Tourismus und Naturschutz ZGF

Mitteilungen der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt Tourismus und Naturschutz Der Tourismus in Naturgebiete kann bei deren Bewahrung helfen, er kann...
Author: Hertha Schuster
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Mitteilungen der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt

Tourismus und Naturschutz Der Tourismus in Naturgebiete kann bei deren Bewahrung helfen, er kann sie aber auch zerstören. Ein schwieriger Balanceakt für den Naturschutz.

Wildkatzen in der Rhön | Telemetrie von Mönchsgeiern | Protokoll der Mitgliederversammlung 2007

4/2007; ISSN 1863-1789

ZGF

GoriLLa

Foto. Martin Harvey

ZGF Vorstand & Stiftungsrat Vorstand der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) und des Stiftungsrates der Stiftung Hilfe für die bedrohte Tierwelt (HbT):

ZGF-PROJEKT DES MONATS

Äthiopischer Wolf

Gerhard Kittscher (Präsident ZGF; HbT) Herrmann Clemm (HbT) Prinzessin Alexandra von Hannover (ZGF, HbT) Dr. Thomas Kantenwein (HbT) Dr. Rudolf Kriszeleit (HbT) Johann-Peter Krommer (HbT) Renate von Metzler (ZGF) Dr. Christian R. Schmidt (Vizepräs. ZGF, HbT) Prof. Dr. Manfred Niekisch (Vizepräs. ZGF, HbT) Generalkonsul Bruno H. Schubert (ZGF, HbT) Prof. Dr. Fritz Steininger (ZGF) Hans-Joachim Suchan (ZGF)

Impressum Herausgeber: Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V. Alfred-Brehm-Platz 16, 60316 Frankfurt Tel.: (069) 94 34 46 0 Fax: (069) 43 93 48 E-Mail: [email protected] www.zgf.de Redaktion & Layout: Dipl.-Biol. Dagmar Andres-Brümmer, Zoologische Gesellschaft Frankfurt Tel.: (069) 94 34 46 11 Fax: (069) 43 93 48 E-Mail: [email protected] Redaktionsassistenz: Susanne Schick Mit Beiträgen von: Dr. Christof Schenck, Dagmar AndresBrümmer, Antje Müllner, Eva Gross, Susanne Schick, Stephanie Lienenlüke, Wolfgang Fremuth sowie namentlich gekennzeichneten Autorinnen und Autoren. ZGF GORILLA ist die Mitgliederzeitschrift der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Erscheinungsweise: vierteljährlich Auflage: 5.000 Exemplare Druck: Hassmüller Graphische Betriebe, Frankfurt, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Fotos: alle Bilder ZGF sofern nicht anders angegeben Titelfoto: Guthier, ZGF ISSN: 1863-1789 © ZGF 2007; Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet.

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n diesen Tagen finden Sie unser jährliches Weihnachtsschreiben in der Post. Diesmal bitten wir um Spenden für die Bale-Berge im Hochland Äthiopiens. Das Gebiet ist die Heimat der Äthiopischen Wölfe und es gerät zunehmend unter Druck durch illegale Besiedlung und Nutzung.

Machen Sie sich selbst ein Bild von dieser einzigartigen Region: am 21. Dezember um 20.15 Uhr im Fernsehen. Arte nimmt Sie in der Reihe arte Expedition mit auf eine Reise ins Hochland Äthiopiens (siehe auch Rückseite dieses Heftes). Lernen Sie die Arbeit der ZGF vor Ort kennen und entscheiden Sie danach selbt. Falls Sie das Projekt unterstützen möchten, nutzen Sie bitte den beiliegenden Überweisungsträger und geben als Stichwort für Ihre Spende „Bale“ an.

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder und Freunde, Deutlich spürbar sind wir hier in Deutschland in der kalten Jahreszeit angekommen. Erste Schneefälle haben den Winter eingeläutet. In unserem Hautarbeitsgebiet in Afrika, kann man sich dagegen weiße Winterlandschaften kaum vorstellen. Doch es gibt Ausnahmen. Die Bale-Berge in Äthiopien zählen zum „Dach des Kontinents“ und dort, in über 3.000 Metern Höhe, kann die Landschaft durchaus einmal weiß gepudert sein und bitterkalt ist es allemal. Die Region, mit alpinen Matten und ausgedehnten Harenna-Wäldern, die mit ihren Moosen und Flechten wie eine Märchenkulisse anmutet, gehört zu den Juwelen dieser Erde. Fast die Hälfte aller Medizinalpflanzen Äthiopiens wachsen hier, 17 Säugetier- und acht Vogelarten, die es nur in Äthiopien gibt und sonst nirgends auf der Welt, haben dort ihre Heimat. Dazu gehört der Äthiopische Wolf, der elegante rote Nagerfänger mit den langen Beinen. Zwei Drittel der Weltpopulation von ohnehin nur noch 500 Tieren lebt im Bale Nationalpark. Auch von der wunderschönen Hochgebirgsantilope, dem Bergnyala, kommt die Hälfte des Weltbestandes in diesem Schutzgebiet vor. Gleichzeitig entspringen hier die wichtigsten Flüsse der somalischen Tiefebene, von deren Wasserregime zwölf Millionen Menschen abhängen. Doch das äthiopische Märchenland ist einem enormen Druck durch Besiedlung und Viehhaltung ausgesetzt. Für Bale gilt: Dieses Schutzprojekt darf auf keinen Fall schiefgehen. Wegen der seltenen, einzigartigen Tiere und Pflanzen nicht, vor allem aber wegen der Menschen, die von dem intakten Ökosystem abhängen. Es ist die Dringlichkeit und die große Bedeutung, die uns veranlasst haben, mit unserem vorweihnachtlichen Spendenaufruf zur Hilfe für die Bale-Berge aufzurufen und dies als das Projekt des Monats vorzustellen. Wir sind Ihr verlängerter Arm, von der deutschen Winterlandschaft in die äthiopische Bergwelt. Wir garantieren, dass Ihre Hilfe vor Ort ankommt und so einen wichtigen Beitrag zum Schutz eines Weltjuwels leistet. Und wenn Sie es sich in diesen Tagen mit einem Adventskaffee gemütlich machen, gibt es eine Verbindung nach Äthiopien, schließlich stammt auch der Wildkaffee aus den Bale-Bergen. Im nächsten Jahr jährt sich übrigens die Gründung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt zum 150. Mal. Mit einer Reihe von Publikationen und Veranstaltungen werden wir dieses Ereignis gebührend feiern. Lassen Sie sich überraschen. Für all Ihre Hilfe und Unterstützung in diesem Jahr möchte ich mich ganz herzlich bedanken und wünsche Ihnen schöne Weihnachtstage und einen guten Jahresübergang. Herzlichst, Ihr

Inhalt 4/2007 ZGF Notizen Projekthäppchen Notizen aus Afrika

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Aus den Projekten Wildkatzen in der Rhön Radieotelemetrie von Geiern Das Elblag Gebiet in Polen

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Schwerpunkt Zwischen Wildnis und Massentourismus Tansania am Scheideweg Tourismus auf Galapagos

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ZGF Intern Protokoll der Mitgliederversammlung Persönliches

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Aus dem Zoo Frankfurt Von Giraffen und anderen Zuchterfolgen 23 Nachwuchs & Veränderungen 24

ZGF Gorilla 4/2007

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Projekt Häppchen Neues aus ZGF Projekten und von Partnern

Bartgeier

Erfolgreichstes Jahr

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rfreuliche Nachrichten von den Bartgeiern: Das Jahr 2007 wird von den Verantwort- Bartgeier lichen des Nationalparks Hohe Tauern als das erfolgreichste Jahr seit Beginn der Bartgeierfreilassungen im Jahr 1986 bezeichnet. Im Freiland wurden insgesamt zehn junge Geier flügge; vier davon in Frankreich, drei in Italien sowie erstmals drei Jungvögel in der Schweiz. Österreich hat zwar ein brütendes Paar in Gastein (Salzburg), dessen Brutversuch schlug jedoch leider fehl. Zu den zehn ausgeflogenen Jungvögeln kommen noch sechs freigelassene Tiere (Österreich, Frankreich und Schweiz je zwei) hinzu, somit wurde der alpenweite Bestand um insgesamt 16 Jungvögel verstärkt. Die genaue Anzahl der Bartgeier, die nun ihre Kreise über die Berggipfel der Alpen ziehen ist nicht ganz klar, die aktuellen Schätzungen liegen bei 120 Tieren, darunter sind circa 15 brutfähige Paare. Vom 8. bis 14. November fanden die offiziellen Bartgeierzähltage statt, die die Basisdaten für die neuen Schätzungen liefern werden. www.hohentauern.at

zu bewahren und damit die Effekte auf die Klimaänderung zu mildern. Bislang gibt es unter dem KyotoProtokoll für Staaten, Holzkonzerne oder Forstbehörden nur finanzielle Anreize für die Wiederaufforstung. Nicht aber dafür, den ursprünglichen Wald erst gar nicht abzuholzen. Das soll sich nun ändern. Im Dezember sollen auf der Klimakonferenz in Bali die Details ausgehandelt werden, wie der Schutz von Wäldern in den bestehenden Handel mit Emissions-Zertifikaten einbezogen werden kann. Als erstes Land soll Indonesien eine Art Pilotprojekt für die Abholzungskompensationen erhalten. Indonesien steht aufgrund seiner enormen Entwaldungsrate weltweit an dritter Stelle beim Ausstoß von Treibhausgasen. Die Ausgleichszahlungen für das Nichtabholzen könnten sich laut Schätzungen im „Stern Report“ weltweit auf 7 bis 18 Mrd. Dollar pro Jahr belaufen. Der Report über die ökonomischen Auswirkungen des Klimawandels war von der britischen Regierung in Auftrag gegeben worden.

Naturschutzpolitik

Paris im Zeichen der Menschenaffen

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Indonesien

Geld gegen Wald

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it dem Anreiz von Geld will die Weltbank ihren Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen. Mit einem 400-Mio.-Dollar Programm will die Weltbank dazu beitragen, Wälder vor der Abholzung

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ZGF Gorilla 4/2007

ine ganze Woche bestimmten große Menschenaffen und ihre Lebensräume die Tagungsräume des ehrwürdigen Naturhistorischen Museums in Paris. Gleich vier Konferenzen fanden Ende Oktober in Paris statt, zum Teil parallel. Wissenschaftler trafen sich dort, um neuste Ergebnisse der Primatenforschung zu präsentieren und zu diskutieren. In mehrtägigen Mammutsitzungen einigten sich die Dele-

gationen von zehn afrikanischen Ländern in der sogenannten Pariser Erklärung auf einen stärkeren Schutz der Gorillas. DiPaulin Ngobobo von der ese Vereinbarung erfolgte kongolesischen Naturunter dem schutzbehörde ICCN Dach der vertrat die Interessen Virungas und der Berg„Konvention zu den wan- gorillas in Paris. dernden Tierarten (CMS)“, einer völkerrechtlich verbindenden Konvention der Vereinten Nationen. Ebenfalls unter Schirmherrschaft der UN Organisationen UNEP und UNESCO präsentierte das Schutzprogramm für die großen Menschenaffen (GRASP) seinen Aktionsplan für die kommenden Jahre. Und schließlich trafen mehr als 16 Regierungsdelegationen zusammen, um die Partnerschaft zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Wälder des Kongobeckens zu diskutieren. Die ZGF war mit Geschäftsführer Dr. Christof Schenck und Paulin Ngobobo auf den Konferenzen vertreten. Ngobobo ist Sektor-Direktor der kongolesischen Naturschutzbehörde ICCN im Virunga-Nationalpark und seit zwei Jahren einer der wichtigsten Partner der ZGF vor Ort. Ohne Zweifel ist es wichtig, dass die hochgradig bedrohten Menschenaffen und ganz besonders die Gorillas im Fokus internationaler Konferenzen stehen. Inwieweit solche Tagungen und Absichtserklärungen dann wirklich zu einem verbesserten Schutz beitragen, das wird erst die Zukunft zeigen. Unterdessen ist der Einsatz der Praktiker vor Ort von entscheidender Bedeutung.

Brandenburg

Stiftung Naturlandschaften Brandenburg macht einen großen Schritt

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or elf Jahren begann die ZGF zusammen mit dem Land Brandenburg ein bisher einzigartiges Vorhaben. Mithilfe einer Stiftung sollten ehemalige Truppenübungsplätze erworben und langfristig als Wildnisgebiete gesichert werden. Mit dem NABU, dem WWF und dem Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz wurden weitere kompetente Partner gefunden. Vier Jahre dauerte der Aufbau der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, weitere sieben die Übernahme von 12.000 Hektar Land. Jetzt hat eine neue Ära begonnen. Die Stiftung hat sich zwei Großprojekte geschultert: die Entwicklung eines ökologischen Korridors von der Oder bis zur Elbe. Ein Projekt, das dank einer Förderung durch die

Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU unlängst gestartet wurde. Das zweite Vorhaben konzentriert sich auf die Entwicklung eines Nationalparks in Lieberose. Dazu wurde jetzt eine Vorstudie begonnen. Um Wege und Strategien für die weitere Zukunft zu entwickeln, trafen sich Ende Oktober Vorstand, Stiftungsrat und Mitarbeiter der Stiftung in Potsdam. Mit Professor Dr. Manfred Niekisch und Dr. Christof Schenck ist die ZGF zweifach im Stiftungsrat vertreten und ist so in der Lage, auch ihre Erfahrung aus der internationalen Projektarbeit einzubringen. Der Plan für die Zukunft ist ambitioniert: Die Flächen sollen im größtmöglichen Umfang im Sinne des IUCN-Kriteriums Ib (Wildnisge-

biet) entwickelt werden. Die Kommunikation und Außendarstellung der Stiftung und des Themas Wildnis sollen deutlich ausgebaut werden. Ein neuer Fokus wird auf das Thema Kohlendioxidbindung und Klima in sich entwickelnden Wäldern gelegt. Forschungskooperationen sollen helfen die notwendigen Fakten zusammenzutragen. Um dies alles umzusetzen, ist der professionelle Ausbau der Geschäftsstelle unabdingbar, was wiederum die Akquise weiterer Mittel erforderlich macht. Zukunftssorgen und Ängste vor den Mammutaufgaben hatten die Teilnehmer der Strategieplanung trotz der Herausforderungen nicht. Sonst wäre die Stiftung auch ganz sicher nie so weit gekommen.

Naturschutz-Botschafter

Beim Tiger wird‘s bunt

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er fünfjährige Leon streicht immer wieder mit seinem orangefarbenen Pinsel über das Ende des Tigerschwanzes, während die 13-jährige Irina voller Konzentration weiße Flecken hinter die Ohren des Gipsgeschöpfes malt. Mehr als 100 Kinder waren während der Zootage am 29. und 30. September an einer Bastel- und Malaktion der NaturschutzBotschafter beteiligt und gestalteten einen lebensgroßen Tiger aus Draht, Gips, Pappmaché – und viel Farbe. Das von den Zoohandwerkern angefertigte Metallgerüst wurde zunächst von vielen Kinderhänden mit Gipsbinden und Pappmaché in Form gebracht, dann mit viel Hingabe bemalt. Der Tiger, nicht menschenscheu und sehr geduldig, wechselte ständig sein Aussehen: Zunächst malten die kleinen Künstler die Raubkatze orangefarben und mit dunklen Streifen. Dann kamen andere Farben zum Einsatz. Auf einmal leuchtete der Tiger rötlich, die Pranken bekamen einen grünen

Der Pappmaché-Tiger im Frankfurter Zoo wechselte während der Zootage ständig seine Farbe. Überzug und am Ende war das Fell in Tarnfarbe gestaltet. Neben dem Bastelspaß boten die ehrenamtlichen NaturschutzBotschafter der ZGF und des Zoologischen Gartens Frankfurt einen Regenwaldparcours für junge Tigerforscher an. Vor dem Katzendschungel starteten die Kinder mit ihren Eltern, um fünf Stationen zu erforschen und Antworten rund um den Tigerschutz zu finden. Mit einem Forscherzertifikat und viel neuem Wissen über den Regenwald und seine Bewohner zogen die glücklichen Juniorforscher weiter.

Der bunte Tiger wird in den nächsten Wochen an das Kinderherzzentrum in Gießen übergeben. So wird er auch in Zukunft noch viele Kinder begeistern und auf die Notwendigkeit des Schutzes seiner echten Artgenossen im Regenwald Sumatras aufmerksam machen. „Die Aktion war ein toller Erfolg“, sagt Erika Hammesfahr, Naturschutz-Botschafterin und freie Künstlerin, die die Gestaltung des Tigers maßgeblich betreute. „Leuchtende Kinderaugen und informative Gespräche mit den Eltern sind ein wunderbares Dankeschön für unsere Arbeit.“ ZGF Gorilla 4/2007

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Notizen aus Afrika ZGF Projekte & darüber hinaus Tansania

Unbekannte vergiften Wildhunde der Serengeti

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s sah alles so gut aus. Nach Jahren der Abwesenheit waren die Wildhunde im vergangenen Jahr ins Serengeti Ökosystem zurückgekehrt. Ein Dutzend Rudel etablierte sich in den Randgebieten der Serengeti, allerdings immer außerhalb des Parks. Wahrscheinlich sind die vielen Löwen und Hyänen des Parks für die Hunde eine zu große Konkurrenz, der sie lieber aus dem Weg gehen. Zudem ist es für die Tiere bequemer, die Ziegen der Bauern zu reißen, als Wildtiere zu jagen. Dass sie sich damit in offene Konfrontation mit den Menschen begeben, können sie ja nicht wissen. Das Wildhunde-Projekt der ZGF hat zur Aufgabe, neben dem Monitoring der Tiere, genau diese Konflikte zu entschärfen.

Offenbar hat genau dieser Erfolg die Hunde nun das Leben gekostet. 25 von 38 Tieren des Rudels wurden Anfang Oktober tot aufgefunden. Wie die Obduktion durch den ZGF-Tierarzt ergab, waren sie vergiftet worden, was auch das nationale Veterinärlabor in Dar es Salaam mittlerweile bestätigt hat. „Wir können nur mutmaßen, was hier passiert ist“, sagt Referatsleiter Markus Borner, „aber offenbar spielen Neid und Missgunst eine entscheidende Rolle.“ Irgendjemandem aus den Nachbardörfern hat es wohl nicht gefallen, dass die Menschen von Olelosokwan von den Wildhunden profitieren. „Für uns heißt das, wir müssen auch unsere Strategie beim Schutz der Tiere noch mal überdenken und das Thema Aufklärung und Bildung noch mehr in den Vordergrund stellen“, sagt Borner. Die Wildhunde werden auch in Zukunft Hunderte von Ziegen reißen und diejenigen, die von den Tieren profitieren, werden nicht zwingend auch diejenigen sein, deren Ziegen es trifft. Borner: „Kompensationszahlungen kommen nicht in Frage, hier muss ein anderer Weg eines gerechten Ausgleichs und einer fairen Verteilung der Gelder aus dem Tourismus gefunden werden.“

Tansania

Ökologen und Touristen sind begeistert über die Rückkehr der Wildhund – doch offenbar teilt nicht jeder diese Freude. 20 Tiere eines Rudels wurden Anfang Oktober vergiftet. Einige Rudel waren daher sogar umgesiedelt worden, Umsiedlungen für andere Problemrudel sind geplant. Das Rudel im Gebiet von Kleins/Lobo gehörte nicht zu den problematischen Kandidaten. Es lebt in einem bestens geschützten Gebiet und die Menschen des Dorfes Olelosokwan haben einen nachhaltigen WildhundeTourismus aufgebaut. Das ganze Dorf profitierte davon, dass die Hunde vor Ort waren und unzählige Touristen die seltenen Tiere sehen wollten.

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Ruaha wird zum größten Nationalpark Tansanias

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ie Usangu Ebenen mit ihren großen Sümpfen sind der Ursprung des Flusses Ruaha, der Lebensader des Ruaha Nationalparks im Herzen Tansanias. Weiter flussabwärts, außerhalb des Parks, wird der Ruaha zur Energiegewinnung genutzt. Die Übernutzung der Quellgebiete durch Viehwirtschaft und Reisproduktion haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass der Ruaha in der Trockenzeit fast austrocknete. Dass dies für die Wildtiere im Park ein Problem darstellt, ist seit einer Weile bekannt. Aber erst als nun

Südafrika

Nashorn Hama verstorben

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or drei Jahren war die Nashornkuh Hama aus dem Zoo Frankfurt nach Südafrika gebracht worden. Der Marakele Nationalpark war zu ihrem neuen Zuhause geworden, in dem sich das Tier auch bald sichtlich wohlfühlte. Die erste Zeit verbrachte das Zootier noch in engem Kontakt zu Menschen und wurde zugefüttert, bis sie sich vollends eingelebt hatte. Mittlerweile war Hama selbstständig geworden, kam bestens mit der Wildnis zurecht und immer wieder hofften ihre Betreuer vor Ort, wie auch ihr ehemaliger Frankfurter Pfleger Karlheinz Jahnel, dass Hama trächtig wäre. Denn mit dem ortsansässigen Bullen Tim schien sie sich gut zu verstehen. Die beiden waren mehrfach bei der Paarung beobachtet worden. Umso schockierender war die Nachricht, die uns im Oktober erreichte. Hama sei aus ungeklärter Ursache gestorben, teilte der für den Tausch der Nashörner zwischen Frankfurt und Südafrika zuständige Tierarzt Dr. Markus Hofmeyr von SANParks (South African National Parks) mit. Tierpfleger Karlheinz Jahnel, der Hama im Zoo Frankfurt großgezogen und ihren Weg nach Afrika begleitet hatte, fehlen die Worte. Noch im Mai dieses Jahres

Fotos: Markus Hofmeyr, Gian Sachenmann

auch die Turbinen am unteren Flusslauf stockten, die Stromversorgung ins Wanken geriet und große Teile des Landes nicht mehr ausreichend mit Elektrizität versorgt werden konnten, wurde das tansanische Parlament aktiv. In einer bemerkenswerten Aktion siedelte die Regierung Hunderttausende von Rindern aus dem Quellgebiet des Flusses aus und gliederte die Usangu Flats dem Ruaha Nationalpark an. Rund 16.000 Quadratkilometer wurden zusätzlich zum Nationalpark! Damit ist der Ruaha Nationalpark zum größten Nationalpark Tansanias avanciert. Zusammen mit den umliegenden Wildschutzgebieten ist das Schutzgebiet nun größer als die Schweiz! Der vergrößerte Nationalpark lässt sich gut an. Es gibt mittlerweile keine Rinder und keine Hirten mehr in dem Gebiet und die Nationalparkbehörde hat mit dem Bau neuer Rangerposten begonnen. 50 neue Ranger wurden eingestellt und werden gegenwärtig für ihren Einsatz ausgebildet.

Hama im Zoo Frankfurt kurz vor ihrem Abflug 2004. hatte er Hama im Rahmen von Dreharbeiten für einen Film mit einem Team des Bayerischen Rundfunks besucht. „Wir konnten sie nur aus der Luft sehen, da sie mittlerweile vollkommen wild und menschenscheu geworden war. Aber sie sah super aus, gesund und proper, ohne irgendwelche Anzeichen einer Verletzung oder Krankheit“, sagt Jahnel. Umso konstenierter waren die Verantwortlichen vor Ort, als das tote Nashorn vor einigen Wochen gefunden wurde. Keine Sekunde hatten sie daran gezweifelt, dass es Hama gut gehen könnte und auch als sie das Tier längere Zeit nicht gesehen hatten, schöpften sie keinerlei Verdacht. Hama ging es bestens, doch sie war ein Wildtier in einer wilden Umgebung. „Dass etwas passiert, ist leider nie ausgeschlossen, da steckt man bei der besten Fürsorge nicht drin“, sagt auch Christof Schenck von der ZGF, die den Transfer des Tieres organisiert hatte. „In der Region gibt es viele andere Tiere und vielleicht gab es Angriffe oder Auseinandersetzungen, die zu einer tödlichen Verletzung führten.“ Diese Vermutung teilt auch Hofmeyr. Eventuell könnte sie einen Paarungsversuch von Tim abgewehrt und sich verletzt haben. Nashorndamen sind dabei nicht zimperlich. Schenck bedauert, dass sich wahrscheinlich nie klären lassen wird, was genau passiert ist: „Da sehr viel Zeit zwischen ihrem Tod und dem Auffinden lag, war eine aufschlussreiche post-mortem-Untersuchung nicht mehr möglich. Daraus hätte man vielleicht etwas für die Zukunft lernen können.“ Für alle an Hamas Heimreise Beteiligten ist ihr Tod ein schwerer Schlag, für Tierpfleger Jahnel jedoch auch ein sehr persönlicher Verlust.

Freundliche Begegnung zwischen Hama und dem Bullen Tim in Marakele (Südafrika). Führte eine Kollision mit ihm oder einem anderen Nashorn zu Hamas Tod?

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ZGF weltweit | Aus den Projekten

Und es gibt sie doch

Wildkatzen in der Rhön Was lange vermutet wurde, ist nun Gewissheit: Die Wildkatze kommt im Biosphärenreservat Rhön vor. Von Wolfgang Fremuth.

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eit 2005 untersuchen Mitarbeiter der Biosphärenreservatsverwaltung Rhön, Partner der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, potenzielle Wildkatzenhabitate in der Rhön. Ausgangspunkt war eine von Corinna Heidemann an der Universität Münster angefertigte Diplomarbeit, in der sie die südliche Rhön auf ihre Eignung als Wildkatzenlebensraum und -korridor untersuchte. Diese Arbeit nahm bisher bekannte Lebensraumstrukturen unter die Lupe, verglich diese mit bestehenden Störfaktoren und sortierte Gebiete aus, die weder über geeignete Strukturen noch über ausreichend ungestörte Bereiche verfügten. Übrig blieben die gut geeigneten Wildkatzengebiete in der Rhön. Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass die Rhön nach bisherigen Erkenntnissen sehr geeignete Lebensräume und Jagdreviere für Wildkatzen aufweist. Wichtig aber ist, dass die Rhön für die

Zur Gewinnung geeigneter Proben brachten die Wildkatzenexperten in einem speziellen Raster sogenannte Lockstöcke im Bereich der thüringischen und Bayerischen Rhön aus. Die Lockstöcke wurden mit einer Baldriantinktur getränkt und sollten auf diese Weise Katzen dazu bewegen, die Stöcke aufzusuchen und sich daran zu reiben. Durch deren raue Oberfläche bleiben Haare an den Pflöcken hängen. Mitarbeiter der Biosphärenreservatsverwaltung sammelten nun über zwei Jahre Haarproben an diesen Lockstöcken. Insgesamt konnten mehr als 120 Proben gewonnen werden. 20 davon waren nach genetischer Analyse eindeutig Wildkatzen zuzuordnen, sechs davon eindeutig aus dem Bereich der Bayerischen Rhön. Natürlich waren einige Hauskatzen unter den Proben, allerdings könnte sich bei verfeinerter Analyse die eine oder andere Hauskatzenprobe letztlich doch als echte Wildkatze entpuppen. Diese Untersuchungen stehen noch an. Bedauerlich ist, dass bisher in der Thüringischen Rhön an den Lockstöcken keine Haarproben gefunden wurden. Das heißt zwar noch nicht, dass keine Wildkatzen in diesem Teil der Rhön vorkommen, doch falls die Katzen da sind, dürfte es sich um eine sehr kleine Population handeln. Für die ZGF heißt das, hier muss noch mehr Aufwand getrieben werden, um einen positiven Nachweis zu erbringen. Schade ist auch, dass die hessische Verwaltung des Biosphärenreservates bei dieser Untersuchung nicht mitgewirkt hatte und daher aus Hessen ebenfalls keine Proben und somit Erkenntnisse

Die Katzenhaare bleiben an den Lockstöcken kleben und verraten in der DNS-Analyse, ob eine Wildkatze oder eine Hauskatze durch den Wald gestreift ist. Wildkatze ausgezeichnete Korridorqualitäten besitzt und daher im Rettungsnetz für die Wildkatze in Deutschland eine tragende Rolle spielt. Um nun zu belegen, ob diese mehr oder weniger theoretischen Erkenntnisse auch mit der tatsächlichen Verbreitung der Wildkatze in der Rhön übereinstimmen, sollten Haarproben von Wildkatzen gewonnen und diese mit den Habitatmodellen verglichen werden.

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vorliegen. Hier gilt es eventuell mit eigenen Kräften zukünftig die Lockstöcke zu betreuen, um Haarproben zu gewinnen, und dabei muss sich die ZGF auch finanziell engagieren.

Vor 40 Jahren wurden Wildkatzen im Spessart wieder angesiedelt Schon vor 40 Jahren wurden mit Unterstützung durch die ZGF im benachbarten Spessart vom Bund Naturschutz in Bayern und dem Deutschen Naturschutzring DNR Wildkatzen wieder angesiedelt. Daher ist eigentlich zu erwarten, dass die Wildkatze von dort in die Rhön eingewandert ist. Gerade hier spielt die Rhön als Vernetzungslebensraum eine wichtige Rolle bei der Schaffung erhöhter ökologischer Integrität für landlebende Wirbeltiere. Die Wildkatze stellt neben dem Luchs eine wichtige Zielart für die Korridorfunktion dar. Aus diesem Grund wurde ebenfalls

auf Initiative der ZGF eine Diplomarbeit hinsichtlich der Lebensraumqualitäten der Rhön für den Luchs ausgearbeitet. Auch in dieser Arbeit konnte die Korridorfunktion der Rhön herausgehoben werden und zwar, wie erwartet, in NordSüd-Richtung, aber auch – und das war überraschend – in West-Ost-Richtung. Tatsächlich hat man wohl auch in den so beschriebenen Korridoren Wildkatzen und auch einen Luchs gesichtet, jedoch konnten diese Sichtungen noch nicht bestätigt werden. Auch hier muss noch einiger Aufwand getrieben werden, um die Anwesenheit des Luchses eindeutig zu belegen. Dringend wird dieses Vorhaben besonders angesichts des Planfeststellungsverfahrens für den Ausbau der Bundesstraße B 87n. Dieser könnte die vorhandenen Wanderkorridore erheblich beeinträchtigen und das mühsam geknüpfte Rettungsnetz für die Wildkatze zerreißen.

Mit Radiotelemetrie den Mönchsgeiern in Bulgarien auf der Spur In Bulgarien unterstützt die ZGF die Radiotelemetrie an Mönchsgeiern, um deren Bestand zu überwachen. Von Stephanie Lienenlüke. eit Stunden ist außer einem lauten Rauschen nichts zu hören. Nochmals ändert Dimitar Popov die Peilrichtung seiner großen Yagi-Antenne, läuft einige Meter bergauf und lauscht erneut. Da, endlich – ein schwaches Funksignal ist auf seinem Empfänger zu hören! Ein paar Schritte weiter ist es klar und deutlich, sodass er dessen Richtung zweifelsfrei bestimmen kann. Nun verändert er seinen eigenen Standort, um eine zweite Richtungspeilung des Funksignals durchführen zu können und trägt beide Peilungen auf einer Karte ein. Dort, wo sich die beiden Peillinien kreuzen, das weiß Popov nun sicher, dort sitzt der Geier, den er gesucht hat. Einen mit einem Sender ausgestatteten Mönchsgeier in unwegsamem Gelände zu finden, ist keine leichte Übung. Stundenlang ist Dimitar Popov daher, ausgerüstet mit seiner großen Antenne und einem Funkempfänger, in der Gebirgswelt der Ostrhodopen im Süden Bulga-

riens unterwegs. Popov koordiniert das Radiotelemetrie-Programm zur Überwachung der Mönchsgeier (Aegypius monachus) in Bulgarien, das von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und Foto: Okapia

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Die kontinuierliche Überwachung der Mönchsgeier ist Teil des sogenannten „Balkan Vulture Action Plan“, bei dem 38 Institutionen länderübergreifend zusammenarbeiten.

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der Black Vulture Conservation Foundation (BVCF) gefördert wird. Es ist Teil des Balkan Vulture Action Plans, in dessen Rahmen rund 38 Institutionen länderübergreifend zum Schutz der vier in Europa vorkommenden Geierarten auf dem Balkan zusammenarbeiten. Ziel dieses Aktionsplanes ist die Stabilisierung und langfristige Erhaltung der Geierbestände in den Balkanländern. Diese wurden in den letzten Jahrzehnten durch Vergiftungen, Jagd und Verlust ihrer natürlichen Lebensräume stark dezimiert und vielerorts gar ausgerottet. Nach dem Bartgeier ist der Mönchsgeier der größte Greifvogel Europas und übernimmt als Aasfresser die wichtige Rolle einer „Gesundheitspolizei“. Die Bestände des Mönchsgeiers im Balkanraum zeigen durch die verbesserten Schutzmaßnahmen eine positive Entwicklungstendenz, wenngleich sie auch nur langsam zunehmen. Ausgehend von der bedeutendsten Kolonie der Region, im Dadia-Nationalpark in Nordgriechenland, sind bereits Ansiedlungen auf der bulgarischen Seite der östlichen Rhodopen hervorgegangen. Dort finden die Mönchsgeier einen optimalen Lebensraum vor.

Um die Wiederansiedlung der Tiere aktiv zu unterstützen, wurden einige der Grenzgänger zwischen Bulgarien und Griechenland von Forschern des WWF Griechenland mit Sendern ausgestattet und können nun telemetrisch lokalisiert werden. Insgesamt acht Geier tragen im Rahmen der Studie einen Sender. Popov und sein Team versuchten jeden Tag im Gelände die Funksignale aufzufangen, insgesamt mehr als 990-mal. Mit den sogenannten Kreuz- oder Dreieckspeilungen können die besenderten Mönchsgeier sehr genau lokalisiert werden, solange die Wetterverhältnisse gut sind. 92 exakte Lokalisationen konnten die Geierbeobachter schließlich notieren und in ihre Karte eintragen. Trotz des hohen Aufwandes gelten solche Beobachtungsstudien mittels Radiotelemetrie als wichtiges Instrument für die Planung von Schutzmaßnahmen für die Mönchsgeier, da die ermittelten Aufenthaltsorte die Raumnutzungsmuster und weitere wichtige Verhaltensdaten der besenderten Geier offenbaren können. Und nur, wenn diese besser bekannt sind, können die Bestände des Mönchsgeiers auch in Bulgarien langfristig gesichert werden.

Das Elblag Plateau – ein potenzielles neues Vogelschutzgebiet in Polen Das Elblag Plateau an der polnischen Ostseeküste ist ein Paradies für Vögel und sollte zum Natura-2000-Gebiet werden. Von Stephanie Lienenlüke.

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as Elblag Plateau liegt an Polens Ostseeküste und stellt auf gut 420 Quadratkilometern eine Übergangszone zwischen unterschiedlichen klimatischen und natürlichen Regionen dar. Etwa 40 Prozent des Höhengebietes von Elblag sind von geschlossenen Beständen der Buche bedeckt. Gut 60 Prozent werden landwirtschaftlich extensiv genutzt, nur ein geringer Anteil wird intensiv kultiviert. So entstand ein Mosaik aus Waldflächen und offenen Arealen mit Wiesen und Weiden, das einen wichtigen Lebensraum für wild lebende Vogelarten bildet. Somit zählt das Elblag Plateau zu den 140 sogenannten Important Bird Areas (IBA) in Polen, die von der Vogelschutz-

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organisation BirdLife International identifiziert wurden. Das europaweite Verzeichnis dieser IBAs dient als fachliche Grundlage zur Ausweisung von Natura-2000-Gebieten nach der EU-Vogelschutzrichtlinie, den Special Protected Areas (SPA). Alle Mitgliedsstaaten sind zur Ausweisung solcher SPAs verpflichtet. Eine im Zeitraum von Januar bis September 2006 durchgeführte und von der ZGF finanzierte Feldstudie zur Evaluierung der brütenden Vogelwelt im Elblag Plateau hatte zum Ziel, die besondere Stellung dieses Gebietes innerhalb der IBAs in Polen wissenschaftlich zu belegen und somit die Ausweisung als Natura2000-Gebiet zu erreichen. Die Ergebnisse

ZGF weltweit | Aus den Projekten

zu begründen. Insbesondere die Weidewirtschaft mit Kühen und Pferden ist von großer Bedeutung für die Erhaltung der Nahrungsgrundlagen für Weißstorch und Schreiadler. Daher wird die zukünftige Entwicklung der Storchenbestände in Polen angesichts der zu erwartenden Auswirkungen der Agrar- und Strukturpolitik der EU als ungewiss betrachtet. Dem Ansinnen zur Einstufung des Elblag Plateaus als SPA kann zusätzliche Bedeutung beigemessen werden, im Zusammenhang mit der im Dezember 2006 ausgesprochenen letzten Abmahnung Polens durch die Europäische Kommission hinsichtlich des Verstoßes gegen die EUNaturschutz-Richtlinien. Polen hat bislang nur etwa die Hälfte seiner IBAs zu „Special Protected Areas“ im Rahmen der Vogelschutzrichtlinie erklärt – eine ungenügende Anzahl, vor allem da weite Teile des Landes gänzlich unberücksichtigt blieben. Fotos: A.Sikora, M. Szczepanek

dieser Studie betonen den Wert des Elblag Plateaus für die Avifauna nicht nur im kleinräumigen, sondern auch im europäischen Schutzgebietskontext. 2006 brüteten insgesamt 115 Arten in der Region, darunter 15 besonders gefährdete Arten von Anhang I der Vogelschutzrichtlinie und 67 sogenannte prioritäre Arten (Species of European Conservation Concern; SPEC). Infolge dieser Einstufung gelten für diese Arten besonders strenge Schutzvorschriften. Um eine Region als SPA ausweisen zu lassen, muss mindestens ein Prozent der nationalen Gesamtbrutpopulation der im Anhang I der Vogelschutzrichtlinie aufgeführten Arten nachgewiesen werden. Im Elblag Plateau trifft dieses Kriterium auf Kranich, Wachtelkönig, Mittelund Grauspecht, Zwergschnäpper und Sperbergrasmücke zu. Auch die Anzahl der Brutpaare des Schreiadlers ist mit 15– 17 Paaren im Vergleich zu anderen IBAs in Polen als relativ hoch zu bewerten. Für den Mittelspecht und die Hohltaube stellt die Brutpopulation des Elblag Plateaus die zweitgrößte in ganz Polen dar, für die Sperbergrasmücke und den Neuntöter sogar die größte. Vor allem die alten Buchenwälder der Region bieten hervorragende Brutplätze. Der Kranich dagegen findet in den saisonal überschwemmten Erlenwäldern geeignete Nistmöglichkeiten.

In Polen brüten zehnmal mehr Weißstörche als in Deutschland Auch wenn manche der untersuchten Arten unter dem Grenzwert von einem Prozent der nationalen Population bleiben, ist bei mehreren der auf Anhang I gelisteten Arten eine im Vergleich mit anderen wichtigen Vogelhabitaten Polens besonders hohe Dichte festzustellen. Hervorzuheben sind hier u. a. Neuntöter, Zwergschnäpper, Sperbergrasmücke, Mittelspecht, Wachtelkönig sowie der Weißstorch. Polen gilt bislang als das Storchenland schlechthin mit einer Gesamtpopulation von 44.000 – 46.000 Brutpaaren (im Vergleich: 4.300 – 4.400 in Deutschland). Diese hohen Bestandszahlen sind vor allem mit der hauptsächlich extensiv betriebenen, kleinräumig parzellierten Landwirtschaft

400 Jahre alt ist diese Buche im Elblag. Bäume dieses Alters sind selten geworden in Europa.

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Zwischen Wildnis und Massentourismus Auge in Auge mit dem Wildtier – noch ist es in der Serengeti möglich, dieses Erlebnis allein und exklusiv zu haben.

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m eines von Anfang an klarzustellen – ohne Touristen stünde die Serengeti heute nicht so gut dar, würde wahrscheinlich ums blanke Überleben kämpfen. Das ist bei Weitem nicht nur dem Geld zu verdanken, das die Touristen ins Land bringen. Vielmehr tragen auch die Eindrücke und die Botschaft, die die Besucher in die Welt hinaustragen dazu bei, die Serengeti zu einem wahrhaftigen Erbe der Menschheit zu machen, von den Tansaniern wie von Menschen anderer Nationen gleichermaßen gewürdigt. Tansanias ehemaliger Präsident Julius Nyerere formulierte bereits in den 1960er Jahren sehr deutlich, dass der Hauptgrund die Serengeti zu erhalten nicht finanzieller Natur sein könne, sondern dass es das Ziel sein müsse, das kostbarste Naturerbe des damals jungen Staates Tansania für die Nation zu bewahren. Bis heute sind diese immateriellen Werte das Fundament für den Naturschutz in Tansania. Die Freunde Bernhard Grzimek und Julius Nyerere hatten das immer so propagiert und seit damals sind diese Werte tief im Bewusstsein der Bevölkerung Tansanias verankert.

Natürlich ist Geld wichtig. Anfang der 1980er Jahre, als der Tourismus noch kaum Einnahmen ins Land brachte, konnte die tansanische Regierung mit ihren spärlichen Mitteln die Serengeti gerade so am Leben erhalten, konnte jedoch die Welle der Wilderei, die über den Park rollte, nicht verhindern. Dank der Einnahmen aus dem Tourismus ist Tansania National Parks (TANAPA) heute in der Lage, ausreichend Parkschutz zu gewährleisten und ist Wilderei folglich kein großes Thema mehr. Genau genommen finanzieren die Einnahmen nicht nur den Serengeti Nationalpark, sondern subventionieren auch andere, nicht so stark besuchte Nationalparks im Süden des Landes. Obendrein erhält die Nationalparkbehörde TANAPA keine staatlichen Subventionen mehr, sondern zahlt im Gegenteil selbst Steuern an die Regierung. Das ist eine ziemlich außergewöhnliche Situation, denn normalerweise sind Schutzgebiete auf die staatliche Finanzspritze angewiesen. Die Serengeti ist mittlerweile aber gewissermaßen in der Lage, zum Schutz anderer Gebiete mit beizutragen.

Schwerpunkt | Tourismus

Die Gesamteinnahmen der Serengeti, hauptsächlich aus Eintritts- und Campinggebühren belaufen sich auf rund sechs Millionen Dollar jährlich. Davon bleibt die Hälfte in der Serengeti und die andere Hälfte fließt an TANAPA zur Finanzierung anderer, nicht so populärer Parks. Jeder einzelne Cent wird für den Naturschutz ausgegeben und so trägt jeder einzelne Besucher unmittelbar dazu bei, den Park zu erhalten. Jeder Besucher wird damit zum Partner im Naturschutz. Wenn Sie also in die Serengeti kommen und Sie angesichts der 50 US Dollar Tagesgebühr Unmut befällt, dann denken Sie daran, dass dies Ihr ganz persönlicher Beitrag zur Erhaltung dieses wunderbaren Platzes auf unserer Erde ist. Es gibt viele andere schöne Ecken für Touristen in Tansania – andere Parks oder die Altstadt und die Strände von Sansibar beispielsweise. Die Serengeti ist und bleibt jedoch die Hauptattraktion. Mehr als 50.000 Menschen sind heute im Tourismus in Tansania beschäftigt und der jährliche Umsatz mit dem Tourismusge-

schäft wird auf rund eine Milliarde US Dollar geschätzt. Damit ist der Tourismus nach dem Abbau von Bodenschätzen der zweitwichtigste Devisenbringer. Es hat sich viel verändert seit den frühen 60er Jahren, als Bernhard Grzimek die ersten Safaris nach Tansania organisierte.

Erste ökologische Probleme im Krater Steigende Besucherzahlen sind grundsätzlich ein Segen, aber wir müssen darauf achten, dass sich der Tourismus nicht zum Albtraum und Fluch für die Serengeti entwickelt. Die ersten ökologischen Probleme haben wir bereits. Die Nashörner im Ngorongoro Krater werden immer wieder gestört, was für die Tiere großen Stress bedeutet und sie sehr krankheitsanfällig macht. Die Geparden haben aufgrund der vielen Touristenfahrzeuge ein Problem mit ihrem Jagderfolg, was sich schließlich sogar in verminderten Geburtenraten niedergeschlagen hat. Das OffRoad-Fahren verursacht Bodenerosion, die Vegetation verändert sich, da die

Wildnis oder Safaripark? Im Ngorongoro Krater halten Touristen in bis zu 500 Fahrzeugen pro Tag Ausschau nach den Tieren.

Der Tourismus ist für die Serengeti Fluch und Segen zugleich. Mehr denn je stellt sich heute die Frage nach dem goldenen Mittelweg. Von Dr. Markus Borner.

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Lodges am Kraterrand einen Großteil des Wassers verbrauchen und so weiter. Im Moment stellen diese ökologischen Veränderungen noch keine derart ernsthaften Probleme dar, dass sie nicht durch gutes

Touristen pro Jahr Kenia

1.199.000

Tansania

566.000

Kenia setzt auf Massentourismus und hat rund doppelt so viele Besucher pro Jahr wie Tansania. Doch das Land generiert pro Tourist noch nicht mal ein Drittel vom dem, was Tansania erwirtschaftet.

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auf der Suche nach dem schnellen Geld und kurzfristigen Profiten sind. Im aktuellen Tourismusboom wird es zunehmend schwierig, die politisch Verantwortlichen und Tourismusbetreiber davon zu überzeugen, dass auf lange Sicht weniger mehr ist. Tansania strebt danach, seinen TourisGesamteinkommen Einnahmen mus innerhalb der nächsten durch Tourismus/Jahr pro Tourist zehn Jahre zu verdoppeln. Doch das ist nur möglich, 486 Million US Dollar 405 US Dollar wenn diese Entwicklung nicht auf dem Rücken der Serengeti 746 Million US Dollar 1.320 US Dollar ausgetragen wird, sondern Quelle: World Tourism Organisation, UNWTO, 2006 verstärkt auch andere, weiter abgelegene Nationalparks zu Management seitens des Parks bewältigt attraktiven Reisezielen ausgebaut werden werden könnten. Die Geparden jedenfalls können. haben das Problem auf ihre Weise gelöst. Der Vorstand von TANAPA hat einen Anstatt morgens oder am späten Nachmit- General Management Plan verabschietag zu jagen, gehen sie jetzt zwischen Mittag det, der in der Serengeti nur eine beund drei Uhr auf die Pirsch – dann, wenn stimmte Anzahl von Luxus-Camps, aber alle Touristen beim Mittagessen sitzen. keine weiteren großen Hotels zulässt. Durch eine Begrenzung der Bettenzahl Zehn Autos stehen um einen Löwen soll der hohe Standard des Tourismus hier sichergestellt und gewahrt werden. Eine der größten Herausforderungen Im Ngorongoro Krater wird dieses Konist die Frage, wie man es schaffen kann, zept leider schon durch eine zu große für die Besucher das echte „Safarigefühl“ Anzahl an Hotels, die zu viele Ressourzu erhalten. Das Dilemma vor dem jeder cen verbrauchen, unterwandert. Erst vor Veranstalter bzw. generell der Tourismus Kurzem hatte es Bestrebungen eines sehr steht, ist, den Gästen im Nationalpark ein einflussreichen Investors aus Dubai gegeeinzigartiges Wildniserlebnis zu ermögli- ben, ein weiteres Hotel an den Kraterrand chen, die Gewinne zu maximieren, aber zu stellen – ein vierstöckiges Monster, das gleichzeitig sicherzustellen, dass sich die den Ngorongoro Krater ökologisch verökologischen Konsequenzen im Rahmen mutlich noch weiter in die Knie gezwunhalten. Tansania versucht daher einen gen hätte und dadurch im Endeffekt auch „High End“-Tourismus zu fördern, bei dem den Touristen ihr Naturerlebnis geraubt man auf wenige, aber dafür gut zahlende hätte. Auch in der Serengeti steht der GeGäste setzt und dadurch weniger Ressour- neral Management Plan ständig unter cen verbraucht und weniger ökologische Druck vonseiten der Tourismusindustrie, Konsequenzen fürchten muss. die eine Ausweitung der Hotelanlagen Dass zu viele Autos, die alle um einen fordert, was den Wert der „unberührten einzigen Löwen herumstehen, zu viele Wildnis“ in diesem berühmten NationalHotels und zu viele Besucher das Wild- park weiter herabsetzen würde. niserlebnis zerstören, liegt auf der Hand Seit Nyereres Präsidentschaft und der und ist mit dem Erste-Klasse-Tourismus, Unabhängigkeit des Landes hat sich Tanden der Park auf lange Sicht anstrebt, sania in Bezug auf Naturschutz- und Tounicht vereinbar. Das Mara Game Reserve rismuspolitik sehr modern entwickelt. in Kenia und der Ngorongoro Krater sind Wir sollten Bernhard Grzimeks Beispiel bereits auf diesem Weg und haben den folgen und Vertrauen in die Politiker TanGrenzwert für einen sanften, aber qualita- sanias haben. Mit ihnen müssen wir den tiv hochwertigen Tourismus bereits über- Dialog führen, wie es zukünftig gelinschritten. gen kann, diese atemberaubende Wildnis bestmöglich zu schützen, aber gleichzeiTansania will seinen Tourismus verdoppeln tig dem Land auch zugestehen, dass es von seinen Schätzen profitiren und wirtGeld ist eben nicht nur ein Segen, es schaftlich prosperieren und seiner Bevölzieht auch Korruption und Leute an, die kerung eine Perspektive bieten möchte.

Schwerpunkt | Tourismus

Am Scheideweg – welchen Tourismus will Tansania und was verkraftet die Natur? Eine von der ZGF in Auftrag gegebene Studie weist den Weg zu einem sanften Tourismus – doch die Begehrlichkeiten und Verlockungen des schnellen Geldes sind groß.

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ie ZGF kann auf mehr als 50 Jahre Partnerschaft mit der tansanischen Regierung zurückblicken. In den letzten Jahren hat sich die Rolle der ZGF immer mehr von der reinen finanziellen Unterstützung der Nationalparks hin zu einer stärker beratenden Funktion gewandelt. Auch in der Frage, wie die Tourismusentwicklung in der Serengeti weitergehen soll, hat die ZGF gemeinsam mit der Nationalparkbehörde Tanzania National Parks (TANAPA) Szenarien durchdacht und Strategien festgelegt. Diese sind formuliert und festgeschrieben im sogenannten Serengeti General Management Plan, der 2006 offiziell verabschiedet wurde. Darin heißt es, dass die Parkverwaltung Serengeti National Parks (SENAPA) den Tourismus im Park so entwickeln sollte, dass er weiterhin ein herausragendes Naturerlebnis für die Besucher darstellt. Der Park soll laut Managementplan einen optimalen ökonomischen Ertrag für Tansania,

BEGINNENDER TOURISMUS

ÖKOTOURISMUS

erste Pionierunternehmer, kleine, familiäre Unterkünfte, Rucksacktouristen

nationale und internationale Veranstalter, Tendenz zu Qualitätstourismus

für die lokale Bevölkerung und auch für private Partner erbringen. Dennoch muss gewährleistet sein, dass die natürlichen Ressourcen des Parks so wenig wie möglich beeinflusst bzw. in Mitleidenschaft gezogen werden. Tourismus wird in dem Managementplan als ein Werkzeug des Naturschutzes gesehen, das SENAPA im Parkmanagment dient. Auf verschiedenen Ebenen hat sich gezeigt, dass Tansanias Konzept eines „high quality – low impact“- Tourismus aufgeht. Tansania hat halb so viele Besucher wie Kenia, aber generiert mehr als das Doppelte an Einkommen. Ein Tourist in Tansania lässt das Dreifache von dem im Land liegen, was ein Tourist in Kenia ausgibt. Tansania muss sicherstellen, dass es diesen Weg eines hochwertigen Tourismus mit wenig negativen Umwelteinflüssen weiter verfolgt. Den Besuchern wird ein einmaliges „Wildniserlebnis“ ermöglicht, das aber auch bezahlt werden muss.

QUALITÄTSTOURISMUS

ZUSAMMENBRECHENDER MARKT

hohe Preise, wenige Besucher und geringer ökologischer Einfluss; zunehmende Dominanz internationaler Veranstalter

Massentourismus, niedrige Preise, hoher ökologischer Einfluss Anzahl Besucher

Einnahmen pro Besucher

SERENGETI HEUTE

Modell der Tourismusentwicklung. Schafft es ein Land, einen Qualitätstourismus zu etablieren, bei dem wenige Besucher viel Geld in kleinen aber exklusiven Unterkünften liegen lassen, kann es viel Gewinn machen, ohne seine natürlichen Ressourcen zu belasten. Steigen die Besucherzahlen unkontrolliert weiter, kommt der Punkt an dem das System kippt. Gut zahlende Gäste wenden sich ab und um die bestehende Infrastruktur auszulasten, müssen die Veranstalter auf Preiskampf setzen. Der Weg in den Massentourismus mit extremen ökologischen Folgen für die Region ist geebnet. Einnahmen pro Besucher Anzahl der Besucher

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Schwerpunkt | Tourismus

Der Naturschutz gewinnt dabei doppelt, durch Minimierung der Störungen und die Erhaltung des Wildnischarakters der Serengeti auf der einen Seite, durch Mehreinnahmen für den Parkschutz, für die Armutsbekämpfung in den Randgebieten, aber auch als wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Landes auf der anderen Seite. Die Erfahrungen aus der Masai Mara in Kenia zeigen deutlich die Auswirkungen eines Massentourismus. Der Lebensraum ist aufgrund von touristischer Übernutzung vielerorts degradiert, die Masai Mara hat in den letzten zehn Jahren rund 70 Prozent ihres Tierbestandes verloren. Die Besucher sind unzufrieden, da vor allem in der Regenzeit kaum Tiere zu sehen sind, dafür umso mehr Fahrzeuge. Und das Einkommen für die Mara ist trotz steigender Bettenkapazitäten gleich geblieben.

Massentourismus versus Exklusivität Eine im Auftrag der ZGF erstellte Studie analysiert die aktuellen Trends in Tansania und stellt mögliche Szenarien sowie langfristige ökonomische Auswirkungen von Exklusivtourismus und Massentourismus

am Beispiel Serengeti gegenüber. Da der Weg, den Tansania im Tourismus gehen wird von seinen politischen Entscheidungsträgern abhängt, hat die ZGF den tansanischen Premierminister Edward Lowassa ausführlich über Hintergründe und die potenziellen Auswirkungen eines extrem zunehmenden Massentourismus informiert. Im Anschluss und mit Bezug auf dieses Gespräch sagte Premierminister Lowassa im tansanischen Fernsehen, dass die ursprünglichen Äußerungen zu einer 4 bis 5-fachen Steigerung der Bettenkapazitäten in der Serengeti offenbar auf falschen Annahmen basiert hätten und dass neu geplant werden müsse. Die Regierung wolle mehr Einnahmen mit der Serengeti generieren, allerdings wolle man dazu gemeinsam mit ZGF und TANAPA eine Tourismusstrategie entwickeln, die die Unversehrtheit des Parks nicht beeinträchtige, das exklusive Wildniserlebnis nicht reduziere und die biologische Vielfalt für die Zukunft sichere. Hierzu wird Anfang nächsten Jahres ein gemeinsamer Workshop von ZGF und TANAPA mit finanzieller Unterstützung des deutschen Bundesamtes für Naturschutz BfN durchgeführt.

Hintergrund | Dokumente zur zukünftigen Entwicklung der Serengeti Der Serengeti Managementplan stellt die Weichen für die Entwicklung des Nationalparks in den nächsten zehn Jahren. Er wurde im letzten Jahr verabschiedet und ist damit offizielles Planungsdokument für den Serengeti Nationalpark. Die Studie zur Tourismusentwicklung in der Serengeti wurde von der ZGF aus aktuellem Anlass im Frühjahr in Auftrag gegeben. Beide Dokumente stehen auf der ZGF-Internetseite als pdf-Datei zur Verfügung.

Maximizing the Economy of the Serengeti National Park through Conservation

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General Management Plan Serengeti National Park 2006 – 2016

Economic Research Associates Hart Howerton, Professor A.R.E. Sinclair, HKLM

182 Seiten, englisch pdf Dokument zum Download unter www.zgf.de

109 Seiten, englisch pdf Dokument zum Download unter www.zgf.de

Schwerpunkt | Tourismus

Zuviel des Guten: der Wirtschaftmotor Tourismus treibt Galapagos an den Rand des Verkraftbaren Noch sind Meerechsen, Finken, Riesenschildkröten und Darwins Evolutionstheorie der Hauptgrund für die Reise nach Galapagos – und weniger die Aussicht auf Surfstrände oder Kajakfahrten. Doch der Tourismus auf Galapagos unterliegt einem rasanten Wandel. Von Dagmar Andres-Brümmer.

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er typische Galapagosreisende ist der naturbegeisterte, gebildete Reisende. Er vermag durchaus etwas tiefer in die Tasche zu greifen und er interessiert sich für Darwin, Evolution, Geologie und diesen wunderbaren Archipel fernab der Küste Ecuadors, wo Riesenschildkröten träge dahinschreiten und Vulkane flüssige Lava speien. Er ist fasziniert von den vielen Vogelarten und die Natur liegt ihm sehr am Herzen. Einmal nach Galapagos zu reisen war immer ein Traum, auf den er viele Jahre hin gespart hat. Alles nur Klischee? Sicherlich trifft das auf viele Galapagosreisende zu. Doch die Struktur der Galapagosbesucher unterliegt einem Wandel. Der Tourismus auf den Galapagosinseln hat sich im letzten Jahrzehnt gravierend verändert und mit ihm haben die Inseln einen weitreichenden ökonomischen, sozialen, kulturellen und ökologischen Wandel durchlaufen.

Eine Verdreifachung der Kapazitäten in den letzten 15 Jahren Die Zahl der Besucher ist von 40.000 im Jahr 1990 auf mehr als 145.000 im Jahr 2006 angestiegen, die Anzahl der verfügbaren Betten hat sich im gleichen Zeitraum fast verdreifacht. Der Gesamtumsatz mit dem Tourismus wird auf etwa 418 Mio. US Dollar jährlich geschätzt, von denen etwa 63 Mio. in der lokalen Wirtschaft des Archipels hängen bleiben. „Der Tourismus auf Galapagos hat begonnen sich wegzuentwickeln vom naturorientierten Darwin-Tourismus“, sagt Felipe Cruz, technischer Leiter der Charles Darwin Foundation und Autor einer umfangreichen Untersuchung zur Situation des Tourismus auf Galapagos. „Abenteuerurlaub, große Hotelschiffe mit bis zu 500 Passagieren, billige Hotels und Aktiv-

urlaub, wie wir ihn aus allen Ecken dieser Welt kennen, sind heute im Angebot“. Je breiter das Angebot wird, umso wahrscheinlicher ist, dass ökologische Standards nicht eingehalten werden, dass die Qualität sinkt, dass Besucherpunkte überfüllt sind und dass das erhoffte und lange erträumte Erlebnis Galapagos zu einer Enttäuschung wird. „Wenn die Leute nicht mehr zufrieden sind, wird der Markt stagnieren“, sagt Cruz. „Die Veranstalter werden gezwungen sein, günstigere Angebote zu machen. Das wiederum zieht ein Wachstum an Infrastruktur und Marketing nach sich und all das treibt schließlich das ganze System irgendwann in Richtung Kollaps – wie wir andernorts reichlich beobachten können.“ Der Tourismus ist mit mehr als 50 Prozent der Gesamtfinanzen der wirtschaftliche Motor von Galapagos. Dabei ist es

Werden sich zukünftige Galapagosbesucher überhaupt noch für die Meerechsen begeistern können? Oder wollen sie nur noch baden – wie an unzähligen anderen Stränden der Welt?

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Die Zahl der Galapagos-Besucher ist seit 1990 um mehr als 100.000 gestiegen – heute sind es 145.000 Touristen pro Jahr. Die Inselbevölkerung hat sich im selben Zeitraum von rund 8.000 auf gut 20.000 mehr als verdoppelt. All das führt zu mehr Flügen, mehr Versorgungsschiffen, mehr Ressourcenverbrauch, mehr Abfall – und einer unüberschaubaren Anzahl eingeschleppter Tier- und Pflanzenarten.

schwierig, die Geldflüsse nachzuvollziehen und zu sehen, von wie viel der Touristendollars die Menschen vor Ort tatsächlich profitieren und wie viel in großen multinationalen Unternehmen umgesetzt wird. In der Regel schlägt sich das Einkommen in Form von Arbeitsplätzen in der lokalen Wirtschaft nieder – kleine Läden, Internetcafés, Taxis, Bauunternehmen, Herbergen, Bars, Restaurants - das immense Wachstum von Orten wie Porto Ayora auf Santa Cruz belegt dies eindrucksvoll. Die Menschen profitieren auf lokaler Ebene von den steigenden Besucherzahlen. Doch auf lange Sicht werden sie nur etwas davon haben, wenn der Tourismusboom auf politischer Ebene in vernünftige und vor allem nachhaltige Bahnen gelenkt wird.

Die treibende Kraft für alle Entwicklungen auf Galapagos ist der Tourismus In einem fragilen Inselökosystem wie Galapagos sind die Folgen gravierend, wenn der wirtschaftliche Boom eine Welle der Immigration nachsichzieht. Und obwohl die Regierung eigentlich den Zuzug vom Festland auf die Inseln per Gesetz reglementiert hat, ist die Bevölkerung im Archipel geradezu explodiert. Ein Gesetz ist nur so gut wie seine Kontrolle und so hat sich die Bevölkerung seit den frühen 80er Jahren verdreifacht. Der steigende Bedarf an Arbeitskräften ist mit Personal vom Festland einfacher und billiger zu decken. Und natürlich stellt auch der vergleichsweise bessere Wohlstand auf den Inseln einen Anreiz dar, hierher zu kommen. Die kontinuierlich steigende Zahl von Menschen – Besuchern und Bewohnern – hat eine Spirale in Gang gesetzt, die auf allen Ebenen dem Archipel

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zu schaffen macht. Mehr Menschen brauchen mehr Infrastruktur, verbrauchen mehr Ressourcen und produzieren mehr Abfall. Und so landen heute beispielsweise mehr Flüge und kommen mehr Versorgungsschiffe an, als noch vor ein paar Jahren. Mit ihnen wächst geradezu täglich die Anzahl an eingeschleppten Tier- und Pflanzenarten, die dem einstmals so isolierten Ökosystem Galapagos zusetzen. Bis zum Jahr 1900 lag die Zahl der fremden Arten auf Galapagos unter 100, ab Mitte des Jahrhunderts stieg sie kontinuierlich an und seit dem Jahr 2000 geht sie quasi senkrecht nach oben. Mindestens 490 Insektenarten und 53 andere Arten von Wirbellosen wurden eingeschleppt. Im gleichen Atemzug stehen mittlerweile gut 60 Prozent der 180 endemischen Pflanzenarten des Archipels auf der Roten Liste, im Meer sind die Bestände von Seegurken, Hummern und Zackenbarschen regelrecht zusammengebrochen.

Letzte Chance für den Archipel Für Galapagos ist es fünf vor zwölf, wenn es nicht an seinem eigenen Erfolg als Top-Reiseziel untergehen will. Was die Naturschutzexperten der Charles Darwin Foundation schon lange immer wieder betonen, ist nun offenbar auch bei den politisch Verantwortlichen angekommen. Dass die UNESCO den Archipel auf die Liste der gefährdeten Weltnaturerbegebiete gesetzt hat, war ein wichtiges Signal und auch Ecuadors Präsident hat erklärt, dass der Schutz der Inseln Priorität habe. Eine Veränderung im politischen Status der Inseln als Provinz war nun ein erster wichtiger Schritt, um den Inseln ihr Gewicht als politischen Spielball zu nehmen und die Chance zu erhöhen, eine nachhaltig funktionierende Gesellschaft aufzubauen und somit mehr Raum für effizienten Naturschutz auf Galapagos zu schaffen.

„Umweltschutz ist ein fester Bestandteil des Kochunterrichts“ Swen Lorenz ist Börsenjournalist und Globetrotter und hat den Ruf, an exotischen Orten ungewöhnliche und lukrative Investmentideen zu finden. Bei einer Reise nach Galapagos wurde ihm bewusst, dass eines der Probleme des Archipels in der mangelhaften Ausbildung der Einheimischen liegt. Da die Restaurants keine qualifizierten Galapagenios finden, holen sie Personal vom Festland – und treiben damit die Immigrationsspirale weiter nach oben. Mit Spendengeldern rief Lorenz ein Ausbildungsprogramm für Köche ins Leben. Susanne Schick sprach mit ihm über das außergewöhnliche Projekt. ZGF GORILLA: Herr Lorenz, Sie sind auf den Galapagosinseln an einem interessanten Projekt beteiligt. Es nennt sich „CNG kulinarisches Ausbildungsprogramm“. Was verbirgt sich dahinter? SWEN LORENZ: Kurz gesagt handelt es sich um die Gründung einer Berufsschule die ein kulinarisches Ausbildungsprogramm anbietet. Die Abkürzung CNG steht für das Colégio National Galápagos, das ist die lokale Schule in Puerto Ayora, die das Projekt unterstützt. ZGF GORILLA: Was veranlasst einen deutschen Börsenjournalisten, auf Galápagos eine Berufsschule ins Leben zu rufen? SWEN LORENZ: Der Tourismus bringt große Summen auf die Inseln, einem Großteil der Bevölkerung sind Jobs in der Tourismusbranche jedoch mangels Ausbildung verschlossen. Auch für die lokalen Hotels und Restaurants ist die Situation frustrierend. Die Restaurantbesitzer und Hoteliers würden sofort bevorzugt Einheimische einstellen, müssen mangels Alternative aber Fachkräfte vom Festland anwerben. Dadurch wird nicht nur zusätzlich Druck auf die knappen Ressourcen der Inseln ausgeübt, die Einwohner fühlen sich bei der Verteilung der Touristendollars auch noch schlicht übergangen. Das Projekt soll dem niedrigen Bildungsstandard entgegenwirken: die Absolventen des kulinarischen Ausbildungsprogramms können praktisch sofort in der Tourismus- und Bewirtungsindustrie ihrer Heimatinseln angestellt werden. ZGF GORILLA: Wie kam es zu dem Projekt?

SWEN LORENZ: Das Zusammentreffen der richtigen Menschen mit ehrgeizigen Ideen zu einem günstigen Zeitpunkt gab den Anstoß, und das Engagement erfahrener Organisationen fügte ein solides Fundament hinzu. Die Hotelmanager Pablo Guerrero und Vasco von Baselli sowie die Schulleiterin Maria Lopez erarbeiteten die Struktur des Ausbildungsplans sowie den Stundenplan. Die spanische Regierung stellte eine Industrieküche zur Verfügung und das Startkapital konnte aus dem Verkauf meines Reise- und Investmentbuchs hereingeholt werden. Im März/April dieses Jahres wurde das Programm durch die Aufnahme des zweiten Jahrgangs von 30 auf rund 60 Stundenten ausgeweitet. Und derzeit laufen Bemühungen, weiteres Kapital für den Schulbetrieb aufzutreiben.

Weitere Informationen zu dem Projekt: www.educando-engalapagos.org

ZGF GORILLA: Kann Kochen ein Beitrag zum Schutz von Fauna und Fauna sein? SWEN LORENZ: Kochen ist längst nicht das einzige Unterrichtsfach. Fast noch wichtiger ist, dass die Schüler dabei auch lernen, welche lokal gefangenen Fische sie verwenden dürfen, und welche nicht. Umweltschutz ist ein fester Bestandteil des Unterrichts. Am Ende ihrer Ausbildung werden sie nicht nur ihrerseits einen Beitrag zur Erhaltung der Inseln leisten, sie werden ihr Wissen auch an andere Einwohner der Insel weiterreichen, quasi als Botschafter einer neuen Generation.

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Aus der Gesellschaft | ZGF intern

Protokoll der Mitgliederversammlung 2007 Protokoll der Mitgliederversammlung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V. vom 21. September 2007 im Zoogesellschaftshaus (Ausstellungsraum) des Zoo Frankfurt, Alfred-Brehm-Platz 16, 60316 Frankfurt am Main. Beginn der Veranstaltung: 16:00 Uhr. Ende der Veranstaltung: 19:30 Uhr.

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nwesend sind 62 Personen, davon 38 stimmberechtigte Mitglieder. Vom Vorstand der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt sind anwesend: Präsident Gerhard Kittscher, Vizepräsident Prof. Dr. Manfred Niekisch, Vizepräsident Dr. Christian R. Schmidt und Generalkonsul Bruno H. Schubert. Entschuldigt fehlen die Vorstandsmitglieder Prinzessin Alexandra von Hannover, Renate von Metzler, Prof. Dr. Fritz Steininger und HansJoachim Suchan. Außerdem nehmen die Mitglieder des Stiftungsrats Dr. Rudolf Kriszeleit, Hermann Clemm und Johann-Peter Krommer an der Versammlung teil. Vom Stiftungsrat fehlt entschuldigt Dr. Thomas Kantenwein. Versammlungsleiter ist Herr Gerhard Kittscher.

TOP 1: Begrüßung

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err Kittscher eröffnet die Mitgliederversammlung um 16:00 Uhr und begrüßt die anwesenden Mitglieder, Vorstandsmitglieder, Stiftungsratsmitglieder, Mitarbeiter der ZGF und alle Gäste; insbesondere Herrn Weisgerber, Geschäftsführer der W+ST Wirtschaftsprüfung GmbH, Frau Mai vom Steuerbüro Simon & Partner, Frau Martin, Rechtsanwältin und Notarin und Herrn Professor Dr. Streit, Sprecher des Kompetenzverbundes BioFrankfurt sowie einige der „Naturschutzbotschafter“, ehrenamtlich Tätige aus dem gleichnamigen Projekt der Kooperation zwischen der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, dem Zoo Frankfurt und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

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Herr Kittscher übernimmt die Leitung der Versammlung und beauftragt gemäß § 9, Absatz 5 der Satzung Frau Sabina Potthoff mit der Schriftführung. Herr Kittscher weist darauf hin, dass das Protokoll dieser Versammlung im nächsten ZGF-Gorilla Nr. 4/2007 veröffentlicht wird. Es wird die satzungsgemäße und fristgerechte Einladung zur Mitgliederversammlung mit Bekanntgabe der Tagesordnung im ZGF-Gorilla Nr. 2/2007 der Gesellschaft festgestellt. Herr Kittscher stellt fest, dass 38 stimmberechtigte Mitglieder anwesend sind, und die Mitgliederversammlung beschlussfähig ist. Herr Kittscher stellt noch einmal die Tagesordnung vor. Der Versammlungsleiter bittet die Mitgliederversammlung um Zustimmung. Es liegen keine Einwände oder weitere Anträge zur Tagesordnung vor. Der Tagesordnung wird zugestimmt. Für die Behandlung der TOP 2 und 3 wurde der Geschäftsbericht 2006 ausgegeben.

TOP 2: Geschäftsbericht & Jahresabschluss 2006

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err Kittscher informiert, dass im Berichtsjahr das Verfahren für den Markenschutz der Wortmarke und der Wort-/Bildmarke auch für den europäischen Raum abgeschlossen werden konnte. Die Johanna-Samel-Stiftung wurde gegründet und die ZGF von der Stiftungsaufsicht der Stadt Frankfurt gebeten, diese Stiftung treuhänderisch zu verwalten. Im Stiftungsrat der Johanna-Samel-Stiftung sitzen die Herren Kittscher, Suchan und Dr. Schenck. Die ZGF kann wiederum auf eine große, deutlich gesteigerte Medienresonanz zurückblicken. Im Jahr 2006 wurde der Bruno H. Schubertpreis, Kategorie I an Tilo Nadler, den ZGFProjektleiter in Vietnam verliehen. Der Mitgliederbestand hat sich nur unwesentlich verändert. Die Gesellschaft hatte zum 31.12.2006

Tagesordnung TOP 1: Begrüßung TOP 2: Geschäftsbericht & Jahresabschluss 2006 TOP 3: Beschlussfassung über den Jahresabschluss 2006 TOP 4: Entlastung des Vorstandes TOP 5: Wahl des Abschlussprüfers TOP 6: Verschiedenes Kaffeepause Präsentation der Naturschutzarbeit der ZGF im Jahre 2006 durch die Referate und anschließende Diskussion

einen Bestand von 3.696 Mitgliedern, derzeit sind es 3.765. Herr Kittscher erwähnt ferner die Förderung des Zoos mit dem bedeutenden Beitrag von 2 Mio. Euro; diese Mittel wurden aber erst im laufenden Jahr ausgezahlt. Er gibt außerdem einen kurzen Ausblick auf das Jahr 2008, in dem die ZGF ihr 150-jähriges Jubiläum feiern wird. Anschließend begrüßt der Geschäftsführer der ZGF, Dr. Christof Schenck, alle Mitglieder und Gäste. Er dankt dem ehrenamtlich tätigen Vorstand sowie allen Förderern und Mitgliedern und den Mitarbeitern der ZGF für ihre Unterstützung und ihr Engagement. Zur wirtschaftlichen Lage erläutert Herr Dr. Schenck, dass der Verein im Berichtsjahr höhere Ausgaben als Einnahmen zu verzeichnen hatte, wobei die Ausgaben aber auf dem Niveau des Vorjahres gehalten wurden. Die Einnahmenseite fiel 2006 jedoch aufgrund der Lage an den Kapitalmärkten und aufgrund geringerer Erbschaften deutlich ungünstiger aus. Vermehrt sollen darum in der Zukunft Drittmittel eingeworben und mehr Spenden akquiriert werden. Darüber hinaus könnte die ZGF noch häufiger als Partner für andere Stiftungen agieren, um in Kooperation mit diesen eigene Ziele realisieren zu können. Dr. Schenck fasst zusammen, wie sich die Projektausgaben auf die Regionen verteilen, und welche Strategien den Vergabekriterien zugrunde liegen. Die ZGF setzt schon jetzt Projekte mithilfe von großen Drittmittelgebern wie der EU und der DBU um. Grundsätzlich sei bei dieser Finanzierung von Projekten aber zu beachten, dass solche Förderprojekte immer einen großen Eigenanteil der durchführenden Organisation voraussetzen. Anhand der Grafiken im vorliegenden Geschäftsbericht 2006 geht Herr Kittscher genauer auf die wirtschaftliche Lage der ZGF im Berichtsjahr ein. Die Bilanzsumme des Vereins hat sich im Vergleich zu 2005 um 1,6 Mio. EUR verringert; die Bilanzsumme der Stiftung konnte dagegen einen Zuwachs um 2,3 Mio. EUR ver-

zeichnen. Herr Kittscher betont, dass die Verwaltungs- und Sachkosten mit einem Anteil von 15 % im Vergleich mit anderen gemeinnützigen Organisationen in einem sehr günstigen Verhältnis zu den Gesamtausgaben stehen. Herr Weisgerber, als Vertreter der W+ST Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, gibt einen kurzen Überblick über die auftragsgemäße Abschlussprüfung 2006. Insbesondere wurde das interne Controlling-System geprüft. Dabei gab es keine Beanstandungen. Die Erbschaftsvorgänge unterliegen einer lückenlosen Prüfung. Ferner wurden das Finanzanlagevermögen, Erträge aus den Finanzanlagen sowie die Entwicklung des Finanzvermögens der Gesellschaft geprüft. Die Prüfung der Mittelverwendung in den Projekten umfasst ca. 70 % aller Projekte außerhalb Afrikas; die Projektprüfung in Afrika wird im Regionalbüro Afrika durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young vorgenommen. Herr Weisgerber führt abschließend aus, dass die Prüfung des Jahresabschlusses zu keinerlei Beanstandungen geführt hat und somit ein uneingeschränktes Testat erteilt werden konnte. Im Anschluss werden einige Fragen zum Geschäftsbericht 2006 beantwortet.

TOP 3: Beschlussfassung über den Jahresabschluss 2006

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err Kittscher stellt den Antrag, die vorliegende Jahresrechnung 2006 zu genehmigen. Diesem wird einstimmig stattgegeben. Herr Kittscher dankt Herrn Weisgerber für die gute Zusammenarbeit.

TOP 4: Entlastung des Vorstandes

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GF-Mitglied Lothar Kurtze stellt den Antrag auf Entlastung des Vorstandes. Die Entlastung erfolgt einstimmig. Herr Kittscher dankt den Mitgliedern für das entgegengebrachte Vertrauen. Im Namen des Vorstands und der Mitglieder dankt Herr Kittscher Herrn Dr. Schenck und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die erfolgreiche Arbeit.

TOP 5: Wahl des Abschlussprüfers

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er Vorstand schlägt zur Wahl des Abschlussprüfers erneut die W+ST Wirtschaftsprüfung GmbH vor. Es gibt keine weiteren Vorschläge. W+ST wird ohne Gegenstimme und ohne Stimmenthaltung zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2007 gewählt. Herr Weisgerber nimmt die Wahl im Namen von W+ST an und dankt für das Vertrauen.

TOP 6: Verschiedenes

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err Carl Scherrer wird für seine mehr als fünfzigjährige Mitgliedschaft in der ZGF mit einer Urkunde geehrt. Herr Kittscher dankt ihm und auch den anderen – nicht anwesenden – Mitgliedern, die die ZGF seit 50 oder mehr Jahren unterstützen, für ihre langjährige Verbundenheit. Nach der Kaffeepause folgen Präsentationen der Referatsleiter. Frau Andres-Brümmer berichtet über Entwicklungen und Aktivitäten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Herr Dr. Schenck berichtet in Vertretung für Herrn Dr. Markus Borner aus den afrikanischen Projekten, aus aktuellem Anlass schwerpunktmäßig über die Krise im Virunga Nationalpark im Kongo. Frau Dr. Antje Müllner informiert über Projekte in Lateinamerika und Asien und abschließend gibt Herr Wolfgang Fremuth Informationen aus dem Europa-Referat. Fragen zu den einzelnen Referaten werden anschließend von den Referatsleitern beantwortet. Herr Kittscher beendet die Mitgliederversammlung um 19:30 Uhr und bedankt sich bei allen Anwesenden. Protokoll genehmigt. Gerhard Kittscher ZGF-Präsident, Leiter der Versammlung Sabina Potthoff Schriftführerin

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Gesellschaft Persönliches rund um die ZGF

Botschafter gesucht

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ie NaturschutzBotschafter von ZGF und Zoo suchen weitere Mitstreiter. Im Januar nächsten Jahres startet deshalb ein neues Vorbereitungsseminar für angehende Naturschutz-Botschafter. Wenn Sie Lust haben, sich ehrenamtlich zu engagieren und Naturschutzthemen den Besuchern im Zoo Frankfurt zu vermitteln, schicken wir Ihnen gerne nähere Informationen über unser Programm zu. E-Mail: [email protected] oder Telefon 069- 943446-12.

Neue ZGF-Mitglieder

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erzlich willkommen bei der ZGF heißen wir: Astrid, Setrak, Luca & Jonas Bahceli, Unterägeri/Schweiz | Dr.

Lagerfeuerabende im Zoo Frankfurt

Nächtliche Expeditionen mit Lagerfeuer im Zoo – das bieten die Naturschutz-Botschafter monatlich für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren an. Während die Tiere schlafen gehen, wird am Grzimek Camp ein Lagerfeuer entzündet, an dem Geschichten zum Abenteuer Naturschutz erzählt, Spiele veranstaltet und Stockbrot gebacken werden. Termine: 18. Januar | 22. Februar | 21. März 2008 Weitere Informationen und Anmeldung bei Eva Gross [email protected] oder Telefon 069 943446-12

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Peter Beier, Weimar | Dr. Ina Claus, Nackenheim | Gerold Dieke, Kronberg | Simone Dinter, Frankfurt | Nina Göbel, Hamburg | Roland Herbert, Dietzenbach | Ronald Hofmann, Bad Aibling | Sabine Holtkamp, Mainz | Andreas Iske, Frankfurt | Steffen Kerch, Rehborn | Katrin Kronenberger, Bad Vilbel | Marius Külp, Gelnhausen | Steffen Liedtke, Frankfurt | Sebastian Müller, Aschaffenburg | Thomas Ost, Königstein | Martin Richter, Kissing | Jutta Saam, Offenbach | Dr. Axel Schacher, Berlin | Lothar Schöfert, Wolfburg | Katrin Schüssel, Frankfurt | Michael Senger, Sundern | Matthias Spahn, Hofheim | Dr. Sabine Spehn, München | Monika Varejcka, München | Marianne Vogt, Kleinmachnow | Thomas Weber, Rickenbach/Schweiz | Hella Wensch, Ludwigsfeld | Dr. Volker Wiemann, Seeheim-Jugenheim | Petra Zimmermann, Oberursel.

Für Freunde und Förderer

S

tephanie Koopmann ist seit Sommer bei der ZGF für die Betreuung der Spender, Paten und Förderer zuständig. Da die ZGF im Gegensatz zu den meisten anderen spendengetragenen Organisationen nicht über eine personalstarke Fundraising-Abteilung verfügt, liegt die große Herausforderung für die sympathische Fränkin darin, ein effizientes Nischenfundraising zu entwicklen. Die ZGF ist auf Mitgliedsbeiträge, Spenden, Zustiftungen und Nachlässe angewiesen, um ihren Naturschutzauftrag erfüllen zu können. Dafür benötigt sie neben Drittmitteln auch loyale Spender und Mitglieder. Da das Medium der Massenansprache durch Plakate und Spendenmailings sehr aufwändig ist, wird es von der ZGF, als relativ kleine Organisation, nur am Rande eingesetzt. Vielmehr setzt Frau Koopmann auf eine verstärkte individuelle Ansprache, denn dies entspricht mehr dem Stil und der Arbeitsweise der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Besonders Schenkungen zur Stärkung der Stiftung und größere Spenden für die Projektarbeit würden zukünftig an Bedeutung gewinnen, so Koopmann.

Aus der Gesellschaft | ZGF intern

Wichtiger Hinweis für unsere Mitglieder

Neue Mitgliedsbeiträge ab 2008

N

ach reiflicher Überlegung in der Geschäftsführung, nach vielen internen Diskussionen und letztlich nach einstimmigem Beschluss des Vorstandes, hat sich die ZGF entschlossen, die Mitgliedsbeiträge ab dem 1. Januar 2008 anzuheben.

Der Grundbeitrag für Mitglieder wird sich von 30 Euro auf 48 Euro jährlich erhöhen. Die Gründe für diesen Schritt sind vielschichtig. Insbesondere haben uns aber folgende Kriterien zu dieser Erhöhung bewogen: Die letzte Erhöhung des Basisbeitrages fand im Jahr 2000 statt. Gleichzeitig war der Markt in den letzten Jahren einer 3-prozentigen Mehrwertsteuererhöhung und einer gewissen Inflation ausgesetzt. Die Kosten für die Durchführung unserer Projekte sind stets mit angestiegen. Für uns – und wir sind davon überzeugt auch für Sie – ist es von großer Bedeutung, dass wir unsere Arbeit im Sinne des Naturschutzes weiterhin auf einem hohen Niveau durchführen können. Gleichbleibende Qualität in unseren Projekten sowie der professionelle Ansatz unserer Mitarbeiter sollen ohne Kompromisse als die Maxime der ZGF fortbestehen. Dafür möchten wir auch weiterhin stehen. Uns ist bewusst, dass es für das einzelne Mitglied einen großen finanziellen Schritt darstellt. Umso mehr hoffen wir sehr, dass Sie Verständnis für unsere Entscheidung aufbringen und diesen Schritt mit uns gemeinsam gehen. Mit großer Wertschätzung sind wir Ihnen heute bereits verbunden für Ihre Treue gegenüber dem Verein und Ihrer Loyalität gegenüber den Projekten vor Ort. Wir bitten Sie, bleiben Sie an unserer Seite! Jedes Mitglied zählt, damit die ZGF auch weiterhin hochwertige Naturschutzarbeit leisten kann. Wir vertrauen darauf, dass Sie unsere Beweggründe verstehen und danken Ihnen für Ihre bisherige Unterstützung.

Für die meisten Mitglieder wird sich an dem Betrag, den wir zu Jahresbeginn von ihrem Konto einziehen, nichts ändern, da sie uns ohnehin mehr als den jährlichen Grundbeitrag von bisher 30 Euro spenden. Lediglich das Verhältnis von Beitrag zu Spende verschiebt sich. Im Januar 2008 werden wir Sie noch einmal im Detail über die neuen Mitgliedsbeiträge und Ih-

Gerhard Kittscher Präsident

Dr. Christoph Schenck Geschäftsführer

ren persönlichen Stand informieren.

Neue Postanschrift ab 1. Januar 2008 Ab dem 1. Januar 2008 haben die ZGF und ihre Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ eine neue Postanschrift. Lediglich der Straßennamen ändert sich, alles andere bleibt gleich: Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V. | Stiftung Hilfe für die bedrohte Tierwelt Bernhard-Grzimek-Allee 1 60316 Frankfurt Auch der Zoo Frankfurt wird diese neue Adresse haben – und das alles ohne Umzug. Hintergrund: Zu Ehren von Bernhard Grzimek wird ein Teil der Straße „Am Tiergarten“ umbenannt in „Bernhard-Grzimek-Allee.“ Der AlfredBrehm-Platz bleibt bestehen wie bisher. Die feierliche Einweihung des Straßenschildes wird am 24. April 2008 stattfinden, postalisch gilt die Adresse aber schon ab Januar. ZGF Gorilla 4/2007

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Ihr Interesse für die Natur ... kann uns helfen, die biologische Vielfalt unserer Erde zu bewahren Mit rund 70 Projekten in 30 Ländern fördern wir in Kooperation mit lokalen Partnern die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Schutz bedrohter Tierarten und ihrer Lebensräume. Diese Projekte können wir nur dank unserer Förderer verwirklichen. Dabei sind wir auch auf Ihre Hilfe angewiesen. Unterstützen Sie unsere weltweite Naturschutzarbeit mit Ihrem Engagement.

Ein regelmäßiges Engagement Möchten Sie zu unseren treuen Mitgliedern und Spendern gehören, durch deren finanzielle Unterstützung wir unsere Arbeit langfristig sichern können, so hilft uns ein jährlicher Beitrag (per Dauerauftrag oder Bankeinzug). • Werden Sie Mitglied bei uns und fördern Sie unsere Arbeit mit 48 Euro jährlich. • Werden Sie Fördermitglied bei uns und fördern Sie unsere Arbeit über den Basisbeitrag hinaus mit 120 Euro | 480 Euro | 1.500 Euro oder einem anderen individuellen Betrag. • Spenden Sie für ein Projekt Ihrer Wahl.

Eine Erbschaft oder Zustiftung Ein Zeichen für den Natur- und Artenschutz zu setzten, wird zunehmend als Vorbild gelten. Gerne laden wir Sie ein, unsere Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ näher kennenzulernen. Inge Schmitt gibt Ihnen gerne unverbindlich und kompetent Auskunft unter Telefon: 069-943446-22 Wichtige steuerliche Vorteile Am 21. September 2007 hat der Bundesrat das „Gesetz zur weiteren Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements“ verabschiedet. Insbesondere für Spenden und Zustiftungen sieht die Reform weitreichende Verbesserungen vor. Die Änderungen im Überblick: • Der Betrag für den Abzug einer Sonderausgabe für Zuwendungen in das Grundstockvermögen von gemeinnützigen Stiftungen erhöht sich von 307.000 Euro auf 1 Million Euro und gilt nun auch für Zustiftungen nach dem ersten Gründungsjahr. • Verheiratete können den Betrag von 1 Million Euro pro Ehegatte geltend machen. • Die Höchstgrenze für den Spendenabzug erhöht sich auf einheitlich 20 Prozent des Gesamtbetrags der Einkünfte. • Der Verzicht auf eine Zuwendungsbestätigung ist von 100 Euro auf 200 Euro angehoben worden.

KONTAKT Sehr gerne beantworten wir Ihre Fragen und senden Ihnen mehr Information zu. Telefonisch erreichen Sie Frau Monika Lennig unter: +49 (0)69 9434 460 oder per E-Mail: [email protected] | Fax: +49 (0)69 439 348 Zoologische Gesellschaft Frankfurt e. V. | Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ Alfred-Brehm-Platz 16 (ab 1.1.08 Bernhard-Grzimek-Allee 1) | D-60316 Frankfurt am Main Nutzen Sie für Ihre Spende einfach den beigelegten Überweisungsträger in diesem Heft. Spenden und Mitgliedsbeiträge sind steuerlich absetzbar.

SPENDENKONTEN Zoologische Gesellschaft Frankfurt Deutschland

Schweiz

Österreich

Frankfurter Sparkasse, BLZ 500 502 01 Konto Nr. 80002 IBAN: DE63 5005 0201 0000 0800 02 SWIFT-BC: HELADEF1822

Die Post, Basel Konto Nr. 40-290-6

Bank Austria, Creditanstalt Wien, BLZ: 12 000 Konto Nr. 69 75 89 406

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Von Giraffen und anderen Zuchterfolgen Von Dr. Stefan Stadler, Dr. Christina Geiger und Dr. Caroline Liefke.

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as Jahr 2007 entwickelt sich zu einem wahren Giraffenjahr in unserem Zoo. Nachdem im Februar EDITA ihr 4. Jungtier, den Jungbullen NURU, zur Welt brachte, folgte nunmehr unsere älteste und erfahrenste Giraffenmutter MONIQUE mit einer kleinen Tochter. Am Samstag, den 22.09.07 um 11.55 Uhr gebar sie ein gesundes Mädchen, 70 kg schwer und 170 cm groß, das später in einem Namenswettbewerb mit dem Hessischen Rundfunk auf den Namen NALA („die Königin“; Swahili) getauft wurde. Die unkomplizierte Geburt begann nach den Beobachtungen von Reviertierpfleger Gerd Fuchs um 11.25 Uhr, bei herrlichem Spätsommerwetter, auf der Außenanlage. Schon nach 30 Minuten lag das Kalb im Geburtsstall, nach einer weiteren knappen halben Stunde versuchte die Kleine zum ersten Mal auf die Beine zu kommen und um 13.08 Uhr, beim insgesamt elften Versuch, stand sie, wenn auch noch etwas wackelig, auf ihren vier Beinen. Für junge Giraffen ist es in den ersten Lebensstunden enorm wichtig, schnell laufen zu lernen, um der Mutter folgen zu können, denn in diesem Alter sind sie im Freiland durch Beutegreifer extrem gefährdet. Damit sich die für das Jungtier wichtige Bindung zwischen Mutter und Kind ungefährdet entwickeln konnte, mussten Störungen bei unseren Giraffen für einige Zeit auf ein Minimum reduziert werden und das Giraffenhaus wurde vorübergehend für die Besucher geschlossen. Durch die gute Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk konnten Mutter und Kind allerdings auf einem Großbildschirm vor dem Giraffenhaus, aber auch direkt unter: www.hr-online.de beobachtet werden.

Erfreuliche Nachzuchten Weitere sehr erfreuliche Nachzuchten gab es diesmal auch in den Vogelrevieren. In der Tropic im Exotarium schlüpften weitere vier Rotstirn-Jassanas (Jacana jacana), die in der Brutstation aufgezogen wurden, da der Hahn (bei den poly-

andrischen Jassanas ziehen normalerweise die Männchen die Jungvögel auf) die Jungen leider nicht ausreichend huderte. In der Freiflughalle des Vogelhauses wuchs nochmals eine Fächertaube (Goura victoria) heran. Besonders erfreulich: Zum ersten Mal gelang nicht nur der Schlupf, sondern auch die (Eltern-) Aufzucht bei den kleinen asiatischen, zu den Fledermaus-Papageien zählenden Blaukrönchen (Loriculus galgulus). Vier weitere Balistare (Leucopsar rothschildii), die nach wie vor auf ihrer indonesischen Heimatinsel Bali kurz vor dem völligen Verschwinden stehen, bringen die Zahl der erfolgreich heranwachsenden in diesem Jahr auf sechs. Bei den Säugern sind besonders erwähnenswert: ein kleiner, männlicher Bonobo (NJEMA von der neunjährigen KUTU, die im September 2005 aus der Wilhelma Stuttgart zu uns kam), zwei weibliche Rostkatzen (Prionailurus rubiginosus phillipsi), acht Kap-Klippschliefer (Procavia capensis) und eine weibliche Mhorrgazelle (Gazella dama mhorr).

Trauer um Gorilladame Makulla

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nsere alte Gorilladame Makulla lebte schon seit mehr als 50 Jahren im Zoologischen Garten Frankfurt und war sicher eine der eindrucksvollsten Gorilla-Persönlichkeiten im Zoo. Sie gehörte zu den ältesten je in Menschenhand gehaltenen Gorillas. Da Makulla an irreversiblen Gelenkschäden litt, bekam sie seit mehreren Monaten modernste Schmerzmedikamente. Zusätzlich plagte sie eine chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen, die mehrmals den Einsatz von Antibiotika erforderlich machte. Bis jetzt waren ihre Schmerzen aber medikamentös gut in den Griff zu bekommen und da Makulla in den Sozialverband unserer Gorillagruppe integriert war und am Familienleben teilhatte, wurde sie unter ständiger tiermedizinischer Betreuung dort belassen. Leider hatte sich Makullas gesundheitlicher Zustand Anfang Oktober dramatisch verschlechtert. Dazu kam, dass sie unter zunehmenden sozialen Druck geriet und zuletzt von den anderen Gorillas aus dem Familienverband ausgeschlossen wurde. In der Natur oftmals ein Zeichen, dass der nahe Tod bevorsteht. Deshalb musste, schweren Herzens, im Konsens die Entscheidung getroffen werden, Makulla im hohen Alter von 51 Jahren einzuschläfern.

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SONNTAGSFÜHRUNG IM EXOTARIUM

ABENDÖFFNUNG IM EXOTARIUM

16. Dezember 2007, 11:00 Uhr Dipl.-Biol. Rudolf Wicker: Wie überlebt man Frost, Eis und Schnee? Strategien, wie man unbeschadet durch den Winter kommt, an Beispielen aus den unterschiedlichen Tiergruppen. Führungsbeginn: 11.00 Uhr, Dauer eine bis eineinhalb Stunden Treffpunkt: Amazonasbecken (Eingangsbereich des Exotariums) Führungsdauer: eine bis eineinhalb Stunden Zoo-Eintrittspreis: Erwachsene 8,00 €, Kinder/Jugendliche (6–17 Jahre) 4,00 €

14., 21. und 28. Dezember 2007 19.15 Uhr Tropengewitter; Australische Süßwasserkrokodile im I. Stock 19.30 Uhr Führung, kleine Demonstrationen u. ä. Thema am 14. Dezember: Von falschen Eiern und Säuge-Fischen, Buntbarsche im Exotarium (Dipl.-Biol. Stephan Hübner). Um flexibel auf aktuelle Ereignisse reagieren zu können, sind Änderungen bei den Themen der Führungen jederzeit möglich. Treffpunkt: Exotarium Eingang/vor Krokodilanlage (Eintritt über Hauptkasse) Führungsdauer: eine Stunde Eintrittspreis: Erwachsene: 6,00 €, Kinder/Jugendliche (6–17 Jahre): 3,00 €

Nachwuchs & Veränderungen im Zoo Frankfurt GEBOREN 1 Elsterreiher, 7 Kapenten, 4 Rotstirn-Jassanas, 1,0 Fächertaube, 8 Blaukrönchen, 17 Rußköpfchen, 4 Ultramarinbischöfe, 7 Blaukopf-Schmetterlingsfinken, 4 Textorweber, 4 Balistare, 2 Schmalschnabelstare, 1 Mausmaki, 2 Bolivianische Totenkopfäffchen, 1,0 Bonobo, 4 Zwergmangusten, 0,2 Rostkatze, 8 Kap-Klippschliefer, 0,1 Alpaka, 0,1 Vikunja, 0,1 Netzgiraffe, 0,1 Mhorrgazelle.

GESTORBEN 1 Elsterreiher (juv.), 1,2 Chileflamingo, 0,1 Kubaflamingo, 0,1 Witwenpfeifgans, 0,2 Schellente, 0,1 Blauer Pfau, 1,0 Bronzenacken-Fasantaube (fast 21-jährig), 4 Rußköpfchen, 1,0 Bienenfresser, 2 Ultramarinbischöfe (juv.), 0,1 Gouldamadine, 5 Blaukopf-Schmetterlingsfinken (juv.), 1 Balistar (juv.), 1,0 Kowari, 1 Zwerggleitbeutler, 0,1 Tupaja, 0,1 Fettschwanzmaki, 1,0 Mausmaki, 1,0 Katta, 1,0 Schlanklori, 1,0 Kaiserschnurrbart-Tamarin, 0,1 Westlicher Flachlandgorilla (MAKULLA, mit über 51 Jahren), 1 Zweizehen-Faultier (juv.), 0,2 Tamandua, 2,1 Wüstenschläfer, 2 Wildmeerschweinchen, 4 Zwergmangusten (juv.), 1 Kap-Klippschliefer, 1,0 Kleinkantschil.

ZUGÄNGE 1,1 Azurkopftangaren (Zoo Zürich), 1,1 Tupaja (Deutsches Primaten-Zentrum Göttingen), 1,0 Kurzohr-Rüsselspringer (Tiergarten Straubing), 1,1 Schwarzpinseläffchen (in Vogelhallen ausgesetzt), 0,1 Votsotsa (Flamingoland, Malton/UK), 0,2 Shetlandpony (von privat).

ABGEGEBEN 1,1 Südafrikanischer Strauß (Zoo Berlin), 2,2 Kappengeier (Safaripark Beekse-Bergen, Hilvarenbeek/NL), 1,0 Sonnenralle (Wilhelma Stuttgart), 2,0 Rotstirn-Jassana (Zoo Augsburg), 1,0 Bartlett-Dolchstichtaube (Tiergarten Straubing), 1,2 Purpurtangare (Zoo Zürich), 0,1 Blaukopf-Schmetterlingsfink (an privat), 0,1 Mähnenwolf (Zoo Decin/CZ), 0,3 Shetlandpony (LISSI, LAURA und FLOCKE; an privat; die Ponystuten erhalten auf einer Weidenhaltung ihr wohlverdientes Gnadenbrot), 0,1 Alpaka (Tiergarten Straubing), 2,4 Zwergziegen (an privat).

Erläuterung: Tiergärtner bezeichnen mit der Zahl vor dem Komma die Männchen, nach dem Komma die Weibchen. 2,3 Tiere bedeutet: 2 Männchen und 3 Weibchen.

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Fotos. A.Bärtschi; B.Jonkmanns; T. Stephan; M.Harvey; A. Shah

PATE WERDEN für die bedrohte Tierwelt D

ie biologische Vielfalt zu erhalten ist unser Ziel. Den Grundstein für die weltweite Naturschutzarbeit der Zoologischen Gesellschaft

Frankfurt legte Bernhard Grzimek in den 50er Jahren mit seinem Einsatz für die Tierwelt in Afrika. Seine „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ führen wir heute in 30 Ländern der Erde fort und arbeiten dabei mit kompetenten Partnern vor Ort zusammen. Denn: Noch haben wir die Chance, bedrohte Arten vor dem Aussterben zu bewahren.

Riesenotter in Peru Für fünf ausgewählte Projekte können Sie eine Patenschaft überneh-

Orang-Utans auf Sumatra

men und damit sehr konkret zum Erfolg dieses Projektes beitragen. Ihr Engagement gibt uns die Möglichkeit, weiterhin erfolgreich und dauerhaft

Wildkatzen in Deutschland Nashörner in Ostafrika

Naturschutzarbeit zu leisten. Helfen Sie uns bei dieser wichtigen Aufgabe und werden Sie Pate für die bedrohte Tierwelt. Tragen Sie mit 1 Euro am Tag, also mit 30 Euro im Monat, zum Überleben einer gefährdeten Tierart

Berggorillas im Kongo

bei. Der Patenschaftsbeitrag in Höhe von 30 Euro pro Monat geht zweckgebunden zu 100 Prozent in „Ihr“ Projekt und ist steuerlich absetzbar. Alles über die Patenschaften finden Sie unter www.zgf.de Frau Monika Lennig schickt Ihnen gerne Unterlagen zu: Tel. 069 9434 46-0 oder E-Mail: [email protected].

Freuen Sie sich auf das Weihnachtsprogramm im Fernsehen – und zwei neue schöne Beiträge über unsere Arbeit 21. Dezember 2007 | 20.15 Uhr | arte

DIE LETZTEN ROTEN WÖLFE Begleiten Sie das ZGF-Team des »Bale Mountains Conservation Project« auf eine Expedition ins kalte Hochland Äthiopiens, in den Bale Mountains Nationalpark. Eine Dokumentation von Christina Trebbi in der Reihe Expedition arte.

27. Dezember 2007 | 20.00 Uhr | Schweizer Fernsehen SF 1

MARKUS BORNER – EIN LEBEN FÜR DIE SERENGETI Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Markus Borner in der Serengeti. Astrid von Stockar zeichnet in ihrer Dokumentation ein sehr persönliches Portrait von einem bemerkenswerten Menschen und engagierten Naturschützer.

Fotos: Norbert Guthier

FROHE WEIHNACHTEN MERRY CHRISTMAS FELIZ NAVIDAD KRISMASI NJEMA JOYEUX NOEL