Semantischer Typ von Determinierern-Teil 2

Seminar: Formale Semantik Modul 04-006-1006 Christine Hoth, Lilly Hahne 04.06.2013 Semantischer Typ von Determinierern-Teil 2 6.7. Präsuppositonale ...
Author: Gert Raske
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Seminar: Formale Semantik Modul 04-006-1006 Christine Hoth, Lilly Hahne 04.06.2013

Semantischer Typ von Determinierern-Teil 2

6.7. Präsuppositonale Quantifizierer-Phrasen     

Determinierer: Typ Frage: sind Determinierer totale oder partielle Funktionen? bislang wurden Quantoren als total angenommen: Die Struktur „Q α“ hat immer einen semantischen Wert (sofern α=〚〛) bei quantifizierenden Determinierern bislang Präsuppositionen nicht berücksichtigt es ist plausibel, dass nicht alle quantifizierenden Determinierer als totale Funktionen behandelt werden können: einige denotieren partielle Funktionen  nicht jede Funktion wird auf eine Funktion abgebildet  nicht abgebildet werden solche Funktionen des Typs , die die geforderte Bedingung (siehe Domänenbeschreibung) nicht erfüllen

6.7.1. „both“ und „neither“ (1) Neither cat has stripes. Szenario 1: Es gibt genau zwei Katzen, von denen keine gestreift ist  t = 1 Szenario 2: Es gibt genau zwei Katzen, eine oder zwei von ihnen sind gestreift  t = 0 Szenario 3: Es gibt null, eine oder drei Katzen, wir haben keine Info über Streifen  t = ?   

Es wirkt intuitiv unangemessen, der Aussage einen Wahrheitswert zuzuordnen Vgl. 4.4, 〚the〛: „John is on the escalator in South College“ in einem Szenario, in dem es im South College keine Rolltreppe gibt. Lösung: in beiden Fällen wird der Aussage kein Wahrheitswert zugeordnet.

„Mengenschreibweise“: 〚neither〛= λA: A ϵ P(D) und |A| = 2. [λB ϵ P(D). A∩B = ∅] „Funktionsschreibweise“: 1

〚neither〛= [λf:f ϵ D und |{x ϵ D: f(x)=1}|=2. [λg ϵ D. {x ϵ D: f(x)=1} ∩ {x ϵ D: g(x)=1} = ∅] - both wird ähnlich behandelt: (2) Both cats have stripes. “Mengenschreibweise”: 〚both〛= λA: A ϵ P(D) und |A| = 2. [λB ϵ P(D). A „Funktionsschreibweise“: 〚both〛= [λf:f ϵ D und |{x ϵ D: f(x)=1}|=2. [λg ϵ D. {x ϵ D: f(x)=1}

B]

{x ϵ D: g(x)=1}]

Ableitung: 〚neither cat is black〛 Ableitung: 〚both cats are gray〛

6.7.3 Weitere Beispiele präsupponierender DPn 

wir können über bisherige Präsuppositionen (z.B. both cats) auf DPn der Form the two cats, the three cats etc schließen.

(3) The twenty-five cats are in the kitchen Präsupposition: es gibt 25 relevante Katzen 

unsere Semantik sollte für jede Zahl n und jede NP α vorhersagen, dass: die Struktur „die n α“ einen Wahrheitswert hat, sofern |〚α〛| = n

 

〚die n α〛werden als „λA. 〚α〛 A“ definiert kann unsere Semantik das über Lexikoneinträge und Kompositionsregeln vorhersagen? das hängt von der angenommenen syntaktischen Struktur ab

[DP[D the n] NP]: - the n wird als eine lexikalische Einheit behandelt  richtige Vorhersage „Mengenschreibweise“: 〚the three〛= λ: |A|=3. A B „Funktionsschreibweise“, geschönfinkelt: 〚die n α〛= [λA: A ϵ P(D) und |A|=3. [λB ϵ P(D). A B]] aber:    2

von Seiten der Syntax her ist diese Analyse nicht vertretbar the und n sind einzelne Elemente. Es wäre wünschenswert, zu erklären, wie deren Bedeutungen zu der Bedeutung von [NP the n] als Ganzes beitragen als Struktur wirkt [the [n NP]] plausibler als [[the n] NP]

 das ist hier nicht derart analysierbar, also wird die Struktur [[the n] NP] angenommen

Partitivkonstruktionen  

auch in Partitivkonstruktionen werden Präsuppositionen angenommen Beispiel: two of five cats

“Mengenschreibweise”: 〚two of five〛= [λA: |A|=5 und A ϵ P(D). [λB ϵ P(D). |A∩B|=2]] „Funktionsschreibweise“, geschönfinkelt: 〚two of five〛= [λf:f ϵ D und |{x ϵ D: f(x)=1}|=5. [λg ϵ D. |{x ϵ D: f(x)=1} ∩ {x ϵ D: g(x)=1}|=2]]

6.8. Streitfälle präsupponierter Determinierer Strawson: die Menge, die vom Restriktor denotiert wird, wird präsupponiert betrachtet 6.8.2. Alle Determinierer präsuppositional? 



Standardanalyse: Determinierer werden nicht-präsupponierend betrachtet. Anhand des Beispiels „every“ wird deutlich, dass, sobald die Restriktormenge der leeren Menge entspricht, jeder Satz den Wahrheitswert 1 bekommt, da die leere Menge Teilmenge jeder Menge ist. Präsuppositionshypothese: In natural languages, all lexical items with denotations of type are presuppositional, in the sense of the following mathematical definition (where δ is a lexical item of the appropriate semantic type, such as a determiner): δ is presuppositional iff for all A D, B D: if A=∅, then nicht Element dom(Fδ)

Lappin & Reinhart (1988): (4)

a) All/every American king(s) lived in New York. b) All unicorns have accounts at the Chase Manhattan Bank.  werden als Präsuppositionsfehler angesehen (Annahme der Präsuppositionshypothese) (5)

a) No American king lived in New York b) Two American kings lived in New York  gemischte Urteile (6)

a) Every unicorn has exactly one horn. b) Every unicorn is a unicorn.  Wahrheitsbeurteilungen (Annahme der Standardanalyse) 3

 Lappin & Reinhart (1988): (7) In non-contingent contexts speakers’ judgement about presupposition failure and truthvalue conform to the standard (non-presuppositional) analyses of the determiners. aber: in (4) und (5) Sätze bis auf Determinierer komplett gleichlässt auf zwei Klassen von Determinierern schließen: “starke“ Determinierer:  barred from „there“-constructions  z.B. every, almost every, not every, most, both, neither, all “schwache” Determinierer: 

z.B. no, few, many, numerals

bei schwachen Determinierern treten unterschiedliche Bewertungen (Präsuppositionsfehler vs. Wahrheitsbewertungen) auf:  (8) In contingent contexts, strong determiners evoke judgements that conform to the presuppositional analysis whereas weak determiners give rise to mixed judgements that conform sometimes to the standard analysis. 6.8.3. Nicht-extensionale Interpretation Sollte Bsp. (6) a) die Standardanalyse unterstützt, müsste der Satz (6) c) Every unicorn has exactly two horns. ein Beispiel gegen die Standardanalyse sein, da die Standardanalyse besagt, dass die leere Menge Teilmenge jeder Menge ist und somit (6) c) wahr sein müsste. Die Präsuppositionsanalyse wiederum macht falsche Vorhersagen für (6) a), jedoch sagt sie richtig voraus, dass (6) c) falsch ist somit kann keine der Analysen (6) a) als wahr und (6) c) als falsch vorhersagen! Fehler beider Analysen: 



Präsuppositionsanalyse macht falsche Voraussagen, da sie annimmt, dass bei leerer Restriktormenge keine Wahrheitswerte zugeordnet werden können  Befragte werten (6) a) und b) jedoch als wahr oder falsch Standardanalyse würde jeden Satz mit leerer Restriktormenge als wahr deuten, obwohl er von Befragten als falsch gewertet wird (siehe Bsp. (6)c))

beide Analysen scheinen nicht umfassend anwendbar

4

Jedoch: Bei Sätzen wie (6) a),b),c) könnte mögliche Welt mit existierenden Einhörnern gedacht werden  Restriktormenge nicht leer  beide Hypothesen machen korrekte Voraussagen 

Kratzers Argument für die Verwendung der Präsuppositionshypothese bei gesetzmäßigen und modifizierenden Aussagen: „Samaritan Paradox“

Bsp: (9)

a) The town regulations require that there be no trespassing. b) The town regulations require that all trespassers be fined. c) The town regulations require that no trespassers be fined.

 nach Standardanalyse b) und c) wahr, keine Unterscheidung von all und no, da es laut (9) a) keine Eindringlinge gibt (die Restriktormenge somit leer ist) wenn in möglicher Welt (9) a) und (9) b) wahr sind, wird durch Präsupposition (9) c) falsch (9) b) und c) präsupponieren, dass es Eindringlinge gibt. Sobald eine Präsupposition vorliegt wird Unterschied zwischen all und no deutlich 6.8.4. Nicht-präsupponales Verhalten schwacher Determinierer  



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Keine klare Favorisierung einer Analyse Üblicherweise nicht-präsuppositionale Interpretation bei „there“-Konstruktionen: “there are no men in the garden“ *“there are every men in the garden” weitere Möglichkeit: nicht-präsuppositionale schwache DPn vom semantischen Typ (wie „a cat“ in „Julius is a cat“, siehe Kapitel 4)