Predigt Rüsselsheim, 26. März 2006

Begeistert von Jesus (1. Teil) 1. Pt. 1, 18 - 21 Liebe Gäste, liebe Gemeindeglieder, am ersten Abend der ProChrist-Veranstaltungen berichtete Ulrich Parzany von einem Psychologen, der 20.000 Interviews ausgewertet hat und zu dem Schluß gekommen ist, daß die derzeitige Befindlichkeit der Deutschen am besten beschrieben kann mit dem Ausdruck "coole Gleichgültigkeit". Wir sind gerade im 20. Jahrhundert als Volk mehrfach verführt und betrogen worden, so daß wir uns jetzt für nichts mehr wirklich begeistern mögen, sondern zur Zurückhaltung und sogar zum Zynismus neigen. Ich teile dieses Empfinden durchaus. Gebranntes Kind scheut das Feuer, sagt das Sprichwort so treffend. Und doch gibt es etwas, wovon gerade wir als wiedergeborene Christen am Anfang des 21. Jahrhunderts echt begeistert sein sollten. Genauer gesagt, ist es nicht etwas, sondern jemand: der Herr Jesus Christus. Jemand, der Ihn während Seines irdischen Lebens gut gekannt hat, schrieb im ersten Jahrhundert an Christen, die wegen ihres Christseins unter Druck geraten waren, Folgendes, um ihre Begeisterung für Jesus neu anzufachen: 1. Pt. 1, 18 - 21 18 Denn ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichen [Dingen], mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid von eurer unnützen, von den Vorfahren überlieferten Verhaltensweise, 19 sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines fehlerlosen und reinen Lammes, 20 der vorherbestimmt worden ist vor Grundlegung der Welt und geoffenbart worden ist am Ende der Zeiten um euretwillen, 21 die ihr durch Ihn an Gott gläubig seid, der Ihn von den Toten auferweckt und Ihm Herrlichkeit gegeben hat, so daß euer Glaube und eure Hoffnung auf Ihn [gerichtet] sind.

Bist Du begeistert von Jesus? 1) Was Er getan hat a) Er hat uns losgekauft (V. 18 - 19) b) Er war dazu vorherbestimmt (V. 20a) c) Er hat Gottes Plan erfüllt (V. 20b) d) Er ist auferstanden (V. 21b) e) Er ist wunderbar erhöht worden (V. 21 c)

2) Unsere Reaktion darauf a) Wir glauben an Ihn (V. 21a.d) b) Wir hoffen auf Ihn (V. 21 d) Ich habe häufig immer denselben Alptraum: Ich muß auf die Kanzel, habe aber keine Predigt vorbereitet. Es geht mir jetzt ein bißchen ähnlich, denn ich habe nur eine halbe Predigt vorbereitet; aber sie hat soviel Inhalt wie eine ganze Predigt (und dauert auch so lange), und die zweite Hälfte kommt am nächsten Sonntag, so Gott will.

1) Was Er getan hat a) Er hat uns losgekauft (V. 18 - 19) Seite 1

Predigt Rüsselsheim, 26. März 2006 18 Denn ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichen [Dingen], mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid von eurer unnützen, von den Vorfahren überlieferten Verhaltensweise, 19 sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines fehlerlosen und reinen Lammes ... Die ist ein Foto der Statue des "marron inconnu", des unbekannten entlaufenen haitianischen Sklaven, der seine Landsleute zum Aufstand gegen die französischen Besatzer aufrief; sie steht vor dem Palast des Präsidenten in der Hauptstadt Port-au-Prince. Im Jahr 1804 hat das Land tatsächlich die Unabhängigkeit erreicht - die Sklaverei in Haiti wurde damit für immer beendet. Die Kettenglieder am linken Fuß erinnern noch daran; leider sieht man sie auf diesem Bild nicht gut. Woraus bestanden unsere Ketten? Petrus nenn sie eure unnütze, von den Vorfahren überlieferten Verhaltensweise Das Wort für "unnütz" bedeutet im Griechischen auch eitel, leer; zwecklos, wertlos und sogar frivol, gedankenlos, gottlos. Gemeint ist hier nicht ein bestimmter, besonders schlimmer Lebensstil, sondern das, was von Natur aus das Leben aller Menschen kennzeichnet: Wir sind getrennt von Gott (das ist der Zustand der Sünde) und obendrein noch voller Sünden (das sind die einzelnen Sünden, die wir begehen). Sie sind von den Vorfahren überliefert in dem Sinne, daß dies seit Adam bei allen Menschen so gewesen ist und noch ist. Jesus sagt dazu: Joh. 8, 34 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Sklave. Und Paulus drückt es so aus: Röm. 6, 20 - 21 20 Denn als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr Freie gegenüber der Gerechtigkeit. 21 Welche Frucht hattet ihr denn damals? Dinge, deren ihr euch jetzt schämt, denn das Ende davon ist der Tod. Die Haitianer haben es geschafft, sich in eigener Kraft von der Sklaverei zu befreien. Allerdings haben sie einen hohen Preis dafür gezahlt: Ende des 18. Jahrhunderts hat ein Voodoo-Priester dem Teufel ein Schwein geopfert und damit sein Land für zweihundert Jahre dem Satan geweiht. Als Gegenleistung forderte er die politische Freiheit des Landes, die dann einige Jahre später auch kam. Aber ich habe den Eindruck, daß seitdem ein Fluch auf dem Land liegt. Die Geschichte Haitis seit 1804 ist voller Blut, Schweiß und Tränen. Es hat z.B. 32 Militärputsche gegeben und immer wieder Bürgerkriege (z.B. zwischen den Schwarzen und den Mulatten). Also sind die Haitianer nicht wirklich frei. Außerdem mußten sie im 19. Jahrhundert an Frankreich 60 Millionen Franc zahlen, um ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Seitdem ist die haitianische Wirtschaft ruiniert. Man kann dies als ein Bild für alle menschlichen Versuche betrachten, sich aus der Sklaverei der Sünde in eigener Kraft zu befreien - sie sind allesamt zum Scheitern verurteilt. Aber auch für unsere Befreiung ist ein hoher Preis bezahlt worden: 18 Denn ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichen [Dingen], mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid

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Predigt Rüsselsheim, 26. März 2006 In diesem Vergleich kann jemand seine Schulden nicht bezahlen und wird deshalb Sklave seines Gläubigers, bis er die Schulden abgearbeitet hat. Eine Befreiung ist nur möglich, wenn jemand für ihn die Schulden bezahlt. Ein französisches Wort für "erlösen" ist denn auch "racheter" - es bedeutet wörtlich "zurückkaufen". Es ist wie bei Lösegeldzahlungen bei Geiselnahmen: die Geiseln werden dadurch erlöst, also losgekauft. Wenn Gott uns mit Geld hätte loskaufen können, wäre das überhaupt kein Problem gewesen: Hagg. 2, 8 Mein ist das Silber und mein das Gold, spricht der HERR der Heerscharen. Und nicht nur das: Ps. 24, 1 (Schlachter-Übersetzung) Dem HERRN gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdboden und die darauf wohnen; Ihm gehört die ganze Erde und alles, was auf der Erde ist - sogar die Erdbewohner! Aber selbst der höchste materielle Wert hätte nicht ausgereicht, um uns aus der Sklaverei der Sünde loszukaufen. Der Grund dafür ist die Tatsache, daß auf der Soll-Seite des Kontos unseres Lebens keine Geldbeträge stehen, sondern der Zustand der Rebellion gegen Gott und des Getrenntseins von Ihm infolge des Sündenfalls Adams und Evas sowie unsere vielen Übertretungen der guten Gebote Gottes, also Sünden. Und auf der Haben-Seite findet sich nichts, was das Konto wieder ausgleichen könnte: Röm. 3, 23 (Hoffnung für Alle) Denn darin sind die Menschen gleich: Alle sind Sünder und haben nichts aufzuweisen, was Gott gefallen könnte. Wie konnte das Problem unserer Sünde gelöst werden? Hebr. 9, 22 ... ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung. Im Alten Bund wurde Schuld gesühnt durch das Schlachten eines Opferlammes, das keinerlei Makel haben durfte. Im übertragenen Sinn ist das genauso bei uns im Neuen Bund: 18 Denn ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichen [Dingen], mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid von eurer unnützen, von den Vorfahren überlieferten Verhaltensweise, 19 sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines fehlerlosen und reinen Lammes ... Schon Johannes der Täufer hat den Herrn Jesus als unser Opferlamm bezeichnet: Joh. 1, 29 (Neue Evangelistische Übersetzung) Seht, das ist das Opferlamm Gottes, das die Sünde der ganzen Welt wegnimmt. Stell Dir vor: Ein Arbeitskollege mobbt, verleumdet und beleidigt Dich, wo er nur kann. Und dann gerät er selbstverschuldet in große Not. Die einzige Möglichkeit, sein Problem zu lösen, wäre, daß Dein einziges, innig geliebtes Kind verleumdet vor Gericht zu Unrecht schuldig gesprochen, verspottet, gefoltert und schließlich auf grausamste, schändlichste und schmerzhafteste Weise hingerichtet werden müßte. Würdest Du dazu Deine Einwilligung geben? Gott hat genau das getan, weil Er uns sonst alle in die ewige Qual in der Hölle schicken müßte und weil Er uns so sehr liebhat, daß Er das um jeden Preis verhindern wollte. Der Preis dafür war das Blut Seines geliebten Sohnes, des einzigen Menschen, der je ohne auch nur die geringste Sünde auf dieser Erde gelebt hat.

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Predigt Rüsselsheim, 26. März 2006 Dieses Blut ist kostbarer als alle Reichtümer dieser Welt zusammen. Daß Gott diesen Preis für uns gezahlt hat, zeigt, wie unendlich wertvoll wir in Seinen Augen sind: 18 Denn ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichen [Dingen], mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid von eurer unnützen, von den Vorfahren überlieferten Verhaltensweise, 19 sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines fehlerlosen und reinen Lammes ... Wir wollen als Gemeinde das Haus in Bischofsheim verkaufen, in dem Wir als Familie wohnen. Wir haben deshalb einen Makler gebeten, zu schätzen, wieviel es wert ist. Er hat uns einen Preis genannt; aber ob es wirklich soviel wert ist, das wissen wir erst, wenn sich ein Käufer findet, der bereit ist, diese Summe zu bezahlen. Wieviel etwas wirklich wert ist, hängt davon ab, wieviel es dem potentiellen Käufer wert ist. Wir sind Gott soviel wert, daß Er Seinen über alles geliebten Sohn für uns geopfert hat. Wer von Euch hat noch nie Probleme mit dem Selbstwertgefühl gehabt? Wer hat noch nie gedacht: "Ich bin ja nichts wert, weil ich nicht (mehr) genug leiste"? Das ist einer der Kardinalfehler der westlichen Kultur: Wir definieren uns über unsere Leistung. Viele von uns mußten sich die Liebe ihrer Eltern verdienen über gute Noten in der Schule. Und zum "Workaholic" (= Arbeitssüchtigen) wird man sicher meist aus dem gleichen Grund: je mehr Leistung, desto mehr Selbstwertgefühl. Und wenn mit zunehmendem Alter die Leistungsfähigkeit nachläßt, dann werden wir von den Jüngeren geringgeschätzt und fürchten, daß wir zum "alten Eisen" gehören - das heißt, wir sind zu nichts mehr zu gebrauchen und damit wertlos. Ihr Lieben, Gott sieht das ganz anders! Nicht, was wir tun, macht uns wertvoll; nicht der Notendurchschnitt Deines Zeugnisses in der Schule, nicht das Ausmaß Deines Erfolgs im Beruf, nicht, wieviel Du im fortgeschrittenen Alter noch leisten kannst, sondern, was wir sind. Wenn Du ein Kind Gottes bist, dann bist Du unendlich wertvoll, weil Gott Sein Kostbarstes und Liebstes hergegeben hat, damit Du Sein Kind werden konntest! Selbst, wenn Du an den Rollstuhl oder sogar ans Bett gefesselt bist, ist Dein Leben genauso wertvoll wie das eines aktiven, leistungsfähigen, erfolgreichen jungen Menschen. Wozu hat Gott uns erkauft mit dem Blut Seines Sohnes? Natürlich, um uns vor der ewigen Verdammnis zu bewahren und uns statt dessen Vergebung der Schuld und ewiges Leben im Himmel bei Gott zu schenken. Aber das ist nicht alles. In diesem Zusammenhang wird oft zitiert: 1. Th. 1, 9 (NEÜ) Denn wo wir hinkommen, redet man davon, welche Wirkung unser Besuch bei euch hatte. Die Leute erzählen, wie ihr euch von den Götzen abgewandt habt und zu dem wahren und lebendigen Gott umgekehrt seid, um ihm zu dienen Aus diesem Bibelwort hat man einen Slogan gemacht: "gerettet, um zu dienen". Das bedeutet, daß unsere Erlösung nicht Selbstzweck ist; Gott will, daß wir aus Dankbarkeit Ihm dienen. Dieser Gedanke wird in anderen Bibelstellen deutlich, aber hier geht es meines Erachtens um etwas Anderes. Zum Einen liegt die Betonung nicht so sehr auf dem Dienen an sich, sondern auf dem Wechsel: Vorher haben die Thessalonicher den Götzen gedient, und jetzt dienen sie dem wahren und lebendigen Gott. Aber gedient hatten sie auch vorher. Zum Anderen müßte es wörtlich heißen: "Sklave sein" (vgl. die Fußnote in der Elberfelder Bibel). Es geht also auch hier letztlich nicht um das Tun, sondern um das Sein. Das wird noch deutlicher in Eph. 1, 4. 11 - 12: 4 ... wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, daß wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe ... 11 Und in ihm haben wir auch ein Erbteil erlangt, die wir vorherbestimmt waren ..., 12 damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien ...

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Predigt Rüsselsheim, 26. März 2006 Vor Jahren bekam eine Schwester aus unserer Gemeinde Platinstäbe ins Rückgrat eingesetzt (zur Stabilisierung). Ich frotzelte damals: "Du hast jetzt echte innere Werte!" Zu ihr durfte ich das sagen, weil sie über sich selbst lachen kann. Aber geistlich gesehen, war das Unsinn, denn der Leib jedes Gläubigen hat unermeßlich kostbare innere Werte, weil er der Tempel des Heiligen Geistes ist. Wir alle müssen lernen, unser Selbstwertgefühl nicht aus unseren Leistungen zu beziehen, sondern aus dem Wissen: "Ich bin unermeßlich kostbar in den Augen Gottes und brauche mir Seine Liebe nicht zu verdienen." Stellen wir uns einmal Folgendes vor: Jedesmal, wenn der Ehemann von der Arbeit nach Hause kommt, erwartet seine Frau ihn mit Zeitung und Hausschuhen in der Hand. Dann verwöhnt sie ihn mit einem tollen Menü und fragt andauernd, was sie für ihn tun kann. Der Mann wundert sich darüber und fragt, was los ist. Die Frau antwortet: "Ich wünsche mir so sehr, daß Du mich liebhast." Da sagt er: "Aber ich habe Dich doch sowieso lieb - sonst hätte ich Dich ja nicht geheiratet. Was Du alles für mich tust, ist schön und gut, aber es macht mich traurig, weil Du offensichtlich an meiner Liebe zu Dir zweifelst!" Der Herr Jesus liebt uns so, wie wir sind. Er liebt uns "brutto", trotz all unseres Versagens. Er liebt uns ohne jede Vorleistung, und zwar so sehr, daß Er Sein Leben für uns hingegeben hat. Das macht uns so wertvoll!

Bist Du begeistert von Jesus? b) Er war dazu vorherbestimmt (V. 20a) 1. Pt. 1, 18 - 20 18 Denn ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichen [Dingen], mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid von eurer unnützen, von den Vorfahren überlieferten Verhaltensweise, 19 sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines fehlerlosen und reinen Lammes, 20 der vorherbestimmt worden ist vor Grundlegung der Welt und geoffenbart worden ist am Ende der Zeiten um euretwillen Das bedeutet: schon vor Beginn der Erschaffung der Welt ist die Entscheidung gefallen, daß der Herr Jesus Christus unser Opferlamm, also unser Erlöser sein sollte. Petrus sagt das in seiner Pfingstpredigt: Apg. 2, 23 ... diesen , der nach dem bestimmten Ratschluß und nach Vorkenntnis Gottes hingegeben worden ist, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an geschlagen und umgebracht. Und im Hebräerbrief wird das noch näher erläutert: Hebr. 10, 4 - 10 (NEÜ) 4 Das Blut von Stieren und Böcken ist eben nicht imstande, Sünden wegzunehmen. 5 Deshalb sagte Christus bei seinem Eintritt in die Welt: »Opfer und Gaben hast du nicht verlangt, doch einen Leib hast du mir gegeben. 6 Über Brand- und Sündopfern freust du dich nicht. 7 Da habe ich gesagt: 'Hier bin ich! Ich bin gekommen, um deinen Willen zu tun - so wie es in der Schrift von mir steht.' 8 Zuerst sagte er: »Opfer und Gaben hast du nicht verlangt, an Brand- und Sündopfern freust du dich nicht«, obwohl diese Opfer doch vom Gesetz vorgeschrieben sind. 9 Und dann fährt er fort: »Hier bin ich! Ich bin gekommen, um deinen Willen zu tun«. ... 10 Und aufgrund dieses Willens sind wir ein für allemal geheiligt, weil Jesus Christus seinen Leib als Opfer dargebracht hat. Hier bekommen wir einen kleinen Einblick in die Ewigkeit. Wir erfahren etwas darüber, wie Herr Jesus als unser Opferlamm bzw. Erlöser auserwählt wurde. Ich habe mir das einmal so ausgemalt:

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Predigt Rüsselsheim, 26. März 2006 Gott, der Vater, Gott, der Sohn und Gott, der Heilige Geist versammelten die Engel um sich her. Gott teilte allen Anwesenden mit: "Wir wollen aus dem Durcheinander, dem Tohuwabohu in der sichtbaren Welt, etwas Sinnvolles machen. Wir werden ein Universum erschaffen mit einer Unmenge Sterne und anderer Himmelskörper. Einer davon wird die Erde sein, und dort werden wir das Meer und die Berge kreieren sowie Pflanzen und Tiere, und zum Schluß auch noch Menschen." Alle Engel verneigten sich ehrfürchtig und dachten über das Gehörte nach. Aber dann sagte einer der Erzengel: "Was sind Menschen?" "Das sind aufrechtgehende Lebewesen, die uns, Gott, ähnlich sind, vor allem in ihren Fähigkeiten. Sie sollen ein Gegenüber für uns sein, mit dem wir in besonderer Weise Gemeinschaft haben können. Wir werden sie in den Garten Eden setzen, wo sie als perfekte Menschen in einer perfekten Umgebung leben werden." Wieder huldigten die Himmelsheere Gott staunend. "Das wird ganz bestimmt etwas herrlich Schönes - ich bin schon sehr gespannt!" meinte einer der Cherubim. "Das wird es," antwortete der Herr der Heerscharen. Aber dann umwölkte sich Sein sonst so strahlend leuchtendes Gesicht, und Er fuhr fort: "Ich werde ihnen einen freien Willen geben, denn ich will eigenständige Persönlichkeiten und keine Marionetten. Sie werden die Möglichkeit haben, sich für oder gegen Mich zu entscheiden." "Aber," rief einer der Seraphim dazwischen, verstummte dann aber niedergeschlagen. "Ich weiß, was du meinst," sagte Gott. "Satan, der gefallene Engel, der unser erbitterter Widersacher ist, wird nichts unversucht lassen, Meine Schöpfung zu zerstören. Und es wird ihm leider gelingen, die Menschen dazu zu bringen, zu sündigen. Sie werden auf seinen gemeinen Trick hereinfallen und das einzige Gebot übertreten, das Ich den Menschen geben werde. Und dafür werde Ich Mich von ihnen trennen müssen und sie mit der ewigen Verdammnis in der Hölle bestrafen." Alle Engel stöhnten und weinten. "Aber dann wird ja alles vergeblich sein, was Du erschaffen wirst!" rief einer von ihnen. "Nein," antwortete Gott. "Ich habe für dieses Problem schon einen Plan bereit. Ich brauche jemanden, der die Menschen von dieser Verdammnis erlöst." Es wurde auf einmal sehr laut im Himmel, denn jeder Engel wollte gerne diese Aufgabe übernehmen. "Seid still," gebot ihnen Gott. "Ich danke euch für eure Bereitschaft, aber ihr könnt das nicht. Wer die Menschen von ihrer Schuld befreien will, der muß für sie und an ihrer Stelle sterben, und ihr wißt genau, daß ihr das gar nicht könnt, weil ihr unsterblich seid." "Ich bin bereit, zu diesem Zweck Mensch zu werden," sagte Gott, der Heilige Geist. Aber Gott, der Vater, antwortete Ihm: "Wir werden alle drei an der Erlösung der Menschheit beteiligt sein, aber Du wirst andere Aufgaben dabei haben." Da sagte Gott, der Sohn: "Ich weiß, dafür komme nur ich in Frage. Wenn Du es willst, werde ich es tun, mein lieber Vater." Gott, der Vater, sah Ihn liebevoll, aber zugleich auch schmerzerfüllt an und sagte: "Bist Du Dir im klaren darüber, was das bedeutet? Du wirst den Himmel verlassen, wo es nur Seite 6

Predigt Rüsselsheim, 26. März 2006 Frieden, Harmonie und Liebe gibt. Du wirst ein ganz normaler Mensch werden, nur, daß Du nicht sündigen wirst. Du wirst Schmerzen, Krankheit, Hunger, Müdigkeit, Traurigkeit, Kummer und Leid kennenlernen. Du wirst Heimweh haben nach der himmlischen Heimat. Du wirst mißverstanden werden. Du wirst von Deinem eigenen Volk, den Juden, größtenteils abgelehnt werden. Du wirst drei Jahre lang einen sehr anstrengenden Dienst tun. Schließlich wird man Dich verhaften, und in diesem Augenblick werden Deine Jünger Dich verlassen, die Dir vorher noch ewige Treue geschworen haben. Du wirst verhöhnt, angespuckt, in grausamster Weise ausgepeitscht und zu Unrecht zum Tod verurteilt werden. Du wirst den Querbalken des Kreuzes, an dem Du hingerichtet werden wirst, auf Deinem zerschundenen Rücken auf die Müllkippe Jerusalems tragen müssen. Dort wird man Dich mit großen Nägeln durch Deine Hand- und Fußgelenke am Kreuz festnageln und das Kreuz aufrichten. Du wirst stundenlang schlimmste Qualen erleiden und selbst dann noch verspottet werden. Und jetzt kommt erst noch das Schlimmste: In diesem Moment werde ich die Last der Schuld der gesamten Menschheit auf Dich legen, und es wird sein, als hättest Du selbst alle diese furchtbaren Sünden begangen. Und dann - ausgerechnet dann werde ich mich von Dir zurückziehen müssen wegen eben dieser Sünde. Ich werde Dich so für die Missetaten aller Menschen an ihrer Stelle bestrafen, damit ich ihnen auf dieser Grundlage vergeben kann. Und schließlich wirst Du sterben. Mein über alles geliebter Sohn, willst Du das wirklich auf Dich nehmen?" Mit Tränen in den Augen antwortete Gott, der Sohn: "Ich werde es tun aus Liebe zu Dir, mein lieber Vater, und aus Liebe zu den Menschen, die wir erschaffen werden. Hier bin ich. Ich bin gekommen, um Deinen Willen zu tun." Wie gesagt: Ich könnte mir vorstellen, daß es so gewesen ist, aber eventuell war es auch ganz anders. Ich wollte damit nur verdeutlichen, was für eine schwere und folgenreiche Entscheidung da getroffen worden ist - schon, bevor Gott mit der Erschaffung der Welt begann. Der Herr Jesus war schon damals bereit, unser Opferlamm zu sein und das Lösegeld für uns zu bezahlen. Würdest Du dieselbe Entscheidung treffen, wenn es darum ginge, mit solchem unsagbaren Leiden fremde Menschen aus dem Schlamassel zu holen, das sie sich selbst eingebrockt haben?

Bist Du begeistert von Jesus? c) Er hat Gottes Plan erfüllt (V. 20b) 20 der vorherbestimmt worden ist vor Grundlegung der Welt und geoffenbart worden ist am Ende der Zeiten um euretwillen Das Wort "geoffenbart" bedeutet, daß Er sichtbar, erkennbar wurde als der, der schon vor Grundlegung der Welt von Gott als unser Opferlamm bzw. unser Erlöser bestimmt worden ist. Somit hat Er den Plan erfüllt, den Gott in Seiner unendlichen Liebe zu uns erdacht hat. Aber warum schreibt Petrus, daß das "am Ende der Zeiten" geschehen ist? Dazu schreibt der Edition-C-Kommentar: Petrus charakterisiert die Zeit seit Christi Kommen als »Ende der Zeiten«, als letzte Zeit. Seit Jesu Geburt ist Endzeit in dem Sinne: Auf ihn ist alles zugelaufen. Er ist die Erfüllung. Das Ende allen Wartens. Das Letzte, die Vollendung hat begonnen. In Christus, ist das ganze Heil Gottes »offenbart«, enthüllt. Jetzt tritt klar zutage, was Gott mit dieser Welt, mit uns Menschen will: Er will retten, erlösen, vollenden.

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Predigt Rüsselsheim, 26. März 2006 Der Herr Jesus hat nicht nur große Worte gemacht wie Petrus kurz vor der Gefangennahme Jesu. Er hat die Erfüllung des Heilsplans Gottes voll durchgezogen. Das Unbegreifliche ist: Er hätte das Leiden jederzeit abbrechen können - selbst am Kreuz noch; aber Er hat es nicht getan. Warum nicht? Die Antwort gibt Petrus hier mit zwei Wörtern: um euretwillen Einige Dutzend Gründe Seines Leidens und Sterbens sitzen hier in diesem Raum, und einer steht auf dieser Kanzel. um euretwillen Um unseretwillen hat Er das alles ausgehalten bis zum Tod! Ich möchte einen Satz tief in Eure Herzen hinein versenken, damit Ihr ihn nie wieder vergeßt (aber nicht schon wieder auf einem Zettel zum Mitnehmen). Er gilt für alle, die Jesus als ihren Herrn und Erlöser angenommen haben, die Ihm gehören, die Ihn liebhaben:

Ich bin ein geliebtes Kind meines himmlischen Vaters, und darum bin ich sehr wertvoll. Du kannst aufhören damit, zu versuchen, Dir Liebe zu verdienen durch irgendwelche Leistungen, und zu beweisen, daß Du wertvoll bist. Du bist ein geliebtes Kind Deines himmlischen Vaters, und darum bist Du sehr wertvoll. 1. Pt. 1, 18 - 20 18 Denn ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichen [Dingen], mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid von eurer unnützen, von den Vorfahren überlieferten Verhaltensweise, 19 sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines fehlerlosen und reinen Lammes, 20 der vorherbestimmt worden ist vor Grundlegung der Welt und geoffenbart worden ist am Ende der Zeiten um euretwillen Ich weiß nicht, was diese Zeilen in den ursprünglichen Empfängern dieses Briefes ausgelöst haben. Aber ich wünsche mir, daß sie unsere Begeisterung für Jesus neu anfachen. Das muß sich nicht unbedingt in Temperamentsausbrüchen zeigen. Aber es bewirkt in uns hoffentlich eine tiefe Freude und große Dankbarkeit über Seine unendlich große und wunderbare Liebe zu uns. Fortsetzung folgt, so Gott will, am nächsten Sonntag.

AMEN Copyright (c) 2006 Detlev Fleischhammel Alle Rechte vorbehalten

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