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Wassermanagement in Oman Lernziele Überblick über traditionelle und moderne Formen der Wassernutzung im Orient; Einblick in die Bedeutung der Ressource Wasser in den Trockenräumen der Erde; Einblick in die Folgen nicht nachhaltiger Ausbeutung des Rohstoffs Wasser; Verständnis für die Notwendigkeit, Wassermanagement zu betreiben. Kurzbeschreibung Am Beispiel Omans gibt der Film einen Überblick über die traditionellen Formen der Wassergewinnung in Trockengebieten. Ein Schwerpunkt liegt auf der Darstellung des FalajSystems (bzw. Kanat im Iran oder Foggara in Marokko). Er thematisiert die Folgen der Übernutzung der Wasservorräte durch moderne Techniken und zeigt, wie im Oman versucht wird, das Problem in den Griff zu bekommen. Vorkenntnisse Der Film kann innerhalb einer Unterrichtseinheit über die Trockenräume der Erde, speziell über den Orient, eingesetzt werden. Dabei sollte das angesprochene Thema nicht am Anfang stehen. Es ist ratsam, die Ursachen der Aridität und die Oasenwirtschaft schon vorher durchzunehmen. Die im Film gezeigte spezielle Situation im Oman wird für die Schüler besser nachvollziehbar, wenn sie sich schon mit der Rolle des Erdöls als Entwicklungsfaktor beschäftigt haben. Zum Inhalt Der Film thematisiert am Beispiel des Wassermanagements in Oman eines der zentralen Probleme vieler arabischer Länder. Um den steigenden Wasserbedarf zu decken, hat man auch in Oman etwa 160.000 Motorpumpen installiert, die aus immer größerer Tiefe Grundwasser fördern. Nicht nur die Ausweitung der Landwirtschaft hat zu dem erhöhten Verbrauch beigetragen. Es waren vor allem die gestiegenen Ansprüche des täglichen Lebens. Dort wo früher wüstes Land war, wurden moderne Städte gebaut. Grünanlagen und Parks brauchen Wasser. Städtische Lebensformen verlangen nach Wasserspülung, Duschen und Bädern. Das alles gehört auch in Oman heute zum selbstverständlichen Angebot. Auch die Industrie braucht immer mehr Wasser. Inzwischen wird aus den Tiefbrunnen um ein Vielfaches mehr an Wasser entnommen, als durch die Niederschläge ergänzt wird. Die Folge ist ein stetes Absinken des Grundwasserspiegels auf bis zu 200 Meter Tiefe. Die Hälfte der ehemals 4000 Falaj-Anlagen in Oman fördert kein Wasser mehr. Besonders problematisch ist das Absenken im Bereich der Küstenebene Batinah. Dort ist in den letzten Jahren ein Anbaugebiet für Gemüse entstanden. Durch die Bewässerung der Felder ist der Grundwasserspiegel inzwischen so weit abgesenkt worden, dass von den Rändern her Meerwasser in die Grundwasserlinse eindringt und die Böden versalzen. © FWU Institut für Film und Bild

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Um dieser Problematik zu begegnen, hat man in Oman begonnen, mit der Ressource Wasser wieder sorgsamer umzugehen. Der erste Schritt war eine genaue Erfassung aller Brunnen und Falaj-Anlagen, um einen Überblick über das Potenzial zu gewinnen. Eine wichtige Maßnahme zielt darauf ab, dem Grundwasser mehr Wasser zuzuführen. Durch Rückhaltedämme, die überall in den Wadis gebaut werden, soll der rasche Oberflächenabfluss des Wassers nach Niederschlägen verlangsamt werden. Das Wasser staut sich hinter den Dämmen und kann so versickern. Durch Einführung neuer Bewässerungsmethoden soll der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft erheblich gesenkt werden. Um auch bei der Bevölkerung einen sorgsameren Umgang zu erreichen, werden in den Schulen und über die Medien die Einwohner des Landes aufgerufen, mit dem Wasser sorgsam umzugehen. Den Menschen in Oman muss klar werden, dass sie ohne Öl auskommen können, keinesfalls aber ohne Wasser. Weil aber weder die bessere Nutzung der Niederschläge noch die Sparmaßnahmen ausreichen, den Wasserbedarf in Einklang mit dem natürlichen Wasserangebot zu bringen, muss man sich der Technik der Meerwasserentsalzung bedienen, die sehr viel Energie braucht und sehr teuer ist. Ohne eigenes Erdöl wäre das so „hergestellte“ Süßwasser unbezahlbar. Ergänzende Informationen Der überwiegende Teil des Orients liegt innerhalb des altweltlichen Trockengürtels im Bereich der Subtropen. Die Auseinandersetzung des Menschen mit dem natürlichen Ungunstfaktor der Aridität ist ein bestimmendes Merkmal dieses Kulturerdteils. Die Bewirtschaftung, das heißt die Bereitstellung, Verteilung und Nutzung des knappen Rohstoffes und Lebensmittels Wasser ist eine der zentralen gesellschaftlichen Aufgaben. Kulturforscher gehen sogar so weit, in dem Zwang, das Angebot und den Verbrauch von Wasser zu regeln, die Ursache für das Entstehen der frühen Hochkulturen im Bereich des Orients zu suchen. Die Verteilung und die Kontrolle des Wassers hätten das Entstehen einer staatlichen Verwaltung als Grundlage der Hochkulturen notwendig gemacht. Ursachen der Aridität: Aridität ist dann gegeben, wenn die Summe der Niederschläge in einem Gebiet geringer ist als die potenzielle Verdunstung. Die Wasserknappheit im Orient ist die Folge der Lage im Bereich des randtropischen Hochdruckgürtels. Nach dem Modell der tropischen Passatzirkulation dominieren absinkende Luftmassen. Diese sind trocken und bringen keinen Niederschlag, weil sich durch das Absinken die Luftmassen erwärmen und der Kondensationspunkt steigt. Wasserhaushalt: Kennzeichen von Trockengebieten ist das Fehlen eines dauernden (permanenten) Oberflächenabflusses. Nur unmittelbar nach einem der seltenen Niederschlagsereignisse kommt es zu heftigen Abflüssen. Dann fließt das meiste Wasser sehr schnell ab, nur wenig dringt in den Boden ein und ergänzt das vorhandene Grundwasser. Die Nutzung dieses Grundwassers war über Jahrtausende die Grundlage der Oasenwirtschaft im Orient. Auf Dauer konnte nur so viel Wasser entnommen werden, wie aus den Niederschlägen ergänzt wurde. Auf Grund der geringen Verfügbarkeit von Wasser war das Wassereinzugsgebiet um ein Vielfaches größer als die zu bewässernde Fläche. Die angewandte, nachhaltige Wassernutzung sorgte für eine dauerhafte Bewässerungsmöglichkeit. Überall im Bereich der Trockengebiete gibt es tiefer liegende Grundwasserreservoirs, die in Zeiten gebildet wurden, in denen auf Grund veränderter Klimabedingungen in dieser Region mehr Niederschläge gefallen waren. Ihre Nutzung aber ist problematisch, da sie unter den be-

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stehenden Klimabedingungen nicht wieder ergänzt werden. Bei Wasser aus diesen Reserven handelt es sich um einen fossilen Bodenschatz. Formen der Wassergewinnung: Ob fossiles oder rezentes Grundwasser, in der Regel sind technische Maßnahmen notwendig, um das Grundwasser zu gewinnen. Eine einfache Form stellen die Trichteroasen dar. Diese können dort angelegt werden, wo über der Wasser führenden schicht Lockergesteine liegen und diese nicht zu mächtig sind. In diese Lockergesteine werden trichterförmige Vertiefungen bis nahe an das Grundwasser gegraben. In die Vertiefung werden Pflanzen, vor allem Dattelpalmen, gesetzt, die mit ihren Wurzeln bis an das Wasser reichen. Diese Methode ist sehr arbeitsintensiv, weil die Trichter ständig von nachrollendem Material wieder zugeschüttet werden. Eine einfache und verbreitete Form der Wassergewinnung sind Brunnen. Unterschiedlich ist die Art und Weise, wie das Wasser an die Oberfläche gebracht wird. Die Möglichkeiten reichen vom einfachen, handgetriebenen Ziehbrunnen, bis zu Vorrichtungen, bei denen über von Tieren angetriebenen Göppeln ein kontinuierlicher Wasserfluss erreicht wird. In artesischen Brunnen tritt das Wasser durch Überdruck in der Wasser führenden Schicht an die Oberfläche. Voraussetzung für einen artesischen Brunnen ist die schüsselförmige Einsenkung der Wasser führenden Schicht und deren Lagerung zwischen zwei wasserundurchlässige Schichten. Über den gesamten altweltlichen Trockengürtel ist die Falaj-Bewässerung verbreitet. Von Gebirgsrändern aus werden Stollen in das Gebirge gegraben, bis die Wasser führende Schicht erreicht wird. Dabei werden die Stollen so angelegt, dass auf einem leichten Gefälle das Wasser fließen kann. Der große Vorteil dieser Art der Wassergewinnung ist, dass keine künstlichen Vorrichtungen unterhalten werden müssen, mit denen das Wasser auf ein höheres Niveau gepumpt wird. Der aufwendige Bau und Unterhalt des Stollensystems wird dafür in Kauf genommen. Solange diese aufwendigen Methoden zur Wassergewinnung und Förderung mit den einfachen Mitteln des vorindustriellen Zeitalters erfolgten, war eine nachhaltige Nutzung gewährleistet. Moderne Brunnenbautechniken führen dazu, dass mehr entnommen als ergänzt wird. Wasserverteilung: Wegen des großen finanziellen Aufwandes, den die Errichtung von Falaj oder Brunnen erfordert, wurden diese in der Regel als Gemeinschaftseinrichtungen erbaut. Als Gegenleistung erhielten die Beteiligten Wasserrechte, deren Umfang sich nach der Höhe der geleisteten Arbeit richtete. Die Wasserzuteilung erfolgt entsprechend den Wasserrechten und wird von Wassermeistern streng überwacht. Sowohl Umfang als auch Zeitpunkt der Bewässerung sind nach einem komplizierten System genau festgelegt. In orientalischen Gebieten mit Bewässerungswirtschaft ist der Besitz von Wasserrechten wichtiger als der Besitz von Land, das im Übermaß zur Verfügung steht. Die Menge des verfügbaren Wassers bestimmt die Größe der landwirtschaftlichen Fläche. Formen der Bewässerung: Die im Orient am weitesten verbreitete traditionelle Form der Bewässerung ist die Überflutung. Bei diesem Verfahren wird das Wasser über ein System von Kanälen und Furchen auf die Felder geleitet, die nur ein geringes Gefälle haben dürfen. Durch das Stehen des Wassers auf den Feldern und wegen der offenen Zuleitungskanäle verdunstet und versickert ein großer Teil des Wassers, ohne für die Pflanzen zur Verfügung zu stehen. Modernere Bewässerungsformen (Tröpfchenbewässerung) versuchen deshalb, den Anteil des verdunstenden Wassers möglichst gering zu halten. Entwässerung: Besonders wichtig ist die richtige Entwässerung. Wegen der hohen potenziellen Verdunstung kommt es zu einer Umkehrung der Bodenwasserströme. Wenn das Grundwasser zu nahe an der Oberfläche steht, steigt es im Kapillarsystem des Bodens auf. An © FWU Institut für Film und Bild

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der Oberfläche verdunstet es. Dabei fallen gelöst Salze aus und bilden eine Kruste. Diese kann zu einer endgültigen Zerstörung des Bodens führen Um dies zu verhindern, wird der Grundwasserspiegel möglichst tief gehalten. Der Boden der Oasen wird drainiert. Einsatz moderner Technik: Vor allem nach 1945 setzten in fast allen Ländern des Orients ehrgeizige Entwicklungsprojekte ein. Fast alle beruhten darauf, dass mit mehr Wasser mehr angebaut werden kann. Die traditionellen Methoden wurden als veraltet abgetan und in ihnen wurde eine der Hauptursachen für die geringe Entwicklung vor allem im ländlichen Raum gesehen. So konzentrierten sich in den arabischen Ländern zunächst private Investoren auf die Einführung immer tieferen Brunnen. Nachhaltigkeit spielte bei dieser Entwicklungsstrategie eine untergeordnete Rolle. In erster Linie wurde die Strategie von den Ländern des Orients übernommen, in die aus dem Verkauf des geförderten Erdöls viel Geld floss. Zur Verwendung Die Bedeutung des Rohstoffes „Wasser“ ist ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung des Kulturerdteils Orient bzw. der Trockengebiete der Erde. Der Film bietet eine umfassende Darstellung der Problematik, die nicht an die Behandlung Omans gebunden ist. Er kann zu Beginn der Unterrichtseinheit eingesetzt werden. Weitere Medien 32/42 10426 Golfstaaten – Entwicklung durch Erdöl. Beispiel Oman. 16-mm-Film/VHS 15 min, f 42 02326 Dattelpalmen und Oasen. VHS 10 min, f 32 10137/42 02341 Wüstenbewässerung – Formen und Probleme. 16-mm-Film/VHS 15 min, f 42 01691 Wasser für die Wüste Taklamakan. VHS 16 min, f 42 02211 Naturlandschaftszonen der Erde – Tropen. Arbeitsvideo/10 Kurzfilme. VHS 35 min, f 42 02047 Das Wasser und der Nahe Osten. VHS 25 min, f

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Produktion Leo Linder Filmproduktion, Düsseldorf, im Auftrag des FWU Institut für Film und Bild, 1998 Buch und Regie Leo Linder Kamera Andi Pattke Schnitt Monika Theuner-Kraus Ton Christoph Springer Begleitkarte Dr. Friedhelm Frank Fachberatung Prof. Dr. Günter Meyer, Mainz Bildnachweis Leo Linder Pädagogische Referentin im FWU Karin Beier Verleih durch Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen Verkauf durch FWU Institut für Film und Bild, Grünwald Nur Bildstellen/Medienzentren: ÖV zulässig Für diese Filmproduktion ist ein FSK-Freigabevermerk nicht erforderlich © 1998 FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D-82031 Grünwald Telefon (089) 6497-1 Telefax (089) 6497-240 E-Mail [email protected] Internet: http://www.fwu.de

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