SPEZIAL Gemeinsam

gegen

Krebs • Monika Schärer Wie die Fernsehmoderatorin mit der Diagnose Krebs umging • Thomas Cerny So will der Präsident der Krebsliga Schweiz die Prävention fördern • Kurt Felix DerTV-Profi fordert einen rigorosen Schutz für Passivraucher

Editorial

100 Jahre Krebsliga – gemeinsam gegen Krebs Liebe Leserinnen, liebe Leser Leider erkrankt jeder dritte Mensch in der Schweiz im Laufe seines Lebens an Krebs. Fast alle kennen in der Familie oder im Freundeskreis jemanden, der krebskrank ist. Die zweithäufigste Todesursache in unserem Land ist Krebs, in der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen ist es sogar die häufigste Todesursache. In Zukunft wird die Zahl der Neuerkrankungen aufgrund der demografischen Entwicklung noch weiter ansteigen. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Lebenserwartung für Krebsbetroffene in den letzten Jahren dank medizinischer Fortschritte gestiegen. Krebs wird zunehmend zu einer chronischen Krankheit, und Krebspatienten werden zu Langzeitpatienten. Damit kommen auch neue Herausforderungen auf unsere Gesellschaft zu. Die Krebsliga berät, begleitet und unterstützt seit 100 Jahren Krebspatienten und ihre Angehörigen. Sie setzt sich für die Förderung der patientennahen, unabhängigen Forschung ein. Sie informiert und sensibilisiert die Bevölkerung und leistet wertvolle Präventionsarbeit. Die Krebsliga ist damit eine wichtige Institution in der Schweiz – und es braucht sie auch in Zukunft, mehr denn je. Für ihre hohen Verdienste in den vergangenen 100 Jahren möchte ich der Krebsliga meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Grosse Anerkennung gebührt den rund 200 Fachpersonen, die in der Schweiz für diese Organisation tätig sind und die Betroffenen vor Ort unterstützen. Besonders freue ich mich, dass die Krebsliga die Umsetzung der «Nationalen Strategie Palliative Care 2010 – 2012» von Bund und Kantonen mitträgt. Das Ziel dieser Strategie lautet, dass die unheilbar kranken und sterbenden Menschen ihrer Situation angepasste Palliative Care erhalten und ihre Lebensqualität auf diese Weise verbessert wird. In diesem Jubiläums-Jahr möchte ich meine Solidarität bekunden mit den Menschen, die in der Schweiz an dieser schweren Krankheit leiden oder mit ihr leben müssen, sowie mit deren Angehörigen. Ich gratuliere der Krebsliga zu ihrem 100-jährigen Bestehen und wünsche ihr für die Zukunft viel Elan und Kraft, damit sie ihre wichtige Aufgabe weiterhin wahrnehmen und sich für Betroffene engagiert einsetzen kann.

Herzlich, Ihr Didier Burkhalter Bundesrat Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern 100 Jahre Krebsliga | SPEZIAL | 3

Inhalt

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KURT FELIX

Monika Schärer,Ted Scapa und andere Krebsbetroffene erzählen, wie sie mit der Krankheit leben.

«Hören Sie am 1. Mai mit Rauchen auf!» So setzt sich der TV-Profi für die Anliegen der Passivraucher ein.

11 THOMAS CERNY

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STERNMARSCH NACH BERN

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VELORENNEN GEGEN KREBS

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MASSIMO ROCCHI

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PRÄVENTION

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DIAGNOSE KREBS

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FORSCHUNG

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JUBILÄUMSBUCH

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KOLUMNE

KREBS – UND DAS LEBEN GEHT WEITER

Der Präsident der Krebsliga Schweiz über Heilungschancen bei Krebserkrankungen und die Forderung nach einem Qualitätslabel für Krebsbehandlungen.

IMPRESSUM Health Unit Gesamtleitung: Fibo Deutsch Projektleitung: Dominic Geisseler

Fotos: André Albrecht, Daniel Ammann, Thomas Andenmatten

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Redaktion: Andrea Fischer Nathalie Zeindler Jeanne Fürst Dominic Geisseler Art Direction/Layout: Jana Richert Bildredaktion: Ralph Knobelspiess Titelfotos: André Albrecht Korrektorat: Cecilia Elmiger Internet: Rolf Winkler

Redaktion und Verlag: Ringier AG Gesundheit Sprechstunde Hagenholzstrasse 83b 8050 Zürich [email protected] www.gesundheitsprechstunde.ch Verlag Health Unit Verlagsleiterin: Ratna Irzan Kooperationen und Projekte: Dr. med. Markus Meier Druck: Ringier Print AG 4800 Zofingen Das Spezial der Gesundheit Sprechstunde zum 100-Jahr-Jubiläum der Krebsliga Schweiz erscheint am 12. April 2010 als Beilage der Schweizer Illustrierten und L’illustré.

Wandern Sie mit! Anmeldetalon und Infos zur grossen Solidaritätsaktion vom 29. Mai 2010.

Prominente wie Ariella Käslin, Franco Marvulli oder Andy Rhis sind am Start zum grossen Bergrennen auf den Gotthardpass.

Der Kabarettist und das St. Galler Kammerensemble gehen mit «Peter und der Wolf» gemeinsam aufTournee.

Anerkannte Fachärzte gebenTipps, wie man Krebs frühzeitig erkennen und behandeln kann.

Eine Mutter und ihreTochter kämpfen gemeinsam gegen die heimtückische Krankheit.

Jede Spende zählt. Wie die Krebsliga Forschungsprojekte unterstützt.

Die Geschichte der Krebsliga Schweiz. Das grosse Buch zum 100-Jahr-Jubiläum.

BeatriceTschanz, Botschafterin der Krebsliga Schweiz, über Dank und Dankbarkeit. 100 Jahre Krebsliga | SPEZIAL | 5

Betroffene erzählen

Krebs – und das Leben geht weiter

Jeder dritte Schweizer wird im Laufe seines Lebens mit Krebs konfrontiert. Die Journalistin und Autorin Irène Dietschi hat in ihrem neusten Buch unterschiedlichste Menschen porträtiert, die an Krebs erkrankt sind oder einen nahen Angehörigen verloren haben.

«Was ist wirklich wichtig im Leben?» Die Fernsehmoderatorin Monika Schärer erkrankte 2007 an Brustkrebs.

Prominente wie Vreni Schneider, Robert Dill-Bundi und Monika Schärer sowie weniger bekannte Betroffene erzählen über ihr Leben mit Krebs. Gesammelt und aufgezeichnet von der Schweizer Journalistin und Autorin Irène Dietschi. Das Buch erscheint im Orell Füssli Verlag und ist erhältlich in Buchhandlungen oder direkt über die Krebsliga Schweiz (Effingerstr. 40, 3008 Bern, Tel.: 0844 85 00 00).

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I

m April 2007 wurde bei Monika Schärer, damals 38 Jahre alt, Brustkrebs diagnostiziert. Sie wurde operiert und musste sich einer monatelangen Chemotherapie und 33 Bestrahlungen unterziehen. Am 14. Februar 2008 moderierte sie erstmals nach ihrer Absenz wieder das Wissenschaftsmagazin «Einstein» – erfrischend und gut gelaunt, wie man es von ihr gewohnt war. «Die Operation war für mich das kleinste Übel», sagt sie heute. «Ich überstand sie gut, meine Brust sieht noch genauso aus wie früher. Doch mir war klar, dass ich mich in eine Welt begeben hatte, die ich nicht kannte. Chemotherapie, Bestrahlung – ich wusste nicht, was das konkret hiess. So beschloss ich, mich der Therapie wie einem Experiment zu nähern. Wahrscheinlich bin ich einfach so veranlagt, auch in schlimmen Situationen schnell einmal das Positive zu sehen. Was kann ich daraus ziehen, was kann ich lernen, das ich sonst nicht lernen würde? So auch hier: Was bedeutet eine Chemo, was heisst das, wenn einem die Haare ausfallen, wenn man plötzlich eine Glatze hat? Wie gehe ich damit um, wie gehen andere mit mir um?“ >

Fotos: André Albrecht

BUCHTIPP

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«OFT KAM ICH MIT TRÄNEN NACH HAUSE» Monatelang hat Irène Dietschi am Jubiläumsbuch der Krebsliga gearbeitet. Die Begegnungen mit krebskranken Menschen waren oft sehr emotional, haben ihr aber auch Mut gemacht.

Irène Dietschi Die Buch-Autorin und Journalistin lebt in Olten und ist Mutter von drei Kindern.

Sie haben fünfzehn Menschen porträtiert, die mit Krebs konfrontiert sind. Geht einem das nicht zu nahe? Irène Dietschi: Viele dieser zumTeil tragischen Schicksale gingen mir tatsächlich unter die Haut. Oft kam ich mitTränen in den Augen von einem Interview nach Hause.

Welches Schicksal hat Sie am meisten beeindruckt? Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die vom ehemaligen Radrennfahrer Robert Dill-Bundi, der trotz Hirntumor eine wahnsinnige Lebensfreude ausstrahlt. Ich war früher ein grosser Fan von ihm und erinnere mich noch gut, wie er 1980 Olympiasieger wurde. Hat sich Ihre Einstellung zum Thema Krebs verändert? Ich war beeindruckt, wie sich das Leben immer wieder neue Wege bahnt, sei es durch den eigenen Willen dieser von Krebs betroffenen Menschen oder durch eine Eigendynamik. Dafür steht auch derTitel meines Buches: «Krebs – und das Leben geht weiter». Auch wenn die Diagnose Krebs wie einTodesurteil tönt, haben diese Leute eine unvorstellbare Kraft entwickelt. Haben ihre Perspektiven verändert, dazugelernt und sich das Leben zurückerobert. Was würden Sie tun, wenn Sie die Diagnose Krebs erhielten? Ich habe viel gelernt von meinen Gesprächspartnern. Und ich habe nach wie vor grosses Vertrauen in die Schulmedizin. Ich würde mir aber auch zu Herzen nehmen, was mir die an Brustkrebs erkrankte Maricel Marin-Kuan sagte. Ihr Appell an die Frauen, nicht einfach alles hinzunehmen, sondern einen eigenen Standpunkt zu entwickeln und um die persönlichen Rechte zu kämpfen, macht Mut.

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«Dankbar, dass ich überlebt habe» Vor dreissig Jahren litt der Künstler Ted Scapa an Lymphdrüsenkrebs.

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in Etikett, das definitiv nicht zu diesem Mann passt, ist das Wort «Krebsopfer». Doch Ted Scapa hat tatsächlich eine Krebsgeschichte, er litt an Lymphdrüsenkrebs. «Es fing damit an, dass ich eines Tages ein bisschen Mühe mit Schlucken hatte», erzählt er. Im Spital wurde der Tumor weggeschnitten, seither trägt er um den Hals das charakteristische, von ihm selbst entworfene Tuch. Seine Antwort auf den Krebs war gleichermassen trotzig wie typisch: wenig Worte – viel Zeichnung. Schon im Spital griff Scapa zum Stift, um die Krankheit innerlich nicht an sich heranzulassen; um Distanz zu schaffen, ihr etwas entgegenzusetzen. Daraus entstand ein Buch mit dem schlichten Titel «Bäume». Um seine eigene Krebserkrankung hat Ted Scapa nie Aufhebens gemacht. Doch die Erfahrung hat ihn geprägt. Seit Jahren engagiert er sich für die Krebsliga Schweiz, sei es mit Kreativ-Workshops für die Mitarbeitenden, sei es mit Gebrauchsgegenständen wie einem kleinen Bären, den er für krebskranke Kinder entworfen hat. «Ich bin dankbar, dass ich überlebt habe und nie einen Rückfall hatte», sagt er schlicht.

Sechs Wochen in der Isolierkabine

«Unausweichliches Ereignis»

Selina überlebte dank einer Knochenmarkspende ihrer Zwillingsschwester Sarah.

Tatort-Kommissar Laszlo Kish verlor seinen besten Freund durch einen Hirntumor.

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S

enn ein Kind heutzutage an Leukämie erkrankt, stehen seine Heilungschancen meistens gut. Mit Chemotherapie überstehen achtzig Prozent die Krankheit ohne weiteres Ereignis. Doch nicht alle leukämiekranken Kinder haben dieses Glück. Die zehnjährige Selina Capaul aus Niederbipp BE, die mit vier Jahren erstmals erkrankte, hatte zweimal einen Rückfall. Im Februar 2009 erhielt Selina von ihrer Zwillingsschwester Sarah eine Knochenmarkspende – und damit ein neues Leben. Es war ihre letzte Chance, die Leukämie zu überwinden. Für diese Prozedur musste Sarah eine schmerzhafte Operation mit Vollnarkose über sich ergehen lassen, Selina sechs Wochen Isolation in einem 2,5 auf 2,5 Meter grossen Glaskasten. Es war keine einfache Zeit, weder für die beiden Mädchen noch für ihre Eltern. Doch die Pein scheint sich auszuzahlen: Seit der Transplantation sind zehn Monate vergangen, in denen sich Selina gut erholt und – das Wichtigste! – keinen weiteren Rückfall erlitten hat. Nach medizinischem Ermessen ist sie über den Berg. Anfang November hat sie begonnen, wieder die reguläre Schule zu besuchen.

einem Freund Christian stand der aus Basel stammende Schauspieler Laszlo I. Kish so nahe, dass sie Blutsbrüder hätten sein können. «Ich freue mich schon drauf, wenn wir als alte Säcke an Stöcken auf einer Parkbank sitzen und die Welt noch immer nicht verstehen.» So sah die gemeinsam ausgemalte Zukunft aus. Doch dann kam die Realität einer Krebserkrankung dazwischen. Kish schrieb dazu in seinem Blog. «Eines Abends Ende Juli erreichte mich die Nachricht, man hätte bei Christian einen Hirntumor diagnostiziert. So gross wie ein Hühnerei. Ich konnte die Nachricht damals genauso wenig verstehen, wie ich heute nicht verstehen kann, dass Christian tot ist.» Der Schweizer Schauspieler hat aus dieser Erfahrung seine Schlüsse gezogen. Er sieht den Tod weder als Drama noch als «Beinbruch», den es zu richten gelte. Sondern als letztlich unausweichliches Ereignis irdischen Daseins. Kämpfen um jeden Preis, wenn die Lage aussichtslos sei wie bei Christian, hält er für eine «unzumutbare seelische Belastung, sowohl für den Kranken wie für seine Umgebung». 100 Jahre Krebsliga | SPEZIAL | 9

Interview mit Prof. Dr. med. Thomas Cerny

«Krebs ist heute zum Glück kein Todesurteil mehr» Er kämpft seit Jahren für die Anliegen seiner Patienten. Thomas Cerny, Chefarzt am Kantonsspital St. Gallen und Präsident der Krebsliga Schweiz, über bessere Heilungschancen bei Krebserkrankungen, Vorbeugungen und seine Forderung nach einem Qualitätslabel für Krebsbehandlungen. Interview: Dr. Jeanne Fürst

Fotos: Daniel Ammann

Wie wichtig ist die Krebsliga? Die Krebsliga ist eine der wichtigsten und bekanntesten Non-Profit-Organisationen in der Schweiz. Es ist zwar Zufall, doch genau in unserem Jubiläumsjahr werden weltweit das erste Mal mehr Menschen an Krebs sterben als an Herzkreislauferkrankungen. Dazu kommt, dass die gesundheitspolitische Bedeutung von Krebs zunimmt. Zwei Drittel aller Krebserkrankungen treten erst nach dem sechzigsten Lebensjahr auf. Und genau in diesem Alterssegment ist in den industrialisierten Ländern die stärkste Bevölkerungszunahme zu erwarten. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung. Deshalb wird es zukünftig immer mehr Menschen mit Krebs geben. Die Krebsliga feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Warum wurde sie gegründet? Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts starben die meisten Menschen, die an Krebs erkrankten. Man konnte den Tumor im besten Fall operieren, falls man ihn überhaupt frühzeitig entdeckte. Erst die Nobelpreisträgerin Marie Curie zeigte, dass sich Krebs auch mittels Bestrahlung behandeln lässt. Nach dem zweiten Welt-

Prof. Dr. med. Thomas Cerny Der Krebsspezialist fordert ein Qualitätslabel für Krebsbehandlungen und ein Präventiongesetz. > 100 Jahre Krebsliga | SPEZIAL | 11

Thomas Cerny, Präsident der Krebsliga Schweiz, im Gespräch mit TV-Ärztin Dr. Jeanne Fürst «Die Krebsliga hat sich über all die Jahre für Patientenanliegen eingesetzt, die Forschung gefördert und die Bevölkerung sensibilisiert.»

krieg wurden die ersten Medikamente gegen die Krankheit eingesetzt, insbesondere gegen Blutkrebs. Krebs war zudem lange Zeit ein grosses Tabu, über das nicht gesprochen wurde. Sogar zu meiner Assistenzzeit war dies noch so. Was hat die Krebsliga erreicht? Die Krebsliga hat sich über all die Jahre für Patientenanliegen eingesetzt, die Forschung gefördert und die Bevölkerung sensibilisiert. Sie hat Geld für all diese Aufgaben mobilisiert und sich nicht zu-

gen Unterstützung und Beratung. Und sie engagiert sich weiterhin auf politischer Ebene für Menschen mit Krebs. Bei den kantonalen und regionalen Ligen steht die direkte Betreuung von Patienten im Zentrum. Eine Krebsdiagnose ist existenziell, für Betroffene verändert sich alles schlagartig. Sie müssen sich in ihrer neuen Situation zurechtfinden, und auch ihr Umfeld muss sich anpassen. Hier setzt unsere psychosoziale Begleitung ein. Ist die Krankheit in Schach, treten weitere Themen in den Vordergrund wie etwa die

«Es wird in Zukunft immer mehr Menschen mit Krebs geben» letzt politisch engagiert. Damit wurden die Onkologie und später auch die Psychoonkologie als Ganzes besser wahrgenommen und gestärkt. Die Krebsliga hat wichtige Themen lanciert und federführend vorangetrieben, zum Beispiel die professionelle Schmerzbehandlung, die offene, ehrliche Information und die Begleitung von krebskranken Menschen. Welche Rolle spielt die Krebsliga heute? Auf nationaler Ebene informiert sie die Bevölkerung über Früherkennung und Prävention, fördert die patientennahe, industrieunabhängige Krebsforschung und bietet Betroffenen und ihren Angehöri-

Wiedereingliederung in die Arbeitswelt. Eine wichtige Rolle nimmt die Krebsliga aber auch im Bereich Palliative Care ein, wo es darum geht, am Lebensende das Leiden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Bekommt jeder Hilfe oder nur diejenigen, die spenden? Alle bekommen Hilfe. Man weiss, dass gerade Menschen, die sozial benachteiligt sind, meistens erst spät Hilfe suchen und auch mehr Bedarf an Unterstützung haben, da kein soziales Umfeld sie mitträgt. Was passiert mit den Spendengeldern?

In den regionalen Ligen werden die Spenden primär für psychosoziale Aufgaben eingesetzt. Daneben werden auch Informationskampagnen unterstützt, beispielsweise zum Mammografie-Screening oder dem Schutz vor Passivrauchen. Ist Krebs heute noch ein Todesurteil? Nein, in vielen Fällen zum Glück nicht mehr. Es gibt Menschen, die zwei oder dreimal an Krebs erkranken, aber dank den enormen Fortschritten der Medizin immer wieder erfolgreich behandelt werden können und oft ein normales Alter leben. Das heisst, man kann Krebs besiegen? Befindet sich die Tumorerkrankung in einem fortgeschrittenen Stadium, kann man den Krebs zwar meist nicht besiegen, aber kontrollieren. Entdeckt man ihn frühzeitig, stehen bei diversen Krebskrankheiten die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie gut bis sehr gut. Sind die Überlebenschancen heute auch bei fortgeschrittener Krankheit besser? Ja, eindeutig. Sogar bei einem nicht heilbaren Tumor lebt die Hälfte der Patienten länger als fünf Jahre. Das war bis vor kurzem noch ganz anders. Wie kann man trotz einer Krebserkrankung Vertrauen ins Leben und in die Zukunft haben? 100 Jahre Krebsliga | SPEZIAL | 13

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Es ist eigenartig, aber wenn Menschen eine schwere Krankheit haben, gewinnen sie in der Regel eine andere Lebensqualität. Mit der Endlichkeit wird plötzlich die Zeit, die man hat, viel mehr geschätzt. Man wartet nicht mehr auf die Zukunft. Man realisiert, dass man vieles verpasst, wenn man das Hier und Heute nicht schätzt und nutzt. Für viele eröffnet sich so eine neue Welt. Brustkrebs bei der Frau und Prostatakrebs beim Mann sind die häufigsten Tumore. Wie stark hat die Früherkennung die Therapie beeinflusst? Enorm. Bei Brustkrebs etwa weiss man, dass jeder Millimeter Tumorgewebe, den

zehn Jahre mit einer guten oder schlechten Lebensqualität lebt. Wie gut ist die medizinische Versorgung in der Schweiz? Sie ist sicher gut, doch auch bei uns gibt es Verbesserungspotenzial. Dazu ein Beispiel. Wir haben 4000 Frauen mit Brustkrebs untersucht und jeweils Diagnose, Therapie und Nachbetreuung genau angeschaut. Ein Drittel der Patientinnen wurde sehr gut behandelt, ein Drittel mit Abstrichen, und ein weiteres Drittel wurde nicht optimal behandelt. Und was sind die Folgen? Es braucht ein Qualitätslabel, das den

«Krebs war lange Zeit einTabu, über das nicht gesprochen wurde» man früher entdeckt, die Überlebenschancen stark verbessert. Deshalb ist die Mammografie so wichtig. Beim Prostatakrebs hingegen verfügen wir leider nur über einen Früherkennungstest, der überempfindlich ist. Das Problem ist, dass wir mit dem so genannten PSA-Test viele Männer zu Prostatakrebskranken machen, die eigentlich einen unproblematischen Tumor haben, den man besser nicht kennen würde. Was kann man vorbeugend tun, um das Krebsrisiko zu senken? Ganz wichtig ist nicht zu rauchen – auch nicht passiv! Eine weitere wichtige Massnahme ist, sich vor der Sonne zu schützen, sich täglich zu bewegen und regelmässig Gemüse und Früchte zu konsumieren. Frauen sollten zudem nur restriktiv Hormonersatztherapien beanspruchen. Wie viel Bewegung braucht es? Jeden Tag 10’000 Schritte. Wie gut kann man mit der persönlichen Einstellung Krebs beeinflussen? Eine depressive, hoffnungslose Haltung verschlechtert die Situation der Betroffenen. Diejenigen, die mit der Krankheit positiv umgehen, haben zwar keinen Einfluss auf die Prognose, jedoch auf die Lebensqualität. Und es ist relevant, ob man

betroffenen Frauen aufzeigt, welche Brustzentren standardisierte, qualitätsgeprüfte Leistungen anbieten. Erste Zentren, welche die notwendigen Anforderungen erfüllen, werden ab Mitte dieses Jahres ausgezeichnet. Wie weiss eine Frau, ob sie in guten Händen ist? Im Moment würde ich noch Zentren vorziehen, die viele Fälle behandeln. Da gibt es gute, moderne Geräte, ein Team

von Spezialisten unterschiedlicher Fachrichtungen und spezialisiertes Pflegepersonal. Wo stehen wir in zehn Jahren? Ich hoffe, dass wir bis dahin einen guten Schritt vorwärts kommen. Dazu brauchen wir insbesondere ein gutes Präventionsgesetz, das in diesem Jahr endlich vor das Parlament kommen soll. Wir können nicht in jedem Kanton eigene Präventionsstrategien umsetzen. Das ist völlig ineffizient. Wir brauchen gesamtschweizerische Massnahmen. Wo Krebs präventiv verhindert werden kann und wo Früherkennung möglich ist, müssen wir dies auch tun. Welche Rolle spielen die Kosten? Die Behandlung eines Tumors ist mittlerweile so teuer geworden, dass die Verhinderung von Krebs für den Staat günstiger ist als die Therapie. Wir werden heftige Diskussionen führen müssen, doch ich bin überzeugt, dass das Präventionsgesetz in zehn Jahren seine Wirkung zeigen wird. Dann werden wir für alle in der Schweiz die bestmögliche Prävention und Früherkennung anbieten können. Gleichzeitig müssen wir uns weiterhin dafür einsetzen, dass die modernen Behandlungen günstiger werden und bezahlbar bleiben. Auch diese Auseinandersetzung ist noch nicht ausgestanden.

ZUR PERSON Prof. Dr.Thomas Cerny ist Chefarzt für Onkologie/Hämatologie, Departement Innere Medizin, am Kantonsspital St. Gallen und lehrt an der Universität Bern. Seit 1998 ist er Vorstandsmitglied der Krebsliga Schweiz. Seit seiner Wahl als Präsident im April 2004 prägt er die Strategie und das Wirken der Non-Profit-Organisation entscheidend mit. Er engagiert sich in zahlreichen nationalen und internationalen Fachgesellschaften und Forschungsgruppen im Bereich der Onkologie. Cerny hat drei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Partnerin in St. Gallen.

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Kurt Felix plädiert für einen rigorosen Schutz der Passivraucher

Hören Sie am 1. Mai mit Rauchen auf!

Vor sieben Jahren erkrankte Kurt Felix an einem bösartigen Tumor. Nach mehreren Operationen und Chemotherapien geht es ihm wieder sehr gut. Auch wenn der TV-Profi nicht vom Raucherkrebs betroffen war, setzt er sich heute persönlich für den Schutz der Passivraucher ein. Und kämpft für strengere Gesetze in der ganzen Schweiz. Ein Plädoyer.

«Viele meiner Freunde und Bekannten sind an Raucherkrebs gestorben.» TV-Mann Kurt Felix, 69, in seinem Haus in St. Gallen.

Von Kurt Felix

I

n meinem Familien- und Freundeskreis haben sich fürchterliche Raucherkrebs-Tragödien abgespielt. Mein Vater, zwei meiner Onkel, eine Tante, drei Schulkollegen, mein bester Freund und einige Berufskollegen sind auf Grund des Kettenrauchens qualvoll gestorben. Unter ihnen Rudi Carrell. Zugegeben, ich habe früher ab und zu eine Villiger-Kiel gepafft und den Kollegen mal eine Zigarette abgebettelt. Dabei rauchte ich zwar ohne Lungenzüge. Aber auch das ist schädlich, denn ich habe damit mitgeholfen, TV-Redaktionssitzungen zu verqualmen. Das würde ich heute nicht mehr tun. Sorry! Dass ich 2003 an Krebs erkrankte, hatte nichts mit einer Raucherlunge zu tun. Es war ein anderer Krebs-Typ, einer von vielen Hunderten von Arten, die es gibt. Aber ich kam während meines Spitalaufenthalts mit Lungenkrebs-Patienten ins Gespräch. Viele haben mit sich gehadert, mit dem Rauchen nicht rechtzeitig aufgehört zu haben. Zu spät. Ich sah da traurige Schicksale.

einsetze. Im Kanton St. Gallen hat das entsprechende Initiativkomitee die Abstimmung gewonnen. Am 1. Mai 2010 tritt erst einmal ein neues Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen in Kraft. Dieses Bundesgesetz ist nach Ansicht vieler Vertreter der Lungenliga jedoch längst überholt! Bereits haben 15 Kantone – wie St. Gallen – griffigere Vorschriften aufgestellt. Der Schutz vor dem Passivrauch sollte endlich schweizweit klar und einheitlich geregelt werden. Ohne Wischiwaschi. Der 1. Mai als Chance Ich habe dieses Problem mit Wirten und Politikern besprochen, die gegen das rigorose Rauchverbot sind. Ein ranghoher Parteivertreter sagte mir, dass er bei seinen Spaziergängen oft in einem gemütlichen Landgasthof einkehre, wo er Strassenarbeiter der Gemeinde antreffe, die in der Znünipause zu ihrem Kaffee eins «bäffeln». Und das soll nicht mehr möglich sein? Er plädiere dafür, die entsprechenden Wirtshäuser an der Tür deutlich zu kennzeichnen, dass hier geraucht werden dürfe, oder eben nicht. Das sei doch die vernünftigste aller Lösungen. So argumentieren

«Es geht nicht um das Raucherproblem, sondern um das Passivrauchen»

Foto: Daniel Ammann

An fehlender Aufklärung über die Schädlichkeit des Rauchens kann es nicht liegen. Es wissen doch alle, die zur Zigarette greifen, welchem Risiko sie sich aussetzen. Dass jedoch die Nichtraucher die Schadstoffe ebenfalls einatmen und daran zu Tode kommen, ist anscheinend nicht jeder und jedem bekannt. Jährlich sterben in der Schweiz Hunderte von Menschen an den Folgen des Passivrauchens, mehr als an AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammen. Verantwortung und Rücksichtsnahme Es geht also nicht um das Raucherproblem, sondern um das Passivrauchen. Da müssen sich zum Beispiel auch rauchende Eltern überlegen, was sie ihren Kindern antun. Ein Kinderarzt hat mir erzählt, mit welch schrecklichen Fällen er es wegen passivrauchenden Kindern zu tun bekommt. Atemwegserkrankungen, Bindehaut- und Mittelohrentzündungen, Husten, funktionsgestörte Lungen, bis hin zum plötzlichen Kindstod. Dagegen hilft keine Rauchfrei-Initiative, sondern nur die verantwortungsvolle Rücksichtsnahme der Eltern. Raucher von der Zigarette abzubringen, ist fast chancenlos. Ich habe ja auch nichts gegen Raucher, aber etwas gegen Passivrauch. Deshalb finde ich die eidgenössische Initiative «Schutz vor Passivrauchen» eine prima Sache, für die ich mich auch persönlich

auch viele Wirte, die um ihre Existenz fürchten, sollte ein kompromissloses Gesetz in Kraft treten. Nun stehen sich zwei Lager gegenüber. Für jedes bringe ich Verständnis auf. Ich habe einerseits nichts gegen Raucher, andererseits sehe ich die Notwendigkeit, Passivraucher zu schützen, sensibilisiert durch die Schicksale in meiner Verwandtschaft. Auch nach dem 1. Mai, wenn das neue Gesetz zum Schutz der Passivraucher in Kraft tritt, wird über dieses Thema diskutiert werden. Es werden weitere Volksabstimmungen folgen. Die einen wollen schärfere, die anderen weniger rigorose Bestimmungen. Man redet über Zahlen, Massnahmen, Gesetze. Dabei geht ein Thema völlig vergessen, das der Grund aller Diskussionen ist und leider unter den Tisch fällt: Der 1. Mai könnte doch für Raucher, die von ihrer Zigarette loskommen wollen, das Datum sein, an dem sie in Zukunft auf das Rauchen verzichten. Der 1. Mai als Anreiz. Der 1. Mai als Chance. Der 1. Mai als Willenstag. Der 1. Mai als Ausstieg. Der 1. Mai nicht nur als «Tag der Arbeit», sondern auch als der Tag, an dem man einen Entschluss zugunsten seiner Gesundheit fasst. Ich weiss, das ist leichter gesagt, als getan. Aber wenn nicht jetzt – wann dann? Es wäre fast zu schön, wenn man sagen könnte, dass in Zukunft Diskussionen über das Rauchverbot gar nicht mehr notwendig wären... 100 Jahre Krebsliga | SPEZIAL | 17

Sternmarsch nach Bern

Krebs braucht unsere S Der 29. Mai 2010 steht ganz im Zeichen der Solidarität mit krebsbetroffenen Menschen und ihren Angehörigen. Tausende sollen sich gemeinsam mit ihren Familien, Freunden und Bekannten auf die Strasse, die Wanderwege und die Schienen machen in Richtung Bundesplatz in Bern. Von Andrea Fischer

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enn alle, die schon einmal selbst oder über Verwandte und Bekannte mit Krebs konfrontiert waren, am 29. Mai auf die Strasse gingen, wäre fast die ganze Schweiz auf den Beinen. So viele werden nicht teilnehmen, doch je mehr Menschen am Solidaritätstag dabei sind, umso eindrücklicher erleben Betroffene und alle anderen, wie sehr Krebs jeden etwas angeht. Setzen auch Sie ein Zeichen der Solidarität! Nehmen Sie am Samstag 29. Mai 2010 eine der vielen regionalen Wanderstrecken à 15 bis 20 Kilometer unter die Füsse (Startorte der kantonalen

Ligen auf nebenstehender Liste) und fahren Sie anschliessend mit der Bahn an den grossen KrebsligaSolidaritätsevent in Bern. Dort erwartet Sie ein vielfältiges Rahmenprogramm unter dem Patronat von Bundespräsidentin Doris Leuthard. An einer grossen Pinnwand dürfen alle, die möchten, ihre Wünsche und Hoffnungen anbringen. Zeitgleich tagt im Kursaal die neu gegründete Patienten-Koalition (mehr dazu auf Seite 23) und überreicht ihre Anliegen in einem offiziellen Akt an die Bundespräsidentin. Je mehr Menschen sich bewegen, desto bewegender wird die Solidaritätsaktion – und desto mehr wird sie bewegen. 18 | SPEZIAL | 100 Jahre Krebsliga

So sind Sie dabei: Anmeldung unter [email protected] oder Tel. 031 389 93 32 Mehr Infos finden Sie im Beihefter oder unter www.krebsliga.ch. Die Krebsliga dankt Crédit Suisse, Coop, SBB u.a. für ihre Unterstützung.

Infografik: Ralph Knobelspiess

«In meinem Umfeld sind drei Personen an Lungenkrebs gestorben. Das ging mir sehr nahe. Ich marschiere am Solidaritätsmarsch mit, um krebskranken Menschen zu zeigen, dass sie Stefan Gubser, Schauspieler nicht allein sind.»

e Solidarität DIE ROUTEN

Programm auf dem Bundesplatz: 15:30 – 19:00 Uhr Spass und Bewegung für Kinder 15:30 – 16:30 Uhr Shirley Grimes & The Insiders 17:30 – 18:30 Uhr Hanery Amman 19:30 – 21:00 Uhr Swiss Jazz Orchestra & Friends Polo Hofer, Sina, Heidi Happy, Ritschi, Schmidi Schmidhauser, Hendrix Ackle, Noel McCalla 21:30 – 23:00 Uhr Philipp Fankhauser and Margie Evans (USA) 23:00 – 24:00 Uhr ChillOut Sounds (Programmänderungen vorbehalten)

Startorte

Strecke

BE - Biel

Biel – Lyss

BE - Burgdorf

Burgdorf – Schönbühl

BE - Langnau i.E.

Langnau – Konolfingen

BE - Schwarzenburg

Schwarzenburg – Niederscherli

BE - Thun

Thun – Kiesen

BS - Basel

Basel – Liestal

FR - Freiburg

Freiburg – Schmitten

FR - Murten

Murten – Laupen

GL - Glarus

Glarus – Niederurnen

GR - Churwalden

Churwalden – Chur

GR - Ilanz

Ilanz – Versam

GR - Landquart

Landquart – Chur

GR - Tamins

Tamins – Chur

JU - Courfaivre

Courfaivre – Delsberg

NE - Neuenburg

Neuenburg – Marin – Epagnier

SG - St. Gallen

St. Gallen – Gossau

SO - Solothurn

Solothurn – Lohn – Lüterkofen

SZ - Einsiedeln

Rundweg Einsiedeln

TG - Kreuzlingen

Kreuzlingen – Märstetten

TG - Märstetten

Märstetten – Münchwilen

TG - Münchwilen

Münchwilen – Fischingen

TG - Fischingen

Fischingen - Steg

VS - Sitten

Sitten – St-Léonard

LU - Entlebuch

Entlebuch – Schüpfheim

ZH - Dietikon

Dietikon – Zürich Landesmuseum

ZH - Langnau

Langnau – Uetliberg Station

ZH - Meilen

Meilen – Zürich Rehalp

ZH - Regensdorf

Regensdorf – Zürich Bucheggplatz

ZH - Wallisellen

Wallisellen – Zürich Allmend Fluntern

100 Jahre Krebsliga | SPEZIAL | 19

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race against cancer

Velorennen gegen Krebs Am 28. August 2010 findet mit dem «race against cancer» die erste grosse Charity-Radtour der Krebsliga statt. Erstmals befahren Frauen und Männer die alte Passstrasse «Tremola» zwischen Airolo und Gotthardpass gegen Krebs und für Betroffene. Während zwölf Stunden bewältigen sie die 25 Kilometer über 947 Höhenmeter möglichst oft. Zudem erbringen sie ein Startgeld von 5000 Franken, das vollumfänglich der Krebsliga zu Gute kommt und in Projekte zur Krebsbekämpfung fliesst.

ie Strecke stellt eine besondere Herausforderung dar: Sie ist äusserst anspruchsvoll und teilweise schwierig zu befahren, ein Sinnbild für die oft kaum zu bewältigende Anstrengung, die krebskranke Menschen im Kampf gegen ihre Krankheit erbringen müssen. Und das oft viele Male. Teilnehmende und Zuschauer sind Betroffene, Angehörige und Menschen, die sich für andere stark machen. Jede Fahrerin und jeder Fahrer leistet einen wichtigen Beitrag und bringt neue Hoffnung für Krebsbetroffene. Alle, die mit Energie und Ausdauer für Menschen mit Krebs einstehen möchten, sind herzlich eingeladen, an diesem Rennen teilzunehmen. In Erinnerung an jene, die an Krebs gestorben sind und zur Unterstützung derer, die heute und morgen gegen diese Krankheit ankämpfen. «Krebs geht uns alle etwas an. Ich weiss, wovon ich spreche. Das ‹race against cancer› verbindet Begeisterung für Sport mit dem Engagement gegen Krebs.» Adolf Ogi, Altbundesrat. Die Krebsliga dankt BMC, bfu, Crédit Suisse, Hirslanden, Rivella u.a. für ihre Unterstützung.

INFOS Motto: never give up! Datum: 28. August 2010 Strecke: Airolo - Gotthard (Tremola) Distanz: 25 Kilometer Höhendifferenz: 947 m Ranking: Jeder fährt so oft er kann, keine Zeitmessung, keine Rangliste. Startgeld: Einzelfahrer: Fr. 5000.– Team à vier Personen: Fr. 10 000.–

Anmeldung: E-Mail: [email protected] Telefon: 031 389 93 32

Weitere Infos: www.krebsliga.ch, Rubrik «100 Jahre Krebsliga»

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Prominente fahren mit

«Unmögliches wird möglich, auch wenn es sehr anstrengend ist» Auch die Kunstturnerin Ariella Käslin, 22, Schweizer Sportlerin des Jahres 2009, fährt mit beim «race against cancer». Damit möchte sie den Kampf gegen Krebs unterstützen und Betroffenen Mut machen. Interview: Andrea Fischer

Welchen Bezug haben Sie zu Krebs? Ariella Käslin: Mein Grosi hatte Krebs. Da habe ich hautnah miterlebt, wie diese Krankheit einen Menschen verändern kann und wie viel Kraft es den Betroffenen und sein Umfeld kostet, damit umzugehen. Sie hat den Krebs besiegt und ist heute wieder gesund.

Fotos: Keystone, RDB/Anton J. Geisser

Welche Bedeutung haben Gotthard und Tremola für Sie? Im Geschichtsunterricht habe ich über die Mühen unserer Vorfahren gehört, eine Verbindung zwischen Nord und Süd herzustellen und darüber, wie sie mit den Naturgesetzen und -gewalten konfrontiert wurden. Sie haben diese Hindernisse besiegt. DieTremola als Verbindungsweg könnte daher symbolisch für den Weg durch die Krankheit stehen. Unmögliches wird möglich, never give up, auch wenn es sehr anstrengend ist. Was wünschen Sie sich für Menschen mit Krebs in der Schweiz? Natürlich wünsche ich mir, dass möglichst keine Menschen mehr an Krebs erkranken und dass dafür möglichst viel geforscht wird. Allen Erkrankten und ihren Angehörigen wünsche ich viel Mut und Kraft. Wen werden Sie als Fanteam mitbringen? Ich werde meine «Turnchickas» motivieren und meine besten Freunde. Mein Grosi wird mich sicher vom Lehnstuhl aus unterstützen, wie stets bei meinen Wettkämpfen.

Ariella Kaeslin ist mehrfache Schweizer Meisterin und die erste Schweizer Kunstturnerin, die eine WM-Medaille gewann. Weitere prominente Schweizer am Start zum «race against cancer» • Karin Thürig, Bronzemedaillengewinnerin Zeitfahren Olympische Spiele 2004 • Franco Marvulli, Silbermedaillengewinner Bahn Olympische Spiele 2004 • Daniela Meuli, Goldmedaillengewinnerin Snowboard Olympische Spiele 2006 • Heinz Frei, Behindertensportler des Jahres 2009 • Matthias Remund, Direktor Bundesamt für Sport • Andy Rihs, Unternehmer • Melchior Ehrler, Präsident Swiss Cycling

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Peter und der Wolf

Rocchi goes classic

Klassische Musik und bestes Kabarett spannen zusammen zugunsten krebsbetroffener Menschen: Der bekannte Kabarettist Massimo Rocchi moderiert in gewohnt humorvoller Weise die Benefizkonzertreihe «Peter und der Wolf», gespielt vom st. galler kammerensemble. Von Andrea Fischer

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er Schweizer Komiker mit italienischen Wurzeln, Massimo Rocchi, und das st. galler kammerensemble gehen gemeinsam auf Tour mit dem wunderschönen, symphonischen Märchen «Peter und der Wolf» des Russen Sergei Prokofjew. Der bedeutende Komponist hat 1936 einen modernen Klassiker für einen Erzähler und ein Orchester geschaffen. Er schrieb nicht nur die Musik, sondern auch den Text über den kleinen Peter, der bei seinem Grossvater verschiedenen Tieren begegnet und ein richtiges kleines Abenteuer erlebt. «Peter ist ein Kind, und der Wolf ist seine Angst. Beherrscht man die Angst, hat man mehr Freude am Leben», erklärt Massimo Rocchi den Bezug, den das Stück für ihn zum Thema Krebs hat. «Es geht um die Beherrschung der Angst, um besser atmen, sprechen, lachen zu können. In einem Wort: Um besser zu leben.» Peter, sein Grossvater und jedes Tier wird von einem eigenen Instrument repräsentiert. Dadurch ist das Stück nicht nur ein musikalischer Leckerbissen, sondern auch ein beliebter Einstieg in die klassische Musik für Kinder.

Massimo Rocchi Der Komiker übernimmt den Part des Erzählers in Prokofiews symphonischem Märchen.

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Neu interpretiert Mit dem Komiker Massimo Rocchi und dem st. galler kammerensemble unter der Leitung von Rudolf Lutz und der Konzertmeisterin Renate Steinmann haben sich zwei hochkarätige Parteien gefunden, um «Peter und der Wolf» gemeinsam neu zu interpretieren. Für seine liebevoll-

Fotos: Philipp Rohner, Keystone

komischen Programme hat Massimo Rocchi schon viele Preise erhalten, unter anderem den begehrten Salzburger Stier (1997), den Prix Walo (1998), den Swiss Award in der Kategorie Showbusiness (2007) oder den Schweizer Kabarettpreis «Cornichon» (2008). Auch das st. galler kammerensemble hat sich über viele Jahre einen Namen gemacht mit ungewöhnlichen Inszenierungen, wie beispielsweise Sandor Veress’ Zyklus über Bilder von Paul Klee im Herbst 2007 oder mit Auftritten in der Veranstaltungsreihe «Wort und Klang» der Privatbank Wegelin & Co.. Für seine Leistungen erhielt der langjährige Leiter Professor Rudolf Lutz 2006 den Kulturpreis des Kantons St. Gallens. Die Zusammenarbeit mit ihm passt für Rocchi wunderbar zum Stück: «Das Orchester ist die Seele, der Wolf die Angst, und ich bin ein Peter, der in den Wald des Lebens läuft. Eine spannende Erzählung für alle, die grosse oder kleine, junge oder alte Kinder geblieben sind.» «Peter und der Wolf» geht ab September auf Schweizer Tournee. Dank grosszügiger Unterstützung des internationalen Fussballverbandes FIFA, der Anna Lisa Stiftung in Vaduz, der Privatbank Wegelin & Co., Roche, der Valiant und der Luzerner Kantonalbank gehen sämtliche Einnahmen aus dem Ticketverkauf an die Krebsliga.

XXXXXXXXXXXXXX Kursaal Bern Die Plattform zur Gründung der Patienten-Koaltion

Die erste Patienten-Koalition der Schweiz Eine Patienten-Koalition für die Schweiz

Patienten bestimmen mit Patienten bestimmen mit Patientinnen und Patienten sind die Experten in ihrer Krankheit. Abund demPatienten 29. Mai 2010 bringen sie diese Patientinnen sind Experten ihrer Krankheit. Erfahrung in der ersten Patienten-Koalition auch auf Ab dem 29. Mai 2010 bringen sie diese Erfahrung dank politischer Ebene ein. einer Patienten-Koalition auch auf politischer Ebene ein.

KONZERTE

Von Andrea Fischer

Sa, 04.09. Sa, 18.09. Do, 23.09. Fr, 24.09. So, 03.10.

Immer mehr Menschen mit Krebs leben immer länger. Umso wichtiger ist es, ist es, dass dass sie sie Behandlung Behandlung undund Alltag Alltag möglichst möglichst patientengerecht patientengerecht gestalten. gestalten Doch was können. heisst das? Doch Und was welche heisstEntscheidungen das? Und welche müssen Entscheidungen Gesellschaft und Gesundheitswesen müssen Gesellschaftdafür und fällen? Gesundheitswesen Niemand kann dafür diese fällen? Fragen Niemand besser kann beantdiese worten Fragen als diebesser Betroffenen beantworten selbst. als Es liegt die Betroffenen auf der Hand, selbst. dass sie dort mitreden, Am woSolidaritätstag diese Entscheidungen vom 29. Mai gefällt 2010 werden. schafft die Krebsliga im Kursaal Bern Am die Solidaritätstag Plattform für die vomGründung 29. Mai 2010 einer schafft Patienten-Koalition die Krebsliga daher in derim Schweiz. Kursaal Bern Damit dieunterstützt Plattform für sie die die Gründung Bildung einer der starken ersten Patienten-Koalition politischen Kraft, der dankSchweiz. der Betroffene Damit unterstützt in gesundheitspolitischen sie die Bildung einer Fragen starken mitreden politischen können. Kraft, Pate gestanden die mitreden für kann dieseund Ideesoll, hat die wenn europäische es um ihrePatienten-Koalition Interessen geht. Pate «European gestanden Cancer für diese Patient Idee ist Coalition» die europäische (www.ecpc-online.org). Patienten-Koalition «European Cancer Patient Coalition» (www.ecpc-online.org). Möchten auch Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrung einbringen zugunsten anderer MöchtenMenschen auch Sie Ihr mitWissen Krebs?und Mehr Ihre Informationen/Anmeldung Erfahrung einbringen zugunsten unter anderer www.krebsliga.ch Menschen >mit 100Krebs? Jahre Mehr Krebsliga Informationen/Anmeldung > Projekte > Patienten- unter www.krebsliga.ch Koalition. Oder per»Mail: > «100 [email protected] Jahre Krebsliga» > Projekte oder Tel. > Patienten031 389 93 27.

Theater Basel (Premiere) Kultur-Casino Bern KKL Luzern Casino Lausanne Tonhalle St. Gallen

Die diversen Konzertdaten und -orte finden Sie auch unter www.krebsliga.ch in der Rubrik «100 Jahre Krebsliga» (Massimo Rocchi spielt «Peter und der Wolf»). Tickets erhalten Sie an allenTicketcorner-Vorverkaufsstellen, unter der Ticketcorner-Hotline 0900 800 800 (CHF 1.19/Min.) sowie auf www.ticketcorner.com.

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Prävention

Krebs vorbeugen und früh erkennen

Prävention senkt das Risiko einer Krebserkrankung. Und Früherkennung kann Leben retten. Anerkannte Krebsspezialisten sagen, worauf man achten muss.

Brustkrebs

Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krebserkrankung. Da diese Tumorart von den eigenen weiblichen Hormonen beeinflusst wird, können Frauen relativ wenig zur PrävenDr. med. Barbara tion tun. Dank FrühBolliger erkennung kann eine Fachärztin FMH sanftere Therapie für Onkologie und angewandt werden. Hämatologie am Tumor- und Brust- Wenn ein Brustkrebs in einem frühen Stazentrum Zetup, St. Gallen. dium erkannt wird, sind die Überlebenschancen grösser. Zur Früherkennung eignet sich die Mammografie-Untersuchung. Einige Kantone in der Schweiz bieten qualitätskontrollierte Früherkennungs-Programme für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren an. Tumore, die in der Mammografie entdeckt werden, sind oft kleiner als jene, die eine Frau selber spürt.

«Nutzen von Zusatzhormonen abwägen» Welches sind die Risikofaktoren für Brustkrebs? Dr. med. Barbara Bolliger: Brustkrebs hängt mit weiblichen Hormonen zusammen. Eine frühe Menarche (Zeitpunkt der ersten Menstruation) und eine späte Menopause (letzte Menstruation) erhöhen das Risiko. Eine äussere Hormonzufuhr wie hoch dosierte Fertilitäts- und Hormontherapien können das Krebsrisiko beeinflussen. Auch Alkohol und Übergewicht nach der Menopause können sich ungünstig auswirken. Die familiäre Vorbelastung spielt ebenfalls eine Rolle. Können Frauen etwas tun, um ihr Brustkrebsrisiko zu senken? Frauen können auf das Gewicht achten, Alkohol meiden, sich regelmässig bewegen und gesund ernähren. Die Erfahrung zeigt, dass sich eine frühe Erst-Schwangerschaft und Stillen günstig auswirken kann. Was empfehlen Sie den Frauen? Sie sollen aufmerksam auf ihren Körper

Foto: istockphoto

GESUND ERNÄHREN Eine ausgewogene Ernährung kann die Gesundheit nachhaltig stärken: Fünf Portionen Gemüse und Früchte (www.5amtag.ch) und Vollkornprodukte sind die Basis einer gesunden Ernährung. Milchprodukte, mageres Fleisch, Fisch und pflanzliche Öle können täglich massvoll gegessen werden. Rotes Fleisch, Wurstwaren, Salz und Alkohol sollten hingegen sparsam genossen werden – sie können das Krebsrisiko erhöhen.

achten. Studien haben gezeigt, dass in Kantonen ohne systematische Früherkennungsprogramme achtzig Prozent der betroffenen Frauen einen Knoten bei der Selbstuntersuchung nicht finden, sondern per Zufall entdecken. Ausgeglichene Ernährung, Normalgewicht und regelmässige, tägliche Bewegung sowie eine Mammografie ab 50 sind weitere sinnvolle Massnahmen. Brustkrebskampagne 2010: • Ab Mai: Strickaktion für eine rosa Riesenschleife • 1. Oktober: Auftakt InfoMonat Brustkrebs 2010, Waisenhausplatz Bern • 13. November: Bo Katzman Charity Konzert, Kongresshaus Zürich Informationen: www.krebsliga.ch/ brustkrebs

Darmkrebs

Jährlich erkranken in der Schweiz rund 4000 Menschen an Darmkrebs,1600sterben daran. Der Krebs entsteht schleichend und ohne Schmerzen. Schätzungen zufolge dauert es meistens Dr. med. Philipp rund zehn Jahre, bis Bertschinger aus einer anfangs Facharzt für harmlosen SchleimGastroenterologie hautwucherung (PoGastroZentrum Hirslanden Zürich. lyp) ein bösartiger Tumor entsteht. Bei Darmkrebs treten Symptome erst in fortgeschrittenem Tumorstadium auf. Werden bei einer Darmspiegelung (Ko- > 100 Jahre Krebsliga | SPEZIAL | 25

loskopie) Polypen festgestellt (Vorstadien von Darmkrebs), so können diese in der Regel während der Untersuchung entfernt werden. Je nach Situation müssen dann in gewissen Abständen endoskopische Nachkontrollen erfolgen. Ziel dieser Untersuchungen ist, dass sich ein Darmkrebs nicht entwickeln kann.

«Darmkrebs entwickelt sich schleichend» Wer ist gefährdet, an Darmkrebs zu erkranken? Dr. med. Philipp Bertschinger: Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter. Auch jüngere Menschen haben ein erhöhtes Risiko, wenn Eltern oder Geschwister an Darmkrebs erkrankt sind, wenn sie früher Darmpolypen entfernen lassen mussten oder wenn sie an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen leiden. Kann man Darmkrebs vorbeugen? Eine gesunde Ernährung mit Gemüse, Früchten und viel Nahrungsfasern sowie Kalzium und regelmässige sportliche Aktivität können vor der Entwicklung eines Darmkrebses schützen. Wichtig ist auch die Früherkennung: Regelmässige StuhluntersuchungenaufBlutabdem50.Lebensjahr können Darmkrebs erkennen, auch wenn keine Symptome feststellbar sind. Zunehmend wichtiger wird die Darmspiegelung (Koloskopie) als vorbeugende Massnahme.

Foto: Getty Images

Welche Symptome deuten auf eine Darmkrebserkrankung hin? Blut im Stuhl, Änderung der Stuhlgewohnheiten, insbesondere der Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung, länger bestehende Bauchschmerzen, Müdigkeit und Gewichtsverlust sind Symptome, die auf Dickdarmkrebs hinweisen können. Symptome treten häufig erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Wer solche Symptome feststellt, soll sich umgehend beim Hausarzt über eine Koloskopie beraten lassen. Infos: Ein begehbares Darmmodell zeigt die Stufen der Entwicklung von Darmkrebs. Infos unter www.darmkrebs-nie.ch.

Hautkrebs Verglichen mit anderen Krebsarten kommt der schwarze Hautkrebs, das Melanom, überdurchschnittlich oft bei jungenMenschenvor. Ausserdem steigt das Risiko deutlich, wenn Dr.med. Andreas wiederholte SonnenW. Arnold brände im KindesOberarzt FMH für und Jugendalter aufDermatologie und getreten sind. Mit Venerologie an der konsequentemSchutz Universitätsklinik vor UV-Strahlung Basel. lässt sich der Risikofaktor «Sonnenbelastung» verringern. Kinder und Erwachsene sollten sich mehrheitlich im Schatten aufhalten, besonders in der strahlungsintensiven Zeit von 11 bis 15 Uhr. In der Sonne schützen Sonnenhut, Textilien und Sonnenschutzmittel.

«Sonnenbrand in der Kindheit vermeiden» Hautkrebs ist die einzige Krebsart, die man von blossem Auge sehen kann. Wie sieht das konkret aus? Dr.med. Andreas W. Arnold: Sobald sich ein bestehendes oder neu aufgetretenes Muttermal in Form, Farbe oder Grösse

verändert, oder wenn es juckt oder blutet, sollte es umgehend einem Dermatologen gezeigt werden. Ungefähr ein Drittel aller Melanome entstehen aus einem bestehenden Pigmentmal. Wer ist besonders gefährdet, an einem Melanom zu erkranken? Personen mit heller Haut (Hauttyp 1 oder 2) tragen ein höheres Melanomrisiko. Risikopersonen sind auch Menschen mit mehr als fünfzig Pigmentmalen oder mit einer Melanomerkrankung in der Familie. Es ist wichtig, seinen Hauttyp zu kennen. Die meisten schätzen sich als zu dunkel ein. Was kann man zur Vorbeugung tun? Besonders in der Kindheit und auch später gilt, sich konsequent vor der Sonne zu schützen und jeden Sonnenbrand zu vermeiden. Zudem sollte man die Haut regelmässig kontrollieren und auf Veränderungen untersuchen. Melanome haben, wenn sie frühzeitig erkannt und behandelt werden, eine gute Heilungschance. Im Zweifelsfall lieber einmal zu früh zum Dermatologen gehen als zu spät! Hautkrebstag: Am 10. Mai 2010 untersuchen Dermatologen in der ganzen Schweiz kostenlos auffällige Pigmentmale. Infos unter www.hautkrebstag.ch

GEFAHR «BLAUER DUNST» Jeder fünfte aller Krebstodesfälle eines Jahres gehen auf das Konto von Lungenkrebs. Davon werden neunzig Prozent der Fälle bei Männern und achtzig Prozent bei Frauen durch Rauchen verursacht. Wer nie zu rauchen beginnt, hat ein tiefes Lungenkrebsrisiko. Wer aufhört zu rauchen, kann das Risiko eines Lungenkrebses senken. Die Rauchstopplinie (Tel.: 0848 000 181) bietet Informationen und ausführliche Beratungsgespräche an: Wie bereite ich mich auf den Rauchstopp vor? Wie lege ich meine Rauchgewohnheiten ab? Weitere Infos rund ums Thema unter www.krebsliga.ch > Prävention > Risikofaktoren > Tabak.

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Die Krankheit hat Marie-Claude Bourgeois und ihre Tochter Camille noch näher zusammengebracht

«Meine Tochter gab mir Kraft»

Die Diagnose Krebs bedeutet für jeden Betroffenen einen Schock, verbunden mit Todesängsten und Hoffnungslosigkeit. Marie-Claude Bourgeois aus Martigny wurde gleich zweimal mit der heimtückischen Krankheit konfrontiert. Dank ihrer positiven Lebenseinstellung und der engen Beziehung zu Tochter Camille geht es ihr heute wieder sehr gut. 28 | SPEZIAL | 100 Jahre Krebsliga

Von Nathalie Zeindler

Fotos: Thomas Andenmatten

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as inmitten von Rebbergen und Obstbäumen gelegene Städtchen Martigny ist bekannt für gute Weine und edle Gastronomie. Marie-Claude Bourgeois lässt sich denn auch gern kulinarisch verwöhnen und trifft sich oft mit Freunden zum Essen oder zu einem „Ballon“ in einem der zahlreichen Restaurants. Das war nicht immer so. Noch vor wenigen Jahren kämpfte sie gegen die heimtückische Krankheit Krebs. Und um ihr Leben. Im Alter von 25 Jahren erkrankte sie erstmals an Gebärmutterhalskrebs, einer Krebsart, für deren Entstehung das humane Papillomavirus (HPV) verantwortlich gemacht wird. Das Risiko einer Ansteckung beginnt mit dem allerersten geschlechtlichen Kontakt und bleibt während des gesamten Lebensabschnitts, in dem eine Frau sexuell aktiv ist, bestehen. «Mein Gynäkologe stellte die niederschmetternde Diagnose im Rahmen einer jährlichen Routinekontrolle und empfahl mir eine sofortige Operation.» Der Eingriff verlief positiv. Und eine Chemotherapie blieb Marie-Claude Bourgeois glücklicherweise erspart, doch sie wurde immer wieder mit heftigen Angstgefühlen konfrontiert: «Ein Patentrezept für das richtige Verhalten, den richtigen Umgang mit einer solchen Hiobsbotschaft gibt es nicht. Ich habe den Krebs damals auch deshalb als bedrohliche Situation empfunden, weil ich fürchtete, dadurch keine Kinder bekommen zu können.» Die Angst erwies sich als unbegründet. Sechs Jahre nach ihrer Erkrankung brachte Marie-Claude Bourgeois eine Tochter zur Welt. Doch als das Mädchen zwei Jahre alt war, drohte ein weiterer Schicksalsschlag das Familienglück zu zerstören. Die Mutter spürte einen unangenehmen Kloss im Hals und konsultierte den Arzt. Die erneute, niederschmetternde Diagnose: Einen bösartigen Knoten am linken Schilddrüsenlappen. Nach zahlreichen Analysen war klar, dass nur eine sofortige Operation helfen konnte. «Plötzlich rückte der Tod in noch greifbarere Nähe», blickt Marie-Claude Bourgeois zurück. Doch sie wollte leben, vor allem auch wegen ihrer kleinen Tochter. Zum unabwendbaren Schicksal und den unzähligen Stunden qualvollen Wartens bis zur endgültigen Diagnose kamen auch Einsamkeit und ein Gefühl der Ohnmacht hinzu. «Ausser mit engen Familienmitgliedern sprach ich mit niemandem über meine Sorgen, denn das Wort Krebs war in meinem näheren Umfeld nahezu ein Fremdwort. Ich zog mich immer mehr zurück, da ich mich insgeheim vor unvorhersehbaren Reaktionen fürchtete. In unserer leistungsorientierten Gesellschaft bleibt nur wenig Platz für > 100 Jahre Krebsliga | SPEZIAL | 29

«Ich bewundere meine Mutter, weil sie dem Leben so optimistisch gegenübersteht» Gefühlsäusserungen», sagt sie heute rückblickend, fügt aber hinzu: «Eine Krankheit kann einem Patienten aber auch erlauben, seine Emotionen endlich bewusst wahrzunehmen und auszudrücken.» Wichtig in dieser schweren Zeit war für sie ihre Arbeit als Personalberaterin und die unbürokratische und schnelle Beratung und Hilfe der Krebsliga Wallis. «Das hat sehr stark zu meinem inneren Gleichgewicht beigetragen.» Die notwendige Kraft gegeben hat ihr vor allem aber die enge Beziehung zu Camille. «Meine Tochter hat schon früh Fragen zu meiner Krankheit gestellt, und wir haben immer wieder intensive und lange Gespräche geführt. Das hat uns noch näher gebracht und geholfen, uns zu verstehen und einander zu vertrauen.» Camille, die 30 | SPEZIAL | 100 Jahre Krebsliga

inzwischen 18 Jahre alt ist und eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolviert: «Ich bewundere meine Mutter, weil sie dem Leben so optimistisch gegenübersteht. Mir ist bewusst, dass man an Krebs sterben kann, aber gleichzeitig zeigt das Beispiel meiner Mutter auch, dass durchaus die Möglichkeit besteht, wieder gesund zu werden.» Heute hat Marie-Claude Bourgeois den Krebs weitgehend überwunden und kann ihre Krankheit aus Distanz betrachten. So hat sie nach anfänglichem Zögern im eindrücklichen Dokumentarfilm der Krebsliga Wallis «So ist das Leben - Krebs: Von der Angst zur Hoffnung» mitgemacht und gemeinsam mit anderen Betroffenen offen über ihre Krankheit gesprochen. Doch trotz stabilem Gesundheitszustand ist sie auf die lebenslange Einnahme von Medikamenten und regelmässige ärztliche Kontrollen

«Ich wollte leben, vor allem auch wegen meinerTochter»

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KANTONALE LIGEN Die Kantonalen Krebsligen haben eine wichtige Funktion innerhalb der Krebsliga. Sie unterstützen und beraten Betroffene und Angehörige kompetent und kostenlos direkt vor Ort. Eine Krebserkrankung ist eine grosse Belastung für Betroffene und ihre Angehörigen. Zu den medizinischen Fragen kommen meist finanzielle und organisatorische hinzu. Wer kümmert sich um die Kinder, wenn die Mutter ins Spital muss? Woher kommt das Geld, wenn der Vater nicht mehr arbeiten kann? Wer hilft beim Ausfüllen der Sozialversicherungsformulare? Wer zahlt einen Haarersatz oder weiss Bescheid über Patientenrechte? Für solche Fragen und Sorgen gibt es die Kantonalen Krebsligen. Sie begleiten, beraten und unterstützen Betroffene persönlich und kostenlos. Sie helfen bei der Neuorganisation der sozialen und finanziellen Situation, vermitteln Kontakte zu weiteren Institutionen wie zum Beispiel der Spitex und unterstützen Bedürftige auch finanziell. Des Weiteren organisieren sie Gruppentreffen und Kurse, in denen die Betroffenen über ihre Ängste und Erfahrungen reden und den Umgang mit der Krankheit lernen können. Die Kantonale Liga in Ihrem Kanton finden Sie unter www.krebsliga.ch oder über die Tel. 031 389 91 00.

angewiesen. Da sie aber zu den disziplinierten und verantwortungsbewussten Menschen gehört, fällt ihr das nicht schwer. Im Gegensatz zu früher achtet sie jedoch heute mehr auf eine ausgewogene Ernährung und genügend Schlaf. Sie liest Bücher und praktiziert Yoga, um mit Seele und Körper in Einklang zu leben. Dazu kommen lange Spaziergänge in der freien Natur. Marie-Claude Bourgeois will sich nicht an der Vergangenheit festklammern, sondern positiv in die Zukunft blicken. «Dies ist nur möglich, da ich gelernt habe, meine Gefühle wahrzunehmen und zu akzeptieren.» Mütterlicherseits sind in ihrer Familie bereits mehrere Verwandte an Krebs erkrankt, doch sie hofft, dass sie nun die Letzte war, die von dieser heimtückischen Krankheit heimgesucht wurde. Die heute 49-jährige Walliserin glaubt denn auch fest daran, dass die Forschung im Kampf gegen den Krebs weitere Fortschritte erzielen wird und immer mehr Menschen geheilt werden können: «Wer kämpft, kann verlieren», sagt sie, «doch wer nicht kämpft, hat schon verloren».

Kampf gegen Krebs Spenden an die «Krebsforschung Schweiz» werden ausschliesslich für die Forschung verwendet.

Krebs besser verstehen und behandeln

10 Millionen Franken für die Krebsforschung Die Krebsliga und ihre Partnerorganisation, die Stiftung «Krebsforschung Schweiz», unterstützen die Krebsforschung mit mehr als zehn Millionen Franken pro Jahr. Von Andrea Fischer

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issenschaftler in Laboratorien, Spitälern, Forschungsinstitutionen und privaten Firmen versuchen zu verstehen, warum Krebs entsteht, wie man ihm vorbeugen, ihn diagnostizieren und behandeln kann. Und wie Betroffene besser mit ihrer Krankheit leben können. Diese onkologische Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten grosse Fortschritte erzielt, auch in der Schweiz. Nicht zuletzt dank der Krebsliga. Die Förderung der patientennahen, industrieunabhängigen Krebsforschung ist eine ihrer zentralen Aufgaben. Etwa fünfzehn Prozent ihrer Mittel fliessen in solche Projekte. Spenden an die Stiftung «Krebsforschung Schweiz» werden ausschliesslich für die Forschung verwendet. Damit das Geld auch am richtigen Ort ankommt, müssen interessierte Forschende ein ausführliches Gesuch einreichen. Dieses wird in mehreren Schritten sorgfältig begutachtet. Nur wenn es den strengen Anforderungen der Wissenschaftlichen Kommission, unabhängiger Experten und dem Stiftungsrat entspricht, wird es unterstützt. Ein wichtiges Kriterium dabei ist der konkrete Nutzen für Betroffene. Die einzelnen Arbeiten mögen dabei oft unspektakulär erscheinen, doch wie Puzzle-Steine liefert jede Studie einen weiteren Beitrag im Kampf gegen Krebs.

Foto: istockphoto/Sven Hoppe

Beispiele aus der aktuellen Forschung • Komplizen im Reagenzglas Labortests zeigen, welcheTherapien am wirkungsvollsten sind. • Kinder sollen sich gesund entwickeln können – trotz Krebs Wie Ärzte, Pflegende und Eltern helfen können. • Dem Wunder nachhelfen So lernt das Immunsystem, Krebszellen anzugreifen. • Bessere Lebensqualität nach der Darmkrebs-Operation Welche Operationsmethoden die besten Resultate zeigen. Mehr Infos auf www.krebsliga.ch 32 | SPEZIAL | 100 Jahre Krebsliga

EINE NUMMER FÜR ALLE FÄLLE Unter 0800 11 88 11 geben sechs Fachberatende Antworten zu allen Aspekten rund um Krebs – und hören einfühlsam zu. Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr informieren sie über Prävention, Diagnostik, Therapie, Nebenwirkungen, Komplementärmedizin, Palliative Care oder Forschung und vermitteln Kontakte zu Spitex-Diensten, psychosozialen Zentren, Selbsthilfegruppen und vor allem zu den kantonalen Krebsligen. Dort erhalten krebsbetroffene Menschen eine längerfristige Begleitung und Beratung (siehe auch Seite 31). Alle Anfragen werden vertraulich behandelt. Wer möchte, kann anonym bleiben, sich zurückrufen lassen oder eine schriftliche Antwort bekommen über [email protected]. Auf www.krebsforum.ch können sich Betroffene austauschen.

Bestrahlung um 1910 Die Radiotherapie steckte noch in den Kinderschuhen.

Die Geschichte der Krebsliga Schweiz

Hundert Jahre Krebsbekämpfung Von der Röntgenbestrahlung zur modernen Chemotherapie. Zum 100-Jahr-Jubiläum gibt die Krebsliga Schweiz ein spannendes Fachbuch heraus, illustriert mit zahlreichen historischen Bildern und Dokumenten. Von Andrea Fischer

U

m die Jahrhundertwende standen Forschung und Medizin dem Krebs noch praktisch machtlos gegenüber. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts gelangen grössere Fortschritte, und die Krankheit konnte immer besser behandelt werden. Zum 100-Jahr-Jubiläum der Krebsliga hat der Historiker Daniel Kauz dieses Jahrhundert der Entwicklungen, Irrungen, Wirrungen, Errungenschaften und Rückschläge zu einem spannenden Fachbuch verwoben, illustriert mit zahlreichen histori-

schen Bildern und Dokumenten. War es der saure Wein, der den Ostschweizern häufiger Magenkrebs bescherte als den Bewohnern der lateinischen Schweiz? Und warum waren die reicheren Zürcher anfälliger für Tumore als die ärmeren?* So bizarr diese und viele weitere Fragen aus heutiger Sicht erscheinen mögen, so klar zeigen sie die Hilflosigkeit anbetracht des so schwer fassbaren Phänomens Krebs, mit dem Forscher und Mediziner im letzten Jahrhundert konfrontiert waren. Tabu «Krebs» Erst Ende des 19. Jahrhunderts gelang es der Medizin langsam, den Infektionskrankheiten Herr zu werden. Damit wurde der Weg geebnet für die Bekämpfung einer Krankheit, die bis dahin als unheilbar gegolten hatte: Krebs. Anfänglich setzten Mediziner ganz auf die damals noch sehr risikoreiche Chirurgie. Jahrzehnte später erkannte man die krebsbekämpfende Behandlung mit Röntgen- und Radiumstrahlen, die allerdings sehr teuer war. Ab den 50er Jahren kam die Chemotherapie hinzu. Damit war das Dreierteam der modernen Krebsbehandlung komplett, auch wenn die grossen Durchbrüche noch auf sich warten liessen. Dass die Krebsmedizin nur ein Pfeiler der Krebsbekämpfung ist, hatten schon jene wenigen Ärzte erkannt, die 1910 die «Schweizerische Vereinigung für Krebsbekämpfung», die heutige Krebsliga Schweiz, ins Leben riefen. Nebst Forschung, Behandlung und Früherkennung gehörten in den folgenden Jahrzehnten denn auch Vorbeugung und Aufklärung zu ihren erklärten Zielen. In den 50er Jahren wurden die ersten kantonalen Ligen gegründet und unterstützten fortan krebsbetroffene Menschen zusätzlich zur eigentlichen Therapie auch psychologisch, organisatorisch und finanziell. Dank Kampagnen, Ausstellungen, Filmen, Broschüren, Radio- und TVSpots gelang es, das Tabu «Krebs» zu entschärfen. Die Krankheit, die zum grossen Leid Betroffener so lange verschwiegen und versteckt wurde, ist ein Thema geworden, das alle etwas angeht. * Die erste Aussage hat sich nicht bewahrheitet, und die zweite ist damit zu erklären, dass wohlhabende Menschen älter wurden und dadurch ein höheres Krebsrisiko hatten.

Foto: Krebsliga Schweiz

HISTORISCHES FACHBUCH «Vom Tabu zum Thema? 100 Jahre Krebsbekämpfung in der Schweiz 1910 – 2010»

Das Jubiläumsbuch von Daniel Kauz zur Geschichte der Krebsliga Schweiz erscheint im November 2010 beim Schwabe Verlag Basel. Ca. 240 Seiten mit 140 Farbabbildungen, gebunden; Fr. 58.–. Vorbestellungen bei der Krebsliga Schweiz unter [email protected] oder Tel. 031 389 93 31.

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Ein kleines Wort mit grosser Wirkung

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Herzlichen Dank, Ihre

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Schicken Sie einfach ein SMS an die Nummer 339 mit dem Wort «Krebsliga» und – nach Leerschlag – dem Betrag in Franken (Beispiel: Krebsliga 50).

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30 - 4843 - 9

Foto: RDB/SI/Kurt Reichenbach

Botschafterin Krebsliga Schweiz

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Beatrice Tschanz

Mit fünf Buchstaben kann man die Welt nicht verändern. Und doch hat es das kleine Wort in sich und kann mehr bewirken als ein Dutzend lange Sätze. Es kann von Höflichkeit bis Glücksgefühl alles bedeuten. Wir haben es als Kind gelernt und lernen müssen, und es fiel einem nicht immer leicht. «Wie säit mer?» insistierte die Mutter, egal ob es sich um ein Butterbrot oder um Tante Hedis scheussliches Pyjama zum Geburtstag handelte. Danke sagen will gelernt sein, und wehe, wenn einem das Wort einfach nicht über die Lippen kommen wollte. Da konnte sich die Stimmung blitzartig verändern, es konnte Konsequenzen haben, es konnte richtig ungemütlich werden. Irgendwann einmal hat man begriffen, dass das kleine Wort «Danke» eine grosse Wirkung hat… Heute hat man zuweilen den Eindruck, Danke sagen sei vorbei, uncool und überflüssig. Vor allem im Berufsleben ist es fast aus dem Vokabular verschwunden. Und gerade im hektischen Alltag wäre es so wertvoll und motivierend. Wann hat sich Ihr Chef oder Ihre Chefin das letzte Mal bei Ihnen bedankt und damit Wertschätzung gezeigt für einen Sondereinsatz, eine tolle Leistung, eine unerwartete Hilfe, oder einfach nur eine Handreichung im richtigen Moment? Herrscht Funkstille, möchte man manchmal Mutter spielen und fragen: Wie sagt man??? Wenn alles rund läuft, ist für das kleine Wort selten Platz. In schwierigen Situationen sieht es ganz anders aus. Da werden aus den fünf Buchstaben ein Anliegen, und Danke sagen geht über in die Steigerungsform von Dankbarkeit empfinden. Ich durfte das im Leben mehrfach erleben, und es bedeutete immer ein Glücksgefühl. Ganz besonders Patienten mit ihren feinen Sensoren beschenken einen mit ihrem Dank. Sie nehmen nichts als selbstverständlich, sie können einen spüren lassen, dass die Zuwendung, die Pflege, die Unterstützung und die Solidarität für sie wichtig ist, ihnen hilft und ihnen viel bedeutet. Bei der Krebsliga, wo viele Menschen sich tagtäglich für Patienten und ihre Angehörigen einsetzen, wo Hilfe angeboten und angenommen wird, erfahren wir viel Dank und Dankbarkeit. Und jetzt ist es an uns, von Herzen Danke zu sagen! Danke für das Vertrauen, Danke für die Unterstützung, Danke für jeden Spendenfranken. Ihre Unterstützung ermöglicht es erst, all das zu tun, was immer wichtiger wird: Betroffenen und Angehörigen in einer schwierigen Situation mit Rat und Tat beizustehen und die Krebsforschung wirkungsvoll zu fördern. Wir werden im Jubiläumsjahr bei allen Aktivitäten das kleine Wort mit der grossen Wirkung nicht vergessen.