3. TENDENZEN DES WANDELS

Ulla Fix, Leipzig Aktuelle Tendenzen des Textsortenwandels -Thesenpapier- 3. TENDENZEN DES WANDELS GLIEDERUNG 1. 2. 3. 3.1 Was ändert sich an den...
Author: Rainer Linden
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Ulla Fix, Leipzig

Aktuelle Tendenzen des Textsortenwandels -Thesenpapier-

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TENDENZEN DES WANDELS

GLIEDERUNG 1. 2. 3.

3.1 Was ändert sich an den Textsorten? 3.1.1 Kulturwissenscha licher Ansatz

Vorhaben Standortbes mmung Tendenzen des Wandels 3.1 Was ändert sich an den Textsorten – Wandel in den Erscheinungen selbst 3.1.1 Kulturwissenscha licher Ansatz 3.1.2 O ene grundsätzliche Fragen 3.1.3 Aktuelle Erscheinungen des Textsortenwandels 3.2 Was ändert sich am Blick auf Text und Textsorten? – Wandel in den Erkenntnisinteressen 3.2.1 Textober äche und S l 3.2.2 Fes gkeit der Textober ächen 3.2.3 Wahrnehmbarkeit der Texte 3.2.4 Interkulturelle Perspek ve 3.2.5 Intertextuelle Perspek ve 3.2.6 Di erenzierte Textsortenklassi zierung 3.3 Was ändert sich an der Disziplin Text(sorten)linguis k? – Wandel im Disziplinenverständnis 3.3.1 Textlinguis k als Querschni sdisziplin 3.3.2 Der Text in den Teilsdisziplinen der Sprachwissenscha 3.3.3 Au ächerung der Textlinguis k 3.3.4 Interdisziplinäre Vernetzung des Faches 3.3.5 Weiterführung textlinguis scher Ansätze in anderen Teildisziplinen

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Wenn Handeln und Wissen immer kulturgebundene Phänomene sind, dann sind auch Texte und Textsorten als Element und Produkt von Handlungen als kulturelle Ausprägungen zu betrachten.

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Kultur wird als Phänomen des Alltags betrachtet. Die Formen, Muster, Rou nen, die Mitglieder einer Kultur- und Kommunika sgemeins gemeinsam hervorgebracht haben, um miteinander leben und handeln zu können, sind an der Ko n von Kultur beteiligt.

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Textsorten beruhen – wie andere Rou nen unseres Handelns auch – in zweierlei Hinsicht auf kulturellen Übereinkün en: -

Bereits die Tatsache der Existenz des Phänomens Textsorte an sich, das Faktum also, dass Kultur- und Kommunika gemeinscha en über die Textsorte als eine wich ge und komplexe Art von Rou ne sprachlichkommunika ven Handelns verfügen, ist ein kulturelles Phänomen.

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Über die Tatsache hinaus, dass Textsorten überhaupt exis eren, ist von Belang, dass sie kulturspez h geprägt sind. Sie sind als Übereink e innerhalb einer Kulturgemeinscha anzusehen. Welche Textsorten einer Gemeins zur Verfügung stehen und welche nicht und wie die vorhandenen bescha en sind, ist Ausdruck ihrer speziellen Kultur.

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TENDENZEN DES WANDELS

3.1 Was ändert sich an den Textsorten?

3.1 Was ändert sich an den Textsorten?

3.1.2 O ene grundsätzliche Fragen

3.1.2 O ene grundsätzliche Fragen

Grundsätzlich ist zu fragen, worin der Wandel einer Textsorte besteht und wie viel Veränderung sie verträgt bzw. braucht, ehe man von dem Übergang in eine andere / neue Textsorte sprechen kann. Voraussetzung ist das Wissen darüber, woran man eine Reihe von Textexemplaren als derselben Textsorte zugehörig erkennen kann. Vorschlag: prop p p ale,, funk ale und formale Übereins mmungen. g -

Es darf bei der Diskussion um Textsortenwandel nicht aus dem Blick geraten, dass es neben der Weiterentwicklung von Textsorten und der Entstehung neuer auch absterbende bzw. „tote“ Textsorten gibt. Wie bes mmt und beschreibt man sie systema sch?

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Es ist zu prüfen, ob die geäußerte, als zentral geltende Vorstellung von einer durch die „neuen Medien“ hervorgebrachten Vielzahl neuer Textsorten berech gt ist oder ob es sich nicht nur um Modi ka onen vorhandener Textsorten handelt.

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Es ist weiter zu prüfen, ob es man es nicht viel ger sta mit neuen Textsorten mit Veränderungen innerhalb von Textsorten zu tun zu hat, die sich an neue Gegebenheiten verschiedenster Art anpassen und dabei den Status ihrer „Herku stextsorte“ nicht verlieren

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Beii der B d Untersuchung U t h von Textsortenwandel T d l iistt zu b berücksich ü k i h gen, d dass Veränderungen von Textsorten verschiedene Ursachen haben können: u.a. kommunika onsbedingte, sachbedingte, medienbedingte, kulturkontakt-, verbreitensbedingte, kultur- und bildungspoli sch bedingte, produk -, reze sbedingte. Wie ermi elt man die jeweils relevanten Ursachen, wie ihre mögliche Verknüpfung?

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Eine grundsätzliche Frage ist es, ob und wie sich die Ausprägungen dieser Veränderungen systema sieren lassen. Sind sie eher inhaltlicher, funk aler oder formaler Art oder eine Verquickung von allem?

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3.1 Was ändert sich an den Textsorten?

3.1 Was ändert sich an den Textsorten?

3.1.3 Aktuelle Erscheinungen des Textsortenwandels

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3.1.3 Aktuelle Erscheinungen des Textsortenwandels

Vermischtheit Vernetztheit Zerspli erung Nichtabgeschlossenheit R Rezep onso it enheit Autorenvielfalt Normiertheit Abwandlung

Vermischtheit heißt, dass Tex aktoren, die wir eigentlich verschiedenen Textsorten zuschreiben, in einer Textsorte ineinander greifen. Beispiele:

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Vermischung von Inten onen – z.B. Informa on und Unterhaltung in Fernsehwe ersendungen, ersendungen für die einmal (und noch?) die Informa on als textsortenko rend angesehen wurde.

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Vermischung von Gegenstandsbereichen – z.B. Verbindung von Po k, Kultur, Technik, Wissenscha , Katastrophen, Verbrechen, Sport, We er in den Fernsehnachrichten, sofern man eine Nachrichtensendung als einheitlichen Text ansehen will.

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TENDENZEN DES WANDELS 3.1 Was ändert sich an den Textsorten?

TENDENZEN DES WANDELS 3.1 Was ändert sich an den Textsorten? 3.1.3 Aktuelle Erscheinungen des Textsortenwandels

3.1.3 Aktuelle Erscheinungen des Textsortenwandels

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Vermischung von Poe em und „Prak schem“ – sche Mi el in der Werbung, im Anzeigenbereich, in poli schen Sprüchen etc., A sung der Grenzen zwischen Literarischem und Nichtliterarischem.

Vernetztheit heißt, dass Einzeltexte miteinander in intendierten, textsortenabhängigen Beziehungen stehen. Texte werden in funk und/oder thema sch gebundenen Textsortenverbünden gebraucht.

Vermischungg von Genres/Ga / ungen/Textsorten g / – z.B. Doku-Drama,, Doku-Soap, p, Dok k on.

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Medial bedingte Vermischung von Mündlichkeit und Schr Chat, Twi er, Werbung.

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Medial bedingte Vermischung von Varietäten / S – z.B. Werbung, E-Mail, Chat, Twi er.

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keit – z.B. E-Mail,

sprache – Umgangssprache/

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z B. z. B Textsortennetze (Textsorten der Wissens skommunika on on, Buchtexte) z.B. Textdesign in Printmedien (Tageszeitungen, Wochenzeitungen) z.B. Buchdesign, v.a. in Lehrbüchern z.B. Hypertext im elektronischen Medium alle Arten von Websites, Internetau ri en, Homepages etc. Telefongespräche, kombiniert mit Mails oder Chat.

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TENDENZEN DES WANDELS 3.1 Was ändert sich an den Textsorten?

TENDENZEN DES WANDELS 3.1 Was ändert sich an den Textsorten?

3.1.3 Aktuelle Erscheinungen des Textsortenwandels

3.1.3 Aktuelle Erscheinungen des Textsortenwandels

Zerspli g heißt: Texte werden von anderen Texten, die mit ersteren in keinem Zusammenhang stehen müssen, unterbrochen oder begleitet. Als Folge sind andere Rezep onsweisen g. Die Rezep on verläu teils im Nacheinander, teils im Miteinander: -

Nichtabgeschlossenheit heißt, dass Texte immer weiter fortgesetzt und rückwirkend auch geändert werden k nnen. Als Folge dieser noch jungen Erscheinung ist der Status des Phänomens Text an sich neu zu betrachten. Die Abgeschlossenheit, die man als Textbedingung angesehen ha e, hat keine Gül i k i mehr. Gültigkeit h D D.h. h auch h di die A Annahme h ffester TTextsorten, di die jja an abgeschlossene Texte gebunden ist, k nnte hinfällig geworden sein.

z.B. Werbespots im Fe m (Rezep on erfolgt nacheinander) z.B. mitlaufende B rsennachrichten in Fernsehtexten anderer Genres (Rezep on verläu gleichzei g) z.B. mitlaufende aktuelle Nachrichten in Sendungen beliebiger Art (Rezep on verläu gleichzei g)

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z.B. Vielzahl elektronisch gespeicherter Einzeltexte z.B. Hypertext z.B. Wikipedia Blog

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TENDENZEN DES WANDELS 3.1 Was ändert sich an den Textsorten?

TENDENZEN DES WANDELS 3.1 Was ändert sich an den Textsorten?

3.1.3 Aktuelle Erscheinungen des Textsortenwandels

3.1.3 Aktuelle Erscheinungen des Textsortenwandels

Rezep onso enheit heißt, dass die Reze richtung und –art nicht vorgegeben sind bzw. die Inhaltsvermi lung nicht abgeschlossen ist. -

Normiertheit: Die Ausführung von Texten ist in starkem Maße vorgegeben. Das tri t vor allem einen auf ins onelle Texte zu.

z.B. Blog z B Hypertext z.B. z.B. serielle Textexemplare wie zusammeng ige Folgen von Werbeplakaten, Werbetexten, Porträtserien in Zeitschr en z.B. serielle Textsorten (an die Serialität als Textsortenbedingung gebunden) wie Rubriken, Sendereihen, Endlos-Serien im Fernsehen z.B. Kunst im Internet wie Hyper k on

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z.B. Textmuster mit geringen Spielräumen (Beh rdentexte, Diplomatentexte) z B Textbausteine (Beh rdentexte) z.B. z.B. Fer gtexte (Industrie, Wirtsc , Beh rden)

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TENDENZEN DES WANDELS 3.1 Was ändert sich an den Textsorten?

TENDENZEN DES WANDELS 3.2 Was ändert sich am Blick auf Texte und Textsorten? 3.2.1 Textober äche und S

3.1.3 Aktuelle Erscheinungen des Textsortenwandels

Die lange vernachlässigte Textober äche ist mit dem neuen Interesse an der Performanz wieder ins Blickfeld gerückt. Als Folge ist im Bewusstsein, dass nur über die sprachliche Verfasstheit eines Textes erschlossen werden kann, was er an Informa onen und Inten onen sowie an Situa onsbezogenheit bietet. Damit gewinnt die Auseinandersetzung mit dem „Sprachlichen an der Sprache“, mit der Formulierungsweise sprachlicher Äußerungen, also mit d dem S l,l an B Bedeutung. d t

Die Tendenz der Abwandlung ist nur vor dem Hintergrund der Normiertheit von Texten zu verstehen. Abwandlung wird mit dem Ziel der Originalität, der Unterscheidung von anderen, der Gewinnung von Aufmerksamkeit vollzogen. -

z.B. Wirts swerbung und z.B. Familienanzeigen Anzeigentexte von Ins Literarische Texte

Werbung -

Alle Phänomene der Ober äche der Texte sind nach der pragma schen S au assung S elemente, d. h. semio scher Ausdruck situa ver, inten onaler, kommunika ver, kultureller Gegebenheiten des Textes.

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Die s lis sche Einheit eines Textes ist ein Teil der Textbedingungen, weil sie sich erst im Text en altet und weil es ohne S ein klar erkennbares Textexemplar einer Textsorte nicht gäbe. S einheitlichkeit gilt als Bedingung für den Textsortencharakter.

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TENDENZEN DES WANDELS 3.2 Was ändert sich am Blick auf Texte und Textsorten?

TENDENZEN DES WANDELS 3.2 Was ändert sich am Blick auf Texte und Textsorten?

3.2.1 Textober äche und S

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3.2.2 Fes gkeit der Textober äche Ein neuerer Ansatz zur Beschä gung mit der Typik von Textsorten gilt der Vorstellung, dass auch die Fes gkeit bes mmter Textober ächen typisch für bes mmte Verwendungszusammenhänge ist.

Wie diese Gegebenheiten auf der Text umgesetzt werden, richtet sich nach S rinzipien, die für den gesamten Text gelten und ihn als Textganzes wahrnehmbar machen und auch seine Textsorte kennzeichnen. Es wird nun berücksich gt, dass es Textsortens le gibt und dass die Existenz eines Textes als Erscheinungsform einer Textsorte auch vom durchgehaltenen Textsortens l abhängt.

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Z rtexte: Texte mit festen Formen der Textober äche (Rhetorik: Wiedergebrauchsrede.) Es handelt sich um in der Regel unverändert, also wie Zitate gebrauchte Texte, z. B. Lieder, Gebete.

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Reproduziertexte: Texte mit festem Sprachgestus. Dem Produzenten ist ein Sprachgestus vorgegeben, den er aus den vorhandenen Mi eln und mit dem Gefühl für deren angemessenen Gebrauch beim „Wiedergebrauch“ selbst hervorbringen muss, z. B. Erzählen von Volksmärchen, Witzen, Klatschgeschichten.

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Mustertexte: Texte, die (im kogni onspsychologischen Sinne verstandenen) Mustern folgen (Verbrauchsrede). Die Muster bieten inhaltliche, funk ale und auch formale prototypische Vorgaben, deren Umsetzung Formen hervorbringt, die für den Rezipienten das jeweilige Textmuster erkennbar machen, z.B. verweist die Wendung hiermit teile ich Ihnen mit… auf einen ins ellen Text.

In diesem Kontext wird der Versuch gestartet, eine Linguis sche Hermene zu begründen, eine Sprachverstehenswissens die an den Zeichen der Textober äche ansetzt.

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3.2 Was ändert sich am Blick auf Texte und Textsorten?

3.2 Was ändert sich am Blick auf Texte und Textsorten?

3.2.3 Wahrnehmbarkeit der Texte

3.2.3 Wahrnehmbarkeit der Texte

Es geht um Faktoren, die die sprachlichen Zeichen erst sinnlich wahrnehmbar machen und die durch die Gestalt dieser Wahrnehmbarkeit auch etwas mi eilen. Sie wurden mit Ausnahme von Medialität bisher textsortenlinguis sch wenig berücksich gt. Dazu gehören neben Medialität die Faktoren Kodalität, Materialität und Lokalität. -

Die formale Sichtbarmachung und Gestaltung der sprachlichen Zeichen wird mit der Kategorie der Materialität gefasst. Damit sind z.B. im Schr en Typographie, Anordnung der Zeichen auf dem Papier, Papiersorte, Farben, Tabellen, Bilder gemeint, im Mündlichen z.B. Ges k und Mimik.

Kodalität: Über die sprachlichen Zeichen hinaus müssen bei der Textbetrachtung auch nichtsprachliche Kodes betrachtet werden.

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Ein Text ist niemals ein unikodales, sondern immer ein m kodales Artefakt. Texte exis ren nie nur rein sprachlich, sondern es sind immer auch andere Zeichen an ihnen beteiligt.

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Da dieser Komplex aus Zeichen verschiedener Art, die ein Textexemplar ausmachen, gemeinsam Sinn anbietet und auf Wahrnehmbarkeit hin angelegt ist, kann man an dieser Komplexität nicht vorbeigehen.

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Textsorten sind nicht immer, aber auch durch ihre Materialität gekennzeichnet. Es ist rela v erwartbar, wie ein Gedicht typographisch gestaltet und auf dem Papier angeordnet ist. Typographische Unterschiede und S arten kennzeichnen einen Wört kel. Eine Kombina on von Text und Bild deutet auf eine Gebrauchsanweisung hin.

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Durch Materialität hervorgerufene Erwartungen auf bes mmte Textsorten lenken schon vor dem Beginn und vor allem während der Lektüre die Reze

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3.2 Was ändert sich am Blick auf Texte und Textsorten?

3.2 Was ändert sich am Blick auf Texte und Textsorten? 3.2.3 Wahrnehmbarkeit der Texte

3.2.3 Wahrnehmbarkeit der Texte

Medialität: Für die Text- und Textsortenbetrachtung sind auch die technischen Mi el der Übertragung und Speicherung der Informa onen von Bedeutung. Es kann sich auf den Charakter des Textes auswirken, ob er digital gespeichert ist und in spez r Anordnung auf dem Bildschirm gelesen wird oder ob er mit Tinte auf Papier geschrieben wurde und dort eine „papierspezielle“ Lese äche bildet -

Eine o ene Frage ist, ob man bei der Verlagerung aus dem sprachlichen in ein anderes Medium von derselben Textsorte oder Ga ung reden kann, die durch das andere Medium möglicherweise spezi ziert, aber in ihrem Wesen nicht beeinträch gt ist, oder ob wir es mit neuen Textsorten/Ga ungen mit anderen Bedingungen und Wirkungsmöglichkeiten zu tun haben.

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Für die interkulturelle Arbeit mit Texten ist es interessant, ob die Internetkommunika on zur Vereinheitlichung elektronischer Textsorten führt, so dass kulturelle Unterschiede in diesem Falle verschwinden, wenn es sie überhaupt gegeben hat.

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Die Frage nach der medialen Abhängigkeit von Textsorten begegnet auch bei literarischen Texten, z.B. bei der Ve mung von Literatur. Ist die Ve mung eines Märchens, um bei einer einfachen Ga ung zu bleiben, ein Ga ungswechsel, ein Medienwechsel, ein Kodewechsel oder das alles zusammen?

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3.2 Was ändert sich am Blick auf Texte und Textsorten?

3.2 Was ändert sich am Blick auf Texte und Textsorten?

3.2.3 Wahrnehmbarkeit der Texte

3.2.4 Interkulturelle Perspek ve Es gibt in der Realität des Sprechens nicht ‚Textsorten an sich‘, sondern spez , von einer oder auch von mehreren Kulturen geprägte.

Mit dem Begri der Lokalität ist der ins erte, kulturell verfes gte Ort gemeint, an dem eine Mi eilung präsen ert wird. -

Der Ort ist geformtes, kulturell verfes gtes, „in tu onalisiertes“ Material – z.B. Papier als Buch Buch, als Zeitschr oder als Flugbla , Stein als Mauer an einem bes mmten Gebäude (Fabrik, Bank, Gefängnis) oder als Mahnmal an einem historisch bedeutsamen Ort

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Textsorten wie z. B. Klappentext, Gr to, Packungsbeilage und Verkehrszeichen sind in ihrer Bedeutung und Funk „ortsgebunden“. Sie lenken durch den Ort ihrer Verö entlichung die Reze

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Der pragma sch genutzte Ort kann Bedingung (usuell) für die Textsortenzuordnung sein: Gra to, Klappentext. Er kann sich auch aus der Situa on ergeben (okkasionell) und eine neue Funk haben – z.B. Ka a-Zitate im Jahr 1968 in Prager Tunneln, genutzt als che Slogans.

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Die Annahme, es gebe Textsorten mit dominierender einzelkultureller Spez k und solche mit überkultureller Spez k, ist zu untersuchen und gegebenenfalls zu di erenzieren. Je nachdem, „auf welche Seite sie gehören“, hä en die Textsorten dann lokale oder überlokale/globale kulturell geprägte Muster.

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Über das Lokale hinausgehende kulturenübergreifende Muster können als Feld des Kulturkontaktes fungieren.

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Besonders ausgeprägt ist das überkulturelle Moment in Texten, die “oberhalb“ von Sprach- und Kulturgrenzen, eine eigene Kultur ko ren.

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Textsorten, deren Schwerpunkt auf der einzelkulturellen Spez k liegt, können sich in sehr verschiedenen Einzelaspekten unterscheiden: z.B. Unterschiede in Textlok n oder Textpropos in Themenen altung und Argumenta onsweise, Unterschiede in textsortentypischen Sprachhandlungen und schließlich sogar in der Frage, wer die Textsorte realisieren („benutzen“) darf.

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3.2 Was ändert sich am Blick auf Texte und Textsorten?

3.2 Was ändert sich am Blick auf Texte und Textsorten?

3.2.5 Intertextuelle Perspek ve

3.2.6 Di erenzierte Textsortenklassi zierung In der Diskussion um den Textsortenbegri werden Vorschläge für di erenzierte Klassi erungen gemacht.

Neue Probleme in der aktuellen Beschä gung mit Intertextualität: -

Es wird nach der medialen Abhängigkeit von Textsorten gefragt, z.B. nach den Folgen von Wechseln in der Darstellungsweise. So stellt sich bei der Ve mung eines Märchens z.B. die Frage, ob es sich um einen Ga ungswechsel, einen Medienwechsel oder einen Kodewechsel oder alles zusammen handelt handelt.

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Es zeigt sich, dass man mit der in der Textlinguis bisher üblichen zeichentheor sch begründeten Zweierbeziehung von Textsorte / type und Textexemplar / token nicht auskommt, sondern dass man eine efere Hierarchie ansetzen muss muss.

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Neue Formen von Text-Text-Bezügen, die sich aus den elektronischen Möglichkeiten ergeben, stehen auf der Tagesordnung. Das Problem wird am Beispiel des Hypertexts deutlich: ein holis scher Text, der als Verbund von digital gespeichertem Sprachtext mit Tonmaterial, mit Bildern, Filmen, Gra ken u.ä. au reten kann, die nicht als Nebeneinander verschiedener Texte, sondern als ein Miteinander fungieren. Wie hat man das Phänomen zu erfassen?

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Es gilt nun, Texte in über den Einzeltext hinausgehenden Zusammenhängen zu untersuchen, so in ganzen funk onal und/oder thema sch gebundenen Textsortennetzen, z.B. Abstract, Vortragsmanuskript, Diskussion, Druckfassung oder in Ausschni en aus Textsortennetzen, die für einzelne Kommunika onsbereiche typisch sind, oder in Diskursen, hier verstanden als thema sch zusammengehörige Mengen von Texten.

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Mit dem Entwurf einer kontras ven Textologie sind neue Maßstäbe für einen systema schen Textsortenvergleich gesetzt. Es geht nun darum, neueste Erkenntnisse der Textlinguis k, z.B. der Intertextualitätsforschung, und darüber hinausgehende. Forschungsergebnisse, z.B. der Diskurslinguis k einzubeziehen.

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TENDENZEN DES WANDELS 3.3 Was ändert sich an der Disziplin Text(sorten)linguis k?

TENDENZEN DES WANDELS 3.3 Was ändert sich an der Disziplin Text(sorten)linguis k? 3.3.3 Au ächerung der Textlinguis k

3.3.1 Textlinguis k als Querschni sdisziplin

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Eine Frage ist, ob es im Textbereich eine Querschni swissenscha geben könnte, die mehreren Disziplinen Grundlagenwissen liefert, und ob dies im Fall der Textbetrachtung die Textlinguis z.B. für „Textwissens en“ wie Theologie, Rechtswissens Medienwissens Ägyptologie, Altertumswissenscha , Literaturwissenscha etc. leisten könnte.

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Die Textlinguis l kk, d deren genuiner Gegenstand d Texte und d Textsorten an sich h sind, d d die also Texte und Textsorten noch nicht zwingend gegenstands- oder einzelsprachgebunden betrachten muss, sondern auch auf einer allgemeinen Ebene ansetzen kann, könnte die geeignete Vertreterin des Anspruchs einer Querschni swissens sein, indem sie eine allgemeine Terminologie und Methoden für die Auseinandersetzung mit Texten liefert.

Eine Wende in der Disziplinengeschichte der Textlinguis k hat insofern sta gefunden, als nicht mehr nur ihre Fragestellungen in andere Teildisziplinen überwandern, sondern indem sie auch Probleme anderer Teildisziplinen in ihr eigenes Fragenspektrum aufnimmt und, davon ausgehend, eigene Teilfächer hervorbringt. -

Folgende Teilfächer der Text(sorten) linguis k bilden sich heraus: Textgramma k, Texts lis k, Fachtextsortenlinguis k, historische Textsortenlinguis k, Textdidak k, literarische Textlinguis k.

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Ein Beispiel: Die Fachsprachenforschung hat sich von einer auf Fachlexik und Fachsyntax bezogenen zu einer text- und textsortenlinguis sch ausgerichteten Disziplin entwickelt. Auch Fachtextsorten werden nun (als Instrumente der Lösung kommunika ver Aufgaben) zum textlinguis schen Untersuchungsgegenstand gemacht.

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TENDENZEN DES WANDELS 3.3 Was ändert sich an der Disziplin Text(sorten)linguis k?

TENDENZEN DES WANDELS 3.3 Was ändert sich an der Disziplin Text(sorten)linguis k?

3.3.4 Interdisziplinäre Vernetzung des Faches

3.3.5

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Die Textlinguis hat sich mit der Ausweitung ihres Gegenstandes auf eine handlungsorien te pragma sche Au assung vom Text zunehmend über die Einzeldisziplin hinaus orien ert und seman sche, tä gkeits- und handlungstheor sche, kommunika onslinguis sche, ko swissens und prototypentheore sche sowie systemtheore sche Erkenntnisse einbezogen. Vor allem für die Textsortenbetrachtung werden kulturwissens auch historische, wahrnehmungs- und reze säs sche sowie medienwissens Erkenntnisse herangezogen.

cher Ansätze in

Als Medienlinguis k hat sich eine Teildisziplin der Sprachwissenscha herausgebildet, die sich mit Kommunika n unter dem Aspekt ihrer medialen Verortung und Vermi lung befasst und eine Vermi lerposi on zwischen Sprach- und Medienwissenscha einnimmt.

Versteht man den Begri der Interdisziplinarität so, dass Expertenwissen aus verschiedenen Disziplinen auf ein Problem bezogen und lösungsorien ert verarbeitet wird, hat man mit der Textlinguis k eine ausgeprägt interdisziplinär arbeitende Disziplin vor sich. -

Weiterführung textlinguis anderen Disziplinen

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Ein Problem ist dabei der noch ungesicherte g und unterschiedlich gebrauchte g Begri des ‚Mediums’. Bevorzugt wird er verwendet für alles, was sich auf die technischen Hilfsmi el der Kommunika n bezieht.

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Das entspricht fak sch dem Vorgehen der Medienlinguis k, deren Schwerpunkt auf der durch den Gebrauch verschiedener, vor allem neuer Medien bedingten Spez k interpersonaler und massenmedialer Kommunika on liegt. Dabei stehen Textsorten im Zentrum des Interesses, z.B. Twi er, Chat, E-Mail, Hypertext.

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TENDENZEN DES WANDELS 3.3 Was ändert sich an der Disziplin Text(sorten)linguis k? 3.3.5

Weiterführung textlinguis anderen Disziplinen

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cher Ansätze in

3.3.5

Eine Spielart der Betrachtung medialer Kommunika on ist die Bildlinguis k, die sich als ve Teildisziplin herauszubilden beginnt. -

Sie beschreibt im Rahmen von Textlinguis k, und -s lis k, Sem und Pragma k den spezi schen Stellenwert, den Bilder gegenüber der Sprache für die Widerspiegelung, Aneignung und Interpreta on der Welt haben.

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Sie geht den Prinzipien und vielfä gen Möglichkeiten des Zusammenwirkens von Sprache und Bild nach. Dabei steht neben den Printmedien vor allem das im Fernsehen und Internet dominierende Zusammenspiel von Text und Bild als Foto oder Film im Vordergrund.

Weiterführung textlinguis anderen Disziplinen

cher Ansätze in

Die Diskurslinguis k hat sich als Erweiterung text- und soziolinguis Perspek ven mi lerweile etabliert.

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Von verschiedenen Diskursau assungen ist es der sich auf Foucault beziehende poststrukturalis sche Diskursbegri , der die Diskussion maßgeblich bes mmt und die sprachwissenscha liche Forschung zu Fragestellungen textueller Kommunika n vorantreibt.

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Diskurse gelten als weitaus komplexere Gegenstände, als sie Wort oder Einzeltext darstellen. . D.h. der ‚Diskurs’ genannte Rahmen der textübergreifenden Zeichenkomplexe und des gesellscha lichen Wissens, in dem Äußerungen entstehen und gebraucht werden, wird in den Blick genommen.

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Auf diese Weise rücken Beziehungen zwischen Texten verschiedener Textsorten – z.B. Textsortennetze, Textsortenverbünde – ins Blickfeld. Die Diskurslinguis k zeichnet sich sowohl durch ausgeprägte theore sche Re exion als auch durch starkes Methodenbewusstsein aus.

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