¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen ¨ 3. Die allgemeine Losung der inhomogenen Differentialgleichung lautet damit y(x) = yhom (x) + yinh (x) = c1 x + c2 = C1 x + C2 (Wir haben c2 +
1 8
1 11 1 1 + + x(ln x)2 − x ln x x 8x 4 4
1 1 1 + x(ln x)2 − x ln x. x 4 4
zu C2 zusammengefasst.)
4.7 Lineare Systeme 1. Ordnung
¨ Definition 30: Ein lineares System von gewohnlichen Differentialgleichungen 1. Ordnung hat die Gestalt y1′
= a11 (x)y1 + a12 (x)y2 + . . . + a1n (x)yn + b1 (x)
y2′
= a21 (x)y1 + a22 (x)y2 + . . . + a2n (x)yn + b2 (x) .. .
.. .
⇐⇒ ~y ′ (x) = A(x)~y +~b(x), x ∈ (a, b),
yn′ = an1 (x)y1 + an2 (x)y2 + . . . + ann (x)yn + bn (x) ¨ mit dem Losungsvektor ~y = (y1 , y2 , . . . , yn )T der gesuchten Funktione yi (x), i = 1, 2, . . . , n, einer gegebenen n × n-Matrix A(x) = (aij (x)), deren Elemente Funktionen von x sind und einer gegebenen rechten Seite ~b(x) = (b1 (x), b2 (x), . . . , bn (x))T und einem gegeben Intervall (a, b) ⊆ R. Ein System mit konstanten Koeffizienten hat die Gestalt ~y ′ (x) = A~y + ~b(x),
x ∈ (a, b),
wobei A = (aij ) eine n × n-Matrix mit konstanten Elementen ist.
Bemerkung 16: In vielen F¨allen, wo die abh¨angige Variable die Zeit darstellt, schreibt anstelle von y(x) eine Funktion x(t) und anstelle von y ′ (x) schreibt man dann x. ˙ Beispiel 55: Die beiden linearen Differentialgleichungen x(t) ˙ = x(t) + y(t) + 2t,
y(t) ˙ = 4x(t) + y(t) + 2et ,
120
t ∈ R,
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen bilden das lineare System 1. Ordnung ! x˙
~x˙ =
y˙
1 1
=
4 1
!
! x(t) y(t)
+
2t 2et
!
¨ ein System 1. Ordnung ergibt sich aus der linearen Ein weiteres typisches Beispiel fur Differentialgleichung n-ter Ordnung. Beispiel 56: Die lineare Differentialgleichung n-ter Ordnung hat die Gestalt y (n) (x) + an−1 (x)y (n−1) (x) + an−2 (x)y (n−2) (x) + . . . + a1 (x)y ′ (x) + a0 (x)y(x) = f (x). Auf die folgende Weise wird die lineare Differentialgleichung n-ter Ordnung in ein ¨ ¨ System 1. Ordnung uberf uhrt. Wir setzen: y1 (x) = y(x), y2 (x) = y1′ (x) = y ′ (x), y3 (x) = y2′ (x) = y ′′ (x), y4 (x) = y3′ (x) = y (3) (x), ... ′ yn−1 (x) = yn−2 (x) = y (n−2) (x), ′ yn (x) = yn−1 (x) = y (n−1) (x),
¨ die Ableitung von yn′ (x) = y (n) die Differentialgleichung zur Weiterhin haben wir fur ¨ Verfugung: yn′ (x) = −an−1 (x)y (n−1) (x) − an−2 (x)y (n−2) (x) − . . . − a1 (x)y ′ (x) − a0 (x)y(x) + f (x). Das schreiben wir nun in als System:
y1′ (x)
0
1
0
...
y ′ (x) 0 0 1 2 y ′ (x) 0 0 0 3 = . 0 .. 0 0 ′ yn−1 (x) 0 0 0 ′ −a0 (x) −a1 (x) −a2 (x) yn (x) ~y ′
=
0
0
... 0 0 .. . 1 0 ... 0 1 . . . −an−2 (x) −an−1 (x) ...
A(x)~y
121
0
0
y1 y2 y3 .. . yn−1 yn
0
0 0 + . .. 0 f (x)
+ ~b(x).
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen
4.7.1 Homogenes lineares System mit konstanten Koeffizienten Wir betrachten das System ~y ′ (x) = A~y (x) ¨ mit der konstanten n×n-Matrix A. Zur Losung machen wir den folgenden Ansatz: ~y (x) = ~v erx mit einem (noch zu bestimmenden) konstanten Vektor ~v ∈ Rn und der unbekannten Zahl r ∈ R. Dann ist ~y ′ (x) = r~v erx eingesetzt in das Differentialgleichungssystem und nach Umformung gem¨aß den Regeln der Matrizenmultiplikation folgt: ~y ′ (x) = r~v erx = A (~v erx ) = rerx A~v ⇐⇒ A~v = r~v . ¨ Losungen des homogenen linearen Differentialgleichungssystem 1. Ordnung der Form ~y (x) = ~v erx , ~v ∈ Rn , r ∈ R, ¨ ergeben sich aus den Losungen des Eigenwertproblems A~v = r~v mit der Matrix A des Systems 1. Ordnung. Die reellen Zahlen r sind die Eigenwerte ¨ und die Vektoren ~v sind die zu den Eigenwerten gehorigen Eigenvektoren.
¨ das System Beispiel 57: Auf diese Weise ermitteln wir fur ! x˙ y˙
=
1 1 4 1
!
! x(t) y(t)
das Eigenwertproblem 1 1 4 1
!
~v = λ~v ,
122
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen mit den Eigenwerten 1 − λ 1 det (A − λE) = = (1 − λ)2 − 4 = λ2 − 2λ − 3 = 0, 4 1 − λ λ1 = 3 und
λ2 = −1
mit dem Eigenvektor ~v1 zum Eigenwert λ1 = 3 : −2 4
1
0
−2 0
!
!
−2 1 0
∼
0
0 0
,
1
~v1 =
2
!
,
und dem Eigenvektor ~v2 zum Eigenwert λ2 = −1 : 2 1 0 4 2 0
!
∼
!
2 1 0 0 0 0
,
~v2 =
1
!
1 −2
!
,
¨ woraus sich die folgende Losung ergibt x(t) y(t)
!
= c1~v1 e3t + c2~v2 e−t = c1
2
e3t + c2
1 −2
!
e−t
bzw. x(t) = c1 e3t + c2 e−t
und
y(t) = 2c1 e3t − 2c2 e−t .
Wie man leicht nachrechnet ist mit diesen Funktionen x(t) und y(t) das Differential¨ gleichungssystem erfullt. ¨ Wie auch schon bei den Differentialgleichungen stellt sich die Frage, ob das alle Losungen sind. Fundamentalsystem. Jedes homogene lineare Differentialgleichungssystem 1. Ordnung (auch mit ver¨anderlichen Koeffizienten) mit der n × n-Matrix A(t) : ~x˙ = A(t)~x ¨ besitzt genau n linear unabh¨angige Losungen.
123
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen
¨ Lineare Unabh¨angigkeit und Wronski-Determinante. n Losung(svektoren) ~x1 (t), ~x2 (t), . . . ~xn (t) des homogenen linearen Differentialgleichungssystems ~x˙ = A(t)~x sind genau dann linear unabh¨angig, wenn die Wronski-Determinante W (~x1 , ~x2 , . . . ~xn )(t) := det (~x1 ~x2 . . . ~xn )(t0 ) 6= 0 ¨ mindestens ein t0 ∈ (a, b). In diesem Fall bilden die Losungsvektoren ¨ ist fur ¨ ~x1 (t), ~x2 (t), . . . ~xn (t) ein Fundamentalsystem von Losungen und die Matrix X = (~x1 (t), ~x2 (t), . . . ~xn (t)) ¨ heißt Fundamentalmatrix. Die allgemeine Losung des homogenen lineare Systems 1. Ordnung ist dann ~x(t) = c1 ~x1 (t) + c2 ~x2 (t) + . . . + cn ~xn (t) = Y ~c mit einem beliebigen Vektor ~c = (c1 , c2 , . . . , cn )T ∈ Rn .
¨ Beispiel 58: Wie man mit Hilfe der Wronski-Determinante leicht nachrechnet sind fur ~x˙ =
1 1 4 1
!
~x
¨ die Losungsvektoren ~x1 (t) =
1 2
!
e3t =
e3t 2e3t
!
und ~x2 (t) =
1 −2
!
e−t =
e−t −2e−t
ein Fundamentalsystem, da e3t e−t W (~x1 , ~x2 )(t) = 2e3t −2e−t
= −2e2t − 2e2t = −4e2t 6= 0.
124
!
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen
¨ lineare Systeme Wie auch bei linearen Differentialgleichungen gilt fur ~x˙ = A(t)~x + ~b • das Superpositionsprinzip und • die Losungsdarstellung: ¨ ~xallg (t)
=
~xhom (t)
+
~xinh (t)
¨ allgemeine Losung
¨ = allgemeine Losung des +
¨ eine spezielle Losung
der inhomogenen Syst.
des homogenen Syst.
des inhomogenen Syst.
• das Anfangswertproblem (Cauchy-Problem) ~x˙ = A(x)~x + ~b,
mit ~x(t0 ) = ~x0 ,
¨ ist eindeutig losbar.
ohne Beweis
4.7.2 Homogene lineare Systeme 1. Ordnung mit konst. Koeff. fur ¨ n=2 ¨ Die Losung des Systems ~x˙ =
x˙ y˙
!
x
=A
y
!
h¨angt ganz entscheidend vom Fundamentalsystem und damit den Eigenwerten und ! x(t) ¨ Eigenvektoren der Matrix A ab. Da die Losung ~x(t) = die Parametrisiey(t) ¨ rung einer Kurve im R2 ist, kann man sich die Losungen graphisch als die Menge aller ¨ ¨ Losungskurven veranschaulichen. Die Menge aller Losungskurven wird auch als Phasenportrait bezeichnet. ¨ Beispiel 59: Die Losungkurven des linearen Differentialgleichungssystems ~x˙ =
1 1 4 1
125
!
~x
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen lauten ~x(t) = c1 ~x1 (t) + c2 ~x2 (t) = c1
1 2
!
1
e3t + c2
−2
!
e−t ,
c1 , c2 ∈ R.
¨ Betrachtet man nun zun¨achst die Losungen in Richtung der Eigenvektoren, so hat man zun¨achst die sogenannten Synchronlosungen ¨ (organge Geraden) c1
1 2
!
e3t
und c2
1 −2
!
e−t ,
¨ ¨ t → ∞ gegen Unendlich strebt und die zweite Losung ¨ wobei sich die erste Losung fur gegen Null, wie man an den eingetragenen Richtungselementen im Bild ersehen kann. ¨ ¨ ¨ Alle weiteren Losungskurven sind nun Uberlagerungen (Summen) von Synchronlosun¨ t → ∞ gegen Unendlich wird die erste Synchronlosung ¨ gen, fur dominant (c1 6= ¨ 0.) Die roten Kurven sind spezielle Losungskurven, die durch die Anfangsbedingung ! ! x(0) x0 gem¨aß den eingezeichneten Punkten (grau) (x0 , y0 ) bestimmt = y(0) y0 sind.
126
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen Kehren wir nun zum System x1 (t) . . A eine n × n-Matrix, ~x = . , xn (t)
~x˙ = A~x,
¨ zuruck. Wie sehen Fundamentalsysteme im Allgemeinen aus? Wie kann man sie bestimmen? Der einfachste Fall liegt vor, wenn die Systemmatrix A eine reelle symmetrische Matrix ¨ ist. In diesem Fall sind alle Eigenwerte λ1 , λ2 , . . . , λn reell (sie mussen aber nicht alle voneinander verschieden sein) und es gibt eine Basis aus n (orthogonalen) Eigenvektoren ~v1 , ~v2 , . . . , ~vn . Dann sind ~x1 (t) = ~v1 eλ1 t , ~x2 (t) = ~v2 eλ2 t , . . . , ~xn (t) = ~vn eλn t ¨ ein Fundamentalsystem von Losungen, da W (~x1 ~x2 . . . ~xn )(t) = det ~v1 eλ1 t ~v2 eλ2 t . . . ~vn eλn t
= eλ1 t+λ2 t+...+λn t (~v1 ~v2 . . . ~vn ) 6= 0,
da die Exponentialfunktion nie Null wird und die Determinante ist ungleich Null da die Eigenvektoren eine Basis bilden und damit linear unabh¨angig sind. Wir geben auch hierzu ein Beispiel an. ¨ Beispiel 60: Man bestimme die allgemeine Losung des homogenen linearen Systems 1. Ordnung √ ! 2 −3 ~x˙ = ~x. √ 2 −2 Die Systemmatrix A ist reell und symmetrisch. Die Eigenwerte ergeben sich aus √ −3 − λ 2 √ 2 −2 − λ
= (3 + λ)(2 + λ) − 2 = λ2 + 5λ + 4 = 0
¨ ¨ λ1 = −1 zu λ1 = −1 und λ2 = −4. Die zugehorigen Eigenvektoren sind fur ! √ −2 2 0 ∼ √ 2 −1 0
127
0 0 0 √ 2 −1 0
!
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen
der Vektor ~v1 =
1 √ 2
!
¨ den Eigenwert λ2 = −4 und fur √
1 √ 2
der Vektor ~v2 =
√ ! − 2 1
~x1 (t) =
2 0
2
0
!
∼
1
√
0
0
2 0 0
!
¨ . Damit erhalten wir die linear unabh¨angigen Teillosungen
1 √ 2
!
−t
e
und ~x2 (t) =
√ ! − 2 1
e−4t .
¨ Die allgemeine Losung ist damit ~x(t) = c1 ~x1 (t) + c2 ~x2 (t) = c1
=
1 √ 2
!
e−t + c2
! √ −e−t − 2e−4t √ −t 2e e−4t
√ ! − 2 1
c1 c2
!
e−4t
= X~c,
¨ mit der Fundamentalmatrix X. Die Menge aller Losungskurven = Phasenportrait sieht (analog wie im vorigen Beispiel) wie folgt aus:
¨ t → ∞ streben alle Losungen ¨ Fur gegen den Ursprung.
128
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen Was kann passieren, wenn die Systemmatrix reell, aber nicht symmetrisch ist? 1. Fall: Alle Eigenwerte sind reell und verschieden voneinander. Da die geometrische Vielfachheit eines Eigenwerts und damit die Dimension des Ei¨ genunterraums immer großer gleich 1 und kleiner gleich der algebraischen Vielfachheit des Eigenwerts ist, ist die geometrische Vielfachheit aller Eigenwerte gleich 1 und es gibt eine Basis aus Eigenvektoren. Alles andere ist identisch zum Fall einer reellen und symmetrischen Matrix A. 2. Fall: Einige Eigenwerte sind Paare konjugiert komplexer Zahlen. Wir erl¨autern das Vorgehen an einem Beispiel. Beispiel 61: − 12
~x˙ =
!
1
−1 − 12
~x.
Wir bestimmen zun¨achst wieder die Eigenwerte. Diese ergeben sich aus −1 − λ 1 2 1 −1 −2 − λ
5 1 = (λ + )2 + 1 = λ2 + λ + = 0 2 4
zu λ1/2 = − 21 ± i einem Paar konjugiert komplexer Zahlen. Da die Eigenwerte komplex ¨ sind, mussen wir nun auch komplexe Eigenvektoren bestimmen. Der Eigenvektor zu 1 λ1 = − 2 + i ergibt sich aus 1
−i
0
−1 −i 0 !
1
zu ~v1 =
i
1 0
−1 i den Vektor ~v2 =
1 −i
!
~x1 (t) =
=
1 0
− 12 t
e
−i 1 0
∼
0 0
0
!
, analog erhalten wir aus
i
!
!
cos t −
0
!
i 1 0
∼
0 0 0
!
¨ . Damit haben wir die komplexwertigen Losungen
1 i 0 1
! !
− 12 t+it
e
− 12 t
e
=
"
sin t + i
1 0 "
129
! 1 0
+i
!
− 12 t
e
0 1
!#
1
e− 2 t (cos t + isint)
sin t +
0 1
!
− 12 t
e
cos t
#
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen und ~x2 (t) =
=
1 0
!
− 12 t
e
cos t −
1
!
−i ! 0 1
− 12 t−it
e
− 12 t
e
=
"
1 0 "
!
+i
1
sin t + i −
0
0
!
−1 − 12 t
e
!#
1
e− 2 t (cos t − isint) 0
sin t −
1
!
− 12 t
e
cos t
#
¨ Wie auch im Fall der gewohnlichen Differentialgleichung 2. Ordnung, erh¨alt man aus ¨ ¨ der komplexen Losung 2 reelle linear unabh¨angige Losungen ~u1 (t) = Re ~x1 (t) =
~u2 (t) = Im ~x1 (t) =
!
1 0
!
1 0
− 12 t
e
− 12 t
e
cos t − sin t +
0 1 0 1
!
e− 2 t sin t,
!
e− 2 t cos t.
1
1
Außerdem erkennt man, dass sich der Real- und Imagin¨arteil von ~x2 von denen von ¨ ~x1 hochstens um das Vorzeichen unterscheiden, d.h. der Real- und Imagin¨arteil von ~x2 ¨ ergibt keine weiteren linear unabh¨angigen Losungen. Die lineare Unabh¨angigkeit von ~u1 und ~u2 erh¨alt man mit der Wronski-Determinante, es gilt e− 21 t cos t e− 12 sin t W (~u1 , ~u2 )(t) = −e− 12 t sin t e− 12 t cos t
= e−t cos2 t + e−t sin2 t = e−t 6= 0.
¨ Die allgemeine Losung des homogenen Systems ist damit − 12
~x(t) = c1 ~u1 (t) + c2 ~u2 (t) = e
"
c1
cos t − sin t
!
+ c2
sin t cos t
!#
.
¨ es einen komplexen Eigenwert λ = α + iµ des Paars konjugiert komFolglich genugt ¨ plexer Eigenwerte λ1/2 = α ± iµ zu betrachten, den dazugehorigen Eigenvektor ~v zu ¨ bestimmen und die beiden linear unabh¨angigen reellwertigen Losungen sind dann ~u1 = Re ~v eλ1 t
Das Phasenportait sieht wie folgt aus:
und ~u2 = Im ~v eλ1 t .
130
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen
¨ t → ∞ streben alle Losungen ¨ Fur gegen den Ursprung. Beispiel 62: Ein Beispiel von diesem Typ ist das unged¨ampfte mathematische Pendel. ¨ der nichtlinearen Differentialgleichung 2. Ordnung Es genugt x ¨+
g sin x = 0. l
¨ kleine Auslenkungen x ist sin x ≈ x und wir erhalten die lineare DifferentialgleiFur chung g x ¨ + x = 0, l dabei ist x die Auslenkung und g die Erdbeschleunigung sowie l die L¨ange des Pen¨ ¨ dels. Wir uberf uhren die lineare Differentialgleichung 2. Ordnung in ein a¨ quivalentes System 1. Ordnung: x = x, y = x, ˙ g y˙ = x ¨=− , l
also das System ~x˙ =
0
1
− gl
0
131
!
~x.
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen Wir erhalten die Eigenwerte aus −λ 1 g − −λ l
g = λ2 + = 0 l
q ¨ λ1/2 = ±iµ, µ > 0. Wir mussen ¨ nun nur einen zu λ1/2 = ±i gl und schreiben dafur komplexen Eigenvektor berechnen. Wir berechnen den Eigenvektor zum Eigenwert λ = iµ. ! ! −iµ 1 0 −iµ 1 0 ∼ −µ2 −iµ 0 0 0 0 ! 1 und erhalten den komplexen Eigenvektor ~v = . Daraus ergeben sich die beiden iµ ¨ linear unabh¨angigen reellwertigen Losungen: $ ~x1 (t) = Re ~v eiµ = ¨ µ= Fur
1 2
cos(µt) −µ sin(µt)
!
,
$ ~x2 (t) = Im ~v eiµ =
sin(µt) µ cos(µt)
!
.
ergibt sich das Phasenportrait
¨ Die Losungskurven sind geschlossene Kurven, was dem periodischen Verhalten der ¨ Losungen entspricht. 3. Fall: Mehrfache Eigenwerte. Es gibt immer eine Basis aus Hauptvektoren (werden nicht behandelt, sind verallge-
132
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen meinerte Eigenvektoren). Wie man darauf kommt sei an einem Beispiel erl¨autert. ¨ Beispiel 63: Man berechne die allgemeine Losung des homogenen linearen Systems 1. Ordnung ! 1 −1 ~x˙ = ~x. 1 3 ¨ Wie ublich bestimmen wir zun¨achst die Eigenwerte. Es gilt 1 − λ −1 1 3−λ
= (1 − λ)(3 − λ) + 1 = λ2 − 4λ + 4 = (λ − 2)2 = 0,
und damit gibt es nur einen Eigenwert λ = 2. Das ist an sich nicht schlimm, wenn es denn wenigstens zwei linear unabh¨angige Eigenvektoren g¨abe, aber das ist hier nicht der Fall. Es gibt nur einen Eigenvektor, n¨amlich aus −1 −1 0 1
1
0
!
folgt ~v =
1 −1 1
!
.
!
e2t . Da es aber immer n, −1 ¨ in unserem Fall n = 2 linear unabh¨angige Losungen gibt, muss man eine weitere linear ¨ unabh¨angige Losung finden. ¨ Damit ergibt sich aber auch nur eine Losung ~x1 (t) =
Wie kann man diese finden? Inspiriert vom Vorgehen bei linearen Gleichungen 2. Art, ¨ ¨ konnte man versucht sein ~x2 (t) = t~v e2t als weitere Losung zu vermuten, das ist aber keine Losung, ¨ wie man leicht nachvollzieht. Es ist ~x˙ 2 = ~v e2t + 2t~v e2t 6=2t~v e2t = te2t A~v = A~x2 (t). ¨ Wir mussen deshalb einen anderen Ansatz finden. Aus der obigen Gleichung sieht ¨ man, dass unserer bisheriger Ansatz nur die H¨alfte“ der Gleichung erfullt, es bleibt ” ¨ aber Vektor mal Exponentialfunktion ubrig. Ein besserer Ansatz sieht deshalb wie folgt aus: ~x2 (t) = (~u + t~v )eλt , dabei ist λ der Eigenwert (den wir schon berechnet haben, also in unserem Fall λ = ¨ 2) und ~v der dazugehorige Eigenvektor, der Vektor ~u ist unbekannt und dadurch zu ¨ bestimmen, dass ~x2 (t) Losung des homogenen Differentialgleichungssystems sein soll.
133
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen Wir berechnen: A~x2 (t) = A((~u + t~v )eλt ) = (A~u)eλt + teλt A~v = (A~u)eλt + tλeλt~v = ~x˙ 2 (t) = (λ~u + ~v )eλt + tλeλt~v ⇐⇒ A~u − λ~u = (A − λE)~u = ~v . Dieses Gleichungssystem (A − λE)~u = ~v ist unserem Fall gerade −1 −1 1
1
!
1 −1
,
¨ das die Losung ~u =
!
0 −1
1
+k
−1
!
0
=
−1
!
+ k~v
¨ hat. Das Vielfache des Eigenvektors ~v in der Losung auftreten ist nicht verwunderlich, ¨ da der Eigenvektor ~v gerade Losung des homogenen Systems (A − λE)~v = ~0 ist. Des! 0 halb w¨ahlen wir ~u = . Dies ein sogenannter Hauptvektor der Stufe 2, da er die −1 ¨ Gleichung (A−λE)2 ~u = ~0 erfullt, aber (A−λE)~u 6= ~0 gilt und somit ~u kein Eigenvektor ! 0 ¨ ist. Man h¨atte anstelle von ~u = auch jede andere Losung von A~u = ~v nehmen −1 ¨ konnen. Mit diesem ~u ergibt sich nun ~x2 (t) =
0 −1
!
1
+t
−1
!!
e2t .
¨ ¨ die Wronski-Determinante Die Losungen ~x1 (t) und ~x2 (t) sind linear unabh¨angig, da fur gilt e2t te2t W (~x1 , ~x2 )(t) = = −e4t − te4t + te4t = −e4t 6= 0. 2t 2t 2t −e −e − te
¨ Damit haben wir als allgemeine Losung des homogenen Differentialgleichungssystems 1. Ordnung erhalten ~x(t) = c1
1 −1
!
e2t + c2
0 −1
!
+t
1 −1
!!
e2t .
Es gibt nur einen Eigenvektor und deshalb ist im Phasenportrait auch nur eine orange Linie sehen.
134
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen
135
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen
Homogenes lineares System von Differentialgleichungen 1. Ordnung, n=2. ~x˙ = A~x,
A=
mit
a11 a12 a21 a22
!
¨ einer reellwertigen konstanten Matrix und dem Losungsvektor ~x(t) =
! x(t) y(t)
.
1. Bestimmung der Eigenwerte λ1 , λ2 der Matrix A : a − λ a12 11 = (a11 − λ)(a22 − λ) − a12 a21 = 0. a21 a22 − λ
¨ 2. Berechnung der zugehorigen Eigenvektoren ~v1 , ~v2 . a11 − λ
(A − λE)~v = ~0 ⇐⇒
a21
a12
0
a22 − λ 0
!
3. Dann ergibt sich eine Losungsbasis ¨ ~x1 , ~x2 wie folgt: 3.1.1. 2 reelle Eigenwerte λ1 6= λ2 In diesem Fall gibt es 2 linear unabh¨angige Eigenvektoren ~v1 zum Eigenwert λ1 und ~x2 zum Eigenwert λ2 . Dann ist eine Losungsbasis ¨ ~x1 (t) = ~v1 eλ1 t
und ~x2 (t) = ~v2 eλ2 t .
3.1.2. 1 reeller Eigenwert λ mit 2 linear unabh¨angen Eigenvektoren ~v1 , ~v2 . Dann ist eine Losungsbasis ¨ ~x1 (t) = ~v1 eλt und ~x2 (t) = ~v2 eλt . 3.2. Die Eigenwerte sind ein Paar konjugiert komplexer Zahlen λ1/2 = α±iµ, µ 6= 0. ¨ zu einem der Eigenwerte, z.B. λ1 = α + iµ, zu betrachten und den dazuEs genugt ¨ gehorigen komplexen Eigenvektor ~v zu bestimmen. Dann ist eine Losungsbasis ¨ ~x1 (t) = Re ~v eλ1 t = eαt [(Re ~v ) cos(µt) − (Im ~v ) sin(µt)] , ~x2 (t) = Im ~v eλ1 t = eαt [(Re ~v ) sin(µt) + (Im ~v ) cos(µt)] .
3.3. Es gibt nur einen (reellen) Eigenwert λ und auch nur einen dazugehorigen ¨ Eigenvektor ~v . Dann ist ~x1 (t) = ~v eλt , ¨ ¨ eine Losung. Eine zweite linear unabh¨angige Losung ergibt sich dann mit Hilfe des Hauptvektors (nicht behandelt). ¨ Die allgemeine Losung des homogenen Systems ist dann ~xhom (t) = c1 ~x1 (t) + c2 ~x2 (t) = (~x1 (t) ~x2 (t)) ~c = X~c. 136
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen
4.7.3 Inhomogenes System 1. Ordnung mit konstanten Koeffizienten – Variation der Konstanten ~x˙ = A~x + ~b. ¨ Wie bei der Gleichung erster Ordnung geht man von der allgemeinen Losung des homogenen Systems ~xhom (t) = X~c, ! c1 aus. Man mit der Fundamentalmatrix X = (~x1 (t) ~x2 (t)) und dem Vektor ~c = c2 macht den Ansatz ~x = X~c(t). Differenzieren gem¨aß der Produktregel ergibt nun ˙ c(t) + X~c˙(t), ~x˙ = X~ wobei X˙ bedeutet, dass jede Komponente der Fundamentalmatrix X nach t differenziert wird. Setzt man dies in das homogene System ein, so ergibt sich ˙ c + X~c˙. A~x + ~b = AX~c(t) + ~b = ~x˙ = X~ ¨ Da X~c(t) Losung des homogenen Systems ist, ergibt sich X~c˙ = ~b ⇐⇒ ~c˙ = X −1~b. Die Fundamentalmatrix X ist invertierbar, da ihre Determinante gerade die WronskiDeterminante ist, welche ungleich Null ist, da es sich um ein Fundamentalsystem handelt. Die Vektorfunktion ~c(t) erh¨alt man nun durch komponentenweise Integration. ¨ Dann ist eine spezielle Losung des inhomogenen Systems ~xinh (t) = X~c(t) ¨ und die allgemeine Losung des inhomogenen Systems ist ~x(t) = ~xhom (t) + ~xinh (t) = X~c + X~c(t). Wir erl¨autern das an einem Beispiel. ¨ Beispiel 64: Man bestimme die allgemeine Losung des inhomogenen Systems 1. Ordnung ! ! 1 1 2 ~x˙ = ~x + et . 4 1 −1 ¨ 1. Die allgemeine Losung des homogenen Systems haben wir bereits vorher berechnet,
137
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen ¨ die Basislosungen sind 1
~x1 (t) =
2
!
e3t ,
1
und ~x2 (t) =
−2
!
e−t .
Damit lautet die Fundamentalmatrix X=
e3t
e−t
2e3t −2e−t
!
.
2. Variation der Konstanten. Bestimmung von X −1 : e3t
e−t
1 0
2e3t −2e−t 0 1 1 e−4t e−3t 0
1
1 t 2e
0 − 14 et
! !
e−4t
1
∼
0 −4e−t
∼
0 1
Damit haben wir X −1 =
1 −3t 2e 1 t 2e
−2
1 −3t 2e 1 t 2e
1 0
1 −3t 4e − 41 et
!
e−3t 0 1
1 −3t 4e − 14 et
!
!
¨ erhalten und eine spezielle Losung des inhomogenen Systems ist somit ~c˙ = X −1~b =
1 −3t 2e 1 t 2e
1 −3t 4e − 14 et
!
2e−t −e−t
!
=
3 2t 4e 5 2t 4e
!
.
Durch komponentenweise Integration erhalten wir nun ~c(t) =
− 38 e2t 5 2t 8e
!
¨ Die Integrationskonstante(n) konnen wir weglassen, da wir nur in einer speziellen ¨ ¨ Losung interessiert sind. Somit erhalten wir als eine spezielle Losung des inhomogenen Systems ~xinh (t) = X~c(t) =
e3t
e−t
2e3t −2e−t
138
!
− 83 e2t 5 2t 8e
!
=
1 t 4e
−2et
!
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen ¨ und die allgemeine Losung des inhomogenen Systems ist ~x(t) = c1 ~x1 (t) + c2 ~x2 (t) + ~xinh (t) = c1
1 2
!
e3t + c2
1
!
1 e−t + 4 −2
1 −8
!
et ,
c1 , c2 ∈ R.
4.7.4 Ausblick: Autonome Systeme Autonome Systeme sind Systeme 1. Ordnung, in denen die abh¨angige Ver¨aderliche t nicht explizit auftaucht. Wir beschr¨anken uns wieder auf den Fall n = 2. In diesem Fall haben wir zwei nichtlineare Gleichungen in x und y: x˙ = f (x, y), y˙ = g(x, y). ¨ autonome Systeme sind Beispiele fur Beispiel 65: Das lineare System 1. Ordnung mit konstanten Koeffizienten ~x˙ = A~x. aber auch Beispiel 66: Die nichtlineare Gleichung 2. Ordnung, die die Bewegung eines ged¨ampften Pendels beschreibt ist: g c x˙ + sin x = 0, x ¨+ ml l dabei ist g die Erdbeschleunigung, l die L¨ange des Pendels, m die Masse und c die D¨ampfungskonstante. Wir formen zun¨achst die Gleichung 2. Ordnung in ein System 1. Ordnung um, indem wir x = x, ⇐⇒
y = x, ˙ c y˙ = − ml x˙ −
g l
sin x
(
x˙ = y, c x˙ − y˙ = − ml
g l
sin x
Was bei autonomen Systemen insbesondere von Interesse ist, sind die Gleichgewichts¨ diese lagen (x, y) ∈ R2 , auch kritische Punkte oder station¨are Punkte genannt, fur gilt x˙ = f (x, y) = 0, y˙ = g(x, y) = 0.
139
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen Das lineare System mit konstanten Koeffizienten hat nur eine Gleichgewichtslage, n¨amlich ¨ t → ∞ alle den Ursprung (0, 0). Dieser ist eine stabile Gleichgewichtslage, wenn fur ~ ¨ ¨ ¨ t → ∞ gegen UnendLosungen gegen 0 streben. Gibt es auch nur eine Losung, die fur lich strebt, so ist die Gleichgewichtslage instabil. Das bedeutet, dass der kritische Punkt ~x = ~0 des linearen Systems mit konstanten Koeffizienten ~x˙ = A~x • asymptotisch stabil, wenn die beiden Eigenwerte λ1 , λ2 reell und negativ sind oder beide Eigenwerte einen negativen Realteil besitzen. • stabil, jedoch nicht asymptotisch stabil, wenn beide Eigenwerte rein imagin¨ar sind. • instabil, wenn einer der Eigenwerte bzw. ein Realteil eines Eigenwerts positiv ist. ¨ ¨ die verschiedenen F¨alle. Diese Man vergleiche die dazugehorigen Phasenportraits fur Stabilit¨atseigenschaften lassen sich auf bestimmte nichtlineare, sogenannte fast lineare Systeme ausdehnen. Fastlineare Systeme Es seien f, g zweimal stetig partiell differenzierbare Funktionen, dann heißt das System x˙ = f (x, y), y˙ = g(x, y), fast linear. Wir entwickeln zun¨achst f und g in eine Taylorreihe mit dem Entwicklungspunkt in der Gleichgewichtslage (x0 , y0 ), wir erhalten f (x, y) = f (x0 , y0 ) + fx (x0 , y0 )(x − x0 ) + fy (x0 , y0 )(y − y0 ) + r1 (x, y), g(x, y) = g(x0 , y0 ) + gx (x0 , y0 )(x − x0 ) + gy (x0 , y0 )(y − y0 ) + r2 (x, y), ¨ (x, y) → (x0 , y0 ). Da x0 und y0 feste Werte wobei r1 (x, y) → 0 und r2 (x, y) → 0 fur d d sind, h¨angen sie auch nicht von der Zeit t ab und dt x0 = dt y0 = 0, weiterhin gilt f (x0 , y0 ) = g(x0 , y0 ) = 0. x˙ y˙
!
=
d dt (x d dt (y
− x0 ) − y0 )
!
=
=
f (x, y) − f (x0 , y0 ) g(x, y) − g(x0 , y0 )
!
fx (x0 , y0 ) fy (x0 , y0 ) gx (x0 , y0 ) gy (x0 , y0 )
140
!
x − x0 y − y0
!
+
r1 (x, y) r2 (x, y)
!
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen Hieraus ersieht man, dass die (lokalen) Stabilit¨atseigenschaften des fast linearen Systems in der Gleichgewichtslage (x0 , y0 ) der des linearen Systems mit der Systemmatrix ! fx (x0 , y0 ) fy (x0 , y0 ) gx (x0 , y0 ) gy (x0 , y0 )
entsprechen, d.h. man muss die Eigenwerte dieser Matrix untersuchen, um die Stabilit¨at der Gleichgewichtslage zu bestimmen. ¨ der Differentialgleichung Beispiel 67: Das ged¨ampfte mathematische Pendel genugt x ¨+
c g x˙ + sin x = 0, ml l
die a¨ quivalent zum nichtlinearen System 1. Ordnung x˙ = y, c x˙ − y˙ = − ml
g l
sin x
¨ ist. Zun¨achst mussen wir die Gleichgewichtslagen aus x˙ = y = 0, c y˙ = − ml x˙ −
g l
sin x = 0,
bestimmen. Aus der ersten Gleichung ergibt sich y = 0 und dies in die zweite Gleichung ergibt, dass sin x = 0 sein muss. Damit erhalten wir die Gleichgewichtslagen (kπ, 0), k ∈ Z. Die Art der Gleichgewichtslage (asymptotisch stabil, stabil oder instabil) ergibt sich nun aus den Eigenwerten der Matrix fx (x0 , y0 ) fy (x0 , y0 ) gx (x0 , y0 ) gy (x0 , y0 )
!
=
0
1
c − gl cos x − ml
!
. x=kπ
Damit gibt es 2 F¨alle: ¨ Falls k eine gerade Zahl ist, ist cos x = cos(kπ) = 1 und wir mussen die Eigenwerte der Matrix ! 0 1 − gl
c − ml
bestimmen. Also −λ 1 g c − − ml − λ l
g c − λ) + = 0, = −λ(− ml l λ1/2
c =− ± 2ml
141
r
g c2 − 4ml l
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen 2
c − gl ≥ 0 ist, so sind beide Eigenwerte kleiner Null und die Gleichgewichtslage Falls 4ml c2 ist asymptotisch stabil. Gilt dagegen 4ml − gl < 0, so sind die Realteile der Eigenwerte kleiner als Null und deshalb ist die Gleichgewichtslage auch in diesem Fall asymptotisch stabil.
Wird das unged¨ampfte Pendel betrachtet, d.h. es gilt c = 0, so sind die Eigenwerte komplex konjugiert und rein imagin¨ar, die Gleichgewichtslage ist in diesem Fall stabil, aber nicht asymptotisch stabil.
142
¨ 4 Gewohnliche Differentialgleichungen ¨ Ist k dagegen eine ungerade Zahl, so ist cos(kπ) = −1 und wir mussen die Eigenwerte der Matrix ! 0 1 g l
c − ml
bestimmen. Also −λ 1 g c − ml − λ l
c g − λ) − = 0, = −λ(− ml l λ1/2
c =− ± 2ml
r
c2 g + 4ml l
¨ Da mindestens ein Eigenwert immer großer als Null ist, ist die Gleichgewichtslage instabil.
143