Bericht zur Lage der Freien Berufe in Bayern Kurzfassung

Bericht zur Lage der Freien Berufe in Bayern 2015 Kurzfassung Bericht zur Lage der Freien Berufe in Bayern 2015 © Institut für Freie Berufe (IFB) an...
Author: Inge Messner
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Bericht zur Lage der Freien Berufe in Bayern 2015 Kurzfassung

Bericht zur Lage der Freien Berufe in Bayern 2015 © Institut für Freie Berufe (IFB) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Marienstraße 2 | 90402 Nürnberg Telefon (0911) 23565-0 | Telefax (0911) 23565-50 [email protected] | www.ifb.uni-erlangen.de Kerstin Eggert | Anja Gruhl | Birgit Kurz | Irina Kreider | Stefanie Kaiser Unter Mitarbeit von: Nicole Genitheim | Michael Porst | Eva Meyer | Philipp Weber

Nürnberg 2016

Klein- und mittelständische Betriebe bilden das Rückgrat unserer bayerischen Wirtschaft. Viele dieser Betriebe gehören zu den Freien Berufen, die nicht nur selbst einen wichtigen und wachsenden Teil der bayerischen Wirtschaft darstellen, sondern mit ihren hohen Qualitätsstandards sowie ihrer Innovationskraft auch unverzichtbar sind. Mit ihren fundierten Beratungsleistungen in den verschiedensten Bereichen schaffen und sichern sie Arbeits- und Ausbildungsplätze. Das Spektrum der Freien Berufe ist dabei äußerst vielfältig. Es reicht von Heilberufen über rechts-, wirtschafts- und steuerberatende Berufe, den Unterrichts- und Erziehungsbereich, die technische und naturwissenschaftliche Sparte, Medien, Information und Kommunikation, bis hin zu Kultur- und Umweltberufen. Freie Berufe sind in fast allen Bereichen der Wirtschaft anzutreffen. Erfreulich ist, dass der Frauenanteil über alle Berufsgruppen hinweg bei den Freiberuflern mit gut 32 Prozent um 1 Prozent höher liegt als der durchschnittliche Frauenanteil bei den Selbstständigen in Bayern insgesamt. Das mag nicht viel erscheinen, wird jedoch bedeutsamer, wenn man auch die Tendenz betrachtet. Während der Frauenanteil bei den Selbstständigen in Bayern insgesamt in den letzten Jahren gleich geblieben ist, hat der Anteil der weiblichen Selbstständigen bei den in der Studie ausgewählten Freien Berufen beinahe immer zugenommen. Diese und viele weitere Fakten blieben bislang – ohne systematische Statistiken zu den Freien Berufen – verborgen. Der vorliegende Bericht zur Lage der Freien Berufe in Bayern 2015 gibt nun allen Interessierten einen konkreten Einblick in die derzeitige Situation und in die Zukunftserwartungen. Neben dem aufschlussreichen Zahlenmaterial runden persönliche Äußerungen von Freiberuflern sowie Beiträge von Kammern und Verbänden das umfassende Informationsbild ab.

Ilse Aigner Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie

Als Präsident des Verbandes Freier Berufe in Bayern freue ich mich, dass der vorliegende Bericht zur Lage der Freien Berufe in Bayern 2015 die besondere Bedeutung, die den Freien Berufen im Freistaat Bayern zukommt, unterstreicht. Die Freien Berufe verstehen sich als Teil einer freiheitlichen Gesellschaft. Der Schutz des Vertrauensverhältnisses zu unseren Klienten hat oberste Priorität. Mit persönlichen Dienstleistungen erbringen wir höchste Qualität, die in erster Linie auf einer hochqualifizierten Aus-, Fort- und Weiterbildung basiert. Wir arbeiten fachlich unabhängig, wir produzieren keine Waren, sondern geistiges Eigentum und haften für unsere Leistungen persönlich; so unterscheiden wir uns von kommerziellen Dienstleistern. Auf diese Weise werden wir zu verlässlichen Partnern. In der Berufsausübung setzen wir auf das Kollegialitätsprinzip und eine transparente Selbstverwaltung, in der Betroffene zu Beteiligten werden. Unsere Selbstverwaltungskörperschaften übernehmen auch staatliche Aufgaben, finanziert durch die Beiträge und Gebühren ihrer Mitglieder. Mit einem anspruchsvollen Angebot von Ausbildungsplätzen und Beschäftigungsmöglichkeiten stellen wir uns den besonderen Herausforderungen des Arbeitsmarktes auch in Krisenzeiten. Als Schlüsselsektor der europäischen Wirtschaft, als Triebfeder für Wettbewerb und Innovation leisten wir einen wichtigen Beitrag für die europäische Integration. Jeder Einzelne von uns, der diese Grundsätze lebt, wird selbst zum Leitbild. So haben wir allen Grund, Freiberuflichkeit nicht nur als individuellen Lebensentwurf, sondern auch als verantwortlichen Gestaltungsauftrag unserer Gesellschaft zu verstehen.

Dr. Fritz Kempter Präsident des Verbandes Freier Berufe in Bayern

Als Geschäftsführerin des Instituts für Freie Berufe an der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg freue ich mich ganz besonders, heute wieder den Bericht zur Lage der Freien Berufe in Bayern für das Jahr 2015 vorlegen zu dürfen. Mit ihren hoch qualifizierten Dienstleistungen für die Wirtschaft und Gesellschaft nehmen die Freien Berufe eine besondere Stellung in der bayerischen Wirtschaft ein. Sie sind Wachstumsmotor und stellen Organisationstalente und Mediatoren für das gesellschaftliche Zusammenleben und Arbeiten. Die Freien Berufe sichern den Zugang und das Funktionieren wichtiger gesellschaftlicher Bereiche z. B. im Gesundheits- und Rechtssystem. Mit ihrem Sachverstand und Spezialwissen sorgen sie für die technische Sicherheit an Bauwerken, bewahren unser Kulturgut und entwickeln es weiter und vieles mehr. Der vorliegende Bericht nimmt auch in diesem Jahr eine Bestandsaufnahme dieser wichtigen Berufsstände vor. Anhand statistischen Zahlenmaterials wird die aktuelle Situation der Freien Berufe dargestellt und es wird ein Ausblick auf die zukünftige Entwicklung in den kommenden Jahren gegeben. Zudem kommen die Freiberufler selbst und deren Berufsorganisationen zu Wort: Zahlreiche Kammern und Verbände der Freien Berufe sowie über 1.000 Freiberufler wurden zu diesem Zweck befragt. Auch in diesem Jahr zeigt sich ein mannigfaltiges Bild in den sehr heterogenen Freien Berufen: So profitieren die Freien Berufe in unterschiedlichem Maße vom wirtschaftlichen Aufschwung. Der überwiegende Teil der befragten Freiberufler bewertet die aktuelle Situation als gut und sieht positiv in die Zukunft. Gleichzeitig sehen sich einige Freie Berufe mit einem Rückgang der Zahl ihrer Berufsträger vor allem in ländlichen Gebieten konfrontiert. Dies könne mittelfristig zu Versorgungsengpässen der Bevölkerung bei z. T. lebenswichtigen Dienstleistungen führen. Andererseits eröffnen neue technologische Entwicklungen neue Möglichkeiten und Chancen (Stichwort Arbeiten 4.0) auch für die Freien Berufe in Bayern. All diesen Trends und Entwicklungen kann nur rechtzeitig zum Wohle Bayerns begegnet werden, wenn wir wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über diese erlangen. Der vorliegende Bericht liefert Daten, Fakten und Meinungsbilder genau zu diesem Zweck. Ich danke dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie dafür, dass es diesen Bericht möglich gemacht hat!

Birgit Kurz Geschäftsführerin, Institut für Freie Berufe, Nürnberg

Die Lage der FREIEN BERUFE

Zusammenfassung 1. Vorbemerkungen Die Freien Berufe als wesentlicher Bestandteil der bayerischen Wirtschaft erbringen wichtige Bera­ tungsleistungen für Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen, schaffen und erhalten Arbeits­ und Ausbildungsplätze und tragen nicht zuletzt zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung bei. Eine wichtige Grundlage für die öffentliche und politische Wahrnehmung der Freien Berufe sind statistische Daten, die jedoch zum Teil für diesen Sektor fehlen. Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (StMWi) unterstützte daher das Institut für Freie Berufe (IFB) bei der Erstellung der vorliegenden Studie. Ziel der Studie ist es, die Entwicklungen in den Freien Berufen in Bayern insbesondere seit dem letzten Bericht aus dem Jahr 2010 aufzuzeigen und einen aktuellen Überblick über deren wirt­ schaftliche und berufliche Lage zu geben sowie die Erwartungen an die Zukunft zu dokumentieren.

2. Allgemeines zu Freien Berufen Grundsätzlich sind vor allem vier Betrachtungsweisen der Freiberuflichkeit zu unterscheiden: 1. die berufssoziologische,

2. die steuerliche,

3. die gesellschaftsrechtliche sowie die

4. sozialversicherungsrechtliche.

Aus unterschiedlichen definitorischen Ansätzen können sich voneinander abweichende Zuordnun­ gen zu Freien Berufen ergeben.

Zum Spektrum der Freien Berufen zählen:

Herkömmliches Spektrum

Erweitertes Spektrum

Freie Heilberufe

Freie Heilhilfsberufe

Freie rechts-, wirt­ schafts- und steuer­ beratende Berufe

Freie unterrichtende und erzieherische Berufe

Freie technische und naturwissenschaftliche Berufe

Freie Medien-, Informations- und Kommunikationsberufe

Freie Kulturberufe

Freie Umweltberufe

Bericht zur Lage der FREIEN BERUFE IN BAYERN 2015

Von besonderer Bedeutung bei der Betrachtung der Freien Berufe ist die Unterscheidung zwischen „verkammerten“ und „nicht verkammerten“ Berufen. Die Kammern dienen der Interessenvertretung des eigenen Berufsstandes ebenso wie dem Schutz der Interessen der Allgemeinheit. „Nichtverkammerte“ Freie Berufe verfügen gleichwohl über rechtlich bindende Berufsregeln und andere Instrumente der Qualitätssicherung. Das Zahlenverhältnis zwischen beiden Gruppen hat sich von 2005 bis 2015 wie folgt entwickelt: Selbstständige in Freien Berufen Jahr verkammert nicht verkammert insgesamt

absolut 2005 2015 73.774 87.154 61.900 124.500 135.674 211.654

2005 54,4 45,6 100

in % 2015 41,2 58,8 100

Jeweils zum 01.01. des Jahres

Quellen: Berufsorganisationen; Bayerisches Landesamt für Statistik; Mikrozensus verschiedener Jahrgänge; eigene Erhebungen, z.T. geschätzt; eigene Berechnungen.

Die Freien Berufe sind eine zentrale Säule der deutschen Wirtschaft. Für die Zukunft ist mit einer weiterhin deutlichen Zunahme des wirtschaftlichen Beitrags der Freien Berufe zu rechnen, da die Nachfrage nach hoch qualifizierten Dienstleistungen steigt.

3. Anlage der Untersuchung Die Untersuchung zur Lage der Freien Berufe in Bayern 2015 gliedert sich in folgende Teilbereiche:  die Auswertung von Literatur, Statistiken und anderen Sekundärquellen;  die Befragung von Kammern und Verbänden der Freien Berufe (43 Berufsorganisationen in Bayern wurden angeschrieben) sowie  eine Telefonbefragung unter insgesamt 1.017 Selbstständigen in Freien Berufen. Da bislang noch keine systematische Statistik der Freien Berufe existiert, wurde eine Fülle unter­ schiedlicher Datenquellen für diesen Bericht herangezogen. Erst die Kombination von amtlichen und halbamtlichen Statistiken mit Daten von Kammern, Verbänden und Sozialversicherungsträgern sowie Ergebnissen eigener und externer Untersuchungen ergibt ein aussagekräftiges Bild zur Situa­ tion der Freien Berufe in Bayern.

Die Lage der FREIEN BERUFE

4. Daten zur Soziodemographie und Beschäftigung in Freien Berufen Selbstständige in Freien Berufen Die Zahl der Selbstständigen in Freien Berufen in Bayern steigt seit Jahren kontinuierlich an. Zwi­ schen den Jahren 2000 und 2015 hat sich die Anzahl der selbstständigen Freiberufler in Bayern fast verdoppelt (+94 %). Dagegen fällt der Zuwachs der Selbstständigen in Bayern insgesamt mit einem Plus von nur 8 % in diesem Zeitraum deutlich schwächer aus. Im Vergleich zu anderen Dienstleis­ tungen und Wirtschaftsbereichen weisen die Freien Berufe weitaus größere Zuwächse auf. Den größten Anteil der rund 212.000 Selbstständigen in den Freien Berufen in Bayern machen die Freien Kulturberufe aus. Danach folgen andere freie Heilberufe, Ärzte sowie Rechtsanwälte. Existenzgründungen in Freien Berufen Im Jahr 2014, für das die derzeit aktuellsten Daten des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn vorliegen, wurden in Bayern 12.000 freiberufliche Existenzgründungen registriert. Im Ver­ gleich zum Vorjahr hatten damit rund 600 Personen mehr eine selbstständige freiberufliche Tätig­ keit bei den bayerischen Finanzämtern gemeldet. Dies entspricht einem Zuwachs von 5,1 %. Das freiberufliche Gründungsgeschehen in Bayern ist damit durch eine anhaltende Dynamik gekenn­ zeichnet. Selbstständige Freiberuflerinnen Die Selbstständigenquote bei Frauen ist regelmäßig nur etwa halb so hoch wie bei Männern. So waren beispielsweise im Jahr 2014 7,2 % der erwerbstätigen Frauen selbstständig tätig. Bei den Männern hingegen lag der Anteil der Selbstständigen an allen Erwerbstätigen bei insgesamt 14,2 %. Die Frauenanteile bei den Selbstständigen unterscheiden sich zwischen den einzelnen Freien Beru­ fen deutlich. Während bei den Hebammen bzw. Geburtshelfern fast ausschließlich Frauen anzutref­ fen sind, finden sich z.B. nur 12,6 % selbstständige Wirtschaftsprüferinnen. Generell sind in den freien Heil- und Kulturberufen die Anteile der Frauen unter den Selbstständi­ gen insgesamt höher als in den freien rechts-, steuer- und wirtschaftsberatenden bzw. in den freien technisch-naturwissenschaftlichen Berufen. Insgesamt betrachtet stiegen die Frauenanteile in den Freien Berufen in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Im Gegensatz dazu blieb der Anteil der Frauen an allen Selbstständigen in Bayern konstant.

Bericht zur Lage der FREIEN BERUFE IN BAYERN 2015

Anzahl der Selbstständigen in Freien Berufen in Bayern nach Berufen bzw. Berufsgruppen zum 01.01.2015 20.971

Ärzte

8.458

Zahnärzte

2.244

Tierärzte

3.313 *

Psychotherapeuten

2.769

Apotheker

35.500

Andere freie Heilberufe

20.400

Rechtsanwälte

1.751

Patentanwälte Nur-Notare

480 10.818

Steuerberater/Steuerbevollmächtigte Vereidigte Buchprüfer

Insgesamt: ca. 211.700

1.349

Wirtschaftsprüfer

489 17.000

Andere wirtschaftsberatende Freie Berufe

11.871

Architekten Beratende Ingenieure

2.241 11.000

Andere freiberuflich tätige Ingenieure

15.000

Andere techn. u. naturwissenschaftl. Freie Berufe

46.000

Freie Kulturberufe *Anzahl der selbstständigen Freiberufler in Bayern nach Angabe des PTK Bayern Quellen: Berufsorganisationen, Gesundheitsberichterstattung des Bundes; eigene Erhebungen, z.T. geschätzt

© IFB 2016

Entwicklung der Zahl der Selbstständigen in Freien Berufen und der Selbstständigen in Bayern insgesamt von 2000 bis 2015 Indizes (Basisjahr: 2000) 194,2 190 176,1 170,1 164,4

Selbstständige in Freien Berufen

154,1

138,7

140

133,0

124,5 115,6

118,8

108,3 100,0 90

102,8

100,0 99,0 100,4 99,6 101,6

Selbstständige insgesamt 112,8 114,5 112,3 110,1 110,6 111,0 108,4 107,5 107,9 106,3

Quellen: Berufsorganisationen, Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt, ABDA, eigene Erhebungen z. T. geschätzt

© IFB 2016

Die Lage der FREIEN BERUFE

Versorgungsdichte Die Versorgungsdichte gibt die Anzahl der Einwohner an, die auf einen Berufsangehörigen entfal­ len. In den letzten fünf Jahren hat sich die Versorgung der Einwohner Bayerns mit freiberuflichen Dienstleistungen (weiter) verbessert. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in freiberuflichen Unternehmen Die Freien Berufe spielen als Arbeitgeber in Bayern eine bedeutende Rolle. Ein Großteil der Selbst­ ständigen in den Freien Berufen ist Arbeitgeber und Ausbilder. So waren zur Mitte des Jahres 2014 insgesamt ca. 525.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (einschließlich Auszubildende) in freiberuflichen Unternehmen angestellt. Das entspricht ca. 10 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bayern. Der Frauenanteil lag hierbei 2014 bei etwa 63 %. Besonders viele Frauen sind im freiberuflichen Gesundheits- und Sozialwesen, in der Rechts- und Steuerberatung sowie der Wirtschaftsprüfung angestellt.

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (inkl. Auszubildende) nach Wirtschaftsklassen in Freien Berufen in Bayern am 30.06.2014 Freiberufliches Gesundheitswesen*; Apotheken Freiberufliche Tätigkeiten im Veterinär- und Sozialwesen

159.500

35.200

Rechtsberatung Wirtschaftsprüfung u. Steuerberatung Markt- und Meinungsforschung

46.874 1)

4.544

Unternehmens- u. Public-Relationsberatung 1)

29.585

Forschung und Entwicklung

26.805

Techn., phys. u. chem. Untersuchung Hardware- und Softwareberatung

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Bayern insgesamt: 5.065.073 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; Arbeitsmarkt in Zahlen, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SvB) am Arbeitsort (AO), Nürnberg, Juli 2015

11.300 1)

73.490

Architektur- und Ingenieurbüros

73.529

Erwachsenenbildung u. Unterricht; Schulen Künstlerische, schriftstellerische, unterhaltende, kulturelle u.ä. freiberuflicheTätigkeiten 2) Sonstige freiberufliche Dienstleistungen 3) 1) Eine

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Freien Berufen insgesamt: ca. 525.200

27.435

21.011

6.807 9.089

* In dieser Kategorie enthalten sind Arzt- und Zahnarztpraxen, Praxen von psychologischen Psychotherapeuten, Massagepraxen, Heilpraktikerpraxen sowie sonstige selbstständige Tätigkeiten im Gesundheitswesen.

Differenzierung nach Freiberuflern und gewerblich Tätigen ist hier leider nicht möglich. dieser Kategorie enthalten sind u.a. die Wirtschaftsklassen Darstellende Kunst, künstlerisches und schriftstellerisches Schaffen, Design-Ateliers und Fotografie. dieser Kategorie enthalten sind die Wirtschaftsklassen Übersetzen und Dolmetschen, sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten a.n.g.1), Erbringung von sonstigen Informations-Dienstleistungen a.n.g.1). Auf Grund von Veränderungen in der Kategorisierung ist diese Statistik mit den Vorjahren, die nach WZ 03 ausgewiesen wurden, © IFB 2016 nur eingeschränkt vergleichbar. 2) In 3) In

Bericht zur Lage der FREIEN BERUFE IN BAYERN 2015

Anteile von Frauen und Männern bei sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Freien Berufen in Bayern zum 30.06.2014 Frauen (Anteil insg.: 63,4 %) Freiberufliches Gesundheitswesen; Apotheken

91,5%

Freiberufliche Tätigkeiten im Veterinär- und Sozialwesen

Forschung und Entwicklung

Künstlerische, schriftstellerische, unterhaltende, kulturelle u.ä. freiberuflicheTätigkeiten Sonstige freiberufliche Dienstleistungen *

22,3%

54,3%

Unternehmens- u. Public-Relationsberatung *

Erwachsenenbildung u. Unterricht; Schulen

16,4%

77,7%

Markt- und Meinungsforschung*

Architektur- und Ingenieurbüros

13,8%

83,6%

Wirtschaftsprüfung u. Steuerberatung

Hardware- und Softwareberatung *

8,5%

86,2%

Rechtsberatung

Techn., phys. u. chem. Untersuchung

Männer (Anteil insg.: 36,6 %)

45,7%

47,5%

52,5%

47,8%

52,2%

34,7%

65,3%

26,2%

73,8%

33,0%

67,0% 60,3%

52,4% 46,3%

39,7%

47,6% 53,7%

* Eine Differenzierung nach Freiberuflern und gewerblich Tätigen ist hier z.T. leider nicht möglich. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; Arbeitsmarkt in Zahlen, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, untergliedert nach Geschlecht, Nürnberg, Datenstand September 2015; eigene Berechnungen

© IFB 2016

Auszubildende in Freien Berufen Zurzeit sind den Freien Berufen nach dem Berufsbildungsgesetz acht anerkannte Ausbildungsberu­ fe zugeordnet. Ende 2014 gab es in den freiberuflichen Tätigkeitsbereichen insgesamt etwa 20.340 Auszubildende. Davon lernten knapp 7.500 Auszubildende den Beruf der Medizinischen Fachange­ stellten. Insgesamt lassen sich deutlich weniger Männer als Frauen in freiberuflichen Tätigkeitsfel­ dern ausbilden. Arbeitslosigkeit in Freien Berufen Da Freiberufler in erster Linie als Selbstständige tätig sind und daher keine Ansprüche auf Arbeits­ losenunterstützung erwerben, werden sie in der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit nur unzureichend erfasst. Dennoch kann die Arbeitslosenstatistik Aufschluss über strukturelle Defi­ zite bei einzelnen Freien Berufen geben. Es kann dabei festgestellt werden, dass insgesamt nur we­ nige Freiberufler von Arbeitslosigkeit betroffen sind.

Die Lage der FREIEN BERUFE

Anzahl der Arbeitslosen in ausgewählten Freien Berufen in Bayern im Januar 2010 und Januar 2015 407

Ärzte Zahnärzte

71

Tierärzte

66 69

99

138 147

Apotheker Psychotherapeuten (nichtärztliche)

Bestand Januar 2010

24 33 145

Rechtsanwälte

Steuerberater

32

Wirtschaftsprüfer

26 34

Dolmetscher, Übersetzer

Bestand Januar 2015 212

54

Architekten Journalisten

484

271 112

324

155 303 296

Aufgrund von Veränderungen in der Kategorisierung (die Zahlen für 2015 werden nach der Klassifikation der Berufe 2010 (KldB 2010 ausgewiesen, die Daten für 2010 noch nicht) sind beide Jahre nur eingeschränkt vergleichbar. Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarktstatistik, Arbeitsmarkt nach Berufen, Januar 2010 und Januar 2015 © IFB 2016

Altersstruktur in Freien Berufen Derzeit stehen die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er noch im Erwerbsleben. Ihr zeitlich weit­ gehend absehbares Ausscheiden aus dem Berufsleben wird zu einem deutlich steigenden Ersatz­ bedarf führen. Bei den meisten der hier betrachteten Freien Berufe sind die Altersklassen zwischen 40 und unter 50 Jahren bzw. zwischen 50 und unter 60 Jahren am stärksten besetzt. Vor allem bei den niedergelassenen Ärzten (nicht aber den berufstätigen Ärzten insgesamt) und bei den Apothekern kann in naher Zukunft von vielen Berufsausscheidern ausgegangen werden, denen jedoch deutlich weniger Berufsanfänger bzw. Berufseinsteiger gegenüberstehen. Nachwuchskräftesicherung Auch die Freien Berufe stehen vor der Herausforderung, Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen und zu sichern. Da sich die künftigen Freiberufler auch aus dem Pool der heute Studierenden rek­ rutieren, ist die Studierendenzahl eine wichtige Determinante des zukünftigen Arbeitskräfteange­ bots in Freien Berufen. Für die Freien Berufe relevante Studiengänge konnten in den letzten Jahren meist deutliche Zu­ wächse bei den Studienanfängern verzeichnen. Besonders deutlich fiel die Steigerung bei Rechts­ wissenschaften, Maschinenbau und Verfahrenstechnik sowie der Elektrotechnik aus. Allerdings ist gerade in den MINT-Fächern die Studienabbruchquote überdurchschnittlich hoch.

Bericht zur Lage der FREIEN BERUFE IN BAYERN 2015

Anzahl der Studierenden in ausgewählten Studienfächern, die die Freien Berufe betreffen, an Hochschulen Bayerns im Wintersemsester 2009/10 und 2014/15 11.505

Allgemeine Medizin Zahnmedizin

2.490 2.544

Pharmazie

2.038 2.550

Veterinärmedizin

WS 2009/10 WS 2014/15

1.883 1.864 13.439

Rechtswissenschaften Architektur, Innenarchitektur Bauingenieurwesen

18.784

1.259 1.373 1.530 2.897 7.608

Maschinenbau, Verfahrenstechnik Elektrotechnik

13.861

3.728

12.172

5.666

Quellen: Bayerisches Landesamt für Statistik, Statistische Berichte: Studenten an den Hochschulen in Bayern Wintersemester 2009/10, Studierende an den Hochschulen in Bayern Wintersemester 2014/15

© IFB 2016

Im Hinblick auf das Geschlechterverhältnis bei den Studierenden ist festzustellen, dass bei den In­ genieurwissenschaften Frauen immer noch deutlich in der Minderheit sind. Im Gegensatz dazu überwiegen in den heilkundlichen Fächern Studentinnen deutlich. Der Zugang zu einigen Freien Berufen vor allem im Bereich des Gesundheitswesens ist auch durch Ausbildung möglich. Die mit Abstand am häufigsten angestrebten Gesundheitsfachberufe sind dabei die Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Altenpflege.

5. Daten zur wirtschaftlichen Lage in Freien Berufen Die wirtschaftliche Lage der Freien Berufe stellt sich je nach ausgeübtem Beruf sehr unterschiedlich dar. Die Heterogenität des Berufsspektrums begründet erhebliche Vorbehalte gegenüber verallge­ meinerten Aussagen. Informationen über die wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage und Ent­ wicklung der Selbstständigen in Freien Berufen kann man vor allem aus der Umsatzsteuer- und der Einkommensteuerstatistik gewinnen. Auch wenn beide Quellen einige Einschränkungen aufweisen, geben die verfügbaren Daten dennoch einen guten Einblick in die Entwicklung bzw. Veränderung der wirtschaftlichen Situation der Freiberufler.

Die Lage der FREIEN BERUFE

Umsätze von freiberuflichen Praxen, Kanzleien, Ateliers und Büros Im Hinblick auf die folgenden Ausführungen ist zu beachten, dass Umsätze im freiberuflichen Gesundheitswesen in der Regel von der Umsatzsteuer befreit sind. Nur für einen kleinen Teil an ärztlichen, zahnärztlichen und anderen heilberuflichen Leistungen ist Umsatzsteuer zu erheben und abzuführen. Zudem enthält die Umsatzsteuerstatistik nur Unternehmen, deren steuerbarer Jahres­ umsatz über 17.500 Euro liegt. Die meisten Umsatzsteuerpflichtigen finden sich bei Ingenieurbüros sowie im Bereich der Public­ Relations- und Unternehmensberatung. Die geringste Anzahl Umsatzsteuerpflichtiger werden für Patentanwaltskanzleien und Notare ausgewiesen. Bei fast allen betrachteten Freien Berufen hat sich die Anzahl der Umsatzsteuerpflichtigen im Jahresvergleich von 2008 auf 2013 erhöht. Ingenieure erzielten laut Umsatzsteuerstatistik im Durchschnitt die höchsten steuerbaren Umsätze. Mit insgesamt über acht Mrd. Euro im Jahr 2013 lagen sie noch vor Büros der Unternehmens- und Public-Relationsberater mit etwa fünf Mrd. Euro. Journalisten und Pressefotografen sowie Dolmet­ scher und Übersetzer wiesen 2013 – wie schon 2008 – die geringsten steuerbaren Umsätze auf. Die Entwicklung der steuerbaren Umsätze von 2008 auf 2013 war dabei sehr unterschiedlich. Ein Teil der Freien Berufe kann große prozentuale Zuwächse verzeichnen, ein anderer Teil musste Ein­ bußen hinnehmen. Ein Umsatzplus von 31 % konnten die Notariate verzeichnen, gefolgt von Inge­ nieurbüros mit knapp 27 % sowie den Übersetzern und Dolmetschern mit 24 %. Auch bei den Pa­ tent- und Rechtanwalts-, Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien sowie den Architek­ turbüros und Tierarztpraxen fallen die Anstiege erheblich aus; sie schwanken zwischen 18 % und 21 %. Bei den Büros der Unternehmens- und Public-Relationsberatung und den künstlerischen Be­ rufen lassen sich mit 10 % bzw. etwa 9 % immer noch recht hohe Steigerungsraten beobachten. Die einzige negative Entwicklung zeigt sich bei den Journalisten und Pressefotografen mit einem Rück­ gang des Umsatzvolumens von 3 %. Abschließend soll noch auf die durchschnittlichen Umsätze je Steuerpflichtigen im Jahr 2013 ein­ gegangen werden. Notare erzielten hier im Durchschnitt die höchsten durchschnittlichen steuerba­ ren Umsätze. Mit 1,2 Mio. Euro lagen sie deutlich vor den Patentanwälten, die einen mittleren Um­ satz von 694.000 Euro pro Berufsträger generierten. Ähnlich hoch fallen die Durchschnittsumsätze bei den Wirtschafts- und Buchprüfern mit 643.000 Euro aus. In einigem Abstand folgen die Ingeni­ eure mit 486.000 Euro. Obwohl die Unternehmens- und Public-Relationsberater beim Umsatzvolu­ men insgesamt an zweiter Stelle stehen, erreichen sie mit einem durchschnittlichen Umsatz von 338.000 Euro je Steuerpflichtigen nur den sechsten Rang. Rechtsanwälte erwirtschafteten 2013 im Schnitt 289.000 Euro, Tierärzte 251.000 Euro und Architekten 218.000 Euro.

Bericht zur Lage der FREIEN BERUFE IN BAYERN 2015

Umsatzvolumen insgesamt in ausgewählten Freien Berufen in Bayern 2008 und 2013 (in Tsd. Euro) 6.594.010

Ingenieurbüros

8.344.262

4.762.022 5.233.043

Public-Relations- und Unternehmensberatung

2.931.615 3.469.846

Kanzleien von Steuerberatern und -bevollmächtigten

2.114.404 2.488.828

Rechtsanwaltskanzleien ohne Notariat

1.356.903 1.629.848

Architekturbüros Künstlerische Berufe

466.535 506.315

2008

Notariate

378.996 496.932

2013

Tierarztpraxen

384.096 455.099

Patentanwaltskanzleien

359.265 435.078

Kanzleien von Wirtschafts- und Buchprüfern

325.173 386.889

Selbstständige Journalisten und Pressefotografen Übersetzen und Dolmetschen

234.782 227.738 103.448 128.713

Quellen: Bayerisches Landesamt für Statistik, Umsatzsteuerstatistiken 2008 und 2013; z.T. eigene Berechnungen

© IFB 2016

Einkünfte Die Aussagekraft der Einkommensteuerstatistik ist in einigen Punkten eingeschränkt. Bedingt durch die späten Abgabefristen für die Steuererklärungen und die Veranlagungsdauer erscheint die Sta­ tistik mit erhöhter zeitlicher Verzögerung zum Veranlagungsjahr. Für den vorliegenden Bericht sind daher keine aktuelleren Zahlen als für das Jahr 2010 verfügbar. Dieser zeitliche Abstand schränkt die Aussagefähigkeit der Daten hinsichtlich der derzeitigen Situation der Freien Berufe ein, da die neuesten Entwicklungen nicht erfasst sind. Zudem werden beispielsweise Freiberufler, die z.B. be­ dingt durch hohe (Gründungs-) Investitionskosten Verluste schreiben, in der Statistik nicht erfasst. Dies führt teilweise zu erheblichen Verzerrungen und kann die wirtschaftliche Situation positiver erscheinen lassen als sie in Wirklichkeit ist. Vorbehaltlich der eingeschränkten Aussagekraft erzielten im Jahr 2010 die Zahnärzte mit durch­ schnittlich 156.000 Euro je Steuerpflichtigen, gefolgt von Ärzten mit 150.000 Euro die höchsten Einkünfte. Die Gruppe der Wirtschafts- und vereidigten Buchprüfer kam 2010 auf durchschnittlich 114.000 Euro. Kulturberufe erzielten im Vergleich dazu sehr niedrige Einkünfte: Journalisten und Pressefotografen hatten 2010 ein durchschnittliches Einkommen in Höhe von 26.000 Euro. Die Gruppe der künstlerischen Berufe kam auf 24.000 Euro zu versteuerndem Jahreseinkommen. Die Schlusslichter bilden schließlich Übersetzer und Dolmetscher mit jährlichen Einkünften von durch­ schnittlich 22.000 Euro und die Heilpraktiker mit 20.000 Euro. Gegenüber dem Jahr 2004 ist bei fast allen betrachteten Berufen bzw. Berufsgruppen ein Einkom­ mensrückgang festzustellen. Besonders stark ist das Durchschnittseinkommen bei den Übersetzern und Dolmetschern (-21 %) sowie den Public-Relations- und Unternehmensberatern (19 %) gesun­

Die Lage der FREIEN BERUFE

ken. Bei den Steuerberatern und -bevollmächtigten, Tierärzten, Architekten und Ingenieuren lassen sich im Jahresvergleich nur sehr geringfügige Veränderungen hinsichtlich des durchschnittlichen Einkommens aus freiberuflicher Tätigkeit feststellen. Nur die Zahnärzte (+6 %) und Ärzte (+8 %) weisen 2010 gegenüber 2007 eine merkliche Erhöhung ihrer Einkünfte auf.

Durchschnittliche überwiegend positive Einkünfte aus freiberuflicher Tätigkeit aus den Lohn- und Einkommensteuerstatistiken nach ausgewählten Freien Berufen in Bayern 2007 und 2010 147.616 155.969

Zahnärzte/Dentisten

139.095 149.941

Ärzte

125.501 113.767

Wirtschaftsprüfer, vereid. Buchprüfer 92.984 92.344

Steuerberater, -bevollmächtigte

94.137 87.059

Rechtsanwälte, Notare, Patenanwälte 69.859 56.838

Unternehmens- und PR-Beratung Ingenieure für technische Fachplanung und Ingenieurdesign

53.134 52.660

Architekten, Innenarchitekten, Vermessungs- und Bauingenieure

Künstlerische Berufe Übersetzer und Dolmetscher Heilpraktiker

2010

49.604 49.604 54.522 55.238

Tierärzte

Journalisten und Pressefotografen

2007

28.432 25.862 27.797 24.141 27.683 21.855 22.558 20.051

Quellen: Bayerisches Landesamt für Statistik, Statistische Berichte, Einkommen der natürlichen Personen in Bayern 2007 und 2010, Ergebnisse der Lohn- und Einkommensteuerstatistik

© IFB 2016

Forderungsausfälle Wie andere Untersuchungen gezeigt haben, sind Forderungsausfälle ein nicht zu unterschätzendes Problem für Freiberufler. Die im Rahmen der Studie durchgeführte Befragung zeigte dabei deutli­ che Unterschiede zwischen den einzelnen Freien Berufen. Am häufigsten beklagen Zahnärzte, Tierärzte und Rechtsanwälte Forderungsausfälle. Dagegen tre­ ten Forderungsausfälle bei Journalisten, Bildenden Künstlern und Psychotherapeuten am seltensten auf. Überdurchschnittlich hohe Forderungsausfälle berichten Architekten, Patentanwälte und Rechtsan­ wälte. Die geringsten Forderungsverluste gaben die Journalisten, sowie die Physiotherapeuten und die Psychotherapeuten an.

Bericht zur Lage der FREIEN BERUFE IN BAYERN 2015

Insolvenzen Einen weiteren Indikator für die wirtschaftliche Situation stellen auch Unternehmensinsolvenzen dar. Von 2009 auf 2015 lässt sich für die Insolvenzen in Bayern insgesamt ein erheblicher Rückgang um 19 % feststellen. In Wirtschaftsbereichen, in denen überwiegend Freiberufler anzutreffen sind, sanken die Insolvenzen nur marginal von 301 auf 296. Insbesondere bei Public-Relations- und Un­ ternehmensberatung, Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung sowie Forschung und Entwicklung ergaben sich im Jahresvergleich kaum Änderungen der Anzahl an Insolvenzen.

6. Einschätzungen und Meinungen der befragten Freiberufler Im Folgenden werden die Meinungen und Einschätzungen der im Telefoninterview befragten Frei­ berufler zu bestimmten Themen präsentiert. Meinungsbild zur aktuellen beruflichen und wirtschaftlichen Lage Zunächst wurden die Untersuchungsteilnehmer gebeten, ihre Einschätzung zur Aussage „Mein Ein­ kommen aus freiberuflicher Tätigkeit ist meiner Qualifizierung angemessen“ abzugeben. Die mit Abstand höchsten Zustimmungswerte haben hier die Wirtschaftsprüfer (72 %), Patentanwälte (69 %) und Steuerberater (64 %). Die mit Abstand größte Ablehnungsquote erreichen die Physio­ therapeuten mit 70 %. Bei dieser Berufsgruppe scheint in Bezug auf die Angemessenheit des Ein­ kommens die größte Unzufriedenheit vorzuherrschen. Im Vergleich zu 2010 zeigen sich hinsichtlich dieser Einschätzungen z.T. deutliche Veränderungen. So sind nach der aktuellen Erhebung die Rechtsanwälte und Ärzte eher der Ansicht, ein ihrer Qualifizierung angemessenes Einkommen zu erzielen, während Journalisten, Physiotherapeuten und Psychologen dies häufiger verneinen. Mit der Entwicklung des Einkommens aus freiberuflicher Tätigkeit sind vor allem Steuerberater und Wirtschaftsprüfer zufrieden. Von diesen Berufsgruppen stimmten jeweils um die 70 % der Aussage „Mit der Entwicklung meines Einkommens aus freiberuflicher Tätigkeit bin ich zufrieden“ voll und ganz zu. Am anderen Ende der Skala finden sich Physiotherapeuten und Psychotherapeuten, die eher unzufrieden mit dem Einkommen aus freiberuflicher Tätigkeit sind. Dennoch würden die befragten Freiberufler ihren Beruf eher nicht wegen zu geringer Einkünfte aufgeben. Insbesondere Wirtschaftsprüfer und Steuerberater verneinen die Aussage „Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, meine Tätigkeit aufgrund eines geringen Einkommens nicht weiter auszuüben“. Doch auch jeweils über die Hälfte der Physiotherapeuten und Psychotherapeu­ ten lehnt diese Aussage ab. Gefragt, ob mit dem Einkommen aus freiberuflicher Tätigkeit eine ausreichende Risiko- und Alters­ vorsorge betrieben werden kann, stimmen vor allem Wirtschaftsprüfer und Steuerberater zu. Da­ gegen sind Bildende Künstler und Journalisten nicht der Ansicht, mit ihrem Einkommen ausrei­ chend Vorsorge betreiben zu können.

Die Lage der FREIEN BERUFE

Meinungsbild zur Entwicklung der beruflichen und wirtschaftlichen Lage Im Rückblick erwies sich das Jahr 2014 in erster Linie für Ingenieure erfolgreicher als erwartet. Aber auch für jeweils über ein Viertel der Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Architekten und Tierärzte lief das Jahr 2014 erfolgreicher als erwartet. Für Bildende Künstler, Journalisten und Zahnärzte blieb dieses Jahr allerdings hinter den Erwartungen zurück. deutliche Unterschiede zwischen den Berufsgruppen. Positiv sehen Rechtsanwälte und Architekten die Entwicklung des Jahres 2015 im Vergleich zu 2014. Dagegen sind Apotheker der Ansicht, dass 2015 beruflich und wirtschaftlich negativer verlaufen wird als 2014. Trotz dieser Unterschiede ist über alle Berufe hinweg der jeweils größte Anteil der Ansicht, dass sich das Jahr 2015 beruflich und wirtschaftlich etwa wie das Vorjahr gestaltet. Positive Erwartungen für das Jahr 2016 haben vor allem Rechtsanwälte. Doch auch Bildende Künst­ ler, Wirtschaftsprüfer und Architekten gehen eher von einer Verbesserung der Lage aus. Dagegen sehen Apotheker eher pessimistisch in die Zukunft und erwarten in 2016 Verschlechterungen ihrer beruflichen und wirtschaftlichen Lage. Dennoch ist über alle befragten Berufe hinweg der jeweils größte Anteil der Meinung, dass sich das Jahr 2016 etwa wie das Vorjahr entwickeln wird.

Bericht zur Lage der FREIEN BERUFE IN BAYERN 2015

Zukunftssicherung des Berufsstandes Die Befragten wurden gebeten, die aus ihrer Sicht unbedingt erforderlichen Maßnahmen für eine zukünftig positive Entwicklung ihres jeweiligen Berufsstandes zu benennen. Dies erfolgte durch eine offene, ungebundene Abfrage, bei der keine bestimmten Antwortmöglichkeiten vorgegeben wurden, sondern lediglich die Anmerkungen und Maßnahmen erfasst wurden, die die Befragten von sich aus nannten. Aus häufigsten wurde von den Berufsträgern ein weiterer Bürokratieabbau genannt, dicht gefolgt von einer angemesseneren Honorierung bzw. einer Anpassung der Gebührenordnung. Weitere von jeweils über der Hälfte der befragten Freiberufler angegebene Maßnahmen zur Zukunftssicherung waren eine Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Erhöhung der beruflichen Autonomie sowie steuerliche Erleichterungen und nicht zuletzt die Stärkung des Nachwuchses.

Die Lage der FREIEN BERUFE

7. Einschätzungen und Meinungen der befragten Kammern und Verbände Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden 43 Verbände und Kammern der Freien Berufe in Bay­ ern gebeten, zur aktuellen Lage und zukünftigen Entwicklungen in den Freien Berufen Stellung zu nehmen. Die Berufsorganisationen hatten damit Gelegenheit, Situationen und Perspektiven aus der Sicht ihrer Berufsstände in den Bericht einzubringen. Zunächst wurden die Berufsorganisationen gebeten, ihre Einschätzung hinsichtlich des Versor­ gungsgrades mit freiberuflichen Leistungen abzugeben. In den rechts-, steuer- und wirtschaftsbe­ ratenden Berufen wird die Versorgung der Bevölkerung in Bayern als aktuell gut bis sehr gut ange­ sehen. Auch hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen rechnen die Berufsorganisationen für diese Wirtschaftsbereiche nicht mit einer Unterversorgung an freiberuflichen Dienstleistungen. Auch die Versorgung durch Ärzte, Zahnärzte und Apotheker wird derzeit als qualitativ und quantitativ aus­ reichend bewertet. Allerdings weisen die Berufsorganisationen darauf hin, dass vor allem in ländli­ chen Gebieten zukünftig Versorgungsengpässe entstehen können, sofern dem nicht mit geeigne­ ten Maßnahmen entgegengewirkt wird. Ähnliche Einschätzungen werden auch für die Versorgung mit Dienstleistungen durch Architekten getroffen und bei den Ingenieuren gibt es ebenfalls ent­ sprechende Befürchtungen. Bereits heute weisen die Standesvertreter auf eine gravierende Unter­ versorgung durch Leistungen von Psychotherapeuten und – vor allem im ländlichen Raum – durch Hebammen hin. Die Stellungsnahmen der Berufsorganisationen zu den vermuteten Entwicklungen des Berufsstan­ des bis 2020 zeigen einige grundlegende Tendenzen. Beispielsweise wird von verschiedenen Stan­ desvertretungen vor zukünftigen Versorgungsengpässen in ländlichen Gebieten gewarnt, denen entschieden entgegengewirkt werden müsse. Bereits heute haben beispielsweise ärztliche Nieder­ lassungen auf dem Lande Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. Zudem wird erwartet, dass die Anteile der Frauen in Freien Berufen weiter steigen werden. Dadurch und durch ein generelles Umdenken vieler Freiberufler gibt es einen steigenden Trend zum Angestelltenverhältnis, da dies in den Augen der Berufsträger die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eher ermöglicht als die Selbst­ ständigkeit. Weiterhin erwarten die befragten Kammern und Verbände eine Zunahme neuer Koo­ perationsformen zwischen den Berufsträgern. Diese Entwicklung könne u.a. auch aufgrund zuneh­ mender Spezialisierung resultieren, was den fachlichen Austausch und die Zusammenarbeit mit Kollegenbeider Erbringung bestimmter freiberuflicher Dienstleistungen notwendig macht. Gefragt nach den Auswirkungen des demografischen Wandels und einer möglichen Überalterung des Berufsstandes gaben die meisten Standesvertreter an, diesbezüglich keine Befürchtungen zu hegen. Lediglich bei den Ärzten und Hebammen rechnen die befragten Berufsorganisationen mit einer Überalterung bis 2020. Über alle Professionen hinweg werden folgende Handlungsbedarfe für die Sicherung der Zukunfts­ fähigkeit gesehen: Neben einer leistungsgerechten Entlohnung werden vor allem verlässliche Rah­ menbedingungen und damit verbundene Planungssicherheit genannt. Dadurch würde auch die Attraktivität einer selbstständigen freiberuflichen Tätigkeit gestärkt. Nicht zuletzt wird ein weiterer Bürokratieabbau gefordert.

Bericht zur Lage der FREIEN BERUFE IN BAYERN 2015

8. Fazit – Gedanken zu zukünftigen Entwicklungen in Freien Berufen Die Freien Berufe sind fest in der Gesellschaft verankert. Die Tätigkeitsfelder der Freiberufler berüh­ ren nahezu alle Bereiche, die in besonderem Maße gesellschaftlich relevant sind. Sie sind Mitgestalter des wirtschaftlichen, sozialen und politischen Lebens. Die wirtschaftliche Bedeutung der Freien Berufe hat im letzten Jahrzehnt im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen weit überdurchschnittlich zugenommen. Über den wachsenden Beitrag zur Wertschöpfung und die deutlich steigenden Beschäftigungszahlen hinaus sind die Freien Berufe wichtige Träger der Ent­ wicklung zur Wissensgesellschaft. Der Veränderung der Nachfrage wurde fortschreitend durch be­ rufliche Differenzierung und Spezialisierung bis hin zur Ausformung neuer Berufsbilder entspro­ chen. Dabei haben die Freien Berufe eine hohe Innovationskraft bewiesen. Würde man zur wirtschaftlichen Lage und Entwicklung eine allgemeine Aussage treffen, so wäre von einer insgesamt stabilen Situation auf dem jeweiligen Einkommensniveau auszugehen. Jüngere Berufsträger haben es allerdings oft schwer, wirtschaftlich tragfähige Niederlassungen aufzubauen. Teilweise hohe Anteile älterer Berufsangehöriger lassen erhebliche Ersatzbedarfe erwarten, denen vielfach steigende Absolventenzahlen entsprechen. Insbesondere wachsende Frauenanteile stehen in engem Zusammenhang mit besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Binnenmarktstrategie der Europäischen Kommission, mit der sie das Ziel verfolgt, den gemein­ samen Binnenmarkt im Interesse von mehr Wirtschaftswachstum zu stärken, ist eine weitere Her­ ausforderung, der sich die Freien Berufe in Zukunft wohl sicher stellen werden müssen.2 Unter Ver­ weis auf Studien und Reformerfahrungen in einzelnen EU-Staaten wird von der Brüsseler Behörde der verstärkte Abbau berufsrechtlicher Regulierungen vorgeschlagen. Nach Meinung der Kommis­ sion würde dies z.B. zu mehr Arbeitsplätzen führen. Auf dem Prüfstand stehen die Bestimmungen zur Fremdkapitalbeteiligung, zur interprofessionellen Zusammenarbeit und zu Rechtsformerforder­ nissen.3 Des Weiteren hat die Europäische Kommission im Juni 2015 ein Verfahren gegen Deutsch­ land eingeleitet, da ihrer Ansicht nach die deutschen Gebührenverordnungen für Architekten und Ingenieure (HOAI) sowie für Steuerberater (StBVV) gegen das EU-Recht verstoßen. Sie forderte die Bundesregierung auf, die gesetzlichen Mindestsätze für diese drei Berufsgruppen abzuschaffen, da es keinen Beleg dafür gebe, dass Mindestsätze einen Beitrag zur Sicherstellung hoher Qualitäts­ standards leisten würden. Die Freien Berufe sehen durch die Binnenmarktstrategie (neben Einbußen für den Verbraucher) auch ihre Selbstverwaltung in Gefahr.4 Die Entwicklung zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft bringt für die Freien Berufe auch in Zukunft erhebliche Wachstumspotenziale mit sich. Die Freien Berufe sind eine Stütze der mittel­ ständischen Wirtschaft. Während die Anzahl der Gründungen im gewerblichen Bereich seit Jahren rückläufig ist, wird mehr und mehr im freiberuflichen Bereich gegründet.5 Sofern die Freiberufler die gesellschaftlichen Veränderungen als Chance begreifen und mittragen, werden sie auch zukünf­ tig ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Innovationstreiber bleiben.

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Vgl. DZW 2015 Vgl. Pischel 2016

Vgl. Kafsack 2015 Vgl. Metzger 2015: 3

Die Lage der FREIEN BERUFE

9. Literatur DZW (Hg.) (2015): EU-Kommission erhöht Druck auf freie Berufe. Binnenmarktstrategie und neue Auflagen für Freiberufler. http://dzw.de/artikel/eu-kommission-erhoeht-druck-auf-freie-berufe (18.01.2016). Kafsack, Hendrik (2015): EU greift Privilegien von Architekten und Steuerberatern an. In: Frankfurter Allgemeine http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/recht-und-gehalt/freie-berufe-eu-greift­ privilegien-von-architekten-und-steuerberatern-an-13654763.html (18.01.2016). Metzger, Georg (2015): KfW-Gründungsmonitor 2015. Gründungstätigkeit nimmt zu - Freiberufli­ che Tätigkeitsfelder dominieren. Frankfurt am Main: KfW Bankengruppe. Pischel, Jürgen (2016): EU-Initiative gegen Freiberuflichkeit. In: ZWP Online. http://www.zwp­ online.info/de/zwpnews/dental-news/branchenmeldungen/eu-initiative-gegen-freiberuflichkeit­ berufsverbaende-wollen-eingreifen (18.01.2016)

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Druck:

Technisches Büro im StMWi

Stand:

Juli 2016

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