Auf dem Weg zur Transporter futsch

ISS



Die Pleiten-, Pech- und Pannenserie der russischen Raumfahrt will kein Ende nehmen. Schon wieder verabschiedete sich eine Trägerrakete, die Nachschub für die internationale Raumstation in die Umlaufbahn bringen sollte, kurz nach dem Start in Baikonur. Zirka 190 Kilometer konnte das Raumschiff, ein Transporter vom Typ Progress, noch verfolgt werden. In den Gebirgsregionen von Tuwa habe sich dann die Spur verloren, teilte die russische Raumfahrtbehörde „Roskosmos“ unmittelbar nach dem Verschwinden des Transporters mit. Die meisten Fragmente seien wohl in der Atmosphäre verbrannt. Gott sei Dank ist die Region bei der Unglücksstelle so gut wie Menschenleer. Nach dem Abheben der „Sojus“-Trägerrakete vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur habe sich die dritte Stufe möglicherweise zu früh getrennt, wie die Flugleitzentrale bei Moskau mitteilte. Dabei sei der Datenkontakt abgerissen, heißt es weiter. Ursprünglich sollte der Frachter am Samstag rund 400 Kilometer über der Erde an die ISS andocken, auf der momentan drei Russen, zwei US-Amerikaner und ein Franzose arbeiten. Man gedenke nun, den nächsten, für Februar geplanten, Start einfach vorziehen. Die deutsche Presseagentur DPA zitiert derweil einen offenbar russischen „Experten“, der gesagt hätte: „Wenn ein Unfall passiert ist, könnte es ein Versagen des Antriebs sein, der in Woronesch hergestellt worden ist, oder ein Versagen der Steuerung, die nach ersten Angaben beim Werk ,Kommunar‘ in Charwik programmiert worden ist“. Bei dem Unglück wurde die gesamte Fracht, alles in allem rund 2,5 Tonnen schwer, zerstört. Darunter dummerweise auch die

Weihnachtspost für die derzeitigen sechs Besatzungsmitglieder auf „dem letzten Außenposten der Menschheit“, wie „SpiegelOnline“ pathetisch schrieb. Gefährdet sei die Versorgung der ISS dennoch nicht, denn es seien laut „Roskosmos“ noch genügend Nahrungsmittel sowie Treibstoff vorhanden. [mb/russland.RU]

Wettlauf zum Mars [Von Justus Pötzsch] – Als die Sonde „Trace Gas Orbiter“ (TGO) der Mission ExoMars am 19. Oktober in ein stabiles Orbit um den Mars eintrat, war trotz des ungewissen Verbleibs des Testmoduls „Schiaparelli“ eines klar: Die Menschheit drängt es aus der Begrenztheit irdischen Daseins hinaus in die Weite des Alls, wobei ihr nachhaltiges Ausgreifen nach dem roten Planeten, wohl die erste Etappe auf dem Weg in eine interplanetare Zukunft des homo sapiens wäre. Die von ESA und Roskosmos bestrittene Mission zur Erforschung des Mars stellt dabei nur den jüngsten von zahlreichen Versuchen dar, die menschliche Wirksphäre über die Grenzen der Erde hin auszudehnen. ExoMars reiht sich dabei in eine immer länger werdende Liste von Unternehmungen ein, welche zuerst nur mit künstlichen Vorkämpfern den ersten menschlichen Schritt auf den planetaren Bruder der Erde technologisch und diskursiv vorbereiten. Seit dem Beginn der Raumfahrt Mitte des vergangenen Jahrhunderts sind die Vorstöße des Menschen aus dem Schwerefeld seines Heimatplaneten immer weitreichender, dauerhafter und umfassender geworden. So waren die ersten Raumfahrtprogramme ein strategisches Mittel des Systemwettstreits zwischen USA und UdSSR und erfreuten sich

dementsprechend umfangreicher ökonomischer und politischer Zuwendung. weiter bei Telepolis >>>

Mars-Landung: 3-2-1-Off Es hätte der Coup schlechthin werden sollen. Die erste gelungene europäische Landung auf dem roten Planeten überhaupt. Froher Dinge war man, als man begann, das Projekt vor zehn Jahren zu realisieren. 141 Millionen Kilometer Flug in sieben Monaten. Danach die langersehnte Landung – oder auch nicht. Die europäisch-russische Marsmission steht in den Sternen. Mit dem Aussehen einer in Alufolie eingepackten Strandkrabbe sollte das Raumsonden-Modul „Schiaparelli“ den Mars erkunden. Nachsehen, wie es auf der Oberfläche des Nachbarplaneten unserer Erde aussieht, erforschen ob es Leben dort geben mag. Der „Rote Planet“ und seine Marsmännchen, die Never-EndingStory im Sciense-Fiktion-Genre. Nachdem der Mann im Mond als Mythos entlarvt war, beflügelten daraufhin die Marsianer die Phantasie der Menschen. Nach sieben Monaten nun das bange Warten auf die Landung. Funksignale die etwa zehn Minuten brauchen, bis sie auf der Erde angekommen sind, melden, dass sich das Modul wie vorausgeplant von dem Satelliten der zweiteiligen Raumsonde gelöst hat. Die Geschwindigkeit wurde auf zehn Stundenkilometer gebremst. Sahen es die ersten Minuten der Landungsphase noch nach Routine aus, blieben 50 Sekunden vor dem Aufsetzen auf der Mars-Oberfläche plötzlich die Signale aus. „Schiaparelli“ wollte sich einfach nicht mehr melden.

Banges Warten Dabei wäre gerade die Landung eine der wichtigsten Missionen der „ExoMars“-Sonde bei dem Unternehmen gewesen. Ein zu hundert Prozent gelungenes Landemanöver sollte die Vorstufe für den für das Jahr 2020 geplanten Ausflug eines MarsRoboters sein. Jedoch, die 600 Kilogramm schwere Sonde ließ sich offenbar nicht mehr ordnungsgemäß kontrollieren. Offenbar, so musste sich das Kontrollzentrum in Darmstadt eingestehen, befand sich das Modul letztendlich nicht mit zehn, sondern gleich mit 300 Kilometern in der Stunde auf den Anflug zum Mars. „Das ist traurig, aber wir müssen feststellen, dass die Sonde nicht erfolgreich gelandet ist“, resümierte der Chef der „ESA“, Jan Wörner. Das Schweigen der Mars-Sonde verheißt also nichts Gutes. Man könne davon ausgehen, dass „Schiaparelli“ gelandet sei, wagte sich der „Esa“-Experte Andrea Accomazzo zu prognostizieren. Unklar sei allerdings auch für ihn, in welchem Zustand, „Das Raumfahrzeug hat sich nicht so verhalten, wie wir das erwartet haben“, musste Accomazzo einräumen. Die erste Zeit bangen Wartens ist mittlerweile der Ernüchterung gewichen, nie mehr etwas von „Schiaparelli“ zu hören. Und das, obwohl der Landeanflug wie geplant von Statten gehen konnte. „Bis zu einem gewissen Punkt“, wie Accomazzo meinte. Die Ernüchterung Allerdings seien die Bremstriebwerke nur drei oder vier, statt der vorhergesehenen 30 Sekunden gefeuert worden, so der „Esa“Experte. Es scheint möglich, dass das Raumgefährt mit deutlich zu viel Wucht auf dem Mars aufgekommen sei. Gemeinsam mit den russischen Partnern von „Roskosmos“ will man in den kommenden Tagen auf Spurensuche gehen. Zwar habe das Modul Daten gesammelt, nur, ob die jemals noch jemand zu sehen bekommt, scheint eher unwahrscheinlich. „Wir werden daraus lernen. Ich sehe das nicht als Rückschlag“, gab sich Michel Denis, der Flugdirektor bei „ESA“, trotzig.

Auch die Nachbarschaftshilfe erbrachte bisher nichts Genaues über die „Minuten des Schreckens“, wie der beteiligte Ingenieur Jorge Vago den Abschluss des Landevorgangs nennt. Das erste und vermutlich auch einzige Signal des Beginns des Manövers empfing das weltgrößte Radioteleskop „Giant Metrewave Radio Telescope“ in Indien. Danach war Schluss. Auch konnte weder die „ESA“-Raumsonde „Mars Express“, noch das „NASA“Pendant „Mars Reconiassance Orbiter“ etwas genaueres „sagen“. Auch der Mars-Rover „Opportunity“ schaffte es nicht, ein Foto des „ESA“ Bausteins beim Landeanflug zu machen. Auch wenn „Schiaparelli“ vermutlich beim Landen wegen des mitgeführten Raketentreibstoffs explodiert ist, konnte immerhin die Sonde der „ExoMars-Mission“, der „Trace Gas Orbiter“, seine weitere Aufgabe erfüllen. Ersten Daten zufolge ist die Sonde in der richtigen Mars-Umlaufbahn und wird den roten Planeten somit fortan auf einer kreisförmigen 400Kilometer-Umlaufbahn umrunden. „ESA“-Chef Wörner und seine Leute wollen im Jahr 2020 den zweiten Teil von „ExoMars“ zum Roten Planeten schicken. Unklar ist jedoch noch mit was. Es fehlen halt immer noch um die 300 Millionen Euro, die für das Projekt aufzubringen wären. [mb/russland.RU]

Russische Experten preisen Chinas Raumfahrt-Erfolge Das chinesischen Raumlabor Tiangong 2 ist am Donnerstagabend erfolgreich ins All gebracht worden. Mehrere russische Experten haben in Interviews mit Xinhua die Erfolge Chinas in der Raumfahrt gewürdigt und ihre Erwartung auf Kooperationen

in diesem Bereich ausgedrückt. Andrei Ionin, Mitglied der „Tsiolkovsky Russian Academy of Cosmonautics“, sagte, der Start von Tiangong 2 sei ein neuer Schritt der Chinesen beim Aufbau der Raumstation. Das Labor demonstriere die rasche Entwicklung der chinesischen Raumfahrttechnologie. China Radio International.CRI

Weltraumaffen-Trainingscenter [Video] Julia Dudnik war in Sotschi und da unweit von dort Russland offizielles Weltraumaffen-Trainingscenter existiert, das man auch besichtigen kann, hat sie es sich einmal angeschaut. Der Einsatz von Affen in der Raumfahrt hat nicht nur in Russland eine lange Tradition und heutige tierische Raumfahrer kehren nach Angaben er Wissenschaftler des Zentrums auch wohlbehalten auf die Erde zurück. Heute wird der Einsatz der Tiere – zumindest im Falle von Russland – hart attackiert von der internationalen Tierschutzlobby wie Peta. Julia Dudnik liefert Euch ab nächster Woche wieder News aus der russischen Hauptstadt, in die sie zwischenzeitlich wieder zurückgekehrt ist. Ihre Videos findet Ihr unter http://www.moskau.life https://www.youtube.com/watch?v=39QjyaqJ29k

Russland räumt das Weltall auf [Von Michael Barth] – Na wenn das mal keine frohe Kunde ist, die die russische Raumfahrtbehörde „Roskosmos“ zum Entmüllen des Alls verlauten ließ. Sicherlich, bei der Behörde dürfte nicht der ökologische Gedanke und Reinlichkeit im Vordergrund gestanden haben, sondern wohl eher die „Verkehrssicherheit“ in solch luftigen Höhen. Rund 720.000 Müll-Objekte finden sich mittlerweile im Orbit. Trümmer von einer Größe von einem bis zu über 10 Zentimetern. Hinzu kommen noch über eine Milliarde Müllstücke, die größer als einen Millimeter sind. Der Weltraum scheint so endlos demnach nicht zu sein. Noch ist die Raumfahrt noch kein Vabanque-Spiel, Gott sei Dank, aber niemand mag sich ausmalen, was geschähe, gäbe es eine Kollision mit so einem Teilchen. Laut „Roskosmos“ gibt es zwar eine Art Frühwarnsystem, das automatisch auf Gefahren im erdnahen Weltraum hinweist, aber um sicherzugehen entschied man sich 2014 zum Bau eines Raumschiffes, bei dem der martialische Name Programm ist. „Liquidator“ taufte man den neuen Stolz der russischen Weltraumflotte. Dummerweise liquidierte der „Liquidator“ auch Unsummen an Geld. Über 150 Millionen Euro wäre der galaktische Müllwagen teuer geworden. Teure kosmische Müllabfuhr… Nachdem das Budget letztes Jahr jedoch um ein Drittel gekürzt wurde, mussten die Pläne für die kosmische Müllabfuhr vorerst auf Eis gelegt werden. Nun entschied man sich stattdessen für eine günstigere Variante. Die würde nurmehr knapp vier Millionen Euro kosten, soll ihre Aufgabe aber dennoch genauso präzise verrichten. Bis 2018 soll dieses Raumschiff nach Angaben der Behörde realisiert werden, um dann endlich sowohl

große als auch kleine Müllstücke aus der Umlaufbahn zu entfernen. Russland wäre damit die erste Nation der Welt, die einen Markt für Weltraummüll-Entsorgung schaffen würde. Weltraumschrott aus abgenutzten Raumfahrzeugen, abgeworfenen Raketenstufen sowie durch deren Zerstörung entstandenen Trümmerteilen könnten damit für immer der Vergangenheit angehören. Denn, in der Tat sind die Gefahren für die Weltraumfahrt nicht zu unterschätzen. Man hat ausgerechnet, dass die meisten erdnahen Satelliten selbst dem Einschlag eines Stückes ab fünf Millimeter Größe nicht mehr standhalten könnten. Bei Aufprallgeschwindigkeiten von bis zu 36.000 Stundenkilometern würde schon eine kleine Schraubenmutter zum vernichtenden Geschoss. Infolge einer derart hohen Geschwindigkeit erzeugt ein Teilchen mit 1 g Masse eine Energie von 50 Kilojoule. Die Sprengkraft entspräche dann der von rund 12 g TNT. Bei einer Kollision würde demnach die Energie einer explodierenden Handgranate freigesetzt. mit kosmischem Öko-Treibstoff Erst vor etwa gut drei Monaten hatte ein Müllpartikel von der Größe eines Staubkorns das Bordfenster der internationalen Raumstation ISS beschädigt. Man geht davon aus, dass vermutlich ein Farb- oder Metallteilchen für die, glimpflich ausgegangene, Kollision ausschlaggebend war. Schon letztes Jahr musste sich die ISS-Besatzung in die Sojus-Rettungskapsel zurückziehen, als ein Splitter eines Wettersatelliten der Raumstation gefährlich näherkam. Die Liste derartiger Vorfälle ließe sich inzwischen endlos fortsetzen. Jetzt, nachdem das Müllproblem im Weltall gelöst zu sein scheint, geht Russland auch noch dazu über, einen umweltfreundlichen Raketentreibstoff zu entwickeln. Zwar sei man lange noch nicht soweit, trat „Roskosmos“ gleich auf die

Euphoriebremse, aber das Raketentriebwerk gelte als eine neue Generation beim Antrieb einer Trägerrakete. Der russische Raketentriebwerkbauer „Energomasch“ entwickelt seit 2014 in einem Sonderlaboratorium einen Raketenantrieb auf der Grundlage von Flüssigkeitstreibstoff. Die ersten Tests wurden bereits erfolgreich mit einer Mischung aus Sauerstoff und Kerosin in der Brennkammer durchgeführt. Laut Wladimir Tschwanow, dem Chefkonstrukteur von „Energomasch“, seien Triebwerke dieser Art die Zukunft der Weltraumfahrt. Übrigens, so neu ist die Idee nicht. Schon zu Zeiten der Sowjetunion begann man über eine gezielte Nutzung des Klopfens bei gesteuerten Detonationen, nicht anders als bei einem herkömmlichen Verbrennungsmotor, für Raketentriebwerke nachzudenken. Nicht umsonst gilt Russland als Weltspitze in der Produktion und Entwicklung von Raketenantrieben. Das leidige Müllproblem im Weltall auch noch mittels eines umweltfreundlichen Antriebs zu lösen, ist wahrlich ein kosmischer Meilenstein. Zwei Fragen bleiben aber indes noch offen. Niemand vermochte uns bislang zu sagen, ob der eingesammelte Müll dann auch ganz im ökologischen Sinne getrennt werden soll und wann Russland endlich gedenke, sein irdisches Müllproblem zu lösen. [Michael Barth/russland.RU]

Russland setzt Tourismus

auf

Space-

[Von Michael Barth] – Ein Ausflug ins Weltall geht ganz schön ins Geld. Nun will Russland zumindest einen Teil der immensen Summen wieder hereinholen – mit Touristen. Deshalb wolle man

noch vor 2020 ein Sojus-Raumschiff modernisieren, um damit Passagiere um den Mond zu fliegen. Es gibt sogar schon Interessenten. Irgendjemand hat einmal ausgerechnet, dass sich die Betriebskosten für eine Sojus-Rakete bei etwa 50 Millionen Euro für die Trägerrakete bewegen. Dazu kommt noch der Start, der alleine schon 70 Millionen Euro kostet. Jetzt ist das, im Vergleich zu den NASA-Programmen, noch verhältnismäßig günstig. Da sind sie wieder clever die Russen, indem sie einfach über 40 Jahre lang an der Sojus-Reihe nichts Großartiges verändert haben. Die Sojus ist somit quasi ein Serienmodell. Aber mal ehrlich, ein schöner Haufen Geld ist das schon. 120 Millionen Euro für, naja sagen wir wusch und weg, Schall und Rauch. Gegenüber der Zeitung „Isvestija“ gab Wladimir Solnzew, der Generaldirektor der russischen Raketenbau-Korporation Energija seine Pläne bekannt. Das Sojus-Raumschiff, das von Anfang an für eine Mondmission bestimmt gewesen war, werde nun modernisiert, damit das Raumschiff mit Passagieren an Bord rund um den Erdsatelliten fliegen kann. Mond statt Malle Natürlich wird so eine Exklusivreise die Kosten für einen Griecheland-Urlaub „all inclusive“ bei weitem übersteigen. Obgleich die Flugkosten pro Person durch die Krise bereits gesunken sind, muss man schon immer noch stolze 120 Millionen US-Dollar auf den Tisch legen. Igor Komarow, der Chef der russischen Weltraumbehörde Roskomos, verbucht den Transport auf einem Orbitalflug bei rund 30 US-Dollar pro Person. Ein gutes Geschäft also, das dem russische Raumfahrtprogramm sicherlich entgegen kommt. Buchen kann man so einen Ausflug natürlich auch nicht einfach so im Reisebüro. Um die Gelegenheit, die etwas anderen Urlaubsschnappschüsse mit nach Hause zu bringen, kümmert sich

das Unternehmen Space Adventures (SA), das bereits Flüge zur Internationalen Raumstation ISS vermittelt. Im Jahr 2010 fing man dort bereits an, interessierte Kunden anzuwerben. Inzwischen stünden sogar schon acht Bewerber für einen Flug um den Mond fest. Namen will man bei SA nicht nennen, so Wladimir Solnzew, aber es wird gemunkelt, dass eine japanische Familie sowie der USamerikanische Filmregisseur James Cameron unter den Anwärtern seien. Igor Komarow weist indes darauf hin, dass alle potentiellen Aspiranten eine medizinische Bescheinigung vorlegen müssten, um die über ein Jahr dauernden Vorbereitungsprüfungen durchlaufen zu können so der RoskosmosChef. Bei der Weltraum-Behörde denke man laut Komarow jedoch schon viel weiter, wie er dem Fernsehsender CBNC verriet. Als nächstes realisierbares Ziel sollen komplette Ferienaufenthalte auf dem Mond verwirklicht werden. Die Europäische Weltraumagentur ESA soll in Zusammenarbeit mit Russland, den USA, China, Indien und Japan ständige Mondbasen bauen wollen. Somit wäre der nächste exotische Urlaub auch gesichert. Aber Sie wissen ja, derlei Urlaubsfotos haben ihren Preis. [Michael Barth/russland.RU]

Aufrüstung im Weltall [Von Florian Rötzer] – Nach China und den USA hat auch Russland eine Antisatellitenrakete getestet. Die Aufrüstungsspirale ist in vollem Gange. Die USA, Russland und China modernisieren ihr Atomwaffenarsenal, bauen ihre

Cyberwar-Kapazitäten weiter aus und bereiten sich auch auf einen Krieg im Weltraum vor. Der wurde bereits zum Amtsantritt von George W. Bush beschworen und diente dazu, dem unter Clinton stillgelegten Raketenabwehrschild neues Gewicht zu verliehen, unter Bush wurden dann Milliarden investiert (Pearl Harbor im Weltraum). Inzwischen haben die USA und China demonstriert, dass sie in der Lage sind, Satelliten abzuschießen. 2007 hatte China als erster Staat einen alten Wettersatelliten aus einer Höhe von 850 km abgeschossen und damit für Unruhe gesorgt (China testete Antisatellitenwaffe). Die USA zögerten nicht lange und schossen 2008 mit einer SM-3-Abfangrakete vom Aegis-Zerstörer USS Lake Erie einen alten Spionagesatelliten vor dem Eintritt in die Atmosphäre ab. Das war neben der Demonstration auch ein Beweis für die Funktionsfähigkeit des Raketenabwehrsystems, das auch für den Krieg im Weltraum eingesetzt werden kann (Update: Erfolgreiche Demonstration). Auch schon der testweise Abschuss von Satelliten im Weltraum ist gefährlich, da selbst kleine Teile andere Satelliten, Raketen und Weltraumgleiter beschädigen könnten, auch diejenigen, die zur oder von der Weltraumstation unterwegs sind. weiter bei Telepolis >>>

Kosmodrom Wostotschny: Start im zweiten Anlauf geglückt [Von Lothar Deeg] – Na bitte, geht doch: Mit einem Tag Verzögerung ist heute der erste Raketenstart von Russlands neuem Raumfahrtbahnhof erfolgreich über die Bühne gegangen.

Präsident Putin stauchte allerdings Verantwortlichen heftig zusammen.

anschließend

die

Um 5.01 Uhr, genau 24 Stunden nach dem ersten geplanten Starttermin, hob die Sojus-2.1a-Rakete mit drei russischen Satelliten an Bord von dem neu errichteten Kosmodrom im fernöstlichen Amur-Gebiet ab. Etwa zwei Stunden später wurden die Satelliten in etwa 500 Kilometer Höhe im Weltall abgekoppelt. Insofern lief alles glatt – und über die russischen Nachrichtenagenturen liefen die üblichen gegenseitigen offiziellen Gratulationen zum erfolgreichen Jungfern-Start auf der sündteuren und skandalumwitterten Großbaustelle. Auch Putin sprach zunächst davon, die Spezialisten in Wostotschny könnten stolz auf ihre Leistung sein. Am Vortag habe es eben „die Technik zu gut gemeint“ und den Start abgebrochen, aber so etwas komme eben vor, beschwichtigte Putin. Der

Chef

ist

nicht

amüsiert:

Putin

diszipliniert

die

Raumfahrt-Bosse Der Präsident hatte nach dem Startabbruch beschlossen, bis zum Ersatz-Starttermin noch einen Tag im Amur-Gebiet zu bleiben – und für den Fall, dass die Startpanne auf „Schlamperei“ zurückzuführen sei, bei der Aufarbeitung dabei zu sein. Deshalb klang der Präsident dann auch ganz anders, als er gleich nach dem erfolgreichen Start seine Spitzenbeamten zu einer Besprechung in ein Häuschen neben dem Beobachtungspunkt rief, berichtet der Korrespondent der Zeitung „Kommersant“: Nicht die Tatsache, dass am Vortag der Start von einer Sicherheitsautomatik abgebrochen worden war, sondern die zwischenzeitlich geklärten Gründe für diesen Abbruch hatten brachten den Kreml-Chef auf die Palme. Der Leitcomputer hatte die Meldung erhalten, dass ein Treibstoffventil defekt sei. Mit dem Ventil war aber alles in Ordnung, der Defekt steckte in dem Kabel, über das die Funktionsmeldung lief.

Wegen diesem erneuten Beispiel für Raumfahrt-Pfusch kassierte der für den Raumfahrtsektor zuständige Vize-Premier Dmitri Rogosin von Putin einen Verweis. Roskosmos-Chef Ilja Komarow bekam einen strengen Verweis und der Chef jenes Jekaterinburger Staatsunternehmens, das das defekte Kabel geliefert hatte, eine „Verwarnung wegen Vernachlässigung der Dienstpflichten“ – was nicht gerade karrierefördernd klingt. Pudding geglückt, Bügeleisen im All Danach war Putin wieder besser aufgelegt – gratulierte allen rundum und glänzte mit einem originellen Vergleich: „Um die Qualität eines Puddings zu prüfen, muss man ihn essen. Und um die Eignung eines Kosmodroms zu bestätigen, muss man einen ersten Start durchführen.“ Nachdem am Vortag Raumfahrtagentur

bereits ein Sprecher der die Komplexität, aber

russischen auch die

Defektanfälligkeit von Weltraumraketen mit einem Haushaltsgerät in Vergleich gesetzt hatte, wissen wir nun, dass die russische Raumfahrt eben auch kniffligste Aufgaben lösen kann, vorausgesetzt, sie bekommt genug Geld. Wer sonst kann schon mittels eines Puddings ein Bügeleisen ins Weltall befördern? [Lothar Deeg/russland.RU]

Startabbruch: Neues Kosmodrom macht es spannend [Lothar Deeg] Der erste Start einer Rakete vom neuen russischen Raumfahrtbahnhof Wostotschny wurde am Mittwoch kurz vor der Zündung der Triebwerke abgebrochen. Noch ist offen, ob

der Start 24 Stunden später erneut versucht werden kann. Es waren noch anderthalb Minuten – nach anderen Angaben zweieinhalb Minuten – bis zum Start, als der Countdown für den Start der Sojus 2.1a-Rakete in Wostotschny abgebrochen wurde. Es handelte sich um einen automatischen Abbruch der Startroutine „in Verbindung mit einem Fehler in der Funktion des automatischen Kontrollsystems“, erklärte später Igor Komarow, der Chef der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos. Es hatte also niemand im Leitstand einen „Not aus“-Knopf gedrückt – sondern das System hat den Startmodus selbst nach dem Auftreten eines Problems deaktiviert. Putin muss sich gedulden Zeuge des nicht geglückten Starts wurde Präsident Wladimir Putin, der anlässlich der Inbetriebnahme des neuen Kosmodroms in die fernöstliche Amur-Region geflogen war. Den Bau der gigantischen Anlage etwa 180 Kilometer nördlich Blagoweschtschenk war von zahlreichen Betrugs-

von und

Korruptionsskandalen begleitet. Putin beschloss, zunächst in Wostotschny zu bleiben, bis klar ist, ob der Start am Reservetermin, dem morgigen Donnerstag, erneut versucht werden kann. An Bord der Rakete befinden sich drei Satelliten. RIA Novosti berichtete unter Berufung auf eine Quelle in Raumfahrtkreisen, das nach vorläufigen Informationen der Start auf unbestimmte Zeit verschoben werde. Ein eindeutiges Indiz dafür sei aber erst, wenn beschlossen werde, den Treibstoff wieder aus der Rakete abzupumpen. Positiv gesehen: Die Kontrollsysteme funktionieren Ein Roskosmos-Sprecher gewann dem Startabbruch positive Seiten ab: Der Vorgang habe bewiesen, dass die Kontrollsysteme des neuen Kosmodroms bestens funktionieren würden: „Das ist sehr wichtig, denn das Kosmodrom Wostotschny befindet sich noch in der Erprobungsphase.“

Derartige Pannen seien in der Raumfahrt aber durchaus häufig, sagte er – „auch bei unseren Kollegen im Ausland, technologisch entwickelten Raumfahrtnationen, kommen solche Fälle vor.“ Und schließlich seien technische Geräte, geschweige denn Raketen, eben komplex. O-Ton Roskosmos: „Auch Bügeleisen gehen mal kaputt.“ [ld/russland.RU]