Mit Bart und Stirnlocke

052_057_Pudelpointer 25.04.2003 11:40 Uhr UNSERE HUNDE Seite 2 Armin maxmedia1:Parey:Wild und Hund:5025_WuH_10_2003:052_057_Pudelpointer: RASSE P...
38 downloads 2 Views 996KB Size
052_057_Pudelpointer

25.04.2003

11:40 Uhr

UNSERE HUNDE

Seite 2 Armin maxmedia1:Parey:Wild und Hund:5025_WuH_10_2003:052_057_Pudelpointer:

RASSE PORTRÄT

PUDELPOINTER

Mit Bart und Stirnlocke Keine Geringeren als die Altmeister „Oberländer“ und „Hegewald“ ergriffen Ende des 19. Jahrhundert die Initiative und setzten sich mit viel Idealismus und Überzeugungskraft für eine neue Jagdhundrasse ein, den Pudelpointer.

Uwe Steinhauer

D

eutlicher kann man es nicht ausdrücken, was die Rüdemänner um Altmeister „Hegewald“ (Freiherr von Zedlitz) gegen 1880 veranlasste und bewegte, sich sehr idealistisch mit der Schaffung einer ganz neuen Jagdhundrasse zu befassen, als Carl Rehfus, besser bekannt unter dem Pseudonym „Oberländer“. Er beschreibt 1904 im Vorwort zum Band I des Pudelpointer-Stammbuchs die

52

WILD UND HUND 10/2003

hochgesteckten Ziele mit folgenden, recht kernigen Worten:

„Heute wie damals spreche ich es offen aus, dass der Pudelpointer nur dann Existenzberechtigung hat, wenn er dem deutschen Vorstehhund nicht allein gleichkommt, sondern wenn er ihn in wichtigsten Arbeitsfächern übertrifft! Und heute wie vor einem Jahrzehnt bekenne ich mich zu der Überzeugung, dass es möglich ist, durch verständnisvolle Mischung geeigne-

ten Pudel- und Pointerblutes, durch rationelle Bearbeitung der gezüchteten Hunde und Weiterzüchtung mit durchgearbeitetem Material Gebrauchshunde zu schaffen, welche hinsichtlich Dressurfähigkeit, Vielseitigkeit, Frühreife, hauptsächlich aber hinsichtlich Findigkeit beim Verlorenapportieren, Spursicherheit und Veranlagung zum Totverbellen den besten deutschen Vorstehhund übertreffen!“ 1897 hatte Oberländer bereits zur Gründung des Vereins der Pudelpointer-Züchter

25.04.2003

11:40 Uhr

aufgerufen und wurde im Vorstand zu Hegewalds erstem Stellvertreter gewählt.

Mit dem Fall des alten, feudalen Jagdrechts durch die Revolution von 1848 und der daraus entstandenen Bindung der Jagd an Grund und Boden, blühte die Niederwildjagd in Deutschland in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts auf. Das Reviersystem und niederwildfreundliche Landbewirtschaftung führten zu wachsenden Wildbeständen und -besätzen und er-

Seite 3 Armin maxmedia1:Parey:Wild und Hund:5025_WuH_10_2003:052_057_Pudelpointer:

forderten in vielen Fällen geänderte Jagdmethoden. Die Entwicklung ging weg von den großen Hetzjagden und hin zur Einzeljagd oder Jagd in kleinem Kreis. Man benötigte nicht mehr die schweren Packer und Hetzhunde, sondern den sicher verloren bringenden Vorstehhund. Auch die rasante Weiterentwicklung der Jagdwaffen hatte Auswirkungen auf das Jagdhundewesen. Flugwild wurde beispielsweise nicht mehr in Netzen gefangen, sondern vorm Hund mit der Flinte bejagt.

Diesen Anforderungen waren die damals vorhandenen deutschen Jagdgebrauchshunde nicht gewachsen. Die Folge: Man holte immer mehr Pointer und Setter aus Großbritannien und setzte sie in den heimischen Revieren ein. Zeitgleich fand ein unkontrolliertes Kreuzen von „ungeeignetem Zuchtmaterial“ statt. Solche, als Neudeutsche Jagdhunde bezeichneten Zuchtprodukte, kamen infolgedessen oft als „Pointerlinge, Feldflitzer und Blendlaternen“ in Verruf. Die aufkommende WILD UND HUND 10/2003

53

F OTOS : C HRISTINE S TEIMER

052_057_Pudelpointer

052_057_Pudelpointer

25.04.2003

11:40 Uhr

Seite 4 Armin maxmedia1:Parey:Wild und Hund:5025_WuH_10_2003:052_057_Pudelpointer:

UNSERE HUNDE

Pudelpointer werden in den Farbschlägen dunkelbraun, braun (mittelbraun/dürrlaubfarben) und schwarz gezüchtet kynologische Bewegung versuchte gegen Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts, die Rassen rein vom Exterieur her zu ordnen und durch Zuchtbestimmungen zu festigen. Der von vielen bevorzugte und angestrebte Weg zurück zum alten deutschen Vorstehhund, dem sogenannten Hühnerhund, gelang nicht. Man wollte einen Vollgebrauchshund.

Etwa zu diesem Zeitpunkt trat Hegewald mit seiner revolutionären Idee von einer völlig neuen Gebrauchshund-Rasse auf den Plan. Diese Überzeugung hatte er bereits in seinem 1881 erschienenen grundlegenden Werk niedergeschrieben. Dort heißt es unter anderem: „Der Gebrauchshund zur Jagd als fermer Vorstehhund, unbedingt zuverlässiger Apporteur und Verlorenapporteur (speziell scharf auf Raubzeug), Stöberer bei gehorsamen Appell, totverbellender Schweißhund.“ Dieser Hund sollte „feinnasig, rücksichtslos gegen sich selbst, wasserfreudig, schnell, ausdauernd, rauhaarig und von gedeckter Farbe“ sein. Vor allem aber auch „dressurfähig, leichtführig und von gutem Charakter.“ Diese Eigenschaften werden bis heute züchterisch verfolgt. 54

WILD UND HUND 10/2003

Da Hegewald die Basis der damals noch vorhandenen rauhaarigen Vorstehhunde für den Aufbau einer neuen Gebrauchshundrasse nicht ausreichend erschien, rief er 1881 zur Zucht des Pudelpointers auf. Die Zusammenführung der beiden unterschiedlichen Ursprungsrassen, die des Pointers und die des großen kraushaarigen Pudels, rief jedoch nicht überall uneingeschränkte Zustimmung hervor. Heftige Proteste wurden laut. Wie konnte man sich nur etwas davon versprechen, diese beiden grundverschiedenen Jagdhundrassen zusammenzuführen? Auf der einen Seite dieser Verbindung der Pointer: Einst und heute der Klassiker gekonnter Feldarbeit. Der elegante Engländer mit der weitreichenden, nie versagenden Nase, seinem feurigen Temperament, enormer Ausdauer und Schnelligkeit, raumgreifender Suche und bestechenden Vorstehmanieren. Und auf der anderen Seite der große kraushaarige Pudel, der bis

Der Autor mit „PPS Maya vom Centralhof“. Einem von nur 49 Pudelpointersiegern (PPS) seit 1967

ins vorige Jahrhundert hinein als vorzüglicher Jagdhund seine hohe Auffassungsgabe, Dressurfähigkeit, Spurwillen und Spurlaut, Bringfreude, Findigkeit bei der Verlo-

052_057_Pudelpointer

25.04.2003

11:40 Uhr

rensuche, Stöberpassion, Wasserfreude und Raubwildschärfe mit einbrachte. Viele der großen, kraushaarigen Pudel wurden übrigens bevorzugt von Förstern geführt. Nachdem sich bereits zufällige Gebrauchshundkreuzungen mit Pudelblut bewährt hatten, wurde 1881 allen Anfechtungen der damaligen Kynologie zum Trotz der Anfang gewagt. Der erste gezielt gezüchtete Pudelpointerwurf fiel beim Stiftsförster Walter in Wolfsdorf bei Goldberg in Oberschlesien aus der schwarzen Pudelhündin „Molly“ nach dem weißbraunen Pointer schweren Schlages „Tell“. Aus dieser Verbindung stammt „Cora vom Wolfsdorf“, die lange als das Leitbild für die Pudelpointerzucht galt.

Mit diesem Stamm züchtete man unter Zuführung von Pointerblut weiter und bereits 1892 wurden die ersten Pudelpointer nach bestandener Jagdgebrauchsprüfung (ähnlich der heutigen VGP) unter den Ziffern 6 und 7 in das „Deutsche Gebrauchshunde Stammbuch“ eingetragen. Neun Urstämme wurden zwischen 1885 und 1895 gezogen und begründeten die Zucht der Pudelpointer. Seitdem wurde der PP in Reinzucht mit gelegentlicher Zuführung von Pointerblut zur Blutauffrischung, um geno- und phänothypischen Aufspaltungen und Inzuchtdepressionen entgegenzuwirken, gezüchtet. Seit 1990 läuft im Verein Pudelpointer (VPP) erneut ein Zuchtversuch mit Pointer und Pudel (WuH 15/1991). Dieses streng überwachte Experiment hat eine Verbreiterung der Zuchtbasis zum Ziel. Der Zuchtversuch ist inzwischen bei der F3-Generation angelangt. Die Hunde unterscheiden sich hinsichtlich Exterieur und Leistung kaum noch von den Urstämmen. Der PP ist kein deutscher Vorstehhundschlag, was immer noch fälschlicherweise behauptet wird, sondern eine rauhaarige Vorstehhundrasse, die genetisch auf ihre beiden Ursprungsrassen (Pointer und Pudel) zurückgeht und völlig isoliert von den anderen Vorstehhundrassen entstanden ist. Es ist jedoch unbestritten, dass der Pudelpointer maßgeblich zur Gründung des Deutsch-Drahthaar beigetragen hat. Der Pudelpointer wird seinem Rassestandard entsprechend in den Farben einfarbig braun, dürrlaubfarben und schwarz gezüchtet. Nur kleine weiße Abzeichen sind zulässig. Rüden haben ein Stockmaß von 60 bis 68 Zentimetern, Hündinnen von 55 bis 63 Zentimetern. Das Fell soll aus geschlossenem, hartem, mittellangem

Seite 5 Armin maxmedia1:Parey:Wild und Hund:5025_WuH_10_2003:052_057_Pudelpointer:

Stockhaar mit guter Unterwolle bestehen. Das Deckhaar hat idealerweise auf dem Widerrist eine Länge von vier bis sechs Zentimetern. Der PP hat einen ausgeprägten Bart. Typisch für ihn sind die sogenannten Pudellocken als Stirnlocken. Großer züchterischer Wert wurde von Anfang an auf Spur- und Sichtlaut der Hunde gelegt, was sich auf den Verbandsprüfungen widerspiegelt. Der PP zeichnet sich durch Führer-

bezogenheit, Leichtführigkeit und hohe Auffassungsgabe aus. Seine Schärfe ist dosiert, nicht „bekloppt“. Zuchtzulassung wird bei PP nur erteilt, wenn die HD-Freiheit der Hunde nachgewiesen wurde. Laut- und Härtenachweis (HN) sind ebenfalls unabdingbar und als Prüfungen müssen VJP, HZP mit Schweiß oder VGP erfolgreich absolviert worden sein. Als Form- und Haarwert muss mini-

Die Reizangel fördert den Beutetrieb der etwa acht Wochen alten Welpen, sowie deren natürliche Bewegungsabläufe, was die körperliche Konstitution der jungen Jagdhunde stärkt

Der Züchter bei der Welpenprägung am Fuchsbalg. Etwa 200 Pudelpointer werden jedes Jahr allein in Deutschland gewölft WILD UND HUND 10/2003

55

052_057_Pudelpointer

25.04.2003

11:40 Uhr

Seite 6 Armin maxmedia1:Parey:Wild und Hund:5025_WuH_10_2003:052_057_Pudelpointer:

UNSERE HUNDE

Früh übt sich, ... dem er den Verein aus den Wirren des Zweiten Weltkrieges wieder aufgerichtet hatte und in verschiedenen Funktionen tätig war, wurde ihm zu Ehren die jährlich stattfindende Herbstzuchtprüfung benannt. Die hohen züchterischen Ansprüche, die Zuchtzulassungskriterien und letztendlich auch durch das Festhalten an dem Gebot der Reinzucht, hat sich das Erbe der beiden Ursprungsrassen bis heute in einem sehr hohen Maß erhalten und gefestigt. Der Pudelpointer findet seine Einsatzgebiete sowohl in den großen Feldjagden der Niederungen als auch in den Waldjagden unserer Mittel- und Hochgebirge.

Obwohl der PP nicht als der ausgesprochene Feldspezialist gilt, lassen seine pointerähnliche weite Suche, seine Vorstehmanieren und Nasenleistungen das englische Erbe erkennen. Zunehmend erobert der Pudelpointer auch alte Aufgabengebiete zurück. Ist er in ... wer später ein guter Totverbeller werden will mal die Note „genügend“ erzielt worden sein, Wesensmängel bedeuten Zuchtausschluss.

Der Verein Pudelpointer wurde 1987 gegründet, ist Mitglied im Jagdgebrauchshundverband (JGHV) und über den Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) in der Federation Cynologique Internationale (FCI) vertreten. Die etwa 1 000 Mitglieder sind in zehn Landesgruppen aufgeteilt, die unter einem geschäftsführenden Vorstand die Interessen des PP vertreten. Jährlich werden etwa 200 Welpen in das Zuchtbuch des Vereins Pudelpointer ein-

56

WILD UND HUND 10/2003

getragen. Jeder PP gehört ausschließlich in Jägerhand. Aufgrund der Motivation und Betreuung der Welpenkäufer durch die Züchter werden vergleichsweise viele Pudelpointern auf Verbandsprüfungen vorgestellt. Der Pudelpointer wird, abgesehen von anderen Verbandsprüfungen entsprechend seinem Erbe als Försterhund vielfach auf Verbandsschweißprüfungen (VSwP) geführt. Mit seit Jahrzehnten gleichbleibendem Zuspruch werden PPJährlinge auf der „Edgar Heyne BundesHPZ“ vorgestellt. Edgar Heyne führte von 1899 bis 1948 die Geschicke des VPP. Nach-

Kontaktadressen Weitere aktuelle Informationen über den Pudelpointer finden Sie im Internet unter www.pudelpointer.de. Die Geschäftstelle erreicht man unter: Verein Pudelpointer, Wengeberg 14, 58339 Breckerfeld, Tel. : 0 23 38/87 26 83; Per e-Mail ([email protected]) kann man das von PP-Zuchtwart Gundolf Pohl erstellte Rasseporträt als Video anfordern. Kosten betragen 18,53 Euro inklusive Verpackung und Versand.

25.04.2003

11:40 Uhr

Seite 7 Armin maxmedia1:Parey:Wild und Hund:5025_WuH_10_2003:052_057_Pudelpointer:

den Anfängen seines Bestehens vielfach von den Förstern aus Eifel und Hunsrück als der „Waldhund“ auf Nachsuchen und allen anderen Arbeiten im Wald geführt worden, so findet der PP auch heute wieder zunehmend dort seinen Einsatz. Der sehr ausgeprägte Spur- und Finderwille in Verbindung mit dem hohen Anteil an spur- und sichtlauten Hunden machen ihn zu einem verlässlichen Waldjäger. Der Diskussion um geeignete Hunde für die Stöberjagd soll an dieser Stelle nicht fortgeführt werden. Es sei nur soviel gesagt, dass der Pudelpointer bedingt durch seine Rasse-Eigenschaften in Verbindung mit Führerbezogenheit und Jagdverstand erfolgreich von Jägern auch auf diesem Gebiet geführt wird, und auch bei der Arbeit an wehrhaftem Schwarzwild seine Bestimmung findet.

Zur Wasserpassion hier ein Zitat unserer Altvorderen: „Die Wasserpassion des Pudelpointers ist sprichwörtlich. Das durchschlagende Pudelerbe hat sich seit der Gründung der Urstämme bis auf den heutigen Tag erhalten. Ein Pudelpointer mit nur mäßiger Neigung für das nasse Element verdient nicht die Rassebezeichnung Pudelpointer.“ Dem ist auch heute nichts hinzuzufügen.

Sauer 202 Jagen in neuen Dimensionen

n n w w o o D D e e k k TTaa rth. O . t Pa

Präsentation bei Ihrem AlljagdFachhändler

Verkauf nur an Berechtigte

052_057_Pudelpointer

ab

2950,-

vorerst lieferbar im Kaliber .300 Win. Mag. .375 H & H Standardkaliber ab Herbst 2003 SERVICEORIENTIERT UND LEISTUNGSSTARK

Ihre Bereits Hegewald formulierte 1881 den Anspruch an den PP: „Ein unbedingt zuverlässiger Apporteur und Verlorenapporteur...“

Fachgeschäfte und die Alljagd-Versand GmbH · Postfach 11 45 59521 Lippstadt ·Tel. (0 29 41) 97 40 70 · Fax (0 29 41) 97 40 99 info@ alljagd.de · www.alljagd.de