Peristomale Wunden Teamwork und Herausforderung

Peristomale Wunden – Teamwork und Herausforderung Mitgliederversammlung des Wundzentrum Hamburg 02.03.2017 Ulrike Dudek Stomatherapeutin, Wundexpertin...
Author: Bella Hermann
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Peristomale Wunden – Teamwork und Herausforderung Mitgliederversammlung des Wundzentrum Hamburg 02.03.2017 Ulrike Dudek Stomatherapeutin, Wundexpertin Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Das optimale Stoma ist…

• rund bis oval • ausreichend prominent über dem Hautniveau (Kolostomie ca. 1 cm, Ileostomie und Urostomie ca.2 cm) • präoperativ vormarkiert • nicht in Körperfalten angelegt • fern von Narben, Nabel, knöchernen Vorsprüngen (Rippenbogen, Beckenkamm) • in allen Positionen einsehbar • nicht in Höhe von Rock – oder Hosenbund • innerhalb des Muskulus rektus abdominis angelegt

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Ursachen für peristomale Hautschädigungen

• Spezielle Inhaltsstoffe der Ausscheidung (Fäzes, Urin, Fistelsekret) • Material zur Stomaversorgung (Allergie) • Ischämie der peristomalen Haut durch Druck • Immunologische Reaktionen • Komorbiditäten • Infektionen • Pflegefehler, mangelnde Hygiene • Toxische Hautreinigungsmittel • Individuelle Disposition, anatomische Besonderheiten • Fehlanlagen • insuffiziente Versorgungssituation Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Grade der Hautschädigung

Mazeration Aufquellen der peristomalen Haut durch chronische Feuchtigkeit (Ileostomie, Urostomie)

Erosion/Läsion

Verlust der Epidermis bei intakter Dermis, heilt narbenlos ab, blutet nicht, kann aber stark nässen

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Grade der Hautschädigung

Ulzeration Tiefer Defekt bis zur Dermis oder Subkutis, heilt nicht narbenlos ab, kann bluten

Abszesse

Eiteransammlung (lat. Pus) in einem durch Einschmelzung abgestorbenen Gewebes entstandenen Hohlraum.

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Grade der Hautschädigung

Dehiszenz/Retraktion

Auseinanderweichen von zusammengehörigen Gewebestrukturen, Darm reißt postoperativ aus und sinkt unter Hautniveau Hypergranulationen

Chronisch entzündliche Gewebereaktion, entsteht meist als Reaktion auf einen chronischen Entzündungsreiz oder infolge allergischer Prozesse.

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Toxische Kontaktdermatitis

Definition Entsteht durch unmittelbaren Kontakt eines schädigenden Stoffes (chemisch, thermisch, physikalisch) mit der Haut, wodurch eine erythematöse, eine erosive oder ulzerative Hautschädigung mit Entzündungsreaktion auftreten kann.

Das Ausmaß der Schädigung ist abhängig von der Dauer der Einwirkung und von der individuellen genetischen Disposition.

Quelle: Ingrid Moll Dermatologie Thieme 6.,komplett überarbeitete und erweiterte Auflage

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Toxische Kontaktdermatitis

Therapie

• sachgerechte Reinigung der peristomalen Umgebung (Wasser, ph-neutrale Seife) • genaue Anpassung der Basisöffnung an Stomagröße (evt. mit Schablone) • verwenden von alkoholfreien, abdichtenden und/oder ausgleichenden Materialien (Paste, Hautschutzringe, Modellierstreifen) • Art der Versorgung an anatomische Gegebenheiten anpassen (plan, konvex, 1-teilig. 2-teilig etc.) Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Toxische Kontaktdermatitis

Therapie • Unterweisung in alle notwendigen Pflegemaßnahmen

• ggf. Verwendung eines Spiegel, ggf. anleiten von Angehörigen • verwenden von nur für die Stomapflege deklarierten Produkte • phasengerechter Einsatz von Produkten aus der Wundversorgung zum Exsudatmanagement mit regelmäßigen Wechselintervallen (z.B. Hydrokolloide, Polyutethanschaumverbände ohne Superabsorber) Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Allergische Kontaktdermatitis

Definition Griechisch:

allo = fremd, anders

ergon = Reaktion, Tätigkeit Erworbene, spezifische Änderung der Reaktionsfähigkeit des Organismus gegenüber Fremdsubstanzen infolge einer immunologischen Reaktion exogen induziert, akute allergische Entzündung von Korium und Epidermis, phasenhafter Verlauf

Quelle: Dr. B. Heideck Potsdam, DGK-Fortbildungdkurs 2003

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Allergische Kontaktdermatitis

Therapie • Suche nach dem auslösenden Allergen • Schutz der Haut durch Hautschutzspray oder – creme

• Behandlung der Hautschädigung, wenn nötig mit speziellen Wundauflagen (je nach Wundstadium) • Herstellerwechsel • Allergietest: standardisierte Testung auf typische Salbeninhaltsstoffe und Testung von Eigensubstanzen oder Originalverbandstoffen Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Ischämische Ulzerationen

Definition Druck auf die peristomale Haut kann zu Minderdurchblutung im Bereich des ausgeübten Druckes oder zu einem kompletten Ausfall der Durchblutung führen durch konvexe Basis, starker Zug des Stomagürtels, enge Kleidungsstücke, anatomische Besonderheiten (Körperfalten, Hernien, Adipositas)

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Immunologische Ulzerationen

Definition Erkrankungen, die mit einer Immunsuppression einhergehen, können die Entstehung einer peristomalen Ulzeration begünstigen

z.B. Medikamentengabe bei Morbus Crohn und Kolitis ulzerosa, Tumorerkrankungen, Chemo – und Strahlentherapie

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Infektiöse Ulzerationen

Definition Jegliche Art von Verletzung der peristomalen Haut (Epidermis bis Subkutis) kann durch Kontakt mit Ausscheidung und deren toxischen und infektiösen Inhaltsstoffen und der jeweiligen immunologischen Konstitution des Patienten zu infektiösen Ulzerationen führen.

z.B. Toxische/Allergische Kontakdermatitis, Verletzungen bei peristomaler Rasur, Verletzung der Epidermis beim Ablösen der gebrauchten Versorgung

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Ulzerationen

Therapie • Ursachen analysieren • Begünstigende Faktoren minimieren (Druck) • Infektionsbekämpfung durch antiseptische Wundspülung und ggf. silberhaltigen Wundauflagen ( Abstrichkontrolle) • Phasengerechte Wundbehandlung in sinnvoller Kombination mit Stomaversorgung

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Ulzerationen

Therapie • bei großflächigen Wunden Kombination von Hydrokolloidoder Polyurethanschaumverbänden (ohne Superabsorber) • Exsudatmanagement mit Hydrofaser oder Kalzium-Alginat bei entsprechender Tiefe der Wunde • Verwenden von alkohollosen Dichtungsmaterialien um das Stoma, um Kontamination der Wundfläche zu reduzieren • angepasstes Wechselintervall

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Mazeration

Definition Unter Mazeration versteht man das durch langandauernde Feuchtigkeitseinwirkung (z.B. in der Wundreinigungsphase durch das Exsudat oder bei Inkontinenz oder starken Schwitzen) bedingte Aufquellen der Wundränder. Mazerierte Haut ist ein "Paradies" für Bakterien und Pilze, Wundverbände können nicht gut haften.

Quelle: 1 http://www.pflegewiki.de/wiki/Mazeration

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Mazeration

Therapie • peristomale Haut vor Ausscheidung schützen

• Stomaversorgung anpassen (Öffnung, konvexe Basis, 2teiliges System) • Pflegevorschriften beachten • evt. leichter Druck auf mazerierte Haut durch konvexe Basis, um Hypergranulation zu verhindern

• alkoholfreie Dichtungsmaterialien verwenden • angepasstes Wechselintervall Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Parastomaler Abszess

Definition Eiteransammlung (lat. Pus) in einem durch Einschmelzung abgestorbenen Gewebes entstandenen Hohlraum. Häufigste Erreger:

Staphylokokken Streptokokken Escherichia coli Pseudomonas aeruginosa Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Parastomaler Abszess

Therapie • Eröffnung der Haut-Darmnaht, um Abfluss des Eiters zu ermöglichen • Abstrich zur mikrobiologischen Untersuchung • ggf. Fäden entfernen • ggf. Inzision des Abszesse außerhalb des Haftbereiches der Stomaversorgung

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Parastomaler Abszess

Therapie

• phasengerechte Wundbehandlung in Kombination mit Stomaversorgung (Hydrofaser, Kalzium-Alginat, Opsitefolie, Hydrokolloid, Polyurethanschaumverband • Spülung der Abszesshöhle mit Wundspüllösungen oder NaCl mittels Knopfkanüle und/oder Spülkatheter • ggf. systemisch Antibiose (nach ärztlicher Anordnung)

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Pseudoepitheliale Hyperplasie

Definition Eine Hyperplasie (übermäßige Zellbildung) ist die medizinische Bezeichnung für die Vergrößerung eines Gewebes oder Organs durch vermehrte Zellteilung und einer damit verbundenen außerordentlichen Erhöhung der Zellenzahl im Sinne einer allgemeinen Dysplasie. Bei der PEH kommt es durch vermehrte Keratinozytenneubildung zu kleinknotiger, benigner, pflastersteinartiger Veränderung der Haut. Reaktive Neubildung auf chronisch - mechanisch und exogen toxische Einflüsse Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hyperplasie

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Pseudoepitheliale Hyperplasie

Therapie • Ursachen ermitteln • Peristomale Umgebung trocken halten • Stomaversorgung an anatomische Gegebenheiten anpassen (konvexe Versorgung auf retrahierte Stomaanlage) • Dichtungsmaterialien verwenden (bei starker Unebenheit wäre Paste zu bevorzugen, da anpassungsfähiger)

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Pseudoepitheliale Hyperplasie

Therapie • Ausübung von leichtem Druck auf Hyperplasie mit Gürtel oder konvexen Basen • ggf. Probeentnahme zum Ausschluss von maligner Hyperplasie

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Hypergranulation

Definition Chronisch entzündliche Gewebereaktion, welche histopathologisch charakterisiert ist durch gruppierte Anhäufung von Makrophagen, von Epitheloidzellen und Riesenzellen.1 Ein Granulom entsteht meist als Reaktion auf einen chronischen Entzündungsreiz oder infolge allergischer Prozesse.2

Quellen: 1 Ingrid Moll, Dermatologie, 6., komplett überarbeitete und erweiterte Auflage, Thieme 2005 2 http://flexikon.doccheck.com/Granulom

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Hypergranulation

Therapie • Ursachen ermitteln und beheben • Ätzen mit Silbernitrat (Höllensteinstift), dabei Hautschutz beachten • Anwendung von konvexen Basen, um leichten Druck auf Hypergranulation auszuüben • Stomaversorgung so anpassen, dass Ausscheidung nicht mit Hypergranulation in Kontakt kommt

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Hypergranulation

Therapie • Verwenden von abdichtenden Materialien (bei Schmerzen alkoholfrei) • chirurgische Abtragung nach Rücksprache mit dem Arzt • ggf. Probeentnahme zum Ausschluss von maligner Hyperplasie

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Zusammenfassung

Versorgung peristomaler Wunden ohne Wundversorgungsprodukte und ohne Wundspezialisten undenkbar

z.B. Hydrokolloide, Polyurethanschaumverbände, Hydrofaser, Kalzium-Alginat, Opsitefolie, antimikrobielle Wundeinlagen, Unterdrucktherapie

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Zusammenfassung

Phasengerechte Wundversorgung in Kombination mit Stomaversorgung je nach Art der Ausscheidung

Kombination von Produkten aus der Wundversorgung mit angepasster Stomaversorgung und sinnvollem Wechselintervall

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Zusammenfassung

Wirtschaftlichkeit beachten, Klinik nicht mit Home Care zu vergleichen

Ambulante Versorgung häufig erschwert durch Pauschalverträge mit Krankenkassen, Erstattung von Material zur Wundversorgung mit erhöhtem bürokratischem Aufwand verbunden

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Zusammenfassung

Gemeinsame Aufgabe ärztlicher und pflegerischer Professionen

Im Sinne der Vermeidung und optimalen Behandlung von peristomalen Hautkomplikationen und der Erhaltung einer guten Lebensqualität sollten ärztliche und pflegerische Professionen eng zusammen arbeiten.

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

Zusammenfassung

Wir ziehen alle am gleichen Strang

Unsere Aufgabe: Verhinderung von peristomalen Hautproblemen!

Quelle: http://www.pape-co.com/team_office.html

Ulrike Dudek Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam

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