Naturschutz und Botanik in Bayern - eine Situationsanalyse -

Naturschutz und Botanik in Bayern - eine Situationsanalyse Matthias Berg Regierung von Unterfranken Matthias Berg Regierung von Unterfranken Inhalt ...
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Naturschutz und Botanik in Bayern - eine Situationsanalyse Matthias Berg Regierung von Unterfranken Matthias Berg Regierung von Unterfranken

Inhalt • Bayerische Biodiversitätsstrategie • Organisationsstruktur des behördlichen Naturschutzes in Bayern • Natura 2000 (FFH, SPA) • internationale Verantwortung • Artenhilfsprogramme • Floristische Kartierung Bayern • Botanischer Informationsknoten Bayern (BIB) • Rote Listen • ASK, Biotopkartierung, ABSP • Autochthones Saat- und Pflanzgut • diverse botanische Aktivitäten • weitere Themen Matthias Berg Regierung von Unterfranken

Bayerische Biodiversitätsstrategie Von der Bayerischen Staatsregierung am 01.04.2008 beschlossen. Vier zentrale Ziele: • Arten- und Sortenvielfalt zu sichern • Vielfalt der Lebensräume zu erhalten • Wanderbarrieren durchgängig zu machen • Umweltwissen zu vermitteln und zu vertiefen

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Bayerische Biodiversitätsstrategie Für den botanischen Naturschutz bedeutende Ziele bis 2020: • verstärkte taxonomische bzw. ökologische Forschung und Wissensvermittlung • Stopp des Rückgangs von gefährdeten Lebensraumtypen • gefährdete Arten, für die Bayern eine besondere Erhaltungsverantwortung trägt, sollen überlebensfähige Populationen erreichen • für mehr als 50 % der Rote Liste-Arten soll sich die Gefährdungssituation um wenigstens eine Stufe verbessert haben Beispiel Gefäßpflanzen: • 2.727 einheimische Sippen; • davon 1.170 gefährdete Sippen (42,9 %); • Biodiversitätsziel: 585 Sippen sollen im Jahr 2020 weniger gefährdet sein als 2008 Matthias Berg Regierung von Unterfranken

Organisationsstruktur des behördlichen Naturschutzes in Bayern

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Natura 2000 Vogelschutz-Richtlinie (= VS-RL) vom 2. April 1979

Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (= FFH-RL) vom 21. Mai 1992

Netz NATURA 2000

Vogelschutz(SPA-) Gebiete

FFHGebiete

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Lebensraumtypen und Arten der FFH- und Vogelschutz-Richtlinie in Bayern: • von rund 250 Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie kommen 58 in Bayern vor • von rund 182 Vogelarten der Vogelschutz-Richtlinie kommen 81 in Bayern vor • von rund 400 Tierarten der FFH-Richtlinie (Anhang II) kommen 51 in Bayern vor • von rund 360 Gefäßpflanzen- und Moosarten der FFHRichtlinie (Anhang II) kommen 18 in Bayern vor (Vergleich Gefäßpflanzenflora Bayerns: 2.727 Sippen) Matthias Berg Regierung von Unterfranken

FFH-Pflanzenarten in Unterfranken (Anhang II) • Bromus grossus (Dicke Trespe) • Cypripedium calceolus (Frauenschuh) • Jurinea cyanoides (Silberscharte) • Trichomanes speciosum (Prächtiger Dünnfarn) • Buxbaumia viridis (Grünes Koboldmoos) • Dicranum viride (Grünes Besenmoos) • Drepanocladus vernicosus (Firnisglänzendes Besenmoos)

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Welche Lebensräume werden nach FFH geschützt? (Beispiele) • • • • •

ja Dünen mit Silbergras Fließgewässer mit flutender Vegetation artenreiche Wiesen des Arrhenatherion kalkreiche Niedermoore Auwälder einschließlich Galeriegehölze

nein • diverse Sandrasentypen • Fließgewässer ohne flutende Vegetation • artenreiche Wiesen des Calthion • saure Niedermoore • Bruchwälder • Äcker und Ruderalfluren

• 70 % der gefährdeten Pflanzengesellschaften Deutschlands

• 30 % der gefährdeten Pflanzengesellschaften Deutschlands

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Anteil der international bedeutsamen Sippen an der Gefäßpflanzenflora Bayerns Gesamtheit der einheimischen Gefäßpflanzensippen (2.727) in Bayern

286 (10,5 %) Mindestzahl

2441 (89,5 %)

besondere internationale Schutzrelevanz geringere internationale Schutzrelevanz Matthias Berg Regierung von Unterfranken

Anteil der FFH-Anhang-II-Gefäßpflanzen Bayerns an den 286 Sippen mit internationaler Bedeutung FFHAnhang II 9 (3% )

Nicht-FFHAnhang II 277 (97%)

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Beispiele international bedeutsamer Gefäßpflanzen in Unterfranken internationale Verantwortung Deutschlands sehr groß • • • • • • •

Crepis mollis (Weichhaariger Pippau) Festuca duvalii (Duvals Schafschwingel) Gagea spathacea (Scheiden-Gelbstern) Hieracium kalmutinum (Kalmut-Habichtskraut) Linum leonii (Lothringer Lein) Scabiosa canescens (Graue Skabiose) Sorbus herbipolitana (Würzburger Mehlbeere)

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Weiterer besonderer Handlungsbedarf (nach RL Bayern) • Kategorie 1: 168 Sippen • Kategorie 2: 351 Sippen

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Artenhilfsprogramme für Pflanzen (Beispiele) • Artenhilfsprogramm für endemische und stark bedrohte Gefäßpflanzenarten Bayerns (Koordination LfU): Umsetzung von Maßnahmen (1991- 2003) für ca. 130 Sippen

• Artenhilfsprogramme der höheren Naturschutzbehörden: Beispiel Niederbayern und Oberpfalz: 800 – 1000 Wuchsorte pro Regierungsbezirk in Betreuung Beispiel Niederbayern: Florenstützgerüst

• Artenhilfsprogramme der Naturschutzverbände: vorwiegend Einzelprojekte

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Floristische Kartierung Bayerns (Koordination Zentralstelle Regensburg) • Gefäßpflanzen und Kryptogamen • Finanzierung durch StMUGV, Koordination durch LfU • Ziele: - Sammlung, Prüfung, Auswertung und Bereitstellung floristischer Daten für Naturschutz und Wissenschaft - Anregung floristischer Kartierungen - Vorgabe von Standards - Hilfestellungen - Datentransfer mit der Artenschutzkartierung des LfU - Erstellung von Verbreitungskarten (Internet) • Aufbau und Betreuung des Internetportals „Botanischer Informationsknoten Bayern“ (BIB) Stand: Reduktion der Kapazitäten an der Zentralstelle in jüngster Vergangenheit; dennoch gute Fortschritte bei den Kryptogamen; sehr aktive Regionalprojekte bei den Gefäßpflanzen Matthias Berg Regierung von Unterfranken

Botanischer Informationsknoten Bayern

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Botanischer Informationsknoten Bayern

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Flora von Bayern Flora von Bayern 1914

Flora von Bayern 2014 ?

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Rote Listen gefährdeter Gefäßpflanzen • Bund: Neufassung der Roten Liste Deutschlands in Bearbeitung • Bayern: Neufassung 2003 mit regionalisierter Florenliste; Publikation neuerer Erkenntnisse über Internet (BIB) geplant • Regierungsbezirke: vorliegend: Mittelfranken (1995), Niederbayern (2001), Oberfranken (1998), Schwaben (1984), Unterfranken (2002) fehlend: Oberbayern, Oberpfalz • lokale Ebene: z.B. Augsburg (1985)

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Regionalisierte Florenliste Bayerns mit Gefährdungseinstufungen

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Rote Listen für Kryptogamen • Bund: Neufassung der Roten Liste Deutschlands in Bearbeitung (Moose, Flechten, Pilze) • Bayern: vorliegend: Moose (1996), Pilze (1992) Neufassungen in Bearbeitung: Moose (2009), Flechten (2010), Großpilze (Checkliste 2008; RL 2009), Characeen (Verbreitungskarten in Bearbeitung) • Regierungsbezirke: Unterfranken: Moose (2002) • lokale Ebene: keine Matthias Berg Regierung von Unterfranken

Rote Listen der Pflanzengesellschaften • Bund: Verzeichnis und Rote Liste der Pflanzengesellschaften Deutschlands (2000) • Bayern: Vorläufige Rote Liste (1991 - 1992) • Regierungsbezirke Bayerns: keine • Rote Liste der Biotoptypen Deutschlands: 1. Fassung (1994) 2. Fassung (2006) • in der Praxis in Bayern: kaum Anwendung dieser Roten Listen; Anwendung Art. 13d BayNatSchG (allerdings naturschutzfachlich wertvolle Vegetationstypen nicht berücksichtigt)

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Artenschutzkartierung (ASK) landesweites, biogeografisches Datenbanksystem der bayerischen Naturschutzverwaltung (seit 1980)

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Artenschutzkartierung (ASK) • landesweites, biogeografisches Datenbanksystem der bayerischen Naturschutzverwaltung (seit 1980) am Landesamt für Umwelt • Bereithaltung von faunistischen und floristischen Daten für die Naturschutzpraxis • Auswertung von Literatur- und Sammeldaten, Ergebnisse von Kartierungen • Datenbestand: ca. 1.8 Mio. Artnachweise von ca. 200.000 Fundorten • PC-ASK statt „Gelbe Bögen“

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Biotopkartierung und Naturschutzfachkartierung • Biotopkartierung: vielfältige Grundlage für die Naturschutzarbeit • Aktualisierung der Flachland-Biotopkartierung: vorrangig 13d-Biotope und FFH-Lebensraumtypen • Schwächen hinsichtlich Floristik: kritische Gruppen, fehlende Belege, Abhängigkeit vom Kartierzeitpunkt, Ausklammern der Wälder und von Nicht-13d/FFHBiotopen • Alpen-Biotopkartierung: differenziertere floristische Erfassung • Fachkartierung: seit 2003 werden alle im Vorfeld der ABSP-Bearbeitung erforderlichen Kartierungen (Flachland-Biotopkartierung, Arten-Erhebungen) gebündelt und als Gesamtpaket erarbeitet

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Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) • Fachkonzept für den Naturschutz und die Landschaftspflege, das seit 1985 auf Ebene der Landkreise und seit 1990 auch für kreisfreie Städte erstellt wird (Text- und Kartenband) • seit 1997 liegt für alle bayerischen Landkreise ein ABSPBand vor • seitdem jährliche Aktualisierung mehrerer Landkreisbände • Kapitel 2: vorliegendes Wissen zu Pflanzen- und Tierarten; Liste landkreisbedeutsamer Arten; Ziele und Maßnahmen für Arten • Grundlage der ABSP-Erstellung: Fachkartierung mit Biotopkartierung und Artenkartierungen Matthias Berg Regierung von Unterfranken

Autochthones Saat- und Pflanzgut • Interministerielle Arbeitsgruppe „Autochthone Gehölze“ • Faltblatt „Autochthone Gehölze“ • Interministerielle Arbeitsgruppe „Autochthones Saatgut“ • Veröffentlichung der Ergebnisse zum autochthonen Saatgut auf der Homepage des Bayer. Umweltministeriums • Aufbau regionaler Saatgutmischungen auf Ebene von Naturräumen durch Saatgutproduzenten (kleinere Regionen als bundesweit)

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Naturschutzverbände, Botanische Gesellschaften, Kartiergruppen und Einzelkartierer • vielfältige Aktivitäten

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Weitere Themen • • • •

Botanische Gärten Neophyten Naturschutzforschung Klimawandel – Konsequenzen für Flora und Vegetation • Schutzgebiete (NSG, LB, ND) • Globale Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

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Naturschutzförderprogramme in Bayern Finanzmittel für Landschaftspflegemaßnahmen und für Vertragsnaturschutz zur Förderung extensiver Nutzungen • ca. 32 Mio. € pro Jahr • im Vergleich: 202 Mio. € für landwirtschaftliche Förderprogramme

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Gerade das Schöne der Blumen ist oft völlig zwecklos, doch zwecklos, das heißt nicht sinnlos. (Adolf Portmann)

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