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Jahresbericht 2015 Seite 1 TIFTUF ТИФТУФ Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute Zeichnung von David Tzu Jahresbericht 2015 (im jüdischen...
Author: Adrian Biermann
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Jahresbericht 2015

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TIFTUF ТИФТУФ Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute

Zeichnung von David Tzu

Jahresbericht 2015 (im jüdischen Jahr 5775/76)

„ TIFTUF “ ist hebräisch und bedeutet „Tröpfeln“Tröpfchen für Tröpfchen - Stück für Stück soll eine jüdische Gemeinschaft wachsen, so wie Pflanzen in der Wüste durch Tröpfchenbewässerung wachsen.

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Entwicklungen und Veranstaltungen im Jahr 2015 fünften Jahr in unserem „Lehrhaus TIFTUF“ 26.01.2015 Tag zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus. Wie in den Vorjahren projizierten wir das Foto der ehemaligen Synagoge von Bingen aus dem Jahr 1905 an die Außenwand des Gebäudes. Der folkloristisch gemalte Florian, der Heilige der Feuerwehr mit dem Kreuz auf der Fahne ist leider noch immer deutlich zu sehen.

Prof. Dr. Inna Gerasimova hielt einen Vortrag zum Thema: „Verfolgung der Juden zwischen 1938- 45 in Osteuropa und in Auschwitz“.

Prof. Inna Gerasimova von der jüdischen Gemeinde Wiesbaden TIFTUF - Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute, Mail: [email protected]: Homepage: www.tiftuf.de

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03.02.2015 Tu BiSchwat- Feier – wie immer mit Gesang

Volkmar Döring und Katharina Janz

23.02.2015 Svetlana Tultchinski und Rabbiner Vernikovsky von der jüdischen Gemeinde in Mainz kamen nach Bingen um sich den jüdischen Friedhof anzusehen. Immer wieder wird eine Möglichkeit gesucht, dass auf einem kleinen Stück Land Juden zusammen mit ihren nichtjüdischen Ehepartnern beerdigt werden können.

Rabbiner A. Vernikovsky und B. Ganzburg auf dem Binger jüdischen Friedhof

Diskussion mit dem Rabbiner im Lehrhaus

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Schiur (Unterricht) von Rabbiner A. Vernikovsky

24.02. 2015- Schiur mit Rabbiner Jehuda Vendrov zum Thema Purim in unserem Lehrhaus TIFTUF

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08.03.2015 Mit einer großen Gruppe fuhren wir in die Gemeinde nach Mainz um das Purim- Fest zu feiern. Die Geschichte der Königin Esther wurde vorgespielt.

T. Schmedro, B. Ganzburg und A. Simonov

Anatoli und Sofia Simonov

12.03.2015 Zeitzeugengespräch von Vadym Repnin mit Schülerinnen der 10. Klasse der Hildegardis- Schule.

Vadym Repnin als Zeitzeuge mit 20 Schülerinnen der 10. Klasse der Binger Hildegardis- Mädchen- Schule.

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Die Schülerinnen am Modell der Binger Synagoge

„Ich will leben, leben wie andere und lustig sein…“ Vadym Repnin sprach als Zeitzeuge zu Schülerinnen der Higa

„Das ist meine Mutter“ sagte Vadym Repnin zu einer Schülerin der 10. Klasse der Hildegardis-Schule und hielt das Foto einer jungen wunderschönen Frau hoch. Elisabeth Briskman wurde in Babyn Jar, einer Schlucht vor den Toren Kiews erschossen. In den Tagen 29/30. September 1941 fand dort die größte Einzelerschießung der Geschichte der Nationalsozialisten statt, der innerhalb von 36 Stunden 33771 Juden zum Opfer fielen. „Meine Mutter war eine von ihnen“, berichtete der heute 75 Jährige. „Ich war nur zwei Jahre alt und meine Mutter hatte mich einer Nachbarin anvertraut.“- Dann versagt ihm die Stimme. Die erst 18 jährige Ludmila kümmerte sich um ihn, zog ihn groß und rette dem jüdischen Jungen so das Leben. Vadym Repnin berichtete über die Lebensgeschichte seiner Familie und seine Erinnerungen, die er als kleiner Junge hatte sich immer wieder verstecken zu müssen. Die Schülerinnen waren sehr berührt und hörten konzentriert zu. Bei so viel Offenheit von Vadym Repnin war eine Atmosphäre des Vertrauens entstanden. Er hatte Fotos und Dokumente aus Jad Vashem in Jerusalem mitgebracht. Dort wurde in der „Straße der Gerechten“ zu Ehren seiner ukrainischen Pflegemutter ein Baum gepflanzt. „Ich lebe im Inneren immer mit der traurigen Geschichte meiner Familie“, sagte Vadym Repnin. Dann musste er sich entspannen, setzte sich ans Klavier und spielte ein Stück „über die Liebe“, denn die hatte er später zu seiner Frau Nelli gefunden. Das Paar lebt mehr als zehn Jahren in Bingen. Durch die Musik gelingt es Herrn Repnin Abstand zu gewinnen und trotz allem Schweren in seinem Leben Leichtigkeit und Freude auszustrahlen. Damit gewann er spürbar die Herzen der Schülerinnen, die die Gelegenheit nutzten, Fragen über das Judentum zu stellen. Er ist froh, dass es seit 2010 in dem Lehrhaus TIFTUF wieder gelebt werden kann. „Nach so vielen Jahren will ich leben wie jeder andere – leben, leben und lustig sein“ sagte Vadim Repnin zum Abschied.

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14.03.2015 Bunter Spaziergang der Religionen durch Bingen Zu Beginn der Veranstaltung versammelten sich etwa 60 Binger in der ev. Johannisgemeinde. Anschließend wanderten sie zum Lehrhaus TIFTUF. Unsere Vorsitzende Natalia Piskunova hielt dort eine kurze Rede zum Thema: „Zusammenleben in Frieden“ und ging auf den Frieden ein, der von jedem Schabbat ausgeht. Alle Teilnehmer wollten das Lehrhaus TIFTUF sehen. Dann ging es weiter zur Basilika, wo ein lateinisches Friedenslied gesungen wurde. Danach wanderten die Menschen an der Nahe entlang über die Drusus- Brücke zur Moschee der türkischen Gemeinde. Es wurde u.a. deutlich, dass es in Bingen wieder eine lebendige jüdische Gemeinschaft gibt.

Auf dem Weg und besonders beim Besuch in Kirche und Mosche kommen uns viele Fragen. TIFTUF - Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute, Mail: [email protected]: Homepage: www.tiftuf.de

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23.03.2014 Sozialberatung von Svetlana Tultchinski von der jüdischen Gemeinde in Mainz und Vortrag von Rabbiner Vendrow zum Thema Pessach.

04.04.2015 Auf Einladung von Rabbiner Andy Steiman ist die Teilnahme von Mitgliedern von TIFTUF an der Pessach- Feier in der Budge- Stiftung in Frankfurt schon eine Tradition geworden. Mit Gottes Hilfe haben wir zusammen mit unseren Vorfahren die Freiheit gewonnen – nun müssen wir sie zusammen mit unseren Kindern erhalten.

chag Pessach same`ach!

der „Binger Tisch“ in der Budge- Stiftung

14.05.2015 Sozialberatung durch Svetlana Tultchinski von der jüdischen Gemeinde in Mainz.

15.04.2015 Vortrag von Rabbiner Vendrov zum Thema Schabbat.

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17.04.2015 Kabbalat Schabbat SCHMINI – wir diskutierten an Hand der Kommentare von Prof. Yeshayahu Leibowitz die Strafen für Nadav und Avichai. Die Söhne Ahrons wurden merkwürdigerweise hart bestraft. Sie hatten etwas getan, was ihnen niemand befohlen hatte.

01.05.2015 Vernissage im Binger „Atelier Galerie Kunstbüro - Galerie ohne Grenzen“ für experimentelle und kritische Kunst aus dem In- und Ausland. Gezeigt wurde die Ausstellung der Künstler Sam Quintin, Ferike (Marosan F.P.) und Aniko Havas „Zeichnung, Collage, Druckgrafik“.

Dr. David Berlimble und seine Frau Olga

Tamara Schmedro, Ludmila Matusevych Vadym Repnin auf dem unteren Foto am Klavier

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Die Galeristin Aniko Havas führte in ihrer Ansprache aus:

“Der ungarische Ferike (Marosan F.P.) und der US amerikanische Sam Quintin sind zwei hervorragende Künstler aus meiner Generation. In den sozialen Netzwerken bin ich auf ihre Werke aufmerksam geworden. In dem Moment ist die Idee geboren, dass ich neben meinen Werken auch internationale Kunst zeige, die mein Sujet inhaltlich und formal ergänzt. Ich möchte die Globalisierung mit der technischen Vernetzung für meine künstlerischen Zwecke nutzen und mich bemühen, hochwertige und interessante Programme, bestehend aus Neuigkeiten und Tendenzen der zeitgenössischen Kunst zu bieten. Kunst ist auch Kommunikation, daher werden die Ausstellungen dynamisch und interaktiv gestaltet. Während Sam Quintin vorgefundenes Material aus den Massenmedien zu subversiven Botschaften collagiert und transformiert, zeichnet Ferike mit dem Bleistift symbolträchtige Bilder. Für meine Druckgrafiken verwende ich auch vorgefundenes Material, oft frühere Gemäldefragmente oder Zeichnungen von mir, die ich übermale oder digital bearbeite und in mehreren Schritten zum fertigen Bild komponiere…gedruckt werden sie digital mit Pigmenten auf Büttenpapier.“ Die gut besuchte Veranstaltung wurde von Vadym Repnin am Klavier begleitet und Volkmar Döring steuerte zu der frohen Atmosphäre seine selbst komponierten und getexteten Lieder bei. 08.05.2015 Feier zum Kriegsende in der jüdischen Gemeinde Mainz. Eine sehr große Gruppe unserer Mitglieder feierten mit - zumal auch zu unseren Mitgliedern Veteranen zählen.

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10.05.2015 Eine Gruppe von TIFTUF- Mitgliedern feiert in der jüdischen Gemeinde in Mainz bei einer Grillparty mit.

20.05.2015 TIFTUF war Mitveranstalter des Vortrages der Zeitzeugin Ruta WermuthBurak

18.05.2015 Sozialberatung von Svetlana Tultchinski 31.05.2015 Vortrag von Vadym Repnin zum Erscheinen des Buches „Wer überlebt, der erzählt – Erinnerungen der letzten Zeugen des Holocaust, eine Dokumentation“. TIFTUF - Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute, Mail: [email protected]: Homepage: www.tiftuf.de

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In diesem Buch sind auch die Erinnerungen der beiden Zeitzeugen der TIFTUF- Mitglieder Vadym Repnin und Oleksandr Lybarskyy dokumentiert. Das Buch erschien in deutscher und russischer Sprache. Vadym Repnin, einer der letzten Zeitzeugen berichtete über seinen „Über-Lebensweg“. Das Lehrhaus war mit mehr als 40 Gästen berstend gefüllt. Neben Mitgliedern von TIFTUF kamen Gäste der jüdischen Gemeinden aus Mainz, Wiesbaden und Koblenz zu denen wir gerne Kontakte pflegen.

„Wer überlebt, der erzählt“ Erinnerungen der letzten Zeugen des Holocaust eine Dokumentation, Herausgegeben von Dr. Alex. Heistver.- Verlag Koch & Raum, Wismar OHG, 2015, 290 S.

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05.06.2015 gemeinsamer Besuch der Kunst- Ausstellung „Lyonel Feininger/ Alfred Kubin- eine Künstlerfreundschaft“ im Rahmen der internationalen Tage Ingelheim. Alla Khait und Aniko Havas führten mit ihrem Fachwissen als Kunsthistorikerinnen durch die Ausstellung. Die Künstler Feininger und Kubin begannen 1919 mit einer Korrespondenz und einem Austausch an Zeichnungen, die sich intensivierte und zeigt, wie sich zwei unterschiedlich introvertierte Künstlerpersönlichkeiten gegenseitig bereicherten. Anschließend gab es ein gemütliches Beisammensein bei einem Picknick in einem Ingelheimer Garten. Das Essen war lecker und die Kinderspiele bereiteten viel Freude.

Ein Teil unserer Gruppe vor dem Museum

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Entspannung und Picknick im Garten

Dafna und alle anderen fühlen sich wohl und haben viel Spaß

12.06.2015 Kabbalat Schabbat SCHLACH LECHA - trotz einem heftigen Gewitter mit sintflutartigem Regen über Bingen vertieften wir uns in den Bericht über die Auskundschafter des Landes Israel bevor das Volk in das Land kam. Wir diskutierten die Bedeutung des Staates Israel für Juden heute.

06.07.2015 Sozialberatung von Svetlana Tultchinski, die sehr gut angenommen wird.

20.07.2015 Info- Veranstaltung zu gesundem Leben im Alter von Friedrich Hinz in russischer Sprache. TIFTUF - Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute, Mail: [email protected]: Homepage: www.tiftuf.de

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24.07.2015 Kabbalat Schabbat DEVARIM: Gelernt wurde u.a. über die vielen Ereignisse in der Tora, die mit der Zahl 40 verbunden sind. Ein weiteres Beispiel war der Philanthrop Moses Montefiori, der sich mit 40 Jahren pensionieren ließ, um sich fortan die nächsten 60 Jahre seines Lebens weltweit für jüdische Belange einzusetzen. Er besuchte Israel siebenmal und förderte dort u.a. die Landwirtschaft.

27.07.2015 Sozialberatung von Svetlana Tultchinski

26.09.2015 Besuch aus den USA von Ruth Kapp- Hartz und ihrer Tochter Diane im Lehrhaus TIFTUF. Die Eltern von Ruth lebten vor dem Krieg in Rheinhessen. Ruth schrieb als Zeitzeugin ein Buch über ihre Kindheit. Die Familie überlebte die NS- Zeit in verschiedenen Verstecken in Frankreich. Ruth las einige berührende Szenen aus ihrem Buch „Ruths Geschichte – die abenteuerliche Rettung eines jüdischen Mädchens „ vor.

Ruth Kapp- Hartz und ihre Tochter Diane vor dem Gebäude des heutigen Lehrhauses

02.10.2015 Gemeinsame Fahrt zur jüdischen Gemeinde nach Mainz. Dort besuchten wir den Fest- Gottesdienst und nahmen anschließend am Kiddusch in der Laubhütte teil. Rabbiner Vernikovsky sprach über die Heiligkeit der Sukka. 03.10.2015 Gemütlicher Abend unserer Mitglieder im Lehrhaus TIFTUF mit Klaviermusik und Gesang und natürlich mit köstlichen Speisen. TIFTUF - Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute, Mail: [email protected]: Homepage: www.tiftuf.de

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23.10.2015 Kabbalat Schabbat LECH LECHA. Wir besprachen die Frage, ob Abraham und Sarah Gottes Test bestanden hatten nach Canaan zu gehen. Denn kaum waren sie dort angekommen gingen sie weiter nach Ägypten um einer Hungersnot zu entgehen. Nachmanides (Ramban) meint, dass das Patriarchen-Paar den Test nicht bestanden hat. Raschi dagegen kommentiert kurz und knapp und dennoch auf geniale Weise, dass „Gott von niemandem verlangt sich ständig auf Wunder zu verlassen“ d.h. Abraham und Sarah taten recht daran die Realität der Hungersnot ernst zu nehmen, nach Ägypten auszuweichen und ihr Leben zu retten. Wir fragten uns ob wir in unserem eigenen Leben jemals eine große Idee hatten, sie jedoch aufgaben, sobald es an die Ausführung mit all seinen frustrierenden Details ging.

10.11.2015 Vortrag von Professorin Dr. Inna Gerasimova zum Thema „Frauen im Judentum“.

13.11.2015 Kabbalat Schabbat TOLEDOT: Es ging um den Streit der Brüder Esau und Jakob bei dem letztlich der Jüngere das Erstgeburtsrecht und den Segen gewinnt. Wir diskutierten, ob Betrug gerechtfertigt werden könnte, wenn es um ein existentielles Ziel geht.

27.11.2015 Kabbalat Schabbat VAJISCHLACH: In diesem Wochenabschnitt kommt es zum Wiedersehen zwischen Jakob und seinem mit ihm verfeindeten Bruder Esau. In der Nacht vor dieser Begegnung kämpft Jakob gegen einen fremden Mann. Während des Kampfes nennt ihn unsere Tora Jakob. Am Morgen danach, nachdem er gesiegt hat, heißt Jakob von nun an Israel. Jakob wollte vor Esau als Erster zur Welt kommen, schaffte es aber nicht. Der Name Jakob symbolisiert deswegen den unruhigen und kämpferischen - weil unerlösten – Zustand des jüdischen Volkes in dieser Welt - den Zustand von Bewegung und Rivalität. Jakob bewährt sich im Kampf gegen den Fremden. Der neue Morgen nach der Nacht des Ringens bedeutet Erlösung. Aus Jakob wird nun Israel. Das Wort Israel bezeichnet sinngemäß einen gewonnenen Kampf. Jakob hat sich bewährt und damit seine Existenz und – symbolisch gesproTIFTUF - Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute, Mail: [email protected]: Homepage: www.tiftuf.de

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chen – auch die Existenz des jüdischen Volkes bewahrt. Israel verweist also auf den Sieg des jüdischen Volkes, eines Volkes, das leben wird. 11.12.2015 Chanukka- Feier

Der 6. Tag des Chanukka- Festes. Natalia Piskunova zündet die Kerzen an und spricht den Segen.

Valerie Silberberg spricht den Segen

Die kleine Orly spielt mit Lego

Alexander und Natalia backen Waffeln TIFTUF - Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute, Mail: [email protected]: Homepage: www.tiftuf.de

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Angenehme Atmosphäre bei strahlenden Chanukka- Lichtern.

Chanukka -Lichter und die Tradition des Erinnerns Nun schon zum 6. Mal feierten wir im Lehrhaus das Chanukka -Fest. Es war das erste Fest das im Jahr 2010 in der ehemaligen Synagoge wieder gefeiert werden konnte. Wir erinnerten an den Kampf der kleinen Gruppe der mutigen Makkabäer. Es war den Juden gelungen gegen die griechischen Unterdrücker einen Triumph zu erringen und den entweihten Tempel in Jerusalem zurück zu erobern. Bei der erneuten `Einweihung` war nur noch ein einziges Ölkrüglein übrig, dass nur für einen Tag ausgereicht hätte. Doch wie durch ein Wunder brannten die Lichter der Menora acht Tage lang. Wie in jedem Jahr war das Lehrhaus sehr gut besucht. Die Kerzen wurden entzündet und unsere Vorsitzende Natalia Piskunova erzählte die Geschichte von Chanukka. Auch die Kinder hörten gespannt zu und freuten sich über ihre Geschenke und an den anschließenden Spielen. Sogar Latkes wurden gebacken und der Duft von Waffeln zog durch die Räume. Gerade das Chanukka- Fest betont den Sieg über die Zerstörung und dass das Licht stärker ist als die Dunkelheit. Parallel dazu versteht TIFTUF das erneute jüdische Leben in Bingen gerade in diesem Haus als Sieg über die Zerstörung der Nationalsozialisten. Meist ist in Deutschland die Rückkehr von Juden, die ihre Tradition leben nur in den großen Städten gelungen. TIFTUF ist stolz darauf, dass auch in Bingen in der ehemaligen Synagoge nicht nur ein Museum entstanden ist, sondern wieder jüdisches Leben mit Veranstaltungen zu jüdischen Themen und Festen stattfinden kann. Sicherlich wäre dies auch im Sinne der ehemals in Bingen lebenden Juden, die auf brutale Weise all dieser Freuden beraubt wurden. Bei dieser Chanukka- Feier freuten sich alle an der Wärme des sich vermehrenden Lichtes, das wir alle so dringend brauchen.

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18.12.2015 Kabbalat Schabbat VAIGASCH: Die Josefs-Geschichte wurde weiter gelesen. Besonders die spannende Stelle, in der die Brüder von Josef geprüft werden und ihren Bruder Benjamin vor den ägyptischen Hof holen müssen beeindruckte alle.

In diesem Jahr haben wir wieder die jüdischen Feste und Kabbalat Schabbat gefeiert und den Wochenabschnitt in seiner Tiefe und Vielschichtigkeit kennenlernen und diskutieren können. All das stärkte unsere Gruppe. Wir genießen es von der wunderbaren jüdischen Tradition und den Texten zu lernen und zur Gemeinschaft zu gehören. Auch durch die verschiedenen Vorträge konnten wir unsere Tradition besser verstehen. Die Buchveröffentlichung mit den wenigen noch lebenden Berichten der Zeitzeugen u.a. von Vadym Repnin und Oleksander Lybarskyy waren wertvolle Beiträge der Erinnerungsarbeit. Ausflüge, Ausstellungseröffnungen und gemeinsame Besuche bei den Festen in der Synagoge in Mainz `Or le Geula` brachten uns näher zusammen. Besonders bedanken möchten wir uns bei Svetlana Tultchinski von der Mainzer Gemeinde, die unermüdlich zu uns nach Bingen gereist ist, um die vielen Sozialberatungen durchzuführen. Sie kümmert sich um die Nöte unserer Mitglieder. Im Kontakt mit Rabbiner Vernikovsky bekommen wir entscheidende Impulse. Allen, denen TIFTUF und jüdisches Leben am Herzen liegt wünschen wir in 2016 viel Gesundheit, Lebensfreude und weiter Lust bei uns mitzumachen. TIFTUF - Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute, Mail: [email protected]: Homepage: www.tiftuf.de