unterwegs Die Drehscheibe heisst Betriebszentrale Kundenmagazin der Appenzeller Bahnen Thema Seite 6 Ausgabe 2 Winter 2011

unterwegs Ausgabe 2 | Winter 2011 Kundenmagazin der Appenzeller Bahnen Carmen Sieber verwirklichte ihren Kindheitstraum und ist Lokführerin geworde...
Author: Valentin Weiss
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unterwegs

Ausgabe 2 | Winter 2011

Kundenmagazin der Appenzeller Bahnen

Carmen Sieber verwirklichte ihren Kindheitstraum und ist Lokführerin geworden. Und sie war die erste Frau im Führerstand bei den Appenzeller Bahnen. Porträt | Seite 13

Die Drehscheibe heisst Betriebszentrale Thema | Seite 6

Schlittenmiete am Bahnhof Erleben Sie einen märchenhaften Wintertag im Appenzellerland und mieten Sie Ihren Schlitten bequem an einem Bahnhof der Appenzeller Bahnen. Dank des modernen Kommunikationssystems in der Betriebszentrale fliessen wichtige Informationen schnell an die richtigen Stellen.

Die Appenzeller Bahnen mit Zukunftsperspektiven

Mietstellen Bahnhof Appenzell, Tel. +41 (0)71 788 50 50 Bahnhof Heiden, Tel. +41 (0)71 891 18 52 Mercato Shop Altstätten Stadt, Tel. + 41 (0)71 755 15 21 Der Mietpreis beträgt CHF 10.– pro Tag und Schlitten.

Herzlich willkommen bei den Appenzeller Bahnen. Unsere über 200 ­engagierten Mitarbeitenden setzen alles daran, Ihnen Tag für Tag und bei jedem Wetter eine pünktliche und sichere Fahrt an Ihr Ziel zu ermög­ lichen. Wir sind motiviert, Ihnen eine Top-Dienstleistung zu bieten. Nicht nur das «Heute», sondern auch das «Morgen» sind für die ­Appenzeller Bahnen wichtig. Deshalb wollen wir die Zukunft aktiv ge­ stalten. Dank der neuen Fernsteuerung hat unsere Betriebsleitzentrale in St. Gallen den kompletten Überblick über die fahrenden Züge auf ­unseren Netzen und kann bei Störungen direkt eingreifen. In den nächsten Jahren sollen unsere Kunden von einem neuen Kundeninfor­ mationssystem in den Zügen und auf den Stationen profitieren können. Doch die ganz grosse Herausforderung in der nahen Zukunft ist der Bau der Durchmesserlinie. Mit diesem attraktiven Projekt können das An­ gebot verbessert, neue behindertengerechte Fahrzeuge angeschafft und die Fahrzeiten auf der Linie Appenzell–St. Gallen–Trogen verkürzt werden. Ein einzigartiges Projekt für Sie als Fahrgäste, aber auch für die nachhaltige Zukunft unserer Bahn. Die Regierungen der Kantone St. Gallen, Appenzell Inner- und Ausserrhoden haben eine Absichtser­ klärung unterzeichnet. Nun ist die Politik der beteiligten Kantone ge­ fordert, die Finanzierung dieses einmaligen Projekts zu genehmigen. Schön, dass Sie unser Gast sind. Geniessen Sie die Fahrt durch die ein­ zigartigen Landschaften des Appenzellerlandes.

unterwegs Kundenmagazin der Appenzeller Bahnen AG Ausgabe 2, Winter 2011 Auflage: 10 000 Redaktion: Büro für Ideen und Lösungen, Wattwil Druck: Appenzeller Druckerei Herisau

Erwin Rutishauser Direktor a.i. Appenzeller Bahnen

Editorial | 3

Geselliger Fondueplausch Einen gemütlichen Bahnausflug mit feinem Fondueschmaus, das unternahm kürzlich eine Sektion der Schweizerischen Kaderorganisation SKO – und liess sich dabei in die Geheimnisse von Talerschwingen und Rugguusseli einweihen.

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AB

Zugbegleiterin Marianne Roth verwöhnt die Gäste beim Fondueschmaus. Sänger Walter Frick verrät den Trick beim Talerschwingen.

Es gibt Schöneres als Bussen zu verteilen. Dann nämlich, wenn Zugbegleiterin Marianne Roth ihre Arbeitsuniform anzieht, um eine Gruppe von Gästen im Bis­ trowagen zu bedienen, dann geht sie ihrer liebsten Aufgabe nach. Die Leute sind meistens bestens gelaunt und unterhalten sich gerne mit der AB-Mitarbeiterin. An diesem Freitagabend kom­ men die Teilnehmer von der Schweizerischen Kaderorganisa­

tion SKO. Sie haben eine Erleb­ nisfahrt nach Appenzell gebucht, mit Fondueplausch im Bistro­ wagen und musikalischem Rah­ menprogramm mitten in Appen­ zell. Als die 30 Personen Platz genommen haben, tauscht Mari­ anne Roth das orange Sicherheits­ gilet gegen die schwarze Uniform. Fröhlicher Rollenwechsel Eben noch rangierte und fixier­ te sie draussen mit starker Hand

den Bistrowagen an die Zugs­ komposition. Nun steht die grossgewachsene Zugbegleite­ rin in eleganter Haltung im Bis­ trowagen und – ein freundli­ ches Lächeln auf den Lippen – schenkt den Wein ein. Das gesellige Vergnügen startet in Gossau und der Organisator der SKO informiert seine Gäste im Bistrowagen über den Ablauf des Abends. In der geheimen Abstimmung hat sich das Fon­ due Chinoise eindeutig gegen die Variante Käsefondue durch­ gesetzt. Zum Apéro gibt es ein Fleischplättchen. Dieses ist im Nu leergegessen und zufriede­ ne Gesichter blicken durch die Fenster in die Landschaft. Im Bahnhof erwartet Zuverlässig kurven die Appen­ zeller Bahnen ihrem Ziel entge­ gen. Fünf Minuten vor Ankunft werden die Gäste aufgefordert, die Gläser auszutrinken. Am Bahnhof wartet Walter Frick auf die Ostschweizer Gruppe. Der Appenzeller Sänger und Musi­ ker entführt die Mitglieder der

SKO-Gruppe durch die stim­ mungsvoll beleuchteten Gas­ sen in ein typisches Appenzeller Haus mit tiefen Räumen und ge­ täfertem Holzboden. Talerschwingen für Anfänger Innert einer Stunde und mit schalkhaftem Ausdruck im Ge­ sicht verrät der Vollblutmusiker den Gästen die Geheimnisse von Rugguusseli und Talerschwin­ gen. Vor allem Letzteres sorgt für ausgelassene Stimmung. Denn siehe da, es gibt sie, die Natur­ talente, die den Fünfliber schon beim ersten Versuch haargenau im richtigen Winkel einwer­ fen. Die Taler kreisen und krei­ sen und bald tönt es nach einem echten Dreiklang. Das Anfänger­ glück hat so manchen zwar beim zweiten Versuch wieder verlas­ sen, doch das erheitert alle ande­ ren nur umso stärker. Kleine Trachtenkunde Walter Frick, der auch Kura­ tor des Brauchtummuseums Urnäsch ist, wickelt sein Publi­ kum charmant um den Finger.

Humorvoll erläutert er die Unter­ schiede zwischen einer Appen­ zeller und einer Toggenburger Tracht und verrät, bei welchen Gelegenheiten zum Beispiel die beschlagenen Hosenträger getra­ gen werden; auf dass in Zukunft jeder wisse, woher ein Senn stammt, und warum er sonntags zur Kirche weniger farbenpräch­ tig unterwegs ist, als wenn’s im Frühling in gelben Hosen und mit roten Brusttuch hochgeht auf die Alp. Ein gemeinsames, mehrstimmiges Rugguusseli be­ schliesst die lustige Lektion. Nostalgisch und gemütlich Der Hunger treibt die Leute der SKO schnellen Schrittes durch den stockdunklen Abend zu­ rück Richtung Bahnhof Appen­ zell und Bistrowagen. Wer noch auf die Toilette muss, erledigt das unterwegs oder im Bahn­ hof. Denn es gibt kein WC in den historischen, teils 100-jäh­ rigen, nostalgisch anmutenden Bahnwagen. Auch nicht in die­ sem Bistrowagen, der 54 Plätze zählt und mit einer schön be­

leuchteten Holzbar ausgestattet ist. Möglichst vieles wurde bei den Bahnwagen «authentisch» gelassen. Dazu passend erklin­ gen über Lautsprecher traditio­ nelle Klänge, während die Gäste langsam Platz nehmen. Verlockendes Buffet Die Zugbegleiterin Marianne Roth und Marcel Wetter vom Partyser­ vice Wetter-Catering Appenzell haben zwischenzeitlich eine hei­ melige Atmosphäre in den Bistro­ wagen gezaubert. Hübsch gedeck­ te Tische, brutzelnde Pfannen und ein verlockendes Buffet mit Saucen, Fleisch und diversen Bei­ lagen bilden den Rahmen für den Fondueschmaus. Mit der kühlen Jahreszeit beginnt die Hauptsai­ son mit den Erlebnisfahrten. Mar­ cel Wetter freut sich über die vie­ len gutgelaunten Leute, die auch nicht geizig sind beim Kompli­ mentemachen für den guten Ser­ vice. Bevor die zufriedene Gesell­ schaft in Gossau verabschiedet wird, kosten die Gäste auf der Rückfahrt gerne vom feinen Des­ sertbuffet.

Die Mitglieder der Schweizerischen Kaderorganisation SKO am Chinoise-Buffet.

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In der Betriebszentrale laufen die Fäden zusammen Die Verkehrsüberwachung bei den Appenzeller Bahnen funktioniert neu zusammengeführt in der Betriebszentrale beim Hauptbahnhof in St. Gallen. Die Technik regelt vieles, doch oberste Instanz sind die Fahrdienstleiter. Direkter Kundenkontakt am Telefon für den Publicar.

Konzentriert sitzt Fahrdienstlei­ terin Corinne Schrag vor einer Reihe über- und nebeneinander­ stehender Bildschirme. Das Su­ jet erinnert an Filmszenen, in welchen nervenstarke Flugver­ kehrsleiter per Fernsteuerung brenzlige Situationen im Luft­ raum meistern. Die in Wirklich­ keit weniger spektakuläre, aber umso verantwortungsvollere Aufgabe der «Skyguides» lässt sich tatsächlich mit jener eines Fahrdienstleiters bei den Ap­ penzeller Bahnen vergleichen. Die beiden Jobs sind verwandt, doch beim Verkehr auf Schienen fällt die dritte Dimension weg. Hohe Aufmerksamkeit, auch in Stresssituationen Ruhe zu be­ wahren, vernetztes Denken und Teamfähigkeit, das sind Quali­ täten, die ein Fahrdienstleiter unbedingt mitbringen muss. Als Scharnier zwischen Polizei, Notdienst, Lokführern, Bauleu­ ten und Zugbegleitern müssen die Strippenzieher im Hinter­ grund auf alle erdenklichen Si­ tuationen richtig reagieren kön­ nen. Schliesslich gilt es für sie, ein Streckennetz mit 77 Kilo­ metern, 20 Stationsstellwerken,

27 Haltestellen, 37 Bahnhöfen, derzeit 41 Schrankenanlagen, 75 Sig­nalanlagen, 150 Haupt­ signalen und über 300 Zügen am Tag per Fernsteuerung im Griff zu haben. Und das möglichst unauffällig. «Wir machen dann einen guten Job, wenn unsere Züge rechtzeitig verkehren und die Reisenden trotz Störungen im Zugverkehr rasch und sicher ans Ziel kommen», erklärt Dani

«Das Zusammenführen der fünf autonomen Leitstellen in eine Betriebszentrale bedeutet auch Professionalisierung.» Mattle, Leiter der Betriebszent­ rale der Appenzeller Bahnen. Grundsätzlich ist es laut Matt­ le so, dass die Verkehrsrege­ lung vollautomatisch abläuft und durch die Betriebssysteme doppelt abgesichert ist. Trotz­ dem agiert als oberste Ebene der Mensch. Will heissen, der jeweilige Fahrdienstleiter ent­ scheidet als letzte Instanz. Be­ stimmte Verspätungen können für Anschlüsse in Kauf genom­ men werden. Bei zu grossen

Abweichungen löst der Zug je­ doch Folgeverspätungen aus. Dann funktioniert das Fahrplan­ gefüge nicht mehr. Dani Mattle erklärt dies an einem Beispiel: «Wir warten in Gossau auf einen Anschlusszug aus Zürich, der fünf Anschlussreisende bringt. Im Zug warten aber bereits 200 Reisende auf die fahrplanmäs­ sige Abfahrt. Zusätzlich werden durch den verspätet abfahren­ den Zug wieder andere Gegen­ züge verspätet. In diesen Zügen sind wiederum Reisende, die pünktlich weiterfahren und an ihrem nächsten Ziel ihren An­ schluss erreichen möchten.» Die Zwickmühle ist, dass jede Ent­ scheidung entweder negative Kettenreaktionen im Zugsver­ kehr auslöst oder für Unmut bei den Bahnreisenden sorgt. Da gilt es die Möglichkeiten nebenein­ ander abzuwägen und das kom­ plexe System möglichst perfekt in Balance zu halten. Die beiden Ziele des achtköpfi­ gen Teams in der St. Galler Be­ triebszentrale sind die täglich gewährleistete Sicherheit und zufriedene Bahnkunden. Äusse­ re Faktoren, die das empfindli­

che Räderwerk stören können, gibt es viele. Das Zusammen­ führen der autonomen Leitstel­ len Appenzell, Herisau und St. Gal­len, Trogen und Heiden in die neue Betriebszentrale be­ deutete auch eine Professiona­ lisierung. Und für die Mitarbei­ tenden war es ein Wandel vom Generalisten zum Spezialisten. Bei Vorfällen mit Naturgewalt, wie etwa dem Unwetter vom vergangenen Sommer im Ap­ penzellerland, zeigt sich, wie schwierig die zu lösenden Prob­ leme sein können. Im Falle ei­ nes Erdrutsches etwa, wenn ein Zug nicht mehr weiterfahren kann, wird zuerst via Betriebs­ zentrale der Weitertransport der Reisenden durch einen Bahner­ satzdienst organisiert. Es müs­ sen sofort Touren angepasst und ganze Streckenabschnitte neu geplant werden. Parallel dazu läuft der Informationsfluss für das Personal im Zug; vom Lok­ führer bis zum Zugbegleiter. Ein jeder Mitarbeiter muss wissen, was es der Reihe nach zu tun gilt. Das kürzlich eingeführte, mo­ derne Kommunikationssystem Die Verkehrsregelung läuft vollautomatisch – mit dem Kontrollblick des Personals.

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ermöglicht es den Fahrdienst­ lei­tern, via Touchscreen meh­ rere Kanäle gleichzeitig zu informieren; vom örtlichen Po­ lizeiposten über den Notdienst bis zum Lokführer. Nicht selten kommt es zu Zwischenfällen, die den Adrenalinspiegel stei­ gen lassen. Dazu gehören bei­ spielsweise Kollisionen zwi­ schen Auto und Zug. Während Corinne Schrag an diesem Nachmittag als erste Person für die operative Lei­ tung des Zugverkehrs zustän­ dig ist, plant ihr Kollege Ueli Fässler den nächsten Tag. Das heisst mitunter, Extrazüge und Verstärkungswagen anzuord­ nen, etwa für Schulreisen oder Wandergruppen. Er plant Fahr­ zeugumläufe und Zugpersonal, teilt Gruppen ein und entschei­ det, ob noch mehr Gruppen an­ genommen werden können. Die Erfahrungswerte aus vergange­ nen Hochsaisons und die aktu­ elle Wetterprognose beeinflus­ sen dabei die Tagesplanung. Sobald eine unvorhergesehene Situation eintrifft, befehlen die Fahrdienstleiter Sofortmass­ nahmen. So geschehen an die­

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Die Abläufe im Team funktionieren wie ein gut geöltes Räderwerk: Dani Mattle, Leiter Betriebszentrale (links), mit den beiden Fahrdienstleitern Corinne Schrag und Ueli Fässler.

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Winterangebote Vergnügter Schlittelplausch

Komunikation und Koordination im Team und mit Partnern stehen oft im Vordergrund. Dani Mattle behält als Leiter und Coach der neuen Betriebszentrale St. Gallen den Überblick.

Bequem können Fahrgäste an Bahnhöfen der Appenzeller Bahnen, in Appenzell, Heiden und Altstätten Stadt, einen Schlitten mieten und so einen märchenhaften Wintertag geniessen. Eine beliebte Strecke ist die Abfahrt ab Haltestelle Stoss mit Endstation Altstätten. Ab dort fährt der Zug wieder zum Startpunkt und die nächste Abfahrt kann beginnen. Je nach Wetter und Besucher verkehren Extrazüge.

Genussvolle Fonduefahrten sem Nachmittag, als in der Be­ triebszentrale gemeldet wird, auf Höhe St. Gallen-Riethüsli lie­ ge eine Person auf den Schienen. Anstelle des automatischen Leit­ systems tritt dann Fahrdienstlei­ terin Corinne Schrag in Aktion. Sie lässt den Zug sofort stop­ pen. Kollege Ueli Fässler proto­ kolliert schriftlich den Befehl an den Lokführer, «auf Sicht zu fah­ ren». Für den Fall der Fälle muss dieser rechtzeitig bremsen kön­ nen. Die Fahrdienstleitung ist es auch, die entscheidet, wann die Warnung wieder aufgehoben werden kann. Die Appenzeller Bahnen trans­ portieren pro Jahr über fünf Millionen Fahrgäste. Durch ge­ schicktes Agieren versuchen die

«Die Appenzeller Bahnen transportieren jedes Jahr über fünf Millionen Fahrgäste.» Mitarbeitenden in der Betriebs­ zentrale ein Problem schnell aus der Welt zu schaffen. Umwelt­ einflüsse bescheren die grössten

Herausforderungen. Nebst allem Unberechenbaren läuft das Ta­ gesgeschäft weiter. Dazu gehört in der Betriebszentrale auch die Disposition der PubliCars in Ap­ penzell Innerrhoden im Auftrag der Postauto AG. Wo immer eine Clique im Innerrhodischen etwa

«Wir wollen auf allen sechs Linien der Appenzeller Bahnen eine hohe Qualität garantieren können.» nach einer Wanderung «verhö­ ckelt», kann sie innert einer hal­ ben Stunde einen PubliCar be­ stellen und sich wie mit einem Taxi zum nächsten Bahnhof chauffieren lassen. Ueli Fässler übernimmt diese Koordination im Moment – auf dass niemand unfreiwillig im Appenzellerland strandet. Hinter Dani Mattle liegt eine in­ tensive Zeit. Die Zentralisierung des Fahrleitdienstes in St. Gallen haben während zweier Jahre alle Beteiligten gefordert. Die Zu­ friedenheit der Kunden ist Dani

Mattle stets das Wichtigste. «Wir wollen auf allen sechs Linien der Appenzeller Bahnen Qualität ga­ rantieren können.» Er ist sich be­ wusst, dass dabei die Scharnier­ funktion der Betriebszentrale eine entscheidende Rolle spielt. Das gilt auch für die Aufgabe von Roland Kreuzmann, der am Bildschirm mit der Planung des neuen Fahrplans beschäftigt ist. Er kümmert sich zudem um die Personalplanung. «Jeder muss wissen, was er zu tun hat, das gilt bis hin zum Gepäcktrans­ port», so Roland Kreuzmann. Bereits stehen die nächsten Neue­rungen ins Haus: Per Mai 2012 soll das automatische Kun­ deninformations­system der Ap­ penzeller Bahnen eingeführt werden. Dann erfahren zu­ erst die Kunden am Bahnhof Appenzell per Informations­ tafel, ob der Zug auch pünkt­ lich eintrifft. Auf Ende des nächsten Jahres übernehmen die Appenzeller Bahnen mit ihrer Betriebszentrale zudem die Fernsteuerung der Frauen­ feld-Wil-Bahn.

Roland Kreuzmann plant und kontrolliert die Imprimate.

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Während der Fahrt durchs Appenzellerland werden die Gäste mit einem feinen Apéro verwöhnt. In Appenzell gibt es Gelegenheit für eine kurze Dorfbesichtigung, bevor im Bistrowagen das feine Käsefondue serviert wird. Auf der Rückfahrt nach Gossau darf zum Abschluss ein süsses Dessert genossen werden. Daten: 10. und 17. Dezember 2011. Abfahrt jeweils 17.47 Uhr ab Gossau, Ankunft Gossau 21.43 Uhr. Reservation nötig.

Laternenwanderung für Gruppen Mit einem feinen Appenzeller Apéro im schön restaurierten Nostalgiewagen beginnt der Erlebnisausflug ins Appenzellerland. Bei der Haltestelle Sammelplatz wartet der Führer auf die Gäste. Mit funkelnden Laternen wandert die Gesellschaft durch die malerische Winterlandschaft nach Appenzell und lauscht den zauberhaften Geschichten des Begleiters. Nach einem festlichen Nachtessen im Romantikhotel Säntis bringen die Appenzeller Bahnen die Gäste wieder zurück nach St. Gallen.

Infos und weitere winterliche Angebote sind unter www.appenzellerbahnen.ch aufgeführt.

DML bringt Neugestaltung der Haltestelle Riethüsli

Früh entdeckter Traumberuf

Mit der Durchmesserlinie (DML) Appenzell–St. Gallen–

Carmen Sieber war die erste Lokführerin bei den

Trogen investieren die Appenzeller Bahnen in die Zukunft.

Appenzeller Bahnen und zarte 24 Jahre jung. Von

Ziel des Projekts sind dichtere Fahrpläne, attraktive

Kindsbeinen an wusste die Bündnerin, dass sie

Anschlüsse und kürzere Reisezeiten. Wichtige Vorausset-

einmal im Führerstand Platz nehmen will.

zung dafür ist eine neue Linienführung im Bereich Ruckhalde und Riethüsli. Carmen Sieber: zuerst Automechanikerin, heute Lokführerin und T   eamleiterin.

Die Durchmesserlinie Appen­ zell–St. Gallen–Trogen steht als bedeutendes Element im Ange­ botskonzept für den öffentlichen Verkehr in der Agglomeration St. Gallen und ist ein strategisch wichtiges Projekt für die Appen­ zeller Bahnen. Sie erlaubt bei Be­ darf einen durchgehenden Vier­ telstundentakt zwischen Gais und St. Gallen sowie zwischen Trogen und St. Gallen. Prioritär verfolgt das Projekt DML das Ziel, die Attraktivität des öffent­

lichen Verkehrs zu steigern und langfris­t ig den zeitgemässen Komfort zu sichern. Diese Modernisierung mit gleichzeitiger Beschaffung von günstigeren und leisen Nie­ derflurzügen ist jedoch nur möglich, wenn die Zahnstan­ genstrecke in der Ruckhalde aufgehoben wird. Dem Teilpro­ jekt Ruckhalde mit der neuen Li­­n ienführung und Haltestelle Riethüsli kommt entsprechend eine grosse Bedeutung zu. Linienführung angepasst Eine wichtige Hürde für die Umsetzung des Projekts scheint deshalb mit der Planauflage des Teilprojekts Ruckhalde (26. Oktober bis 24. November 2011), mit modifizierter Linien­ führung im Riethüsli, genom­ men. In einer ersten Phase stiess dieses Bauprojekt insbesonde­ re im Quartier Riethüsli noch auf heftige Opposition. Nach Gesprächen mit den Betroffe­ nen wurde die Linienführung deshalb überarbeitet. Die neue Lösung kommt im Quartier, bei den Ladenbetreibern und bei

den Anwohnern gut an, so dass die Chancen für die Umsetzung des Teilprojekts Ruckhalde als «sehr gut» bezeichnet werden können. Auf Finanzierung geeinigt Mit der Unterzeichung des Fi­ nanzierungsplans durch die Regierungen der Kantone Ap­ penzell Ausserrhoden, Appen­ zell Innerrhoden und St. Gallen hat das Projekt Durchmesserli­ nie Appenzell–St. Gallen–Tro­ gen bereits im September 2011 eine weitere Hürde genommen. Der Bund und die drei betei­ ligten Kantone haben sich auf einen Finanzierungsschlüssel geeinigt. Von den Gesamtkosten in der Höhe von 89,9 Millionen Franken trägt der Bund 40,3 Millionen, auf St. Gallen ent­ fallen 15,6, auf Ausserrhoden 27 und auf Innerrhoden 7 Mil­ lionen. Im Herbst 2012 soll der Finanzierungsbeschluss den Kantonsparlamenten vorgelegt werden. In Appenzell Inner­ rhoden ist die Zustimmung der Landsgemeinde im April 2013 nötig.

ziergänge mit ihrem Hund. Die ständige Aufmerksamkeit allen Verkehrsteilnehmern gegen­ über könne schon mühsam sein und an den Nerven zehren, ge­ steht Carmen Sieber. Disziplin Herausforderung annehmen ist ein Muss: Alle Signale be­ Sich herantasten und in eine achten, immer wieder Kontrollneue Aufgabe hineinwachsen, blicke in den Rückspiegel wer­ mit dieser Einstellung hat sie fen, checken, ob auch wirklich auch die Personalverantwortung alle Fahrgäste ein- oder ausge­ für 22 Lokführer übernommen. stiegen sind; der Lokführerin Die Herausforderungen reichen bleibt nebenher nicht viel Zeit vom Training am Fahrsimula­ für eine Unterhaltung. Auf eine tor, über das Führen von Mit­ Haltestelle folgt ein Bahnüber­ arbeitergesprächen bis hin zur gang, gleich darauf eine Barriere, Betreuung der Mitarbeitenden oder ein unkonzentrierter Auto­ nach Unfällen. Auch Carmen fahrer nähert sich gefährlich den Zielstrebig und natürlich So gelassen, ruhig und be­ Sieber war schon involviert in so Schienen. stimmt, wie sie heute auftritt, genannte Vorfälle mit Personen­ war Carmen Sieber schon im­ schaden. Sie erinnert sich an Von Fahrgästen vermisst mer. Sie wählte zielstrebig ei­ den schlimmsten: Eine Mutter Stressresistenz und ein ausge­ nen technischen Erstberuf – mit zwei Kindern im Auto bog glichener Charakter gehören zu eine ideale Voraussetzung für an­ unmittelbar vor dem Zug auf die den Voraussetzungen für den gehende Lokführer. In der Lehre Schienen ab. Es gab Schwerver­ Beruf. Regeln bereiten Carmen als Automechanikerin lernte sie letzte. «Man kann es verarbeiten, Sieber keine Probleme. Sie freut eine von Männern dominier­ aber solche Ereignisse kann man sich, wenn Stamm-Fahrgäste sie te Arbeitswelt kennen. Darauf nie vergessen und sie sind nicht schätzen und es bemerken, wenn sie ferienhalber abwesend war. angesprochen, zuckt Carmen auslöschbar.» Sieber nur mit den Schultern Als Ausgleich zu ihrer kopflas­ «Besonders schön ist es, wenn sie und meint: «Man sollte als Frau tigen Arbeit unternimmt die nachfragen und sagen, sie hätten keine Sonderstellung erwarten. Lokführerin erholsame Spa­ mich vermisst.» Elf Jahre schon arbeitet Carmen Sieber als Lokführerin bei den Appenzeller Bahnen. Inzwischen werden vier Frauen in ihren Rei­ hen gezählt und Carmen Sieber führt als eine von zwei Team­ leitern das Lokpersonal in Spei­ cher und Gais. «Schliess­lich ist es wichtig, sich weiterzuentwi­ ckeln», betont sie. Schmunzelnd erzählt die Bündnerin aus Igis von ihrem frühen Traum, einmal Lokführerin zu werden. Bereits der Vater stand im Führerstand und die Tochter faszinierte der Beruf, seit sie sich erinnern kann.

Einfach das machen, was alle machen, dann wird man auch von allen akzeptiert.» Und sie hat sich an die eigenen Vorsätze gehalten.

AB-Haltestelle Riethüsli.

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All-Jahres-Ziel Hundwiler Höhi die hundwiler höhi ist zu jeder jahreszeit ein lohnendes ziel. sie ist von allen seiten gut zugänglich. besonders reizvoll ist die rundwanderung mit start und ziel in der zürchersmühle. liegt viel schnee, sind allerdings schneeschuhe unerlässlich.

ertipp d n a AB-W

Alp Göbsi mit Grenzstein auf der mittleren Kuppe / Zwischen Stechlenegg und Göbsi, Hundwil.

Weglänge: 10 km Auf- und Abstiege: 640 m Öffentlicher Verkehr: Mit den Appenzeller Bahnen nach Zürchersmühle Parkplätze: Bei der katholi­ schen Kirche, von Zürchers­

mühle 300 m Richtung Urnäsch Gaststätten: Restaurant Säntisblick, Zürchersmühle; Bergrestaurant Hundwiler höhe Wanderkarte: 11:25 000 Wanderkarte Appenzellerland

Zürchersmühle, Haltestelle. Dem Wegweiser Züchersmühle­ brücke folgen und auf dem Trot­ toir zur Urnäsch hinuntergehen. Zürchersmühlebrücke. Vor der Brücke rechts halten Richtung Stechlenegg/Hundwiler Höhi. Die Route folgt der Urnäsch fluss­ aufwärts. Furt. Der Wanderweg führt auf Stegen zuerst über die Urnäsch und über den hier mündenden Wissbach. Dem Wegweiser Rich­ tung Stechlenegg/Hundwiler Höhi folgen. Die Route überquert nach 100 m die Strasse Zürchers­ mühle–Gonten und steigt im Wald steil an. Hägenhalten. Der Weg biegt im 90-Grad-Winkel nach links Rich­ tung Stechlenegg ab und steigt über die Wiese weiterhin an. Knechtsegg. Der Weg verläuft ge­ radeaus weiter. Noch immer der Richtung Stechlenegg/Hundwi­ ler Höhi folgen. Das Ziel ist, wenn auch in respektabler Ent­ fernung, ins Blickfeld gerückt. Stechlenegg. Nach dem Dreh­ kreuz links halten und Richtung Göbsi/Hundwiler Höhi auf der Krete bergan steigen. Bis zur Alp

Göbsi verläuft der Wanderweg auf der Kantonsgrenze zwischen dem ausserrhodischen Hundwil und dem innerrhodischen Gonten. Göbsi. Dem Wegweiser Richtung Hundwiler Höhi folgen. Die Rou­ te führt um eine Hügelkuppe he­ rum einige Höhenmeter abwärts und steigt am Untergeren wieder steil an. Hundwiler Höhi. Das Bergres­ taurant bietet die Möglichkeit zum Einkehren. Der Abstieg be­ ginnt Richtung Ramsten/Egg. Müllershöhi. Die Route verläuft geradeaus Richtung Ramsten/

N

Zürchersmühle und folgt über einen Kilometer einer Nagelfluh­ rippe, die in der Waldpartie eine imposante Felswand bildet. Ramsten. Nach dem Parkplatz links halten und auf der Flurstrasse Richtung Egg/Zürchers­ mühle absteigen. Beim Weiler Egg führt der Wanderweg zwi­ schen Bauernhaus und Stall durch, erreicht das Riserenbäch­ li und folgt diesem bis zur Mün­ dung in die Urnäsch in Zür­ chersmühle. Auf dem Trottoir geht’s von hier zum Ausgangs­ punkt zurück. mst

Urnäsch

Ausgangspunkt und Ziel: Haltestelle Zürchersmühle Wanderzeit: 3 ½ Stunden, mit Schneeschuhen je nach Schneehöhe ca. 30 Minuten mehr

Müllershöhi

Hundwiler Höhi

Ramsten

Zürchersmühle, Bahnstation

Göbsi

Rieseren

bächli

Zürchersmühle- Knechtsegg brücke Stechlenegg Furt Hägenhalten Wissbach

Jakobsbad

Hundwiler Höhi.

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Öffnungszeiten: Bis 31. März: Di–So 14–17 Uhr Ab 1. April: Täglich 10–12 /14–17 Uhr Hauptgasse 4, 9050 Appenzell Telefon 071 788 96 31, www.museum.ai.ch

MUSEUM APPENZELL Das kulturhistorische Museum des Kantons Appenzell Innerrhoden

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