Werkstatt Lesetheater _____________________1__________________________ theater

Gruselige Märchen & Sagen 8 Lesetheaterstücke Was ist LESETHEATER? Kurzanleitung LESETHEATER-Workshop Tipps für's Aufwärmen W5

ab 3. VS L+

Das Donauweibchen (Österreich)

Ein junger Mann erliegt dem Charme der Donaunixen und geht ins Wasser. W1 Der liebe Augustin (Österreich) ab 3. VS qDer Augustin wacht nach durchzechter Nacht in Wien in der Pestgrube auf. A9

Die Stadt der Toten (Afrika)

ab 4. VS lq

Ein junges Pärchen gerät in die Hände der Geister und eine Spinne kommt zu Hilfe MW1

Der häßliche Riese (Malta)

ab 3. VS lLEin junges Mädchen verbringt die Nächte bei Löwen, Haien und Schlangen.

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MW3 Der Katzenkönig (England) Der Totengräber begegnet dem König der Katzen MW20

Der König und der Leichnam (Indien)

MW17

Die Höhle der Korrigan (Bretagne)

ab 3. VS ö

ab 4. VS lqEin König gerät in die bösen Machenschaften eines Geisterbeschwörers und trägt eine Leiche mit sich herum, die ihm Rätsel aufgibt. ab 3. VS ls

Weil er zu gierig war, gerät Saig, der arme Schuhmacher mit 5 Kindern, in die Hände der Korrigan - Gnomen mit langen Zähne, die unter Erde leben. O5

Der Zyklop (Griechenland)

ab 4. VS ql Odysseus Männer werden vom Zyklopen gefressen. Nur eine List von Odysseus kann sie retten. q ö l

Schelmengeschichte Tierfabel/-märchen Spannung

L s q

Liebe Glückssuche Kampf (mit dem Bösen)

G + -

Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit Tragödie Verwandlung

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Was ist Lesetheater? Lesetheater – das sind Texte, die mehrere Kinder als VorleserInnen für ihr Publikum zum Leben erwecken, fernab von jeder Lesestunden-Langeweile. Diese effektive Methode der Leseförderung funktioniert ohne Auswendiglernen und Requisiten, lässt sich aber leicht für größere Gelegenheiten ausbauen. Lesetheater ist Theater ohne großen Aufwand, es ist vor allem Leselust als Literaturerlebnis. Die Kinder gebrauchen ihre Stimme, ihre Mimik und Gestik; jede/r findet für sich die Rolle, die ihr oder ihm und den eigenen Fähigkeiten entspricht. Kinder mit Deutsch als Zweitsprache können mit Lesetheater zusätzlich implizit und spielerisch ihre Sprachkompetenz ausbauen. Lesetheater passt sich dem Leseniveau der Kinder an. Es stellt außerdem eine Unterrichtsform dar, die sich fächerübergreifend verwenden lässt, da mit dieser Methode viele Themen erlebnisreicher sowie ‘sinn’-voller präsentiert und erlebt werden können. Dabei steht Lesetheater immer in einem echten Lernzusammen-hang, wenn die Texte

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vor der eigenen Klasse (oder auch anderen Klassen) präsentiert werden. Lesetheater steht in einer langen Tradition. Schon in der Goethezeit und im Biedermeier gehörte es zur literarischen Geselligkeit, sich gegenseitig vorzulesen. Es entstand dann sogar die Gattung des reinen Lesedramas, also eine Vorform des Hörspiels in neuerer Zeit. Die ‚Flut‘ an Hörbüchern heutzutage spiegelt das (auch im Erwachsenen noch stark verwurzelte) Bedürfnis wider, vorgelesen zu bekommen. Sobald Kinder beginnen selber lesen zu können, endet meistens das (groß-)elterliche Vorlesen, ein Umstand der erwiesenermaßen bedauerlich ist, da das aktive Zuhören beim Vorgelesen bekommen Fähigkeiten schult, die das‚einsame’ Lesen nicht bedienen kann.

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Für wen ist Lesetheater? Lesesetheater kann ab der 2. Klasse (mit Einschränkungen schon ab Ende der 1. Klasse) in den Unterricht der Volksschulen/Grundschulen und der Allgemeinen Höheren Schulen und Haupt- und Mittelschulen eingebaut werden. Was kann Lesetheater? Lesetheater dient der Lesepraxis, dem Üben von Textverständnis, dem selbstständigen Umgang mit Texten in der Gruppe, der Teamarbeit und der Ausdrucksschulung. Das Ziel des Lesetheater ist immer die Vorführung und damit verbunden Anerkennung und Applaus. Wenn das Lesetheater auch vor anderen Klassen pärsentiert wird, kann durch dieses positive Erlebnisvorbild eine Weitergabe des Vorlesetheaters in der Schule als Tradition über alle Schulstufen hinweg initiiert werden. Bewusstes Sprechen und Hören Der bewusste Einsatz der eigene Stimme und des stimmlichen und emotionalen Ausdrucks dient der Kommunikationskompetenz der Kinder. Viele Kinder haben Schwierigkeiten damit, Gefühlsäußerungen anderer angemessen zu verstehen. Wenn ein - www.mopkaratz.com

erlebnis für Sprecher und Hörer und schult das Verständnis für Ausdruck von Gefühlen in

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Text ‚stimmig‘ vorgetragen werden kann, ist Lesetheater ein aktives Kommunikations-

Die gemeinsame Auseinandersetzung mit einem Text und die Erarbeitung möglicher

der Sprache. Soziales Lernen

Formen von dessen Präsentation funktioniert nur durch gegenseitige Achtung und ein Aufeinandereingehen. Eine gute ‚Abstimmung‘ ist erforderlich, damit der vorgetragene Text ein Ganzes ergibt. Die Auseinandersetzung mit den anderen Kindern ist eine

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wertvolle Erfahrung zum demokratischen Miteinander. Literaturverständnis Freude an Literatur und das Bedürfnis der Beschäftigung mit Texten und deren (mündlicher) Weitergabe werden angestoßen. Die sinngestaltende Arbeit an einem Text, an einer Geschichte dient auch immer der Interpretation und somit einer subjektiven Sicht des Vortragenden. Durch das experimentierende Hineinversetzen in Figuren und Rollen wird ein tiefergehendes Verständnis der menschlichen Beziehungen im Text und darüberhinaus erreicht. Lesestrategien und -kompetenzen Lesestrategien, die im Unterricht in allen Fächern wichtig sind, werden im Lesetheater geübt: einen Text überfliegen und dem Textverlauf folgen können, Textstellen schnell wiederfinden und Markierungen anbringen um einen Text zu gliedern. Informationen aus Texten entnehmen, dabei Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, das sind Kompetenzen, die gerade im Umgang mit Sachtexten relevant werden. Die Vorleser müssen die Informationen in gut verständlicher Weise vortragen und die Zuhörer habe

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die Aufgabe, relevante Details heraus zu hören.

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Kurzanleitung Zu Beginn werden die Teams gebildet. Die Stücke und die jeweils benötigte Anzahl von LeserInnen wird vorgestellt. Dann sollten sich Gruppen mit der entsprechenden Anzahl bilden. Jede Gruppe erhält nun Kopien ihres Stücks, mit jeweils einem Skript für jede/n LeserIn. Bevor sie loslegen, bekommen die Teams noch folgende Anweisungen:

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Ein Lesetheaterstück ensteht! ö

Du liest den Text leise einmal für dich durch. Gibt es Wörter, die du nicht verstehst? Frage jemanden, der sie dir erkären kann.

ö

Finde nun mit der Gruppe heraus, welche Figuren vorkommen.

ö

Teilt die Rollen untereinander auf. Wer spricht die ErzählerInnen, wer spricht die Figuren?

ö

Überleg' nun gemeinsam mit der Gruppe, wer welchen Text spricht.

ö

Du liest nun deine Rolle durch und markierst sie mit einem Bleistift. Überlege auch schon, wie du deine Rolle sprechen könntest.

ö

Lies gemeinsam mit deiner Gruppe die 'Tipps für die LeserInnen'

ö

Übe nun das Stück mit deiner Gruppe. Hilf den anderen bei der Darstellung ihrer Figuren.

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Tipps für die LeserInnen ö

Halte Deinen Text auf einer konstanten Höhe vor der Brust. Verdecke nicht dein Gesicht mit dem Skript. Versuche so oft wie möglich hoch zu schauen.Wenn du in deinen Text schaust, halte den Kopf trotzdem hoch, nur die Augen blicken runter.

ö

L-A-N-G-S-A-M-E-R! Sprich jede Sil-be klar und deut-lich! Zum Üben eignen sich Zungenbrecher sehr gut.

ö

SPRICH LAUT! (Denk an die alte schwerhörige Frau in der letzten Reihe;-) Um zu testen, ob ihr laut genug seid, kann sich einer von euch ans andere Ende des Raums setzen und immer dann den Arm heben, wenn er oder sie nichts mehr versteht.

ö

Atmen nicht vergessen. Atmet immer tief ein; wenn euer Bauch beim Einatmen herauskommt, atmet ihr richtig.

ö

Sprich mit Gefühl! Das Publikum mag das, wenn ihr ein bisschen übertreibt.

ö

Stehe und sitze gerade. Halte deine Hände und Füße ruhig, wenn sie sonst nichts tun müssen, was zum Stück gehört.

ö

Schau zum Publikum so oft es geht.

ö

Die ErzählerInnen sind wichtig! Ihr kontrolliert die Geschichte. Gebt den Figuren genug Raum und Zeit für ihre Darstellung. Vergesst nicht, ihr sprecht nicht für euch, sondern für's Publikum.

ö

Die Figuren geben der Geschichte das 'Fleisch'. Versuche so zu klingen, so zu gehen und so zu denken wie deine Figur es tun würde. Frage dich, wie fühlt sich deine Figur, und dann spiele es. (Üben kann man gut vor einem Spiegel!) Vergiss nicht, deine Rolle auch zu spielen, wenn du gerade nicht liest. Dann ist es auch einfacher auf deine MitspielerInnen zu reagieren.

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Praktische Tipps Probleme bei der Rollenverteilung Die Kinder können sich nicht einigen – dann kann das Los entscheiden. Damit können sich Kinder oft besser arrangieren, als wenn die/der LehrerIn entscheidet. Wenn genug Zeit ist, können die Kinder ja auch verschiedene Rollen ausprobieren. Stehen oder Sitzen? Bei längeren Präsentationen kann es ratsam sein, für die beteiligten Kinder Sitzgelegenheiten bereitzustellen, sodass nur die jeweils aktiven Kinder stehen oder agieren. Zu langes unbeteiligtes Stehen führt leicht zu Ermüdung, außerdem kann auch leicht ein unruhiges Bild auf der Bühne entstehen, dass die Aufmerksamkeit der ZuhörerInnen stört. Vielleicht treten einzelne Kinder sogar durch eine Türe auf und ab, wenn sie gerade nicht aktiv auf der Bühne gebraucht werden. Durch diesen dramatischen Effekt kann die Bedeutung einzelner Rollen durchaus noch erhöht werden. Kostüme & Requisiten Kostüme und Requisiten dienen dem Stück, sie sollte nie zum Selbstzweck eingesetzt

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werden. Weniger ist mehr sollte auch hier die Regel sein. Wenn ihr Gebrauch den Fluss der Präsentation hemmt, sollte man sie eher weglassen. Andererseits kann ein einfaches Kostümteil ein Kind leichter in eine Rolle hineintreten und die Angst vor der Bühne vergessen lassen. Eine Kiste mit ein paar bunten Tüchern, Hüten und Kappen gehört in jedes Klassenzimmer, die Fantasie der Kinder und der Zuschauer besorgt den Rest. Die Teile in der Kostümkiste sollten nicht passend zu den Stücken ausgesucht sein, es ist viel spannender zu sehen, wie das gleiche Kostümstück mal zu einem Teufel passt und beim nächsten Stück einen Hasen kleidet. Geräusch- und Klanginstrumente sind auch oft hilfreich, andererseits sind im Stück notwendige Geräusche auch ein Anlass, sie selbst zu kreieren, bzw. das Publikum

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aufzufordern, passende Geräusche zu produzieren. Musik ist natürlich immer eine schöne Möglichkeit Atmosphäre zu schaffen, sei es 'live' von den Kindern selbst vorgetragen oder vom Band kommend. Lautstärke Lesetheater ist vor allem eine Sache der Stimme und der Mimik. Daher sollten vor den Proben und vor der Aufführung die Stimme immer aufgewärmt werden (siehe Tipps für's Aufwärmen ) Es hat sich bewährt, bei Aufführungen jemanden ans Ende des Raumes zu setzen, der ein Handzeichen gibt, wenn zu leise gelesen wird. Die Kinder können sich vorstellen, dass sie für die Person am Ende des Raumes lesen. Falls das Publikum oder der Raum doch einmal sehr groß sein sollten, kann ein Mikrofon zur Unterstützung helfen. Wie üben? Kleinere Stücke lassen sich oft innerhalb einer Stunde erarbeiten und präsentieren. Für längere Stücke ist eine längere Vorbereitungsphase notwendig. Da ein Lesetheaterstück ein Gemeinschaftsprodukt ist, entwickelt sich die Dynamik eines Textes am besten in der Interaktion der Gruppe.

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Die Kinder können oder sollen die Texte zum Üben durchaus mit nach Hause nehmen. Dies ist besonders wichtig für Kinder, denen Lesen noch Mühe bereitet. Als zusätzlicher Nebeneffekt stellt sich ein, dass die Eltern mitbekommen, was gerade im Unterricht passiert, bzw. meist schon in den Genuss des vorgelesenen Stücks kommen (und möglicherweise aufgefordert sind, die Stücke mit ihren Kindern gemeinsam zu lesen! Vielleicht der erste Schritt zu einem Lesetheater in der Familie?!)

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Tipps für's Aufwärmen Vorbereitungsspiele und Übungen Vor der Arbeit mit Texten ist es ratsam, mit einem kurzen Aufwärmen zu beginnen: Die Kinder bewegen sich, spielen gemeinsam und entdecken ihre Spielfreude. Ein Aufwärmen kann auch zu einem Ritual werden, wenn man sich gemeinsam für eine gewisse Abfolge für Übungen entscheidet, die immer wieder am Anfang einer Übungsstunde gemacht wird. Dies erleichtert einen erneuten Einstieg in die Lesetheaterstunden. Beim Lesetheater sind natürlich vor allem Stimme und Ausdruck gefragt und sollten gut aufgewärmt sein. Die angeführte kleine Auswahl an Übungen sind eine Anregung für ein ca. zehnminütiges Einstimmen zu Beginn. Vielleicht finden Sie ja gemeinsam mit den Kindern ihr ganz persönliches Azfwärmen, das aus verschiedenen Elementen besteht, und das allen viel Spaß macht! 1. Körper-Warmup Stillleben

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Gruppenübung im Kreis: ein Kind beginnt mit einem pantomimischen Angebot: Ich bin eine Katze und stellt das Standbild einer Katze dar. Ein zweites Kind ergänzt mit einem eigenen Standbild: Ich bin das Futter der Katze, dann kommt das dritte Kind usw. Das Spiel sollte von selber laufen, es gibt keine richtigen oder falschen Ideen, ein Eingreifen sollte nur im Falle nötig sein, wenn die gegenseitige Aufmerksamkeit nachlässt. Die Kinder können versuchen, immer nur auf das Standbild, das jeweils vor ihnen gestellt wurde zu reagieren. (Variante für große Gruppen: 2 Gruppen zeigen sich gegenseitig Stillleben zu vorher bestimmtenThemen, z.B. Länder, Städte, Mein Urlaub etc. vor).

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2. Stimm-Warmup Lippenlesen Partnerübung: Lippenlesen ist ein gutes Artikulationstraining, ohne dabei zu sprechen. Die Kinder denken sich zuerst Wörter, dann in Folge kurze Sätze aus und versuchen, sie einander stumm, aber sehr deutlich vorzusprechen. Der Partner muss nun raten, was sein gegenüber sagen will. DirigentIn & Chor Gruppenübung: Ein Kind dirigiert die Gruppe. Der Chor schreit dabei lauter und leiser mit den Bewegungen des dirigierenden Kindes. Die Übung kann von Mal zu Mal komplexer werden, indem neue Dirigierbewegungen eingeführt werden z. B.: Wedeln mit den Armen führt zu wilden Kopfbewegungen des Chors, das dirigierende Kind gibt Gesichtsausdrücke vor, usw.; auch hier gibt es kein Richtig oder Falsch, jedes Kind reagiert individuell. 3. Kreativ-Warmup Hey, was machst du denn da? - Partnerübung: ein Kind beginnt mit einer

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pantomimischen Darstellung (z.B.: ein Brot schneiden), der Partner fragt freundlich: „Hey, was machst du denn da?“, worauf das erste Kind antwortet: „Ich lese ein Buch.“ Das fragende Kind beginnt nun pantomimisch ein Buch zu lesen, das erste Kind stoppt seine Brotschneide-Pantomime und fragt darauf seine Partner wiederum: „Hey, was machst du denn da?“, usw.. Tätigkeit und Antwort sollten möglichst nichts miteinander zu tun haben. Beim Antworten sollte darauf geachtet werden, dass die pantomimische Tätigkeit weiter ausgeführt wird.Um ins Theater-Spielen zu kommen, ist es vor der eigentlichen Arbeit mit den Texten ratsam, einige aufwärmende Übungen zu Körper, Stimme und Ausdruck mit der Gruppe zu machen.

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Erläuterung zu den Texten -

.............. stumme Rolle oder einfache (Tier-)Laute

*

.............. kurze, einfachere Passagen, wenige Sätze

** ............. etwas mehr zu lesen, längere Passagen

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*** ............. Hauptperson/ErzählerIn, viel zu lesen, lange Passagen

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Wiener Sagen

Das Donauweibchen (1/4)

Das Donauweibchen (6 Rollen) ErzählerIn 1............................***

ErzählerIn 2 .................................**

Sohn .....................................**

Fischer ...................................... **

Donauweibchen ........................ *

Nachbarin................................... **

*** viel zu lesen

** mittelviel zu lesen

* wenig zu lesen

ErzählerIn 1 Das Donauweibchen. Einst lebte ein alter Fischer mit seinem Sohn in einer Hütte am Ufer der Donau. Bei jedem Wetter fuhren sie mit ihrem Boot auf den Strom hinaus, ließen das Netz zu Wasser. ErzählerIn 2 Im Winter, wenn die Flüsse zugefroren waren, aber saßen sie daheim und brachten ihre Geräte in Ordnung. So saßen sie auch an einem Winterabend neben dem Ofen und

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flickten ihr Netze. Sohn Vater, erzähl mir doch eine Geschichte, die Zeit will mir heute gar nicht vergehen. Fischer Welche willst du denn hören? Die vom Wassermann? Oder die vom Zwergenkönig? Sohn Nein. Erzähl mir die Geschichte vom Donauweibchen.

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Fischer Gut. Auf dem Grunde der Donau herrscht der Nixenkönig in seinem Schloss aus blaugrünem Kristall. In den Muschelgärten spielen und tanzen die Donauweibchen, die Töchter des Nixenkönigs. Manchmal aber erfüllt die Wasserjungfrauen eine übermächtige Sehnsucht nach der Menschenwelt. Wenn der Mond voll am Himmel steht, tauchen sie aus den Wellen empor und schwimmen zum Ufer hin.Wehe dann dem Jüngling, der sie erblickt! Er ist ihnen für ewig verfallen. Sohn Was passiert mit dem Jüngling, Vater? Vater Er verliebte sich so sehr, dass er früher oder später ins Wasser geht, um sein Donauweibchen wieder zu treffen. ErzählerIn

Da sprang plötzlich die Türe auf und aus dem Dunkel der Nacht trat ein Wesen von wunderbarer Schönheit.

Sohn Das, das, das ... ist ein Donauweibchen! Fischer O, Gott. Schau nicht hin, Sohn. Donauweibchen Fürchtet euch nicht. Ja, ich bin ein Donauweibchen.

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Ich komme, um euch zu warnen. Der Südwind kommt bald, um in wenigen Stunden der Gast meines Vaters zu sein. Das Eis wird brechen und die Donau wird das Land überfluten. Rettet euch, solange es noch Zeit ist. Lebt wohl.

Fischer Sohn, schließe die Tür.

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Sohn Sie war so wunderschön. Fischer Komm, wir wollen uns beeilen und auch die Nachbarn warnen. Packe du zusammen, was wir zum Leben brauchen. Sohn So schön. So schön. Fischer Träum nicht. Beeil dich. In ein paar Stunden ist hier alles unter Wasser. ErzählerIn 1 Im Vorbeigehen klopften sie bei den anderen Fischerhütten an: Fischer Nachbarin, pack deine Sachen zusammen und bring dich und deine Familie in Sicherheit. Sohn Das Donauweibchen ist uns erschienen und hat uns gewarnt. Es war so wunderschön.

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Wiener Sagen

Der liebe Augustin (1/4)

Der liebe Augustin

(6-10 Rollen)

ErzählerIn 1.......................... ***

Gast 2 ................................... *

ErzählerIn 2.......................... ***

Pestknecht 1............................ *

Augustin............................... **

Pestknecht 2............................ *

Wirtin.................................. **

Kirchgänger 1 .......................... *

Gast 1 ...................................*

Kirchgänger 2 .......................... *

*** viel zu lesen

ErzählerIn 1

** mittelviel zu lesen

* wenig zu lesen

Der liebe Augustin. Als im Jahr 1679 der Winter zu Ende geht, ist die Welt in Wien noch in Ordnung.

ErzählerIn 2

Der Dudelsackpfeifer Augustin unterhält jeden Abend die Menschen in den Weinstuben.

ErzählerIn 1

Sie kommen gerne zu ihm, um sich von seiner immer

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und ewig guten Laune anstecken zu lassen. Gast 1

He, Augustin, spiel auf. Lass deinen Dudelsack hören.

Gast 2

Wir wollen Spaß. He, Wirtin, noch ein Achterl Rot.

Gast 1

Für den Spielmann auch. Auf meine Kosten.

Wirtin

Sofort, die Herren.

Augustin

Dank euch, ihr Herren. Auf euer Wohl.

Gast 2

Auch auf deines, Augustin. Und jetzt: Musik!

Wirtin

He, Augustin, kannst heut nacht in der Gaststube schlafen. Bei dem Wetter jagt man ja keinen Hund vor die Tür. Spiel nur schön weiter, ist gut für's Geschäft.

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Gast 1

Hast du schon gehört? Im Osten hat's wieder Tote gegeben.

Gast 2

Der schwarze Tod?

Gast 1

Der schwarze Tod. Die Pest.

Gast 2

Dann lass uns feiern solange es noch geht.

Gast 1

Auf unser aller Wohl.

ErzählerIn 2

Im Frühjahr ändert sich alles schlagartig. Die Pest erreicht auch Wien.

ErzählerIn 1

Zu Tausenden sterben die Menschen innerhalb weniger Wochen. Panik bricht aus.

ErzählerIn 2

Die einen versuchen zu flüchten, die anderen geben sich der Weltuntergangsstimmung hin und geben ihre Geld ncoh schnell aus. Anfangs gelingt es dem Augustin noch, die Menschen aufzuheitern.

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Gast 2 Augustin

He, Augustin. Spiel dein Lied, als wär's das letzte Mal. Trinkt, Brüderlein, trinkt. Es wird ein Wein sein, und ich werd' nimmer sein...

ErzählerIn 1

Als dann aber schon jeder ein paar Todesfälle in der Familie hat, scheut man sich, das Haus zu verlassen - aus Trauer oder aus Angst vor Ansteckung.

ErzählerIn 2

So sitzt der Augustin eines Abends alleine im Wirtshaus.

Augustin

Das hältst du ja im Kopf nicht aus. Fast alle Wirtshäuser geschlossen, niemand kommt mehr und hört mir zu. Alles ist hin...

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Wirtin

Hier, Augustin, trink noch ein Glaserl Wein. Stoßen wir an auf bessere Zeiten.

Augustin ErzählerIn 1

Ein Prosit der Gemütlichkeit. Zum Wohl, Frau Wirtin. So kommt es, daß sich gegen Mitternacht der Augustin, schwerstens betrunken, von der Wirtin verabschiedet und seines Weges zieht.

Augustin Wirtin ErzählerIn 1

Servus, Wirtin. Servus, Augustin. Leb wohl oder komm bald wieder. Lange hält es Augustin nicht auf den Beinen.

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Die Stadt der Toten (1/5)

Nigeria

Die Stadt der Toten (7-8 Rollen) ErzählerIn 1

Dada …................................. ***

….............................*** ErzählerIn 2

Aina ..................................... **

….............................*** Schädel ..................................

Geist 1 ................................... **

... * Geist

Spinne ….................................. *

2 ...................................... * *** viel zu lesen

** mittelviel zu lesen

* wenig zu lesen

ErzählerIn 1 Die Stadt der Toten. ErzählerIn 2 Eine Geistergeschichte der Yoruba, einem Volk in Nigeria. Aina Dada, ich möchte meine Familie wieder einmal sehen.

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Dada Ein Jahr sind wir jetzt verheiratet. Ja, lass uns deine Eltern und Geschwister besuchen. Die Ernte ist fertig, wir haben Zeit. ErzählerIn 2 Das Dorf, in dem Ainas Eltern lebten, war zwei Tagesreisen von ihrem Dorf entfernt. ErzählerIn 1 Am Mittag des ersten Tages kamen sie an einen Fluss. ErzählerIn 2 Gerade als sie hinüber wollten, hörten sie eine Stimme. Schädel Liebe Leute, bitte, tragt mich über den Fluss. Dada Wer spricht da?

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Aina Aahhh. Sieh da, auf dem Felsen. Da liegt ein Schädel und spricht. Schädel Bringt mich zum anderen Ufer! Dada Was sollen wir tun? Aina Wir tun besser, was er sagt. Er könnte uns sonst verfluchen. Dada Wie du meinst. ErzählerIn 2 Als Dada den Schädel ergriff, biss dieser sich an seiner Hand fest. Dada Auuu. Du tust mir weh. Er beißt sich fest. Au. Aina Wirf ihn weg! Dada Es geht nicht, au! Er beißt noch fester. Au! Schädel Los, jetzt über den Fluß, und dann in den Wald. Mach, was ich sage oder ich beiße dich in den Hals. ErzählerIn

Und Aina und Dada, der einen schrecklichen Schmerz im Genick hatte, mussten den Anweisungen des Schädels folgen.

Schädel Jetzt diesen Weg, hier entlang, schneller. Rechts. Jetzt links. Aina Aber wir wollen doch zu meinen Eltern. Bitte, lass uns gehen.

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ErzählerIn Um ihre Köpfe flatterten Vampirfledermäuse.

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ErzählerIn Inzwischen war es Nacht geworden. Sie waren tief im Dchungel.

wilden Hunden. Sie versuchen uns zu beißen.

ErzählerIn Sie kamen an das Ufer eines stinkenden Flusses, übelriechender Nebel stieg auf. Aina Sie nur, Dada. Diese weißen Blumen sehen aus wie die Köpfe von Dada Schnell weg, Aina. Schädel Wir sind da. Endlich! Zuhause!

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ErzählerIn Sie standen mitten in einem verfallenen Dorf. ErzählerIn 1 Als mit einem rasselnden Geräusch geisterhafte Schemen auf sie zustürzten und sie wispernd umflogen. Geist 1 Menschen, lebende Menschen, aus Fleisch und Blut. ErzählerIn 2 Sie waren in der Stadt der Toten. Schädel Los, geht und sammelt Holz für ein großes Feuer. Versucht nicht zu fliehen, die Toten sind überall, sie werden euch finden. Geist 2 Schädel, du hast uns Fleisch mitgebracht. Das hast du gut gemacht. Aina Dada, ich habe Angst, schreckliche Angst. Sie werden uns ins Feuer werfen und auffressen.

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Märchen der Welt

Der hässliche Riese (1/5)

Der hässliche Riese (8 Rollen) ErzählerIn 1 .......................... ***

ErzählerIn 2 ........................... ***

Mann ................................... **

Riese/Prinz ............................. **

Mädchen ............................... *

Hai ....................................... *

Löwe ................................... *

Schlange ................................. *

*** viel zu lesen

** mittelviel zu lesen

* wenig zu lesen

ErzählerIn1 Der hässliche Riese. Ein Märchen aus Malta. ErzählerIn 2 Es war einmal ein Mann, der ritt in einen großen Wald. Er ritt und ritt; zuletzt erblickte er ein schönes Schloss und davor viele große Bäume mit goldenen Äpfeln. Mann Diese Äpfel sehen so gut aus. Es ist niemand zu sehen.

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Ich pflücke mir einen. ErzählerIn 1 Aber kaum hatte er die Frucht abgerissen, als ein abscheulicher Riese aus dem Schloss trat und schrie: Riese Du Schande der Menschen! Schämst du dich nicht, meine Äpfel zu pflücken? Blind sollst du werden! Mann Ich bitte dich um Verzeihung. Ich wußte ja nicht, dass diese Äpfel dir gehören. Tu' mir nichts. Du kannst alles von mir haben.

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Riese Gut, ich schenke dir dein Leben und dein Augenlicht! Aber das Mädchen, das aus dieser Frucht herauskommt, musst du mir nach vierzehn Jahren hierherbringen, sonst hole ich sie und blende dich! Der hässliche Riese (2/5)

ErzählerIn 2 Der Mann ritt darauf heim. Aus der Frucht aber stieg ein kleines Mädchen. Sie war sehr schön und lieblich. Der Mann und seine Frau freuten sich und hatten das Mädchen sehr lieb. ErzählerIn 1 Sie vergaßen jenes Versprechen und dachten, der Riese wäre gestorben. Doch gerade nach vierzehn Jahren ging das Mädchen in den Wald und pflückte Blumen. Auf einmal kam der Riese auf sie zu und sagte: Riese Morgen soll dich dein Vater hierher bringen!

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ErzählerIn 2 Sie hatte Angst und weinte, weil sie nichts von dem Vertrag wusste. Mädchen Vater, was sollen wir nur tun? ErzählerIn 1 Und der Vater erzählte ihr die Geschichte, wie sie zu ihnen gekommen war. Das Mädchen sprach darauf: Mädchen Gut, ich gehe hin, um zu sterben, denn er wird mich ganz gewiss töten! Lebt wohl.

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ErzählerIn 2 Dann ging sie mit ihrem Vater in den Wald, und der Riese nahm sie auf seine Arme, die so groß waren wie Bäume, und trug sie fort. Der Vater aber musste heimgehen. Mann Leb wohl, Tochter. ErzählerIn 1 Einmal sagte der Riese zur Kleinen: Riese Willst du mich heiraten? Mädchen Nein, du bist so hässlich! Riese Dann werfe ich dich in die Schlangengrube zu meinen sieben Schlangen. Sie sollen dich fressen.

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Märchen der Welt

Der Katzenkönig (1/3)

Der Katzenkönig (5 Rollen) ErzählerIn 1 .......................... **

ErzählerIn 2 ........................... **

Frau ................................... **

Totengräber ........................... ***

Alter Tom .............................. * *** viel zu lesen

** mittelviel zu lesen

* wenig zu lesen

ErzählerIn 1 Der Katzenkönig. Ein Märchen aus England. ErzählerIn 2 An einem Winterabend saß die Frau des Totengräbers am Kamin. ErzählerIn 1 Ihr großer, schwarzer Kater, der alte Tom, lag neben ihr und erwartete wie sie schläfrig blinzelnd die Rückkehr des Herrn. Kater Tom Miau.

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Frau Wo bleibt der Alte denn so lange? ErzählerIn 2 Schließlich kam der Totenträber hereingestürzt. Totengräber Frau! Mir ist was passiert. Frau Was bist du denn so aufgeregt? Wo warst du so lange? Totengräber Wer ist Tommy Tildrum ? ErzählerIn 1 Beide, seine Frau und der Kater, starrten ihn an. Frau Was regst du dich denn so auf? Und warum willst du wissen, wer Tommy Tildrum ist?

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Totengräber Oh, ich habe ein tolles Abenteuer erlebt! Ich war dabei, ein Grab zu schaufeln. Und dann muß ich wohl dabei eingeschlafen sein. Jedenfalls wachte ich erst durch das Jaulen einer Katze auf. Kater Tom

Miauuuu.

Totengräber Ja, gerade so war's! Ich guckte über das Grab hinweg, und was glaubt ihr, was ich sah? Frau Wie kann ich das wissen? Totengräber Denke dir nur, neun schwarze Katzen. Wie Tom sahen sie aus, alle mit einem weißen Fleck auf ihrem Brustpelz. Und was glaubt ihr, was sie trugen? Einen kleinen Sarg, mit einem schwarzen Tuch bedeckt, und auf dem Tuch lag eine Krone, ganz aus Gold. Frau Nein?! Totengräber Doch. Und bei jedem dritten Schritt riefen alle ,Miau'.

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Kater Tom Miauuuuu. Totengräber Ja, ganz genau so. Und als sie näher und näher kamen, konnte ich sie genauer sehen, weil ihre Augen in grünem Licht leuchteten. Und nun gingen sie alle auf mich zu. Acht trugen den Sarg, und die neunte, die größte unter ihnen, schritt in aller Würde voran. Frau

Hast du was getrunken?!

Totengräber Ach geh! Keinen Tropfen.

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ErzählerIn 2 Der Kater Tom starrte den Totengräber mit seine grünen Augen an. Totengräber Aber sieh nur unsern Tom, wie er mich anstarrt! Man könnte denken, er verstünde alles, was ich sage. Frau Nur weiter, erzähl weiter. Kümmere dich doch nicht um den alten Tom. Totengräber Also, ich sagte gerade, sie kamen langsam und feierlich auf mich zu und riefen alle bei jedem dritten Schritt ,Miau, miau'.

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Indien

Der König und der Leichnam (1/8)

Der König und der Leichnam (5 Rollen) ErzählerIn 1.......................... ***

ErzählerIn 2 ......................***

König ....................................**

Asket ................................**

Leichnam ..............................***

Diener ......................*

*** viel zu lesen

** mittelviel zu lesen

* wenig zu lesen

ErzählerIn 1 Der König und der Leichnam. Jeder Tag, während zehn Jahren, erschien ein Bettelmöch im Audienzsaal eines Königs. Schweigend gibt er dem König ein einfaches Geschenk: ein Stück Obst, dann zieht er sich zurück in die Menge. König Wieder eine Frucht. Los, schmeiß sie weg, zu den anderen. ErzählerIn 1 Jedes Mal, wenn das passierte, nahm ein Diener des Königs

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das Obstgeschenk und warf es heimlich aus einem Fenster in einen kleinen Hof, der zur Schatzkammer gehörte. Diener Da liegen inzwischen einige Tausend verrottete Früchte. Mich wundert, dass das noch nicht zum Himmel stinkt. ErzählerIn 2 Eines Tages, der Bettler hat gerade wieder seine Gabe überbracht, kommt ein Affe in den Audienzsaal gesprungen. König Diener, wo kommt der Affe her? Diener Oh, er muss aus den Quartieren der Frauen entkommen sein.

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König Los, fangt ihn wieder ein. He, mein Obstgeschenk. ErzählerIn 1 Bevor sie den Affen einfangen können, hat sich dieser die Frucht, die der König an diesem Tag aus Hand des Asketen empfangen hatte, geschnappt und hineingebissen.

Diener Er frisst das das Obst des Königs. Und spuckt es wieder aus. Oh, mein Gott. König Was ist das? ErzählerIn 2 Ein funkelndes Juwel fällt heraus und rollt über den Boden. König Was ist mit den andere Stücken Obst passiert ist, die ich all die Jahre erhalten habe? Diener Wir haben sie alle durch ein Fenster in den kleinen Hof bei der Schatzkammer geworfen. König Führt mich hin!

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Diener Jawohl, eure Hoheit! ErzählerIn 1 In der inmitten eines Haufens fauler Früchten finden sie die Juwelen der letzten 10 Jahre. König Oh, ich bin geblendet - das ist ein unermeßlicher Reichtum. ErzählerIn 2 Am nächsten Tag, als der Asket mit seiner Frucht eintrifft, weigert sich der König, sie anzunehmen. Diener Sprich, Bettelmönch.

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Asket Ich spreche nur mit dem König allein. Diener Was wagst du es..? König Lasst mich mit ihm allein. Diener Aber eure Hoheit, eure Sicherheit... König Geht! Lasst mich allein mit ihm. Was hast du mir zu sagen? Asket

Eure Hoheit. Ich komme seit langem zu euch, weil ich einen wahren Helden suche, der mich in einer magischen Unternehmung von großer Bedeutung unterstützen soll.

König Und? Was habe ich damit zu tun? Asket Diese Person muss ein wahrer Held sein. Ausgestattet mit Kräften, die den Kräften es Bösen widerstehen können. Nur ein echter Held wie eure Hoheit kann mir helfen. König Soso. Und was ist zu tun? Asket Kommt bewaffnet am Abend des nächsten Vollmondes zu den

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Grabstätten der Toten am Rande der Stadt. Dort wird sich alles finden. ErzählerIn 1 In der verabredeten Nacht sucht der König den Bettler an diesem unheimlichen Ort auf, der von Gespenstern und Dämonen bewohnt wird. ErzählerIn 2 Dort angekommen, findet er den heiligen Mann inmitten der Zeichnung einen magischen Kreises - eines Mandalas - auf dem Boden sitzend vor.

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König Hier bin ich. Was kann ich für dich tun? Asket Dort drüben auf der anderen Seite des Friedhofes, findest du einen Leichnam. Er hängt in einem Baum. Hol ihn her! ErzählerIn 1 Der König geht mutig den weiten Weg über den Friedhof. Am Baum angekommen schneidet er die Leiche herunter. König Das ist wirklich keine angenehme Arbeit. Oh, Allmächtiger, was ist das? Leichnam Ooohhh.Oohhhh. ErzählerIn 2 Als der Leichnam zu Boden fällt, beginnt er zu stöhnen. König Der lebt ja noch. Leichnam Iiihhhhh.Iiihhhh.Hahahaha. ErzählerIn 1 Eine schrille Stimme, die aus der Kehle des Toten kommt, lacht ihn aus

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Die Höhle der Korrigan (1/6)

Bretonische Sagen/Frankreich

Die Höhle der Korrigan (7-10) ErzählerIn 1 ….............................***

Kind 2 .................................... *

ErzählerIn 2 ….............................***

Katell .................................... **

Saig ........................................ ***

Korrigan 1 ................................ *

Annaig ...................................... **

Korrigan 2 ................................ *

Kind 1........................................ *

Dorfbewohner ........................... *

*** viel zu lesen

** mittelviel zu lesen

* wenig zu lesen

ErzählerIn 1 Die Höhle der Korrigan*1. ErzählerIn 2 Eine Legende aus der Bretagne*2 in Frankreich. ErzählerIn 1 Es war vor langer, langer Zeit, da lebte in einem kleinen Dorf in der Bretagne ein armer Schuhmacher. ErzählerIn 2 Er hieß Saig und er machte wunderbare Schuhe aus Leder,

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die er auf dem Markt verkaufte. Saig Wunderbare, weiche Lederschuhe. Zeit für ein neues Paar Schuhe, Monsieur? *3 Dorfbewohner Nein, danke, Saig. Für dieses Jahr habe ich schon ein Paar schöne Holzschuhe gekauft. Saig Holzschuhe? Dorfbewohner Ja, Holzschuhe sind der letzte Schrei dieses Jahr. Und angeblich halten sie ewig. Saig Ewig? Na, da kann ich ja einpacken mit meinen Lederschuhen.

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Dorfbewohner Ausserdem, Lederschuhe, bei diesem Regen und dem Schlamm überall?! Huh, da kommt die alte Katell, die Hexe. Salut*4, Saig. Saig Na, na. Wenn du mal alt bist, wirst du auch nicht hübscher sein. Dorfbewohner Und du nicht reicher, wenn du Hexen in Schutz nimmst. ErzählerIn 1 Jeden Abend kochte Annaig, die Frau von Saig, die gleiche dünne Suppe mit ein bisschen Brot für Saig und ihre fünf Kinder. Kind 1 Mama, ich habe Hunger. Kind 2 Von der Suppe werde ich nicht satt. Annaig Kaut euer Brot gut und langsam, dann wird's schon reichen. Saig Ich hab nichts verkauft heute. Annaig Dann wird's morgen wieder die gleiche Suppe geben. Kind 1 Nein, nein, ich will keine Suppe. Kind 2 Wir haben Hunger, wir wollen essen. Und keine Wassersuppe! Annaig Seid still, Kinder, morgen ... ErzählerIn 2 Da klopfte es an der Tür.

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ErzählerIn 1 Als Saig öffnete, stand draussen ... Kind 2 ...die alte Katell! Kind 1 Die Hexe! Annaig. Seid still, Kinder. Das ist unhöflich. Kind 1 Mama, ich hab Angst. Saig Katell! Was..? Komm herein, steh' doch nicht da im Regen. Katell Danke, Saig. Tausend Dank. ErzählerIn 2 Und Katell, mit ihrer krummen Nase und dem Buckel, trat ein.

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Saig Setz dich zu uns. Wärm' dich am Feuer. Annaig Da, Kind, bring Katell ein bisschen Suppe. Kind 2 Ich, aber, ich habe... Annaig Geh! Katell Danke, mein Kind. Du bist sehr gütig. Kein anderer im Dorf hat mir die Tür geöffnet. Saig Bei dem Unwetter?! Da jagt man doch keinen Hund... Annaig Saig! Saig Entschuldigung, das war nicht so gemeint. Katell Schon gut, Saig. Ich bin es gewohnt, wie ein Tier behandelt zu werden. Saig Wir wollten gerade schlafen gehen. Bleib doch über Nacht bei uns. Da hast du es trocken und warm. ErzählerIn 1 Saig und seine Frau bauten auf dem Dachboden ein Bett aus Stroh und Decken. Dort legte sich Katell zum Schlafen hin.

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ErzählerIn 2 Die Kinder standen an der Tür und schauten Katell an. Katell Gute Nacht, meine Kleinen. Schlaft gut. Kinder Gute Nacht, Katell. Schlafe auch gut. ErzählerIn 1 Am anderen Morgen, als Katell das Haus verließ, nahm sie Saig beiseite. Katell Saig. Für deine Gastfreundsdchaft will ich dir danken. Saig Ach, das ist doch nicht der Rede wert. Katell Doch, doch. Hier: dieser Schlüssel öffnet die Tür zur Höhle der Korrigan. Du kennst den Platz?

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Saig Den Felsen der Korrigan? Mit dem dunklen Loch? Ja, sicher. Katell Dieser magische Ring macht dich unsichtbar. Zünde diese Kerze an, wenn du dort hin gehst. Du wirst dort unten den Schatz der Korrigan finden. Stopf' dir die Taschen voll, und verschwinde, bevor die Kerze erlischt. Saig Warum? Katell Weil du dann wieder sichtbar bist. Der Ring verliert seine Kraft, und die Korrigan werden dich sehen und fürchterlich bestrafen. Saig Ja, danke, Katell. Und nun schönen Tag. Katell Dir auch, Saig. Und denk an meine Worte.

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Odysseus: Der Zyklop (1/7)

Odysseus: Der Zyklop (6-8 Rollen) ErzählerIn 1 ........................*** ErzählerIn 2 ............................. *** Odysseus ........................... *** Polyphem ................................ ** Grieche 1 .......................... **

Grieche 2 ................................ **

Maron .............................. *

Zyklopenbruder........................... *

*** viel zu lesen

** mittelviel zu lesen

* wenig zu lesen

ErzählerIn 1 Odysseus und seine Männer waren schon einige Tage mit dem Schiff unterwegs, als die Männer unruhig wurden. Sie waren unzufrieden mit der Kriegsbeute, die ihrer Meinung nach viel zu gering ausgefallen war. Grieche 1 Auf dem Heimweg kommen wir an einigen Städten vorbei, die wir plündern könnten. ErzählerIn 2 Damals war es nämlich an der Tagesordnung, dass die

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Bewohner einer Stadt eine andere überfielen, um sich zu bereichern. Eigentlich wollte Odysseus nicht mehr kämpfen, aber er gab nach. ErzählerIn 1 So griffen sie die Stadt der Kikonen an. Zwar siegten sie, verloren dabei aber zwei ihrer drei Schiffe und viele ihrer Leute. Von den Kikonen aber blieb nur ein einziger am Leben, ein Priester namens Maron.

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Maron Dafür, dass du mir das Leben geschenkt hast, gebe ich dir dieses Fass Wein. Trinke es aber mit Bedacht, es ist ein sehr sehr starker Wein. Er haut den stärksten Ochsen um. ErzählerIn 2 Mit einem einzigen Schiff und den zwölf übrig gebliebenen Kriegern segelte Odysseus nun Richtung Heimat. Odysseus Jetzt sind wir dreizehn. Ich hoffe bloß, dass das kein Unglück bringt. ErzählerIn 1 Tatsächlich kam schon in der nächsten Nacht ein schwerer Sturm auf, der fünf Tage und fünf Nächte dauerte. Der Regen peitschte auf die Mannschaft herab, Windböen fegten über sie hinweg, riesige Wellen warfen das Schiff wie eine Nussschale herum. Ganz plötzlich war der Sturm dann vorüber. Odysseus He, Steuermann. Siehst du schon Land?

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Grieche 2 Ich sehe eine grüne Insel. Sie ist voller Bäume und hat einen weißen Sandstrand. Odysseus Das ist ein Geschenk des Himmels. Lasst uns hier Rast machen und unsere Vorräte auffüllen. Nehmt Pfeil und Bogen mit. Hier gibt es sicher Wild. Und vergesst Marons Wein nicht, der wird uns dazu vorzüglich schmecken.

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ErzählerIn 1 Die Männer ahnten nicht, dass sie auf der Insel der Zyklopen, wilder einäugiger Riesen, gelandet waren. Diese hatten große Rinder- und Schafherden und lebten von Milch und rohem Fleisch. ErzählerIn 2 Odysseus und seine Männer wollten sich gerade am Strand ein wenig ausruhen, als ein riesiger Schatten auf sie herabfiel. Sie blickten auf und trauten ihren Augen nicht. Mit einer Stimme wie Donnergrollen sagte der Riese: Polyphem Menschen! Ihr seid Menschen, oder? Odysseus Ja, wir sind Menschen. Polyphem Du musst lauter reden, ich kann dich nicht hören. Odysseus Jaaa, wir sind Menschen. Polyphem Das freut mich. Ich habe zwar gehört, dass es sowas wie euch gibt, aber einen Menschen gesehen habe ich

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noch nie. Odysseus Wir haben auch nur von Zyklopen gehört. Wir haben nicht gedacht, dass es sowas... äh, ich meine, dich wirklich gibt. Polyphem Ich heiße Polyphem. Und du? ErzählerIn 1 Odysseus überlegte kurz. Er wollte dem bedrohlichen Zyklopen seinen wahren Namen nicht nennen. Odysseus Ich bin Keiner. Polyphem Wie bitte?

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Odysseus Ich bin Keiner. Polyphem Keiner? Ich habe noch nie von jemandem gehört, der so heißt. Odysseus Ja, man kann sich seinen Namen nicht aussuchen. Polyphem Tja, das ist wahr. Freut mich, dich kennenzulernen, Keiner. Ihr seid hier auf meinem Land. Also seid ihr meine Gäste. Kommt mit, ich muss meine Schafe melken und dann wollen wir essen. Odysseus Nehmt den Wein mit, Männer. Das wird ein Festmahl! ErzählerIn 2 Sie wanderten eine Weile durch den Wald, dann kamen sie zu einer großen Höhle, die von vielen Fackeln erleuchtet war. ErzählerIn 1 In einer Ecke waren hunderte von Schaffellen aufgelegt, die Schlafstatt des Riesen. An der Wand lehnten hunderte Käselaibe, so groß wie Wagenräder. Den Männern lief das Wasser im Mund zusammen.

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Polyphem Mäh. Mäh. Määäh. ErzählerIn 2 Polyphem rief mit seiner tiefen Stimme, und schon antworteten die Schafe und strömten von draußen in die Höhle herein. Es waren sehr schöne und große Schafe. Als alle herinnen waren, rollte der Zyklop einen großen Felsbrocken vor den Eingang der Höhle.

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Odysseus Wir müssen ihm ein paar von diesen Schafen abkaufen. Mit diesen besonderen Schafen könnten wir viel Geld verdienen. Grieche 1 Und wenn er sie nicht verkaufen will? Grieche 2 Dann klauen wir einfach ein paar. ErzählerIn 1 Polyphem hatte inzwischen begonnen, die Schafe zu melken. Wenn ein Eimer voll war, trank er ihn gleich aus, dann molk er weiter, so lange, bis er die Milch aller Schafe getrunken hatte. Die Männer sahen ihm verwundert zu. Dann rülpste Polyphem laut und lange. Polyphem Böörps. Ich habe vorher noch keinen Menschen gesehen, darum weiß ich auch gar nicht, wie ihr schmeckt. ErzählerIn 2 Er streckte die Hand aus, packte einen von Odysseus Leuten und biss ihm den Kopf ab. Dann fraß er ihn mit Haut und Haaren auf.

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Polyphem Mmh. Ihr schmeckt ja vorzüglich. ErzählerIn1 Die Männer waren starr vor Schrecken. Polyphem Böörps. Ich glaube, jetzt habe ich Appetit bekommen. ...

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