Weltmeister und Sieger der Herzen ist Ives aus der Schweiz

Orientierungsreiten Weltmeister und Sieger der Herzen ist Ives aus der Schweiz Gewöhnlich steht ein Franzose auf dem Podium im Orientierungsreiten, d...
Author: Meta Bauer
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Orientierungsreiten

Weltmeister und Sieger der Herzen ist Ives aus der Schweiz Gewöhnlich steht ein Franzose auf dem Podium im Orientierungsreiten, das war in Lamotte-Beuvron anders: Überglücklich nahm der Schweizer Ives Bula die Goldmedaille in Empfang und siegte mit Wind de l’Essert und hervorragenden 415 Punkten vor Lisbeth Lump mit Kajou (412 Punkte) und Marie Hélène Dupuy, mit Efendi de Georgis (393 Punkte), beide Frankreich. Der neue Weltmeister der „TRECSzene“ 2008 ist noch aus einem anderen Grund heraus einzigartig: Ives ist taubstumm. Das wissen aber noch nicht einmal alle Mitbewerber, weil er durch seine positive Ausstrahlung, sein Orientierungsvermögen und sein reiterliches Können in und mit seinem Team überzeugt. In der Mannschaftswertung siegte mit 1145 Das 150 Hektar große Areal des „Parc Punkten wie gewohnt Frankreich, über Equestre“ (Pferdesportparks) der französischen Pferdesport-Vereinigung Platz zwei freute sich die Schweiz (1058 (Fédération Française Equestre/FFE) in Punkte). Den Bronzerang verteidigte Zahlen: Österreich (956 Punkte), dank eines • 12 Sandplätze, insgesamt 9.000 m2 entscheidenden Fehlers des bis zur letzten • hufeisenförmige Reithalle, 4.000 m2 Teilprüfung sehr gut in der Wertung • 3 ha Rasenplatz liegenden deutschen Teams, das sich • 24 ha Vielseitigkeitsgelände schließlich mit Rang vier zufrieden geben • 15 ha Gespannfahrgelände musste: Bettina Klingmüller, Ofterdingen, • 20 km Waldreitwege sowie Caroline, Beatrix und Florian Mahlke • 520 Veranstaltungsboxen aus Schramberg-Mössingen (865 Punkte). Die imponierende Anlage der französischen Pferdesport-Föderation war Schauplatz der Weltmeisterschaften im Orientierungsreiten 2008. Neben den seit Jahren etablierten Ländern Frankreich, Italien, Schweiz, Spanien, Belgien, Österreich, Deutschland, Großbritannien, Kanada und Portugal, haben sich auch Teams aus Island und den Niederlanden eingefunden sowie Einzelreiter aus Algerien und Bulgarien. Damit waren 14 Nationen vertreten.

Eröffnungsfeier in der großzügigen Anlage der französischen Föderation

Kernstück des kombinierten Wettbewerbs ist der Orientierungsritt. Bevor es auf die Strecke geht, muss jeder Reiter die Wegstrecke selbst von der „Master-Karte“ in die eigene Karte übertragenen. Dabei gilt es alle Ecken und Winkel höchst präzise einzuzeichnen und dann auch genau nachzureiten, denn die Kontrollpunkte sind nicht bekannt. Überall können also Streckenposten lauern, die gnadenlos Minuspunkte vergeben, wenn jemand nicht genau auf der Strecke ist. Außerdem müssen die Reiter Tempovorgaben Detail aus der Karte beachten, denn jede Minute, die am Kontrollpunkt vor oder nach der Idealzeit notiert wird, schlägt ebenfalls mit Minuspunkten zu Buche.

Die gut 36 Kilometer lange Strecke führte durch naturnahe wald- und wildreiche Gebiete, mit dem für viele Wälder Frankreichs typischen rasterförmigen Wegesystem. Erschwert wird die Orientierung dennoch, da sich manche Wege in der Natur nicht aber in der Karte finden lassen und andere, in der Karte eingezeichnete Wege oder Strukturen, längst zugewachsen, also nicht oder kaum mehr auszumachen sind. Da heißt es Schritte zählen, denn nur so lässt sich einigermaßen sicher verfolgen, wo man gerade ist und welcher Abzweig eingeschlagen werden muss. Im Orientierungsritt legte Ives Bula und „Wind“ mit sehr guten 227 von insgesamt 240 erreichbaren Punkten die Grundlage für seinen späteren Gesamtsieg. Auf dem zweiten und dritten Platz folgten Marie Hélène Dupuy mit Efendi de Georgis (225 Punkte) und Lisbeth Lump auf Kajou (216 Punkte), die beiden Französinnen, die ebenfalls am Ende auf dem Podium standen, allerdings in getauschter Reihenfolge. Attraktive Waldgebiete rund um Lamotte

In der zweiten Teilprüfung, der Rittigkeitsprüfung, geht es anders als bei den im klassischen Turniersport üblichen Varianten tatsächlich um die „Beherrschung der Gangarten“, der „Maîtrise des Allures“ (MA): 150 Meter müssen geradeaus so schnell wie möglich im Schritt und so langsam wie möglich im Galopp zurückgelegt werden. In dieser Teilprüfung, in der maximal 60 Punkte erreichbar sind, mischte sich der Österreicher Karl Gruber auf Daisy (59 Punkte, Platz 2) zwischen die Franzosen auf dem Podium: Gaëlle Cadoret mit Jeirlann du Pibeste (60 Punkte, Platz 1) und Vincent Rota-Rossbach mit Graffiti (58 Punkte, Platz 3). Abschließende Teilprüfung ist der Geländeritt mit Naturhindernissen Geschicklichkeitsaufgaben. Dabei kann der Veranstalter aus einer Sammlung von 30 standardisierten Vorschlägen 16 Aufgaben auswählen, dazu gehören Sprünge, wie Baumstamm, Hecke, Aufsprung ebenso wie Geschicklichkeitsanforderungen, zum Beispiel Gang, rückwärts Richten, bergauf und bergab Führen/Reiten, Furt, Slalom. Das Vielseitigkeitsgelände des „Parc Equestre“ (Pferdesportpark) bot ideale Bedingungen bei allerbestem Wetter. Die tollen Voraussetzungen wurden dadurch noch betont, dass ein größerer Teil des Geländes vom zentralen Hügel inmitten der Anlage Aufsprung überblickt werden kann.

Den Geländeritt entschieden zwar wieder die Franzosen für sich, indem von den hier insgesamt 160 möglichen Punkten Lisbeth Lump und Sophie Gauthier jeweils 143 und Anne Vanara 141 Punkte verbuchten, aber schon auf Platz vier folgte Ives Bula mit 139 Punkten, der damit die Gesamtkonkurrenz knapp für sich entschied.

Text und Fotos: Gerlinde Hoffmann

Europameisterschaften der Jugend im Orientierungsreiten Parallel zu den Weltmeisterschaften der Erwachsenen trugen die Junioren und Jungen Reiter ihre Europameisterschaften in Lamotte-Beuvron aus. Diese zeigte, dass sich Frankreich um seinen Nachwuchs keine Sorgen zu machen braucht, denn wie bei den Erwachsenen siegte die französische Mannschaft deutlich mit 933 Punkten vor Österreich (872 Punkte) und der Schweiz (782 Punkte). Auf den Plätzen folgten Die deutsche Jugendmannschaft in Lamotte: Portugal, Spanien, Deutschland, Italien und Waltraud Wenzel (Züsch) mit Uvando, Lena schließlich Großbritannien. In der Lefèvre (Sulz-Hopfau) mit Kira, Lisa Plocher Einzelwertung stand ebenfalls Frankreich (Sulz-Holzhausen) mit Sheitan, Wiebke ganz oben auf dem Treppchen: Claire Guyon Reinker (Gruibingen) mit Jelka und Katharina Loeck (Wehrheim) mit hielt mit 351 Punkten am Ende die Buonaparte, Equipechef: Joachim Lefèvre Goldmedaille in den Händen. Der Österreicher Günther Zeinhofer freute sich über die Silbermedaille (329 Punkte) und auf dem Bronzerang folgte mit Hélène Schwarz wiederum eine Französin (326 Punkte). Den gut 26 Kilometer langen Orientierungsritt hatte Antony Bouchon mit Hidalgo (Frankreich) für sich entschieden, vor dem Österreicher Günther Zeinhofer mit Crunchy Nut und Hélène Schwarz mit Grim de Lenzviller, Frankreich. Die Rittigkeitsprüfung gewann Claire Guyon auf Ippone gefolgt von Hélène Schwarz (beide Frankreich) und dem Portugiesen Joao Pedro Laureano mit U-Farno, platzgleich mit Céline Guyon mit Bee Bop. Wie schon in der Rittigkeitsprüfung hatte Claire Guyon auch im Geländeritt die Nase vorn, den zweiten Platz erreichte Morgane Cholat mit Jolly, Frankreich, vor Alexandra Trudenberger mit Aladin Frankreich vor Österreich und der Schweiz ben Najib aus Österreich. Gerlinde Hoffmann

Ergebnisübersicht: Erwachsene: Rang 1. 2. 3. ... 13. ... 14. ... 32. …

Name Yves Bula Lisbeth Lump Marie Hélène Dupuy

Pferd Wind de l’Essert Kajou Efendi de Georgis

Punkte 415 412 393

Nation Schweiz Frankreich Frankreich

Bettina Klingmüller

Barlo

328

Deutschland

Caroline Mahlke

Chris JH

291

Deutschland

Beatrix Mahlke

Jarrito

246

Deutschland

Junioren/Junge Reiter: Rang 1. 2. 3. ... 21. ... 23.

Name Claire Guyon Günther Zeinhofer Hélène Schwarz

Pferd Punkte Nation Ippone 351 Frankreich Crunchy Nut 329 Österreich Grim de Lenzviller 326 Frankreich

Waltraud Wenzel

Uvando

236

Deutschland

Lena Lefevre

Kira

228

Deutschland

Sheitan

199

Deutschland

Jelka

79

Deutschland

28. Lisa Plocher ... 34. Wiebke Reinker …

Premiere für Gespannfahrer: Internationaler Wettbewerb im Orientierungsfahren Ganz neu sind internationale Wettbewerbe im Orientierungsfahren. Diese aus dem Mutterland der Orientierungsritte kommende Disziplin fand in Lamotte-Beuvron zeitgleich zu den Welt-/Europameisterschaften der Reiter statt. Der Einladung der französischen Gastgeber waren 34 Gespanne aus fünf Nationen gefolgt: Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz und Großbritannien. Startberechtigt sind in den Wettbewerben im Orientierungsfahren Ponys und Pferde inklusive Kaltblüter in Ein-, Zwei- oder Mehrspännern, die in unterschiedlichen Kategorien beurteilt werden. Jede Kutsche ist mit mindestens einem Fahrer und einem Beifahrer besetzt. Letzterer übernimmt das Karte Lesen und die Lösung der Orientierungsaufgaben. Der kombinierte Wettbewerb für Gespanne besteht aus zwei Teilprüfungen: • der Orientierungsfahrt mit Tempovorgaben und • der Geländefahrt (Hindernisparcours)

Außerdem finden Ausrüstungs-, GespannVerfassungsprüfungen der Pferde statt.

und

Geschirrkontrollen

sowie

Die Orientierungsfahrt ist maximal 20 Kilometer lang, wie beim Reiten gibt es Abschnitts- und Streckenkontrollen mit den zugehörenden Strafpunkten, wenn die Strecke oder die verlangten Durchschnittsgeschwindigkeiten nicht präzise eingehalten werden. Das verlangte Tempo liegt zwischen fünf und zwölf Kilometern pro Stunde bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen sieben und neun Kilometern pro Stunde. Die zweite Teilprüfung, der Geländeparcours, besteht aus 16 natürlichen oder naturnahen Hindernissen und Geschicklichkeitsaufgaben auf einer etwa 2,5 Kilometer langen Strecke. Die Aufgaben werden aus einer Liste von insgesamt 25 standardisierten Vorschlägen zusammengestellt, zum Beispiel Gang, Wall, Anfahren am Berg, Unbeweglichkeit, Kleeblatt. In Lamotte-Beuvron ergänzten die Fahrer die Reiter perfekt: während sich die Reiter auf ihrem Orientierungsritt fernab der Anlage befanden, absolvierten die Gespannfahrer ihren Geländeparcours und während die sich Reiter am Tag darauf in der Anlage im Geländeparcours maßen, waren die Fahrer auf ihrer Orientierungsfahrt. Die Zuschauer hatten also stets etwas zu sehen. Es bleibt zu hoffen, dass dieser interessante Wettbewerb auch in Deutschland seine Freunde findet. Unsere Österreicher Nachbarn hatten sich ziemlich spontan jedenfalls gleich mit fünf Gespannen nach Frankreich auf den Weg gemacht und wollen auch weiter am Ball bleiben. Gerlinde Hoffmann

Termine 2009/2010 Europameisterschaften 2009 Ende August in Italien: Im nächsten Jahr treffen sich die Junioren/Jungen Reiter zu ihren Europameisterschaften vom 28. bis 29. August 2009 in San Piero in Bagno in der Region Romagna, Italien, das liegt süd-westlich von Rimini. Als Sichtung steht schon jetzt der Europa-Cup-Wettbewerb vom 22. bis 24. Mai 2009 in Brachfeld im Schwarzwald fest. Weitere Bewerber für die Ausrichtung einer Sichtung können sich noch bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung oder dem zuständigen Landesverband Pferdesport melden. Die Europameisterschaften der Erwachsenen finden erst wieder 2010 statt und zwar in St. Stefan, ob Leoben, in der Steiermark, Österreich vom 03. bis 05. September 2010.

www.adac.de

Europa-Cup im Orientierungsreiten 2008/2009, vorläufiger Kalender: Land Spanien Frankreich Frankreich Italien Schweiz Deutschland Frankreich Österreich Portugal

Datum 13.-15.03.09 27.-29.03.09 10.-12.04.09 24.-26.04.09 15.-17.05.09 22.-24.05.09 29.-31.05.09 27.-29.06.09 10.-12.07.09

Ort Avila Wintzenheim Massembe Amelia Diesse Brachfeld Seynod Altenfelden Baïao

Region Castille Leon Elsass Pyrenäen Umbrien Kanton Bern Schwarzwald Dep. Rhone-Alpen Nord Österreich Nord Portugal

Gerlinde Hoffmann

(Änderungen bitte nur nach Absprache)