Sommer Das Magazin der Senioreneinrichtungen Wesel-Emmerich-Rees. 20 Jahre Kunstausstellungen im Nikolaus-Stift Wesel

Sommer 2016 wir Das Magazin der Senioreneinrichtungen Wesel-Emmerich-Rees 20 Jahre Kunstausstellungen im Nikolaus-Stift Wesel wir Inhalt Liebe B...
Author: Bernd Grosser
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Sommer 2016

wir Das Magazin der Senioreneinrichtungen Wesel-Emmerich-Rees

20 Jahre Kunstausstellungen im Nikolaus-Stift Wesel

wir

Inhalt

Liebe Bewohnerinnen und Bewohner, liebe Leserinnen und Leser, wo ist nur die Zeit geblieben? Sicherlich haben sich viele von Ihnen diese Frage immer wieder mal gestellt. Oft sind es die Lebensabschnitte, die uns in Erinnerung schwelgen lassen: Die Kinder, die zum ersten Mal den Kindergarten besuchen, später die Grund- oder weiterführenden Schulen, bis eventuell das Studium anschließt, Hochzeiten und Geburten, aber auch traurige Ereignisse wie der Sterbefall eines nahen Angehörigen lassen uns immer wieder nachdenklich werden und die Frage stellen: „Wo ist nur die Zeit geblieben?“ Manchmal treffen wir auch zufällig Menschen nach langer Zeit wieder, und man fragt sich: „Wann haben wir uns eigentlich zuletzt gesehen?“ Spontan fallen einem dann Dinge aus der gemeinsamen Zeit ein und es gibt vieles zu erzählen.

Auch berufliche Ereignisse lassen uns immer wieder die Frage nach der Zeit stellen. So ist es auch dem Redaktionsteam gegangen, als es bei der Vorbereitung dieser Ausgabe feststellte, dass die Senioreneinrichtungen St. Elisabeth in Spellen und das Nikolaus-Stift in Wesel vor 20 Jahren ihren Betrieb aufgenommen haben. Dies war Grund genug, einmal zurückzuschauen und sich die Frage zu stellen: „Wo ist nur die Zeit geblieben?“

Beliebte „Alltagsmenschen“ erfreuen Besucher in Rees 10 Besuch im Bonner Haus der Geschichte

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Die Senioreneinrichtungen Nikolaus-Stift Wesel und St. Elisabeth Spellen bestehen seit 20 Jahren – ein Rückblick auf die Anfänge 17

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Impressum

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Wenn Sie die vielen Bilder betrachten und den Text lesen, wird sicherlich der eine oder andere von Ihnen sich genau diese Frage stellen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe.

Josef Reining stv. Geschäftsführer pro homine Senioreneinrichtungen

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Resümee von Marlene Lipski: 20 Jahre Ausstellungen im Nikolaus-Stift Wesel 4

Babybesuch in St. Christo­phorus: ein besonderes Projekt in Friedrichsfeld

Abbildungen Titelseite: großes Bild: Klaus Cordes, „Paul erzählt Paula eine Geschichte vom Waldmüller“, 2008 rechte Spalte, von oben: Jürgen Borchert, „Pferd vor Berg“, 1998 Dagmar Schneider-Quint, „Schlafender König“, 2003 Marlene Lipski (r.) in einer Fotoarbeit von Monika Kluza in der Ausstellung „Due(ll)tt – Mütter und Töchter“, 2008

Holzfiguren von Peter Nettesheim: Mutter mit Kind

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Marlene Lipski, hier in einer Fotoarbeit von Monika Kluza in der Ausstellung „Due(ll)tt – Mütter und Töchter“ , 2008

Abb. von links: Malerei von Michael Globisch, 2013 „Brignoles/Provence“ von Helmuth Vogel, 2000 Holzfiguren von Peter Nettesheim im Garten des Nikolaus-Stifts „Traumsequenzen“ von Reinhard Fritz, 2002

Marlene Lipskis pers önliches Resümee:

20 Jahre Ausste llungen im Nikolaus-Stift Wesel Nach 20 Jahren endet die Reihe der Kunstausstellungen im Nikolaus-Stift

„Ende Ente gut, alles gut“ Vom 25. September bis 20. Dezember 2016 zeigt das Nikolaus-Stift die letzte Ausstellung „Ende Ente gut, alles gut“ mit aktuellen Zeichnungen und Materialcollagen von Marlene Lipski. Damit endet nach 20 Jahren die Reihe der Kunstausstellungen im NikolausStift. Ziel der Reihe war es, den Bewohnern und Besuchern des Hauses sowie der interessierten Öffentlichkeit die Werke von in Deutschland lebenden profilierten und gut ausgebildeten Gegenwartskünstlern nahezubringen. 4

1996 wurde ich vom Leitungsteam des Nikolaus-Stiftes gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in den Räumen des Stiftes Ausstellungen zu organisieren, ehrenamtlich. Das wollte ich tun, aber mit der Bitte, mich um ausgebildete Berufskünstler kümmern zu dürfen. Das gab unserem Projekt einen Anspruch und machte mir besondere Freude. Josef Reining (stv. Geschäftsführer pro homine Senioreneinrichtungen) und Horst Termath (Sozialarbeiter) stimmten zu, und so startete unser Experiment. Heute lässt sich sagen: Aus dem Nikolaus-Stift wurde in 20 Jahren ein ernsthafter und anerkannter Ausstellungsort mit vielen Ausstellungen auf hohem Niveau.

Eigene Karten-Edition Für jeden Künstler, jede Künstlerin, die im Haus ausstellten, gab es einen Druckauftrag für eine hochwertige Kunstpostkarte, meist 1000 Stück. 500 Stück wurden dem Künstler als kleiner Dank des Hauses übergeben, und etwa 300 Karten, jeweils eine, lagen den Einladungen bei. Das Nikolaus-Stift ist damit das einzige mir bekannte Seniorenheim mit einer eigenen Kunstpostkarten-Edition. Zunächst kam das „Einladen“ der Künstler, das machte ich und stand dafür mit meinem guten Namen als ehemalige Galeristin und als Künstlerkollegin. Dann stimmte das Leitungsteam (meistens) zu. Hatte ich es geschafft, das Vertrauen meiner renommierten Künstlerkolleginnen

und -kollegen zu gewinnen und das des Leitungsteams dazu, stand einer Ausstellung nichts im Wege. Nicht zur Weihnachtszeit Die erste Ausstellung machte ich selbst mit meinen eigenen Arbeiten, und das war gut so, denn es war mir vorher nicht klar, dass die Vorweihnachtszeit in einem Haus voller liebevoll betreuter Senioren eine äußerst dekorationsintensive Zeit ist. Kunst, wie sie auch Kunstvereine und Museen zeigen, und gemütvolle Dekoration für die kleinen Alltagsfreuden schließen sich aus. Wir haben in der Vorweihnachtszeit keine Ausstellungen mehr gemacht und in späteren Jahren auch die Osterzeit ausgeklammert. So hatte die Kunst ihren Solo-Starauftritt. Die oft auf5

Links: Tina Hönicke, Ausschnitt aus der sechsteiligen Arbeit der Reihe TRANSPARENT, 2015 Rechts: Die inzwischen abgerissene alte Weseler Rheinbrücke (1953-2009) in einer Arbeit von Jürgen Borchert

wendigen „Hängearbeiten“ (die Bilder mussten im Speisesaal und in den Gängen an die Wände) wurden in den ersten Jahren von den Hausmeistern unterstützt, seit Beginn des 21. Jahrhunderts hängt Horst Termath zusammen mit den ausstellenden Künstlern, sehr oft aber allein die Bilder auf. Weil es sich bei unseren bildenden Künstlern um Berufskreative handelt, waren die meisten Ausstellungen sehr gut vorbereitet, manche der Künstler-Kollegen wurden aber allen Klischees, die über unsere kreative Zunft verbreitet sind, gerecht. Rührendes Interesse Die Künstlerinnen und Künstler, die sich von mir und dem Leitungsteam einladen ließen, haben ihre Ausstellungen bei uns nicht bereut. Das rührende Interesse der Hausbewohner, die vor allem den Termin des AusstellungsAufbaus wahrnahmen, um sich mit den Künstlern zu unterhalten, hat die meisten meiner Kollegen beeindruckt. Auch der sehr liebevolle Umgang der pflegenden und betreuenden Mitarbei6

ter mit den im Haus lebenden Menschen hat meine bunten Kunstkollegen sehr beeindruckt und Vorurteile gegen „Altenheime“ beseitigt. Die Eröffnung war ein kleines Fest. Sie wurde durch Musiker gestaltet, die von Horst Termath eingeladen wurden. In den letzten Jahren waren es meist Martin Raphael (Trompete) und Stefan Bur (Vibrafon), die mit ihrer Musik niveauvoll zur sonntäglichen Atmosphäre beitrugen. Ein nachmittägliches Buffet, das nicht nur allen Diäten gerecht wurde, sondern auch sehr schmackhaft war, trug zum Wohlbefinden der Ausstellungsbesucher bei. Natürlich gab es auch Sekt und Selters (und Saft) und – für mich noch wichtiger – einen ausgezeichneten Kaffee. Ohne die Mitarbeiterinnen des Hauses, die als Gastgeberinnen hinter dem Buffet agierten, und ohne das Können der hauseigenen Starköche und deren Helfer wäre das Sonntags-NachmittagsFest, zu dem unsere Eröffnungen wurden, nicht so gelungen. Die Hauptpersonen, die Künstler, durften sich

Holzfiguren von Peter Nettesheim: Er stellte bereits mehrfach hier aus. 1997, 2011 und zuletzt im Frühjahr 2016. Dazu erfreuen seine lebensgroßen Figuren im und um das Haus herum. Abbildung: Mutter mit Kind, Ateliersituation

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Rudolf Roszak, „Amerikablick“, 1999

Heidemarie Königs zeigte „Mauerschatten“ in Aquarell auf Karton, 1997.

also gefeiert fühlen. Gefeiert wurden sie auch vom Ausstellungs-Publikum, das oft über größere Entfernungen anreiste. Nach Galeristen-Rechnung kommen zehn Prozent der eingeladenen Gäste. Manchmal waren es mehr, und wenn es weniger waren, so fiel es nie auf, weil die Hausbewohner gerne ihr kleines Sonntagsfest genossen und den Speisesaal höchst angenehm füllten. Der schlimmste Vernissagen-GAU sind zu wenige Gäste. Das haben wir nie erleben müssen, den zahlreich teilnehmenden Hausbewohnern und den Betreuern sei Dank dafür. 8

Dank an die Künstler Sie, die Künstler, waren unsere besonderen Gäste. Unsere Ausstellungen waren nichtkommerzielle Ausstellungen im Sinne von Privathaus-Ausstellungen, und mein Dank, der Dank der Hausbewohner und der Dank des Leitungsteams und der Mitarbeiter ist allen Künstlergästen sicher, die sich getraut haben, an einem für Profikünstler so ungewöhnlichen Ort auszustellen. Zum Schluss möchte ich meine lieben Künstlerkollegen bitten, mir zu verzeihen, dass ich nicht einen ihrer Namen genannt habe. Es war Absicht; es sind so viele Namen und nur drei oder vier zu erwähnen wäre unfair. Es hat sehr viel mehr Freude gemacht, in einem Haus voller alter Bewohner und junger Mitarbeiter Kunst zu managen, als ich je geglaubt habe, und ich bin sehr dankbar, dass ich 20 Jahre durchgehalten habe. Wenn Horst Termath nicht die praktische Arbeit der „Ausstellungsmacherei“ übernommen hätte und wenn die Atmosphäre dieses schönen Hauses voller liebenswerter Menschen nicht so optimal gewesen wäre, wären 20 Jahre nicht zu schaffen gewesen. Vielen Dank allen.

Marlene Lipski, geb. 1947 „Die Bilder werden unruhig“, hieß die Ausstellung von Klaus Girnius, 2007

›› Studium

der Malerei und Bildhauerei an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf ›› Staatsexamen als Gymnasial­lehrerin für Kunst und Deutsch ›› 1976 bis 1984 und 1997 bis jetzt freiberufliche Künstlerin ›› 1984 bis 1993 Galerie Lipski in Wesel (neue Avantgarde) ›› 1996 bis 2016 Leiterin der Ausstellungen im Nikolaus-Stift Wesel ›› Seit 1984 lebt Marlene Lipski mit ihrer Familie in Wesel.

Heidemarie Königs, „Café de France“, 2012

Die Weseler Rheinpartie, wie Künstlerin Beate Biesemann sie sah und 2001 ausstellte

Eine Arbeit aus Barbara Grimms Ausstellung zum Thema „Farbe!“, 2012

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Beliebte „Alltagsmenschen“ „Diese Art der Kunst ist greifbar – begreifbar“: So positiv bewerten die mobilen Senioren des Agnesheims die lebensgroßen „Alltagsmenschen“. Die wohlgenährten, aus Beton gefertigten Figuren sorgen seit Wochen in Rees für regen Gesprächsstoff. Besonders die Polonaise, die Tänzer am Bürgerhaus und der Schwimmreifenmann im Froschteich haben es den Bewohnern angetan. Die Nonnen vor dem ehemaligen Krankenhaus wecken Erinnerungen – es wurde von Schwester Birgitta

Maria, Dr. Schaeling, von Geburten im Maria-Johanna-Hospital und von vielen Geschehnissen im Krankenhaus erzählt. Bei den Wäschefrauen „Am Bär“ sinnieren die Damen, wie mühselig damals ein Waschtag war. „Da wurde nicht täglich die Kleidung gewechselt, und Schürzen in Haus und Garten waren Pflicht“, berichtet Elisabeth Knist.

Rückblick mit Leichtigkeit Die Bildhauerin Christel Lechner sieht ihre Figuren als „im letzten Drittel des Lebens“ stehend: „Sie schauen zurück und tragen die Spuren ihres Lebens mit Leichtigkeit.“ Vielleicht macht gerade das sie so sympathisch und liebenswert für die Senioren. „Wir freuen uns, dass diese freundlichen Figuren bis zum 28. August in Rees zu sehen sind. Wenn sie länger oder für immer in Rees geblieben

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wären, wäre das natürlich am allerschönsten gewesen“, sagt Elsbeth Bongers augenzwinkernd. An den Preisrätseln der Stadt Rees werden die Senioren selbstverständlich gerne teilnehmen. Denn so eine tolle Figur im Innenhofgarten des Agnesheims wäre schon ein wunderbarer Gewinn. Gaby Saccaro für das Betreuungsteam

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Besuch im Bonner Haus der Geschichte

1945 70 bis 19

Leben durch Erinnerungen Die Mitarbeiter der Seniorenbetreuung in den neun Senioreneinrichtungen der pro homine wünschten sich einen Besuch im Museum „Haus der Geschichte“ in Bonn. Zusammen mit Schülern des Bildungszentrums Niederrhein in Wesel (BZNW) wurde der Wunsch in die Praxis umgesetzt. Keiner wusste so ganz genau, was da auf uns zukommen würde, nur so viel: Es geht um deutsche Geschichte. Klar war: Wir wollten das eigene geschichtliche Hintergrundwissen festigen, um die Betreuung unserer Bewohner noch weiter zu verbessern. Im Jahr 1986 begann man mit der Sammeltätigkeit für ein Museum, das 14 Jahre später 230.000 Objekte sein Eigen nannte. Jeden Monat kommen bis ca. 1000 Gegenstände dazu. Jedes Jahrzehnt ist detailgetreu mit allen wichtigen geschichtlichen Ereignissen 12

und Errungenschaften im Museum ausgestellt. So gibt es z.B. ein originalgetreues Klassenzimmer aus dem Jahr 1947. Es war 72 Quadratmeter groß, und darin unterrichtete ein Lehrer ca. 90 Schüler. „Rosinenbomber“ Zu sehen ist auch einer der sogenannten Rosinenbomber. Mit diesen Flugzeugen versorgten die Alliierten zur Zeit der Luftbrücke West-Berlin mit Lebensmitteln und anderen lebenswichtigen Gütern. Dazu gehörten ganz wesentlich Briketts als Brennmaterial. Im modischen Charme einer Eisdiele findet sich ab den 1960ern der Schlüssel zum neuen Lebensgefühl. An die Hippie-Zeit erinnert im Haus der Geschichte ein rosa VW-Bus mit Bemalung von z.B. Friedenssymbolen, leuchtenden Blumen und ähnlichen Motiven.

Besonderes Fotobuch Beim Rundgang durch die einzelnen zeitgeschichtlichen Abteilungen – vor allem die der 1950er Jahre – wurde Brigitte van Dellen, Betreuungsassistentin im Nikolaus-Stift, schnell klar: Das muss in ein Album. Sie fotografierte alle Stationen von 1945 bis 1970, um daraus ein ganz besonderes Erinnerungsbuch zu machen, das inzwischen bei den Bewohnern großen Anklang findet. Weitere Mitarbeitergruppen werden das Museum in Bonn besuchen. Bei der Rückkehr gibt es dann neue Fotos, die das Album weiter wachsen lassen werden. Melanie Janßen, Nikolaus-Stift

13 Wochen alt und schon ein „Star“ Besonderes Projekt in Friedrichsfeld: Baby Luise weckt viele Erinnerungen

„Hallo Luise, hallo Luise, wir winken dir zu. Hallo Luise, hallo Luise, erst ich und dann du.“

Montags ist ein ganz besonderer Tag in der Senioreneinrichtung St. Christophorus. Besuch hat sich angekündigt, Besuch der ganz besonderen Art. Alle freuen sich auf das Ereignis: Heute kommt Luise wieder zu uns! Luise ist gerade einmal 13 Wochen alt und damit bestimmt die jüngste „Ehren­amtliche“ aller Zeiten. Wenn Luise strahlt, strahlen die Bewohnerinnen der Einrichtung in Voerde-Friedrichsfeld gleich mit. 14

Acht Seniorinnen schauen gespannt auf das kleine Wesen, das angelehnt an seiner Mutter Verena auf einer Decke im Betreuungsraum sitzt. „Guck mal, wie Luise strampelt“, „Sie streckt ja schon die Ärmchen aus“, „Wie süß!“ Den Bewohnerinnen geht das Herz auf, und ein Lächeln zaubert sich auf ihre

Gesichter. Es werden leise alte Lieder angestimmt und Kinderreime gesprochen, es kommen viele Erinnerungen wieder zum Vorschein, an die eigene Kindheit, an die eigenen Kinder, Enkel und Urenkel. Viele Gefühle werden geweckt und glückliche Momente erinnert, aber auch traurige Gefühle kommen auf.

Projekt B.A.S.E. Der Name des Projekts ist B.A.S.E. und steht für „Baby-Beobachtung im Kindergarten und in der Schule gegen Aggression und Angst zur Förderung von Sensitivität und Empathie“. Es wurde vom Münchner Bindungsforscher PD Dr. med. Karl Heinz Brisch an der Kinderklinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München entwickelt. Inzwischen hält B.A.S.E. auch Einzug in Senioreneinrichtungen.

Frau S. erinnert sich, dass ihre Kinder leider nicht so viel Zuwendung bekommen haben. Es war Krieg und es ging ums blanke Überleben. Aber schnell wechselt die Stimmung wieder. Es geht lebhaft zu, Luise gluckst lustig vor sich hin, und alle lachen.

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Projekt B.A.S.E.

Wie kam es zu diesen Besuchen der kleinen Luise? Pastor Wilhelm Schoelen war bis zu seinem Ruhestand viele Jahre in der Friedrichsfelder Gemeinde tätig und hat enge Beziehungen zu St. Christophorus geknüpft. Von dem Dipl.Theologen Christoph Moormann, mit dem er gut bekannt ist, hat er von dem Projekt „Babybeobachtung“ erfahren. Schnell war seine Neugierde geweckt, zumal er im Freundeskreis eine junge Mutter hat, die dem Projekt offen gegenüber steht. Eine besondere Beziehung zu Friedrichsfeld hat Christoph Moormann. Der Dipl.-Theologe war von 2005 bis 2011 in der katholischen Kirchengemeinde St. Elisabeth tätig und arbeitet heute als Schulseelsorger in Ibbenbüren. Er ist – wie auch Wilhelm Schoe­ len – ausgebildeter B.A.S.E.-Trainer und erklärt zum Projekt: „Wenn das Baby ein Jahr lang in die Einrichtung kommt, bekommen die beteiligten Senioren die Entwicklung des Kindes mit.“ Das wirke sich kognitiv und emotional positiv aus. 16

Eine tiefe Freude „Es fördert das Erinnerungsvermögen und die Empathie“, so Moormann. Vor allem aber löse der regelmäßige Besuch des Babys bei allen Beteiligten „eine tiefe Freude“ aus. Das hat der 45-jährige B.A.S.E.-Trainer auch in zwei Seniorenheimen in Osnabrück festgestellt, die sich ebenfalls an dem Projekt beteiligen. In Friedrichsfeld war der Kontakt von Pastor Schoelen zum Christophorus-Haus schnell wieder geknüpft, Senioren und interessierte Mitarbeiterinnen waren schnell gefunden. Inzwischen haben die ersten Besuche stattgefunden, und es ist geplant, dass weitere regelmäßig über einen längeren Zeitraum folgen. Beim nächsten Mal sind wieder alle dabei, wenn es heißt: Luise kommt! Wir freuen uns darauf …

20

Jahre

Senioreneinrichtungen Nikolaus-Stift und St. Elisabeth bestehen seit 20 Jahren Im Februar bzw. im Mai 1996 nahmen die neu errichteten Senioreneinrichtungen St. Elisabeth in Voerde-Spellen und das Nikolaus-Stift in Wesel ihren Betrieb auf. Grund genug für das Redaktionsteam der wir:Senioren, einmal zurückzublicken und sich die Frage zu stellen: Wie war es eigentlich damals? Das Elisabeth-Heim in Spellen – wie es vor 20 Jahren hieß – bestand aus den Gebäuden des ehemaligen Krankenhauses sowie des in unmittelbarer Nähe gelegenen Pastorats.

Fortsetzung folgt! Ursula Leupers (Sozialarbeiterin) / Gerd Heiming

Näheres zum Projekt B.A.S.E. bei Christoph Moormann, Tel. 0178 720 49 82, E-Mail: [email protected]

Beide Gebäude waren für den Betrieb einer Senioreneinrichtung, insbesondere vor dem Hintergrund der Heimmindestbauverordnung, nur noch stark eingeschränkt akzeptabel. So beschloss das damalige Kuratorium des Vereins Marien-Hospital in Wesel, einen

Neubau im Krankenhausgarten zu errichten. Investorenmodell Erstmals wurde eine Senioreneinrichtung als Investorbetreibermodell errichtet. Investor war die Wohnbau Dinslaken, die heute noch Eigentümer der Senioreneinrichtung ist. In enger Abstimmung mit dem Landschaftsverband Rheinland, der Wohnbau Dinslaken und dem Verein Marien-Hospital Wesel wurde die Einrichtung mit 17

Schwungvoll: das Sommerfest in St. Elisabeth im Jahr 2000

75 Einzel- und nur drei Doppelzimmern geplant und errichtet. Anders als heute war es zur damaligen Zeit keineswegs selbstverständlich, die Anzahl der Doppelzimmer so gering zu halten. Vielmehr war seinerzeit der Maßstab: 50 Prozent Doppelzimmer. Während der Bauphase war es für die Bewohner des Hauses höchst spannend, mit anzusehen, wie das Gebäude nach und nach Gestalt annahm. Selbstverständlich waren die Bewohner auch beim Richtfest zugegen, so dass die Vorfreude auf den Umzug in das neue Gebäude groß war. Mit den Angehörigen und Betreuern bzw. den Mitarbeitern der Einrichtung wurde die Belegung der einzelnen Wohnbereiche und Zimmer vorbereitet und geplant. Der Umzug gestaltete sich „relativ“ einfach, da man ja Tür an Tür lebte. Im Beisein der Bewohner und von Gästen wurden die Kapelle und die Einrichtung eingeweiht. Das alte Krankenhaus wurde abgerissen und an gleicher Stelle 18

Seniorenwohnungen errichtet. Im Erdgeschoss der Seniorenwohnanlage befindet sich die örtliche Bücherei. In das alte Pastorat zog nach Umbau der Kindergarten. Die neue Mitte Spellen Die Gartenanlage der Senioreneinrichtung sowie der Seniorenwohnungen wurde als gemeinsamer Park angelegt. Dabei verzichtete man bewusst auf Zäune oder Einfriedungen. Dieser Idee schlossen sich der Edeka-Markt und die Volksbank an, so dass die Menschen sich auf ihren unterschiedlichen Wegen immer wieder begegnen und miteinander kommunizieren können. So entstand die neue Mitte Spellen.

Aus den Fotoalben der Senioreneinrichtungen (im Uhrzeigersinn von links oben): Maifest Nikolaus-Stift 1997; Sommerfest Nikolaus-Stift 2001; Nikolausmarkt Nikolaus-Stift 2000 mit Einrichtungsleiter Josef Reining (r.) und dem damaligen Weseler Bürgermeister Jörn Schroh; Sommerfest St. Elisabeth (zwei Fotos)

104 Heimplätze in Wesel Das Nikolaus-Stift in Wesel wurde aufgrund des Bedarfsplanes an Heimplätzen auf Beschluss des Kuratoriums des Vereins Marien-Hospital Wesel auf dem Ziegler-Grundstück unmittelbar 19

Mitarbeiter-Jubiläumsfeier Nikolaus-Stift, Martinistift und St. Elisabeth am 21. Dezember 2000

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Jahre Beim Bauernmarkt im Nikolaus-Stift 1997: der ehemalige Werkstattleiter Udo Bubolz (l.), Küchenchef Reinhard Kersten (r.) …

am Südring mit 104 Heimplätzen (88 Einzelzimmer, acht Doppelzimmer) errichtet. Der Bedarf an Heimplätzen, gerade im Stadtgebiet Wesel, war entsprechend groß. Das Marienheim in Büderich, welches im ehemaligen Krankenhaus betrieben wurde, entsprach zur damaligen Zeit bei Weitem nicht mehr der Bauverordnung. Vor diesem Hintergrund trafen die Kirchengemeinde und das Bischöfliche Generalvikariat gemeinsam mit dem Verein MarienHospital die Entscheidung, den Betrieb im Marienheim einzustellen und den Bewohnern die Möglichkeit zum Umzug in das neu errichtete NikolausStift zu geben. Die Planung für die Belegung des Nikolaus-Stifts mit den Bewohnern aus Büderich gestaltete sich weitaus schwieriger als die Situation in Spellen. Wenn auch zwischen Büderich und Wesel nur wenige Kilometer liegen, bestand zur damaligen Zeit in den 20

Köpfen der Menschen durch den Rhein eine natürliche Barriere, die es zu überwinden galt. Gemeinsam mit den Angehörigen, Betreuern und vor allem mit den Mitarbeitern als Bezugspersonen wurde deshalb der Umzug besonders sensibel vorbereitet. Mit Erfolg: Von den 51 Bewohnern des Hauses stimmten 50 einem Umzug ins Nikolaus-Stift zu. Barrieren überwunden Bereits Tage vor dem eigentlichen Umzugstermin wurden persönliche Gegenstände ins Nikolaus-Stift transportiert. Unter Begleitung und mit Unterstützung von Angehörigen und Betreuern gelang der Umzug an nur einem Tag im Mai. Die Bewohner des Marienheims bezogen eine komplette Etage im Nikolaus-Stift, verteilt auf die Wohnbereiche A und B. Die ihnen vertrauten Mitarbeiter wurden ebenfalls dort tätig – die Basis für ein gutes Miteinander in neuer Umgebung.

„Büdericher Etage“ Wie man sich vorstellen kann, war ein solcher Umzug kein leichtes Unterfangen, und es gab sicherlich kritische Stimmen. Diese verstummten jedoch schnell, weil der Umzug absolut reibungslos vonstattenging und die Menschen sich innerhalb kurzer Zeit in der neuen Einrichtung wohlfühlten. Auch noch Jahre nach dem Umzug des Marienheims wird an der Belegung einer Etage mit Bewohnern aus Büderich festgehalten. Es ist immer wieder erstaunlich, wenn man mit Angehörigen und zukünftigen Bewohnern über die Wohnbereiche geht, wie viele Menschen sich kennen und begrüßen. Dependance des Martinistifts Auch für das Martinistift war die Errichtung des Nikolaus-Stifts ein einschneidendes Ereignis. Mit der Voerder Straße unmittelbar neben dem MarienHospital betrieb das Martinistift eine

… und Dechant Otto van de Locht (†) während einer Baumpflanzaktion

Dependance mit 15 Bewohnern. Für dieses Haus galt die gleiche Problematik der Heimmindestbauverordnung wie für das Elisabeth-Heim und das Marienheim. Deshalb war es auch naheliegend, den hier lebenden Menschen den Umzug ins Nikolaus-Stift zu ermöglichen. Schnell komplett belegt Insgesamt zogen somit an einem Tag 65 Heimbewohner ins Nikolaus-Stift ein. Nach und nach kamen dann die neuen Bewohner hinzu, so dass das NikolausStift bereits nach wenigen Wochen komplett belegt war. Ebenso wie das Elisabeth-Heim segnete Weihbischof Heinrich Janssen auch die Kapelle im Nikolaus-Stift und die Räume. Nun galt es, gemeinsam das Heimleben zu gestalten. Zahlreiche Veranstaltungen unterschiedlichster Couleur trugen mit dazu bei, dass die Einrichtung schnell ins Gemeindeleben integriert wurde. Das ehemalige Gebäude an der 21

wir Ausgabe 1/2016

Impressum Herausgeber: pro homine Senioreneinrichtungen gGmbH V.i.S.d.P.: Die Redaktion: – Ludger Elsing, Gerd Heiming, Silke Leidereiter, Claudia Neuenhaus, Josef Reining, Horst Termath

Konzept & Gestaltung: TNP - Agentur für Kommunikation GmbH

Fotos: Lisa Quick, Ursula Leupers, Brigitte van Dellen, Archiv, Fotolia: Jenny Sturm S. 15

Der Zirkus Lieberum gastiert regelmäßig im Nikolaus-Stift, so auch in diesem Jahr. Anzeige

Voerder Straße wurde komplett umgebaut und saniert. Hier befindet sich heute die zentrale Verwaltung der pro homine. Mit der Errichtung des Nikolaus-Stifts in Wesel und der Senioreneinrichtung St. Elisabeth in Spellen wurde gemeinsam mit dem Martinistift das Verbundsystem der Senioreneinrichtungen Wesel etabliert. Seit dem Zusammenschluss der beiden Krankenhäuser Marien-Hospital Wesel und St. Willibrord-Spital Emmerich sowie der dazugehörigen Senioreneinrichtungen gehören diesem Heimverbund heute neun Senioreneinrichtungen unter dem Namen „pro homine Senioreneinrichtungen“ an. Josef Reining stv. Geschäftsführer pro homine Senioreneinrichtungen

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Das Marien Hospital ist seit über 150 Jahren Teil der Geschichte unserer Stadt

Wir gratulieren Wesel

Nikolaus-Stift

Martinistift

St. Lukas

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Die Beratungsgespräche sind kostenfrei und unverbindlich. Terminvereinbarung erbeten.

Für die Senioreneinrichtungen in Wesel und Voerde: Horst Termath, Tel.: 0281 33840 - 57 E-Mail: [email protected] Für die Senioreneinrichtungen in Emmerich und Rees: Katrin Scheers, Tel.: 02822 712 - 0 E-Mail: [email protected]