WESTWAGEN IN DER DDR

Geschichten & Geschichte aufgeschrieben von

Matthias Grube Georgenkirchweg 14a · D 09117 Chemnitz Telefon: 0174 1987 188 · Telefax: 0371 8100 298 Mail: [email protected] · Web: www.DDR-GSA.de

GERANIENROT IN MEINEM LEBEN (Autor: Matthias Grube; Chemnitz; www.ddr-gsa.de) Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Mein Name ist Matthias Grube. ich wurde 1969 in Chemnitz, dem damaligen Karl-Marx-Stadt (DDR) als Kind eines Arztehepaares geboren und bin (großer Sprung durch die Zeit) seit 2006 glücklich mit Benita, der verständnisvollsten Frau der Welt, verheiratet. Insgesamt haben wir 6 Kinder zwischen 14 und 23 Jahren. Beruflich führen meine Frau und ich zusammen unser Familienunternehmen, einen überbetrieblichen arbeitsmedizinischen Dienst und wohnen nach einigen studienbedingten Wohnortwechseln seit über 9 Jahren wieder in Chemnitz-Rabenstein. Als Kind infizierte mich bereits 1982 der Citroen GSA –Virus. Und bis heute war eine Heilung nicht möglich. Aber das möchte ich der Reihe nach erzählen: Dezember 1981: Meine Eltern fuhren einen Lada 2106, der gut 3 Jahre alt war. Zeit für meinen Vater, sich um ein neues Auto zu kümmern. Leider war gerade keine Bestellung beim IFA-Vertrieb zuteilungsreif. Also inserierte er in der „Neuen Zeit“ im Automarkt, dass er einen Mazda 323, den es damals in Berlin für DDR-Geld zu kaufen gab, suche und dafür seinen Lada anbiete. Es gab sogar Zuschriften von Tauschwilligen Mazda-Besitzern und wir waren mit damit beschäftigt, welche Farbe unser Mazda haben sollte. Januar 1982: In der Post war ein Brief vom damaligen IFA-Vertrieb der DDR. So etwas war ja ein riesiges Ereignis! Natürlich waren meine Eltern der Meinung, dass mich das eigentlich nichts anging. Aber da mein Vater in seiner Kindheit wohl auch mit Benzin getauft wurde, was man mir inzwischen auch nachsagt, verriet er mir dann doch den Inhalt des Schreibens. Es war das Angebot, einen Import-PKW vom Typ Citroen GSA Pallas kaufen zu können. Nun war es so, dass in unserer Familie immer alle erwachsenen Personen Autobestellungen laufen hatten. Die Wartezeiten in der DDR waren ja nicht unerheblich und so haben Vater, Mutter und Großeltern alle immer eine Bestellung gehabt, damit so ca. aller 3 Jahre eine der Anmeldungen zur Auslieferung kommen konnte. Diesmal sollte es eine Lada-Bestellung sein, auf deren Basis der GSA angeboten wurde. Dabei war dieser Bestellung erst gut 4 Jahre alt. Natürlich war ich von diesem Angebot, einen richtigen „Westwagen“ kaufen zu können, sofort begeistert. Die Zeit zur Entscheidung und auch Beschaffung des Geldes war aber recht kurz. In den beiden vorangegangenen Jahren zuvor hatten meine Eltern erst ein Wochenendhaus an der Ostsee gebaut und für meine Mutter einen Trabant 601 S Hycomat (Halbautomatik) gekauft, so dass die Rücklagen recht gering waren. Also wurde das Geld in der Verwandtschaft und natürlich auch von meinem Sparbuch zusammengeborgt, damit das Kaufangebot des IFA-Vertriebs angenommen werden konnte. Und damit war das nächste Problem entstanden, denn diese Entscheidung fiel mein Vater ganz allein. Die vernünftigen Argumente meiner Mutter, dass wir doch gerade das Geld für diese „teure Karre“ nicht hätten, dass es ihr peinlich ist, von der Verwandtschaft Geld zu borgen und das unser Lada

2106 erst 3 ½ Jahre alt ist und doch noch lange nicht verkauft werden müsste, ignorierte mein Vater einfach, was mir durchaus recht war, andererseits aber für mächtigen Ärger zwischen meinen Eltern sorgte. Und dieser sollte länger dauern, als ich mir damals vorstellen konnte. Als Auslieferungstag wurde der 12.01.1982 benannt und wir hatten als Farbwunsch „Geranienrot“ und „Coloradobeige“ angegeben. Ich weiß noch genau, dass es ein ziemlich kalter Winter war und dass ich meine Eltern ganz doll gebettelt habe, doch das Auto mit abholen zu dürfen. Aber da biss ich auf Granit. Der 12.01. war ein Dienstag und da war Schule und für eine Autoauslieferung gab es keine Unterrichtsbefreiung. Außerdem wurde mir eingebläut, dass ich in der Schule mit niemand darüber sprechen dürfte. Ganz kurz schöpfte ich noch einmal Hoffnung, doch mitfahren zu können, denn am Montag dieser Woche fiel in meiner Schule die Heizung aus und es sah fast nach schulfrei aus. Leider wurde die Heizung schnell repariert, so dass am Dienstag der Unterricht ganz normal verlaufen würde. Zu Hause wurde zwischen meinen Eltern fast kein Wort miteinander gesprochen. Mein Vater hatte sich durchgesetzt und Mutti fühlte sich übergangen. Ich ging mächtig aufgeregt in die Schule und konnte mich kaum konzentrieren. Gleich nach dem Unterricht rannte ich nach Hause. Um dabei noch etwas Zeit einsparen zu können, kletterte ich über den rückwärtigen Schulzaun, durchquerte zwei fremde Grundstücke und war so innerhalb von etwa 5 Minuten zu Hause. Damit hatte ich die Dauer meines Schulweges halbiert, denn ich hoffte, dass mein Vater, der an diesem Tag Urlaub hatte, schon zu Hause wäre. Wie enttäuscht war ich, als ich ankam und weit und breit war kein GSA zu sehen! Dabei wollte mein Vater mich überraschen, indem er mich von der Schule abholen wollte. Er stand mit dem nagelneuen geranienroten Citroen vor (!) der Schule und wartete auf mich! Nur davon wusste keiner etwas. Also hieß es zu Hause warten, bis er endlich kommt. Anrufen ging nicht – es gab ja noch keine Handys! Dann endlich war es so weit! Unser GSA kam die Straße zu unserem Haus herauf. Und mein Vater strahlte wie ein kleiner Junge vor der Modelleisenbahn unterm Weihnachtsbaum. Ich rannte die Treppe herunter und Vater und Sohn waren für die nächsten Stunden ganz in den Bann des „Cici“, wie er liebevoll von uns genannt wurde, gezogen. Das war ein Traum! Sogar unsere Wunschfarbe Nummer 1 „geranienrot“ hatte geklappt. Zusammen liefen wir um das Auto, um es aus jeder Perspektive mit den Augen förmlich „aufsaugen“ zu können. Dann wurde die Bedienungsanleitung Seite für Seite studiert und alles ausprobiert. Es war unbeschreiblich. Dabei hatten meine Eltern schon immer recht gute Wagen in der DDR gefahren. Einen der allerersten Trabant 601, Skoda 1000 MB, Polski Fiat 125p, Lada 2103, Lada 2106, aber dieser stellte alles in den Schatten! Nur meine Mutter verschmähte das Auto. Sie nahm wirklich gar keine Notiz, nicht einmal aus dem Fenster schaute sie. Wohl aber meine Oma, die bei uns lebte. Immerhin fand sie, das Auto sähe modern aus und dass sie so einen Wagen noch nie auf der Straße gesehen habe.

Aber Freud und Leid liegen immer dicht beieinander. Noch während mein Vater und ich durch jeden Winkel unseres „Cici“ krochen, erreichte meine Mutter der Anruf, dass mein Opa schwer erkrankt ist. Am nächsten Tag holte mein Vater ihn aus Thüringen nach Karl-Marx-Stadt ins Krankenhaus. Opa war trotz allem stolz auf seinen Sohn und hat die Fahrt mit dem „Westwagen“ in vollen Zügen genossen. Einige Wochen später gab es den in allen Zeiten einzigen Ausflug von 3 Generationen „Grube-Männer“, als mein Vater mit mir Opa wieder nach Hause brachte und wir Stationen der Kindheit meines Vaters in Thüringen besuchten. Es war das letzte Zusammensein mit meinem Opa. Aber zurück zum Januar 1982. Da mein Vater mich in der Schule abholen wollte, hatten meine Klassenkameraden das Auto natürlich schon eher gesehen als ich. Am nächsten Morgen begann dann ein richtiger Spießrutenlauf für mich in der Schule. Der Neid war so groß, dass ich als „Kind reicher Eltern“ regelrecht gemobbt wurde. Als Klassenbester hatte ich ohnehin nur wenige Freunde, da passte dieses Auto so richtig dazu. Keiner redete mehr mit mir, ich wurde geärgert wo es nur ging und schließlich wurde unser Auto sogar Thema eines Elternabends, bei dem die Klassenleiterin alle Eltern darüber informierte, dass die Familie Grube so ein Auto habe und dass die Eltern zu Hause mit ihren Kindern darüber sprechen sollten, dass Neid eine schlechte Charaktereigenschaft ist und der Besitz eines GSA kein Ausgrenzung und Missachtung rechtfertige. Es war eine schmerzliche Erfahrung für mich, dass meine Freude über das Auto mir gleichzeitig so viel Leid zu ertragen bedeutete. Der Wunsch, wir mögen uns doch mit dem „Angeberauto“ totfahren, war der meistausgesprochene meiner Mitschüler. Nur mein Werken-Lehrer zeigte echtes Interesse. Ich musste ihm die Bedienungsanleitung mitbringen und während wir Schüler unsere Werkstücke bearbeiteten, saß er vorn am Lehrerpult und studierte die Lektüre ganz genau. Er fuhr damals einen roten Lada 2103 und trug auch einen schweren Auto-Virus in sich. Aber nicht nur unter Kindern sorgte das Auto für Aufruhr. Im Nachbarhaus wohnte ein sehr renommierter Mathematik-Professor, der zu dieser Zeit einen Lada 2106 fuhr. Eines Tages stand er am Zaun neben unserer Garage, als mein Vater unseren geliebten „Cici“ herausfuhr. Der Professor meinte zu mir: „Na, da wollen wir einmal sehen, wie der Vater damit an einen Baum kracht!“ – ein Schock für mich als Kind. Ach ja, unseren Lada 2106 hat mein Vater mit Hilfe eines Inserates in der „Neuen Zeit“ verkauft und so das geborgte Geld ganz schnell zurück zahlen können. Meine liebe Mutti aber wollte von dem GSA nichts wissen. Sie hat das Auto überhaupt nicht leiden können und ist bis zum Sommer nicht einmal mitgefahren. Als Familienauto musste da immer ihr Trabi herhalten. Und um in dieser „West-Angeberkutsche“ nicht erkannt zu werden, durfte ich dann später meist vorn sitzen, damit Mutti sich hinten verstecken konnte. Nur auf langen Fahrten, z.B. in den Urlaub an die Ostsee, nahm sie auf dem Beifahrersitz Platz. Auf so einer Fahrt kam es zu folgender Episode:

Auch in der DDR gab es Radarkontrollen. Und da es auf den Autobahnen noch keine Mittelleitplanken gab, konnte man die Geschwindigkeitskontrollen auf der Gegenfahrbahn recht gut erkennen. So kam es, dass mein Vater mittels Lichthupe den Gegenverkehr auf der Autobahn zwischen Berlin und Rostock warnte. Plötzlich kamen von einem Hang rechts neben unserer Fahrbahn zwei Volkspolizisten herunter geeilt und geboten uns mit dem schwarz-weißen Reglerstab anzuhalten. Sie hatten mit Ferngläsern beobachtet, wer mit Lichthupe vor der Radarkontrolle warnt. Diese unberechtigte Abgabe von Warnsignalen kostete 10 oder 20 DDR-Mark Strafe. Das wollte mein Vater aber nicht bezahlen. Also führte er die „Staatsmacht“ zum Cockpit des GSA und erklärte ihnen, dass er bei diesen unübersichtlichen Bedienelementen des Westwagens, er meinte die Bediensatelliten, wohl aus Versehen die Lichthupe betätigt habe. Er schimpfte noch heftig über diese unmögliche Konstruktion und lobte die einfache Bedienung in Lada oder Wartburg. Die Vopos folgten dieser Argumentation, ermahnten ihn aber sich mit der Bedienung des Wagens besser vertraut zu machen, um nicht durch Unkenntnis in Gefahrensituationen zu geraten, wünschten eine „Gute Fahrt“ und verzichteten auf jede Art von Bestrafung. In unserem ersten Urlaub mit dem „Cici“ in Pruchten, einem kleinen Dorf an der Ostseeküste, kamen wir erst spät abends an. Am nächsten Morgen schickten mich meine Eltern mit dem Fahrrad in den Dorfkonsum, um Brötchen, Milch usw. zu holen. Als ich diesen betrat, tuschelten die Verkäuferinnen und einige Einheimische. Erst an der Kasse erfuhr ich, worum es ging: „Der Doktor aus Karl-Marx-Stadt hat jetzt auch so einen teuren Westwagen“. Das hatte sich also innerhalb einer Nacht schon herumgesprochen. Dabei gab es in dem Dorf auch so einen Wagen: Der reichste Fischer fuhr seit einigen Wochen einen weißen Citroen GSA Pallas. Aber er war auch nicht so richtig beliebt. Dafür galten wir jetzt auch als reich und man hoffte, für jede Hilfe, die man uns z.B. an unserem Bungalow gab, besonders viel Trinkgeld erhalten zu können. Das überragendste Erlebnis für die lieben Einheimischen war dann aber, als unser geranienroter Traumwagen eines morgens nicht mehr anspringen wollte. Ich weiß nicht wie, aber innerhalb einer halben Stunde kamen fast alle Pruchtener und Urlauber, die Zeit hatten vorbei, um schadenfroh zu sehen, dass die teure „Westkarre“ kaputt ist. Mit großem Hallo wurde dann der immerhin erfolgreiche Versuch meines Vaters begleitet, unserem „Cici“ mittels Anlasskurbel zu starten. Das war ja wie bei einem alten Trecker! Die einzige Werkstatt weit und breit war in Stralsund. Also ließen mein Vater und ich Mutti zurück und machten uns auf den Weg in die 30 Kilometer entfernte Hansestadt. Leider war in der Werkstatt nur ein Monteur für Citroen geschult und dieser war gerade im Urlaub. Mein Vater gab dann den Werkstattleuten eine kurze Einweisung in die Technik des GSA und man versprach uns zu sehen, was man machen könnte. Wir konnten den Wagen am Nachmittag wieder abholen, durften uns aber anhören, wie unmöglich „verbaut“ dieses Auto ist und das man für das Wechseln der Zündkerzen sich den Unterarm mindestens drei mal brechen müsste und dass man nichts gefunden habe, das Auto aber anspringt und wir wieder fahren könnten.

Echt anstrengend war es übrigens für mich, wenn wir mit unserem „Cici“ irgendwohin gefahren sind. Damit dem Auto möglichst nicht passiert (Neid oder so), wurde ich immer wieder zum jeweiligen Parkplatz geschickt, um nach dem Auto zu sehen. So saßen wir einmal im Restaurant des HO-Hotels „Stadt Barth“. Das Auto stand etwa 500 m entfernt auf dem Marktplatz. Nach der Bestellung beim Kellner musste ich wieder los, nach dem „Rechten“ sehen. Gleiches wiederholte sich dann wieder in der Lücke zwischen Hauptmahlzeit und Dessert. Oder wenn wir am Strand waren. Dem Parkplatzwärter wurde jeden Tag ein ExtraTrinkgeld gegeben, damit unser Auto einen besonders beobachteten Platz gleich neben dem Parkplatzwärterhäuschen und im Schatten hatte. Pro Stunde musste ich dann einmal zur Kontrolle ans Auto, damit alles in Ordnung bliebe. So waren die besonders schönen Momente mit dem GSA immer von etlichen Anstrengungen umgeben, das Auto wie ein rohes Ei zu hegen und pflegen. An eine andere Episode kann ich mich noch sehr gut erinnern: Wir waren mit dem GSA zum Einkaufen in eine Kaufhalle mitten in einem typischen DDR-Neubaugebiet gefahren. Das Auto stand am Straßenrand. Als wir nach dem Einkauf wieder zu unserem „Cici“ kamen, drückten sich ein paar kleine Jungs die Nasen an den Scheiben platt. So ein Wagen war offensichtlich noch nicht bei ihnen vorbei gekommen. Mein Vater sprach einen der Jungs an: „Na, der Wagen gefällt Dir wohl?“ „Ja“ lautete die Antwort des Jungen. Mein Vater: „Möchtest Du auch einmal mit so einem Auto fahren?“ In diesem Moment schoss ein Leuchten in die Augen des kleinen Autofans. Er sah sich bestimmt schon eine Runde mit meinem Vater durch das Wohngebiet drehen und seinen Freunden zuwinken. „Oh ja, sehr gern!“ lautete die Antwort des Jungen. Aber auch ich glaubte nicht richtig zu hören, was mein Vater dann antwortete: „Da musst Du in der Schule immer gut aufpassen, Mitarbeiten und gute Zensuren schreiben. Und wenn Du dann noch studierst und immer fleißig arbeitest, dann kannst Du auch einmal so ein Auto fahren, wenn Du groß bist!“ Dem kleinen Gesprächspartner schossen Tränen der Enttäuschung in die Augen und er rannte, sein Fahrrad schiebend, weg. Meine Mutter reagierte auf das Familienmitglied „Cici“, wie schon erwähnt, ganz anders. Das Auto gefiel ihr gar nicht. Ein Phänomen, das ich übrigens bei meiner jetzigen eigenen Familie auch beobachte. Ihr war der Wagen zu eng, was im Vergleich zu Lada und Wartburg ja auch wirklich stimmte. Also gab sie dem GSA den Namen „Hasenstall“. Auch störte sie immer das aufknöpfbare Kissen an der Kopfstütze, da das ihre Frisur ruinieren würde. Und die teure Anschaffung verdaute Mutti auch nur schwer. Als „Gegenfinanzierung“ zum Citroen stellt sie den Speiseplan für die Wochenenden um. Ihre Argumentation lautete: „Wenn wir so viel Geld für diese teure Kiste ausgeben, so dass für Feinstrumpfhosen nicht einmal mehr Geld da ist (das war wohl Mangelware in der DDR), dann muss wo anders gespart werden!“ Also gab es ab dem 12.01.1982 an den Wochenenden nur noch Nudeleintopf. Das ging so jeden Sonnabend und Sonntag bis etwa Mitte des Jahres. Erst als es auch Mutti geschmacklich zu eintönig wurde, kamen wieder Kartoffeln, Fleisch, Fisch usw. auf den Tisch. Wir mussten für

unseren geranienroten Traumwagen wirklich so einige Entbehrungen hinnehmen, aber wir, d.h. mein Vater und ich taten es wohl gern, glaube ich zumindest jetzt. Als wirklicher Autonarr war es in meiner Kindheit immer mein Traum, beruflich etwas mit Autos zu tun zu haben. Leider war das in der DDR recht „brotlose“ Kunst. Obwohl wir auch fähige, engagierte und kreative Ingenieure, Entwickler und Arbeiter in der Fahrzeugindustrie hatten, wurde von deren Potential höchstens einmal neue Türgriffe für den Trabant oder eine eingesparte Zierleiste für den Wartburg in die Produktion überführt. Also träumte ich davon, einmal Autotester zu werden. Immerhin gab es mit den Fachzeitschriften „KFT“ und „Der Deutsche Straßenverkehr“ auch recht gute und informative Autozeitungen in der DDR, die meine lieben Eltern für mich abonniert hatten, was gar nicht so einfach war. Um schon einmal zu üben, schrieb ich teils handschriftlich, teils mit der Schreibmaschine meiner Eltern, eigene Testberichte und Autofachbücher. Dabei arbeitete ich Fachartikel aus o.g. Zeitschriften durch, besonders aber schrieb ich eigene Erfahrungen und Einschätzungen nieder und illustrierte diese auch. Damals war ich 13 Jahre alt und nannte mich „Chefredakteur“. Diese „Jugendwerke“ habe ich natürlich aufgehoben und 25 Jahre später kamen sie dann doch teilweise zur allgemeinen Veröffentlichung im FGV-Verlag. Aber dazu später mehr. Einen ganz „schwarzen Tag“ bereitete ausgerechnet ich unserem geliebten „Cici“. Es muss der 31.05.1983 gewesen sein. An diesem Tag kam ich aus der Schule wie gewohnt nach Hause. Am Nachmittag hatte ich noch Klavierunterricht in der Musikschule und bis dahin noch etwas Zeit. Die Hausaufgaben waren erledigt, da kam mir doch der Gedanke, dass ich noch etwas zu unserem GSA in die Garage gehen könnte, um das Auto noch ein wenig zu genießen. Man muss wissen, dass meine Mutter mit ihrem Trabant auf Arbeit fuhr, mein Vater jedoch hatte über die Betriebspoliklinik, deren Chefarzt er war, einen Dienstwagen. Also stand der Citroen in der Garage. Ich nahm mir also den Wagenschlüssel in der Wohnung und ging hinunter zum Auto. Wir hatten eine Doppelgarage mit Schiebetoren, so dass man immer nur eine Garage öffnen konnte, weil das Tor dann vor die andere Ausfahrt geschoben wurde. Ich öffnete also das Schiebetor der GSA-Garage etwas, so dass ich mich hinein schlängeln konnte, öffnete den Wagen, der leicht schräg in der Garage stand, stieg ein, ließ die Fahrertür vorsichtig an die Garagenwand gelehnt und startete bei getretener Kupplung und gezogenem Choke den Motor. Um es einmal auszuprobieren fuhr ich den Wagen in die oberste Stufe der Hydropneumatik. Der Motor drehte mit erhöhter Drehzahl, als ich den Fuß von der Kupplung nahm. Leider hatte ich nicht beachtet, dass der Rückwärtsgang eingelegt war. Der Wagen machte also einen Satz nach hinten! Er durchbrach mit der rechten hinteren Ecke das nicht ganz geöffnete schwere Holzschiebetor, verkeilte sich mit der Fahrertür an der Wand und knallte mit der vorderen rechten Ecke an die rechte Garagenwand. Dann verreckte der Motor und es war unheimliche Stille…. Was hatte ich getan!? Ich stieg mit puddingweichen Knien aus und schlich ums Auto. Das war kein Traum! Das ging nicht vorbei! Zitternd ging ich nach oben und musste meinen Vater anrufen. Ich sagte nur, dass er schnell kommen müsste, es ist etwas mit dem Citroen passiert. Er kam sofort, obwohl er eigentlich gerade Sprechstunde hatte. Die „Bescherung“ erblickend sagte er nur, dass ich jetzt meine

Aufgaben erfüllen und in die Musikschule gehen müsste. Wie in Trance gehorchte ich. Allerdings war ich nicht in der Lage auch nur irgend ein Stück zu spielen. Ich stand unter Schock. Trotz allem hatte meine Mutti Mitleid mit mir und holte mich ab. Die Stimmung in der Familie war unerträglich. Meine Eltern sprachen mir die schlimmste Strafe aus, die es für mich gab: Alle Kosten der Reparatur muss ich bezahlen! Und das, wo ich doch jede Mark auf mein Sparbuch einzahlen ließ, um mir später mein erstes Auto kaufen zu können. Aber noch heute bewundere ich meine Eltern, dass es nicht einmal eine „Tracht Prügel“ gab. Verdient hatte ich es ja. Mein Vater fuhr den Wagen in die Vertragswerkstatt in Karl-Marx-Stadt, die zum Glück nur 5 Autominuten entfernt von uns war. Die Fahrertür ließ sich nicht mehr schließen, das Auto sah einfach jämmerlich aus. Meister Uhlig, in der Werkstatt zuständig für Citroen, sagte, dass sich das wieder reparieren ließe. Auch die Teile sind verfügbar, aber eine Lieferung kommt nur einmal im Monat und die letzte Lieferung ist gerade erst vor zwei oder drei Tagen gekommen. Also warten! Das war aber nicht möglich, denn der Familienurlaub an der Ostsee stand nur gut zwei Wochen bevor. Eine andere Lösung musste her – Teile selbst heranschaffen. Das zentrale Ersatzteillager für die Citroen GSA Pallas in der DDR befand sich bei Bad Freienwalde in einem recht düsteren Hallenareal. Mit einem geborgten Auto und Anhänger ging es wenige Tage später dahin. Mein Vater nahm mich mit, damit ich mit darauf achte, dass alle benötigten Teile uns mitgegeben würden, auch Kleinzeug wie z.B. die Zierleiste für den Kotflügel. Trotz allem hatte er noch Vertrauen in meine Autokenntnisse. Ich habe meine Aufgabe erfüllt und es war auch gut mich mitzunehmen, denn gerade besagte Zierleiste und das Hecktypenschild wären sonst vergessen worden. Nun musste nur noch das Problem mit der Lackierung gelöst werden. Originalfarbe gab es in der DDR nicht mehr. Man wollte den Farbton anmischen, konnte aber nicht für dessen Stimmigkeit garantieren. Das wollten wir auf gar keinen Fall! Die Verwandtschaft in der BRD musste also Hilfe leisten. Meine Eltern meldeten ein Telefongespräch in die BRD an, natürlich dringend, denn sonst hätte es nicht geklappt. Man muss nämlich wissen, dass man aus der DDR in die BRD nur über die zentrale Telefonvermittlung telefonieren konnte, eine Direktwahl vom eigenen Telefonanschluss aus war nicht möglich. Nach einigen Stunden Wartezeit kam dann der Rückruf der staatlichen Vermittlungsstelle, dass das Gespräch für uns hergestellt ist. Meine Eltern baten also bei der Cousine in Recklinghausen um die Beschaffung und Zusendung von Original-Ersatzfarbe, damit die Werkstatt in der DDR die Unfallreparatur fertigstellen könne. Die wahre Ursache des Unfalls blieb aber ein Geheimnis unserer Familie. Die Farbe kam rechtzeitig per Paket und das Auto wurde bis zum Urlaubsbeginn in einer tadellosen Qualität repariert. Unglaublich! Wie viel Trinkgelder das aber gekostet hatte, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Und wegen Selbstverschuldens hat die Staatliche Versicherung der DDR auch nicht den ganzen Schaden bezahlt, einen erheblichen Teil musste ich von meinem Sparbuch berappen. Aber unser „Cici“ war wieder chic und hatte mir hoffentlich verziehen. Nur der Cousine im „Westen“ konnten wir natürlich kein Geld schicken, dafür wurden deren Bemühungen und Kosten für die Originalfarbe mit „erzgebirgischer Volkskunst“, d.h. Weihnachtspyramide, Nussknacker und ähnlichem

honoriert. Auch das ging zu meinen Lasten. Aber ich weiß noch genau, für mich war nur wichtig, dass unser Auto wieder wie neu ausgesehen hat. Eigentlich sollte dieser Vorfall ja unser Geheimnis bleiben, aber das gelang nicht. Meine Mitschülerin Sylvia hatte vom Nachbargrundstück meine „Meisterleistung“ mit angesehen. Immerhin schwieg sie! Aber in der Abschlusszeitung meiner Schulzeit stand dann als typischer Aussage zu mir: „Suche große Autos, damit ich sie kaputt fahren kann!“ Und dieses Zitat höre ich noch jetzt auf jedem Klassentreffen. Ach ja, die Verwandtschaft aus dem „Westen“. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, mit welchem Stolz wir 1982 ihr geschrieben hatten, was für ein tolles „Westauto“ wir jetzt fahren. Und dann kam die Ernüchterung. Da schrieb doch tatsächlich ein Cousin aus dem Westen, er musste erst einmal zu einem Citroen-Händler fahren, um zu sehen, was für ein Auto so ein GSA ist. Im Alltag nimmt er so etwas gar nicht wahr. Das war für uns unvorstellbar, den Citroen GSA musste doch jeder im Westen kennen! Und da meint dieser Opel-Commodore-Fahrer doch wirklich, er kenne dieses Auto nicht. Aber heute, 2008, kann ich das verstehen. Es lagen damals doch Welten zwischen DDR und BRD. Und nur, weil fast jeder DDR-Bürger den Import-GSA als „Citrone“ oder „Pallas“ umgangssprachlich kannte, konnte man das nicht auf die BRD übertragen. In der DDR war der Wagen etwas besonderes, im alten Westen aber nicht. Ich erinnere mich noch an eine Frage aus der „WestVerwandtschaft“ an meinen Vater: „Und so etwas fährst Du als Chefarzt?“ Allgemein bekannt dürfte aber inzwischen sein, dass es den GSA in der DDR für Mark der DDR über den IFA-Vertrieb zu kaufen gab. Lediglich einige wenige Wagen sind wohl andere Wege gegangen, einen hervorragenden Artikel darüber findet man im Citroen-Jahrbuch Nr. 3 des FGV-Verlag. Die Autoren dieses Artikels haben akribisch recherchiert und interessante Fakten zusammengetragen. Aber zurück zum ersten geranienroten GSA in meinem Leben. So selten, wie man bei 5.500 Importwagen und etwa 18 Mio. DDR-Bürgern glaubt, war der Wagen auf den Straßen dann doch nicht. Gerade in meiner Heimatstadt Karl-Marx-Stadt, dem jetzigen Chemnitz, kann ich mich noch an einige GSA erinnern. Da war ein Konditor, ein Möbelhändler, ein Reifenhändler, mehrere Ärzte, ein Techniker, ein Gastwirt und so weiter. Auch an 2 Peugeot 305 aus dem sehr kleinen Importkontingent dieser Wagen kann ich mich erinnern. In meinem späteren Studienort Dresden kann ich mich auch noch an mindestens 5 GSA erinnern. Eine ganz besonders große Dichte an GSA gab es übrigens in der Betriebspoliklinik meines Vaters: 2 rote und 1 weißer GSA. Der Besitzer des anderen roten GSA war in seinen Wagen so vernarrt, dass er sogar in den Urlaub nach Ungarn an den Balaton mit dem Trabant seiner Frau fuhr, und das kurz nach einer Bandscheiben-OP seiner besseren Hälfte, nur damit der GSA auf den staubigen Straßen rund um sein Ferienquartier nicht von sandigem Wind oder spielenden Kindern beschädigt werden würde. So weit trieben wir es zum Glück nicht. Übrigens gab es ein rechtes Aufsehen, wenn manchmal alle drei Wagen gleichzeitig vor dem Eingang der Poliklinik standen und sorgte für jede Menge Gerüchte. Auch in unserer Verwandtschaft in der DDR zeigten sich nicht alle begeistert und spekulierten über die Systemnähe unserer Familie. Nach der Wende wurden wir dann auch

genau von vielen Seiten beleuchtet und geprüft und mir fiel ein riesengroßer Stein vom Herzen, dass sich alle Verleumdungen und Vermutungen als haltlos erwiesen: keine Systemnähe. 1985 kam dann das Gerücht auf, es würden Ford Orion zu gleichen Bedingungen wie die GSA in die DDR importiert, d.h. bei einer vorliegenden Bestellung beim IFA-Vertrieb sollte man diese Wagen für DDR-Mark kaufen können. Klar, dass mein Vater sofort „in die Spur“ ging. Er setzte alle Hebel in Bewegung, und Beziehungen waren in der damaligen Zeit ja nicht unbedeutend, um einen Orion erwerben zu können. Irgendwann hatte er dann die Zusage: „Manfred, wenn die Autos kommen, bekommst Du einen!“ Damit war der Zeitpunkt der Trennung von unserem „Cici“ da! Wir waren der Meinung, dass die „Schwarzmarktpreise“ für die GSA fallen würden, wenn die Ford zu haben sein würden. Also hieß es verkaufen. Wieder half ein Inserat in der Zeitung „Neue Zeit“. Die war damals das Zentralorgan der CDU der DDR und hatte den allgemein interessantesten Automarkt, wenn es um ImportFahrzeuge ging. Natürlich wurden keine Schwarzmarkt-Preise genannt, aber jeder wusste, dass man einen 3 Jahre alten GSA nicht für 23.000 DDR-Mark bekommen würde. Mit einem Interessenten für unseren „Cici“ trafen wir uns dann in Leipzig auf dem Automarkt, einem riesigen Parkplatz, auf dem man gegen eine Stellgebühr sein Auto am Wochenende hinstellen konnte, um es zu verkaufen. Entweder man führte die Verkaufsgespräche direkt miteinander, oder man warf durch den extra dafür offen gelassenen Spalt am Fenster der Fahrertür einen zusammengefalteten Zettel mit seinem Kaufpreisangebot und seiner Telefonnummer oder Adresse ein. Meist wurde dann auch noch ergänzt, wann man wieder am Auto ist, damit der „Geschäftspartner“, wenn er wollte, ebenfalls da sein würde. Solche Automärkte gab es in allen Bezirksstädten der DDR, der Leipziger war aber einer der größten und bekanntesten. Aus der ganzen Republik kamen Verkäufer und Käufer dorthin, so auch wir. Unser Problem war es aber, dass meine Eltern bis zur Lieferung des gewünschten Ford Orion ein anderes Auto als Familienauto benötigten. Daraus ergab sich, dass wir unseren GSA nur gegen ein anderes Auto mit Wertausgleich hergeben würden. Unser Kauf-Interessent musste uns also ein Auto nach unseren Vorstellungen beschaffen und dann noch Wertausgleich darauf legen, also Bargeld, damit er mit unserem geranienroten Flitzer davon fahren konnte. Unsere Vorgaben hießen Wartburg, Lada oder Dacia, natürlich neu und höchstens 1000 km gefahren. Er begann mit der Suche und konnte uns schließlich einen nagelneuen Wartburg anbieten, der von seinem Besitzer vor 2 oder 3 Tagen erst beim IFA-Vertrieb abgeholt wurde. Dieser Wartburg-Besitzer nun wollte lieber ein Auto mit Vier-Takt-Motor und Frontantrieb. Damit schied der Lada unseres Interessenten aus. Es entwickelte sich folgende Verkaufskette: Unser Interessent tauschte seinen Lada (etwa 3 Jahre alt) gegen einen Dacia (1 Jahr). Diesen Dacia fuhr er aber gar nicht erst nach Hause, sondern tauschte ihn mit Wertausgleich gegen den neuen Wartburg. Damit waren schon einmal 2 Leute zufrieden, nämlich der DaciaVerkäufer, der nun einen Lada hatte, und der Wartburg-Verkäufer, der den Dacia bekam.

Nun mussten nur noch wir den Wartburg im Tausch mit Wertausgleich gegen unseren Citroen übernehmen und alle hatten das, was sie sich wünschten. Leider kann ich mich nicht wirklich mehr erinnern, zu welchem Wert der Citroen verkauft wurde und zu welchem der Wartburg eingekauft wurde. Auf jeden Fall blieb noch einiges an Bargeld für meine Eltern übrig und ich glaube, sie wollten gar nicht, dass ich als Kind die genauen Zahlen erfahre. Der Wartburg war zwar nagelneu, aber ein fürchterliches Fahrzeug, nachdem wir 3 Jahre uns vom GSA hatten verwöhnen lassen. Weiß lackiert, Grundausführung, Limousine, Lenkradschaltung, kein Radio oder irgendetwas. Er fuhr eben einfach. Und das mit seinen fröhlichen 50 PS aus dem eigentlich alten 3-Zylinder-2-Takt-DKW-Motor. Schon das Scheppern der Türen beim Schließen verursachte uns Gänsehaut. Dafür waren Innen- und Kofferraum deutlich größer als im GSA, aber das entschädigte für gar nichts. Unser Trost war: bald kommt der Orion! Inzwischen bekam der Wartburg wenigstens ein Radio und eine Nebelschlußleuchte und wurde eigentlich genauso gehegt und wenig genutzt, wie der GSA, denn beim hoffentlich baldigen Verkauf sollte er ja möglichst fast so viel Geld einbringen, wie er uns gekostet hatte. Aber mit den Ford Orion ging es einfach nicht los. Es gab sie zwar über Genex zu kaufen, aber nicht über den IFA-Vertrieb der DDR für DDR-Geld. Unser warten wurde nicht belohnt: Westwagen gab es nur noch im Intershop (Fiat und Lancia) oder über Genex, d.h. gegen Westgeld in der BRD zu kaufen und in der DDR ausgeliefert. Und diese Kaufmöglichkeiten hatten wir nicht. Somit wurde der Wartburg unser treuer Begleiter für ganze 3 Jahre und wurde 1988 noch einmal durch einen nagelneuen 2-Takt-Wartburg 353 S in der Farbe „ahorngelb“ ersetzt, diesmal aber die bestmögliche Ausstattung mit Schiebedach, Knüppelschaltung, allen ab Werk lieferbaren Zusatzscheinwerfern, Holzdekorfolie am Armaturenbrett, Stahlgürtelreifen, Radio usw. Dieses Auto gab es wieder auf eine zuteilungsreife Bestellung meiner Eltern direkt im IFA-Vertrieb und begleitete sie bis 1991, sogar auf allen Reisen durch die inzwischen größer gewordene Bundesrepublik. Auch der Versuch meines Vaters, einen VW-Bus T3, davon gab es einige speziell für Handwerker oder Künstler in der DDR, zu erwerben scheiterte. Allerdings bin ich mir nicht mehr sicher, ob er keinen beschaffen konnte, oder ob sich meine Mutti weigerte, mit einem Lieferwagen unterwegs zu sein. Nach dem Verkauf unseres GSA 1985 verliert sich seine Spur für mich. Ich weiß noch, dass der Käufer in Leipzig wohnte, aber auch diese Spur hat sich verloren. Im Straßenbild der DDR kamen immer mehr GSA in zweiter Hand auch in den Besitz von ausländischen Studenten z.B. an der TU Karl-Marx-Stadt. Diese, mitunter z.B. aus Lybien stammenden jungen Männer, kauften die Wagen mitunter auch für Westgeld und waren besonders bei einigen jungen Frauen gefragte Lebensabschnittspartner. Nur für die GSA hatten sie kaum Gespür und so schlamperten leider manche dieser Traumwagen so vor sich hin. Ein Jammer für meinen Vater und mich! Aber viele der GSA blieben auch in Erstbesitzer-Hand und haben ihren Eignern viele Jahre noch Freude und einmaligen Fahrkomfort beschert. Meine GSA-Zeit war mit dem Verkauf unseres geranienroten DDR-GSA erst einmal beendet. In den folgenden Jahren sah ich manchmal im Straßenbild einige der Wagen, aber mehr

Kontakt hatte ich nicht. Erst Mitte der 90er Jahre keimte die Sehnsucht nach einem Citroen GSA wieder auf, besonders zu einer Zeit, da ich selbst einen neuen roten BX als Alltagswagen fuhr. Der Zweitwagen für meine damalige Ehefrau (erst in meiner jetzigen 2. Ehe habe ich wirklich das große Glück gefunden) sollte ein DDR-GSA werden. Ich sprach alle Leute an, die ich mit so einem ehemaligen Import-Modell sah, ob auf Parkplätzen in Einkaufszentren oder direkt bei denen zu Hause. Einfach geklingelt und nachgefragt. Ganz selten fanden sich DDRGSA in Anzeigenteilen der Tageszeitungen. Leider war da auch nie ein Wagen dabei, der meinen Vorstellungen entsprach, auch wenn ich nunmehr schon jede Farbe genommen hätte. Aber die gut erhaltenen Exemplare waren wohl schon in Liebhaber-Hand und die anderen in meist schlechtem Zustand. Meine Bemühungen waren einfach nicht von Erfolg gekrönt. Irgendwann half mir aber das Internet weiter, auch wenn noch Jahre vergehen sollten. Eines Abends, es muss Anfang 2004 gewesen sein, führte mich meine Suche im Web nach den Stichworten „CITROEN GSA“ auf eine sehr liebevoll gestaltete Homepage eines großen DDR-GSA-Fans. Dort gab es sogar einen Teil mit Kleinanzeigen und in diesem wurde ein geranienroter DDR-GSA angeboten, der in Dresden stand. Das war nur eine knappe Autostunde von Chemnitz entfernt und so traf ich mich mit einem Bekannten des Verkäufers zur Besichtigung, da der Besitzer selbst verhindert war. Ja! Ein geranienroter DDR-GSA! Aber nach meinem Geschmack verbastelt. Schon zu DDRZeiten waren am ganzen Wagen zusätzliche Zierleisten angeklebt, er hatte mindestens einen sichtbar reparierten Unfallschaden auf der rechten Seite, die Radkappen waren von einem der ersten 500 Import-GSA mit selbstgemachten Bohrungen in den Felgen montiert und so fiel er bei mir auch durch. So eine Karre wollte ich nicht haben! Der Verkäufer schickte mir noch eine CD mit etwa 40 Fotos vom Wagen, die ich mir monatelang immer wieder angesehen habe. Trotzdem NEIN! Ich wollte ihn nicht. Stefan Wendt aus Hönow, der Betreiber der besagten Website, wurde ein ganz lieber Telefon-Gesprächspartner von mir. Immer wieder löcherte ich ihn mit Fragen nach DDR-GSA und 2006 waren wir uns einig, dass ich einen seiner Wagen kaufen könnte, wenn auch einen blauen Serie-II-DDR-GSA. Hauptsache GSA! Meine Familie hatte meinen Spleen akzeptiert. Trotzdem fanden alle diese Autos extrem hässlich. Ich fand mich damit ab, wohl keinen mehr begeistern zu können. Nach unserem Sommerurlaub, übrigens wie immer in Pruchten an der Ostsee, sollte der Kauf erfolgen. Doch kurzfristig gab es einen anderen Interessenten, welcher schneller war als ich und wieder war mein Traum vom eigenen GSA geplatzt. Aber Stefan tröstete mich: In Dresden steht ja noch der geranienrote Wagen, den ich schon einmal besichtigt hatte. Ich wollte ihn noch immer nicht. Da tauchte in einem Internet-Auktionshaus ein weiterer geranienroter DDR-GSA zur Versteigerung auf. Ich war wie elektrisiert! Doch schon bald durchbrach der Preis des Wagens meine selbstgesteckte Preisgrenze. Er muss in einem wirklich guten Zustand gewesen sein und ging schließlich an einen Käufer aus den alten Bundesländern und wurde seitdem nie wieder gesehen. Das muss dann wohl auch ein Sammler und Liebhaber gewesen sein.

Inzwischen wurde auch die Gesetzgebung für Youngtimerkennzeichen geändert. Die neue Regelung besagte, dass wie bei H-Kennzeichen auch rote 07er-Kennzeichen erst ab einem Alter des Autos von 30 Jahren vergeben werden, nicht mehr für Fahrzeuge ab einem Alter von 20 Jahren. Diese Bestimmung sollte ab dem 01.03.2007 gelten. Nun hatte ich auch noch Zeitdruck, sollte mein GSA doch genau so eine 07er Nummer bekommen, denn als Alltagsfahrzeug wäre er mir in jedem Fall zu schade. Es war Anfang 2007 und es war einfach kein schöner DDR-GSA zu bekommen. Ich raffte mich also noch einmal auf und machte mir über den verbastelten geranienroten Wagen in Dresden Gedanken, den ich schon einmal besichtigt hatte. Ich schickte meine in Dresden wohnende Schwägerin noch einmal zum Verkäufer, um ein paar neue Fotos für mich zu machen. Der Wagen war zwar zwischenzeitlich in eine andere Garage umgezogen, war aber noch immer nicht verkauft. Offensichtlich hatten andere Interessenten aus den gleichen Gründen wie ich vom Kauf Abstand genommen. Eine ganze CD mit mehr als 50 neuen Fotos erreichte mich. Die ganze Familie beriet und auch Stefan wurde wieder einmal konsultiert. Die Entscheidung fiel: Da der Preis und der technische sowie allgemeine Zustand des Wagens einigermaßen passten, rief ich In Dresden an und sagte den Kauf zu! Ich war also fast Besitzer eines geranienroten DDR-GSA! In der letzten Februar-Woche 2007 fuhr ich mit einem gemieteten Autotransport-Anhänger und unserem Familien-VW-Bus zusammen mit ein paar unserer Kinder nach Dresden und holte den Wagen ab. Jetzt hatte ich meinen ersten eigenen geranienroten DDR-GSA! Familie Roscher, so hießen die Vorbesitzer, nahm ganz wehmütig Abschied vom Wagen. Er war auch dort über mehrere Generationen und vom Onkel bis zum Neffen ein richtiges Familienmitglied, stand unter leichten Tüchern versteckt und auf großen Holzklötzen aufgebockt in der Garage und wurde nur bei ganz besonders schönem Wetter für ein paar Ausfahrten genutzt. Jedes Jahr einmal kam er in die Citroen-Werkstatt und wurde vorschriftsmäßig gewartet. Sogar die Hauptuntersuchung war ganz frisch. Vielleicht hatte ich doch einen guten Griff gemacht? Ich versprach, den Wagen wirklich nur als Liebhaberstück zu behandeln und ihn immer gut zu behüten. Wenn es ging, so wünschten sich es die Verkäufer, würden sie den GSA gern einmal wieder besuchen. Aber gern! Beim ersten Sitzen in meinem GSA erschrak ich. Das war das Traumauto meiner Kindheit? So eng, insgesamt recht klein und schwer zu bedienen (Servolenkung – Fehlanzeige). Ja, die Zeiten hatten sich geändert und auch die Ansprüche, die ich an ein Auto stellte. Aber dieses unbeschreibliche Gefühl, wieder in einem DDR-GSA zu sitzen, ihn zu hören, riechen, spüren überwog alles. Ich war glücklich und strahlte so, wie mein Vater am 12.01.1982. Schon in den Tagen vor dem Abholen des Wagens war er das einzige Gesprächsthema in unserer Familie. Irgendjemand kam auf die Idee, das Auto muss einen Namen bekommen. Aber welchen? Ich erinnerte mich, dass es zu Zeiten des GSA meiner Eltern im Fernsehen der DDR die berühmte Fernsehsendung „Ein Kessel Buntes“ gab. Da trat manchmal der französische Chansonier Gilbert Becaud auf, der einen Titel „Natalie“ sang. Mein GSA eine Natalie? Meiner lieben Frau missfiel nicht nur das Auto, sondern auch der Name. „Eine

Französin heißt Chantal!“ meinte Sie. Die ganze Familie einigte sich auf den Namen “ChantalNatalie“. Jetzt heißt es bei uns nur noch: „Vati ist bei Chantal-Natalie“ oder kurz „bei Chanti“. Sogar ein mit dem Namen bedrucktes Autokissen haben mir meine Kinder geschenkt. Es liegt auf der Rückbank und darf natürlich nur angeschaut werden – mehr nicht! In Chemnitz stellte ich den Wagen dann in der DEKRA-Niederlassung vor, um den OldtimerPass zu erhalten. Der Prüfer war begeistert. So einen Wagen hatte er seit 1990 nicht mehr gesehen. Die Erteilung des Oldi-Passes war eine reine Formsache. Keine Mängel, keine Nörgeleien. Die falschen Zierleisten und Radkappen wurden als zeitgenössische Zubehörteile angesehen. Mich störten sie trotzdem. Am letzten möglichen Tag erhielt Chantal-Natalie dann ihre rote 07er-Nummer. Gerade noch geschafft! Kaum zu Hause vom Anhänger abgeladen, stand schon ein DS-Besitzer, der unweit wohnt, am Zaun und wollte meinen GSA für ein Trinkgeld kaufen. Er meinte, für diese Karre bekommt man doch nicht mehr viel und eigentlich ist das ja auch kein sammelwürdiges Stück. Von wegen! Keiner bekommt meine Chantal-Natalie! Sie zog in die Garage und die Umrüstung auf den von mir gewünschten Originalzustand eines Serie-II-DDR-GSA begann. Die falschen Zierleisten ließen sich leichter entfernen, als gedacht. Im Tausch gegen meine ungeliebten ILOX-Radkappen bekam ich die von mir gewünschten Kunststoffkappen. Alle aus der Familie fassten mit an, denn am 14.April hatte unsere Tochter Alice Jugendweihe und wollte mit diesem Wagen zur Feierstunde gefahren werden. Bis dahin musste alles fertig sein. Die Innenreinigung übernahm meine Frau Benita mit ganz viel Liebe. Tochter Isabel nahm sich der Kunststoffteile an und lackierte die Felgen und Radkappen, so dass sie wie neu aussehen. Auch Sissy und Joel fassten mit an, jeder so wie er konnte. Und das alles, obwohl sie alle den Wagen hässlich finden! Egal, für Vati´s, also meine große Liebe (nach meiner Frau versteht sich), sahen sie darüber hinweg und hatten sogar Spaß daran. Unglaublich! Die rechte in der DDR geklempnerte Seite wurde von mir so gut wie möglich aufbereitet, die noch vorhandenen Farbränder ließen sich sogar fast alle beseitigen. Trotzdem, die „Schokoladenseite“ meines GSA ist die Fahrerseite. Zum Schluss noch einige Farbausbesserungen an Schweller und Türunterkanten, es war kein Rost da, aber die schwarze Farbe vom vielen Putzen der Vorbesitzer teilweise regelrecht weg. Wir haben es geschafft. Pünktlich zur Jugendweihe rollte der Wagen im von mir gewünschten Originalzustand vom Hof und gab mir das Gefühl, wieder im Traumauto meiner Kindheit zu sitzen. Diesmal aber mit Fahrerlaubnis als Fahrer, nicht wieder heimlich in der Garage! Ich konnte nun an meinem GSA wieder gutmachen, was ich dem GSA meiner Eltern angetan hatte, nämlich besonders gute und vorsichtige Behandlung. Ein paar kleine Details unterscheiden Chantal-Natalie vom GSA meiner Kindheit: er hat eine Anhängerkupplung und einen anderen Tankdeckel. Na, das sind Kleinigkeiten, über die ich gern hinwegsehen kann. Ein neuer Lebensabschnitt mit einem geranienroten Citroen GSA Pallas aus der DDRImportserie begann also für mich. Was würde er diesmal bringen?

Die Ereignisse ließen nicht lange auf sich warten. Zuerst also die Jugendweihe. Das Auto stieß auf viele Bewunderer und alte Erinnerungen wurden wieder wach. Unglaublich viele Leute wollten mir ihre Geschichten und Erlebnisse mit GSA in der DDR mitteilen. Aber eins höre ich bis heute immer wieder: diese Autos sind einfach hässlich. Kann ich nicht verstehen. Ich kann einfach so an meinem Auto stehen und es bewundern. Ein zeitlos schönes Auto. Aber ich sehe Chantal-Natalie ja auch mit dem Herzen, nicht nur mit den Augen, nur verstehen das die anderen nicht. Egal, es gibt genug GSA-Liebhaber, die ich inzwischen reichlich kennenlernen durfte. So zum Beispiel wurde ich zu einem GSA-Stammtisch nach Hönow bei Berlin eingeladen. Klar, dass wir dahin fuhren, aber nicht mit unserem GSA. Es könnte ihm doch etwas passieren! Also reisten wir mit dem Familien-VW-Bus und jeder Menge Fotos und Erzählstoff an. Es war toll! Die GSA-Freunde sind wie eine Familie, jeder hilft jedem und man ist sich sofort vertraut, hat man doch die gleiche Liebe. Im Vorfeld unseres Stammtisch-Besuches gab es jedoch ein Missverständnis mit großer Nachwirkung, aber dazu später mehr. Wie ich schon schrieb, hatte ich als kleiner Junge eigene Testberichte über die Autos meiner Eltern geschrieben. Diese waren inhaltlich sehr sachlich, enthielten detaillierte Beobachtungen und richtige Schlussfolgerungen und Beurteilungen. Davon habe ich einmal Stefan Wendt an Telefon erzählt. Natürlich interessierte er sich dafür und so kam es, dass er mich im Zusammenhang mit einem Artikel für das Citroen-Jahrbuch 3 gemeinsam mit Markus Herrmann schrieb, um eine Kopie dieses Jugendwerkes von mir bat. Natürlich kam ich dieser Bitte gern nach. In den Fotoalben meiner lieben Eltern stöberte ich noch nach alten Aufnahmen unseres GSA und schickte sie gleich mit. Leider haben sich meine Eltern keinerlei Dokumente von ihrem damaligen Wagen aufgehoben, weder Kaufvertrag, noch Rechnung oder irgendetwas. Nur unser Kennzeichen ist noch bekannt: TO 40-30. Und jetzt passierte Ende 2007 das für mich völlig unfassbare: Mein Testbericht des ehemaligen geranienroten GSA meiner Eltern wurde in großen Auszügen Teil des umfangreichen Artikels über die Citroen GSA Pallas in der DDR. Nach etwa 25 Jahren holte mich meine Kindheit wieder ein! So etwas hätte ich nie im Traum zu wünschen gewagt. Und alle waren beeindruckt, nicht nur meine Familie, die meine Kindheitswerke immer belächelt hat, sondern auch ganz besonders meine Eltern. „Vielleicht“, so meinten sie jetzt, „hättest Du (also ich) doch etwas mit Autos in Deinem Leben beruflich machen sollen!“ Sie hatten mich immer zum Medizinstudium motiviert, wozu ich aber keine richtige Lust hatte, was sich besonders nach der politischen Wende feststellen musste. Na gut, nun hat mich eben als Hobby ein Teil meines Lebenstraumes wieder eingeholt. Und erst die Verwandtschaft: Mit offenem Mund stehen sie nun vor meinem DDR-GSA und stammeln: „So einen hatte doch Dein Vati, oder?“ Dann zücke ich noch das Citroen-Jahrbuch 3 und sie sind alle platt. Dass meine scheinbare Autospinnerei noch einmal seriöse Züge bekommen würde, daran hatte wohl niemand geglaubt. Und ich erzähle mit Begeisterung die Geschichte meines (!) GSA. Gestehen muss ich, dass meine Chantal-Natalie fast ausschließlich in der Garage schlummert. 2007 durfte sie nur zwei mal raus: zur schon erwähnten Jugendweihe und zum

Geburtstag meines Vaters, der unbedingt einmal wieder GSA fahren wollte. Ich holte ihn also bei sich zu Hause ab. Meine Mutti stand auf dem Balkon und sah herunter. „Ach nein“, meinte sie, „ich konnte den Wagen schon früher nicht leiden. Aber wenn Du (also ich) Freude daran hast, ich konnte Deinen Vater ja damals auch nicht davon abhalten.“ Eingestiegen ist sie wieder nicht! Aber mein Vater fuhr. Etwa 3 Kilometer, mehr nicht. „Der muss doch kaputt sein!“ lautete sein Urteil. So ohne Servo und andere elektrische Helferlein, die er jetzt gewöhnt ist, war ihm das Auto ungeheuer. Ungläubig versuchte er sich zu erinnern, dass der GSA auch für ihn einmal DAS Auto war. So haben sich die Zeiten geändert und wir sind mächtig verwöhnt mit unseren heutigen Wagen. Chantal hat bei mir 2007 gewaltige 36 Kilometer zurücklegen dürfen, 2008 waren es unbeschreibliche 56 km. Bestimmt stöhnen jetzt einige Youngtimer-Liebhaber auf und meinen, dass ich den Wagen mehr bewegen müsste. Aber da wird er doch schmutzig, vielleicht nass und verschleißt. Nein, nein, mein Besitzerstolz verbietet es mir, das Auto zu viel zu benutzen. Und außerdem habe ich ja eine rote 07er-Nummer. Damit ist die Benutzung per Gesetz stark eingeschränkt. Abschließend noch zu dem erwähnten Missverständnis: Auf die Einladung von unseren lieben Freunden Anja und Stefan Wendt, sowie Markus Herrmann zum GSA-Stammtisch bzw. GSA-Sommerfest nach Hönow antwortete ich am Telefon: „Bevor ich mit meinem GSA nach Berlin fahre, mache ich eher einmal ein Treffen in Chemnitz!“ Damit wollte ich eigentlich nur unterstreichen, dass ich so eine weite Strecke nicht mit Chantal-Natalie unter die Räder nehmen würde. Aber einige Zeit später fragte Stefan mich, wann denn nun mein GSA-Treffen sein würde. Und da saß ich nun in der Klemme. Eine dringliche Beratung mit meiner lieben Benita brachte das Ergebnis: wir machen ein Treffen. Insgesamt hatten wir nur etwa ein viertel Jahr Zeit für die Vorbereitungen. Aber es wurde ein großartiges Treffen und ein voller Erfolg. Am letzten Augustwochenende 2008 trafen sich allein 10 DDR-GSA und andere Oldtimer, der älteste Citroen übrigens von 1928, in Chemnitz-Rabenstein zum „1. Rabensteiner Citroen-GS/A-Treffen“. Teilnehmer kamen aus allen Regionen Deutschlands, sogar aus Dänemark und so kamen insgesamt 50 Oldies und Youngtimer zusammen, meist mit dem geliebten Doppelwinkel. Das Treffen bot allen ein volles Programm von Freitag Abend bis Sonntag Mittag, mit Fachsimplen, Erinnerungen, Erfahrungen, Werkstattbesuch in einem Citroen-Autohaus, öffentlicher Fahrzeugpräsentationen, Prämierungen in 10 Kategorien, Museumsbesuch zur sächsischen Automobilgeschichte und, und, und. Darüber zu berichten ist schon wieder eine andere Sache. Sogar eine Website ist inzwischen entstanden. Das hätte ich mir nie erträumt. Aber so hat Chantal-Natalie uns zu einer ganz neuen Variante des GSA-Hobbys verholfen: Wir laden GSA-Liebhaber und andere OldieFreunde zum Treffen nach Rabenstein ein. 2009 fand am letzten Augustwochenende in Rabenstein das GS/A-Treffen statt und im Jahr 2010 war schon das 3. Rabensteiner GS/ATreffen als Bestandteil der Oldtimermesse Chemnitz. Es wurde ein unvergessliches Erlebnis für alle Teilnehmer und Gäste. Und so hat mich „GERANIENROT“ wieder fest im Griff.

Es ist, finde ich, eigentlich die schönste Farbe überhaupt. Übrigens: meine liebe Frau hegt und pflegt Chantal-Natalie genauso liebevoll wie ich und stöbert ganz fleißig im Internet, ob es vielleicht GSA-Teile gibt, die wir gebrauchen können. Dafür danke ich ihr von ganzem Herzen! FORTSETZUNG FOLGT!

Mein GSA jetzt

Mein GSA bevor ich ihn kaufte

Der GSA meiner Eltern in der DDR

Mein Testbericht als 13 jähriger Autofan