2009. An der Schwelle zum Jahreswechsel. aus dem inhalt. Das Potsdam-Magazin der Wohnungsgenossenschaft KMKARL MARX

www.wgkarlmarx.de KM Das Potsdam-Magazin d e r Wo h n u n g s g e n o s s e n s c h a f t KARL MARX 6/2009 aus dem inhalt DER MANN HINTER DEM RAUSC...
Author: Edith Hertz
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KM

Das Potsdam-Magazin d e r Wo h n u n g s g e n o s s e n s c h a f t KARL MARX

6/2009 aus dem inhalt DER MANN HINTER DEM RAUSCHEBART ist einer, der weiß wie es am 24. Dezember in der Stadt zugeht. KM im Gespräch mit Potsdams ChefWeihnachtsmann. SEITE 3 SINKENDE FERNWÄRMEPREISE haben die StadtSpurenUnternehmen mit den Potsdamer Stadtwerken vereinbart. SEITE 4 & 5 DIE WAHL DER VERTRETER 2010 steht vor der Tür. Aber wie gewinnt man die erforderliche Zahl der Kandidaten? Mit Überredungskunst. SEITE 8

Die Geschäftsstelle der Genossenschaft bleibt am 24.12. und 31.12.2009 geschlossen. Im neuen Jahr stehen wir Ihnen ab dem 4.1.2010 wieder zur Verfügung.

NOTFALLNUMMERN

bei Havarien: Firma Wärme und Bäder, Boris Hartl 0331 5810784 / 0160 5810700 Bei Störungen des Fernseh- und Rundfunkempfangs: Firma telecolumbus 0800 5223588

An der Schwelle zum Jahreswechsel Mehr denn je werden die Karl Marx künftig die Themen Energie und Klima beschäftigen Das Klima ist das große politische Thema zum Ausklang diesen Jahres. Auch wenn die Konferenz in Kopenhagen erneut zu keinem guten Ende kommen wird, werden wir uns immer häufiger mit den uns betreffenden Konsequenzen im Alltag beschäftigen müssen. Die hartnäckigen Nachfragen auf der jüngsten WERKSTATT Anfang November, wie es die Karl Marx denn mit den Energiesparlampen in den Hausfluren hält, ist nur ein zarter Vorbote kommender Diskussionen. Sie werden sich noch häufiger darum drehen, wie viel Energie wir wofür einsetzen. Durch inzwischen 80 Prozent modernisierte Wohnungen konnte die Genossenschaft bislang einen gewichtigen Beitrag zu den Einsparzielen der Stadt leisten. In den neuen Häusern, die 2010 an der Saarmunder Straße entstehen, werden erneuerbare Energien beim Beheizen eine gewichtige Rolle spielen. Aber sie sind nicht kostenlos. Energie hat ihren Preis. Das Beheizen unserer Wohnungen könnte

preiswerter sein, würde die Fernwärme aus heimischer Braunkohle erzeugt. Aber weil die viel mehr klimaschädliches CO2 bei der Verbrennung entlässt, nutzt man in Potsdam das teurere Erdgas. Deshalb ist es eine gute Nachricht zum Fest, dass es der Karl Marx gemeinsam mit den anderen StadtSpuren-Unternehmen für die kommenden vier Jahre gelungen ist, den Stadtwerken stabile Fernwärmepreise auf niedrigerem Niveau abzuringen. Unbeschadet aller energiekritischen Überlegungen müssen wir an den kommenden Feiertagen die Lichter nicht vor der Zeit löschen. Die KM-Redaktion und die Mitarbeiter der Karl Marx wünschen allen Genossenschaftsmitgliedern, ihren Familien und Freunden gesunde und erholsame Stunden. Möge der Start ins neue Jahr erfolgreich verlaufen. Wir werden uns auch 2010 um interessante Themen bemühen wie den kleinen Veränderungen im Großen und dem großen Wandel im Kleinen.

(H)AUSBLICK

„Radar der Genossenschafter im Stadtteil“ Anfang November fand die mittlerweile vierte, eindeutig beste WERKSTATT der Genossenschaft statt. Überschattet war sie von der unausgesprochenen Frage, ob das öffentliche Forum der Karl Marx nach dem Ausfall der Veranstaltung im vergangenen Jahr wieder anknüpfen könnte an die Qualität früherer Jahre. Doch schnell zeigte sich, dass entsprechende Befürchtungen unbegründet waren. Etwa 100 Vertreter, Mitglieder, Mitarbeiter und Gäste suchten trotz schönsten Herbstwetters zu mindestens zwei dominierenden Themen den angeregten Austausch. Da war zum Einen der Dauerbrenner „Wohnnebenkosten“ der die Aufmerksamkeit forderte. Wie der Kaufmännische Vorstand Bodo Jablonowski erläuterte, beträgt der augenblickliche Durchschnittswert aller Betriebskosten in der Genossenschaft 2,26 Euro pro Quadratmeter. Sie machen damit ungefähr knapp die Hälfte der durchschnittlichen Grundmiete von 4,33 Euro pro Quadratmeter aus. Durch die Modernisierungen in den zurückliegenden Jahren konnten die Nebenkosten wegen der erzielten Energie-

einsparungen um etwa zwei Drittel verringert werden. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass dieses Potenzial angesichts des inzwischen zu etwa 80 Prozent modernisierten Bestands nur noch begrenzt zur Kostendämpfung beitragen kann. Zudem seien 70 Prozent aller Nebenkosten ohnehin kaum beeinflussbar. Dazu zählten vor allem Abgaben und Gebühren, die die Stadt für Dienstleistungen verlangt. Zu diesen Kosten zählten etwa die Grundsteuer, die Wasserversorgung und Abwasserbehandlung, die Müllabfuhr oder die Straßenbeleuchtung. Nur auf 30 Prozent (Aufzüge, Grünanlagenpflege, Hauswartkosten oder Gebäudereinigung) könne die Genossenschaft selbst Einfluss nehmen. Bodo Jablonowski wies darauf hin, dass man über die Zusammenarbeit mit den anderen Wohnungsunternehmen in der Arbeitsgemeinschaft StadtSpuren bessere Verhandlungsergebnisse bei den Stadtwerken erreichen konnte. Das zeigten das erreichte Abkommen über den Hausstrom

und das angestrebte über die Fernwärme. Dass es aber immer noch ein ziemliches Ungleichgewicht in solchen Verhandlungen gibt, darauf wies Siegfried Rehberg vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hin, als er zuspitzte. „Alle wollen sparen, nur die Gewinne landen nicht bei den Mietern, sondern bei den Versorgern. Da muss sich was ändern!“, forderte er. Dass Potsdam bundesweit zu den Städten mit den höchsten Wasserpreisen gehöre, erklärte er mit dem falschen Verkauf der Wasserwerke in den 90er Jahren. Die Schulden durch den Rückkauf lasteten heute auf den Schultern der Potsdamer. Dass sich zumindest die Fernwärmepreise in nächster Zeit nicht verteuern würden, versprach den Genossenschaftern Andreas Buchholz, Prokurist der Energie- und Wasserwerke, die Stadtwerke hätten ein entsprechendes Gaskontingent erworben. Dann hätte er auch nichts dagegen, entgegnete Bodo Jablonowski, wenn die Preise sinken. Der zweite Teil der Veranstaltung war der Vorbereitung der Vertreterwahl im kommenden Jahr gewidmet - und betrachtete die ehrenamtliche Stellung eines genossenschaftlichen Vertreters etwas genauer als sonst. So wies Eric Christian Meyer vom Institut für Genossenschaftswesen der Uni Münster auf eine aus seiner Sicht unverzichtbare Funktion hin. Wenn etwa Kom-

munalpolitiker Beschlüsse über höhere Gebühren fassten, ohne die Auswirkungen hinreichend zu bedenken, so wäre es sinnvoll, wenn sich künftig auch Genossenschaftsvertreter schon im Vorfeld einmischten. Sie wären das „Radar der Genossenschafter im Stadtteil“, wie er es nannte, das eine Diskussion über Teuerungen auslösen könnte, noch ehe das Kind in den Brunnen gefallen sei. Auch Potsdams Ehrenamtskoordinator Gerhard Meck ermunterte jetzige und künftige Vertreter, sich ihres kommunalen Einflusses bewusst zu werden und versprach, seine Aufgabe als „Türöffner“ zu verstehen. Eine angeregte Diskussion stieß Andreas Böhm von der Wohnungsgenossenschaft DPF aus Berlin an, als er von den regelmäßigen Treffen auf der Ebene der zwölf Wahlkreise berichtete. Sie hätten eine bessere Verständigung untereinander sowie zu den Mitarbeitern und Vorstandsmitgliedern bewirkt. Solch aktive Arbeit im Wohngebiet trug dazu bei, dass sich das Durchschnittsalter in der DPF verringerte, weil auch neue jüngere Mitglieder gewonnen werden konnten. In seinem Schlusswort gestand Vorstandsvorsitzender Ulf Hahn, dass sich seine Befürchtungen nach der Pause im letzten Jahr nicht bewahrheitet hätten. Im Gegenteil hätte er die beste Werkstatt seit Anbeginn erlebt.

(v.l.n.r.) Während der WERKSTATT-Diskussion: Andreas Böhm (Berlin), Gerhard Meck und Reimar Kobi (Potsdam), Eric Christian Meyer (Münster)

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POTSDAM

E-Mail-Kontakt zum Weihnachtsmann Immer im Dezember hat der Weihnachtsmann seinen großen Auftritt. KM wollte von Christian Berger (53), einem gestandenen Vertreter seiner Zunft wissen, was einen guten Weihnachtsmann ausmacht und woran man ihn erkennt. Herr Berger, seit wann sind Sie als Weihnachtsmann in Potsdam unterwegs? Oh, da muss ich nachrechnen. Seit fast 28 Jahren ziehe ich mir immer im Dezember den roten Mantel an. In den achtziger Jahren war ich sogar so etwas wie ein hauptamtlicher Weihnachtsmann. Drei Wochen lang hatte ich auf dem Potsdamer Weihnachtsmarkt zu tun. Doch zu der Ehre, so habe ich es immer empfunden, kam ich eher zufällig. Ich hatte damals bei der Kultur gearbeitet und dort waren sie auf der Suche nach einem Weihnachtsmann. Wahrscheinlich aufgrund meiner kräftigen Statur und wegen meiner großen Nase fiel die Wahl auf mich. Einmal Weihnachtsmann, immer Weihnachtsmann? Unter Freunden und Bekannten hatte sich mein „Zweitberuf“ schnell herumgesprochen und damit wurde ich oft und gern für die Bescherung in ihren Familien gebucht. Heute übernehme ich nur noch ab und zu einen Auftrag. Was muss so ein richtiger Weihnachtsmann haben? Selbstverständlich gehört zu einem Weihnachtsmann der lange, rote Mantel, ein weißer Rauschebart, die rote Mütze und ein großes Buch. Übrigens trage ich noch meinen ersten Mantel. Allerdings sind das nur die Äußerlichkeiten, wenn auch wesentliche. Ein Weihnachtsmann sollte Sanftmut und Güte ausstrahlen und er darf trotzdem ein klein bisschen Angst machen. Dafür habe ich immer die Rute dabei. Er ist eben einfach eine Respektsperson.

hatte ich für unsere Familie, mittlerweile bin ich außerdem schon Opa, einen Weihnachtsmann bestellt. Dieses Mal wollte ich das Fest einmal nicht aus der Weihnachtsmannperspektive erleben. Und waren sie zufrieden mit Ihrem Kollegen? Im Großen und Ganzen schon. Allerdings ging mir alles ein bisschen zu schnell. Das ist vielleicht doch noch ein Unterschied zu früher. Die Weihnachtsmänner haben nicht mehr so viel Zeit wie früher. Und Absprachen werden nicht persönlich getroffen, sondern per E-mail. Kümmert sich ein Weihnachtsmann auch um andere Adventsbräuche? Ich schon. Plätzchenbacken ist ein festes Ritual bei uns – das machen meine Frau und meine Tochter immer gemeinsam. Und jedes Jahr besuchen wir einen anderen Weihnachtsmarkt – mal geht’s nach Dresden, Erfurt, Nürnberg. Da ist unsere große Tochter sogar mit dabei.

Christian Berger ist seit fast 30 Jahren im Weihnachtsmann-Geschäft

Und wie läuft die perfekte Bescherung für den Weihnachtsmann ab? Ich erkundige mich im Vorfeld über die Kinder, frage nach ihren Eigenheiten oder Stärken. Das notiere ich in meinem großen Buch, das bei keiner Bescherung fehlt. Am liebsten klopfe ich fünf Minuten später an die Tür, als vereinbart. Das erhöht die Spannung. Wenn dann die Geschenke verteilt werden, ist es vor allem wichtig, die Kinder zu loben. Geweint hat bisher noch keins, auch wenn sich manches Kind kaum in meine Nähe traut. Und jeder, der sein Geschenk bekommt, muss ein Lied singen oder ein Gedicht aufsagen. Aber nicht irgendeins, weihnachtlich sollte es schon sein. Davor kann sich niemand drücken, auch die Erwachsenen nicht. Allerdings die Eltern zieren sich oft viel mehr als ihre Kinder. Nach zwanzig Minuten ist die Bescherung vorbei. Und mehr als zwei Fami-

lien besuche ich nicht am Heiligabend. Da bin ich wohl eher eine Ausnahme. Sie sind sozusagen seit fast drei Jahrzehnten im Geschäft. Haben sich die Weihnachtsrituale verändert? Ich würde sagen nein. Dort, wo ich zu tun habe, sind alle festlich gekleidet, wenn sich der Weihnachtsmann angesagt hat. Im Wohnzimmer steht ein geschmückter Baum, es gibt bunte Teller. Nur die Geschenke sind größer geworden, fällt mir auf. In den ersten Jahren hatte alles noch in meinen roten selbst genähten Sack gepasst, der ist heute immer zu klein. Waren sie selbst schon einmal auf einen Weihnachtsmann angewiesen? Ja. Ich habe außer meinen beiden großen Töchtern noch einen Nachzügler. Die kleinste ist jetzt vier. Und im vergangenen Jahr

Wo werden Sie dieses Jahr im Einsatz sein? Höchstwahrscheinlich in der Kita unserer Tochter und in unserer Firma. Aber davon wissen die Kollegen noch nichts.

ADRESSEN Wer noch einen Weihnachtsmann für die Bescherung buchen will, sollte sich beeilen. Für das Studentenwerk Potsdam sind Heiligabend insgesamt 24 Weihnachtsmänner in Potsdam im Einsatz. Terminvereinbarungen unter: www.studentenwerkpotsdam.de Das bundesweite Weihnachtsbüro vermittelt ebenfalls Weihnachtsmänner nebst Engeln. Wer selber Weihnachtsmann spielen will, der kann sich auch beim Weihnachtsbüro melden. Fleißige Weihnachtsmänner werden noch gebraucht. www.weihnachtsbuero.de, 033762 91472 bzw. 033762 749065

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POTSDAM

Neubau und Modernisierung 2010 wird die Karl Marx weitere 220 Wohnungen deutlich im Komfort verbessern Etwa 80 Prozent der Wohnungen in der Genossenschaft sind mittlerweile modernisiert. Auch 2009 ist die Karl Marx auf diesem Weg wieder ein gutes Stück vorangekommen, wie Ulf Hahn, der Vorstandsvorsitzende versichert. Wenn auch nicht in ganz so großen Schritten wie in den Jahren zuvor. Was, wie Ulf Hahn erklärt, mit dem Aufwand für die Bauvorbereitungen am Standort Saarmunder Straße zusammenhinge. 2010 aber werde es in der gewohnten Größenordnung weitergehen. Mit den insgesamt eingesetzten 4,3 Millionen Euro fanden 2009 unter anderem weitere 70 Wohnungen vor allem in der Waldstadt II Anschluss an modernen Wohnkomfort. So wurden in den Häusern Kiefernring 39 und 41 neben den aktuellen Energiestandards auch bedarfsgerechte Grundrisse hergestellt. Die 15 Wohnungen in Nr. 41 sind nun außerdem über einen Aufzug erreichbar und bieten insbesondere älteren Bewohnern eine ersehnte Alternative zum beschwerlicher werdenden

Treppensteigen. Unweit entfernt, in den Häusern Kiefernring 57 bis 63 erfolgte in 40 weiteren modernisierten Wohnungen der Anschluss an die Moderne. Ein Aufzug bis in den Etagenflur gehörte in diesem Fall allerdings nicht dazu. Wie Ulf Hahn erläuterte, konzentrierten sich die sogenannten Mod-II-Arbeiten auf 40 Wohnungen in der Innenstadt. Weniger umfangreich in den Detailveränderungen als in der Waldstadt wurden hier vor allem die alten Gasheizer aus den Wohnungen entfernt und die Wärmeversorgung auf die kostengünstigere Fernwärme umgestellt. Gleichzeitig installierten die Handwerker moderne Bäder in den genossenschaftlichen Häusern Platz der Einheit 2 bis 5. Darüber hinaus fanden Instandhaltungsarbeiten in der JoliotCurie-Straße 18-24, Lilienthalstraße 32-34, Am Schlaatz im Falkenhorst 32-38, Schilfhof 1016, Hertha-Thiele-Weg 8-12 statt. Schwerpunkt der Modernisie-

rung im kommenden Jahr bleibt der Kiefernring in der Waldstadt. 120 Wohnungen in den Häusern 10/12 und 14 bis 22 sowie 49 bis 55 stehen auf dem Programm. Hinzu kommen zwei Objekte mit 100 Wohnungen Am Stern in der Ziolkowskistraße 24 bis 32 und 34 bis 42. Die Instandhaltung mit Arbeiten im Bad und der Fassade konzentriert sich auf den Otto-Hahn-Ring Am Stern

und die Burgstraße 7 bis 10 in der Stadtmitte. Eigentlicher Schwerpunkt aber ist der Start für den Bau der 68 Wohnungen an der Saarmunder Straße. Deren Vermietung soll, so Ulf Hahn, dann im ersten Quartal 2011 beginnen. Das Projekt soll im kommenden Jahr während mehrerer Baustellenbegehungen öffentlich näher vorgestellt werden.

Modernisierte Wohnungen 290

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Quelle: Geschäftsbericht der Karl Marx

die wetterlage

Von Spatzen und Tauben Stadtwerke und Wohnungswirtschaft haben Ende November eine Vereinbarung über die Wärmeversorgung innerhalb der nächsten Jahre bis 2013 geschlossen. Der Preis sinkt zum 1. Januar und bleibt im vereinbarten Zeitraum stabil. Darüber kann man sich freuen, was nicht jeder in der Stadt tat. Denn es gab auch Kritik an dem Abkommen. So hält der Politiker der Linken Peter Heuer die Sache für „einen Bärendienst“ der Wohnungswirtschaft an ihren Mietern. Denn wenn die Energiepreise fallen würden, könnten die Bewohner davon nicht mehr profitieren, weil die Preise ja nun festgeschrieben sind. Theoretisch hat er Recht. Aber die erste Frage in diesem Zusammenhang ist, tun uns die Energiepreise diesen Gefallen? Das ist mit Sicherheit durch niemanden vorauszusagen und hängt wohl vom weiteren Krisenverlauf in der Weltwirtschaft ab. In maßgeblichen Ländern wie Indien und China sieht es aber eher danach aus, als wenn deren Energiebedarf wieder wächst. Zum Zweiten kaufen ja auch die

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Stadtwerke das Erdgas, aus dem in Potsdam Fernwärme erzeugt wird, zu einem längerfristigen Bezugspreis, der ihnen wiederum die Zusagen an die Wohnungsunternehmen erst erlaubt. Ob die Stadtwerke zum günstigsten Zeitpunkt gekauft haben, werden wir erst mit Abstand beurteilen können. Der jetzige Abschluss hat dennoch zwei Vorteile. Die Belastung durch die Energiepreise für die Haushalte in den jeweiligen Wohnungsunternehmen sinkt, und das jetzt! Gleichzeitig bleibt dieser Kostenrahmen bis zum Jahr 2013 auch für jedes Genossenschaftsmitglied kalkulierbar, weil keine teuerungsbedingten scharfen Anpassungen der jährlichen Betriebskosten erfolgen müssen. Im Grunde erklärt die Redewendung die Situation ganz gut: Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Das stellt nicht jeden zufrieden. Aber Genossenschafter sind traditionell eher Pfennigfuchser als Glücksritter. KM Redaktion, Jagdhausstr. 27, 14480 Potsdam 0331 6458-0, [email protected]

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news und tipps

Anja Oestereich und ihre Schützlinge, noch in den Räumen der alten „Sternwerkstatt“

Umzug und Namenswechsel Im Januar öffnet die „Sternwerkstatt“ am neuen Ort mit neuem Namen Wegen Baumängeln am alten Standort in der Jagdhausstraße muss die Kindertageseinrichtung „Sternwerkstatt“ im Januar umziehen. Die vom Jugendamt und der Stiftung SPI betriebene Einrichtung wird dann in der Steinstraße 104 bis 106 im Haus 7 auf dem Gelände der Landesregierung unterkommen. Der neue Standort konnte zunächst für zwei Jahre angemietet werden. Mit dem Umzug wird sich gleichzeitig der Name der Einrichtung verändern.

Aus „Sternwerkstatt“ wird dann „Die Buntstifte“, wie die neue Bezeichnung künftig lautet. Was sich auf Wunsch der Eltern nicht ändert, wie SPI-Geschäftsführer Andreas von Essen erklärt, sei das naturbezogene, stark musisch geprägte Erziehungskonzept der Einrichtung. Es würde auch am neuen Ort weiter getöpfert. „Neu sind allerdings die Sportmöglichkeiten, weil wir in der Steinstraße einen kleinen Saal mit Parkettfußboden zur Verfügung

Stabiler Fernwärmepreis StadtSpuren und Stadtwerke einigten sich auf Vierjahresvertrag Ab Januar 2010 sinke der Preis für die Fernwärmeversorgung ihrer 30.000 Wohnungen um sechs Prozent je Megawattstunde, heißt es in einer Mitteilung der im Arbeitskreis StadtSpuren zusammenarbeitenden sechs Potsdamer Wohnungsunternehmen. Das bedeutet, dass von der erzielten Ersparnis jeder dritte Haushalt in Potsdam profitiere. In den Verhandlungen mit den Potsdamer Stadtwerken wurde ein Vertrag für die Lieferung von Fernwärme mit einer vierjährigen

Laufzeit vom 1. Januar 2010 bis zum 31. Dezember 2013 vereinbart. „Damit haben wir erstmals den seit den 90er Jahren anhaltenden Preisanstieg gestoppt und den Trend umgekehrt“, kommentierte Ulf Hahn, Sprecher des Arbeitskreises und Vorstandsvorsitzender der Karl Marx das Abkommen. Mit dem Vertrag würden die Mieter durch stabile mehrjährige Konditionen unabhängig von möglichen Preissteigerungen auf den Energiemärkten. Wie sich das auswirken

haben werden.“ Die „Buntstifte werden in den neuen Räumlichkeiten 40 Betreuungsplätze anbieten können. 20 Kinder werden dabei in einem klassischen Hort nach der Schule etwa bei der Erledigung der Hausaufgaben umsorgt. Die andere Hälfte erfährt darüber hinaus weitere Betreuungsangebote. Eine Hortgebühr wird nicht erhoben. Der eigentliche Umzug wird Mitte Januar erfolgen. Die feierliche Eröffnung ist dann für Ende Januar geplant. Wer sich für die noch wenigen freien Plätze bei den „Buntstiften“ interessiert, kann sich mit der Leiterin Anja Oestereich in Verbindung setzen 0331 611119, E-Mail: [email protected]

kann, zeigt das Beispiel einer Familie in einer 75 Quadratmeter großen Wohnungen. Nach Angaben von StadtSpuren würde die jährliche Ersparnis bei gleichbleibendem Verbrauch in diesem Fall etwa 43 Euro im Jahr betragen. Nutznießer dieser Vereinbarung werden auch die Mieter weiterer Potsdamer Wohnungsgenossenschaften im Verband BerlinBrandenburgischer Wohnungsunternehmen sein. „Wir haben gegenüber der EWP in traditioneller genossenschaftlicher Solidarität auch die Interessen der mehreren Tausend Mitglieder vertreten, deren Genossenschaften nicht im Arbeitskreis mitarbeiten“, erklärte Ulf Hahn.

KEINE PREISERHÖHUNG Aufgrund eines Einspruches der Karl Marx sieht der Kabelfernsehen-Versorger Telecolumbus vorerst davon ab, seine Geschäftsbedingungen zu verändern. In einem Schreiben heißt es: „Die Mieter der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam eG erhalten eine Preisgarantie für ihren Kabelanschluss bis zum 31.12.2010.” Wie es nach diesem Termin weitergeht, darüber soll es weitere Gespräche mit Vertretern der Genossenschaft geben. KONZERTE UND SPENDEN Das Projekt der Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam veranstaltet mit der Stadt Im Rahmen der Reihe „Klingender Advent“ noch folgende Aufführungen. Am 17. und 18. Dezember ein Violinkonzert in der Kammerakademie Potsdam, Schlosstheater 20.00 Uhr, am 19.12. das Weihnachtsoratorium von J. S. Bach in der Nikolaikirche Potsdam 17.00 Uhr und am 20.12. Magnifi cat !, eine Festliche Chor- und Orchestermusik von J. S. Bach mit dem Neuen Kammerchor Potsdam, den Brandenburger Symphonikern im Nikolaisaal um 16.00 Uhr. SONDERTOUR Nach den Feiertagen fährt die STEP wieder Sondertouren, um die alten Weihnachtsbäume einzusammeln. Die Weihnachtsbäume, ohne Schmuck, sollten am Abholtag bis spätestens 6 Uhr auf einen Stapel in Fahrbahnnähe abgelegt werden. Die Termine: Stern/ Drewitz am 4. und 18., in der Waldstadt l und ll, Schlaatz, Teltower Vorstadt am 5. und 19., Zentrum Ost am 6. und 20., in Babelsberg am 8., 15. und 22. und im Stadtzentrum, Potsdam West sowie Kiewitt am 12. und 26. Januar 2010.

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Der besondere Adventskalender PotsdamLicht sammelt Spenden für hilfebedürftige Nachbarn

Der Adventskalender in den Bahnhofspassagen ist eine Aktion von PotsdamLicht e.V.

In den Bahnhofspassagen gibt es seit dem 1. Dezember einen besonderen Adventskalender. Hinter jedem Türchen steckt nicht etwa Schokolade, sondern jeden Tag wird einem hilfebedürftigen Potsdamer ein Wunsch erfüllt. Gewissermaßen gefüllt wird der Kalender von dem Verein „PotsdamLicht“ e.V. Der gemeinnützige Verein will Nachbarn in Not unterstützen.

„Wir möchten Menschen, denen es schlecht geht, wenigstens an einem Tag eine Freude machen“, erklärt Hikmet Güvenc, (2. von rechts) Mitgründer und stellvertretender Vorsitzender von PotsdamLicht. „Wir wollen für sie ein Licht sein.“ Und Nachbarn wüssten oft am besten, wer Hilfe nötig braucht. Sie wohnen Tür an Tür, kennen die Nöte und Wünsche etwa der alleinerzie-

henden Mutter, der das Geld für eine neue Waschmaschine fehlt oder der Oma von nebenan, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ihre Enkelkinder wieder einmal zu sehen. „Jeder der hilfebedürftige Nachbarn hat, kann sich bei uns melden“, sagt Hikmet Güvenc. Aber auch Spender sind beim Verein an der richtigen Adresse. Die Bereitschaft der Potsdamer zu helfen, ist groß. So hätten verschiedene Musiker den Vorschlag gemacht, in der Weihnachtszeit im Krankenhaus zu spielen. „Wer seinen Nachbarn etwas Gutes tun will, kann ebenfalls Geld spenden, auch anonym. Wir überbringen das Geschenk.“ Das gespendete Geld geht ohne Abzüge an die Bedürftigen. Über die Empfänger des Geldes oder der Sachspende entscheidet ein Beirat. Die ersten Potsdamer konnte der noch junge Verein schon glükklich machen – das Kinderheim am Stern wurde mit einer Kiste

voller Bücher überrascht. Eine ältere Dame, die sich selbst jahrelang ehrenamtlich engagiert hat und heute kaum laufen kann – bekommt Massagen von einer Physiotherapeutin. Am 24. Dezember lädt die Waschbar in der Geschwister-Scholl-Straße Obdachlose zu einem gemeinsamen Abendessen ein. Vorbild für „PotsdamLicht“ ist der Verein „Weihnachtslicht e.V. in Potsdams Partnerstadt Bonn, der seit 1952 besonders für ältere Menschen Unterstützung in Ausnahmesituationen organisiert. Hikmet Güvenc, der jahrelang in Bonn zu Hause war, hat die Idee vom Rhein an die Havel mitgebracht. Erste Unterstützer des Vereins sind unter anderem die Bahnhofspassagen, der Filmpark Babelsberg, der Lions Club, die IHK Potsdam, PNN, Potsdam TV, die Waschbar sowie die ewp. Kontakt und weitere Informationen unter 0331 2009254 oder Internet: www.potsdamlicht.de

Ein Neujahrsspaziergang Das neue Jahr lässt sich gut mit einem Neujahrsspaziergang beginnen – ein paar Stunden frische Luft, Wind um die Nase, ein bisschen Bewegung nach den Feiertagen tuen jedem gut. KM hat für Sie einen Spazierweg zusammengestellt, der durch vier Wohngebiete führt.

In der Waldstadt II am Kletterturm geht es los in Richtung Zum Kahleberg, vorbei an der Friedrich-Wolf-Straße führt der Weg Am Fenn, Unter den Eichen zum Meisenweg.

Weiter geht es über den Wanderweg am Bisamkiez im Schlaatz bis zur Nuthestraße. Der Baggersee am Stern ist das Ziel der Neujahrsroute.

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Adventsexperimente Im Exploratorium in Babelsberg kann man Alternativen zum Weihnachtlied einstudieren Es ist eine etwas sonderbare Idee, die Dr. Axel Werner, Kurator des Exploratorium Potsdam da hat, auf die auch nur einen Naturwissenschaftler kommen kann, wenn er sagt: „Heiligabend kann man zur Abwechslung dem Weihnachtsmann ein kleines Experiment vorführen, man muss ja nicht immer nur ein Lied singen oder ein Gedicht aufsa-

gen.“ Aber vielleicht ist es für diejenigen wirklich eine Alternative, denen sonst nur ein paar verschämte Zweizeiler einfallen oder die nie über die erste Strophe hinaus vor dem Weihnachtsmann bestehen. Vielleicht ist ja auf anderem Weg wirklich mehr drin. Ein Experiment, warum denn nicht. Im Exploratorium an der Wetzlarer

Straße in Babelsberg können sich Neugierige, oder solche, die der Zeit des langen Wartens immer überdrüssiger werden, ein paar interessante Anregungen holen. So können Bastler, wie Exploratoriums-Mitarbeiterin Mara Pankau etwa rät, eine Mini-Pyramide mit nach Hause nehmen. In der Experimentierstube für Nachwuchsforscher ist noch bis zum 23.Dezember ein Kurs im Angebot, der sich „Weihnachten im Blick – optische Spielereien zum Fest“ nennt. Für den halbstündigen wissenschaftlichen Ausflug werden drei Euro Kosten sowie 5,30 Euro Eintritt fällig. Dafür gibt es neben dem Kurs noch das klassische Kakao- sowie 129 weitere Experimentiermöglichkeiten, die man in den Zeiten von Dienstag bis Donnerstag von 8.30 bis 18.00 Uhr, Freitag von 8.30 bis 19.00 Uhr, Samstag und Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr probieren kann. Am 24., 25., 26. und 31. Dezember sowie am 1. Januar bleibt das Exploratorium geschlossen. 0331 877 36 28

Therapie von Kopf bis Fuß Neue Physiotherapie-Praxis im Hochhaus Neuendorfer Straße Im Hochhaus an der Neuendorfer Straße 26 bewegt sich etwas und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wie schon an den Figuren auf den großen Scheiben im Erdgeschoss zu erkennen, wird hier wieder „mobil“ gemacht – und zwar in der PhysiotherapiePraxis von Frank Fürstenow . „Ich hatte mich eine zeitlang mit dem Gedanken getragen, mich selbstständig zu machen und war auf der Suche nach passenden Räumen. Bei der Karl Marx habe ich schließlich das Passende gefunden und nach meinen Vorstellungen umgebaut“, erzählt der Physiotherapeut, der seine Erfahrungen im Krankenhaus und Praxen gesammelt hat. „Neben klassischer Krankengymnastik gehören u.a. zu meinem

Leistungsangebot Massagen, manuelle Therapie, Rehabilitation nach Unfällen oder Operationen, Lymphdrainagen, Kältetherapie sowie Rückenschule“, zählt der 40-Jährige auf. „Außerdem machen meine Kollegin Silvi Granich und ich Hausbesuche.“ Die einzelnen Behandlungsräume, in einem hellen Gelb und freundlichen Grün gestrichen, sind mit der neuesten Technik ausgestattet. Der Schlingentisch kann durch schwereloses Hängen Behandlungen erleichtern oder zum Aushängen und Dehnen genutzt werden. Das richtige Laufen können Patienten, die einen Schlaganfall hinter sich haben, in dem großen Gymnastikraum üben. Die Bobath-Bank, eine besonders

rätsel STADTTEIL-VISIONEN Zu den Wohngebieten der Karl Marx, die in diesem Jahr häufiger in der Diskussion als sonst standen, gehörte Drewitz. An der Peripherie gelegen, drängt sich der Ortsteil eher selten in den Mittelpunkt irgendwelcher Debatten, obwohl er doch schon seit 1939 zu Potsdam gehört.

Dass das in diesem Jahr etwas anders war, lag etwa an der Beachtung, die das Projekt „Arche“, das die Betreuung von Kindern in schwierigen Lebensumständen verbessern will, erfuhr. Lag aber auch an den von Studenten entworfenen, viel beachteten Zukunftsperspektiven, nach denen unser letztes Preisrätsel 2009 fragt. Was soll demnach aus Drewitz gemäß diesen städtebaulichen Visionen einst werden... A: eine Bürostadt? B: eine Gartenstadt? C: ein Geschäftsviertel?

Physiotherapheut Frank Fürstenow

breite Liege, wird zur Verbesserung der Koordination des Bewegungsablaufs genutzt. Frank Fürstenow, der außerdem ausgebildeter Heilpraktiker ist, setzt zudem auf alternative Heilmethoden. Die Praxis ist: Mo/Mi 7:00-19:00, Di/Do 7:30-19:00, Fr 7:00-15:00 Uhr geöffnet, 0331 2909180

Wie immer werden unter den richtigen Antworten die Gewinner ausgelost und prämiert. Wer also meint, die Antwort zu kennen, sendet sie wie immer unter Angabe seiner Adresse mit vollständigem Namen und seiner Telefonnummer an die WG Karl Marx in der Jagdhausstraße 27 in 14480 Potsdam. Einsendeschluss ist Montag der 15. Januar 2010. Viel Glück. 7

GESCHICHTE(N) WAHLBEKANNTMACHUNG

Bei der WG "Karl Marx" Potsdam eG wird im ersten Halbjahr 2010 die Vertreterwahl stattfinden. Hierzu wurde ein Wahlvorstand bestellt, der über die Geschäftsstelle, Jagdhausstr. 27, 14480 Potsdam zu erreichen ist. Ab sofort können Wahlvorschläge eingereicht werden, die Namen, Vornamen und die Anschrift des vorgeschlagenen Mitglieds angeben und denen eine Einverständniserklärung des Vorgeschlagenen beizufügen ist. Vorschläge werden bis Montag, den 08.02.2010 angenommen. Marion Kruse (rechts) leistet Überzeugungsarbeit bei ihrer früheren Nachbarin und heutigen Freundin Renate Kaatz

Überredungskünste einer Freundin Die Karl Marx wählt 2010 ihre Vertreter für die neue Wahlperiode. Was im Vorfeld nie ohne Überzeugungsarbeit abläuft. Die teilweise etwas impulsive Debatte auf der letzten WERKSTATT, ob die Karl Marx nicht generell in allen Hausfluren Energiesparlampen installieren müsse, fand Renate Kaatz etwas überzogen. „Aber sonst hat mir die WERKSTATT gut gefallen“, sagt sie. „So eine interessante und engagiert geführte Diskussion habe ich nicht erwartet.“ Die vielen Informationen, das habe einige Tage in ihr nachgewirkt. Die WERKSTATT-Teilnahme war eine Premiere für Renate Kaatz, der ein wenig Überredungskunst vorausging. „Geh da ruhig hin“, hatte

ihre Freundin Marion Kruse zu ihr gesagt, „da kannst du die Genossenschaft ein bisschen kennenlernen.“ Na ja, hatte sie da gedacht, eigentlich kenne sie die Genossenschaft doch. Seit 1983 ist sie bei der Karl Marx zu Hause. Aber richtig, sie hatte ja für sich entschieden, wieder mehr unter Leute zu kommen. Marion Kruse und Renate Kaatz kennen sich seit über zehn Jahren aus der Straße Zum Kahleberg 79, wo einst aus netten Nachbarinnen gute Freundinnen wurden. Deswegen war sie Marion Kruse auch gar nicht gram, dass sie diesen

Vorschlag machte. Obwohl sie natürlich wusste, dass Marion als Aufsichtsratsmitglied in der Karl Marx, ja irgendwie auch eine Schlinge auslegte. „Ja“, gibt sie unumwunden zu, „natürlich habe ich da in dem Moment auch daran gedacht, dass wir im nächsten Jahr eine Vertreterwahl bestreiten wollen, und dass wir dafür auch immer wieder Kandidaten brauchen.“ Renate sei sehr zuverlässig und engagiere sich gerne. So eine könne auch Vertreterin werde. Aber dazu wird es wohl vorerst nicht kommen. Renate Kaatz wird schon vorher gebraucht.

Yvonne-Marina Paraigat, Stellvertretende Vorsitzende der Wahlkommission

Reimar Kobi, Vorsitzender der Wahlkommission

Christina Köber, Schriftführerin der Wahlkommission

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Denn eine erfolgreiche Wahl, will ordentlich vorbereitet sein. Gewählt wird im ersten Halbjahr 2010, ehe dann nach der ordentlichen Vertreterversammlung, auf der der Geschäftsbericht des abgelaufenden Jahres geprüft und beschlossen wird, die Wahlperiode der neuen Vertreter beginnt. „Ich halte das für eine interessante Aufgabe“, sagt Marion Kruse, die selbst acht Jahre Vertreterin war, ehe sie vor vier Jahren in den Aufsichtsrat wechselte und dort im Finanzausschuss aktiv ist. „Ob man nun Verkäuferin, IT-Fachmann oder wie Renate Rentnerin ist, man lernt das Wohnen mal aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen.“ Das sei spannend, denn anders als in der gewinnorientierten Privatwirtschaft, habe die Genossenschaft eine an der Gemeinschaft orientierte Aufgabe. „Ich glaube nicht, dass man in einem privaten Unternehmen so heftig vor dem Bau neuer Wohnungen mitreden kann, wie wir das bei der Vorbereitung der 68 künftigen Wohnungen an der Saarmunder Straße getan haben“, sagt Marion Kruse. Deshalb, denkt sie, sollten sich auch andere ruhig etwas zutrauen. Renate Kaatz jedenfalls ist aufgewühlt. Ehe sie sich jetzt verabredet, schaut sie vorsichtshalber in ihrem kleinen Taschenkalender nach.

WISSENSWERT

Vorbereitet auf die Riesenwelle Vier Jahre lang haben Potsdamer Geo-Forscher ein Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean aufgebaut. Jetzt sind sie damit fast fertig. Am 26. Dezember jährt sich die Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean bereits zum fünften Mal. Dass uns diese ferne entfesselte Naturgewalt, deren bis zu zehn Metern hohe Flutwellen eine Viertelmillion Menschen das Leben, fast zwei Millionen ihr Obdach kostete, noch immer nicht loslässt, hat Gründe. Natürlich, der Zeitpunkt: Die Bilderwucht erreichte uns am zweiten Weihnachtsfeiertag, in einem Moment, da die Welt hier fast still stand und besonders friedlich erschien. Die Aufmerksamkeit liegt aber auch an Wissenschaftlern wie Jörn Lauterjung vom GeoForschungszentrum in Potsdam, die sich seither darum kümmern, dass das so nicht wieder passiert. Vor knapp über einem Jahr ging das maßgeblich von Potsdamer Geo-Forschern entwickelte Frühwarnsystem im Indischen Ozean in Betrieb. „Man kann einen Tsunami damit auch künftig nicht verhindern“, sagt Jörn Lauterjung, „aber die schlimmen Folgen können durch rechtzeitige Vorwarnungen eingedämmt werden.“ Ursache der Verheerungen am 26. Dezember 2004 war das zweitstärkste jemals gemessene Seebeben, das einen Mega-Tsunami auslöste, der die Küstenbewohner von Indonesien, Thailand und Sri Lanka weitgehend unvorbereitet traf. Ein 1 200 Kilometer langer Riss im Sundabogen war auf dem Meeresboden entstanden und hob diesen bis zu zehn Meter in die Höhe. Das brachte gewaltige Wassermassen in Bewegung. Die Wellen breiteten sich weit über den Indischen Ozean aus, der noch einen ganzen Tag nachschwang. Die Tücke von solcherart ausgelösten Tsunamis besteht darin, dass sie im offenen Meer nur

schlecht wahrnehmbar sind. Sie haben im tiefen Wasser eine große Wellenlänge von einigen hundert Kilometern, nur eine geringe Höhe von wenigen Dezimetern und breiten sich mit Geschwindigkeiten von bis zu 700 Kilometer pro Stunde aus. Tsunamis steigen erst im flachen Wasser nahe der Küsten gewaltig auf. Das Potsdamer Frühwarnsystem basiert unter anderem Drucksensoren, die im Sundabogen in bis zu 5 000 Meter Tiefe am Meeresgrund liegen. Ihre Messwerte senden sie zu Bojen an der Oberfläche, die wiederum über Kommunikationssatelliten mit dem Festland verbunden sind. Doch die Messdaten allein wären noch keine verlässliche Vorwarnung, wie Jörn Lauterjung erklärt, erst über Modellrechnungen basierend auf den Messdaten kann die Auswirkung eines Tsunami an den Küstenabschnitten abgeschätzt werden. In einem zentralen Lagezentrum in der indonesischen Hauptstadt Jakarta werden die Messdaten deshalb mit vorgefertigten Modellrechnungen verglichen. „In einer Datenbank haben wir etwa 2 000 durchgespielte Szenarien hinterlegt. Erst durch den Vergleich mit den Messdaten wissen die Verantwortlichen, wie sich die Wellen entwickeln und wo ein Alarm ausgelöst werden muss.“ Das geschieht in weniger als fünf Minuten. Der schwierigste Teil folgt aber dann erst. Denn wie die betroffene Bevölkerung, die regionalen und kommunalen Behörden erreicht werden und schließlich handeln, ist ganz entscheidend für den Erfolg der Frühwarnung. 2004 wussten viele Indonesier etwa nicht, dass auf die erste, noch eine zweite und dritte Welle folgen und machten sich an die Rettung, die ihr eigenes Verhängnis wurde. Daher gehö-

Jörg Lauterjung vom Geo-Forschungszentrum

Training mit dem Frühwarnsystem

Filmplakat 2012

Frühwarnbojen werden im offenen Meer platziert

ren Schulung und Koordination ebenfalls zum Potsdamer Frühwarnsystem und haben Jörn Lauterjung und seine Kollegen nach dem Aufbau der technischen Komponenten in den letzten Monaten stark beansprucht. Gerade ist er von seiner letzten

Dienstreise in diesem Jahr zurükkgekommen. „Jetzt geht es noch darum, die endgültigen Voraussetzungen zu schaffen, damit das komplette System wie geplant in einem halben Jahr vollständig von den Indonesiern betreut werden kann.“

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WISSENSWERT

am liebsten vom Wohnzimmer aus. Gerade jetzt geht von der Loggia eine besondere Stimmung aus. Hier in der fünften Etage der Zeppelinstraße 177 weihnachtet es sehr. Ein mannshoher Baum, über und über mit silbernen Kugeln, rot glitzernden Weihnachtsmännern und kleinen Lichtern geschmückt, steht mitten auf dem Balkon, etwas erhöht auf einem Tisch, so dass er gut zur Wirkung kommt. Leuchtende Engel und Rehe schweben in Sichthöhe vorbei. Eine grüne Lichterkette bringt eine weitere Stimmung ins Spiel. Die Weih-

nachtsdekoration bei Familie Schröter, mit allem Drum und Dran, ist Sache des Hausherrn. Schon immer. „Ich bin derjenige, der bei uns einen besonderes Faible dafür hat. Das mag daran liegen, dass wir zu Hause sieben Kinder waren und die Weihnachtszeit für mich von jeher ihren eigenen Reiz hat. Dazu gehören nun mal ein Baum, Schwippbögen und Räucherhäuschen“, erzählt er. Und das nicht erst am 24. Dezember. Für den Taxifahrer beginnt die Weihnachtszeit schon einen Tag nach Totensonntag – jedes Jahr. Schon fünf Wochen vor dem Fest macht sich Hans-Jürgen Schröter ans Baumschmücken. Dann wird die Tanne – allerdings eine mit Plastiknadeln – aus dem Keller geholt und kunstvoll auf dem Balkon drapiert. Dafür nimmt sich Hans-Jürgen Schröter Zeit. Besonders vorsichtig behandelt er die silbern glänzenden Vögel, die noch aus seiner Kinderzeit stammen, sozusagen Erbstücke. Nach dem 6. Januar, zu den Heiligen Drei Königen, wird der Baum wieder entkleidet und verpackt. Erst wenn die Weihnachtszeit vorbei ist, gehört der Platz wieder dem Wäscheständer.

errichtet wurde. Damals trug sie den Namen des kommunistischen Spanienkämpfers Anton Fischer. Erst seit 1992 steht auf den Straßenschildern der Schriftzug „Kiefernring“. Die Genossenschaft hat insgesamt 385 Wohnungen in dieser Straße. Sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr stehen

an dieser Adresse Sanierungen auf dem Plan. So wurden am Kiefernring 57 bis 63 sowie 39 bis 41 Grundrisse verändert und es entstanden unter anderem barrierefreie Wohnungen. Ein Aufgang wurde mit einem Aufzug nachgerüstet. Auch 2010 gehen die Bauarbeiten am Kiefernring weiter.

Der Baum von Hans-Jürgen Schröter ist schon seit November geschmückt

D DER LIEBLINGSPLATZ

Weihnachten ist Männersache Bei Schröters beginnt die Weihnachtszeit schon Ende November und das kann man sogar von weitem beobachten. Wenn man sich etwas Mühe gibt, den Kopf weit nach hinten beugt und die richtige Tageszeit erwischt, dann kann ihn jeder sehen, der an der Zeppelinstraße vorbeikommt – den Lieblingsplatz von Hans-Jürgen Schröter.

Sein erklärter Lieblingsplatz, wenn auch nur für gerade einmal sechs Wochen im Jahr, ist der Balkon. Nicht, dass der 57-jährige auf seiner Loggia besonders viel Zeit verbringt, schon gar nicht im Winter. Aber er schaut gern hin,

D STADTPLAN

Mehr Häuser als Bäume Ein Karree mit grünen Innenhöfen Straßennamen dienten schon im 17. und 18. Jahrhundert der allgemeinen Orientierung. Das ist auch heute nicht viel anders. Würde man jedoch in der Waldstadt II den Kiefernring suchen und sich nur von dem Namen leiten lassen, dann kämen mindestens ein Dutzend Straßen in Frage. Kiefern wachsen hier überall. Und wenn man genau hinschaut, dann stehen am Kiefernring nicht einmal besonders viele von den Nadelbäumen, die im Jahr 2007 gar zum Baum des Jahres gekürt wurden. Die

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Kiefer ist in Brandenburgs Wäldern weit verbreitet und sie genießt den Ruf eines Überlebenskünstlers. Insbesondere in Korea und Japan kommt den Kiefern eine besondere symbolische Bedeutung zu: Sie stehen dort für Stärke, Langlebigkeit und beständige Geduld. In Potsdam ist der Kiefernring eher eine der jüngeren Straßen - keine Straße, die sich schnurgerade durchs Wohngebiet zieht, sondern mehr ein Karree, mit grünen Innenhöfen. Die Straße entstand 1977 als das Wohngebiet Waldstadt II

WISSENSWERT

Anlaufstelle bei Korruptionsverdacht Potsdam hat seit dem 1. Dezember eine Ombudsfrau mit speziellen Aufgaben Seit dem 1. Dezember besitzt Potsdam eine Ombudsfrau, die sich als Anlaufstelle insbesondere zur Korruptionsbekämpfung versteht. Die Rechtsanwältin Elke Schaefer soll als unabhängige Ansprechpartnerin sowohl Mitarbeitern als auch Bürgern und Firmen zur Verfügung stehen. In Ihrer Eigenschaft als besondere Vertrauensperson nimmt sie Informationen über Korruptionsverdacht vertraulich entgegen und gibt die Identität des Hinweisgebens nur mit dessen ausdrücklicher Zustimmung frei. Von ihrer professionellen Verschwiegenheitspflicht verspricht sich die Stadt, wie es in einer Mittelung heißt, „eine große Akzeptanz von Seiten der Hinweisgeber“. Weiter heißt es,Korruption beginne zumeist mit einer Vermischung zwischen Dienst- und Privatleben. Besteht eine persönliche Verbundenheit, werden augen-

90 + JAHRE Margarete Burghardt, Gertraude Büttner, Charlotte Druch, Ottilie Floreck, Ursula Pritschow

85 JAHRE Hilde Johanning, Christel Kruse, Käthe Reuter, Ursula Sichling

80 JAHRE

Rechtsanwältin Elke Schaefer, Potsdams neue Ombudsfrau

scheinliche Aufmerksamkeiten als persönliche Wertschätzung wahrgenommen und nicht als das, was sie sind - als Einstieg in die Korruption. Die Bekämpfung der Korruption könne nur gelingen, wenn alle Beteiligten daran mitwirken; und zwar im eigenen Interesse, weil sie von den Konsequenzen etwaiger Involvierung betroffen wären und im Interesse der Allgemeinheit, weil

D MITARBEITERPORTRÄT

Mit Fingerspitzengefühl Gundolf Kolbe gehört zur Mietwohnungsverwaltung der Karl Marx. Den Mitgliedern, die in der Waldstadt II und Am Schlaatz zu Hause sind, dürfte der Name geläufig sein. Die meisten kennen ihn wohl persönlich. Seit nunmehr 16 Jahren betreut der Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft - der außerdem einen Abschluss als Gasund Wasser-Installateur sowie als Bauingenieur vorweisen kann und einige Jahre als Feuerwehrmann gearbeitet hat - die Wohngebiete und kümmert sich um alle Fragen, die rund um das Wohnen anfallen. Mehr als 700 Wohnungen gehören zu seinem Aufgabenbereich. Dazu gehören auch die Mängelbearbeitung, Wohnungsabnahmen und die Betreuung der Mitglieder, wenn

die geburtstage im dezember und januar

Gundolf Kolbe

beispielsweise die Modernisierung einer Wohnung ansteht. „Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt“, weiß Gundolf Kolbe aus Erfahrung. „Gerade wenn wie am Kiefernring einige Wohnungen für den Umbau leer gezogen wer-

das Vertrauen in die Rechtschaffenheit der öffentlichen Verwaltung auf dem Spiel stünde. Elke Schäfer steht Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 18 Uhr als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Sie ist wie folgt erreichbar: Rechtsanwältin Elke Schaefer Kurfürstendamm 178/179, 10707 Berlin, 030 887 1949 25, Fax: 030 887 1949 20, E-Mail: [email protected]

den müssen und ein Äquivalent für die Mitglieder, die oft schon über 30 Jahre hier wohnen, gefunden werden muss.“ Fast immer gelingt es dem Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft eine Lösung zu finden, mit der beide Seiten zufrieden sind. „Ich versuche immer, das Ganze auch aus der Sicht des Genossenschafters zu betrachten.“ Das ist wohl mit ein Grund, warum ihm gerade die Arbeit mit den Menschen besonders gefällt, auch wenn mitunter Konflikte anstehen. Denn Streitigkeiten landen ebenfalls auf seinem Tisch. „Nachbarschaftliche Probleme versuche ich im gemeinsamen Gespräch zu lösen, zu dem ich die Mitglieder einlade. Ich sehe mich hier als Vermittler. Das ist in den meisten Fällen erfolgreich.“ 0331 6458 256

Waltraut Andert, Else Bönsch, Felix Brandt, Emil Breitkreuz, Liebetraut Breitter, Heinz Budras, Wilhelm Granzow, Maria Hennig, Horst Krause, Hanna Kubin, Christel Lahs, Helene Moritz, Luise Naujoks, Irmgard Roskos, Ingrid Wagner, Dr. Gerhard Zobel

75 JAHRE Waltraud Beinarowitz, Waltraut Bruse, Claus Busch, Eberhard Engels, Hans-Gerhard Falck, Eva Hoffmann, Helmut Klitsche, Gerhard Knopfe, Werner Kogge, Heinz Kosse, Fritz Koswig, Ingeborg von Lupin, Ulrich Metz, Eberhard Metzner, Eva Mohnke, Edith, Rudlaff, Margot Rüsike, Christa Semling, Hartmut Suhl

herzlichen glückwunsch!

impressum HERAUSGEBER Wohnungsgenossenschaft “Karl Marx” Potsdam eG, Jagdhausstr. 27, 14480 Potsdam, 0331 6458-0, www.wgkarlmarx.de REDAKTION Projektteam Ackerstraße: Anke Ziebell, Martin Woldt GRAFISCHES KONZEPT Tangram Design, www.tangram-design.de FOTOS Tina Merkau, S. 5: PotsdamLicht e.V., S.7 oben: Exploratorium, S.2 und S.8 links unten Archiv WG Karl Marx, S.9 Mitte rechts Filmplakat, Mitte links und unten www.gitews.org DRUCK Druckerei Gieselmann

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VIS A VIS

Das gemeinsame Abendessen – eine feste Größe Im Kinderheim Am Stern erleben Kinder und Jugendliche Familie

Erzieherin Katrin Heilwagen, Praktikantin Johanna Tygör und Heimleiter Carsten Lehmann in ihrem “Wohnzimmer” (v.l.n.r.)

Katrin Heilwagen ist im Vorweihnachtsstress. Da geht es ihr nicht viel anders, als anderen Müttern. Gleich für sieben Kinder ist sie auf der Suche nach dem passenden Geschenk. Allerdings ist die 34-Jährige nicht die Mutter der Mädchen und Jungen, sondern ihre Erzieherin. „Irgendwo sind das auch meine Kinder“, meint die junge Frau mit den langen blonden Haaren. Seit über zehn Jahren arbeitet sie im Kinderheim Am Stern und das bedeutet, dass sie mit ihrer Gruppe - der jüngste ist gerade mal ein Jahr alt, die älteste wird 15 - den Tag, den Abend und auch den Morgen gemeinsam verbringt. Und wenn nachts eines der Kleineren wach wird, ist Katrin Heilwagen auch noch da. Das hört sich nach einem ganz normalen Familienleben an. „In gewisser Weise stimmt das auch“, klärt mich Carsten Lehmann, der das Heim in der Pietschkerstraße leitet, auf. „Jede Gruppe lebt hier

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ähnlich wie in einer Großfamilie zusammen.“ Mit klaren Regeln: der Müll der herunter gebracht werden muss, einem Fernseher im Wohnzimmer, wo man sich einigen muss, welches Programm geschaut wird, Freunden, die ab und an zu Besuch kommen, einem gemeinsamen Frühstück und Abendessen. „Das gemeinsame Abendbrot ist bei uns eine feste Größe, so etwas wie ein Ritual“, sagt Carsten Lehmann. „In großer Runde hat jeder Gelegenheit zu erzählen, was am Tag los war. Wir nehmen uns diese Zeit füreinander.“ Viele Kinder kennen das so von zu Hause nicht. “Wir versuchen solche alltäglichen Familienrituale vorzuleben, so dass es unsere Kinder später weiter geben können, wenn sie in ihre Familie zurückkehren oder selbst einmal eine Familie gründen.“ Das Wort Familie fällt erstaunlich oft, wenn Carsten Lehmann von seiner Arbeit als Heimleiter

spricht. Insgesamt 42 Kinder und Jugendliche wohnen im Kinderheim des DRK – 22 leben im Stammhaus in der Pietschkerstraße, die anderen 20 Mädchen und Jungen sind in Familienwohngruppen eine zeitlang zu Hause. „Wir sind eine stationäre Einrichtung der Jugendhilfe.“ Auch wenn der Name etwas sperrig klingt, so steckt doch dahinter,

dass die Kinder und Jugendlichen nur für eine Zeit hier leben. Man kann es als Zwischenstation bezeichnen, für zwei bis drei Jahre. „Die Perspektive sollte nicht sein, dass die Kinder lange bei uns leben, sondern dass sie nach absehbarer Zeit zu ihren Familien zurückkehren“, erläutert der Sonderpädagoge. Und gerade aus diesem Grund sei die Arbeit mit den Familien entscheidend. „Wir begleiten die Kinder, versuchen sie zu stärken, ihre Interessen zu fördern. Gleichzeitig geht es in unserer Arbeit darum, die Ressourcen in jeder Familie aufzudecken.“ Ganz konkret bedeutet das, die Eltern nicht aus ihrer Verantwortung zu entlassen, auch wenn sie mit ihren Kindern nicht unter einem Dach zusammenleben und sich zeitweise überfordert fühlen. Wenn es etwa um schulische Belange geht, sind die Eltern ebenso gefragt. Arztbesuche werden von ihnen übernommen. Und gemeinsame Aktivitäten wie ein Zeltwochenende oder eine Kanufahrt - organisiert vom Kinderheim – seien besonders wichtig. Für beide Seiten. Denn die meisten Kinder würden gern zu Hause leben, weiß Carsten Lehmann. Und solchen Tagen wie Weihnachten kommt eine große Bedeutung zu. Fast alle feiern das Fest der Familie auch in ihrer Familie. Manche gehen nur für einen Nachmittag nach Hause. Dort, wo die Bedingungen in der Familie gut sind, bleiben die Kinder sogar mehrere Tage.

0331 6458-0 www.wgkarlmarx.de

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