Agrar- und allgemeinwirtschaftliches Profil der Republik Namibia

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Pretoria 5. Juli 2010 Agrar- und allgemeinwirtschaftliches Profil der Republik Namibia Allgemein Namibia b...
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Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Pretoria

5. Juli 2010

Agrar- und allgemeinwirtschaftliches Profil der Republik Namibia Allgemein Namibia blickt auf zwei Jahrzehnte staatlicher Unabhängigkeit und relativer politischer Stabilität zurück. Mit einem konstanten wirtschaftlichen Wachstum (bis 2008) und einem BIP pro Kopf von 3.996 Euro (Projektion für 2009) gehört Namibia zur Gruppe der sogenannten Middle Income Countries. Damit positioniert sich das Land im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern durchaus gut, jedoch ist das durchschnittliche Einkommen so ungleich verteilt, dass etwa 50% der Bevölkerung unterhalb der Armutsschwellen von 1,25 US$ PPP (Purchase Power Parity) leben müssen. Dementsprechend dramatisch errechnet sich der Gini-Koeffizient (statistisches Maß für die Ungleichverteilung von Vermögen) für Namibia, der mit einem Wert von 0,604 zu einem der höchsten weltweit zählt. Namibia ist charakterisiert durch eine besondere landschaftliche Schönheit, es besitzt einen bemerkenswerten Reichtum an natürlichen Ressourcen (insb. Diamanten, Uran, Kupfer und Zink) und verfügt über große Fisch- und Viehbestände. Devisen verdient das Land folglich vor allem durch Bergbau und Tourismus sowie Fischerei und Viehhaltung (insb. Rinderhaltung). Gleichwohl seiner natürlichen Stärken, bleibt Namibia weiterhin abhängig von seinem wichtigsten Wirtschaftspartner, der Republik Südafrika. Während die reiche, größtenteils weiße, Minderheit ihr Auskommen vor allem in der kommerziellen Landwirtschaft oder im Unternehmensbereich sichert, bestreitet die arme, vornehmlich schwarze, Bevölkerungsmehrheit ihren Lebensunterhalt zumeist mit Subsistenzwirtschaft. 1.

Situation der Ernährungs- und Landwirtschaft

Etwa die Hälfte der namibischen Bevölkerung lebt von Subsistenzwirtschaft, obwohl dieser Sektor insgesamt lediglich etwa ein Zehntel des BIP ausmacht. Die geringe Bodenfruchtbarkeit sowie die Ausbreitung von Tierseuchen und gelegentliche Heuschreckenplagen begrenzen die Möglichkeiten der Landwirtschaft. Hinzu kommen lange Trockenzeiten und teilweise Starkregen mit Überschwemmungen, die dem Agrarsektor zusätzliche Rückschläge zufügen. Während solche Wetterextreme grundsätzlich die gesamte Landwirtschaft betreffen, bedrohen ihre aktuellen Auswirkungen im Besonderen die Subsistenzwirtschaft: die spärlichen Ernten der letzten drei Jahre sind weitgehend aufgebraucht und in fast allen Regionen Namibias herrscht spätestens seit dem vergangenen Jahr Lebensmittelknappheit. 2008/09 war der Bedarf an Getreide ca. 63.000 t höher als die eigene Produktion. 2003-2005 verfügte die namibische Bevölkerung über durchschnittlich nur 2.290 Kcal Nahrungsmittel pro Person und Tag und insgesamt 19 Prozent der Menschen galten als unterernährt. Vor dem Hintergrund der sich zunehmend verschlechternden Ernährungsversorgung, etablierte die namibische Regierung das Notfallprogramm „Comprehensive Emergency Food Aid Scheme“ zur Überbrückung von dürre- oder hochwasserbedingten Ernteausfällen. 2009/2010 wurde diese Initiative auf alle 13 Regionen des Landes ausgeweitet. Zudem stellte die Regierung den Flutopfern in den Oshana, Oshikoto, Omusati und Ohangwena Regionen insgesamt N$30 Millionen zur Verfügung und senkte parallel dazu die Mehrwertsteuern auf ausgewählte Grundnahrungsmittel um 15 Prozent. Weitere öffentliche Sozialschutz-Maßnahmen im Ernährungsbereich sind die Projekte „Orphan and Vulnerable Children maintenance Grant“ und „Emergency food assistance to San communities“ sowie ein Programm zur Bereitstellung von Nahrungsmitteln für Schulkinder und ein Programm zur Versorgung alter Menschen.

1

1.1.

Landwirtschaftlich nutzbare Flächen und klimatische Bedingungen

Namibias Gesamtfläche beträgt 82,4 Mio. ha, 82,3 Mio. ha sind Landfläche und 0,1 Mio. ha Binnengewässer. Die landwirtschaftliche Nutzfläche Namibias beträgt 38,8 Mio. ha. Hiervon werden 0,8 Mio. ha für den Ackerbau genutzt, 0,005 Mio. ha stehen dem Anbau von Dauerfeldfrüchten zur Verfügung und 38 Mio. ha werden für Viehhaltung genutzt. Nur insgesamt 0,008 Mio. ha sind mit Bewässerungsanlagen ausgestattet und somit auch in Dürrezeiten landwirtschaftlich nutzbar. Die Waldfläche Namibias beträgt etwa 7,2 Mio. ha. Der Großteil der namibischen Landesfläche ist von Wüste und Savanne bedeckt und dünn besiedelt. Das namibische Klima ist semiarid-subtropisch, mit teilweise erheblichen tages- und jahreszeitlichen Temperaturschwankungen. Im Süden des Landes sind solche Unterschiede besonders stark ausgeprägt: im Sommer können hier Temperaturen von über 40°C erreicht werden, während im Winter Nachtfrost möglich ist. Die Jahresdurchnittstemperatur variiert zwischen 16°C an der Küste und bis zu 20°C im Landesinneren. Die Regenzeit dauert von Februar bis März, die durchschnittlichen Jahresniederschläge betragen in der Wüste unter 10 mm und können im Norden 600 mm überschreiten. Ganzjährig wasserführend sind nur die Grenzflüsse im Norden Namibias (Kunene, Okavango) und Süden (Oranje) und lediglich in der nördlich gelegenen Kavangoregion fällt ausreichend Regen für den Ackerbau. 1.2.

Gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft

Der Beitrag von Landwirtschaft und Fischerei am BIP Namibias betrug 2008 insgesamt 8,4 Prozent. Davon wurden 3,2 Prozent durch Viehhaltung generiert, 2,3 Prozent entfielen auf Ackerbau und Forstwirtschaft und weitere 2,9 Prozent leistete die Fischerei. Das sektorale Wachstum im Bereich Land- und Forstwirtschaft betrug in den vergangenen Jahren 3,8 Prozent (2006), -0,6 Prozent (2007), 3,0 Prozent (2008), bzw. 5,6 Prozent (2009). Obwohl Land- und Forstwirtschaft damit lediglich 5,5 Prozent zur gesamten wirtschaftlichen Leistung Namibias beitragen, sind etwa 70% der namibischen Bevölkerung bei der Bestreitung ihres Lebensunterhaltes direkt oder indirekt auf landwirtschaftliche Aktivitäten angewiesen. Von 876.000 Erwerbspersonen waren 2006 immerhin 36 Prozent Im Agrarsektor tätig und von 399.000 regulär Beschäftigten, arbeiteten 101.000 Personen in der Landwirtschaft und weitere 13.000 Personen in der Fischerei. Namibia exportiert neben Diamanten, Uran und anderen Metallerzen vor allem Fisch (mit 16,2 Prozent) sowie Vieh und Tierprodukte (mit 7.3 Prozent des gesamten Exportvolumens) ins Ausland. Die Einfuhr von Nahrungsmitteln ist lebenswichtig, insofern als Namibia selbst zu wenige Lebensmittel für seine Bevölkerung produziert. 1.3.

Besitzverhältnisse und Landreform

Namibia verfügt über ein Ministerium für Grund und Boden sowie Wiederansiedlung (Ministry of Lands and Resettlement – MLR). Derzeitiger Minister ist Alpheus !Naruseb. Im Jahr 2005 befanden sich lediglich 7,8 Prozent der kommerziell genutzten Landfläche in der Hand der ehemals benachteiligten schwarzen Bevölkerungsgruppen. 45,5 Prozent waren offiziell „Communal Land“ und 41,8 Prozent gehörten den vormals begünstigten, hauptsächlich weißen Bewohnern Namibias. Die restliche Landfläche umfasst staatlichen, städtischen, kirchlichen und sonstigen Besitz. Im Rahmen der durch die SWAPO-Regierung durchgeführten Landreform profitierten bis 2006 etwa 93.000 Menschen von Umverteilungsoperationen, weitere 240.000 warten bis dato vergeblich auf eine solche Zuweisung. Zunächst folgte die Landreform – beruhend auf dem „Agricultural (Commercial) Land Reform Act 6“ aus dem Jahr 1995 und dem „Communal Land Reform Act 5“ von 2002 – dem sogenannten „willing seller, willing buyer“ Ansatz, mit dem alte Besitzverhältnisse reformiert und eine neue, gerechtere, Verteilung ermöglicht werden sollte. Seit 2004 nahm die Regierung jedoch auch vereinzelte Zwangsenteignungen vor. Bisher gab es insgesamt 2

rund 30 solcher Fälle. 1.4.

Landwirtschaftliche Produktion

Namibia verfügt über ein Ministerium für Landwirtschaft, Wasser und Forstwirtschaft (Ministry of Agriculture, Water and Forestry - MAWF). Derzeitiger Minister ist John Mutorwa. In der weitgehend von weißen Farmern beherrschten, kommerziellen Landwirtschaft dominiert die Viehhaltung. Während Rinder hauptsächlich in Zentral- und Nord-Namibia gehalten werden, konzentriert sich die Schaf- und Ziegenhaltung mehr auf die südlichen Regionen. Die namibische Subsistenzwirtschaft beschränkt sich weitgehend auf die kommunal verwalteten Gebiete des bevölkerungsreichen Nordens. Vorherrschend in diesem Bereich ist die Haltung von Rindern sowie der Anbau von Hirse, Sorghum, Mais und Erdnüssen. Im ariden Süden des Landes wachsen, entlang des Oranje, vor allem Tafeltrauben. Der Anbau von Trauben erlangte hier nicht nur als kommerzielles Geschäft zunehmend an Bedeutung, sondern konnte sich mittlerweile auch als signifikante Quelle saisonaler Arbeit etablieren. Als wichtigste landwirtschaftliche Produkte zählte Namibias 2007: • • • • • • • • • • • • •

Wurzeln und Knollen: Kuhmilch: Hirse: Wildfleisch: Trauben: Hülsenfrüchte: Wolle: Mais: Baumwollfaser: Gemüse (frisch): Früchte (frisch): Weizen: Hühnereier:

38.320 (International $1 1000) 29.253 (International $ 1000) 9.395 (International $ 1000) 8.679 (International $ 1000) 8.350 (International $ 1000) 3.910 (International $ 1000) 3.537 (International $ 1000) 3.525 (International $ 1000) 2.792 (International $ 1000) 2.251 (International $ 1000) 2.233 (International $ 1000) 2.003 (International $ 1000) 1.888 (International $ 1000)

320.000 t 110.000 t 60.000 t 5.300 t 18.000 t 16.000 t 2.100 t 40.000 t 1.881 t 12.000 t 14.000 t 13.000 t 2.700 t

1 Der internationale Dollar ist eine, von der Weltbank berechnete Vergleichswährung. Basis des internationalen Dollar ist der US-Dollar; ein internationaler Dollar entspricht immer einem US-Dollar. Umrechnungsfaktor aller anderen Währungen sind die Kaufkraftparitäten. 3

1.4.1. Ackerbau Tabelle 1: Feldfrüchte/Ackerbau Jahr

Produkt

Produktion in t

2008

Baumwollfasern

1.881

2008

Baumwollsamen

3.762

2008

Erdnüsse

210

2008

Mais

40.000

2008

Hirse

60.000

2008

Sorghum

6.000

2008

Sonnenblumenkerne

2008

Weizen

13.000

2008

Getreide (gesamt)

119.000

2008

Grobkorn (gesamt)

106.000

2008

Hülsenfrüchte

16.000

2008

Wurzeln und Knollen

320.000

50

Tabelle 2: Feldfrüchte/Ackerbau (verarbeitet) Jahr

Produkt

2008

Gerstenbier

Produktion in t

2008

Baumwollsamenöl

650

2008

Sonnenblumenöl

23

97.500

1.4.2. Gartenbau/Obst und Gemüse Tabelle 3: Gartenbau/Obst und Gemüse Jahr

Produkt

Produktion in t

2008

Früchte (exkl. Melonen)

32.500

2008

Gemüse (inkl. Melonen)

14.900

1.4.3. Tierische Produktion Tabelle 4: Lebende Tiere Jahr

Tier

2008

Hühner

2008

Esel

2008

Kamele

75

2008

Rinder

2.500.000

2008

Ziegen

2.000.000

2008

Pferde

50.000

2008

Maultiere

6.700

2008

Schweine

25.000

2008

Schafe

4

Produktion in Stück 4.700.000 140.000

2.700.000

Tabelle 5: Tierische Produkte Jahr

Erzeugnis

2008

Rinderhäute

Produktion in t 4.200

2008

Rindfleisch

38.640

2008

Hühnerfleisch

9.600

2008

Kuhmilch

110.000

2008

Wildfleisch

5.300

2008

Ziegenfleisch

5.244

2008

Ziegenhäute

874

2008

Hühnereier

2008

Vogeleier

2008

Schweinefleisch

2.035

2008

Schafsfleisch

7.560

2008

Schafshäute

840

2.700 740

2008

Wolle

2.100

2008

Eier (gesamt)

3.440

2008

Fleisch (gesamt)

68.379

1.5.

Forstwirtschaft

Die Waldfläche Namibias, mit einer Beschirmung von mind. 10 Prozent, beträgt 7,29 Mio. ha. Weitere 8,290 Mio. ha sind anderes bewaldetes Land, mit einer Beschirmung von 5-10 Prozent. Beinahe das gesamte namibische Waldgebiet ist natürlicher Wald, jedoch mit deutlichen Spuren durch menschliche Nutzung. 2007 produzierte Namibia über 0,18 Mio. t Brennholz und Holzkohle sowie insgesamt 317 m3 Nutzholz. 1.6

Fischerei

Namibia verfügt über ein Ministerium für Fischerei und Meeresressourcen (Ministry of Fisheries and Marine Ressources). Derzeitiger Minister ist Bernhard Esau. Die klaren kalten Gewässer des Süd-Atlantiks sind die Heimat einer der reichsten Fischgründe weltweit. Die Küsten Namibias verfügen über ein nachhaltiges Potential von 1,5 Mio. t Fisch jährlich. Kommerzielle Fischerei und Fischverarbeitung markieren einen bedeutenden Sektor der namibischen Wirtschaft, indem sie Beschäftigung schaffen, Exporteinkommen sichern und einen nicht zu verachtenden Beitrag zum BIP leisten. Im Jahr 2008 betrug der relative Anteil der Fischerei am BIP immerhin 3%, weitere 1,5% wurden durch die Verarbeitung von Fischprodukten erzielt. Letztere wurde aktiv durch die namibische Regierung gefördert. Die Fischbestände Namibias bestehen vor allem aus Sardinen, Sardellen, Seehecht und Stachelmakrele. Seltener, aber ebenfalls vor der namibischen Küste zu finden, sind Seezunge, Tintenfisch, Tiefseekrabbe, Hummer und Thunfisch. Bis in die späten 1980er Jahre sah sich Namibia mit einem bedenklichen Rückgang seiner Fischbestände konfrontiert. Verantwortlich für diese Entwicklung waren das Fehlen einer entsprechenden Gesetzgebung zum Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Fischbestände sowie die damit einhergehende Übernutzung der Ressource Meer. Erst infolge der Unabhängigkeit Namibias im Jahre 1990 konnte der Negativtrend gestoppt und sogar teilweise wieder rückgängig gemacht werden. Bis heute verfolgt die namibische Regierung ein konservatives Ressourcenmanagement. In diesem Rahmen unterschrieb Namibia auch die „Convention on Conservation Management of Fisheries Resources in the South-East Atlantic“ (Seafo Convention) und trat dem „Benguela Current Large Marine Ecosystem (BCLME) Programm“ bei, welches die nachhaltige Verwaltung gemeinsamer Meeresressourcen unterstützen soll. Weitere Teilnehmer des Programms sind Angola und Südafrika. 5

1.7.

Ein- und Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte

Namibia ist ein stark außenwirtschaftlich verflochtenes Land mit vielschichtigen internationalen Beziehungen. Im Jahr 2009 exportierte Namibia Waren im Wert von 2.376,5 Mio. US$ (2008: 3.107,1 Mio. US$) und importierte Waren im Wert von 3.485,1 Mio. US$ (2008: 3.932,3). Namibia weist einen Leistungsbilanzüberschuss von 8,7% des BIP (2008) bzw. +0,3% (2009) auf, da der strukturell negative Saldo der Handelbilanz von -7,7% des BIP (2009) regelmäßig durch den positiven Saldo der Übertragungsbilanz überkompensiert wird. Letzterer ist zurück zu führen auf substanzielle Transferleistungen aus der SACU-Zollunion (2009: ca. 10 Prozent des BIP) sowie aus der internationalen Entwicklungshilfe (2009: 2,7 Prozent des BIP). Wichtige Exportgüter Namibias sind, neben Rohstoffen, die zusammen bereits rund 60% des gesamten Ausfuhrvolumens ausmachen, hauptsächlich Fisch- und andere Tierprodukte. Der Exportanteil von Fisch betrug 2007 16,2 Prozent, der von lebenden Tieren und Tierprodukten lag bei 7,3 Prozent. Zu seinen wichtigsten Handelpartnern zählt Namibia im Exportbereich vor allem die EU mit 44,7 Prozent (vorwiegend Großbritannien, Italien, Spanien, Deutschland), Südafrika (29,0 Prozent), Angola (6,5 Prozent), Kanada (4,9 Prozent), China (3,0 Prozent) sowie Sonstige mit einem Gesamtanteil von 23,3 Prozent. Die Handelbeziehungen Namibias mit Deutschland konzentrieren sich vor allem auf den Export (Ausfuhr nach Deutschland) von Nahrungsmitteln, Rohstoffen und NE-Metallen sowie den Import (Einfuhr nach Namibia) von verarbeiteten Nahrungsmitteln, Chemikalien, Kunststoffen, Metallwaren, Maschinen, Elekrontik, Elektrotechnik, Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeug-Teile, Mess- und Regelwerk. Das namibische Exportvolumen (nach Deutschland) umfasste 2008 insgesamt 34,7 Mio. Euro (2007: 92,0 Mio. Euro), das Importvolumen (nach Namibia) betrug im selben Jahr 74,6 Mio. Euro (2007: 52,6 Mio. Euro). 2.

Chancen und Risiken für Exporteure aus Deutschland

Nachdem das BIP Namibias 2009 mit weniger als 0,5 Prozent nur marginal zunehmen konnte, rechnen Experten für 2010 erneut mit einem Wachstumsanstieg auf rund 4,0 Prozent, vorausgesetzt die Weltwirtschaft erholt sich weiter. Im Zeitraum von 2000 bis 2009 wies das Land ein Durchschnittswachstum von 3,5 Prozent auf, allerdings mit starken jährlichen Schwankungen. Die durchschnittliche Investitionsquote für den selben Zeitraum betrug etwa 20 Prozent. Die wichtigsten Stärken Namibias als Wirtschaftsstandort liegen in seiner stabilitätsorientierten Geld- und Fiskalpolitik, dem hohen Maß an politischer Stabilität und Rechtssicherheit, sowie der verhältnismäßig gut entwickelten Infrastruktur. Als relative Schwäche erscheint demgegenüber vor allem die geringe Arbeitsproduktivität eines Großteils der Bevölkerung wegen unzureichender Bildung und Qualifikation sowie aufgrund der hohen HIV/Aids-Prävalenz. Hohe Transportkosten, eine geringe Zahl kaufkräftiger Marktteilnehmer sowie künftige Unwägbarkeiten in der Energieversorgung können erschwerend hinzu kommen. Nichtsdestotrotz ist Namibia für deutsche Unternehmen ein kleinerer aber durchaus interessanter Markt, der zudem leicht auch von Südafrika aus betreut werden kann. In Namibia lebt noch immer eine relativ große deutsche Bevölkerungsgruppe. Sie macht den namibischen Markt für deutsche Firmen zugänglicher und prägt außerdem die Nachfrage nach europäischen Produkten. Laut der deutschen Gesellschaft für Außenwirtschaft zählt Namibia, zumindest auf dem afrikanischen Kontinent, durchaus zu einem der attraktiveren Investitionsstandorte. Die Regierung fördert insbesondere exportorientierte Unternehmen, z.B. durch den 1995 eingeführten Export-Processing-ZoneStatus (EPZ). Unter dem EPZ-Status entfällt für Firmen, die mindestens 80 Prozent ihrer Produktion in Länder ausßerhalb der Southern African Customs Union (SACU) exportieren, die komplette Unternehmenssteuer auf unbestimmte Zeit. Eher investitionshemmend könnte sich dementgegen die Black-Economic-Empowerment-Politik (BEE) auswirken, die in Zukunft durchaus auch Aus6

landsinvestoren in die Pflicht nehmen könnte. 3.

Aktuelle Entwicklung und Ausblick

Tabelle 6: Allgemeine ökonomische Kennwerte Jahr

Variable

2008

BIP

Wert

2008

Wachstumsrate

2008

pro Kopf BNE

$ 4.200

2008

Inflationsrate

10,3%

2008

Landwirtschaft/BIP

5.5%

2008

Exporte

$ 3,34 Mrd.

2008

Importe

$ 4,11 Mrd.

$ 8,56 Mrd. 2,9 %

Auch Namibia wurde im zweiten Halbjahr 2008 von den ersten Ausläufern des globalen Nachfragerückgangs erreicht. Dementsprechend verlangsamte sich das reale Wachstum der namibischen Wirtschaft, welches in den vorhergehenden Jahren noch bei etwa 5% lag, 2008 zunächst auf 2,9% sank, um dann im Rezessionsjahr 2009 auf -1,1% zurück zu gehen. Jedoch gibt es seit der zweiten Jahreshälfte 2009 wieder Anzeichen für eine Erholung der namibischen Volkswirtschaft. Dass die negativen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in Namibia nicht ausuferten und dass das Land auch in Krisenzeiten einen relativ großen Handlungsspielraum beibehielt, lag vor allem an drei spezifischen Stärken des Landes. Erstens war der Bankensektor solide, sodass keine Rekapitalisierung durch den Staat notwendig wurde, zweitens hatte die namibische Regierung in den Jahren vor der Krise eine weitsichtige Fiskalpolitik betrieben, Budgetüberschüsse erwirtschaftet und die Auslandsschuld verringert und schließlich wies Namibia einen Leistungsüberschuss auf. Namibia besitzt einerseits einen modernen Marktsektor, welcher für den Großteil des namibischen Wohlstandes verantwortlich ist, und auf der anderen Seite einen breiten Sektor traditioneller Subsistenzwirtschaft. Während die Mehrheit der Bevölkerung nach wie vor auf Subsistenzlandwirtschaft und -viehhaltung angewiesen ist, verfügt Namibia gleichwohl über mehr als 200.000 qualifizierte Arbeitskräfte sowie über eine kleine gut gebildete Oberschicht. Die formale Wirtschaft Namibias basiert auf einer kapitalintensiven Industrie und Landwirtschaft. Abhängigkeiten bestehen einerseits gegenüber dem starken Partner Südafrika, von dem Namibia einen Großteil seiner Importe bezieht, und andererseits bezüglich der eigenen Exporteinkommen. Die Regierung fördert die lokale Produktion von Waren: Gemüse- und Obsthandel müssen mindestens 27,5% ihres Angebots von namibischen Farmern beziehen. Über die Hälfte des jährlichen BIP erwirtschaftet Namibia im Dienstleistungssektor, ein Viertel in den Primärindustrien Landwirtschaft, Fischerei und vor allem im Bergbau, und lediglich ein Fünftel des Volkseinkommens wird durch die verarbeitende Industrie generiert. Damit ist die namibische Wirtschaft geprägt durch eine „unvollendete Transformation“. D.h. gemessen am Entwicklungsstand des Landes ist der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten sehr groß und der Beitrag des sekundären Sektors an der Gesamtproduktion relativ schwach ausgeprägt. Die Arbeitslosenquote bleibt mit einem Wert von über 35% konstant hoch.

7

4.

Ansprechpartner

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Pretoria Referat Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (zuständig für: Angola, Botsuana, Lesotho, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe, Südafrika und Swasiland) 180 Blackwood Street, Arcadia, Pretoria 0083 P.O. Box 2023, Pretoria 0001, South Africa Telefonnummer: +27 12 427 8929 Faxnummer: +27 12 344 5610 E-Mail-Adresse: [email protected] Internetrepräsentanz: www.pretoria.diplo.de Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Windhuk Sanlam Centre, 6th floor 154, Independence Avenue, Windhoek, Namibia Telefonnummer: +264 61 273 100 / +264 61 273 133 Faxnummer: +264 61 222 981 E-Mail-Adresse: [email protected] Internetrepräsentanz: www.windhuk.diplo.de Deutsche Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika 47 Oxford Road, Forest Town 2193, Johannesburg P.O. Box 87078, Houghton 2041, South Africa Telefonnummer: +27 11 486 3346 E-Mail-Adresse: [email protected] Internetrepräsentanz: www.germanchamber.co.za

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Herr Hermann Intemann

Herr Matthias Hansen

Herr Matthias Boddenberg