Pflegetechniken von A - Z

Pflegetechniken von A - Z überarbeitet 2006. Taschenbuch. 520 S. Paperback ISBN 978 3 13 127273 7 Format (B x L): 17 x 24 cm Zu Inhaltsverzeichnis s...
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Pflegetechniken von A - Z

überarbeitet 2006. Taschenbuch. 520 S. Paperback ISBN 978 3 13 127273 7 Format (B x L): 17 x 24 cm

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Infusionen richten und verabreichen

Infusionen richten und verabreichen Definitionen Infundere (lat.) = hineingießen. Gemeint ist allgemein das Einbringen von Flüssigkeiten in den Körper, meist über einen peripheren Katheter (→ Venenverweilkanüle) oder zentralen venösen Katheter (seltener subkutane oder intraarterielle Infusionen). Nach der Infusionsmenge unterscheidet man Kurzinfusionen (ca. 100 ml über 30 Min.) oder Dauerinfusionen (größere Mengen über mehrere Stunden). Die → Tropfgeschwindigkeit einer Infusion muss genau berechnet werden. Mithilfe z. B. von → Dreiwegehähnen und → Hahnenbänken ist es möglich, mehrere Infusionen gleichzeitig zu verabreichen, in die Medikamente zugespritzt werden können. Infusionen können entweder frei laufen (schwerkraftgesteuert), über Infusionspumpen bzw. Spritzenpumpen (S. 291 f) oder mit Druck (Druckinfusion). Ziele ausreichende parenterale Ernährung durch Applikation von Grundnahrungsstoffen wie Fett, Eiweiß, Kohlenhydraten, Vitaminen und Spurenelementen, Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung des Flüssigkeitsvolumens, Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung der Elektrolytkonzentration, Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung eines konstanten → osmotischen Drucks, medikamentöse Versorgung. Indikationen Indiziert ist die Gabe von Infusionen z. B. bei: Erkrankungen mit hohem Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust (z. B. chronisches Erbrechen, massive Diarrhoe, Verbrennungskrankheit), perioperativer Flüssigkeitsversorgung (vor, während und nach Operationen), Notwendigkeit einer parenteralen Ernährung (Umgehung des Magen-Darm-Trakts), medikamentöser Unterstützung des Patienten z. B. durch Schmerzmittel (Analgetika), gestörtem Säure-Basen-Haushalt (→ Azidose/→ Alkalose).

Schwerkraftgesteuerte Infusion richten und anschließen Vorbereitung der Materialien Infusionsbehälter (z. B. Glas-, Kunststoffflasche oder -beutel) nach Arztverordnung, → Infusionsbesteck nach DIN 58 362, Infusionsständer, Desinfektionsmittel. Der behandelnde Arzt hat die Anordnungsverantwortung und entscheidet, welche Infusionen über welchen Zeitraum mit welcher Geschwindigkeit und welchen eventuellen Zusätzen gegeben werden. Juristisch einwandfrei sollte die erste Infusion (außer Kochsalz-und Ringerlösung) vom Arzt angehängt werden. Das gilt auch für Infusionen mit veränderten Mischungsverhältnissen. Die zweite Infusion wird von einer examinierten Pflegeperson angehängt. Der Zeitraum zwischen dem Richten einer Infusion bis zu ihrer Verabreichung darf maximal 1 Stunde betragen.

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Durchführung Hände nach Hygieneplan desinfizieren, benötigte Gegenstände auf desinfizierter Arbeitsfläche (z. B. fahrbarer Tisch) richten, Vollständigkeit und Verfalldatum überprüfen (→ R-Regel beachten!), Verschlussring von der Infusionsflasche abziehen, bei Infusionsflaschen mit Metallverschluss Gummistopfen desinfizieren (Abb. I.1a), Einwirkzeit beachten!) und evtl. noch vorhandene Desinfektionslösung abschütteln (darf nicht in die Infusionslösung gelangen), sterile Verpackung des Überleitsystems an der dafür vorgesehenen Stelle aufreißen (Abb. I.1b) und System entnehmen, Verschlusskappe vom Einstichdorn abnehmen und diesen durch den Gummistopfen in die Flasche stechen (Abb. I.1c), Rollklemme zudrehen (Abb. I.1d) und Infusionsflasche am Infusionsständer aufhängen oder umgedreht halten, Tropfenkammer durch mehrfaches Zusammendrücken mit Daumen und Zeigefinger bis zur Markierung füllen (Abb. I.1e), Belüftungsventil öffnen, Rollklemme aufdrehen und Lösung langsam durch das System fließen lassen (Abb. I.1f), so dass keine Luft im Schlauch ist (Gefahr einer → Luftembolie!).

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Abb. I.1 a

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Infusionen richten und verabreichen

Sind Luftblasen im Schlauchsystem (Abb. I.2)? Ein Trick ist, die Rollklemme zu schließen und so weit wie möglich in Richtung Flasche zu schieben. Durch Wickeln des Infusionsschlauches von unten nach oben (z. B. um einen Stift) werden die Luftblasen in die Tropfenkammer gedrückt. Sind alle Luftblasen in der Tropfenkammer, Spiegel durch Rückpumpen der Lösung in die Flasche einstellen. Oder Sie halten nach dem Füllen der Tropfenkammer das Schlauchteil nach oben und füllen dann das System. Die Flüssigkeit breitet sich langsamer aus, die Wahrscheinlichkeit der Blasenbildung ist geringer.

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Um die Inhalte zu vertiefen, können Sie sich das Video „Infusion richten“ ansehen.      

Medikamente zuspritzen Medikament in sterile Einmalspritze aufziehen und über sterile Kanüle oder Spike in die Infusionsflasche spritzen (Abb. I.3),

     

Abb. I.3

bei Zuspritzen von mehreren Ampullen muss Flüssigkeitsmenge der Ampullen vorher aus der Infusionsflasche steril abgezogen werden, Infusionslösung mit Medikament durch Kippen durchmischen und auf Unverträglichkeit überprüfen (z. B. Ausflockungen), Infusionsflasche mit Namen des Patienten, Datum, Uhrzeit und Zusätzen beschriften (Abb. I.4). Wenn möglich, bei Kunststoffflaschen keinen Filzstift verwenden! (Lösungsmittel des Stifts kann durch den Kunststoff diffundieren.) Wie eine Infusion mit Medikamentenzusatz gerichtet wird, können Sie sich auf der DVD ansehen.

Abb. I.2

Infusion anschließen Patienten über geplante Maßnahme informieren (auch bewusstlose Patienten!), Besucher evtl. aus dem Patientenzimmer bitten, den Handlungsablauf störende Kleidungsstücke und Schmuck entfernen, dabei die Intimsphäre beachten; Patienten unterstützen, sich bequem zu lagern,

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abschließend Hände desinfizieren, Maßnahme durch Eintragung in den Pflegebericht mit Handzeichen, Uhrzeit und evtl. Nebenwirkungen dokumentieren. Blick zurück: Wurde der Infusionsschlauch sicher fixiert? Tropft die Infusion? Ist der Patient informiert, sich z. B. bei Übelkeit zu melden oder wenn Infusion nicht mehr läuft? Rufanlage in Reichweite? Ist die Tropfgeschwindigkeit richtig eingestellt?

Druckinfusion Ziel Ziel ist es, große Flüssigkeitsmengen schnell zu infundieren (→ Volumenersatzmittel). Abb. I.4

Schlauchsystem an die liegende → Venenverweilkanüle anschließen und → Tropfgeschwindigkeit nach Arztverordnung einstellen; Überleitsystem evtl. mit Pflaster am Unterarm des Patienten fixieren, um Abknickungen zu vermeiden, Infusionsgeschwindigkeit überwachen und Patienten auf Nebenwirkungen bzw. Reaktionen beobachten (z. B. → Thrombophlebitis), Patienten informieren, sich bei Veränderungen (z. B. Übelkeit) zu melden und Rufanlage in Reichweite bringen. Werden mehrere Infusionslösungen gleichzeitig verabreicht oder wird ein Medikament in eine Infusion zugespritzt, muss die Verträglichkeit (Kompatibilität) der Lösungen untereinander überprüft und z. B. auf Ausflockungen beobachtet werden.

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Den Verbandwechsel an der Venenverweilkanüle können Sie sich auf der DVD ansehen.

Nachbereitung Sich vor dem Verlassen des Patienten nach Bedürfnissen erkundigen: Lagerung bequem? Getränk erwünscht? Fenster öffnen?, gebrauchte Materialien sachgerecht ver- bzw. entsorgen (z. B. Mülltrennung für Verpackungsmaterialien beachten), Nach Beendigung der Infusion kann der Einstichdorn am Gummistopfen abgebrochen werden, um Gefahr einer Stichverletzung zu reduzieren.

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Indikation Indiziert ist eine Druckinfusion z. B. beim hypovolämischen Schock. Vorbereitung der Materialien spezielle Druckmanschette mit Manometer, Infusionslösung in einem Kunststoffbeutel, Infusionsbesteck mit verschließbarer Belüftung. Durchführung Infusion richten s. Vorbereitung „Schwerkraftgesteuerte Infusion“ (S. 148 f), gerichtete Infusion in die spezielle Druckmanschette einspannen (Abb. I.5), Belüftungsventil schließen, Patienten über geplante Maßnahme informieren (auch bewusstlose Patienten!), Besucher evtl. aus dem Patientenzimmer bitten, den Handlungsablauf störende Kleidungsstücke und Schmuck entfernen, dabei die Intimsphäre beachten; Patienten unterstützen, sich bequem zu lagern, Überleitsystem mit der Venenverweilkanüle oder dem → Venenkatheter unter aseptischen Bedingungen verbinden, Infusionsverlauf kontrollieren und ständig personell überwachen; Patienten informieren, sich bei Veränderungen zu melden (z. B. Übelkeit) und Rufanlage in Reichweite bringen, Vitalzeichen des Patienten kontrollieren (z. B. → Schockindex berechnen), nach Beendigung der Druckinfusion, Druck aus der Manschette durch Öffnen des Reduzierventils entweichen lassen und Folgeinfusion anhängen oder Venenverweilkanüle abstöpseln.

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Infusionen richten und verabreichen

Überleitsystem in Infusomat nach Herstellerangaben einlegen (Abb. I.6 a); dabei überprüfen, ob sich keine Luftblasen im System befinden, Klappe am Infusomat schließen und Tropfendetektor an der Tropfenkammer anbringen (Abb. I.6 b), Rollerklemme ist geschlossen. Patienten über geplante Maßnahme informieren (auch bewusstlose Patienten!), Besucher evtl. aus dem Patientenzimmer bitten, den Handlungsablauf störende Kleidungsstücke und Schmuck entfernen, dabei die Intimsphäre beachten; Patienten unterstützen, sich bequem zu lagern, Infusomat an den Stromkreis anschließen und einschalten (das Gerät nimmt eine Überprüfung vor, danach kann die Tropfenzahl eingetippt werden (Abb. I.7), Rollklemme öffnen und Gerät am Startknopf starten, kurze Zeit abwarten, ob Alarm des Infusomaten ausgelöst wird durch z. B. Luft im System, nicht geöffnete Rollklemme o. ä., Patient informieren, sich bei Veränderungen (z. B. Alarm, Übelkeit o. ä.) zu melden, Rufanlage in Reichweite bringen, nach Beendigung der Infusion Folgeinfusion anhängen oder Venenverweilkanüle abstöpseln.

     

Abb. I.5

Druckinfusionen dürfen nur als Einzelinfusionen an der Venenverweilkanüle angeschlossen werden, da sonst die Gefahr besteht, dass die unter Druck stehende Lösung in den Behälter der frei laufenden Infusion gedrückt wird. Es muss sichergestellt werden, dass sich keine Luft im Infusionsbeutel befindet, da ansonsten die Gefahr einer → Luftembolie besteht.

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Um die Inhalte zu vertiefen, können Sie sich auf der DVD, den Film „Infusionspumpe“ ansehen.

Nachbereitung Siehe Nachbereitung „Schwerkraftgesteuerte Infusion“ (S. 151).

Nachbereitung Siehe Nachbereitung „Schwerkraftgesteuerte Infusion“ (S. 151).

Pumpengesteuerte Infusion Vorbereitung der Materialien Infusionsbehälter (z. B. Glas-, Kunststoffflasche oder -beutel) nach Arztverordnung, → Infusionspumpe (Infusomat) mit Tropfendetektor, → Infusionsbesteck für Infusionspumpe, Infusionsständer, Desinfektionsmittel. Durchführung Infusion richten s. „Schwerkraftgesteuerte Infusion“ (S. 148 f), Infusomat am Infusionsständer befestigen,

Abb. I.6 a

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