SIEBEN ZWERGE SUCHEN PER SOFORT

SIEBEN ZWERGE SUCHEN PER SOFORT… Märchen von WOLFGANG BINDER Plausus Theaterverlag Kasernenstr. 56 53111 Bonn Deutschland Tel: 0049/228/3694814 Fax: ...
Author: Jörn Schwarz
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SIEBEN ZWERGE SUCHEN PER SOFORT… Märchen von WOLFGANG BINDER

Plausus Theaterverlag Kasernenstr. 56 53111 Bonn Deutschland Tel: 0049/228/3694814 Fax: 0049/228/3694815 Internet: www.plausus.de

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SIEBEN ZWERGE SUCHEN PER SOFORT… Märchen von WOLFGANG BINDER Regie- und Soufflierbuch Dieses Buch darf vom Empfänger weder verkauft, noch verliehen, noch sonst irgendwie weitergegeben werden. Wird das Buch nicht gekauft, so ist es an den Verlag zurückzusenden. Alle Rechte, insb. das Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und der Übersetzung sowie Aufführungs-, Verfilmungs-, Sende- und Fernsehrecht, vorbehalten.

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Inhaltsangabe

Aufregung bei den sieben Zwergen. Nicht nur, dass sie durch Einsparungen und Personalabbau nur noch zu sechst sind, nach der Hochzeit von Schneewittchen haben sie nun auch keine Hilfe mehr im Haushalt. Die verschiedenen Kandidatinnen, die ihnen von der Personalvermittlung Grimm – in Gestalt ihres Inhabers Herrn Wolf – geschickt werden, erweisen sich allesamt als untauglich. Weder Dornröschen, das ständig bei der Arbeit einschläft, noch Rapunzel, durch ihre langen Haare in ihrer Bewegungsfähigkeit erheblich eingeschränkt und erst recht nicht Aschenputtel mit ihrem Zwang, alles scheinbar nicht mehr Brauchbare auszusortieren, können die kleinen Wichtel zufrieden stellen. Vielleicht können Hänsel und Gretel ihnen helfen, die, nachdem sie der Hexe entkommen konnten, nun schon seit Jahren im Wald herum irren, weil sie nicht mehr aus ihm herausfinden...

Personen 6D/6H

Die Zwerge: Chef ist eben der Chef. Basta! Mucki ein Muskelpaket, misstrauisch und aufbrausend Gucki ein Träumer Rucki immer in Eile, alles muss schnell gehen, genau wie bei Zucki Nucki der Jüngste, lutscht hin und wieder am Daumen sowie Hänsel Gretel, seine Schwester Dornröschen Rapunzel Aschenputtel Herr Wolf Anmerkungen: Da es in erster Linie ein Stück für die jüngeren Zuschauer ist, sollten die Märchenfiguren in ihren mehr oder weniger bekannten Kostümen auftreten. Einzig Herr Wolf sollte als Geschäftsmann einen grauen(!) Anzug tragen. Es wurde bewusst darauf verzichtet, die Kinder in die Handlung mit einzubeziehen. Zum einen ist sowieso jedes Publikum anders, zum anderen werden Gruppen, die ein solches Stück spielen, selber entscheiden (können), wann sie sich ggf. an das Publikum wenden. Oft ergibt sich eine solche Situation ohnehin aus dem Stück heraus. Das Stück ist in keiner bestimmten Zeit angesiedelt, deshalb kommen moderne Errungenschaften, wie Telefon und PC, bzw. Laptop, wie selbstverständlich zum Einsatz. Die Rollen von Dornröschen, Rapunzel und Aschenputtel sind so angelegt, dass sie von einer Schauspielerin dargestellt werden können.

Bühnenbild 1 innen

Dekoration: Im und vor dem Haus der Zwerge. Innen die Wohnstube mit allerlei Einrichtungsgegenständen, ein Tisch mit sechs Stühlen, Kommode, Schrank, eine kleine Sitzbank, etc. In einer Ecke steht ein leeres Fass. Mittig an der Wand, auf jeden Fall gut sichtbar, eine große Uhr, deren Zeiger aus der Kulisse heraus zu bewegen sein müssen. Zwingend sind im Bühnenbild nur die Gegenstände, die Aschenputtel später aussortiert und von den Zwergen besungen werden, wie die Wrestling-Poster, ein Schmusebär und eine Handvoll Kronkorken, bzw. Flaschenverschlüsse, sowie ein Bild mit einem röhrenden Hirsch. Mindestens eine Tür, die in die Küche führt. Links die Eingangstür. Daneben, vor dem Haus, eine Bank, vielleicht Holzscheite, eine Regentonne. Der Phantasie von Regisseur und Bühnenbildner sind wie üblich keine Grenzen gesetzt. Ringsherum Wald. Abseits vom Geschehen, vielleicht auf einer Vorbühne, eine Teilansicht eines Büros mit einem Schreibtisch, darauf ein Telefon, ein Laptop und weitere typische Schreibtischutensilien, ferner zwei Stühle und ein kleines Aktenregal. Rechts und links vom Zuschauer aus zu verstehen. Spielzeit: ca. 70 Minuten

1. Akt

(Der Wald in der Dämmerung. In der Ferne ruft ein Käuzchen. Das Haus der Zwerge ist verlassen. Nach einem Moment kommen von irgendwo her Hänsel und Gretel. Beide sind erschöpft, da sie bereits seit langer Zeit unterwegs sind) Gretel: Hänsel, ich kann nicht mehr. Meinst du überhaupt, dass wir hier richtig sind? Hänsel: Auf keinen Fall. Ich hab das Gefühl, wir gehen immer tiefer in den Wald hinein. Gretel: Wie lange sollen wir denn noch hier herum irren? Es kommt mir vor, als wären es schon Jahre, die wir durch diesen Wald geistern, ohne heraus zu finden. Hänsel: Das kommt dir nicht nur so vor, Schwesterherz. Es sind Jahre. Gretel: Immerhin brauchen wir nicht in die Schule zu gehen. Ich hab mal gehört, Schule soll doof sein. Hänsel: Wie man's nimmt. Wären wir zur Schule gegangen, hätten wir vielleicht gelernt, wie man sich besser orientiert. Dann wären wir schon längst hier raus. Gretel: Das heißt also, wieder eine Nacht unter freiem Himmel verbringen, wieder ein paar Beeren suchen, damit wir nicht verhungern. Hänsel: Sieht so aus. Einen Pizza-Service habe ich hier jedenfalls bislang noch nicht entdecken können. Gretel: Manno, ich hab aber keinen Bock mehr auf Beeren und so'n Zeug. Ich will endlich mal wieder 'n Hamburger und Fritten mit Mayo und Ketchup. Hänsel: Sei froh, dass es das hier nicht gibt. Obst ist viel gesünder. Gretel: (sieht ihren Bruder einen Moment konsterniert an) Oh Mann, und auf dich und deine klugen Sprüche hab ich erst recht keinen Bock mehr. Melodie: Hänsel und Gretel Hänsel, Mensch, Hänsel, ich glaub, ich bin im Wald. Jetzt wird’s gleich dunkel, dazu noch lausig kalt. Wir haben uns verlaufen, soviel steht schon mal fest. Hänsel: Logisch, wenn Frau 'n man die Führung überlässt. Gretel: Das ist voll ätzend, was du da grad gesagt. Hänsel: Ich hab da hinten doch nach dem Weg gefragt. Es hieß, wir sollten links gehn, doch du, du gingst nach rechts, typisch für Menschen, die weiblichen Geschlechts. Gretel: Hör mal, mein Lieber, ich glaub, du hast 'nen Knall! Ich soll jetzt Schuld sein? Nee, auf keinen Fall. Hänsel: Ey, guck doch mal, die Hütte, die sieht ja niedlich aus. Wer wohnt so tief wohl im Wald in diesem Haus? Gretel: Ist das womöglich das Haus von einer Hex'? Hänsel: Nee, du, ich seh da von allen Dingen sechs. Sechs Stühle und sechs Teller, doch scheint zu Haus kein Schwein. Das könnt' die Behausung der sieben Zwerge sein. Gretel: Du bist ja wirklich ein dämliches Gewächs. Sieben? Du sagst doch, es gibt alles mal sechs. Du kannst ja nicht mal zählen, mein Gott, was bist du dumm. Du landest sicher im Finanzmysterium. Hänsel: Ach Gott, Schwester Superschlau. Mysterium! Ministerium heißt das! Aber Hauptsache, wir haben das letzte Wort, was? Was weiß ich, warum' s da nur sechs von allem gibt. Jedenfalls kenne ich nur die sieben Zwerge. Gretel: Dann klopf mal an, vielleicht ist jemand zu Hause. Mit Glück haben die 'ne Straßenkarte oder so was. Hänsel: (tippt sich an die Stirn) 'Ne Straßenkarte. Für den Wald. Du spinnst doch. Gretel: Warum denn nicht? Die müssen doch auch mal raus. Oder meinst du, der Wald ist denen genug? Hänsel: (klopft an die Tür) Hallo? Jemand zu Hause? (er lauscht, dann zu Gretel) Die arbeiten bestimmt noch. Lass uns hier warten. Heute können wir sowieso nicht mehr weiter. Jetzt ist es schon so dunkel, man sieht kaum noch die Hand vor den Augen.

Gretel:

Wozu auch? Kein Mensch hält sich bei Dunkelheit die Hand vor die Augen. (sie zeigt auf die Bank neben dem Haus) Guck mal, da ist 'ne Bank, da können wir uns hinsetzen. (Hänsel und Gretel machen es sich auf der Bank, mehr schlecht als recht, bequem. Kuscheln sich aneinander) Hänsel: (schläfrig) Weckst du mich, wenn die Zwerge kommen? Gretel: (ebenso) Mach ich. Du mich auch, ja? Hänsel: Logo. (Hänsel und Gretel schlafen auf der Stelle ein. Nach einem Moment kommen fünf Zwerge. Sie lachen und reden, sind ausgesprochen guter Laune) Rucki: ...und wie schnell der Prinz besoffen war. Das ging ja ruck zuck. Zucki: Genau. Der Kerl scheint überhaupt nichts zu vertragen. Mucki: (singt a capella) Schnaps, das war sein letztes Wort, dann zog ihn das Schneewittchen fort. Drum kriegt er in der Hochzeitsnacht auch sicher keinen hoch ge... Alle Anderen: Schschscht! Chef: (hält Mucki die Hand vor den Mund) Wie oft hab' ich dir schon gesagt, du sollst deine Ausdrucksweise zügeln. So redet ein guter Zwerg nicht. Nucki: Ich bin müde, ich will ins Bett. Chef: Ja, wir sind ja jetzt zu Hause, gleich kannst du ins Bett. Mucki (spöttisch) War wohl 'n bisschen viel für dich heute, was? Chef: Nun lass Nucki doch in Ruhe. Oder soll ich dich daran erinnern, wie du nach der Hochzeit vom Froschkönig drauf warst? (Mucki murmelt etwas in seinen Bart) Zucki: Habt ihr gesehen, was die Königin für ein Gesicht gemacht hat, als sie in den Pantoffeln mit den glühenden Kohlen tanzen musste? Rucki: Jau, da hat die Alte aber kalte Füße gekriegt! (Beide lachen über dieses grandiose Wortspiel) Nucki: Wo ist denn eigentlich Gucki? Mucki: Wo soll der schon sein? Guckt sich sicher den Sternenhimmel an. Nucki: Aber es ist doch bewölkt. Mucki: Das kriegt der Spinner doch gar nicht mit. Chef: (drohend) Mucki! Mucki: Schon gut, Chef. Ich sag ja nichts mehr. Rucki: Da kommt er ja. Zucki: Jetzt aber ruck zuck! Alles wartet auf dich. Gucki: (kommt träumend an) Ich hab den Vögeln gelauscht. Da war eine Lerche. Chef: Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche, soviel steht schon mal fest. (Gucki geht weiter, stolpert dabei über die Füße von Hänsel und Gretel. Er fällt hin, stößt einen Schmerzenslaut aus, worauf Hänsel und Gretel wach werden) Mucki: Was haben wir denn da? Einbrecher? Soll ich sie fertig machen, Chef? Chef: Hier wird niemand fertig gemacht. Mucki: Ach bitte, Chef, nur so ein kleines bisschen, ja? Bitte, bitte! Chef: Auch nicht ein kleines bisschen. (zu Hänsel und Gretel) Wer seid ihr? Und was wollt ihr hier? Hänsel: Seid ihr die sieben Zwerge? Gucki: (hat sich mühsam aufgerappelt) Und ihr? Seid ihr die drei Weisen aus dem Morgenland? Gretel: Wieso? Wir sind doch nur zu zweit. Gucki: Ach was? Und wir sind sieben? Gretel: (die Zwerge überblickend) Nein, ihr seid nur sechs. Mucki: Bingo. Der Kandidat hat schon mal 100 Punkte. Hänsel: Aber man spricht doch immer von den sieben Zwergen. Nucki: Schon mal was von Personaleinsparung gehört? Rucki: So schnell, wie die hier eine Stelle abgebaut haben, so schnell können wir nicht mal im Bergwerk abbauen. Zucki: Das ging ruck zuck. Hänsel: Und da haben sie einen von euch entlassen?

Gucki: Mucki: Gretel: Mucki: Gretel: Chef: Hänsel: Mucki: Chef: Hänsel: Mucki: Chef: Nucki: Chef: Gucki:

Nö, unser voriger Chef ist in den Vorruhestand gegangen. Seitdem schmeißt er hier den Laden. (er zeigt auf den Chef) Ist echt krass, was hier abläuft, sag ich euch. Bis vor kurzem hatten wir auf der Ecke noch ein Hexenhaus. Dicht gemacht, nicht mehr rentabel. Und die Hexe? Soweit ich weiß, ist die jetzt Klofrau bei so 'ner Burger-Kette. Und jetzt bist du der Chef? Bin ich, ja. Aha. Dann lasst mich mal überlegen. (er zeigt nacheinander auf die übrigen Zwerge) Dann bist du Brummbär, du bist Hatschi, Schlafmütz... Hä? Was sind denn das für bescheuerte Namen? Willst du uns vera... Aber, aber, Mucki, nun sei mal nicht so unhöflich. Du heißt Mucki? Warum? Ha! Der Knabe gefällt mir. Fragt warum. Hier, darum. (er präsentiert seine Muskeln) Das ist Nucki. (am Daumen lutschend) Hallo. Chef, ich bin müde. Ja, Nucki, gleich geht’s ab in die Heia. Gucki kann dich ja bringen. Gucki! (aus sämtlichen Träumen gerissen) Hä, was? Da oben sind ganz tolle Spinnweben.