Factsheet
Mobilität und Digitalisierung | Reinhard Mohn Preis 2017
Automatisiertes Fahren: Aktuelle Einstellungen in Deutschland
Befragungsgebiet
Bundesrepublik Deutschland
Grundgesamtheit
Deutschsprachige Bevölkerung in Privathaushalten ab 14 Jahren
StichprobengröSSe
1.015 Interviews
Methode
Telefonische Interviews (CATI Omnibus)
Erhebungszeitraum
24. bis 26. Januar 2017
Auswahlverfahren
Repräsentative Zufallsstichprobe
Immer leistungsfähigere Navigationsgeräte und technische
2017 zu ihren Einstellungen gegenüber autonomem Fahren
Assistenzsysteme unterstützen uns beim Fahren. Ange-
befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsch-
sichts dieser rasanten Entwicklung scheint es nur noch ein
sprachige Bevölkerung der Bundesrepublik ab 14 Jahren.
kleiner Schritt zum selbstfahrenden Auto zu sein. Sich völlig autonom fortbewegende Fahrzeuge, die ganz ohne Ein-
Methodischer Hinweis: Wenn die dargestellten Prozen-
wirkung eines Fahrers ans Ziel gelangen: Das kommt uns
tangaben sich nicht zu 100 Prozent summieren lassen, wur-
nicht mehr wie Science Fiction vor, sondern rückt in greif-
den sie auf ganze Zahlen gerundet. Aus demselben Grund
bare Nähe. Diese Veränderungen bieten enorme Potenzi-
können durch Addition zusammengefasste Kategorien (z. B.
ale, schüren aber auch zahlreiche Bedenken und Ängste.
„Top-Two-Werte“ wie: „sehr zufrieden“ + „eher zufrieden“) von der Summe der dargestellten Einzelkategorien abwei-
Wie die Bevölkerung in Deutschland diese Entwick-
chen oder addierten Nennungen 100 Prozent überschrei-
lung sieht, wurde vom Meinungsforschungsinstitut Kan-
ten. Bei Interesse stellen wir die detaillierten Ergebnisse
tar Emnid im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ermittelt.
der Umfrage gern zur Verfügung.
Per Telefoninterview wurden 1.015 Personen im Januar
Mobilität und Digitalisierung
Häufigkeit des Autofahrens und Einschätzung, wie lange die Entwicklung hin zu sicheren automatisierten Autos dauern wird Über die Hälfte der befragten Personen nutzen täglich ein Auto, sei es als Fahrer oder Beifahrer. Dies zeigt die Bedeutung des Individualverkehrs für die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland sowie die persönliche Betroffenheit der Befragten vom Thema.
ABBILDUNG 1 Häufigkeit des Autofahrens
5%
täglich
4%
mehrmals die Woche
7%
einmal die Woche zwei- bis dreimal im Monat
6%
seltener nie
58 % 20 %
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
weiß nicht, keine Angabe
Im Durchschnitt schätzen die befragten Bürgerinnen und
etwas längere Entwicklungsdauer als Männer. Auch im Ant-
Bürger, es werde noch 18 Jahre dauern, bis die technische
wortverhalten der einzelnen Altersgruppen gibt es teils
Entwicklung so weit fortgeschritten ist, dass sich Autos
deutliche Unterschiede: Die schnellste Entwicklung hin zu
sicher und vollkommen ohne Einflussnahme eines Fahrers
autonomen Fahrzeugen erwarten Befragte in den Dreißi-
im Straßenverkehr bewegen können.
gern (13,9 Jahre); dagegen rechnen die 40- bis 49-Jährigen mit dem längsten Zeitraum (22 Jahre).
In Ostdeutschland wird der Zeitraum etwas geringer eingeschätzt als in Westdeutschland, Frauen erwarten eine
ABBILDUNG 2 Wie lange wird es noch dauern, bis sicheres automatisiertes Fahren verwirklicht ist? unter 5 Jahren
7%
5–9 Jahre
13 %
10–14 Jahre
29 %
15–19 Jahre
10 %
20–24 Jahre
18 %
25+ Jahre
14 %
nie
4%
weiß nicht, keine Angabe
5% 0
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
2
Durchschnitt: 18 Jahre
5
10
15
20
25
30
Mobilität und Digitalisierung
ABBILDUNG 3 Geschätzte Zeit, bis sicheres automatisiertes Fahren verwirklicht ist Region
Geschlecht
Alter
Westdeutschland
18,4
Ostdeutschland
15,9
Männer
15,3
Frauen
20,7
14–29 Jahre
17,6
30–39 Jahre
13,9
40–49 Jahre
22,0
50–59 Jahre
16,3
60+ Jahre
18,9
Total
18,0
Total
0
5
10
15
20
25
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
Komplett autonom fahrenden Fahrzeugen steht eine deutliche Mehrheit der Befragten eher skeptisch gegenüber. Begeistert blickt nur etwas mehr als ein Viertel dieser sich abzeichnenden Entwicklung entgegen.
ABBILDUNG 4 Automatisiertes Fahren: Begeisterung vs. Misstrauen mit Begeisterung
5%
mit Misstrauen
27 %
weiß nicht, keine Angabe
67 %
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
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Mobilität und Digitalisierung
Wieder bestehen hier klare Unterschiede bei den
über 50-Jährige. Dennoch überwiegt deutlich bei beiden
Geschlechtern und Altersgruppen. Männer und unter
Geschlechtern und in allen Altersgruppen der Anteil der
50-Jährige sehen die Möglichkeiten autonomen Fah-
Misstrauischen.
rens im Durchschnitt erheblich positiver als Frauen und
ABBILDUNG 5 Automatisiertes Fahren: Begeisterung und Misstrauen nach Altersgruppen 80 70 60 50
54 %
40
63 %
60 %
72 %
80 %
30 20 10 0
39 %
36 %
14–29 Jahre
33 %
30–39 Jahre
Begeisterung
24 %
40–49 Jahre
14 %
50–59 Jahre
60+ Jahre
Misstrauen
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
Als Gründe für das Misstrauen gegenüber dieser technischen Entwicklung nannten die Befragten insbesondere Ängste vor Unfällen und fehlerhafter Technik sowie Angst vor dem Verlust der eigenen Kontrolle über das Fahrzeug.
ABBILDUNG 6 Gründe für Misstrauen Angst vor Unfällen, fehlerhafte Technik
84 %
Verlust der eigenen Kontrolle über das Auto
83 %
Fremdkontrolle des Fahrzeugs durch Hackerangriffe
74 %
Fehlender Spaß am Fahren
62 %
Datendiebstahl
56 %
Angst vor Überwachung, Verlust der Privatsphäre
55 %
Sich zu verfahren wegen fehlerhaftem Navigationssystem
48 %
weiß nicht, keine Angabe
2%
(Mehrfachantworten möglich) Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
4
0
20
40
60
80
100
Mobilität und Digitalisierung
Dem ausgeprägten Misstrauen entsprechend können sich zwei Drittel der Befragten aktuell nicht vorstellen, künftig selbst ein autonom fahrendes Auto zu nutzen.
ABBILDUNG 7 Eigene Nutzung von automatisierten Autos in der Zukunft nutzen
5%
nicht nutzen weiß nicht, keine Angabe
34 %
61 %
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
Für welche Gruppen wären selbstfahrende Fahrzeuge ein besonderer Gewinn? Hierzu befragt, nennt die große Mehrheit Menschen mit Behinderung und ältere Menschen.
ABBILDUNG 8 Für welche Gruppen wäre die Einführung selbstfahrender Fahrzeuge ein besonderer Gewinn? für Menschen mit Behinderung
88 %
für ältere Menschen
79 %
für Menschen ohne Führerschein
58 %
für Touristen
56 %
für Menschen in der Stadt
55 %
für Eltern von Kindern und Jugendlichen
49 %
für Menschen auf dem Land
45 %
für Kinder und Jugendliche
34 % 0
20
40
60
80
100
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
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Mobilität und Digitalisierung
Automatisierte Autos zu nutzen können sich die meisten Befragten vor allem bei längeren Autobahnfahrten vorstellen, gefolgt von Nachtfahrten in den Urlaub und Stadtfahrten.
ABBILDUNG 9 Gelegenheiten für automatisiertes Fahren bei längeren Autobahnfahrten
59 %
bei Nachtfahrten in den Urlaub
51 %
bei Fahrten in der Stadt
48 %
bei der täglichen Fahrt zur Arbeit
44 %
bei Schulbusfahrten meines Kindes
34 %
nichts davon
23 % 0
10
20
30
40
50
60
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
Das Auto während der Fahrt nicht mehr selbst steuern zu
nutzen würden, gibt eine deutliche Mehrheit an, am liebs-
müssen, würde ermöglichen, Zeit für andere Tätigkeiten zu
ten einfach aus dem Fenster schauen oder ganz allgemein
haben. Danach gefragt, wie sie diese frei gewordene Zeit
entspannen zu wollen.
ABBILDUNG 10 Tätigkeiten während der Fahrt in einem autonom fahrenden Auto aus dem Fenster schauen um die Umgebung zu betrachten
73 %
entspannen
59 %
lesen
47 %
im Internet surfen
39 %
arbeiten
28 %
schlafen
28 %
spielen
23 %
nichts davon
14 % 0
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
6
10
20
30
40
50
60
70
80
Mobilität und Digitalisierung
Trotz des Wunsches, bei der Fahrt abschalten und entspan-
Auch wenn eine knappe Mehrheit meint, dass der Straßen-
nen zu können, erwartet nur eine Minderheit von 34 Pro-
verkehr durch autonom fahrende Fahrzeuge flüssiger wird,
zent, dass automatisiertes Fahren tatsächlich mehr Freizeit
bezweifelt die Mehrheit, dass diese Fahrzeuge den Stra-
ermöglichen wird.
ßenverkehr sicherer machen werden. Sicherheitsbedenken bestehen auch hinsichtlich Hackern und Datendiebstahl. Nur ein Drittel der Befragten hält einen sicheren Schutz in diesen Bereichen für möglich.
ABBILDUNG 11 Einsatzmöglichkeiten und Erwartungen in Bezug auf automatisierter Autos im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden?
70 %
in Zukunft Logistik-Transportdienste wie Paketzustellung, Essenslieferung usw. zu Ihnen übernehmen werden
62 %
den Straßenverkehr flüssiger machen werden
53 %
den Straßenverkehr sicherer machen werden
42 %
in Zukunft Personen-Transportdienste für Sie übernehmen werden, wie etwa Kinder oder Großeltern abholen
39 %
den Menschen mehr Freizeit verschaffen werden
34 %
vor Datendiebstahl der für das automatisierte Fahren nötigen und abgespeicherten Informationen geschützt werden können
33 %
vor Hackern, die die Kontrolle über das Fahrzeug übernehmen wollen, geschützt werden können
29 % 0
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30
40
50
60
70
80
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
Als mögliche Einsatzbereiche für automatisierte Fahrzeuge
zum nächsten fahren und räumlich so verteilt werden, dass
werden vor allem der öffentlichen Nahverkehr und die
ein Fahrzeug – das etwa per App gerufen werden kann –
Logistik gesehen.
immer schnell zur Verfügung steht.
Autonom fahrende Fahrzeuge würden ganz neue Möglich-
Ein Potenzial für solche Angebote sehen die befragten Bür-
keiten für Carsharing-Konzepte eröffnen. So könnten die
gerinnen und Bürger vor allem in städtischen Gebieten.
Fahrzeuge selbstständig von einem Fahrgast bzw. Standort
ABBILDUNG 12 Potenzial für Carsharing-Angebote mit autonomen Autos vor allem in städtischen Gebieten
8%
in städtischen und ländlichen Gebieten vor allem in ländlichen Gebieten
17 %
weiß nicht, keine Angabe
57 % 19 %
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
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Mobilität und Digitalisierung
Ein Anreiz, auf das eigene Auto zu verzichten, wären solche Angebote allerdings nur für eine Minderheit von etwa einem Drittel der Befragten.
ABBILDUNG 13 Wären Carsharing-Angebote mit autonomen Autos ein Anreiz, auf ein eigenes Auto zu verzichten? ja
2%
nein weiß nicht, keine Angabe
32 %
66 %
Quelle: Kantar Deutschland GmbH, 2017.
Impressum © April 2017 Bertelsmann Stiftung, Gütersloh Bertelsmann Stiftung Carl-Bertelsmann-Straße 256 33311 Gütersloh Telefon +49 5241 81-0 www.bertelsmann-stiftung.de Verantwortlich Carsten Große Starmann, Jan Knipperts Lektorat Heike Herrberg Grafikdesign Nicole Meyerholz Bildnachweis Jan Voth Befragung Kantar Deutschland GmbH
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