Werte Kolleginnen, Werte Kollegen, Werte Mitglieder der Regierung,

Ich möchte Ihnen für das Vertrauen danken, welches Sie mir für ein erneutes Jahr geschenkt haben. Selbstverständlich wünsche ich Ihnen allen ein erfolgreiches Sitzungsjahr und freue mich auf eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen allen Fraktionen dieses Hauses zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinschaft. Ich hoffe, dass alle Mitglieder

dieses

Hauses

bereit

sind,

einander

zuzuhören,

die

Argumente fair und verständlich auszutauschen und konstruktive Lösungen,

wenn

möglich

über

die

Fraktionsgrenzen,

hinweg

anzustreben. Die Wahl in Deutschland hat gezeigt, was die Bürger wünschen: sachbezogene Lösungen der Probleme, die unter den Fingernägeln brennen. Sie hat aber auch gezeigt, was sie nicht wollen, nämlich unsachgemäße Polemik oder Demagogie. Der Bürger will gehört und ernst genommen werden, und das ist sein gutes Recht.

Welche Fragen beschäftigen unsere Bürger ? Welche sind ihre Sorgen ? Sind

unsere

Fragen,

über

die

wir

leidenschaftlich

debattieren,

diejenigen, die den Menschen unter den Fingernägeln brennen ?

Wie

können wir im Rahmen unserer Zuständigkeiten die Fragen der Menschen beantworten ? Es ist mein Wunsch, dass das PDG ein Haus des Volkes ist und kein Elfenbeinturm der Politik.

Mein persönliches Hauptziel für die kommenden Jahre ist von besonderem Interesse, und ich bin mir sicher, dass ich vielen aus der Seele rede. Meines Erachtens muss das Parlament ein Konzept entwickeln und umsetzen, das den Bürgern, unserer wunderschönen Region im Herzen Europas, eine tiefer greifende Hilfestellung zur Identifikation mit unserer Gemeinschaft bietet.

Von Außen wird oft besser über unsere Gemeinschaft geredet, als wir es von innen heraus tun. Wie oft wird unsere Gegend als die schönste Belgiens gepriesen, wo wir es doch so schwierig haben, uns zu identifizieren! In Zeiten, wo für den einzelnen Bürger oder für ganze Gruppen stürmisches Wetter bevorsteht, brauchen wir den Bezug zu unserer Gemeinschaft als einer Wertegemeinschaft mehr denn je – denn ohne eine feste Verwurzelung sind wir wie Treibgut auf offenem Ozean.

Leider müssen wir allzu oft feststellen, dass unsere Bürger auf die Frage hin, wo sie sich innerhalb des belgischen Föderalstaates sehen, enorme Schwierigkeiten haben, ihren Platz als deutschsprachige Belgier klar zu definieren.

Oft hört man in diesem Zusammenhang kritische und sehr negative Äußerungen, was das Leben in unserer Gemeinschaft oder das Dasein als deutschsprachiger Belgier betrifft. An diesem Punkt ist es unsere

Pflicht, die Bürger über die enormen beruflichen, sprachlichen, kulturellen und geopolitischen Vorzüge, die ihre Heimat ihnen bietet, aufzuklären. Hierzu gehört natürlich ein ganz großes Maß an Ehrlichkeit aller Fraktionen. In dieser Frage darf es keine Parteipolitik geben. Hier müssen wir gemeinsam die Ärmel hochkrempeln und handeln. Nur ein positives Bild innerhalb unserer Region macht uns interessant, attraktiv und somit zukunftsfähig nach außen.

Es gibt einen Unterschied zwischen ehrlicher Kritik und Schlechtreden, genauso wie Stärken hervorheben nicht gleich Hurrapatriotismus ist.

Es sollte unser erklärtes Anliegen sein, den Bürgern in unsere Arbeit direkter als bisher einzubeziehen und sie somit zu einem Teil der politischen Kultur in unserer Gemeinschaft wachsen zu lassen.

Mein Ziel ist es, dass in unserer Gemeinschaft eine von den anderen Sprachgemeinschaften eigenständige Politik gestaltet wird. Hier könnte ich Dutzende von Beispiele nennen, das würde jedoch den Rahmen sprengen.

Durch die Vermittlung von politischer Bildung, unterstützen wir aktiv die Identitätsfindung unserer Bürgerinnen und Bürger, was dazu führen muss, dass jeder stolz sein sollte, dieser Gemeinschaft anzugehören.

Außerdem würde ein solches Projekt, gerade in Zeiten, in denen weltweit von einer Krise der Demokratie gesprochen wird, einen wegweisenden Fortschritt für die demokratische Kultur unserer Region, ja des ganzen Landes bedeuten.

Wichtig für das Selbstverständnis unserer kleinen Region ist sicherlich auch eine ehrliche Aufarbeitung der Vergangenheit. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass die Geschichte unverfremdet, aber mit dem nötigen Fingerspitzengefühl in die Schulen getragen wird. Dies ist ein Beitrag zum Verständnis für unsere heutige Lage .

Ich befürchte, dass im wirtschaftlichen und sozialen Bereich schwere Zeiten auf uns zukommen. Leider zwingt die anhaltende Stagnation der Konjunktur

immer

mehr

Unternehmen

dazu,

vermehrt

Stellen

abzubauen, was folglich zu sozialen Engpässen in vielen Familien führt. Hier dürfen wir uns nicht aus der Verantwortung stehlen, und müssen bewusst auch den Kontakt zur Wirtschaft suchen, um im Dialog

Lösungen für die Probleme auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Nahtlos schließt hier auch die Arbeitsmarktstudie an, dessen Umsetzung in den nächsten Monaten ein zentraler Punkt meines politischen Handelns sein wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte mich bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit bedanken und hoffe, dass ich meine politischen Ziele klar und verständlich definiert habe. Als Parlament, haben wir eine enorme Verantwortung dem Bürger gegenüber. Auch verspreche ich Ihnen, dass ich weiterhin jeden Tag alles daran setzen werde, dieser Verantwortung gerecht zu werden.

Und glauben Sie mir, ich tue es gern.

Vielen Dank.