name Tr und Tı̉-rw, d.h. Tr geschrieben ist, so daß auf der Brooklyner Stele vermutlich ebenfalls so zu lesen ist (Tı̉r). S. 415ff.: Die auf Spiegelberg zurückgehende, von Verf. übernommene Identifizierung Mhswn („Mehesun“) = Massylioi beruht auf einer überholten Lesung der hieroglyphischen Schreibung. Da dort aber nur Mhs zu lesen ist (der angebliche wn-Hase ist ein Seth-Tier als Determinativ), ist besagter Gleichsetzung eine ausreichende Grundlage entzogen, s. K. Jansen-Winkeln, Ägyptische Biographien der 22. und 23. Dynastie, ÄAT 8/1, 1985, 112; 114; 115 Anm. 6. S. 416, Z. 3: Der Titel „Königssohn des Ramses“ findet sich nicht auf der Statue Kairo CG 42218 (Anm. 151), sondern vielmehr auf der vom Verf. im nächsten Absatz besprochenen Abydos-Stele. S. 419ff.: Der libysche Stamm der Š3mỉn wird auch in einer 2005 entdeckten hieratischen Steleninschrift aus Amheida/Dachla erwähnt, s. O. Kaper und R. Demarée, JEOL 39, 2005, 19ff. (und jetzt bei Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit 2, 329). Diese Inschrift enthält auch eine Reihe neuer zweifellos libyscher Namen. S. 421, Abschnitt 6, Z. 8ff.: Zwar sind q und k im Demotischen in der Regel keinesfalls beliebig austauschbar (dies gilt vielmehr häufig für g und k), bei Fremdnamen verhält sich die Sache aber phonetisch nicht ganz analog, so daß ein Wechsel Bkn/Bqn o.ä. „Bakaler“ nicht unmöglich ist. Für n als Wiedergabe von originalsprachlichem l vgl. oben zu S. 147.

2 Außer dem dort genannten Literaturnachweis vgl. auch die Abbildung bei I. Shaw, Oxford History of Ancient Egypt, 2000, 344.



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S. 455, Z. 3 und Anm. 429: Die Lesung P3sl3l ist von S. P. Vleeming, Some Coins of Artaxerxes and Other Short Texts in the Demotic Script (…), Studia Demotica 5, 2001, 134 Nr. 158 [7] zu P3-cr cr korrigiert worden; es handelt sich dort also um eine Schreibvariante zu P3-cl cl Demot. Nb. 164. S. 468ff.: Zu Kuschiten in Verwaltung, Kult und Militär vgl. Rez., „A Question of Names, Titles, and Iconography. Kushites in Priestly, Administrative and other Positions from Dynasties 25 to 26“, Mitteilungen der Sudanarchäologischen Gesellschaft zu Berlin 18, 2007, 139-161. Daß der Obermajordomus Harwa ein Kuschit war, wie Verf. auf Grund seines Aussehens annimmt, ist nicht zu erweisen; Vater, Mutter und Großvater väterlicherseits – und weitere Vorfahren sind nicht bekannt – tragen jedenfalls ägyptische Namen, während der Name Ḥ rw3 selbst nach A. Leahy, CdÉ 55, 1980, 43ff. (in der Bibliographie zitiert) libysch ist. S. 475f.: Der Name Bdj3sj erscheint auch in der Außenschrift desselben Papyrus, die sein Besitzer E. Lüddeckens seinerzeit merkwürdigerweise nicht mitpublizierte, gräzisiert als Βιθυης,3 was zum verbreiteten thrakischen Namen Βιθυς zu stellen ist, vgl. P.M. Fraser et al., A Lexicon of Greek Personal Names 4, 2005, 69ff.; D. Dana, ZPE 157, 2006, 131. S. 479, Z. 3 und 5: Zu Wkš vgl. unten zu S. 480, Z. 10. S. 480, Z. 5: Πανᾶς ist die reguläre Entsprechung von Pa-n3 (Demot. Nb. 376), nicht von *Pa-nḥ s. S. 481 ist die Rede von mehrdeutigen Namensformen Πανᾶς, Πανᾶσις, Πινᾶς, „which we usually associate with Pan“. Die demotischen Schreibweisen wie auch die Existenz der femininen Analogiebildung Ta-n3 (Demot. Nb. 1189) zeigen aber, daß diese Assoziation allenfalls subjektiv ist; objektiv handelt es sich um ägyptische Hypokoristika, die mit Pan nichts zu tun haben. Eine Mehrdeutigkeit scheint mir dagegen bei Pakysis, Pakysios u.ä. gegeben zu sein, denn gerade bei Namensträgern aus Dusch (Kysis) wäre naheliegenderweise damit zu rechnen, daß diese Namensformen als *Pa-kš „Der von Kysis“ zu verstehen sind. S. 480, Z. 10 und Anm. 73: Zu beachten ist, daß P3-wgš aus phonetischen Gründen trotz der von Verf. zitierten bilingualen Entsprechung keine korrekte Variante von P3-igš sein kann; es handelt sich um zwei verschiedene Namen, die etwa [pwakš] (Bedeutung unbekannt) und [pekôš] gesprochen wurden. S. 482, Z. 1 der Namenliste: Ἁρνασις ist bilingual als Wiedergabe von Ḥ r-ncš „Horus ist stark“ belegt (Demot. Nb., Korrekturen und Nachträge zu S. 822). Dies schließt zwar nicht aus, daß ein *Ḥ r-p3-nḥ s in konvergierender Weise gräzisiert werden kann, mahnt aber doch zur Vorsicht. 3 Für den Hinweis hierauf sowie die Bereitstellung einer Abbildung und einer vorläufigen Umschrift und Übersetzung danke ich Karl-Theodor Zauzich.

304 Reviews Obgleich es natürlich zu bedauern ist, daß es dem Verf. nicht beschieden war, letzte Hand an sein Werk anzulegen, stellt dieses auch im vorliegenden Zustand, besonders im Hinblick auf Onomastik, Prosopographie und Topographie, einen gewichtigen und unverzichtbaren Beitrag zum Thema dar. Universität Würzburg

Günter Vittmann

Review Article Byzantine Egypt Revisited Giuseppina Azzarello....................................................................................... 233 Reviews Holger Kockelmann, Untersuchungen zu den späten Totenbuch-Handschrif​ten auf Mumienbinden (Richard Jasnow)........................................................... 245 CPR 29 (Andrew Monson).................................................................................... 251 MPER N.S. 29-30 (Amphilochios Papathomas)................................................. 255 O.Claud. 4 (Amphilochios Papathomas)............................................................. 259 P.Oxy. 73 (Athanassios Vergados)........................................................................ 265 P.Oxy. 75 (Jennifer Sheridan Moss)...................................................................... 271 CPR 30 (James G. Keenan).................................................................................... 273 P.Clackson (L.S.B. MacCoull)................................................................................ 277 Francesca Schironi, From Alexandria to Babylon: Near Eastern Languages and Hellenistic Erudition in the Oxyrhynchus Glossary (P.Oxy. 1802 + 4812) (Sofía Torallas Tovar)...................................................................................... 283 A. Magnani, Il processo di Isidoro. Roma e Alessandria nel primo secolo (Sandra Gambetti)........................................................................................... 285 Richard L. Phillips, In Pursuit of Invisibility: Ritual Texts from Late Roman Egypt (Sarah L. Schwarz)................................................................................ 289 Franziska Naether, Die Sortes Astrampsychi. Problemlösungsstrategien durch Orakel im römischen Ägypten (Willy Clarysse)........................................... 293 Jan Krzysztof Winnicki, Late Egypt and Her Neighbours: Foreign Population in Egypt in the First Millennium BC (Günter Vittmann)................................ 297 J.G. Manning, The Last Pharaohs: Egypt Under the Ptolemies, 305-30 BC (Arthur Verhoogt)........................................................................................... 305 Sitta von Reden, Money in Ptolemaic Egypt: From the Macedonian Conquest to the End of the Third Century BC (Bart Van Beek)....................................... 307 Heinz Heinen, Kleopatra-Studien. Gesammelte Schriften zur ausgehenden Ptolemäerzeit (Dorothy J. Thompson)................................................................. 311 Inge Uytterhoeven, Hawara in the Graeco-Roman Period: Life and Death in a Fayum Village, with an Appendix on the Pottery from Hawara by Sylvie Marchand (Eugene Cruz-Uribe)................................................................... 315 Gihane Zaki, Le Premier Nome de Haute-Égypte du IIIe siècle avant J.-C. au VIIe siècle après J.-C. d’après les sources hiéroglyphiques des temples ptolémaïques et romains (Jitse H.F. Dijkstra)....................................................................... 317 Leslie S.B. MacCoull, Coptic Legal Documents: Law as Vernacular Text and Experience in Late Antique Egypt (Michael Peppard)................................. 321 Books Received....................................................................................................... 325 American Studies in Papyrology.......................................................................... 327

Contents Six Homeric Papyri from Oxyrhynchus at Columbia University Charles Bartlett, Susan Boland, Lauren Carpenter, Stephen Kidd, Inger Kuin, and Melanie Subacus........................................................ 7 Two More Pages of Crosby-Schøyen Codex MS 193 Albert Pietersma and Susan Comstock............................................. 27 Apprenticeship Contract for Carpentry Chris Eckerman................................................................................... 47 Letter from Hermias to Apollon Athanassios Vergados......................................................................... 51 Petition to Appoint an epitropos Ryan Boehm......................................................................................... 61 A Byzantine Loan of Money Klaas A. Worp..................................................................................... 71 A Marriage-Gift of Part of a Monastery from Byzantine Egypt Jason Robert Combs and Joseph G. Miller........................................ 79 Receipt from the Holy Church of God at Hermopolis Philip Venticinque............................................................................... 89 The Dossier of Flavia Anastasia, Part One: Document Prescripts T.M. Hickey and Brendan J. Haug..................................................... 99 Dreams in Bilingual Papyri from the Ptolemaic Period Stephen Kidd...................................................................................... 113 Two Texts of the dioiketes Apollonius Kent J. Rigsby..................................................................................... 131 Departure without Saying Goodbye: A Lexicographical Study Willy Clarysse.................................................................................... 141 Grenfell and Hunt on the Dates of Early Christian Codices Brent Nongbri.................................................................................... 149 Greek Amulets and Formularies from Egypt Containing Christian Elements Theodore S. de Bruyn and Jitse H.F. Dijkstra................................. 163 The Date of the Dendur Foundation Inscription Reconsidered Grzegorgz Ochala.............................................................................. 217 Notes on Papyri........................................................................................ 225 Copyright © The American Society of Papyrologists 2011 Printed in the United States of America on acid-free paper