Teil 1: Von der Arbeitsgemeinschaft zum Ausbildungsseminar

Teil 1: Von der Arbeitsgemeinschaft zum Ausbildungsseminar Von Wolfgang Rischer In Abständen von ein bis zwei Jahren künden Zeitungsberichte, oft gr...
Author: Erna Gerhardt
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Teil 1: Von der Arbeitsgemeinschaft zum Ausbildungsseminar

Von Wolfgang Rischer

In Abständen von ein bis zwei Jahren künden Zeitungsberichte, oft großformatig mit Bild, unter Überschriften wie "Ausbildung hinter Klostermauern", "Von Kunst bis zum Bauernhof", "Lehreranwärter laufen um die Helmstedter Wälle" - um nur einige zu nennen von seiner Existenz. Dennoch hat es das Lehrerausbildungsseminar in Helmstedt, das genau genommen die ein wenig barocke Bezeichnung "Ausbildungsseminar Helmstedt für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen" führt, immer etwas schwer gehabt, sich im öffentlichen Bewusstsein seines Umkreises zu verankern. Dies, obwohl es am 1. Februar 2000 bereits in das 24. Jahr seines Bestehens geht. Eine der Ursachen dafür mag sein, dass es sich nicht wie die Helmstedter Schulen in der Trägerschaft der Stadt oder des Landkreises befindet, sondern in der des Landes Niedersachsen. Damit sind Berührungspunkte mit hiesigen öffentlichen Institutionen eher zufällig. Überdies, und dies wird für die breite Wahrnehmung wesentlicher sein, kamen bisher nur wenige der im Seminar ausgebildeten Lehreranwärterinnen und Lehreranwärter aus Helmstedt selbst oder aus einer der umliegenden Städte und Gemeinden. Auch die mit der Unterbringung im Kloster St. Marienberg zwar im Wortsinne "herausragende", aber eben doch eher periphere Lage mag dabei eine Rolle spielen. Genügend Gründe, an dieser Stelle einmal die Vorgeschichte der heutigen Ausbildung grob zu umreißen, die Konstruktion des Vorbereitungsdienstes zu beleuchten und das Werden und Wachsen des Ausbildungsseminars Helmstedt aufzuzeigen. Die Lehrerausbildung besitzt lange Wurzeln mit Verzweigungen, Brüchen. Sie lassen sich für den Helmstedter Raum zurückverfolgen bis auf das "Marienthalsche Seminar", 1753 gegründet und 1773 nach Helmstedt verlegt, oder auf die Lehrerbildungsanstalt Helmstedt, 1940 bis 1945. Darüber geben grundlegende Untersuchungen Auskunft *, auf die hier aus Platzgründen ebenso wenig eingegangen werden kann wie auf die Lehrerausbildung in den ersten Jahren nach dem Kriege. Aufschlussreich ist es aber, zu sehen, wie die Erschütterungen zweier Weltkriege und im Gefolge davon gesellschaftspolitische Veränderungen das Berufsleitbild der Lehrerinnen und Lehrer prägten.

Im Jahre 1965 hatte Georg Picht die für das Bildungswesen Verantwortlichen ebenso wie eine interessierte Öffentlichkeit mit einem Paukenschlag aufgeschreckt. In seinem Buch "Die

deutsche Bildungskatastrophe" ** hatte er Defizite des deutschen Bildungswesens schonungslos offenbart und vor dem Hintergrund einer veränderten Welt und eines sich abzeichnenden eklatanten Lehrermangels u.a. gefordert, sich von der Idee einer "volkstümlichen Bildung" endlich zu verabschieden und die gesamte Lehrerbildung auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Hiermit war eine Diskussion angestoßen worden. Zunehmend zeichnete sich ab, dass die in Niedersachsen bis in die sechziger Jahre hinein praktizierte Ausbildung der den Schulen zugewiesenen jungen Lehrerinnen und Lehrer in einer zweiten Ausbildungsphase in Form von Arbeitsgemeinschaften nicht mehr den Ansprüchen an eine zukunftsorientierte Lehrerausbildung genügte. Zwar wurden dort unter der Leitung erfahrener Pädagogen gemeinsam Unterrichtsstunden gesehen und analysiert, doch konnten fachdidaktische wie -methodische Fragestellungen nicht systematisch genug eingebracht und nicht ausreichend mit allgemeinpädagogischen Zielsetzungen verknüpft werden.

So kam es Ende der sechziger Jahre zu einer Neustrukturierung der sog. "zweiten Phase". Damit reagierte Niedersachsen - wegen der Kulturhoheit verlief die Entwicklung in den Bundesländern unterschiedlich - auf die in Gang befindliche Diskussion. In den einzelnen Schulaufsichtskreisen der Regionen wurde ein pädagogisches Seminar, allerdings ohne eigene Räumlichkeiten, eingerichtet, das von einem Rektor bzw. Realschulrektor als Ausbildungsleiter (Hauptseminarleiter) geführt wurde. Dieser war für die übergreifende pädagogische, die "schulpädagogische" Ausbildung der Lehrer z. A. / Realschullehrer z. A. ("zur Anstellung") verantwortlich und unterstand einem der örtlichen Schulräte. Getagt wurde in den Schulen und anschließend am Nachmittag - ein Schelm, wer Arges dabei denkt! - gelegentlich auch in Gaststätten. Neu war eine zusätzliche Ausbildung der jungen Lehrerinnen und Lehrer in den einzelnen Fächern. Sie wurden dabei mit ihrem jeweiligen Hauptfach einem fachdidaktischen Seminar "Lang" zugeordnet. Dieser Zusatz besagte, dass sie während der gesamten Dauer ihrer durchschnittlich zweieinhalbjährigen Ausbildung in der zweiten Phase an diesem Fachseminar teilnehmen mussten. Da sie aber alle verantwortlich als Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer eingesetzt waren, hatten sie auch Fächer mit zu unterrichten, für die sie in der Hochschule nicht ausgebildet worden waren. Um hierfür die unbedingt erforderlichen Hilfen zu erhalten, mussten sie zusätzlich aus einem Fachseminarangebot, das z. B. für den gesamten damaligen Verwaltungsbezirk Braunschweig galt, für jeweils ein halbes Jahr ein Fachseminar "Kurz" nach Bedarf auswählen. Die Themen waren, um die Erste-Hilfe-Funktion zu erfüllen, eingegrenzt und sehr konkret, etwa "Operative Erarbeitung mathematischer Probleme der

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Oberstufe" oder "Der Einsatz von Medien im Englischunterricht des 5. - 8. Schuljahres". Die zweite Prüfung wurde im Bereich Schulpädagogik, dem Langfachseminar und einem Kurzfachseminar nach Wahl abgenommen; vorübergehend war die schriftliche Hausarbeit abgeschafft. Es liegt auf der Hand, dass die soeben skizzierte Form der Ausbildung einen hohen bürokratischen Aufwand erforderte und zudem mit erheblichen Reisekosten verbunden war, denn durchaus nicht selten fuhren beispielsweise Lehrer z. A. oder Fachseminarleiter aus Helmstedt bis in den Vorharz, um das Unterrichtsbeispiel eines dort an einer Schule tätigen Seminarteilnehmers gemeinsam zu besprechen und mit dem theoretischen Teil des Tagungsthemas zu verknüpfen! Vor allem aber setzte dieses Konzept die inzwischen auch vom Deutschen Bildungsrat*** erhobene Forderung nach Wissenschaftlichkeit der Ausbildung unter Einbindung der Fachwissenschaften und der Fachdidaktiken nur halbherzig um. Insbesondere die Kurzfachseminare kamen bei nur fünf Tagungen pro Halbjahr und angesichts der ja kaum vorhandenen Vorkenntnisse der Teilnehmer in dem aus der Not heraus gewählten Fach über einen pragmatischen Ansatz nur wenig hinaus. Regelmäßige, aber in größeren zeitlichen Abständen stattfindende regionale Fachkonferenzen konnten die systembedingte Sprachlosigkeit zwischen den

örtlichen pädagogischen

Seminaren und den weit verstreuten Kurzfachseminaren nicht aufwiegen.

Eine Verbesserung dieser Situation wurde in Niedersachsen erst mit der Einführung des Vorbereitungsdienstes auch für die Lehrämter an Grund- und Hauptschulen, Realschulen und Sonderschulen zum 1. Februar 1977 in Anlehnung an den bereits 1962 neu geregelten Vorbereitungsdienst für das Lehramt an höheren Schulen erreicht. Damit wurde die vorerst letzte einschneidende Veränderung der Lehrerausbildung eingeleitet, die in ihrer Grundstruktur noch heute gilt.

Als auffälliges "äußeres" Merkmal ist dabei die Einrichtung von Ausbildungsseminaren anzusehen, die als selbstständige Dienststellen über eigene Räumlichkeiten verfügen. Ein derartiges Ausbildungsseminar untersteht der Bezirksregierung und wird von zwei hauptamtlichen Ausbildern, dem Seminarrektor und dem Seminarkonrektor, geleitet. Das "Kollegium" bilden pädagogische Seminarleiter und Fachseminarleiter, die für die Ausbildung im pädagogischen Bereich bzw. im jeweiligen Fach verantwortlich sind und daneben noch Unterricht an einer Schule erteilen.

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Nach dem Ablegen ihrer ersten Staatsprüfung werden die Absolventen der Universitäten vom Kultusministerium den Ausbildungsseminaren zugewiesen und dort während ihres eineinhalbjährigen Vorbereitungsdienstes im pädagogischen Seminar sowie in anfangs zwei, heute drei Fachseminaren ihrer Studienfächer ausgebildet. Um die notwendige Verzahnung von Theorie und Praxis zu gewährleisten, unterrichten sie außerdem eigenverantwortlich und unter der Anleitung erfahrener Fachlehrerinnen und Fachlehrer. Regelmäßige Unterrichtsbesuche der Seminarleiter dienen der Beratung, aber auch als Grundlage einer zum Ende des Vorbereitungsdienstes zu erstellenden schriftlichen Beurteilung, die in einer Note zusammengefasst wird. Darüber hinaus müssen die Lehreranwärterinnen und Lehreranwärter in einer schriftlichen Hausarbeit nachweisen, dass sie ein begrenztes Thema pädagogisch, didaktisch und methodisch zu durchdenken und für ihre Unterrichtsarbeit zu gestalten vermögen. Nach dem Bestehen ihrer zweiten Staatsprüfung können sie sich nicht nur in Niedersachsen, sondern im gesamten Bundesgebiet um ausgeschriebene Stellen bewerben.

Mit dieser Konstruktion des Vorbereitungsdienstes wird den Ausbildenden erstmals die Möglichkeit geboten, auf der Ebene aller Ausbildungsseminare eines Bezirks und vor allem innerhalb eines Ausbildungsseminars in Konferenzen, durch Fortbildungsmaßnahmen und in Projekten die Qualifikationsmerkmale der Ausbildung, wie Unterrichten, Erziehen, Beraten und Beurteilen, abzustimmen, zu konkretisieren und mit Leben zu erfüllen. Didaktische und methodische Probleme können gemeinsam mit den Lehreranwärterinnen und Lehreranwärtern angegangen, neuere pädagogische Ansätze diskutiert und erprobt werden. Doch von der Idee bis zur Ausführung sollte es noch ein langer Weg sein. Leicht beieinander wohnen die Gedanken lediglich als Plan oder als Skizze, aber ein Schritt weiter, und die konkrete Schwierigkeit des Werks beginnt - dieser Satz aus Ernst Blochs "Das Prinzip Hoffnung" könnte als Motto für die Anfangsphase des Vorbereitungsdienstes dienen.****

Bei der Einführung Anfang 1977 wurden 41 Seminare in Niedersachsen eingerichtet. Standorte und Einzugsbereiche waren so festgelegt worden, dass Schulen in allen Gebieten in die Ausbildung einbezogen werden konnten. Ein Ausbildungsseminar sollte in dünnbesiedelten Gebieten mindestens 70, in der Regel 90 und in Ballungsgebieten maximal 120 Ausbildungsplätze umfassen. So erhielt Hannover fünf, Braunschweig zwei und Helmstedt, wie die meisten Standorte, ein Seminar. So weit, so gut. Am Beispiel Helmstedts mögen hier einmal die konkreten Startschwierigkeiten aufgezeigt werden. Wie war das noch gleich? Erinnerungen werden wach. Ich war nach mehrjähriger Tätigkeit als Fachseminar- und

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Ausbildungsleiter zunächst kommissarisch mit dem Aufbau des Seminars beauftragt worden, hielt aber außer einem Türschild nichts in Händen. Die zugehörige Tür nebst Räumlichkeiten musste erst noch gesucht, Fachseminarleiter gefunden, ein Fachseminarnetz geknüpft werden. Denn: Pünktlich zum 1. Februar waren uns 31 Lehreranwärterinnen und Lehreranwärter zugewiesen worden. Damit nicht genug, waren auch diejenigen jungen Lehrer bis zu ihrer zweiten Prüfung in größerer Zahl weiter zu betreuen, die ihre Ausbildung in der alten Form als Lehrer z. A. abzuschließen hatten und nun in die Übergangsphase geraten waren. Diese Aufgabe übernahm Rektor Klaus-Günter Meyer, der bereits als Ausbildungsleiter mit mir zusammen in Helmstedt tätig war. Alles musste gleichzeitig und sofort geregelt werden. In vielen Podiumsdiskussionen und in Referaten vor Kollegien musste ich um Vertrauen in die neue Ausbildung werben. Immerhin hatten wir in der Person von Hannelore Eckhardt schon eine freundliche und - wie sich rasch herausstellte - tüchtige Sekretärin gefunden. Zwar standen ihr weder eine Schreibmaschine noch ein Telefon zur Verfügung, aber das fiel kaum ins Gewicht, denn ein Büro besaßen wir ja ohnehin nicht... Nicht nur hier griff uns die Helmstedter Schulaufsicht hilfreich unter die Arme, indem sie uns "vorübergehend" einen Arbeitsplatz einrichtete, den wir dann länger als ein Jahr in Anspruch nehmen mussten. Beim Aufbau des Fachseminarnetzes konnten wir auf bewährte Fachseminarleiterinnen und -leiter "Lang" und "Kurz" zurückgreifen und sie für die Mitarbeit im Vorbereitungsdienst gewinnen. Für die Tagungen des schulpädagogischen Seminars räumte die Lutherschule Helmstedt freundlicherweise donnerstags ihre Aula für uns; die Fachseminare tagten dienstags in den Schulen. So war nach kurzer Zeit das Feld abgesteckt, das es zu bestellen galt.

Ich blättere in vergilbten Papieren, blase Staub von alten Akten. Ein bebilderter Zeitungsbericht vom 2. März 1977 hebt sich von anderen aus dieser Zeit ab. "Bemühungen um Klosterräume für Helmstedter Seminar" - nach längerer Suche waren wir unter ortskundiger Mithilfe von Schulrat Rolf Owczarski fündig geworden und hatten Räumlichkeiten mit besonderem Flair für die Ausbildung entdeckt, denen nicht der typische Schulhausgeruch anhaftete, und zwar im Kloster St. Marienberg. Die erforderliche Renovierung der Räume zog sich jedoch hin; erst im April 1978 konnten wir in das Gebäude einziehen, das noch heute das Seminar beherbergt. Inzwischen waren wir auf eine Größe von 71 Ausbildungsplätzen angewachsen. Klaus-Günter Meyer hatte das Amt des Seminarkonrektors übernommen. Damit war eine erste Konsolidierung der Ausbildung im Helmstedter Seminar erreicht.

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Nur wenige Jahre später, im Januar 1982, schlägt wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Nachricht von der beabsichtigten Schließung von zunächst vier der inzwischen 42 Ausbildungsseminare ein. Was ist geschehen? Der bei der Einführung des Vorbereitungsdienstes 1977 (wieder einmal) vorhandene Lehrermangel ist durch Einstellung der Absolventen der Ausbildungsseminare weitgehend behoben worden, jedenfalls soweit dies politisch als finanzierbar angesehen wird. Die Chance, eine Planstelle zu erhalten, verringert sich. Der Lehrerberuf gilt damit wegen verschlechterter Berufsperspektiven als nicht mehr so attraktiv. Infolgedessen ist die Belegung der Seminare rückläufig. Jetzt erweist sich, dass man - um Wartezeiten zu verkürzen - zu viele Seminare eingerichtet hat, der Landesrechnungshof interveniert.

Im Bereich der Bezirksregierung Braunschweig fällt 1982 als erstes das Seminar Braunschweig II dem Rotstift zum Opfer. Der "Elm-Arbeitskreis" der Seminarleiter im Regierungsbezirk Braunschweig fordert eindringlich die Erarbeitung einer langfristigen Konzeption für die Schließung bzw. den Erhalt von Standorten. Die Lehrerausbildung in Niedersachsen ist mit dieser Entwicklung in eine tiefe Krise gestürzt worden, die bis zum Ende der achtziger Jahre andauern wird. Neben weiteren Seminarschließungen und der Auflösung von Fachseminaren an allen Seminarstandorten erschüttert vor allem die Tatsache, dass immer mehr Lehreranwärter nach ihrem Examen in die Arbeitslosigkeit entlassen werden, das Selbstverständnis der Ausbildenden.

In der Mitte des Jahres 1986 ziehen sich auch über dem Helmstedter Seminar mehr und mehr dunkle Wolken zusammen. Nachdem Klaus-Günter Meyer im Jahre 1982 und sein Nachfolger im Amt, Bernd Lachmund, 1986 die Leitung einer Schule übernommen haben, stehen wir ohne Seminarkonrektor da. Nur noch 39 Lehreranwärterinnen und Lehreranwärter besuchen unser Seminar, das damit eines der kleinsten im Lande ist. Die Lage wird bedrohlich. Die Entscheidung fällt ein Jahr später. Unter dem 15. Juli 1987 meldet die "Braunschweiger Zeitung" die Schließung der Seminare Wolfsburg und Northeim zum 1. November 1988; Wolfenbüttel erhält an Stelle des Seminars für Grund- und Hauptschulen ein Sonderschulseminar. Wir haben, nicht zuletzt dank wirksamer Hilfe aus dem politischen Raum, die Schließungswelle überstanden. Von den ursprünglich 42 sind am Ende nur 23 Seminare übrig geblieben. Wir können aufatmen.

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Blickt man zurück und zieht die alten Statistiken heran, dann wird deutlich, wie knapp wir einer Seminarschließung entgangen waren. Zum Zeitpunkt der Entscheidung Mitte 1987 wurden noch 29 Anwärterinnen und Anwärter ausgebildet, ein Jahr später waren es nur noch 20! Damit war der Tiefpunkt erreicht. Von nun an ging es in kleinen Schritten bergan. Im Mai 1994 schnellte die Zahl der Ausbildungsplätze von 45 auf 72 empor. In ziemlicher Hektik mussten aus dem Stand heraus wieder zusätzliche pädagogische und fachdidaktische Seminare eingerichtet werden, um alle angemessen ausbilden zu können. Die Zahlen stiegen kontinuierlich an. Am 1. Mai 1999 besuchten 104 Lehreranwärterinnen und Lehreranwärter das Helmstedter Seminar. Sie werden von 26 Fachseminarleiterinnen und -leitern sowie 7 pädagogischen Seminarleiterinnen und Seminarleitern ausgebildet.

Die Anzahl der Ausbildungsschulen wuchs parallel dazu auf ungefähr 60 an, der Einzugsbereich des Seminars vergrößerte sich entsprechend. Er erstreckt sich jetzt von der Stadt Wolfsburg im Norden bis Hornburg und Börßum im Süden, verläuft im Westen entlang der Linie Sickte - Weddel - Lehre und wird im Osten durch die Landesgrenze zu SachsenAnhalt markiert.

Inhaltlich gesehen kann die Zeit ab 1988 als eine zweite Phase der Konsolidierung und zugleich Intensivierung der Arbeit angesehen werden. Mit der Schließung des Wolfsburger Seminars war der stellvertretende Leiter, Dr. Günter Pakschies, in die seit 1986 vakante Stelle des Seminarkonrektors in Helmstedt übergewechselt und prägte seitdem das Profil des Seminars maßgeblich mit. Seit April 1999 ist er als Seminarrektor dessen neuer Leiter. Regelmäßige seminarinterne Fortbildungen sowie das Lernen in Projekten werden heutigen pädagogischen Erfordernissen gerecht und helfen zudem, den großen Kreis der Lehreranwärter und der Ausbildenden seminarübergreifend zusammenzubringen. Sollte es überdies gelungen sein, die persönliche Atmosphäre aus der Zeit des kleinen "familiären" Rahmens in etwa in die heutige Zeit zu retten, dann ist dies nicht nur den Ausbildenden, sondern auch der einfühlsam-aufmunternden Art Dorothea Körners zu verdanken, die seit 1979 als Sekretärin ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der jungen Leute hat.

Alles in allem hat sich der Vorbereitungsdienst bewährt. Ein Rest bleibt nur mit Blick auf den Status der Fachseminarleiter, die bei völlig vergleichbarer Tätigkeit nahezu drei Besoldungsgruppen unter den "Fachleitern" an den "Studienseminaren" für das gymnasiale Lehramt - Sprache ist verräterisch - eingeordnet werden und zudem keine Planstelle am

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Seminar innehaben. Ein Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz, der bisher trotz verschiedentlicher Anstrengungen nicht behoben werden konnte. Immerhin ist vor Jahren die Rechtsgrundlage für beide Ausbildungsgänge vereinheitlicht worden. Dies könnte ein Vorschein künftiger Entwicklung sein. Auch dafür steht ja das Prinzip Hoffnung.

Literaturhinweise

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Robert Schaper, Das Marienthalsche Seminar in Helmstedt, in: Beilage zum Kreisblatt 1955 Rolf Owczarski, Lehrerbildungsanstalt Helmstedt 1940 - 1945, Heft 12 der "Beiträge zur Geschichte des Landkreises und der ehemaligen Universität Helmstedt", Helmstedt 1998

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Georg Picht, Die deutsche Bildungskatastrophe, dtv Bd. 349, 1965, S. 109 ff

*** Deutscher Bildungsrat, Empfehlungen der Bildungskommission: Strukturplan für das Bildungswesen, Klett Verlag, 1971, S. 215 ff ****Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, suhrkamp taschenbuch wissenschaft 3 , S. 146

Teil 2: Die weiteren Entwicklungen von 1990 bis 2010

Von Manfred Stoppe

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Soweit die Ausführungen von Wolfgang Rischer. Ich will nun als langjähriger Pädagogischer Seminarleiter den Versuch unternehmen, diese Chronik aufgrund der vorhandenen Protokolle fortzuschreiben. Doch wo soll man beginnen? Was ist für die Nachwelt von Bedeutung? Versuchen wir es mit einer Chronologie der Ereignisse in der Hoffnung, nicht Wesentliches ausgelassen oder Fakten zu ungenau beschrieben zu haben.

Im Jahre 1990 begann eine neue Ära, denn der Computer hielt im Seminar seinen Einzug. Typisch für die damalige Zeit die Fragen in der Einleitung zum erstem Lehrgang: Was kann ein Computer, was kann er nicht? Kann mir ein Computer meine Arbeit erleichtern? Auch das Kultusministerium sandte im August 1990 die ersten Computerlisten mit den neuen Anwärter/innen. Und noch etwas war neu: In einer Einladung zu einer Fortbildungsveranstaltung taucht damals schon ein Thema auf, das damals schon virulent war: Das „Burn-out-Syndrom“1 bei Seminarleitern! Im Jahre 1991 wird der so genannte „offene Unterricht“ zur wesentlichen Frage hinsichtlich der Unterrichtsvorbereitungen und der Lernziele. Fragen der zukünftigen Lehrerrolle und der Bewertungskriterien für diese Art von Unterricht drängen in den Vordergrund. Aus heutiger Sicht denkt man, dass sei alles schon viel früher initiiert, doch ist dies ein Irrtum. Im Zuge der Wiedervereinigung wird die Partnerschaft zu den Seminaren in Stendal und Eisleben bejaht, die Ex-DDR übernimmt die Ausbildungsinhalte des Westens, ein reger Austausch der Seminarleiter soll dazu beitragen. Im Februar 1992 besuchten uns schließlich Mitglieder des Ausbildungsseminars Eisleben. Im gleichen Jahr wurde der eigenverantwortliche Unterricht der Anwärter/innen wieder eingeführt, der die Unterrichtsversorgung in den Schulen verbessern sollte.

Ebenfalls 1992 wurde ein Projekt mit dem sperrigen Titel „Interkulturelles Lernen in der multikulturellen Gesellschaft“, ein Zeichen des sich wandelnden Bewusstseins in Bezug auf die Herkunft der Schüler/innen. Die letzte Bemerkung zu diesem Jahr: Das Thema „Innovieren“ als Basiskompetenz – so sagt man heute – wurde in den Fokus des Seminars gerückt. Ein weiteres Thema der seminarinternen Fortbildung hieß „Ästhetisches Lernen und fächerübergreifender Unterricht“.

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Alle weiteren Zitate sind den vorliegenden Protokollen der Seminarkonferenzen bzw. Dienstbesprechungen entnommen.

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Zur eigenen Erprobung offener Unterrichtsformen wurde im Jahr 1993 die „Lernwerkstatt Ausbildungsseminar“ als bestimmendes Thema ins Leben gerufen, welches beispielhaft von der Schreibwerkstatt bis zur Papierherstellung Projekte ausprobieren sollte. Im Dezember dieses Jahres wurde der langjährige Fachseminarleiter für Musik, Herr Grübmeyer, verabschiedet, der eine Schulleiterstelle in Vorsfelde antrat. Als neue FSL werden vorgestellt: Frau Werk für den Sachunterricht, Frau Nelle (später Owczarski) für Deutsch und Herr Neumann, der das Musikseminar übernimmt. 1994 hieß das Thema der seminarinternen Fortbildung im Kloster Loccum „Geöffneter und handlungsorientierter Unterricht in der Ausbildung“ – ein neues Zeitalter in der Sichtweise, wie Unterricht zu gestalten sei. Im gleichen Jahr vollzog sich ein rasanter Personalwechsel aufgrund des Anwachsens der Auszubildenden. Frau Grotian-Steinweg beendete ihre Tätigkeit als FSLin Deutsch, und gleichzeitig wurden die neuen Kolleginnen und Kollegen begrüßt: Frau Warmbold und Frau Baligand für das Fach Deutsch, Frau Prieß für Mathematik, Herr Kamphaus für den Sachunterricht, Herr Beckhausen für Sport und Frau Schmidt-Madest für die katholische Religion. Außerdem wurden Frau Fehrmann und Herr Schwoch als neue Pädagogische Seminarleiter eingeführt. 1995 übernimmt Frau Fahrenbach, vorher FSL Deutsch, die Schulleitung der GS Emmerstedt. Ihr Fachseminar wird von Frau Wechler weitergeführt. Herr Schulz ist neuer FSL für das Fach Physik. Das Seminar verfügt dank des Einsatzes von Herrn Matzke, dem Computerbeauftragten jetzt über sechs (!) PCs. Die Zahl der Anwärter/innen ist auf 110 gestiegen. Herr Stoppe übernimmt aus diesem Grunde im Jahr 1996 ein weiteres pädagogisches Seminar. Als neue FSL werden Frau Marks und Herr Weber für das Fach Deutsch, Frau Tappenbeck-Riekewold für Sachunterricht und Herr Golz für das Fach Evangelische Religion begrüßt. Und noch eine für damalige Verhältnisse „bahnbrechende“ Neuerung: Das Seminar bekommt drei „Amtsleitungen“ – es geht aufwärts mit der Telekommunikation! 1997 steht eine Novellierung der PVO-Lehr II in Aussicht, und das Protokoll weist wörtlich aus: „Herr Matzke appelliert an alle Fachseminarleiter/innen, ‚neue Technologien’ in die Seminare einzubeziehen, bzw. sich selbst diesen zu nähern, um deren aktueller und zukünftiger Bedeutung für die Schüler/innen gerecht zu werden.“ Soweit das Aperçu zum Fortschritt im Ausbildungsbereich. Im April feierte das Ausbildungsseminar sein zwanzigjähriges Bestehen. Unter Einbeziehung der Anwärter/innen wurden auf dem Helmstedter Marktplatz Infostände aufgebaut und ein

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Querschnitt durch die Arbeit des Seminars gezeigt. Leider war das Publikumsinteresse eher mager. Die meisten Helmstedter wussten – und wissen bis auf den heutigen Tag nicht – welche wichtige Einrichtung ihre Stadt beherbergt. Einen traurigen Anlass hatte das Seminar durch den Tod des FSL Manfred Ludwig zu verkraften. Das Protokoll der Seminarkonferenz im November vermerkt dazu: „Zum Gedenken an Manfred Ludwig legt die Seminarkonferenz eine Schweigeminute ein.“ Das Mathematikseminar wurde daraufhin von Herrn Sell übernommen, Frau Tietge wurde FSLin für das Fach Biologie, da ihr Vorgänger, Herr Matzke, die Schulleitung der RS Schöningen antrat. Weiterhin verabschiedete sich Herr Beckhausen aus dem FS Sport, das Frau Sommer übernahm. Herr Kluth wurde FSL für das Fach Englisch. Im Juli 1998 wurde der PS-Leiter Dr. Pakschies im Rahmen einer Seminarkonferenz überprüft, da er sich auf die Stelle des Seminarrektors in der Nachfolge von Herrn Rischer beworben hatte. Frau Horn trat zum gleichen Zeitpunkt ihren Dienst als FSLin für das Fach Englisch an. Mittlerweile hatte Herr Stoppe, der nunmehr für die Computer im Seminar zuständig war – der Vorgänger, Herr Matzke, hatte wie erwähnt die Schulleitung der RS Schöningen übernommen – eine Homepage des Seminars eingerichtet. Aber dennoch sollten schriftliche Mitteilungen ans Seminar zunächst noch als Fax (!) und nicht als E-Mail versandt werden. Eine „seminarinterne Einführung in die Computerarbeit“ sollte erst im Herbst stattfinden. Kaum ein Kollege oder eine Kollegin hatten damals ein E-Mail-Konto, unvorstellbar! Dennoch war der technologische Fortschritt nicht aufzuhalten. Wir waren stolz, wenn wir im Büro Tabellen erstellen und nach unterschiedlichen Kriterien sortieren konnten! Fort mit den handgeschriebenen Listen, eine große Erleichterung, um flexibel zum Beispiel die Einstellungsunterlagen zu aktualisieren. Legendär ist das „Rio-Programm“, mit dessen Hilfe die Daten der neu eingestellten Anwärter/innen erfasst werden konnten. Das Seminar bekam einen ISDN-Anschluss und die Hausarbeiten wurden erstmals ins Internet gestellt. Auch personell gab es wiederum Veränderungen: Frau Münter-Hoff und Herr Jekal übernahmen je ein FS Sachunterricht, Frau Weller kommissarisch das Fach Deutsch. Gleichzeitig schieden Frau Werk, die ein FS Sachunterricht betreute, und Frau Raabe, FSLin Kunst, aus dem Seminar aus. Zu Beginn des Jahres 1999 vermerkt das Protokoll folgende Personalentscheidungen: „Zum 1.2.1999 wurde B. Owczarski zur Pädagogik-Seminarleiterin ernannt. Außerdem wurden M. Stoppe und Dr. Pakschies kommissarisch mit der Wahrnehmung der Seminarkonrektor- bzw. mit der Seminarrektorstelle beauftragt.“ Aufgrund der gestiegenen Anwärterzahlen mussten nun die Listen für die großen Besuche frühzeitig erstellt und den FSL zugänglich gemacht

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werden. PS-Leiter Hoffmann „weist auf die Notwendigkeit einer langfristigen Terminplanung hin.“ Multimedia wurde zum Schlagwort, und wenn auch der Internetzugang noch nicht rechtzeitig funktionierte, bot Herr Stoppe die ersten Einführungskurse mit folgenden Inhalten an: Umgang mit Suchmaschinen, Finden von Internetadressen und gezielten Informationen, Herunterladen von Informationen in persönliche Dateien. Es gab sogar einen „ComputerMontag, an dem alle Interessierten im Internet surfen – der Begriff kam allerdings noch nicht in Mode – konnten. So bescheiden fing man an … Interessant war auch das Seminarprojekt „Laufen für Wasser“, welches Ende April durchgeführt wurde. Läufer/innen und Sponsoren spendeten für jeden gelaufenen Kilometer einen Betrag, der zum Brunnenbau in Afrika verwendet wurde. Weiterhin plante das Seminar einen besonderen Aufenthalt in Dänemark, den Herr Schwoch aufgrund guter Kontakte zum dänischen Schulwesen vermittelte. Eine große Teilnehmerzahl machte sich im Mai nach Aarhus und Umgebung auf, um das dänische Schulsystem zu erkunden. Eine herzliche Aufnahme erleichterte manche Sprachschwierigkeit, so dass diese Art von seminarinterner Fortbildung bleibende Eindrücke hinterließ. Im Mai übernahm Dr. Pakschies das Seminarzepter von Herrn Rischer ganz offiziell. Im August trat Frau Schröter die Nachfolge von Frau Weller in einem der FS Deutsch an, und Frau Tappenbeck-Wickboldt (früher Tappenbeck-Riekewold) wurde als FSLin des Sachunterrichts verabschiedet. Im November gab es wieder ein Novum: Vorseminare. Die künftigen Anwärter/innen wurden in Blockveranstaltungen auf ihre Aufgaben vorbereitet: „Lehrerinnen und Lehrer als Beamte (Günter Pakschies) – Ausbildungsträger Schule und Seminar (Manfred Stoppe) – Lehreranwärterinnen und Lehreranwärter in der Schule (Hanshenning Hoffmann)“. Zum Ende des Jahres wird das Seminar „fruchtbar“ – nicht furchtbar: „Dr. Pakschies spricht Frau Horn Glückwünsche zur Geburt ihrer Tochter aus. Weiterhin gibt er bekannt, dass Frau Ruppert eine Tochter und Frau Tappenbeck-Wickboldt einen Sohn geboren haben.“ Ein toller Jahrhundertausklang! Neue Personalentscheidungen wurden vorbereitet. Da Herr Stoppe sich auf die Ausschreibung für die Konrektorstelle nicht bewerben durfte ( Voraussetzung Grundund Hauptschullehramt, er hatte nur Realschullehramt), bewarben sich Frau Owczarski und Frau Münter-Hoff um die Stelle. Das neue Jahrtausend hat begonnen, und neu wurde auch die PVO-Lehr II geregelt, nachdem die PVO-Lehr I an den Hochschulen bereits in Kraft getreten war. Je nach Schulform gab es nun unterschiedliche Stundenanteile bei den Seminartagungen, und um Art, Umfang und Gestaltung der Hausarbeit wurde eigentlich beständig gerungen. Die Multimediaoffensive des Landes Niedersachsen fand ihren Niederschlag im Seminar dahin gehend, dass nicht nur die Ausbildenden im Umgang mit den IT-Medien geschult

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wurden, sondern die Teilnahme an den Computerkursen für alle Anwärter/innen verbindlich wurde. Im September 2000 wurden Herr Kluth, FSL Englisch, und Frau Schmidt-Madest, FSL kath. Religion, verabschiedet, da bei nun Schulleitungen übernehmen. Des Weiteren wurde die Leitungsebene komplettiert. Da Herr Stoppe aufgrund der herrschenden Rechtslage kein Konrektor werden konnte, wurde Frau Münter-Hoff als Seminarkonrektorin eingesetzt. Inhaltlich wurde heftig über den Kompetenzbereich „Erziehen“ hinsichtlich seiner Ausgestaltung im Unterrichtsgeschehen debattiert. Weiterhin wurde jetzt die „Qualitätssicherung und –entwicklung“ als neues Aufgabenfeld für die Seminare entdeckt, es sollte damit eine Art Konkurrenzdenken entwickelt werden, die möglicherweise zu einem Qualitätsranking führen könnte. Das Frühjahr 2001 brachte wiederum personelle Veränderungen mit sich. Die freigewordene Stelle, die Frau Tietge im FS Sachunterricht hinterlassen hatte, wurde durch Frau Dawid ausgefüllt. Das FS Mathematik von Frau Huhnke-Prieß, die ihrem Mann nach Kalifornien folgte, leitete nun Frau Carola Hoffmann, nicht verwandt oder verschwägert mit dem PS-Leiter H. Hoffmann. Frau Möcklinghoff leitete ebenfalls ein FS Sachunterricht, ein weiteres Frau Pahl. Für Frau Schmidt-Madest leitete nun Frau Nickel das FS Katholische Religion, und Herr Cöppicus trat im FS Englisch an die Stelle von Herrn Kluth. Auch damals war das Geld schon knapp, eine Haushaltssperre machte die Seminararbeit beschwerlicher. In der Frage der Erhöhung der Seminarzulage bewegte sich deshalb ebenfalls nichts. Außerdem brannte stets das Thema „Unterrichtsbesuche“ allen auf den Nägeln. Den Ausbildenden reichte die Anzahl oftmals nicht, die Anwärter/innen beklagten sich über den Stress, alle zwei Wochen besucht zu werden, so dass Herr Hoffmann vielfach moderierend eingreifen und die Wogen glätten musste. Schließlich einigte man sich auf eine Gesamtzahl von 15 Besuchen während des Referendariats. Im November hatte das Seminar einen Umfang von 111 Anwärter/innen, so dass es 6 Pädagogikseminare gab, 6 im Fach Deutsch, 4 im Fach Mathematik, 2 im Fach Englisch, 4 im Fach Sachunterricht, 3 im Fach ev. Und kath. Religion, 3 Sportseminare, dazu je eines in Musik, Kunst, Werken, Biologie, Physik/Chemie und Textilem Gestalten – verglichen mit den 80-ger Jahren also ein großes Kollegium. Ein FS Sport wurde im Herbst neu besetzt, die Leitung übernahm Frau Carstens (Frau Krause nach der Heirat). Im Herbst 2001 wandelte sich das Ausbildungsseminar zum „Studienseminar“ – ein glanzvollerer Name, doch ohne die angestrebte Gleichstellung mit den gymnasialen Studienseminaren.

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Das Jahr 2002 wurde von der überragenden Frage einer möglichst gerechten und der PVOLehr II angemessenen Stundenverteilung in den Fachseminaren bestimmt, insbesondere die organisatorischen Probleme bei zum Teil drei Fächern waren schwer zu meistern. Dazu gehörte zusätzlich die Frage, wie die nun verbindlichen zwei Gespräche zum Ausbildungsstand der Anwärter/innen hinsichtlich des Zeitpunkts und des inhaltlichen Umfangs zu organisieren sind. Und wieder ein Wechsel im FS Sachunterricht: Für den scheidenden Herrn Jekal, der als Schulleiter an die deutsche Schule in Caracas (Venezuela) geht, übernahm Frau Witte die Leitung. Im Oktober wurde es spannend, denn die Stelle des Seminarrektors wurde ausgeschrieben, da Herr Pakschies in den Ruhestand zu gehen gedachte. Es bewarben sich Frau Burghardt, Rektorin der GS Börßum und zuvor FSLin Sachunterricht in unserem Seminar, Frau Fahrenbach, Rektorin der GS Emmerstedt und ebenfalls frühere FSLin Deutsch, sowie die Pädagogikleiter Schwoch und Stoppe. Im Mai 2003 verlassen Frau Möcklinghoff (Sachunterricht) und Frau Brammerts (Textiles Gestalten) das Seminar. Ein neues Fachseminar „Textiles Gestalten“ wird es in Zukunft nicht mehr geben, da die Zahl der Anwärterinnen zu gering ist. Am 01.08.2003 trat Frau Burghardt, die als Siegerin aus dem Wettbewerb hervorgegangen war, ihren Dienst als Seminarrektorin an. Desgleichen wurden Frau List als Nachfolgerin von Herrn Golz im FS Religion und Frau Strelzyk als Nachfolgerin von Frau Möcklinghoff begrüßt. Herr Golz hatte die Schulleitung der GS Mörse übernommen und Frau Möcklinghoff war in ein anderes Bundesland gewechselt. Ein Thema, das auch damals schon hohe Wellen schlug, war die Frage des richtigen Zitierens in Hausarbeiten. Mittlerweile hatte sich das Internet als unerschöpfliche Quelle der Recherche entpuppt, so dass Plagiate leider des Öfteren vorkamen und einige Hausarbeiten annulliert werden mussten. In der Regel blieb es jedoch bei der Wiederholung dieses Prüfungsteils. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass das Kultusministerium zum ersten Mal über eine mögliche Schrumpfung der Studienseminare nachgedacht hat. In der Folge wurden auch in Helmstedt erste Überlegungen angestellt, wer sein Seminar aufgeben sollte (oder müsste?). Da Frau Schröter ihr FS Deutsch aus persönlichen Gründen aufzugeben bereit war, blieb eine weitere Zuspitzung der Personalia aus. Zudem verlief diese Aktion sowieso irgendwie im Sande, ohne dass weitere Erklärungen seitens des Ministeriums erfolgten. Im Jahre 2004 war der Umfang der notwendigen Verwaltungstätigkeiten so sehr gestiegen, dass unsere längjährige Sekretärin, Frau Körner, eine Unterstützung durch Frau Steidel erfuhr. Ihr Name taucht erstmals im Protokoll vom Februar auf, so dass über ihren Dienstantritt merkwürdigerweise keine weiteren Hinweise zu finden sind (wenn ich sie nicht überlesen

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haben sollte). Im Juli wurde Frau Körner als der gute Geist des Hauses, die von der Gründung des Seminars bis jetzt die Verwaltung gemeistert hatte, feierlich in den Ruhestand verabschiedet. In ihrer Nachfolge vermochten zunächst Frau Steidel – später heißt sie Großkreuz-Lüer – und dann Frau Knieke, „den Laden hochzuhalten“. Mit viel Energie, aber auch mit Humor und Herz haben sie die vielfältigen Verwaltungsvorgänge bewältigt und für alle, ob Ausbildende oder Auszubildende, ein offenes Ohr gehabt – und haben es bis zum heutigen Zeitpunkt. Frau Strelzyk wechselte an das Studienseminar Goslar, so dass ihr FS Sachunterricht von Frau Stein übernommen wurde. Die bereits erwähnten Vorseminare konnten sich fest etablieren und wurden nunmehr im Rahmen einer Einstellungswoche weiterhin durchgeführt. Ebenso wurden Blockseminare zu den Themen Unterrichtsvorbereitung, Hausarbeit und Prüfung – je nach Ausbildungsdurchgang – veranstaltet, die die Grundsätze guten Unterrichts, das Anfertigen einer praxisorientierten wissenschaftlichen Arbeit sowie die Anforderungen und Bedingungen einer Prüfung thematisierten. Weitere Veränderungen standen bevor: Das Studium wurde in einem Bachelor- und MasterStudiengang neu organisiert, was letztlich Auswirkungen auf die Arbeit der Studienseminare haben würde. Darüber hinaus war vorgesehen, dass Realschullehramt vom Grund- und Hauptschullehramt abzukoppeln, ohne dass es gesonderte Realschul-Studienseminare geben sollte. Wieder soll alles anders werden! Trotzdem eine erfreuliche Nachricht: Wenn schon über die Erhöhung der Seminarleiterzulagen jahrelang debattiert wird, so sollen sie zumindest ruhegehaltsfähig werden, wenn sie zehn Jahre gezahlt worden sind. Manchmal ist der Fortschritt trotzdem nur eine Schnecke. 2005 tritt ein neues Thema in den Fokus der seminarinternen Fortbildung: Unterrichtsstörungen und der Umgang mit schwierigen Schülern. Mit Unterstützung der Lotte-Lemke-Schule in Braunschweig soll diese Faktum analysiert werden, um dem Wandel in der Gesellschaft und damit in der Schülerschaft angemessen begegnen zu können. Erstmals werden mögliche Organisationsmodelle für Wahlpflichtveranstaltungen der Fachseminare, wie sie auch die pädagogischen Seminare durchführen, vorgestellt. Der FSL Sport, Herr Hahn, wird nach 25-jähriger Seminarzugehörigkeit verabschiedet. Er ist der erste Kollege, der aus Altersgründen ausscheidet. Man sieht, die „Mitwirkenden der ersten Stunde“ sind in die Jahre gekommen. Seine Funktion übernimmt zukünftig Herr Brüwer. Als nächster Kollege schied Herr Krämer, FS Werken, im Juni dieses Jahres aus dem Dienst aus. Seine Leitung übernimmt der FSL Werken des Studienseminars Goslar, Herr Rosenthal, in Doppelfunktion.

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Im März 2006 bestimmen neue Themen die Seminararbeit: Die individuelle Förderung von Schülern und die „Standards in der Lehrerausbildung“ sowie „neue Kerncurricula“, die an die Stelle der vorherigen Rahmenrichtlinien treten sollen. Im April wurde Frau Münter-Hoff offiziell als Seminarrektorin in der Nachfolge von Frau Burghardt ernannt. Herr Brüwer scheidet aus persönlichen Gründen als FSL im Fach Sport aus. Gleichfalls verlässt Frau Ruppert-Cöppicus das Seminar, um als Schulleiterin zu wirken. Frau Owczarski wird im November als neue Seminarkonrektorin beglückwünscht. Die inhaltliche Seminararbeit wird aufgrund der eben erwähnten Standards durch das Ringen um die angemessenen Kompetenzen in der Lehrerausbildung bestimmt, die die Lernziele ersetzen sollen und ein neues Denken in der Ausbildung erfordern. Während die Lernziele vom Lehrenden formuliert wurden, soll nun bedacht werden, was die Lernenden am Ende (einer Stunde, eines Lehrgangs usw.) an Kompetenzen erworben haben. Im Protokoll ist vermerkt: „[…] Das weitere Verfahren soll zu einer Klärung des Kompetenzbegriffs, zur Formulierung von Kompetenzentwicklungsstufen und schließlich zu verbindlichen Standards führen. […] Die Fachseminare sind aufgefordert, seminarintern oder auch in Kooperation mit Fachseminaren anderer Studienseminare Kerncurricula zu entwickeln. Die Standards der pädagogischen Seminare und die Kerncurricula sollen bis Ende 2006 vorliegen.“ Eine wahrhafte Herkulesaufgabe, die neue Sichtweise in der Lehrerausbildung zu etablieren. Ende des Jahres werden Herr Zobjak als neuer FSL Sport und Frau Ullmann als neue FSLin für das Fach Biologie begrüßt. Die Wahlpflichtseminare werden als verbindlicher Bestandteil der Ausbildung weitergeführt. Im Protokoll wird die Aussage von Frau Owczarski vermerkt: „Die Anwärter sprachen sich mit großer Mehrheit (95%) für die Fortsetzung aus. Es gab wenige Gegenstimmen, die hauptsächlich folgende Argumente einbrachten: Wunsch nach mehr Fachseminarsitzungen, die Wahlpflichtseminare seien für fachfremde Anwärter zu schwierig, es habe zu wenig Wahlpflichtseminare mit Bezügen für den Sek I – Bereich gegeben. Die vielen Stimmen für die Fortsetzung der Wahlpflichtseminare argumentierten, dass der fächerübergreifende Ansatz gelungen sei und noch stärker berücksichtigt werden sollte, dass es eventuell auch zwei aufbauende Veranstaltungen zu einer Thematik geben könnte und dass die Veranstaltung sinnvoll war, da man später auch viel fachfremd unterrichten müsse und durch das Wahlpflichtseminar erste Einblicke erhalten habe.“ Noch etwas wird zum neuen Schlagwort in der Ausbildung: Das Portfolio. Frau Münter-Hoff führt dazu aus: „Der Weg des Lernens kann den Anwärtern transparenter gemacht werden.“ Und weiter: „Frau Owczarski trägt anschließend die Ergebnisse der Arbeitsgruppe vor, die

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anlässlich ihrer Überprüfung die Vorarbeit geleistet hat: Die Fragen danach, was ein Portfolio ist, was es leisten kann und mit welcher Begründung es im Vorbereitungsdienst eingesetzt werden kann, wurden behandelt. Ebenso wurde an einer Struktur des Portfolios in Anlehnung an die Kompetenzbereiche (in Phasen) gearbeitet, welche eine Fremd- und Selbstevaluation beinhalte.“ Das Jahr 2007 bringt erneut personelle Veränderungen. Frau Tietge, die bisherige FSLin Biologie, wird verabschiedet. Frau Seifert wird ein FS Deutsch übernehmen, und Frau Hoffmann, ehemals FSLin Mathematik, „wird zu ihrer neuen Tätigkeit als PS-Leiterin beglückwünscht.“ Weiter heißt es: „Frau Münter-Hoff begrüßt Frau Jonscher, die das Fachseminar Mathematik von Frau Hoffmann übernimmt.“ Frau Stein, FSLin Sachunterricht, verlässt das Seminar aus persönlichen Gründen. Eine weitere personelle Erosion geschieht im Bereich Sport: Frau Sommer und Herr Zobjak verlassen ebenfalls das Seminar, so dass dort zunächst eine erhebliche Vakanz besteht. Für die beiden übernehmen zwei tüchtige junge Kollegen, Herr Heidemann und Herr Quiring, die beiden Sportseminare. Doch werden darüber hinaus „werden 2 PS-Seminare vakant, da Herr Hoffmann und Frau Münter-Hoff aus Altersgründen das Seminar verlassen.“ Man kann sagen, dieses Jahr ist das Jahr eines gehörigen personellen Umbruchs, wie er lange nicht stattgefunden hat. Eine seminarinterne Fortbildung in Bad Harzburg widmet sich im November dem Thema „Beratung mit systemischer Grundlage“. Dabei geht es um Kommunikation, Beratung, Systemische Beratung und Beratungsgespräche. Weiterhin wird auch an den „Auswirkungen der Kerncurricula auf die Unterrichtsvorbereitungen im STS HE“ gearbeitet. Dazu heißt es: „Frau Münter-Hoff gibt eine Einführung in das Thema (Zusammenfassung der Ergebnisse der letzten Seminarkonferenz). Statt LZ wird jetzt der erwartete Lernerwerb formuliert. Daraus erfolgt eine Änderung des Blickwinkels und es stellt sich die Frage, ob der Inhalt zu den geforderten Kompetenzen passt. Näheres hierzu ist in einem Aufsatz von M. Stoppe nachzulesen, der den PSL und FSL zugemailt wird.“ Das Jahr 2008 steht unter dem Vorzeichen einer neuen Seminarleitung. Nachdem Frau Münter-Hoff in den Ruhestand verabschiedet worden ist, übernimmt nun Herr Jekal, ehemals FSL Sachunterricht und nun aus Caracas zurückgekehrt, die Leitung. Außerdem übernimmt Frau Wieckhorst das Musikseminar von Herrn Neumann, der als neuer PS-Leiter die Stelle von Herrn Hoffmann einnimmt, der in den Ruhestand verabschiedet wird. Im Herbst geht Herr Rosenthal, der das Fach Werken betreut hat, ebenfalls in den Ruhestand. Herr Bartschat übernimmt als FSL das Fach Physik/Chemie, da Herr Schulz, sein Vorgänger, FSL Mathematik für den ausscheidenden Herrn Hatwich wird.

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Man wird es bemerkt haben: Immer mehr Kollegen und Kolleginnen gehen in den Ruhestand. Die „Männer und Frauen der ersten Stunde“ – um es pathetisch auszudrücken machen einer neuen Generation von Ausbildenden Platz, der ständige Wandel und Veränderungsprozess setzen sich fort. Auch die organisatorischen Rahmenbedingungen ändern sich durch eine Novellierung der PVO. Die Einstellungstermine zum 1.5. und 1.11. eines jeden Jahres, die den Anwärter/innen eine Vorlaufphase von einem Vierteljahr gewährten, ehe sie eigenverantwortlich unterrichteten, fallen weg. Nun wird zum 1.2. und 1.8. eingestellt, und der eigenverantwortliche Unterricht beginnt sofort. Der „behutsame“ Einstieg in die Ausbildung mitsamt der Einstellungswoche ist Vergangenheit. Die eher ungeliebte Hausarbeit soll auf 15 Seiten reduziert werden, der Benotungsmodus ändert sich ebenfalls. Die Didaktik innerhalb der Unterrichtsvorbereitung muss neu strukturiert werden, da der Kompetenzerwerb im Rahmen des didaktischen Schwerpunktes ein starkes Gewicht bekommt. Die „individuelle Lernentwicklung“ ist das Thema der seminarinternen Fortbildung im Kloster Loccum. Auch im Jahr 2009 bleibt sie das beherrschende Thema der Seminararbeit. Förderpläne werden gesichtet und auf ihre Brauchbarkeit für die Unterrichtspraxis erprobt. Ideen werden dazu im Rahmen einer Arbeitsgruppe entwickelt und in der Konferenz vorgestellt. Aber: „Die Umsetzung erfolgt erst, wenn die neue PVO-II vorliegt.“ Warten auf das Ministerium!! Die Fortbildung im November soll im Kloster Drübeck stattfinden und sich mit dem Thema „Personale Kompetenzen in der Lehrerausbildung“ befassen. Im November des Jahres wurde endlich ein FSL für das Fach Arbeit/Wirtschaft in Herrn Becker gefunden. Frau Witte, zuvor im FS Sachunterricht beheimatet, nahm ihre Funktion als neue PS-Leiterin auf. Ihre Vorgängerin, Frau Fehrmann, wurde in den Ruhestand verabschiedet. Inzwischen hatten sich die wesentlichen Eckpunkte der neuen PVO herauskristallisiert, so dass die Seminararbeit in diese Richtung fokussiert werden konnte: neues Benotungssystem, Prüfungsvorsitz, Schulleiter/innen als Kommissionsmitglieder usw. Die „personalen Kompetenzen“ wurden neben den organisatorischen Fragen, die eben gestreift wurden, um inhaltlichen Schwerpunktthema, das man mithilfe der TU Braunschweig bearbeiten wollte. Am Ende des Jahres konnte Herr Jackisch, unser langjähriger Personalvertreter, eine gute Nachricht überbringen: Endlich nach vielen Jahren wurde die Stellenzulage für die Seminarleiter/innen erhöht. Steter Tropfen höhlt den Stein!

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2010 war für meine Person die Zeit des Abschiednehmens gekommen, da ich in die Altersteilzeit wechselte und eher nebenbei noch einige Seminaraufgaben freiwillig weiterführte. Im Frühjahr 2012 verabschiedete sich der Letzte der „alten Riege“ der PS-Leiter, Herr Schwoch, in den Ruhestand, so dass alle Mitglieder der ursprünglichen Leitungsebene nunmehr das Seminar verlassen hatten. Nachwort: Es mag sein, dass viele Zeilen dieser Chronik den Leserinnen und Lesern zu subjektiv erscheinen mögen. Ich bitte um Nachsicht, doch welche Erinnerungen sind trotz der Aktenlage wahrhaft objektiv? Die Sicht auf die vergangenen Dinge und Ereignisse mag darüber hinaus nicht unbedingt vollständig sein, zu verkürzt oder – was nicht zu hoffen ist – sogar falsch dargestellt. Dennoch hat sich der Autor bemüht, den vorhandenen Aussagen der Protokolle gerecht zu werden. Vieles hätte sich noch ergänzen lassen. Die zahlreichen Feiern im Seminar, seien es Abschiede innerhalb des Kollegiums oder der Absolventen. Wir PS-Leiter hatten in früheren Jahren eine „Stallwache“, d. h. wir begleiteten die Feiern der neuen jungen Lehrkräfte bis zum Schluss, und das war meist weit nach Mitternacht. Wer sollte, wer wollte aufräumen und die Kerzen löschen? Schließlich war das Kloster kein x-beliebiges Gebäude mit seiner Historie und – seinen holzvertäfelten Wänden. Jedes Bohren in diesen Wänden – und das war bei der Einrichtung der neuen Technologien unvermeidbar – war ein Abenteuer, das auch mal eine Brandmeldung auslöste. Der Konvent als unser Vermieter war davon gar nicht entzückt. Es gäbe manche Anekdote zu vermelden, Stürze auf der steilen Treppe zum Seminar, gefährliches Grillen unter dem hölzernen Balkon wegen des Dauerregens, der Kleinkrieg um Parkplätze, die Abende nach geschaffter Tagungsarbeit – mancher Ordner wäre noch zu füllen, aber wir haben uns auf das Faktische beschränkt.

Möge die Geschichte unseres Seminars, in welcher Struktur auch immer, weitergehen und viele junge Lehrkräfte hervorbringen. Unseren Nachfolgern im Amt ist nur viel Glück, eine erfolgreiche Arbeit – und wenn sie wollen, Gottes Segen – zu wünschen.

Helmstedt, im Februar 2013

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