Von der Schlei zum Peenestrom - oneway

21.07. - 4.8.2007 Von der Schlei zum Peenestrom - oneway. Samstag 21.7.2007 Genau um halb sechs starten wir – meine Frau Marion & ich - mit Lady Lydia...
Author: Inge Kaufer
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21.07. - 4.8.2007 Von der Schlei zum Peenestrom - oneway. Samstag 21.7.2007 Genau um halb sechs starten wir – meine Frau Marion & ich - mit Lady Lydia – unserer 32 Jahre alten Sprinta 70 (Bau-Nr. 62) – im Schlepp zur Schlei. Wir haben strahlenden Sonnenschein. Es wird richtig heiß. Wir sind um 13.00 Uhr in der Schrader-Marina an der Großen Breite und werden sofort gekrant. Der Motor (Yamaha 8 PS high thrust mit Schubpropeller) war jetzt 1 Jahr außer Betrieb. Er springt aber sofort an, so dass ich gleich längsseits an den Steg fahren kann. Dort wird zügig der Mast gestellt und eingeräumt. Wir stellen fest, dass sich hier in den letzten Jahren nichts geändert hat: die Sanitäreinrichtungen sind immer noch dieselben, ebenso der Zubehörladen, das Büro etc...

Abends fahren wir wieder einmal in den Fährkrug nach Fahrdorf. Wir sitzen draußen auf der Terrasse bei gutem Essen (Matjes für mich und Brathering für Marion) und Bier (Flensburger dunkel) direkt neben der Schlei. Herrlich Urlaub! Heute 350 Autokilometer.

Sonntag, 22.7.07, 6.40 Uhr – Wetterbericht: Starkwindgefahr , West 6 für die westl. Ostsee. Draußen: Trüb und Regen. Ich will um 8.00 Uhr Brötchen holen fahren und komme nicht vom Marina-Gelände, weil das Tor abgeschlossen ist. Also gibt’s Dosenbrot mit Frühstücks-Ei. Sehr gut.

Was tun – Hafentag? Hier herrscht totale Flaute und überhaupt: gehört die Schlei denn zur „westlichen Ostsee“? Und hat nicht der Wetterbericht schon häufig daneben gelegen? Und überhaupt: haben wir nicht grad auf der Messe erstklassiges Ölzeug gekauft? Wie auch immer: gegen 12.30 Uhr haben wir keine Lust mehr, auf besseres Wetter zu warten. Wir ziehen unser neues Ölzeug an, starten den Motor und fahren los, zunächst über die Große Breite und dann durch die Missunder Enge. Hier läßt der Regen nach. Na Bitte! Bis Lindaunis fahren wir unter Motor. Die Brücke macht um 14.00 Uhr zu, als wir nur noch 500 m entfernt sind. Brückenzug ist hier und in Kappeln immer von viertel vor bis voll. Wir haben aber gelesen, dass vom nächsten Jahr an die Brückenöffnungen um jeweils 1 ½ Stunden auseinanderliegen sollen, sozusagen die „grüne Welle“ für die Brücken. Wir gehen an die gelbe Tonne und genehmigen uns das erste Bier. Der Kollege mit seinem 11-Meter-Schiff, der uns kurz vor der Brücke noch überholte und es auch nicht mehr schaffte dreht lieber Kreise. Soll er. Nach dem Bier schlage ich die Genua 1 an, weil wir inzwischen eine leichte Briese haben. Nach der Brücke geht’s Segel hoch und dann gemächlich an Sieseby und Arnis vorbei. Danach wieder Motor, weil wir sonst die Brücke in Kappeln um 16.45 Uhr nicht geschafft hätten. In Kappeln ist richtig was los. Volksfest? Danach weiter mit Motor bis Maasholm. Fest um 18.00 Uhr und jetzt scheint auch die Sonne! Die Waschraumtüren und die Duschen werden jetzt mit Codekarten bedient, die man erst an einem Automaten (gegen Pfand) ziehen und mit Geld aufladen muß. Bei Abreise bekommt der Automat die Karte zurück und spuckt das Pfand und die nicht verbrauchten Beträge wieder aus (in Münzen!). Verbesserung? Der Hafenmeister bestätigt, dass er die Prozedur jetzt jedem Segler 3-Mal erklären muß, weil kompliziert. Außerdem gebe es häufig Probleme mit der Technik. Moderne Zeiten. Essen im Schleiblick. Nicht so toll. Heute: 18 sm

Montag 23.7.07, 6.40 Uhr Wetterbericht: NW-W 5 im Westteil um 4, abflauend. Super Voraussetzungen für den Schlag nach Langeland. Außerdem haben wir pralle Sonne! Um 10.00 Uhr legen wir ab, setzen erstmal nur die Genua 1 und lassen uns bei 3 Windstärken an Schleimünde vorbei auf die Ostsee tragen.

Dann probieren wir den neuen Parasail aus, den Spinnaker mit Gleitschirmflügel, der ja ohne Baum gefahren werden kann. Dazu wird erst mal der Autopilot angemacht, der uns schön auf Kurs hält. Dann schlage ich das Fall an den mitgelieferten Bergeschlauch an. Allerdings habe ich es nicht mehr geschafft, auch noch Schoten und die Beiholer zu besorgen, so dass ich imporovisieren muss: zwei Festmacher als Schoten und die Booster-Schot als Beiholer auf der Luv-Seite. Für die Lee-Seite fehlt mir eine Umlenkrolle. Wir segeln vor dem Wind, während geringer Seegang quer läuft. Das Boot rollt hin und her. Der Spinnaker eiert deshalb ebenfalls hin und her und ist mal links oben, mal rechts unten. Dabei ändert er ständig seine Form wie eine schwabbelnde Seifenblase. Der Gleitschirm bewirkt aber, dass er schön geöffnet bleibt und nicht einfällt. Das ist Kaffeesegeln, wie es schöner nicht sein könnte: Sonne, um die 2-3 Windstärken, Autopilot steuert, wir schauen dem Parasail zu und warten, dass es 12.00 Uhr wird, weil wir vorher kein Bier öffnen wollen. Wir sind ja keine Trinker! Gegen 17.30 Uhr sind wir südlich Keldsnor – das ist der Leuchtturm auf der Südspitze von Langeland. Wir drehen nach Norden in den großen Belt. Inzwischen hat der Wind auf SW gedreht und bis auf 3-4 zugelegt. Später geht er wieder auf West und flaut wieder ab. Ich ziehe den Luv-Beiholer stramm, dadurch wird das Luv-wärtige Schothorn auf den Bug geholt, sodass das Parasail jetzt wie ein Blister gefahren wird. Das klappt tadellos. Dann setzen wir noch das Großsegel dazu und dann geht’s bei halbem Wind weiter Richtung Norden an Langeland entlang. Etwa 2 sm vor Spodsbjerg ist der Wind ganz weg. Also: Segel runter, Motor an und nach Spodsbjerg rein. Ca. 20.00 Uhr sind wir fest. Hafengeld 12,50 Euro. (Fast überall werden Euro genommen, jedoch in der Regel nur Scheine. Als Wechselgeld gibt’s Dänische Kronen. Kurs: 1 Euro = 7 Kronen) Wir kriegen mit, wie ein deutscher Angler den Hafenmeister ganz aufgeregt fragt, ob es morgen wirklich Sturm gibt. Im Dorf werde erzählt, morgen gäbe es 10 Windstärken. Der Hafenmeister lächelt müde und erklärt: „Nein, es gibt 10 m pro Sekunde, dass sind etwa 5 Windstärken.“ Der Angler: „Kann man dabei noch angeln?“ Der Hafenmeister bejaht, erklärt aber auch, dass das Wasser dann schon ganz schön unruhig sei. Tatsächlich ist es bei den Dänen üblich, die Windgeschwindigkeit in m/sec anzugeben, was dann einen Blick in

entsprechende Tabellen erfordert. Am Hafenmeisterbüro ist für morgen aber NW 10 – 15 m/sec. angeschlagen, also 5 bis 7 ! Na egal, jedenfalls sind wir erstmal hier.

Uns fällt auf, dass hier mindestens zwei Firmen Boote an Angler vermieten. Es dürften an die 20 entsprechende Motorboote im Hafen liegen. Uns war auch aufgefallen, dass auf dem Großen Belt und in Hafennähe sehr viele Angler unterwegs sind. Am Imbisswagen im Hafen nehmen wir noch einen Risted Hot-Dog und ein Bier (82 Kronen). Heute Sonne satt, Arme, Beine, Gesicht: rot. Rotwein und die restlichen Brötchen aus Maasholm als Sundowner – ach wie schön. Heute : 39 sm.

Dienstag 22.7.07 - 3.00 Uhr Wir werden wach. Es regnet und pfeift, jault, heult. Im Hafen steht ein kräftiger Schwell, Das Boot schwankt hin und her und auf und ab. Dabei ruckt es so hart in die Vorleinen, dass man meint, die Klampen fliegen aus dem Deck. Ich stehe auf (Schlafanzug mit Ölzeugjacke) und schau mir das an. Ein Nachbar auf einem Folkeboot hantiert ebenfalls an seinen Vorleinen. Ich binde vorne zwei Festmacher mit Ruckdämpfern ein. Danach wird’s besser. An richtigen Schlaf ist trotzdem nicht mehr zu denken. Mit einem Ohr hört man doch immer noch nach ungewöhnlichen Geräuschen. Da sind die 7 aus NW doch etwas früh erschienen. Ob die Angler heute trotzdem rausfahren und angeln werden? Das Fenster auf meiner Seite ist undicht: am vorderen und hinteren Ende tropft es. Wir müssen Lappen unterlegen. Das wird ja wieder eine schöne Bastelaufgabe für den Winter. Marions Seite ist dicht, ebenso das neue Fenster, das ich vorne eingebaut habe. Um 6.40 - Wetterbericht: Starkwindgefahr, 3 – 4 Windstärken zunehmend 5 – 6, später NW 6 – 7. Die 7 aus NW sind schon seit 3 Uhr da! Also: Hafentag. Wir bleiben lange in der Koje. Erst um 10.30 Uhr hört der Regen auf. Ich wandere zum Brugsen, dem allgegenwärtigen dänischen Supermarkt, und kaufe die letzten 6 Sesambrötchen, alles andere ist ausverkauft – 28,5 Kronen = 3,10 Euro.

Wir gehen noch ausgiebig der Körperpflege nach. Was uns besonders gefällt: Es gibt drei Waschräume, die jeweils ein WC, ein Waschbecken und eine Dusche enthalten und für Männer und Frauen zur Verfügung stehen. Hier können also ganze Familien jeweils einen Waschraum belegen und die gesamte Körperpflege erledigen. Wie zu Hause. In Deutschland habe ich so etwas noch nicht gesehen. Da wird immer nach Geschlechtern getrennt. Spodsbjerg ist ein kleines Straßendorf, dass seine Existenz wohl dem Fährhafen verdankt, von dem aus ständig Fähren nach Lolland fahren. Außerdem sind hier die Lotsen für den großen Belt einschließlich der Brückenpassage stationiert. Wir lesen: die Lotsenstation organisiert den Lotsendienst für ganz Dänemark. Toll! Im Ort gibt’s einen Campingplatz – da hausen wohl die vielen deutschen Angler. Wir finden auch ein Hotel, das einen etwas runtergekommenen Eindruck macht, aber nach Auskunft des Hafenmeisters das einzige, ordentliche Restaurant enthält. Er hat Recht. Innen siehts zwar so aus, als ob seit den 50-er Jahren nichts geändert wurde. Das Essen ist aber sehr ordentlich: Ich bekomme ein riesiges Steak und Marion Dorschfilet. Klasse. Mit Karte zahlen geht nicht. Man nimmt aber Euro. Was wir vermissen: einen Geldautomaten! Unser Nachbar – ein sehr gepflegtes 9 m Schiff – reist mit Gattin und Katze. Er stammt aus Bremen und legt ebenfalls einen Hafentag ein. Bis zum Abend hat der Wind etwas abgeflaut und auf SW gedreht.

Mittwoch 25.7.07, 6.40 Uhr Wetterbericht: Starkwindgefahr, NW-W 5 – 6 abnehmend, See 1 – 2 Meter. Gegen 10.00 Uhr machen wir uns zur Abreise fertig, obgleich es wieder kachelt wie blöde. Ich schätze mal 5-6 Windstärken in Böen 7. Ich schätze, weil mein Windmesser ausgefallen ist. Der wasserdichte Stecker am Mast ist voller Wasser. Beim säubern und trocknen löst sich ein Draht. Na wer weiß, wozu das gut ist. Der Nachbar legt noch einen Hafentag ein. Er schaut uns zu, wir wir Ölzeug anziehen und dann ablegen. Ich drehe im Hafen solange Kreise, bis Marion Festmacher und Fender abgenommen und verstaut hat. Dann geht’s unter Motor raus aus dem Hafen und erstmal Richtung Nord, um zuerst den Weg der Fähren zu überqueren. Danach setzen wir nur die Fock und steuern noch Nordost und schließlich parallel zu den zwei hier verlaufenden Seewegen T (der Tiefwasserweg) und H, auf denen recht reger Verkehr herrscht und die wir möglichst rechtwinklig queren wollen. Nachdem wir uns an die 5 – 6 Windstärken und den kräftigen Seegang gewöhnt haben, setzen wir das Großsegel mit Reff 2 und steuern schließlich hinter

einem nach Nord laufenden Frachter über den Weg T. Wir müssen dann einem Tanker auf dem Weg H ausweichen, der ebenfalls nach Nord läuft. Er passiert uns in etwa 50 Meter Abstand. Danach queren wir H in Richtung Osten und steuern dann einige Wegepunkte an, die uns an einigen Untiefen vorbei in das Smalandsfahrwasser bringen. Wir haben Wind und Welle von schräg hinten und laufen so zwischen 5 -6 Knoten, auch mal 7,4 laut Logge und GPS! Später nehmen wir das Groß wieder runter, um nicht ständig scharf aufpassen zu müssen, dass wir keine Patenthalse hinlegen. Ab jetzt wird es fast gemütlich, obgleich das Boot rollt und schaukelt bei 5-6 Windstärken und 1 – 1,5 m Seegang. Auf meine Frage nach den Seekrankheitstabletten (Cinnarizin + Vitamin C) kommen wir zu dem Schluß, dass die zuhause im Schlafzimmer liegen müssen. Na Super. Zum Glück bleibe ich fit. Mehrmals zeigen sich Tümmler in unserer Nähe, auf die wir durch das typische Schnaufen aufmerksam werden. Sie schwimmen nur etwa 1 Meter neben dem Boot her, tauchen unter uns hindurch und begleiten uns eine ganze Weile. Hinter der Brücke segeln wir über die Flachs bis zur Einfahrt in den Hafen von Vordingborg. Dann müssen wir so etwa 1 km gegen 5 – 6 Wind aus Westen durch das schmale Fahrwasser motoren. Jetzt spritzt zum erstenmal Wasser aufs Boot, dass wir beide naß werden. In Vordingborg ist alles voll. Wir finden zwar einen leeren Liegeplatz. Aber beim vorsichtigen Einsteuern bleiben wir plötzlich stehen: zu flach! So geht das noch 3 oder 4 Mal: alle freien Liegeplätze sind zu flach für uns. Plötzlich fährt ein größeres Motorboot weg und macht einen Platz an der Kaimauer frei. Sofort verholt sich ein dänischer Segler aus dem Päckchen davor an die freie Stelle. So ein Schlitzohr. Ich drehe resigniert einige Runden und schaue wohl ziemlich ratlos aus meinem Ölzeug. Plötzlich gestikuliert der Däne aus dem Segler dahinter und deutet an, dass man für uns zusammenrücken und Platz machen wird. Klasse! Das hätte ich nie für möglich gehalten: Ein Däne macht für einen Deutschen Platz. Unfaßbar. Wir können einparken. Um 20.30 Uhr sind wir fest und zwar direkt vor einem Fischimbiß. Wir holen schnell Fish & Chips und Fiskefillet mit Fritten und grobem Seesalz – Lecker. Dann gehe ich mit zwei Köstritzern zu dem netten Dänen und bedanke mich. Er spricht nur Englisch. Leider ist meins etwas eingerostet, aber schließlich können wir uns verständigen. Er heißt Nils und reist mit Hund – ein Hovawarth-Mischling. Seine Ehefrau ist Engländerin und gerade mit Sohn bei den Schwiegereltern in England. Sein 9-m Schiff ist ein Schmuckstück. Er hat sehr viel

Handarbeit investiert. Seine Frau hat er in England kennengelernt, als er dort zum Surfen war. Er hat dort geheiratet und ist 9 Jahre in England geblieben und hat mit dem Bau von Surfbrettern seinen Lebensunterhalt verdient. Inzwischen arbeitet er bei der dänischen Post. Sehr netter Kerl. Mein Dänenbild muß korrigiert werden. Ich habe die Dänen bisher eher als Deutschen-feindlich eingestuft. Man lernt nie aus. Den Absacker nehmen wir wieder bei uns und dann geht’s ab in die Koje. Heute 44,5 sm.

Donnerstag, 26.7.07, 6.40 Uhr Wetterbericht: SW 4 zunehmend 5, Morgen: Süd 5 auf SW drehend 6 – 7. Das bedeutet: für die nächste Nacht sollten wir einen Hafen suchen, der gegen SW 6 -7 gut geschützt ist. Vordingborg kommt dafür nicht in Frage, Hesnaes nicht und Klintholm auch nicht. Stege wäre sehr schön oder vielleicht auch Nyord, aber beides liegt etwas abseits unserer Reiseroute. Wir entscheiden uns für Stubbeköbing am Grönsund, Zunächst gehe ich zum Hafenmeister und bezahle die Liegegebühr (90 Kronen oder 15,00 Euro – ich zahle in Kronen). Weil ich mich nicht mehr erinnern kann, wo hier der Bäcker war, frage ich ihn. Er dreht meine Quittung um. Da ist ein Stadtplan drauf und er malt mir den Weg rein. Genial. Warum gibt’s in Deutschland keine Hafengebührenquittungen mit Stadtplan? Auf dem Weg erinnere ich mich wieder an viele Details. Wir haben hier vor ca. 8 Jahren mal 3 Tage bei starkem Ostwind festgelegen, als wir mit unserer Varianta auf dem Rückweg von Kopenhagen waren. Da haben wir die Stadt ausführlich besichtigt. Ich muß etwa 2 km laufen und bekomme erstklassige Brötchen und auch Frösnapper – eine Art BlätterteigZopf mit Mohn und Marzipanfüllung - lecker! Gegen 10.00 Uhr fahren wir raus, setzen sofort Groß und Genua 1 und laufen mit ca. 5 Knoten über die Flachs bis zur Brücke über den Grönsund und dann gemächlich in den Sund. Die Einfahrt nach Stubbeköbing finde ich erst gar nicht. Sie soll betonnt sein. Tatsächlich sieht man kurz vor dem nordwestlichen Ende des Hafens auch ein paar Tönnchen. Der Yachthafen hat seine Einfahrt aber am entgegengesetzten Ende. Dann kapier ich: man fährt auf den Fährhafen zu, biegt dann aber vor der Außenmole nach Osten ab, fährt die 300 Meter an der Mole entlang und dann rechts um die Ecke in den Hafen. Dort gibt es jede Menge leerer Boxen. Ich fahr gleich in die innere Gasse, weil wir ja Schutz vor den erwarteten 7 aus SW suchen. Zwischen zwei Fischern wäre eine grüne Box mit Bug zum Land, also ideal, aber einsam. Wir finden noch zwei leere Boxen neben anderen Seglern mit Heck zum Land und machen in einer fest. Eine kurze Windbö aus SW erinnert uns daran, dass wir doch eigentlich Schutz suchen. Also fahren wir zurück zwischen die Fischer. Ist besser so! Erkundungsgang: Der Yachthafen liegt in einem (ehemaligen?) Werftgelände. Zu den Duschen marschiert man über alte Gleise und um

Pfützen herum. Duschen nur mit Vorhang. Im Fähr- und Stadt-Hafen ist Hafenfest, aber etwas popelig. Es gibt ein Zelt mit Theke, drei Karussels, ein paar Bierbuden, eine Knallthytte (Schießbude). Hier liegen zwei Traditionsschiffe mit jungen Deutschen, die Unterschriften gegen die Fehmarnbeltbrücke sammeln. Wir unterschreiben. Ich meine, die 5,6 Milliarden könnte man sinnvoller ausgeben. Im Ort finden wir in etwa 1,5 km Entfernung 2 Restaurants und 1 Bäcker und auch einen Fakta (wie Aldi). Die Einkaufsstraße hat ein paar hübsche alte Fassaden. Der Kiosk im Hafen verkauft auch Lebensmittel und Eis. Das Abendessen gibt’s heute an Bord – Tortellini von Miracoli – naja. Im Zelt gibt’s abends Live-Musik. Während es draußen schüttet wie aus Eimern. Das Wasser läuft unter der Zeltwand hindurch ins Zelt. Die Band: Blue Grass. Ganz Nett. Wir halten zwei Tuborg Classic (vom Faß) lang aus und nehmen den Absacker dann an Bord. Heute 8,5 sm.

Freitag 27.7.07 6.40 Uhr Wetterbericht: Starkwindgefahr, SW 6 – 7. Ich hole erstmal Brötchen und Frösnapper vom Bäcker und finde eine Abkürzung (Entfernung nur 800 m). Tolles Frühstück draußen bei schönstem Sonnenschein, auch wenns es inzwischen heult, pfeift und jault. Wir liegen wunderbar geschützt in Landnähe neben einem etwas größeren Fischerboot, auf dem sich aber überhaupt nie etwas rührt. Wir hängen den ganzen Tag ab, kaufen noch etwas im Fakta ein (Obst, Wasser, Joghurt). Abends sind wir wieder im Zelt. Zwei junge Männer spielen Tanzmusik - aber niemand tanzt. Der starke Wind rüttelt an Zeltwänden und Dach aber alles hält. Überhaupt nimmt niemand von dem „Fast-Sturm“ Notiz. Wir nehmen wieder 2 Tuborg vom Faß. Die Traditionssegler sind auch noch da. Morgen solls „SW 5 etwas zunehmend“ geben. Da wollen wir dann nach Klinthom.

Samstag 28.7.07, 6.40 Uhr Wetterbericht: Starkwindgefahr, SW 5-6 West-drehend, etwas zunehmend, See 1,5 m. Von 5 – 6 ist hier nichts zu spüren, ich tippe auf 3 – 4. Frühstück mit Ei, Brötchen vom Bäcker etc – toll wie immer. Um 10.00 Uhr fahren wir los und setzen sofort Groß und Genua 1 und segeln den Grönsund bis zum Ende bei etwa 4 Windstärken und zum Schluß hoch am Wind. Dann drehen wir auf Klintholm zu und schaukeln bei 4 – 5 Windstärken und 1 – 1,5 m Seegang Klintholm entgegen. Ein Schauer zieht durch und erwischt uns so am Rand. Inzwischen kachelt es ganz ordentlich, so dass wir froh sind, endlich Klintholm zu erreichen. Ich fahre sofort in die erste Gasse zwischen die Häuser und parke nach links zwischen zwei große Yachten ein. Hier liegen wir schön geschützt. Es kachelt und kachelt und ein Schauer folgt dem nächsten. Bloß gut, dass wir schon da sind.

Klintholm hat sich seit unserem letzten Besuch vor 5 Jahren überhaupt nicht verändert. Sogar die Hafenmeisterin ist noch dieselbe. Allerdings hat eins der 3 Restaurants aufgegeben und ist geschlossen. Wir bestellen einen Tisch bei dem Restaurant vor dem Edeka und versuchen am Geldautomaten der Bankfiliale Geld zu ziehen. Das mißlingt mit beiden EC-Karten. Unsere Sparkasse weigert sich, mit der dänischen Bank zusammenzuarbeiten. Wir vergammeln die restlichen Stunden an Bord. Unser Nachbar klopft uns raus und wünscht, dass wir unsere Heckleine unter seine hängen, weil er morgen früh um 4.00 Uhr raus will. Sein Wetterbericht hat NW gemeldet und er will morgen Richtung Fehmarn. Na gut. Um 19.00 Uhr gehen wir zum Essen. Der Küchenbereich ist offen. Man kann der Ehefrau des Besitzers beim Kochen zusehen. Sie läßt sich von einem asiatisch aussehenden jungen Mädchen helfen. Außerdem trägt ein asiatisch aussehender vielleicht 14 Jahre alter Junge saubere Teller in den Gastraum. Ein etwa 17-jähriger Asiate bedient zusammen mit dem Besitzer, einem italienisch aussehenden Mittvierziger. Merkwürdige Konstellation. Das Essen ist OK, aber es werden soviele Fritten auf die Teller gepackt, dass man die Teller einfach nicht leer bekommt. Wir trinken zwei Carlsberg Spezial – ein dunkles Lagerbier, sehr lecker und hinterlassen 30 Kronen Trinkgeld für die Kinder. Absacker an Bord. Heute 20 sm.

Sonntag 29.7.07 6.40 Uhr Wetterbericht: Starkwindgefahr, W 5 – 6, See 1 – 1,5 m. Unser Nachbar ist natürlich nicht um 4.00 Uhr ausgelaufen. Es scheint die Sonne und es kachelt genauso wild wie gestern und zwar aus Südwest. Beim WC-Gang werfe ich einen Blick auf den Badestrand. Da läuft eine Brandung auf, wie sie auf einer Nordseeinsel nicht schöner sein könnte. Da wird uns doch etwas mulmig. Wir wollen nämlich heute nach Hiddensee rüber. Ich hole die Brötchen aus dem Edeka und binde Reff 1 ein. Außerdem binde ich die Reffkausch im Achterliek für das zweite Reff auf den Baum, damit beim Segelsetzen die Kausch am Vorliek auf den Reffhaken gehängt werden kann und dann gleich Reff 2 drin ist. Gleich nach dem Frühstück legen wir – trotz strahlender Sonne – das Ölzeug an und ich diesmal auch die Schwimmweste. Kurz vor uns läuft die 400-er Hanse aus, die gegenüber längsseits lag. Ansonsten macht sich niemand fertig zum Auslaufen. Unser Nachbar schaut raus. Auf meine Frage:“Anders überlegt?“ Weist er wortlos auf den Wind. Egal. Wir legen jedenfalls ab. Im Bereich direkt hinter der Mole drehe ich ein paar Runden, bis Marion Fender und Festmacher verpackt hat. Dann setzen wir schon mal die SW-Fock, weil Marion dazu aufs Vorschiff muß, was draußen bei dem Seegang kaum möglich ist. Der Südwestwind schiebt die ganze Welle direkt vor die Hafeneinfahrt. Hier steht ein

Mordsschwell. Ich steuere dann mit flatternder, knatternder Fock auf die Einfahrt zu, da kommt von links aus dem Fischereihafen ein hölländischer Segler mit gesetztem Groß herausgeschossen. Den lasse ich vor und drehe noch mal ab. Dann geht’s aber mit Schwung in die Hafeneinfahrt. Das Boot macht Männchen und kracht dann ins Wellental während uns so 6 Windstärken mit reichlich Spritzwasser direkt ins Gesicht pusten. Ich nehme etwas Gas weg, damit der Absturz in die Wellentäler sanfter wird. Das klappt. Nach etwa 300 Metern dreht der Holländer nach links. Ich fahre noch weiter vom Ufer weg, weil ich weiß, dass südöstlich von Klintholm viele Stellnetze stehen, die ich dann nicht noch umsegeln möchte. Nach etwa 500 Metern – der Seegang hat überhaupt noch nicht abgenommen, nur die Wellen sind etwas weiter auseinander - drehen wir nach Südost auf 130 °. Der Wind packt in die Fock und übernimmt den Antrieb. Motor in den Leerlauf – Logge zeigt 3,8 Knoten. Das ist zu wenig. Also müssen wir doch das Groß setzen. Nach einer größeren Welle drehe ich in den Wind. Marion krabbelt zum Mast und pickt sich da ein. Wir versuchen das Groß zu setzen und zwar mit dem zweiten Reff. Irgendwie kriegt sie aber die Kausch nicht über den Reffhaken und schimpft, während das Boot im Seegang Fahrstuhl fährt. Wir beschließen, nur das erste Reff zu nehmen. Sie krabbelt zurück. Ich nehme den Stropp aus der zweiten Reffkausch. Das erste Reff ist schon drin. Das Fall wird ordentlich durchgesetzt. Abfallen, Schot anholen und auf Kurs gehen, Motor aus und ab geht’s. Die Geschwindigkeit pendelt zwischen 6 – 7 Knoten! Dabei läuft eine Welle von durchschnittlich 0,5 bis 1 Meter von rechts nach links durch. So jede zwanzigste Welle ist größer, auch mal 1,5 Meter und einzelne auch mal 2 Meter (so etwa Baumhöhe, wenn wir im Wellental sind). Dabei pendelt das Boot bis etwa 30 Grad Krängung und zurück. Das geht alles sehr gut. So langsam löst sich unsere Anspannung. Manche Wellenkämme brechen mit einem lauten Zischen. Eine bricht direkt an unserer Bordwand. Etwa 1 Schiebkarre Wasser landet auf uns, fließt unterm Kinn in die Kleidung runter bis zum Bauchnabel. Scheiße.

Der Holländer hat nach Osten abgedreht und segelt um Möns Klint herum. Weit hinter uns sehen wir ein braunes Segel, das ebenfalls in unsere Richtung fährt. Zwei riesige Fähren kreuzen unseren Kurs von links nach rechts. Wir fahren zwischen ihnen hindurch mit ca. 200 – 300 Meter Abstand. Im übrigen sind wir allein. Später kommt aus SW eine größere Segelyacht, die uns in ca. 100 Meter Abstand passiert. Wir tauschen Grüße.

Dann kommt die Schiffahrtslinie in Sicht auf der so 6 – 10 Frachter von links und 2 – 3 von rechts kommen. Wir beobachten sie aufmerksam. Die sind wahnsinnig schnell. Wir kommen aber ohne irgendwelche Kursänderungen durch. Wir nehmen inzwischen eine Flasche Bier zu uns. Irgendwann muß ich pinkeln. Ich geh unter Deck, keil mich fest und ziehe Schwimmweste und Ölzeugjacke aus und die Hose runter. Danach komme ich in die Jacke nicht mehr rein. Irgendwie habe ich mich in der eingebauten Fleece-Jacke bzw. dem Kragen verfangen. Ich kriege Schweißausbrüche. Mir wird schlecht. Endlich bin ich in der Jacke, streife die Schwimmweste über und stürze raus an die frische Luft. Marion fängt an zu lachen: ich habe die Schwimmweste auf links! Nach etwa ½ Stunde Seegang aussteuern und Horizont beobachten wird mir besser. Nie wieder werde ich meine Tabletten vergessen! Vor uns taucht Hiddensee als dünner grauer Strich auf dem Horizont auf, während Möns Kreidefelsen langsam hinter uns verschwinden. Die braunen Segel holen auf. So etwa 5 sm vor dem Wegepunkt 804 (Karte vom NV-Verlag) überholt er uns in ca. 100 m Abstand. Er dürfte so 9 Meter lang sein. Wenn er im Wellental verschwindet, sind man nur noch seine Segel, auf den Wellenbergen dagegen seine Rumpf-Unterseite. Sieht irre aus. Wir tauschen Grüße. In Landnähe läßt der Wind etwas nach. Erst als wir das enge Fahrwasser zwischen Hiddensee und Rügen erreichen, verringert sich auch der Seegang. Wir müssen die Schoten dicht holen, weils jetzt hoch am Wind in Richtung Süden geht, immer noch mit etwa 5 Knoten. Vor dem Fahrwasserknick nach rechts machen wir den Motor an nehmen die Segel runter. Auf dem Weg nach Vitte werden wir noch von großen Seglern und einem großen Motorboot überholt. Im Yachthafen Lange Ort – Rückstau. Die Großen finden keine Liegeplätze. Vor der letzten Gasse wartet das Motorschiff (Pedro, ca. 11 m lang) mit einem etwas ratlosen Skipper. Hier ist doch sowieso alles zu klein für den. Ich fahre an ihm vorbei. An der linken Seite liegen schon 4 Segler längsseits an den Heckpfählen. Da ist alles voll. Genau gegenüber ist noch ein kleiner Liegeplatz in einer doppelt-breiten Box frei. Ich steuere rein. Die Dame von der Marieholm in dieser Box zieht ihr Dingi beiseite, nimmt unsere linke Heckleine an und macht sie an ihrem Boot fest. Das wars. Fest um 15.30 Uhr. Die ganze Anspannung fällt von uns ab. Herrlich. Endlich wieder in Hiddensee. Letztes Jahr leider nicht geschafft. Jetzt bleiben wir erstmal ein paar Tage hier.

Links neben uns liegt ein junges Paar mit 2 Kindern (ca. 10 Jahre alt). Ihre Marieholm liegt in Berlin. Im Sommer fahren sie über die Oder nach Hiddensee, bleiben drei Wochen und fahren dann zurück. Segelurlaub ist das eigentlich nicht. Rechts neben uns liegt ein älteres ( >60) Ehepaar – er ist schon Rentner. Sie wohnen auf einer etwas größeren Jolle mit einer kleinen Kajüte. Wir kommen uns daneben richtig riesig vor. Alles ist gerade frisch restauriert. Das Boot ist ein Schmuckstück ( na ja – gehäkelte Gardinen!). Es liegt normalerweise auf einem Stausee in Thüringen (sowas gibt’s?). Man segelt nur bei wenig Wind. Er sagt: meine Frau ist der „Krängungsmesser“. Sie haben – wegen des starken Windes - keine Kuchenbude aufgebaut und müssen nach jedem Schauer Wasser wischen und alle Anziehaktionen in der winzigen Kajüte erledigen. Sie war schon beim Arzt, um sich eine Spritze gegen Rückenschmerzen abzuholen. Die Arztpraxis soll Vorkriegsniveau haben. Nette Leute, unsere Nachbarn.. Abends gehen wir ins Godewind. Alle Plätze sind schon reserviert. Wir dürfen trotzdem an den Stammtisch, der für die Rettungsschwimmer reserviert ist, aber erst ab 20.00 Uhr und wir versprechen, bis dahin weg zu sein. Uns wird dann noch eine 4-köpfige Familie mit an den Tisch gequetscht. Mann und Frau sind beide Juristen, haben beide in Bielefeld studiert und arbeiten als Anwälte in Hamburg. Hiddensee gefällt ihnen eigentlich nicht. Sie haben auch nur eine Woche gebucht, mal zum kucken. Auf dem Rückweg vom Godewind werden wir platschnaß, weil wir nur die leichten Regenjacken mithaben und das ganze Regenwasser auf die Hosen läuft. Zum Glück können wir im Boot mit dem kleinen Keramikheizer heizen. Es ist schön kuschelig und richtig warm, während es draußen stürmt und regnet. Heute 38 sm.

Montag 29.7. und Dienstag 30.7.07 – Der Wetterbericht meldet um die 7 Windstärken aus West. Die haben wir auch. Auf der Strandseite steht eine gewaltige Brandung. Im Hafen jault der Wind in den Wanten. Ständig kommen Regenschauer runter. Vitte hat sich seit unserem letzten Besuch 2004 kaum verändert. Das Restaurant Mühlenhof hat geschlossen. Es gibt jetzt nur noch den Bäcker im Edeka. Das Godewind ist immer noch überlaufen und proptevoll, man sollte tunlichst einen Tisch reservieren lassen (038300 6600). Das Essen ist aber im Töwerland/Sundevit (038300 6070) sowieso erheblich besser und auch noch billiger. Die Fischsuppe ist einfach klasse. Das Büdchen am Deich mit den leckeren Fischbrötchen existiert noch. Aber als wir mittags da reinschauen ist es völlig leer und Fischbrötchen „ham wer nich, erst ab 3 wieder“. Wir gehen ins Bistro am Stadthafen, da sind sie auch lecker und man kann auch noch sitzen und bekommt Bier vom Fass. Draußen schüttet es derweil, wie aus Kübeln.

Am Dienstag lassen die Schauer nach. Wir wandern nach Kloster und bekommen im Räucherschiff im Hafen die bisher besten Fischbrötchen. Wir wandern durch den Ort und dann auf der Strandseite zurück und bewundern die Brandung.

Mittwoch 1.8.07 6.40 Uhr Wetterbericht: W 5, langsam SW-S drehend, abnehmend 2-3. Ich hole wieder Brötchen vom Rügenbäcker im Edeka und stehe wieder als 23-ster in der Schlange. Wir haben Sonnenschein und vielleicht 2-3 Windstärken aus West. Nach dem Frühstück legen wir ab und setzen noch im Vitter Fahrwasser Groß und SWFock. Dann segeln wir gemächlich Richtung Süden und erreichen am frühen Nachmittag Stralsund. Wir wandern durch die Stadt, um wieder die renovierten Bauten aus der Hansezeit zu bewundern. Schmuckstücke, allesamt. Etwas außerhalb gibt es aber noch Ruinen, die auf ihre Restaurierung warten. Im Hafen entsteht ein Neubau, das „Nautineum“, ein riesiges Aquarium im futuristischen Design. Mir hätte das Meeresmuseum völlig gereicht. Gorch Fock (ich glaube die Nr. 4 der GorchFocks ?) wartet auch noch immer auf Besucher und Spenden. Außerdem liegt hier ein Schiff, das als Freilichtbühne für „Hoffmans Erzählungen“ genutzt wird. Dafür ist die blaue Kugel aus dem Hafengelönde verschwunden.

Um 17.15 Uhr öffnet die Brücke. Wir schleichen uns ab 16.55 Uhr ganz langsam an und sind dann bei Brückenöffnung die Zweiten, die die Brücke passieren. Danach legen wir die 5 Meilen bis Neuhof per Motor zurück, bei strahlender Abendsonne und nahezu Windstille. Wunderschön.

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In Neuhof schickt uns der Hafenmeister auf einen freien Liegeplatz. Nirgendwo sonst steht der Hafenmeister noch auf den Stegen und gibt den einlaufenden Booten Tipps, wo sie einparken können. Toller Service. Ich drücke sofort meine Hafengebühr ab (10,50 € ) und sitze dann mit Marion auf der Restaurantterrasse bei Köstritzer und einem ausgezeichneten Abendessen, schaue auf die Boote und den Strelasund und zwar bis zum

Sonnenuntergang. Darauf habe ich mich schon das ganze Jahr gefreut. Das Restaurant hat schon wieder neue Besitzer. Die Speisekarten sind erfreulich kurz, aber nur billige Fotokopien einer handschriftlichen Aufstellung. Dafür ist das Essen sehr gut. Neu: ein Gitarrist erscheint und spielt 2 Stunden lang Spanisches. Jau – auch toll. Heute: 23 sm.

Donnerstag 2.8.07, 6.40 Uhr, Wetterbericht: SO-S 2 – 4, NW – drehend, zunehmend 4 – 5. Brötchen gibt’s im Hafenkiosk (gestern abend vorbestellt!) und eine Ostseezeitung. Gegen 10.00 Uhr legen wir ab und sind gleich von den zahlreichen Seglern umgeben, die um 9.15 Uhr durch die Brücke gekommen sind und jetzt alle dem Greifswalder Bodden zustreben. Bis zur Hochspannungsleitung fahren wir unter Motor. Obgleich wir so etwa 3 Windstärken aus WSW – also direkt von vorne – haben,

setzen wir dann Groß und SW-Fock, hängen den Autopiloten ein und kreuzen den Strelasund runter. Mit dem Autopiloten ganz einfach: drückt man -1 und -10 gleichzeitig, dreht er um 100 ° nach links und bei +1 und +10 nach rechts. Die Kollegen, die im Fahrwasser bleiben und unter Motor fahren, weichen uns immer schön aus, wenn wir ihren Kurs kreuzen (obgleich sie das gar nicht müßten). Bei der Fähre von Stahlbrode müssen wir etwas aufpassen. Dann geht es Stund-um-Stund so weiter Richtung Osten. Der Wind legt auch mal auf 4 zu. Wir haben dann 20 Grad Krängung, die aber auf der leewärtigen Plichtbank liegend mühelos zu ertragen sind. Auf dem Bodden sind wir so ziemlich allein. Die meisten Schiffe drehen nach Norden auf Lauterbach zu.

Schließlich erreichen wir die Knaakrückenrinne, die wir noch bis zum Beginn der Engstelle aufkreuzen. Dann kommen die Segel runter und es geht unter Motor weiter. Als wir an Freest vorbeikommen stellen wir fest: es steht ein Riesenrad im Hafen, da ist also Hafenfest! Schließlich machen wir gegen 19.00 Uhr in Kröslin fest. Wir gehen noch schnell duschen und dann ins Restaurant. Auch hier wieder neue Besitzer. Essen ist aber trotzdem gut wie immer. Nach dem Essen rufen wir die Wolgaster Taxi-Zentrale an und bestellen ein Taxi für morgen früh 7.00 Uhr. Wir haben nämlich mit der automatischen Bahnauskunft per Handy rausbekommen, dass um 7.20 ein Zug nach Stralsund fährt und wir dann Anschluß bis Schleswig haben und insgesamt nur zweimal umsteigen müssen. Absacker an Bord. Heute: 27 sm direkt, aber durch die Kreuzerei ca. 41 sm. Freitag 3.8.97 6.00 Uhr aufstehen, frühstücken (Dosenbrot) und um 7.00 Uhr reisefertig (mit Regenjacken, Navigator, Obst) an der Marina-Schranke. Das Taxi (16,00 Euro) ist pünktlich, die Bäderbahn (Usedom-Stralsund) auch. In Stralsund lösen wir Tickets bis Schleswig. (Bahn insgesamt 140 Euro) Wir haben hier noch Zeit für einen Stehcafe und später in Hamburg für einen kleinen Imbiß. Per Taxi (auch 16,00 Euro) geht’s vom schleswiger Bahnhof zur Schrader-Marina. Wir bezahlen unsere Schulden (Kranen und 13 Tage Auto und Trailer parken – 80 Euro) und sind um 15.00 Uhr mit dem Auto unterwegs Richtung Kröslin. Da treffen wir gegen 20.30 Uhr ein, nachdem wir in Freest wegen des Hafenfestes mehrmals umgeleitet werden und schließlich sogar mit Trailer mitten im Besucherstrom wenden müssen. In Kröslin ist der Hafenmeister in seinem Büro (eigentlich nur bis 19.00 Uhr). Wir zahlen die Liegegebühr für 2 Tage (Höhe vergessen). Außerdem läßt er uns durch die Schranke, so dass wir das Auto in Bootsnähe und den Trailer auf dem Gelände abstellen können. Dann ruft er noch den Kranheini an, dass der Samstag ab 10.30 Uhr zum Kranen bereit steht. Super! Danach wieder Restaurantbesuch, Essen und 2 Schwarzbiere (Krusowicze - lecker!). Absacker. Koje. Heute: ca. 500 Bahn- und 425 Autokilometer. Samstag, 4.8.07 Letzter Akt: In Ruhe frühstücken bis 8.00 Uhr. Dann 45 Minuten Boot leerräumen und Auto packen. Danach: Mast legen, alles reisefertig verstauen ( 50 Liter Wasserballast in den Ankerkasten und weitere 20 l im Vorschiff, weil ich den Motor beim Trailern dranlasse und sonst nicht genug Gewicht auf der Anhängerkupplung habe). Dann kommt die letzte Bootsfahrt vom Liegeplatz zum Kran. Ich bin gerade da – 11.00 Uhr, da steht auch schon ein junger Mann mit der Fernbedienung vor dem Bauch parat und krant uns langsam und sorgfältig raus. Danach geht’s 524 km nach Hause, wo wir – von Staus so ziemlich verschont – gegen 19.00 Uhr eintreffen. Das wars.