Alpentour 2012 Riva del Garda

Alpentour 2012 Riva del Garda Eingekeilt zwischen 2000 Meter hohen Bergen macht sich der Gardasee in der Nordhälfte ganz schmal. Eine Bikekulisse mit...
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Alpentour 2012 Riva del Garda

Eingekeilt zwischen 2000 Meter hohen Bergen macht sich der Gardasee in der Nordhälfte ganz schmal. Eine Bikekulisse mit genialen Ausblicken auf den See. Das kleine Städtchen Riva am nördlichsten Zipfel des Sees hat einen großen Namen in der Bikeszene. Hier lässt sich sportliche Aktivität und Entspannung am Strand herrlich kombinieren. In der historischen Altstadt um den Hafen trifft sich abends ein sportliches Publikum und genießt die lauen Sommerabende bei einem Stadtbummel, oder in einer der vielen Bars oder Restaurants. Durch den Bekanntheitsgrad wird die Region aber nicht selten falsch eingeschätzt. Wer hierher kommt, um über flowige Trails zu heizen, wird nicht selten enttäuscht sein. Die Downhilltrails sind meist stufige, mit großen Steinen gefüllte Fahrrinnen. Kleine Kostproben solcher Trails werden wir auf unseren Touren einbauen. Es braucht aber nicht unbedingt das Verlangen nach solchen Trails, um dem Reiz des Lago als Bikerevier zu verfallen. Unsere drei Touren zeigen, warum sich auch Tourenbiker pudelwohl fühlen können.

Warm up am Monte Brione 22 km / 350 Höhenmeter Riva – Bunker auf dem Brione – S. Alessandro – Burg in Arco – Torbole - Riva Der Brione ist praktisch unser Hausberg. Unser Lager auf dem Camping Brione liegt am Fuß des Berges. Mit der Auffahrt durch die Olivenhaine wird nach der Ankunft auch nicht lange gewartet.

wie das Heck der sinkenden Titanic ragt der Monte Brione zwischen Riva und Torbole am Nordufer des Gardasees empor. Die Downhillstrecke entlang der Felskante war berüchtigt und tauchte in den Bikemagazinen immer wieder als Teststrecke auf, wenn es darum ging, Bikes mit viel Federweg zu testen. Das sensible Ökosystem musste aber vor den Massen von Bikern geschützt werden. Ein Fahrverbot war die Konsequenz. Auf die Aussicht müssen aber die Biker nicht verzichten. Genau diese Aussicht war es, die dafür sorgte, dass der Berg im 1. Weltkrieg mit Bunkeranlagen durchlöchert wurde wie ein Schweizer Käse. Der Anstieg auf der Straße ist genau die richtige Therapie für die müden Knochen nach der langen Autofahrt.

Monte Brione (Auf dem Dach des Bunkers)

Blick auf Monte Brione (von der Burg in Arco)

Der breite Zufahrtsweg endet an einem alten Militärbunker unweit vom Gipfel. Das erste Highlight wartet schon, wir müssen nur noch hoch auf das Dach des Bunkers. Der Blick reicht hinunter bis in die breite Südhälfte des Sees. Bei guter Sicht erkennt man die Halbinsel Sirmione am Südufer. Im Vergleich zu den Bergen rings um uns ist der Brione aber ein Zwerg und wir können es kaum erwarten bis morgen die größeren an der Reihe sind. Für alle die nicht wieder auf dem selben Weg abfahren wollen und lieber eine Kostprobe eines typischen Gardaseetrails ausprobieren wollen, können die Alternativroute nach S. Alessandro auf der Nordseite des Berges nutzen. Es folgt ein Abstecher zur Burg nach Arco und in die erste Pizzeria.

West-Tour (Tremalzo) 68 km / 2011 Höhenmeter / 4:51 Stunden Riva – Ponaleschlucht – Ledrosee – Ampola – Rif.Garda – M.Tremalzo – Passo Nota – Passo Guil – Passo Rocchetta – Malga Palaer - Pregasina – Ponalaschlucht - Riva Nach einem Felssturz im Jahr 2000 war das Tourengebiet auf der Westseite 4 Jahre von Riva aus mit dem Bike nicht erreichbar. Es war zum Verzweifeln. Ein einmalig schönes Sträßchen, direkt in die senkrechte Felswand geschlagen mit einigen dunklen Tunnel, war nicht mehr fahrbar. Dies war der einzige Zugang ins Ledrotal. Dahinter das Tremosine und der legendäre Tremalzopass mit alten Militärstraßen aus dem 1. Weltkrieg. Zum Glück ist das Vergangenheit.

Der Hafen von Riva

Alte Ponale-Straße

Wir beginnen die Tour mit einem Korso durch die noch ruhige Altstadt von Riva. Ich weiß nicht wie oft ich die alte Ponalestraße schon gefahren bin, ich bin aber immer wieder aufs neue fasziniert vom Verlauf der Straße entlang der Rocchetta Felswand und dem Abgrund der sich zum See hinunter auftut.

Bis zur Ponaleschlucht ist die alte Asphaltdecke zu einer Schotterpiste zurückgebaut worden. Dafür mussten die Biker lange kämpfen, denn nach dem Felssturz war es fraglich, ob diese Straße jemals wieder geöffnet wird. In der Ponaleschlucht zweigen wir rechts ab ins Ledrotal. Links führt die Straße ebenso schön weiter ins kleine Örtchen Pregasina. Diese wird heute Nachmittag unser Rückweg sein.

Durch das Ledrotal führt uns die neue Bikepiste hinauf zum Ledrosee. Wir bleiben abseits der Hauptstraße auf der westlichen Uferstaße. Nahezu flach geht es weiter bis zum Biotop Ampola. Jetzt wird’s monoton. Der lange Anstieg auf der Straße zum

Tremalzo beginnt. Die Anstrengung ist aber nicht umsonst.

Die Asphaltstraße geht bis zum Refugio Garda danach noch ein paar Höhenmeter auf Schotter und es ist soweit.

Militärstraße am Tremalzo

Wir fahren durch den stockdunklen Gipfeltunnel des Tremalzo. Der Verlauf der alten Militärstraße wird sichtbar.

Bei Pregasina Es ist unglaublich welche Anstrengungen hier unternommen wurden, um schweres Geschütz im 1. Weltkrieg auf den Berg zu transportieren. Jetzt ist das Bauwerk eine Kultpiste für die Biker. Der lose steinige Untergrund erfordert etwas Steuerkunst.

Bei gemäßigtem Tempo ist die Piste aber für jeden Biker fahrbar.

Bis zum Passo Nota vernichten wir so 550 Höhenmeter. Es folgt ein kurzer Gegenanstieg, dann der Passo Guil. Mitten im Wald ein Straßenschild „Sackgasse“. Bloß keine Gewissensbisse kriegen. Der Weg geht in einen Singletrail über und führt zum Passo Rocchetta (kurze Schiebepassage). Die Ausblicke auf den See werden immer genialer.

Wer vorher noch nie am Gardasee war und diese Strecke als Schlussetappe seiner Transalptour wählt, hat sich die schönste Art der Annäherung an den See ausgesucht, die es gibt. Der Singletrail ab Passo Rocchetta bis kurz vor Malga Palaer ist fahrtechnisch anspruchsvoll. (den linken flacheren Weg nehmen, der rechte ist nicht fahrbar) Es geht weiter abwärts nach Pregasina. Die Einkehr in der Oberen Bar ist obligatorisch.

Als Zugabe und zum Genießen dann nochmal die alte Ponalestraße.

Ost-Tour (Monte Baldo / Altissimo) 59,5 km / 2109 Höhenmeter / 4:42 Stunden Riva – Torbole – Nago – Passo S. Giovanni – Loppio – Sano – Castione – Brentonico – S. Giacomo –S. Valentino – Rifugio Graziani – Rif. Altissimo – Monte Altissimo – Monte Varagna – Torbole - Riva Die wuchtige Monte Baldo Bergkette begrenzt den Gardasee auf der Ostseite. Wer hier bis auf einen der Gipfel will muss sich 2000 Höhenmeter am Stück in die Waden pumpen. Die Downhiller lassen sich hoch shutteln oder wählen die Gondelbahn in Malcesine und stürzen sich dann auf grobem Geröll in die Tiefe. Als Alternative für die sehr anspruchsvollen Trailabfahrten bietet sich das kleine Asphaltsträßchen nach Torbole an.

Schlussanstieg auf dem Monte Altissimo

Blick nach Osten Richtung Passubio

Der Altissimo ist der nördlichste Gipfel in der Monte Baldo Bergkette. Mit einer Höhe von 2079 Meter überragt er den See um 2016 m. Eine tolle Herausforderung diese Höhendifferenz in einem Rutsch mit dem Bike zu bewältigen. Um möglichst viele Aussichtsperspektiven zu erleben wollen wir auf der Seeseite abfahren und auf der gegenüberliegenden Seite des Berges auffahren. Wir fahren von Torbole nach Nago und überqueren auch gleich den Passo S. Giovanni, er ist der Übergang zum Etschtal, dabei verlieren wir den See aus den Augen. Nach einer kurzen Abfahrt beginnt der Anstieg zum Bergdorf Castione.

Noch sind wir auf der Nordseite und wir überblicken das Biotop Loppio. Wir hangeln uns über Brentonico, San Giacomo und San Valentino mehr und mehr um den Berg auf die Oststeite.

Die Asphaltstraße steigt weiter bis zum Refugio Graziani auf 1620m Höhe. Von dort quert diese Panoramastraße die gesamte Monte Baldokette. Traumhaft für Motorrad- und Rennradfahrer. Wir machen uns aber an den Schlussanstieg zum Altissimo. Es war gut, dass wir bis hierher nur Asphalt gefahren sind, denn für den steinigen Untergrund auf dem steilen Schlussaufstieg brauchen wir nochmal kräftig Druck auf den Pedalen. Manchmal muss auch

kurz geschoben werden.

Bei schönem Wetter sind die Bergspitzen die Baldogipfel meist in eine Wolke gehüllt. Wir haben heute das Glück, dass sie frei sind. Dafür liegt die Dunstglocke über dem See und er ist aus 2000 Meter Höhe kaum zu erkennen. Auf dem Altissimo (unten der Gardasee)

Meine Canederli in Butter mit Salbei waren oberlecker. Damit nun bei der Abfahrt kein Frust aufkommt, hier eine kleine Vorwarnung. Die Seeseite ist bekannt für ihre Downhilltrails. Wer sich als „normaler“ Tourenbiker einen solchen Trail zutraut muss wissen, dass er ordentlich durchgeschüttelt wird und unter Umständen viel schiebt und mit Sicherheit keinen flowigen Trail erleben wird. Der obere Teil der Abfahrt bis zum Monte Varagna bietet einen kleinen Vorgeschmack und hilft bei der Entscheidung, ob man sich weiter unten einen Downhilltrail zumuten will oder nicht. Wer jetzt schon genug hat der kommt nach ein paar Kehren unterhalb des Varagna auf die Asphaltstraße und könnte so, wie im Sinkflug zum See hinunter gleiten. Ein herrliches Gefühl wie man in die immer wärmer werdende Luft eintaucht. Und jetzt zu den Downhillambitionierten. Der Skull ist eine offizielle Downhillstrecke. Benannt noch dem Kuhschädel der einst am Einstieg hing. Blick über die anderen Gipfel der Baldo-Kette

Abfahrt vom Altissimo…

…oder besser gesagt schieben

Rückblick auf den Altissimo

Der Einstieg ist auf 1080m Höhe in einer Linkskehre (von oben kommend). Zunächst auf einen Waldweg und dann links runter. Wer rein fährt muss durch bis runter. Wem das zu heiß ist, aber doch noch einen Trail ausprobieren will, der nimmt den „Casina-Trail“. Einstieg auf 1010m ebenfalls in einer Linkskurve (er ist ein Teilstück des 601er). Der Vorteil ist, dass dieser Trail nach 1km wieder auf der Asphaltstraße mündet, dort kannst du erneut entscheiden wie es weitergeht. Zur Wahl stehen der Sentiero della Pace und für Helden das Maß aller Dinge, der 601er.

Im Örtchen Varignano bei Arco beginnt der Anstieg auf der Straße nach S. Giovanni. Es wird gleich abartig steil und die Hitze 50,1 km / 1739 Höhenmeter / 3:47 Stunden staut sich schon am frühen Morgen an der Felswand. Doch Riva – Varignano – Padaro – S. Giovanni – Gorghi – Tovo – Canale – Tennosee – Pranzo – Campi – Malga Grassi – Campi – es dauert nicht lange, ab Padaro wird der Anstieg angenehmer und Bastione - Riva teilweise auch schattiger. Trotzdem muss man sich die Ursprünglich war geplant auf den Monte Casale zu fahren. Einer der schönsten Aussichtsgipfel mit Blick auf 5 Seen und Höhenmeter bis S. Giovannie hart erarbeiten. Zwischendurch dürfen in die Brenta. Die Luft ist schwül, die Sicht schlecht, die wir uns vorab schon einmal das Beine müde. Wir ändern den Tourenplan. Heraus kam eine gigantische Geröllfeld „Marocche“ Tour mit Einkehrmöhlichkeiten in zwei Refugios mit guter von oben anschauen. Es entstand Trentiner Küche, die Besichtigung alter Bergdörfer, und der vor über 3000 Jahren durch Bademöglichkeit am Tennosee. mehrere gewaltige Felsstürze. Abgänge am 1544 m hohen Monte Brento haben ein 8 km langes und 2 km breites Geröllfeld hinterlassen und dafür gesorgt, dass sich dahinter der Cavedinesee aufstaute.

Nord-Tour (S. Giovanni / Malga Grassi)

Canale

Am Refugio S. Giovanni ist es zum Einkehren noch zu früh. Noch ein paar Höhenmeter und es beginnt die Abfahrt nach Tovo.

Wir schieben unsere Bikes durch die Gassen von Canale.

Tennosee Schlürfen einen Cappuccino am Tennosee und machen uns anschließend auf den Weg nach

Campi. Von hier wollen wir die ehemalige Worldcup Downhillstrecke „Adrinalina“ abfahren. Doch die Abfahrt muss noch warten.

Blick vom Bastione auf den Hafen von Riva

Ich erwähne kurz, dass wir jetzt 400 Höhenmeter unter der Malga Grassi sind und es dort den besten Kaninchenbraten mit Polenta weit und breit gibt. Das Angebot war zu verlockend.

Wieder zurück in Campi geht es auf der „Adrinalina“ zum Bastione. Die Strecke ist in der Zwischenzeit zu einer Bikepiste ohne technische Schwierigkeiten ausgebaut worden. Wir schauen etwas wehmütig auf Riva, denn damit geht die Letzte unserer Touren am See zu Ende. 30.05 – 03.06.2012 /JK