Reise Teil 3, 29. Juni 28. Juli 2013 Lauenburg - Oranienburg

Reise 1-2013 Teil 3, 29. Juni – 28. Juli 2013 Lauenburg - Oranienburg Samstag, 29. Juni 2013 Kühl und regnerisch ist es heute Morgen. Leider bleibt e...
Author: Elmar Schräder
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Reise 1-2013 Teil 3, 29. Juni – 28. Juli 2013 Lauenburg - Oranienburg

Samstag, 29. Juni 2013 Kühl und regnerisch ist es heute Morgen. Leider bleibt es fast den ganzen Tag über so. Wenigstens ohne Dauerregen. Von Lauenburg her geht es auf der Elbe mit gut 6 km/h Strömung rasant bis zur Einmündung des Elbe-Seitenkanals runter. Nach rund 9 km treffen wir beim Schiffshebewerk Lüneburg-Scharnebeck (ehemals Europas grösstem Doppeltrog-Hebewerk, aktuell Strépy-Thieu mit 73 m am Canal du Centre in Belgien) ein. Diese Strecke ist aufgrund des Hochwassers immer noch mit der tieferen Höchstgeschwindigkeit auf nur 8 km/h beschränkt. Wir melden uns von der Sportboot-Wartestelle über die Sprechanlage bei der Leitstelle und werden ganz verwundert gefragt, ob wir denn kein Funkgerät hätten. Diejenigen mit Funk melden sich hier anscheinend nur noch auf diese Weise an und nicht mehr über die Gegensprechanlage. Nach einer knappen Stunde Wartezeit werden wir

2 über Funk aufgerufen und dürfen hinter dem Kohletransporter ‚Aqua‘ in den Backbord-Trog einfahren. In nur 3 Minuten werden wir im Schnellzugtempo 38 m gehoben. Der Elbe-Seitenkanal ist 115 km lang und langweilig. Der Kanal ist die Grenze zwischen den Bundesländern Sachsen-Anhalt auf Steuerbord und an Backbord Niedersachsen. Abwechslung bieten das Hebewerk, die Doppelschleuse und zwei grosse Äquadukte, welche hier auf Deutsch Trogbrücken genannt werden. Weil das ‚wilde‘ anlegen verboten ist, sind die vorhandenen Liegestellen gut frequentiert oder wenn es solche sind mit Elektrisch usw., auch vollständig besetzt. Hans mag nicht mehr weiterfahren, weshalb wir im Hafen des Yachtclubs Uelzen anlegen. Die gleichnamige Stadt ist rund zwei Kilometer entfernt und Hans ist absolut nicht motiviert soweit zu laufen. Also absolvieren wir mit Loni einen Bisispaziergang in der Umgebung und finden uns anschliessend im Clubrestaurant ein. Nach dem meist kühlen Tag geniessen wir die abendliche Sonne und essen eine Currywurst mit Pommes in der Gartenbeiz. Die Rettungsschiffer unterstützen wir, indem ich ein Glas HagenbuttenKonfitüre kaufe.

3 Sonntagnacht wellt es zeitweise heftig. Am Morgen um 0710 Uhr werden wir fast aus den Kojen geworfen. Irgend so ein Idiot von Lastkahnschiffer muss wie ein Verrückter durchgefahren sein, jedenfalls drückt es seinen Schwell derart in den Hafen, dass es uns mit diesen Wellen fast auf den Steg wirft. Kurz darauf stehen wir auf und legen zeitig ab. Da wir an der kommenden Schleuse Uelzen, einer 23 m-Doppelkammersparschleuse, mit Wartezeit rechnen, planen wir unser Frühstück in die Wartezeit ein. Als wir aus dem Hafen ausfahren, können wir hinter einem Schubverband anschliessen. Hinter diesem dürfen wir direkt in die Steuerbordschleuse einfahren. Also nichts mit Wartezeit mit Frühstück, dafür schleusen mit Frühstück. In dieser Pumpschleuse geht es Schubweise nach oben und in dem Moment fühlt man sich wie in einem Speedlift. Das Sportboot Agathe ist die Dritte im Bund. Wir tauschen uns kurz aus und erfahren, dass sie als Hochwasseropfer drei Wochen in Havelberg festsassen! Nach der Schleuse folgt eine langweilige und endlose Fahrt bis zur Einmündung in den Mittellandkanal. Ach ja, bevor ich es vergesse. Kaum aus der Schleuse ausgefahren, können wir ein schwieriges Funkgespräch mithören. ‚Agathe‘ klinkt sich ein und gibt dem erfolglos funkenden Sportbootskipper den korrekten Kanal zum Aufrufen der Schleuse durch. Kein Danke und nichts zu hören. Mitte Nachmittag kommt mit ordentlicher Bugwelle eben diese Pfeil 42 namens ‚Kiki‘ angerauscht und überholt uns. Seine Prachtswelle erfordert von ‚Agathe‘ einiges an Geschick, um nicht ganz bös herum geworfen zu werden. Und wofür das Ganze!? Damit er an der kurz nach dem Überholmanöver folgenden Liegestelle bestimmt noch einen Platz findet. Bravo, ausser ihm will da niemand anlegen, zumindest heute nicht!

4 Auf dem Mittellandkanal herrscht wie auch auf dem Elbe-Seitenkanal intensiver Berufsverkehr. Dass diese an Schleusen etc. Vortritt geniessen, ist bekannt. Heute haben wir wirklich Glück, denn nach wenigen Minuten warten dürfen wir hinter einem Lastkahn in die Schleuse einfahren. Gemäss Karte würden wir bergwärts fahren, aber die Schleuse geht talwärts! Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Wolfsburg, unserem heutigen Tagesziel. Leider sind die Liegeplätze gegenüber des VWWerkshafens voll belegt und im Päckchen liegen wollen wir mit Hund nach Möglichkeit nicht. Also geht es nochmals ein paar hundert Meter weiter und wir können den letzten Platz im Hafen des Motorbootclubs Wolfsburg ergattern. Die Liegeplatzgebühr entrichten wir in der Gaststätte ‚Neptun am Hafen‘. Weil es so fein duftet und alles auch appetitlich aussieht, entschliessen wir uns später hier zu essen. Fazit: Es hat sich gelohnt und war sehr gut. Weil wir spät angekommen sind, werden wir zwei Nächte hier bleiben, damit wir auch noch ein wenig Zeit in und um Wolfsburg verbringen können. Die VW-Arena des Vfl Wolfsburg liegt übrigens unmittelbar neben dem Hafen. Schade ist keine Saison, sonst könnte ich ein Spiel besuchen.

5 Wir laufen Richtung VW-Stadt und wollen da via Fussgängerbrücke in die Stadt. Wir werden von einem geschniegelten Typen mit Funkgerät aufgehalten. Er teilt uns trocken mit, dass wir das Privatgelände VW-City mit Hund nicht betreten dürfen. Auch den nahen Fussgängersteg dürften wir nicht benutzen, da dieser ebenfalls VW gehöre. Um in die Stadt zu gelangen, müssten wir also zurücklaufen und die stark befahrene Brücke überqueren etc. Es ist eine Frechheit, dass sich eine Firma so aufführen darf und das Privatgelände mit den entsprechenden Verboten nicht vorsignalisiert ist. Über den Uferweg gelangten wir nämlich ohne irgendeinen Hinweis auf die Verbote auf das Betriebsgelände. Wir sind stinkesauer und es käme mir schon noch einiges in den Sinn, was ich zu Papier bringen könnte! In Anbetracht der Hitze ziehen wir es vor, Alt-Wolfsburg mit Schloss einen Besuch abzustatten. Der Renovationsbedarf von Schloss und Nebengebäuden ist gross. In Alt-Wolfsburg kaufen wir ein und spazieren durch schöne Grünanlagen zurück zum Hafen. In der Wolfsburg-Sport-Arena gibt es eine Wasserskistrecke. Das Wasserskifahren läuft hier ähnlich ab, wie wenn man am Skiliftbügel hängt. An einer Seilbahn werden die Wasserfreeks rundherumgezogen. Seit wir in den Mittellandkanal eingefahren sind, funktioniert wieder alles. Trotzdem erkundigt sich Hans beim Hafenmeister, ob er einen kompetenten VW-Mechaniker kennt. Ein Mitglied des Yachtclub Wolfsburg ist tatsächlich VW-Mechaniker und wird sich am Abend unser Problem mal anschauen. Atze kontrolliert das Mechanische und fürs Elektrische zieht er seinen Kollegen

6 Ralf hinzu. Ihre Frauen Connie und Karin warten derweil im Hafenrestaurant. Ralf und Atze sind überzeugt, dass alles io ist und wir bedenkenlos weiterfahren können. Nach den Kontrollen setzen wir uns zusammen und verbringen einen gemütlichen Abend. Auf der Bisirunde müssen wir uns beeilen, denn ein Gewitter überrascht uns und wächst sich zu einem Mordsgewitter aus. Mit einem Top-Ablegemanöver schleichen wir vom knappen Platz weg. Schleichen heisst in diesem Fall, dass wir auf der gegenüberliegenden Seite mit der Mittelklampe auf Zug gehen und den Gamin so hinausdrehen lassen. Das holländische Sportboot Guillemot liegt hier vor uns. Wir haben herausgefunden, dass sie, nachdem wir in Rostock mehrere Tage nebeneinander gelegen haben, die gegengleiche Runde gefahren sind, bevor wir uns in Wolfsburg wieder getroffen haben. Eine langweilige Fahrt auf einem ebenso langweiligen Kanal führt uns nach Haldensleben. Unterwegs hat es verschiedene öde Liegestellen für Sportboote. Ausserhalb Calvörde ist ein neuer Sportboothafen entstanden. Auf gut deutsch liegt der Hafen ‚im binätsch usse‘. Eigentlich wollten wir die öffentliche Liegestelle für Sportboote in Haldensleben anfahren, aber diese wurde kommentarlos gestrichen. Variante: weiterfahren oder eben Hafen benutzen! Eine nette Anlage mit einer engagierten Hafenmeisterin. Zum Zentrum ist es zu Fuss recht weit und obwohl so ausserhalb gelegen, ist es wegen der na-

7 hen Hauptstrasse suboptimal um mit dem Hund laufen zu gehen. Ich habe heute einfach Scheisslaune, was eventuell auch am gewittrigen Wetter liegt. Kann‘s ja mal geben %-( Dass dazu mein E-Book streikt bzw. blockiert, hebt meine Laune auch nicht gerade. Es war nur eine falsche Ladestandsanzeige! Mit gut 6 Sek. Powerknopf drücken fährt das Gerät doch noch runter! Anschliessen an den Strom und es startet wieder auf. Beim Einschalten zeigt er den dringenden Bedarf von ‚Pfus‘ an. Abends grillieren wir an Bord. Hans produziert nicht viel Rauch, er ist trotzdem geeignet zum Mücken vertreiben.

Mittwoch, 3. Juli 2013 Von der Hafenmeisterin haben wir erfahren, ein Schweizer liege mit einem Schaden am Gemeindeanleger. Nach einer wegen der gegenüberliegenden Fabrik lärmigen Nacht, starten wir zeitig. Nach wenigen hundert Metern legen wir bei der nicht nur Schweiz weit bekannten Kinette an. Wir sind zu klein und zu leicht um die Kinette mit ihrem Schraubenschaden abzuschleppen. So lernen wir jedoch Charlotte und Christian Huber persönlich kennen und vertreiben uns den Vormittag mit guten Gesprächen und Kaffeetrinken. Leicht frustriert nehmen wir zur Kenntnis, dass der ursprüngliche Sportbootanleger von Haldensleben nicht einfach aufgehoben, sondern ans andere Ende der Gemeinde verlegt wurde, nämlich genau an die Stelle, wo wir jetzt angelegt haben! Wir bringen die nötige Korrektur in unserem Führer an.

8 Mittags geht es weiter. Unser ursprüngliches Tagesziel Genthin streichen wir in Anbetracht der späten Startzeit. Problemlos können wir hinter einem Ausflugschiff Europas längste Kanalbrücke (918 m), welche über die Elbe führt und ein Teil des Magdeburger Wasserstrassenkreuzes darstellt, passieren. An der unmittelbar darauf folgenden Doppel-Schleuse Hohenwarthe gibt es lange Wartezeiten, da die Steuerbordschleuse wegen Instandstellungsarbeiten out of Order ist. Das Wohnschiff Malo wartete bei unserem Eintreffen bereits seit 3,5 Stunden auf die Schleusung! Gut haben wir uns die Zeit mit einem längeren Kaffeeschwatz vertrieben, statt hier an der brütigen Sonne zu warten. Nach gut einer Stunde können wir endlich hinter einem Profi einfahren. Der Schleusenwärter hatte die Reihenfolge zum Einfahren klar vorgegeben. Ganz normal eigentlich, vorne die Grossen und dann die Kleinen. Da die Kleinen jedoch schon längere Zeit gewartet hatten, sind sie nicht mehr zu halten und es entsteht beim Einfahren ein Riesengerammel. Ganz knapp reicht es für uns auch noch, denn zur Schwelle hinten haben wir noch ca. 30 cm Platz. Während der Wartezeit hat sich eine dicke schwarze Wolke angeschlichen. Natürlich entlädt sie sich während der 19,5 m-Schleusung in einem Mordsgewitter. Nach dem Naturweichspülen gehe ich warm duschen ;-)

9 In Burg legen am Kai am Sportbootanleger an der Larsenwand an. Da wir nicht wissen wie es hier mit einkaufen aussieht, backen wir wieder selber ein Brot.

Donnerstag, 4. Juli 2013 Hier hat es absolut unruhige Seelen! Vor lauter Angst, sie könnten keinen Liegeplatz an ihrem Wunschort bekommen, wird ab 0600 Uhr abgelegt. Einer verliert einen Fender und die Mann-über-Bord-Übung wird ab 0630 Uhr lautstark und mit viel unnötiger Motorenkraft abgehalten. Lausig, dringend üben kann man da bloss sagen. Ein Lastkahnmitarbeiter (Schiff liegt am Kai) greift helfend ein und fischt den Fender raus. Mit einem prächtigen Wurf bugsiert er ihn aufs Boot. ‚Dank‘ dieser Unruhe legen auch wir frühzeitig ab. An diesem Morgen herrscht richtige Herbststimmung. In gemütlicher Fahrt geht es zuerst zur nächsten Schleuse. Hans und ich werden nicht einig, auf welchem Kanal die Schleuse erreicht werden kann. Im Führer steht Kanal 20 und am Bildschirm taucht Kanal 18 auf. Wir werden uns auch nicht einig, wie diese Schleuse denn tatsächlich heisst. Hans führt verschiedenene Telefonate und schlussendlich wissen wir, dass er sich mit einer Einstellungsveränderung auf der elekt-

10 ronischen Karte selbst überlistet hat. Der Tageswitz: Dem Hans sein Witz ist die Schleuse Wustowitz! Diverse Baustellen säumen den Wasserweg. Kurz vor Genthin wird der Kanal der Einfachheit halber begradigt. Nach diversen Versuchen klappt es doch noch und wir erreichen Wolfgang und Liesl telefonisch. Sie sind noch in Buhnenhaus und freuen sich über einen Besuch. Am späteren Nachmittag können wir in den reservierten Platz einfahren. Die Strömung ‚verarscht‘ Hans ein wenig und so ist er mit seinem heutigen Anlegemanöver nicht zufrieden. Nach einem ausgiebigen Begrüssungsapéro ziehen wir weiter zum Restaurant Buhnenhaus, wo wir uns kulinarisch verwöhnen lassen. Wir haben uns ein Jahr nicht gesehen und entsprechend viel wissen beide Seiten zu erzählen. Genauer brauche ich das ja wohl nicht zu umschreiben. Buhnenhaus ist Natur pur und doch nur wenige Kilometer von Brandenburg entfernt. Es reicht für obersackschwachen Internetempfang und knappes Telefonsignal. Mit dem aufziehenden Gewitter bekommen wir

11 hier auch die Auswirkungen des Hochwassers samt seinen Feuchtgebieten zu spüren. Unendlich viele Moskitos überfallen uns und wir montieren den Moskitoeingang und vieles mehr. Das Gewitterchen bringt ein wenig Erleichterung und die Temperaturen sind erträglich zum schlafen. Wir bleiben zwei Nächte hier, denn wir müssen noch ganz viel beschnacken. Die Umgebung erkunden wir mit den Velos, was Loni begeistert. Die einzigen Störenfriede sind die mit den ganz ganz kleinen Motorbooten. Möglichst nahe an den angelegten Schiffen mit möglichst grossen Wellen vorbeifahren!

Samstag, 6. Juli 2013 Weiter geht es die paar Kilometer nach Brandenburg. Bei Rewe ist ein neuer Anleger entstanden. So können wir hier Vorräte bunkern und diese mit dem Einkaufswagen bis zum Steg transportieren, statt Schwerlastrucksäcke zu schleppen. Übernachten wollen wir hier nicht, denn der nigelnagelneue Steg knorzt, knarrt und lärmt (noch) bedenklich. Weil ‚unser‘ Platz belegt ist am Salzhofufer, legen wir am Steg vor dem Restaurant Fonte an. Weder im Restaurant noch in der Pension Havelfloss kann mir jemand sagen, wer für den Steg zuständig ist und wo wir unseren Obolus entrich-

12 ten können. Wir liegen jedenfalls gut. Nachmittags bummeln wir durch die Stadt und stellen fest, dass viele Projekte, welche schon letztes Jahr gestartet worden waren, in den Anfängen stecken geblieben sind. An einem Samstag nach 1300 Uhr eine offene Apotheke finden in Brandenburg ist eine Kunst, die keiner kann! Ausser der obligaten Notfallapotheke ist alles zu. Auf dem Fluss geht es rund zu und her. Reges Treiben wäre eine Riesenuntertreibung. Wir sitzen gemütlich an Deck und sind schon bald in den Startlöchern um Essen zu gehen. Da kommen mehrere ‚Tupperwares‘ angerauscht. Der eine, ein überheblicher blasierter Möchtegernmacho mit strähnig grauem zu langem Haar motzt zu uns herüber, ob wir hier essen gehen. Ich verneine und schon macht er mich an von wegen dieser Steg sei für Restaurantbesucher reserviert. Ich weise ihn auf die gelbe Welle hin und lasse ihn links liegen. Er und seine Kollegen veranstalten eine Riesenübung mit umlegen und ein Viererpacket schnüren. Anschliessend kommt der eine zu uns und meint, hätte er gewusst, dass wir an Bord seien, hätten sie sich bei uns draufgelegt. Wir erklären ihm, dass sein Superkollege gewusst hätte, dass wir an Bord sind. Wir sind nicht darauf erpicht, so unhöfliche Leute ins Päckli zu nehmen. Anständige jederzeit. Auch ohne Essen – abgesehen von einer Bruscchetta halten wir uns mehrmals in dem Cocktail-Restaurant auf. Nach einem Happy-our-Apéro dislozieren wir zum Restaurant Schweineschnäutzchen. Gegen den Hinterhof hinaus sind ein Winterund ein Biergarten angebaut. Bei milden Temperaturen geniessen wir das Essen in

13 der Gartenbeiz. Hans wagt sich an ein megascharfes Mexico-Schnitzel und ich teste ein Schnitzel Prager-Art, was bedeutet, dass mein Schnitzel mit SchinkenRührei garniert ist. Den Digestif geniessen wir wieder im Fonte. Auf unserem obligaten Bisispaziergang mit Loni lernen wir vier nette junge Brandenburger kennen. Am Kai kippen wir zusammen ein Bier und plaudern noch einige Zeit.

Am Sonntagmorgen am 7.7. geht die Unruhe auf dem Wasser schon früh wieder los. Weil Brandenburg am Sonntag eine tote Stadt ist, entschliessen wir uns zur Weiterfahrt. Auch mit dieser Schleuse haben wir Dusel und können direkt einfahren. Bei der Ausfahrt versuchen wir den einen Mietbootfahrern beizubringen, wo der Sportbootwarte- und Anmeldeplatz ist. Der Schleusier versuchte sie über Funk zu erreichen und forderte sie auch mittels Lautsprecher auf, von der Schleusenzufahrt wegzufahren. Unglücklich an der ganzen Sache ist, dass unsere Mitschleuser dann den Warteplatz zum Anlegen missbrauchen und die andern eine Ehrenrunde drehen müssen. Während der ganzen Fahrt ärgern wir uns über die Mordswellen verursachenden rücksichtlosen Rennfahrer. Wir legen am Jungfern-

14 see in Potsdam an und geniessen einen ruhigen Abend. Um 2100 Uhr donnern zwei Idioten mit ihren Geschossen derart über den See, dass ihre Monsterwellen die angelegten Boote fast an Land werfen. Die einen legen wieder ab, denn sie haben Angst und nicht nur um ihr Boot! Dass die Kameraden mit den blauen Booten erst nach er Rushour auftauchen ist das, was wir dieses Jahr schon wiederholt erlebt haben. Am Ende der Mole ist nach wie vor ein schlecht unterhaltenes Boot angelegt. An diesem sogenannten 23,5 Std.-Anleger hat der sich fest eingenistet. Mittlerweile ist es jedoch kein Vergnügen mehr in seiner Nähe zu sein, denn an Land wächst ein stinkender Abfallberg!

Montag, 8. Juli 2013 Das rege Treiben auf der Havel und über den Wannsee beschert uns ein unruhige Fahrt nach Berlin-Spandau zur Marina Lanke, wo die Crew der ‚Denia‘ sehnsüchtig auf die Fertigstellung der Reparaturen wartet. Sie wissen einiges zu erzählen über verschiedene ‚Laueribetriebe‘. Der Hafen gehört zu der teureren Sorte und ist zudem weit vom Schuss. Wir spazieren über die Höhen der Lankerdüne und geniessen die gute Aussicht. Später folgen ein Apéro bei uns und anschliessend ein gemütlicher Grill-Abend auf der Denia, zusammen mit ihren Besuchern Anja und Mario.

Dienstag, 9. Juli 2013 Wir verabschieden uns von Susanne und André und hoffen für sie, dass die Handwerker endlich in die Gänge kommen und ihre Denia doch noch zu einer schönen Fahrt auslaufen kann. Hans gelingt ein prima Ablegemanöver aus dem knappen Platz.

15 Vom Hafenwart haben wir einen anderen Platz zugeteilt erhalten. Er meinte, nehmt einen von den beiden, denn die sind frei und schön breit. Denkste! Beide belegt und der eine natürlich mit einem ganz schmalen Boot. Eine kurze Fahrt führt uns zum Anleger Schiffbauerdamm. Wir verbringen einen gemütlichen Nachmittag mit heissem Wetter, Schwimmen und Spaziergang durch die Altstadt Spandau zum schattigen Brauhaus.

Mittwoch, 10. Juli 2013 Die Runde hat sich geschlossen und wir sind wieder am Ausgangspunkt in Oranienburg. Perfektes Anlegemanöver im knappen Anlegerbereich für Platz 18. Da selten einer mit einem längeren Boot in diese Ecke will, ist der Platz meistens frei und wir werden ihn auch belegen, wenn wir nach Hause fahren und unser Boot hier liegen lassen. Bis Meier’s mit dem Bahari eintreffen vertreiben wir uns die Zeit mit putzen, waschen, auftanken und auch mal einfach faulenzen. Sogar unser Tender kommt wieder einmal zum Einsatz! Weil wir ihn und vor allem den Motor dazu, letztes Jahr nie gebraucht haben, müssen wir ihn zur Behebung der Standschäden zuerst einmal zum ‚Doktor‘ bringen. Alles paletti, er läuft bzw. fährt wieder.

Am Sonntagabend, 14. Juli 2013 fährt das Gespann Meier ein. Von der langen Fahrt ordentlich geschlaucht, wird das Einwassern des Bahari auf Montag verschoben. Nach einem

16 kurzen Apéro geht es auf zu einem kurzen Spaziergang, welcher uns ins Restaurant La Villa zum Nachtessen führt. Einmal mehr eine feine Sache. Wir runden den Abend mit einem Schlummertrunk ab und es geht zeitig in die Kojen. Den Montag verbringen wir noch in Oranienburg. Bahari muss ebenfalls aufgetankt werden. Anschliessend wassern Meiers das erste Mal über eine Slip ein. Der gut gelungenen Aktion folgt das grosse Umräumen. Am Nachmittag sind Urs und Hans mit diversen Arbeiten beschäftigt. Regi, Angi und ich gehen einkaufen und die Gedenkstätte Sachsenhausen besuchen. Nur schon beim Gedanken an die Gräueltaten, welche hier stattgefunden haben, läuft es uns kalt den Rücken runter. Abends testen wir ein neues Rezept und geniessen das daraus entstandene Produkt.

Dienstag, 15. Juli 2013 Nach dem Frühstück laden wir die Fahrräder und das Beiboot auf. Danach geht es los via Tegelsee nach BerlinCharlottenburg. An der Spandauer-Schleuse herrscht Hochbetrieb. Wir haben Glück und können mit einer ganzen Horde Sportbooten einfahren. Weil viele im Stress sind und nur für sich und nach vorne schauen, müssen sie vom Schleusenwärter mit Nachdruck

17 zum Vorfahren aufgefordert werden. Nur ‚Mein Boot 2‘ schafft es nicht ganz nach vorne zu fahren, weshalb wir das Bahari in der breiten Schleuse ins Päckli nehmen, damit die hinter uns auch noch einfahren können. Der 24StundenAnleger in Charlottenburg ist von den üblichen grossen Holländergruppen gefüllt, sodass wir uns am 200 m weiter entfernten Dauerliegeplatz häuslich niederlassen. Der Kurzzeitanleger verfügt über mehr Poller und ist ein wenig hübscher. Wir haben Eisen mit und können dank dieser Erdspiesse unsere Boote gut und korrekt belegen. Dies stellt auch eine Patrouille der WSP fest, welche mit dem Feldstecher alles ganz genau beäugt. Diejenigen die hier endlos Halt machen, sollen sich an den Dauerlieger verschieben und nicht allen andern der Platz versperren. Naja, schwimmen können Regi und ich auch hier. Schade haben wir das Fleisch schon zum tempieren aus dem Kühlschrank genommen. Auf dem grossen Platz vor dem Schloss Charlottenburg findet derzeit das Duckstein-Festival mit Kunst, Kultur und Kulinarischem statt. Wir grillieren an Bord und verschieben uns zum Dessert wie-

18 der auf den Festplatz. Fast alle - gäll Angi ;-) - geniessen den abendlichen Spaziergang und die lauen Temperaturen. Wieder einmal können wir bis Mitternacht draussen sitzen ohne uns winterlich einpacken zu müssen. Einfach herrlich.

Mittwoch, 17. Juli 2013 Nach einer ruhigen Nacht verschieben wir uns zeitig und mit schönstem Wetter nach Berlin-Mitte. Dank der Funkpflicht-Regelung ist der Anleger trotz Schulferien nicht mit Mietbooten überfüllt. Den Holländer Späher überholen wir, sodass er sich nicht in die Mitte zum Platzreservieren legen kann. Die frühe Fahrt hat sich gelohnt, denn das Wasser ist noch einigermassen ruhig und das Anlegemanöver in dem Kabbelwasser einfacher. Hans meldet uns über Funk wie vorgeschrieben vor den Brücken als 2er-Sportbootkonvoi an. Höhe Bundestag kreuzt uns das WSP-Boot 22 und da sie mitgehört haben, können sie auf eine Kontrolle verzichten. Wir bleiben zwei Tage in der Mitte. Kurz nach dem Anlegen geht es los mit den Ausflugschiffen und es wellt den ganzen Tag. Die einen geniessen das Zürisee-Feeling, aber für mich könnte es auch weniger sein ;-) Meier‘s vertreiben sich die heissen Tage mit

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Stadtrundgängen und pöschtele und wir pilgern Richtung Funkturm, Alex etc. Am ersten Abend essen wir im StäV und die Leber war ja wieder mal erste Sahne. Den milden Abend verbringen wir mit UNO spielen usw. an Deck. Am zweiten Abend essen wir wieder am Schiffbauerdamm und schauen uns anschliessend beim Bundestag die allabendliche Tonbildschau an, welche eindrücklich in Kurzversion die Geschichte Deutschlands zusammenfasst.

Freitag, 19. Juli 2013 Zeitig legen wir ab und fahren auf der Spree gemütlich bis nach Köpenick, wo wir bereits am Mittag bei Aquarius anlegen. Mit sünele, shoppen und einem Rundgang durch Alt-Köpenick verbrin-

20 gen wir den Tag. Das Abendessen lassen wir uns im bayrischen ‚Waschhaus zu Köpenick‘ servieren. Vor einem Jahr haben wir einen kleinen Teppich hier an diesem Anleger vergessen. Wir haben den ausgelegt, weil Loni sonst mit runterspringen bzw. landen auf dem Gitterrost Probleme hat. Prompt haben wir den Teppich vergessen und heute wieder angetroffen. Gemeinsam mit der Hafenmeisterin finden wir lachend heraus, dass die einen Koffer in Berlin haben und wir einen Teppich in Berlin-Köpenick!

Wochenende 20./21. Juli 2013 Immer am Samstag um 1100 Uhr wird in einer Kurzversion die Geschichte des Hauptmann von Köpenick beim Rathaus vorgeführt. Heute wird diese Aufführung durch Hochzeiten am Fliessband untermalt. Wir fahren über den grossen Müggelsee, durch NeuVenedig und runter bis nach Wildau. Schnell einmal fragen wir uns, ob womöglich Vollmond sei. Dem Benehmen einiger Schiffsführer nach müsste es jedenfalls so sein. Extrem negativ fällt der ungehobelte Fahrstil der ‚Olympia Kablow‘ aus Ziegelei auf.

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Unser Hafenmeister

Zander aus Oranienburg hat

uns an den Wassersportclub Wildau, kurz WC Wildau, verwiesen. Wie er es uns vermittelte, werden wir freundlich aufgenommen und auch für unseren Gamin (ist ein wenig zu dick für die Boxen) findet sich ein Plätzchen. Wir stellen fest, dass wir die gewünschte Runde nicht fahren können. Wasser wäre wohl durchgehend vorhanden, allerdings lassen die Abmessungen der Schleusen, der Wasserwege und eine Rutsche das Befahren nur mit Paddelbooten zu. Darum bleiben zwei Nächte hier und fahren mi dem ÖV nach Lübben für einen Besuch Spreewaldes. Natürlich lassen wir uns auf einer Kahnfahrt durch einen fröhlichen und informativen Fährmann durch das Labyrinth der Spreewaldfliesse staken. Ehrensache, dass wir auch die berühmten Spreewälder-Gurken degustieren. Abends dürfen wir das bereits legendäre Meier-spezial-Stäg-Hörndli-undGhackets geniessen.

Montag, 22. Juli 2013 Eine lange, aber schöne, abwechslungsreiche und unterhaltsame Fahrt zum Ende des Scharmützelsee nach Bad Sarow. Eine Übernachtung am Anleger Freilichtbühne war nicht möglich, da

22 schon alle Plätze belegt waren und wir uns infolge falscher Telefonnummer im Führer nicht voranmelden konnten. Der findige Hafenwart plazierte uns am Fahrgastanleger, wie extra reserviert für Gamin und Bahari! Am Abend grillieren wir und versuchen die tausend Moskitos auszuräuchern. Weiter geht es mit der Fahrt nach Bossin zum Fischereihafen. Unterwegs ankern wir und auch Loni hüpft zum bädele von der Badeplattform ins Wasser. Gross ist der Andrang an der ersten Schleuse. Ein gestresster Bügelfalten-Opa drängelt und quängelt und treibt Meiers auf 100. Mit den telefonisch reservierten Plätzen klappt es bestens. Wir essen in der Fischereihafenbeiz und probieren verschiedene Hausspezialitäten aus. Das Essen war gut. Abzüge gibt es bloss für die alte giftige Service-Hexe.

Mittwoch, 24. Juli 2013 Am Morgen erfahren wir, dass ein mehrere Tage dauernder Schleusenstreik ab morgen Donnerstag gemeldet ist. Statt gemütlich zurückfahren zu können, heisst es subito Leinen los. Wir müssen bis nach der Schleuse Spandau fahren und dann übernachten, sodass wir am Donnerstag schleusenfrei nach Oranienburg fahren können. Bahari muss nur die Schleuse Neue Mühle ab-

23 arbeiten, anschliessend können sie am REWE/Penny-Steg anlegen und die geschrumpften Vorräte auffüllen. Aufgrund des Andranges konnten wir die letzte Schleuse nicht gemeinsam absolvieren und mussten uns auf Distanz mit grossem Winken voneinander verabschieden. Wir ziehen durch und legen kurz nach halb acht Uhr am 24-Stunden-Anleger in der An/Abflugschneise des Flughafens Tegel an. Nach einem wohlverdienten Apéro kochen wir selbst und geniessen den sich langsam abkühlenden Abend an Deck. Die Flugrichtung hat gekehrt und so werden wir früh morgens durch die laut startenden Flugzeuge fast aus den Kojen geschmissen. Frühstück und ab geht es nach Oranienburg. Wie erwartet ist infolge des Schleusenstreiks auf dem Wasser nicht viel los. Wir beziehen wieder unseren Platz und Hans gelingt zum Abschluss der ersten Reise 2013 ein weiteres perfektes Anlegemanöver. Bravo! Beim Einfahren sehen wir die ‚Fenna‘ im Servicehafen liegen. Später treffen wir uns mit der FennaCrewTherese und Christian zu einem ‚gesprächigen‘ Glas Wein.

24 Es geht relativ lange bis sich die enorme Tageshitze verzieht und wir bei angenehmen Temperaturen schlafen gehen können. Die verbleibenden Tage verbringen wir in Oranienburg mit Hitze erdulden, schwimmen, einkaufen, packen und diversen Arbeiten ausführen. Am Sonntagmorgen geht es definitiv nach Hause. Ich bin froh, hat unser Auto eine gute Klimaanlage, denn für Sonntag sind hier 39° angesagt. Viel Wasser für Mensch und Hund mitnehmen ist angesagt. Unterwegs donnert eine Hagelfront über uns hinweg. Auch wir wären froh, wenn es nicht derart auf unser Auto herunter krachen würde. Dass aber 5 Autos nebeneinander unter einer Brücke Schutz suchen auf einer 2streifigen Autobahn, ist eine absolute Spitzenleistung. Erst das anhaltende Hupkonzert der Nachfolgenden kann die einen bewegen, wenigstens eine Gasse zu bilden!!! Abgesehen davon läuft es perfekt und nach einer für diese Strecke kurzen Fahrzeit von 7 Std. 19 Min. treffen wir müde und zufrieden zu Hause ein.

… und damit heisst es auch schon wieder, tschüss und Ende Reise 1-2013 Bis gli Doris