Verarbeitung und Verwendung von Traubeneichen-Schwachholz

Schwerpunkt Verarbeitung und Verwendung von Traubeneichen-Schwachholz Treatment and utilisation of small dimensioned sessile oak wood Lothar Clauder,...
Author: Edwina Gärtner
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Schwerpunkt

Verarbeitung und Verwendung von Traubeneichen-Schwachholz Treatment and utilisation of small dimensioned sessile oak wood Lothar Clauder, Heinz Frommhold

Als Schwachholz wird in Abhängigkeit von der Baumart Holz bis zur Stärkeklasse 3b (bis 39  cm) bezeichnet. Da Traubeneiche und Stieleiche wenig begehrtes Splintholz besitzen, verringert sich der effektiv nutzbare Anteil des Rundholzes erheblich. Die Splintbreite beträgt 3 bis 4 cm. Wegen dieser Durchmesserbegrenzungen sind die Verwendungsmöglichkeiten des Traubeneichen-Holzes eingeschränkt. Allein die Sortierung in die Güteklasse A erfordert gemäß HKS Brandenburg einen Mindestmittendurchmesser von 35 cm ohne Rinde, damit sind die Verwertungsmöglichkeiten von Eichenschwachholz in der Güteklasse  A ausgeschlossen. Weitere Einschränkungen der Verwendung ergeben sich aus den Inhaltsstoffen des Holzes. So führt z. B. ein erhöhter Gerbstoffgehalt dazu, dass Eichenholz nicht zur Herstellung von Zellstoff und nur in begrenztem Maße in der Plattenindustrie eingesetzt wird. Deshalb bestehen auf dem Holzmarkt nur sehr beschränkte Absatzmöglichkeiten für Eichenschwachholz. Da es bedingt durch den ökologischen Waldumbau in den kommenden Jahren und Jahrzehnten jedoch zu einem verstärkten Aufkommen von schwachen Eichensortimenten kommen wird, stellt sich die Frage nach einer wirtschaftlichen Verwertung.

Künftige Verwendung Erwartet wird eine Erntemenge an Traubeneichen-Schwachholz von 46 000 Efm/a in Berlin und Brandenburg bis zum Jahre 2022 (MÜLLER et al., 2005). Beispielhaft wurde und wird Eichenschwachholz verwendet zur Herstellung von: Stabparkett, 3-Schicht-Fertigparkett, Holzpflaster, Leim­holzplatten, Pfählen, Schnittholz sowie als Fassholz, Energieholz, Meilerholz und Brennholz. Auf der Suche nach weiteren Verarbeitungs- und Verwendungsmöglichkeiten in jüngster Zeit ergaben sich z. B. aus der Literatur Hinweise zu folgenden Stichpunkten: Hirnholzparkett, Rollparkett, Kreuzriftbalken (KRB), Lärm-

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schutzwände, schwaches klassisches Eichenbauholz, keilgezinktes Eichenbauholz, Lamellenbalken, Brettschichtholz und 3-Schicht-Platte mit einer Oberlage aus Thermoholz. Bis auf Kreuzriftbalken (kurz: Kreuzbalken) sind die Stichworte selbsterklärend. Kreuzbalken bestehen aus vier viertelholzähnlichen, faserpa­ rallel miteinander verklebten Segmenten aus Nadelholz. Dabei wird die Außenseite der Rundholzsegmente nach innen gewendet, so dass innerhalb des Rechteckquerschnittes eine zentrische, über die gesamte Länge durchlaufende Röhre entsteht. Charakteristisch für die Herstellung von Kreuzriftbalken ist die Nassverleimung. Bauaufsichtliche Zulassungen gibt es bisher nur für Kreuzriftbalken, welche aus Nadelhölzern gefertigt werden. Die Lizenzrechte für dieses patentierte Verfahren hat bisher weltweit nur eine Firma erworben. Aus diesem Grunde wurde im Rahmen des Verbundprojektes von Untersuchungen zur Herstellung von Kreuzriftbalken aus TraubeneichenSchwachholz abgesehen. Die Verbundprojektpartner Fachhochschule Eberswalde (FHE) und Holzindustrie Templin GmbH (HIT) richteten ihre gemeinsame Forschungsarbeit darauf aus, die Wertschöpfung im Marktsegment Eichenschwachholz zu erhöhen. Um Schnittholz aus Eichenschwachholz für den Markt attraktiv zu machen, wurden Möglichkeiten zur Herstellung von thermisch modifiziertem Eichenholz untersucht.

diesem Zweck erbauten Pilotanlage im Labormaßstab. Diejenigen Versuchsreihen, deren Behandlungsregime die Herstellung fehlerfreier und homogen gefärbter Produktchargen ermöglichten, wurden in den Hauptuntersuchungen analysiert. Es muss betont werden, dass die Untersuchungen jeweils reine Momentaufnahmen der resultierenden Holzeigenschaften darstellen, die nicht ohne weiteres auf die regelmäßige Produktion von hitzevergütetem Holz übertragen werden können. Die folgenden

Rahmenbedingungen Da es bei der Herstellung von thermisch modifiziertem Holz neben Verbesserungen in den Holzeigenschaften gleichzeitig auch zu einer Verschlechterung anderer wichtiger Produkteigenschaften kommen kann, wurde untersucht, welche Modifikationstechnologien sich zur Minimierung dieser negativen Folgen der thermischen Behandlung eignen. Um die lückenhaften Kenntnisse über die Herstellung von Eichen-Thermoholz zu ergänzen, untersuchte die FHE die Herstellungsbedingungen in einer zu

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Schwerpunkt

Abbildung 1: Prozessdiagramm (Behandlungstemperatur und -dauer) der Holzmodifizierung an der FH Eberswalde.

Fragestellungen zu den technischen Holz­eigenschaften von hitzebehandeltem Eichenschwachholz sollten beantwortet werden: Welches Eigenschaftsprofil wird durch entsprechende Hitzebehandlung erreicht? Und welche Auswirkungen haben die Veränderungen auf die Verarbeitung und Verwendung ?

Figure 1: Processchart (Processing temperatur and duration )of wood modification at the University of Applied Science Eberswalde.

Material und Methoden Was ist thermomodifiziertes Holz oder kurz „Thermoholz“?

Tabelle 1: Mittelwerte der mechanischen Festigkeiten aus Prüfungen an fehlerfreien Proben und prozentuale Verhältnisse der Festigkeiten von hitzebehandeltem Material gegenüber unbehandelten Proben. Tabel 1: Average value of mechanical stability from tests of faultless samples and proportion of resistance of heat treated material compared to native samples. Behandlungsparameter nativ

Versuchsreihe

Masseverlust [%]

Ausgleichsfeuchte [%]

max. Quellung tangential [%]

max. Quellung radial [%]

N

0

11

0

0

160 °C / 22 h

A

2,20

6,49

4,74

3,69

180 °C / 16 h

B

4,23

5,17

5,23

5

180 °C / 22h

C

6,57

4,59

5,91

4,82

180 °C / 29h

D

9,06

4,23

6,32

5,91

190 °C / 16h

E

9,49

4,67

8,16

7,31

200 °C / 12h

F

9,80

4,59

8,41

7,01

200 °C / 16h

G

12,26

4,36

9,12

7,51

Abbildung 2: Prozentuale Verhältnisse der Festigkeiten von hitzebehandeltem Material gegenüber unbehandelten Proben. Figure 2: Proportion of stability of heat treated material compared to native samples.

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Bei der Herstellung von thermisch modifiziertem Holz wird naturbelassenes Holz, welches in einer geschlossenen Behandlungskammer unter Ausschluss von Sauerstoff über einen definierten Zeitraum einer Temperatur von 130 °C bis 250 °C ausgesetzt wird, in seinen chemischen Hauptbestandteilen unterschiedlich stark und dauerhaft verändert. Die Hitzebehandlung verfolgt den Zweck, die physikalisch-technischen und biologischen Eigenschaften des Holzes, wie z.  B. Dimensionsstabilität und Dauerhaftigkeit ohne Einsatz von Zusatzstoffen zu erhöhen. Als vorrangiges Ziel sollen bei der Verwendung von thermisch modifizierten Hölzern Materialien, wie z. B. Metalle und Kunststoffe durch einheimische Hölzer ersetzt werden können. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Einsatz von heimischen Hölzern als Ersatz für teure oder seltene Import- bzw. Tropenhölzer. Die variablen Parametereinstellungen eines Behandlungsprozesses sind beispielhaft in Abbildung 1 dargestellt.

Charakter des Ausgangsmaterials In den fachübergreifenden Untersuchungen des Forschungsverbundes Oak­ Chain wurden durch die umfassende Qualitätssortierung der Traubeneichen (BÄUCKER u. BUES, 2009) die Grundlagen für die weitere Beurteilung der stofflichen Verwertbarkeit dieses Holzes gelegt. Das dort sortierte Holz wurde nach dem Einschnitt des Rundholzes zur Herstellung von Thermoholz an der FHE und der HIT verwendet. Die zur Vergütung eingesetzten Qualitäten zeigen deutlich, dass aus den besten Qualitäten entsprechende astfreie Längen ausgewählt werden sollten. In einzelnen Fällen, wenn das Holz beispielsweise bei der Verklebung von Lagenhölzern als Mittellage oder Gegenzug eingesetzt wird, kann es auch schlechteren Güteklassen entsprechen.

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Ergebnisse und Diskussion Eigenschaftsprofil des Thermoholzes Aus den Untersuchungen der mechanischen, physikalischen und biologischen Merkmale ergab sich ein stoffliches Eigenschaftsprofil von thermisch behandeltem Eichenschwachholz. Zusammenfassend sind folgende Eigenschaftsveränderungen an fehlerfreien Proben verglichen mit unbehandelten Kontrollproben hervorzuheben: • Ein Anstieg der Behandlungstemperatur führte zu einem wachsenden Masseverlust der Proben (Abbildung 2/ Tabelle 1) von bis zu 12  %. Resultate von BURMESTER (1970), PAUL et al. (2007) bestätigen diesen Einfluss der Temperatur auf die resultierende Behandlungsintensität. Ergebnisse von WELZBACHER (2007) zeigen, dass der Einfluss der Zeitdauer bei höherer Temperatur zunimmt. Da der Masseverlust eng mit der Quellung, der Resistenz gegenüber pilzlichem Holzabbau und der mechanischen Festigkeit von hitzebehandeltem Holz korreliert, kann er als Maß der Behandlungsintensität angesehen werden (OBTAYA et al., 2002). • So ist es auch zu erklären, dass die Holzausgleichsfeuchte im Normalklima (20 °C/ 65 % rel. Luftfeuchte) in absoluten Werten (Abbildung 2/ Tabelle 1) auf minimal 4 % reduziert wird. Durch den Abbau von Holzbestandteilen (Hemicellulosen) ab einer Temperatur von 120  °C ist mit dem Anstieg des Masseverlusts eine gleichzeitige Verringerung des Wasseraufnahmevermögens des behandelten Holzes verbunden. • Eine verminderte maximale Quellung der behandelten Proben (Abbilung  2/ Tabelle 1) ist ebenso auf das dauerhaft verringerte Wasseraufnahmevermögen zurückzuführen. Dies hat die angestrebte Dimensionsstabilisierung, d. h. ein geringeres „Arbeiten“ des Holzes zur Folge (erhöhte Maß- und Formbeständigkeit). • Neben diesen genannten Vorteilen wurde die statische Festigkeit (Abbildung  3/Tabelle  2) mit steigender Behandlungstemperatur um bis zu 20 % reduziert. Der Anstieg der Mittelwerte von teilweise bis zu 6 % ist möglicherweise auf die geringere Behandlungsintensität der Proben zurückzuführen. Hingegen ließ sich mit steigender Behandlungstemperatur ein eindeutiger Abwärtstrend bei der Biegefestigkeit erkennen.

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Tabelle 2: Mittlere prozentuale Anteile des Masseverlustes an fehlerfreien Proben und mittlere prozentuale Anteile der verminderten maximalen Quellung von hitzebehandeltem Material gegenüber unbehandelten Proben. Mittelwerte der Ausgleichsfeuchte (absolute Zahlen) von unbehandelten und hitzebehandelten Proben. Tabel 2: Average proportional fraction of decrease of mass of faultless samples and average proportional fraction of reduced maximal swell of heat treated material compared to native samples. Average value of Equilibrium Moisture Content (absolute figures) of native and heat treated samples. VersuchsBiegefestigkeit reihe [N/mm2]

[%]

Elastizitätsmodul

Brinellhärte tangential

[N/mm2]

[N/mm2]

[%]

Brinellhärte radial [%]

[N/mm2]

[%]

N

117

100

12456

100

37

100

36

100

A

124

106

11833

95

41

112

39

107

B

119

102

12954

104

40

110

39

107

C

104

89

13577

109

35

96

33

90

D

94

80

13203

106

33

89

29

79

E

104

89

13328

107

32

86

30

83

F

103

88

13702

110

33

90

31

84

G

102

87

14200

114

31

84

31

85

Abbildung 3: Prozentuale Verhältnisse des Masseverlustes und der verminderten maximalen Quellung von hitzebehandeltem Material gegenüber unbehandelten Proben. Mittelwerte der Ausgleichsfeuchte (absolute Zahlen) von unbehandelten und hitzebehandelten Proben. Figure 3: Proportion of decrease of mass and of reduced maximal swell of heat treated material compared to native samples. Average value of Equilibrium Moisture Content (absolute figures) of native and heat treated samples.

Abbildung 4: Vergleichstest der Farbechtheit von unbehandelten gegenüber unterschiedlich stark modifizierten Fassadenelementen. Figure 4: Comparative test of colour fastness of native in comparison to unequally strong treated cladding-elements.

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Schwerpunkt

Abbildung 5: Freilandversuche – Vergleichstests zur Dauerhaftigkeit von unbehandelten gegenüber unterschiedlich stark modifizierten Proben in den Gebrauchsklassen 4 (GK 4 Erdkontakt) und 3 (GK 3 Doppellagentest). Figure 5: Outdoor test Comparative test of durability of native in comparison to unequally strong treated samples in use class 4 (GK 4 ground contact) and 3 (GK 3 double layer test).

Abbildung 6: Parkettfußboden – Vergleichstest zur Abriebfestigkeit von unbehandelten gegenüber unterschiedlich stark modifizierten Proben. Figure 6: Parquet floor – comparative test of wear resistance of native in comparison to unequally strong treated samples.

• Der Anstieg des Biege-Elastizitätsmoduls war noch wesentlich deutlicher erkennbar. Die Werte erhöhten sich trotz gestiegener Behandlungstemperatur um bis zu 14 % (Abbildung 3/Tabelle 2). Da das Material aufgrund steigender Behandlungstemperaturen zunehmend spröder wird, hat dies zur Folge, dass das Modul zwar einen hohen Wert erreicht, jedoch der Bruch der Probe bereits vorzeitig im Bereich der elastischen Verformung erfolgt. Das Herabsinken der Bruchgrenze unterstreicht nochmals, dass Thermoholz nur eingeschränkt für konstruktive Zwecke geeignet ist. • Die in dieser Untersuchung ermittelte Abhängigkeit von reduzierter Härte

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bei steigender Behandlungsintensität wird durch Ergebnisse anderer Autoren bestätigt (SEBORG et al., 1953; WELZBACHER, 2007). Die Oberflächenhärte (Abbildung 3/Tabelle 2) wurde auf tangentialen Schnittflächen um bis zu 16 % und auf radialen Schnittflächen um bis zu 21 % gegenüber unbehandelten Proben reduziert.

Verwendungsorientierte Untersuchungen und Ergebnisse Die Auswirkungen der veränderten Eigenschaften wurden an verschiedenen Beispielen für die Verwendung im Innen- und

Außenbereich nachvollzogen. Zu diesem Zweck wurden aus dem hitzebehandeltem Eichenschwachholz, welches in drei dazu ausgewählten Temperaturstufen von 160, 180 und 200°C (Tabelle 1, Versuchsreihen A, C und F) behandelt wurde, verschiedene Produkte hergestellt. Im Rahmen dieser verwendungsorientierten Untersuchungen zeigte sich, dass die zur Herstellung der Praxisbeispiele notwendige Be- und Verarbeitung der modifizierten Hölzer aller drei Behandlungsstufen auf herkömmlichen Bearbeitungsmaschinen möglich ist. Dabei sollten die Anpressdrücke und Vorschubgeschwindigkeiten mit steigender Behandlungsintensität verringert werden. Das Holz, welches

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Abbildung 7: Gartenbank – Vergleichstest zur Verklebung von unbehandelten gegenüber unterschiedlich stark modifizierten Proben. Figure 7: Gardenbench - Comparative test of adhesion of native in comparison to unequally strong treated samples.

durch die Behandlung spröder geworden ist, sollte unbedingt vorgebohrt werden. Um Aussagen über die Alltagstauglichkeit des Materials machen zu können, wurde das hitzebehandelte Holz verschiedenen Praxistests unterzogen. Obwohl die Langzeitversuche zur Witterungsbeständigkeit noch nicht abgeschlossen sind, können nach einer Versuchsdauer von 16 Monaten bereits richtungsweisende Aussagen über die Farbänderungen (Abbildung  4) vorgenommen werden. Die unterschiedlich stark behandelten Thermohölzer an der Versuchsfassade sind stark vergraut. Deutlich zu erkennen ist, dass die vorbeugenden Maßnahmen, wie z. B. der Einsatz

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eines handelsüblichen UV-Blockers auf der oberen Fassadenhälfte, nur bedingt wirksam sind. Das hitzebehandelte Holz vergraut schneller als unbehandeltes Material, jedoch mit einem homogeneren Erscheinungsbild. Der im Januar 2008 begonnene Langzeitversuch zur Dauerhaftigkeit gegen­ über holzzerstörenden Mikroorganismen im Freiland in den Gebrauchsklassen  4 [GK 4 Erdkontakt DIN EN 252 (1989)] und 3 (GK  3 Doppellagentest) (Abbildung  5) wurde einer Zwischenkontrolle unterzogen. Im Bereich des Erdkontakts mit ständig erhöhter Boden- und damit auch Holzfeuchte, waren bereits nach sechs Monaten alle thermisch modifizierten

Sortimente stark vergraut und größtenteils mit Schimmelpilzen befallen. Im Vergleich dazu waren an den unbehandelten Proben deutlich stärkere Veränderungen durch Quellung, Verfärbungen und Schimmelpilzbefall sichtbar. Dies trifft in annähernd gleichem Maße auch auf die unbehandelten Proben im Doppellagentest zu, bei denen die gestaute Nässe zwischen den Doppellagen zu deutlich sichtbarem Angriff von Schimmelpilzen geführt hat. Auch die modifizierten Proben sind vergraut und weisen an der Unterseite der Oberlage Schimmelpilzbefall auf. Die im Parkettfußboden (Abbildung 6) verarbeiteten Sortimente werden in einem visuellen Verschleißtest auf ihre Abriebfestigkeiten untersucht. Parallel dazu wurde die Abriebbeanspruchung an Vergleichsproben mittels Taber-AbraserMethode nach DIN EN 438-2 (1991) ermittelt. Mit steigender Behandlungsintensität stieg auch der durch reibende und schneidende Beanspruchung verursachte Materialabtrag an der Oberfläche (Abrasion). Die Reduktion der Abriebfestigkeit thermisch modifizierten Holzes resultiert aus der durch die Temperatureinwirkung erhöh­ten Sprödigkeit und Neigung zur Splitterbildung bei mechanischer Beanspruchung (MILITZ, 2002). Die Kennwerte dienen unterstützend für die Bewertung der Materialeigenschaften des im Februar 2009 begonnenen Langzeitversuchs. Zur Herstellung einer Gartenbank (Abbildung  7) wurden ebenfalls unterschiedliche Thermoholzsortimente sowie unbehandelte Eiche und Tropenholz (Meranti) als Referenzen verwendet. Die Verklebungen wurden mittels zweier handelsüblicher Klebstoffsysteme für den Einsatz im Außenbereich (PVAC D4, 1K PUR) durchgeführt. Aufgrund der verminderten Holzfeuchte der behandelten Proben wurde die zur Reaktion des Klebstoffs erforderliche Feuchte mittels Sprühflasche auf die zu verklebenden Flächen aufgetragen. Bedingt durch die verminderte Wasseraufnahmekapazität erhöht sich die Presszeit für den physikalisch aushärtenden PVAC-Klebstoff. Zur Beurteilung der Verklebungsqualität wurden die Biegefestigkeit und das Biege­ elastizitätsmodul in Anlehnung an die DIN 52186 (1978) durch Dreipunktbiegung und die Scherfestigkeit in Anlehnung an die DIN 52187 (1979) an nicht bewitterten Vergleichsproben geprüft. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigten, dass sowohl die nativen, als auch die modifizierten Proben, die mit PVAC verklebt waren, im Vergleich zu den mit PUR verklebten Proben, höhere Festigkeiten aufwiesen.

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Schwerpunkt

Zusammenfassung

Abstract

An der Fachhochschule Eberswalde wurde in Zusammenarbeit mit der Holzindustrie Templin Traubeneichen-Schwachholz zum Zweck neuer Ver­wen­ dungsalternativen in einer Pilotanlage modifiziert. Diese ist nachweislich für die Hitzebehandlung von Traubeneichenholz geeignet. Die ermittelten Ei­gen­schaften des Thermoholzes ausreichender Güte zeigt deutlich die durch die Behandlung entstehenden Vorund Nachteile. Die Dimensions­ stabilisierung der Proben konnte erreicht werden. Ab­sehbare Festigkeitseinbußen konnten eingeschränkt, jedoch nicht gänzlich ver­mieden werden. Für eine endgültige Festlegung der Dauerhaftigkeitsklassen der Sortimente muss das Holz jedoch noch mehrere Jahre im Freiland verbleiben.

Both pilot plants, at the University of Applied Sciences Eberswalde and Holzindustrie Templin GmbH are capable for the heat treatment of sessile oak wood. The determined property profile of thermally modified samples from sessile oak wood of sufficient quality demonstrates obviously the advantages and disadvantages according to the treatment. The dimension stabilisation of the samples was achieved. Foreseeable losses in stability were limited, however, they were not completely avoided. However for a final determination of the durability classes of the assortments the timber must stay outdoors for several years.

Schlussfolgerungen Das ermittelte Eigenschaftsprofil von thermisch modifizierter Traubeneiche lässt erkennen, dass sich ein behandlungsspezifisches Optimum für die Modifizierung von Traubeneiche jeweils an dem Verwendungszweck ausrichtet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich je nach Masseverlust der Nutzen für einen Einsatzzweck erhöht

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(Dimensionsstabilität, Farbe) für einen anderen jedoch verringert (statische und dynamische Festigkeit). Somit stellen die verringerten mechanischen Festigkeiten von thermisch modifiziertem Eichenholz gegenüber unbehandeltem Holz nach wie vor die größte Einschränkung des Materials für eine weitreichende Verwendung dar. Die Hitzebehandlung hat keinen positiven Einfluss auf das

Voranschreiten der „Vergrauung“ aufgrund natürlicher Witterungseinflüsse. Der Verlust der anfangs intensiven Farbe beginnt sogar schon früher, als bei unbehandelten Proben und schreitet auch schneller voran. Die aufgeführten Beispiele (Fassade, Fußboden und Gartenbank) zur Verarbeitung und Verwendung der thermisch modifizierten Sortimente erwiesen sich als praxistauglich.

Literatur BÄUCKER, E., BUES, C.T., (2009): Holzqualität von Traubeneichen aus Eichen-KiefernMischbeständen, FORST und HOLZ, 62, 9, S.17-21. BURMESTER, A., (1970): Formbeständigkeit von Holz gegenüber Feuchtigkeit – Grundlagen und Vergütungsverfahren, BAM Berichte Nr.4, Bundesanstalt für Materialprüfung Berlin. MILITZ, H., (2002): Thermal Treatment of wood: European processes and their background, Document No. IRG/WP 02-40241, International Research Group on Wood Preservation, Stockholm. MÜLLER, J.; SCHMITZ, F.; POLLEY, H.; SCHLIECKER, E., 2005: Die zweite Bundeswaldinventur BWI2 – Ergeb­ nisse für Brandenburg und Berlin, Herausgegeben vom Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MLUV), Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band 22, Eberswalde, 123 S. OBTAYA, E.; HIGASHIHARA, T.; TOMITA, B. (2002): Hygroscopicity of heat treated wood III. Effect of steaming on the hygroscopicity of wood, Mokuzai Gakkaishi 48, S. 348–355. PAUL, W., OHLMEYER, M., LEITHOFF, H. (2007): Thermal modification of OSBstrands by a one-step-heat pre-treatment – Influence of temperature on weight loss, hygroscopicity and improved resistance, Holz als Roh- und Werkstoff 65, S. 57–63.

RAPP A. O., AUGUSTA U. (2004): The full guideline for the “double layer test method” Document No. IRG/ WP 0420290. International Research Group on Wood Preservation, Stockholm. SEBORG, R.M., TARKOW, H., STAMM, A.J., (1953): Effect of heat upon dimensional stabilisation of wood, Journal of Forest Products Research Society 3, S. 59–67. WELZBACHER, C.R. (2007): Verhalten von nach neuen thermischen Modifikationsverfahren behandelter Fichte und Kiefer unter besonderer Berücksichtigung der Dauerhaftigkeit gegenüber holzzerstörenden Mikroorganismen, S.  70 u. S.  125, Diss., Universität Hamburg. DIN EN 252 (1989): FreilandPrüfverfahren zur Bestimmung der relativen Schutzwirkung eines Holzschutzmittels im Erdkontakt, Beuth-Verlag, Berlin DIN EN 438-2 (1991): Dekorative Hochdruck Schichtpressstoffplatten (HPL) Platten auf Basis härtbarer Harze, Normenausschuss Kunststoffe, Beuth-Verlag, Berlin DIN EN 52 186 (1978): Prüfung von Holz, Biegeversuch, Nor­menausschuss für Holz­wirtschaft und Möbel, Beuth-Verlag, Berlin DIN EN 52 187 (1979): Prüfung von Holz, Scherversuch, Normenausschuss für Holzwirtschaft und Möbel, Beuth-Verlag, Berlin

Dank Wir danken dem BMBF für die finanzielle Förderung (0330576G) und dem beteiligten Projektpartner Holzindustrie Templin GmbH für die wertvolle Zusammenarbeit.

DIPL.-ING.(FH) LOTHAR CLAUDER, PROF. DR. HEINZ FROMMHOLD Fachhochschule Eberswalde, Fachbereich Wald und Umwelt E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

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