One Moment Meditation

Leseprobe aus: Martin Boroson One Moment Meditation Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de. Copyright © 2015 by Rowohlt Verlag GmbH...
Author: Gitta Falk
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Leseprobe aus:

Martin Boroson

One Moment Meditation

Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de.

Copyright © 2015 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Martin Boroson

One Moment Meditation Stille in einer hektischen Welt Aus dem Englischen von Frances Hoffman

Rowohlt Taschenbuch Verlag

Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, Dezember 2015 Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2012 by J. Kamphausen Verlag & Distribution GmbH, Bielefeld. Diese Ausgabe erfolgt mit dem Einverständnis des derzeitigen Rechteinhabers, der J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld. Die amerikanische Originalausgabe ist 2007 unter dem Titel «One Moment Meditation» bei Winter Road Publishing, NY, USA, erschienen. Copyright © 2007, 2009 by Martin Boroson Umschlaggestaltung ZERO Werbeagentur, München Umschlagabbildung FinePic, München Satz aus der Minion Pro bei hanseatenSatz-bremen, Bremen Druck und Bindung CPI books GmbH, Leck, Germany ISBN 978 3 499 62935 8

Für meine Eltern, Florence und Louis Boroson, in Liebe

Wenn ein Mensch seinen letzten Atemzug tut, sollte er vorbereitet sein auf einen neuen Anfang. Nikos Kazantzakis (vermutlich)

Inhaltsverzeichnis 13

Einleitung

Teil 1: Basistraining 29

Die Basisminute

37

Zum Verständnis der Basisminute

40

Wo und wann

45

Der Nutzen (für dich)

51

Der Nutzen (für alle anderen)

53

Steine auf dem Weg

60

Aufwärmen

63

Cool-Down

65

Übung und Perfektion

68

Die Basisminute und das Gebet

70

Potenzielle Nebenwirkungen

Teil 2: Training für fortgeschrittene Anfänger 74

Die portable Minute

78

Die Notfallminute

87

Die Überraschungsminute

89

Die Bonusminute

Teil 3: Der Moment im Kontext der Zeit 95

Das Zeitempfinden

103

Zum Wesen der Zeit

Teil 4: Training für Fortgeschrittene 118

Der Einmal-Durchatmen-Zyklus

121

Die Rituale weglassen

125

Die Kontrolle abgeben

128

Spontanität

Teil 5: Die Begegnung mit dem Moment 132

Was der Moment ist

136

Vor dem Moment

139

Ein paar berühmte Momente

155

Nach dem Moment

158

Was der Moment nicht ist

Teil 6: Weit fortgeschrittenes Training 164

Schau dich um

168

Beweg dich

172

Bleib präsent

Teil 7: Das Wunder des Augenblicks 180

Ruhe und Erholung

184

Der Moment deiner Wahl

187

Ewige Jugend

190

Zeitmanagement für Fortgeschrittene

198

Momentmanagement

203

Der Moment der Umkehr

206

Der richtige Moment

211

Der ultimative Moment

216

Ein Moment des Dankes

Teil 8: Meisterschaft des Moments 222

Der Moment, der keiner ist

227

Meister für einen Moment

231

Danksagungen

235

Anmerkungen

Einleitung Denken wir einmal an all die Momente, die uns «verloren gehen» – wenn wir im Stau stehen oder an der Kasse, wenn wir in einem langweiligen Meeting sitzen. Denken wir an all die Momente, die wir «verschwenden» – auf Partys, die uns gar keinen Spaß machen, bei der Arbeit, wenn wir unkonzentriert sind, oder wenn wir vorm Zubettgehen noch eine der zahllosen TV-Shows anschauen. Und dann sind da noch diese «gestohlenen Momente» – die Momente, die wir uns nehmen, wenn gerade niemand zuschaut – bummeln gehen, im Internet surfen oder am Handy herumfummeln. Und schließlich gibt es noch die Momente, die völlig unbemerkt vorüberziehen  – die Momente zwischen anderen Momenten. Was ist, wenn jeder dieser Momente eine einmalige Chance darstellt? Was, wenn jeder einzelne Moment uns die Gelegenheit bietet, ruhiger, wachsamer, ausgeglichener und zufriedener zu werden? Was, wenn wir in einem dieser kleinen Momente etwas tun können, das unser Leben grundlegend ändert?

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Dieses Buch habe ich in einem solchen Moment empfangen. Es war eines Morgens, bei meiner üblichen dreißigminütigen Meditation: Ich war fest entschlossen, ganz still zu sitzen, den Blick nach unten gerichtet, und zwar die ganzen dreißig Minuten lang. Doch an diesem speziellen Morgen fand ich einfach keine Ruhe, meine Gedanken rasten nur so dahin, während die Zeit im Schneckentempo zu vergehen schien. Ich glaubte schon, ich hätte vergessen, den Wecker zu stellen, und würde nun stundenlang so dasitzen müssen. Jedenfalls fühlte es sich so an. Zu gern hätte ich auf die Uhr geschaut. Viele Male. Doch ich war fest entschlossen, still zu sitzen, und wollte dem Drang einfach nicht nachgeben. Und dann gab ich doch auf. Ich sah zur Uhr und stellte fest, ich hatte keineswegs vergessen, den Wecker zu stellen. Eine Minute hätte ich noch ausharren müssen. Das hieß, ich hatte neunundzwanzig Minuten darauf verschwendet, zu überlegen, ob nicht schon dreißig Minuten vergangen waren! Enttäuscht dachte ich: «Jetzt, wo nur noch eine Minute übrig ist, kann ich eigentlich gleich aufhören für heute.» Und dann traf es mich wie der Blitz: «Was ist verkehrt an einer einminütigen Meditation? Was habe ich in dreißig Minuten zu erleben gehofft, was ich nicht auch in einer Minute erleben könnte?» Ich beschloss, noch einmal zu beginnen, von Anfang an. Ich würde nun einfach so lange meditieren, wie noch Zeit übrig war: eine Minute lang … dafür aber mit vollem Einsatz. Von diesem Augenblick an veränderte sich mein Ver14

hältnis zur Zeit. Ich begann, weniger über langfristige Ziele nachzudenken und mehr über gegenwärtige Möglichkeiten. Und dabei wurde mir klar, wie viel man in sehr kurzer Zeit erreichen kann. Ich fing an, auf eine ganz neue Weise zu meditieren: nicht einfach nur jeden Morgen dreißig Minuten auf meinem Meditationskissen sitzend, sondern für kurze Augenblicke über den ganzen Tag verteilt, ganz egal wo – in der Bahn, am Schreibtisch, im Fitnessstudio. Und langsam begriff ich: Je schneller ich in den Zustand der inneren Ruhe hinübergleiten konnte und je weniger Stützen ich dafür brauchte, desto besser. Kurz gesagt: Ich begann, immer dann zu meditieren, wenn ich einen Moment Zeit hatte.

Die meiste Zeit über sind wir uns des enormen Potenzials eines einzigen Moments überhaupt nicht bewusst. Dann stellen wir uns unter einem Moment lediglich einen sehr kurzen und völlig unerheblichen Zeitraum vor  – ein paar Sekunden, die weiter keine Rolle spielen. Doch das Wort «Moment» stammt aus dem Lateinischen, wo es beispielsweise so etwas bedeutet wie «ausschlaggebender Impuls». Mit anderen Worten: Ein Moment kann etwas wirklich Umwälzendes sein. Er kann dein Leben völlig auf den Kopf stellen. Ein Moment kann wortwörtlich «den Ausschlag geben». 15

Stellen wir uns nur einmal vor, was in einem Moment alles geschehen kann: Ein Damm kann brechen, die Erde beben, ein trockenes Waldstück in Flammen aufgehen. In einem einzigen Moment überfährt ein betrunkener Autofahrer ein Stoppzeichen und kracht in deinen Wagen. In einem einzigen Moment stürzen die Börsenkurse ab. In einem einzigen Moment kann, was du für selbstverständlich hältst, unwiederbringlich verschwinden. Doch ein einziger Moment kann auch Heilung bringen, Inspiration, Freude. In einem einzigen Moment blitzt eine fantastische neue Idee in deinen Gedanken auf. In einem einzigen Moment löst jemand für dich ein Problem, oder du erhältst einen Anruf von einem lange verschollenen Freund. In einem einzigen Moment fällt nach Jahrzehnten der Teilung eine Mauer. In einem einzigen Moment setzt vielleicht die Genesung ein von einer langwierigen Krankheit, und niemand vermag zu erklären, wieso. Doch ganz gleich, ob ein lebensverändernder Moment nun glücklich oder traurig ist, ob er globale oder persönliche Auswirkungen hat, er ruft uns in Erinnerung, dass in unserem ganz gewöhnlichen Leben immer auch etwas Außergewöhnliches geschehen kann. In einem einzigen Moment kann sich in unserem normalen Alltag jäh ein Riss auftun, der eine uns bis dahin völlig unbekannte, neue Realität preisgibt. Mit anderen Worten: Dramatische Veränderungen brauchen nicht viel Zeit  – ein einziger Moment reicht völlig. 16

Ich habe schon viele Menschen und Unternehmen durch große Veränderungsprozesse begleitet. Und obwohl derartige Prozesse durchaus ihre Zeit brauchen, lässt sich doch eines ganz klar sagen: Wenn der Durchbruch kommt, dann ganz plötzlich, in einem einzigen Moment. Dabei kann niemand vorhersehen, wann das geschieht oder welche Formen es annimmt. Die beste Voraussetzung für einen Durchbruch ist allerdings, dass alle Beteiligten äußerst präsent sind im gegenwärtigen Augenblick und offen für alle Eventualitäten. Mit anderen Worten: Sie sind offen für die radikale Möglichkeit, dass, ganz gleich, wie ihre Pläne, Gewohnheiten oder Erwartungen auch aussehen mögen, dieser eine Moment das Potenzial für einen grundlegenden Wandel in sich birgt.

Dieses Buch wird dir dabei helfen, den Moment wahrzunehmen, zu verstehen und wertzuschätzen, im Moment zu sein und das enorme Potenzial eines Momentes für dich zu nutzen. Und das wird nicht sonderlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Für die erste Übung brauchst du täglich nicht mehr als ein bis zwei Minuten aufzuwenden  – garantiert! Mit wachsender Erfahrung wird diese Übung immer kürzer werden und weniger Zeit in Anspruch nehmen, bis du schließlich nicht länger dafür brauchst als einen Moment. Auf diese Weise wird es dir möglich, dich im Laufe eines 17

Tages immer wieder «aufzutanken» und deine Batterien aufzuladen. Du wirst lernen, inmitten von Aktivität (die deiner Natur entspricht) tiefe Stille (die ebenso deiner Natur entspricht) zu empfinden. Du wirst ein völlig neues Zeitverständnis entwickeln und Techniken erlernen, mit deren Hilfe du einen Tag, der sich gedrängt und hektisch anfühlt, zu einem Tag machen kannst, der dir Weite und unzählige Möglichkeiten schenkt. Wenn du dich in diesen Techniken übst und dein Verständnis dieser Philosophie vertiefst, wirst du der Meisterschaft des Moments immer näher kommen. Meisterschaft bedeutet hier jedoch nicht, den Moment zu beherrschen oder zu kontrollieren. Es bedeutet auch nicht, dich dem Moment einfach passiv auszuliefern. Es bedeutet ganz einfach, von tiefem Frieden erfüllt im Moment zu ruhen – ohne jegliche Spannungen zwischen dir und dem, was gerade geschieht. Ich habe diese Technik in Vorträgen und Workshops unterrichtet, im Radio, in Führungsseminaren und bei betrieblichen Weiterbildungen, und dabei erlebt, wie die Menschen in vielerlei Hinsicht von ihr profitieren. Wenn du noch nie zuvor meditiert hast, erlernst du mit dieser Technik eine direkte Methode, die sich ganz leicht in deinen üblichen Alltag einbauen lässt. Wenn du schon öfter meditiert hast, aber immer wieder «gescheitert» bist, bietet dir diese Technik eine Möglichkeit, es noch einmal zu versuchen – eine Möglichkeit, die sich nicht auf den langfristigen 18

Erfolg konzentriert, sondern auf kurzfristige Gelegenheiten. Und wenn du der Meinung bist, du seist «zu beschäftigt zum Meditieren», wird dieser Ansatz dich um eine Ausrede ärmer machen – denn einen Moment hat jeder Mensch übrig. Ich habe dieses Buch zwar für Anfänger geschrieben, doch ich habe dabei stets auch an die fortgeschrittenen Anfänger gedacht. (Fortgeschrittene Anfänger sind Menschen, die schon so weit fortgeschritten sind, dass sie stets bereit sind, noch einmal zu beginnen.) Ich hoffe, du bist für diesen Ansatz offen, selbst wenn du schon viel Erfahrung mit Meditation hast. Möglicherweise stellst du fest, dass dieser Ansatz deine tägliche Meditationspraxis neu belebt oder sich sehr leicht in die Herausforderungen des Alltags integrieren lässt. Und wenn du zu jenen erfahrenen Meditierenden gehörst, für die extrem wichtig ist, «wie lange sie einfach nur sitzen können, ohne dabei zu denken» (das ist eine Art von «Meditations-Chauvinismus»), dann wird dieser Ansatz dich daran erinnern: Man kann für alles – selbst fürs Meditieren – immer nur einen Moment an den anderen reihen.

Ist es denn wirklich möglich, in einem einzigen Moment zu meditieren? Viele Menschen betrachten Meditation als eine Art Ausdauertest: Je länger man, von Frieden erfüllt, still sitzen 19

könne, desto spiritueller sei man. Viele Menschen glauben, Meditation müsse man in einem schönen, heiteren Retreat praktizieren – weit weg vom täglichen Leben. Diese Ansichten rühren zweifellos daher, dass unser spirituelles Erbe zum größten Teil von Mönchen, Nonnen, Einsiedlern und Propheten weitergegeben wurde – also von Menschen, die dem gewöhnlichen Leben entsagt haben, um jahrein, jahraus in stiller Kontemplation zu verharren. Doch die Zeiten ändern sich, und so verhält es sich auch mit unserem Verständnis von Meditation. Wissenschaftliche Forschungen bestätigen, dass der Nutzen von Meditation nicht nur auf abstrakten, spirituellen Ebenen zu finden ist, sondern auch auf ganz konkreten, praktischen Ebenen. Laboruntersuchungen und psychologische Studien haben ergeben: Meditation hebt unsere Stimmung, mindert Ängste, lindert Depressionen, senkt den Blutdruck, stärkt das Immunsystem und fördert Optimismus und Widerstandskraft. Immer mehr Menschen sind heute der Ansicht, die Vorteile der Meditation sollten uns genau dann zugänglich sein, wenn wir sie brauchen, und die Meditationspraxis sollte überall möglich sein  – ob wir nun gerade im Stau stehen, geschäftlich tätig sind oder Windeln wechseln. Außerdem verspüren viele Menschen heute das Bedürfnis, meditative Aspekte oder Prinzipien auch in ihre Beziehungen, in die Kindererziehung und in ihre Arbeit einzubringen; deutlich wird überdies, wie sinnvoll meditative Ansätze in der Politik, 20

bei wirtschaftlichen Beschlüssen und öffentlichen Debatten wären. Und je schneller wir zu innerer Ruhe finden und je weniger Stütze wir dazu benötigen, desto besser. Darum lass mich dir sagen: Es ist nicht nur möglich, in einem einzigen Moment zu meditieren – es ist sogar von elementarer Bedeutung. Wir alle stellen uns hin und wieder vor, wie wir an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit zu innerer Ruhe finden. Wir malen uns aus, irgendwann einmal, künftig, von innerer Ruhe erfüllt zu sein – am Ende des Tages, am Wochenende, wenn die Kinder erst mal aus dem Haus sind, wenn wir in Rente gehen. Oder wir malen uns aus, woanders innere Ruhe zu finden – in der Kirche, im Park, an einem einsamen Strand. Doch jedes Mal, wenn wir so phantasieren, verlassen wir den gegenwärtigen Moment. Wir nehmen uns selbst aus der Verantwortung. Das ist eine besonders selbstzerstörerische Form des Aufschiebens, denn der Moment, in dem wir das größte Bedürfnis nach innerer Ruhe haben, ist zugleich der Moment, in dem wir uns am weitesten davon entfernen. Und wenn wir annehmen, innere Ruhe erfordere viel Zeit oder sei nur in der Zukunft möglich, konzentrieren wir uns darauf, innere Ruhe zu erreichen, statt von ihr erfüllt zu sein. Wir halten uns selbst in einem Zustand des «Wollens» – und dieser Zustand des Wollens ist per definitionem kein Zustand des Seins oder «Habens». Mit dem Glauben, lange meditieren zu müssen, um innere Ruhe zu erlangen, erzeugen wir nur noch mehr Stress. Das ist, als würden wir einen 21

Ball fortschleudern und ihm dann hinterherrennen, um ihn wieder einzufangen, nur um ihn, sobald wir ihn eingeholt haben, wieder wegzuschleudern – und dabei die ganze Zeit zu beklagen, den Ball nie richtig zu fassen zu bekommen. Auf einer tieferen Ebene ist unser Gefühl der Zufriedenheit, wenn es von den Umständen abhängig ist, auch erschütterbar durch die Umstände. Sind wir nur dann zufrieden, wenn das Leben problemlos verläuft, werden wir auf jeden Fall unzufrieden sein, sobald es einmal schwierig wird. Diese Art von Zufriedenheit ist weder sonderlich stabil noch sonderlich tief gehend. Wahre Zufriedenheit transzendiert das «Auf und Ab» des Lebens. Sie umarmt das Leben so, wie es jetzt und hier ist, mit all seinen Unzulänglichkeiten. Mit anderen Worten: Die einzige Möglichkeit, zu wahrer innerer Ruhe zu gelangen, besteht darin, in völliger Übereinstimmung mit dem zu sein, was jetzt gerade geschieht – auch dann, wenn es eben nicht ruhig und friedlich zugeht. Der spirituelle Lehrer Krishnamurti sagt es mit den wunderbar knappen Worten: «Jetzt oder nie.» Das bedeutet nicht etwa, dass du niemals zur inneren Ruhe gelangen wirst, wenn du sie jetzt nicht empfindest. Es bedeutet vielmehr: Zufriedenheit ist nur dann möglich, wenn du «den Ball nicht unentwegt in die Zukunft wirfst». Zufriedenheit ist ausschließlich in der Gegenwart möglich. Wenn du wahrhaft im gegenwärtigen Moment präsent bist, ist dein Geist nicht damit beschäftigt, sich die Dinge anders zu wünschen, als sie sind – das ist Zufriedenheit. 22

Dass man Zufriedenheit immer nur im Jetzt finden kann, im gegenwärtigen Moment, bedeutet auch: Es nimmt überhaupt keine Zeit in Anspruch. Es kostet keine Zeit – es braucht nur einen Moment. Du musst nicht erst auf einen Retreat gehen, deinen Job kündigen oder «zweimal täglich zwanzig Minuten» aufbringen, um innere Ruhe zu erlangen. Ruhe und Frieden sind allgegenwärtig. Sie stehen dir ständig zur Verfügung, jetzt und nochmals jetzt, ganz gleich, wo du dich aufhältst. Du bist dir dessen nur nicht bewusst, denn du bist viel zu sehr damit beschäftigt, andere Dinge zu tun – beispielsweise mit dem Versuch, innere Ruhe zu finden (oder dieses Buch zu lesen). Betrachte also meinen Ansatz als direkten Weg zum Kern der Sache. Wenn es just in diesem Moment möglich ist, innere Ruhe zu finden, und wenn es ausschließlich in diesem Moment möglich ist, dann kannst du also direkt darauf zugreifen. Eines möchte ich allerdings klarstellen: Es geht mir nicht darum, andere Formen der Meditation oder des Gebets oder all die Wege zur Selbstfindung, zu denen es heute so viele hervorragende Ratgeber gibt, zu verdrängen. Ich will nur eines deutlich machen: Welchen Weg du auch gehst, welche Hilfe du auch suchst, wenn du nicht lernst, den Moment zu meistern, dann sind deine Chancen auf Erfolg recht überschaubar. Wenn du ihn aber zu meistern lernst, tja, dann kann dich nichts mehr aufhalten.

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