oder chronisch-persistierende Borreliose?

Morbus Alzheimer und/oder chronisch-persistierende Borreliose? Kasuistik für die Frühjahrstagung der Deutschen Borreliose-Gesellschaft am 25.3.2017 in...
Author: Valentin Lang
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Morbus Alzheimer und/oder chronisch-persistierende Borreliose? Kasuistik für die Frühjahrstagung der Deutschen Borreliose-Gesellschaft am 25.3.2017 in Erfurt

Anamnese von Herrn A.D., geb. 1961 • 2008 Zeckenstich am linken Unterschenkel mit nachfolgendem Erythema migrans. Es erfolgte keine Therapie, da es nicht als Borrelien-infektion erkannt wurde. • Seit 2009 (bis heute) rezidivierende schmerzhafte Missempfindungen und rez. Blauverfärbungen im gesamten linken Unterschenkel ohne erkennbare Ursache (LWS-CT, neurologische Untersuchungen). • Seit 2009 zusätzlich starke Erschöpfungszustände ohne körperliche Belastung. 2009 bestand auch eine starke berufliche und familiäre Belastungssituation. Borreliose-Gesellschaft 3-17 Dr. Hopf-Seidel

Anamnese von Herrn A.D., geb. 1961 • Ab November 2013 zunehmende psychische Veränderung mit trauriger Verstimmtheit und sozialen Rückzugstendenzen. • Zusätzlich ausgeprägte Vergesslichkeit, Sprachverarmung und seit 2015 auch Sprachproduktionsstörungen sowie Orientierungsstörungen (zeitlich, örtlich und zuletzt auch zu Person und Situation) • Körperpflege seit 2015 nur noch mit Anleitung möglich, seitdem besteht auch eine Betreuung. Borreliose-Gesellschaft 3-17 Dr. Hopf-Seidel

Neurologischer Befund bei der Erstuntersuchung am 6.12.2016 • 55-jähriger normalgewichtiger, sportlicher Mann • Neurologisch auffällig sind: eine pathol. Pupillenreaktion (ondulierende Mydriasis bds. bei direktem Lichteinfall wie häufig bei chronischer Borreliose), feinschlägiger Tremor beider Hände, Hyperpathie der rechten Gesichtshälfte (V,2 re), erstmals dokumentiert 2/13 zusammen mit einer leichten mimischen Facialisparese rechts Borreliose-Gesellschaft 3-17 Dr. Hopf-Seidel

Psychischer Befund bei der Erstuntersuchung am 6.12.2016 Herr A.D. ist zu drei Qualitäten (Zeit, Ort und Situation) desorientiert, die Stimmung ist freundlich zugewandt, aber inadäquat gehoben, fast läppisch. Er ist nicht in der Lage, Aufforderungen umzusetzen, seine Auffassungsgabe ist deutlich beeinträchtigt. Die Sprache ist verarmt, häufige Floskeln und Wiederholungen einfacher Sätze dominieren die Kommunikation. Er ist motorisch sehr unruhig und möchte ständig umherlaufen, aufstehen oder den Raum verlassen, was die körperliche Untersuchung deutlich erschwert. Außerdem lassen sich apraktische Störungen beobachten. Borreliose-Gesellschaft 3-17 Dr. Hopf-Seidel

NMR- und EEG-Vorbefunde • 2013 zeigen sich im Schädel-NMR mit Kontrastmittel kleinfleckige (< 0,4 cm) Signalalterationen im frontalen Marklager beidseits, die 10/09 noch nicht nachweisbar waren. • Erstmals 5/16 und erneut 10/16 auffälliges EEG mit mittelschwerer Allgemeinveränderung ohne Herdbefund, aber mit erhöhter cerebraler Anfallsbereitschaft (generalisierte Spike-WavePotentiale). Klinisch wurden seit 8/14 fünf komplex-partielle Aufwachanfälle beobachtet. Borreliose-Gesellschaft 3-17 Dr. Hopf-Seidel

NMR und PET/CT-Vorbefunde • 3/16 zeigen sich im NMR Schädel nativ wie schon 8/14 und 5/15 eine diskrete fleckförmige periventrikuläre Leucencephalopathie sowie eine Erweiterung der inneren und äußeren Liquorräume (generalisierte Hirnvolumenminderung). • Das zerebrale FDG-PET/CT von 3/16 zeigt ein deutlich verringertes Tracer-Uptake im posterioren Cingulum bds. sowie parieto-temporal bds. passend zu einer Demenz vom Alzheimer-Typ. Borreliose-Gesellschaft 3-17 Dr. Hopf-Seidel

Arztbriefe Uni-Klinik 1 vom 19.6.2015: Diagnosen: Dysexekutives Syndrom bei V.a. posttraumatische Belastungsstörung und rezidiv. depressive Störung, V.a. dissoziative Anfälle Fachklinik 2 vom 9.6.2016: Diagnosen: Alzheimer-Demenz, V.a. symptomatische Epilepsie mit generalisierten Anfällen Borreliose-Gesellschaft 3-17 Dr. Hopf-Seidel

Laborbefunde 5/2016 Liquor: EW 80,3 mg/dl (-50), Albumin 63,7 mg/dl (-35), Albuminquotient 15,5 (Altersgrenzwert 8), IgG 5,5 (-4,0) Lymphocyten 52% (70-75), Monocyten 48% (-30), TauProtein 629 pg/ml (