Tag 1. ahrt und Ankunft. Fahr. Ankunft

Tag 1 F ahr t und Ankunft In zwei Starliner Bussen des Busunternehmens Eissler Tours aufgeteilt, Fahrt und ging die Fahrt los. Alle noch recht schla...
Author: Harald Weiss
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Tag 1

F ahr t und Ankunft

In zwei Starliner Bussen des Busunternehmens Eissler Tours aufgeteilt, Fahrt und ging die Fahrt los. Alle noch recht schlaftrunken und doch schon Ankunft aufgeregt, steuerten wir mit Tempo 100 der Hauptstadt Berlin entgegen. 23.09. Die Ernüchterung folgte relativ schnell, denn nach 3 Stunden Fahrt hatte keiner mehr Lust auf Busfahren. Jeder wollte nur noch ankommen und die Stadt erleben, doch nach den neuesten Auflagen mussten unsere Busfahrer alle 2,5 Stunden eine 30Minütige Pause einlegen, und somit mussten wir alle Zwangsklopausen absolvieren, da unsere Lehrer das Busfahren leider nicht beherrschen. Doch nach 11 Stunden Fahrt erreichten wir die Hauptstadt, aber dort war dann auch schon Ende der Fahnenstange. Denn unsere Busfahrer waren so witzig und wollten uns schon einmal einen Einblick von der City geben und fuhren direkt durch, um zu unserem abgespactem Jugendhotel Generator zu gelangen. Nur hatten sie diesen (im Grunde ja eine gute Idee) Plan ohne die Teilnehmer vom Berliner Marathon gemacht, die gerade mit ihrem fahrbaren Untersatz durch die ABGESPERRTEN Straßen rollten. So war ein Ankommen von A nach B natürlich unmöglich. Da sie dann auch noch kreuz und quer durch die Straßen tuckerten, weil sie der festen Überzeugung waren das es vielleicht doch noch ein "Schlupfloch" auf die andere Seite geben müsste (und es natürlich keines gab), waren Polizisten so nett und begleiteten uns mit einer Ein-Wagen-Eskorte wieder aus dem Zentrum, sodass wir außen herum fahren durften und am Ende 1 Stunde später ankamen als geplant. Aber wir haben es geschafft!!! Und weil es so schön war, kam auch schon der zweite Schock: Das Hotel mit seinem gnadenlos durchgezogenen Spaceshuttle-Thema und fahruntüchtigen Aufzügen.

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Stadtführung “Berlin für Einsteiger”

Tag 2

Unsere Stadtführung begann am Neptun-Brunnen, an dem wir von Stadtunserem Stadtführer und seiner kleinen Tochter bereits erwartet führungen wurden. Während wir es uns auf einer Wiese neben dem 24.09 Neptun-Brunnen und dem Karl Marx & Friedrich Engel Denkmal gemütlich gemacht hatten, begann unser Stadtführer seine Lebensgeschichte zu erzählen. „Ab und zu“ schweifte er ab und erzählte uns vom Berliner Fernsehturm, der mit seinen 373 m der zweitgrößte Turm Europas ist. Zudem erhielten wir ein paar Daten und Fakten zu Berlin. Das Gründungsdatum Berlins wurde auf das Jahr 1243, als Berlin zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, festgelegt. Berlins Einwohnerzahl beträgt ca. 3,5 Millionen. Pro Tag halten sich in der Hauptstadt ca. 2,5 Millionen Touristen auf. Die Stadt hat einen Umfang von rund 300km. Nach diesen Informationen machten wir uns auf den Weg zum Lustgarten, wobei wir am Palast der Republik vorbeikamen, der bis zum Jahr 2014 vollständig umgebaut werden soll. Vom Lustgarten gingen wir weiter zur Humboldtuniversität, jedoch nicht ohne Probleme. Denn an diesem Sonntag fand der Berliner Marathon statt, der quer durch Berlin verlief. Nachdem wir einen Durchgang gefunden hatten, erreichten wir schließlich über Umwege die wohl bekannteste Universität der Hauptstadt, in der seit 1810 gelehrt wird. Danach marschierten wir noch durch ein nobles und teures Einkaufsviertel, bis wir zur einer Ausstellung eines Modells von Berlin Mitte kamen. Dort erfuhren wir noch, dass das Brandenburger Tor das Letzte von einst 17 Stadttoren ist und 1788 erbaut wurde. Nach einer längeren U-Bahnfahrt und einem 20minütigen Fußmarsch erreichten wir einen Flohmarkt am Prenzlauer Berg. Abschließend erklärte er uns noch, dass seine Wohnung von dort etwa 100m entfernt liegt und verabschiedete sich dann, um mit seiner Tochter auf dem Flohmarkt zu verschwinden.

Stadtführung “Checkpoint Charly” Die Führung begann mit einigen allgemeinen Informationen über Berlin in den Jahren 1945-49, als sich die 4 Siegermächte um Deutschland stritten und die Sowjets sich vom Rest von Deutschland abschotteten. Anschließend wurden wir an die Stelle geführt, wo die ehemalige Mauer entlanglief, was durch eine Doppelreihe von Pflastersteinen, die sich durch ganz Berlin zieht, gekennzeichnet ist. Anhand eine Flüchtlingbeispieles von Peter Fechter, der 2 Stunden lang sterbend auf dem Todesstreifen lag, wurde von unserer Führerin die angespannte Lage in Berlin an der Grenze verdeutlicht. Danach sind wir weiter entlang der ehemaligen Mauer gelaufen und vor den großen Informationstafeln hat unsere Führerin uns den Grenzalltag beschrieben, wie Familien zerrissen wurden, von zum Teil abenteuerlichen Fluchtversuchen und das vereinzelnd Leute sogar mit dem Helikopter in die Schule gebracht wurden. Die Führung ging weiter in Richtung Potsdamer Platz und zum Sony-Center. Dort gab es einige Informationen über die Geschichte des Potsdamer Platzes, zu seiner Architektur und seine enorme Bedeutung für den Tourismus. Nachdem wir todesmutig die Marathonstrecke überquert hatten, kamen wir, an dem ehemaligen Führerbunker vorbei, zu dem „Denkmal für die ermordeten Juden Zentraleuropas“ wo wir auch die Gelegenheit bekamen, dieses ausgiebig zu erkunden. Uns wurden auch einige Fakten und die Botschaft des Denkmales erzählt. Schlussendlich wurden wir zum Brandenburgen Tor geführt, wo die Führung nach einigen Infos zum alten Stadttor auch endete.

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Stadtführung “Mauer/Potsdamer Platz” Unsere Führung begann am Checkpoint Charly. Der Checkpoint Charly war ein Grenzübergang zwischen dem amerikanischen und sowjetischen Sektor. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war eine Ausstellung auf Stellwänden über Geschehnisse an der Mauer. Die Mauer wurde in der Nacht zum 13.8.1961 zunächst mit Stacheldraht gelegt und später ausgebaut. In dieser Ausstellung wurde unter anderem von geglückten wie auch missglückten Fluchtversuchen berichtet, z.B. haben DDR-Flüchtlinge die Grenze in US-Uniformen oder versteckt im Kofferraum eines Autos überquert. Andere flüchteten durch einen mühsam gegrabenen Tunnel. Es gab aber auch außergewöhnliche Fluchten, wie beispielsweise mit einem Cabrio, das unter den Schlagbäumen durchfahren konnte. Diese Fluchtversuche waren nur durch Fluchthelfer aus West-Berlin möglich. Einer von ihnen gründete das Mauermuseum, das direkt am Checkpoint Charly steht. Von dort folgten wir dem Mauerverlauf, der zum Teil durch eine doppelte Pflastersteinreihe gekennzeichnet ist. An einem Abschnitt der ehemaligen Mauer befindet sich die Ausstellung „Topographie des Terrors“, die durch eine Bürgerinitiative entstanden ist. Diese Bürger gruben die Kellerräume des Prinz-Albrecht-Palais aus, in dem sich die Gestapo-Zentrale und das Reichssicherheitshauptamt befanden. Sie informieren außerdem zu diesen Themen auf Stellwänden. Anschließend kamen wir auf den Potsdamer Platz, wo uns der Stadtführer etwas über die Erbauung und Architektur erzählt hat. Das Fundament wurde von Tauchern aus den Niederlanden mit Spezialbeton errichtet, der sich auch im Wasser verfestigt. Das Sony-Center wurde von einem japanischen Architekten gebaut. Das Zeltdach soll dabei an den Fudschijama erinnern. Auf unserem weiteren Weg kamen wir an einem abgesperrten Gelände vorbei, unter dem sich der ehemalige Führerbunker befindet, in dem sich Hitler das Leben nahm. Es ist aber nicht möglich, diesen zu besichtigen. Dann sind wir zum Holocaust-Denkmal gegangen. Der Architekt will damit zum Nachdenken anregen und die Enge darstellen, in der sich die Juden während der NS-Zeit befunden haben mussten. Unsere Führung endete im Haus der Künste. Nach vier Stunden (vorgesehen waren drei) bat Herr Trost (Danke!!) unseren Stadtführer die Führung hier zu beenden, obwohl uns dieser noch das Brandenburger Tor und den Reichstag zeigen wollte. Ausstellung “The Story of Berlin” Eines schönen Nachmittags versammelte sich unsere Stufe vor einem, nur durch einen beschrifteten Flugzeugflügel als Museum zu erkennendem Gebäude: The Story of Berlin. An einem Trabi vorbei ging es durch die Nachbildung eines typischen Berliner Arbeitermietshauses in den ersten Stock und somit zum eigentlichen Beginn der Ausstellung. Dort angekommen erklärten uns einige Fernseher etwas zur Gründung und frühen Geschichte von Berlin. Auf diesem Stockwerk war die weitere Geschichte der Stadt bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts dargestellt, auch hier mit vielen Fernsehern, Installationen und Bildern. Dann ging es geradezu metaphorisch in den Keller des Gebäudes, wo sich der Ausstellungsteil zum Nationalsozialismus befand. Mit sehr vielen Installationen, Geräuschkulissen, großformatigen Bildern und Plakaten sollte uns dieser Teil der Geschichte Berlins nahegebracht werden. Nach einigen Eindrücken zu Besatzungszeit und zur Luftbrücke ging es weiter mit Berlin als geteilte Stadt. Danach ging es steil bergauf: Mit dem Aufzug zur Wiedervereinigung, nach der die Ausstellung mit dem obligatorischen Souvenirshop beendet war.

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Abendprogramm Heute gab es kein offizielles Abendprogramm und so hatten wir unseren ersten richtigen Abend in Berlin zu unserer freien Gestaltung. Eine größere Gruppe von uns – eingeschlossen mir, Steven - nutzte den Abend zum Beispiel dazu, in das Imax 3D-Kino im Sonycenter auf dem Potsdamer Platz zu gehen. Dort warteten wir dann gespannt auf den Beginn des Horrorfilms „Haunted Castle”, welcher sich im Nachhinein als eher lächerlich entpuppte (denkt man zum Beispiel an die Roboteraffenband). Enttäuscht vom Film fuhren die meisten unserer Gruppe gegen 22.30Uhr zurück zum Hotel, da wir ja um 24.00Uhr zurück sein mussten und es sich nicht gelohnt hätte noch etwas anderes zu unternehmen. Um ca. 23.15Uhr in unserem Hotel angekommen, suchten wir als erstes unsere Lehrer auf, die schon mit der Schülerliste auf uns warteten, um unsere Anwesenheit abzuhaken. Danach ließen viele von uns den Abend gepflegt in der Bar des Hauses („Generator-Bar”) ausklingen und gingen anschließend schlafen, um am nächsten Tag um 7.30Uhr fit am Frühstückstisch zu sitzen und das Tagesprogramm in Angriff zu nehmen.

Tag 3

Der Bundesrat

Bundesrat Physikalisch-Technische Bundesanstalt Stadtgeographie Marzahn

Der Empfang Nachdem wir uns um 10:40 Uhr vor dem Bundesrat getroffen hatten, 25.09. empfing uns Christine Blagrove im Empfangsraum des Bundesrats. Dieser dient sowohl Empfängen jeglicher Art ( Interviews, Fotoshootings,...), als auch als Aufenthaltsraum für die Abgeordneten. Da die Themen nicht immer alle Abgeordneten betreffen, können sie sich dort von den anstrengenden Sitzungen erholen und trotz alledem über einen Flatscreen die Sitzung verfolgen.

Die Architektur Der Bundesrat war früher ein preußisches Herrenhaus. An den Stil des Herrenhauses angelehnt, wurde das Gebäude des Bundesrats umgebaut. Ein neues Element im Aufenthaltsraum ist das Kunstwerk “Die drei Grazien” von Rebecca Horn. Es wurde in einem Auswahlverfahren aus zehn internationalen Künstlern ausgewählt. Sobald eine Person den Raum betritt, setzen sich die drei Grazien, die vergrößerten Mikadostäbchen gleichen, in Bewegung. Dies hat natürlich eine symbolische Bedeutung. Da sich die Stäbchen nur dann in Bewegung setzen, wenn sich die Menschen in dem Raum bewegen, könnte dieses Bild auf die Politik übertragen werden und somit symbolisieren, dass nur durch Eigeninitiative etwas bewegt werden kann. Der Plenarsaal Der Plenarsaal wurde im 2. Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem endgültigen Entschluss den Bundesrat von Bonn nach Berlin zu verlegen, wurde das historische Gebäude umgebaut und renoviert.

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Bei der Umgestaltung des Plenarsaals setzte man auf Transparenz. Der Saal ist von allen Seiten einsehbar und das gläserne Dach spendet viel Licht. Frau Christine Blagrove führte uns nach der Besichtigung des Empfangsraums auf die Besuchertribüne des Plenarsaals. Dort erklärte sie uns die Anordnung der Wappen an der Wand und wie diese mit der Sitzordnung zusammenhängen. Danach informierte sie sich über unsere Kenntnisse von dem Bundesrat und seinen Abgeordneten. Anschließend überraschte sie uns mit einem Rollenspiel. Das Rollenspiel Ania Schaal war Präsidentin des Bundesrats, Anna Härle und Johannes Henne stellten die Bundestagsabgeordneten dar und der Rest der Gruppe verteilte sich auf die 16 Bundesländer. Sie stellten die Minister der jeweiligen Länder dar. In unserer Plenarsitzung wurde der Gesetzesentwurf: “Rauchverbot in Gastronomien” diskutiert. Die einzelnen Länder wurden aufgerufen, ihre Meinungen und Vorschläge vorzutragen. Am Ende wurde abgestimmt mit dem Ergebnis, dass keine Einigung erlangt wurde. Somit war unser Tag im Bundesrat beendet. Wir durften noch Infomaterial mitnehmen und bekamen ein kleines “süßes” Geschenk. Stadtgeographie Marzahn Mit der S- Bahn 7 und 5, U-Bahn 5 gelangt man direkt von der Berliner Innenstadt zum Bezirk MarzahnHellersdorf. Der Bezirk liegt am nordöstlichen Stadtrand von Berlin und umfasst die Plattensiedlungsgebiete Marzahn und Hellersdorf mit den Ortsteilen Marzahn, Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf. Der Bezirk ist geprägt von vielen Grünflächen, Parks und Gärten. Zu früheren Zeiten war Marzahn ein Dorf mit einer heute noch erhaltenen Windmühle. Erst im Jahre 1969 gründete man den Bezirk Marzahn- Hellersdorf, wobei der Bau erst ab dem Jahre 1977 erfolgte. Damals in der DDR entstand ein großer Andrang auf Ostberlin auf Grund besseren Komforts, Versorgung und Kultur. So stellte man den Bezirk Marzahn in den 80er Jahren fertig. Heute leben dort 251 000 Einwohner in 100 000 Plattenbautenwohnungen. Davon sind ca. 1/10 Eigentum und ca. 12% der gesamten Wohnungen stehen leer. Abgesehen davon herrscht in diesem Bezirk 19- 20% Arbeitslosigkeit, aber dies ist nicht weiter auffällig, da der Durchschnitt Berlins auch in diesem Bereich liegt. Außerdem liegt die Kriminalitätsrate weit unter der von Kreuzberg und doch ziehen immer mehr Leute weg, trotz der vergleichsweise angenehmen Wohnbedingungen. Zudem wird zur Zeit der Leerstand mit Rückbauungen der Plattenbauten ausgeglichen und die Wohnverhältnisse durch Komplettsanierungen immer mehr verbessert und und so die Ansässigen zum Bleiben angeregt.

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Pergamonmuseum

Tag 4

Nach einem etwas längerem Fußweg kamen wir 39 „wissbegierige” (?) Pergamon-Museum Oberstüfler und 3 Lehrer (Fr. Lahr, Hr. Böhm und Hr. Trost) ziemlich Ceckpoint Charly genauum 10.15 Uhr am Pergamonmuseum an. Dort wurden wir in ca. 2 Reichstag 26.09 gleich große Gruppen zu unserer Führung eingeteilt – und los ging’s. Zuerst bekamen wir viele Originale aus der Antikensammlung des Museums zu sehen, unter ihnen waren auch der Pergamonaltar (besterhaltene Stück der Antike), die dazugehörigen Marmorstufen (prima Sitzgelegenheit!) und Figurenschmuck, der bestimmte griechische Götterszenen zeigte. Die Museumsführerin erklärte uns, dass die Bauweise den Kampf zwischen Ordnung und Chaos, der die Menschheit begleitet, darstellt (sorry, haben wir nicht so ganz verstanden…). Mit viel Enthusiasmus und Phantasie verschaffte sie uns eine Übersicht über die griechische Mythologie und dargestellten Götter, wie z.B. Zeus, Athena, Ares und Hera. Außerdem erklärte sie uns, wie Deutschland zu dieser Antikensammlung kam. In der nächsten Halle hätten wir eigentlich das Vergnügen gehabt, das Markttor von Milet zu bestaunen, da es aber leider zur Zeit unter Restaurationsarbeiten steht, begnügten wir uns eben nur mit einem Mosaikfußboden (Orpheusmosaik), aus der Villa einer reichen Römers. Weiterhin zeigte sie uns passend zum originalen Ischtar-Tor aus der Vorderasienausstellung ein Modell der Prozessionsstraße in Babylon. Als Abschluss wurde uns in kürze noch ein Modell vom Turm von Babel gezeigt. Inzwischen war es 11. 25 Uhr und nach einem etwas überstürzten Abgang unserer Museumsführerin hatten wir noch Gelegenheit zur eigenen Erkundung des Pergamonmuseums. Das Museum am Checkpoint Charlie Und wieder einmal heißt es Taschen abgeben, fotografieren verboten und sich an die Fersen eines Führers heften, der uns zuerst in einen Raum voller bunter Bilder zum Thema Einheit und Berliner Mauer bringt. Ganz vorne befindet sich eine Art Altar, auf dem das Bild eines Greises aufgestellt ist. Dieser Mann ist, wie wir später erfahren, Hildebrand - der Gründer des Museums am Checkpoint Charlie, das wir soeben betreten haben. Er war schon Teil des Widerstandes gegen Hitler und Fluchthelfer aus der DDR gewesen. Nun aber zurück zu unserem Führer, einem ausgewanderten Schweizer, der uns in die Geschichte des geteilten Berlins einführt. In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 wurde quer durch Berlin - von Nord nach Süd - eine Mauer gebaut, um die Deutsche Demokratische Republik von der Bundesrepublik zu trennen und dem Bevölkerungsschwund in der DDR entgegenzuwirken. Der gesamte Ausbau sollte jedoch noch über drei Jahre dauern, da es ständig etwas zu verbessern gab. Der Checkpoint Charlie war in der Zeit der Mauer der wichtigste Übergang von Ost nach West. Nachdem unser Führer viele verschiedene Fluchtmöglichkeiten geschildert hat, stellen sich einige von uns die Frage: Was war so schrecklich an der DDR, dass alle in den Westen wollten? Das erfahren wir sogleich: Der Osten war wirtschaftlich bankrott, die Lebensmittelversorgung war sehr schlecht, jeder bespitzelte jeden, es gab keine Freiheiten, ein Einparteiensystem und vieles mehr. So interessant dies alles war, der Höhepunkt folgte noch - ein Zeitzeugengespräch: Als Ost-Soldat gelingt es ihm, mit Bekannten in den Westen zu fliehen. Dort beginnt er schließlich, als Fluchthelfer zu arbeiten. Von der Fälschung von Pässen bis hin zum Graben eines Tunnels unter der Mauer hindurch wurden wir

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durch die leidenschaftliche Erzählung mitgerissen. Man stellte sich vor, dass ganz Westberlin eingemauert war und - da Berlin mitten in der DDR lag - auch die Verbindungsstraße Westberlins zur BRD. Unzählige Menschen wurden aufgrund des Mauerbaus zwangsumgesiedelt, über 1000 ließen beim Fluchtversuch zum Teil unter großen Leiden ihr Leben. Und hätte man gedacht, dies wäre genug, so hatte man sich getäuscht: Unser Zeitzeuge verriet, dass er während seiner Zeit als Fluchthelfer mehreren Mordanschlägen entging und sogar bis vor zwei Jahren, 15 Jahre nach dem Fall der Mauer, noch immer Morddrohungen von ehemaligen Stasi-Mitgliedern und deren Familien erhalten hatte. Nachdem er unseren Lehrern Dokumente und Informationen überlassen hat, verabschiedet sich der Redner mit Verweis auf unsere vorzügliche Aufmerksamkeit. Und von unserer Seite heißt es Vielen Dank für den mitreißenden Vortrag, bevor wir uns dem Ideenreichtum der DDR-Flüchtlinge im Museum widmen: Menschen wurden neben Automotoren, in Musikboxen, zwischen Surfbrettern, usw. versteckt; zwei Familien bastelten einen Heißluftballon, ein anderer aus einem Trabimotor ein Flugzeug. Viele weitere Einfälle wurden in die Tat umgesetzt um die Grenze zu überqueren. Wobei natürlich zu erwähnen bleibt, dass Flüchtlinge, Angehörige und Fluchthelfer im Falle einer Entdeckung hohe Strafen erwarteten. Ach ja, und die Selbstschussanlagen waren bestimmt auch nicht ohne. Abgeordnetenhaus & Reichstag Am Dienstag Nachmittag und Abend standen ein Besuch im Abgeordnetenhaus und im Reichstag auf dem Programm. Einlass und Sicherheitskontrolle zum Abgeordnetenhaus (siehe oberes Bild) begannen ca. um 16 Uhr. Zunächst erhielt die gesamte Gruppe Besucherausweise, anschließend wurden wir in die Besucherkantine geführt und verpflegt. Um halb Sechs mussten die Besucherausweise wieder abgeben werden. Daraufhin wurden wir durch einen unterirdischen Gang, den normalerweise nur die Abgeordneten verwenden dürfen, zum Reichstag geführt. Um 18 Uhr fand sich unsere Gruppe zunächst auf der linken Seite der Besuchertribüne im Plenarsaal (siehe unteres Bild) ein, von der wir mehr oder weniger freundlich verwiesen und zur rechten Hälfte der Besuchertribünen geführt wurden, wo der Vortrag über das Reichstagsgebäude stattfinden sollte. Kurz nachdem alle Schülergruppen auf der Tribüne Platz genommen hatte, begann der Vortrag eines Referenten des Bundestages. Dieser berichtete über den Reichstag als Gebäude, architektonisch sowie geschichtlich, und den Bundestag als politische Institution. Als wichtigste geschichtliche Daten sind der Baubeginn 1884 und die Fertigstellung zehn Jahre später zu nennen. Zwischen 1995 und 1999 wurde der Reichstag umgebaut, seitdem ist er der Sitz des Bundestages. Außer dem Plenarsaal sind im Reichstagsgebäude auch einige Konferenzsäle für Ausschüsse und ähnliches zu finden. Zu einem dieser wurden wir anschließend zum Gespräch mit Herrn Bareiß geführt. Anschließend folgte ein Treffen mit Thomas Bareiß, dem Bundestagsabgeordneten aus dem Landkreis Zollernalb-Sigmaringen, auf dem Plan. Nach einem Vortrag im Plenarsaal versammelte sich unsere politisch interessierte 13te Stufe in einem Nebenraum des Bundestages, wo wir um 19 Uhr von Herrn Bareiß empfangen wurden. Johannes und Sandrina, die einen kurzen einführenden Vortrag hielten, machten den Anfang, um dem pünktlich erschienenen CDU-Politiker anschließend das Wort zu überlassen. Bareiß, dessen „Sturmfrisur” unseren Spekulationen zufolge wohl von der Lage seiner kleinen Wohnung am windigen Potsdamer Platz

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herrührte, machte einen netten Eindruck, als er uns nach kurzer Begrüßung über seine Arbeit als MdB aufklärte. Herr Bareiß der als Mitglied des Europa-, Familien- und Finanzausschusses einen vollen Terminkalender vorzuweisen hat, scheint das Wort „Freizeit” gar nicht zu kennen. Wenn er nicht gerade in der jeden Montag stattfindenden Landesgruppensitzung der CDU oder im oft bis in die Nacht tagenden Bundestag aktiv ist, bemüht er sich auf zahlreichen Veranstaltungen in seinem Heimwahlkreis um Bürgernähe und Wählerstimmen, setzen sich in einer parteiübergreifenden Gruppe junger Abgeordneter für „Gernerationsgerechtigkeit” ein oder empfängt Lobbyisten und hin und wieder auch Schulklassen auf Studienfahrt. Im Anschluss an den Vortrag gab es die Möglichkeit Fragen zu stellen, was auch direkt in Anspruch genommen wurde. Svea etwa informierte sich über die Meinung Bareiß´ über die Atomendlagerung in Gorleben, welche er ablehnt. Auf die Frage Annas, ob die viel gepriesene Transparenz des Bundestages wirklich gegeben sei warf Bareiß der Presse eine den komplizierten Sachverhalten des Bundestages unangemessene Berichterstattung vor. Abgeordnete würden selbst auch nicht alles verstehen, da sie sich nur mit bestimmten Themen auskennen. Oft würden Abgeordnete aber trotzdem ihre Meinung kundtun, obwohl sie nicht allzu viel vom Thema verstünden. Als Beispiel nannte Bareiß den in die Opposition verbannten „Freund Westerwelle,” der nach Bareiß´ Meinung aus Prinzip dagegen reden müsse, um in die Medien zu kommen, etwa beim Bundeswehreinsatz im Libanon. Bareiß nennt dies „kurzfristige Effekthascherei.” Nach einer Diskussion über die Erhöhung des Rentenalters, der Herr Bareiß übrigens zustimmt, und ein paar abschließenden Fragen folgte noch eine kurze Werbung für die Demokratie, bevor uns der vielbeschäftigte Politiker wieder verlassen musste. Der etwas gestresst wirkende Bareiß hatte im Anschluss an unser wenig überraschend verlaufendes, doch recht interessantes Gespräch noch ein Treffen mit „Dr. Oetker.”

Tag 5 Potsdam 27.09.

Stadtführung Potsdam Potsdam ist die Landeshauptstadt und einwohnerstärkste Stadt des Bundeslandes Brandenburg sowie Kreisfreie Stadt. Im Nordosten grenzt sie unmittelbar an die Bundeshauptstadt Berlin und gehört zur Europäischen Metropolregion Berlin/Brandenburg.Sie hat ca.146.000 Einwohner (Dezember 2005), bedeckt eine Fläche von 187,27 km² und liegt südwestlich von Berlin am Mittellauf der Havel, in einer eiszeitlich geprägten Wald-Seen-Landschaft . Hier befindet sich heute das Gebiet mit der größten Schlösserdichte in Deutschland (über 20 Schlösser), wobei die prominenteste Sehenswürdigkeit das Schloss Sanssouci mit seinen umliegenden Parkanlagen ist. Schon seit seiner Gründung ist Potsdam eine europäisch geprägte Stadt. Dies spiegelt sich auch in Kultur und Architektur Potsdams wider. So entstand zwischen 1733 und 1740 das „Holländische Viertel“,wo viele Künstler und Prominente wohnhaft sind, 1826/1827 die „Russische Kolonie Alexandrowka“, nach einem Vorbild russischer Bauerndörfer, sowie 1751 das „Weberviertel“ für die böhmischen Protestanten. Das Holländische Viertel wurde auf einem ehemaligen Sumpfgebiet durch Handwerker aus Holland errichtet.

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Friedrich Wilhelm II. hatte diese nach Potsdam geholt und wollte ursprünglich, dass diese auch dort wohnen. Von den einstig 134 Häusern sind heute noch 128 erhalten. Das Stadtzentrum von Potsdam wurde in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges am 14. April 1945 durch einen alliierten Bombenangriff schwer beschädigt. Dies war der einzige Bombenangriff. Er zerstörte den Großteil der Innenstadt. Nur das Gebiet um den Neuen Markt, die Nikolaikirche und das Alte Rathaus , sowie kleine zusammenhängende Teile der Altstadt (z.B. das Holländische Viertel) sind bis heute erhalten geblieben. Die Garnisonskirche brannte nieder, die Nikolaikirche erhielt so schwere Schäden, dass sie erst 36 Jahre später wieder eingeweiht werden konnte.Das Schloss Cecilienhof wurde von Friedrich Wilhelm II. zwischen 1913 und 1916 im Stil eines englischen Landhauses errichtet, wurde nach der Kronprinzessin Cecilie benannt und diente dem letzten deutschen Kronprinzen als Residenz.Es befindet sich im Neuen Garten in Potsdam zwischen dem Heiligensee und Jungfernsee. Hier fand vom 17. Juli bis 2.August 1945 die Potsdamer Konferenz der Siegermächte USA (Harry S. Truman), Großbritannien (zunächst Winston Churchill, später Clement Richard Attlee) und Sowjetunion (Josef W.Stalin) statt, die mit dem „Potsdamer Abkommen“ beendet wurde. Schloss Cecilienhof . In der DDR wurde Potsdam 1952 zum Verwaltungssitz des Bezirkes Potsdam. Mit (Wieder-)Gründung des Landes Brandenburg wurde Potsdam dessen Hauptstadt. Es existieren seither verschiedene Initiativen zur Rekonstruktion einiger zerstörter Gebäude der Innenstadt, so beispielsweise der Garnisonskirche oder des Stadtschlosses. Fördervereine wollen den 1:1 Aufbau der Garnisonskirche ermöglichen. Die symbolische Grundsteinlegung (der Eingang steht bereits) erfolgte schon. Schlossanlage Sanssouci Der Park Sanssouci ist ein bedeutendes Denkmal bestehend aus Schlossbauten, Architekturen und Gärten verschiedener Epochen. Begonnen im 18. Jahrhundert, wurden die Gestaltungen bis zum Ende der Monarchie 1918 fortgesetzt. Im Mittelpunkt steht das berühmte Schloss Sanssouci, Sommerresidenz Friedrich des Großen, mit den ab 1744 angelegten Weinbergterrassen. Der friderizianische Garten erstreckt sich vom Obelisken bis zum Neuen Palais. Im 19. Jahrhundert fügte der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné landschaftliche Gärten hinzu, darunter Charlottenhof, Marylgarten, Nordischer und Sizilianischer Garten. Die Verschönerungen reichen bis weit in die umgebende Landschaft Im Jahr 1990 wurde das Ensemble von Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Die Erhaltung und Pflege dieser einzigartigen Bau-und Gartendenkmale ist eine der zentralen Aufgaben der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten BerlinBrandenburg. Seit 1991 liegt Friedrich der Große hier neben seinen geliebten Hunden begraben, nachdem er zuerst in der Garnisonskirche in Potsdam beigesetzt worden war,1944 nach Marburg kam und 1952 auf die Burg Hohenzollern. Nach der Wiedervereinigung wurde er dann wieder nach Potsdam geholt und endlich seinem Wunsch entsprechend in der Gruft bei Sanssouci beigesetzt. Da Friedrich der Große, oder auch ''Alter Fritz'' genannt, die Kartoffel als Nahrungsmittel in Deutschland einführte, legen heute oft Bewunderer einige auf seine Grabplatte.

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Abendprogramm “Blue Man Group” Wer kennt das nicht: Man ist fleißig und bemüht darum gute Leistungen zu erbringen, ja, man rackert sich fast zu Tode, um einen ordentlichen Arbeitsplatz zu bekommen, und was passiert? Die einzige feste Anstellung, die einem angeboten wird, ist irgendwo im Hintergrund. Ja, wirklich, im hintersten Bereich, um nicht zu sagen an den (Haar-) Wurzeln, wo man von niemandem gesehen wird, und lediglich die Pflicht hat, alles zusammenzuhalten. Als ob das noch nicht genug wäre, nein, da kriegt man auch noch einen Chef vorgesetzt, der dauernd blau ist… So habe ich am Anfang meiner Karriere gedacht, doch heute weiß ich es besser! Ich bin stolz auf mich! Stolz, dass ich, eine kleine bescheidene Latexmaske, es soweit gebracht habe. Denn ich und mein Boss, die blaue Farbe, sind heute das Markenzeichen der „BLUE MAN GROUP” aus Berlin. Ich möchte beteuern, wie wichtig unsere Aufgaben sind: Ohne mich würden die Haare der drei Männer dreckig werden, und ohne blau gäbe es die „BLUE MAN GROUP” wohl kaum! Und das wäre wirklich eine Schande, denn ich und meine Jungs sind sehr beliebt. Man bezeichnet uns sogar als „spektakulärste Show in Berlin”, und über eine Million Besucher können sich ja nicht irren! Qualität hat natürlich ihren Preis, der von 49,90 Euro bis zu 74,90 Euro anzusetzen ist. Aber unser Management besteht ja nicht nur aus Unmenschen, weshalb wir Schulklassen vergünstigte Karten für 26 Euro anbieten. Das kam besonders der Klassenstufe 13 des HZG in Sigmaringen zu Gute, deren Schüler Berlin für eine Woche lang unsicher machten. Der Großteil der „Reisegruppe Bauernhof” besuchte am Montag unsere Vorstellung. Umso erstaunter bin ich, dass heute, am Mittwoch, zwei Nachzüglerinnen das Theater am Potsdamer Platz betreten, die sich diebisch freuen beim Kartenkauf weitere sechs Euro gespart zu haben. („Danke Herr Trost!!!”) Später erblicke ich die beiden in der sechsten Reihe. Munter machen sie, wie all die anderen Besucher, bei unserem kleinen Ablenkmanöver vor der Show mit. Ist schon lustig, wie man so viele Menschen gleichzeitig an einen simplen Schriftzug auf einem Monitor fesseln kann. Und wie sie alle im Chor sprechen, nicht singen. Na ja, fast alle. Einige haben bereits gemerkt, dass Monika gar kein Kopfweh hat, weil Monika gar nicht existiert. Die beiden Mädels brauchen etwas länger, aber soeben teilte man mir mit, dass das immer so sei. Doch genug jetzt, ich werde gebraucht, die Show geht los! Wir stehen hinter der Leinwand und trommeln. Noch kann uns niemand sehen. Bis sich die Leinwand hebt, und hebt, und hebt, und… ich mal wieder froh bin, dass ich die vielen Zuschauer in diesem Augenblick nicht sehen muss! Mein Chef hat mir aber versichert, dass alle immer ganz gespannt und erwartungsvoll schauen. Manch einer guckt sicher auch neidisch auf die Oberarme der drei. Das sind nämlich richtige Muskelpakete, was auch gut so ist, denn das Trommeln kann sehr anstrengend sein und erfordert viel Kraft. Das Wort „trommeln” verniedlicht das Ganze allerdings ein wenig. Hierbei handelt es sich natürlich nicht um normale Trommeln, wie man sie beim Fanfarenzug spielt, nein, nein… Die drei bevorzugen Regen- und Mülltonnen, Baurohre und Schläuche aller Arten, um sich auszutoben und dabei sogar noch schöne Melodien zu erzeugen. Da fragt man sich schon, wo sie das bloß gelernt haben. Eine Antwort könnte der in der Show durchgeführte Workshop sein „Wie man ein Rockstar wird”. Meiner Ansicht nach stellt dieser jedoch lediglich eine kleine, nicht bösartig oder verachtend gemeinte Nachahmung der vielen Casting-Shows im deutschen Fernsehen dar. Und auch hier zögern die Zuschauer nicht, auch noch so

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gewöhnungsbedürftige Bewegungen mitzumachen. Man muss das so sehen: Nichts, was die Menge macht, kann idiotischer oder lustiger aussehen, als das, was die Jungs im Moment hier auf der Bühne veranstalten. Eine andere Leidenschaft unserer Gruppe ist die Farbe, mit der in der Show viel experimentiert wird. Wer des Öfteren Fernsehen schaut, kennt dies bereits, da wir für RTL einen Farbtrommelmix in den Senderfarben aufgenommen haben. Doch die bunte Kunst reicht noch viel weiter: Wir werfen uns gegenseitig kleine Farbkugeln in den Mund. Während einer im Drehen ein schönes Bild auf eine Leinwand spuckt, hat der andere leider die farblosen Kugeln erwischt. Doch mit ein wenig Kreativität lässt sich auch daraus etwas machen. So formt er eine Skulptur, die irgendwie verdächtig aussieht wie ein…Wir wissen wohl alle, was an der Davidskulptur das Entscheidende ist!? Die Aktion ist vielleicht etwas gewagt, doch es kommt noch besser: Wir bitten eine Frau aus dem Publikum zu uns auf die Bühne, um mit uns zu essen. Die Ärmste weiß allerdings noch nicht, dass sie uns immer einen Grund geben wird, uns über sie lustig zu machen, egal wie sehr sie sich auch bemühen mag. Richtig gemein wird es aber erst, als aus unserer Arbeitskleidung ein zähflüssiger, brauner Brei fließt, der anschließend statt des Kuchens verzehrt wird. Um was es sich hierbei wirklich handelt, bleibt natürlich ein Dienstgeheimnis, aber ich kann verraten, dass es nach Banane riecht. Als Entschädigung erhält die Dame ein kleines Geschenk und wird wieder zu ihrem Sitzplatz geführt. Als die „ZUSPÄTKOMMER ZUSPÄTKOMMER ZUSPÄTKOMMER” ausreichend bloßgestellt worden sind, einem Besucher eine Kamera in den Rachen gesteckt wurde und ein anderer mit viel Schwung gegen eine Leinwand geklatscht wurde, um ein einzigartiges Gemälde anzufertigen, war dann allen Besuchern klar, dass hier einige raffinierte Trickmacher am Werk waren und nicht alles immer dem Zufall entsprach. Das tat dem Programm jedoch keinen Abbruch, sondern zeigt lediglich, dass es sich bei der „BLUE MAN GROUP” zwar um sehr talentierte junge Männer handelt, die allerdings auch nur Menschen sind, welche versuchen einen guten Job zu machen. Das dachten sich wohl auch die beiden Mädels aus Sigmaringen, die nach der Vorstellung, von sämtlichen Krepppapierfäden befreit, fröhlich und zufrieden das Theater verließen, um Nudeln zu essen. Aber das ist eine andere Geschichte! Luxus mit Hindernissen: Hinter den Kulissen des Ritz Carlton The Ritz Carlton, ein Hotel nur für die Schönen und Reichen? Wir, 4 Schüler des HZG, erfahren in Berlins zweitexclusivstem Hotel nach dem Adlon, wie nervaufreibend und anstrengend es sein kann, im Luxus zu schwelgen. Die erste Hürde ist es, überhaupt ins Hotel eingelassen zu werden. Doch da wir vom Besuch der Blue Man Group größtenteils noch in schicken Klamotten stecken, stellt dies kein Problem dar. Der Türsteher lässt uns mit einem freundlichen: “Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend” ein und wir schweben über einen roten Teppich ins Innere des Hotels. In der Lobby werden wir vom warmen Lichtschein eines überdimensionalen Kronleuchters empfangen. Überwältigt von diesem Anblick stürmen wir die Treppe zur Galerie nach oben, wo schnell ein Erinnerungsfoto vor dem Kronleuchter geschossen wird. Am anderen Ende des Saals werden gerade Hotelgäste mit Champagner versorgt, wahrscheinlich wird uns nichts angeboten, weil wir nicht mit den Fingern geschnipst haben. Doch nun geht es auf zu neuen Entdeckungen. Im Fahrstuhl drücken wir auf die 11, wollen uns in eine Luxussuite ganz oben einschleichen. In Begleitung einer Dame, deren Ziel das neunte Stockwerk ist, geht die Fahrt nach oben los. Aber kaum ist die Frau ausgestiegen, geht nichts mehr. Weder fährt der Lift los, noch lässt er sich öffnen. Nachdem wir einige Zeit so panisch wie ergebnislos auf verschiedene Knöpfe gedrückt haben, müssen wir begreifen: Um den Aufzug bedienen zu können, ist eine Gästekarte des Hotels notwendig. Als Christin schließlich den SOS- Knopf drückt und sich am anderen Ende der Leitung ein besorgter Angestellter meldet, hat sich der Lift jedoch schon wieder in Bewegung gesetzt, in der Lobby muss ihn wohl jemand gerufen haben. Somit bleibt es uns erspart, zu erklären, was wir in dem Aufzug zu

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suchen haben oder auszuprobieren, ob unsere Generator- Karte im Aufzug des Ritz Carlton funktioniert. Unten angekommen stürzen wir sofort von Glitzer und Blattgold geblendet ins Freie und beschließen, uns erst einmal von unserem Ausflug in die Glamour-Welt zu erholen.

Tag 6 Hohenschönhausen 28.09.

Stasi-Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen Bei regnerischem Wetter ging es bei unserer Studienfahrt am Donnerstag, den 28.09., halb 10 früh in die Stasi-Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen im Bezirk Lichtenberg. Vor der anstehenden Führung durch die Anstalt bekamen wir noch einen 15-minütigen Film über die Anstalt zu sehen. Danach folgte die, etwa 90min dauernde, Führung in drei Gruppen. Unser Führer war Dieter von Wichmann, Zeitzeuge und ehemaliger Inhaftierter. Nachfolgend die wichtigsten Infos zu Film und Führung. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •

Auf dem Gelände war ehemals eine Großküche der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt Insgesamt 17 dieser Anstalten in ganz Deutschland Das Gefängnis wurde von der MfS (Ministerium für Staatssicherheit), Geheimpolizei der SED, errichtet 91.000 hauptamtliche und 180.000 inoffizielle Mitarbeiter hatte die MfS 1939 Fertigstellung der Einrichtung Mai 1945 Benutzung als Sammel- und Durchgangslager für Gefangene Bis zu 4200 Menschen gleichzeitig in der Anstalt auf engstem Raum miserable hygienische Verhältnisse Unzureichende Verpflegung Keine Decken und unbeheizte Räume für Häftlinge Nach sowjetischen Angaben alleine zwischen Juli 1945 und Oktober 1946 886 Tote Leichen wurden in der Nähe auf Schuttabladeplätzen und in Bombentrichtern verscharrt Häftlinge waren Spione, Diversanten ( =Agenten), Terroristen, NSDAP-Aktivisten u.a. Auch Frauen und Jugendliche wurden inhaftiert Viele Unschuldige Oktober 1946 wurde das Lager u.a. wegen der besorgten Bevölkerung aufgelöst Die Gefangenen wurden in die anderen Lager verlegt Wenig später entstand dort das sowjetische Untersuchungsgefängnis Häftlinge des benachbarten Arbeitslager mussten 200 Zellen errichten Fensterlose und bunkerartige Zellen für Häftlinge, das sogenannte U-Boot Feuchtkalte Kammern Tag und Nacht war eine Glühlampe angeschaltet Verhöre vor allem in der Nacht mit Drohungen und körperlicher Gewalt Häftlinge gestanden Dinge, die sie nie taten, um den mörderischen Qualen wie Schlafentzug, stundenlanges Stehen, tagelanger Arrest oder Aufenthalt in Wasserzellen zu entgehen Gelände war Sperrbezirk; kein Zugang für normale Bürger Inhaftierte waren meistens NS-Verdächtige und andere politische Gegner (u.a. SPD & CDU) Häftlinge wurden mit psychologischen Methoden anstatt mit physischer Gewalt zermürbt Häftlingen wurde nie gesagt, wo sie sich befinden Von der Außenwelt komplett abgeschnitten, von den Mitgefangenen streng isoliert Herbst 1989 Auflösung durch die Friedliche Revolution, die die SED-Diktatur stürzte

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Nutzung als Untersuchungshaftanstalt bis 1990 Seit 1992 Denkmalschutz und seit 1994 offizielle Gedenkstätte Offizielle Aufgabe der Gedenkstätte; ,,Die Geschichte der Haftanstalt Hohenschönhausen in den Jahren 1945 bis 1989 zu erforschen, über Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen zu informieren und zur Auseinandersetzung mit den Formen und Folgen politischer Verfolgung und Unterdrückung in der kommunistischen Diktatur anzuregen”. Mehr als 150 000 Besucher der jetzigen Gedenkstätte pro Jahr Etwa die Hälfte davon Schüler und Studenten Referenten sind meistens ehemalige Häftlinge

Grober Tagesablauf eines Häftlings • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •

Häftlinge hatten keine Namen, sondern nur Nummern 5 Uhr aufstehen Frühstück (meist geschmierte Brote) wird über die Türöffnung an den Häftling weitergegeben Zimmer besteht nur aus Bett, Tisch und Stuhl am Tisch Jede 30 Sekunden schaut der Wächter bei einem Häftling durch das Türloch in sein Zimmer Teppich im Gang, so dass die Schritte des auf- und abgehenden Wächters nicht zu hören sind Man durfte sich den ganzen Tag über nie ins Bett legen, sondern nur an der Bettkante sitzen Man durfte sich sitzend (der Stuhl stand an der Wand) nie an die Wand lehnen Man musste immer aufrecht sitzen Einheitskleidung: Trainingsanzug, Pantoffeln & lange Unterhose vollkommene Isolation den ganzen Tag über 21 Uhr Bettzwang Man musste auf dem Rücken schlafen und die Hände mussten auf der Bettdecke sein, damit ein hereinschauender Wächter die Hände sieht (denn sonst könnte der Häftling was vorhaben) Wenn die Hände aus Versehen nicht zu sehen sind, wird der Häftling sofort aufgeweckt und drauf hingewiesen Verhöre meistens in der Nacht, um den Häftling einzuschüchtern Häftling wird aufgeweckt und von einem Wächter in ein Vernehmungsbüro begleitet Wächter darf nicht mit Häftling reden Wächter sind unbewaffnet, um einem Häftling keine Fluchtchance zu ermöglichen Auf dem Weg in das Vernehmungsbüro darf der Häftling keinen anderen Häftling sehen Häftling soll sich völlig isoliert fühlen (psychische Zermürbung) Häftlinge (auch unschuldige) wurden förmlich zu Geständnissen gezwungen Insgesamt 120 Vernehmungsbüros in Hohenschönhausen

Nach diesem beeindruckendem Erlebnis, das um ca. halb 12 zu Ende war, hatten wir den Rest des Tages frei und das Wetter hatte sich auch gebessert.

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Abendprogramm Der Abschluss, beziehungsweise der letzte Abend der Studienfahrt 2006 musste natürlich außergewöhnlich sein. Der Abend des 28. September hielt dieses Versprechen auch! Nun zum Programm: Der erste Teil bestand aus einem Ballettbesuch, der von den Lehrern organisiert wurde. Ein Teil der Schülerinnen und Schüler besuchte das Ballett "Cinderella" von Vladimir Malakhov in der Staatsoper unter den Linden. Das Ballett ist eine Übertragung des "Aschenputtel-Mythos" auf die heutige Ballettwelt. Im Mittelpunkt der Aufführung, die in zwei Akten etwas mehr als zwei Stunden dauert, steht die junge und talentierte Ballerina Cinderella, die den Traum hat, eine ganz große Tänzerin zu werden. Obwohl ihre Gegenspielerinnen ihr Steine in den Weg legen, glaubt sie weiterhin an ihren Traum und übt und arbeitet fleißig weiter. In einem Traum kommt sie ihrer Wunschvorstellung, eine große Tänzerin zu sein, sehr nahe. Am nächsten Tag wird sie tatsächlich als Tanzpartnerin des Star-Tänzers ausgewählt. So vermischte sich Traum und Wirklichkeit. Der zweite, sozusagen der informelle Teil des Abendprogramms, war wieder zur freien Verfügung. Wie es sich ein Großteil der Schüler/innen gewünscht hat, ist man in einer großen Gruppe losgezogen um den letzten Abend der Studienfahrt gemeinsam zu feiern. Ein paar Schüler/innen hatten am Vorabend schon einen schönen und auch preiswerten Club entdeckt. Der Club "Matrix" wurde dann mit einer großen Gruppe, mindestens 40 Leute, aufgesucht. Nach mehr als zwei Stunden kehrten die Besucher in kleinen Gruppen langsam zum Hotel zurück. Da einige nicht damit rechneten, dass die S- und U-Bahnen nur bis um 1 Uhr morgens regelmäßig fahren, kamen diese erst nach der verordneten "Sperrstunde" (1 Uhr) ins Hotel zurück. Dies stieß bei den begleitenden Lehrerinnen und Lehrern nicht gerade auf Wohlwollen und hatte am nächsten Morgen auch ein Nachspiel.

Tag 7 Jüdisches Museum und Abfahrt 29.09.

Jüdisches Museum Das Jüdische Museum Berlin zeigt dem Besucher zwei Jahrtausende deutsch-jüdische Geschichte, die Höhe- und Tiefpunkte der Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden in Deutschland. Das Museum beherbergt eine Dauerausstellung, mehrere Wechselausstellungen, ein umfassendes Archiv, das Rafael Roth Learning Center und Forschungseinrichtungen. Das Museumsgebäude in Berlin-Kreuzberg verbindet den barocken Altbau des Kollegienhauses (ehemaliger Sitz des Kammergerichts) mit einem Neubau. Der zickzackförmige Bau geht auf einen Entwurf des amerikanischen Architekten Daniel Libeskind zurück. Die Umrisse des Museums erinnert an einen geborstenen Davidstern. Das Museum ist eine Stiftung öffentlichen Rechts in der Verantwortung des Bundes unter der Direktion von W. Michael Blumenthal einem ehemaligen Amerikanischen Finanzminister, welcher in seiner Jugend emigrierte. Es hatte 2005 rund 690.000 Besucher

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und gehört damit zu den meistbesuchten Museen Berlins. Das Jüdische Museum Berlin besteht im Wesentlichen aus zwei Gebäuden, dem barocken Altbau des Kollegienhauses und dem zickzackförmigen Neubau von Daniel Libeskind. Beide Häuser haben keine oberirdisch sichtbare Verbindung, sondern sind nur durch das Untergeschoss miteinander verbunden. Die Architektur des außergewöhnlichen Neubaus zeichnet sich durch die Titan-Zink-Außenhaut, die ungewöhnlich und unterschiedlich geformten Fenster, die vielen spitzen Winkel der Räume, die schiefen Böden und den häufig sichtbaren Beton aus. Durch den Eingangsbereich im Altbau gelangen Besucher über eine schwarze Schiefertreppe ins Untergeschoss des Neubaus, in dem sich die Hauptausstellung des Museums und weitere Sonderausstellungen befinden. Die ständige Ausstellung des Museums informiert über 2000 Jahre deutsch-jüdische Geschichte in Deutschland sowie religiöse Traditionen des Judentums.

Heimfahrt An unserem letzten Tag in der Hauptstadt fuhren wir gegen 17 Uhr nach Hause. Als alle aus der Stadt beim Bus ankamen, ging es los. Leider war die Rückfahrt nicht mehr so geil wie die Hinfahrt da alle noch ziemlich am Arsch waren von der vergangenen Woche. Wieder mit unzähligen Stops wie auf der Hinfahrt fuhren wir Richtung Süden, doch schon nach ein paar Stunden standen wir im Stau. Zur Unterhaltung schauten wir im Bus noch 2 Filme an und schließlich schliefen alle ein und es wurde ungewohnt leise im Bus. Plötzlich gab es eine Durchsage vom Busfahrer, dass wir in einer halben Stunde, früher als erwartet, ankommen werden. Wir packten langsam unsere Sachen zusammen, und kamen kurz darauf am Parkplatz des HZG an. Damit war die Studienfahrt leider schon zu Ende. Wir verabschiedeten uns noch und fuhren nach Hause (bzw. wurden abgeholt da wir noch nicht wieder in der Lage waren zu fahren)

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